Kategorie-Archiv: Corona COVID-19

European Youth Circus 2021 wird abgesagt – Festival nun im Oktober 2022

Die russische Akrobatikgruppe Grazie erhielt 2016 den Preis der Wiesbadener Kirchen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die russische Akrobatikgruppe Grazie erhielt 2016 den Preis der Wiesbadener Kirchen. © Foto: Diether v. Goddenthow

„Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht, müssen jedoch die europaweiten Aus- und Einreiseregelungen berücksichtigen. Ebenso müssen wir die Sicherheit des Publikums und der Artistinnen und Artisten beachten“, bedauert Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden, diese Maßnahme. „Das Festival funktioniert nur als Live-Erlebnis. Die Faszination der artistischen Leistungen wirkt nur in der besonderen Atmosphäre in einem Zirkuszelt.“

Die Bedeutung des EYC für Wiesbaden, die Rhein-Main-Region und die Bundesrepublik ist Imholz wichtig „Dieses europaweit leuchtende kulturelle Highlight Wiesbadens werden wir natürlich erhalten. Mit der Durchführung des Festivals im Oktober 2022 sind wir wieder im bewährten zweijährigen Turnus in den geraden Jahren.“

Das Festival wird von der Kulturfonds Frankfurt RheinMain GmbH unterstützt. Informationen zum EYC gibt es auch auf www.wiesbaden.de/circusfestival.

Alte Oper 2021/22: Eigenprogramm und Kooperationen

Alte Oper Frankfurt © Foto Diether v. Goddenthow
Alte Oper Frankfurt © Foto Diether v. Goddenthow

(ffm) Seit gut einem Jahr ist das Kulturleben und damit auch der Konzertbetrieb der Alten Oper Frankfurt in erheblichem Maße von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Und so verbindet sich mit der turnusgemäßen Veröffentlichung des Programms der kommenden Spielzeit 2021/22 zugleich ein ernster Blick auf das vergangene Geschäftsjahr.

Dieser zeigt unter anderem: Um 55 Prozent ging die Anzahl der Veranstaltungen zurück, um 68 Prozent die Zahl der Besucher. Zugleich aber lässt sich daraus ablesen: Selbst in dem massiv durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie geprägten Jahr 2020 konnten zahlreiche Termine in der Alten Oper stattfinden, etliche davon im Rahmen eines Sonderprogramms, das Markus Fein schon vor seinem Amtsantritt als neuer Intendant der Alten Oper am 1. September kurzfristig für die Monate September und Oktober aufgelegt hatte.

Oberbürgermeister Feldmann: Brauchen Orte der Begegnung
„Das Haus öffnen, sobald es möglich ist; auf die aktuelle Lage mit kreativen Formaten reagieren; dem Programmauftrag der Stadt so umfangreich und vielfältig wie möglich nachkommen“: So fasst der Aufsichtsratsvorsitzende der Alten Oper, Oberbürgermeister Peter Feldmann, die Haltung zusammen, die auch die kommende Spielzeit bestimmt – und die sich in dem umfangreichen Saisonprogramm 2021/22 widerspiegelt, das die Alte Oper bewusst jetzt, inmitten des bereits Monate währenden Lockdowns, vorlegt.

„In diesen Zeiten, in denen die Menschen schon so lange auf vieles verzichten müssen, was ihnen lieb und wertvoll ist, empfinde ich es als Zeichen der Hoffnung, ein prall gefülltes Konzertprogramm in Händen zu halten. Die Stadt Frankfurt bekennt sich nachdrücklich
zur Alten Oper. Wir brauchen unbedingt wieder Orte der Begegnung in unserer Stadt, und das Programm der kommenden Spielzeit verheißt den Frankfurtern viele wunderbare Begegnungen“, unterstrich Feldmann.

Kulturdezernentin Ina Hartwig, stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats, ergänzt: „Die Alte Oper hat bereits in der vergangenen Saison eindrücklich unter Beweis gestellt, wie umsichtig und verantwortungsbewusst sie auch in Pandemiezeiten beglückende Konzerte veranstalten kann. Wohl wissend um den großen logistischen und organisatorischen Kraftakt, der unter den aktuellen Umständen mit der Planung verbunden ist, freue ich mich auf ein Programm, das viel mehr von Innovation, Aufbruchsstimmung und Tatendrang erzählt als von Einschränkungen und Hindernissen. Lassen wir uns von diesem Optimismus mittragen!“

In der Tat blickt Intendant Dr. Markus Fein zuversichtlich nach vorn und hat alles daran gesetzt, dass die Alte Oper mit einem vielfältigen Programm auf die Rückkehr zum Spielbetrieb vorbereitet ist: „Wir haben die begründete Hoffnung, im Herbst, mit der beginnenden neuen Spielzeit den Veranstaltungsbetrieb wieder aufnehmen zu können. So wichtig wie es uns gegenwärtig erscheint, die Pandemie solidarisch im Lockdown zu bekämpfen, erscheint uns für die Zukunft daran mitzuwirken, das kulturelle Leben mit der neuen Spielzeit wieder anzukurbeln. Die Künstler sind nun auf Veranstalter angewiesen, die dem Gelingen eine Chance geben und jetzt die Weichen für Konzerte im September und Oktober stellen. Wir möchten heute die Grundlage dafür schaffen, mit der neuen Spielzeit wieder ganz für unser Publikum und die Musik da zu sein. Die Alte Oper ist bereit.“

