Kategorie-Archiv: Paulskirche

Nobelpreis-Experiment: 100 Jahre Stern-Gerlach-Versuch an der Goethe-Universität – Festveranstaltung am 8.2.22 per Livestream aus der Paulskirche

Präsident Enrico Schleiff würdigt bahnbrechende Erkenntnis für Quantenphysik – Dienstag Festveranstaltung mit Livestream in Frankfurter Paulskirche

FRANKFURT. In der Nacht vom 7. auf den 8. Februar 1922 waren die Physiker Prof. Otto Stern und Prof. Walter Gerlach an der Goethe-Universität mit einem Experiment erfolgreich, das ausschlaggebend für die Verleihung des Nobelpreises 1943 an Otto Stern sein sollte.

Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität Frankfurt und selbst Physiker, erinnert an den Forschungsgeist, der die Arbeiten am Institut für Physik der erst acht Jahre zuvor gegründeten Goethe-Universität prägte: „Wirtschaftlich war die Lage sehr schwierig, doch die Neugierde von Otto Stern und Walter Gerlach konnte das nicht bremsen; sie wollten unbedingt die theoretisch vorhergesagte Raumquantelung experimentell überprüfen. Das Geld für die Apparaturen bekamen sie von Freunden sowie Stifterinnen und Stiftern, ein Engagement der Frankfurter Bürgerschaft zur Stärkung der Forschung der Goethe Universität, ohne die auch heute die Forschung auf Spitzenniveau kaum möglich wäre.

Getragen wurden sie vom ‚Spirit‘ am Institut für Physik, von dem Walter Gerlach später einmal sagte, dass die Zusammenarbeit großartig gewesen sei und man dauernd über alles gesprochen und voneinander gelernt habe. Dieser ‚Spirit‘ ist auch für unser heutiges Miteinander an der Universität und den mit uns verbunden Partnern in der Forschung von enormer Bedeutung, um die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft mitzugestalten.

Das Experiment von Otto Stern und Walter Gerlach hat uns gezeigt, wie wichtig die Grundlagenforschung wer und ist, denn sie legt die Basis für zahlreiche Anwendungen, wie im Fall von Stern und Gerlach das Kernspinverfahren, die Atomuhr oder den Laser. Gerade die Erinnerung an diese Experimente sollte auch in die Politik getragen werden, denn auch in der heute so schnelllebigen Zeit ist langfristig angelegte Grundlagenforschung das Fundament für die langfristige Innovationsfähigkeit unserer Gesellschaft.

Gleichzeitig mahnt uns ein Rückblick auf diese Zeit zu nie nachlassender Toleranz und Weltoffenheit, denn wegen des erstarkenden Antisemitismus in den 1920er-Jahren verließ Otto Stern zunächst unsere Universität und dann Deutschland.“

Zum Gedenken an das „Stern-Gerlach-Experiment“ vor 100 Jahren veranstalten die Deutsche Physikalische Gesellschaft, der Physikalische Verein Frankfurt, der Fachbereich Physik der Goethe-Universität und die Gesellschaft Deutscher Chemiker in der Frankfurter Paulskirche eine Festlichkeit, die per Livestream übertragen wird:

Dienstag, 8. Februar 2022
18 Uhr bis 19:30 Uhr
https://hvo.events/dpg

Programm:

  • „Das Stern-Gerlach-Experiment – Ein Meilenstein der Physikgeschichte“
    Vortrag von Prof. Horst Schmidt-Böcking, Institut für Physik, Goethe-Universität
  • „Stern-Gerlach in der Moderne – Präzisionsphysik mit gespeicherten Ionen“
    Vortrag von Prof. Klaus Baum, Direktor am Max-Planck-Institut für Kernphysik, Heidelberg
  • Grußwort der Frankfurter Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg

Dialog-Gespräch zwischen Prof. Dorothée Weber-Bruls, Präsidentin des Physikalischen Vereins, und Dr. Lutz Schröter, Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft

„Kann Photographieren ein Akt des Friedens sein?“ Sebastião Salgado mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2019 in der Paulskirche ausgezeichnet

(v.li.) Heinrich Riethmüller vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Peter Feldmann, Sebastião Salgado, Ehefrau Lélia Wanick Salgado. Ohne Lélia gäbe es seine Projekte gar nicht. Lélia habe ihn, so  Salgado, aus seiner Depression als Folge jahrelanger Krisen- und Kriegs-Bildberichterstattung herausgeholt. Sie habe die neuen Projekte angestoßen, die Gründung seiner Fotoagentur und die Pflanzaktion. Sie habe mindestens genauso den Friedenspreis verdient. © Foto Stadt Frankfurt
(v.li.) Heinrich Riethmüller vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Peter Feldmann, Sebastião Salgado, Ehefrau Lélia Wanick Salgado. Ohne Lélia gäbe es seine Projekte gar nicht. Lélia habe ihn, so Salgado, aus seiner Depression als Folge jahrelanger Krisen- und Kriegs-Bildberichterstattung herausgeholt. Sie habe die neuen Projekte angestoßen, die Gründung seiner Fotoagentur und die Pflanzaktion. Sie habe mindestens genauso den Friedenspreis verdient. © Foto Stadt Frankfurt

Der brasilianische Fotograf Sebastião Salgado ist am 20. Oktober 2019, traditionall zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse, während eines Festaktes in der Paulskirche mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. Unter den 700 geladenen Gästen aus Kultur, Politik und Wirtschaft befanden  sich Bundesjustizministerin Christine Lambrecht, Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die hessische Kunstministerin Angela Dorn und der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalens Armin Laschet. Die Laudatio hielt der deutsche Filmregisseur und Fotograf Wim Wenders.

„Wir dürfen den Blick nicht abwenden“ – Salgados Dankesrede 

In seiner Dankesrede sprach Sebastião Salgado von sich selbst als einem „Fotografen, der einen großen Teil seines Lebens dafür eingesetzt hat, Zeugnis abzulegen über die Not unseres Planeten und so vieler seiner Bewohner, die unter grausamen, unmenschlichen Bedingungen leben; einem Fotografen, der diese Menschen ins Zentrum eines großen fotografischen Essays stellt, den er vor fünfzig Jahren begonnen hat und bis heute weiterschreibt.“ Er sagte: „Meine Sprache ist das Licht. Denn es ist auch und vor allem die Mission, Licht auf Ungerechtigkeit zu werfen, die meine Arbeit als Sozialfotograf bestimmt.“

Salgado stellte in seiner Rede die Menschen in den Vordergrund, deren Schicksal er während seines über fünfzigjährigen Schaffens dokumentiert hat: „Diese Männer, Frauen und Kinder gehören zu den Ärmsten der Menschheit. Sie bilden eine riesige Armee von Migranten und Verbannten, von ausgebeuteten Arbeiterinnen und Arbeitern, von Opfern von Krieg und Genozid. Es sind die Betroffenen von Hungersnöten, Dürrezeiten, Klimawandel und Abholzung; es sind die, die durch die Gier mächtiger, habsüchtiger Männer von ihrem Land vertrieben wurden, die der Mechanisierung der Landwirtschaft weichen mussten, die durch die Konzentration von Grundbesitz, durch ungeplanten Städtewachstum und brutale Wirtschaftssysteme, die von den reichsten Ländern der Welt kontrolliert werden, ihrer Existenzgrundlage beraubt wurden. Mit ihnen möchte ich diesen Preis heute teilen. Ich nehme ihn nicht für mich an; ich nehme ihn für sie an; ich nehme ihn mit ihnen an.“

Der Blick auf Schrecken und Leid solle die Menschen aufrütteln, an einer besseren Zukunft zu arbeiten: „Meine einzige Hoffnung ist, dass wir, als Individuen und als Staaten, in der Lage sind, über den derzeitigen Stand der Menschheit zu reflektieren und zu verstehen, dass wir ein tieferes Gefühl für Verantwortung brauchen, eine neue Ordnung, ein gutes Gewissen. Irgendwie müssen wir neue Mittel und Wege des Zusammenlebens finden. (…) Wir dürfen nicht verleugnen, was wir einander anzutun fähig sind, weil der Mensch immer des Menschen Wolf ist. Aber die Zukunft der Menschheit liegt in unseren eigenen Händen. Um eine andere Zukunft zu errichten, müssen wir die Gegenwart verstehen. Meine Fotos zeigen diese Gegenwart, und so schmerzhaft der Anblick ist, wir dürfen den Blick nicht abwenden.“ (Die Rede von Sebastião Salgado)

Kann Photographieren ein Akt des Friedens sein?

