Im Rahmen der aktuellen Ausstellung „Mittsommernacht. Harald Sohlberg. Ein norwegischer Landschaftsmaler“ und als Beitrag des Ehrengastlandes Norwegen anlässlich der diesjährigen Frankfurter Buchmesse spielte das Norwegische Flötenensemble (Norwegian Flute Ensemble), ergänzt von Flöstinnen aus dem Rhein-Main-Gebiet und von der Violinistin Marin S. Bakke auf einer Hardanger Fidel, am 13.Oktober vormittags im Museum Wiesbaden klassische und folkloristische Stücke norwegischer Komponisten.
Solistin war Marin Stallemo Bakke, die das traditionelle norwegische Volksmusikinstrument Hardingfele spielte. Marin Stallemo Bakke wurde schon früh in das Young Musicians Program der Universität Agder aufgenommen und hat kürzlich ihr Studium an der norwegischen Musikakademie in Oslo als klassische Geigerin abgeschlossen. Neben ihrer Orchester- und Solotätigkeit spezialisierte sie sich auf Volksmusik und trat als Hardingfele-Solistin mit mehreren professionellen Symphonieorchestern in Norwegen auf.
Das Norwegische Flötenensemble wurde 2008 auf Anregung von Prof. Jørn Schau gegründet und ist das einzige Ensemble dieser Art in Norwegen. In Originalbesetzung vereint das Ensemble Flötenstudierende und -profis der Universität Agder, Kristiansand, Norwegen. Das norwegische Flötenensemble tritt regelmäßig bei Internationalen Festivals auf. Die Anzahl der Ausführenden variiert zwischen 6 und 24. Eines der Hauptziele des Ensembles besteht darin, norwegische Komponisten und Komponistinnen zu ermutigen, Werke für unterschiedliche Flöten zu schreiben (von Piccolo bis Kontrabaß Flöte) und so das Repertoire für Flötenensembles weiter auszubauen. Das Ensemble hat bereits 4 CDs aufgenommen. Einige der aufgenommenen Werke norwegischer Komponisten sind dem Ensemble gewidmet.
Anlässlich des norwegischen Ehrengastauftritts auf der Frankfurter Buchmesse 2019 widmet die Schirn Frankfurt der schwedisch-norwegischen Künstlerin Hannah Ryggen (1894–1970) vom 26. September 2019 bis zum 12. Januar 2020 eine große Einzelausstellung und ermöglicht somit dem Publikum in Deutschland erstmals einen umfassenden Einblick in ihr Œuvre. Von einem kleinen autarken Bauernhof an der Westküste Norwegens aus schuf sie mit ihren monumentalen Wandteppichen ein eindrucksvolles, politisch inspiriertes Werk. Sie lancierte bildliche Angriffe auf Hitler, Franco und Mussolini und setzte sich damit deutlich vernehmbar für die Opfer von Faschismus und Nationalsozialismus ein.
In den rund 25 gezeigten Tapisserien greift Ryggen grundlegende Themen des Menschseins und des Lebens in der Gesellschaft auf: die Gräueltaten des Krieges, Machtmissbrauch, die Abhängigkeit von der Natur und die Verbindungen zu Familie und Mitmenschen. Viele der Werke befassen sich mit den Ereignissen und politischen Auseinandersetzungen im Europa der 1930er- und 1940er-Jahre und spiegeln zugleich die sozialistischen Überzeugungen der Künstlerin.
Die Ausstellung präsentiert Ryggens monumentale Tapisserien und stellt die Künstlerin auch als Vertreterin einer anderen Art von Moderne vor – einer Moderne, in der sich Elemente aus Volkskunst und Mythologie mit politischen Anliegen und Themen des alltäglichen Lebens mischen. Dabei erkundete Ryggen ein ganz neues Spektrum von Motiven und verwendete ein traditionelles Medium für ein neuartiges Ziel: der Öffentlichkeit mit Wandteppichen, die von Ort zu Ort bewegt werden können, ihre starken politischen Botschaften mitzuteilen. In einer Gegenwart, die von zunehmender Ungleichheit, Nationalismus und Populismus geprägt ist, erscheint ihr kompromissloses Werk von erschütternder Aktualität und führt die Notwendigkeit vor Augen, für die Prinzipien des Humanismus einzustehen. Die Schirn versammelt Werke der Künstlerin aus dem Nordenfjeldske Kunstindustrimuseum, dem Nationalen Museum für Kunsthandwerk und Design in Trondheim, welches die wichtigste Sammlung von Ryggens Werken besitzt, sowie aus weiteren norwegischen und schwedischen Museen und Institutionen, u. a. dem KODE –Kunstmuseen und Komponistenhäuser in Bergen, dem Büro der norwegischen Ministerpräsidentin in Oslo, der DNB Art Collection, der Telenor Art Collection, dem Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design, Oslo, dem Trondheim kunstmuseum, dem Röhsska Museum für Design und Kunsthandwerk in Göteborg, dem Malmö Konstmuseum und dem Stadtmuseum Stockholm.
Die Ausstellung „Hannah Ryggen. Gewebte Manifeste“ wird gefördert von NORLA – Norwegian Literature Abroad und der Sparebankstiftelsen DNB.
„Hannah Ryggens monumentale Bildteppiche können wir als gewebte Manifeste ihrer künstlerischen und politischen Überzeugungen lesen, für die sie ihr Leben lang eintrat. Mit ihrem Werk zeigte die Künstlerin Haltung und positionierte sich in ihrem Selbstverständnis als Weltbürgerin immer wieder zu aktuellen politischen Ereignissen. Es ist ihre humanistische Einstellung und es sind ihre Themen, warum uns Hannah Ryggens Kunst heute wieder besonders aktuell und relevant erscheint“, sagt Dr. Philipp Demandt, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt.
Dr. Marit Paasche und Esther Schlicht, die Kuratorinnen der Ausstellung, erläutern: „Jüngst erfährt das einzigartige Œuvre von Hannah Ryggen neue Beachtung im Kontext der zeitgenössischen Kunst, nicht zuletzt waren einige ihrer Arbeiten 2012 auf der dOCUMENTA (13) zu sehen. Zu Lebzeiten wurden ihre Bildteppiche in wichtigen Kunstausstellungen in Europa und den USA präsentiert, nach 1970 aber mehr und mehr dem Kunsthandwerk zugeordnet und fanden daher nie wirklich Eingang in den kunsthistorischen Kanon. Ryggen selbst verstand ihre Werke stets als freie Kunst. Indem sie aktuelle politische Ereignisse in ihren Motivkreis miteinbezog, gab sie dem Bildteppich als Medium eine gänzlich neue Rolle. Doch nicht allein dies macht ihr Werk so besonders. Ryggen entwickelte ihre ganz eigene Bildsprache, die Fiktion, Wirklichkeit und Mythen kombiniert, und sie verband unterschiedliche Bildtraditionen mit ungewöhnlicher Leichtigkeit.“
THEMEN UND WERKE DER AUSSTELLUNG – EINE AUSWAHL
Die Ausstellung der Schirn präsentiert Hannah Ryggens monumentale Bildteppiche, in denen sie sich Zeit ihres Lebens zu gesellschaftlichen Fragen positionierte: zu Machtpolitik und internationalen Konflikten, zum Nationalsozialismus und Faschismus in Europa sowie zur Rolle der Kunst und zur Stellung der Frau in der Gesellschaft.
Eindrücklich verband Ryggen in ihrem Werk das Persönliche mit dem Politischen. Zu Beginn der Ausstellung sind zwei frühe Tapisserien zu sehen, die wesentliche Aspekte der Weltanschauung der Künstlerin spiegeln: das Prinzip der Selbstversorgung und die Gleichstellung aller Menschen. Fiske ved gjeldens hav (Fischen im Schuldenmeer, 1933) thematisiert die ausweglose Situation der Arbeiter, Kleinbauern und Fischer zur Zeit der Wirtschaftskrise in Norwegen, von der auch die Familie Ryggen betroffen war. In Vi og våre dyr (Wir und unsere Tiere, 1934) schildert Ryggen, die mit ihrem Mann, dem Maler Hans Ryggen, und ihrer Tochter Mona auf einem kleinen autarken Bauernhof in Ørlandet bei Trondheim lebte, den Alltag im engen Verbund mit Tier und Natur.
Im Zentrum der Präsentation stehen Ryggens antifaschistische und pazifistische Werke. Sowohl die Anzahl als auch die großen Formate dieser Arbeiten zeugen von der immensen Schaffenskraft, mit der die belesene und gut informierte Künstlerin nationale und internationale politische Ereignisse verhandelte. Als öffentliche Kommentare konzipiert, waren diese Tapisserien von politischer Brisanz. Mit Etiopia (Äthiopien, 1935) prangerte Ryggen Italiens Invasion in Äthiopien an. Als eine ihrer ersten international ausgestellen Arbeiten wurde sie im Norwegischen Pavillon auf der Weltausstellung 1937 in Paris in unmittelbarer Nähe von Pablo Picassos Guernica gezeigt – allerdings zensiert, da man fürchtete, die italienische Staatsmacht zu beleidigen. Auch während der nationalsozialistischen Besatzung Norwegens webte die Künstlerin ungeachtet der damit verbundenen Gefahr deutliche Stellungnahmen zum Zeitgeschehen. 6. oktober 1942 (6. Oktober 1942, 1943) erinnert eindrücklich an die „Versöhnungsopfer“ während der Besatzungszeit und zeigt u. a. links in verhöhnender Darstellung Adolf Hitler, in der Mitte Winston Churchill und auf der rechten Seite eine imaginierte Flucht der Familie Ryggen. In vielen ihrer Arbeiten setzte Ryggen dem Widerstand politisch Verfolgter ein Denkmal, etwa der 1938 hingerichteten deutschen Antifaschistin Liselotte Herrmann. Die Schirn zeigt auch Drømmedød (Tod der Träume, 1936), in dem die Künstlerin den Fall des wegen Landesverrats angeklagten deutschen Friedensnobelpreisträgers Carl von Ossietzky behandelt, der als politisches Symbol die norwegische Öffentlichkeit spaltete. Die Arbeit Grini (1945) widmete sie ihrem Mann Hans Ryggen, der im Mai 1944 von den Nationalsozialisten verhaftet wurde und im Gefangenenlager Grini bei Oslo inhaftiert war. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg positionierte sich Ryggen weiterhin zum Zeitgeschehen und äußerte sich etwa mit Henders bruk (Der Gebrauch der Hände, 1949), Atomsen (Herr Atom, 1951) oder Jul Kvale (1956) zum umstrittenen NATO-Beitritt Norwegens und zur atomaren Aufrüstung der Weltmächte. Noch mit 72 Jahren webte sie aus Protest gegen die Kriegsführung in Vietnam Blod i gresset (Blut im Gras, 1966) und benutzte für das blutrote Gittermuster zum ersten Mal künstliche Farbe. Ein besonderes Augenmerk der Ausstellung liegt auf dem frauenpolitischen Engagement Ryggens. Immer wieder reflektierte sie in ihrem Werk die Rolle der Frau in einer männlich dominierten Gesellschaft. Das großformatige Triptychon Ugift mor (Unverheiratete Mutter, 1937) widmet sich den Lebensumständen alleinerziehender Mütter, während Gullammet Iselin (Das goldene Lamm Iselin, 1935) das vielschichtige Verhältnis zwischen Schönheit und Macht behandelt. Die Schirn zeigt auch Mors hjerte (Mutterherz, 1947), eine persönliche Arbeit über die Mutterschaft und die spannungsvolle Beziehung zu ihrer an Epilepsie leidenden Tochter Mona. Die eindringliche Mutter-Kind-Schilderung ist eine Pionierarbeit in der Darstellung eines dezidiert weiblichen Erfahrungshorizonts.