Unter den vielen hochkarätig besetzten Konzerten der kommenden Spielzeit wird folgend auf folgende Highlights aus Klassik und Entertainment hingewiesen (das Gesamtprogramm siehe unten):

hr-Sinfonieorchester unter Alain Altinoglu · 28.08.2021 – unter Frank Strobel · 22.09.2021 – unter Joana Mallwitz und mit Pekka Kuusisto · 01.10.2021
hr-Sinfonieorchester im Rahmen des Jubiläums der Alten Oper und des Festivals „Fratopia“
Mahler Chamber Orchestra mit Yuja Wang · 19.09.2021
London Symphony Orchestra unter Sir Simon Rattle · 23.09.2021
Fratopia-Festival
West-östlicher Divan. Ein Weltmusikprojekt mit Katja Riemann und Daniel Hope · 25.09.2021
Fratopia-Festival
Klavierlandschaft. Pierre-Laurent Aimard und Michael Wollny · 26.09.2021
Fratopia-Festival
Junge Deutsche Philharmonie unter André de Ridder und mit Kit Armstrong · 28.09.2021 –unter Jonathan Nott · 09.01.2022
Fratopia-Festival und 1822-Neujahrskonzert
Wiener Symphoniker unter Andrés Orozco-Estrada und mit Antoine Tamestit · 03.10.2021
Wynton Marsalis & The Lincoln Center Jazz Orchestra · 12.10.2021 JAZZnights. Kooperation mit der Karsten Jahnke Konzertdirektion GmbH
Berliner Philharmoniker unter Kirill Petrenko · 02.11.2021
Wolfgang Haffner’s Dream Band · 08.11.2021
JAZZnights. Kooperation mit der Karsten Jahnke Konzertdirektion GmbH
Maurizio Pollini · 11.11.2021
Bamberger Symphoniker unter Herbert Blomstedt · 14.11.2021
Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys · 21.11.2021
Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia unter Sir Antonio Pappano und mit Daniil Trifonov · 04.12.2021
Thomanerchor Leipzig und Gewandhausorchester · 07.12.2021
Igor Levit · 11.12.2021 · 12.12.2021
Staatskapelle Berlin unter Daniel Barenboim · 23.01.2022
Wiener Philharmoniker unter Valery Gergiev · 22.02.2022
Münchner Philharmoniker unter Valery Gergiev und mit Yefim Bronfman · 22.03.2022
Diana Damrau, Jonas Kaufmann, Helmut Deutsch · 25.03.2022
Pat Metheny · 02.05.2022
JAZZnights. Kooperation mit der Karsten Jahnke Konzertdirektion GmbH
Philharmonia Orchestra unter Santtu-Matias Rouvali mit Seong-Jin Cho · 08.05.2022
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Yannick Nézet-Séguin mit Beatrice Rana ·12.05.2022
Gerhard Polt und die Well Brüder aus’m Biermoos · 13.05.2022
Kooperation mit Michael Well
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen unter Paavo Järvi mit Lang Lang · 30.06.2022
Kooperation mit Pro Arte Frankfurt GmbH & Co. KG
Klavierabende mit Sir András Schiff, Elisabeth Leonskaja, Kristian Bezuidenhout, Sergei Babayan, Behzod Abduraimov, Fazil Say

Der Kartenvorverkauf für sämtliche hier genannten wie auch für alle weiteren in folgender Saisonbroschüre (Programm) präsentierten Konzerte und Veranstaltungen der Alten Oper Frankfurt beginnt am 26. April 2021 (Tickethotline: 069 / 1340 400, www.alteoper.de). Mitglieder der Gesellschaft der
Freunde der Alten Oper haben ein exklusives Vorkaufsrecht ab 22. April.

Programm Saison 2020/2021

Hoffnung auf Mainzer Johannisnacht 2022

11062018_-PM-50-J-M.Johanni(rap.) Die anhaltende Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen lassen leider keine andere Wahl: Der Verwaltungsstab der Landeshauptstadt Mainz hat die Mainzer Johannisnacht 2021 abgesagt. „Leicht fällt diese Entscheidung niemandem, aber alles andere wäre angesichts der weiterhin angespannten Lage nicht zu verantworten“, äußert Festdezernentin Marianne Grosse Verständnis für diese Entscheidung.

„Mit der Mainzer Johannisnacht feiern wir Jahr um Jahr den größten Sohn der Landeshauptstadt Mainz, Johannes Gutenberg. Auch, wenn das in diesem Jahr nicht wie gewohnt möglich ist, werden wir natürlich in den Tagen rund um seinen Namenstag – den 24. Juni – ganz besonders an ihn denken und dennoch das ein oder andere gehaltvolle Zeichen im Gedenken an Gutenberg setzen.“

Fest steht jedoch: Die Mainzer Johannisnacht wird in jener Form, wie Mainz sie kennt, in diesem Jahr nicht stattfinden können. „Das ist für alle Beteiligten sehr bedauerlich. Natürlich denken wir ganz besonders intensiv an die vielen Kulturschaffenden und Schaustellerinnen und Schausteller, die wir bereits vorab informiert haben und die eine solche Absage besonders hart trifft“, so Grosse. „Was bleibt ist die Hoffnung auf eine schöne Johannisnacht im Jahr 2022.“

Ost-Kiosk und Streaming statt Caligari: goEast bringt mittel- und osteuropäische Filmkunst online nach Wiesbaden

THE NORTH WIND Renata Litvinova © DFF
THE NORTH WIND Renata Litvinova © DFF

Nach den ersten hybriden Gehversuchen von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films, taucht das vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum veranstaltete Festival nahezu gänzlich in den Cyberspace ein. Fast alle zuvor in Präsenz geplanten 92 Filme aus 38 Ländern stehen mit insgesamt 32 Deutschlandpremieren und zwei Weltpremieren “On Demand” für das Festivalpublikum zur Verfügung. Zwischen den Filmen laden die Festivalmacher:innen alle virtuellen Besucher:innen dazu ein, beim Ost-Kiosk vor dem Nassauischen Kunstverein vorbeizuschauen, um wieder ein klein wenig Festivalbegegnung erleben zu können – mit Hygienekonzept und auf Abstand.

