Kategorie-Archiv: Buchkultur

Rheingau Literatur Preis 2023 geht an Arno Geiger

aus dem Hanser-Verlag
aus dem Hanser-Verlag

Oestrich-Winkel, 03.05.2023 – Den Rheingau Literatur Preis 2023 erhält der Schriftsteller Arno Geiger für sein Buch „Das glückliche Geheimnis“. Die durch das Rheingau Literatur Festival initiierte Ehrung wird in diesem Jahr zum 30. Mal vergeben. Die Auszeichnung ist mit 11.111 Euro und 111 Flaschen besten Rheingau Rieslings dotiert. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und der Rheingau Musik Festival e.V. stiften je 5.000 Euro des Preises, der vom Relais & Chateaux Hotel Burg Schwarzenstein um 1.111 Euro ergänzt wird. Die erlesenen Weine stammen aus den herausragenden Kellern des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter Rheingau.

Arno Geiger, 1968 geboren, lebt in Wien und Wolfurt. Sein Werk erscheint bei Hanser, zuletzt „Alles über Sally“ (Roman, 2010), „Der alte König in seinem Exil“ (2011), „Grenzgehen“ (Drei Reden, 2011), „Selbstporträt mit Flusspferd“ (Roman, 2015), „Unter der Drachenwand“ (Roman, 2018), „Der Hahnenschrei“ (Drei Reden, 2019) und „Das glückliche Geheimnis“ (2023). Er erhielt u. a. den Deutschen Buchpreis (2005), den Hölderlin-Preis (2011), den Literaturpreis der Adenauer-Stiftung (2011), den Alemannischen Literaturpreis (2017), den Joseph-Breitbach-Preis (2018), den Bremer Literaturpreis (2019) und den in den Niederlanden vergebenen Europese Literatuurprijs (2019).

Der Rheingau Literatur Preis wird Arno Geiger im Rahmen des diesjährigen Rheingau Literatur Festivals am Sonntag den 24.9. um 11 Uhr auf Burg Schwarzenstein verliehen. Die Laudatio wird Andreas Platthaus (Künstlerischer Leiter des Rheingau Literatur Festivals) halten.

Die Jury begründet ihre Wahl folgendermaßen: „Arno Geigers ‚Mein glückliches Geheimnis‘ ist ein autobiographisches Buch. Das muss man betonen angesichts der Schwemme von autofiktionalen Publikationen. Geiger tritt mit dem Anspruch von unbedingter Wahrhaftigkeit auf, wenn er von einer über Jahrzehnte hinweg verborgen gehaltenen eigenen Leidenschaft erzählt: dem Durchstöbern der Altpapiercontainer in Wien. An den dabei getätigten handschriftlichen Funden schulte der Schriftsteller im Laufe der Zeit seinen Stil, um das Ideal einer möglichst lebensnahen Prosa zu erreichen. ‚Mein glückliches Geheimnis‘ ist nun selbst das beste Beispiel für die daraus resultierende Meisterschaft der lakonischen Schilderung geworden. Das Buch entwickelt übers Erzählen eine Poetik des gesamten Werks von Arno Geiger. Es ist zugleich Selbstauskunft und Gesellschaftsporträt, ein Lehrstück und ein Lesevergnügen.“

Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn erklärt: „Literatur hält uns einen Spiegel vor und bietet gleichzeitig einen Zufluchtsort vor Krieg und Krise; sie lässt uns lachen und betroffen zurück, sie bietet Raum für Diskussionen und Fantasie“, so Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Mit ‚Das glückliche Geheimnis‘ hat uns Arno Geiger einen Roman geschenkt, der genau diese Vielfalt auf Seiten bannt. Anläufe und Enttäuschungen, Finden und Wegwerfen; Arno Geiger nimmt uns mit auf eine Fahrt durch das Menschsein. Ich gratuliere Arno Geiger herzlich zu dieser Auszeichnung.“

Die Jury des Rheingau Literatur Preises setzt sich unter der Leitung von Andreas Platthaus zusammen aus Prof. Dr. Heiner Boehncke, Dr. Viola Bolduan (ehemalige Feuilletonchefin des Wiesbadener Kuriers), Dr. Alf Mentzer (Literaturredakteur des Hessischen Rundfunks) und Shirin Sojitrawalla (Literatur- und Theaterkritikerin).

Die bisherigen Preisträger waren Stefanie Menzinger, Ulla Berkéwicz, Herbert Maurer, Thomas Meinecke, Hella Eckert, Thomas Lehr, Peter Stamm, Bodo Kirchhoff, Robert Gernhardt, Reinhard Jirgl, Ralf Rothmann, Gert Loschütz, Clemens Meyer, Antje Rávic Strubel, Ursula Krechel, Christoph Peters, Jochen Schimmang, Josef Haslinger, Sten Nadolny, Ralph Dutli, Stephanie Bart, Klaus Modick, Saša Stanišić, Ingo Schulze, Robert Seethaler, Dörte Hansen, Annette Pehnt, Judith Hermann und Katerina Poladjan.

Über das Rheingau Literatur Festival

Zur herbstlichen Weinlese hält zwischen dem 14. und 24. September 2023 wieder ein literarischer Jahrgang Einzug in einmalige Kulturstätten des Rheingaus. Zu den Veranstaltungsorten gehören in diesem Jahr Schloss Vollrads, Kloster Johannisberg, Burg Schwarzenstein, Weingut Baron Knyphausen und Weingut Balthasar Ress, wo die eingeladenen Schriftstellerinnen und Schriftsteller Kostproben aus ihren aktuellen oder noch unveröffentlichten Werken geben. Am 14. September wird das Rheingau Literatur Festival „WeinLese 2023“ unter der
Künstlerischen Leitung von Andreas Platthaus im Kloster Johannisberg in Geisenheim eröffnet.

Der Vorverkauf für das Rheingau Literatur Festival startet am: 10. Mai 2023
Karten- und Infoline: Tel. 0 67 23 / 60 21 70 | https://www.rheingau-literatur-festival.de

Lyriktage Frankfurt vom 23. bis 26. Mai 2023

LTF23_Kachel_grün-250Der renommierte Dichter Nico Bleutge hält die erste Frankfurter Rede zur Gegenwartslyrik und eröffnet damit die diesjährigen Frankfurter Lyriktage. Insgesamt sind zehn Veranstaltungen mit 46 Beteiligten geplant. Fünf Veranstaltungsorte in Frankfurts Innenstadt und entlang des Museumsufers präsentieren Ende Mai wichtige Stimmen und Debatten der Gegenwartslyrik.

Seit 2007 veranstaltet das Kulturamt der Stadt Frankfurt ein biennales Lyrikfestival, dessen letzte Auflage 2019 durch den großen Festivalkongress Fokus Lyrik ersetzt wurde. Nun findet das reguläre Festival wieder statt – seit diesem Jahr als Lyriktage Frankfurt. Von 23. bis 26. Mai 2023 laden insgesamt zehn Veranstaltungen dazu ein, die Gegenwartslyrik mit ihrer beeindruckenden Vielfalt zu erleben. Eröffnet wird das Festival mit der ersten Frankfurter Rede zur Gegenwartslyrik, die ein neues Format etabliert. Bereits eine Tradition bildet die Lange Nacht der Lyrik, mit der das Festival am Freitagabend endet.

Neben Lesungen und Gesprächen findet auch ein Panel zu Lyrik und künstlicher Intelligenz statt. Mit der russischen Dichterin Maria Stepanova ist eine Weltpoetin und die diesjährige Trägerin des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung zu Gast. Die Lyrikszene aus Frankfurt und Umgebung stellt sich im Hessischen Literaturforum vor. Der Lyriker Yevgeniy Breyger kuratiert als Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Frankfurt einen Abend mit jüdischen und israelischen Dichter:innen und Annette Pehnt und Kerstin Preiwuß sprechen über das Verhältnis von Prosa und Poesie.

Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig stellt fest: „Frankfurt ist ein Ort der Dichtung, das hat bereits der große Festivalkongress Fokus Lyrik von 2019 unter Beweis gestellt. Mit den Lyriktagen Frankfurt knüpft die Stadt daran an und fördert eine künstlerische Ausdrucksform, die zu den interessantesten unserer Gegenwart gehört.“ Programmleiterin Dr. Sonja Vandenrath ergänzt: „Aus den Frankfurter Lyriktagen sind die Lyriktage Frankfurt geworden. Festivals, die im Dienst der Kunst stehen, die sie präsentieren, müssen sich regelmäßig häuten, um ihren Auftrag zu erfüllen. Wir haben das Programm sehr freihändig und ohne ein thematisches Motto gestaltet. Immer allerdings unter der Prämisse, Positionen und Panels zu präsentieren, die absolut hörenswert sind und die dennoch in Frankfurt noch nie gehört wurden.“

Bei den Lyriktagen Frankfurt sind zu Gast: Hannes Bajohr, Hans Jürgen Balmes, Nico Bleutge, Irina Bondas, Yevgeniy Breyger, Nils Brunschede, Carolin Callies, Paul-Henri Campbell, Max Czollek, Tomer Dotan-Dreyfus, Gregor Dotzauer, Jan Drees, Sirka Elspaß, Sabine Gruber, Dinçer Güçyeter, Lütfiye Güzel, Volha Hapeyeva, Judith Hennemann, Dirk Hülstrunk, Andreas Hutt, Björn Jager, Zehava Khalfa, Christiane Körner, Claudia Kramatschek, Michael Lentz, Julia Mantel, Tristan Marquardt, Christian Metz, Lothar Müller, Cecily Ogunjobi, Ronya Othmann, Annette Pehnt, Martin Piekar, Jörg Piringer, Kerstin Preiwuß, Olga Radetzkaja, Monika Rinck, Mati Shemoelof, Julia Simon Grinberg, Katharina Schultens, Daniela Seel, Michael Stavarič, Maria Stepanova, Beate Tröger, Sibylla Vričić Hausmann und Jan Wiele.

Die Lyriktage Frankfurt finden an verschiedenen Orten in Frankfurt statt. Zur Eröffnung und zum Abschluss gastiert das Festival in der Evangelischen Akademie Frankfurt, am Mittwoch und Donnerstag in der Ausstellungshalle 1a in Sachsenhausen und im Hessischen Literaturforum im Mousonturm. Das Museumsufer ist mit Veranstaltungen im Museum Giersch der Goethe Universität und der Historischen Villa Metzler ebenfalls vertreten.

Für alle Veranstaltungen ist ein Ticket erforderlich.

Eintrittskarten können über die Website www.lyriktage-frankfurt.de reserviert und dann an der Abendkasse erworben werden. Ausnahme bildet die Veranstaltung „Lyrik aus der Nachbarschaft“, für die Interessierte über das Hessische Literaturforum unter www.hlfm.de ein Ticket erhalten. Sofern noch Plätze frei sind, können für alle Veranstaltungen auch an der Abendkasse Eintrittskarten erworben werden.

Die Lyriktage Frankfurt werden vom Kulturamts der Stadt Frankfurt am Main in Kooperation mit den ausgewiesenen Kooperationspartnern ausgerichtet. hr2-kultur unterstützt das Festival als Medienpartner.

Künstlerische Kreativität statt künstliche Intelligenz – 26. Minipressen-Messe, Buchmesse der Kleinverlage u. Künstlerbücher – 18. – 26. 05. 2023, Rheingold-Halle

26MMPM2023_2-plakat250Bereits zum 26. Mal heißt die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz Kleinverlage und Buchkünstler und Buchkünstlerinnen aus über 10 Ländern herzlich willkommen zur Mainzer Minipressen-Messe (MMPM) vom 18. bis 21.05.2023 in der Rheingoldhalle.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1970 steht die MMPM traditionell vor allem für Vielfalt und Toleranz. Der Bogen reicht vom anspruchsvollen Pressedruck engagierter Kleinverlage bis zum individuell gestalteten Einband, vom Kinderbuch zum Klassiker, von Kalligrafie zu Pop Art und vom liebevollen Handwerk zum digitalen Publishing der Gegenwart. Auf der MMPM wird ein breites Spektrum künstlerischer Kreativ- und Schaffenskraft präsentiert, für jeden etwas, außer Massenware und Werke künstlicher Intelligenz. Ob Bücher, Buchobjekte, Grafiken, Drucke oder Papierkunst in allen Farben, Formaten und Preisklassen – Besucher finden hier alles, was berührt,  erfreut und inspiriert, vielleicht auch zum Kaufen.  Denn kein Künstler, Kleinverleger und Druckpressen-Drucker lebt von Kreativität allein, wenn er nicht dann und wann mal einen geneigten Käufer findet.

Über 200 Verlage, Künstler und Künstlerinnen, Autoren und andere Buchbegeisterte freuen sich besonders nach der Corona bedingten Zwangspause darauf, ihre Resultate und hingebungsvollen Arbeiten zu präsentieren und mit Besuchern aller Alters- und Interessensgruppen ins Gespräch zu kommen.

Zusätzlich haben das Gutenberg-Museum und das dort beheimatete Mainzer-Minipressen-Archiv (MMPA) ein umfangreiches Rahmenprogramm konzipiert, welches die Messe begleitet: Lesungen, Workshops und Seminare, einer Literaturbörse für Autorinnen und Autoren sowie das Drucken vor Ort wie es Johannes Gutenberg seinerzeit erfand vor über 500 Jahren.

Ein besonderer Höhepunkt der MMPM ist wieder die Verleihung des Victor Otto Stomps-Preises der Landeshauptstadt Mainz. Der nach der bedeutendsten Verlegerpersönlichkeit aus der Mitte des 20.Jahrhunderts benannte Preis wird alle zwei Jahre an eine oder mehrere Personen für außergewöhnliche kleinverlegerische Leistungen oder für besondere buchgraphische oder literarische Leistungen, die in einem Kleinverlag erschienen sind, vergeben.

Im Anschluss trifft sich die Kleinverlags-Szene und Gäste im Foyer des Gutenberg-Museums zu einem interessierten Kennenlernen oder freudigen Wiedersehen. Es spielt das „Mebus-Duo“ bei Brezeln und Wein.

Die Vernissage der Minipressenmesse findet am 18. Mai 2023, 14.00 Uhr, im Foyer der Rheingold-Halle statt.
Die Verleihung des Stomps-Preises ebenfalls am 18.Mai, um 20:00 Uhr, im Vortragssaal des Gutenberg-Museums.

Der Eintritt ist frei.

Öffnungszeiten der Messe (Rheingold-Halle:
Donnerstag, 18.5. 14.00 – 19.00 Uhr
Freitag, 19.5. 14.00 – 19.00 Uhr
Samstag, 20.5. 10.00 – 19.00 Uhr
Sonntag, 21.5. 10.00 – 17.30 Uhr

Weitere Informationen zu Angebot und Programm

Stadtschreiber-Literaturpreis des ZDF, 3sat und der Landeshauptstadt Mainz an den Schriftsteller Alois Hotschnig

Der österreichische Schriftsteller Alois Hotschnig ist Mainzer Stadtschreiber des Jahres 2023. © Foto Heike von Goddenthow
Der österreichische Schriftsteller Alois Hotschnig ist Mainzer Stadtschreiber des Jahres 2023. © Foto Heike von Goddenthow

Der in Kärnten gebürtige österreichische Schriftsteller Alois Hotschnig ist Mainzer Stadtschreiber des Jahres 2023. Er ist der 38. Träger des von ZDF, 3sat und der Stadt Mainz vergebenen renommierten Literaturpreises. Gemeinsam mit dem ZDF wird der Schriftsteller eine Dokumentation nach freier Themenwahl produzieren und zeitweilig die Stadtschreiberwohnung im Mainzer Gutenberg-Museum beziehen. Die Verleihung des mit 12 500 Euro dotierten Preises findet am 24. März 2023 statt.

