Kategorie-Archiv: V.O. Stomp-Preis

Künstlerische Kreativität statt künstliche Intelligenz – 26. Minipressen-Messe, Buchmesse der Kleinverlage u. Künstlerbücher – 18. – 26. 05. 2023, Rheingold-Halle

26MMPM2023_2-plakat250Bereits zum 26. Mal heißt die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz Kleinverlage und Buchkünstler und Buchkünstlerinnen aus über 10 Ländern herzlich willkommen zur Mainzer Minipressen-Messe (MMPM) vom 18. bis 21.05.2023 in der Rheingoldhalle.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1970 steht die MMPM traditionell vor allem für Vielfalt und Toleranz. Der Bogen reicht vom anspruchsvollen Pressedruck engagierter Kleinverlage bis zum individuell gestalteten Einband, vom Kinderbuch zum Klassiker, von Kalligrafie zu Pop Art und vom liebevollen Handwerk zum digitalen Publishing der Gegenwart. Auf der MMPM wird ein breites Spektrum künstlerischer Kreativ- und Schaffenskraft präsentiert, für jeden etwas, außer Massenware und Werke künstlicher Intelligenz. Ob Bücher, Buchobjekte, Grafiken, Drucke oder Papierkunst in allen Farben, Formaten und Preisklassen – Besucher finden hier alles, was berührt,  erfreut und inspiriert, vielleicht auch zum Kaufen.  Denn kein Künstler, Kleinverleger und Druckpressen-Drucker lebt von Kreativität allein, wenn er nicht dann und wann mal einen geneigten Käufer findet.

Über 200 Verlage, Künstler und Künstlerinnen, Autoren und andere Buchbegeisterte freuen sich besonders nach der Corona bedingten Zwangspause darauf, ihre Resultate und hingebungsvollen Arbeiten zu präsentieren und mit Besuchern aller Alters- und Interessensgruppen ins Gespräch zu kommen.

Zusätzlich haben das Gutenberg-Museum und das dort beheimatete Mainzer-Minipressen-Archiv (MMPA) ein umfangreiches Rahmenprogramm konzipiert, welches die Messe begleitet: Lesungen, Workshops und Seminare, einer Literaturbörse für Autorinnen und Autoren sowie das Drucken vor Ort wie es Johannes Gutenberg seinerzeit erfand vor über 500 Jahren.

Ein besonderer Höhepunkt der MMPM ist wieder die Verleihung des Victor Otto Stomps-Preises der Landeshauptstadt Mainz. Der nach der bedeutendsten Verlegerpersönlichkeit aus der Mitte des 20.Jahrhunderts benannte Preis wird alle zwei Jahre an eine oder mehrere Personen für außergewöhnliche kleinverlegerische Leistungen oder für besondere buchgraphische oder literarische Leistungen, die in einem Kleinverlag erschienen sind, vergeben.

Im Anschluss trifft sich die Kleinverlags-Szene und Gäste im Foyer des Gutenberg-Museums zu einem interessierten Kennenlernen oder freudigen Wiedersehen. Es spielt das „Mebus-Duo“ bei Brezeln und Wein.

Die Vernissage der Minipressenmesse findet am 18. Mai 2023, 14.00 Uhr, im Foyer der Rheingold-Halle statt.
Die Verleihung des Stomps-Preises ebenfalls am 18.Mai, um 20:00 Uhr, im Vortragssaal des Gutenberg-Museums.

Der Eintritt ist frei.