Festivalleiterin Heleen Gerritsen hat auf einer Online-Pressekonferenz am heutigen Freitag das Programm aus goEast On Demand, Mediathek und weiteren Public Distancing Veranstaltungen vorgestellt.

“Beim Festivaljubiläum im vergangenen Jahr kamen wir aufgrund der Pandemie und eines erfolgreichen hybriden Festivalkonzepts in den Genuss von acht Monaten goEast statt nur einer Woche. Dieses Jahr kehrt das Festival aber zu seiner ursprünglichen Dauer zurück”, sagte Ellen Harrington, Direktorin des DFF.

“Ein echter Kinobesuch bleibt uns zwar weiter verwehrt, dafür bietet goEast noch mehr Onlineprogramm. Erstmals lässt sich das spannende Symposium, in diesem Jahr zum Filmschaffen Zentralasiens, vollständig digital erleben. Ich freue mich sehr darüber, dass das Festivalteam nicht den Kopf in den Sand gesteckt hat und stattdessen Wege gefunden hat, trotzdem noch Publikumsveranstaltungen anzubieten, selbst wenn es sich dabei auf Treffen mit Abstand vor dem Ost-Kiosk beschränkt”, ergänzte Harrington.

Im Wettbewerb konkurrieren erneut 16 Spiel- und Dokumentarfilme um die Hauptpreise des Festivals. Die Wettbewerbsjury selbst erhält die Möglichkeit, die Filmbeiträge in der Caligari FilmBühne auf der großen Leinwand zu bewerten und vergibt die „Goldene Lilie“ für den Besten Film, den Preis für die Beste Regie der Landeshauptstadt Wiesbaden und den Preis für Kulturelle Vielfalt – jetzt wieder mit dem dafür vorgesehenen Preisgeld von jeweils bis zu 10.000 Euro.

„Als thematischen Schwerpunkt sehen wir in diesem Jahr eine Rückkehr zu Partisan:innengeschichten im Wettbewerb. Das ist ein wichtiges Thema in der mittel- und osteuropäischen Filmlandschaft, das teilweise auch mythologisiert wird und in den aktuellen Filmen in unserem Programm nun aus neuen Blickwinkeln betrachtet wird – zum Beispiel aus der Sicht weiblicher Partisan:innen, oder auch aus der Roma-Perspektive”, sagt Festivalleiterin Heleen Gerritsen.

“Es ist natürlich schade, dass diese Filme nicht für alle Interessierte auf der großen Leinwand erlebbar werden, denn natürlich gehören sie da eigentlich hin. Trotzdem sind wir in diesem Jahr kompromissbereiter und arbeiten deshalb mit dem VoD-Anbieter filmwerte zusammen, um nahezu das komplette goEast Programm On Demand zur Verfügung zu stellen”, so Gerritsen. Das Filmangebot auf goEast On Demand ist gegen eine Leihgebühr von 6,50 Euro pro Programmpunkt im Festivalzeitraum vom 20. bis 26. April 2021 erhältlich. Nach der Ausleihe steht ein Film für 48 Stunden zum Abruf zur Verfügung.

Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden, lobt die Anstrengungen der goEast Festivalleitung, selbst unter schwer planbaren Bedingungen, auf jede Eventualität vorbereitet zu sein. Erneut kann goEast nicht als Festival der Begegnungen zwischen den Menschen im Rhein-Main-Gebiet und aus Mittel- und Osteuropa stattfinden. Trotzdem sei es dank Festivalleiterin Heleen Gerritsen und ihrem Team möglich, das Programm in nahezu vollständigem Umfang online zu erleben. Etwa den goEast Wettbewerb mit zahlreichen Deutschlandpremieren oder dem goEast Porträtgast 2020 und diesjährigen Berlinale-Gewinner Radu Jude, der für das Festivalpublikum eine exklusive “Anti-Oscarnacht” kuratiert. „Ich lade das Publikum ein, das goEast On Demand Angebot ausgiebig zu nutzen und goEast Filme, Diskussionen und Ausstellungen von zu Hause aus zu genießen. Kultur macht auch in einer Pandemie keine Pause. Das zeigt sich in der gewohnt starken Filmauswahl. Ich freue mich auf diesen wichtigen Einblick in die Kulturen unserer östlichen Nachbarn, hoffe aber, dies so bald wie möglich wieder im Kino tun zu können“, betont der Kulturdezernent.

Wie lassen sich interkulturelle Begegnungen schaffen, wo Abstandsregelungen die Menschen und Kulturen auseinanderhalten? Das Paneuropäische Picknick sucht in seinem dritten Jahr Antworten auf diese Frage und beweist, dass gemeinsames Erleben von (Film-)Kultur auch mit Abstand möglich ist. Etwa am waschechten K67 Ost-Kiosk, den goEast als Festivaltreffpunkt unter freiem Himmel vor dem Nassauischen Kunstverein installiert. Oder beim abendlichen Kurzfilmspaziergang, der im Mai durch das nächtliche Offenbach führt und Filme auf Häuserwänden erlebbar macht. „Der politische Diskurs in Europa ist zunehmend geprägt von Spannungen, die nicht zuletzt durch das Aufkeimen populistischer und nationalistischer Strömungen gefördert werden”, sagte Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain. “Die Pandemie hat dem Zusammenleben und Zusammenhalt innerhalb der europäischen Grenzen zusätzlich zugesetzt, sodass Gelegenheiten zum interkulturellen Austausch immer wertvoller werden. Das diesjährige Paneuropäische Picknick von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films fungiert hier als Brückenbauer, es verbindet die Filmschaffenden aus Mittel- und Osteuropa und stärkt somit den Blick auf die vielen Gemeinsamkeiten. Gleichzeitig werden insbesondere die vielfältigen Verflechtungen Osteuropas und der Rhein-Main-Region ins Bewusstsein gerufen. Gerne leisten wir daher auch mit dem RheinMain Kurzfilmpreis einen Beitrag zu diesem einzigartigen Festival.”

