„450 Jahre Wissen, Sammeln, Vermitteln“ – unter diesem Titel zeichnet eine neue Publikation die Entwicklung der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt von ihren Anfängen als fürstlicher Büchersammlung bis hin zum modernen Informationsdienstleister in der zunehmend digitalen Welt nach.
Über Jahrhunderte haben wissenschaftliches Interesse, literarische Begeisterung und die Freude am Sammeln historischer Kostbarkeiten einen einzigartigen Bestand geformt, der heute einen wertvollen Teil des kulturellen Erbes des Landes Hessen darstellt: Aus einer Büchersammlung entwickelte sich eine veritable Hof- und später Landesbibliothek mit einem beträchtlichen Bestand an Handschriften, Drucken, Musikalien, Karten und mehr, den sie seit 1817 allen Interessierten öffentlich zugänglich macht. Die heutige Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) ist eine zentrale Einrichtung der Technischen Universität Darmstadt, deren Aufgabe die Literaturversorgung für Universität und Region sowie die Vermittlung ihrer Bestände an die Nutzerinnen und Nutzer darstellt.
Bibliotheksgeschichte ist dynamisch: Die Bestände, aber auch die politischen, geistigen und gesellschaftlichen Funktionen der Bibliothek reflektieren die jeweiligen Zeitumstände und werden von Umbrüchen, Reformen und Wandlungsprozessen geprägt. Die Anfänge reichen zurück in die Regierungszeit Landgraf Georgs I., der 1567 aus dem Erbe seines Vaters Philipps des Großmütigen die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt begründete. Sein Buchbesitz ist die Keimzelle der Darmstädter Bibliothek, die in den folgenden Jahrhunderten reich vermehrt wurde. Gleich mehrere Sternstunden erlebte die Bibliothek unter Landgraf und Großherzog Lud(e)wig X./I.: Aus westfälischen Klöstern, kurkölnischem Erbe und der Sammlung des Baron Hüpsch gelangten einzigartige Kulturschätze nach Darmstadt. 1817 öffnete die Hofbibliothek ihre Pforten für das Publikum. Seitdem sind die umfangreichen Wissensbestände allen Interessierten frei zugänglich.
Es entstand eine moderne wissenschaftliche Universalbibliothek, die mit innovativen Ideen zum wichtigsten Informationsdienstleister im Großherzogtum und zu einer der führenden Bibliotheken aufsteigen konnte. Seit 1917 führt sie die Bezeichnung Landesbibliothek im Namen, die bis heute auf ihre Funktion für die Informationsinfrastruktur des Landes Hessen hinweist. Eine erste Bündelung des wissenschaftlichen Medienangebots erfolgte 1948 unter dem Eindruck der Kriegsverluste mit der Gründung der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek. Die Integration in die TU Darmstadt 2000 und die Umbenennung in ULB im Jahre 2004 markieren wichtige Stationen auf dem Weg zu einer modernen, zunehmend digitalen Bibliothek, die erfolgreich das Wissensmanagement und die Medienversorgung der TU Darmstadt bewältigt, ohne die Bedürfnisse der regionalen Nutzung und des kulturellen Erbes aus dem Blick zu verlieren.
Kapitel im Überblick
In seinem Aufbau orientiert sich der Band an den großen Epochen der Darmstädter Bibliotheksgeschichte. Im ersten Kapitel wird die Zeit der großen fürstlichen Büchersammlungen zwischen 1567 und 1790 vorgestellt. Einzelne Beiträge zur Frühzeit beleuchten u.a. die Residenzwerdung Darmstadts und die Erwerbungen Georgs I. Barocke Momentaufnahmen liefern die Darstellungen zu Landgraf Ernst Ludwig (1667-1739), in dessen Regierungszeit die Hofkapelle unter Christoph Graupner zur Blüte gelangte. Die Bedeutung der Landgräfinnen für das geistige Leben am Hof unterstreicht Nicola Schneider, der das Wirken und die Sammlungstätigkeit der Großen Landgräfin Caroline (1721-1774) in den Mittelpunkt stellt.
Das zweite Kapitel ist der Zeitspanne zwischen 1790 und 1917 gewidmet, in der die Bibliothek zu einer der führenden Einrichtungen im Deutschen Reich aufzusteigen vermochte. Der Aufschwung ist undenkbar ohne die Leistung des letzten Landgrafen Ludwig X. und ersten Großherzogs Ludewig I. (1753-1830), der die Darmstädter Sammlungen zu einem „Pantheon der Wissenschaft und Kunst“ erhob. Säkularisierte Klosterbibliotheken, die Goldene Bulle, Autographen Luthers und Melanchthons und wertvolle Karten fanden neben anderen Kostbarkeiten in dieser Zeit Eingang in die seit 1817 für das Publikum geöffnete Hofbibliothek.
Die „Hessische Landesbibliothek in bewegten Zeiten“ ist der Titel des dritten Kapitels, das die Jahre zwischen 1917 und 1948 abdeckt. Ihre Rolle als Vermittlerin eines reichen kulturellen Erbes erfüllte die Bibliothek nicht zuletzt durch die Herausgabe prachtvoller Faksimile-Editionen, unter denen die 1927 von Adolf Schmidt zusammen mit dem Darmstädter Rabbiner Bruno Italiener veröffentlichte Pessach-Haggadah herausragt.
Beiträge zur NS-Zeit fokussieren u.a. die Gleichschaltung und politische Vereinnahmung der Bibliothek.
Das letzte Kapitel weist in die Gegenwart und thematisiert die Entwicklung seit 1948, als die Zusammenlegung von Landes- und Hochschulbibliothek jene Annäherung von Bibliothek und Technischer Hochschule einleitete, die 2000 in der Integration der Bibliothek in die TU Darmstadt ihren Abschluss fand. Zentrale Einrichtungen der ULB wie die Restaurierung, das Europäische Dokumentationszentrum, das Digitalisierungszentrum, das Patentinformationszentrum und das Universitätsarchiv der TU Darmstadt stehen für die Vielseitigkeit der Leistungen und Services, die heute über die Medienversorgung hinaus das Portfolio der ULB prägen.
Weitere Informationen 450 Jahre Wissen – Sammeln – Vermitteln. Von der Hof- zur Universitätsund Landesbibliothek Darmstadt, herausgegeben von der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, Darmstadt: Justus von Liebig Verlag 2017, gebunden, Halbleinen, 375 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-87390-402-6 , EUR 39,00.
Joseph Maria Olbrich Armlehnstuhl 1901. Foto: W. Fuhrmannek
Joseph Maria Olbrich, Architekt, Designer avant la lettre, Kunstmensch, wurde am 22. Dezember 1867 in Troppau im österreichischen Herzogtum Schlesien geboren. Seine Karriere startete 1893 mit dem Eintritt in das Büro des renommierten Wiener Architekten Otto Wagner. Das erste, aufsehenerregende, eigenständige Werk war das ab 1898 errichtete Wiener Secessionsgebäude mit seiner spektakulären Kuppel aus vergoldetem Blattwerk. Ein Jahr später berief ihn Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein nach Darmstadt an die neugegründete Künstlerkolonie, in der er von Anfang an eine führende Rolle übernahm. Hier in Darmstadt konnte Olbrich seine Ideen und Fähigkeiten als „Allrounder“ unter Beweis stellen. Die gesamte Umwelt wollte er gestalten, oder, wie er selbst formulierte: „Kein Gebiet menschlichen Denkens und Empfindens sollte unberücksichtigt bleiben, kein Quadratzentimeter Form und Farbe erhalten, die nicht vom künstlerischen Geist durchdrungen sind.“ Und so entwarf der Künstler Häuser und deren gesamte Einrichtung bis hin zum Kaffeelöffel und zum Küchenhandtuch, Textilien und Schmuck und sogar Autokarosserien und Registrierkassen. Kaum ein Bereich des menschlichen Lebens wurde außen vor gelassen. Über viele Jahre prägte Olbrich, zusammen mit seinen Kollegen, das Bild des „Darmstädter Jugendstils“. 1907 zog er mit seinem Büro nach Düsseldorf, blieb aber der Künstlerkolonie bis zu seinem Tod im Jahre 1908 treu.
In Darmstadt, dem Ort seiner produktivsten Schaffenszeit, wird Olbrichs Werk besonders gewürdigt. Auf der Mathildenhöhe, dem Mittelpunkt der Künstlerkolonie, sind noch einige seiner Bauwerke zu sehen, vor allem das Ernst-Ludwig-Haus und das Wahrzeichen der Stadt Darmstadt, der „Hochzeitsturm“.