Öffnungszeiten der Messe (Rheingold-Halle:
Donnerstag, 18.5. 14.00 – 19.00 Uhr
Freitag, 19.5. 14.00 – 19.00 Uhr
Samstag, 20.5. 10.00 – 19.00 Uhr
Sonntag, 21.5. 10.00 – 17.30 Uhr

Weitere Informationen zu Angebot und Programm

Verleihung des V.O.Stomps-Preises der Landeshauptstadt Mainz – Zugang zu jungen Lesern als Merkmal

Archivfoto Impression der Mainzer Minipressenmesse in der Rheingold-Halle. © Foto Diether von Goddenthow
Archivfoto Impression der Mainzer Minipressenmesse in der Rheingold-Halle. © Foto Diether von Goddenthow

Der V. O. Stomps-Preis der Landeshauptstadt Mainz, benannt nach dem legendären Gründer der Eremitenpresse, Victor Otto Stomps (1897 – 1970), wird am Abend vor der Eröffnung der Minipressen-Messe in diesem Jahr am 18. Mai 2023, 20 Uhr, im Vortragssaal des Gutenberg-Museums an drei Verlage verliehen: An den Verlag rotopol aus Kassel, ein  Förderpreis an den Berliner Buchkünstler und Verleger Cornelius Brändle für seinen Verlag „edition wasser im turm“. Zudem wird zum ersten Mal  auch ein Ehrenpreis vergeben. Er geht an Axel Dielmann für seinen gleichnamigen Verlag in Frankfurt am Main.

Die Jury unter Vorsitz der Kulturdezernentin Marianne Grosse, vertreten durch Dr. Ulf Sölter entschied sich beim Hauptpreis einstimmig für den Verlag rotopol. Er wurde aus 64 Vorschlägen ausgewählt.

Die Jury des V.O. Stomps-Preises 2023 überrascht in diesem Jahr. Usus war bisher mit dem Hauptpreis einen älteren Verlag auszuzeichnen und den Förderpreis einer jungen Verlagsinitiative zuzusprechen. In diesem Jahr erhält der 2007 gegründete und schon vielfach ausgezeichnete Verlag rotopol unter der Leiterin und Gründerin Rita Fürstenau den V.O. Stomps-Hauptpreis.
Sie führt den „Verlag für grafisches Erzählen“ auch als Netzwerk für Autor:innen mit einer Ladengalerie für zeitgenössische Illustration und Comickunst. Der Verlag publiziert eigenwillige Geschichten, überrascht mit starken grafischen Umsetzungen und spricht damit auch ein jugendliches Leser:innenpublikum an. Jede Veröffentlichung wird als gestalterischer Mikrokosmos begriffen und dabei verdanken ihr Leser:innen Bücher von bekannten und vielfach ausgezeichneten Illustratoren wie Matthew Forsythe, aber auch jungen, noch unbekannten Grafiker:innen bietet sie ein erstes Podium. Buchkünstlerisch setzen die Bücher in der Aufmachung Akzente. Am liebsten druckt sie auf Natur- und Recyclingpapieren, die für einen günstigen Preis zu erwerben sind, ganz im Sinne im Namen des Preisgebers.

Um die Arbeit von Kleinverlagen zu würdigen, vergibt die Landeshauptstadt Mainz seit 1979 den V.O. Stomps-Preis. Zusätzlich gibt es seit 2009 einen V.O. Stomps-Förderpreis. Dieser ist mit 1.500 Euro dotiert und wird Cornelius Brändle aus Berlin zuerkannt.

Cornelius Brändle gründete 1998 seine „edition wasser im turm“. Brändle ist Buchkünstler, Grafiker, Siebdrucker und verlegt neben Büchern und grafischen Mappenwerken auch ein illustriertes Periodikum namens Froschkönig. Davon sind mittlerweile 17 verschiedene Ausgaben erschienen. Stets wechseln die verwendete Typografie und die beteiligten Autor:innen und Künstler:innen und interpretieren eines der
berühmtesten Märchen der Gebrüder Grimm immer wieder neu. Mit Zeichnungen und Collagen, im zwei- und dreifarbigen Siebdruck, einem haptisch angenehmen Papier, einem handlichen quadratischen Format von 23cm und einem günstigen Preis von 24 Euro für eine originalgrafische Zeitschrift wäre das ganz im Sinne von V.O. Stomps.