Der Open Frame Award für Virtual Reality kommt dem experimentellen Charakter seiner Wettbewerbsbeiträge noch näher und findet selbst in einem virtuellen Raum statt. Dafür wurde die Caligari FilmBühne in Virtual-Reality nachempfunden. Auch ohne Headsets ist das virtuelle Caligari zugänglich: Am heimischen PC wird so trotz allem ein wenig Festivalflair aufkommen. Zusätzlich bietet goEast in diesem Jahr einen VR-Headsetverleih an, den das Festival in Kooperation mit dem Lichter Filmfest anbietet.

Hier finden Sie das komplette Programm für die 21. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films!

PePEXPRESS_Alles rund ums Paneuropäische Picknick

Städtische Museen in Frankfurt weiterhin geschlossen

(ffm) Die Schließung der Museen geht in die Verlängerung: Bis zum 9. Mai müssen die städtischen Häuser ihre Türen geschlossen halten. Das geht auf die aktualisierte Verordnung des Landes Hessen zurück, die am Donnerstag, 15. April, in Kraft tritt. Das gilt auch für das Institut für Stadtgeschichte, jedoch voraussichtlich mit einer Ausnahme: der Lesesaal und die Sammlungen sind nach Voranmeldung weiterhin zugänglich. Auch im Museum Angewandte Kunst kann die Bibliothek voraussichtlich nach Voranmeldung und Terminbestätigung für die Besucherinnen und Besucher öffnen.

Für Inhaberinnen und Inhaber der MuseumsuferCard gilt wie bislang auch, dass die Schließzeit der Häuser automatisch gutgeschrieben wird. Die Laufzeit der MuseumsuferCard wurde bereits für den ersten Lockdown um zwei Monate verlängert, für den zweiten Lockdown ist die Gültigkeit der Karte um weitere vier Monate ausgeweitet worden. Die Verlängerung wurde auf dem QR-Code der Karte automatisch gespeichert. Online sind die städtischen Museen und das Institut für Stadtgeschichte auch weiterhin für die Besucherinnen und Besucher da. Auf den Webseiten der Häuser finden sich vielfältige Angebote für Groß und Klein.

Absage für das LONGINES PfingstTurnier Wiesbaden 2021

Der zehnköpfige Vorstand des WRFC hat einstimmig beschlossen, das LONGINES PfingstTurnier Wiesbaden in diesem Jahr abzusagen.  Foto: WRFC
Der zehnköpfige Vorstand des WRFC hat einstimmig beschlossen,
das LONGINES PfingstTurnier Wiesbaden in diesem Jahr abzusagen. Foto: WRFC

Die Organisatoren des LONGINES PfingstTurnier Wiesbaden 2021 sind gezwungen, die Veranstaltung für dieses Jahr abzusagen. „Wir alle hängen mit ganzem Herzen an unserer Veranstaltung und der Entschluss war sehr schwer!“erklärte die Präsidentin des Wiesbadener Reit- und Fahr-Clubs (WRFC), Kristina Dyckerhoff, im Namen ihrer Vorstandskollegen.

Es seien mehrere Gründe gewesen, die nach gründlichen Überlegungen letztlich zu diesem Entschluss geführt haben: „Die Unsicherheit der Corona-Situation ist ein entscheidender Faktor“, so Dyckerhoff. „Die Entwicklung der Pandemie macht die Vorstellung, ein fröhliches Pferdefest im Biebricher Schlosspark zu feiern, nahezu unmöglich.“ Auch sei sehr schwer einzuschätzen, wie sich die gesetzliche Lage bis zum Pfingstwochenende verändert habe.

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Entscheidung war die Bedrohung durch den Herpes-Virus. Das Virus, das sich in diesem Jahr mit noch nie dagewesener Aggressivität über viele Länder verbreitet hatte, hat die Internationale Reiterliche Vereinigung (FEI) dazu bewogen, sehr strenge Auflagen an alle internationalen Pferdesport-Veranstalter zu stellen. „Um diese Auflagen zu erfüllen, braucht man unter anderem sehr viel Platz, beispielsweise für den Aufbau eines Quarantänezeltes, den wir in dieser Form im Biebricher Schlosspark kaum haben“, erklärt Dyckerhoff. Im Zentrum der Entscheidung habe aber der Gedanke an die immense Verantwortung für die Gesundheit von Mensch und Tier gestanden. Eine Verantwortung die zum jetzigen Zeitpunkt für die Pfingsttage kaum einzuschätzen sei. „Wir sind Reitern und Pferden, unseren Partnern, Sponsoren, Lieferanten und Dienstleistern sowie unserer großen Anzahl an ehrenamtlichen Helfern schuldig, jetzt eine klare Aussage zu treffen, damit sie in der Lage sind, ihre Planungen danach auszurichten.“

Nach Abwägungen aller Aspekte hat sich somit der zehnköpfige Vorstand des WRFC entschlossen, das LONGINES PfingstTurnier Wiesbaden 2021 abzusagen. Das Traditionsturnier fällt damit im zweiten Jahr in Folge den aktuellen Bedingungen zum Opfer.

„Aufgeschoben ist auf keinen Fall aufgehoben – nach zwei Jahren ohne PfingstTurnier werden wir noch mehr Energie und Kraft in das 84. LONGINES PfingstTurnier Wiesbaden fließen lassen. Wir fiebern ab sofort mit großer Vorfreude auf den 3. bis 6. Juni 2022 hin“, betont Dyckerhoff und spricht erneut für den gesamten WRFC-Vorstand.