Das Hessische Landesmuseum Darmstadt, eines der ersten Häuser, das sich nach dem Zweiten Weltkrieg für die Wiederentdeckung des Jugendstils einsetzte, richtete bereits 1965 eine Dauerpräsentation ein. Hier durfte Olbrich nicht fehlen. So finden sich in den Beständen Gläser, Leuchter, Bestecke, Möbel, Geschirr und Haushaltstextilien, die die Vielseitigkeit des Entwerfers belegen. Aktuell in der Dauerausstellung zu sehen sind Einzelanfertigungen wie Beleuchtungskörper, die er anlässlich der Ausstellung „Ein Dokument deutscher Kunst“ 1901 für seine eigene Künstlervilla schuf, oder ein thronartiger Sessel, der aus gleichem Anlass für das Haus des Darmstädter Möbelfabrikanten Glückert gefertigt wurde. Er stand dort in der monumentalen, zweigeschossigen Halle vor dem Kamin. Der Sessel überstand die Kriegszeiten und wurde dem Museum als wichtiges Zeugnis Darmstädter Kunstgeschichte 2014 geschenkt.
Gemäß seiner Überzeugung, dass künstlerisch durchdrungenes Handwerk vielen Menschen und nicht nur einer Elite zugänglich sein sollte, arbeitete Olbrich aber auch folgerichtig mit Industrieunternehmen zusammen. Bestecke, von ihm gestaltet und in Weißmetall ausgeführt, waren preisgünstiger zu produzieren und standen daher einem größeren Kundenkreis offen. Gleiches gilt für Zinngeschirr, darunter auch für den berühmten anthropomorph gestalteten Leuchter, der quasi zu einem Symbol für Olbrichs Wirken wurde. Seine Geschirrtücher – beschriftet mit „Messer“, „Gläser“ oder „Teller“ – sind nicht nur in der Dauerausstellung zu bewundern, sondern als Museumsedition auch in unserem Shop zu erwerben. Ein schönes Geschenk an sich selbst, anlässlich des 150. Geburtstags eines großen Entwerfers.
1880 wurde in Mainz bei Bauarbeiten ein äußerst umfangreicher Goldschatz mit aufwändigen, fürstlichen Schmuckstücken entdeckt. Bis auf eine große Adlerfibel, die heute im Mainzer Landesmuseum aufbewahrt wird, wurde der Schatz jedoch unterschlagen und gelangte nach Wiesbaden in den Kunsthandel. Von dort wurde er dem Darmstädter Baron Maximilian von Heyl verkauft. Der Schmuck wurde bald schon mit deutschen Kaiserinnen in Verbindung gebracht und sollte seinen Aufstellungsort im „Deutschen Museum“ in Berlin finden. Eine Gruppe „patriotischer und vermögender Männer“ erwarb den Schmuck und schenkte ihn zu diesem Zweck Kaiser Wilhelm II. Am Ende des Kriegs gelangte er in die Sowjetunion, wurde nach seiner Rückkehr restauriert und nach der Wende im wieder vereinigten Berliner Kunstgewerbemuseum in einem umfangreichen Projekt untersucht.
Die abenteuerliche Geschichte des wohl prominentesten mittelalterlichen Schmuckensembles, die Ergebnisse der Untersuchungen und seine heutige Interpretation sind die Themen dieser einmaligen Ausstellung, die zum ersten Mal alle Teile des Schatzes vereinigt.
Eintritt
Erwachsene 10, ermäßigt 6 Euro
Das Ticket berechtigt auch zum Besuch der Ständigen Sammlung.
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben freien Eintritt.
Buchung Onlineticket unter: https://www.musticket.de/new/app/Shoppingref=evt271719535&n=MainzerGoldschmuck&process=0%20Buchungslink
Gruppen- und Einzelführungen
Individuelle Buchung beim Besucherservice Bildung und Vermittlung unter: Telefon: +49 (0) 6151-1657111,
Mail: vermittlung@hlmd.de
Anmeldungen auch für Gruppen ohne gebuchte Führung erforderlich!
Die Führungen sind auf 25 Personen beschränkt.
Erreichbarkeit: Dienstag und Freitag 10.00 – 12.00 Uhr, Mittwoch 14.00 – 16.00 Uhr
pro Führung und Gruppe: 60 Euro zzgl. Eintritt, fremdsprachig:
70 Euro zzgl. Eintritt
Die Führungen können ab sofort gebucht werden.
Das Hessische Landesmuseum Darmstadt lädt am Samstag, den 23. September 2017, von 19 bis 00.00 Uhr, zur » Museumsnacht der Kometen und Sterne« ein.
In diesem Jahr greifen die Führungen und Veranstaltungen die Inhalte der Sonderausstellung »ROSETTA – Europas Kometenjäger« auf und nähern sich aus ganz unterschiedlichen Perspektiven den Themenspektren rund um das Weltraum an.
Neben exklusiven Kuratoren-Rundgängen in der ROSETTA-Ausstellung freut sich das HLMD ganz besonders über den Auftritt des ESOC-Chorus unter der Leitung von Jim Schar. Das Krone Slam-Team, Darmstadt, präsentiert sich mit dieser darstellenden Kunstform erstmalig im HLMD und gibt poetische Beiträge über das Weltall im Allgemeinen und im Besonderen zum Besten.
Der dritte Teil der erfolgreichen Musikreihe »Expanding Jazz«… meets wird mit der Museumsnacht kombiniert: Die Soul- und Vocal- Sängerin Annika Klar sorgt mit ihrer Stimme für die unvergleichliche Atmosphäre live gespielter Musik.
Im Rahmen seiner Luft- und Raumfahrt-Ausstellung »ROSETTA – Europas Kometenjäger« lädt das Landesmuseum am Mittwoch, den 31. Mai 2017, 18.30 Uhr, zum spannenden Vortrag »Rosetta – Europa erforscht den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko« von Rainer Kresken ein. Der Referent ist Flugdynamik-Experte, ESA/ESOC und Vorsitzender der Starkenburg-Sternwarte in Heppenheim.
Zur Erinnerung: Im Jahre 2014 erreichte die ESA-Mission »Rosetta« nach einem zehnjährigen Raumflug den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko und setzte einen waschmaschinengroßen Lander auf dem Himmelskörper ab.
Rainer_Kresken Flugdynamik_Experte der ESA Foto: Landesmuseum Darmstadt /ESA
Vor dem Hintergrund der aktuellen Sonderausstellung berichtet der Raumfahrtingenieur Rainer Kresken von der langen Reise Rosettas und erklärt, was die Forscher über den Kometen gelernt haben.
Der Vortrag ist kostenfrei, beziehungsweise im Eintritt zur Sonderausstellungseintritt enthalten. Teilnahmekarten sind am Veranstaltungstag an der Museumskasse erhältlich. Vorreservierung sind nicht nötig.
Europa konnte in den vergangenen 40 Jahren bei der Erforschung von Weltraum und Sonnensystemen Pionierleistungen verzeichnen. Ob es die erste Begegnung mit dem Kometen Halley im Jahr 1986, die erste Entsendung einer Raumsonde auf den Saturnmond Titan im Jahr 2005 oder die erste Landung der Landesonde Philäe der Sonde Rosetta auf den Kometen namens 67P/ Tschurjumow-Gerassimenko – die ESA und ihre internationale Partner mit Sitz in Darmstadt blicken auf eine einzigartige europäische Erfolgsserie bei der wissenschaftlichen und robotischen Exploration des Weltraums zurück, jetzt zu sehen im Hessischen Landesmuseum Darmstadt.
Zum ersten Mal gehen das Hessische Landesmuseum Darmstadt und die ESA das Wagnis ein, „Luft- und Raumfahrt-Hightech“ in einer Publikums-Sonderausstellung zu zeigen. In der einzigartigen Sonderausstellung „ROSETTA –Europas Kometenjäger“ vom 12. Mai bis 8. Oktober 2012 geben die Kuratoren, Dr. Gabriele Gruber, Dr. Oliver Sandrock und Dr. Patrick Zell erstmals einen spannenden Abriss der ESA-Erfolgsgeschichte am Beispiel des weltweit von Milliarden von Menschen mitverfolgten Abenteuers der Raumfahrtmission Rosetta. Auf 480 qm zeigt das Landesmuseum Darmstadt im großen Saal Modelle von Rosetta, der Landesonde Philäe, ihrer Trägerrakete, des Kometen und Original-Meteoriten-Splitter, historische Geräte und vieles mehr..
