„Tod und Teufel – Faszination des Horrors“ ab 1. März 2024 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt

Dmitry Smirnov, Zombie Boy (Rick Genest), 2011
Dmitry Smirnov, Zombie Boy (Rick Genest), 2011

Das Hessische Landesmuseum Darmstadt zeigt vom 1. März bis 2. Juni 2024 die Ausstellung »TOD UND TEUFEL. Faszination des Horrors«, die in Kooperation mit dem Museum Kunstpalast entstanden ist. Mit mehr als 100 Meisterwerken vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert zeigt sie einen Abriss der Kunstgeschichte des Grauens. Sie beleuchtet die jahrhundertalte Faszination des Horrors. Schrecken und Grauen begleitet die Menschheit durch die Jahrhunderte. Dem Unbehagen davor steht jedoch in Kunst und Kultur ein lustvolles Interesse daran, manchmal gar ein humorvoller Zugang gegenüber. Die Ausstellung thematisiert erstmals die vielfältige und mehrdeutige Geschichte des künstlerischen Umgangs mit dem Schrecken sowie die Aktualität des Horrors in Mode, Musik, Film und der zeitgenössischen Kunst. Das Spektrum der mehr als 100 gezeigten Werke reicht von klassischer Malerei und Skulptur bis zu aufwendigen Installationen.

Schon in der Renaissance hatten Visionen von Hölle und Tod eine anziehende und zugleich faszinierende Wirkung. In der schwarzen Romantik und der Literatur Edgar Allan Poes erreichte die Faszination für das Grauen einen ersten Höhepunkt. Zu einem epochemachenden Phänomen wurde sie dann im Laufe des 19. Jahrhundert. Bildende Künstler*innen, die sich der Wissenschaft und Rationalität der Aufklärung verweigerten, wandten sich der Emotionalität, der Wildheit der Natur und übernatürlichen Themen zu. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sorgten dann blutrünstige Shows in Gruseltheatern wie dem Grand Guignol in Paris dafür, den Hunger nach der Lust des Schauderns zu stillen. Zeitgleich entwickelten frühe Horrorfilme die Hauptfiguren und Strategien der spannungsgeladenen und schaurigen Erzählkunst.

Die Ausstellung »TOD UND TEUFEL. Faszination des Horrors« zeigt mit Meisterwerken vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert den Ursprung der Darstellung des Grauens in der Kunst- und Kulturgeschichte. Der Schwerpunkt der Schau liegt auf Arbeiten der letzten zwanzig Jahre von Künstler*innen wie Alexander McQueen, den Chapman Brothers, Billie Eilish, Lars von Trier, Berlinde de Bruyckere, Mary Sibande und vielen anderen präsentiert. Death Metal und die blutgefüllten Turnschuhe von MSCHF treffen auf Beiträge von Andres Serrano und Eliza Douglas. Sie alle rufen mit ihren Werken ambivalente Gefühle von Angst, Unbehagen, aber auch Begeisterung hervor. Vollziehen sie damit einen Regelbruch? Überschreiten sie die Grenzen der gesellschaftlichen Konventionen? Auf jeden Fall sollen die Werke unter die Haut gehen und die Fantasie beflügeln.

Die Ausstellung

Die Präsentation beginnt mit einem Prolog, der veranschaulicht, wie die Kunst- und Kulturgeschichte von dem Thema Tod und Schrecken geprägt sind. Von den fantastischen Dämonen der Renaissance, die zu sündigem Verhalten verführen sollen, über die Landschaften der Romantik, die von Ruinen und Schatten durchdrungen sind, spannt sich ein Bogen bis hin zu den expressiven Gestalten, die in den frühen Horrorfilmen des 20. Jahrhunderts auf ihre Opfer lauern.

Der Hauptteil der Ausstellung legt den Fokus auf aktuelle Positionen in Kunst, Mode und Popkultur und geht den Fragen nach: Was passiert mit den klassischen Monstern, wenn die Ikonographie des Grauens zum Stilelement in der Pop-Kultur und Mode wird? Schwarze Kleidung und blasses Make-up, Markenzeichen der Goth-Ikonen, werden erweitert um Elemente aus Fantasy, Pop und Sportswear. Im Gegenzug halten Anregungen aus der Goth-Subkultur in die High Fashion Einzug: Alexander McQueen hat seine Kollektionen mit Narrativen von Trauma und Mysterium angereichert, Rick Owens und Rei Kawakubo haben die klassische Silhouette mit fremden, fast monströsen Anhängseln versehen und John Galliano sowie John Paul Gaultier haben den dunklen Glamour historischer Designs zum Vorschein gebracht. Junge (Mode-)Designer*innen wie MSCHF, Fantich & Young und Thom Browne finden in der Auseinandersetzung mit der Bildwelt des Horrors neue Wege, um zu rebellieren. Die Ablehnung von gängigen ästhetischen Normen ist fast zum Mainstream geworden.

Im Bereich der Musik stellt die Verwendung von Motiven des Grauens eine interessante Schnittmenge zwischen bisher unvereinbaren Genres dar. Während Metal und Rock, die einst mit Tod und Goth-Kultur assoziiert wurden, Elemente aus Pop und Hip-Hop übernehmen, verleihen sich Hiphop Künstler*innen wie Lil Nas X und Sängerin Billie Eilish durch die Verwendung einer Ästhetik des Schreckens ein neues Image. Die Adaption der Bildwelt des Horrors wird zu einem wichtigen Stilmittel, mit dem sich die Musiker*innen als gesellschaftliche Outlaws oder als missverstandene Monster kennzeichnen.

Die Auflösung der Grenzen ist im Film ebenso spürbar, und zwar nicht nur in Bezug auf die Genres, sondern auch hinsichtlich der grundlegenden Einteilung in ‚Gut‘ und ‚Böse‘ und der ‚wahren‘ Quelle des Horrors. Dracula und seine Nachfahren im frühen zwanzigsten Jahrhundert haben in zeitgenössischen Interpretationen eine Wandlung von schrecklichen Monstern hin zu romantischen, gequälten Seelen vollzogen, Figuren, die mit den Widrigkeiten des Alltags kämpfen und sich nach Zugehörigkeit sehnen. Auch Zombies sind in Serien wie »The Walking Dead« nicht mehr das ultimative Übel, sondern dienen als Hintergrundfolie, um den Menschen, der in einer dystopischen Welt ohne gesellschaftliche Ordnung auf sich gestellt ist, als eigentliche Bestie hervorzuheben.

Die Werke der modernen Kunst wiederum thematisieren Tod, Unheil, groteske Körper, grenzüberschreitende Mischwesen und gebrochene Identitäten. Daher vereint die Ausstellung blutrünstige postkoloniale Kritik von Adriana Varejão mit den Zeichen gesellschaftlicher Ungerechtigkeit in der Arbeit von Mary Sibande. In ähnlicher Weise kommt das Monströse in den skurrilen Gothic-Porträts von Amandine Urruty zum Ausdruck. Andres Serrano und Mat Collishaw verdeutlichen, dass Bilder des Todes unter die Haut gehen. Die Horrorsymbole, die in vielen Arbeiten aufgegriffen werden, sind Zeichen des Protests und des selbstbewussten Andersseins oder einfach beunruhigende Erinnerungen an die Sterblichkeit des Menschen.

Der Vorverkauf für die Ausstellung starte am Freitag, dem 8.Dezember 2023

Der Kauf des Onlinetickets für 12 Euro, ermäßigt 8 Euro jeweils inkl. Dauerausstellung ist über die Homepage möglich unter: https://shop.hlmd.de/de/tickets/1936

Tickets gibt es auch an den Museumskassen.

