Kategorie-Archiv: Baukultur

Museum Reinhard Ernst für abstrakte Kunst zeigt „Abstraktion im Quadrat“ auf dem Noch-Bauzaun

Etage um Etage wächst der Bau in die Höhe und lässt die konkreten Formen des Gebäudes erkennen. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren, sodass mit der Fertigstellung des Rohbaus im Frühling 2021 gerechnet werden kann. © Foto Diether v. Goddenthow
Etage um Etage wächst der Bau in die Höhe und lässt die konkreten Formen des Gebäudes erkennen. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren, sodass mit der Fertigstellung des Rohbaus im Frühling 2021 gerechnet werden kann. © Foto Diether v. Goddenthow

Bislang konnte selbst „Corona“ die Verwirklichung der Vision des Stifter-Ehepaars Reinhard Sonja Ernst, ein Museum für abstrakte Kunst an der Wilhelmstraße 1 in Wiesbaden zu errichten, nicht bremsen. So wächst der Bau Etage um Etage in die Höhe und lässt bereits die konkreten Formen des späteren Sichtbeton-Gebäudes erkennen. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren, sodass mit der Fertigstellung des Rohbaus im Frühling 2021 gerechnet werden kann, wie es in einer Meldung heißt.

Bereits im Frühjahr 2020 konnte das Team der Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung elf pädagogische Einrichtungen in Wiesbaden für das Projekt eines zur Bauzaungalerie umfunktionierten Bauzauns gewinnen. Hierbei handelt es sich um 114 Laufmeter Holzzaun, der die derzeitige Baustelle des Museum Reinhard Ernst einfasst, und als Freilichtgalerie bestehen bleiben und große, farbstarke Gemälde präsentieren soll. So entstand die Idee, diesen Bauzaun von jungen Menschen bespielen zu lassen und ihre Neugier auf Abstrakte Kunst zu wecken.

"Abstraktion im Quadrat", auf 114 Metern zur Bauzaungalerie umfunktionierten Bauzaun werden 76 abstrakte Kunstwerke von  Jugendlichen aus zehn Schulen und der Kulturwerkstatt im Jugendhilfezentrum Johannesstift gezeigt. © Foto Diether v. Goddenthow
„Abstraktion im Quadrat“, auf 114 Metern zur Bauzaungalerie umfunktionierten Bauzaun werden 76 abstrakte Kunstwerke von Jugendlichen aus zehn Schulen und der Kulturwerkstatt im Jugendhilfezentrum Johannesstift gezeigt. © Foto Diether v. Goddenthow

Die Stiftung stellte Malutensilien und Tafeln im Format 1 x 1 Meter zur Verfügung, formale Vorgabe war einzig das Thema „Abstraktion“. Im Sommer waren die Gemälde fertiggestellt. Unter verschärften Bedingungen (Masken, Abstand, limitierte Gästeliste, strenges Hygienekonzept) fand nun die Ausstellungseröffnung Mitte September 2020 statt. Neben den Künstlerinnen und Künstlern, ihren pädagogischen Betreuerinnen und Betreuern erschienen auch zahlreiche Presseschaffende sowie Vertreter der Landeshauptstadt Wiesbaden – Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, Kulturdezernent Axel Imholz und Kulturamtsleiter Jörg-Uwe Funk. Auch Elke Gruhn, Leiterin des benachbarten Nassauischen Kunstvereins, ließ sich dieses Ereignis nicht entgehen, wie es im neuesten Newsletter der Stiftung heißt.

Die 76 Kunstwerke, die in zehn Wiesbadener Schulen und der Kulturwerkstatt im Jugendhilfezentrum Johannesstift entstanden sind, können bis zum Frühjahr 2021 besichtigt werden. In ihrer Ursprünglichkeit und Farbigkeit stehen die Schüler-Werke manch professioneller Abstraktion in nichts nach! Ein Laie würde zumeist nicht unterscheiden können, ob Schüler oder berühmter Künstler.

Weitere Details hier!

Informationen: Museum Reinhard Ernst

Konservierung des Drusussteins weitgehend abgeschlossen Umfeldgestaltung ab Frühjahr 2021

Die Konservierung des Drusussteins ist weitgehend abgeschlossen. Ab Frühjahr 2021 soll das Umfeld gestaltet werden.Der so genannte Drususstein oder Eichelstein gilt als bedeutendstes Baudenkmal aus römischer Zeit in Mainz. Er entstand als Kenotaph für den 9 v.Chr. verstorbenen römischen Feldherrn Drusus.© Foto Diether v. Goddenthow
Die Konservierung des Drusussteins ist weitgehend abgeschlossen. Ab Frühjahr 2021 soll das Umfeld gestaltet werden.Der so genannte Drususstein oder Eichelstein gilt als bedeutendstes Baudenkmal aus römischer Zeit in Mainz. Er entstand als Kenotaph für den 9 v.Chr. verstorbenen römischen Feldherrn Drusus.© Foto Diether v. Goddenthow

(gl) Die Konservierung des Drusussteins schreitet erfolgreich voran. Der so genannte Drususstein oder Eichelstein gilt als bedeutendstes Baudenkmal aus römischer Zeit in Mainz. Er entstand als Kenotaph für den 9 v.Chr. verstorbenen römischen Feldherrn Drusus. Nach Verlust der Werksteinverkleidung ist heute nur der Kern aus Gussmauerwerk erhalten, der im Zuge mehrerer Instandsetzungen weitgehend überformt wurde.

Dabei stellt sich die Oberfläche des Drusussteins keineswegs homogen dar, sondern es können im Wesentlichen drei Zonen unterschieden werden: Der annähernd kubische Sockel, an dem das freiliegende original römische Opus Caementitium am besten zu erkennen ist, darüber der fast zylindrische sogenannte „Mauerwerksgürtel“ der erst durch Reparaturen in seiner heutigen Form entstanden ist. Denn tatsächlich befand sich ursprünglich an dieser Stelle eine Einschnürung, die auf vielen älteren Darstellungen zu erkennen ist. Infolgedessen ist die neuzeitliche Ausmauerung auch durch schichtweise gesetztes Mauerwerk und dichtes Fugenbild zu erkennen. Der obere Teil des Drusussteins wurde Anfang der 1980er Jahre mit einer Mauerschale überformt und hat daher wieder ein anderes Erscheinungsbild.

Aufgrund der durch die Schäden am Mauerwerk verursachten fortschreitenden Verluste mussten die Oberflächen des Monuments umfassend instandgesetzt werden. Die Schadensanalyse hatte ergeben, dass ein großer Teil der Mörteloberfläche in der freiliegenden Sockelzone als geschwächt und schadhaft anzusehen war: Der Gussmörtel war teilweise bis in größere Tiefen gelockert, Kiesel und Bruchsteine lose. Auch größere Steine waren absturzgefährdet bzw. schon verloren gegangen.

Zum einen hatten sich im lockeren Gefüge Efeu und Gehölze angesiedelt, deren Wurzelwerk das Mauerwerk schädigte, zum anderen waren Ausbrüche und Fehlstellen auf dauerhafte Durchfeuchtung und Frostschäden im Mauerwerk zurückzuführen. Auch in den oberen Zonen waren die Mörtelfugen weit zurückgewittert und locker und an der Süd- und Südost-Seite war starker Pflanzenbewuchs vorhanden. Auch hier gab es zahlreiche Ausbrüche, Fehlstellen und Lockerzonen.

