Werk*Stoff*Textil – Vom Faden zum Gewebe – Junges Museum öffnet am 7.06. erstmals nach Corona-Pause im Historischen Museum Frankfurt Werkstatt-Ausstellung zum Leitthema „Textilien“

In der neuen Werkausstellung "Werk*Stoff*Textil - Vom Faden zum Gewebe" können die jungen Besucher an sieben interaktiven Mitmachstationen handwerkliche Techniken selbst und mit Anleitung kennenlernen, Materialproben betrachten und erforschen sowie die Techniken selbst erproben. © Foto: Diether v. Goddenthow
In der neuen Werkausstellung „Werk*Stoff*Textil – Vom Faden zum Gewebe“ können die jungen Besucher an sieben interaktiven Mitmachstationen handwerkliche Techniken selbst und mit Anleitung kennenlernen, Materialproben betrachten und erforschen sowie die Techniken selbst erproben. © Foto: Diether v. Goddenthow

Das Historische Museum steht in diesem Jahr ganz im Zeichen von Mode und dem Stoff, aus dem sie überwiegend gefertigt wird: nämlich  Textilien, so Dr. Jan Gerchow, Direktor des Historischen Museums Frankfurt, beim gestrigen Pressegespräch zur Wiedereröffnung des Jungen Museums nach der Coronapause mit der Werk- und Mitmachausstellung „Werk*Stoff*Textil – Vom Faden zum Gewebe“ ( 7. Juni 2020 bis 21. Februar 2021. Als letzte der drei Ausstellungsformate ergänzt die neue Werkstatt-Ausstellung die große Wechselausstellung „Kleider in Bewegung – Frauenmode seit 1850“ (5. Mai 2020 – 24. Januar 2021) und „Bewegte Kleider. Ein modisches Stadtlabor“ (5. Mai bis 16. August 2020) im Ausstellungshaus des Historischen Museums. Entwickelt und übernommen wurde „Werk*Stoff*Textil – Vom Faden zum Gewebe“ vom Stadt- und Industriemuseum Rüsselsheim.

Dr. Ina Hartwig. © Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Ina Hartwig. © Foto: Diether v. Goddenthow

Frankfurts Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig ist fasziniert davon, dass das Historische Museum das Thema Stoff und Textil schwerpunktmäßig in diesem Jahr behandelt. Das Thema Mode sei ja neben soziologischen Betrachtungen nur ein Aspekt des Themas Stoff und Textil. Besonders Kinder fasziniere Mode ja besonders. Jeder, der sich an seine eigene Kindheit erinnere, denkt auch „an Verkleidungsspiele zurück, zum einen, weil es darum geht, Rollen auszuprobieren, also um Identitätsschablonen zu wechseln, aber auch, um sich als Kind gern auch als Erwachsener zu verkleiden. Und es geht auch beim Verkleiden um dieses Changieren der Rollen und der Identität“, so die Kulturdezernentin. Kinder bewiesen eben durch ihre Verkleidungsspiele, dass die Mode dabei auch an der Oberfläche eine Rolle spiele, die mit dem Inneren korrespondiere, was ja ein Leben lang so bleibe. Mode habe auch etwas Zeichenhaftes, sage etwas über Rollenbilder und soziale Klassen und über die Veränderung und Bewegungsfreiheit. „Frauen, die arbeiten konnten oder mussten, mussten sich auch bewegen. Also hat sich die Mode entsprechend verändert“, beleuchtet Dr. Ina Hartwig mit Blick auf die Hauptausstellung „Kleider in Bewegung“ den Aspekt der Mode. Sie habe jenseits reinen Konsums etwas Zeichenhaftes  und stünde für etwas.  Besonders fasziniere sie, dass die Ausstellung „Werk*Stoff*Textil – Vom Faden zum Gewebe“ so haptisch sei, dass sie nicht nur Kindern einen so einfachen Zugang zu diesem Thema erlaube.