ZBK Mainz lädt zur Prämierung des Lebkuchen-Bau-Wettbewerbs ein

(c) Zentrum Baukultur
(c) Zentrum Baukultur

Mainz. Am Donnerstag, den 14. Dezember 2023, um 17 Uhr, heißt es im Brückenturm Mainz wieder: „And the winners are…“. Beim der traditionellen Jahresabschlussveranstaltung des Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz werden die Gewinner des Lebkuchen-Bau-Wettbewerbs gekürt.

Zum Jahresausklang lädt das Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz wieder zur Prämierung der Preisträger des Lebkuchen-Bau-Wettbewerbs ein. Noch bis zum 8. Dezember, von 10 bis 18 Uhr, können die Backwerke von Groß und Klein im Zentrum Baukultur im Brückenturm abgegeben werden.

Neben der Vergabe der Jurypreise, wählt das Publikum am Abend unter den Einreichungen das schönste Backwerk aus. Die besten Backmeister verschiedenster Altersstufen und Kategorien – darunter auch das originellste „Makingof“-Video – wurden vorher bereits durch eine Expertenjury ermittelt und dürfen sich über Geld- und Sachpreise freuen. Gekürt wird unter anderem das schönste Knusperhäuschen der ganz kleinen Baumeister (bis 6 Jahre). Anerkennung finden alle eingereichten Backwerke in Form einer Ausstellung, die am Abend besichtigt werden kann.

ZDF-logo! – Moderator Sherif Rizkallah führt durch die Preisverleihung. Es darf außerdem gebaut und gebastelt werden. Kulinarisch weihnachtliche Genüsse mit Glühwein, Kinderpunsch, Lebkuchen und Brezeln sowie Live-Musik von den Jazzpotatoes runden den Abend ab. Der Eintritt ist wie immer kostenfrei.

Um Anmeldung wird gebeten unter: ANMELDUNG ZUR PRÄMIERUNG
Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz
im Brückenturm Mainz
Rheinstraße 55,
55116 Mainz
Öffnungszeiten Mi bis Fr, 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung.
Geschlossen an Feiertagen und in den Schulferien!
www.zentrumbaukultur.de

Bonewitz liest Bonewitz in Mainzer Kunst Galerie am 9.12.2023 um 12 Uhr

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Zum Abschluss der Ausstellung „Ein Narr an der Staffelei. 90 Jahre Herbert Bonewitz – mit Pinsel und spitzer Feder“ liest Michael Bonewitz ausgewählte Texte von Herbert Bonewitz aus seinem Buch „Aus heiterem Himmel“ am 9. Dezember um 12 Uhr in der Mainzer Kunst Galerie (Weihergarten 11). „Es ist ein kleines Dankeschön für das überwältigende Interesse an den Zeichnungen meines Vaters“, so Michael Bonewitz. Rund 50 Werke von Herbert Bonewitz wurden dort seit 4. November ausgestellt und für einen guten Zweck zum Verkauf angeboten. Am Samstag wird die voraussichtliche Spendensumme bekanntgegeben. Die ausgestellten Gemälde und Zeichnungen befinden sich im Nachlass seiner Kinder, Ulrike Stumpf und Michael Bonewitz. Die Finissage ist am 9. Dezember von 11 bis 16 Uhr. Zu den Spendenempfängern zählen die Fördervereine des unterhaus und des Fastnachtsmuseums, das Kabarettarchiv sowie die Pfarrer-Landvogt-Hilfe, die Mainzer Tafel und die Initiative Römisches Mainz (IRM).

https://www.mainzer-kunstgalerie.de/

Aufruf der Frankfurter Kulturverantwortlichen zur Lichterkette am 10. Dezember – das Freie Deutsche Hochstift, Haus am Dom u. viele andere Einrichtungen sind mit dabei

Nie-Wieder-Ist-Jetzt_Banner450In Zeiten gesellschaftlicher Herausforderungen setzt die Kulturszene in Frankfurt ein Zeichen gegen Antisemitismus. 85 Jahre nach den November-Pogromen 1938 sind Jüdinnen und Juden in Frankfurt wieder in Sorge um ihr Leben. Entsetzt sehen wir, dass das Massaker am 7. Oktober und der Terrorangriff von Hamas weltweit, auch in Deutschland, zum Auslöser für andauernde antisemitische Propaganda und Gewalt wurde.

Dazu wollen wir als Kulturverantwortliche in Frankfurt / Rhein-Main nicht schweigen. Wir bekennen uns zu unserer historischen Verantwortung. Wir stehen auf und nehmen Stellung: Im Alltag, bei der Arbeit, im Freundeskreis, in Vereinen und Gemeinden. Wir erheben unsere Stimme gegen Antisemitismus. Wir stellen uns schützend an die Seite von Jüdinnen und Juden. Wer sie angreift, greift uns an. Unsere Solidarität überschreitet religiöse und kulturelle Grenzen.

Als Zeichen dafür rufen wir, unterstützt durch das Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt, zu einer Lichterkette auf. Denn:

Nie wieder ist jetzt!

Jeder und jede aus Frankfurt und Region wird gebraucht. Denn von dieser Stadt mit ihrer vielfältigen Geschichte und Gegenwart soll ein starkes Zeichen der Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft und gegen Antisemitismus und Extremismus in unserer Gesellschaft ausgehen.

Die Kulturverantwortlichen sehen es als ihren demokratischen Auftrag an, in den aktuellen Debatten gegen jede Art der Diskriminierung einzustehen, sowie Empathie, Respekt und Vielfalt zu fördern. Wir wollen gerade jetzt Raum für offenen, kritischen und vielfältigen Gedankenaustausch schaffen und die Gesellschaft gegen jeden Extremismus stärken.

Wir treffen uns, gerne mit eigenen Kerzen, am Sonntag, 10. Dezember, zwischen Eisernem Steg und Ignatz-Bubis-Brücke (Uferweg an der Innenstadtseite des Mains). Beginn 18 Uhr, Ende 18:30 Uhr.

Die Initiative geht aus von Prof. Dr. Joachim Valentin, Direktor des Hauses am Dom und der Katholischen Akademie. Zu den Mitinitiatoren gehören Hanna-Lena Neuser (Direktorin der Evangelischen Akademie Frankfurt), Hauke Hückstädt (Leiter des Literaturhauses Frankfurt), Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken (Direktorin Deutsches Romantik-Museum und Frankfurter Goethe-Haus), Wolfgang David (Direktor des Archäologischen Museums), Dr. Peter Cachola Schmal (Direktor des Deutschen Architekturmuseums), Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich (Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft), Prof Dr. Mirjam Wenzel (Direktorin des jüdischen Museums), Dr. Sebastian Baden (Direktor Schirn Kunsthalle) und Jan Gerchow (Direktor des Historischen Museums). Mit der Unterstützung des Kulturdezernats der Stadt Frankfurt am Main. Und viele mehr: niewiederist.jetzt/

Das Krankenhaus der Zukunft entsteht in Mainz – Neubau der Universitätsmedizin Mainz