„Alois Hotschnig spricht zu unserer Zeit, in der Krieg und Hassreden die Menschen verunsichern,“ so Anne Reidt, Leiterin der Hauptredaktion Kultur beim ZDF, zur Wahl von Alois Hotschnig. „Seine Geschichten, die er so einfühlsam erzählt, drücken auch Hoffnungen aus, die heute wieder viele bewegen. Wir freuen uns auf das Stadtschreiberjahr mit Alois Hotschnig.“

Alois Hotschnig wurde 1992 beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt mit dem Preis des Landes Kärnten ausgezeichnet, im selben Jahr erschien sein Roman Leonardos Hände, für den er den Anna-Seghers-Preis erhielt. 2000 erschien sein zweiter Roman Ludwigs Zimmer. 2002 wurde ihm der Italo-Svevo-Preis verliehen. Neben seinen Romanen verfasste er mehrere Erzählbände, zuletzt Im Sitzen läuft es sich besser davon (2009). Für Die Kinder beruhigte das nicht wurde er mit dem Erich-Fried-Preis ausgezeichnet, für sein erzählerisches Werk mit dem Gert-Jonke-Preis. 2022 erhielt er den Christine-Lavant-Preis. Die Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Sein neuester Roman Der Silberfuchs meiner Mutter erschien im September 2021. Es ist ein großer Roman über Fremdsein und Selbstbehauptung und die lebensrettende Kraft des Erzählens. Ilija Trojanow, Mainzer Stadtschreiber aus dem Jahr 2007 beschreibt es wie folgt: „Hotschnig hat die Biographie eines Schauspielers, die in die Nazizeit zurückreicht, anvertraut bekommen, und er umkreist dieses Leben behutsam, mit mikrochirurgischer Präzision. Es ist, als würde man dem Autor beim Kochen über die Schulter schauen und immer wieder kosten dürfen. Obwohl es jedes Mal ausgewogen schmeckt, kocht er weiter, immerzu, bis das Gericht mehrere mögliche Fassungen hat, eine jede bittersüß.“

Die Jury: „Alois Hotschnig erzählt in seinem vielfältigen Werk immer wieder von Schicksalen, wie sie Krieg und Diktatur hervorbringen – er bricht das Schweigen über die Geschichte heutiger Generationen in Europa und spiegelt dabei die Konflikte und Sehnsüchte auch unserer Zeit. Dabei setzt er in der deutschsprachigen Literatur einen eigenen empathischen Ton und wirkt mit entschiedener Beharrlichkeit dem Verschweigen, sowie Hassreden und Ausgrenzung entgegen.“

Die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse begrüßt die Wahl des österreichischen Autors: „Hotschnig ist der leise Erzähler, der Existenzielles thematisiert und mit einem enormen Sprachwitz aufwartet. Er skizziert das menschliche Dasein in seinen vielfältigen, teils absurden Verstrickungen in sehr eigener sprachlicher Komposition – und weckt damit die Neugier, ihm als Leserin und Leser wiederholt zu begegnen. Ich freue mich sehr auf dieses spannende neue Kapitel der Stadtschreiber-Erzählung, das wir in Mainz mit Alois Hotschnig aufschlagen.“

Irritation ist immer der Ausgangspunkt meiner Geschichten sagt Alois Hotschnig über das Schreiben:

Herr Hotschnig, wie entwickeln sich Ihre Geschichten?

Eine Art, wie es anfangen kann, ist, dass ich meinen Schreibraum betrete, den Computer anmache, eine Datei anklicke, auf eine Seite gehe. So, als ob ich ein Lokal besuchen würde, in dem schon jemand sitzt, der mir zuwinkt, wie ein alter Bekannter. Es ist aber kein Mensch, sondern eben ein Satz, den ich vor Jahren oder erst vorgestern geschrieben habe, der mir in diesem Moment aus diesem Text heraus zuwinkt, mich anspricht. Wenn mir dieser Satz etwas zu sagen hat, komme ich mit ihm ins Gespräch. Ich setze etwas dazu, und mit dieser Notiz und mache eine kleine Wanderung in die Umgebung von Innsbruck. Spazierend kommt es vielleicht zu weiteren Begegnungen, mit realen Menschen diesmal, oder mit Ideen, die mir am Schreibtisch wahrscheinlich nicht in den Sinn gekommen wären. Aus der Kombination einer Begegnung, einer Realität, die ich erlebe, mit einem fiktiven Satz, kommt es zur Fusion eines ersten Satzes, und mit dem zweiten Satz ist die Geschichte schon da.

Begegnungen mit Menschen und die Themen, die Sie damit verbinden, sind immer Ausgangspunkt für Ihre Kurzgeschichten und Romane

Es kam schon vor, dass ein Thema, mit dem ich mich über viele Jahre immer wieder einmal beschäftigt habe, wie der Lebensborn, zu einem Roman wurde, weil ein Mensch, der mit wenigen Sätzen so plastisch und fast gemütlich über seine dramatische Geschichte im Fernsehen erzählte und mir dabei in die Augen schaute, mich perplex machte und irritierte. Und Irritation ist immer der Ausgangspunkt meiner Geschichten. Es ist etwas in mir oder um mich herum, mit dem ich nicht umgehen kann. Der Text, mit dem ich dann darauf antworte, ist der Roman oder die Kurzgeschichte. Mit diesem Mann aus dem Fernsehen habe ich Kontakt aufgenommen und ihn gefragt, ob er seine Geschichte mit mir teilen möchte. Das hat er getan, und wir haben ein Gespräch geführt, das schließlich über fünf Jahre gedauert hat und aus dem ein Roman entstanden ist (Der Silberfuchs meiner Mutter, Anm. d. Red.).

Wie entwickeln sich Ihre Geschichten im Laufe eines Schreibprozesses?

Der Schreib-Prozess, das ist für sich schon ein krankes Wort. Diesen Prozess kann man nur verlieren, aber man muss doch immer von ihm ausgehen. Einige Autorinnen und Autoren haben bewiesen, dass er eben doch und sehr wohl zu gewinnen ist. Vielleicht nicht für einen selbst, aber für all die anderen, die den Nutzen haben, weil sie ihn eben lesen können, diesen Prozess. Das mögliche Scheitern ist dabei für mich ein ganz wichtiges Motiv. In Sackgassen zu laufen, darauf lasse ich mich jeden Tag wieder aufs Neue ein. Aus etwas scheinbar Disparatem eine Geschichte zu machen, etwas in Beziehung zu setzen, dessen Zusammenhang sich zunächst als ganz unwahrscheinlich darstellt, und zu überprüfen, ob es diesen Zusammenhang eben vielleicht doch geben kann, das hat mich seit jeher interessiert. Und der Aspekt, vermeintlichen Sicherheiten zwischen Ursache und Wirkung nachzugehen.

Waren die Neugier und das Interesse an Menschen schon immer die Triebfeder Ihres Schreibens?

Begonnen hat das Schreiben mit dem Lesen zwischen den Zeilen. Ich habe begonnen, Menschen zu lesen, die sich mir entgegengeschrieben haben. Auf meine Art habe ich Autorinnen oder Autoren mit Texten geantwortet, mit ihnen auf diese Weise korrespondiert. Zum Beispiel mit Kurzgeschichten, wenn ich Wolfgang Borchert gelesen oder mit Gedichten, wenn ich mich mit Ernst Jandl beschäftigt habe. Irgendwann sind alle meine Vorbilder nicht mehr so wichtig gewesen, und das Eigene ist aus meinen Zeilen herausgewachsen. Das hat auch viel mit der Stadt Innsbruck zu tun, in der ich seit vierzig Jahren lebe, und mit den Menschen hier, die mich immer wieder zu Geschichten angeregt haben. Auslöser für meinen Roman Leonardos Hände war beispielsweise ein Erlebnis als Rettungsfahrer in Innsbruck. Morgens fuhr ich bei sonnigem Wetter, die Welt war schön in diesem Moment, mit dem Fahrrad an der Stelle vorbei, an der eine halbe Stunde später das Leben eines Menschen nicht gerettet werden konnte. Abends auf dem Heimweg fand dort ein großes Stadtfest statt. Diese Gleichzeitigkeit in meinem Kopf war der Auslöser für den Roman, der ein Jahr später entstanden ist.

Irritieren Sie mehr die politischen oder die unpolitischen Menschen?

Ich bin davon überzeugt, dass es keinen unpolitischen Menschen gibt. Zumindest von der Wirkung her ist der unpolitische Mensch das Furchterregendste, das ich mir vorstellen kann. Und doch ist er das Wichtigste, was man als Ausgangspunkt für eine Geschichte, die es zu schreiben gilt, finden kann. Denn das scheinbar Unpolitische wirkt sich, wie wir alle wissen, politisch so grauenhaft aus. Das Motiv hinter dem Schweigen oder dem Reden zu finden, ihm eine Sprache zu geben, es offenzulegen, ist für mich die Aufgabe von Literatur schlechthin.