Eine anregende und motivierende Lernumgebung herrscht an allen Mitmachstationen wie hier beim Stricken lernen" der Werkausstellung "Werk*Stoff*Textil - Vom Faden zum Gewebe" des Jungen Museums Frankfurt. © Foto: Diether v. Goddenthow
Eine anregende und motivierende Lernumgebung herrscht an allen Mitmachstationen wie hier beim Stricken lernen“ der Werkausstellung „Werk*Stoff*Textil – Vom Faden zum Gewebe“ des Jungen Museums Frankfurt. © Foto: Diether v. Goddenthow

In einer Werkstattausstellung wie der „Werk*Stoff*Textil – Vom Faden zum Gewebe“ kann „eine anregende und motivierende Lernumgebung geschaffen werden, erläutert die Leiterin des Jungen Museums und der Vermittlung, Susanne Gesser. So würden neben dem gestalterischen Tun ganz selbstverständlich Fachinformationen und historische Exkurse zum Thema angeboten und einfließen. „Diese Art der Ausstellung ist ausgesprochen beliebt, und kommt bei unserem Publikum sehr gut an“, skizziert Susanne Gesser einen der pädagogischen Ansätze.

Susanne Gesser (mitte) demonstriert Ina Hartwig (li) u. Dr. Jan Gerchow die Idee der Werkinseln.© Foto: Diether v. Goddenthow
Susanne Gesser (mitte) demonstriert Ina Hartwig (li) u. Dr. Jan Gerchow die Idee der Werkinseln.© Foto: Diether v. Goddenthow

Was einst schon schöpferisches Wohlbefinden förderte,  tut es auch heute noch: „Handwerkliche Geschicklichkeit, innere Erlebnisse und sinnenfrohe Wahrnehmungskraft und eine durch Einsicht beflügelte Gestaltungsfreude stellen eine dreifache Einheit menschlicher Wesensäußerung dar“. Dieser  aus einem 1970er Handarbeitsbuch zitierte, ein wenig altmodisch anmutende Text hat nicht an Aktualität verloren, und träfe „ganz gut die Idee, die hinter den Werkstattausstellungen des Jungen Museums steht“, so die Museumsleiterin. „Es geht darum, etwas Neues kennenzulernen, es auszuprobieren, möglicherweise sogar die eigene Kreativität zu entdecken. Dabei können manuelle Geschicklichkeit geschult, neue Anreize und Anregungen für Kreativität aufgenommen und Neugierde geweckt werden.“

Von Rüsselsheim nach Frankfurt – Einführung in die Ausstellung

Dr. Bärbel Maul. © Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Bärbel Maul. © Foto: Diether v. Goddenthow

Es sei beinahe wie ein Ritterschlag, dass das Historische Museum Frankfurt, eine der wichtigsten Institutionen seiner Art bundesweit, unsere Ausstellung aus Rüsselsheim übernommen habe. „Sie fragen sich vielleicht warum und weswegen sich die Rüsselsheimer überhaupt des Themas Textilien angenommen haben?“ begrüßte Dr. Bärbel Maul, Ausstellungsmacherin und Museumsleiterin des Stadt- und Industriemuseums Rüsselsheim.

Erst gab’s die Opel-Nähmaschine 

Man müsse wissen, so die Rüsselsheimer Museumsleiterin, dass noch bevor das 10.000ste Auto aus einer Werkhalle in Rüsselsheim rollte, Opel bereits eine Millionen Nähmaschinen produziert hatte. Die Nähmaschinenproduktion sei Beginn dieser wichtigen Geschichte Rüsselsheims gewesen. Adam Opel war,  als er 1858 auf der Pariser Weltausstellung die brandneue, von Elias Howe in Amerika (fertig-)erfundene Nähmaschine kennen lernte, so  fasziniert davon, dass er beschloss, diese in Rüsselsheim nachzubauen und zu produzieren.