Blick in die Zukunft: Herzstück des Neubaus der Universitätsmedizin Mainz wird ein zentrales Gebäude sein. Darin arbeiten die medizinischen Fachdisziplinen interdisziplinär und eng miteinander verzahnt. Behandlungsteams und Patient:innen profitieren von kurzen Wegen. Es entstehen Flächen, die die ambulanten Behandlungsangebote zentralisieren und die den Großteil der Operationssäle auf einem Stockwerk vereinen. Darüber, wie der Gebäudekomplex tatsächlich aussehen wird, entscheidet ein Architekturwettbewerb. Die Skizze zeigt, wie die benötigten Flächen auf dem Gelände der UM untergebracht werden und wie sie sich in die bestehenden und zum Teil denkmalgeschützten Strukturen auf dem Gelände der Universitätsmedizin Mainz einfügen können. © Bild: Universitätsmedizin Mainz
Blick in die Zukunft: Herzstück des Neubaus der Universitätsmedizin Mainz wird ein zentrales Gebäude sein. Darin arbeiten die medizinischen Fachdisziplinen interdisziplinär und eng miteinander verzahnt. Behandlungsteams und Patient:innen profitieren von kurzen Wegen. Es entstehen Flächen, die die ambulanten Behandlungsangebote zentralisieren und die den Großteil der Operationssäle auf einem Stockwerk vereinen. Darüber, wie der Gebäudekomplex tatsächlich aussehen wird, entscheidet ein Architekturwettbewerb. Die Skizze zeigt, wie die benötigten Flächen auf dem Gelände der UM untergebracht werden und wie sie sich in die bestehenden und zum Teil denkmalgeschützten Strukturen auf dem Gelände der Universitätsmedizin Mainz einfügen können. © Bild: Universitätsmedizin Mainz

Neubau der Universitätsmedizin Mainz stellt die Weichen für die Medizin der Zukunft — Vortragsreihe beleuchtet, wie Krankenhausarchitektur heilen hilft.

Die Universitätsmedizin Mainz wird baulich von Grund auf neugestaltet. Das Projekt ist mit einem Volumen von über 2,2 Milliarden Euro der größte Krankenhausbau in Deutschland. Im Rahmen einer öffentlichen Vorlesung am 14. Dezember 2023 beleuchtet der Vorstandsvorsitzende und Medizinische Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, den aktuellen Stand und die Entwicklung des Bauprojekts. Die Veranstaltung ist gleichzeitig der Auftakt zu einer öffentlichen Vortragsreihe, in der Expert:innen aus Medizin, Architektur und Städtebau diskutieren, wie sich Spitzenmedizin der Zukunft und moderne Krankenhausarchitektur verbinden lassen.

Wie ein Krankenhaus geplant, gebaut und gestaltet wird, wie es sich mit der Stadt und seiner Umgebung verbindet — all das hat entscheidenden Einfluss darauf, wie medizinisch erfolgreich, wie nachhaltig und wie effizient dieses Krankenhaus einmal funktionieren wird und wie Patient:innen behandelt, Spitzenforschung betrieben und die medizinischen Fachkräfte der Zukunft ausgebildet werden können. Die Architektur des Krankenhauses hilft heilen.

Dieser Grundsatz leitet auch den Neubau der Universitätsmedizin Mainz. Über 2,2 Milliarden Euro stellt die rheinland-pfälzische Landesregierung für das Vorhaben bereit, das sich über die kommenden 20 Jahre erstrecken wird. Im laufenden Krankenhausbetrieb entsteht der Neubau auf dem jetzigen Gelände des einzigen rheinland-pfälzischen Universitätsklinikums. „Wir wollen ein Krankenhaus bauen, das die Bedürfnisse modernster, interdisziplinärer Spitzenmedizin, medizinischer Forschung und Lehre perfekt verbindet. Und in dem sich Patientinnen und Patienten, Mitarbeitende und Besucherinnen und Besucher gut aufgehoben fühlen“, erklärt Univ.-Prof. Norbert Pfeiffer, Vorstandsvorsitzender und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, den Anspruch des einzigartigen Bauvorhabens. „Mit unserer Vorlesung am 14. Dezember möchten wir Einblicke in das Projekt geben und dies mit Informationen zum aktuellen Stand verbinden.“

Zugleich möchte die Universitätsmedizin Mainz das Thema Krankenhausarchitektur in einem größeren Rahmen betrachten und plant daher eigens eine öffentliche Vorlesungsreihe. In diesem Rahmen diskutieren renommierte Expert:innen aus Medizin, Architektur, Gesundheitsökonomie und Städtebau an der Universitätsmedizin Mainz Voraussetzungen, Herausforderungen und Visionen für den modernen Krankenhausbau. Unter dem Titel „Das Krankenhaus der Zukunft in Mainz“ wendet sich die Ringvorlesung zum Start des Bauprojekts an ein breites Publikum. Norbert Pfeiffer: „Beim Neubau unserer Universitätsmedizin geht es darum, vielfältige Anforderungen auszuloten und zusammenzubringen, Visionen zu entwickeln und kluge Lösungen umzusetzen — diesen spannenden Prozess wollen wir gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden, den Patientinnen und Patienten, den Menschen in Mainz und allen Interessierten in unserer Vorlesungsreihe beleuchten.“

Die Auftaktvorlesung findet statt am Donnerstag, den 14. Dezember 2023 ab 19:00 Uhr im großen Hörsaal der Chirurgie der Universitätsmedizin Mainz (Gebäude 505H, Universitätsmedizin Mainz, Langenbeckstraße 1, 55131 Mainz). Der Eintritt ist frei.

16. Verleihung des rheinland-pfälzischen Brückenpreises für ehrenamtliches Engagement, das Menschen zusammenbringt

Abschlussbild der Feierstunde zur Verleihung des Brückenpreises 2023 am 2. Dezember 2023 durch Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Festsaal der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz mit den Vertretern der ausgezeichneten Initiativen in den sechs Kategorien: 1) „Bürgerschaftliches Engagement von Jung und Alt“ Projekt Neuhäusel 2030, Neuhäusel. 2) „Bürgerschaftliches Engagement von Menschen mit und ohne Behinderung“,Atelier Molemol der Lebenshilfe Speyer-Schifferstadt e.V.  3)„Bürgerschaftliches Engagement für und von Migranten und Flüchtlingen“ Café International Büchenbeuren. 4) „Bürgerschaftliches Engagement gegen soziale Benachteiligung, Ausgrenzung, Hass und Diskriminierung“ Für ein buntes Trier – gemeinsam gegen Rechts e.V. Gemeinsam gegen Antisemitismus. 5) „Bürgerschaftliches Engagement aus Rheinland-Pfalz in die Welt“ Freunde helfen mit Herz – Flüchtlingshilfe für die Ukraine, Heimbach-Weis/Neuwied  6) „Bürgerschaftliches Engagement für eine nachhaltige Welt“ Hack-museumsgARTen – Ein Garten für Alle!, Ludwigshafen. © Foto: Diether von Goddenthow
Abschlussbild der Feierstunde zur Verleihung des Brückenpreises 2023 am 2. Dezember 2023 durch Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Festsaal der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz mit den Vertretern der ausgezeichneten Initiativen in den sechs Kategorien: 1) „Bürgerschaftliches Engagement von Jung und Alt“ Projekt Neuhäusel 2030, Neuhäusel. 2) „Bürgerschaftliches Engagement von Menschen mit und ohne Behinderung“,Atelier Molemol der Lebenshilfe Speyer-Schifferstadt e.V. 3)„Bürgerschaftliches Engagement für und von Migranten und Flüchtlingen“ Café International Büchenbeuren. 4) „Bürgerschaftliches Engagement gegen soziale Benachteiligung, Ausgrenzung, Hass und Diskriminierung“ Für ein buntes Trier – gemeinsam gegen Rechts e.V. Gemeinsam gegen Antisemitismus. 5) „Bürgerschaftliches Engagement aus Rheinland-Pfalz in die Welt“ Freunde helfen mit Herz – Flüchtlingshilfe für die Ukraine, Heimbach-Weis/Neuwied 6) „Bürgerschaftliches Engagement für eine nachhaltige Welt“ Hack-museumsgARTen – Ein Garten für Alle!, Ludwigshafen. © Foto: Diether von Goddenthow

Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat das Engagement von sechs ehrenamtlichen Initiativen mit dem Brückenpreis „Engagement leben, Brücken bauen, Integration stärken in Rheinland-Pfalz“ gewürdigt. „Diese Auszeichnung liegt mir besonders am Herzen. Sie stellt die Menschen in den Vordergrund, die mit ihrem Engagement Brücken bauen und zum Zusammenhalt in unserer Gesellschaft beitragen. Das ist in diesen Zeiten notwendiger denn je“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei der Preisverleihung in der Staatskanzlei.