In diesem Jahr vergibt die Jury des V.O. Stomps-Preises erstmalig einen Ehrenpreis. Er geht an Axel Dielmann für den gleichnamigen Verlag in Frankfurt am Main.
Victor Otto Stomps war nicht nur Verleger, sondern auch Autor. Axel Dielmann ist es zu verdanken, das gesamte verstreute literarische Werk von Victor Otto Stomps aufzuspüren und in einer überzeugenden vierbändigen Werkausgabe neu zu verlegen. Die gesammelte Prosa, alle Romane, Gedichte und Dramen sowie seine Essays und Portraits in einer Kassette, deren Buchumschläge, von den Stomps’chen Weggefährten Horst Antes, Bernhard Jäger, Johannes Vennekamp und Ali Schindehütte extra dafür gestaltet wurden. Der Preis besteht aus einer Urkunde im Buchdruck, gedruckt im Druckladen des Gutenberg-Museums.

Info: Auf der Internationalen Buchmesse der Kleinverlage und Handpressen zeigen über 200 Aussteller die neuesten Ideen und Trends zum Thema Drucken und Verlegen von Literatur und Kunst. Während der Messetage gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm aus Lesungen, Workshops, Performances, Seminaren und Ausstellungen. Informationen zur Messe auf: www.minipresse.de

24. Mainzer Minipressen-Messe startet erfolgreich in der Rheingold-Halle – Stomps-Preisverleihung im Gutenberg-Museum

Kulturdezernentin Marianne Grosse, unterstützt von Johannes Gutenberg, eröffnet die Mainzer Minipressen-Messe im Foyer der Rheingold-Halle am 29. Juni 2017 gegen 14 Uhr.
Kulturdezernentin Marianne Grosse, unterstützt von Johannes Gutenberg, eröffnet die Mainzer Minipressen-Messe im Foyer der Rheingold-Halle am 29. Juni 2017 gegen 14 Uhr.

„In Zeiten von IPad und digitalen Medien ist es so schön und wichtig für die Seele, wenn wir hier Bücher sehen, von denen wir uns gar nicht vorstellen konnten, dass sie überhaupt verlegt wurden“, schwärmte Marianne Grosse, Kulturdezernentin der Landeshauptstadt Mainz bei ihrer gestrigen Eröffnung der 24. Mainzer Minipressen-Messe in der Rheingold-Halle. Unterstützt wurde sie dabei von „Johannes Gutenberg“, alias Harro Neuhardt von „Die Jünger Gutenbergs“, Dr. Annette Ludwig, Direktorin des Gutenberg-Museums, Prof. Dr. Jürgen Hardeck, Geschäftsführer Kultursommer Rheinland-Pfalz und Jürgen Kipp, Leiter der Minipressen-Messe.

Jürgen Kipp, auch Mister Minipressen-Messe genannt. Foto: Diether v. Goddenthow
Jürgen Kipp, auch Mister Minipressen-Messe genannt. Foto: Diether v. Goddenthow

Jürgen Kipp wird auch Mister Minipressen-Messe genannt, da er seit 31 Jahren mit viel Herzblut und großer Professionalität das Mekka für Kleinverlage, Handdruckpressen und Autoren  mit einem guten Händchen für Individualisten erfolgreich organisiert.

 

 

In diesem Jahr, so Jürgen Kipp, gibt es über 50 Prozent Neuanmeldungen. Insgesamt seien 260 Ausstellende auf der Internationalen Buchmesse der Kleinverlage und Handpressen vertreten. Die bekannte Vielfalt der Minipressen-Messe konnte hierdurch noch einmal gesteigert werden.