Die ersten Nähmaschinen, die Adam Opel verkauft hat, hat er nicht nur an Schneidermeister verkauft, die  Kleider individuell gefertigt haben. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die ersten Nähmaschinen, die Adam Opel verkauft hat, hat er nicht nur an Schneidermeister verkauft, die Kleider individuell gefertigt haben. © Foto: Diether v. Goddenthow

Nach der Erfindung der Spinnmaschine Mitte des 18. Jahrhunderts und des mechanischen Webstuhls Ende des 18. Jahrhunderts war die mechanische Nähmaschine „die dritte Maschine, die in der Lage war, die Textilproduktion zu revolutionieren“, so Dr. Bärbel Maul.
„Plötzlich ist Kleidung kein Luxus mehr. Kleidung und später auch bunte Kleidung ist massenhaft und billig verfügbar. Und das, was wir heute erleben und sehen in Bezug auf Kleidung, bahnt sich dort bereits an. Die ersten Nähmaschinen, die Adam Opel verkauft hat, hat er nicht nur an Schneidermeister verkauft, die die  „Kleider“   ihren Kunden individuell auf den Leib schneiderten. Er verkaufte auch Nähmaschinen für den Hausgebrauch, oftmals an Frauen, die unter härtesten Arbeitsbedingungen in der Konfektionsindustrie tätig waren“, erläuterte Dr. Bärbel Maul die Rüsselsheimer „Textilmaschinen-Geschichte“, die zur Entscheidung führten, sich intensiv den unterschiedlichsten Facetten von „Textilien“ und ihrer Entstehung zu widmen.

Einführung in die Ausstellung

Eine besondere Herausforderung war, dieses Thema "Textil" in einer Werkstatt- und Mitmachausstellung so zu präsentieren,  die   auch Kinder und Jugendliche anspricht. © Foto: Diether v. Goddenthow
Eine besondere Herausforderung war, dieses Thema „Textil“ in einer Werkstatt- und Mitmachausstellung so zu präsentieren, die auch Kinder und Jugendliche anspricht. © Foto: Diether v. Goddenthow

Eine besondere Herausforderung war, dieses Thema „Textil“ in einer Werkstatt- und Mitmachausstellung zu präsentieren, „die sich besonders auch an Kinder und Jugendliche richtet und die ohne erhobenen Zeigefinger auskommt, was uns ganz, ganz wichtig war“, erinnert sich die Kuratorin, die Entstehung der Rüsselsheimer Ausstellung. Gemeinsam mit dem Frankfurter Museums-Team  wurde diese an die  umfangreiche Frankfurter Textil- und Farben-Geschichte für die aktuelle Ausstellung angepasst.

Die Ausstellung „Werk*Stoff*Textil“ zeige zunächst einmal „welche Schritte es denn für die Herstellung eines Textils braucht. ‚Wie kommt man denn überhaupt von einer Faser zu einer textilen Fläche? Wie kommt man dann wieder von der Fläche zu einer farbigen Fläche? Vielleicht auch mit einem bunten Muster? Und wie dann eben auch zum fertigen Kleidungsstück?’“ Die Rüsselsheimer Erfahrungen mit Kindern und Jugendlichen zeige: Wer sich dies einmal vergegenwärtigt habe, mal selber ausprobiert habe,  könne erst verstehen, wie viel Ideen, Mühe, Sorgfalt und Arbeit in so einer Textilie stecke. Und dann würde man auch empfänglich für die Überlegung, ob wir der Kleidung, die wir tragen, eigentlich die Wertschätzung zukommen lassen, die sie haben sollte?

Werkinsel Roh- und Ausgangsstoffe

Die Ausstellung zeigt zunächst einmal „welche Schritte es denn für die Herstellung eines Textils braucht. Wie kommt man denn überhaupt zu einer Faser und  von der Faser zu einer textilen Fläche? © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Ausstellung zeigt zunächst einmal „welche Schritte es denn für die Herstellung eines Textils braucht. Wie kommt man denn überhaupt zu einer Faser und von der Faser zu einer textilen Fläche? © Foto: Diether v. Goddenthow