(ZDF-Interview).

Aufruf zum Deutschen Cartoonpreis 2023 – Einsendeschluss ist Dienstag, der 5. September 2023

logo_dcp_2023Der  LAPPAN Verlag und die Frankfurter Buchmesse rufen wieder gemeinsam auf zum Deutschen Cartoonpreis:

Beste Bilder – die Cartoons des Jahres 2023

Die Veranstalter laden alle Cartoonisten dazu ein, ihre besten Cartoons, die seit November 2022
entstanden sind, einzureichen.

Einsendeschluss ist Dienstag, der 5. September 2023
Die Preise für die drei besten Cartoons sind dotiert mit:
1. Preis: 3.000€
2. Preis: 2.000€
3. Preis: 1.000€

Aus allen Einsendungen erfolgt die Auswahl für das Buch »BESTE BILDER 14 – DIE CARTOONS DES JAHRES 2023«. Aus dieser Auswahl ermittelt die Jury die Gewinnerinnen und Gewinner
des Deutschen Cartoonpreises 2023, die auf der Preisverleihung bekannt gegeben werden.
Außerdem wird der Publikumspreis der Caricatura Galerie verliehen. Er ist mit 1.000€ dotiert.

Einsendungen
Die Cartoons bitte in einem gezippten Ordner per Mail senden an:
2023@deutschercartoonpreis.de
Die Mail sollte dabei bitte nicht größer als 10 MB sein.
Die Cartoons können auch über eine Cloud (z.B. Wetransfer, dropbox, onedrive) übermittelt werden.
Ordner und Einzeldateien sollten dabei bitte mit Nachnamen und Vornamen benannt sein:
Nachname_Vorname_1 usw.
Die Anzahl der Cartoons ist nicht festgelegt, es sollten die besten und nicht mehr als 50
Cartoons sein.

Jury
Birgit Fricke, Senior Manager Vertrieb, Frankfurter Buchmesse
Antje Haubner, Programmleiterin LAPPAN Verlag
Dr. Alex Jakubowski, Journalist bei ARD-aktuell Frankfurt
Wolfgang Kleinert, Chef der Berliner Cartoonfabrik
Dijana Nukic, Leiterin Havengalerie in Bremen
Dieter Schwalm, Herausgeber zahlreicher Cartoonbücher
Martin Sonntag, Leiter der Caricatura in Kassel

Ausstellung und Preisverleihung
Die Ausstellung »Beste Bilder – Die Cartoons des Jahres 2023« läuft vom 28.10.2023 bis Anfang Februar 2024 in der Caricatura Galerie in Kassel. Hier können die Besucher ihre Stimmen für den Publikumspreis abgeben. Die Preisverleihung ist eine öffentliche
Abendveranstaltung im Kulturbahnhof Kassel und findet im Januar 2024 statt. Sie wird ausgerichtet von der Caricatura Galerie und dem LAPPAN Verlag, mit freundlicher Unterstützung der cdw Stifung.

Das Buch
Das Buch »BESTE BILDER 14 – DIE CARTOONS DES JAHRES 2023« enthält auf 176 Seiten die ca. 250 besten Cartoons des Jahres. Es erscheint am 1.11.2023 und wird vorab auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert. Alle Cartoonist, deren Cartoons im Buch abgedruckt werden, erhalten einen Vertrag und ein angemessenes Honorar. Das Buch wird herausgegeben von Antje Haubner, Wolfgang Kleinert und Dieter Schwalm.
Unter diesem Link finden Sie den Text des Aufrufs sowie die entsprechenden Logos.

Aktivitäten rund ums Jubiläum zur 75. Frankfurter Buchmesse starten am 15.März 2023

EDzw4Eu0Mdu7d3Mk2uqGIw-450In diesem Jahr feiert die Frankfurter Buchmesse (18.-22. Oktober) das Jubiläum ihres 75jährigen Bestehens.  Mit der Veröffentlichung einer Chronik ihrer wechselvollen Geschichte von der Neugründung 1949 in Frankfurt unter Beteiligung von 205 deutschen Verlagen als kleine Bücherschau bis zur internationalen größten Bücherschau der Welt, startet die Buchmesse ab 15. März 2023 ihre Jubiläumskampagne. Diese wird medial und im Laufe des Jahre im städtischen Raum öffentlich sichtbar sein und an die Wiederanfänge in den Ruinen der vom Krieg schwer beschädigten Paulskirche erinnern.

35. Buchmesse - Impression 1983, die große Zeit der größtenteils noch konzernunabhängigen Publikumsverlage, die in Halle 5 und 6 ihre Titel präsentierten. "Es war die 35. Buchmesse in Frankfurt (seit deren provisorischer Premiere im Jahre 1949). Es war mit annähernd 300 000 Titeln wieder einmal die größte, aber es war auch die erste "in diesem unserem Land", und man merkte es ihr an. Die Frankfurter Buchmesse ist ja nicht zuerst Bücherschau, Verlegertreff, Lizenzenmarkt (und schon längst nicht mehr Bestell-, kaum noch Nachbestell-Messe) – sie ist Gesellschafts-Seismograph, politisches Stimmungsbarometer. Sie sagt deutlicher als Wahlen oder Demonstrationen, Warnstreiks und Kundgebungen, was Sache ist in westdeutschen Geistern, Gustos und Gemütern. Und dieser Buchherbst 1983 zeigte – entwaffnet und entwaffnend – ein großes Harmoniebedüifnis, das von links bis in die konservative Ecke reicht." (Dieter Hildebrandt, Kabarettist, Die Zeit 21. Oktober 1983) © Foto Diether von Goddenthow
35. Buchmesse – Impression 1983, die große Zeit der größtenteils noch konzernunabhängigen Publikumsverlage, die in Halle 5 und 6 ihre Titel präsentierten. „Es war die 35. Buchmesse in Frankfurt (seit deren provisorischer Premiere im Jahre 1949). Es war mit annähernd 300 000 Titeln wieder einmal die größte, aber es war auch die erste „in diesem unserem Land“, und man merkte es ihr an. Die Frankfurter Buchmesse ist ja nicht zuerst Bücherschau, Verlegertreff, Lizenzenmarkt (und schon längst nicht mehr Bestell-, kaum noch Nachbestell-Messe) – sie ist Gesellschafts-Seismograph, politisches Stimmungsbarometer. Sie sagt deutlicher als Wahlen oder Demonstrationen, Warnstreiks und Kundgebungen, was Sache ist in westdeutschen Geistern, Gustos und Gemütern. Und dieser Buchherbst 1983 zeigte – entwaffnet und entwaffnend – ein großes Harmoniebedüifnis, das von links bis in die konservative Ecke reicht.“ (Dieter Hildebrandt, Kabarettist, Die Zeit 21. Oktober 1983) © Foto Diether von Goddenthow

Die Jubiläumskampagne wird wichtige historische Kontroversen ebenso wie große Momente demokratischen Aufbruchs noch einmal vor Augen führen. Sie stellt dar, wie es aus aller Welt die Prominenz des Geistes ebenso wie die des Glamours nach Frankfurt zog. Neben bekannten und neuen literarischen Stimmen, die in Frankfurt ihre Bücher präsentierten, traten zahlreiche bekannte Autor und Autorinnen und Persönlichkeiten wie z.B. Salman Rushdie, Chimamanda Ngozi Adichie, Mohsin Hamid und Olga Tokarczuk auch als Sprecher auf der Buchmesse auf. Die Chronik zeigt, wie Bundeskanzler Adenauer hier seine Bücher präsentierte, aber auch der Jahrhundertsportler Muhammad Ali oder die Grande Dame des deutschen Chansons Hildegard Knef ihre frühen Biografien. Starke Bilder und prägnante Texte feiern die Wirkungsgeschichte der Frankfurter Buchmesse – richten aber auch den Blick in die Zukunft, denn: “the story goes on!”

