Nach einer Analyse des PEN-Zentrum Darmstadt werden Literarische Kindersendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk immer weiter zurückgedrängt. Beim sehr erfolgreichen Ohrenbär, vom RBB produziert und bisher vom NDR und WDR übernommen, ist der WDR ausgeschieden. Jetzt will auch noch der NDR folgen, der außerdem sein erfolgreiches Kinderprogramm Mikado einstellen möchte. Der saarländische Rundfunk hatte früher eine vergleichbare Kindersendung mit kleinen Erzählungen, sie gibt es schon lange nicht mehr. Diese Reihe ließe sich leider fortsetzen.
Das PEN-Zentrum Deutschland bedauert diese Entwicklung außerordentlich. Durch narrative Sendungen im Funk wird bei den jungen Hörern ästhetisches Empfinden geschult, sie werden mit aktuellen Stoffen vertraut gemacht, entwickeln Empathie und lernen vor allem zuzuhören. Eine Eigenschaft, die gerade für eine demokratische Gesellschaft unverzichtbar ist. Die Lesekompetenz, nicht zuletzt die Leselust, sind bei den Kindern in den letzten Jahren deutlich gesunken. Phantasievolle Geschichten im Radio wirken diesem Abwärtstrend entgegen.
Das deutsche PEN-Zentrum wendet sich insgesamt gegen den Abbau der literarischen Anteile in Hörfunk- und Fernsehprogrammen, also auch im Kinder- und Jugendbereich. Die ausschließliche Verlagerung ins Digitale, in die Audiotheken und ins Netz ist keine akzeptable Lösung. Hörfunk ist in erster Linie Funk und nicht Podcast. Wir fordern das Gegenteil der derzeitigen Politik: Den Ausbau der Literatursendungen – auch für Kinder und Jugendliche. Alle Sender sind gefordert, insbesondere der NDR und der WDR. Der Ohrenbär muss unbedingt in der bewährten Weise unter Führung des RBB fortgesetzt werden!
Der Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels hat den indischen Wirtschaftswissenschaftler, Philosophen und Nobelpreisträger Amartya Sen zum diesjährigen Träger des Friedenspreises gewählt. Das gab heute Karin Schmidt-Friderichs bekannt, die als Vorsteherin des Börsenvereins zugleich Vorsitzende des Stiftungsrats ist.
In der Begründung des Stiftungsrats heißt es: „Wir ehren mit Amartya Sen einen Philosophen, der sich als Vordenker seit Jahrzehnten mit Fragen der globalen Gerechtigkeit auseinandersetzt und dessen Arbeiten zur Bekämpfung sozialer Ungleichheit in Bezug auf Bildung und Gesundheit heute so relevant sind wie nie zuvor. Gesellschaftlichen Wohlstand nicht allein am Wirtschaftswachstum zu messen, sondern immer auch an den Entwicklungsmöglichkeiten gerade für die Schwächsten, gehört dabei zu seinen wichtigsten Forderungen. Amartya Sen hebt Solidarität und Verhandlungsbereitschaft als essentielle demokratische Tugenden hervor und beweist, dass Kulturen keine Quelle des Streits um Identitäten sein müssen. In eindringlichen Darstellungen zeigt er, wie Armut, Hunger und Krankheit mit fehlenden freiheitlichen Strukturen zusammenhängen. Mit dem ,Human Development Index‘, dem ,Capabilities Approach‘ und den ,Missing Women‘ hat er früh Konzepte vorgelegt, die bis heute hohe Maßstäbe für die Ermöglichung, Gewährleistung und Bewertung gleicher Chancen und menschenwürdiger Lebensbedingungen setzen. Sein inspirierendes Werk ist Aufruf dazu, eine Kultur politischer Entscheidungen zu fördern, die von der Verantwortung für andere getragen ist und niemandem das Recht auf Mitsprache und Selbstbestimmung verwehrt.“
Amartya Kumar Sen wurde am 3. November 1933 in Shantiniketan in Indien geboren. Geprägt wurde sein Aufwachsen durch die Unabhängigkeitsbewegungen in Indien während der 1940er Jahre und die Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Moslems, die ebenfalls in dieser Zeit stattfanden, sowie von der großen Hungersnot in Bengalen 1943.
Nach einem Studium der Wirtschaftswissenschaften am Presidency College in Kalkutta, wurde er 1959 am Trinity College in Cambridge/England promoviert und widmete sich gleichzeitig dem Studium der Philosophie, was sich in einer Vielzahl seiner späteren Arbeiten niederschlägt: Problemstellungen der ökonomischen Theorie treffen auf Moralphilosophie und Ethik. Seit den 1960er Jahren lehrte Amartya Sen an zahlreichen Hochschulen, hierunter Delhi, Stanford, Berkeley, Oxford und Cambridge. Seit 2004 ist er als Professor an der Harvard Universität tätig.
Einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde Amartya Sen zunächst durch die Weiterentwicklung der Sozialwahltheorie und seine Analysen der Vereinbarkeit von grundlegenden gesellschaftlichen Entscheidungen und individuellen Rechten. Darüber hinaus setzt sich der Wirtschaftsphilosoph, zu dessen Forschungsthemen auch Public Health und Gender Studies gehören, unermüdlich für Demokratie, Freiheit und globale Gerechtigkeit ein. Er geht davon aus, dass sich die Qualität einer Wirtschaftsordnung weniger am Wachstum bemessen sollte, sondern diese vor allem von den Entwicklungsmöglichkeiten der Menschen abhängt sowie von ihrer Freiheit, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Mit seinem vielfältigen wissenschaftlichen Werk leistet er bedeutende Beiträge unter anderem zur Wohlfahrtsökonomie, Sozialwahltheorie, Entscheidungstheorie, zur Analyse von Hunger und Armut sowie zur Entwicklungsökonomie.
Für sein einflussreiches Wirken und seine in über 30 Sprachen übersetzten Bücher erhielt der Wirtschaftsphilosoph zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1998 den Nobelpreis für Wirtschaft, sowie über 100 Ehrendoktortitel. Er lebt in Cambridge (Massachusetts) und ist seit 1991 mit der britischen Wirtschaftshistorikerin Emma Georgina Rothschild-Sen verheiratet, die ebenfalls an der Harvard University lehrt. Er ist Vater von vier Kindern.
Dem Stiftungsrat gehören Klaus Brinkbäumer, Prof. Dr. Raphael Gross, Dr. Moritz Helmstaedter, Dr. Nadja Kneissler, Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel, Felicitas von Lovenberg, Prof. Dr. Ethel Matala de Mazza, Bascha Mika sowie Karin Schmidt-Friderichs an.
Die Verleihung des Friedenspreises findet am Sonntag, 18. Oktober 2020, unter den zu diesem Zeitpunkt geltenden Gesundheitsbestimmungen in der Frankfurter Paulskirche statt und wird live im Fernsehen übertragen. Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert.
Ziel des Online-Charity-Kultur-Festivals „Wi für Kultur“ ist die Unterstützung der Wiesbadener Kulturszene. Hierzu zeigt Palast Promotion als Organisator in Kooperation mit dem Referat für Wirtschaft und Beschäftigung bei verschiedenen Online-Veranstaltungen die regionale künstlerische Vielfalt in einem Live-Stream und hofft auf breite Resonanz und Unterstützung.
Immer mehr freischaffende Künstler sind aufgrund der Corona Krise auf Sozialleistungen angewiesen. Mit der Aktion und den Spenden der Zuschauer und Sponsoren soll zur Erhaltung der kulturellen Vielfalt in Wiesbaden beigetragen werden. Die erste Veranstaltung findet am Samstag, 4. Juli, ab 19.15 Uhr statt. Live-Auftritte regionaler Künstler wechseln sich ab mit Interviews und Video-Beiträgen. Die Akteure können ihr Schaffen zeigen und gleichzeitig auf ihre Situation aufmerksam machen.