Deswegen startet die Ausstellung „Werk*Stoff*Textil – Vom Faden zum Gewebe“ mit einer Werkstatt-Insel, die Antworten auf die Fragen gib, welche Textilfasern es gibt, wie sie sich anfühlen, wie daraus ein Faden wird und was diese Fasern können. Gezeigt werden tierische, pflanzliche und synthetische Fasern. Präsentiert zum Anfassen werden Roh- und Ausgangsstoffe, aus denen ein Faden/Garn entsteht. Die Besucher können tierische, pflanzliche und synthetische Fasern einer Materialprobe unterziehen und die verschieden Eigenschaften der Ausgangsstoffe vergleichen (Herkunft der Stoffe, visueller und haptischer Vergleich, Elastizität, Wolle kardieren, mit der Handspindel einen langen Faden spinnen).

Werkinsel Weben

Die Museumspädagogen zeigen auch wie manuelles Weben am großen Webstuhl funktioniert. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Museumspädagogen zeigen auch wie manuelles Weben am großen Webstuhl funktioniert. © Foto: Diether v. Goddenthow

Mit über 30.000 Jahren ist das Weben eine der ältesten Handwerkstechniken. Als die Menschen sesshaft wurden und Faserpflanzen anbauten, konnten sie immer besser durch Spinnen und Weben textile Flächen herstellen. In diesem Bereich sind große Rahmen mit Kettfäden versehen, an denen Besucher*innen mit Hilfe eines Schiffchens eigene gewebte Werke gestalten können. Verschiedene Gewebeproben mit unterschiedlichen Bindungen (unterschiedliche Anordnung von Kett- und Schussfäden) können untersucht werden. Unter Anleitung der Publikumsbetreuung können Besucher*innen an einem großen hölzernen Webstuhl an einem großen Webstück arbeiten

Werkinsel Stricken & Knüpfen

Bevor es losgehen kann, sollte die die Wolle entsprechend gewickelt werden. © Foto: Diether v. Goddenthow
Bevor es losgehen kann, sollte die Wolle entsprechend gewickelt werden. © Foto: Diether v. Goddenthow

Beim Stricken entsteht aus einem Faden Masche für Masche, Reihe für Reihe, ein Gestrick. Die ältesten Gestricke, die sich erhalten haben, sind knapp über 1.000 Jahre alt. Das Verschlingen des Fadens findet sich auch in verschiedenen Knüpftechniken wieder – mit dem Unterschied, dass der Faden fest verknotet wird. In diesem Bereich können verschiedene Techniken ausprobiert werden: Stricken mit der Nadel, mit den Fingern, Stricken mit Strickrahmen; gemeinsames Knüpfen eines Teppichs an der Knüpfwand, Netze knüpfen.

Werkinsel Filzen

Die gängigsten Filztechniken auf einen Blick. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die gängigsten Filztechniken auf einen Blick. © Foto: Diether v. Goddenthow

Filzen gilt als eine der ältesten Kulturtechniken der Welt, um Stoff herzustellen. So sollen schon vor 8.000 bis 10.000 Jahren Menschen damit begonnen haben, die Wolle ihrer Hausschafe zum Filzen zu gebrauchen. Beim Filzen entsteht eine textile Fläche, deren Fasern durch verschiedene Techniken direkt miteinander verbunden sind. Dabei bedient sich die Technik der natürlichen Struktur von (Tier-) Haaren, die nicht nur unterschiedliche Oberflächen, sondern auch verschiedene stoffliche Qualitäten haben. Hier kann an Filztextilien die besondere Widerstandsfähigkeit des Materials erforscht werden.

Werkinsel Färben

Öffnet man an der "Färbestation" die  unteren Farbtafeln,  entdeckt man die  entsprechenden Roh- und Pflanzenstoffe der jeweiligen  Natur-Farbe. © Foto: Diether v. Goddenthow
Öffnet man an der „Färbestation“ die unteren Farbtafeln, entdeckt man die entsprechenden Roh- und Pflanzenstoffe der jeweiligen Natur-Farbe. © Foto: Diether v. Goddenthow

Der Ausstellungsbereich zum Färben stellt zwölf heimische Färberpflanzen vor, deren natürliche Inhaltsstoffe zum Färben genutzt wurden. Im Anschluss lassen sich naturfarbene Stoffstreifen aus Baumwolle oder Leinen mit verschiedenen Lösungen in unterschiedlichen Farbtönen einfärben. Besucher*innen sind eingeladen, an einer Mischstation einen neuen Farbton zu „erfinden“ und ihn in ein bereitliegendes Musterbuch einzuheften.