Die Welt sei leider gerade von kriegerischen Auseinandersetzungen, von Hass, Gewalt und Falschinformationen geprägt. Der menschenverachtende Antisemitismus und die Verherrlichung des Hamas-Terrors erschütterten sie zutiefst wie auch viele andere Menschen im Land.

Malu Dreyer © Foto: Diether von Goddenthow
Malu Dreyer © Foto: Diether von Goddenthow

„Umso wichtiger ist es, dass wir Brücken bauen und uns für eine friedliche, demokratische und solidarische Gesellschaft einsetzen. Genau das tun die vielen ehrenamtlich Engagierten hier in Rheinland-Pfalz. Sie setzen ein Zeichen für eine Kultur des respektvollen Miteinanders gegen Hass und Hetze und der Solidarität von Jung und Alt, von Menschen, die schon lange hier leben und solchen, die neu zu uns kommen, von denen, die aus eigener Kraft viel vermögen und denen, die Unterstützung und Hilfe benötigen“, so die Ministerpräsidentin. Die sechs ausgezeichneten Projekte sind beispielgebend für die vielen anderen Initiativen und Hilfsprojekte überall im Land, auf die sie sehr stolz sei.

Impression von der Verleihung des "Brückenpreises  2023 - Engagement leben, Brücken bauen, Integration stärken“. Für Projekte, Initiativen und Vereine, die mit ihrem ehrenamtlichen Engagement die unterschiedlichsten Menschen zusammenbringen. Zu der Auszeichnung gehören ein Pokal in Form einer stilisierten Brücke, ein Preisgeld von 1.000 Euro sowie ein professioneller Film, der das Engagement vorstellt und bei der Preisverleihung gezeigt wird. © Foto: Diether von Goddenthow
Impression von der Verleihung des „Brückenpreises 2023 – Engagement leben, Brücken bauen, Integration stärken“. Für Projekte, Initiativen und Vereine, die mit ihrem ehrenamtlichen Engagement die unterschiedlichsten Menschen zusammenbringen. Zu der Auszeichnung gehören ein Pokal in Form einer stilisierten Brücke, ein Preisgeld von 1.000 Euro sowie ein professioneller Film, der das Engagement vorstellt und bei der Preisverleihung gezeigt wird. © Foto: Diether von Goddenthow

Der Brückenpreis wurde zum 16. Mal verliehen und dabei wurden Preise in sechs Kategorien vergeben. Die Preisträgerinnen und Preisträger wurden im Vorfeld von einer sechsköpfigen Jury ausgewählt. Sie erhielten eine symbolische Brücke und jeweils 1.000 Euro als Unterstützung für ihr Engagement. Von jedem ausgezeichneten Projekt wurde ein Film produziert, der bei der Verleihung gezeigt wurde. Die Videos können heruntergeladen werden unter www.wir-tun-was.rlp.de und für die Berichterstattung genutzt werden.

Ausgezeichnet wurden:

Kategorie „Bürgerschaftliches Engagement von Jung und Alt“:
Projekt Neuhäusel 2030

Brückenpreis für „Bürgerschaftliches Engagement von Jung und Alt“ an das Projekt Neuhäusel 2030, Neuhäusel. Projektgruppe mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer© Foto: Diether von Goddenthow
Brückenpreis für „Bürgerschaftliches Engagement von Jung und Alt“ an das Projekt Neuhäusel 2030, Neuhäusel. Projektgruppe mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer© Foto: Diether von Goddenthow

Das Projekt Neuhäusel 2030 (P 30) möchte in den fünf Westerwälder „Augst-Gemeinden“ mit ihren 9.300 Einwohnerinnen und Einwohnern das Zusammenleben aller Generationen stärken und die Gemeinschaft aktiv gestalten. P30 entwickelt Ideen, die für alle Altersgruppen von Bedeutung sind. Zu den Projekten gehören ein monatlicher Büchertreff, die Neugestaltung des Kreisels und der Unterführung in Neuhäusel, Einwohnerumfragen und Informationsabende, Bücherflohmärkte, „Aktion Neuhäusel bewegt sich“ und ein Dorfplatzfest. Angestrebt wird eine Theaterwerkstatt für Kinder im Grundschulalter, literarische Lesungen und ein Weihnachtsmarkt. Damit wirkt das Projekt gegen eine zunehmende Individualisierung unserer Gesellschaft und lässt sich gut auf andere Gemeinden übertragen.

Kategorie „Bürgerschaftliches Engagement von Menschen mit und ohne Behinderung“: Lebenshilfe Speyer-Schifferstadt e.V. mit dem Atelier „Molemol“

Brückenpreis 2023 für „„Bürgerschaftliches Engagement von Menschen mit und ohne Behinderung“ an das Projekt „Atelier Molemol der Lebenshilfe Speyer-Schifferstadt e.V.. Projektgruppe mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer© Foto: Diether von Goddenthow
Brückenpreis 2023 für „„Bürgerschaftliches Engagement von Menschen mit und ohne Behinderung“
an das Projekt „Atelier Molemol der Lebenshilfe Speyer-Schifferstadt e.V.. Projektgruppe mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer© Foto: Diether von Goddenthow

„Molemol“ ist die pfälzische Dialektform der Aufforderung „Male einmal!“. Bei dem Atelier Molemol handelt es sich um ein kreatives Arbeitsumfeld für bis zu zehn besonders künstlerisch begabte Erwachsene mit kognitiven und körperlichen Einschränkungen. Alle Kunstschaffenden sollen das Atelier als einen Ort, an dem Behinderung keine Rolle spielt, wahrnehmen. Dabei stehen Teilhabe und Mitgestaltung des regionalen Kulturlebens im Vordergrund. Die Teilnehmenden sind zwischen 30 und 65 Jahren alt und arbeiten in den Bereichen Malerei, Druckgrafik, Installation, Zeichnung und Keramik in kleinen Teams oder allein. Neben der gezielten individuellen Förderung bietet der Verein eine Auseinandersetzung mit kunstgeschichtlichen Themen in leichter Sprache, Museumsbesuche und die Möglichkeit, an inklusiven Kunstprojekten und Wettbewerben teilzunehmen und eigene Ausstellungen zu veranstalten.