Die Schirmherrschaft hat Bürgermeister und Wirtschaftsdezernent Dr. Oliver Franz übernommen. „Dies habe ich gerne getan, denn die vielen Solo-Selbstständigen und Kleinstunternehmen wie auch Freiberufler sind unverschuldet in eine schwierige wirtschaftliche Lage geraten. Ich sehe es als einen Wirtschaftsförderungsbeitrag an, hier zu unterstützen.“ Franz selbst, wie auch das Referat für Wirtschaft und Beschäftigung aus seinem Dezernat, unterstützen bei der Akquise von Unternehmen, die als Sponsor auftreten oder aber für die weiteren geplanten Veranstaltungen Räume bereitstellen. „Den Wiesbadener Unternehmen wird angeboten, Teil dieser Veranstaltung zu werden und für eine positive Sichtbarkeit der Stadtkultur einzustehen“, so Dr. Franz zu den Vorteilen für die Unternehmen. Die Einnahmen aus dem Event werden über die gemeinnützige Gesellschaft „Ich geh ein Stück mit Dir“ an die von der Corona Krise betroffenen Künstler auf Antrag verteilt.
Der Live-Stream der Auftaktveranstaltung kann am 4. Juli über www.wifuerkultur.de verfolgt werden. Eine Vor-Ort-Teilnahme ist nicht vorgesehen. Während des Abends können die Zuschauer über einen Spenden-Button per PayPal die Aktion unterstützen.
Spendenkönnen außerdem überwiesen werden an die Nassauische Sparkasse IBAN DE37 5105 0015 0107 0975 94, BIC NASSDE55XXX oder die Wiesbadener Volksbank IBAN DE40 5109 0000 0001 4541 02, BIC WIBADE5WXXX, Empfänger „Ich geh ein Stück mit Dir gGmbH“.
Der Inhalt der Livestreams wird eine ausgewogene Mischung sein von Live-Stream-Auftritten regionaler Künstler (Bands, Musiker, Rock, Pop, Klassik, Tanz, Ballet, darstellende Kunst) sowie von Interviews mit Kulturschaffenden und Persönlichkeiten der Stadtgesellchaft. Zu erleben sein werden unter anderem:
Musik: Mallet (Rockband), thiel (Singer Songwriter), Dunja Koppenhöfer (La Diva), Alexander von Wangenheim (Boogie Baron), Mitglieder des Hessischen Staatsorchesters und weitere;
Tanz: Dance Academy Wiesbaden und weitere;
Performance: Negah Amiri (Comedian) und weitere;
Bildende Kunst: Mireille Jautz (Malerin) und weitere;
Literatur: Alexander Pfeiffer (Krimiautor) und weitere;
Film: Andrea Wink (exground Festivalmacherin) und weitere;
Schauspiel: Barbara Haker (Ensemble Freies Theater Wiesbaden).
Das Referat für Wirtschaft und Beschäftigung ist unter Telefon (0611) 313131 (Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr) und per E-Mail an wirtschaftundbeschaeftigung@wiesbaden.de zu erreichen.
Antragstellung für In Not geratene Künstler
„Coronabedingt“ In Not geratene Künstler, die Mitglied in der Künstler-Sozialkasse (KSK) sind, können Förderanträge stellen über die Gemeinnützige Spenden-Sammel-GmbH „Ich geh ein Stück mir dir“ bzw. beim Referat für Wirtschaft und Beschäftigung (0611) 313131 (Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr) und per E-Mail an wirtschaftundbeschaeftigung@wiesbaden.de.
Wiesbaden. Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn hat gestern die Juryentscheidung für den Hessischen Verlagspreis bekannt gegeben: Der mit 15.000 Euro dotierte Hauptpreis geht an den Verlag Vittorio Klostermann. Den Sonderpreis in Höhe von 5.000 Euro bekommt der gutleut verlag. Der Verlagspreis wird seit 2018 gemeinsam mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels ausgelobt.
„In diesem Jahr zeichnen wir zwei Verlage aus, die ihr Publikum auf unterschiedliche Weise begeistern“, so Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Der Verlag Vittorio Klostermann steht für ein hervorragendes geisteswissenschaftliches Programm und ist mit neun Jahrzehnten Verlagsgeschichte eine Institution. Der gutleut verlag macht aus Büchern kleine Kunstwerke, die schon Freude bereiten, wenn man sie nur im Regal sieht, und natürlich noch mehr, wenn man sie aufschlägt. Ich gratuliere den beiden Preisträgern herzlich zu ihrem Erfolg. Gleichzeitig ist klar, dass vor allem in dieser Zeit alle hessischen Verlage unsere Aufmerksamkeit verdienen. Vielen von ihnen leiden in der Pandemie unter Umsatzeinbußen, die meisten Literaturfestivals und Lesereisen sind abgesagt, zögerlicher Kauf in den Buchläden vor Ort wirkt sich auch auf die Verlage aus. Umso mehr freue ich mich, dass die Frankfurter Buchmesse 2020 stattfinden wird – das ist ein wichtiges Signal für unsere Verlage.“
Barbara Jost, Vorsitzende des Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland des Börsenvereins, ergänzt: „Es freut mich sehr, bereits zum dritten Mal den Preisträger und Preisträgerinnen gratulieren zu dürfen. Die Jury hat wieder hervorragende Arbeit geleistet. In diesem Jahr bekommen ein traditionsreicher geisteswissenschaftlicher Verlag und ein Verlag, der sich durch innovative Lyrik-Bücher auszeichnet, den Hessischen Verlagspreis. Das zeigt, wie breit der Preis die Verlagslandschaft fördert. Beide Verlage sind auch stark gesellschaftlich engagiert. Verlegen kommt von ,Vorlegen‘ und in diesem Sinne hat Vittorio Klostermann gehandelt, als er 1948 eine Ausfallbürgschaft für die Frankfurter Buchmesse geleistet hat. Die aktuelle Krise zeigt, dass die Buchbranche immer wieder auf engagierte Verlegerinnen und Verleger zählen kann; die Solidarität in der Branche ist groß. Der Gutleut Verlag macht es sich zur Aufgabe, bildenden Künstlern und Lyrikern eine Plattform zu bieten. Dabei beeindrucken die einzelnen Bücher durch ihre Bild-Text-Konzepte. Beide Verlage bereichern das kulturelle Leben nicht nur in Hessen.“
Laut Jury erhält der Frankfurter Vittorio Klostermann Verlag den Hessischen Verlagspreis für sein geisteswissenschaftliches Programm, das seit Jahrzehnten aufgebaut wird. Der Schwerpunkt der Veröffentlichungen liegt auf der Philosophie, daneben erscheinen grundlegende Werke zur Literatur-, Rechts-, Kultur- und Geschichtswissenschaft. Mit Sondereditionen wie der Weißen Reihe für vorwiegend Dissertationen und der Roten Reihe mit künftigen Klassikern der Philosophie und verwandter Gebiete wendet sich der Verlag besonders an ein studentisches Publikum. Immer wieder sorgen Bücher aus dem Verlag für intensive und gelegentlich auch kontroverse Diskussionen in der Wissenschaft und den Feuilletons.
Die Wurzeln des Frankfurter gutleut verlags liegen im Bereich der Bildenden Kunst. In zahlreichen Reihen mit über 100 Publikationen – die meisten davon Lyrikbände – beweist der Verlag Liebe zur Sprache und zum Produkt „Buch“, lobte die Jury: Die Bücher sind in ihrer Gestaltung kleine Kunstwerke und bieten sowohl etablierten Autorinnen und Autoren als auch Newcomern ein Zuhause.
Hintergrund „Hessischer Verlagspreis“:
Der Verlagspreis ist Teil einer Initiative zur Verlagsförderung des Landes Hessen und des Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. Er verfolgt das Ziel, die kulturelle Vielfalt der Verlage in Hessen zu würdigen, sie zu unterstützen und zu erhalten. Außerdem sollen mit ihm die Verbreitung und der Vertrieb von Büchern gefördert und die komplexe und herausfordernde Verlagsarbeit in einer anspruchsvollen Phase sämtlicher Digitalisierungsaktivitäten in den Mittelpunkt gestellt werden.