Werkinsel Drucken

Die wichtigsten manuellen Drucktechniken gleich zum Ausprobieren. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die wichtigsten manuellen Drucktechniken gleich zum Ausprobieren. © Foto: Diether v. Goddenthow

Der Stoffdruck war lange Zeit ein anspruchsvolles Handwerk. Die Formenstecher schlugen mit hoher Genauigkeit die Muster in das Holz. Die „Zeugdrucker“ beherrschten das Färben der Stoffe und setzten die Modeln so kunstvoll auf den Stoff, dass das Muster sich genau fortsetzte und unendlich schien. Die Modeln waren zunächst aus Holz, später aus Metall. Dann wurden die Druckstöcke durch Walzen ersetzt, die später von Maschinen angetrieben wurden. Seit Einführung des Digitaldrucks 1995 sind keine festen Druckvorlagen mehr nötig, das Motiv wird direkt vom Computer übertragen. An einer Computer-Station kann ein eigenes Druckmuster entworfen und auf dem imaginären Stoff beliebig vervielfältigt werden. Darüber hinaus können Besucher*innen Stoffdruck mit Stempeln und Walzen ausprobieren.

Werkinsel Nähen

Auch eine  mechanische Nähmaschine wird an der großen Nahstation gezeigt. Zuschnitt, Schnittmusterbögen und Gebrauch von Nadel, Garn und Faden können  unter Anleitung am großen Tisch nebenan gemeinsam erprobt werden. © Foto: Diether v. Goddenthow
Auch eine mechanische Nähmaschine wird an der großen Nahstation gezeigt. Zuschnitt, Schnittmusterbögen und Gebrauch von Nadel, Garn und Faden können unter Anleitung am großen Tisch nebenan gemeinsam erprobt werden. © Foto: Diether v. Goddenthow

Nähen ist eine der ältesten Kulturtechniken, die Erfindung der Nähnadel aus Knochen oder Horn ist bereits für die Steinzeit belegt. Mit Nadel und Faden wird aus dem zweidimensionalen, flächigen Stück Stoff ein z.B. als Kleidung nutzbares dreidimensionales Textil. In diesem Bereich können an einer historischen Nähmaschine Wimpel genäht werden, die als sich als wachsende Wimpelkette durch die gesamte Ausstellung ziehen. Eine Informationswand verdeutlicht, wie viel Stoff und welche einzelnen Stoffteile in einer Jeans stecken und welche Arbeitsschritte in ihrer Produktion vollzogen werden.

Mensch & Umwelt

Das unbenutzte löchrige T-Shirt wird zur Tasche oder zum Badezimmerteppich. Aus ausgedienter Kleidung werden neue Accessoires.© Foto: Diether v. Goddenthow
Das unbenutzte löchrige T-Shirt wird zur Tasche oder zum Badezimmerteppich. Aus ausgedienter Kleidung werden neue Accessoires.© Foto: Diether v. Goddenthow

Dieser Themenbereich beschäftigt sich mit den Produktionsbedingungen von Textilien. Der umfangreiche Einsatz von Pestiziden bei Anbau und Produktion der Rohfasern, der enorme Wasser- und Energieverbrauch bei der Weiterverarbeitung, die ungeschützt vor giftigen Chemikalien tätigen Textilarbeiterinnen in China, Bangladesch oder Indien, Niedriglöhne und Kinderarbeit: Die europäische Textilbranche beruht auf Umweltverschmutzung und Ausbeutung, die anderswo passiert. An der Informationswand „Nachhaltigkeit“ und in der Upcycling-Werkstatt können sich Besucher*innen dem Umarbeiten und Wiederverwenden aussortierter Textilien widmen: Das unbenutzte löchrige T-Shirt wird zur Tasche oder zum Badezimmerteppich, aus ausgedienter Kleidung werden neue Accessoires.