Zum Auftakt der Woche der Meinungsfreiheit (3. bis 10. Mai 2023) planen die Stadt Frankfurt, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Frankfurter Buchmesse am Mittwoch, den 3. Mai in der Frankfurter Paulskirche eine gemeinsame Veranstaltung.

fvkXvS1ETc5odSlz9WixZg-450Ein Blick in die Chronik auf www.buchmesse.de/chronik zeigt, dass die Frankfurter Buchmesse von Anfang an im Spannungsfeld eines zugleich wirtschaftlichen und politisch-kulturellen Großereignisses stand. Sie wurde als Resonanzraum des intellektuellen und interkulturellen Austauschs begriffen und hat sich als solcher bis heute bewährt. Politiker, Kulturschaffende und Autorn teilen ihren ganz eigenen Blick auf kulturpolitische Themen und die Welt, inspirieren das Publikum und eröffnen neue Perspektiven. Die Themen sind vielfältig und immer am Puls der Zeit. Bereits 1953 besuchten mehr internationale als nationale Aussteller die Messe und zeigten damit die immer stärker werdende internationale Vernetzung. In den 1960er Jahren erregten die Studierendenproteste auch auf dem Messegelände Aufsehen, während im folgenden Jahrzehnt die Forderungen von Frauen für mehr Gleichberechtigung sichtbarer wurden.

Die 1980er und 1990er Jahre waren geprägt von der Weiterentwicklung der elektronischen Medien, gleichzeitig standen sie spürbar im Zeichen zunächst noch des Kalten Krieges und dann der Wiedervereinigung. 1999, zehn Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, präsentierte Ungarn in Frankfurt seine Kultur – als erstes osteuropäisches Land überhaupt. Und je wichtiger der globale Transfer von Rechten und Lizenzen für die Branche wurde, umso wichtiger wurde Frankfurt als Handelsplatz, als Treffpunkt und Drehkreuz.

Messe-Impression © Foto Diether von Goddenthow
Messe-Impression © Foto Diether von Goddenthow

Zu Beginn des neuen Jahrtausends überschatteten die Terroranschläge vom 11. September 2001 auch das Geschehen auf dem Messegelände. In dieser von Unsicherheiten und Neuorientierung geprägten Atmosphäre unterstrich die Frankfurter Buchmesse die Relevanz für den interkulturellen Dialog und das Brückenbauen und war sich ihrer politischen Verantwortung bewusst.

2009 stand die Frankfurter Buchmesse aufgrund des Gastlandauftritts von China in der Kritik. Bundeskanzlerin Angela Merkel griff das Thema in ihrer Eröffnungsrede prominent auf. Sie betonte, dass auch China sich den kritischen Fragen zur Meinungsfreiheit stellen müsse.

In den 2010er Jahren funktionierte in Frankfurt der Handel mit Rechten und Lizenzen bereits in alle Richtungen. Buch, Film, Game, Musik, Bild, Illustration, sogar Merchandising – alle diese für das Geschäft mit Inhalten entscheidenden Märkte waren nun Teil der Messe. Hauptthema der Gespräche, Podiumsdiskussionen und Vorträge blieb die Digitalisierung: E-Book, enhanced E-Book, App, Crowdfunding, Fanfiction, 360°-Storytelling, Social DRM, Selfpublishing, Metadaten, Agency-Modell – die Professionalisierung und Transformation im Markt brachte es mit sich, dass die Liste der Aufgaben für die Buchbranche jedes Jahr länger wurde.

Mitte: Angela Merkel und Emmanuel Macron © Foto Diether von Goddenthow
Mitte: Angela Merkel und Emmanuel Macron © Foto Diether von Goddenthow

2017 reisten Angela Merkel und Emmanuel Macron an. In einer denkwürdigen Rede betonte der französische Staatspräsident die Kraft der Vielfalt und schlug eine europaweite Bildungsoffensive vor. Er forderte dazu auf, eine Vision für ein kulturell und politisch geeintes Europa zu entwickeln. Anschließend besuchten die deutsche Bundeskanzlerin und der französische Staatspräsident die Ausstellung des Gastlands Frankreich, wo sie gemeinsam auf einer nachgebauten Gutenberg-Presse die erste Seite der Menschenrechtserklärung druckten.

Und auch heute, nach krisenreichen Covid19-Jahren, stehen weiterhin die großen Fragen der Gegenwart im Fokus der Frankfurter Buchmesse: Krieg in Europa, Klimawandel, struktureller Rassismus, die Freiheit des Wortes, Menschen-, Frauen- und Kinderrechte, Diversität, digitale Transformation und vieles mehr. Die Jubiläumsmesse 2023 wird in den polarisierenden Zeiten der internationalen Brüche wieder Räume für Verständigung und Dialog schaffen und wichtige literarische und gesellschaftspolitische Botschaften in die Welt senden.

Zur Chronik der Frankfurter Buchmesse: www.buchmesse.de/chronik

März & April im Literaturhaus Frankfurt / Preis der Jungen Literaturhäuser 2023 / Schreibzimmer für Jugendliche

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Der März und April versprechen wieder ein spannendes Programm im Frankfurter Literaturhaus. Und die Bewerbungsphase für Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren für den Preis der Jugenen Literaturhäuser „Das Schreibzimmer“, hat auch schon begonnen (siehe unten).

März 2023
Am nächsten Montag, 11. März 2023, Bernadine Evaristo erstmals Gast sein und Mr. Loverman vorstellen (13.3. / ausverkauft). Das Literaturgespräch „Schöne Aussichten“ findet am Tag danach hingegen bereits zum 57. Mal statt, an der Seite von Alf Mentzer und Miryam Schellbach diskutiert die Bestsellerautorin Alina Bronsky (14.3.), außerdem stellen im März noch Judith Hermann (20.3. /ausverkauft), Volker Kutscher (22.3.) und Anna Kim (28.3.) ihre aktuellen Bücher vor.

Die Veranstaltung findet als Hybridveranstaltung statt.
Junges Literaturhaus Frankfurt / Schullesung für 4. & 5. Klassen
Montag 13.03.23 / 10.30 h
Tobias Elsäßer: Arti – Nominiert für den Preis der Jungen Literaturhäuser 2023
Saalticket 3 Euro / Klassen-Streamingticket 50 Euro
Auf Freundschaft programmiert
Jessy ist enttäuscht. Gelinde gesagt. Zu ihrem elften Geburtstag hatte sie sich eigentlich die neue Spielkonsole gewünscht, doch ihre vielbeschäftigten Eltern sehen das anders: Ein menschlich aussehender Roboter namens Arti soll Jessy dazu bringen, weniger Zucker zu essen, mehr Sport zu treiben und nicht so viel Zeit im Internet zu verbringen. Zum Glück gibt es Frau Westic: Die technikbegeisterte Rentnerin hilft Jessy, kurzerhand Artis Programmierung zu ändern. Und plötzlich trifft der Roboter eigenständige Entscheidungen und wird überhaupt von Tag zu Tag menschlicher. Eine warmherzige und spannende Geschichte über eine grenzenlose Freundschaft der Zukunft. Tobias Elsäßer kommt mit „Arti. Auf Freundschaft programmiert“ (Hanser) und seiner Gitarre ins Literaturhaus.
Das Junge Literaturhaus wird unterstützt von der Dr. Marschner Stiftung und der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung.

Die Veranstaltung findet als Hybridveranstaltung statt.
Montag 13. März 2023 / 19.30 h
Bernardine Evaristo: Mr. Loverman
Moderation (dt./engl.): Margarete von Schwarzkopf
Lesung deutscher Text: Torsten Flassig (Schauspiel Frankfurt)
Saalticket 12 / 8 Euro (ausverkauft) / Streamingticket 5 Euro / Streaming-Abo 50 Euro (20 VA)

Evaristo schreibt über das heutige London wie keine Zweite
Ihr Debüt waren Gedichte. Gefolgt von Versepen und Romanen. Als dann ihr Roman „Girl, Woman, Other“ 2019 mit dem Booker Prize ausgezeichnet wurde, ging dieser Preis das erste Mal an eine Schwarze Frau. Und spätestens jetzt war Bernardine Evaristo ein Weltstar der englischsprachigen Literatur. In „Manifesto“ steht ihre eigene Geschichte im Mittelpunkt, von der Kindheit im armen Süden Londons in den 1960er Jahren bis hin zum Durchbruch. Ein Manifest dafür, niemals aufzugeben. In der Übersetzung von Tanja Handels erscheint nun ihr Roman „Mr. Loverman“ (Tropen) aus dem Jahr 2013. Darin erzählt die Autorin von Barrington Jedidiah Walker und der Caribbean Community in England. Vielmehr geht es dabei auch um homosexuelle Liebe. Und um den Mut, den es braucht, aus Zwängen auszubrechen. Das Gespräch in deutscher und englischer Sprache führt Margarete von Schwarzkopf, die deutschen Texte liest Torsten Flassig vom Schauspiel Frankfurt.