Den Abschluss bildet Hannah Ryggens ikonisches Werk Vi lever på en stjerne (Wir leben auf einem Stern, 1958), eine Auftragsarbeit für den Eingangsbereich des Regierungshochhauses Høyblokka in Oslo. Ein halbes Jahr benötigte Ryggen, um die Wolle für das großformatige Werk zu färben, weitere 13 Monate webte sie daran. Auf dem Bildteppich entfaltete sie eine philosophische Betrachtung des menschlichen Daseins sowie der zentralen Stellung von Kunst und Liebe als persönlichen und politischen Kräften. Am 22. Juli 2011 wurde dieser Teppich bei dem Bombenanschlag des rechtsextremistischen Terroristen Anders Behring Breivik auf das Regierungsgebäude beschädigt. Wie eine Narbe erinnert heute der restaurierte Riss am unteren rechten Bildrand an diesen Angriff auf die Demokratie.
KATALOG HANNAH RYGGEN.GEWEBTE MANIFESTE, herausgegeben von Marit Paasche und Esther Schlicht. Mit einem Vorwort von Philipp Demandt, Texten von Marit Paasche und Marie Luise Knott, einem Interview von Esther Schlicht mit Ingar Dragset, einer Biografie und Chronologie von Johanna Laub sowie detaillierten Ansichten der Werke. Deutsche und englische Ausgabe, je 136 Seiten, ca. 100 Abb., 24,5 x 29 cm (Hochformat), Prestel Verlag, ISBN 978-3- 7913-6969-3, 29 € (SCHIRN), 42 € (Buchhandel)
HANNAH RYGGEN GEWEBTE MANIFESTE vom 26. September 2019 – 12. Januar 2020
Ort
SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT,
Römerberg,
60311 Frankfurt www.schirn.de
DIE AUSSTELLUNG WIRD GEFÖRDERT VON NORLA und der Sparebankstiftelsen DNB.
NORLA ist der Veranstalter des norwegischen Ehrengastauftritts der Frankfurter Buchmesse 2019, die Ausstellung ist Teil des norwegischen Kulturprogramms des Ehrengastauftritts.
Mit HOUSE OF NORWAY widmet das Museum Angewandte Kunst seine gesamte Ausstellungsfläche Norwegen, dem Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2019. Die Ausstellung versammelt und mischt herausragende Positionen aus Kunst, Design, Kunsthandwerk und Architektur, um Konstellationen entstehen zu lassen, die überraschen und zu einem neuen Sehen einladen.
Sie lässt sich wie eine Reise der besonderen Art lesen: mit erstmaligen und wiederkehrenden Begegnungen, Momenten des Erstaunens und Innehaltens, mit Neuentdeckungen dort, wo einem bereits etwas bekannt und vertraut erschien. Eine Reise durch ein Land, das von unterschiedlichen Landschaften, Klimazonen und Bevölkerungsdichten geprägt ist: Der Süden und Westen unterscheidet sich mit seinen Küstengebieten, Seenlandschaften und Wäldern entschieden von der Schneetundra der Finnmark im Norden oder den arktischen Gefilden im Nordosten; das Leben in Oslo und den anderen wenigen Großstädten ist ein anderes als das in den ländlichen Gebieten. Entsprechend unterschiedlich sind nicht nur die Lebenswirklichkeiten der Menschen an den jeweiligen Orten, sondern auch die Anregungen für künstlerisches und gestalterisches Schaffen.
Und so hält auch die Existenz einer indigenen Volksgruppe, deren Kulturraum, Sápmi, sich über Norwegen, Schweden, Finnland und Teile Russlands erstreckt, andere Themen für Künstler*innen und Gestalter*innen bereit, als die von tiefen Taleinschnitten und dunklen Wäldern bestimmten Landschaften in der Telemark – was wiederum zu anderen Ausdrucksformen und den Werken zugeschriebenen Bedeutungen führt.
Die offene thematische Präsentation vereint Werke von zeitgenössischen Künstler*innen wie Frank Ekeberg, Kari Steihaug oder Ingrid Torvund mit den noch nie zuvor ausgestellten lyrischen Text-Zeichnungen des weltweit bekannten Künstlers Edvard Munch. Einblicke in die Kunst und Kultur der Sámi geben ein Gastspiel des Sámi National Theatre Beaivváš ; hinzu kommen Werke der in Deutschland erstmals auf der documenta 14 in Kassel vertretenen samischen Künstler*innen Britta Marakatt-Labba, Máret Ánne Sara und Hans Ragnar Mathisen, aber auch die von Kunsthandwerkern wie Sune Enoksson oder Jørn Are Keskitalo. Begegnen wird man auch wichtigen norwegischen Gestalter*innen wie Regine Juhls, Torbjørn Kvasbø, Peter Opsvik, Grete Prytz Kittelsen und Tone Vigeland. Beispiele aus der Architektur, etwa von Sverre Fehn oder Peter Zumthor, aus dem Bereich des Social Design sowie zeitgenössische Impulse aus Mode und neuer nordischer Küche stehen für eine kreative Auseinandersetzung mit einer Welt im Wandel.
Neben Werken von 47 künstlerischen und gestalterischen Positionen, präsentiert die Ausstellung 24 auswählbare Kurzfilme aus Norwegen. Die Auswahl, kuratiert von Sabine Schirdewahn, macht mit ihren Themen die individuellen Reflexionen der Künstler*innen und Gestalter*innen in Beziehung zu den objektiven, sozialen, ökologischen und ökonomischen Rahmenbedingungen vorstellbar, die zum Entstehen ihrer Werke geführt haben könnten. Ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen, kulinarischen Veranstaltungen und ein Vermittlungsprogramm, bestehend aus Workshops und öffentlichen Führungen für Erwachsene, Kinder und Jugendliche, runden das Ausstellungsprogramm ab. Das Vermittlungsprogramm wird gefördert durch die Stiftung Polytechnische Gesellschaft.
Edvard Munch
Ein Highlight der Ausstellung bilden die zuvor noch nie einer Öffentlichkeit präsentierten Zeichnungen mit ihren lyrischen Prosatexten des Künstlers Edvard Munch aus der Sammlung des Munchmuseet in Oslo. Diese Textzeichnungen sind Teil einer mit festen Buchdeckeln zusammengehaltenen Sammlung von 81 Blättern mit handschriftlichen Notizen und Anmerkungen, Skizzen, Holzschnitten und Zeichnungen ohne Text. Sie sind vermutlich im Zeitraum von 1930 bis 1935 entstanden, die Datierungen einzelner grafischer Blätter und Zeichnungen ohne Text liegen in den 1890er Jahren. Da diese Sammlung erst vor zweieinhalb Jahren gesichtet wurde, steckt deren wissenschaftliche Aufarbeitung noch in den Anfängen. Gleichwohl deutet vieles darauf hin, dass dieses „Skizzenbuch“, das sich von allen anderen Skizzenbüchern Munchs unterscheidet, als Vorlage für ein von ih m geplantes Buch gedacht war, in dem er die verschiedenen bekannten literarischen und visuellen Versionen von Werken aus seiner Schaffenszeit zusammenfassen wollte.
Aktuelle Kunst des Nordens
Im Bereich der bildenden Künste zeigt die Ausstellung vor allem zeitgenössische Werke, in denen wie im Fall Munchs der persönliche Bezug zu und die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und Heimat im Mittelpunkt stehen. Hierzu zählt z.B. die Filmtrilogie Under Earth von Ingrid Torvund, die in Zusammenarbeit mit Jonas Mailand zwischen 2009 und 2019 entstanden ist. Die meisten Dreharbeiten fanden in Kviteseid in der Provinz Telemark statt, wo die Künstlerin aufgewachsen ist. Die dunklen Waldlandschaften der Telemark sind bekannt für ihre folkloristischen Erzählungen, bei denen heidnische und christliche Symbole Seite an Seite existieren: Drachen, Engel, Kreuze, Dämonen, Trolle und sprechende Tiere. Ihre Filme, Bilder und Skulpturen entführen in den Kosmos eines mystischen, rätselhaften Universums.
Einen weiteren wichtigen Fokus der gezeigten zeitgenössischen Kunst bilden Werke von Künstler*innen, die der indigenen Volksgruppe der Sámi angehören. Die Künstler*innen, die spätestens seit ihrer Einladung zur documenta 14 in Athen und Kassel im Jahr 2017 weltweite Anerkennung erfahren, setzen sich in ihren Werken mit individuellen und kollektiven Erfahrungen mit Traditionen, Glaubensvorstellungen, Diskriminierung sowie Fremd -und Selbstbestimmung auseinander.
Britta Marakatt-Labba verweist mit der Stickarbeit Movement zusammen mit Skizzen und einer Videoadaption ihrer Arbeit Historien auf die Traditionen und Geschichte der Sámi in der norwegischen Finnmark.
Das Lasso als Symbol der Reduzierung von Rentierherden
Die Installation Gielastuvvon (deutsch: Gefangen) von Máret Ánne Sara besteht aus Lassos, die üblicherweise von Rentierhirten eingesetzt werden. Im Ausstellungsraum hängen sie wie Galgen von der Decke. Die Künstlerin bezieht sich damit auf die jüngsten Reglementierungen der norwegischen Behörden in Bezug auf Weideflächen und die Größe von Rentierherden. Die Einschränkungen stellen eine Bedrohung der Existenzgrundlage vieler Sámi dar – insbesondere in Bezug auf die jüngere Generation.
Improvisierte temporäre Bauten
Auch die Arbeiten von Joar Nango sind stark von seiner Heimatstadt Alta am Ende des Altafjords und seiner samischen Identität geprägt. Mit dem Kollektiv FFB untersucht er Gegensätze und Widersprüche in der zeitgenössischen Architektur, um sich mit Fragen indigener Identität zu beschäftigen. Dabei entstehen ortsspezifische Installationen an der Schnittstelle zwischen Kunst und Architektur – improvisierte temporäre Bauten, die auf die ehemals weitgehend nomadische Lebensweise der Sámi verweisen und als Bühnen für verschiedene Interventionen dienen. Neben Dokumentationen und Ausschnitten aus der Arbeit Meahccetrošša/Matatu, präsentiert die Ausstellung seinen Film Indigenuity Manifesto (2016). Der Film und das Wortspiel im Titel sind dem Erfindungsgeist indigener Kultur in Architektur, Gestaltung und Alltag gewidmet.