Bewerben können sich alle unabhängigen Verlage mit Firmensitz in Hessen, deren jährlicher Umsatz unter zwei Millionen Euro liegt. Die Ausschreibung richtete sich an alle Verlagssparten (Belletristik, Lyrik & Sachbuch, Fachbuch & Wissenschaft sowie Kunst- & Regionalbuch). Verlagsstrategie und das Gesamtprogramm, nicht einzelne Bucherfolge oder bekannte Autoren, hatte die Jury zu bewerten. Der Jury gehörten an: Florian Balke (FAZ), Katharina Hesse (Stiftung Buchkunst), Björn Jager, (Hessisches Literaturforum), Jutta Leimbert (Buchhandlung Vaternahm, Wiesbaden), Hans Sarkowicz (Hessischer Rundfunk), Ute Schwens (Deutsche Nationalbibliothek), Aljoscha Walser (Berater für die Medienindustrie und ihre Dienstleister).
Zwar verzichtet das Zentrum für Baukultur coronabedingt noch bis Ende August 2020 auf größere öffentliche Veranstaltungen und verzichtet dementsprechend auch auf eine Vernissage zur aktuellen Ausstellung „Deutscher Landschaftsarchitektur-Preis 2019″. Dennoch kann die Sonderausstellung vom 17. Juni bis 3. Juli 2020 unter Einhaltung der entsprechenden besonderen Hygiene-Vorschriften besichtig werden, und zwar jeweils von Mittwoch bis Freitag (14 bis 18 Uhr) im Zentrum Baukultur, Rheinstraße 55, 55116 Mainz.
Urbanes Wachstum, bauliche Verdichtung, Veränderungen des Klimas und vielfältige Nutzungsinteressen erzeugen besonders im städtischen Raum Anpassungsdruck und Konflikte. Gebäude und Infrastrukturen werden diesen Bedingungen angepasst. Sogenannte „Grüne Infrastrukturen“ sind neue Systeme, für deren Entwicklung und Realisierung die technischen und die ökologischen Aspekte unter ästhetischen und sozialen Gesichtspunkten gleichermaßen neu gedacht werden müssen. Der Landschaftsarchitektur kommt hierbei eine herausragende Bedeutung zu – sowohl für Nutzung und Gestaltung als auch für die Gesundheit und das soziale Wohlbefinden. Der BDLA (Bund Deutscher Landschaftsarchitekten) zeichnete beispielhafte Projekte „Grüner Infrastruktur“ aus.
Das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt meldet, dass ab Montag, dem 15. Juni 2020, Familien und Kleingruppen wieder Führungen buchen und Streifzüge durchs Museum erleben können. Im kleinen Kreis von bis zu sechs beziehungsweise acht Personen erkunden die Teilnehmer*innen Dinos, Mammuts, Wale oder das eigene Lieblingsexponat auf besondere Art und Weise. Angeboten werden zwei Formate, bei denen bestimmt keine individuellen Wünsche und Fragen offenbleiben. Die Führung „Streifzug durch das Museum“ kann individuell für Termine unter der Woche per E-Mail gebucht werde. Wer die Ausstellungsstücke einmal nachts nach Museumsschluss entdecken möchte, hat mit der Führung „Sommernacht im Senckenberg“ immer freitags abends zu festen Terminen und Zeiten hierzu Gelegenheit. Alle Abend-Termine sind im Kalender auf der Museums-Homepage ersichtlich und können per E-Mail gebucht werden. Besucher*innen, die das Museum auf eigene Faust an Wochenenden und Feiertagen erkunden möchten, sind gebeten sich über den Homepage-Kalender vorab anzumelden. Dadurch sichern sich Besucher*innen trotz begrenzter Kapazitäten ihren Einlass.
(https://museumfrankfurt.senckenberg.de/de/kalender/)
Selbstverständlich finden alle Führungen unter Einhaltung der auch sonst im Museum geltenden Hygiene- & Abstandshinweise statt.
„Streifzug durch das Museum“
Führung für Familien und Kleingruppen während der Öffnungszeit
(Montag bis Freitag, keine Termine am Wochenende oder an Feiertagen)
Bei den geführten Streifzügen durch das Museum erfahren Kinder und Erwachsene wissenswerte, unterhaltsame, lustige und vielleicht auch überraschende Geschichten, Anekdoten und Hintergründe zu ausgewählten Exponaten. Wie entsteht ein Fossil und wie fühlen sich echte Dino-Knochen an? Warum erstickt die Anakonda nicht, wenn sie ein Wasserschwein am Stück verschlingt? Bei dieser Führung gibt es Außergewöhnliches für Groß und Klein zu entdecken. Gerne gehen unsere Museums-Guides auf individuelle Fragen und Wünsche ein.
Dauer: 50 min; Kosten: 30,- € zzgl. Eintritt, maximale Gruppengröße: 6 Personen.
Termine auf Anfrage, Mo-Fr während der Öffnungszeit, Start immer zur vollen Stunde möglich.
Terminwünsche und Rückfragen unter Angabe einer Rückrufnummer an bildung@senckenberg.de .
„Sommernacht im Senckenberg“
Führung für Familien und Kleingruppen nach der Öffnungszeit
Wer schon immer einmal nachts das Museum erkunden wollte, hat jetzt Gelegenheit dazu. Besucher*innen verbringen bei dieser Führung eine „Sommernacht-Stunde“ im Senckenberg nach Museumsschluss. Bei einer spannenden Tour durch die dunklen Ausstellungshallen und -räume begegnen sie gemeinsam mit einem Museums-Guide den Giganten der Urzeit, Walen und Elefanten, seltenen Vögeln und ausgestorbenen oder bedrohten Säugetieren. Taschenlampe nicht vergessen!
Dauer: 50 min; Kosten: 65,- € (pauschal für 1-4 Personen), jede weitere Person 15,-€, maximale Gruppengröße: 8 Personen.
Freitags jeweils um 19:00 Uhr, 20:15 Uhr und 21:30 Uhr. Anmeldung erforderlich.
Alle Termine im Kalender auf unserer Homepage unter: https://museumfrankfurt.senckenberg.de/de/kalender/
Terminwünsche und Rückfragen unter Angabe einer Rückrufnummer an bildung@senckenberg.de.
Alle Informationen zu den Angeboten finden Sie auch unter:
https://museumfrankfurt.senckenberg.de/de/bildungsangebote/fuehrungen-fuer-familien-kleingruppen
Erstmals zeigt eine Ausstellung, wie der Frauenkörper anhand sich verändernder Kleidung seit 1850 an Bewegungsfreiheit gewinnt. Das Historische Museum Frankfurt (HMF) versetzt mit dieser zentralen Sonderausstellung zum Jahresthema „Textil“ historische Kleider vom 5. Mai 2020 bis 24. Januar 2021 „Kleider in Bewegung“. Während diese Ausstellung eine soziohistorische Perspektive einnimmt, rückt das Projekt „Bewegte Kleidung. Ein modisches Stadtlabor“ noch bis zum 16. 08.2020 – gegenwartsbezogen – die Entwürfe von Schülerinnen der Frankfurter Schule für Bekleidung und Mode ins Betrachtungszentrum. Als dritte im Bunde lädt die Mitmachausstellung „Werk*Stoff*Textil“ bis 21.01.2021 Kinder und Jugendliche ein, vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt sich haptisch und manuell auf Herstellungsweisen von Textilien einzulassen.