Die Veranstaltung findet als Hybridveranstaltung statt.
Dienstag 14.03.23 / 19.30 h
Schöne Aussichten – Das Frankfurter Literaturgespräch
Mit Alina Bronsky, Alf Mentzer und Miryam Schellbach
Saalticket 7 / 4 Euro / Streamingticket 5 Euro / Streaming-Abo 50 Euro (20 VA)

Die 57. Ausgabe: Live im literarischen Terzett
Hier sitzt das Publikum mittendrin. Es diskutieren Alf Mentzer vom Hessischen Rundfunk und die Publizistin und Lektorin Miryam Schellbach mit der Gastkritikerin Alina Bronsky. Die 1978 in Russland geborene und seit den neunziger Jahren in Deutschland lebende Autorin arbeitete zunächst als Werbetexterin und Redakteurin. Ihr Debütroman „Scherbenpark“ (Kiepenheuer & Witsch) war nicht nur ein großer Publikumserfolg, sondern wurde auch für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2009 nominiert und für das Kino verfilmt. Bronskys Werke „Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche“ und „Baba Dunjas letzte Liebe“, ebenfalls bei Kiepenheuer & Witsch erschienen, standen auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis.

Die Titel, die an diesem Abend besprochen werden:
Birgit Birnbacher „Wovon wir leben“ (Zsolnay)
Raphaela Edelbauer „Die Inkommensurablen“ (Klett-Cotta)
Sven Pfizenmaier „Draußen feiern die Leute“ (Kein & Aber)
Im Haltbarkeitstest: Erich Kästner „Der Gang vor die Hunde“ (Atrium Verlag AG)
Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit hr2-kultur und wird dort am 19.03. um 18.04 h gesendet.

Die Veranstaltungen findet im Literaturhaus & in der Alten Oper statt.
Sonntag 19.03.23 / 16.00 & 19.00 h
Prokofjew – Erzähler und Musiker
Mit Carolin Grün & Gedeon Mfebe
Kombiticket ab 39 Euro unter www.alteoper.de
Kammermusik, Lesung und Konzert
Die Alte Oper und das Literaturhaus Frankfurt laden im Rahmen von „Musik Plus“ zu einem Sonntag ein, der ganz im Zeichen des Komponisten Sergej Prokofjew steht. Am Nachmittag geht es an der Schönen Aussicht um Prokofjews literarisches Schaffen, von dem man erst seit wenigen Jahren weiß. Das Literaturhaus stellt einige seiner Erzählungen vor und widmet sich seiner Vorliebe für märchenhafte Stoffe, für Dada und Surrealismus, für Wegbereiter wie Dostojewski, Gogol und Tschechow. Im Wechsel mit Lesungen des Schauspielers Gedeon Mfebe wird Carol in Grün Prokofjews Violinsonate Opus 115 spielen. Im Anschluss gibt es eine Führung durch das Literaturhaus. Abends spielt dann in der Alten Oper das City of Birmingham Symphony Orchestra unter der Leitung seiner Chefdirigentin Mirga Gražinyte-Tyla. Zu erleben gibt es u.a. die Ballettmusik zu „Romeo und Julia“ in Gestalt einer Suite, von der Dirigentin selbst zusammengestellt. Kombitickets unter www.alteoper.de.
Eine Veranstaltung der Alten Oper Frankfurt in Kooperation mit dem Literaturhaus Frankfurt.

Die Veranstaltung findet nur vor Ort statt.
Montag 20.03.23 / 19.30 h
Judith Hermann: Wir hätten uns alles gesagt
Moderation: Andreas Platthaus (F.A.Z.)
Saalticket 12 / 8 Euro (ausverkauft)
Vom Schreiben und vom Leben
Persönlicher zeigte sich Judith Hermann nie. Ihre Frankfurter Poetikvorlesung aus dem vergangenen Jahr „Wir hätten uns alles gesagt“ (S. Fischer) ist beinahe wie ein Buch ohne Siegel. Zugleich ist sie das naturgemäß nicht. Es sind verschlungene Bekenntnisse, die belegen, wie eng Leben und Schreiben zusammengehen: eine Kindheit in unkonventionellen Verhältnissen, das geteilte Berlin, Familienbande und Wahlverwandtschaften, lange, glückliche Sommer am Meer. Die Autorin spricht über ihr Schreiben und ihr Leben, über das, was beides zusammenhält und miteinander verbindet. Wahrheit, Erfindung und Geheimnis – wo beginnt eine Geschichte und wo hört sie auf? Wie verlässlich ist unsere Erinnerung, wie nah sind unsere Träume an der Wirklichkeit? Einer, der als aufmerksamer Zuhörer bei den Vorlesungen dabei war, spricht heute mit Judith Hermann: der Literaturressortleiter der F.A.Z. Andreas Platthaus.

Die Veranstaltung findet als Hybridveranstaltung statt.
Mittwoch 22.03.23 / 19.30 h
Krimiabend mit Volker Kutscher: Transatlantik
Moderation: Ulrich Sonnenschein (Hessischer Rundfunk)
Saalticket 12 / 8 Euro / Streamingticket 5 Euro / Streaming-Abo 50 Euro (20 VA)
Zurück in die Dreißiger
Längst sind die Krimis um den ehemaligen Polizeibeamten Gereon Rath mehr als beste Spannungslektüre. Volker Kutscher hat mit seinen Büchern ein politisches wie gesellschaftliches Bild der zwanziger und dreißiger Jahre in Deutschland geschaffen, das beklemmend Gefahren, Angst und Widerstand vor Augen führt. Während die Verfilmungen unter dem Titel „Babylon Berlin“ in der Regie u.a. von Tom Tykwer aktuell beim dritten Band der Reihe angelangt sind, schickt Kutscher seinen Helden im neunten Roman „Transatlantik“ über den Ozean. In den USA sucht Gereon Rath Zuflucht vor der Gestapo ebenso wie vor Großkriminellen. Derweil kämpft seine Frau Charlotte zu Hause in Berlin gegen die Verhältnisse an. Krimifans werden lediglich mit der Erkenntnis zu kämpfen haben, dass „Transatlantik“ (Piper) bereits der vorletzte Band der Reihe ist. Mit Volker Kutscher spricht der hr-Journalist Ulrich Sonnenschei

Die Veranstaltung findet als Hybridveranstaltung statt.
Dienstag 28.03.23 / 19.30 h
Anna Kim: Geschichte eines Kindes
Moderation: Jan Wiele (F.A.Z.)
Saalticket 9 / 6 Euro / Streamingticket 5 Euro / Streaming-Abo 50 Euro (20 VA)
Über die Folgen von Segregation und Diskriminierung
Die Autorin Anna Kim bringt sich ein in die Debatte um die so wirkmächtige wie fatale Idee von „Rasse“. Denn die prägt bis heute unsere Gesellschaften bis in die privaten Räume. Die Rasse-Idee entzweit, verhindert, diktiert. Geboren in Südkorea, verbrachte Kim ihre Kindheit und Jugend in Deutschland und Österreich, bevor sie in Wien u.a. Philosophie studierte und mit dem Schreiben begann. Auf wahrer Begebenheit beruhend erzählt ihr fünfter Roman „Geschichte eines Kindes“ (Suhrkamp), nominiert für den Deutschen Buchpreis 2022, von Ereignissen vor 70 Jahren: In einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Wisconsin bringt im Juli 1953 die zwanzigjährige Telefonistin Carol Truttman einen Jungen zur Welt, den sie zur Adoption freigibt. Bald sehen sich die betreuenden Kinderschwestern mit einem aus ihrer Sicht schwerwiegenden Verdacht konfrontiert: Das Baby scheint, anders als von der Mutter angegeben, nicht „weiß“ zu sein, sondern, wie es in der Behördensprache der damaligen Zeit heißt, „indianisch“, „polnisch“ oder „negrid“ – ein Skandal zur Zeit der Rassentrennung. Das Gespräch mit Anna Kim führt der FAZ-Redakteur Jan Wiele.