Wim Wenders begann seine Laudatio für Sebastião Salgado mit der provokanten Frage: „Kann Photographieren ein Akt des Friedens sein? Kann die Photographie friedensfördernd sein?“, um zugleich Kritiker zu widerlegen. Suan Sonntag hatte beispielsweise Salgado 2014 vorgeworfen, dass er das aufgenommene Elend durch sein kunstvolles Schwarz-Weiß und seine Rahmensetzung stilisiere und so „konsumierbar“ mache. Regisseur Wenders, der mit Salgados Sohns 2014 in „Das Salz der Erde“ das Lebenswerk des zivilisationskritschen Fotografen Sebastião Salgado dokumentierte, unterstrich: „Sebastião Salgado schießt nicht, er stiehlt nicht, er stellt keine Fallen, im Gegenteil: seine Bilder entwaffnen, sie stiften Verbindung, Nähe und Empathie!“ (…)

„Schaut, was ihr noch erhalten könnt!“ lautet Salgados Bilderbotschaft
„Nur einer, der so mit anderen gelitten hat, der zu den Machtlosen, den Unterdrückten, Hungernden und Fliehenden gegangen ist, sie begleitet hat, ihnen Zeit geschenkt hat, ihnen zugehört und ihnen so eine Stimme gegeben hat, als ihr Botschafter, der sie auch mitunter überhöht hat, nicht damit ihr Leid „schöner aussieht“, wie manchmal der absurde und unsinnige Vorwurf lautet, sondern um ihnen gerade im Leid Achtung zu zollen, Würde und Einzigartigkeit zu verleihen … nur so einer kann uns auch die Augen aufmachen und sagen: „Schaut, was es noch alles gibt, was noch so ist wie am Anfang. Schaut, was Ihr noch erhalten könnt oder müßt, und was noch nicht für immer vergangen ist.“ So einem Blick kann man trauen, weil er was er gesehen hat, als Heilung geschenkt bekommen hat, Auge in Auge mit Menschen, die noch nie eine Kamera gesehen haben, Auge in Auge mit Tieren, Bäumen, Urwäldern, Wolken und Licht, Auge in Auge mit der Schöpfung.“, so Wenders.

Wenders würdigte Sebastião Salgado als Fotografen, der die Menschen habe „teilnehmend spüren lassen, was der große Feind des Friedens in unserer Zeit ist: der brutale Niedergang des Mitgefühls, der Mitverantwortung, des Gemeinsinns, des grundsätzlichen Willens zur Gleichheit des Menschengeschlechts.“ Bezugnehmend auf seine drei Werke „Arbeiter“, „Exodus“ und „Genesis“ sagte er: „Mit diesen drei monumentalen monolithischen Arbeiten allein hat uns dieser Mann die Bedingungen von Frieden vor Augen geführt: Es kann keinen Frieden ohne soziale Gerechtigkeit, ohne Arbeit, geben, es kann keinen Frieden ohne Anerkennung der Menschenwürde geben, und ohne die Beendigung der unnötigen Zustände von Armut und Hunger, und es kann keinen Frieden geben, ohne dass wir die Schönheit und Heiligkeit unserer Erde achten.“
(Die Laudatio von Wim Wenders)

Zum ersten Mal erhält ein Fotograf den Friedenspreis – von  Heinrich Riethmüller – 
Zum ersten Mal zeichne der Börsenverein einen Fotografen mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels aus – einen Fotografen, dessen subjektive Sichtweise eher mit der eines Literaten als eines Berichterstatters vergleichbar ist, griff Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins, die im Raum stehende Frage auf, weswegen kein/e Schriftsteller/in in diesem Jahr ausgezeichnet wurde. Sebastião Salgado habe ohne zu skandalisieren oder einen nur beiläufigen Blick auf die Welt zu werfen, seine Reportagen immer lang als Projekte angelegt. „Er war Zeuge entsetzlicher Verbrechen und Zerstörungen. Er dokumentierte den Völkermord in Ruanda ebenso wie das Abfackeln der Ölfelder in Kuwait, er zeigt Menschen auf der Flucht vor Hunger und Krieg, vor Ausbeutung und Naturkatastrophen. Seine Bildersammlungen erzählen von einer Menschheit, die in der Moderne angekommen ist, die die Folgen der Globalisierung mit voller Wucht zu spüren bekommt, und die kurz davorsteht, sich selbst die Lebensgrundlagen zu nehmen. Sebastião Salgados Bilder richteten einen drängenden Appell an die Gesellschaft: „Sebastião Salgado zeigt uns die ganze Welt, die von der Zivilisation beschädigte, aber auch die von ihr noch unberührte. Seine Fotografien müssen Auftrag sein, uns für den Erhalt der Schöpfung einzusetzen, aufzuwachen und unseren Lebensstil radikal zu ändern. Nur dann werden wir vielleicht eine Chance haben, der nächsten Generation einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen.“
(Das Grußwort von Heinrich Riethmüller).

Kein besserer „Friedenspreis-Ort“ als die Paulskirche – Grußwort Peter Feldmann

Oberbürgermeister Feldmann würdigt Friedenspreisträger Salgado als Mittler zwischen den Völkern, und unterstrich, dass für es für die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels keinen würdigeren Ort als die Paulskirche, die Schmiede der deutschen Demokratie gäbe, in Frankfurt, in einer Stadt in der 180 Nationen mit 200 Sprachen friedlich zusammenleben, in einer Stadt, in den die Ideale wie Meinungsfreiheit und Versammlungsfreiheit und Demokratie Selbstverständlichkeit seien. Die Paulskirch sei zudem der Ort, wo vor 70 Jahren die erste Buchmesse nach der Nazi-Zeit eröffnet wurde. Das gibt Hoffnung für jene, die sagen, angesichts von Krieg und Umweltzerstörung dürfe es keine Hoffnung mehr geben.
Wir Menschen brauchen solche Orte der Identifikation, der Geschichte, der Zusammenkunft. Nur an solchen besonderen Orten entstehen Dialoge und Debatten. Nur durch Debatten kann Streit beigelegt, kann gesellschaftlicher Fortschritt erzielt werden, so der Feldmann.

Seit 1950 vergibt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Preisträger waren unter anderem Albert Schweitzer, Astrid Lindgren, Václav Havel, Jürgen Habermas, Susan Sontag, Liao Yiwu, Navid Kermani, Margaret Atwood und im vergangenen Jahr Aleida und Jan Assmann. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.

„PAULSKIRCHE Ein Denkmal unter Druck“ – Sonderausstellung zur bevorstehenden Renovierung der baulichen Wiege der deutschen Demokratie

©  Foto: Diether  v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

Vom 7. September 2019 – 16. Februar 2020 zeigt das Deutschen Architekturmuseum (DAM) Schaumainkai 43, Frankfurt am Main, als ein gemeinsames Projekt mit der Wüstenrot-Stiftung die Sonderausstellung „PAULSKIRCHE Ein Denkmal unter Druck“

Die 300 Quadratmeter umfassende Ausstellung schildert die Baugeschichte von 1786 bis heute entlang der jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Strömungen. Gezeigt werden zahlreiche historische und aktuelle Fotos sowie Entwurfszeichnungen aus der Sammlung des DAM.
Wie es in einer Pressemeldung heißt, ist es Ziel der Austellung, das Verständnis für den bestehenden Paulskirchenbau zu verbessern und den Blick auf die Hintergründe der ursprünglichen Entwurfshaltung zu schärfen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte die Zukunft der Paulskirche in der Zeit zur nationalen Aufgabe und wünscht sich einen „authentische[n] Ort, der an Revolution, Parlamentarismus und Grundrechte nicht nur museal erinnert, sondern zu einem Erlebnisort wird“. Die Ausstellung versteht sich als Beitrag zum Dialog über die Zukunft der Paulskirche, der in diesem Sommer angestoßen wurde. Während die Stadt ein künftiges Demokratiezentrum in der Nachbarschaft zum Demokratieort Paulskirche plant und gemeinsam mit dem Architekturbüro AS+P Albert Speer + Partner über das “qualifizierte Verwerfen” einer historischen Rekonstruktion der Paulskirche diskutiert, möchte das DAM Aufklärungsarbeit leisten. Daher beschränkt sich die Ausstellung nicht allein auf Historisches der Vor- und Nachkriegszeit, sondern lässt auch unterschiedliche aktuelle Positionen zu Wort kommen. Die Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, diese um ihre eigenen Überlegungen zu ergänzen.
Die Sammlung des DAM enthält den umfangreichen Nachlass des beteiligten Architekten Johannes Krahn. Diese Quelle ermöglichte es unter anderem, dem rätselhaften Turmzimmer („Präsidentenzimmer“) auf den Grund zu gehen, in dem die wechselvolle Geschichte des Baus kulminiert. Der Architekturfotograf Moritz Bernoully erstellte einen Fotoessay über den aktuellen Zustand des Gebäudes. Darüber hinaus werden zahlreiche historische Bilder gezeigt.

Hintergrund-Informationen zum Kulturdenkmal „Paulskirche“ des Deutschen Architekturmuseums:

Die Paulskirche, ein Denkmal. Aber wofür eigentlich? Hier trat 1848 die deutsche Nationalversammlung zusammen, um die erste deutsche Verfassung zu beschließen. Seither gilt das Gebäude als „Wiege der deutschen Demokratie“. Genau einhundert Jahre später wurde die Paulskirche nach starker Kriegszerstörung als Zeichen des demokratischen Neubeginns in einem nüchtern-modernen Stil wieder aufgebaut. So erinnert die Paulskirche heute auch an das Jahr 1948. In der unmittelbaren Nachkriegszeit war Frankfurt Favorit im Rennen um die neue bundesdeutsche Hauptstadt – die Paulskirche galt als künftiger Sitz des Parlaments. Gekommen ist es anders. Heute ist sie der Festsaal, von dem bundesweite intellektuelle und gesellschaftspolitische Debatten ausgehen. Ihre architektonische Qualität wird dabei selten gewürdigt. Diese Lücke möchte die Ausstellung schließen, indem sie die Bau- und Nutzungsgeschichte von den Anfängen bis heute nachzeichnet. In Kürze soll die Paulskirche technisch saniert werden. Die Rufe nach Rekonstruktion eines Vorkriegszustandes haben ihre gut 70-jährige Nachkriegsgeschichte stets begleitet. Zweimal wurde sie bereits modernisiert. Der Erhalt der Wiederaufbau-Lösung war dabei keine Selbstverständlichkeit, wie der Blick in die Geschichte zeigt. So gilt es auch heute wieder, für den Erhalt des Nachkriegsdenkmals zu streiten. Es ist ein weit lebendigeres Zeugnis der deutschen Demokratie und Debattenkultur, als es eine Rekonstruktion je sein könnte.