Entsprechend der Unterschiede der drei Zonen nicht nur in Bezug auf Aussehen und Erscheinung, sondern auch auf Materialien und Technik kamen auch unterschiedliche Maßnahmen zur Sanierung zur Ausführung. Mörtelrezepturen und handwerkliche Technik wurden jeweils detailliert auf das Vorgefundene angepasst. Dies erfolgte immer mit der Maßgabe, bei Austausch und Ertüchtigung möglichst wenig Originalsubtanz zu verlieren und die „Handschrift“ der Maurer jeweils an die unterschiedlichen Strukturen anzupassen. Anhand eines aus dem Inneren des Drusussteins gewonnen Bohrkerns wurde das römische Mörtelmaterial im Labor analysiert und in einer Kalkmörtelrezeptur in Bezug auf Farbe und Zuschlag nachgebildet.

Da dieser klassische Kalkmörtel langsam abbindet und es Wochen und Monate dauert, bis er seine Endfestigkeit erreicht hat, ist es erforderlich, den noch jungen Mörtel besonders am „römischen Sockel“ über den anstehenden Winter vor Auffeuchtung und Frost zu schützen. Aus diesem Grund ist eine Einhausung als Winterschutz angebracht, die im Frühjahr abgebaut werden kann. Danach können die Arbeiten an der Außenanlage fortgesetzt werden.

Um den sanierten Drususstein künftig besser vor Witterung zu schützen, hat das Monument eine Verdachung erhalten, die das historische Erscheinungsbild nicht verändern soll, das Niederschlagswasser jedoch sicher ableitet.

Für Bau- und Denkmalpflegedezernentin Marianne Grosse sind die erfolgten Sanierungsmaßnahmen am bedeutendsten Baudenkmal aus römischer Zeit in Mainz ein Meilenstein: „Das Mauerwerk des Drusussteins war in keinem guten Zustand. Es waren umfangreiche Vorarbeiten erforderlich, um die Schäden genau zu erfassen und gemeinsam mit Landesarchäologie und Denkmalpflege ein darauf abgestimmtes Konservierungskonzept zu erarbeiten. Umso mehr freue ich mich, dass wir in diesem Jahr die Konservierung des Mauerwerks größtenteils abschließen konnten. Ich sage es ganz ehrlich: Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Im Frühjahr machen wir dann weiter mit der Umfeldgestaltung des Drusussteins. Was man schon jetzt sofort erkennt: Wenn alles fertig ist, wird diese Maßnahme zur erheblichen Aufwertung des römischen Erbes der Stadt Mainz beitragen. Dafür meinen Dank an alle Beteiligten.“

„Aus Sicht der Landesarchäologie ist es ein großer Fortschritt, weil die Konservierung dieses einzigartigen Denkmals an erster Stelle steht und damit eine Inwertsetzung durch die Stadt erfolgt ist. Der Drususstein kann jetzt als nächster Schritt noch mehr in das Bewusstsein der Touristen gerückt werden“, so Dr. Marion Witteyer, Leiterin der der Landesarchäologie Mainz.

Auch der Vorsitzende der Initiative Römisches Mainz, Univ.-Prof. Dr. Christian Vahl zeigt sich erfreut über die großen KonservierungsFortschritte am Drususstein: „Ich hoffe, dass vom restaurierten Drususstein eine Signalwirkung ausgeht, die sich sowohl im Hinblick auf einen Touristenmagnet auswirkt, als auch ein Mosaikstein für ein Landesgartenschau-Freiluft-Museum ‚Römisches Mainz‘ ist.“

2. Dezember 2020 bis 15. Januar 2021 Europäischer Architekturfotografie-Preis 2019 „Joyful Architecture“

© Foto:  Dirk Härle
© Foto: Dirk Härle

Architektur kann Wohlbefinden auslösen, sie kann Freude bereiten und sogar richtig Spaß machen. Darüber wird viel zu selten nachgedacht. In der Ausstellung mit dem Motto „Joyful Architecture“ zeigen Fotografien, wie Architektur – ob subtil oder plakativ, ob für sich stehend oder im Dialog mit ihrer Umgebung, ob versteckt oder offensichtlich – die gebaute Umwelt und diejenigen, die sich in ihr bewegen, freudvoll mitgestaltet und positiv beeinflusst. Das Mainzer Zentrum Baukultur lädt ab dem 7. Dezember 2020 online ein zum Podcast-Gespräch mit Preisträger Dirk Härle sowie zu einem 3D-Rundgang durch die Räumlichkeiten des Zentrum Baukultur. Dabei werden einige ausgewählte Arbeiten vorgestellt. Der Wettbewerb wurde ausgelobt durch architekturbild e.v. in Kooperation mit dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) und der Bundesstiftung Baukultur.

Das Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz lädt herzlich ein zur Ausstellung Europäischer Architekturfotografie-Preis 2019 „Joyful Architecture“
2. Dezember 2020 bis 15. Januar 2021.

Weitere Informationen

Deutsches Architektur Museum benennt Finalisten für den DAM-Preis 2021

ARGE MVRDV & N-V-O NUYKEN VON OEFELE ARCHITEKTEN Werk 12, München Foto: Ossip van Duivenbode, @Ossip
ARGE MVRDV & N-V-O NUYKEN VON OEFELE ARCHITEKTEN
Werk 12, München
Foto: Ossip van Duivenbode, @Ossip

Das Deutsche Architektur-Museum (DAM) meldet, dass nun die Finalisten für den DAM Preis für Architektur in Deutschland ermittelt wurden. Demnach stehen vier Bauten in der Endrunde für den DAM-Preis 2021.

Mit dem renommierten DAM Preis für Architektur in Deutschland werden seit 2007 jährlich herausragende Bauten in Deutschland ausgezeichnet. 2021 wird der Preis vom Deutschen Architekturmuseum (DAM) bereits zum fünften Mal in enger Zusammenarbeit mit dem exklusiven Kooperationspartner JUNG in einem gestaffelten Juryverfahren vergeben.

Coronabedingt wurden die vier aus der Shortlist unter Vorsitz von Alexander Schwarz (David Chipperfield Architects, Gewinner des
DAM Preis 2020) ermittelten Finalisten gestern Abend in kleinstem Kreis im Rahmen der Buchpräsentation für den ‚Architekturführer Deutschland 2021‘ (erschienen im Verlag DOM publishers) bekannt gegeben.

Das Spektrum der Bauten umfasst die Bereiche Wohnen, Kultur und Bildung, Arbeit und Freizeit. Teilweise sind es hybride Bauten, die mehrere dieser Funktionen zugleich erfüllen.

finanlisten-dam-preis-21

Nominierungen und Finalisten des DAM-Preises 2021

ARCHITEKTURFÜHRER DEUTSCHLAND 2021
Architekturfuehrer-Deutschland-21-160Yorck Förster, Christina Gräwe, Peter Cachola Schmal (Hg.)
Erschienen bei DOM publishers, Berlin / 2020
Softcover, 224 Seiten, 135 × 245 mm, 500 Abbildungen
ISBN: 978-3-86922-771-9
Deutsch
Im Museumsshop und im Buchhandel erhältlich für 28,- EUR

DEUTSCHES ARCHITEKTURMUSEUM (DAM)
Schaumainkai 43
60596 Frankfurt am Main
Öffnungszeiten
Di bis So 10–18 Uhr
Mi 10 – 20 Uhr

DAM-Shop-geoeffnet

Deutsches Architekturmuseum Frankfurt: INTERNATIONALER HOCHHAUSPREIS 2020

Das Finale um den Internationalen Hochhaus Preis (IHP) 2020 ist entschieden:
Die Doppeltürme ‘Norra Tornen‘ in Stockholm/Schweden von Office for Metropolitan Architecture (OMA) aus Rotterdam gewinnen den Wettbewerb um das weltweit innovativste Hochhaus. Der Preis ist mit 50.000 Euro und einer Statuette des international renommierten Künstlers Thomas Demand dotiert. Aufgrund der Corona-bedingten Beschränkungen konnten der Architekt Reinier de Graaf, Partner bei OMA, und der Bauherr Oscar Engelbert von Oscar Properties aus Stockholm den Preis nicht persönlich in der Frankfurter Paulskirche entgegennehmen. In einem digitalen Festakt überreichten Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main, Dr. Matthias Danne, Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der DekaBank, und Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums (DAM), Statuette und Scheck deshalb symbolisch.