Literaturhaus Frankfurt -Kalender (literaturhaus-frankfurt.de)

April 2023

Nach der Osterpause kommt das Frankfurter Literaturhaus am 18.4. mit Max Czollek und seinem „Versöhnungstheater“ zurück (der Karten-VVK hierfür läuft bereits). Mit dem Schweizer Schriftsteller und Archäologen Demian Lienhard feiern wir am 20.4. Frankfurt-Premiere, sein zweiter Roman „Mr. Goebbels Jazz Band“ erscheint in der Frankfurter Verlagsgesellschaft. Clemens J. Setz wird im Sommer nicht nur der Frankfurter Poetikdozent sein, sondern kommt auch mit seinem neuen Roman „Monde vor der Landung“ ins Literaturhaus (24.4.), die ukrainisch-niederländische Bestsellerautorin Lisa Weeda stellt am 25.4. ihren Erfolgsroman „Aleksandra“ vor: Das Schreiben dieses Buches sei ihre Art, sich an dem Wider stand in der Ukraine zu beteiligen.
Nach dreijähriger Pause tanzt das Literaturhaus am 30.4. endlich wieder in den Mai u.a. mit Eckhart Nickel, der Fischer-Lektorin Antje Keil und der Schauspielerin Anna Böger an den Plattentellern.

Die Veranstaltung findet als Hybridveranstaltung statt.
Vorschau! Dienstag 18.04.23 / 19.30 h
Max Czollek: Versöhnungstheater
Moderation: Deborah Krieg (Bildungsstätte Anne Frank)
Saalticket 12 / 8 Euro / Streamingticket 5 Euro / Streaming-Abo 50 Euro (20 VA)
Vom Warschauer Kniefall zum Preußenkult
Schlagartig berühmt wurde der Dichter Max Czollek durch seine Interventionen. Die Streitschriften „Desintegriert euch!“ und „Gegenwartsbewältigung“ säten Zweifel an den deutschen Narrativen von Integration bis Leitkultur. Der neue Schriftenband „Versöhnungstheater“ (Hanser), scharf und gewitzt, schließt nun diesen Kreis. Czollek fragt darin nach der aktuellen Erinnerung an die Verbrechen der Vergangenheit. Ganz anders hatte das in Teilen schon die von ihm co-kuratierte Ausstellung „Rache. Geschichte und Fantasie“ im Jüdischen Museum Frankfurt am Main getan. Seit den weltweit bewunderten Gesten der deutschen Selbstvergewisserung, vom Warschauer Kniefall bis zum Holocaust-Mahnmal in Berlin, hat sich viel verändert: Das Berliner Stadtschloss feiert Preußens Könige, die EZB durfte die Großmarkthalle, Ort Frankfurter Deportation, dann doch architektonisch durchstechen und überragen. Und der Bundespräsident spricht auf seiner Israelreise von „Versöhnung“. Ist Deutschland mustergültig im Versöhnungstheater? Es moderiert Deborah Krieg, Bildungsreferentin der Bildungsstätte Anne Frank.

Eine Veranstaltung des Literaturhauses Frankfurt zusammen mit dem Jüdischen Museum Frankfurt am Main.

Alle Details finden ab 29.3. im Kalender: Literaturhaus Frankfurt -Kalender (literaturhaus-frankfurt.de)

Junges Literaturhaus

Die Bewerbungsphase für das Schreibzimmer für Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren hat begonnen. Alle Interessierten können sich bis 11.06. mit ihren Texten für die Workshops mit Sarah Jäger und Nils Mohl im Herbst bewerben. Die Teilnahme ist kostenfrei. Alle Infos anbei oder unter: https://literaturhaus-frankfurt.de/junge-literatur/schreibzimmer/

Das Netzwerk der Jungen Literaturhäuser aus Deutschland, Österreich und der Schweiz verleiht in diesem Jahr erneut den Preis der Jungen Literaturhäuser, ein Preis, der an einen Autor, eine Autorin geht, die das junge Publikum mit ihrer Sprache und ihren Auftritten, sowohl analog wie digital erreicht.
Nominiert sind: Tamara Bach, Andrea Karimé und Tobias Elsäßer.
Die Wahl des Preisträgers, der Preisträgerin findet online statt: https://www.literaturhaus.net/projekte/preis-der-jungen-literaturhaeuser-2023 Jede Stimme zählt!

Alle drei sind herausragend in ihren Begegnungen mit Kindern und Jugendlichen und schaffen es, durch ihre lebendige und interaktive Vermittlungsarbeit diese für sich zu gewinnen. Alle drei lösen mit ihren Auftritten das ein, wofür die Literaturhäuser des Netzwerks stehen, Literatur in vielseitigen Begegnungen erlebbar zu machen.

Die drei Nominierten bereisen die neun Jungen Literaturhäuser: Tobias Elsäßer wird am 13.3. um 10.30 h für alle Schülerinnen und Schüler der 4. & 5. Klassen sein Buch „Arti. Auf Freundschaft programmiert“ auf unserer Bühne vorstellen.

Literaturhaus Frankfurt -Kalender (literaturhaus-frankfurt.de)

Appell des Netzwerks der Literaturhäuser zur finanziellen Absicherung von Literaturvermittlung in Zeiten erheblich steigender Kosten

Frankfurt und Hamburg am 24.02.2023
Literaturvermittlung braucht verstärkt finanzielle Absicherung und kulturpolitische Sorgfalt – ein Appell

logo-literaturnetzwerkeEin Finanzierungskollaps der Literaturvermittlung, von Lesungen, Gesprächen und Diskussionen, steht absehbar bevor. Im gesamten Veranstaltungssegment-Buch sind Vielfalt und Entwicklung bedroht. Die massiven Kostensteigerungen in sämtlichen Bereichen gefährden mittelbar eine wesentliche Existenzgrundlage von Autor:innen sowie die Sicht- und Erlebbarkeit des Kulturguts Buch. Das ist das Fazit der außerordentlichen Tagung des Netzwerks der Literaturhäuser zum Jahresauftakt im Literaturhaus München.

Allerorten sind erhebliche Kostensteigerungen festzustellen. Steigende Energie- und Dienstleistungskosten werden zur Existenzbedrohung für Literatur-Institutionen. Verlage und Podiumsgäste rufen nach der Pandemie erheblich, bis zu 50% angehobene Honorare auf.

Zudem haben öffentliche Zuschüsse von Ländern, Kommunen oder Kantonen zumeist seit Jahren keine Anpassungen erfahren. Drittmittelförderer wie Stiftungen sind immer seltener bereit, sich an den bedingenden Personal- und Betriebskosten von Veranstaltern zu beteiligen. Oder sie wenden sich proaktiven Eigenprogrammen zu. Die Strukturen, die seit den 80er und 90er Jahren die weltweit so einzigartigen Literaturhäuser ermöglichten und damit den Beginn einer immer lebendiger und vielfältiger werdenden Literaturvermittlungsszene, bröckeln.

Alle Literaturveranstalter verstehen sich als Partner von Autor:innen und Verlagen, als Umschlagplatz für das Buch, als Vermittler Kultureller Bildung, als Multiplikatoren für Dichtung und Wahrheit, als Plattform für europäische Dialoge und internationalen Austausch. Alle Orte für die Begegnung mit Literatur sind unerlässlich, erst recht vor dem Hintergrund von abnehmender Lesekompetenz und mangelnder Leseförderung. Das Netzwerk der Literaturhäuser trug, auch dank des Programms „Neustart Kultur“ der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien sowie Corona-Hilfsprogrammen in der Schweiz und Österreich, dazu bei, dass kulturelle Teilhabe breiter Bevölkerungsschichten unter schwerwiegenden Einschränkungen weiterhin möglich war.