DIE BAU- UND NUTZUNGSGESCHICHTE VOR DER ZERSTÖRUNG
Die Ursprünge der Paulskirche reichen zurück ins Jahr 1786. Damals beschloss die protestantische Gemeinde, ihre baufällige mittelalterliche Barfüßerkirche durch einen Neubau zu ersetzen. Dieser erhielt einen ungewöhnlichen ovalen Grundriss, um von möglichst vielen Plätzen aus freie Sicht auf den Pfarrer zu ermöglichen – ein wichtiger Aspekt in der protestantischen Liturgie, die das Wort in den Mittelpunkt stellt.

Die Bauarbeiten dauerten beinahe 50 Jahre. Zuerst kamen sie nicht in Gang, weil sich die Verantwortlichen in stilistischen Fragen nicht einigen konnten. Dann wurden sie von den Napoleonischen Kriegen unterbrochen. Die entstehende Kirche verkam zur Bauruine und wurde zwischenzeitlich gar als Lagerhalle genutzt. Zahlreiche Kompromisse und Umplanungen führten zu der Paulskirche, die 1833 schließlich fertiggestellt wurde. Mit dem typischen roten Mainsandstein und dem Steildach (statt einer italienisch anmutenden Kuppel) prägte der Bau den Frankfurter Klassizismus. Der Innenraum war lichtdurchflutet, verstärkt noch durch die weißen Wände. Diese wurden, ebenso wie die Decke, aus finanziellen Gründen nicht bemalt. Der auffälligste Schmuck war die von zwanzig ionischen Säulen getragene, umlaufende Empore mit Platz für nahezu 2.000 Menschen.

DIE NATIONALVERSAMMLUNG 1848/49 UND IHR 75. JUBILÄUM
Nur 15 Jahre nach ihrer Fertigstellung wurde die Paulskirche 1848/49 zum Tagungsort der Nationalversammlung, dem ersten demokratischen Parlament Deutschlands. Ausgewählt wurde der Bau wegen seiner Größe und Modernität. Die Sitzordnung im ovalen Halbrund etablierte die Bezeichnungen „links“ und „rechts“ in der deutschen Politik. Das Publikum nahm auf der Empore Platz. Um die schwierige Akustik zu verbessern, wurde eine Zwischendecke eingezogen, die fortan die obere Fensterreihe verdeckte.

Nachdem die Nationalversammlung bereits 1849 gewaltsam aufgelöst worden war, machte sich die Kirchengemeinde den Raum wieder zu eigen und ließ die Schalldecke mit Engelmotiven bemalen. Eine offizielle Erinnerung an die liberale Geschichte des Ortes vermieden die konservativen Regierungen im Deutschen Bund und im anschließenden Kaiserreich. Erst während der Weimarer Republik unter Präsident Friedrich Ebert bekannte man sich dazu und feierte 1923 das 75. Jubiläum der Nationalversammlung in der Paulskirche. Dafür erhielt Ebert an der Fassade ein Denkmal, das die Nationalsozialisten nur wenige Jahre später wieder demontieren sollten. Am 18. März 1944 zerstörten Brandbomben die Paulskirche bis auf ihre Außenmauern.

DIE RUINE UND DIE HAUPTSTADTFRAGE
Im nationalsozialistisch verwüsteten Deutschland blickte man nach dem Krieg auf das anstehende 100. Jubiläum der Nationalversammlung. Die Planungen konzentrierten sich zunächst auf einen Festakt in der enttrümmerten Ruine. Doch gerade noch rechtzeitig erkannten die Verantwortlichen der Stadt die Signalwirkung, die eine wieder hergestellte Paulskirche für den demokratischen Neubeginn hätte. Oberbürgermeister Kurt Blaum (CDU) brachte dabei auch eine Nutzung als Versammlungsort für das künftige deutsche Parlament ins Spiel. Frankfurt machte sich wie Bonn Hoffnungen, Hauptstadt zu werden. Beide Städte bauten um die Wette. Sicherheitshalber beauftragte die Stadt Frankfurt den Architekten Gerhard Weber mit einer Alternative zur Paulskirche als Parlamentssitz. So entstand im Nordend ein zweiter Parlamentsbau, der nach der Entscheidung für Bonn zum Funkhaus des Hessischen Rundfunks umgebaut wurde.

DER PAULSKIRCHEN-WETTBEWERB, 1946
Zum Wiederaufbau der Paulskirche richtete die Stadt 1946 einen Wettbewerb unter den in Hessen lebenden Architekten aus. Unter Verwendung der Mauerreste sollte ein Raum entstehen, der sowohl als Gotteshaus wie auch als Tagungsraum genutzt werden konnte. Der erste Preis ging an Gottlob Schaupp. Sein Entwurf kam den Vorstellungen des Preisgerichts am nächsten, das sich gegen eine historische Kopie und für eine zeitgemäße Umgestaltung aussprach. Im Vergleich zum Vorkriegszustand verzichtete Schaupp auf die umlaufende Empore und brachte die obere Fensterreihe wieder zur Geltung. So betonte er die Schlichtheit und Monumentalität des Innenraums. Die anderen prämierten Entwürfe reichten von Galerien und Emporen über plastisch ausgestaltete Kuppeln bis hin zu einem großen eingezogenen Foyer. Das ursprüngliche Steildach sahen alle Preisträger vor. Das Echo blieb durchwachsen. Der Frankfurter Architekt Hermann Mäckler verurteilte den Großteil der Einreichungen, da er viele Bezüge zur nationalsozialistischen Formensprache erkannte. Ihren Zeichnungen nach zu urteilen waren die Architekten in seinen Augen „fast lauter SA-Männer“. Eher aus pragmatischen Gründen hielt auch das Preisgericht keinen der Entwürfe für baureif.

DIE PLANUNGSGEMEINSCHAFT PAULSKIRCHE
Noch im November 1946 arrangierte Stadtbaurat Eugen Blanck, dass der Kölner Kirchenbau-Spezialist Rudolf Schwarz den Wiederaufbau der Paulskirche gemeinsam mit dem Wettbewerbssieger Gottlob Schaupp übernahm. Hinzu kamen noch der Frankfurter Architekt Johannes Krahn, der lange für Schwarz gearbeitet hatte, sowie Stadtbaurat Blanck selbst. Die sogenannte Planungsgemeinschaft Paulskirche war gegründet. Schaupp, Schwarz und Blanck hatten bereits in der Zeit des Neuen Frankfurt unter Ernst May gearbeitet bzw. an einzelnen Projekten mitgewirkt und waren sich dabei auch begegnet. Während der nationalsozialistischen Herrschaft arrangierten sich die vier Architekten unterschiedlich mit dem System. Schaupp stach dabei heraus, da er eine ästhetische (und politische) Verbundenheit mit dem Nationalsozialismus pflegte. Er löste sich von den Ideen des Neuen Frankfurt und errichtete Wohngebäude im deutschtümelnden Heimatschutzstil. Diese biografische Verstrickung wurde bereits kurz nach dem Wettbewerb bekannt und belastete die öffentliche Wahrnehmung der gesamten Planungsgemeinschaft.

GRUNDSTEINLEGUNG, SPENDEN UND DIE „REDE AN DIE DEUTSCHEN“
Der zügige Wiederaufbau der Paulskirche ist ein Symbol des demokratischen Neubeginns in der noch nicht gegründeten Bundesrepublik. Im zerstörten Frankfurt selbst erntete das Projekt angesichts der Wohnungsnot erst einmal Unverständnis. Um solcher Kritik zu begegnen, plante man, parallel die kriegszerstörte Friedrich-Ebert Siedlung im Gallusviertel wieder aufzubauen, eingeläutet von einer doppelten Grundsteinlegung am 17. März 1947.

Es blieben 16 Monate bis zur Jahrhundertfeier der Nationalversammlung. Weil Frankfurt ein solches Projekt allein nicht bewerkstelligen konnte, erklärte Oberbürgermeister Walter Kolb (SPD) die Paulskirche zur gesamtdeutschen Angelegenheit und bat um Sach- und Geldspenden – mit überwältigendem Erfolg. So kamen aus Thüringen drei mit Bauholz beladene Eisenbahnwaggons und aus dem benachbarten Offenbach Leder für die Bestuhlung. Sogar die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) spendete 10.000 Mark. Nur durch diese Unterstützung konnte am 7. November 1947 Richtfest gefeiert werden.