Kategorie „Bürgerschaftliches Engagement für und von Migrantinnen und Migranten und Füchtlingen“: Café International Büchenbeuren

Brückenpreis 2023 für „Bürgerschaftliches Engagement für und von Migrantinnen und Migranten und Füchtlingen“: Café International Büchenbeuren. Projektgruppe mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer© Foto: Diether von Goddenthow
Brückenpreis 2023 für „Bürgerschaftliches Engagement für und von Migrantinnen und Migranten und Füchtlingen“: Café International Büchenbeuren. Projektgruppe mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer© Foto: Diether von Goddenthow

Café International Büchenbeuren ist ein Begegnungsort, der Menschen unterschiedlicher Herkunft, Geschlechter und Weltanschauungen zusammenführt. Das Angebot reicht von einem Kaffeetreff über kulturelle Angebote bis hin zur Begleitung von Geflüchteten und Zugewanderten bei der Integration. Zielgruppe sind vor allem Kinder und Familien. Nach der Pandemie haben aber auch viele Seniorinnen und Senioren ihren Weg in das Café gefunden. Das Projekt ist Teil des Netzwerks „Solidarisches Miteinander im Rhein-Hunsrück-Kreis“, ist landesweit vernetzt und setzt auch durch seine Öffentlichkeitsarbeit Impulse.

Kategorie „Bürgerschaftliches Engagement gegen soziale Benachteiligung, Ausgrenzung Hass und Diskriminierung“: Für ein buntes Trier – gemeinsam gegen Rechts e.V. mit dem Projekt „Gemeinsam gegen Antisemitismus“

Brückenpreis 2023 für „Bürgerschaftliches Engagement gegen soziale Benachteiligung, Ausgrenzung, Hass und Diskriminierung“ Für ein buntes Trier – gemeinsam gegen Rechts e.V. Gemeinsam gegen Antisemitismus. Projektgruppe mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer© Foto: Diether von Goddenthow
Brückenpreis 2023 für „Bürgerschaftliches Engagement gegen soziale Benachteiligung, Ausgrenzung,
Hass und Diskriminierung“ Für ein buntes Trier – gemeinsam gegen Rechts e.V. Gemeinsam gegen Antisemitismus. Projektgruppe mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer© Foto: Diether von Goddenthow

Das Projekt befasst sich mit aktuellen Formen des Antisemitismus und soll dazu beitragen, Antisemitismus zu erkennen, und Menschen sensibilisieren, sich aktiv gegen Antisemitismus einzusetzen. Die Mitglieder leisten Aufklärungsarbeit, beispielsweise durch eine Plakatserie, die in Trier und auch überregional ausgestellt wurde. Zu den Plakaten ist eine Broschüre entstanden, die in allen weiterführenden Schulen der Stadt Trier und im Landkreis Trier-Saarburg verteilt wurde. Zudem wurden mehrere Vorträge zum Thema „Alltagsantisemitismus“ veranstaltet. Ein weiterer Teil des Projekts sind Filmclips, die über Verschwörungsmythen aufklären.

Kategorie „Bürgerschaftliches Engagement aus Rheinland-Pfalz in die Welt“: Freunde helfen mit Herz – Flüchtlingshilfe für die Ukraine“ aus Heimbach-Weis in Neuwied

Brückenpreis 2023 für „Bürgerschaftliches Engagement aus Rheinland-Pfalz in die Welt“. Freunde helfen mit Herz – Flüchtlingshilfe für die Ukraine, Heimbach-Weis/Neuwied. Projektgruppe mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer© Foto: Diether von Goddenthow
Brückenpreis 2023 für „Bürgerschaftliches Engagement aus Rheinland-Pfalz in die Welt“. Freunde helfen mit Herz – Flüchtlingshilfe für die Ukraine, Heimbach-Weis/Neuwied. Projektgruppe mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer© Foto: Diether von Goddenthow

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar 2022 organisiert der Verein Hilfstransporte in die Ukraine. Er sammelt und sortiert Kleidung, kauft Lebens- und Arzneimittel, Verbandsmaterial und Hygiene-Produkte, und verschickt gespendete Krankenhausbetten, Gehhilfen, Rollstühle, Rollatoren, Isomatten, Schlafsäcke und vieles mehr. Die Mithelfenden packen Lebensmittelpakete für die Soldaten an der Front und für bedürftige Familien im Kriegsgebiet. Bisher wurden 18 Hilfstransporte mit insgesamt 720 Tonnen auf den Weg gebracht.

Kategorie „Bürgerschaftliches Engagement für eine nachhaltige Welt“: hack-museumsgARTen – Ein Garten für Alle! aus Ludwigshafen.

Brückenpreis 2023 für „Bürgerschaftliches Engagement für eine nachhaltige Welt“. Hack-museumsgARTen – Ein Garten für Alle!, Ludwigshafen. Projektgruppe mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer© Foto: Diether von Goddenthow
Brückenpreis 2023 für „Bürgerschaftliches Engagement für eine nachhaltige Welt“. Hack-museumsgARTen – Ein Garten für Alle!, Ludwigshafen. Projektgruppe mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer© Foto: Diether von Goddenthow

„Ein Garten für Alle“- das wird beim Projekt hack-museumsgARTen wortwörtlich gelebt. Hier kommen Menschen aus allen Bevölkerungsschichten, Altersgruppen und über 15 Nationalitäten zum Gärtnern, Lernen, Malen, Musizieren und Feiern zusammen, unabhängig von Sprache, Einkommen, Bildungsgrad oder Religion. Mittlerweile bildet der hack-museumsgARTen einen Rückzugsort für viele Großstadtgeplagte. Er ist inmitten einer Betonwüste eine kleine grüne Oase, die zu den schönsten Orten der Stadt zählt und aus der multikulturell geprägten Stadtmitte nicht mehr wegzudenken ist. Kräuter, Obst- und Staudenpflanzen, Gemüse und allerlei Blumen wachsen in Hochbeeten, Kisten, Badewannen oder schlichten Kübeln. Alles, was dort geschieht, dient der Natur und sorgt für ein wohltuendes Mikroklima in der Stadtmitte und leistet auch damit einen wichtigen Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit.

Internationales Forschungsnetzwerk untersucht in Mainz mit LEIZA Super-CT Gebrauchsspuren an 1,6 Mio. Jahre alten Werkzeugen

In den spezialisierten Laboren des Leibniz-Zentrums für Archäologie (LEIZA) werden die Rohstoff, aus denen die Steinwerkzeuge hergestellt sind, nun auf ihren ursprünglichen Gebrauch untersucht. Die Forscher erhoffen sich durch den Einsatz des modernen 3D Computertomographn (CT) für die zerstörungsfreie Prüfung, verborgene Gebrauchsspuren im Inneren der Objekte aufzudecken und so Rückschlüsse auf die spezifische Verwendung der altsteinzeitlichen Werkzeuge ziehen zu können. (v.li.:) Baker Hughes u.Frank Sieker (beide Firma Waygate Technologies), Dr. Ivan Calandra, Laborleiter für bildgebende Verfahren, LEIZA; Generaldirektorin Prof. Dr. Alexandra W. Busch und Kooperati onspartner Dr. Sören Tholen, Institut für Geowissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. © LEIZA /Foto: R. Müller
In den spezialisierten Laboren des Leibniz-Zentrums für Archäologie (LEIZA)
werden die Rohstoff, aus denen die Steinwerkzeuge hergestellt sind, nun auf ihren ursprünglichen Gebrauch untersucht. Die Forscher erhoffen sich durch den Einsatz des modernen 3D Computertomographn (CT) für die zerstörungsfreie Prüfung, verborgene Gebrauchsspuren im Inneren der Objekte aufzudecken und so Rückschlüsse auf die spezifische Verwendung der altsteinzeitlichen Werkzeuge ziehen zu können. (v.li.:) Baker Hughes u.Frank Sieker (beide Firma Waygate Technologies), Dr. Ivan Calandra, Laborleiter für bildgebende Verfahren, LEIZA; Generaldirektorin Prof. Dr. Alexandra W. Busch und Kooperati onspartner Dr. Sören Tholen, Institut für Geowissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. © LEIZA /Foto: R. Müller

Um die menschliche Lebensweise vor 1,6 Millionen Jahren zu ergründen, rücken zahlreiche jüngst im äthiopischen Hochland gefundene Werkzeuge aus der Altsteinzeit in den Fokus eines internationalen Forschungsnetzwerks, bestehend aus Experten der Hebräischen Universität Jerusalem in Israel, der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der Universität Algarve in Portugal und dem Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) in Mainz. Die aus dem Fundort Melka geborgenen Steinwerkzeuge weisen in ihrer Herstellung jeweils unterschiedliche Materialien auf.