Kleider in Bewegung
Im 19. Jahrhundert erobern Frauen neue öffentliche Räume. Die Stadtgesellschaft gerät in Bewegung, wie der rasante Wandel weiblicher Mode zeigt: Innovationen im Schnitt der Kleider reagieren auf Veränderungen in Alltag und Sport, in Freizeit und Arbeit. Die große Ausstellung versetzt historische Kleider wieder in Bewegung und kombiniert sie mit frühem Film und Fotografie sowie interaktiven Medien. Sie veranschaulicht die vielfältigen Funktionen von Textilien: Kleidung ist bis heute nicht nur praktisch, sondern drückt auch Schönheitsideale, Normen und Tabus aus. Neben der Geschichte der Frauenmode richtet die Ausstellung ihren Blick auch auf die Gegenwart. Welche Einschnitte, Rückschritte oder Widersprüche gab es seit 1850? Und wie ist es heute?
Präsentiert werden rund 200 Exponate – konzentriert auf Objekte der museumseigenen Textil- und Modesammlung, ergänzt durch erlesene, internationale Leihgaben (Textilien, Gemälde, Grafiken und Fotografien). Über 50 Vollbekleidungen und zahlreiche Einzelkleidungsstücke werden in Momenten der Bewegung gezeigt, vom bürgerlichen Gesellschaftskleid über das Korsett bis zum Reform- und Arbeitskleid, Badeanzug, erster Hose und Abendmode. Die Ausstellung führt in einer anspruchsvollen Szenografie – für deren Gestaltung und Ausleuchtung Michaelis Szenografie und das atelier deLuxe gewonnen werden konnten – regionale und internationale Mode-, Kunst und Bewegungsgeschichte vor Augen, stellt Bezüge zu aktuellen Diskussionen und Medien her und stellt Fragen nach heutiger Bewegungsfreiheit und -begrenzung durch Kleidung.
Eine Thementour durch die Ausstellung
Das HMF besitzt eine einzigartige Sammlung von bürgerlichen Kleidungsstücken aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Wie Bewegung anhand von Kleidern rekonstruiert werden kann, haben Dank einer Förderung durch die VolkswagenStiftung die zwei Textilwissenschaftlerinnen Prof. Dr. Kerstin Kraft und Dr. Regina Lösel der Universität Paderborn, in enger Zusammenarbeit mit der Textilkuratorin Dr. Maren Christine Härtel des HMF untersucht.
Gerade in der Zeit zwischen 1850 und 1930 wandelt sich das Frauenbild erheblich: Frauen erkämpfen sich Zugang zu Bildung, Politik und Arbeit. Sie drängen immer mehr in die Öffentlichkeit. Das zieht grundlegende Erneuerungen in der weiblichen Mode nach sich, die ihren Trägerinnen mehr Bewegungsfreiheit sowohl im öffentlichen als auch im privaten Raum gewährt. Die sich im Zuge der Industrialisierung etablierenden neuen Arbeitsmöglichkeiten, etwa als Fabrikantinnen, Köchinnen oder Buchhalterinnen, und die damit verbundene erhöhte Mobilität machen Neuerungen im Schnitt der Kleidung notwendig.
In diesem Zeitraum entwickeln sich Kleidungstypen wie Kostüm, Hose und Kleid. Die Ausstellung zeigt deren kleidungsspezifische Besonderheiten im Privatleben und in der Öffentlichkeit. Erst mit Beginn der Eingliederung der Frau in den Arbeitsmarkt werden praktische Aspekte neben ästhetischen bei der Kleiderwahl in Erwägung gezogen. In dieser Zeit entsteht das Bild der emanzipierten und berufstätigen Frau, die geistig und finanziell unabhängig ist.
Um 1900, Hand in Hand mit der ersten Frauenbewegung, rückt auch die Frauenkleidung ins politische, künstlerische und soziale Konfliktfeld gesellschaftlicher Debatten.
Ein wichtiges Thema ist die Befreiung vom Korsett. Mit der Entwicklung der Reformkleidung wird dem weiblichen Körper mehr Bewegung eingeräumt und auf das gesundheitsschädliche Korsett verzichtet. Obwohl den Akteurinnen der Frauenbewegung eine Reform weiblicher Kleidung notwendig erscheint, sind sie in der Art ihrer Durchsetzung zwiegespalten: Eine radikale Kleidungsänderung bis hin zum Tragen des männlichen Attributs schlechthin – der Hose – streben nur wenige Frauen an. Kleidung wird auf diese Weise als Schnittstelle zwischen Alltagspraxis und politischen Diskursen präsent.
Für Besucher*innen der Ausstellung besteht die Möglichkeit, Nachbildungen einengender Kleidungsstücke anzuziehen und die Bewegungseinschränkung so auch am eigenen Leib zu erfahren.
Die Schau zeigt, was die fest vorgeschriebene Kleiderordnung um 1850 vorgibt; sie zeigt aber auch, wie diese beispielsweise durch Transvestitenscheine gebrochen (sie erlaubten dem Besitzer das Tragen von Kleidung des anderen Geschlechts) und schließlich ab dem 20. Jahrhundert grundsätzlich reformiert wird.
Zu diesem Reformprozess tragen auch neue Freizeitaktivitäten, wie Fahrradfahren, Tennis oder Tanzabende bei, die nach dem ersten Weltkrieg entstehen. Mit ihnen wächst auch das Bedürfnis nach neuen Kleidungsformen, die den nötigen Bewegungsspielraum für die neuen Aktivitäten ermöglichen sollen. Kleidungsstücke, wie das Charlestonkleid für Tanzabende, beginnen, beeinflusst durch die Wirkung des elektrischen Lichts mit erzeugten Farbverläufen, neuen Verarbeitungstechniken, Stoffen und Verzierungen zu spielen. Auf diese Weise inszenieren diese Kleidungsstücke Bewegungen noch dynamischer.
Für größere Teile der Gesellschaft wird auch der Sport zu einem wichtigen Bestandteil des Lebens. Das Interesse daran führt zu gesellschaftlichen und technischen Veränderungen, die das Bild der „Neuen Frau“ um eine weitere Facette ergänzen. Sportlerinnen mit ihren trainierten Körpern und dem aktiven Lebenswandel verkörpern ein neues weibliches Schönheitsideal.
Begleitbuch zur Ausstellung: Zur Ausstellung erscheint ein gleichnamiges Begleitbuch, hrsg. v. Maren Ch. Härtel, Kerstin Kraft, Dorothee Linnemann, Regina Lösel im Imhof- Verlag mit rund 250 Seiten und 280 Abbildungen, 30 €.
Kleider in Bewegung – Frauenmode seit 1850 Ausstellung des Historischen Museums Frankfurt
5. Mai 2020 bis 24. Januar 2021
Di – Fr 10 – 18 Uhr
Mi 10 – 21 Uhr
Sa + So 11 – 19 Uhr
Eintritt Wechselausstellung 10 €/6 €
Eintritt Museum Vollpreis 12 €/6 €
Die zwei führenden Messeveranstalter Messe Frankfurt und Premium Group initiieren die Frankfurt Fashion Week. Ab Sommer 2021 wird die Rhein-Main-Metropole zur neuen Heimat für eine zukunftsorientierte Mode- und Lifestyle-Community. In Frankfurt am Main wird die Zukunftsvision einer Fashion Week Realität: Mit Tradeshows, Konferenzen, Runways und Events eingebunden in die gesamte Stadt, basierend auf den beiden Säulen Digitalisierung und Nachhaltigkeit.