Nordisches Design
Auch die Auswahl von Designer*innen verweist auf vielfältige Weise auf die enge Beziehung zur abwechslungsreichen Landschaft und Geschichte Norwegens. Während die Entwürfe dänischer Gestalter wie Arne Jacobsen oder Hans J. Wegner sowie des Finnen Alvar Aalto nach dem zweiten Weltkrieg zu Gestaltungsikonen avancierten und bis heute für skandinavisches Design stehen, blieb das gleiche Maß an Erfolg bei norwegischen Entwürfen aus derselben Zeit aus. Gerade dieser Umstand eröffnet jedoch einer jüngeren Generation norwegischer Gestalter*innen ein offenes Gestaltungsfeld. Das zeigt sich an ihren Entwürfen an der Schnittstelle von Design, Handwerk und Kunst, die sich nicht auf formale Schlichtheit und Funktionalität reduzieren lassen, sondern deutlich machen, dass Gestaltung auch verspielt, humorvoll und laut sein darf.
Die hier getroffene Auswahl reicht von Möbelentwürfen der 1950er und 1960er Jahre von Hans Brattrud und Torbjørn Afdal und Birger Dahl bis hin zu Peter Opsviks skulpturalem Stuhl Globusgarten aus dem Jahr 1985 und dem 2019 für Fjordfiesta von Andreas Engesvik entworfenen Schreibtisch Alto. Man findet in der Ausstellung polychrome Glasskulpturen von Kjersti Johannessen neben den geometrischen Keramiken von Guri Sandvik oder die experimentelle Schuhmode Elisabeth Thorsens neben den expressiven und farbenfrohen Halsketten von Liv Blåvarp. Der von den kargen Vegetationsformen – Moosen und Flechten – in der Finnmark inspirierte Silberschmuck von Regine Juhls aus den 1970er Jahren wird den Schmuckarbeiten von Grete Prytz Kittelsen aus den späten 1950er J ahren gegenübergestellt. Die visuell ansprechenden Grafikprint-Kreationen der in London lebenden Modedesignerin Edda Gimnes werden kontrastiert mit einem schlichten Filzkleid von Marit Eken Kalager, das von Damenwollkleidern und nationalen Kostümen inspiriert ist, die sie an ihre Kindheit erinnern.
Traditionelles samisches Kunsthandwerk, Duodji
In der Ausstellung finden sich an verschiedenen Stellen Werke traditionellen samischen Kunsthandwerks, Duodji: Messer und Broschen, eine Schamanentrommel sowie hölzerne Trinkgefäße. Die nur minimalen gestalterischen Unterschiede zwischen historischen und zeitgenössischen Objekten verweisen auf ein ausgeprägtes Traditionsbewusstsein der Gestalter*innen, in der die Verwendung von natürlichen Materialien von zentraler Bedeutung ist.
Nordische Architektur
Völlig gegensätzliche Architekturauffassungen zeigen sich bei Sverre Fehn, dem samischen Architekten und Künstler Joar Nango sowie im Steilneset Memorial von Peter Zumthor und Louise Bourgeois. Mit dem einflussreichsten norwegischen Architekten des 20. Jahrhunderts, Sverre Fehn (1924–2009), begegnet man einem wichtigen Beispiel der norwegischen Architektur der Moderne. Der Pritzker-Preisträger ist u.a. für den nordischen Pavillon im Giardini des Biennale-Geländes in Venedig bekannt. Im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main können Besucher*innen in ein maßstabgetreues Modell eines Eck – Ausschnitts seiner ikonischen Villa Norrköping (1963/64) eintreten, dessen Raumanordnung sich auf die Villa La Rotonda von Andrea Palladio (1508–80) bezieht. Das heute noch bewohnte Familienhaus gibt dem nordischen Dualismus von Hell und Dunkel, Mitternachtssonne und Polarnacht eine architektonische Form: Während die Wohn- und Schlafbereiche in fensterlosen Backsteinkuben liegen, sind die verbindenden Ecken komplett verglast.
Das Hexenmahnmal
Fotografien von Ken Schluchtman dokumentieren eindrucksvoll das Steilneset Memorial (2011) des Schweizer Architekten Peter Zumthor. Das Hexenmahnmal steht für einen aktuellen Zugang zur Architektur und verdeutlicht abermals das Wechselspiel zwischen Form, Geschichte und Landschaft. Das Monument befindet sich im äußersten Nordosten Norwegens am Rand des Inselortes Vardø in der Barentsee und ist den 91 Opfern der Hexenverbrennungen im 17. Jahrhundert gewidmet. Die Gedenkstätte besteht aus zwei Gebäudeteilen: Eine 125 Meter lange Holz- und Segeltuch Konstruktion, die an die Form eines traditionellen norwegischen Fischtrockengestells erinnert und ein 10 x 10 m großer quadratischer Pavillon, der etwas abgerückt steht.
In dem Pavillon des Mahnmals befindet sich die letzte große öffentliche Arbeit der französisch-US-amerikanischen Bildhauerin Louise Bourgeois aus dem Jahr 2010: ein von einem runden, fast 1 Mete r hohen Betonzylinder umschlossener eiserner Stuhl, aus dessen Sitz permanent fünf Gasflammen züngeln. Sieben ovale Spiegel an fünf Meter hohen Stahlmasten bilden einen Kreis um die Feuerstelle, wie Richter um das Opfer.
JOHAN TURI – Sámi National Theatre Beaivváš
Zu den Highlights des Ausstellungsprogramms gehört ein mehrwöchiges Gastspiel des Sámi National Theatre Beaivváš (SNTB) aus Kautokeino. In einer eigens dafür konzipierten Bühnenlandschaft innerhalb der Ausstellung werden sie vom 12. Oktober bis 9. November insgesamt 24 Aufführungen des Stückes JOHAN TURI in samischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln darbieten. Das Theaterstück hatte in Oslo 2017 seine Weltpremiere und wird nun erstmals außerhalb von Norwegen zu sehen sein. Außerhalb der Aufführungstermine, kann man die Bühnenarchitektur begehen. Sie wird rundherum ergänzt durch Fotografien des samischen Fotografen Per Heimly, der über Jahre hinweg die ältere Generation von samischen Einwohner*innen in der Finnmark in ihren traditionellen Trachten porträtiert hat.
Möbel für Zuhause und den öffentlichen Raum Im Foyer des Museums befindet sich während der gesamten Laufzeit der Ausstellung ein Concept Store der Möbelplattform Northern, die sich auf aktuelle und neu in Szene gesetzte Entwürfe aus Skandinavien spezialisiert hat. In Frankfurt präsentieren Sie eine Auswahl an norwegischen Designobjekten und Büchern. Zwar kann man die Stücke nicht direkt in dem Store kaufen, aber QR-Codes leiten auf eine Online-Plattform, wo die Stücke direkt nach Hause bestellt werden können. Der Bereich des Social Designs wird mit großzügigen Leihgaben von Vestre abgerundet. Die Außenmöbel, die für den urbanen öffentlichen Raum geschaffen wurden, laden im Foyer und rund um das Museum zum Verweilen ein.
Plakat- und Mediengestaltung
Die begleitenden Printmedien zur Ausstellung wurden zusammen mit Student*innen der Hochschule für Gestaltung in Offenbach entwickelt. Die Illustrationen haben die Studierenden inspiriert von Werken aus der Ausstellung entworfen. Die gewählte Typografie Viksjø von Designer Frode Helland soll hier besondere Erwähnung finden, weil die einzelnen Buchstaben von dem brutalistischen Y-förmigen Regierungsbau des Architekten Erling Viksjø in Oslo abgeleitet wurden. Das Gebäude war eines von zwei Angriffszielen der zusammenhängenden terroristischen Anschläge des norwegischen Rechtsextremisten Anders Behring Breivik gegen norwegische Regierungsangestellte in Oslo und gegen Jugendliche in einem Feriencamp auf der norwegischen Insel Utøya am 22. Juli 2011, denen 77 Menschen zum Opfer fielen. Der nachfolgende drohende Abriss des Gebäudes im Jahr 2014 veranlasste den Designer Frode Helland zur Entwickelung der Schrift, die versucht ethische Prinzipien brutalistischer Architektur in Schriftformen zu übersetzen. Die Erlöse der Lizenzgebühren kommen einer Initiative zur Erhaltung des Viksjø-Gebäudes zu.
HOUSE OF NORWAY – eine Ausstellung mit Werken von:
Torbjørn Afdal, Heidi Bjørgan, Liv Blåvarp, Inger Blix Kvammen, Hans Brattrud, Birger Dahl, FFB (Joar Nango, Eystein Talleraas, Håvard Arnhoff), Frank Ekeberg, Marit Eken Kalager, Andreas Engesvik, Sune Enoksson, Nikolaus Fankki, Sverre Fehn, Svein Flygari Johansen, Edda Gimnes, Sidsel Hanum, Per Heimly, Kjersti Johannessen, Willy Johansson, Regine Juhls, Jørn Are Keskitalo, Torbjørn Kvasbø, Petteri Laiti, Matt Lambert, Håvard Lars en, Jonas Mailand, Britta Marakatt-Labba, Kari Mølstad, Edvard Munch, Peter Opsvik, Synnøve Persen, Grete Prytz Kittelsen, Hans Ragnar Mathisen (KEVISELIE), Johan Rist, Sámi National Theatre Beaivváš (SNTB), Guri Sandvik, Máret Ánne Sara, Ken Schluchtmann (Peter Zumthor, Louise Bourgeois), Martin Solem, Kari Steihaug, Elisabeth Thorsen, Ingrid Torvund, Manuel Vadillo Benitez, Paolo Venini, Tone Vigeland und Jan Eric Wold Skevik.
Ort:
House of Norway vom 10.Oktober bis bis 26. Januar 2019 Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt
Eintritt
12 Euro, ermäßigt 6 Euro
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie Studierende der Goethe-Universität Frankfurt, der Städelschule und der HfG Offenbach frei
STORYTELLING IN TIMES OF CHANGE – CROSSOVER FOLK AND FLUTE ENSEMBLE
Konzertreihe anlässlich der Ausstellung „Mittsommernacht“ – Harald Sohlberg: Ein norwegischer Landschaftsmaler.
Das Norwegische Flötenensemble wurde 2008 auf Anregung von Prof. Jørn Schau gegründet und ist das einzige Ensemble dieser Art in Norwegen. In Originalbesetzung vereint das Ensemble Flöten studierende und -profis der Universität Agder, Kristiansand, Norwegen. Im Rahmen der Buchmesse 2019 Ehrengastland Norwegen wird das Norwegian Flute Ensemble von Flötistinnen und Flötisten aus dem Rhein-Main-Gebiet ergänzt. Solistin ist Marin Stallemo Bakke, die das traditionelle norwegische Volksmusikinstrument Hardingfele spielt.