Finanziell angegriffen sind nunmehr Grundsicherungen und Programmstrukturen. Notwendige, aufwendige Wandlungsprozesse für eine fortschrittliche Literaturvermittlung finden nicht zur Umsetzung. Unerlässliche Personalinvestitionen laufen auf. Fairpay ist in Gefahr. Eine moderne, viele Autor:innen, viele Bücher und das Lesen fördernde Literaturvermittlung, für die der deutschsprachige Raum international Bewunderung erfährt, ist in Form und Umfang nicht aufrechtzuerhalten. Vielerorts prägen schon jetzt Konzentrationsmaßnahmen die Programmausrichtungen. Kostenexplosionen werden durch Reduktion von Vielfalt kompensiert. Auf dem Spiel steht nicht weniger als das hohe Gut der angemessenen Honorierung von vielen Autor:innen.

Der Finanzierungskollaps ist absehbar. Die Corona-Krise belastete die ohnehin geschwächten Strukturen empfindlich. Denn diese standen bereits Jahre zuvor im Schatten einer Leuchtturmkulturpolitik, die die Literatur immer nachrangig bezuschusste. Deshalb begrüßen bspw. deutsche Vermittlungsinstitutionen den Kulturfonds Energie des Bundes.

Der Aufruf des Netzwerks der Literaturhäuser: Wir appellieren an die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien in Deutschland, Staatsministerin Claudia Roth, an das Ministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport in Österreich, an das Bundesamt für Kultur der Schweiz, an die Kulturbehörden in den Ländern und Kantonen, an die kommunalen Instanzen, Kulturdezernate und -ämter sowie an Stiftungen und Sponsoren in allen deutschsprachigen Ländern, gerade jetzt die finanzielle Förderung von Literaturveranstaltern auszuweiten und dann zu verstetigen, um so den gewachsenen Ansprüchen und Kostensteigerungen Rechnung zu tragen. Nur durch rasch einsetzende Maßnahmen und Handlungsbereitschaft wird sich ein massiver Einbruch des literarischen Lebens und Kulturangebots verhindern lassen. Nur mit einem klaren finanziellen Bekenntnis kann die in Deutschland, Österreich und der Schweiz so einzigartige Form des Literaturhauses ihre Vorreiterrolle für die literarische Begegnung, für Teilhabe und Dialog aufrechterhalten und weiterentwickeln.

Die Unterzeichner

Hauke Hückstädt (Literaturhaus Frankfurt am Main), Vorstandsvorsitzender des Netzwerks der Literaturhäuser
Ursula Steffens (Geschäftsführung Netzwerk der Literaturhäuser, Hamburg)
Tomas Friedmann (Literaturhaus Salzburg), für den Vorstand
Gesa Schneider (Literaturhaus Zürich), für den Vorstand
Katrin Eckert (Literaturhaus Basel)
Florian Höllerer (LCB, Berlin)
Anja Johannsen (Literarisches Zentrum Göttingen)
Alexander Suckel (Literaturhaus Halle)
Rainer Moritz (Literaturhaus Hamburg)
Bettina Fischer (Literaturhaus Köln)
Thorsten Ahrend (Literaturhaus Leipzig)
Tanja Graf (Literaturhaus München)
Ulrika Rinke (Literaturhaus Rostock)
Stefanie Stegmann (Literaturhaus Stuttgart)
Robert Huez (Literaturhaus Wien)
Susanne Lewalter (Literaturhaus Wiesbaden)

Deutscher Buchpreis 2023: Das ist die Jury – Titelmeldung für Verlage bis 22. März 2023 möglich

logo_dbp23Verlage können ab sofort ihre Titel für den Deutschen Buchpreis 2023 unter www.deutscher-buchpreis.de/anmeldung einreichen. Bis zum 22. März 2023 können jeweils zwei deutschsprachige Romane aus dem aktuellen oder geplanten Programm eingereicht und zusätzlich bis zu fünf weitere Titel empfohlen werden. Voraussetzung für die Bewerbung ist die Mitgliedschaft im Börsenverein des Deutschen Buchhandels, im Schweizer Buchhandel- und Verlags-Verband oder im Hauptverband des Österreichischen Buchhandels. Die Bücher müssen zwischen 1. Oktober 2022 und 19. September 2023 (Bekanntgabe der Shortlist) erscheinen. Bücher, Leseexemplare, E-Books und Fahnen können bis zum 16. Juni 2023 nachgereicht werden.

Der Roman des Jahres wird in einem mehrstufigen Verfahren ermittelt. Zunächst sichtet die Jury alle von den Verlagen eingereichten Romane und stellt eine 20 Titel umfassende Nominierungsliste zusammen. Diese wird am 22. August 2023 bekannt gegeben. Aus dieser Longlist wählen die Jurymitglieder sechs Titel für die Shortlist, die am 19. September 2023 veröffentlicht wird. An wen der Deutsche Buchpreis geht, erfahren die sechs Autor*innen erst am Abend der Preisverleihung.

Die Verleihung findet am 16. Oktober 2023 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt. Der oder die Preisträger*in erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalist*innen erhalten jeweils 2.500 Euro. Den Deutschen Buchpreis 2022 erhielt Kim de l‘Horizon für den Roman „Blutbuch“.

Der Deutsche Buchpreis wird von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels vergeben. Hauptförderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland.

Eine Fachjury, die über die Vergabe des Deutschen Buchpreises entscheidet, wird zur Gewährleistung der größtmöglichen Unabhängigkeit der Auszeichnung jährlich neu gewählt. Inzwischen steht die Jury für den Deutschen Buchpreis 2023 fest. Die Akademie Deutscher Buchpreis hat diese sieben Literaturexpertinnen und Experten in die Jury berufen:

  • Shila Behjat (Journalistin und Publizistin)
  • Heinz Drügh (Goethe-Universität Frankfurt am Main)
  • Melanie Mühl (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
  • Lisa Schumacher (Steinmetz’sche Buchhandlung, Offenbach)
  • Katharina Teutsch (freie Kritikerin)
  • Florian Valerius (Gegenlicht Buchhandlung, Trier)
  • Matthias Weichelt (Zeitschrift Sinn und Form)

Alle Informationen und die Ausschreibungsunterlagen können abgerufen werden unter www.deutscher-buchpreis.de.

Eckhart Nickel liest „Spitzweg“ – Buchvorstellung im Literaturhaus Villa Clementine

Eckhart Nickel © Foto Diether von Goddenthow
Eckhart Nickel © Foto Diether von Goddenthow

Alles ist Kunst und die Kunst ist alles – in Eckhart Nickels „Spitzweg“ geht es um den spitzfindigen Racheplan einer Schülergruppe und die Besessenheit mit dem eigenen Bild. Am Donnerstag, 02. Februar 2023, stellt er seinen für den Deutschen Buchpreis nominierten Roman im Literaturhaus Villa Clementine vor. Moderiert wird der Abend von der Journalistin Sandra Kegel (FAZ). Beginn der Autorenlesung ist um 19:30 Uhr. Weitere Informationen gibt es unter www.wiesbaden.de/literaturhaus. Veranstalter ist das Literaturhaus Villa Clementine/Kulturamt.

Eine gedankenlose Bemerkung wird der Kunstlehrerin zum Verhängnis. Mit den Worten „Mut zur Hässlichkeit“ lobte sie Kirstens Selbstporträt, womit sie sie vor der ganzen Klasse bloßstellte. Der namenlose Protagonist und sein Freund Carl sind außer sich und wollen die Mitschülerin rächen. Es folgt ein aberwitziger Plan, bei dem nicht nur das Porträt, sondern auch Kirsten selbst am Ende verschwinden. „Spitzweg“ ist ein zynischer Roman voller Bezüge und Anspielungen über Bilder und Abbilder in einer zunehmend digitalen Gesellschaft.

Eckhart Nickel, geboren 1966 in Frankfurt, begann seine schriftstellerische Karriere als gefeierter Popliterat. Im Jahr 2019 erhielt er den Friedrich-Hölderlin-Förderpreis der Stadt Bad Homburg. Mit seinen beiden bisher erschienenen Romanen „Hysteria“ (2017) sowie mit „Spitzweg“ (2022) war er jeweils für den Deutschen Buchpreis nominiert.

Zeit und Ort:
Do 02.02.2023, 19:30 Uhr,
Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Straße 1, 65189 Wiesbaden
Kartenvorverkauf: € 12 / erm. € 9 inkl. VVG. Tourist-Information Wiesbaden, Marktplatz 1, Telefon: 0611 / 1729-930; online über die Homepage des Literaturhauses.
Weitere Infos unter www.wiesbaden.de/literaturhaus