Anträge für „Ins Freie!“ können gestellt werden Kulturpaket II unterstützt Open-Air-Veranstaltungen im Sommer

© Foto Diether v. Goddenthow
© Foto Diether v. Goddenthow

Wiesbaden. Von heute an können Kulturveranstalter Anträge für das Programm „Ins Freie!“ stellen, mit dem das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst für den Sommer den Aufbau neuer und die Erweiterung bestehender Open-Air-Spielstätten sowie pandemie-kompatibler Pop-Up-Spielstätten unterstützt. Das Programm ist ein Bestandteil des zweiten Kulturpakets im Volumen von insgesamt 30 Millionen Euro. Zu diesem gehören außerdem Brückenstipendien für freischaffende Künstlerinnen und Künstler, Liquiditätshilfen für Spielstätten sowie eine Unterstützung für Kulturverbände bei der Beratung zu Corona-Hilfen.

„Die Pandemie lässt kaum Voraussagen für den Kulturbetrieb in Innenräumen zu, etwa in Theatern, Kinos und Konzertsälen. Freilichtveranstaltungen dagegen werden im Sommer mit hoher Wahrscheinlichkeit unter Einhaltung von Hygieneregeln stattfinden können. Weil der Aufwand für Einrichtung und Bewerbung von Open-Air-Veranstaltungen groß ist, werden wir Veranstalterinnen und Veranstalter mit insgesamt zehn Millionen Euro unterstützen“, erläutert Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Dabei möchten wir die Kooperation verschiedener Veranstalter und Gruppen ermutigen, um einmal aufgebaute Bühnen und Strukturen möglichst gut nutzen zu können. Lassen Sie uns diesen Sommer als eine besondere Zeit wahrnehmen, in der Konkurrenz und Wettbewerb unter Veranstaltenden zurücktreten hinter dem Wunsch, möglichst viel Kunst und Kultur unter freiem Himmel zu ermöglichen. Damit wir alle zusammen einen kulturell reichen und bereichernden Sommer feiern können.“

„Ins Freie!“ hat drei Programmlinien:
Die erste Programlinie richtet sich an geübte Veranstalter mit größeren Projekten. Sie können bis zu 500.000 Euro beantragen. Ein Antrag muss sich dabei nicht zwangsläufig auf einen festen Standort beziehen, sondern kann auch „wandern“ oder an mehreren Orten stattfinden, denn gerade in Städten ist es oft schwer, über längere Zeit an einem Standort zu spielen, ohne in Konflikte mit Anwohnerinnen und Anwohnern zu kommen. Ausdrücklich gewünscht ist die Kooperation verschiedener Veranstalter und Gruppen. So können mehrere Beteiligte gemeinsam eine Spielstätte einrichten, kann ein Veranstalter freien Akteuren Programmslots einräumen oder ein traditionelles Open-Air-Programm sein Angebot erweitern. Ein Gesamtprojekt soll eine Mindestdauer von einem Monat haben und pro Veranstaltungsmonat mindestens 15 Veranstaltungen umfassen. Ein wichtiges Element der Programme sollten Auftritte hessischer Künstlerinnen und Künstler sein.

Die zweite Linie unterstützt kleine, auch semiprofessionelle Veranstalter mit Summen bis zu 40.000 Euro. Den Antrag können auch Kommunen mit bis zu 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern stellen. Auch hier gilt die Idee, dass möglichst mehrere Akteure zusammenarbeiten sollten. Hier gilt eine Mindestzahl von zehn Veranstaltungen pro Monat. Für die ersten beiden Linien konnte die erfahrene Agentur Diehl+Ritter als Kooperationspartnerin gewonnen werden, über die nun die Antragstellung und Beratung läuft.

Die dritte Förderlinie wird über das Film- und Kinobüro Hessen ausgegeben und richtet sich an Open-Air-Kinos. Hier können entweder Kinos selbst initiativ werden oder freie Veranstalter einen Antrag stellen, wobei in der Regel Kinos als Mitveranstalter beteiligt werden müssen. Die Planungen für das diesjährige SommerWanderKino Hessen beginnen nach Ostern. Kinos, Kommunen und andere Interessierte können sich an das Film- und Kinobüro Hessen wenden.

Die nötigen Kontaktdaten für die Antragstellung und die Beratung finden Sie unter kunst.hessen.de/kulturpaket2

Corona-Pandemie: Zentrum für Psychotherapie an der Goethe-Universität hilft per Krisentelefon bei psychischen Belastungen

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FRANKFURT. Die Corona-Pandemie und die notwendigen Maßnahmen zur Bekämpfung der weiteren Ausbreitung stellen weiterhin eine große Belastung für viele Menschen dar. Kontaktbeschränkungen können zu Einsamkeit, Sorgen um die Zukunft und auch Depressionen führen. Auch Familien konfrontiert der Lockdown mit besonderen Herausforderungen: Eltern müssen sich stärker um die schulische Bildung und Betreuung ihrer Kinder in der Freizeit kümmern. Viele Selbständige stehen vor einer Krise und wissen nicht, wie sie ihre wirtschaftliche Zukunft planen können. Dies kann zu erheblichen psychischen Belastungen führen. Am Zentrum für Psychotherapie des Instituts für Psychologie an der Goethe-Universität wird seit einem Jahr eine Krisenberatung für Personen aller Altersgruppen angeboten, die unter den psychischen Folgen der Corona-Pandemie leiden.