Im Rahmen des diesjährigen Ehrengastes Norwegen auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse zeigt das Fotografie Forum
Frankfurt (FFF) vom 3.Oktober 2019 bis 12. Januar 2019 zeitgenössische Fotografie aus Norwegen zum Wesen und Wirken des Lichtes.
Gezeigt werden Arbeiten unter dem Titel ETHEREAL. PHOTOGRAPHIC ART FROM NORWAY von A K Dolven, Dag Alveng und Linn Pedersen.
Mit Fotografie, Video und Installation widmen sich die beiden Künstlerinnen und der Künstler extremen Lichtqualitäten, die die mystische Atmosphäre ihres Heimatlandes Norwegen und ihr eigenes Lebensgefühl prägen.
Dag Alveng (*1953) porträtiert Menschen und sommerliche Landschaften; stets mit im Bild, das Hochsommerlicht. Irritierend zeitlos sind A K Dolvens (*1953) surreale Video-Reflexionen des Polarlichts. Mit einer begehbaren Camera Obscura führt Linn Pedersen (*1982) das Auge des Betrachters dem Lichtstrahl entgegen – und schafft frische Perspektiven auf ihre eigenen Licht-Bilder.
Anlässlich des Ehrengastland-Auftrittes auf der Frankfurter Buchmesse 2019 widmet sich das Deutsche Architekturmuseum (DAM) der zeitgenössischen Architektur Norwegens.
Diese Ausstellung über norwegische Architektur basiert auf der Buchreihe asBuilt. Zu den zeitgenössischen Bauten, die durch die Arbeiten einiger Altmeister der Moderne ergänzt werden, gehören kleine Infrastrukturprojekte für die Norwegischen Landschaftsrouten, ein Wasserkraftwerk im Gebirge, Einfamilienhäuser in fast unberührter Natur und in Kulturlandschaften sowie öffentliche Gebäude in Städten. Die Bauwerke liegen in sehr unterschiedlichen Landesteilen. Sie illustrieren die häufig weit verstreute Bebauung Norwegens in entlegenen Gegenden, die von einer aktiven Regionalpolitik gezielt gefördert und einer starken Ölwirtschaft finanziell möglich gemacht wird.
Im südlichen Teil der Ausstellung liegen alle bisher erschienenen 21 asBuilt-Bände aus. Ziel der Buchreihe ist es, die Arbeitsweise der Architekten detailliert darzustellen und so gebaute Erfahrungen auszutauschen. Jedes Bauwerk wird mit mindestens einem weiteren Medium –Modell, Film, Fotografien oder Zeichnungen – vorgestellt. Sechs Gebäude wurden extra für diese Ausstellung gefilmt, die Filme werden im Haus im Haus und an dessen Außenwände projiziert. Die Filme machen die Bauten räumlich erfahrbar und enthüllen die Verbindung zwischen Gebäude und umliegender Landschaft sowie zwischen Licht und Material.
Die Projekte knüpfen an eine nordische Architekturtradition an, deren bekanntester Exponent der Pritzker-Preisträger Sverre Fehn ist, und führen sie fort. Diese Architektur zeichnet sich durch eine taktile Materialverwendung und die Umsetzung räumlicher Erfahrbarkeit aus, die nicht nur eng mit dem Kontext verbunden ist.
Gleichzeitig treten die Architekten in die Fußstapfen von Norwegens tausendjähriger Holzbautradition. Auf diese Weise schließt die norwegische Baukunst an das Thema des klimasensiblen und ökologischen Bauens an. Diese Entwicklung wird durch die Stadtentwicklung in den großen Städten heute auf die Probe gestellt. So sehen Sie an der Nordwand, mit Ausblick auf den Main, ein Bild des Osloer Stadtteils Bjørvika, das einen neuen Aspekt der norwegischen Architektur zeigt: die städtische Verdichtung. Dort werden auch Bauten gezeigt, die Gegenstand künftiger asBuilt Publikationen sein werden. Die Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums (DAM) entstand in Zusammenarbeit mit: Norwegen als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2019, Norwegian Literature Abroad (NORLA), Norwegische Botschaft, Oslo School of Architecture and Design (AHO) und Verlag Pax Forlag.
BEGLEITPROGRAMM
Das Begleitprogramm zur Ausstellung konzentriert sich auf die norwegische Architektur zwischen Land
und Urbanität.
Mi, 18. September 2019, 19 Uhr HUNTING LOW
Vorträge und Diskussion mit:
KNUT HJELTNES, Knut Hjeltnes Sivilarkitekter
JETTE HOPP, Snøhetta
KNUT WOLD, Künstler und Kunstkurator für Public Roads, the National Tourist Routes, Norway
DAM Auditorium, €5 \ €2,50 ermäßigt
Die Veranstaltung widmet sich Projekten mit dem Fokus „HUNTING LOW“: Projekte wie das Weekend House Straume (Knut Hjeltnes), die Sørum Farm (Are Vesterlid / Knut Wold) und das Outdoor Care Retreat (Snøhetta) zeigen auf hervorragende Weise, wie die architektonischen Qualitäten mittels Licht, Proportionen und Material Gebäude und Kunst die Naturlandschaften ergänzen.
Mi 23. Oktober 2019, 19 Uhr HUNTING HIGH
Vorträge und Diskussion mit:
GRO BONESMO, Spacegroup EINAR JARMUND, Jarmund/Vigsnæs Arkitekter ANDREAS VAA BERMANN (tbc), Leiter des Stadtbauamts, Oslo DAM Auditorium, €5 \ €2,50 ermäßigt
Der Abend steht ganz im Zeichen von „HUNTING HIGH“ und gibt Einblick in die Entstehung urbaner Projekte in Oslo sowie die aktuellen und zukünftigen Entwicklungen der Stadt.
Das Begleitprogramm findet teilweise in englischer Sprache statt.
Fr, 18. Oktober 2019, 11 Uhr TOUR ZUR FRANKFURTER BUCHMESSE, u.a. Treffen mit den Ausstellungsarchitekten des norwegischen Pavillons und verschiedener Architekturverlage.
Treffpunkt am »Hammering Man«, Ludwig-Erhard-Anlage 1, Dauer: ca. 2,5 Std, € 25/ Teilnehmer inkl. Messeeintritt
Ab Herbst 2019 widmet das Museum Angewandte Kunst seine gesamte Ausstellungsfläche Norwegen, dem Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2019. Als HOUSE OF NORWAY versammelt es herausragende Positionen aus Kunst, Design, Kunsthandwerk und Architektur. Ein Highlight der Schau bilden noch nie gezeigte grafische Arbeiten von Edvard Munch. Zu entdecken gibt es außerdem Werke von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern wie Frank Ekeberg, Svein Flygari Johansen, Per Heimly, Kari Steihaug oder Ingrid Torvund. Einblicke in die Kunst und Kultur der Sámi geben ein Gastspiel des Sámi National Theatre Beaivváš sowie künstlerische Positionen etwa von Jørn Are Keskitalo, Britta Marakatt-Labba oder Máret Ánne Sara. Begegnen wird man auch wichtigen norwegischen Gestalterinnen und Gestaltern wie Regine Juhls, Torbjørn Kvasbø, Peter Opsvik, Grete Prytz Kittelsen und Tone Vigeland. Beispiele aus der Architektur, etwa von Sverre Fehn oder Joar Nango, aus dem Bereich des Social Design sowie zeitgenössische Impulse aus Mode und neuer nordischer Küche stehen für eine kreative Auseinandersetzung mit einer Welt im Wandel.
Im Rahmen von Der Traum in uns – Norwegen Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2019. Die Ausstellung wird gefördert von NORLA, Norwegian Literature Abroad, von Visit Norway, der Tourismusabteilung von Innovation Norway, und dem Möbelproduzenten Vestre. Sie entstand in Kooperation mit dem Munch Museum (Oslo), dem Nordnorsk Kunstmuseum (Tromsø), Norwegian Crafts, dem Sámi National Theatre Beaivváš (Kautokeino), dem Sámi University College (Kautokeino), dem Sámi Center for Contemporary Art (Karasjok), dem Riddo Duottar Museat (Karasjok), dem Kunstnerforbundet (Oslo), dem Nordenfjeldske Kunstindustrimuseum (Trondheim) und vielen anderen.
Idee und Konzept: Sabine Schirdewahn, Prof. Matthias Wagner K
Kurator: Prof. Matthias Wagner K
Das Sámi National Theatre Beaivváš (SNTB) feiert im Museum Angewandte Kunst die Deutschlandpremiere von Johan TuriGeschrieben von Harald Gaski & Gunnar Gjengset 24 Aufführungen zwischen dem 12. Oktober und 9. November 2019
Mit der Ausstellung HOUSE OF NORWAY feiert das Museum Angewandte Kunst die außerordentliche Vielfalt norwegischer Kunst und Kultur. Zu den Highlights des Ausstellungsprogramms gehört ein mehrwöchiges Gastspiel des Sámi National Theatre
Beaivváš (SNTB) aus Kautokeino. In einer eigens dafür konzipierten Bühnenlandschaft innerhalb der Ausstellung werden sie insgesamt 24 Aufführungen ihres Stückes JOHAN TURI in samischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln darbieten. Das Theaterstück hatte in Oslo 2017 seine Weltpremiere und wird nun erstmals außerhalb von Norwegen zu sehen sein.
Das Bühnendrama basiert auf der Biografie des Rentierhalters Johan Turi (1854–1936), der heute als erster samischer Schriftsteller gilt. Ausgangspunkt der Geschichte ist sein lange gehegter Traum, ein Buch zu veröffentlichen, das von den Lebensumständen der Sámi erzählt und die norwegischen Behörden und Unternehmen dazu bewegen soll, ihre restriktive Haltung gegenüber dem indigenen Volk zu ändern. In einem Zug, der Skandinavien durchquert, trifft Turi auf den Geschäftsmann Hjalmar Lundbohm aus Kiruna und auf die dänische Künstlerin und Anthropologin Emilie Demant. Werden diese schicksalhaften Begegnungen ihm dabei helfen, seinen Traum zu verwirklichen? Das Stück handelt von der Entstehung eines Buches, aber vor allem von Träumen, Verlockungen, Zweifeln, Verführung und Gewissensbissen.
Johan Turi, geboren 1854 in Guovdageaidnu (Kautokeino), Norwegen, war ein samischer Rentierhalter und versierter Wolfsjäger. In den 1870er Jahren zog er mit seiner Rentierherde und Familie nach Kiruna im Norden Schwedens. Dort veröffentlichte er 1910 sein erstes Buch in nordsamischer Sprache: Muitalus sámiid birra. Darin beschreibt Johan Turi das Leben der Sámi und ihre Überlebenstechniken, ihre Medizin, ihr Naturverständnis und Bräuche. Das Buch wurde 1912 ins Deutsche, später in die schwedische, englische, ungarische, japanische, italienische und finnische Sprache übersetzt. Johan Turi gilt als erster Sámi Schriftsteller. Er starb 1936 in Jukkasjärvi, Schweden.