Die Geschichte der Mission Rosetta ist einzigartig! Im März 2004 beförderte die Trägerrakete Ariane 5 die Sonde Rosetta ins All, um die Entstehungsgeschichte unseres Sonnensystems zu erforschen. Die Sonde Rosetta passierte nach mehreren Schwungmanövern an Erde und Marz die Asteroiden Steins und Lutetia. Nach sieben Jahren Flug wurde sie im Jahr 2011 in einen 957 Tage dauernden Schlaft versetzt um Energie zu sparen. Nach erfolgreichem Aufwachen erreichte Rosetta im August 2014 ihr Ziel, den Kometen 67P/ Tschurjumow-Gerassimenko.
Der Komet ist ein Objekt aus dem Kupfergürtel, einer ringförmigen Region in unserem Sonnensystem außerhalb des Neptunsorbits. Er wurde im September 1969 entdeckt und bewegt sich auf einer elliptischen Bahn zwischen Jupiter und Erde in 65, Jahren m die Sonne. Der Komet entstand vor zirka 4,5 Milliarden Jahren aus der Kollision zweier Himmelskörper. Er besteht aus Eis, Staub sowie lockerem Gestein und ist etwa 4 x 3,5 x 3,5 km groß und könnte locker Darmstadts Innenstadt unter sich begraben.
Aber nicht Rosetta selbst, sondern sein Kometenlanders, die Sonde Philae, landete im November 2014 nach siebenstündigen Abstieg und zweimaligem Abprallen kontrolliert auf dem Kometen, und zwar, das muss man sich einmal vorstellen: nur 38 cm von der berechneten Landestelle entfernt, und das angesichts einer Entfernung von rund 800 Millionen Kilometern Entfernung.
Die Sonde Philae führte auf „67/P“ über 60 Stunden Messungen auf dessen zerklüfteter Oberfläche durch und ging schließlich in einen Schlafmodus über. Sieben Monate wachte Philae wieder auf, da wieder genügend Sonnenlicht zur Landung der Batterien zur Verfügung stand, aber schon im Juli 2015 sendete er sein allerletztes Signal. Kurz vor Ende der Mission entdeckte eine Kamera den kleinen Philae an einem dunklen Felsvorsprung. Rosetta folgte dem Kometen noch fast zwei Jahre auf seiner Bahn, um die Sonne, bis der Orbiter im September 2016 nach einer Gesamtflugstrecke von 7 Milliarden Kilometern kontrolliert auf den Kometen zum Absturz gebracht wurde.
Ziel der Ausstellung „ROSETTA-Europas Kometenjäger“ ist, die ersten Raumsonden zu präsentieren, die auf einen Kometen landeten und damit in ansprechender und verständlicher Form eine Vorstellung von der Komplexität der Weltraummission Rosetta und der wissenschaftlichen und robotischen Erforschung von Weltraum und Sonnensystem zu vermitteln. Die Ausstellung zeigt Modelle der Raumsonde Rosetta und der Landesonde Philae in Originalgröße sowie der Trägerrakete und die Nachbildung des auf Findlingsgröße „geschrumpften“ Kometen „67P/ Tschurjumow-Gerassimenko“.
Eine besondere Attraktion der Darmstädter Ausstellung „ROSETTA-Europas Kometenjäger“ ist die weltweit einzigartige imposante multimediale Deckenprojektion von Rosettas Weltraumabenteuern mit all den Stationen des Orbiters. Besucher können sich hierzu auf bequemen Liege-Säcken niederlassen und entspannt an das bespielte Deckengewölbe schauen und sich in die unendlichen Weiten des Alls entführen lassen.
Ein anderer Schwerpunkt der Ausstellung widmet sich den Meteoriten. Hierzu werden spektakuläre Meteoritenfunde präsentiert, die Einblick in die Zusammensetzung und Entstehung unseres Sonnensystems geben. Als Besonderheiten gelten ein Mars- und ein Mondmeteorit. Diese werden ergänzt durch den Steinmeteoriten »Darmstadt«, der vor 1804 über der Stadt niederging. Der Eisenmeteorit »Unter-Mässing« ist mit einem Gewicht von 80 kg der größte erhaltene Meteorit Deutschlands. Die Ausstellung präsentiert verschiedenste Meteoriten aus großer zeitlicher und räumlicher Verbreitung, ihre wissenschaftlichen Hintergründe sowie ihre Fundgeschichten.
Die dritte Facette der Ausstellung bildet der Blick auf die Historie der Weltraumforschung: Seltene Objekte aus dem Physikalischen Kabinett des Museums veranschaulichen, dass die Weiten des Weltraumes bereits im 18. und 19. Jahrhundert mit Präzision erkundet wurden. Darunter befindet sich ein „Mini-Planetarium“, ein sogenanntes „Astronomisches Versinnlichungswerkzeug“, dass Gottlob Leberrecht Schulze (1779 – 1856) 1823 schuf mit der Widmung: „Dem durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Ludwig, Großherzog von Hessen aus tiefster Ehrfurcht dargebracht von dem Verfasser.“
Die Ausstellung ist generationsübergreifend gleichermaßen interessant für alle „Orbit-“ und „Star-Trek-Fans“, für Laien wie für Fachleute, insbesondere auch für Neulinge, die sich hier auf höchst anschauliche und praxisnahe Weise auf ein „neues Thema“ einlassen können. Sehr empfehlenswert! Ort: Hessisches Landesmuseum Darmstadt Friedensplatz 1 64283 Darmstadt
Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst
Veranstaltungsprogramm
Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Juni 2017
Samstag
24.6.
Großelterntag
Ermäßigter Eintritt für Großeltern mit Enkelkindern (4–12 Jahre)
4 Euro pro Person
Kostenfreier Eintritt für Kinder bis 18 Jahre
Samstag
24.6.
15.00 Uhr
Rundgang mit »Museumsdirektor Dinkeltaler«
Die Handpuppe lädt die jüngsten Besucher (4 – 6 Jahre) ein, mit ihm das Museum zu entde-cken. In kleinen Gesprächen und Aktionen widmen sie sich den kostbaren und spannenden Dingen des Hauses.
Völlig losgelöst – mit Dinkeltaler ins Weltall
mit Kerstin Hebell
kostenfrei, lediglich Museumseintritt für Erwachsene, max. 25 Teilnehmer, Teilnahmekarten am Veranstaltungstag an der Museumskasse, keine Vorreservierung möglich
Donnerstag
8.6., 29.6.
jeweils 16.00 – 17.30 Uhr
Die Zaunkönige 1
Donnerstag
1.6., 22.6.
jeweils 16.00 – 17.30 Uhr
Die Zaunkönige 2
Kreativangebot für Kinder 4–6 Jahre
Vogel Zaunkönig hat seine Krone verloren. Gemeinsam mit ihm gehen die Teilnehmer im Museum auf die Suche nach ihr. Zum ersten Mal nehmen sie dabei verschiedene Sammlungen mit allen Sinnen wahr. Ob sie die Krone dort wiederfinden? Im anschließenden kreativen Teil können sie sich ausprobieren und mit viel Freude malen, kleben, werkeln und gemeinsam lachen.
Leitung: Monika Arndt und Gesine Dittmer,
Kostenbeitrag: 5 Termine im Quartal 50 Euro pro Teilnehmer, max. 8 Teilnehmer
(Eltern überlassen ihr Kind während der Veranstaltung den beiden Leiterinnen)
Anmeldung und Beratung: T 06151 16 57-111; vermittlung@hlmd.de
Familienausflüge
Sonntag
18.6.
15.00 Uhr
»Was war vor 2000 Jahren Mode«
Familienausflug zur Kunst und Kultur, mit Eva Nebhuth, M. A.
Kleine und große Familienmitglieder ab 6 Jahren sind herzlich willkommen, sich den Samm-lungen des HLMD unter fachkundiger Anleitung zu nähern. Am jeweils am 1. und
3. Sonntag im Monat wird ein neues Thema anschaulich behandelt. (Dauer: 60 Min.)
kostenfrei, lediglich Museumseintritt für Erwachsene, max. 25 Teilnehmer, Teilnahmekarten am Veranstaltungstag an der Museumskasse, keine Vorreservierung möglich
Kinder 6–12 Jahre
Samstag
10.6., 24.6.
11.00 – 13.00 Uhr
Samstagsmaler
Endlich sind sie wieder im Hessischen Landesmuseum Darmstadt aktiv.
Im Vordergrund des seit vielen Jahren bestehenden Angebots für Kinder stehen Entdeckerfreude und Kreativität beim Umgang mit Kunst, Kultur- und Naturgeschichte im Museum sowie dem Einsatz verschiedener künstlerisch-praktischer Techniken. Nicht das »Werk« der Teilnehmer allein zählt, sondern ihre Eindrücke und Erfahrungen, die dazu geführt haben. Bedeutsam ist das Erleben an einem ganz besonderen Ort. Das Angebot trägt bewusst keinen Kurscharakter. Mit vorheriger Anmeldung ist der Einstieg jederzeit möglich.