Das Gewinnergebäude Norra Tornen, (zu Deutsch „nördliche Türme“) überzeugte die Jury durch eine zeitlos-wegweisende Architektur. Die Kombination aus qualitativ hochwertigen Betonfertigteilelementen, ihre geschickte Fügung zu individuellen Loggien und der Kontrast zu den feinen Details der Innenräume zeichnen das Hochhaus aus. Darüber hinaus leistet Norra Tornen mit seinem Erscheinungsbild einen wichtigen Beitrag zu einem stimmigen Stadtgefüge. Die Doppeltürme seien zudem Ausdruck einer gleichwertigen Gesellschaft, womit sie nicht nur ein Charakteristikum der schwedischen Kultur, sondern auch eine universelle Botschaft vermitteln.

Norra Tornen stehen in Stockholm am Übergang von Vasastaden, einem Wohnviertel mit Bebauung überwiegend aus den 1930er Jahren, zum gerade neu entstehenden Stadtteil Hagastaden links und rechts der Ausfallstraße Torsgatan und können als neues Symbol der Stadt Stockholm für dieses Erweiterungsviertel betrachtet werden.

Aus Sicht von DAM Direktor Peter Cachola Schmal bilden die Norra Tornen eine neue, städtebaulich prägende Torsituation, die durch ihre skulpturale Wirkung besticht. Sie repräsentieren eine zeitgemäße und zukunftsfähige Vision für dieStadt und nehmen ein bekanntes stadtgestalterisches Motiv in Stockholm auf. Doppeltürme wurden in der schwedischen Hauptstadt bereits in der Vergangenheit als symbolische Tore eingesetzt. Gleichzeitig vermögen die Türme auch die bestehende bauliche Struktur Stockholms in ihrer Farbigkeit und anwachsenden Figur aufzunehmen.

Diese Vermittlung zwischen Altem und Neuem ist eine der großen gestalterischen Stärken von Norra Tornen. Mit dem sanften Braunton fügt sich die Fassade in die erdige Farbpalette Stockholms, die alle Schattierungen von Beige bis Rot abdeckt, bestens ein. Die geschützten Balkone und die würfelartigen Module wechseln sich in regelmäßigem Muster ab und formen ein skulpturales Vexierspiel.

Die vorgefertigten Fassadenelemente erlaubten es, die Baustelle auch bei unter 5 Grad Celsius fortzuführen. Außerdem sparte die Vorfertigung erheblich Zeit – ein Stockwerk wurde pro Woche fertiggestellt – und Kosten, was die differenzierte Fassadenbehandlung und bewegte Oberfläche mit den zahlreichen Rück- und Vorsprüngen wirtschaftlich gesehen überhaupt erst möglich machte.

Deutsches Architekturmuseum

Bastel-und Lebkuchen-Bau-Wettbewerb 2020 – Zentrum für Baukultur Rheinland-Pfalz lobt trotz Corona zum 8. Mal Lebkuchen-Bau-Wettbewerb aus

"Mein Haus für (über)morgen – Ein Blick in die Zukunft!" ist das Motto des diesjährigen Bastel- und Lebkuchen-Bau-Wettbewerbs des Zentrums für Baukultur Rheinland-Pfalz. © Archivbild: Diether v. Goddenthow
„Mein Haus für (über)morgen – Ein Blick in die Zukunft!“ ist das Motto des diesjährigen Bastel- und Lebkuchen-Bau-Wettbewerbs des Zentrums für Baukultur Rheinland-Pfalz. © Archivbild: Diether v. Goddenthow

Das Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz lobt zum achten Mal seinen Lebkuchen-Bau-Wettbewerb aus – trotz Corona. Wegen Corona gibt es allerdings ein paar Änderungen: Es darf dieses Jahr auch gebastelt werden. Wir suchen die schönsten und kreativsten Bastel-und Lebkuchen-Bau-Projekte unter dem Motto: Mein Haus für (über)morgen – Ein Blick in die Zukunft!
Wie nachhaltig können wir leben? Welche Rolle spielen das gemeinschaftliche Wohnen und die sozialen Strukturen? Oder erobern wir uns neue Lebensräume im All und in der Tiefsee?

Eingeladen, um die Wette zu backen und zu besteln, sind alle Menschen jeden Alters: Einzelpersonen, Familien, Schulklassen, Kindergarten- oder Jugendgruppen und Vereine, Teams aus Freunden, Kollegen oder Kommilitonen etc. Prämiert werden die Back- und Bastel-Ergebnisse von einer fachkundigen Jury sowie den Besuchern der diesjährigen Preisverleihung. Gekürt werden soll unter anderem das schönste Knusperhäuschen oder das Bastel-Bauwerk der ganz kleinen Baumeister (0 bis 6 Jahre). Einen Preis erhält auch das beste „Making of“-Video. Alle Gewinner erhalten attraktive Geld- und Sachpreise.

Aufgrund von Corona werden die Häuschen nicht im Zentrum Baukultur ausgestellt. Statt der Häuschen sollen Bilder der angefertigten Bauwerke abgegeben werden. Die diesjährige Preisverleihung mit digitaler Präsentation aller Back-und Bastelwerke findet am 18. Dezember 2020 um 17 Uhr statt, auf dem Mainzer Rathausvorplatz, oberhalb des Parkhauses „Rheingoldhalle“.

Ausführliche Informationen zur Wettbewerbsauslobung, den Teilnahmebogen sowie Details zu den diesjährigen Teilnahmebedingungen finden Sie auf www.zentrumbaukultur.de. Alle Unterlagen können Sie auch gerne bei uns anfordern: telefonisch unter 06131 / 3274210 oder per E-Mail an info@zentrumbaukultur.de.
Informationen zu den Wettbewerben der vergangenen Jahre finden Sie unter MEHR...>
Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung? Hier finden Sie MEHR...>

Sanierung des ältesten Bauwerks von Wiesbaden – Römermauer wird restauriert und dauerhaft geschützt

Um die Wartezeit bis zum Abbau des doch ziemlich unansehnlichen, schmucklosen Gerüstes ansehnlicher zu überbrücken, hat man sich entschlossen, die Außenhaut des Gerüstes mit einem gestalteten Netz (einer Außenhaut), bedruckt mit einigen Informationen und Bildern zur Geschichte der Römermauer, zu umhüllen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Um die Wartezeit bis zum Abbau des doch ziemlich unansehnlichen, schmucklosen Gerüstes ansehnlicher zu überbrücken, hat man sich entschlossen, die Außenhaut des Gerüstes mit einem gestalteten Netz (einer Außenhaut), bedruckt mit einigen Informationen und Bildern zur Geschichte der Römermauer, zu umhüllen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Anlässlich der Einweihung der vorübergehenden Umkleidung für die Sanierungszeit der „Heidenmauer“, die jetzt Römermauer heißt, hatten die Stadt Wiesbaden und das Hochbauamt in Beisein von Vertretern der Landesdenkmalpflege und Roland Presbar, Ortsvorsteher des Bezirks Mitte, zu einem Ortstermin eingeladen. „Wir haben die Heidenmauer wieder sichtbar gemacht- zunächst nur als Bild“ auf der Außenhaut, so Baudezernent Hans-Martin Kessler. Ähnlich wie bei den Sanierungsarbeiten am Stadtschloss säumt die Römertor-Baustelle eine Umkleidung, bedruckt mit einigen Informationen und Bildern zur Geschichte der Römermauer.