Sommer 2021 ist der Kick-Off für die Frankfurt Fashion Week. Dafür haben sich der weltweit größte Messe-, Kongress- und Eventveranstalter mit eigenem Gelände – die Messe Frankfurt – und der Veranstalter Europas größter Modemesse – die Premium Group – als Initiatoren sowie die Stadt Frankfurt am Main und das Land Hessen als Host zusammengeschlossen. Gemeinsam wollen sie in Frankfurt am Main ein vollkommen neues Ecosystem für Tradeshows, Konferenzen, Runways und Events für Professionals und Konsumenten schaffen. „Damit wird die Wirtschaftsmetropole Frankfurt zum neuen Hotspot der Fashion- und Lifestyleszene und zur neuen internationalen Fashionmetropole. Die Realisierung einer Frankfurt Fashion Week bietet für die Stadt Frankfurt eine einmalige und internationale wirtschaftliche Chance. Wir rechnen mit einer Umwegrentabilität von über 200 Millionen Euro pro Jahr für unsere Heimatstadt und die Region“, betonte Peter Feldmann, der Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main, in der heutigen Pressekonferenz. „Hotellerie, Gastronomie und Transport werden dadurch massiv angekurbelt. Frankfurt war immer stilprägend für Kunst, Architektur, Design und bekannt für seine einmalige Club-, Bar- und Restaurant-Szene. Durch die neue Frankfurt Fashion Week
steigt jetzt auch unsere Strahlkraft als internationaler Fashionstandort. Wir werden das Thema Mode und Design in die Stadt tragen und mit eigenen spannenden Veranstaltungen ergänzen. Mich macht stolz, das wir diese drei prominente Messen mit immerhin über 2.000 Designern von Berlin nach Frankfurt locken konnten“, so Feldmann abschließend.
„Diese besondere Messe für Frankfurt am Main zu sichern, ist eine große Chance, um unser Image national und weltweit zu stärken. Die Stadt ist bereit dazu, die notwendigen Mittel in den nächsten Jahren aufzubringen, um den Menschen aus Nah und Fern zu zeigen, dass Frankfurt genau der kreative Ort ist, wo die Fashion Week reinpasst und dazugehört. Gemeinsam mit dem Land Hessen und der Messe Frankfurt wollen wir als Stadt Frankfurt, dass die Frankfurt Fashion Week erfolgreich durchstartet und Frankfurt zu dem Deutschen Modezentrum macht. Wir werden unseren Beitrag dazu leisten“, ergänzt Bürgermeister und Stadtkämmerer Uwe Becker, der zusammen mit Wirtschaftsdezernent Markus Frank die Entwicklungsmöglichkeiten der Fashion Week in Frankfurt am Main aufgezeigt hat. „Eine Modeschau auf unserer umsatzstarken Einkaufsmeile Zeil, ein Runway auf dem Eisernen Steg, Streetwear im bei Skatern beliebten Hafenpark – in der innovativen, dynamischen und weltoffenen Mainmetropole heißen alle die Fashion Week herzlich willkommen“, sagt Wirtschaftsdezernent Markus Frank.
BANKENKAPITALE UND FASHIONMETROPOLE
Wolkenkratzer und Gründerzeitvillen. Bausünden und architektonische Meisterwerke. Business und Bürgerlichkeit. Rotlichtmilieu und Luxusmeile. In Frankfurt prallen Welten aufeinander. Das ist der Spirit der City. In diesem Spannungsfeld setzt die Frankfurt Fashion Week neue Impulse.
„Die Rhein-Main-Region ist der perfekte Ort für die Ausrichtung eines international so bedeutenden Ereignisses. Denn wir sind weltoffen und international: In Hessen leben 6,2 Millionen Menschen, ein Drittel von ihnen hat Wurzeln in anderen Ländern und Hessen als Heimat. So bunt und individuell ist auch die Mode. Zugleich ist eine Veranstaltung wie die zukünftige Frankfurt Fashion Week für den Messestandort Frankfurt von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Das ist ein wichtiges und positives Signal für eine von den Folgen der CoronaPandemie gebeutelte Branche. Hinzu kommt: Das Land Hessen setzt sich für nachhaltiges Wirtschaften und Ressourcen- und Klimaschutz ein, die Förderung der Kreativwirtschaft ist seit Jahren Ziel hessischer Wirtschaftspolitik.
Die Frankfurt Fashion Week hat Nachhaltigkeit als strategische Säule definiert. Auch aus diesem Gesichtspunkt ist sie ein echter Zugewinn und könnte nicht besser zu Frankfurt und Hessen passen“, sagt Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen und Stellvertretender Ministerpräsident des Landes Hessen.
Das Herzstück der Frankfurt Fashion Week bilden Europas größte Modemessen: PREMIUM, die europaweit relevanteste Businessplattform für Advanced Women’s and Menswear, SEEK, eine der progressivsten Tradeshows für Contemporary Fashion, und NEONYT, der führende Hub für Sustainable Fashion. Gemeinsam mit den Konferenzen FashionSustain und FashionTech ziehen sie von Berlin nach Frankfurt am Main.
„Fünf Plattformen, drei Messen, zwei Konferenzen, über 2.000 Designer, Brands und Modeunternehmen – die Frankfurt Fashion Week wird zu einem hochgradig attraktiven und relevanten Standort für das internationale Modebusiness. Wir glauben an das Konzept einer physischen Fashion Week. Aber anders als man es bisher kennt. Die Frankfurt Fashion Week ermöglicht es uns, unsere textile Kompetenz mit weltweit über 50 Textilmessen voll auszuspielen. Es ergeben sich neue Synergien entlang der kompletten Wertschöpfungskette“, sagt Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt.
In Skyscrapern, Messe- und Konzerthallen, Bars, Clubs und Off-Locations – die ganze Stadt wird zur Bühne, Inspirationsfläche und zum Raum für nachhaltige Business Connections. Fashion, Design, Media, Kunst und Musik – die Runways und Events der Frankfurt Fashion Week bringen Frankfurts Kreativ-Szene mit der internationalen Mode-Community zusammen. Progressiv kuratiert und inszeniert, eng verzahnt mit lokalen und internationalen Akteuren.
„Die Frankfurt Fashion Week richtet sich ganz bewusst an eine zukunftsorientierte, digital-affine Fashion- und Lifestyle-Community. B2B, B2C, B2P, P2P – alle Wege sind offen. Wenn Fashion, Lifestyle, Digitalinnovationen und Nachhaltigkeit eine Synthese eingehen – dann entsteht etwas Neues, Unerwartetes. Genau das ist unser Anspruch. Unveiling The Unexpected. Frankfurt ist dafür ein neuer, unverbrauchter Standort. Wir freuen uns drauf“, sagt Anita Tillmann, Managing Partner der Premium Group.
NEW TECHNOLOGY MEETS APPLIED SUSTAINABILITY
„Unveiling The Unexpected“ ist ein Versprechen: Die Frankfurt Fashion Week vereint Fashion, Design, Nachhaltigkeit und Technologie, bringt unerwartete Kooperationen hervor und zeigt, was heute schon möglich ist. „Applied Sustainability“ und „Applied Digitisation“ sind die strategischen Säulen. Die Frankfurt Fashion Week macht innovative, nachhaltigere Produkte, Kollektionen und Geschäftsmodelle dem breiten Markt zugänglich. Zugleich fördert sie die zukunftsorientierte Verbindung von Mode und Technologie als Teil der real-digitalen Wirklichkeit. Das Texpertise Network der Messe Frankfurt mit internationalen Leitmessen wie der Techtextil, der Texprocess und der Texworld – und über 50 Textilmessen weltweit – ermöglicht weitere Synergien und Anknüpfungspunkte. Für ein vernetztes, nachhaltigeres Wirtschaften in der textilen Wertschöpfungskette.
IHK Frankfurt „Wichtiges Signal für den Messeplatz“
„Für den Wirtschaftsstandort Frankfurt ist es eine guten Nachricht, dass wir diese renommierte Messe nach Frankfurt geholt haben“, sagte Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt, am Montag. „Das ist ein ganz wichtiges Signal für den Messeplatz und eine wunderbare Ergänzung der bestehenden starken Branchenthemen der Messe.“
Caspar erinnerte daran, dass Frankfurt schon einmal, in den Jahren des Wirtschaftswunders, als geschmacksbildendes Zentrum der Mode und des Modehandels galt. „Dass die Fashion Week auf dem Weg zu ihrer weiteren Internationalisierung den Standort Frankfurt wählt, ist ein Beleg für die spezifische Bedeutung Frankfurts im globalen Messegeschehen. Mode ist mehr als Bekleidung, es ist auch Kreativität, Innovation, Lebensgefühl und Glanz, das passt zur Wirtschaft in unserer Stadt.“ Besonders wichtig ist IHK-Präsident Caspar, dass die regionale Wirtschaft zusammen mit der Stadt Frankfurt durch eine Vielzahl von Begleitaktivitäten das Potenzial dieser Entwicklung klug aufnimmt. Hierfür sollte auch ein großer Teil des Tourismusbeitrags, den die Wirtschaft in Frankfurt jedes Jahr aufbringt, eingesetzt werden.