Die wieder aufgebaute Paulskirche wurde schließlich pünktlich am 18. Mai 1948 im Rahmen einer ganzen Festwoche eröffnet. Dazu reisten auch Vertreter aus der Sowjetzone nach Frankfurt und distanzierten sich öffentlich vom Wiederaufbau der Paulskirche, den sie mittlerweile als „Staffage für die Bildung eines Weststaates“ empfanden.

Als Festredner kam der persönlich von Kolb eingeladene Schriftsteller Fritz von Unruh nach 16-jährigem Exil erstmals wieder nach Deutschland. In seiner „Rede an die Deutschen“ warnte er vor Untertanengeist und Mitläufertum und verurteilte die halbherzige Entnazifizierung. Er sprach derart leidenschaftlich, dass er zwischenzeitlich am Pult zusammenbrach und erst nach einer Pause fortfahren konnte.

DIE WIEDER AUFGEBAUTE PAULSKIRCHE
Wie in Gottlob Schaupps ursprünglichem Entwurf vorgesehen, beließ auch die Planungsgemeinschaft den Saal weitgehend frei von Einbauten. Die in frühen Zeichnungen angedachten Balkone verwarfen die Architekten bald wieder. Stattdessen bewahrten sie im Innern den imposanten Charakter der ausgebrannten Ruine, bedeckt von einer leichten Holzdecke mit Oberlicht und einer flachen, kupfergedeckten Kuppel.

Das riesige Rund gliederten sie nur durch herabhängende Leuchtstränge, die an die ehemaligen Säulen erinnern sollen. Für die Saalfenster war eine Ornamentverglasung vorgesehen, die jedoch aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt wurde. Stattdessen wurde vorerst Rohglas mit grober Sprossenteilung eingebaut.

Im Erdgeschoss wurde ein niedriges Zwischengeschoss eingezogen – die sogenannte Wandelhalle, die bewusst im Halbdunkel bleibt und über zwei Treppen hinauf in den Saal führt. Damit inszenierten die Architekten einen Gang vom Dunkeln ins Helle – für sie „ein Bild des schweren Weges, den unser Volk in dieser seiner bittersten Stunde zu gehen hat.“ Als Zeichen der Läuterung ließen sie die Treppenbrüstungen aus Blech fertigen, das ehemals für den nationalsozialistischen Flugzeugbau vorgesehen war. Auch für die Turmspitze entwarfen sie Lösungen, die ein weithin sichtbares modernes Zeichen gesetzt hätten – entschieden sich dann aber für die erhaltene Form eines kleinen Rundtempels.

Moral wurde ebenfalls Mittel der Argumentation. So attestierten die Architekten dem neu gestalteten Saal „eine solch nüchterne Strenge, daß darin kein unwahres Wort möglich sein sollte.“ Die heftigste Kritik kam von Albert Rapp, dem Direktor des Historischen Museums, den besonders die neue Wandelhalle verärgerte. Vernichtend urteilte er im Spiegel: „Unten Radrennbahn, oben Gasometer, mehr läßt sich nicht verderben.“

DAS PRÄSIDENTENZIMMER
Um überhaupt als Sitz des Bundestages infrage zu kommen, benötigte die Paulskirche ein repräsentatives Büro für den Hausherren, den Bundestagspräsidenten. Die Planungsgemeinschaft richtete dieses sogenannte Präsidentenzimmer im Hauptturm oberhalb des Saals ein. Sie erarbeitete Innenraumstudien, die auch Kunstwerke vorsahen: zwei in die Raumnischen eingepasste Buntglasfenster. Zur Wiedereröffnung der Paulskirche war das Zimmer noch nicht fertiggestellt – und noch ehe es dazu kommen konnte, war ein solcher Raum auch schon obsolet. Denn Hauptstadt und Parlamentssitz war Bonn geworden.

Dennoch entwarf der Münchner Künstler Karl Knappe 1951 die Buntglasfenster, die im Folgejahr eingebaut wurden. Seine Technik war für die Zeit revolutionär, da er nicht auf Glas malte, sondern die Fenster aus farbigen Gläsern zusammensetzte. Die Werke tragen den hoffnungsvollen Titel Freundschaft und Friede der Jugend Europas und zeigen den Übergang von Kampfbereitschaft hin zu freundschaftlicher Umarmung.

Leider fand sich allerdings keine alternative Nutzung, sodass das Präsidentenzimmer mehr und mehr zu einer Garderobe verkam. Provisorisch wurde das Nötigste ergänzt – ein paar Sitzmöbel, ein Kleiderständer, ein Telefon und eine Nasszelle, die heute auf skurrile Weise die Kunst rahmen.

NOTWENDIGE UMBAUTEN
Nach der Entscheidung für Bonn als Hauptstadt wurde der Wiederaufbau der Paulskirche nicht vollendet. Abrupt brach man die Baumaßnahmen ab, die nach der Eröffnung noch ausstanden. Einige Räume wurden fortan als Abstellkammern genutzt und die Instandhaltung insgesamt vernachlässigt. Dies erschwerte die Akzeptanz des modernen Nachkriegsbaus in der Bevölkerung; ihm wurde eine unwürdige Erscheinung vorgeworfen.

DIE UMBAUTEN DER 1960ER-JAHRE
Als 1960 erste Überlegungen für eine Sanierung und teilweise Rekonstruktion eines Vorkriegszustands laut wurden, machte die Planungsgemeinschaft ihr Urheberrecht geltend. In der Denkschrift zur Fortsetzung des Wiederaufbaus der Paulskirche definierten sie nötige Maßnahmen. Umgesetzt wurden diese nur zum Teil – und zudem verspätet im Jahr 1966.
Rudolf Schwarz war 1961 verstorben. Unter der Leitung von Johannes Krahn wurde nun erste Kosmetik betrieben: Anstelle des provisorischen Rohglases wurden große Mattglas-Scheiben in die Fenster eingesetzt. Nach innen sorgten sie tatsächlich für wärmeres Licht, nach außen wirkten sie jedoch abweisend. Die Wandelhalle frischte man mit weißem Rauputz sowie neuer Beleuchtung und Vitrinen in den Fensternischen auf. Im Plenarsaal sorgte ein neuer Anstrich der Wände und der Bestuhlung für einen besseren Gesamteindruck. An den Wänden aufgehängte Fahnen der Bundesländer sollten den Veranstaltungen einen feierlichen Rahmen geben und gleichzeitig die mangelhafte Akustik verbessern. Zu guter Letzt wurde dem Gebäude durch eine gründliche Reinigung „seine Würde“ zurückgegeben.

DIE UMBAUTEN DER 1980ER-JAHRE
In den achtziger Jahren stand eine grundlegende Sanierung der Haustechnik an. Der Magistrat unter Oberbürgermeister Walter Wallmann (CDU) wollte dies nutzen, um die historische Paulskirche weitgehend zu rekonstruieren – vor allem das Steildach. Anlass zur Kritik bot Wallmann, als er neben dem demütigen Blick auf die junge Bundesrepublik „über den Abgrund der jüngeren Vergangenheit hinweg“ auch wieder einen stolzen Blick auf 1848 zulassen wollte. Er bewegte sich damit nah an der Grenze zur „Geschichtsklitterung“ (Dieter Bartetzko). Die Vorplanung besorgte der Berliner Experte für Versammlungsbauten Klaus Wever. Da inzwischen alle Mitglieder der Planungsgemeinschaft verstorben waren, wurde Rudolf Schwarz‘ Witwe Maria Schwarz zur engagiertesten Gegnerin der Rekonstruktionspläne. Sie mobilisierte die Fachwelt zum Protest – eine öffentliche Kontroverse entstand. Das Hochbauamt der Stadt Frankfurt suchte einen ungewöhnlichen Weg aus dem Dilemma: Es beauftragte Maria Schwarz und Klaus Wever gemeinsam – trotz ihrer eigentlich unvereinbaren Positionen. Maria Schwarz wurde die künstlerische Leitung für den großen Saal und die Wandelhalle übertragen, Klaus Wever zeichnete für die Technik und die übrigen Räume verantwortlich.

Das Äußere des Baus blieb unverändert. Im Inneren wurde die Saaldecke durch eine weitgehend ähnliche, aber feuersichere Konstruktion ersetzt. Die Wände wurden mit einem sieben Zentimeter dicken, weiß gestrichenen Akustikputz versehen. Zwei Gehänge aus Lautsprechern, dem Stil der Leuchtketten angepasst, verbesserten die Akustik weiter. Das Gestühl wurde aufgearbeitet und gepolstert. Anstelle der provisorischen Orgel aus der Nachkriegszeit gab es jetzt eine Konzertorgel mit einem von Maria Schwarz entworfenen Prospekt (Orgel Verkleidung). Das Kellergeschoss wurde vollkommen umgebaut und mit neuer Technik bestückt. Die Kosten von mehr als 23 Millionen Mark hatte zu großen Teilen die Stadt Frankfurt zu tragen, da der Bund, anders als vorgesehen, keinen Zuschuss leistete und ein Spendenaufruf nur 2,1 Millionen Mark einbrachte.