Die Römermauer aus dem 3. bis 4. Jahrhundert n. Chr. ist die größte im Bauvolumen erhaltene Struktur der Antike – nicht nur in Wiesbaden, sondern sogar in ganz Hessen. Die Römermauer repräsentiert mit ihren verbliebenen Mauerresten eine fast 2000-jährige Baugeschichte und nötigt dem heutigen Betrachter noch Respekt vor römischer Baukunst und Bautechnik ab. Allerdings sind von der nachweislich 500 Metern Länge nur noch rund 80 Meter Mauer bis zu einer Höhe von 10 Metern erhalten, beziehungsweise in einem solch desolaten Zustand, nicht zuletzt wegen fehlerhafter Sanierungsarbeiten in den 70er Jahren, so dass sie dringend saniert werden muss. Die Heidenmauer, wie sie bislang hieß, sei Teil einer Stadtmauer, die anscheinend niemals ganz fertiggestellt worden ist,“ hob Dieter Neubauer vom Landesamt für Denkmalpflege hervor.

Um weitere Schäden an dem überaus wertvollen Denkmal zu verhindern, betreibt das Hochbauamt der Stadt Wiesbaden seit zirka 10 Jahren eine schrittweise Sicherung des gesamten Bestandes. Um weiterem Substanzverlusten und Witterungseinflüssen und Pflanzenbezug vorzubeugen, wird die – eigentlich in den vergangenen Jahrzehnten eher stiefmütterlich behandelte – Römermauer grundsaniert. Das macht eine intensive baulich-restauratorische Bearbeitung der römischen Substanz notwendig, sowie tiefergreifende bauhistorische Untersuchungen und Einstufungen. Dieser Prozess nimmt einen langen Zeitraum in Anspruch, was jedoch der Bedeutung eines Bauwerks von nationaler Einzigartigkeit angemessen ist.

Später soll die Römermauer so überdacht werden, dass sie vor weiteren Witterungseinflüssen geschützt ist und dennoch ansehnlich bleibt. © Foto: Diether v. Goddenthow
Später soll die Römermauer so überdacht werden, dass sie vor weiteren Witterungseinflüssen geschützt ist und dennoch ansehnlich bleibt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Römermauer soll zudem eine Art Schutzdach (Schutzbauwerk) erhalten, um sie dauerhaft vor Witterungseinflüssen zu sichern. Hierzu wird aktuell ein Architektenwettbewerb vorbereitet. Diesem ist ein Ideenwettbewerb angegliedert zur Neugestaltung der Grünflächen und der Straßenräume in der näheren Umgebung der Römermauer. Der Wettbewerb soll voraussichtlich im September/Oktober ausgelobt werden.

Die Gesamtmaßnahme wird vom Hochbauamt in enger Zusammenarbeit mit dem Kulturamt, weiteren Fachämtern sowie der Unteren Denkmalschutzbehörde und dem Landesamt für Denkmalplfege mit seinen Fachabteilungen begleitet.

Wenn die Maßnahmen umgesetzt sind, wird die Ruine Römermauer auch für künftige Generationen ein identitätsstiftendes und bedeutendes Zeugnis längst vergangener Zeiten sein. Darüber hinaus wird sie ein lohnendes Ausflugsziel und Ort kultureller Veranstaltungen, mit einer großen Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen von Wiesbaden hinaus sein , sind sich die Wiesbadener Ämter und die Denkmalpfleger ganz sicher.

Böhm 100: Der Beton-Dom von Neviges – Ab 17. Jan. 2020 im Deutschen Architekturmuseum

Gottfried Böhm: Wallfahrtskirche „Maria, Königin des Friedens“, Neviges, 1963–68, P. Rufinus Reifenrath, Guardian des Klosters und Vertreter des Bauherrn, P. Augustin Honecker und P. Elmar Posch (v. l. n. r.) Foto: J.H. Darchinger/Friedrich Ebert Foundation, ca. 1968, courtesy of the Marienwallfahrt Neviges Archive
Gottfried Böhm: Wallfahrtskirche „Maria, Königin des Friedens“, Neviges, 1963–68, P. Rufinus Reifenrath, Guardian des Klosters und Vertreter des Bauherrn, P. Augustin Honecker und P. Elmar Posch (v. l. n. r.) Foto: J.H. Darchinger/Friedrich Ebert Foundation, ca. 1968, courtesy of the Marienwallfahrt Neviges Archive

Anlässlich des 100. Geburtstags von Gottfried Böhm am 23. Januar 2020  feiert das DAM vom 17. Jan. bis 26. April 2020 den bekannten Architekten mit einer konzentrierten Ausstellung. Diese widmet sich der Wallfahrtskirche „Maria, Königin des Friedens“in Neviges, einem seiner bekanntesten Bauten, der zwischen 1963 und 1968 als ein Beton-Dom entstand und von den Franziskanermönchen in Auftrag gegeben wurde. Die zwischen Wuppertal und Essen im kleinen Ort Neviges im brutalistischen Stil errichtete überdimensionierte Kirche, bietet 800 Sitz- und 2200 Stehplätze und ist somit nach dem Kölner Dom der zweitgrößte Sakralbau im Erzbistum Köln, weswegen sie auch „Marien-Dom“ genannt wird. Das aus Sichtbeton wie ein Gebirge geformte Ensemble zählt zu Böhms „brutalistischer“ Werkphase. Im Jahr 1986 bekam Gottfried Böhm als erster deutscher Architekt den Pritzker-Preis verliehen, den Nobelpreis der Architektur. Seine Zeichnungen, sowie der Nachlass seines Vaters Dominikus Böhm, befinden sich in der Sammlung des DAM. Nachdem das Museum beiden Böhms bereits 2005 und 2006 umfassende Ausstellungen gewidmet hat, wird nun zum 100. Geburtstag der Rückblick mit einem Ausblick verbunden, denn gegenwärtig erhält die Kirche in Neviges eine neue Dachschicht mithilfe einer innovativen Textilbetontechnologie.

Die Wallfahrt nach Neviges

Gottfried Böhm: Wallfahrtskirche „Maria, Königin des Friedens“, Neviges / 1963–68 Foto: Inge und Arved von der Ropp /Irene und Sigurd Greven Stiftung, ca. 1968
Gottfried Böhm: Wallfahrtskirche „Maria, Königin des Friedens“, Neviges / 1963–68 Foto: Inge und Arved von der Ropp /Irene und Sigurd Greven Stiftung, ca. 1968

Seit dem späten 17. Jahrhundert kommen Pilger nach Neviges, um ein kleines Marienbildnis anzubeten, das von dem dort ansässigen Franziskanerorden gehütet wird. Die Region war zu Beginn der Wallfahrt im Jahr 1681 überwiegend evangelisch geprägt. Die Marienverehrung von Neviges ist in der Zeit der Gegenreformation entstanden. Nach dem Ersten Weltkrieg und auch nach 1945 stiegen die Pilgerzahlen stark an, sodass die kleine Klosterkirche nicht mehr ausreichte. Die Franziskaner entwickelten den Plan, eine neue, riesige Wallfahrtskirche mit 8.000 Plätzen zu bauen und führten 1962/1963 einen Architekturwettbewerb mit 15 Teilnehmern durch.

Die Ausstellung
Erstmals in der Geschichte des DAM wird die Stirnwand des Vortragssaals mit raumhohen Fototapeten in eine illusionistische Raumansicht verwandelt. Dort wird eine Collage aus Innenraumfotos des Mariendoms von Neviges zu sehen sein. Mit vielen Fotos aus der Bauzeit der Kirche und zahlreichen expressiven Zeichnungen Gottfried Böhms wird dieses zentrale Werk der Sakralarchitektur des 20. Jahrhunderts so umfangreich wie noch nie präsentiert.