Die Samstagsmaler werden vom Lions-Club „Louise Büchner“ unterstützt.
Leitung: Christa Vohl (Leitung), Monika Arndt, Gesine Dittmer, Elke-Emmy Laubner,
Johanna Weber, max. 15 Teilnehmer, kostenfrei, Anmeldung max. eine Woche im Voraus für den jeweiligen Termin möglich
Jugendliche 13–18 Jahre
Mittwoch
7.6., 21.6.
jeweils 16.00 –17.30 Uhr
Club »Junge NaturforscherInnen«
Wer glaubt, dass ein echter Naturforscher in ihm schlummert, ist in diesem Club gut aufgeho-ben. Wer sich fragt, wie berühmte Wissenschaftler ihre Entdeckungen machten, wie viel Zeit und Mühe sie darauf verwendeten, der will mehr erfahren als nur die Grundlagen aus der Schule. Der Club »Junge NaturforscherInnen« wendet sich in wechselnden Themen an Jugendliche, die sich ausdauernd mit naturwissenschaftlichen Phänomenen beschäftigen und ihr analytisches Denken für die Zukunft trainieren wollen.
Im kommenden Quartal widmen sich die »Jungen NaturforscherInnen« dem Thema »Fossilien aus der Grube Messel«.
Leitung: Dipl. Biol. Corinne Wacker
Kostenbeitrag: 3 Einheiten im Quartal 50 Euro pro Teilnehmer
Samstag
3.6., 10.6., 17.6., 24.6.
jeweils 14.00 – 16.00 Uhr
Malstudio I
Jedem Teilnehmer zwischen 13 und 18 Jahren steht das neue Kursangebot offen, der Interesse an Kunst, besonders an der Malerei, hat. Inspiriert von den Originalen im Museum werden Themen aufgegriffen, Proportions- und Kompositionsübungen durchgeführt, sowie der Einsatz von Formen, Farben und Kontrasten behandelt. Genügend Zeit bleibt zum Erproben verschiedener Maltechniken und zur Umsetzung.
Leitung : Freie Künstlerin und Kunstpädagogin Elke-Emmy Laubner
Kostenbeitrag: 10 Einheiten im Quartal 80 Euro pro Teilnehmer inkl. Material, max. 12
Teilnehmer
Anmeldung und Beratung: T 06151 1657-111, vermittlung@hlmd.de
3.6., 17.6., 24.6.
jeweils 11.15 – 12.45 Uhr
Werkstatt Zeichnen I
Zwischen 12 und 14 Jahren ist jeder willkommen, der Freude am Umgang mit dem Zeichenstift
verspürt. Bei der Auswahl geeigneter Objekte aus dem Museum steht zunächst die genaue
Wahrnehmung im Vordergrund. Unter fachkundiger Anleitung werden die Teilnehmer auch an die Zeichengrundlagen herangeführt.
Leitung: Dipl. Designerin und freie Künstlerin Gudrun Cornford
Kostenbeitrag: 10 Einheiten im Quartal 60 Euro pro Teilnehmer, max. 12 Teilnehmer
Anmeldung und Beratung: T 06151 1657-111, vermittlung@hlmd.de
Samstag
3.6., 17.6., 24.6., (1.7.)
jeweils 13.00 – 14.30
Werkstatt Zeichen II
Dieser Kurs wendet sich vor allem an Interessierte zwischen 15 und 18 Jahren, die eine Weiter-entwicklung ihrer zeichnerischen Fähigkeiten anstreben. Die individuelle Förderung schult u. a. das Zusammenspiel von Wahrnehmung und konstruktivem Denken an ausgewähl-ten Museumsobjekten.
Leitung: Dipl. Designerin und freie Künstlerin Gudrun Cornford
Kostenbeitrag: 10 Einheiten im Quartal 60 Euro pro Teilnehmer, max. 12 Teilnehmer
Anmeldung und Beratung: T 06151 1657-111, vermittlung@hlmd.de
Sonntag
25.6., 15.00 Uhr
Jugendliche als Kulturvermittler / Museumsguides
Junge Menschen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren aus verschiedenen Darmstädter Schulen entdecken das Museum auf ihre Weise. Am jeweils letzten Sonntag im Monat fuhren sie in
kleinen Teams interessierte Besucher durch das Haus und zeigen Werke und Objekte aus allen Sammlungen aus ihrer Perspektive. Ein Team von Lehrkräften, die vom Hessischen Kultusmi-nisterium als Museumspädagogen abgeordnet sind, bereitet sie kompetenzorientiert darauf vor.
Die Namen der Kulturvermittler / Museumsguides werden rechtzeitig auf der Homepage be-kanntgegeben.
Leitung: Lars Harres (Naturwissenschaften), Margit Sachse(Geschichte),
Dr. Simone Twiehaus (Kunst).
Kostenfrei, max. 25 Teilnehmer, Teilnahmekarten am Veranstaltungstag an der Museumskasse, keine Vorreservierung möglich
Samstag
Erwachsene
Wissenschaftlerführungen
kostenfrei, max. 25 Teilnehmer pro Führung, Teilnahmekarten am Veranstaltungstag an der Museumskasse, keine Vorreservierung möglich
Mittwoch
21.6.
11.00 Uhr
Die Zoologische Sammlung des HLMD
mit Dr. Lydia Betz
Themenführungen
kostenfrei, max. 25 Teilnehmer pro Führung, Teilnahmekarten am Veranstaltungstag an der Museumskasse, keine Vorreservierung möglich
Freitag
9.6.
16.00 Uhr
Führung für hör- und seheingeschränkte Besucher
Tastmodelle im HLMD mit Johanna Weber, M. A.
Mittwoch
28.6.
11.00 Uhr
440. Geburtstag von Peter Paul Rubens Peter Paul Rubens` »Dianas Heimkehr von der Jagd« – Kombination mit der Themenführung der Restaurierung Peter Paul Rubens` und Frans Snyders – Erkenntnisse zur Werkgenese und Formatänderung mit Dr. Stephanie Hauschild und Dipl. Rest. Olivia Levental
Donnerstag
29.6.
16.30 Uhr
Themenführung der Restaurierung Herausforderungen in der Silberreinigung – erklärt an einem vergoldeten Silberpokal aus der Jugendstilsammlung mit Dipl. Rest. Liselotte Wettke
Führungen Sonderausstellungen
Öffentliche Führungen zur Sonderausstellung kostenfrei, lediglich Sonderausstellungseintritt, max. 25 Teilnehmer, Teilnahmekarten am Veranstaltungstag an der Museumskasse, keine Vorreservierung möglich
Sonntag
jeweils 11.15 Uhr
4.6. (Schwerpunkt: Objekte aus dem physikalischen Kabinett in der Ausstellung mit Kai Boy-sen, EfD)
11.6. mit Dipl. Biol. Bettina Wurche
18.6. mit Dipl. Biol. Daniela Szymanski
25.6. mit Ines Worms
Sonntag
jeweils 15.15 Uhr
4.6. mit Dipl. Biol. Daniela Szymanski
11.6. mit Julius Körner
18.6. mit Dipl. Biol. Daniela Szymanski
25.6. mit Ines Worms
Mittwoch
jeweils 18.30 Uhr
14.6. mit Dr. Ulrike Kiehne
21.6. mit Dr. Gerlinde Gehring
28.6. (Schwerpunkt: Objekte aus dem physikalischen Kabinett in der Ausstellung mit Günter Sauer, EfD)
Öffentliche Kuratorenführungen zur Sonderausstellung »Human Network«
Christine & Irene Hohenbüchler
Sonntag
18.6.
15.00 Uhr
mit Dr. Klaus-D. Pohl in der Galerie der Schader-Stiftung, kostenfrei
Vorträge und Sonderveranstaltungen
Mittwoch
21.6.
18.30 Uhr
»Kometen – was lehren sie uns über die Entwicklung unseres Planetensystems?
Die Ergebnisse der Rosetta Mission«
von Dr. Gerhard Schwehm, ehemaliger Rosetta Projektwissenschaftler und Mission Manager, ESA
Freitag
23.6.
18.00 Uhr
»Human Network«
Christine & Irene Hohenbüchler
Film »Blickwechsel – Welche Hilfe heißt Willkommen?«
von Julia Oelkers
mit anschließendem Gespräch zwischen Dr. Klaus-D. Pohl, Prof. Dr. Gisela Jakob (Hochschule Darmstadt)
in der Galerie der Schader-Stiftung, kostenfrei
Kurse
Mittwoch
7.6., 14.6., 21.6., 28.6.