DAS WANDBILD
Ein ovaler Raum bildet seit dem Wiederaufbau das Zentrum der Wandelhalle im Erdgeschoss. Ursprünglich sollte er parlamentarischen Beratungen dienen – im Zuge der Sanierung in den achtziger Jahren wurde er zum VIP-Raum umgebaut. Seine Außenwand sollte seit jeher ein Kunstwerk schmücken. Die Planungsgemeinschaft dachte während des Wiederaufbaus an eine monumentale, figürliche Darstellung der Sehnsucht nach Frieden. Zwölf Jahre später favorisierten die Architekten ganz im Stil der Zeit ein abstraktes Mosaik. Zur Umsetzung kam aus finanziellen Gründen keine der beiden Varianten. 1987 wurde ein Wettbewerb ausgerufen, der wieder die Gegenständlichkeit des Motivs zur Bedingung machte. Als Thema waren der Vormärz und die gescheiterte Revolution von 1848 vorgegeben. Eingeladen wurden Künstler aus Ost und West – die Paulskirche galt noch immer als gesamtdeutsches Projekt. Die ostdeutschen Künstler waren (offiziell) anderweitig gebunden, aber auch unter den westdeutschen hielt sich die Beteiligung in Grenzen. So reichten lediglich vier Künstler einen Beitrag ein. Es gewann der Entwurf von Johannes Grützke: ein langer Zug schwarz gekleideter Volksvertreter, gespickt mit dem Pathos des Amtes und der Ironie von Alltagsszenen. Den zweiten Preis bekam Jörg Immendorf für sein comicartiges, orangefarbenes Panorama Marke Vaterland kinetisch, welches mit blauen Nationalsymbolen verschiedener Ideologien durchsetzt war. A. R. Penck erhielt für seinen felsbildartigen Fries aus schwarzen Figuren und Zeichen den dritten Preis. Frühzeitig ausgeschieden war Alfred Hrdlicka, da seine plastischen Bronze-Entwürfe die Wettbewerbsbedingungen nicht erfüllten.

DIE NEUEN FENSTER
Parallel zu den Sanierungsarbeiten wurden auch neue Fenster eingebaut. Einen bundesweiten Wettbewerb zur Gestaltung der Fenster in historischer Sprossenteilung entschied 1986 der Künstler Wilhelm Buschulte für sich. Er hatte in ganz Deutschland bereits zahlreiche Kirchen ausgestattet und wurde besonders für seine Grisaillefenster geschätzt: strenge geometrische Kompositionen aus farblosen Gläsern, die unterschiedlich transparent oder opak waren. Auch die Fenster der Paulskirche setzte Buschulte in seiner Grisailletechnik um. Mit Rudolf Schwarz hatte ihn seit Ende der fünfziger Jahre eine Freundschaft verbunden.

ERSTER STÄDTEBAULICHER WETTBEWERB, 1975
Die Gestaltung des umgebenden Paulsplatzes war bereits seit dem Wettbewerb 1946 ein Thema. Im Krieg waren viele der Nachbargebäude zerstört worden, sodass sich die Paulskirche auf einem überdimensionierten Platz wiederfand – die Planungsgemeinschaft sprach 1960 von einem „vergessenen Senftopf auf dem Wirtschaftstisch“.
Den ersten städtebaulichen Wettbewerb gewannen 1975 Bartsch, Thürwächter und Weber, die
Architekten des Technischen Rathauses, mit einem abgetreppten Gebäude um einen Innenhof. Der zweite Preis ging an Klaus Walter und Christoph Rohde, die vielfältige Attraktionen unter einer Dachkonstruktion vorsahen. Den dritten Preis erhielt die Stuttgarter Studentengruppe ASPLAN unter der Leitung von Johannes Strelitz. Sie schlugen einen streng angeordneten Hain aus Platanen vor, zur Berliner Straße hin abgeschlossen von einer Wand aus Wasserfontänen. Realisiert wurde der ASPLAN-Entwurf, jedoch ohne Wasserspiele. Diese Lösung sollte für die Zukunft alle Möglichkeiten offenhalten, erfreute sich bei der Bevölkerung zunehmender Beliebtheit und besteht bis heute unverändert fort.

ZWEITER STÄDTEBAULICHER WETTBEWERB, 1983
Oberbürgermeister Wallmann träumte 1983 davon, die Wahl des Bundespräsidenten in der Paulskirche stattfinden zu lassen, und wünschte daher eine Aufwertung ihrer Umgebung. Die Stadt bat sechs Architekturbüros, die zu jener Zeit für Spielarten postmoderner Formensprache standen, um einen städtebaulichen Vorschlag. Auf ein Nutzungsprogramm verzichtete man, schloss jedoch ausdrücklich „nicht finanzierbare öffentliche Einrichtungen“ aus. So blieb nicht viel mehr übrig als Einzelhandel im Erdgeschoss sowie Büros und Wohnungen darüber.

Der Entwurf von Bartsch, Thürwächter und Weber sah einen mächtigen, geschlossenen Baublock vor, während Alexander Freiherr von Branca die Paulskirche mit einem weiten Kreissegment umfing. Jourdan und Müller schlossen den Platz mit einem schmalen Gebäuderiegel, der im Innern die Bäume bewahrte. Oswald Mathias Ungers präsentierte eine Zeile aus Stadthäusern und ein Hochhaus über der Berliner Straße. Hans Hollein schlug eine Bogenwand vor, als symbolische Abwicklung der elliptischen Paulskirchenwand. Jede Öffnung stand dabei für eines der damals zehn Bundesländer und eine halbe für das geteilte Berlin. Ein ähnliches Motiv fand sich auch bei Goldapp und Klumpp, die den gesamten Platz mit einer formal an die Kirchenfassade angelehnten Mauer umrahmten, an die sich ein Gebäude anschloss. Dies war der einzige Entwurf, der auch die Rekonstruktion des historischen Daches der Paulskirche vorsah. Die Ideen verebbten bald darauf in der hitzigen Debatte über die Form der Paulskirche selbst.

ORT DER DEBATTEN
Die Paulskirche ist von Beginn an ein Raum des gesprochenen Wortes gewesen: zunächst als protestantische Kirche, in der die Predigt im Mittelpunkt der Liturgie stand, und nach dem Krieg als der bundesdeutsche Festsaal. Hier wird seit 1951 die höchste geistige Auszeichnung des Landes verliehen, der Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Beim Wiederaufbau mussten die Architekten noch geistliche und parlamentarische Zwecke berücksichtigen. So gestalteten sie das Rednerpult, das zugleich auch Kanzel war, als eine Skulptur aus Muschelkalk und bezeichneten es neutral als „Sprechstelle“. Prominentester Redner war US-Präsident John F. Kennedy, der hier 1963 den Begriff der Paulskirche als „Wiege der deutschen Demokratie“ prägte. Inzwischen haben von der Sprechstelle aus viele Persönlichkeiten zur deutschen Öffentlichkeit gesprochen – nicht immer ohne Widerspruch. Oftmals nehmen gesellschaftliche Debatten hier ihren Ausgang. Es sei an den Goethe-Preis für den Schriftsteller Ernst Jünger (1982), den Friedenspreis für die Islamwissenschaftlerin Annemarie Schimmel (1995), an die Walser-Bubis-Kontroverse über die Erinnerung an den Holocaust (1998) oder an den Adorno-Preis an die Philosophin Judith Butler (2012) erinnert. Proteste suchen gezielt die Paulskirche auf, um sich Gehör zu verschaffen, so zum Beispiel das globalisierungskritische Netzwerk Attac, das das Gebäude im Herbst 2018 einen Tag lang besetzte.

ZUKUNFT PAULSKIRCHE
Während aktuell eine technische Sanierung der Paulskirche ansteht, werden Stimmen laut, die in diesem Zuge die Rekonstruktion eines Vorkriegszustandes wünschen. Diese Debatte, die eigentlich in den 1980er-Jahren bereits erschöpfend geführt worden war, geriet im Herbst 2017 erneut ins Rollen. Auslöser war ein Zeit-Artikel von Benedikt Erenz, der die Wiederaufbau-Lösung brüsk aburteilte und für die Rückkehr einer Empore plädierte: „Denn hier saß das Volk.“ Die Frankfurter Koalition aus CDU, SPD und Grünen steht klar hinter dem Erhalt des Wiederaufbaus. Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) wünscht sich hingegen eine breite, offene Diskussion über die Zukunft der Paulskirche und weckt somit auch Hoffnungen bei den Rekonstruktionsfreunden. Weiteren Rückenwind gibt ihnen der Erfolg der Neuen Altstadt. Im Jahr 2018 hat sich aus den Kreisen der Jungen Liberalen der Verein „Demokratiedenkmal Paulskirche“ gegründet. Dessen Mitglieder plädieren für den Einbau einer Empore und eines Kuppeldaches als moderne Zitate der historischen Paulskirche. So möchten sie die Paulskirche zum Ort der Bundespräsidentenwahl machen. Die rechtspopulistische Opposition aus Alternative für Deutschland (AfD) und Bürger für Frankfurt (BFF) fordert dagegen deutlich eine Rekonstruktion des Zustands von 1848.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte die Zukunft der Paulskirche zur nationalen Aufgabe. Er wünscht, ebenso wie die Stadtpolitik, einen Erlebnisort unter dem Namen „Demokratiezentrum“. Als möglicher Standort für solch ein Zentrum werden die Wandelhalle, der Paulsplatz, das Erdgeschoss der benachbarten Stadtkämmerei sowie ein Neubau auf der Freifläche in Richtung Berliner Straße diskutiert.