Das Historische Museum steht in diesem Jahr ganz im Zeichen von Mode und dem Stoff, aus dem sie überwiegend gefertigt wird: nämlich Textilien, so Dr. Jan Gerchow, Direktor des Historischen Museums Frankfurt, beim gestrigen Pressegespräch zur Wiedereröffnung des Jungen Museums nach der Coronapause mit der Werk- und Mitmachausstellung „Werk*Stoff*Textil – Vom Faden zum Gewebe“ ( 7. Juni 2020 bis 21. Februar 2021. Als letzte der drei Ausstellungsformate ergänzt die neue Werkstatt-Ausstellung die große Wechselausstellung „Kleider in Bewegung – Frauenmode seit 1850“ (5. Mai 2020 – 24. Januar 2021) und „Bewegte Kleider. Ein modisches Stadtlabor“ (5. Mai bis 16. August 2020) im Ausstellungshaus des Historischen Museums. Entwickelt und übernommen wurde „Werk*Stoff*Textil – Vom Faden zum Gewebe“ vom Stadt- und Industriemuseum Rüsselsheim.
Frankfurts Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig ist fasziniert davon, dass das Historische Museum das Thema Stoff und Textil schwerpunktmäßig in diesem Jahr behandelt. Das Thema Mode sei ja neben soziologischen Betrachtungen nur ein Aspekt des Themas Stoff und Textil. Besonders Kinder fasziniere Mode ja besonders. Jeder, der sich an seine eigene Kindheit erinnere, denkt auch „an Verkleidungsspiele zurück, zum einen, weil es darum geht, Rollen auszuprobieren, also um Identitätsschablonen zu wechseln, aber auch, um sich als Kind gern auch als Erwachsener zu verkleiden. Und es geht auch beim Verkleiden um dieses Changieren der Rollen und der Identität“, so die Kulturdezernentin. Kinder bewiesen eben durch ihre Verkleidungsspiele, dass die Mode dabei auch an der Oberfläche eine Rolle spiele, die mit dem Inneren korrespondiere, was ja ein Leben lang so bleibe. Mode habe auch etwas Zeichenhaftes, sage etwas über Rollenbilder und soziale Klassen und über die Veränderung und Bewegungsfreiheit. „Frauen, die arbeiten konnten oder mussten, mussten sich auch bewegen. Also hat sich die Mode entsprechend verändert“, beleuchtet Dr. Ina Hartwig mit Blick auf die Hauptausstellung „Kleider in Bewegung“ den Aspekt der Mode. Sie habe jenseits reinen Konsums etwas Zeichenhaftes und stünde für etwas. Besonders fasziniere sie, dass die Ausstellung „Werk*Stoff*Textil – Vom Faden zum Gewebe“ so haptisch sei, dass sie nicht nur Kindern einen so einfachen Zugang zu diesem Thema erlaube.
In einer Werkstattausstellung wie der „Werk*Stoff*Textil – Vom Faden zum Gewebe“ kann „eine anregende und motivierende Lernumgebung geschaffen werden, erläutert die Leiterin des Jungen Museums und der Vermittlung, Susanne Gesser. So würden neben dem gestalterischen Tun ganz selbstverständlich Fachinformationen und historische Exkurse zum Thema angeboten und einfließen. „Diese Art der Ausstellung ist ausgesprochen beliebt, und kommt bei unserem Publikum sehr gut an“, skizziert Susanne Gesser einen der pädagogischen Ansätze.
Was einst schon schöpferisches Wohlbefinden förderte, tut es auch heute noch: „Handwerkliche Geschicklichkeit, innere Erlebnisse und sinnenfrohe Wahrnehmungskraft und eine durch Einsicht beflügelte Gestaltungsfreude stellen eine dreifache Einheit menschlicher Wesensäußerung dar“. Dieser aus einem 1970er Handarbeitsbuch zitierte, ein wenig altmodisch anmutende Text hat nicht an Aktualität verloren, und träfe „ganz gut die Idee, die hinter den Werkstattausstellungen des Jungen Museums steht“, so die Museumsleiterin. „Es geht darum, etwas Neues kennenzulernen, es auszuprobieren, möglicherweise sogar die eigene Kreativität zu entdecken. Dabei können manuelle Geschicklichkeit geschult, neue Anreize und Anregungen für Kreativität aufgenommen und Neugierde geweckt werden.“
Von Rüsselsheim nach Frankfurt – Einführung in die Ausstellung
Es sei beinahe wie ein Ritterschlag, dass das Historische Museum Frankfurt, eine der wichtigsten Institutionen seiner Art bundesweit, unsere Ausstellung aus Rüsselsheim übernommen habe. „Sie fragen sich vielleicht warum und weswegen sich die Rüsselsheimer überhaupt des Themas Textilien angenommen haben?“ begrüßte Dr. Bärbel Maul, Ausstellungsmacherin und Museumsleiterin des Stadt- und Industriemuseums Rüsselsheim.
Erst gab’s die Opel-Nähmaschine
Man müsse wissen, so die Rüsselsheimer Museumsleiterin, dass noch bevor das 10.000ste Auto aus einer Werkhalle in Rüsselsheim rollte, Opel bereits eine Millionen Nähmaschinen produziert hatte. Die Nähmaschinenproduktion sei Beginn dieser wichtigen Geschichte Rüsselsheims gewesen. Adam Opel war, als er 1858 auf der Pariser Weltausstellung die brandneue, von Elias Howe in Amerika (fertig-)erfundene Nähmaschine kennen lernte, so fasziniert davon, dass er beschloss, diese in Rüsselsheim nachzubauen und zu produzieren.
Nach der Erfindung der Spinnmaschine Mitte des 18. Jahrhunderts und des mechanischen Webstuhls Ende des 18. Jahrhunderts war die mechanische Nähmaschine „die dritte Maschine, die in der Lage war, die Textilproduktion zu revolutionieren“, so Dr. Bärbel Maul.
„Plötzlich ist Kleidung kein Luxus mehr. Kleidung und später auch bunte Kleidung ist massenhaft und billig verfügbar. Und das, was wir heute erleben und sehen in Bezug auf Kleidung, bahnt sich dort bereits an. Die ersten Nähmaschinen, die Adam Opel verkauft hat, hat er nicht nur an Schneidermeister verkauft, die die „Kleider“ ihren Kunden individuell auf den Leib schneiderten. Er verkaufte auch Nähmaschinen für den Hausgebrauch, oftmals an Frauen, die unter härtesten Arbeitsbedingungen in der Konfektionsindustrie tätig waren“, erläuterte Dr. Bärbel Maul die Rüsselsheimer „Textilmaschinen-Geschichte“, die zur Entscheidung führten, sich intensiv den unterschiedlichsten Facetten von „Textilien“ und ihrer Entstehung zu widmen.
Einführung in die Ausstellung
Eine besondere Herausforderung war, dieses Thema „Textil“ in einer Werkstatt- und Mitmachausstellung zu präsentieren, „die sich besonders auch an Kinder und Jugendliche richtet und die ohne erhobenen Zeigefinger auskommt, was uns ganz, ganz wichtig war“, erinnert sich die Kuratorin, die Entstehung der Rüsselsheimer Ausstellung. Gemeinsam mit dem Frankfurter Museums-Team wurde diese an die umfangreiche Frankfurter Textil- und Farben-Geschichte für die aktuelle Ausstellung angepasst.