Das Sámi National Theatre Beaivváš (SNTB)
Das Sámi National Theatre Beaivváš (SNTB) ist ein Theater mit Sitz in Guovdageaidnu (Kautokeino) in der Finnmark Norwegens, das es sich zur Aufgabe macht, seine Stücke in verschiedenen Sámi Sprachen aufzuführen. Es gastiert in Sámigebieten in Norwegen, Schweden und Finnland sowie außerhalb der nordischen Länder, um die sámische Kultur international erfahrbar zu machen. Das SNTB zielt darauf ab, als Theater ohne Grenzen zu agieren. Es will alte kulturelle Quellen aktivieren und neue bilden, um zum besseren Verständnis verschiedener Kulturen beizutragen.
Bühnensprache: Nord-Sámi. Mit deutschen und englischen Untertiteln. Dauer: ca. 1 Stunde Preis: 18 Euro, 9 Euro ermäßigt Ticketvorverkauf: www.museen-ticket.de/Museum-Angewandte-Kunst
Regie: Frank Jørstad Dramaturgie: Frank Jørstad & Kristian Lykkeslet Strømskag
Schauspieler*innen: Iŋgor Ántte Áilu Gaup, Ingá Márjá Sarre, Egil Keskitalo Bühnen-/Kostümbild: Even Børsum, Stoorstålka Lichtdesign: Øystein Heitmann Komponist: Johan Eriksson Degerlund
„Eallin lállá“: Áilloš
„Finnes det en kvinne“: Lars Lillo-Stenberg Requisiten: Ole Thomas D. Nilut Kostüme: Ann Majbritt Eriksen Bühnentechnik: Bernt Roger Somby, Gerlinde Thiessen, Bernt Morten Bongo Künstlerischer Leiter: Rolf Degerlund Produzent: Leif Isak E. Nilut
Unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Volker Bouffier zeigt das Museum Wiesbaden mit der Sommerausstellung „Mittsommernacht: Harald Sohlberg – Ein norwegischer Landschaftsmaler“ in enger Kooperation mit dem Nationalmuseum Oslo die erste Retrospektive des norwegischen Künstlers Harald Sohlberg (1869–1935) auf dem europäischen Festland. Anlass ist der 150. Geburtstag des Malers sowie unter anderem eine Kooperation mit NORLA, Norwegian Literature Abroad im Rahmen des Gastlandauftritts auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse (siehe unten). Harald Sohlberg gehört neben Edvard Munch (1863–1914) und Nikolai Astrup (1880–1928) zu den wichtigsten Künstlern Norwegens an der Schwelle zur Moderne. Sein Hauptwerk „Winternacht in Rondane“ gilt als ikonisch und wurde nach Erwerbung des Nationalmuseums im Jahr 1918 noch nie verliehen. Das Gemälde in Wiesbaden zu präsentieren ist außergewöhnlich und zählt zu den rund 70 ausgestellten, und aus internationalen Sammlungen zusammengetragenen Werken. In sechs thematischen Räumen wird Sohlbergs Entwicklung vom 12. Juli bis 27. Oktober 2019 repräsentativ abgebildet, von seinen frühsten Arbeiten als 20-Jähriger bis zu seinem letzten Lebensjahr.
Harald Sohlberg kam 1869 als Sohn eines Pelzhändlers in Kristiania (Oslo) zur Welt. Seine künstlerischen Wurzeln liegen in der Dekorations- und Theatermalerei. Er lernte unter Wilhelm Krogh und nahm Unterricht an der Königlichen Kunst- und Handwerksschule in Kristiania. Nach nur vier Jahren wandte er sich jedoch von der klassischen Handwerkerlehre ab, um sich vollständig auf eine Karriere als Künstler zu konzentrieren. Sohlberg bereiste Ende des 19. Jahrhunderts Kopenhagen (1891), Paris (1895) und Weimar (1896/97). Insbesondere der mehrmalige Besuch an der Kunstschule Weimar und das Umfeld um Arnold Böcklin (1827-1901) spiegeln sich in seinem künstlerischen Interesse an der Kunstrichtung Symbolismus wieder sowie auch die romantischen Werke Caspar David Friedrichs (1774–1840) Einfluss auf sein Schaffen nahmen. Einen eigenen Stil erarbeitete der Norweger kurz vor der Jahrhundertwende, nachdem er bei Künstlern wie Eilif Peterssen, Eik Werenskiold oder Harriert Backer Techniken und Malstile auslotete und seine Arbeit an dem Gemälde „Abendrot“ ihm zum Durchbruch auf der Suche nach einem eigenen Stil verhalf. Seine Kunst erfährt in den Folgejahren durch internationale Ausstellungsbeteiligungen, darunter Helsinki, Rom, Wien, New York, London und Barcelona Anerkennung. 1935 verstirbt der Künstler im Alter von 66 Jahren nach langer Krankheit.
Die oft menschenleeren Landschaften Sohlbergs stehen künstlerisch zwischen der traditionellen Landschaftsmalerei und der Moderne. In ihnen verbinden sich Elemente der Romantik, des Symbolismus und der Neuen Sachlichkeit. Die Gemälde zeigen Städteszenen, lichtdurchflutete Landschaften, Bauten und nur vereinzelt Menschen. Unter den grafischen Arbeiten befinden sich Studien für Gemälde aber auch Experimente mit welchen Sohlberg neue Techniken erprobte. Ferner machte sich der Landschaftsmaler das Medium der Fotografie zu nutzen, arbeitete unter freiem Himmel und suchte unentdeckte Orte und Szenerien in seiner Heimat. Das Besondere am Œuvre des Künstlers ist die Sichtbarkeit der innigen Beziehungen, die er zu den eingefangenen Motiven aufbaut, und in seinen Bildern atmosphärisch aufzuladen wusste. Sohlberg bannt Lichtstimmungen wie kaum ein anderer auf die Leinwand. Auch das Spirituelle und Themen wie Sehnsucht, Leben, Tod und Paradiesvorstellungen sind in Sohlbergs Landschaften verankert. Er ergründet verborgene Verbindungen zwischen der äußerlich wahrnehmbaren Welt und den inneren Befindlichkeit des Menschen. Sein Hauptwerk „Winternacht in den Bergen“ 1914 vereint Romantik, Jugendstil und Symbolismus. In einem Schneefeld kurz unterhalb des höchsten Gipfels Høgronden ist unauffällig eine Kreuzform dargestellt. Sie befindet sich auf der gleichen Höhe wie der helle Stern, der im Zentrum der Komposition leuchtet. In dieser Verbindung von christlichem Symbol und Stern wird der spirituell überzeitliche Anspruch des Werks offensichtlich. Das Bild wurde in den 1990er-Jahren zum beliebtesten Gemälde Norwegens gewählt. Wiederholt beschäftigen ihn die Gebirgslandschaft von Rondane oder die Minenstadt Røros. Die atmosphärische Beschaffenheit der skandinavischen Landschaft wird durch gezielte Interpretationen des Ortes festgehalten. Die Landschaften wirken monumental, oft sind Vordergründe detailgetreu ausgearbeitet während die Landschaft im Hintergrund in vereinzelten groben Flächen dargestellt wird.
„Ich habe alle meine Fähigkeiten mobilisiert, um diese schwierige Aufgabe zu lösen: Die Details, das Monumentale und die großen dekorativen Effekte, zu einer Gesamtheit zu kombinieren, wie ich es am persönlichsten sehe und fühle. Dies ist der zentrale Punkt in meiner Kunst.“ Harald Sohlberg.
„Mittsommernacht: Harald Sohlberg – Ein norwegischer Landschaftsmaler“ (12. Juli – 27. Oktober 2019) zeigt 56 Gemälde und zehn Zeichnungen Sohlbergs auf einer Ausstellungsfläche von rund 400 qm. In sechs Ausstellungskapiteln verfolgt die Retrospektive den Werdegang des Landschaftsmalers. Die ersten Räume widmen sich den künstlerischen Anfängen des Malers. Frühe Hauptwerke aus den Jahren 1896 bis 1905 sind Thema des zweiten Ausstellungsraums. Im dritten Raum stehen Zeichnungen und Experimente zwischen 1889 und 1898 auf Sohlbergs Suche nach einem eigenen Stil im Fokus. Der heutigen UNESCO Weltkulturerbestadt Røros ist mit Werken der 1902er- bis 1905er-Jahre ein eigener Raum gewidmet. Der folgende Ausstellungsbereich zeigt Landschaften aus Gullikstad, Kerringvik, Ranviken und Sagen(1906-1911). Die letzte Station der Ausstellung präsentiert das Rondane-Gebirge mit Arbeiten zwischen 1899-1915 sowie das Spätwerk des Künstlers bis 1932.
Zur Ausstellung ist der Katalog „Harald Sohlberg – Unendliche Landschaften“ im Hirmer Verlag (ISBN: 978-3-7774-3206-9, 25,– Euro) sowie das Kinderbuch „Der Maler und sein Hund. Eine Erzählung über Harald Sohlberg“ im Nasjonalmuseet (ISBN: 978-82-8154-133-7; 12,– Euro) erschienen.
Die Ausstellung ist in enger Kooperation mit dem Nasjonalmuseet Oslo und der Dulwich Picture Gallery, London entstanden. Gefördert durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain und die Sparebankstiftelsen DnB.
Im Rahmen der Buchmesse 2019 Ehrengastland Norwegen finden in Kooperation mit NORLA, Norwegian Literature Abroad die Konzerte „EXPLORING AND ADVENTURES – Norway and the Sea“ (22.09.2019, 11 Uhr, Vortragssaal Museum Wiesbaden) und „STORY TELLING IN TIMES OF CHANGE – Crossover Folk and Flute Ensemble“ (13.10.2019, 11 Uhr, Vortragssaal Museum Wiesbaden) statt. Darüber hinaus widmet die FilmBühne Caligari Wiesbaden der Schau eine Filmreihe mit Schwerpunkt Norwegen.
2 Konzerte im Rahmen der Harald Sohlberg Ausstellung im Museum Wiesbaden:
Datum: 22.09.2019, Museum Wiesbaden, Konzertsaal, Matinee, 11h EXPLORING AND ADVENTURES – Norway and the Sea Trio Sørlandet Veronika Keber, Flöte Aldo Hodja, Violoncello Lars Fredrik Nystad, Klavier
Programm:
Philippe Gaubert, 3 Water Colours
Trygve Madsen, Divertimento for fløyte, cello og klaver, op. 152 (Uraufführung)
George Crumb, Vox Balanae – Gesang der Wale
Das Trio Sørlandet hat sich an der Universitetet i Agder in Kristiansand zusammengefunden. In dem Ensemble begegnen sich drei Musiker unterschiedlicher Nationalitäten: die deutsche Flötistin Veronika Keber, der albanische aus Tirana stammende Cellist Aldo Hodja und der norwegische Pianist Lars Fredrik Nystad.