‚Zukunft – Demokratie – Zukunft‘: Oberbürgermeister Feldmann eröffnet den Dialog zur Zukunft der Paulskirche als Demokratiezentrum

Publikum bei der Podiumsdiskussion zur Paulskirche  ©  Archivbild: Diether v Goddenthow
Publikum bei der Podiumsdiskussion zur Paulskirche © Archivbild: Diether v Goddenthow

(ffm) Mit 200 Bürgern hat Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann am Mittwoch, 22. August, im Kaisersaal des Römers den Dialog zur Zukunft der Paulskirche als Demokratiezentrum eröffnet. „Frankfurt ist die Wiege der Deutschen Demokratie mit der Paulskirche als starkem Symbol“, sagte der Oberbürgermeister. Was sie jetzt schon sei, nämlich repräsentativer Gedenk- und Veranstaltungsort, solle die Paulskirche auch in Zukunft bleiben. „Doch sie muss sich öffnen für alle, für Mieterinitiativen, für Schüler und Vereine. Auch Attac soll in Zukunft hier tagen können und muss nicht erst die Paulskirche zu diesem Zweck besetzen“, betonte Feldmann.

Demokratie brauche Orte der Debatte, wo die Gesellschaft fragt: Was ist Demokratie, was zeichnet sie aus? „Demokratie ist eben nicht selbstverständlich, wir müssen sie uns immer wieder neu erkämpfen“, betonte Feldmann.

Bevor man an die Planung des Demokratiezentrums „Paulskirche“ gehen könne, brauche es einen intensiven und professionell aufgezogenen Beteiligungsprozess, erläuterte Friedbert Greif, Partner im beratenden Büro AS+P. Greif präsentierte in seinem Vortrag keine fertigen Pläne für ein „Haus der Demokratie“. Frei nach dem Bonmot „Die größten Fehler werden am Anfang gemacht“ plädierte Greif für eine gründliche Auseinandersetzung mit dem „Demokratieort Paulskirche“. „Bis zur Mitte des kommenden Jahres wollen wir uns dafür Zeit nehmen, mit vielfältigen Formaten, in Workshops, auch eine digitale Beteiligungsplattform ist vorgesehen, über die ganz Deutschland mitreden soll“, sagte Greif.

In der anschließenden, von Katja Marx vom Nachrichtensender hr-info moderierten Podiumsdiskussion, ging es dann auch weniger um Architektur. Vielmehr wurde immer wieder die Frage nach den dort zu besprechenden Inhalten eines möglichen „Demokratiezentrums Paulskirche“ gestellt. Für Nicole Deitelhoff, Leiterin des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, ist der Weg dorthin das Interessante: „Wir haben keine Ahnung wie die Zukunft der Demokratie in Deutschland aussehen wird, aber im Kern wissen wir um ihre Bedeutung. Demokratie bedeutet Auseinandersetzung zwischen mündigen Bürgerinnen und Bürgern, bedeutet streiten über die Werte und Regeln, die unser Zusammenleben tatsächlich bestimmen sollen“, sagte die Politikwissenschaftlerin. Beim anstehenden Beteiligungsprozess rief Deitelhoff, dass nicht wieder nur die „üblichen Verdächtigen“ zu Wort kämen. „Gehen Sie in die Schulen, gehen sie zum Museumsuferfest, zur Eintracht und sprechen da die Leute an“, appellierte Deitelhoff.

Susanne Gesser, Leiterin des Jungen Museums Frankfurt, sagte: „Die Paulskirche zu erweitern ist eine sehr schöne Idee – dieser Ort wäre für mich ein Ort, in dem wir nicht nur die Geschichte der Demokratie lernen, sondern lernen, wie sie funktioniert, wir streiten lernen, Auseinandersetzung lernen.“

Oberbürgermeister Feldmann erwartet nicht, dass bis zum Paulskirchen-Jubiläumsjahr 2023 schon alle Ideen realisiert werden. „Mir ist aber wichtig, dass wirklich alle mitreden, alle mitgenommen werden, vom Bundespräsidenten bis zum Stadtschülersprecher. Der Dialog zur Zukunft des ‚Demokratiezentrums Paulskirche‘ hat begonnen.“

Ludwig-Börne-Preis 2019 an Eva Menasse verliehen

Preisträgerin und Schriftstellerin Eva Menasse. © Foto: Diether v. Goddenthow
Preisträgerin und Schriftstellerin Eva Menasse. Archivbild © Foto: Diether v. Goddenthow

(ffm) Am Sonntag, 26. Mai, wurde die Journalistin und Schriftstellerin Eva Menasse in der Frankfurter Paulskirche mit dem Ludwig-Börne-Preis ausgezeichnet. „Heute kommt alles zusammen: Ludwig Börne, die Paulskirche, die Europawahl und mit Frau Menasse eine Preisträgerin, die sich einmischt, der die Politik nie gleichgültig war und die immer Haltung bewahrt hat. Ob zu den jüngsten Auswüchsen der österreichischen Politik oder als Hüterin von demokratischen Werten gegenüber all den Hetzern und Ausgrenzern und denjenigen, die im Internet Hass und Missgunst verbreiten“, würdigte Oberbürgermeister Peter Feldmann das couragierte Auftreten von Eva Menasse in seiner Rede.

Verleger Florian Illies, diesjähriger Juror, begründete seine Entscheidung für Eva Menasse damit, dass sie hellwach auf die großen gesellschaftlichen Untiefen unserer Zeit schaue „mit einer seltenen Mischung aus Scharfsinn, Streitlust, Humor und europäischem Bewusstsein. Sie warnt sehr differenziert vor den destruktiven Kräften, die die öffentlichen Debatten im Zeitalter des Internets radikalisieren – und sie beschreibt luzide, wie die Freiheit der Kunst von der militanten Intoleranz einer falsch verstandenen Modernität bedroht wird.“

Der Preis wird seit 1993 in Gedenken an Ludwig Börne vergeben. Oberbürgermeister Feldmann erinnerte daran, dass Börne in Zeiten des Aufruhrs immer Format bewiesen und sich stets ohne Blatt vor dem Mund, gerade heraus positioniert habe. Er sei zudem Ideengeber für das spätere Parlament in der Paulskirche gewesen. Eva Menasse sei in diesem Sinne eine ideale Preisträgerin: „Sie, Frau Menasse, sagten einmal, man solle nicht aus Angst verstummen, sondern sagen, was man für richtig halte, ganz egal wer applaudiert oder protestiert. Das sollten wir uns alle zu Herzen nehmen, um das zu bewahren, was uns über 70 Jahre lang Frieden beschert hat.“

Eva Menasse wurde 1970 in Wien geboren. Heute lebt die Schwester des Schriftstellers Robert Menasse in Berlin. Ihre journalistische Laufbahn begann beim österreichischen Nachrichtenmagazin „Profil“ und setzte sich später im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) fort. Als Buchautorin machte sich Menasse mit ihrem ersten Roman „Vienna“ einen Namen, in dem sie von einer Wiener Familie mit jüdischer Herkunft erzählt. Für das 2017 erschienene Werk „Tiere für Fortgeschrittene“ erhielt sie noch im selben Jahr den Österreicher Buchpreis. Bei der Eröffnung des Berliner Literaturfestivals im Herbst 2018 sensibilisierte sie in ihrer Ansprache für Gefahren des digitalen Zeitalters.

Der Frankfurter Bankier und Publizist Michael Gotthelf gründete 1993 zusammen mit anderen eine Stiftung, die seitdem den Ludwig-Börne-Preis alljährlich an deutschsprachige Autoren vergibt. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Im vergangenen Jahr hatte ihn die Journalistin Souad Mekhennet bekommen.

Theodor-W.-Adorno Preis 2018 der Stadt Frankfurt an Filmemacherin und Regisseurin Margarethe von Trotta verliehen

(ffm) In einem feierlichen Festakt wurde am Dienstag, 11. September, in der Paulskirche der alle drei Jahre vergebene Theodor-W.-Adorno-Preis an die Filmemacherin und Regisseurin Margarethe von Trotta verliehen. Erst zum zweiten Mal wird damit eine Frau mit dem Adorno-Preis der Stadt Frankfurt ausgezeichnet. Nach einer Begrüßung durch Stadträtin und Kulturdezernentin Ina Hartwig hielt der Film- und Fernsehproduzent Günter Rohrbach, von 2003 bis 2010 Präsident der Deutschen Filmakademie, die Laudatio. Zahlreiche Gäste wohnten der Verleihung bei.

Kulturdezernentin Ina Hartwig begrüßt die Wahl von Margarethe von Trotta ausdrücklich: „In Zeiten, in denen das demokratische Fundament unserer Gesellschaft dringlicher denn je verteidigt werden muss, ist die Auszeichnung einer dezidiert gesellschaftspolitischen Regisseurin wie Margarethe von Trotta ein wichtiges Signal. Mit ihren großartigen Filmen etwa über Rosa Luxemburg und Hannah Arendt hat sie sich als eine herausragende Künstlerin erwiesen, die ein breites Publikum mit mutigen Denkerinnen im Geiste der Aufklärung, Humanität und Emanzipation vertraut gemacht hat.“

Der mit 50.000 Euro dotierte Preis wird alle drei Jahre von der Stadt Frankfurt zum Gedenken an den Philosophen Theodor W. Adorno vergeben und dient der Förderung und Anerkennung hervorragender Leistungen in den Bereichen Philosophie, Musik, Theater und Film. Adorno wirkte viele Jahre an der Universität Frankfurt sopie dem Institut für Sozialforschung und war einer der namhaftesten Vertreter der Frankfurter Schule. Seine Schriften, darunter „Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben“, „Negative Dialektik“ und die gemeinsam mit Max Horkheimer im Exil verfasste „Dialektik der Aufklärung“, zählen zu den einflussreichsten philosophischen und kulturtheoretischen Werken des 20. Jahrhunderts.