Die insgesamt 260 Aussteller haben ihre  Stände aufgeschlagen in der großen Wandelhalle, im Übergang und im Westflügel der Rheingoldhalle. Es ist das dritte Mal, dass die Minipressen-Messe in der Rheingoldhalle und nicht mehr in zwei Großzelten am Konrad-Adenauer-Rheinufer untergebracht ist. Foto: Diether v. Goddenthow
Die insgesamt 260 Aussteller haben ihre Stände aufgeschlagen in der großen Wandelhalle, im Übergang und im Westflügel der Rheingoldhalle. Es ist das dritte Mal, dass die Minipressen-Messe in der Rheingoldhalle und nicht mehr in zwei Großzelten am Konrad-Adenauer-Rheinufer untergebracht ist. Foto: Diether v. Goddenthow

Ein absoluter Rekord sei auch, so Marianne Grosse, dass sich 120 Autorinnen und Autoren zu Lesungen angemeldet haben. Die Internationale Mainzer Minipressen-Messe sei vor allem auch Ausdruck einer unglaublichen Energie. Leidenschaft und Kreativität ihrer Macher.

Museum Papiermühle Homburg. Johannes Follmer informiert nicht nur an seinem Stand, sondern zeigt als Sonderaktion an allen Messetagen wie Papierschöpfen geht. Foto: Diether v. Goddenthow
Museum Papiermühle Homburg. Johannes Follmer informiert nicht nur an seinem Stand, sondern zeigt als Sonderaktion an allen Messetagen wie Papierschöpfen geht. Foto: Diether v. Goddenthow

Zu finden gibt es fast alles: Vom traditionellen Pressendruck über das eBook bis zum illustrativen Holzschnitt, von der Originallithographie bis zum hochwertigen Einband, vom liebenswerten Kinderbuch bis zum illustrierten Klassiker, von Büchern in Packpapier bis zur Literaturzeitschrift im Hochglanzdruck, vom papiermechanischen Objekt bis zum dreidimensionalen Popup, von der Publikationsinitiative bis zu Poetry Slam, von der persönlichen Biographie bis zu print on demand, von regionalen Autoren bis hin zu international gefeierten Schritstellern, von bibliophilen Ausgaben, mittelalterlicher Buchmalerei, von Kalligrafie bis PopArt. Dies sowie ein breites Rahmenprogramm  finden Besucher noch bis zum 2. Juli 2017 auf der  Mainzer Minipressen-Messe, der Internationalen Buchmesse der Kleinverlage und künstlerischen Handpressen.

V.O.Stomps-Preisverleihung 
Stomps-Preis 2017, v.li.: Frédéric Guille u. Gisa Schraml  vom Kollektiv Tod Verlag, waren aus Paris angereist. Hauptpreisträger Svato Zapletal und Kulturdezernentin Marianne Grosse , die die Preise überreichte. Foto: Diether v. Goddenthow
Stomps-Preis 2017, v.li.: Frédéric Guille u. Gisa Schraml vom Kollektiv Tod Verlag, waren aus Paris angereist. Hauptpreisträger Svato Zapletal und Kulturdezernentin Marianne Grosse , die die Preise überreichte. Foto: Diether v. Goddenthow

Zu Ehren des legendären Gründer der Eremitenpresse Victor Otto Stomps (1897 – 1970) vergibt die Stadt Mainz seit 1979 anlässlich der Minipressen-Messe den  Stomps-Preis „für herausragende kleinverlegerische Leistungen.  Mit dem V.O. Stomps-Preis werden Qualität und persönliches Engagement im Bereich der Kleinverlagsszene honoriert. Diese Auszeichnung gilt nicht dem wirtschaftlichen Erfolg, sondern hervorragenden Leistungen, die unter den schwierigen Bedingungen für Kleinverleger besonderes Talent und Einfallsreichtum erkennen lassen.

Der 20. V.O. Stomps-Preis wurde am Donnerstag, 29. Juni 2017, im Rahmen einer Feierstunde mit anschließendem Empfang gegen 20 Uhr im Gutenberg-Museum von Kulturdezernentin Marianne Grosse überreicht.