Gemeinsam widmen sich die Mitglieder des Trios hauptsächlich der Kammermusikliteratur der Romantik und der Moderne. Im aktuellen Programm stellt das Ensemble unter anderem eine Uraufführung eines norwegischen Werks (Trio op. 152 des zeitgenössischen norwegischen Komponisten Trygve Madsen) sowie ein wegweisendes Werk für diese Besetzung vor: Vox Balaenae von George Crumb, das Prof. Cordula Hacke, die viele Jahre mit dem Komponisten zusammenarbeitete und die die Mitwirkung der UiA Ensembles bei der diesjährigen Ehrengastland Reihe initiierte, mit dem Trio einstudiert hat.
Alle drei Ensemblemitglieder haben Erfahrung in der Kammermusik und konzertieren in unterschiedlichen Besetzungen.
Die Flötistin Veronika Keber ist Mitglied im Wiesbadener Ensemble „I Giocosi“ und ist an verschiedenen Schulen und Projekten im Rhein-Main-Gebiet als Instrumentalpädagogin tätig.
Der junge Cellist Aldo Hodja ist Teilnehmer und erster Preisträger zahlreicher Wettbewerbe und in verschiedenen Orchestern und als Solist aktiv.
Vielfach ausgezeichnet und Teilnehmer zahlreicher internationaler Wettbewerbe ist auch der Pianist des Trios, Lars Fredrik Nystad, der 2012 sein Debut als Solist mit dem Philharmonischen Orchester Bergen gab. Sein Klaviertrio gewann 2014 den ersten Preis des Kammermusikwettbewerbs der Norwegischen Musikakademie.
Das Norwegische Flötenensemble wurde 2008 auf Anregung von Prof. Jørn Schau gegründet und ist das einzige Ensemble dieser Art in Norwegen. In Originalbesetzung vereint das Ensemble Flöten-studierende und -profis der Universität Agder, Kristiansand, Norwegen. Das norwegische Flötenensemble tritt regelmäßig bei Internationalen Festivals auf. Die Anzahl der Ausführenden variiert zwischen 6 und 24. Eines der Hauptziele des Ensembles besteht darin, norwegische Komponisten und Komponistinnen zu ermutigen, Werke für unterschiedliche Flöten zu schreiben (von Piccolo bis Kontrabaß Flöte) und so das Repertoire für Flötenensembles weiter auszubauen. Das Ensemble hat bereits 4 CDs aufgenommen. Einige der aufgenommenen Werke norwegischer Komponisten sind dem Ensemble gewidmet.
Im Rahmen der Buchmesse 2019 Ehrengastland Norwegen wird das Norwegian Flute Ensemble von Flötistinnen und Flötisten aus dem Rhein-Main-Gebiet ergänzt. Solistin ist Marin Stallemo Bakke, die das traditionelle norwegische Volksmusikinstrument Hardingfele spielt. Marin Stallemo Bakke wurde schon früh in das Young Musicians Program der Universität Agder aufgenommen und hat kürzlich ihr Studium an der norwegischen Musikakademie in Oslo als klassische Geigerin abgeschlossen. Neben ihrer Orchester- und Solotätigkeit spezialisiert sie sich auf Volksmusik und tritt als Hardingfele-Solistin mit mehreren professionellen Symphonieorchestern in Norwegen auf.
Daten Biografie Harald Sohlberg
1869
Harald Oskar Sohlberg wird am 29. November in Kristiania (Oslo) als achtes von zwölf Kindern geboren. Vater Johann Sohlberg ist Pelzhändler.
1885
Lehrling beim Dekorateur- und Malermeister Wilhelm Krogh und Schüler der Königlichen Kunst- und Handwerksschule in Kristiania.
1889
Schließt die Handwerksausbildung ab, verbleibt aber bis Ende 1890 in der Akt-Klasse der
Kunst- und Handwerksschule und konzentriert sich fortan auf seine Karriere als Künstler.
1890
Schüler des Malers Sven Jorgensen in Slagen (Provinz Vestfold).
1891
Verbringt den Winter und Frühling auf dem Hof Rotnes (Provinz Nittedal), wo er ohne Anleitung arbeitet. Sommeraufenthalt mit Thorvald Erichsen in Gausdal (Provinz Oppland). Im Herbst Arbeit unter Anleitung bei Eilif Peterssen und Erik Werenskiold, bevor er im Dezember nach Kopenhagen reist.
1892
Januar bis Mai Schüler bei Kristian Zahrtmann in Kopenhagen. Wehrpflicht in der Festung Oscarsborg (Drobak). Künstlerisches Debüt mit zwei Zeichnungen auf der Schwarz-Weiß-Ausstellung in der Galerie Tostrupgarden in Kristiania.
1893
Verbringt den Sommer mit seinen Eltern auf der Insel Nordre Langoy im Bunnefjorden (bei Kristiania), bis 1897 jeden Sommer. Eröffnet sein eigenes Atelier in Kristiania.
1894
Das Gemälde Abendrot wird von Eilif Peterssen auf der Staatlichen Kunstausstellung gekauft, der es an die Nationalgalerie weiterverkauft. Vier Monate lang Schüler in der Malereischule von Harriet Backer und Eilif Peterssen.
1895
Reist im Herbst mit 1500 Kronen, die er von der Stiftung A. C. Houens legat erhalten hat, nach Paris.
1896/97
Weitere finanzielle Mittel aus A. C. Houens legat. Reist im Dezember nach Weimar, wo er an der Kunstschule Weimar Schüler von dem norwegischen Portrait- und Genremaler Frithjof Smith wird.
1898
Der Kunstverein Trondheim kauft das Gemälde Studie aus einem Arbeiterviertel in Oslo, das 1901 auf der internationalen Kunstausstellung in München gezeigt wird (und das beim Rücktransport bei einer Explosion auf dem Dampfschiff »Kong Alf« zerstört wird).
1899
Zu Ostern im Rondane-Gebirge. Sommernacht wird auf der Herbstausstellung gezeigt und von der Nationalgalerie angekauft.
1900
Verlegt seinen Wohnsitz ins Rondane-Gebirge und wohnt dort an verschiedenen Orten, um an den Entwürfen zu Winternacht in den Bergen zu arbeiten.
1901
Harald Sohlberg und Lilli Hennum heiraten.
1902
Zieht nach Røros um. Der erste Sohn Harald wird geboren. Die Mutter Johanne und der Bruder Einar sterben.
1903
Sohn Einar wird geboren.
1904
Zieht von Røros aus 4 bis 5 Kilometer nach Norden auf den Hof Gullikstad.
1905
Zieht in die Tostrups Gate in Kristiania. Sohn Dag wird geboren. Sohlberg bekommt das Henrichsens Stipendium.
1906
Reist mithilfe des Stipendiums über Amsterdam – Haag – Haarlem – Antwerpen – Brüssel nach Paris. In Paris ist er in Gesellschaft mit Jens Thiis und dem Maler Ludvig Karsten. Den Sommer verbringt er in Slagen bei Asgardstrand am Kristianiafjord (Oslofjord).
1907
Von Januar bis Mai reist er über Hamburg und München nach Venedig. Ein Haus an der Küste wird bei der Biennale ausgestellt. Reist über Verona, Burano und Hamburg nach Norwegen zurück. Aufenthalt in Kjerringvik im Bezirk Vestfold.
1908
Reist nach Kopenhagen, um eine Ausstellung zur englischen Malerei zu besuchen.
1909
Der Kunstsammler Rasmus Meyer bestellt bei Sohlberg drei Gemälde. Der Vater Johan stirbt.
1910
Zieht nach Skovly in Nordberg/Vestre Aker vor den Toren von Kristiania.
1911
Erneut Aufenthalt im Rondane-Gebirge, wo er zeichnet und fotografiert. Stellt bei der norwegischen Ausstellung in Helsinki und bei der Esposizione Internazionale di Roma aus.
1912
Stellt beim Künstlerbund Hagen in Wien und bei der Wanderausstellung The Scandinavian Exhibition in den American Art Galleries in New York aus. Die Ausstellung wurde dann 1913 in der Albright Gallery in Buffalo, im Kunstmuseum von Toledo, im Art Institute of Chicago und schließlich im Boston Museum gezeigt. Verbringt den Sommer in Hoxtvedt in As südöstlich von Kristiania, bis einschließlich 1916 jeden Sommer. Die Tochter Kari wird geboren.
1913
Zieht in sein Arbeitszimmer in der neuen Frauenklinik in Kristiania, wo er an Winternacht in Rondane arbeitet. Zahlreiche grafische Arbeiten.
1914
Nimmt u.a. mit Winternacht in Rondane an der Jubiläumsausstellung (100-jähriges Verfassungsjubiläum in Norwegen) in Kristiania teil. Die Nationalgalerie spricht sich gegen einen Kauf des Werkes aus.
1915
Nimmt an der Weltausstellung in San Francisco teil und wird mit der Ehrenmedaille ausgezeichnet. Ist auf der norwegischen Ausstellung im Schloss Charlottenborg in Kopenhagen vertreten.
1916
Malt Motive aus der Gegend um As im Bezirk Akershus und arbeitet an der Farblithografie Winternacht in Rondane.
1917
Den Sommer verbringt die Familie in Hvalstad/Asker, während Sohlberg versucht, die Farblithografie Winternacht in Rondane fertigzustellen, die er dann aber erst im folgenden Jahr beendet.
1918
Winternacht in Rondane geht als Schenkung von Jorgen Breder Stang an die Nationalgalerie.
1919
Erkrankung an der Spanischen Grippe.
1920
Reist im Sommer nach Varvagen bei Helgeroa im Bezirk Vestfold, wo er bis einschließlich 1923 jeden Sommer verbringt. Wird wegen Gallensteinen operiert.
1921–1923
Verbringt die Sommer in Helgeroa und arbeitet an mehreren Bildern. Erkrankt an Nierensteinen.
1924
Verbringt den Sommer in Kristiania und fertigt Studien der Festung Akershus an.
1925
Verbringt den Sommer in Tingelstad, Gemeinde Hadeland, wo er das große Gemälde Historische Landschaft malt.
1928
Verbringt den Sommer in der Provinz Hedmark, wo er auch arbeitet. Nimmt an der Exhibition of Norwegian Art in London teil.
1929
Aufenthalt in Stockholm. Nimmt an der Weltausstellung in Barcelona teil und wird mit dem Diplom Ersten Ranges ausgezeichnet.
1930
Sommer in Narsnes bei Slemmestad, Gemeinde Royken, Buskerud. Hier verbringt er von da ab und bis 1932 jeden Sommer.