DEUTSCHES ARCHITEKTURMUSEUM (DAM)
Schaumainkai 43 \ 60596 Frankfurt am Main \ Germany
www.dam-online.de
www.facebook.com/architekturmuseum

Frankfurts Altstadt-Juwel „Haus zur Goldenden Waage“ wurde mit Öffnung der Museumsetagen vollendet und zum „Gebäude des Jahres 2018“ ausgezeichnet

Ab 14. Dezember können Besucher im Rahmen einer Führung vom Historischen Museum aus sich jetzt die gehobene Frankfurter Wohnkultur zu Beginn des 17. Jahrhunderts anschauen. Hier Blick vom Musik- ins Pelikan-Zimmer der zweiten Museumsetage über dem Kaffeehaus Goldene Waage. © Foto: Diether v Goddenthow
Ab 14. Dezember können Besucher im Rahmen einer Führung vom Historischen Museum aus sich jetzt die gehobene Frankfurter Wohnkultur zu Beginn des 17. Jahrhunderts anschauen. Hier: Blick vom Musik- ins Pelikan-Zimmer der zweiten Museumsetage über dem Kaffeehaus Goldene Waage. © Foto: Diether v Goddenthow

„Es ist ein besonderer Moment für uns“. Mit der Rekonstruktion des Hauses zur Goldenen Waage im Rahmen der „neuen“ Altstadt habe Frankfurt eines der schönsten Fachwerkgebäude aus der Renaissance wiedergewonnen, sozusagen als Schlussstein der neuen Altstadt, so Museumsdirektor Jan Gerchow beim Presserundgang im Vorfeld der offiziellen Einweihung am 12. Dezember 2019. Dabei wurde die „Goldene Waage“  in Beisein von Oberbürgermeister Peter Feldmann  von „StadtBild Deutschland e.V.“ zum Gebäude des Jahres 2018“ ausgezeichnet.

Das Haus zur Goldenen Waage wurde von den Vorstandsmitgliedern des Denkmalschutzverbandes "Stadtbild Deutschland e.V." zum "Gebäude des Jahres 2018" ausgezeichnet. v. li.: Bastian Weikum, Dorothee Mang, Vorstandsmitlieder Stadtbild Deutschland e.V. überreichen Oberbürgermeister Peter Feldmann die Ehrentafel.Im Hintergrund das Kaffeehaus Goldene Waage. © Foto: Diether v Goddenthow
Das Haus zur Goldenen Waage wurde von den Vorstandsmitgliedern des Denkmalschutzverbandes „Stadtbild Deutschland e.V.“ zum „Gebäude des Jahres 2018″ ausgezeichnet. v. li.: Bastian Weikum, Dorothee Mang, Vorstandsmitlieder Stadtbild Deutschland e.V. überreichen Oberbürgermeister Peter Feldmann die Ehrentafel.Im Hintergrund das Kaffeehaus Goldene Waage. © Foto: Diether v Goddenthow

Im Frankfurt der Nachkriegszeit war die Goldene Waage wie auch die im März 1944 niedergebombte Altstadt gänzlich aus dem Stadtbild verschwunden, später weitestgehend mit der städtebaulich verschandelnden Anlage des im Baustil des „Brutalismus“ errichteten technischen Rathauses überbaut,  bis es auf Druck der Bürgerinitiative Pro Altstadt e. V., dem Engagement des Historischen Museums und aufgrund der Initiative des Architekten Jochem Jourdan zur detailgetreuen Rekonstruktion im Zuge des Dom-Römer-Projektes von 2007 bis 2018 kam.

Der Blick auf  das Renaissance-Gebäude die Goldene Waage vom Marktstrasse her, wenn man aus der U-Bahnstation Dom-Römer kommt. © Foto: Diether v Goddenthow
Der Blick auf das Renaissance-Gebäude die Goldene Waage vom Marktstrasse her, wenn man aus der U-Bahnstation Dom-Römer kommt. © Foto: Diether v Goddenthow

Während im Erdgeschoss seit Frühjahr 2019 das „Kaffeehaus Goldene Waage“ einzog, hat das Historische Museum die beiden Obergeschosse des Vorderhauses mit Möbeln, Gemälden und Alltagsgegenständen des 17. und 18. Jahrhunderts so eingerichtet, wie sie die wohlhabende Händlerfamilie van Hamel bewohnt haben könnte, die 1618 das Haus erbauen ließ. Ab dem 14. Dezember 2019 können nun nach Fertigstellung diese Stilräume im Rahmen von Führungen durch das Historische Museum besichtigt werden, wobei der Treffpunkt stets im Foyer des Historischen Museum ist.

Die Museums-Etagen plus Belvederchen
In der ersten Etage über dem „Kaffeehaus Goldene Waage“ mit Wendeltreppenzugang im Flurbereich des Cafès befinden sich die beiden größten Räume: „Große Stube“ und  „Hintere Stube“.

Große Stube

Die „Große Stube“ , der repräsentativste Raum mit einer - hier nicht zu sehenden - wunderbaren rekonstruierten Originalstuckdecke gehört zu den Highlights.  Museumsdirektor Jan Gerchow erläuftert die Bedeutung dieses Raumes, indem gewohnt und auch Geschäfte abgeschlossen wurden. © Foto: Diether v Goddenthow
Die „Große Stube“ , der repräsentativste Raum mit einer – hier nicht zu sehenden – wunderbaren rekonstruierten Originalstuckdecke gehört zu den Highlights. Museumsdirektor Jan Gerchow erläuftert die Bedeutung dieses Raumes, indem gewohnt und auch Geschäfte abgeschlossen wurden. © Foto: Diether v Goddenthow

Die Große Stube, so Maren Christine Härtel, Kuratorin und Leiterin der Restaurierungswerkstätten des Historischen Museums, diente neben Wohnzwecken vor allem der Repräsentation der Hausherren, was sich an der teuren Ausstattung, etwa den Seidentapeten oder der aufwendig gestalteten Stuckdecke mit der Darstellung von exotischen Früchten, Vögeln, Musikinstrumenten und Putten zeige. Zwei Stuck-Szenen aus dem Alten Testament, die Opferung Isaaks durch Abraham und der Besuch der Engel im Hein Mamre, verwiesen auf den Vornamen des Erbauers. Besucher können hier auch wertvolle Möbel, etwa einen doppelgeschossigen Fassadenschrank um 1620 und andere Schmuck- wie Alltagsgegenstände betrachten.

Hintere Stube

Die „Hintere Stube“ war um 1620 die  Schlafstätte der Töchter des Hauses. © Foto: Diether v Goddenthow
Die „Hintere Stube“ war um 1620 die Schlafstätte der Töchter des Hauses. © Foto: Diether v Goddenthow

Die Hintere Stube war um 1620 die Schlafstätte der Töchter des Hauses. In späterer Zeit, als man größeren Wert auf eine Privatsphäre legte, teilte man den Raum in zwei Zimmer, so der Museumsdirektor. Das Zimmer wurde als ein reines Schlafzimmer mit wertvollen Möbeln für gehobenes Wohnen des 17. Jahrhunderts nachempfunden, darunter ein Ehebett mit geschnitzten Bibelszenen am Fußteil und einem zweitürigen Schrank mit ebenfalls reicher Schnitzarbeit im Knorpelstil, einem Vorläufer des späteren Frankfurter Schranks, so der Museumsdirektor.