In den spezialisierten Laboren des Leibniz-Zentrums für Archäologie (LEIZA) Mainz werden die Rohstoffe, aus denen die Steinwerkzeuge hergestellt sind, nun auf ihren ursprünglichen Gebrauch untersucht. Die Forschenden erhoffen durch den Einsatz eines in Europa einzigartigen 3D-Computertomographen (CT) für die zerstörungsfreie Prüfung, verborgene Gebrauchsspuren und die Beschaffenheit im Inneren der 1,6 Millionen Jahre alten Schlagwerkzeuge aufzudecken.  Nachdem die verborgenen Gebrauchsspuren im Inneren der Gesteinsmaterialien sichtbar gemacht worden sind, sollen sie mit den äußerlichen Spuren der Werkzeuge in einen kausalen Zusammenhang gebracht werden, um somit Rückschlüsse auf ihre unterschiedliche Verwendung bei der Bearbeitung von Gegenständen ziehen zu können.
„Wir untersuchen die Hypothese, dass die frühen Menschen die verschiedenen Steinrohstoffe gezielt nach bestimmten Verwendungszwecken der Werkzeuge auswählten“, erklärt Projektleiterin Prof. Erella Hovers vom Archäologischen Institut der Hebräischen Universität Jerusalem und ergänzt: „Frühere Studien haben bereits eindeutige Zusammenhänge zwischen verschiedenen Werkzeugtypen und Rohstoffen festgestellt, aber die genaue Verwendung der Werkzeuge bleibt unbekannt. Unser Ziel ist es, die spezifische Verwendung durch die Analyse der verwendeten Rohstoffe und der Gebrauchsspuren zuzuordnen.“

Mit 3D-CT-Gesteins-Analyse Rückschlüsse auf Werkzeuggebrauch

Dr. Ivan Calandra (Laborleiter für bildgebende Verfahren, LEIZA) hat den kleinen Steinprobenwürfel zum Röntgen-Scan durch die 350-KV-Röhre positioniert. © Foto: Diether von Goddenthow
Dr. Ivan Calandra (Laborleiter für bildgebende Verfahren, LEIZA) hat den kleinen Steinprobenwürfel zum Röntgen-Scan durch die 350-KV-Röhre positioniert. © Foto: Diether von Goddenthow

„In diesem Projekt geht es um Steine“, so Dr. Ivan Calandra, Laborleiter für bildgebende Verfahren am LEIZA. Die in Afrika gefundenen verschiedenen Artefakte, Steinobjekte, und Steinwerkzeuge seien aus verschiedenen Rohstoffen gemacht. „Und es muss irgendwie einen Grund gegeben haben, warum verschiedene Rohstoffe für die gleiche Art von Werkzeugen verwendet wurden.“ Dies ist die zentrale Fragestellung, auf die die Forscher eine Antwort zu finden hoffen. „Wir gehen davon aus, dass verschiedene Rohstoffe verschiedene Eigenschaften haben, die es erlauben verschiedene Funktionen durchzuführen. Also es kann sein, dass der eine Rohstoff, die eine Steinsorte, für einen Knochen zu zerbrechen besser geeignet war, und ein anderer Rohstoff zum Beispiel für irgendwelche pflanzlichen Bearbeitungen eingesetzt wurde“, so Calandra. Daher sei es eine wichtige Information, zu wissen, wie die verwendeten Steine innen aussehen, wie sie beschaffen sind hinsichtlich Dichtigkeit und Härtegrad. Man wolle verstehen, wie sich die Steine als Schlagwerkzeuge (z.B. Steinhammer) verhalten haben, wenn man mit ihnen schlagend Gegenstände bearbeitet wurden.
Fünf Gesteinsproben für´s CT-Scanning

Gesteinsprobenwürfel von Bimstein, Basalt, Glasartiger Ignimbrit, Vulkan-Schlacke und Ingnimbrit in Würfelform werden zum Scan in den 3D-CT gegeben. © Foto: Diether von Goddenthow
Gesteinsprobenwürfel von Bimstein, Basalt, Glasartiger Ignimbrit, Vulkan-Schlacke und Ingnimbrit in Würfelform werden zum Scan in den 3D-CT gegeben. © Foto: Diether von Goddenthow

Für die Experimente und das CT-Scanning wurden bisher als Rohmaterialien in Würfelform Bimstein, Basalt, Glasartiger Ignimbrit, Vulkan-Schlacke und Ingnimbrit verwendet. Die CT- Scans durchgeführt und ausgewertet hat als Kooperationspartner des LEIZA Dr. Sören Tholen, Postdoktorand am Institut für Geowissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. „Was der CT uns bietet, ist halt, dass wir das Innere der Probe angucken können und die verschiedenen Materialien hier erkennen.“ Besonders interessierten die Forscher in dem Projekt die Ecken und die Kanten. Man wolle sich genau angucken, „was mit den unterschiedlichen Mineralien, mit den unterschiedlichen Gesteinen, passiert bei Schlageinwirkungen.“

LEIZA-Kooperationspartner Dr. Sören Tholen, Institut für Geowissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, ist der Fachmann für die Gesteinsanalyse. © Foto: Diether von Goddenthow
LEIZA-Kooperationspartner Dr. Sören Tholen, Institut für Geowissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, ist der Fachmann für die Gesteinsanalyse. © Foto: Diether von Goddenthow

Deswegen habe er seinen Focus der Analyse auf die Ecken gelegt, da hier sofort erkennbar wäre, was bei Starkeinwirkung im Stein passiere, ob und wie stark Poren zuzusagen zusammengedrückt würde, ob sich Material abspalte, welche Materialien druckabsorbierend seien usw. , so Tholen. „Vorläufige Beobachtungen aus den CT-Scans bestätigen, dass sich die verschiedenen Materialien unterschiedlich verhalten: Vulkanische Schlacke (engl.: scoria) ist zum Beispiel ein sehr poröses Material, das beim Aufprall verdichtet wird. Basalt kann hingegen viel dichter sein. Durch die im Gestein vorhandene Risse und eingeregelten Minerale kommt es hier häufig zu einem Bruch entlang einer klar erkennbaren Vorzugsrichtung.“ Endgültige Ergebnisse zu den Untersuchungen werden im nächsten Jahr publiziert.