Kleiderbügel-Objekte – die  sonstige vielfältige Verwendung von Textilien

Wussten Sie, dass in Rottweil die Fassade des 246 Meter hohen Testturms für Aufzüge der Firma thyssenkrupp Elevator aus Stoff besteht, nämlich aus einem beschichteten Glasgewebe. Solche und ähnliche Beispiele werden auf den Tafeln der vier „Kleiderbügel-Objekttafeln“ präsentiert, erläutert Dr. Bärbel Maul. © Foto: Diether v. Goddenthow
Wussten Sie, dass in Rottweil die Fassade des 246 Meter hohen Testturms für Aufzüge der Firma thyssenkrupp Elevator aus Stoff besteht, nämlich aus einem beschichteten Glasgewebe. Solche und ähnliche Beispiele werden auf den Tafeln der vier „Kleiderbügel-Objekttafeln“ präsentiert, erläutert Dr. Bärbel Maul. © Foto: Diether v. Goddenthow

Es gibt neben den Werkstatt-Stationen noch eine Rahmung dazu, so Dr. Bärbel Maul abschließend. Denn Textilien seien natürlich sehr viel mehr als das, was wir anziehen. Es gibt in unserem Alltag unglaublich viele Bereiche, in denen Textilien eingesetzt werden, an die man zuerst mal gar nicht denkt. Von der zurzeit „berühmten“ Mundschutzmaske bis hin zum industriellen Werkstoff, kämen Textilien überall zum Einsatz. An vier Garderobenständern im Raum werden Tafeln mit entsprechenden Objektbeschreibungen an Kleiderbügeln präsentiert. Die Kleiderbügel-Objekte zeigen unterschiedliche Textilien in verschiedensten Einsatzbereichen. Sie eröffnen eine Vorstellung davon, welche Bedeutung Textilien haben und erreichen können, an welchen neuen Materialien geforscht wird und welche alten und neuen Einsatzbereiche es für Textilien gibt. Man habe sich bei der Ausstellungsvorbereitung beim Deutschen Institut für Faserforschung und Textiltechnik in Denkendorf (Baden Württemberg) beraten lassen.

Es sei nicht nur eine Ausstellung, die ausschließlich  Kinder und Jugendliche begeistere: „Wir haben auch schon Erwachsene ohne Kinderbegleitung in der Ausstellung erwischt“.

UV-Desinfektionslampen im Einsatz

Karin Berrio, Leiterin der Museumskommunikation, demonstriert an der Webstation wie mit UV-Strahlung innerhalb kürzester Zeit auch Bereiche zu 99,9 Prozent desinfiziert werden können,  die man mit  Flächendesinfektionsflüssigkeiten nicht erreicht.© Foto: Diether v. Goddenthow
Karin Berrio, Leiterin der Museumskommunikation, demonstriert an der Webstation wie mit UV-Strahlung innerhalb kürzester Zeit auch Bereiche zu 99,9 Prozent desinfiziert werden können, die man mit Flächendesinfektionsflüssigkeiten nicht erreicht.© Foto: Diether v. Goddenthow

Neben den  lückenlosen Infektionsschutzmaßnahmen mit begrenzten Besucherzugangszahlen, „Einbahnstrassenverkehr“, Abstands- und Desinfektionsregeln  hat sich das Historische Museum   UV-Desinfektionslampen angeschafft. Mit deren Hilfe können die Museumsmitarbeiter sämtliche in der Werkausstellung befindlichen Materialien, ob Schafwollbürste oder Nähutensilien,  innerhalb weniger Minuten sterilisieren. Was in  OP’s für Keimfreiheit sorgt, funktioniert auch eben auch an Werktischen!

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

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Immer der Wimpelkette nach.
Immer der Wimpelkette nach.

Junges Museum im
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