Zweite Etage mit Pelikan-, Musik-, Spiele- und Wirtschafts-Zimmern

In der zweiten Museums-Etage befinden vier Räume. Hier die Presse-Führung mit Jan Gerchow im Pelikanzimmer. © Foto: Diether v Goddenthow
In der zweiten Museums-Etage befinden vier Räume. Hier die Presse-Führung mit Jan Gerchow im Pelikanzimmer. © Foto: Diether v Goddenthow

Pelikanzimmer

Der hier an der Decke in Stuck dargestellte Pelikan, der sich die Brust aufreißt, um seine Jungen zu füttern, symbolisiert den Opfertod Jesu Christi.  © Foto: Diether v Goddenthow
Der hier an der Decke in Stuck dargestellte Pelikan, der sich die Brust aufreißt, um seine Jungen zu füttern, symbolisiert den Opfertod Jesu Christi. © Foto: Diether v Goddenthow

Das Pelikanzimmer ist mit seiner Ecklage und beiden Fensterreihen zum Markt und Höllgasse der hellste Raum. Es diente  als Schreibstube, quasi als Büro. Es ist unter anderem  ausgestattet  mit einem Kabinettschrank aus dem Besitz Friedrich Ludwig von Gans (Flandern, 1. Drittel 17. Jh.), einer Münzwaage, einer Eisernen Truhe (Geldtruhe). Truhentisch usw. Der Name des Zimmers leitet sich ab von einem im Deckenstuckwerk verewigten christlich-symbolträchtigen Pelikan, dem Wappentier der der Familie van Hamel nachfolgenden Familie Barckhaus.

Musikzimmer

Im Musikzimmer wird neben wertvollen Möbeln auf Virginal, ein platzsparendes Cembalo, gezeigt, die im 17 Jahrhundert in großbürgerlichen Haushalten beliebt waren. © Foto: Diether v Goddenthow
Im Musikzimmer wird neben wertvollen Möbeln auf Virginal, ein platzsparendes Cembalo, gezeigt, die im 17 Jahrhundert in großbürgerlichen Haushalten beliebt waren. © Foto: Diether v Goddenthow

Ein offener Durchgang führt nebenan ins Musikzimmer, welches ursprünglich wohl als Schlafzimmer und  geschäftlichen Zwecken diente, und erst im 18. Jahrhundert Musikzimmer wurde, als das häusliche Musizieren einen festen Platz im weiblichen Bildungskanon des Bürgertums einnahm, so Jerchow.

Spielekammer

Das Spielezimmer mit Ausbilck direkt auf den Dom.© Foto: Diether v Goddenthow
Das Spielezimmer mit Ausbilck direkt auf den Dom.© Foto: Diether v Goddenthow

Gegenüber befindet sich die Spielekammer, ausgestattet unter anderem mit dem Brettspiel Tricktrack auf einem „wandelbaren“ barocken Spieltisch, der auch zum Schreiben benutzt werden konnte. Außerdem: Zwei barocke Armlehnstühle sowie niederländische Früchte-Stillleben, die besonders beliebt waren, da sie zugleich auch Waren zeigten, mit dem gehandelt wurde. Spiele sorgten neben Musizieren für Zeitvertreib innerhalb der Familie und mit Gästen.

Wirtschaftsraum

Original Delfter Kacheln um 1618. © Foto: Diether v Goddenthow
Original Delfter Kacheln um 1618. © Foto: Diether v Goddenthow

Der seitlich benachbarte Raum ist der sogenannte Wirtschaftsraum, der im frühen 17. Jahrhundert wohl als Schlafraum für die Söhne der Familie diente. Denn die eigentlichen Wirtschaftsräume sowie die Küche befanden sich im Hinterhaus der Goldenen Waage, so Jerchow. Aber um den Eindruck von der Ausstattung eines bürgerlichen gehobenen Haushaltes im frühen 17. Jahrhundert zu geben, habe man die ehemalige Schlafkammer für die Präsentation des typischen Geschirrs genutzt, welches überwiegend aus Zinn oder Steinzeug bestand.

Belvederchen – Erholung im Dachgarten

Das Belvederchen, die Dachterrasse des Barocks, diente der Erholung.  © Foto: Diether v Goddenthow
Das Belvederchen, die Dachterrasse des Barocks, diente der Erholung. © Foto: Diether v Goddenthow

Auf dem Dach erwartet die Besucher ein weiteres Highlight, das sogenannte Belvederchen mit kleinem Dachgarten. Es diente mit seinem Zierbrunnen im Dachgärtchen, einer hölzernen, reichlich ausgemalten Laube und dem Ausblick auf den benachbarten Domturm der Erholung. Das Belvederchen der Goldenen Waage galt als die schönste Dach-Erholungs-Oase in ganz Frankfurt.

Zur Geschichte der Goldenen Waage – Religionsflüchtling van Hamel

In seiner Eckposition markierte das Haus zur Goldenen Waage den Beginn des sogenannten Krönungsweges vom Dom zum Römer. Diese günstige Lage wird wohl der ausschlaggebende Grund für Abraham van Hamel gewesen sein, als er die Immobilie im Jahre 1605 von der verwitweten Maria Margarethe Gaßmann erwarb. Während seiner Lebenszeit kam van Hamel gleich zweimal in den Genuss eines Logenplatzes im eigenen Haus: 1612 bei der Wahl und Krönung von Kaiser Matthias und am 9. September 1619 bei der Krönung Kaiser Ferdinands II.

Der Erbauer Abraham van Hamel Abraham van Hamel stammte ursprünglich aus Tournai, einer seit dem Mittelalter im Textilgewerbe bedeutenden Stadt in den Spanischen Niederlanden, die heute im französischsprachigen Teil Belgiens liegt. 1581 verließ er seine Heimat, nachdem das calvinistisch geprägte Tournai sich nach dem verlorenen Unabhängigkeitskrieg den spanischen Truppen ergeben musste: Der reformierten Bevölkerung, die nicht bereit war, zum katholischen Bekenntnis zurückzukehren, wurde eine dreimonatige Frist gesetzt, binnen deren sie ihren Besitz veräußern und auswandern mussten. Zahlreiche seiner Landsleute und Glaubensbrüder fanden den Weg in die Reichsstadt am Main. Über vierzig Kaufleute aus Tournai – meist Tuch- und Seidenhändler, die auch als Verleger fungierten – waren bis 1600 nach Frankfurt gekommen, wenngleich mancher weiterzog. Für Abraham van Hamel überwogen die wirtschaftlichen Vorteile der Handels- und Messestadt Frankfurt ganz offensichtlich gegenüber den religiösen Beschränkungen. Er blieb und bekam am 19. November 1599 das Frankfurter Bürgerrecht verliehen.

Van Hamels Entscheidung, in Frankfurt zu bleiben, erwies sich als gute Wahl: Seine Geschäfte als Zuckerbäcker, später vor allem als Gewürz- und Materialwarenhändler florierten. Diese Kombination war nicht ungewöhnlich, zumal sich mit Gewürzen und allerlei natürlichen Substanzen, die zu medizinisch-kosmetischen Zwecken oder in der Seidenfärberei gebraucht wurden (den „Materialwaren“), gutes Geld verdienen ließ.  Van Hamel zählte später zu den wohlhabendsten Frankfurter Bürgern, wie wir seinem umfangreichen Immobilienbesitz entnehmen können, der neben einer Windmühle am Main auch die Goldene Waage, die Nachbarhäuser Hölle und Miltenberg sowie das anschließende Haus Zur Wolkenburg auf dem Krautmarkt umfasste. Im Auftrag van Hamels, nach vielen Verzögerungen und Streitereien, war der Neubau der Goldenen Waage 1619 weitgehend abgeschlossen. Mit seiner großen Familie, seinem Geschäft und den zu einem solchen Haushalt selbstverständlich dazugehörenden Angestellten – von Köchin und Mägden bis zu Lehrlingen, Gesellen und Kaufmannsdienern – zog er in sein neues Heim. Entstanden war ein wahrer Prachtbau, der mit den eleganten, nachts von hölzernen Läden verschlossenen Sandsteinarkaden des Erdgeschosses, dem aufwendigen Schmuckfachwerk und weiteren reichen Verzierungen seine Umgebung überstrahlte. Die Hausherren ließen ihre Porträts sehr selbstbewusst in den Kragsteinen über dem Eingang zum Markt verewigen; direkt über der Tür prangte das Ehewappen von Abraham van Hamel und Anna de Litt. Auch das goldene Hauszeichen auf der Ecke von Markt und Höllgasse kündete gleichsam von Glanz und Reichtum des Erbauers.