18.00 – 19.45 Uhr
Malstudio II
Jedem Teilnehmer, mit und ohne Vorkenntnisse, steht das neue Kursangebot offen. Indivi-duelle bildkünstlerische Förderung bildet das Fundament des Herangehens. An originalen Kunstwerken im Museum werden Proportions- und Kompositionslehre sowie die Wahl der Formen, Farben und Kontraste vermittelt. Danach entstehen eigene Bilder. Malstudio II ist auch zur Vorbereitung auf ein Kunst- und Designstudium sehr geeignet.
Leitung: Dipl. Ing. und freie Künstlerin Regina Basaran,
Kostenbeitrag: 10 Einheiten im Quartal 120 Euro pro Teilnehmer inkl. Material,
max. 12 Teilnehmer je Kurs
Anmeldung und Beratung: T 06151 1657-111, vermittlung@hlmd.de
Mittwoch
7.6., 14.6., 21.6., 28.6.
jeweils 17.00 – 18.30 Uhr
Werkstatt Zeichnen III
Donnerstag
1.6., 8.6., 22.6., 29.6.
jeweils 10.15 – 11.45 Uhr
Werkstatt Zeichnen IV
Anfänger wie Fortgeschrittene finden einen individuellen Zugang, ihre zeichnerischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Unter fachkundiger Anleitung nähern sie sich den Originalen des Museums und lernen dabei verschiedene zeichnerische Techniken kennen. Neben dem geeigneten Bildaufbau setzen sie Schraffuren richtig ein.
Leitung: Dipl. Designerin und freie Künstlerin Gudrun Cornford
Kostenbeitrag: 10 Einheiten im Quartal 80 Euro pro Teilnehmer, max. 12 Teilnehmer je Kurs
Anmeldung und Beratung: T 06151 1657-111, vermittlung@hlmd.de
Außenstelle Abteilung Schriftguss, Satz und Druckverfahren Aktives Museum
Ehrenamtliche Mitarbeiter führen u. a. ihre Maschinen vor
Dienstag und Freitag, 10.00 – 12.00 Uhr
Donnerstag, 15.00 – 17 Uhr
kostenfrei
in der Abteilung Schriftguss, Satz und Druckverfahren, Kirschenallee 88, Darmstadt
Hessisches Landesmuseum Darmstadt Friedensplatz 1 64283 Darmstadt
Anmeldung und Beratung für alle hier genannten Veranstaltungen
und Kursprogramme:
Servicetelefon: T 06151 16 57-111 oder vermittlung@hlmd.de
Ermäßigung für Auszubildende, Studierende (bis 30 Jahre) und Arbeitslose mit Nachweis möglich.
Das Hessische Landesmuseum Darmstadt hat eine Dauerleihgabe aus Privatbesitz vom besonderen kunsthistorischen Wert erhalten. „Eine derartige Zuwendung ist ein besonderes Ereignis für unser Haus, wir freuen uns sehr.“ sagt Direktor Dr. Theo Jülich.
Das Gemälde gehört zu den bedeutenden Werken des Malers vor dem Ersten Weltkrieg. Es vermittelt die Ideen der Künstlergemeinschaft „Die Brücke“, der Erich Heckel zusammen mit Ernst Ludwig Kirchner von Beginn an angehörte, auf intensive Weise. Es entstand im Sommer 1913, kurz nachdem sich diese bahnbrechende Künstlervereinigung offiziell aufgelöst hatte.
Mit spontanen Pinselstrichen hält Heckel eine Szene mit drei nackten Frauen fest. Sie sitzen oder stehen im Vordergrund am Strand einer Steilküste mit zum Meer gebeugten Bäumen. Das blaue Meer kontrastiert stark mit den Braun- und Gelbtönen des Sandes, vor dem die Frauen fast unscheinbar wirken, so eng gleichen sie sich den Farben der Natur an. Unmittelbarer Einklang mit der Natur, freies und ungezwungenes sommerliches Treiben sind Kennzeichen des expressionistischen Lebensgefühls, das die Künstlers besonders an den Seen in der Umgebung von Dresden oder an der Ostsee auslebten.
Die Insel Fehmarn war ein beliebter Treffpunkt. Dort trafen sich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner im Sommer 1912. Im Sommer 1913 hielt sich Heckel an der Flensburger Förde in Osterholz auf, wo viele Gemälde mit Strandszenen entstanden, darunter auch unseres. Das Gemälde ist ein besonders eindrucksvolles Beispiel einer Malweise, deren Skizzenhaftigkeit und Farbgegensätze die sommerliche flimmernde Atmosphäre widerspiegeln. Gerade auch das Freilassen der Grundierung, welches das gesamte Bild bestimmt, unterstreicht diese Lichtwirkung.
Das Werk passt ideal in die kleine, aber feine Expressionistensammlung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt. Es ist neben dem Gemälde „Fehmarnküste“ in der Gemäldegalerie zu sehen, das 1913/14 von Ernst Ludwig Kirchner gemalt wurde und zu seinen Hauptwerken dieser Jahre gehört – „eine kongeniale Nachbarschaft!“ sagt Dr. Klaus-D. Pohl, Oberkustos für das 19. – 21. Jahrhundert am HLMD.
25.2. Großelterntag
Ermäßigter Eintritt für Großeltern mit Enkelkindern (4–12 Jahre)
4 Euro pro Person
Kostenfreier Eintritt für Kinder bis 18 Jahre
25.2. Rundgang mit »Museumsdirektor Dinkeltaler«
»Großes Insektenkrabbeln – wie viele Beine und Füße«
Die Handpuppe lädt die jüngsten Besucher (4 – 6 Jahre) ein, mit ihm das Museum zu entde-cken. In kleinen Gesprächen und Aktionen widmen sie sich den kostbaren und spannenden Dingen des Hauses.
Kostenfrei, lediglich Museumseintritt für Erwachsene, max. 25 Teilnehmer, Teilnahmekarten am Veranstaltungstag an der Museumskasse, keine Vorreservierung möglich
Donnerstag, 9.2., 23.2.,
9.3. jeweils 16.00 – 17.30 Uhr Die Zaunkönige 1
Donnerstag, 2.2., 16.2.,
2.3., 16.3. jeweils 16.00 – 17.30 Uhr Die Zaunkönige 2
Kreativangebot für Kinder 4–6 Jahre
Vogel Zaunkönig hat seine Krone verloren. Gemeinsam mit ihm gehen die Teilnehmer im Museum auf die Suche nach ihr. Zum ersten Mal nehmen sie dabei verschiedene Sammlungen mit allen Sinnen wahr. Ob sie die Krone dort wiederfinden? Im anschließenden kreativen Teil können sie sich ausprobieren und mit viel Freude malen, kleben, werkeln und gemeinsam lachen.
Leitung: Monika Arndt und Gesine Dittmer,
Kostenbeitrag: 5 Termine im Quartal 50 Euro pro Teilnehmer, max. 8 Teilnehmer
(Eltern überlassen ihr Kind während der Veranstaltung den beiden Leiterinnen)
Anmeldung und Beratung: T 06151 16 57-111; vermittlung@hlmd.de
Samstag, 18.2., 15.00 Uhr Kostümführung zu Karneval
»Fantastische Tierwesen«
für Kinder ab 6 Jahren (gern kostümiert)
mit Dr. Stephanie Hauschild
Kostenfrei, lediglich Museumseintritt für Erwachsene, max. 25 Teilnehmer, Teilnahmekarten am Veranstaltungstag an der Museumskasse, keine Vorreservierung möglich
Samstag 25.2. und Sonntag 26.2. jeweils 13.00–17.00 Uhr
Vater – Kind – Aktion
»Vater – Kind – Skulptur« – ein gestaltungsreiches Wochenende im Museum
für Kinder ab 8 Jahren mit ihren Vätern
Leitung: Katharina Eckert M. A. (Kunstpädagogin)
max. 10 Teilnehmer
Kostenbeitrag: 180 Euro für Vater und Kind inkl. Material (Ermäßigungen gegen Nachweis möglich)
Weitere Informationen unter www.hlmd.de
Anmeldung und Beratung: T 06151 16 57-111; vermittlung@hlmd.de
Familienausflüge
Sonntag, 5.2., 15.00 Uhr »Kinder in der Kunst«
mit Vera Seyfarth
Sonntag, 19.2., 15.00 Uhr »Seltsame Riesen!«
mit Eva Nebhuth M. A.