Die Ausstellung „Werk*Stoff*Textil“ zeige zunächst einmal „welche Schritte es denn für die Herstellung eines Textils braucht. ‚Wie kommt man denn überhaupt von einer Faser zu einer textilen Fläche? Wie kommt man dann wieder von der Fläche zu einer farbigen Fläche? Vielleicht auch mit einem bunten Muster? Und wie dann eben auch zum fertigen Kleidungsstück?’“ Die Rüsselsheimer Erfahrungen mit Kindern und Jugendlichen zeige: Wer sich dies einmal vergegenwärtigt habe, mal selber ausprobiert habe, könne erst verstehen, wie viel Ideen, Mühe, Sorgfalt und Arbeit in so einer Textilie stecke. Und dann würde man auch empfänglich für die Überlegung, ob wir der Kleidung, die wir tragen, eigentlich die Wertschätzung zukommen lassen, die sie haben sollte?
Werkinsel Roh- und Ausgangsstoffe
Deswegen startet die Ausstellung „Werk*Stoff*Textil – Vom Faden zum Gewebe“ mit einer Werkstatt-Insel, die Antworten auf die Fragen gib, welche Textilfasern es gibt, wie sie sich anfühlen, wie daraus ein Faden wird und was diese Fasern können. Gezeigt werden tierische, pflanzliche und synthetische Fasern. Präsentiert zum Anfassen werden Roh- und Ausgangsstoffe, aus denen ein Faden/Garn entsteht. Die Besucher können tierische, pflanzliche und synthetische Fasern einer Materialprobe unterziehen und die verschieden Eigenschaften der Ausgangsstoffe vergleichen (Herkunft der Stoffe, visueller und haptischer Vergleich, Elastizität, Wolle kardieren, mit der Handspindel einen langen Faden spinnen).
Werkinsel Weben
Mit über 30.000 Jahren ist das Weben eine der ältesten Handwerkstechniken. Als die Menschen sesshaft wurden und Faserpflanzen anbauten, konnten sie immer besser durch Spinnen und Weben textile Flächen herstellen. In diesem Bereich sind große Rahmen mit Kettfäden versehen, an denen Besucher*innen mit Hilfe eines Schiffchens eigene gewebte Werke gestalten können. Verschiedene Gewebeproben mit unterschiedlichen Bindungen (unterschiedliche Anordnung von Kett- und Schussfäden) können untersucht werden. Unter Anleitung der Publikumsbetreuung können Besucher*innen an einem großen hölzernen Webstuhl an einem großen Webstück arbeiten
Werkinsel Stricken & Knüpfen
Beim Stricken entsteht aus einem Faden Masche für Masche, Reihe für Reihe, ein Gestrick. Die ältesten Gestricke, die sich erhalten haben, sind knapp über 1.000 Jahre alt. Das Verschlingen des Fadens findet sich auch in verschiedenen Knüpftechniken wieder – mit dem Unterschied, dass der Faden fest verknotet wird. In diesem Bereich können verschiedene Techniken ausprobiert werden: Stricken mit der Nadel, mit den Fingern, Stricken mit Strickrahmen; gemeinsames Knüpfen eines Teppichs an der Knüpfwand, Netze knüpfen.
Werkinsel Filzen
Filzen gilt als eine der ältesten Kulturtechniken der Welt, um Stoff herzustellen. So sollen schon vor 8.000 bis 10.000 Jahren Menschen damit begonnen haben, die Wolle ihrer Hausschafe zum Filzen zu gebrauchen. Beim Filzen entsteht eine textile Fläche, deren Fasern durch verschiedene Techniken direkt miteinander verbunden sind. Dabei bedient sich die Technik der natürlichen Struktur von (Tier-) Haaren, die nicht nur unterschiedliche Oberflächen, sondern auch verschiedene stoffliche Qualitäten haben. Hier kann an Filztextilien die besondere Widerstandsfähigkeit des Materials erforscht werden.
Werkinsel Färben
Der Ausstellungsbereich zum Färben stellt zwölf heimische Färberpflanzen vor, deren natürliche Inhaltsstoffe zum Färben genutzt wurden. Im Anschluss lassen sich naturfarbene Stoffstreifen aus Baumwolle oder Leinen mit verschiedenen Lösungen in unterschiedlichen Farbtönen einfärben. Besucher*innen sind eingeladen, an einer Mischstation einen neuen Farbton zu „erfinden“ und ihn in ein bereitliegendes Musterbuch einzuheften.
Werkinsel Drucken
Der Stoffdruck war lange Zeit ein anspruchsvolles Handwerk. Die Formenstecher schlugen mit hoher Genauigkeit die Muster in das Holz. Die „Zeugdrucker“ beherrschten das Färben der Stoffe und setzten die Modeln so kunstvoll auf den Stoff, dass das Muster sich genau fortsetzte und unendlich schien. Die Modeln waren zunächst aus Holz, später aus Metall. Dann wurden die Druckstöcke durch Walzen ersetzt, die später von Maschinen angetrieben wurden. Seit Einführung des Digitaldrucks 1995 sind keine festen Druckvorlagen mehr nötig, das Motiv wird direkt vom Computer übertragen. An einer Computer-Station kann ein eigenes Druckmuster entworfen und auf dem imaginären Stoff beliebig vervielfältigt werden. Darüber hinaus können Besucher*innen Stoffdruck mit Stempeln und Walzen ausprobieren.
Werkinsel Nähen
Nähen ist eine der ältesten Kulturtechniken, die Erfindung der Nähnadel aus Knochen oder Horn ist bereits für die Steinzeit belegt. Mit Nadel und Faden wird aus dem zweidimensionalen, flächigen Stück Stoff ein z.B. als Kleidung nutzbares dreidimensionales Textil. In diesem Bereich können an einer historischen Nähmaschine Wimpel genäht werden, die als sich als wachsende Wimpelkette durch die gesamte Ausstellung ziehen. Eine Informationswand verdeutlicht, wie viel Stoff und welche einzelnen Stoffteile in einer Jeans stecken und welche Arbeitsschritte in ihrer Produktion vollzogen werden.
Mensch & Umwelt
Dieser Themenbereich beschäftigt sich mit den Produktionsbedingungen von Textilien. Der umfangreiche Einsatz von Pestiziden bei Anbau und Produktion der Rohfasern, der enorme Wasser- und Energieverbrauch bei der Weiterverarbeitung, die ungeschützt vor giftigen Chemikalien tätigen Textilarbeiterinnen in China, Bangladesch oder Indien, Niedriglöhne und Kinderarbeit: Die europäische Textilbranche beruht auf Umweltverschmutzung und Ausbeutung, die anderswo passiert. An der Informationswand „Nachhaltigkeit“ und in der Upcycling-Werkstatt können sich Besucher*innen dem Umarbeiten und Wiederverwenden aussortierter Textilien widmen: Das unbenutzte löchrige T-Shirt wird zur Tasche oder zum Badezimmerteppich, aus ausgedienter Kleidung werden neue Accessoires.
Kleiderbügel-Objekte – die sonstige vielfältige Verwendung von Textilien
Es gibt neben den Werkstatt-Stationen noch eine Rahmung dazu, so Dr. Bärbel Maul abschließend. Denn Textilien seien natürlich sehr viel mehr als das, was wir anziehen. Es gibt in unserem Alltag unglaublich viele Bereiche, in denen Textilien eingesetzt werden, an die man zuerst mal gar nicht denkt. Von der zurzeit „berühmten“ Mundschutzmaske bis hin zum industriellen Werkstoff, kämen Textilien überall zum Einsatz. An vier Garderobenständern im Raum werden Tafeln mit entsprechenden Objektbeschreibungen an Kleiderbügeln präsentiert. Die Kleiderbügel-Objekte zeigen unterschiedliche Textilien in verschiedensten Einsatzbereichen. Sie eröffnen eine Vorstellung davon, welche Bedeutung Textilien haben und erreichen können, an welchen neuen Materialien geforscht wird und welche alten und neuen Einsatzbereiche es für Textilien gibt. Man habe sich bei der Ausstellungsvorbereitung beim Deutschen Institut für Faserforschung und Textiltechnik in Denkendorf (Baden Württemberg) beraten lassen.