Traditionelle Verbundenheit zum Historischen Museum

Seit über 100 Jahren sind das Haus zur Goldenen Waage und das Historische Museum Frankfurt eng verbunden, so Jerchow. 1913 hatte das Museum dieses prachtvolle Altstadthaus übernommen, zunächst um es als Bürofläche und Bibliothek zu nutzen. Als Ausstellungshaus nutzte das Museum die Goldene Waage von 1928 bis zur Räumung 1942. Das fünfzigjährige Jubiläum des Museums 1928 wurde Anlass zur Einrichtung der großen, alle Häuser des Museums überspannenden Ausstellung „Aus Alt-Frankfurter Bürgerhäusern“. In der Goldenen Waage waren vor allem Möbel, Gemälde und andere Gebrauchs- und Einrichtungsgegenstände des 17. und frühen 18. Jahrhunderts konzentriert, überwiegend aus den Museumssammlungen. Nach der weitgehenden Zerstörung des Hauses in der Bombennacht des 22. März 1944 blieb der ehemalige Standort über Jahrzehnte unbebaut, auch weil die Goldene Waage auf historischem Grund stand: Das prominente Grundstück lag direkt neben der karolingischen Pfalz – das Haus selbst ruhte mit seinem südlichen Giebel sogar direkt auf der Außenmauer der Aula Regia, der Königshalle der Pfalz. Dies ist ein Grund, warum der Nachbau 2014– 2019 nicht ganz exakt an der ursprünglichen Stelle erfolgen konnte und auch auf die Wiederherstellung der Kellergewölbe verzichtet werden musste.

Führungen zur Goldenen Waage

Der Besuch im Haus zur Goldenen Waage ist ausschließlich im Rahmen von Führungen möglich. Öffentliche Führungen finden täglich (außer am Montag) um 16 Uhr statt und starten im Foyer des Historischen Museums. Die Führungen dauern 90 Minuten. Treffpunkt ist im Foyer des Historischen Museums im Saalhof. Dort geht es zunächst zum „Altstadt-Drama“, wo Sie die bewegte Geschichte der Goldenen Waage im Kontext der Geschichte der Frankfurter Altstadt erfahren. Von dort führt der Weg in die Goldene Waage. Dort gibt es eine Garderobe für Jacken, Mäntel und kleinere Taschen. Größere Gepäckstücke müssen in den Schließfächern im Historischen Museum deponiert werden. In den kleinen Räumen werden viele wertvolle Sammlungsobjekte ungeschützt präsentiert, weshalb die Führungen von Aufsichtspersonal begleitet werden. Ständige Öffnungszeiten gibt es nicht. Es ist kein Personal vor Ort. Die Räume werden nicht vermietet. Für die Teilnahme an einer Führung ist eine Anmeldung beim Besucherservice erforderlich.

Außenbereich zum Dom hin des Kaffeehauses Goldene Waage. © Foto: Diether v Goddenthow
Außenbereich zum Dom hin des Kaffeehauses Goldene Waage. © Foto: Diether v Goddenthow

Eintritt
Der Eintritt kostet 8 €/erm. 4 € + 6 € Führungsgebühr (das Ticket schließt die Dauerausstellungen des Museums ein). Individuelle Gruppenführungen (max. 20 Personen) können ebenfalls über den Besucherservice gebucht werden und kosten 220 € pro Gruppe, am Wochenende/Feiertag 240 €, fremdsprachig + 10 €. Die Zugänge im Haus zur Goldenen Waage sind leider nicht barrierefrei

Anmeldung beim Besucherservice des Historischen Museums
historisches-museum150Den Besucherservice des Historischen Museums erreichen Sie montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr telefonisch unter +49 69 212-35154 oder per E-Mail unter besucherservice@historisches-museum-frankfurt.de.

Exklusive Event-Führungen „Spuk in der Goldenen Waage“
Erfahren Sie, was passiert, wenn ein moderner Nachfahre von Abraham van Hamel im Haus übernachtet und Nachforschungen zu seiner Familiengeschichte betreiben will. Vielleicht erfährt er mehr, als ihm lieb ist. Denn wer die Geister in der ‚alten Hölle‘ (wie das Grundstück im Mittelalter hieß) wieder erweckt, der wird sie so schnell nicht wieder los! Öffentliche Termine für „Spuk in der Goldenen Waage“: Mittwoch, 22. Januar, 16 und 18 Uhr Sonntag, 2. Februar, 14 und 16.30 Uhr Sonntag, 8. März, 14 und 16.30 Uhr Sonntag, 26. April, 14 und 16.30 Uhr Der Eintritt kostet 25 € pro Person. Für die Teilnahme an einer Event-Führung zur Goldenen Waage ist eine Anmeldung beim Besucherservice erforderlich. Sie können Ihre eigene Event-Führung buchen. Kontaktieren Sie unseren Besucherservice. Weitere Informationen: historisches-museum-frankfurt.de/goldene-waage

Deutsches Architekturmuseum: DAM Preis 2020 für Architektur in Deutschland

© DAM
© DAM

Nach einer Meldung des Deutsche Architekturmuseums (DAM), haben sich nun aus der Shortlist von 12 Architekturprojekten fünf Finalisten zum DAM Preis 2020 qualifiziert, der Ende Januar 2020 im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt verliehen wird.

Seit 2007 werden mit dem DAM Preis für Architektur in Deutschland jährlich herausragende Bauten in
Deutschland ausgezeichnet. 2020 wird der Preis vom Deutschen Architekturmuseum (DAM) bereits zum vierten Mal in enger Zusammenarbeit mit JUNG als Kooperationspartner in einem gestaffelten Juryverfahren vergeben.

Eine Expertenjury unter Vorsitz von Stephan Schütz (gmp Architekten von Gerkan Marg und Partner, Gewinner des DAM Preis 2019) hatte nun aus dem Feld der Shortlist die fünf Projekte für die engere Wahl der Finalisten zum DAM Preis 2020 bestimmt. Informationen zu Shortlist und Finalisten sowie einen profunden Überblick zum Baugeschehen in und aus Deutschland bietet die Internetpräsenz zum DAM Preis dam-preis.de.