Prof. Dr. Ulrich Stangier, Abteilungsleiter der Klinischen Psychologie und Psychotherapie an der Goethe-Universität, betont: „Die wieder steigenden Inzidenzzahlen und die notwendigen Maßnahmen zur Beschränkung sozialer Kontakte stellen für viele Menschen eine sehr große psychische Belastung dar. Das Krisentelefon kann da Abhilfe schaffen: Mit unserer anonymen, kostenlosen und professionellen Beratung helfen wir all jenen Personen in der Rhein-Main-Region, die Rat suchen, um mit der Situation besser umgehen zu können, und Betroffenen, die unter den seelischen Folgen der Erkrankung leiden.“

Anmeldung unter Tel.: 069-798 23849 (Mo, Di, Do, Fr von 10.00 – 13.00 Uhr). https://www.psychologie.uni-frankfurt.de/86817645/Corona_Krisentelefon

Das Corona-Krisentelefon wird finanziell unterstützt von der Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

„Die Stadt und das Gün“ ab 25.3 im Historischen Museum Frankfurt

Dorothea Cuntz-Hofmann, Blick vom Frankfurter Mainufer auf das Schaumaintor, Gemälde Öl/Lw. um 1815, © HMF Foto: Horst Ziegenfusz
Dorothea Cuntz-Hofmann, Blick vom Frankfurter Mainufer auf das Schaumaintor, Gemälde Öl/Lw. um 1815, © HMF Foto: Horst Ziegenfusz

Frankfurter Gartenlust Seit über 30 Jahren widmet sich erstmals wieder eine Ausstellung ausführlich der Geschichte der öffentlichen Grünanlagen in Frankfurt. Ab dem 25. März schaut das Historische Museum in der „Frankfurter Gartenlust“ dem öffentlichen Grün beim Wachsen zu und erkundet die Entwicklung der städtischen Parkanlagen seit dem 18. Jahrhundert aus unterschiedlichen Perspektiven. Zugleich würdigt die Ausstellung zwei Stadtjubiläen: 150 Jahre Palmengarten und 30 Jahre GrünGürtel.

Coronabedingt wird das Museum  ab dem 29. März vorübergehend bis voraussichtlich zum 18. April  erneut geschlossen. Während des Lockdowns verweist das Historische Museum auf sein  digitales Angebot: https://historisches-museum-frankfurt.de/de/museumdigital

Die grüne Stadt Frankfurt

Impression der Sonderausstellung "Die Stadt und das Grün" _© HMF/Foto Uwe Dettmar
Impression der Sonderausstellung „Die Stadt und das Grün“ _© HMF/Foto Uwe Dettmar

Parks und Gärten gehören wie selbstverständlich zu Frankfurt – je nach Berechnung machen sie inklusive Sportanlagen, Friedhöfe oder Straßenbegleitgrün sogar über die Hälfte des Stadtgebietes aus. Sie werden insbesondere zur Naherholung genutzt: zum Spazierengehen, Feiern und Sporttreiben; sie sorgen in doppelter Hinsicht für ein gutes Stadtklima. In der Gegenwart wird es immer deutlicher, wie sehr Grünflächen im urbanen Raum benötigt werden, um dem Klimawandel zu trotzen und um für Biodiversität auch in der Stadt zu sorgen. Zugespitzt heißt das: ohne städtisches Grün verringert sich die Lebensqualität in Frankfurt. Ganz aktuell hat die Pandemie die wichtige Rolle des öffentlichen Grüns für die Stadtbevölkerung einmal mehr offenbart.

Mit der Niederlegung der Stadtbefestigung zu Beginn des 19. Jahrhunderts erhielt Frankfurt den ersten öffentlichen Park im Stil eines englischen Landschaftsgartens. Seitdem sind gestaltete Grünflächen mit dem Konzept von Stadt verknüpft. In den Wallanlagen standen anfangs besonders das Spazierengehen und das Genießen im Vordergrund. Damals war viel von Lustwandeln auf Lustwegen die Rede. Wo ist diese Lust heute geblieben – oder ist es vielmehr eine Last geworden, sich mit vielen anderen einen Park zu teilen?

Nachdruck des Frankfurter Stadtplans von J. S. Walwert und J. Hochester von 1792, Original kolor. Kupferstich© HMF Foto: Horst Ziegenfusz
Nachdruck des Frankfurter Stadtplans von J. S. Walwert und J. Hochester von 1792, Original kolor. Kupferstich© HMF Foto: Horst Ziegenfusz

Die Ausstellung verfolgt die Entwicklung der Parks und öffentlichen Gärten, die Auseinandersetzung mit Natur und Grünflächenplanung in Frankfurt von Ende des 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Der Bogen spannt sich in einer chronologischen Abfolge begonnen bei den bürgerlichen Gärten vor der Stadt über die Wallanlagen und den Palmengarten bis hin zum kürzlich angelegten Hafenpark am Main. Die Ausstellung diskutiert die Rolle von Grünflächen und die Grünflächenkonzepte in Zeiten von starkem Bevölkerungszuwachs, vielfältigen Freizeitbedürfnissen und des Klimawandels. Sie nimmt verschiedene Perspektiven ein und fragt, wie Frankfurter*innen, Künstler*innen oder die Stadtplanung die Grünflächen und die Flora nutzen, wahrnehmen, interpretieren und verwandeln. Die rund 300 Exponate – Gemälde, Zeichnungen, Fotografien, Pläne, Modelle sowie dreidimensionale Objekte werden in einer atmosphärischen Inszenierung, die von Atelier Markgraph (Frankfurt) gestaltet wurde, in sieben Themenräumen präsentiert.

Die Ausstellung ist über Frankfurt hinaus ein Beitrag zur Diskussion über Grünflächen, ihrer Nutzung und ihrer Nutzer*innen in ihrer komplexen Bedeutung für die Stadtbevölkerung. Das Verhältnis von Stadt und Natur muss stets neu definiert werden; damit sind Utopien, aber auch Dystopien verknüpft.