Es sei nicht nur eine Ausstellung, die ausschließlich Kinder und Jugendliche begeistere: „Wir haben auch schon Erwachsene ohne Kinderbegleitung in der Ausstellung erwischt“.
UV-Desinfektionslampen im Einsatz
Neben den lückenlosen Infektionsschutzmaßnahmen mit begrenzten Besucherzugangszahlen, „Einbahnstrassenverkehr“, Abstands- und Desinfektionsregeln hat sich das Historische Museum UV-Desinfektionslampen angeschafft. Mit deren Hilfe können die Museumsmitarbeiter sämtliche in der Werkausstellung befindlichen Materialien, ob Schafwollbürste oder Nähutensilien, innerhalb weniger Minuten sterilisieren. Was in OP’s für Keimfreiheit sorgt, funktioniert auch eben auch an Werktischen!
„Eigentlich haben wir aus der Not eine Tugend gemacht“, gesteht Enrico Jensch, Geschäftsführer des operativen Geschäfts von Helios, beim kulinarischen Auftakt zur Präsentation des neuen „Sterne-Menü-Konzeptes“ am 4. Juni 2020 im Cafeteria-Rohbau des 2021 bezugsfertigen Neubaus der Helios Dr. Horst Schmidt Klinik in Wiesbaden . Ein früherer Berliner Patient, ein Sternekoch, der mit der medizinischen Leistung zwar sehr zufrieden war, sah jedoch bei der Verpflegung einen erheblichen Verbesserungsbedarf, was er entsprechend auch monierte. Jensch habe dann den Kollegen Koch zur Rede gestellt. Dieser habe ihn jedoch überzeugt, wenn man die Sache richtig anpacke, könne man in der „normalen“ Versorgung für Patienten im Tagesgeschäft Sterneküche anbieten. Das war praktisch die Geburtsstunde des Projektes „6 Köche – 12 Gerichte“.
Das neue Speisenkonzept ist Anfang Mai 2020 in vier Helios Kliniken in Bad Saarow, Wiesbaden, München West und in der Helios ENDO-Klinik Hamburg als Pilotprojekt gestartet. 86 Prozent der Patienten lobten das zusätzliche Sterne-Menü-Angebot und vergaben für Qualität die Note 1,9.
Neben den sechs international bekannten Sterneköchen – Juan Amador, Thomas Bühner, Nils Henkel, Maike Menzel, Hendrik Otto und Christoph Rüffer – waren die Geschäftsführung von Helios Deutschland mit Franzel Simon (CEO), Corinna Glenz (CHRO) und Enrico Jensch (COO) nahmen unter anderem auch auch Dr. Francesco De Meo (CEO Helios Health) und der Vorstandsvorsitzende von Fresenius, Stephan Sturm, an der Sterne-Menü-Präsentation und -Verkostung in Wiesbaden teil.
Sandra Henek, Klinikgeschäftsführerin der Helios HSK Wiesbaden, unterstrich in ihrer Begrüßung, dass für sie Essen „weitaus mehr“ sei „als eine zweckgebundene Nahrungsaufnahme.“ Denn Essen sei für sie Lebensqualität, Genuss und Kultur, und natürlich sei Essen auch gesunde Nahrungsaufnahme, und habe etwas mit Gesundsein, mit Gesundheitserhaltung zu tun. So sei eine gute Speisenversorgung natürlich auch ein Bestandteil der Genesung eines Patienten.
Dem stimmte auch Fresenius-CEO Stephan Sturm zu: „Aus unserer Erfahrung trägt das gute Essen eben auch zu einer Beschleunigung der Heilung bei. Auch das ist gut für einen Patienten“. Gutes Essen spiele zudem eine zentrale Rolle dafür, wie zufrieden unsere Patientinnen und Patienten mit ihrem Aufenthalt in unseren Krankenhäusern sind, so Sturm. Gesundheit geht eben auch durch den Magen. Das ist sich inzwischen keine Binse mehr, sondern wissenschaftlich belegt.
Die Sterne-Menüs werden angeboten als Vollkost- und Schonkost. Sie sind also auch für die Ernährung bei Diabetes mellitus und Laktoseintoleranz ausgelegt. Es handelt sich um ganz unterschiedliche, zumeist leichte Gerichte, wie zum Beispiel gegenwärtig um: „Filet vom schwarzen Heilbutt“, „Suppe von Belugalinsen“ (Thomas Bühner),,. „Gegrillte Poulardenbrust mit Haut und Flügelknochen“, „Gefüllte Waldpilz-Pfannkuche“ (Juan Amador), „Geschmorte Rinderbäckchen“, „Gebratene Auberginen mit aromatischer Vandouvansose“ (Nils Henkel), „Orientalische Lammpflanzerl“, „Süskartoffel-Gnocchi“ (Maike Menzel), „Mediterran-gedünsteter Schellfisch mit Garnele“, „Artischockenherzen in würzigem Gemüsesud“ (Hendrik Otto), „Schweinelende Esterhazy“ und „Hausgemachte Tomaten-Servietten-Knödel Bayerische Art“ (Christoph Rüffer).
Die kulinarische Umsetzung der zwölf Sterne-Küchen-Rezepte übernimmt das Boxberger Unternehmen Hofmann-Menü-Manufaktur. Seit 9 Jahren organisieren die „Boxberger“ bundesweit die Patienten- und Mitarbeiter-Verpflegung für die Helios-Gruppe. Allein für die Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden würden täglich über 4000 Essen mit jeweils drei Menüs zur Auswahl in Voll- und Schonkost gekocht. Nach dem Kochvorgang würden diese sofort zu Tellermenüs portioniert und schockgefrostet, per LKW angeliefert, und vor Ort entsprechend nach Verzehrbedarf erhitzt und verteilt. So blieben die Gerichte, ähnlich wie Gefriergemüse, bis zuletzt knackig frisch. Beim kulinarischen Auftakt konnten die Sterne-Menüs geschmacklich schon einmal voll überzeugen.
„Wir waren erstaunt“, so Enrico Jensch, „dass Sterneküche auf unseren systemischen Tellern geht“. Dies sei auch das Besondere an dem Projekt, das nicht nur sechs Sterneköche für uns Menüs kreiert haben, sondern, dass wir diese systemisch auch auf die Teller bringen. Man sei also in der Lage, das Sterne-Menü-Angebot in die reguläre Patientenversorgung zu integrieren und nicht nur für eine kleine Gruppe oder ein Krankenhaus, sondern für die komplette Gruppe mit 86 Kliniken (21 Mio Patienten 2019) in unterschiedlichen Speisebeförderungssystemen anzubieten.
Die „Sterneküche im Krankenhaus“ soll im Laufe des Jahres allen Patientinnen und Patienten von Helios als zusätzliche Service-Leistung zugutekommen: ab September 2020 zunächst den Patienten in Privatkliniken, da diese eine abgeschlossene Gruppe bildeten, was der Projektweiterentwicklung zugute käme. Anschließend richte sich das „Sterne-Menü-Angebot“ auch an GKV-Patienten, wobei der Preisaufschlag abschließend noch kalkuliert werden müsse. Gewiss sei aber, dass sich jeder die Sternemenüs wird leisten können, so Jensch. Das Angebot ist auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gedacht, auch unter dem Aspekt einer erhöhten Wertschätzung für ihre tägliche Arbeit. Man gehe bei der Einführung des Sterneküchen-Projektes bewusst stufenweise vor, um neu gewonnene Erfahrungen zur Verbesserung einfließen lassen zu können.