Die Finalisten:

James-Simon-Galerie, Berlin, Deutschland David Chipperfield Architects

James-Simon-Galerie. © Foto: Diether v Goddenthow
James-Simon-Galerie. © Foto: Diether v Goddenthow

Zwischen Kupfergraben und Neuem Museum gelegen, übernimmt die James-Simon-Galerie als neues Eingangsgebäude der Berliner Museumsinsel zentrale Servicefunktionen und leitet die Museumsbesucher über die Archäologische Promenade in die einzelnen Häuser. Die Architektursprache bedient sich vorgefundener Elemente wie gebauter Topografie, Kolonnade und Freitreppe. Durch die Staffelung der Gebäudemasse bleibt der Blick von der Schlossbrücke in die Tiefe der Museumsinsel und auf die Westfassade des Neuen Museums erhalten. Die Uferkante zum Kupfergraben wird durch einen steinernen Sockel ausgebildet, über dem sich die Hochkolonnade mit schlanken Stützen erhebt. Eine breite Freitreppe empfängt die Besucher. Auf der oberen Ebene gelangen sie in das großzügige Foyer mit direktem Anschluss an das Pergamonmuseum. Das Foyer, in dem auch das Café gelegen ist, öffnet sich zu einer Terrasse, die sich über die gesamte Länge des Gebäudes erstreckt und auch außerhalb der Öffnungszeiten frei zugänglich ist. Im Mezzaningeschoss unter dem Haupteingangsfoyer befinden sich der Museumsshop, eine große Garderobe und Schließfächer, im Sockelgeschoss liegen Ausstellungsbereiche und das Auditorium.

taz Neubau, Redaktions- und Verlagsgebäude, Berlin, Deutschland E2A

Der Neubau der taz vermittelt in seiner besonderen Ecklage an der Friedrichstrasse zwischen dem traditionellen Berliner Block und den Solitärbauten aus der Zeit der IBA von 1984. Aus der Kombination von Ecke und Block wurde eine einfache Lösung vorgeschlagen: Entlang der Friedrichstrasse werden die Berliner Traufhöhen übernommen und der Block weitergeführt. Ein Rücksprung in der Fassade entlang der Friedrichstrasse bildet ein klar akzentuierter Eingang. Das strukturelle System des neuen Hauses ist als Netz ausgebildet. Mit möglichst wenigen Elementen wird eine grösstmögliche Belastbarkeit erreicht. Es ist eine Struktur, in der alle Teile gleichviel leisten müssen und nur zusammen Stabilität erreichen. Es ist ein System ohne Hierarchie. Die architektonische Anmutung des neuen Hauses für die taz wird so Struktur und Sinnbild der Organisation zugleich. Die Hauptstruktur besteht aus diagonalen Verstrebungen entlang der Gebäudehülle und erfordert keine zusätzliche Unterstützung auf der Innenseite. Die dreizehn Meter tiefen Büroflächen schaffen eine Werkstattatmosphäre und ermöglichen eine Vielzahl unterschiedlicher Arbeitsformen. Die Treppenskulptur im Zentrum des Neubaus bildet aufgrund ihrer Dimension und Plastizität eine vertikale Fussgängerzone über die ganze Höhe des neuen Hauses. Sie ist ein Ort der Begegnung und des informellen Austauschs. Hier atmet das Gebäude und fördert die spontane Kommunikation.

Eingangsgebäude Freilichtmuseum Glentleiten, Deutschland Florian Nagler Architekten GmbH

Die Architekten begeistert an den Bauernhäusern des Oberlandes, dass einer einfachen äußeren Geometrie ein vielschichtiges Inneres, sowohl im Hinblick auf die Funktion als auch die Konstruktion, gegenübersteht. Dieses Prinzip hat sie auch beim neuen Eingangsgebäude des Freilichtmuseums Glentleiten inspiriert. Die Idee war, ein großes, einfaches Dach zu bauen und darunter eine robuste Struktur, die die gewünschten Funktionen aufnehmen kann und dabei auch flexibel und damit nachhaltig ist. Das Dachvolumen orientiert sich Maßstab der umliegenden Gebäude und fügt sich dabei erstaunlich gut in den Kontext ein. Die Gestaltung der Fassaden nimmt mit zwei großen Zugangstoren zum Museum und zur Gastwirtschaft Bezug auf die Tore des benachbarten Starkerer Stadels, ist dabei jedoch fast abstrakt gehalten. Die traditionelle Dachform und die einfachen Holzfassaden erinnern auf den ersten Blick an landwirtschaftliche Funktionsbauten, deren Anblick im bayerischen Voralpenland vertraut ist. Die Ausführung im Detail weicht dann jedoch von den vertrauten Bildern etwas ab. Auf der unteren Zugangsebene liegen der Eingang zum Museum, die Sonderausstellung und alle dazu gehörigen Räume. Im Geschoss darüber ist das Wirtshaus untergebracht, das durch die geschickte Ausnutzung der Topografie einen barrierefreien externen Zugang und Austritt in den Biergarten erhält. Flächen, die kein Tageslicht benötigen, sind in den sanften Hang eingegraben, das Gebäudevolumen wird dadurch optisch reduziert.

Stylepark Neubau am Peterskirchhof, Frankfurt am Main, Deutschland NKBAK

In Frankfurts Innenstadt sollte ein Wohn- und Geschäftshaus in einen Hinterhof erweitert werden. Das Besondere an dieser Bauaufgabe war– entgegen üblicher Hinterhofsituationen – die Sichtbarkeit der neuen Bebauung vom angrenzenden Peterskirchhof aus. Diese parkähnliche Anlage mit seiner umgrenzenden Friedhofsmauer ist denkmalgeschützt. Im Konzeptgedanken steht nicht eine Abgrenzung, sondern das Weiterbauen und die Akzentuierung der Zeitschichten im Vordergrund. Der Neubau wurde daher mit einer Klinkerfassade auf die Friedhofsmauer aufgebaut. Das Sichtmauerwerk ist mit verschiedenen Steinformaten horizontal geschichtet, sodass sich das (Zeit-)Schichten auch in der Materialität manifestiert. Die Bebaubarkeit war auf Grund der Abstandsregelungen begrenzt. Die Kubatur ist im Hinblick auf die Baumasse und die Belichtungssituationen präzise abgestimmt. Im Erdgeschoss wurde eine bereits vorhandene Gewerbeeinheit erweitert. In den Obergeschossen entstanden zwei Wohneinheiten. Sie sind ein Beitrag zur Verdichtung der Frankfurter Innenstadt mit der Schaffung von Wohnraum.

„einfach gebaut“, Berlin, Deutschland orange architekten

Die Architekten kauften das als unbebaubar geltende Grundstück selber und entwickelten und realisierten das Wohnensemble komplett in Eigenregie. Durch die Aufständerung der Baukörper blieben die Fußwege als auch die Durchlüftung des Quartiers gewahrt. Ebenso konnten die meisten Bäume erhalten werden, da das gesamte Gebäude zwischen den Wurzelbereichen positioniert wurde. Das Gebäude besteht aus zwei voneinander unabhängigen Teilen. Im fünfgeschossigen, schmalen „Langhaus “ befinden sich großzügige Lofts. Die Wohnungen sind zur Südseite hin komplett verglast. Von den durchgehenden Balkons schauen die Bewohner direkt in die Baumwipfel. Auf der Nordseite befinden sich Laubengänge. Das „Atelierhaus“ besteht aus drei übereinander gestapelten Apartments von 40 Quadratmetern. Beide Gebäudeteile werden durch ein straßenseitiges, außen liegendes Treppenhaus erschlossen. Als Alternative zum WDVS entwickelten die Architekten eine Netzfassade mit gesteckter Wärmedämmung, ohne jede Verbundmaterialien, die vollständig und sortenrein demontabel und rezyklierbar ist. Am Boden wurde statt mit Estrich und Klebeparkett mit einer lose liegenden, massiven Brettschichtholzplatte in einem einzigen Bauelement die Funktionen Estrich und Fußboden vereint. Es gibt in allen Wohnungen Sichtbetondecken. Schiebeelemente ersetzen Wände aus Gipskarton und ermöglichen eine flexible Nutzung der Flächen. Zugunsten einer Deckenhöhen von drei Metern wurde auf ein mögliches weiteres Geschoss verzichtet.

PREISVERLEIHUNG UND ERÖFFNUNG: Fr, 31. Januar 2020, 19 Uhr \ DAM Auditorium

© Foto: Diether v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

Deutsches Architekturmuseum (DAM)
Schaumainkai 43
60596 Frankfurt am Main