Kleine und große Familienmitglieder ab 6 Jahren sind herzlich willkommen, sich den Samm-lungen des HLMD unter fachkundiger Anleitung zu nähern. Am jeweils am 1. und
3. Sonntag im Monat wird ein neues Thema anschaulich behandelt. (Dauer: 60 Min.)
Kostenfrei, lediglich Museumseintritt für Erwachsene, max. 25 Teilnehmer, Teilnahmekarten am Veranstaltungstag an der Museumskasse, keine Vorreservierung möglich
Samstagsmaler
Endlich sind sie wieder im Hessischen Landesmuseum Darmstadt aktiv.
Im Vordergrund des seit vielen Jahren bestehenden Angebots für Kinder stehen Entdeckerfreude und Kreativität beim Umgang mit Kunst, Kultur- und Naturgeschichte im Museum sowie dem Einsatz verschiedener künstlerisch-praktischer Techniken. Nicht das »Werk« der Teilnehmer allein zählt, sondern ihre Eindrücke und Erfahrungen, die dazu geführt haben. Bedeutsam ist das Erleben an einem ganz besonderen Ort. Das Angebot trägt bewusst keinen Kurscharakter. Mit vorheriger Anmeldung ist der Einstieg jederzeit möglich.
Die Samstagsmaler werden vom Lions-Club „Louise Büchner“ unterstützt.
Leitung: Christa Vohl (Leitung), Monika Arndt, Gesine Dittmer, Elke-Emmy Laubner,
Johanna Weber
max. 15 Teilnehmer, kostenfrei
Anmeldung max. eine Woche im Voraus für den jeweiligen Termin möglich
Programm für Jugendliche 13–18 Jahre
Mittwoch, 15.2.,
1.3., 15.3. jeweils 16.00 – 17.30 Uhr
Club »Junge NaturforscherInnen«
Thema: »Einzeller und Mehrzeller – Prokaryoten vs. Eukaryoten«
Wer glaubt, dass ein echter Naturforscher in ihm schlummert, ist in diesem Club gut aufgeho-ben. Wer sich fragt, wie berühmte Wissenschaftler ihre Entdeckungen machten, wie viel Zeit und Muhe sie darauf verwendeten, der will mehr erfahren als nur die Grundlagen aus der Schule. Der Club ›Junge NaturforscherInnen‹ wendet sich in wechselnden Themen an Jugendliche, die sich ausdauernd naturwissenschaftlichen Phänomenen zuwenden und ihr analytisches Denken für die Zukunft trainieren wollen.
Leitung: Dipl. Biol. Corinne Wacker
Kostenbeitrag: 4 Termine im Quartal 50 Euro pro Teilnehmer, max. 10 Teilnehmer.
Anmeldung und Beratung: T 06151 1657-111, vermittlung@hlmd.de
Samstag, 4.2., 11.2., 18.2., 25.2.,
4.3., 11.3., 18.3. jeweils 14.00 – 16.00 Uhr Malstudio I
Jedem Teilnehmer zwischen 13 und 18 Jahren steht das neue Kursangebot offen, der Interesse an Kunst, besonders an der Malerei, hat. Inspiriert von den Originalen im Museum werden Themen aufgegriffen, Proportions- und Kompositionsübungen durchgeführt, sowie der Einsatz von Formen, Farben und Kontrasten behandelt. Genügend Zeit bleibt zum Erproben verschiedener Maltechniken und zur Umsetzung.
Leitung : Freie Künstlerin und Kunstpädagogin Elke-Emmy Laubner
Kostenbeitrag: 10 Einheiten im Quartal 80 Euro pro Teilnehmer inkl. Material, max. 12
Teilnehmer
Anmeldung und Beratung: T 06151 1657-111, vermittlung@hlmd.de
Samstag, 4.2., 11.2., 18.2., 25.2.,
4.3., 18.3., 25.3., (1.4.) jeweils 11.15 – 12.45 Uhr Werkstatt Zeichnen I
Zwischen 12 und 14 Jahren ist jeder willkommen, der Freude am Umgang mit dem Zeichenstift
verspürt. Bei der Auswahl geeigneter Objekte aus dem Museum steht zunächst die genaue
Wahrnehmung im Vordergrund. Unter fachkundiger Anleitung werden die Teilnehmer auch an die Zeichengrundlagen herangeführt.
Leitung: Dipl. Designerin und freie Künstlerin Gudrun Cornford
Kostenbeitrag: 10 Einheiten im Quartal 60 Euro pro Teilnehmer, max. 12 Teilnehmer
Anmeldung und Beratung: T 06151 1657-111, vermittlung@hlmd.de
Samstag, 4.2., 11.2., 18.2., 25.2.,
4.3., 18.3., 25.3., (1.4.) jeweils 13.00 – 14.30 Werkstatt Zeichen II
Dieser Kurs wendet sich vor allem an Interessierte zwischen 15 und 18 Jahren, die eine Weiter-entwicklung ihrer zeichnerischen Fähigkeiten anstreben. Die individuelle Förderung
schult u. a. das Zusammenspiel von Wahrnehmung und konstruktivem Denken an ausgewähl-ten Museumsobjekten.
Leitung: Dipl. Designerin und freie Künstlerin Gudrun Cornford
Kostenbeitrag: 10 Einheiten im Quartal 60 Euro pro Teilnehmer, max. 12 Teilnehmer
Anmeldung und Beratung: T 06151 1657-111, vermittlung@hlmd.de
Programm für Erwachsene
Themenführungen
Kostenfrei, max. 25 Teilnehmer pro Führung, Teilnahmekarten am Veranstaltungstag an der Museumskasse, keine Vorreservierung möglich
Mittwoch 8.2. 17.30 Uhr
Kork: ein erstaunliches Material – Die Korkmodelle von Antonio Chichi und ihre Restaurie-rung
mit Dipl. Rest. Petra Achternkamp
Mittwoch 22.2. 16.00 Uhr
Welche Farbe hat der Winter? Zur Restaurierung des Bildes »Eisvergnügen«
von Adriaen van der Poel
mit Dipl. Rest. Katja Schenk
Führungen Sonderausstellungen
»Tony Cragg. Unnatural Selection«
Öffentliche Themenführungen zur Sonderausstellung
kostenfrei, lediglich Sonderausstellungseintritt, max. 25 Teilnehmer, Teilnahmekarten am
Veranstaltungstag an der Museumskasse, keine Vorreservierung möglich
Sonntag, jeweils 15.00 Uhr 12.2.
Besondere Begegnung… Craggs Skulpturen und Sammlung Simon Spierer
mit Barbara Rubert, M. A.
Mittwoch, jeweils 18.30 Uhr 1.2.
Natürlich(e) Kunst
mit Eva Nebhuth, M. A. und Dr. Ulrike Kiehne
22.2.
Besondere Begegnung… Craggs Skulpturen und die Sammlung Simon Spierer
mit Barbara Rubert, M. A.
Öffentliche Kuratorenführungen zur Sonderausstellung
kostenfrei, lediglich Sonderausstellungseintritt, max. 25 Teilnehmer, Teilnahmekarten am
Veranstaltungstag an der Museumskasse, keine Vorreservierung möglich
»Tony Cragg. Unnatural Selection«
Sonntag 15.2., 15.00 Uhr
mit Dr. Klaus-D. Pohl
»Human Upgrade«
Susanna Hertrich & Hannes Wiedemann
Sonntag 19.2.
15.00 Uhr
mit Dr. Klaus-D. Pohl
Galerie der Schader-Stiftung, kostenfrei
Kurse
Mittwoch 8.2., 15.2., 22.2.,
1.3., 8.3., 15.3., 22.3., 29.3.
jeweils 18.00 – 19.45 Uhr Malstudio II
Jedem Teilnehmer, mit und ohne Vorkenntnisse, steht das neue Kursangebot offen. Indivi-duelle bildkünstlerische Förderung bildet das Fundament des Herangehens. An originalen Kunstwerken im Museum werden Proportions- und Kompositionslehre sowie die Wahl der Formen, Farben und Kontraste vermittelt. Danach entstehen eigene Bilder. Malstudio II ist auch zur Vorbereitung auf ein Kunst- und Designstudium sehr geeignet.
Leitung: Dipl. Ing. und freie Künstlerin Regina Basaran
Kostenbeitrag: 10 Einheiten im Quartal 120 Euro pro Teilnehmer inkl. Material, max. 12 Teil-nehmer je Kurs.
Anmeldung und Beratung: T 06151 1657-111, vermittlung@hlmd.de
Mittwoch 1.2., 8.2., 15.2., 22.2.,
1.3., 8.3., 15.3. jeweils 17.00 – 18.30 Uhr Werkstatt Zeichnen III
Werkstatt Zeichnen IV
Anfänger wie Fortgeschrittene finden einen individuellen Zugang, ihre zeichnerischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Unter fachkundiger Anleitung nähern sie sich den Originalen des Museums und lernen dabei verschiedene zeichnerische Techniken kennen. Neben dem geeigneten Bildaufbau setzen sie Schraffuren richtig ein.