„Frankfurter Gartenlust“ bietet darüber hinaus Gelegenheit, besondere Objekte aus der Museumssammlung vorzustellen. Auch kostbare Leihgaben anderer Sammlungen aus Frankfurt, Heidelberg, Wiesbaden oder Bamberg werden präsentiert. Gegenwärtige künstlerische Positionen kommentieren die einzelnen Bereiche. Hands-on-Stationen sowie viele interaktive Möglichkeiten bieten einen zusätzlichen Anreiz für Familien. Diese Stationen sind über einen Multimedia-Guide in einer Rallye erfahrbar.

Zur Ausstellung erscheint das Buch: „Frankfurter Gartenlust. Ein Lesebuch zur Ausstellung“ im Frankfurter Societäts-Verlag zum Preis von 25 Euro. Es versammelt Beiträge von 38 Autor*innen aus Kultur- und Naturwissenschaft, Soziologie, Kunstgeschichte, Ökologie und Denkmalpflege. Zusammen mit Praxisbeispielen und zahlreichen Abbildungen ergibt sich ein vielschichtiges Bild der Stadt und des Grüns.

Das Rahmenprogramm bietet Lesungen, Diskussionen, Performances, Stadtgänge und Exkursionen in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet an. Die Führungen werden analog und digital angeboten. Das Rahmenprogramm entstand in Kooperation mit renommierten Institutionen (Auflistung s.u.) und ist dem Musemsmagazin „Schneekugel“ zu entnehmen.

Die Ausstellungen beginnen schon auf dem Museumsplatz: Der „Museumsgarten“, in dessen Hochbeeten derzeit u.a. historische Tulpen wachsen, wird von Skulpturen aus Frankfurter Gärten des 17. und 18. Jahrhunderts eingerahmt.

„Frankfurter Gartenlust“ gliedert sich in sieben Abschnitte:

Impression der Sonderausstellung "Die Stadt und das Grün" _© HMF/Foto Uwe Dettmar
Impression der Sonderausstellung „Die Stadt und das Grün“ _© HMF/Foto Uwe Dettmar

1. Gartenkultur
Der erste Raum beginnt mit einem kursorischen Blick auf das Frankfurt des 18. Jahrhunderts. In fünf Bereiche wird nachvollzogen, welche Rolle das private und städtische Grün in der Stadt spielte. Wie verteilte sich die Flora in Frankfurt? Wo war die zeitgenössische Gartenkunst repräsentiert? Wie waren gärtnerische Leidenschaften im Alltag verankert? Wo entstand botanisches Wissen und wie verbreitete es sich? Wie versorgte sich die Stadt? Und warum galt Frankfurt als „Gartenstadt“?

Die atmosphärische Gestaltung orientiert sich an den geometrischen Gartenplanungen eines Renaissancegartens.

2. Von der Promenade zum Park
Mit den massiven Veränderungen des Stadtbildes, die die Niederlegung der Befestigungsanlagen zwischen 1804 und 1812 bewirkten, beschäftigt sich der zweite Themenraum: Frankfurt wandelte sich von einer mittelalterlich befestigten Stadt in eine offene Stadt.

Ein grüner Ring, gestaltet im Stil eines englischen Landschaftsgartens, öffnete die Stadt nach außen zum Umland. Die neue Anlage gibt mit der Bezeichnung „Promenaden“ die dazugehörige Aktivität buchstäblich vor: Das Flanieren oder Lustwandeln, wie es in zeitgenössischen Beschreibungen oft heißt, ist mit im Stile der Zeit gekleideten Figurinen in Mitten des Ausstellungsraumes inszeniert.

3. Vergnügungsorte
1871 eröffnet, wird der Palmengarten nun 150 Jahre alt. Er brachte durch die Verknüpfung von Gartenkunst mit vielen Formen der Unterhaltung einen neuen Aspekt für den Umgang und die Funktion von städtischen Grünflächen ein. Der Fokus im dritten Ausstellungsraum liegt auf der Gründung des Palmengartens und seinen ersten Jahren, als sich das Palmenhaus, die gestaltete Gartenlandschaft und das Gesellschaftshaus als perfekte Kulisse für botanische, sportliche sowie kulturelle Angebote in der Stadtgesellschaft unentbehrlich machten. Mit den tropischen Pflanzen wurde das Wissen über die außereuropäische Welt in der bürgerlichen Gesellschaft popularisiert; botanische Gärten erfüllten damit auch die Funktion, die Kolonialherrschaft zu repräsentieren und zu stützen. Einen künstlerischen Kommentar zu den kolonialen Verflechtungen liefert die Installation „Geraniums are never red“ des Schweizer Künstlers Uriel Orlow. Ein ganz besonderes Exponat ist das kleine Modelltreibhaus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es veranschaulicht, wie die Faszination für Gartenkunst und Gartenbau auch ins Private übertragen wurde.

4. Versorgung und Volksbildung
Im vierten Ausstellungsraum werden in acht Bereichen unterschiedliche Konzepte der Grünflächenplanung vorgestellt, mit denen die Stadt im frühen 20. Jahrhundert auf starkes Bevölkerungswachstum, Wohnungsnot und Ernährungsengpässe in Kriegs- und Krisenzeiten reagierte.

Die zeitgenössischen, städtebaulichen Ansätze, die Grünflächen als „sanitäres Grün“ und „dekoratives Grün“ zu bewerten, konnten sich auch in Frankfurt etablieren. Das „sanitäre Grün“, bezeichnet all die Flächen, die für die Gesundheit förderlich sind, wie etwa die Postkartenserie von Licht- und Luftbädern aus Frankfurt zeigt. Die Grünflächen öffneten sich für die ganze Stadtgesellschaft – sichtbar an den großen Volksparks im Osten der Stadt. Freiräume und ihre Gestaltung wurden zunehmend auch auf die Nutzer*innen abgestimmt – was sich bis in die Gegenwart als gängiges Prinzip durchgesetzt hat.