Dem Kuratorium des Theodor-W.-Adorno-Preises 2018 gehören neben den ständigen Mitgliedern laut Satzung in diesem Jahr Prof. Petra Gehring (Technische Universität Darmstadt), Prof. Martin Saar (Goethe-Universität Frankfurt), Christian Thomas (Feuilletonleiter der Frankfurter Rundschau) und der Schriftsteller und Buchpreisträger Frank Witzel an. Vorherige Preisträger waren Georges Didi-Huberman (2015), Judith Butler (2012) und Alexander Kluge (2009). Der erste Preisträger war im Jahr 1977 der Soziologe Norbert Elias. Erstmals wurde 1995 mit Jean-Luc Godard ein Filmemacher ausgezeichnet.

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2018 geht an Aleida und Jan Assmann

Aleida und   Jan Assmann. ©   Foto: Corinna Assmann
Aleida und Jan Assmann. © Foto: Corinna Assmann

Wie der Börsenverein des Deutschen Buchhandels mitteilt, hat der Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels die deutsche Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann und den deutschen Ägyptologen und Kulturwissenschaftler Jan Assmann zu den diesjährigen Trägern des Friedenspreises gewählt. Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, hatte dies bei der Eröffnung der Buchtage Berlin 2018 bekannt gegebem. Die Verleihung findet zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am Sonntag, 14. Oktober 2018, in der Paulskirche in Frankfurt am Main statt und wird live im Fernsehen übertragen. Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert.

In der Begründung des Stiftungsrats heißt es: „Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verleiht der Börsenverein im Jahr 2018 an Aleida und Jan Assmann und ehrt damit ein Forscherpaar, das sich in seiner Arbeit seit Jahrzehnten wechselseitig inspiriert und ergänzt. Die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann greift mit ihren wissenschaftlich fundierten Studien engagiert die immer wieder neu virulenten Themen von Geschichtsvergessenheit und Erinnerungskultur auf. Angesichts einer wachsenden politischen Instrumentalisierung der jüngeren deutschen Geschichte leistet sie in hohem Maße Aufklärung zu Fragen eines kulturellen Gedächtnisses einer Nation. Ihr Werk weist darauf hin, dass ein offener und ehrlicher Umgang mit der Vergangenheit grundlegende Bedingung für ein friedliches Miteinander ist. Der Ägyptologe und Kulturwissenschaftler Jan Assmann hat durch sein umfangreiches wissenschaftliches Werk internationale Debatten um Grundfragen zu den kulturellen und religiösen Konflikten unserer Zeit angestoßen. Mit seinen Schriften zum Zusammenhang von Religion und Gewalt sowie zur Genese von Intoleranz und absolutem Wahrheitsanspruch leistet er einen unverzichtbaren Beitrag zum Verständnis der Friedensbereitschaft und Friedensfähigkeit der Religionen in der Weltgesellschaft von heute. Aus dieser spannungsvollen, komplementären Einheit, die Aleida und Jan Assmann bilden, ist ein zweistimmiges Werk entstanden, das für die zeitgenössischen Debatten und im Besonderen für ein friedliches Zusammenleben auf der Welt von großer Bedeutung ist.“

Aleida Assmann, geboren am 22. März 1947 in Bethel bei Bielefeld, beschäftigte sich in ihrem wissenschaftlichen Arbeiten neben der Anglistik und Archäologie seit den 1990er Jahren vornehmlich mit der Thematik des kulturellen Gedächtnisses, der Erinnerung und des Vergessens. 1993 folgte sie dem Ruf an den Lehrstuhl für Anglistik und allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz und nahm in den folgenden Jahrzenten zahlreiche Gastprofessuren weltweit wahr.

In ihrem 2006 erschienenen Buch „Der lange Schatten der Vergangenheit. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik“ untersucht sie die Spannungen zwischen persönlicher Erfahrung und offiziellem Gedenken, gibt Ratschläge für eine angemessene Erinnerungskultur und plädiert dafür, dem Gedächtnis einen „gemeinsamen Erinnerungsraum“ zu geben, der sich auch in einem Gedenktag wiederfinden sollte. In ihrem jüngsten, 2017 erschienenen Buch „Menschenrechte und Menschenpflichten“ plädiert sie angesichts der aktuellen Flüchtlingsdebatte für einen neuen Gesellschaftsvertrag, für den die Menschenrechte, Werte wie Empathie und Solidarität sowie ein Kanon von Regeln für ein faires und respektvolles Zusammenleben von Einheimischen und Zugewanderten maßgeblich sind.

Ihr Ehemann Jan Assmann, geboren am 7. Juli 1938 in Langelsheim (Harz), leistete wissenschaftliche Grundlagenarbeit bei der Erschließung, Edition und Interpretation von Quellen zur ägyptischen Religion. Dabei verlegt er sich früh auf interdisziplinäre Ansätze, indem er philologische Deutungen von Texten in den Zusammenhang mit archäologischen Befunden stellt sowie den kulturellen und sozioökonomischen Hintergrund berücksichtigt. Über die Analyse des Totenkults setzt Jan Assmann sich zudem mit der Frage auseinander, welches Selbstverständnis eine Kultur späteren Generationen von sich vermitteln will.

Mit seinen ägyptologischen und kulturwissenschaftlichen Arbeiten revidiert Jan Assmann das biblische Bild des Alten Ägyptens von einer versklavten Gesellschaft unter pharaonischer Willkür und porträtiert stattdessen eine Zivilisation, die von Ordnungs- und Gerechtigkeitsvorstellungen geleitet ist. Einem erweiterten Kreis wird Jan Assmann über seine Arbeiten zur Entstehung des Monotheismus bekannt, dessen Anfänge er in dem Auszug der Israeliten aus Ägypten sieht. In dem 2016 erschienenen Buch „Totale Religion. Ursprünge und Formen puritanischer Verschärfung“ schlägt Jan Assmann schließlich einen Bogen zur aktuellen Diskussion über das Gewaltpotential monotheistisch geprägter Gesellschaften.

Zusammen mit seiner Frau Aleida gründet Jan Assmann 1978 den Arbeitskreis „Archäologie der literarischen Kommunikation“, in dem beide Vertreter verschiedener Disziplinen und Kultur-Fächer in einen Dialog bringen. Im Rahmen ihrer Arbeit formulieren Aleida und Jan Assmann das Konzept des kulturellen Gedächtnisses, das sie als offiziell institutionalisierte, konstruierte Form kollektiven Erinnerns vorstellen und von den rein subjektiven individuellen Erinnerungen abgrenzen. Sie greifen auch Themen der aktuellen Gegenwart auf wie zum Beispiel die Frage der individuellen und kollektiven Erinnerung an die Shoah, und machen es sich zur Aufgabe, auch die Erforschung von Literatur in diesen weiten kulturwissenschaftlichen Rahmen zu stellen.

Aleida und Jan Assmann erhielten zahlreiche Auszeichnungen, für ihr gemeinsames Schaffen unter anderem den Balzan-Preis (2017) und den Karl-Jaspers-Preis (2017). Aleida Assmann wurde mit dem A.H.-Heineken-Preis für Geschichte (2014), dem Max-Planck-Forschungspreis: Geschichte und Gedächtnis (2009) und weiteren Ehrungen ausgezeichnet. Jan Assmann wurde für sein Schaffen unter anderem mit dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa (2016) und dem Thomas-Mann-Preis (2011) geehrt. Er erhielt 2006 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Aleida und Jan Assmann leben in Konstanz. Das Ehepaar hat fünf Kinder.

Weitere Informationen sind abrufbar unter www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de.

Festakt der Bürgerbewegung Pulse of Europe in der Frankfurter Paulskirche und auf dem Römerberg

Pulse of Europe Paulskirche. © Stadt Frankfurt am Main – Hauptamt und Stadtmarketing
Pulse of Europe
Paulskirche. © Stadt Frankfurt am Main – Hauptamt und Stadtmarketing

(ffm) Am Sonntag, 10. Juni, hat die Bürgerbewegung Pulse of Europe mit einem Festakt in der Frankfurter Paulskirche und einer anschließenden Kundgebung auf dem Römerberg ein Zeichen für den Erhalt einer starken und demokratischen Europäischen Union gesetzt. Zahlreiche Prominente wie Eintracht-Präsident Peter Fischer und der Publizist Michel Friedman beteiligten sich an der Veranstaltung.