Leitung: Dipl. Designerin und freie Künstlerin Gudrun Cornford
Kostenbeitrag: 10 Einheiten im Quartal 80 Euro pro Teilnehmer, max. 12 Teilnehmer je Kurs.
Anmeldung und Beratung: T 06151 1657-111, vermittlung@hlmd.de
Außenstelle Abteilung Schriftguss, Satz und Druckverfahren Aktives Museum
Ehrenamtliche Mitarbeiter führen u. a. ihre Maschinen vor
Dienstag und Freitag, 10.00 – 12.00 Uhr
Donnerstag, 15.00 – 17 Uhr
Anmeldung und Beratung für alle hier genannten Veranstaltungen und Kursprogramme:
Servicetelefon: T 06151 16 57-111 oder vermittlung@hlmd.de
Ermäßigung für Auszubildende, Studierende (bis 30 Jahre)
und Arbeitslose mit Nachweis möglich.
Die aktuellen Ausstellungen im Hessischen Landesmuseum Darmstadt:
Bis 05. März 2017: Human Upgrade Susanna Hertrich & Hannes Wiedemann in der Galerie der Schader-Stiftung
Bis 22. Januar 2017: Gestaltete Sehnsucht. Reiseplakate um 1900
Bis 26. März 2017: Tony Cragg. Unnatural Selection
Das Hessische Landesmuseum Darmstadt präsentiert vom 2. Dezember 2016 bis 26. März 2017 die Ausstellung „Tony Cragg. Unnatural Selection“.
Tony Cragg ist einer der bedeutendsten internationalen Bildhauer der Gegenwart. Seine Skulpturen aus den verschiedensten Materialien wie Bronze, Eisen, Gips, Holz, Glas und Kunststoff sind zu einem großen Teil von organischen Naturformen oder der menschlichen Figur inspiriert und von faszinierender Ästhetik. Im Werk von Tony Cragg steht das Material als stärkster Ausdrucksträger der Skulptur überhaupt im Vordergrund. In langwierigen Entstehungsprozessen der Konzeption, Formung sowie Material- und Oberflächenbehandlung „wachsen“ gleichsam Skulpturen in den Raum, die einen nahezu wesenhaften Charakter haben oder in Windungen und Wölbungen an unendlich sich ausdehnende Strukturen erinnern.
Die Ausstellung im Hessischen Landesmuseum Darmstadt mit seinen Sammlungen der Kunst und Kulturgeschichte sowie Naturgeschichte greift diese Merkmale des Werks auf, möchte sie jedoch in drei Richtungen konkretisieren.
1.Die Inspiration des Künstlers durch Naturformen hat seinen Ursprung bereits in den jungen Jahren seines Lebens, bevor er überhaupt begonnen hatte, künstlerisch zu arbeiten. Wie er es selbst beschreibt, faszinierten ihn die Funde von Mineralien und Fossilien an der Südküste Englands, wo er sich häufig aufhielt. So entstand über die Jugend hinaus ein wesentliches Interesse an den Strukturen der Natur, ihrer Entstehung, ihres Vergehens sowie ihres Überlebens in verwandelten Formen des Lebendigen und den Veränderungen des Stofflichen. Zeuge dieses Interesses und inspirierenden Umgangs ist seine über viele Jahrzehnte entstandene Mineralien- und Fossiliensammlung. Eine Auswahl aus dieser Sammlung wird erstmals in der Ausstellungsgeschichte des Künstlers gezeigt. Das Hessische Landesmuseum Darmstadt ist dafür der ideale Ort.
2. Naturvorgänge basieren auf den Prinzipien der Evolution, darunter im Bereich der Fauna und Flora grundlegend auf den Prinzipien der natürlichen Auslese, die seit Charles Darwin zum essentiellen Verständnis der Natur gehört. Darauf spielt der Ausstellungstitel „Unnatural Selection“ an. In ihm ist aber auch das Prinzip der unnatürlichen, das heißt der künstlichen Auswahl eingeschlossen. Diese ist die Grundlage unserer Wahrnehmungen, Erkenntnis- und Forschungsprozesse und letztlich des künstlerischen Schaffens, das gestalterischer Ausdruck individueller Entscheidungen und Wahlmöglichkeiten aus Vielem ist. Sie bildet ebenso den Ausgangspunkt jedweder Sammlung persönlicher und musealer Art. Und sie steht auch für die Entscheidungen des Künstlers, der Werke für eine Ausstellung zusammenstellt. Tony Craggs „Selection“ für diese Ausstellung soll beispielhaft stehen für eine Präsentation, die Werke mit deutlichem Naturbezug vereint und sie in Korrespondenz zu den realen Naturobjekten stellt. Vorrangig die Fossilien sind Überreste einer natürlichen Auslese, in ihrem zufälligen oder systematischen Auffinden und Sammeln repräsentieren sie zugleich das Gegenteil – die ‚unnatürliche‘ künstliche Auslese. Objekte der Natur und der Kunst sind in dieser Ausstellung in dem ambivalenten Konzept einer Unnatural Selection vereint und somit auf eine gemeinsame gedankliche und visuelle Stufe gestellt.
3. Daher verweist die Ausstellung mit den Werken Tony Craggs auch auf die Sammlungsentstehung und -gegenwart des Hessischen Landesmuseums Darmstadt. Der Ort der Ausstellung – der historische Große Saal im repräsentativen Erdgeschoss des Museums – spielt dabei eine besondere Rolle. Mit der Eröffnung des Museums im Jahr 1906, also vor 110 Jahren, war in diesem Saal, der hierfür auch entworfen worden war, die Gipssammlung antiker Skulpturen zu sehen: Eine umfassende Studiensammlung der klassischen Skulptur, präsentiert im idealen Tageslicht, das von den westlichen und östlichen hohen Fensterfronten in den Saal und auf die Skulpturen fiel. Bereits wenige Jahre später wurde der Raum für andere Objekte genutzt. Die Gipse gingen zum größten Teil verloren. Das Alleinstellungsmerkmal als Skulpturensaal ging verloren und so blieb es bis heute. Mit der Ausstellung der Skulpturen Tony Craggs präsentiert sich der Saal erstmals wieder ausschließlich mit Skulpturen und gewinnt somit – zumindest für den Ausstellungszeitraum – seinen ursprünglichen Charakter wieder. In der sakral anmutenden Architektur des Großen Saals erhalten die Skulpturen eine überragende und eindrucksvolle Präsenz.
Die Ausstellung ist eine der wichtigsten thematischen Ausstellungen des Künstlers in Deutschland. Wir freuen uns sehr, dass sich Tony Cragg auf unsere Einladung hin zu dieser Präsentation entschlossen hat. Es ist eine große Ehre, seine Werke im Hessischen Landesmuseum Darmstadt zu zeigen, das mit seiner Sammlung der Skulpturen seit dem Mittelalter und besonders im 20. Jahrhundert eine wichtige Stellung in der deutschen Museumslandschaft einnimmt. Mit dem sieben Räume umfassenden „Block Beuys“ von Joseph Beuys mit 290 betitelten Werken von 1949 bis 1972 und dem 40 Skulpturen umfassenden „Wald der Skulpturen. Sammlung Simon Spierer“ mit Arbeiten internationaler Bildhauer von 1927 bis 2004 steht es in vorderer Linie. Tony Craggs Eisenskulptur Manipulations von 1991 ist Teil dieser Sammlung.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag Hirmer. Umrahmt wird die Ausstellung von einem umfangreichen Begleitprogramm.