1932
Wird als Kandidat für ein staatliches norwegisches Künstlergehalt vorgeschlagen, doch der Antrag wird vom Parlament abgelehnt. Als Protest erteilt der Künstlerverband Sohlberg für ein Jahr ein Künstlergehalt.
1935
Drei Monate vor seinem Tod durch Rückenmarkkrebs wird ihm vom norwegischen Parlament das staatliche Künstlergehalt gewährt. Harald Sohlberg stirbt am 19. Juni. Seine Witwe Lilli sorgt in unermüdlicher Arbeit dafür, den künstlerischen Ruf von Sohlberg aufrechtzuerhalten.
1936
Große Gedenkausstellung im Kunstnernes Hus in Oslo. Andere größere Ausstellungen gab es 1971 im Kunstverein Oslo, 1985 im Trondheim Kunstforening, 1986 in der Galleri K in Oslo und 1991 im Henie Onstad Kunstsenter bei Oslo.
FRANKFURT, 4. Juni 2019 – Auf einer Pressekonferenz stellte sich heute Norwegen als Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse 2019 (16. bis 20. Oktober) im Museum Angewandte Kunst vor. Der Auftritt steht unter dem Motto „Der Traum in uns“, das dem Gedicht „Das ist der Traum“ des Dichters Olav H. Hauge entlehnt ist. Das Gespräch führten Matthias Wagner K (Direktor des Museums), Juergen Boos (Direktor der Frankfurter Buchmesse), Margit Walsø (Direktorin von NORLA – Norwegian Literature Abroad), Halldór Guðmundsson (Projektleiter des Ehrengastauftrittes 2019) und Petter Ølberg (Botschafter Norwegens in Deutschland). Als Vertreter(innen) des Kulturprogramms wurden Stein Olav Henrichsen (Direktor des Munch Museums Oslo), Esther Schlicht (Ausstellungsleiterin der Schirn Kunsthalle Frankfurt), Anette Kruszynski (Stellvertretende künstlerische Direktorin der Kunstsammlung NRW) und Matthias Pees (Intendant des Künstlerhauses Mousonturm) begrüßt.
Das Kulturprogramm
Neben dem Literaturprogramm präsentiert Norwegen ein umfangreiches Kulturprogramm, das bildende Kunst, Bühnenkunst, Musik, Film und Architektur umfasst. Die Schirn Kunsthalle, ebenfalls in Frankfurt, zeigt vom 26. September bis zum 12. Januar eine Ausstellung mit 26 Werken der Textilkünstlerin Hannah Ryggen (1894–1970). Das Museum Angewandte Kunst widmet seine gesamte Ausstellungsfläche ab dem 11. Oktober 2019 bis zum 26. Januar 2020 dem Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2019. Als House of Norway versammelt es herausragende Positionen aus Norwegens Kunst und Kultur, Design, Handwerk und Architektur. Die Kunstsammlung NRW in Düsseldorf präsentiert vom 12. Oktober 2019 bis zum 1. März 2020 „Edvard Munch gesehen von Karl Ove Knausgård“. Außerdem ergänzen eine Ausstellung zum Werk von Harald Sohlberg in Wiesbaden, Aufführungen von Stücken Henrik Ibsens und Jon Fosses, Ausstellungen zeitgenössischer Künstler(innen) sowie zahlreiche Konzerte das Programm im deutschsprachigen Raum. In Frankfurt nehmen das Deutsche Architekturmuseum, das Fotografie Forum Frankfurt, die Ausstellungshalle Portikus, das Künstlerhaus Mousonturm, das Deutsche Filmmuseum und viele andere am Kulturprogramm teil.
„Das Kulturprogramm soll das Publikum überraschen, begeistern und engagieren sowie Norwegen und norwegische Kultur von einer neuen Seite zeigen. Das umfangreiche Kulturprogramm, das wir heute präsentieren, ist das Ergebnis einer wunderbaren Zusammenarbeit zwischen deutschen und norwegischen Kulturinstitutionen. Wir freuen uns darauf, in den kommenden Jahren auch die nachhaltige Wirkung dieser Kooperationsprojekte zu sehen“, kommentierte Margit Walsø, Direktorin von NORLA.
Autor(inn)en in Frankfurt
Auf der Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse werden Erika Fatland und Karl Ove Knausgård als literarische Redner sprechen. Die Journalistin und Autorin Erika Fatland beherrscht acht Sprachen und hat bereits mehrere hochgelobte Bücher veröffentlicht, darunter Sowjetistan, das mit dem norwegischen Buchhandelspreis ausgezeichnet und schon in zehn Ländern veröffentlicht wurde; gerade ist ihr Buch Die Grenze auf Deutsch erschienen. Karl Ove Knausgård gilt als vielleicht wichtigster norwegischer Gegenwartsautor. Seine Bücher, unter anderem sein sechsbändiges autobiografisches Projekt, wurden in über 30 Sprachen übersetzt und sind vielfach preisgekrönt. Rund um die Buchmesse werden mehr als 75 norwegische Autor(inn)en erwartet. Unter anderem reisen Maja Lunde, Jo Nesbø, Dag Solstad und Maria Parr nach Frankfurt.
„In diesem Jahr werden wir Norwegens vitale Literaturszene kennenlernen, und darauf freue ich persönlich mich schon sehr. Wir können von unserem diesjährigen Ehrengast sehr viel lernen: Nicht nur werden Autorinnen und Autoren sowie Übersetzungen aller Genres nachhaltig gefördert; auch das Lesen selbst als Kulturtechnik und als Grundlage für jede Art des demokratischen Zusammenlebens erhält in Norwegen große Aufmerksamkeit. Das sieht man nicht zuletzt an dem hohen Stellenwert, den Bibliotheken in Norwegen genießen. Ich freue mich persönlich sehr auf die Begegnungen mit Autor(inn)en wie Tomas Espedal, Maja Lunde, Linn Ullmann, Karl Ove Knausgård und auf viele literarische und kulturelle Entdeckungen in diesem Jahr“, erklärte Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse.
Der Literaturzug mit Kronprinzessin Mette Marit
IKH Kronprinzessin Mette Marit wird mit einem durch Deutschland fahrenden Literaturzug zur Frankfurter Buchmesse anreisen. Die Fahrt des Literaturzugs durch Deutschland ist einer Zusammenarbeit zwischen dem norwegischen Außenministerium, NORLA und der Deutschen Bahn AG zu verdanken. Am Montag, den 14. Oktober, besteigt die Kronprinzessin, die zuvor in Düsseldorf und Berlin zu Gast sein wird, den Zug nach Köln – zusammen mit einer Gruppe Schulkinder. Auf der Reise geht es besonders um norwegische Kinder- und Jugendbücher. Wenn in Köln norwegische Schriftsteller(innen) zugestiegen sind, wird der Literaturzug nach Frankfurt fahren. Als Botschafterin norwegischer Literatur reist die Kronprinzessin jedes Jahr mit einem Spezialzug durch Norwegen, um die Bekanntheit der zeitgenössischen Landesliteratur und die Leselust zu fördern.
„Ich bin stolz und dankbar für die einzigartige Möglichkeit, die norwegische Literatur hervorheben zu dürfen. Ich freue mich darauf, mit einigen unserer besten Autorinnen und Autoren durch das Land zu reisen und dabei die deutschen Leserinnen und Leser kennenzulernen. Ich freue mich natürlich auch darauf, Norwegen auf der weltweit wichtigsten Arena für Literatur und Meinungsfreiheit repräsentieren zu dürfen. Die Frankfurter Buchmesse ist eine einmalige Gelegenheit, unsere norwegische Literatur unter Lesern der ganzen Welt zu verbreiten“, kommentierte IKH Kronprinzessin Mette-Marit.
„Deutschland und Norwegen sind schon seit Langem durch viele Kulturprojekte eng miteinander verbunden und inspirieren sich gegenseitig. Wir sind gleichgesinnte Nachbarn mit häufig zusammenfallenden politischen Interessen und Werten. Wir glauben beide an internationale Zusammenarbeit, Demokratie, Menschenrechte und Meinungsfreiheit. Das Ehrengastprojekt auf der Frankfurter Buchmesse mit dem Literaturzug Ihrer Königlichen Hoheit Kronprinzessin Mette-Marit und dem breiten Kulturprogramm werden wir nutzen, um diese Partnerschaft weiter zu vertiefen“, sagte Petter Ølberg, Botschafter Norwegens in Deutschland.
Der Ehrengast-Pavillon
Auf der Pressekonferenz wurde auch der Siegerentwurf für die 2.300 Quadratmeter große Ausstellungshalle präsentiert: Das Konzept, das die beiden Architekturbüros LCLA und manthey kula gemeinsam entwarfen, zeichnet eine imaginäre Geografie der norwegischen Literatur. Der Entwurf verbindet einen Bereich für größere Veranstaltungen und eine ausgedehnte Innenlandschaft aus tischartigen Objekten, die skulptural-abstrakt und zugleich narrativ-verspielt sind. Ihr Design ist inspiriert von norwegischen Gedichten und greift Ausstattungsdetails berühmter Bibliotheken auf – von Louis Kahns Leseplätzen in Exeter bis zu Gunnar Asplunds Trinkwasserbrunnen in Stockholm. Dabei bietet der Pavillon Platz für die internationale Buchausstellung „Books on Norway“, zwei Bühnen für Buchvorstellungen und andere Programmpunkte sowie ein Café.
„Das ist der Traum Das ist der Traum, den wir tragen, daß etwas Wunderbares geschieht, geschehen muß – daß die Zeit sich öffnet, daß das Herz sich öffnet, daß Türen sich öffnen, daß der Berg sich öffnet, daß Quellen springen – daß der Traum sich öffnet, daß wir in einer Morgenstunde gleiten in eine Bucht, um die wir nicht wußten.“ * Gedicht von Olav H. Hauge/ Übersetzung von Klaus Anders
FRANKFURT. Mit Georgien präsentiert sich eine jahrtausendealte Kulturnation vom 10. bis 14. Oktober 2018 als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. Die georgischen „characters“, die 33 kunstvoll geschwungenen Buchstaben des einzigartigen Alphabets, zählen zum UNESCO-Welterbe und prägen das Motto des Ehrengastauftritts: Georgia – Made by Characters. Das Land zwischen Europa und dem Kaukasus stellt dabei nicht nur seine Geschichten und Werke vor, die in dieser faszinierenden Schrift niedergeschrieben wurden, sondern auch die Charaktere, die dahinterstehen: Autor*innen, Künstler*innen, Musiker*innen – kurzum, die Georgier*innen selbst. Über 150 Neuerscheinungen wurden im Gastlandjahr auf dem deutschsprachigen Buchmarkt herausgegeben. 70 deutschsprachige Verlage haben Titel zu Georgien in ihrem Programm. Seit der Gründung des Georgian National Book Center (2014) und der Einführung des Übersetzungsförderungsprogramms (2011) sind insgesamt 200 Titel aus dem Georgischen in deutscher Sprache erschienen. Mehr als 70 Autor*innen kommen nach Deutschland und werden auf der Frankfurter Buchmesse und in der Stadt Frankfurt ihre Werke auf insgesamt 350 literarischen Veranstaltungen – von Lesungen bis Konferenzen – persönlich vorstellen. Rund 100 Kulturevents laden zu weiteren spannenden Entdeckungen des Landes ein. Das Herz des Ehrengastauftritts ist der Pavillon auf dem Messegelände, der in seiner Gestaltung an die 33 Buchstaben angelehnt ist. Hier wird täglich ein umfangreiches und hochkarätiges Literatur- und Kulturprogramm geboten: von Lesungen und Diskussionen bis hin zu klassischer und elektronischer Musik.