Bereits um 11 Uhr fand ein Festakt in der Paulskirche statt. „Unser Frankfurt ist die internationalste Stadt Deutschlands. Die Internationalität ist in die DNA dieser Stadt eingeschrieben. Wir begreifen unsere Internationalität seit Jahrhunderten nicht als Gefahr – im Gegenteil: Wir sehen die großen sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Chancen darin“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann und fügte hinzu: „Pulse of Europe ist eine typische Frankfurter Initiative. Sie organisiert sich bürgerschaftlich selbst, wendet sich gegen die nationalistische, rassistische Voreingenommenheit ,sucht und fordert das offene Wort“, würdigte Oberbürgermeister Peter Feldmann das Engagement der Pulse of Europe-Initiatoren.

Der gesamte Festakt wurde live auf den Römerberg übertragen, wo ab 13 Uhr die Kundgebung „Pulse of Europe XXL“ begann. Als Gastredner traten neben Eintracht-Präsident Peter Fischer und dem Journalisten und Publizisten Michel Friedman auch Kathrin Mahler Walther, die in den 1980er Jahren der Bürgerrechtsbewegung und dem organisierten Widerstand in der ehemaligen DDR angehörte, sowie Günther Nonnenmacher, Honorarprofessor für Politik- und Kommunikationswissenschaften und ehemaliger Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, auf.

Daniel Röder, Initiator der Bewegung und Vorstandsvorsitzender des Pulse of Europe, sagte während seiner Rede in der Paulskirche: „Wir freuen uns sehr und fühlen uns geehrt, dass uns die Stadt Frankfurt auf Grundlage des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung die Paulskirche zur Verfügung gestellt hat. Dieser besondere historische Ort ist der perfekte Ausgangspunkt für unseren symbolischen Aufbruch der europäischen Zivilgesellschaft.“

„Europa gründet auf diesen Überzeugungen freier, liberaler Rechtsstaaten. Wo in einzelnen Ländern diese Grundfreiheiten in Gefahr geraten, gerät unser ganzes Europa in Gefahr. Darum ist es unsere gemeinsame europäische Verantwortung, der Versuchung des engstirnigen Nationalismus zu widerstehen. Es geht in unserer Zeit um nicht weniger als ein freies, solidarisches, rechtstaatliches Europa.
Es ist die Aufgabe unserer Zeit, hier ist der richtige Ort, um gemeinsam ein Zeichen für die Vielfalt, den Zusammenhalt und für das gemeinsame Haus Europa zu setzen“, bedankte sich Oberbürgermeister Peter Feldmann bei Daniel Röder und dessen Mitstreitern für ihre vorbildliche Initiative.

In der Paulskirche, dem Geburtsort des deutschen Parlamentarismus stellten die Initiatoren von Pulse of Europe zudem ihr neues Bürgerbeteiligungsprojekt vor: Die „Europäischen HausParlamente“. In Zusammenarbeit mit unabhängigen Forschungsinstitutionen sollen die „Europäischen HausParlamente Jedermann ermutigen, jederzeit und an jedem Ort über drängende Fragen der europäischen Einigung zu debattieren. „Mit diesem Beratungs- und Beteiligungspakt kann ein echter Dialog zwischen Politik und Bürgern entstehen“, erklärte Alexander Freiherr Knigge von Pulse of Europe Berlin, der das Projekt für Pulse of Europe koordiniert. „Die Europäischen HausParlamente sind dadurch insbesondere für europapolitische Fragestellungen geeignet, in Bezug auf die häufig kritisiert wird, dass den Politikern die notwendige Bürgernähe fehle.“

https://pulseofeurope.eu/de/

https://de.wikipedia.org/wiki/Pulse_of_Europe

https://www.hessenschau.de/tv-sendung/pulse-of-europe,video-64184.html

Paulskirche: Oberbürgermeister Peter Feldmann begrüßt 600 Ehrenamtliche zur Verleihung der Ehrenamts-Card in der Paulskirche

Vergabe der Frankfurter Ehrenamts-Card 2018 in der Paulskirche: OB Peter Feldmann mit Renate Drüker (links) und Renata Berlin (mitte), die stellvertretend für alle 1000 Ehrenamtliche die Card2018 in Empfang nahmen.© Foto: Diether v. Goddenthow
Vergabe der Frankfurter Ehrenamts-Card 2018 in der Paulskirche: OB Peter Feldmann mit Renate Drüker (links) und Renata Berlin (mitte), die stellvertretend für alle 1000 Ehrenamtliche die Card2018 in Empfang nahmen.© Foto: Diether v. Goddenthow

(ffm) Oberbürgermeister Peter Feldmann hat am Dienstag, 28. Mai, das herausragende Engagement von Bürgerinnen und Bürgern gewürdigt, die ehrenamtlich in Frankfurter Vereinen, Verbänden und gemeinnützigen Organisationen tätig sind. Er sagte: „Unsere Stadt braucht Menschen, die sich engagieren und Verantwortung übernehmen, die anpacken. Ehrenamtliches Engagement hat in Frankfurt eine lange Tradition und ist Markenzeichen unserer Stadt. Allen Engagierten gilt mein herzlicher Dank.“

Mit der Ehrenamts-Card können hessenweit Vergünstigungen beim Besuch von öffentlichen und privaten Einrichtungen und Veranstaltungen in Anspruch genommen werden. Die E-Card bietet vielfältige Möglichkeiten, attraktive Angebote für die ganze Familie zu nutzen, sie gewährt kostenlosen Eintritt in viele Museen, ermäßigten Eintritt in Schwimmbädern und bei Sportveranstaltungen und darüber hinaus die Teilnahme an Verlosungen für Freikarten und Sonderaktionen zu bestimmten Veranstaltungen.

In Frankfurt können beispielsweise die Frei- und Hallenbäder, die Eissporthalle sowie Zoo und Palmengarten mit Ermäßigung besucht werden. In diesem Jahr sind neue Partnerorganisationen dazugekommen, die das Angebot an Vergünstigungen für langjährig ehrenamtlich Aktive erweitern.

Fast bis auf den letzten Platz hatten  Frankfurts "Ehrenamtliche" die Paulskirche "besetzt". © Foto: Diether v. Goddenthow
Fast bis auf den letzten Platz hatten Frankfurts „Ehrenamtliche“ die Paulskirche „besetzt“. © Foto: Diether v. Goddenthow

Für das Jahr 2018 ist das Kontingent der jährlich zu vergebenden 1000 Karten bereits erschöpft. Die Antragstellung für besonders engagierte Frankfurter, die sich seit mindestens fünf Jahren für mindestens fünf Stunden pro Woche in einer oder mehrerer gemeinnützig tätiger Organisationen einbringen, ohne eine pauschale Aufwandsentschädigung zu erhalten, ist ab 2019 wieder möglich.

68 wird 50! Cartoons und Karikaturen in der Paulskirche vom 17. bis 30. März 2018

 © Foto: atelier-Goddenthow
© Foto: atelier-Goddenthow

(kus) 68 wird 50! Kann man kaum glauben, ist aber so. 1968, das Jahr, das von Protesten gegen herrschende Normen in sozialen, kulturellen und politischen Bereichen bestimmt und für die Entwicklung der Bundesrepublik von großer Bedeutung war, liegt ein halbes Jahrhundert zurück.

„In Frankfurt wurden und werden viele Trends vorweggenommen. Unsere Stadt war neben Berlin die zweite Hauptstadt der 68er-Bewegung. Darum feiern wir das Jubiläum von Frühjahr bis in den Herbst hinein mit Veranstaltungen aller Art“, sagt Oberbürgermeister Peter Feldmann.

Den Auftakt macht die Ausstellung „68 wird 50! – Cartoons und Karikaturen“. Vom 17. bis 30. März präsentieren das Amt für Kommunikation und Stadtmarketing in Zusammenarbeit mit dem Caricatura Museum Frankfurt im Tiefgeschoss der Paulskirche 32 Zeichnungen von Cartoonistinnen und Cartoonisten wie Franziska Becker, Peter Butschkow, Hauck & Bauer, Chlodwig Poth, Til Mette, Gerhard Seyfried und vielen mehr. Einige von ihnen sind Zeitzeugen der Bewegung, andere werfen aus heutiger Perspektive einen Blick zurück auf eine bewegte Zeit und stellen zugleich aktuelle Bezüge her. Allesamt gehören sie zu den renommiertesten ihrer Zunft im deutschsprachigen Raum.

Ihre Arbeiten setzen sich mit den Schlagworten der 68er-Bewegung auseinander: Revolution, Emanzipation, APO, Springer, Kommune 1, BH-Verbrennung. Diese Begriffe sind auch heute noch präsent im kulturellen Gedächtnis, ebenso wie Sponti-Sprüche oder Köpfe und Vorbilder der Zeit, darunter Rudi Dutschke, Benno Ohnesorg und Che Guevara. „Ich lade Sie herzlich ein, diese immer noch kontrovers diskutierte Zeit mit den Augen der Satiriker zu betrachten. Denn Satire ist eines der wirkungsvollsten Mittel der Kritik, sie bricht durch den humoristischen Blick auch die Verkrustungen auf“, sagt Kulturdezernentin Ina Hartwig.

Hartwig wird „68 wird 50! Cartoons und Karikaturen“ am Freitag, 16. März, um 18 Uhr eröffnen. Der Journalist Gerhard Kromschröder führt in die Zeichnungen und 68erBewegung ein. Der Eintritt ist wie an allen anderen Öffnungstagen frei. Besuchen kann man die Schau täglich von 10 bis 17 Uhr.