Öffentliche Themenführungen
Sonntag, jeweils 15.00 Uhr
8.1.2017
»Der Standpunkt des Betrachters oder Das Auge des Observers«
mit Dr. Stephanie Hauschild (Kunsthistorikerin)
22.1.2017
»Tonys Stones – Inspiration und Sammelleidenschaft«
mit Dagmar Boltze M. A. (Kunsthistorikerin) und Dr. Patrick Zell (Geologe)
12.2.2017
»Besondere Begegnung… Craggs Skulpturen und die Sammlung Simon Spierer«
mit Barbara Rubert M. A. (Geisteswissenschaftlerin)
5.3.2017
»Tonys Stones – Inspiration und Sammelleidenschaft«
mit Dagmar Boltze M. A. (Kunsthistorikerin) und Dr. Patrick Zell (Geologe)
19.3.2017
»Back to the roots – Tony Craggs Werke im historischen Gipssaal des HLMD«
mit Vera Seyfarth
26.3.2017
»Tony Cragg und Simon Spierer oder Unnatural Selection und die Kunst des Sammelns«
mit Helga Bohne, EfD
Mittwoch, jeweils 18.30 Uhr
7.12.2016
»Der Standpunkt des Betrachters oder Das Auge des Observers«
mit Dr. Stephanie Hauschild (Kunsthistorikerin)
11.1.2017
»Der Standpunkt des Betrachters oder Das Auge des Observers«
mit Dr. Stephanie Hauschild (Kunsthistorikerin)
1.2.2017
»Natürlich(e) Kunst…«
mit Eva Nebhuth M. A. (Kunsthistorikerin) und Dr. Ulrike Kiehne (Biologin)
22.2.2017
»Besondere Begegnung… Craggs Skulpturen und die Sammlung Simon Spierer«
mit Barbara Rubert M. A. (Geisteswissenschaftlerin)
8.3.2017
»Tony Cragg und Simon Spierer oder Unnatural Selection und die Kunst des Sammelns«
mit Helga Bohne, EfD
22.3.2017
»Back to the roots – Tony Craggs Werke im historischen Gipssaal des HLMD«
mit Vera Seyfarth
Öffentliche Kuratorenführungen
Sonntag, 4.12.2016, 15.00 Uhr
Mittwoch, 14.12.2016, 11.00 Uhr
Mittwoch, 25.1.2017, 18.30 Uhr
Mittwoch, 15.2.2017, 15.00 Uhr
mit Dr. Klaus-D. Pohl, Kustos Malerei und Skulptur 19.–21. Jahrhundert
Alle Führungen kostenfrei (lediglich Sonderausstellungseintritt),
max. 25 Teilnehmer pro Führung, Teilnahmekarten am Veranstaltungstag an der Museumskasse, keine Vorreservierung möglich
Familien
Sonntag, 19.2.2017, 15.00 Uhr
Familienausflug zur Kunst und Kultur
»Seltsame Riesen!«
Ein Pils, eine Koralle oder doch… Hier bleibt jede Menge Raum für Assoziationen! Gemeinsam erkunden die Teilnehmer die Skulpturenwelt von Tony Cragg und erfahren mehr über Form und Material sowie seine Inspirationsquellen aus der Natur.
mit Eva Nebhuth M. A.
kostenfrei (lediglich Sonderausstellungseintritt Erwachsene),
max. 25 Teilnehmer, Teilnahmekarten am Veranstaltungstag an der Museumskasse, keine Vorreservierung möglich
Vater-Kind-Aktion
Samstag, 25.2.2017 und Sonntag 26.2.2017
jeweils 13.00 – 17.00 Uhr
Workshop mit einer Kunstpädagogin in den Pädagogikräumen des HLMD
Weitere Informationen über Themen und Inhalte unterwww.hlmd.de
Leitung: Katharina Eckert M. A.
für Kinder ab 10 Jahren
max. 10 Teilnehmer
Kostenbeiträge: 180 Euro für Vater und Kind inkl. Material
Beratung und Anmeldung unter Servicetelefon: 06151 – 16 57 111 oder
E-Mail: vermittlung@hlmd.de
»Expedition zu verzauberten Formen« (Workshop)
Schwerelos, fließend, rhythmisch und versteinert begegnen uns Wesen und Skulpturen in der Ausstellung von Tony Cragg. Sie alle besitzen ganz unterschiedliche Eigenschaften, die erst auf einer Expedition zu verzauberten Formen aus Natur und Kunst richtig entdeckt werden. Anschließend experimentieren die »Forscher« mit einigen der Formen und gestalten selbst plastische Wesen.
Leitung: Katharina Eckert M. A., Eva Nebhuth M. A.
Dauer: ca. 120 – 150 Min.
max. 25 Teilnehmer
Kostenbeiträge: 70 Euro zzgl. 2,50 Euro Materialgebühren pro Teilnehmer
Weiterführende Schulen
Haupt- und Realschule: Kunst ab 8. Klasse, übergreifende Themen
Gymnasium: Kunst 5. Klasse 5.3. Ausdrucksqualitäten plastischen Gestaltens;
12. Klasse 12.2. Zusammenhänge und Ausprägung moderner Kunst
»Speed Dating: Seeigel trifft Skulptur« (Rundgang)
Zu Stein gewordene Seeigel, gewachsene Kristalle und gegossene Bronzen sind nur einige der Kandidaten, die sich bei einem »Date« der verwandelten Formen treffen. Können Sie zueinander finden? Wo gibt es Schnittstellen in der Erdgeschichte und Kunst? – Eine Entdeckungstour der besonderen Art.
Leitung: Katharina Eckert M. A., Eva Nebhuth M. A.
Dauer: ca. 90 Min.
max. 25 Teilnehmer
Kostenbeiträge: 45 Euro
Beratung und Anmeldung mindestens zwei Wochen vor dem geplanten Museumsbesuch.
Servicetelefon: 06151 – 16 57 111 oder E-Mail: vermittlung@hlmd.de
Großes Messeler Urpferd (cf. Propalaeotherium sp.), Fund aus dem Jahr 2015; Übersicht, Maßstab 10 cm, Foto: Wolfgang Fuhrmannek, HLMD
Das Landesmuseum Darmstadt gehört zu den wenigen, noch erhaltenen Universalmuseen mit umfangreichen ständigen Sammlungen aus den Bereichen Kunst-, Kultur- und Naturgeschichte sowie wechselnden Sonderausstellungen.
So hat auch das Sammeln und Erforschen von Messel Fossilien sowie deren Aufarbeitung für die Präsentation in der Öffentlichkeit am Hessischen Landesmuseum Darmstadt eine lange Tradition. Die Bestände reichen von Krokodilresten (Diplocynodon darwini), die 1875 als allererste Fossilien in der Grube gefunden worden waren, über die weltberühmten Urpferdchen (Eurohippus messelensis, Propalaeotherium hassiacum), bis hin zu aufsehenerregenden Unikaten wie dem Ameisenbären (Eurotamandua jorersi), dem Urtapir (Hyrachyus minimus) oder dem Scheinraubtier (Lesmesodon behnkeae). 1966 und 1967 führte das HLMD die ersten planmäßigen wissenschaftlichen Messel-Grabungen durch, die bis heute hin fortgesetzt werden.
So wird bereits seit 1990 am so genannten Schildkrötenhügel im Bereich des Leithorizontes Gamma gegraben, seit 2012 zudem noch in der darunter gelegenen Grabungsstelle im Bereich des Leithorizontes Alpha. Zwar ging und geht es hierbei vorrangig darum, die feinstratigraphischen Fundverteilungen genauer zu analysieren, vor allem im Hinblick darauf, ob es Veränderungen in der Zusammensetzung der Fauna und Flora in der Geschichte des Messel-Sees gegeben hat. Dennoch ist man natürlich immer hocherfreut, wenn ab und an auch einmal ein herausragendes Fossil zum Vorschein kommt. Das war im letzten und vorletzten Jahr gleich doppelt der Fall. Zu Tage kamen dabei gleich zwei Urpferdchen, sozusagen die Paradefossilien der Grube Messel, und dazu noch die ersten, die jetzt seit 30 Jahren Messel-Grabungen des Hessischen Landesmuseums wieder entdeckt worden sind.
Der erste der jetzt vorzustellenden Funde, ein stattliches Exemplar von fast 70 cm Gesamtlänge, wurde vom Grabungsteam des HLMD am 12. August 2015 im Planquadrat I 7 303 cm über dem Leithorizont Gamma gefunden. Es ist nicht nur aufgrund seiner Größe etwas Besonderes, sondern gehört womöglich einer Propalaeotherium-Art an, die bislang aus Messel noch nicht mit kompletten Exemplaren belegt war. Eventuell handelt es sich sogar um ein für Messel noch gänzlich unbekanntes Taxon. Als weitere Besonderheit kommt hinzu, dass auch noch ein Schlammfisch direkt über dem Schwanzbereich mit eingebettet wurde.
Bei dem Fund aus der diesjährigen Grabungskampagne dürfte es sich dagegen um ein Exemplar von Eurohippus messelensis, der bekannteren der beiden Messeler Urpferd-Arten, handeln. Das Tier hat eine Kopf-Schwanzlänge von ca. 50 cm und wurde am 01. September 2016 im Planquadrat HI 8 aus Schichten 139 cm unter dem Leithorizont Alpha geborgen. Die aufwändigen Präparationsarbeiten wurden von Mascha Siemund unter teilweiser Hilfe von Eric Milsom in bewährter Qualität durchgeführt.