70 hochkarätige Bücher des Savato-Verlags, abgebildet auf einem Plakat. Etliche Titel können auf der Minipressen-Messe angeschaut werden. Foto: Diether v. Goddenthow
70 hochkarätige Bücher des Savato-Verlags, abgebildet auf einem Plakat. Etliche Titel können auf der Minipressen-Messe angeschaut werden. Foto: Diether v. Goddenthow

„Meine Bücher sind wie eine Frucht; an den Kern, die Literatur, ist oft schwer heranzukommen. Umso wichtiger sind eine schöne Schale und ein gutes Fruchtfleisch”, sagt Svato Zapletal, Hamburger Verleger, der den  mit 3.500 Euro dotierten V.O.Stomps-Preis aus den Händen von Kulturdezernentin Marianne Grosse erhielt. Seit 40 Jahren hat Zapletal 70 Bücher anspruchsvolle Werke illustratorisch bereichert, gedruckt und in originelle Einbände verpackt. Darunter so bedeutende Autoren wie Franz Kafka, Kurt Tucholsky, Daniil Charms, Doris Dörrie und Hans Magnus Enzensberger. Selbst  Martin Heidegger hat den Kleinverleger nicht abgeschreckt. 2001 wurden seine Bücher im Gutenberg-Museum ausgestellt. Die Jury zeichnet mit dem 20. V.O. Stomps-Preis einen Verleger aus, der mit seinem buchkünstlerischen Werk eine beachtliche Kontinuität aufweist: Zur diesjährigen 24. Minipressen-Messe legte er sein 71. Buch vor.

Laudator: Dr. Lothar Schöne. Foto: Diether v. Goddenthow
Laudator: Dr. Lothar Schöne. Foto: Diether v. Goddenthow

Grafik, Gestaltung, Illustrationen stammen bei allen Büchern vom Verleger. Die Bücher und Drucke werden im Handsatz und in guter handwerklicher Qualität hergestellt, auf einer Andruckpresse gedruckt und zu erschwinglichen Preisen angeboten.  Svato Zapletal bereichere mit visuellen Kunst die Bücher, bringe sie mit seinen Illustrationen zum „Erleuchten“, indem er „mir meine Geschichte neu erkläre“, so der Laudator Dr. Lothar Schöne.

Den V.O. Stomps-Förderpreis in Höhe von  1.500 Euro erhielten Gisa Schraml und Frédéric Guille, Betreiber des Berliner Kollektiv Tod-Verlages.
Der Kollektiv Tod Verlag ist ein Kollektiv von Druckern, die hauptsächlich in Siebdruck und Holzdruck arbeiten. Seit etwa acht Jahren ist Kollektiv Tod mit seinen handgefertigten Kunstdruckbüchern regelmäßig auf Buchmessen von Paris bis Barcelona anzutreffen.

Laudator Oswald Buss. Foto: Diether v. Goddenthow
Laudator Oswald Buss. Foto: Diether v. Goddenthow

Darüber hinaus gibt es immer wieder kleinere Ausstellungen und Street-Art-Projekte zu sehen. Die erste vom Kollektiv Tod produzierte Arbeit, der Friedrichshainer Totentanz, beschäftigte sich mit den langsam aussterbenden kollektiven Strukturen in der Berliner Hausbesetzerszene. Im Kern ginge es dem Kollektiv Tod Verlag um das Thema „Freiheit“, so Oswald Buss, Laudator.