Das erste Projekt für den neuen LEIZA-3D-Computertomograph

Generaldirektorin Prof. Dr. Alexandra W. Busch. © Foto: Diether von Goddenthow
Generaldirektorin Prof. Dr. Alexandra W. Busch. © Foto: Diether von Goddenthow

Das Projekt läuft schon seit zwei Jahren in verschiedenen Schritten, aber dies hier sei der erste Schritt, und es ist eins der ersten Projekte mit dem neuen Computertomograph. „Wir waren extrem dankbar dem Land Rheinland-Pfalz für die Sonderfinanzierung dieses Gerätes im Zusammenhang mit dem Beschluss des Neubaus und den Mitteln, die wir für die Ersteinrichtung bekommen haben.“, so Professorin Dr. Alexandra Busch, LEIZA-Generaldirektorin. Es gäbe „keine andere Einrichtung in Deutschland, also kein Museum, das über solche Forschungs-Infrastruktur verfügt, und wir haben jetzt auch schon neben den hauseigenen Projekten viele Anfragen von Kooperationspartnern, die einfach auch mit uns zusammen Untersuchungen über diesen 3D-Computertomographen durchführen möchten.“, freut sich Busch. Wie das Beispiel mit der Untersuchung der Steingeräte zeige, könne man mit diesem Gerät Untersuchungen machen, „die man vorher nicht machen konnte. Und da kommen wir wirklichen einen substanziellen Schritt mit weiter“. Den 3D-CT würde das LEIZA „natürlich nicht nur für die Steingeräte anwenden oder für die Untersuchung von Blockbergungen, sondern zukünftig für die Analyse von Metallen.“, so Busch.

Einzigartige CT-Technologie und Einsatzmöglichkeit

Das CT-System, das sich im Untergeschoss des LEIZA befindet ist von der Firma Waygate Technologies geliefert worden. Das hier verwendete Modell Phoenix V|tome|x L450 ist besonders leistungsstark und daher in der Lage, mittels innovativer industrieller Röntgentechnologie auch vergleichsweise große Objekte zu scannen. © Foto: Diether von Goddenthow
Das CT-System, das sich im Untergeschoss des LEIZA befindet ist von der Firma Waygate Technologies geliefert worden. Das hier verwendete Modell Phoenix V|tome|x L450 ist besonders leistungsstark und daher in der Lage, mittels innovativer industrieller Röntgentechnologie auch vergleichsweise große Objekte zu scannen. © Foto: Diether von Goddenthow

Das Besondere an dem neuen 3D-Computertomographen, Modell Phoenix V|tome|x L450, sei, so Frank Sieker der Herstellerfirma Waygate Technologies, dass es bislang in der Archäologie und Museumesektor kein Gerät in dieser Größenordnung gäbe. Das rund 16 Tonnen schwere Geräte sei für die unterschiedlichen Einsatzbereiche mit zwei unterschiedlichen Röntgen-Quellen ausgestattet. Die Gesteinswürfel zur Steinwerkzeuganalyse seien beispielsweise mit der 300 KV-Mikrofocusröhre durchschossen (gescannt) worden. Diese Röhre können Objekte mit sehr hoher Auflösung von bis 5 /6 Tausendstel Millimeter (0,005 mm) erfassen. Im Vergleich: Ein Haar hat beispielsweise einen Durchmesser von 0,04 mm).
Für relativ große, kompakte und schwer zu durchstrahlende Objekte sei der 3D-Computertomograph mit einer 450 KV-Röntgenquelle ausgestattet für Objekte bis 1,25 Meter Höhe. Und sollte das Objekt höher sein, könne man dieses einmal umdrehen, so dass man auch „Objekte bis 2,5 Meter Länge und einem Durchmesser von 1 Meter bis zu 100 kg tomographieren und komplett hinterher abbilden“ könne, so Sieker.

Vorteil: Zerstörungsfreie Untersuchungsmethode 

Der 3D-Computertomograph im Wert von 1,3 Millionen Euro bietet dem archäologischen Forschungsinstitut der Leibniz-Gemeinschaft eine weitere zerstörungsfreie Untersuchungsmethode. Zwar arbeite man schon seit 40 Jahren mit CT-Technologie, aber nur in 2D. „Mit dem 3D-CT sehen wir beispielsweise, was sich in einer Blockbergung befindet, um zu entscheiden, ob die Artefakte innerhalb des Erdklumpens restauriert oder nur konserviert werden sollen. Durch das Verfahren ist es uns nun auch möglich, in verschlossene Gefäße zu schauen, ohne sie zu öffnen. Damit schützen wir das Objekt vor weiteren Schäden“, fasst Dr. Ivan Calandra zusammen. Eine weitere wichtige Anwendung besteht in der Rekonstruktion von vergangenen Herstellungstechniken sowie der Dokumentation von Befunden und Artefakten durch zerstörungsfreie Untersuchungsmethoden. Ziel ist es, diese Informationen aus der Forschung der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Projektinformationen:

Um das Wissen über diese frühe Entwicklungsphase von Werkzeugen zu erweitern, widmet sich das Forschungsprojekt The stone tool technology of the Acheulian culture and the origins of Human Decision-making processes dem neu entdeckten archäologischen Fundortkomplex im äthiopischen Hochland, Melka Wakena, der mit der Acheuléen-Kultur in Verbindung gebracht wird. Die Untersuchungen fokussieren sich dabei auf die physikalischen Eigenschaften und Nutzungsprozesse von Schlagwerkzeugen vor 1,6 Millionen Jahren. Das Projekt in Melka Wakena wird von Prof. Dr. Erella Hovers und Dr. Tegenu Gossa aus dem Archäologischen Institut der Hebräischen Universität Jerusalem in Israel geleitet. Weitere Kooperationspartner neben dem LEIZA sind das Institut für Geowissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und das Interdisciplinary Center for Archaeology and Evolution of Human Behaviour der Universität Algarve in Portugal. Das Projekt wird von der Fritz Thyssen Stiftung unterstützt.

Link:
https://www.leiza.de/forschung/projekt/die-steinwerkzeug-technologie-des-acheuleens-und-die-urspruenge-der-menschlichen-entscheidungsprozesse

Weiterführende Links:
Archäologisches Institut der Hebräischen Universität Jerusalem https://archaeology.huji.ac.il/
Institut für Geowissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz https://www.geowiss.uni-mainz.de/tektonik-und-strukturgeologie/
Das interdisziplinäre Zentrum für Archäologie und Evolution des menschlichen Verhaltens an der Universität der Algarve: https://www.ualg.pt/en/interdisciplinary-centre-archaeology-and-evolution-human-behaviour
MONREPOS Archäologisches Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution: https://monrepos.leiza.de/
Labor für Gebrauchsspurenforschung und kontrollierte Experimente in MONREPOS, Neuwied/ Laboratory for Traceology and Controlled Experiments,(TraCEr): https://www.leiza.de/forschung/infrastrukturen/labore/tracer
Plattform für bildgebende Verfahren im LEIZA Mainz/ Imaging Platform at LEIZA, (IMPALA): https://www.leiza.de/forschung/infrastrukturen/labore/impala

Herstellerlinks:

Industrielle Computertomographie von Waygate Technologies:
ww.waygate-tech.com/CT
Das CT_System Phoenix V|tome|x L450: https://www.bakerhughes.com/waygate-technologies/industrial-radiography-and-ct/industrial-3d-precision-metrology-ct/phoenix-vtomex-l450

„Wir sind alle aus Sternenstaub“: Verleihung des Akademiepreises des Landes Rheinland-Pfalz an Prof. Concettina Sfienti