5. Beton statt Grün

Impression der Sonderausstellung "Die Stadt und das Grün" _© HMF/Foto Uwe Dettmar
Impression der Sonderausstellung „Die Stadt und das Grün“ _© HMF/Foto Uwe Dettmar

Die Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg wurden in Frankfurt wie in vielen Städten dazu genutzt, mit radikalen Schneisen eine autogerechte Stadt umzusetzen. Und so erzählt der fünfte Ausstellungsraum zunächst die Geschichte der Abwesenheit des Grüns, da eine zusammenhängende Grünflächenplanung in der Nachkriegszeit kaum im Fokus lag. Bestehende Parks wurden jedoch als Verkehrsstrecken für Fußgänger*innen ausgebaut und als soziale Treffpunkte gestaltet.

Schließlich wird mit dem GrünGürtel ein weiteres Stadtjubiläum gewürdigt – 2021 wird der Beschluss zum Schutz des Grünraums 30 Jahre alt! Die zusammenhängenden Flächen am Rande des Stadtgebietes dienen als großes Naherholungsgebiet für die Stadt und bieten wichtige Lebensräume für Flora und Fauna.

6. Natur in der Stadt
Die Naturwissenschaft hat den Begriff der Stadtnatur geprägt, die Grün- und Freiflächen, die stadtspezifische Lebensräume formen, aber auch intensiv genutzte Flächen sein können. Im sechsten Ausstellungsraum liegt der Fokus darauf, wie die Natur, Wiesen, Bäume, Pflanzen in der Stadt seit dem 18. Jahrhundert wahrgenommen, untersucht, und porträtiert werden und wurden. Drei Bereiche widmen sich Pflanzen, Bäumen und Streuobstwiesen: der Biotopkartierung und Künstler*innen, die die Flora erfassen, nicht nur in Frankfurt: Auch die beiden Frankfurter Malerinnen Maria Sibylla Merian und Louise von Panhuys werden präsentiert.

7. Geteilte Flächen oder umkämpfter Raum?
Der Stadtraum ist beschränkt, die freien Flächen extrem teuer, die Einwohnerzahl nimmt zu und die Wohnungsknappheit auch, die Wirkungen des Klimawandels sind auch in der Stadt immer mehr spürbar – das sind ganz pointiert die Problematiken, die Frankfurt, aber auch jede andere Großstadt in der Gegenwart bewältigen muss. Eigentlich würde das ein komplett anderes Grünflächenkonzept für die Stadt erfordern; die Besitzverhältnisse lassen das aber oft nicht zu.

Der letzte Ausstellungsraum beschäftigt sich mit dieser Gemengelage und damit, wie die Stadt mit den vielen Anforderungen umgeht, und was die Nutzer*innen eigentlich von einem Park der Gegenwart erwarten. Die städtischen Parkgestaltungskonzepte sowie die Initiativen von Einwohner*innen werden unter die Lupe genommen. Und es wird gefragt, was ein Park eigentlich alles aushalten muss. Die Behörden kämpfen mit der Mehrfachkodierung – das heißt mit den vielen unterschiedlichen Interessen der Besucher*innen, die im Park auf engstem Raum zusammentreffen. Dies wird an der Wand der Herausforderungen mit Objekten wie Slackline, Fußball oder Yogamatte sichtbar gemacht, die alle für beliebte Beschäftigungen in Parks stehen.

Parkgeschichte und Gartenlounge
In jedem Bereich steht eine Parkbank, auf der fortlaufend „Parkgeschichten“ zu hören sind: Interviews mit Protagonist*innen aus dem grünen Stadtraum. Atmosphärisch inszeniert laden die Bänke mit den Audios zum Verweilen und Vertiefen ein.

Ganz zum Schluss öffnet sich die Gartenlounge, in der diskutiert, ausgeruht oder gemeinsam an der Pinnwand Antworten auf Fragen hinterlassen werden können: Ist Frankfurt eine grüne Stadt? Wie können wir unsere Parks für die Zukunft fit machen? Was können wir tun, um die Stadtnatur vor dem Klimawandel und dem Wachstum der Stadt zu schützen?

Kooperationen
Bei den Planungen stand das HMF in engem Austausch und Kontakt mit dem Palmengarten, dem Grünflächenamt und dem Umweltamt der Stadt Frankfurt sowie mit dem Projekt GartenRheinMain bei der Kulturregion Frankfurt RheinMain, der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und dem hr. Bei den Ausstellungen im Jungen Museum und im Stadtlabor ist die Stadtbevölkerung in einem partizipativen Prozess beteiligt.

Das abwechslungsreiche Rahmenprogramm wird gemeinsam mit dem Stadtlabor Gärtnern Jetzt! organisiert und bietet zahlreiche Stadtgänge, Lesungen, Führungen und Diskussionsrunden in Frankfurt und Rhein-Main an. Es entstand in Kooperation mit: ernstmay-gesellschaft, Heussenstamm – Raum für Kunst und Stadt, Urban Shorts Magazin, Deutsches Architekturmuseum Frankfurt, dem Gießkannenmuseum Gießen, Museen der Stadt Hanau, Schloss Philippsruhe, Sinclair-Haus in Bad Homburg. Die Termine sollten auf der Website überprüft werden.

Solange die Museen geschlossen sind (vom 30.3 bis voraussichtlich 18.4) wird auf das digitale Angebot verwiesen: https://historisches-museum-frankfurt.de/de/museumdigital