Von Klassik bis Zeitgeist – Neue Bücher aus und über Georgien
Vom historischen Heldenepos über die scharfzüngige Satire bis zum persönlichen Bericht aus dem Gulag – die Neuerscheinungen in deutscher Sprache spiegeln die historische und kulturelle Vielfalt des Landes wider, dessen Literatur bereits im 5. Jahrhundert mit dem hagiographischen Werk Das Martyrium der Heiligen Schuschanik begann. Dabei werden auch unterschiedliche Genres abgedeckt: von Romanen, Krimis, Erzählungen, Märchen und Sagen bis hin zu georgischen Epen und Anthologien georgischer Poesie, Sachbüchern, Kinder- und Jugendbüchern sowie Sammlungen kritischer Essays. Auch zahlreiche „Klassiker“ der georgischen Literatur können von den deutschsprachigen Leser*innen nun entdeckt werden. So etwa das georgische Nationalepos von Schota Rustaweli Der Recke im Tigerfell (Reichert Verlag, 2014) aus dem 12. Jahrhundert, das nun auch in einer modernen Prosaversion unter dem Titel Der Held im Pardellfell, nacherzählt von Tilman Spreckelsen und illustriert von Kat Menschik (Galiani Verlag), erschienen ist. Von Micheil Javakhishvili (1880–1937), dem Begründer der modernen georgischen Prosa, sind sieben Titel in deutscher Sprache erhältlich. Mit Awelum, Der Korb und Der Garten der Dariatschangi (Matthes & Seitz Berlin) von Otar Tschiladse (1933–2009) sind drei Werke eines Vertreters der Weltliteratur erschienen, der bereits zweimal für den Literaturnobelpreis nominiert war.
Über 70 georgische Autor*innen kommen zur Frankfurter Buchmesse
Mehr als 70 georgische Autor*innen werden in den kommenden Tagen Frankfurt zu Gast sein und ihre Bücher vorstellen. Darunter Aka Morchiladze, einer der derzeit angesehensten georgischen Schriftsteller. Von dem in London lebenden Autor, der über 30 Werke veröffentlichte, erschienen gleich mehrere Bücher in deutscher Sprache: Santa Esperanza und Obolé (beide Mitteldeutscher Verlag) sowie Reise nach Karabach und Der Filmvorführer (beide Weidle Verlag). Er und die hierzulande wohl bekannteste Autorin Nino Haratischwili werden bei der Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse sprechen. Die in Hamburg lebende Autorin stellt ihr neues Buch Die Katze und der General (Frankfurter Verlagsanstalt) vor. Erwartet werden auch weitere der vielen engagierten georgischen Frauen, etwa Naira Gelaschwili, eine wegen ihrer nonkonformistischen Prosa beliebte Schriftstellerin, die mit ihrem 1982 unter schwierigen Umständen in Georgien veröffentlichten Buch Ich fahre nach Madrid (Verbrecher Verlag) ein glühendes Plädoyer für die Kraft der Fantasie hält. Oder Tamta Melaschwili, eine Aktivistin der feministischen Bewegung, die in ihrem neuen Werk Marines Engel (Wieser Verlag) in literarischer Form versucht, den Ursprung von Ungerechtigkeit, Ungleichheit und Unterdrückung zu begreifen. Anna Kordsaia-Samadaschwili hält mit Wer hat die Tschaika getötet (Verlag Hans Schiler) ein Plädoyer für Toleranz, und Nana Ekvtimishvili gibt den rebellischen Mädchen und Frauen in der georgischen Gesellschaft in ihrem Buch Das Birnenfeld (Suhrkamp Verlag) Gesicht und Stimme.
Ein dunkles Kapitel der Landesgeschichte schlägt Lewan Berdsenischwili, ehemaliger Direktor der Georgischen Nationalbibliothek, auf. In seinem Buch Heiliges Dunkel – Die letzten Tage des Gulag (Mitteldeutscher Verlag) erzählt er von seiner Zeit als politischer Häftling. Guram Dotschanaschwili schuf mit seinem Klassiker Das erste Gewand (Carl Hanser Verlag) eine Fabel über Tyrannei und Sehnsucht und ein virtuoses Sprachkunstwerk. Archil Kikodze fängt mit seinem neuen Roman Südelefant (Ullstein Verlag) den georgischen Zeitgeist ein. Und schließlich stellt Lasha Bugadze, der wegen seiner scharfen Satire zu sozial-politischen Themen stets im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Interesses steht, in Frankfurt sein neues Buch Der erste Russe (Frankfurter Verlagsanstalt) vor. Auch das in Georgien sehr beliebte Genre Lyrik ist stark vertreten, und so kommt etwa mit Besik Kharanauli auch einer der bekanntesten georgischen Dichter nach Frankfurt. Alle Neuerscheinungen unter: www.georgia-characters.com/Translations.aspx.
Umgeben von den 33 Buchstaben: Der Ehrengast-Pavillon auf der Frankfurter Buchmesse
Die Vielfalt der georgischen Kultur und Literatur wird vor allem im Ehrengast-Pavillon (Forum / Ebene 1) erfahrbar. In dem von George Bokhua Studio und Multiverse Architecture aus Tiflis gestalteten Raum spielen die Buchstaben des georgischen Alphabets, das seit 2016 auf der UNESCO-Liste des immateriellen Kulturguts steht, eine herausragende Rolle: In dem von den 33 Schriftzeichen inspirierten Ambiente werden nicht nur die georgischen Neuerscheinungen präsentiert, es öffnen sich auch 33 Türen, 33 Lieder erklingen, 33 Boote segeln und 33 Brote werden gebacken. Der Pavillon wird zur Bühne für ein umfangreiches Programm mit Lesungen und Live-Musik. Jeden Tag klingt der Messetag um 17 Uhr bei der Happy Hour aus; etwa bei den Techno-Klängen vom Haus-DJ des berühmten Clubs Bassiani aus Tiflis oder beim Auftritt des georgischen Nationalballetts Sukhishvili. Georgischer Wein und landestypische Spezialitäten bringen die Besucher*innen auf den besonderen Geschmack. Krönender Abschluss des Ehrengast-Programms ist die traditionelle GastRollen-Übergabe u.a. mit dem georgischen Autor Zurab Karumidze und der norwegischen Schriftstellerin Åsne Seierstad (14. Okt., 15:30 Uhr).
Begegnungen mit georgischen Autor*innen, Künstler*innen und Kreativen sind ebenso bei Veranstaltungen und Lesungen auf dem gesamten Messegelände möglich, so auch am Nationalstand Georgien (Halle 5.0, B100), am Stand für Kinder- und Jugendliteratur (Halle 3.0, F152), bei THE ARTS+ (Halle 4.1, N67, N71 u.a.), auf der Agora und in der Gourmet Gallery (Halle 3.1, L140, L146). Auch die „Wissenschaft – Made by Characters“ sowie die Innovations- und Technologieagentur präsentieren sich (Halle 4.2, E93, B85). Eine Vielzahl an Vorträgen und Lesungen gibt es dazu auch an anderen Orten, so etwa im Rahmen des städtischen Lesefests OPEN BOOKS oder beim BOOKFEST, dem Festival der Frankfurter Buchmesse.
Ausstellungen, Performances, Filme: Georgien in Frankfurt
Außerhalb des Messegeländes geben zahlreiche Events vom Theater über Performance bis zur Ausstellung weitere Einblick in die facettenreiche Kulturlandschaft. Das Programm in Frankfurter Museen und Kultureinrichtungen vereint das Beste aus Urgeschichte, antiker und zeitgenössischer Kunst, Fotografie, Architektur, Design, Typografie und Illustration. Zu den Höhenpunkten zählen die Ausstellung „Medeas Liebe und die Jagd nach dem Goldenen Vlies“ in der Liebieghaus Skulpturensammlung mit herausragenden archäologischen Funden und antiken Kunstwerken aus Georgien sowie „Gold & Wein. Georgiens älteste Schätze” im Archäologischen Museum Frankfurt. Unter dem Motto „Tiflis on my Mind“ im Klingspor Museum in Offenbach steht erstmals das georgische Alphabet im Zentrum einer Ausstellung. Freund*innen zeitgenössischer Kunst können sich auf den Film „All is fair in Dreams and War“ von Andro Wekua, einem der populärsten zeitgenössischen Künstler Georgiens, sowie die erste Einzelausstellung zu Thea Djordjadze, einer der profiliertesten Künstlerinnen Georgiens, freuen. Weltberühmte Musiker*innen stimmen das Publikum auch musikalisch auf das Gastland ein, so etwa die Pianistin Khatia Buniatishvili bei der Eröffnungszeremonie der Buchmesse, der Jazz-Pianist Beka Gochiashvili und viele andere beim Konzert des TV-Senders ARTE und nicht zuletzt die Geigerin Lisa Batiashvili mit dem Georgian Philharmonic Orchestra sowie dem Gori Frauenchor beim Konzert in der Alten Oper Frankfurt. Ergänzt wird das Programm durch eine Reihe von Inszenierungen bedeutender georgischer Theaterensembles, darunter das renommierte Rezo Gabriadze Puppentheater, das Tumanishvili Film Actors Theatre sowie das Tskhinvali Staatstheater. Auch Filmfreund*innen kommen auf ihre Kosten, etwa bei einer Filmreihe im Deutschen Filmmuseum sowie bei der Buchvorstellung und Filmvorführung rund um den georgischen Filmemacher, Drehbuchautor, Schauspieler und Maler Kote Mikaberidze.
Georgia is cooking – kulinarische Erlebnisse in ganz Frankfurt
Nicht nur im Georgien-Pavillon und in der Gourmet Gallery können Messebesucher*innen auf den besonderen georgischen Geschmack kommen. Unter der Motto „Georgia is cooking“ macht Veranstalter Leon Joskowitz mit fünf georgischen Top-Köch*innen und kulinarischen Botschafter*innen, darunter die gefeierte Köchin Tekuna Gachechiladze, die eigens zur Buchmesse nach Frankfurt reisen, die kulinarische Vielfalt des Landes auch im Frankfurter Stadtgebiet erlebbar, etwa mit der Reihe „Books n‘ Wines“.