Concettina Sfienti, Professorin für Kernphysik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, wurde am 30. November 2023 der Akademiepreis des Landes Rheinland-Pfalz für außerordentliche Leistungen in Lehre und Forschung verliehen. Mit Concettina Sfienti wurde eine universelle Forscherpersönlichkeit ausgezeichnet, die in ihrem Fachgebiet - der Erforschung der kosmischen Materie - Maßstäbe setzt, aber auch in der Vermittlung dieses hochkomplexen Themas neue Wege geht und ein Vorbild für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist. (v.li.:) Prof. Dr.-Ing. Reiner Anderl, Präsident der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz, Prof. Dr. Margret Wintermantel, Vorsitzende der Jury Akademiepreis, Concettina Sfienti, Professorin für Kernphysik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Staatsminister Clemens Hoch, Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit. © Foto: Diether von Goddenthow
Concettina Sfienti, Professorin für Kernphysik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, wurde am 30. November 2023 der Akademiepreis des Landes Rheinland-Pfalz für außerordentliche Leistungen in Lehre und Forschung verliehen. Mit Concettina Sfienti wurde eine universelle Forscherpersönlichkeit ausgezeichnet, die in ihrem Fachgebiet – der Erforschung der kosmischen Materie – Maßstäbe setzt, aber auch in der Vermittlung dieses hochkomplexen Themas neue Wege geht und ein Vorbild für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist. (v.li.:) Prof. Dr.-Ing. Reiner Anderl, Präsident der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz, Prof. Dr. Margret Wintermantel, Vorsitzende der Jury Akademiepreis, Concettina Sfienti, Professorin für Kernphysik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Staatsminister Clemens Hoch, Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit. © Foto: Diether von Goddenthow

Sie habe in der Erforschung der kosmischen Materie neue Maßstäbe gesetzt, aber auch in der Vermittlung dieses hochkomplexen Themas sei sie neue Wege gegangen und ein Vorbild für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, lautet die Begründung der Jury, den diesjährigen Akademiepreis des Landes Rheinland-Pfalz zu vergeben an Concettina Sfienti, Professorin für Kernphysik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. In ihrem Dankesvortrag »Sternenstaub im Bauch: Kosmische Rezepte für Erdlinge« gab die Preisträgerin sogleich eine Kostprobe ihres Könnens, komplexe Themen spannend und pointiert zu vermitteln.
Während einer Feierstunde am 30. November 2023 in der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur  überreichte Staatsminister Clemens Hoch, Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit der Preisträgerin  ihre Urkunde. 

Concettinna Sfienti erforscht die Physik der Atomkerne; mit ihren Experimenten will sie der Entwicklung der Sterne und der Entstehung der Elemente im Universum auf die Spur kommen. Mit ihren Arbeiten, die in ›Physical Review Letters‹ und ›Physics Letters‹ veröffentlicht wurden, hat sie Methoden vorbereitet, um künftige Messungen am neuen Mainzer Beschleuniger MESA durchzuführen. In ihrer Lehre begeistert sie die Studierenden für das Fach und hat neue Konzepte entwickelt, um unter anderem sowohl die Attraktivität des Physikstudiums zu verbessern als auch die individuelle Förderung exzellenter Studierender zu ermöglichen. Ihr gelingt es, in verschiedenen Formaten ihre komplexen und schwierigen Fragestellungen der Kernphysik kurzweilig und verständlich einem breiten Publikum zu vermitteln, egal, ob sie die Physik bei ›Star Wars‹ präsentiert oder – wie bei ihrem Vortrag »Kosmische Rezepte für Erdlinge« verrät.

Der Präsident der Akademie, Prof. Dr.-Ing. Reiner Anderl, unterstrich in seiner Begrüßung die Wichtigkeit eines solchen Preises, mit dem »kommende Forschergenerationen motiviert werden sollen, neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen auch die Nachwuchsförderung und die Vermittlung an die Öffentlichkeit im Blick zu haben. Frau Sfienti ist hier ein leuchtendes Vorbild.«

Auch Wissenschaftsminister Clemens Hoch gratulierte Frau Professorin Sfienti zu ihrer Auszeichnung und sagte weiter: »Die Liste der Preisträgerinnen und Preisträger zeigt eindrucksvoll, dass an all unseren Hochschulen im Land hervorragende Lehre und Forschung stattfindet. Darauf bin ich als Wissenschaftsminister besonders stolz. Darüber hinaus freut es mich, dass mit dem Akademiepreis das Gesamtwirken einer Wissenschaftlerin in Lehre, Forschung und Nachwuchsförderung ausgezeichnet wird. Dabei geht es auch darum, mit dem Akademiepreis einen Anreiz für zukünftige Leistungen zu setzen.«

Für die Vorsitzende der Jury, Prof. Dr. Margret Wintermantel, ist Concettina Sfienti ein wunderbares Beispiel für eine »exzellente und erfolgreiche Forscherin und eine begeisternde, motivierende Lehrende. Dass beides in einer Person zusammentrifft, ist nach meiner persönlichen Erfahrung garnicht mal so selten. Wer exzellent in der Forschung ist, ist häufig auch in der Lehre besonders engagiert. Jedenfalls verhält es sich so ganz sicher bei unserer Preisträgerin.«

Eine Friedensbotschaft der Physik

DSCF6674-wir-alle-sind-sternenstaubIn ihrem pointierten Vortrag „Sternenstaub im Bauch. Kosmische Rezepte für Erdlinge“ unterstrich die Preisträgerin Professorin Concettina Sfienti einmal mehr und ein wenig augenzwinkernd, dass wir Menschen eigentlich eine „Unmöglichkeit in einem unmöglichen Universum“ seien, eine Minderheit, fast illegal auf dieser Erde. Aus dem „Nichts“ seien wir Menschen gekommen und ins „Nichts“ verschwänden wir wieder. Denn wir Menschen bestünden, kosmologisch betrachtet, aus nichts anderem als aus Jahrmilliarden „altem“ Sternenstaub. In jedem von uns verkörpere sich die komplette kosmische Evolution. Die kleinsten Bauteile unseres menschlichen Körpers, die Atome und Moleküle, wurden einst während nuklearer Prozesse (z.B Urknall) ins All geschleudert. Unter diesen heißen Extrem-Bedingungen (mehrere Millionen Grad) in Inneren von Sternen verschmolzen leichte Elemente wie Wasserstoff und Helium zu schwereren Elementen wie Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff und vielen anderen. Es sind die Grundstoffe, aus denen letztlich das Leben auf der Erde entstand, letztlich so auch der Mensch. Physikalisch betrachtet, besteht der heutige Mensch nach wie vor aus eben diesen elementaren kosmischen Bestandteilen, nämlich etwa: zu 65% Sauerstoff (O), zu 10 % Wasserstoff und zu 18 % Kohlenstoff (C) seiner Körpermasse. So betrachtet, ist er eben nichts anderes als Sternenstaub, und wenn er geht, geht nichts verloren.
Daher erscheine im Spiegel der Sterne vieles, was uns im Alltag beschäftige, in einem anderen Licht. Ja diese Erkenntnisse, dass wir letztlich alle gleichermaßen eben „nur“ aus Sternenstaub bestünden, egal welcher Ethnie oder Nationalität wir angehörten, ob wir weiß, dunkel, alt oder jung, gläubig oder nicht gläubig seien, könne mehr als ein „kosmisches Rezept für Erdlinge“, nämlich  „eine Friedensbotschaft der Physik“ sein, „die Sie glücklich machen kann“, so  Sfienti.