Festredner Harry Oberländer. Foto: Diether v. Goddenthow
Festredner Harry Oberländer. Foto: Diether v. Goddenthow

Harry Oberländer, bis 2016 langjähriger Leiter des Hessischen Literaturforum/Mousonturm erinnerte in seinem Festvortrag an Victor Otto Stomps, der 1897 in Krefeld geboren wurde, und mit seinen Eltern in jungen Jahren nach Berlin umzog als sein Vater Syndikus bei der Deutschen Reichsbank wurde. Nach Studiums-Abbruch und kurzer Zwischenstation bei der Ufa absolvierte Stomps 1923 eine Lehre bei der Deutschen Bank. 1926 gründete er den legendären Verlag „Die Rabenpresse“. Hier erschien unter anderem die Literaturzeitschrift „Der Fischzug“. Die Redaktion oblag Walther G. Oschilewski. Nach fünf Ausgaben musste diese jedoch im gleichen Jahr ihr Erscheinen wieder einstellen. Es folgte 1932 bis 1934 die Literaturzeitschrift Der weiße Rabe. Auf auf Druck der Nationalsozialisten und aus finanziellen Gründen musste Stomps 1937 den Verlag verkaufen.

Um die Rabenpresse kristallisierte sich in dieser Zeit ein literarischer Zirkel, der sich zumeist nur privat traf. Im gehören unter anderem an: Walther G. Oschilewski, Gertrud Kolmar, George A. Goldschlag, Jens Heimreich, Horst Lange und dessen Frau Oda Schaefer, Peter Huchel, Werner Bergengruen, Georg Zemke, Herbert Fritsche, Joachim Maass, Robert Seitz, Rolf Bongs, Werner Helwig, Eberhard Meckel, Heinz Oskar Wuttig und Hans Gebser, der in der Schweiz als Philosoph Jean Gebser bekannt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete Stomps 1949 in Frankfurt am Main einen neuen Verlag, die Eremitenpresse, mit der er 1954 nach Stierstadt im Taunus umzog. 1967 verließ er den Verlag, ging nach West-Berlin und gründete seinen dritten Verlag, die Neue Rabenpresse.

Veranstaltungsort
Rheingoldhalle
Rheinstraße 66
55116 Mainz
Telefon: 49 (0)61 31 / 242-0
Veranstalter

Gutenberg-Museum
Liebfrauenplatz 5
55116 Mainz
Telefon: 06131/12 26 40
gutenberg-museum@stadt.mainz.de
www.gutenberg-museum.de

Verleihung des V.O.Stomps-Preises an Kleinverlage am 29. Juni 2017 – Vorabend der Minipressenmessen-Eröffnung

Stomps-Preisverleihung 2015. Stomps-Preis an vl.: Annette Köhn, (Kulturdezernentin Marianne Grosse Grußwortrednerin), Bettina Haller, Birgit Reichert, Andrea Lange Foto: Diether v. Goddenthow
Stomps-Preisverleihung 2015. Stomps-Preis an vl.: Annette Köhn, (Kulturdezernentin Marianne Grosse Grußwortrednerin),
Bettina Haller, Birgit Reichert, Andrea Lange Foto: Diether v. Goddenthow

Kontinuität als Merkmal
Verleihung des V.O.Stomps-Preises an Kleinverlage am 29. Juni 2017

Mainz. „Meine Bücher sind wie eine Frucht; an den Kern, die Literatur, ist oft schwer heranzukommen. Umso wichtiger sind eine schöne Schale und ein gutes Fruchtfleisch”, sagt Svato Zapletal. Der Hamburger Verleger erhält am 29. Juni 2017 den mit 3.500 Euro dotierten V.O.Stomps-Preis. Um die Arbeit von Kleinverlagen zu würdigen, vergibt die Stadt Mainz seit 1979 den V.O. Stomps-Preis, benannt nach dem legendären Gründer der Eremitenpresse Victor Otto Stomps (1897 – 1970). Zusätzlich gibt es seit 2009 einen V.O. Stomps-Förderpreis. Dieser ist mit 1.500 Euro dotiert und wird den beiden Betreibern des Berliner Kollektiv Tod-Verlages, Gisa Schraml und Frédéric Guille, zuerkannt.

Der 20. V.O. Stomps-Preis wird am Donnerstag, 29. Juni 2017, um 20 Uhr im Gutenberg-Museum von Kulturdezernentin Marianne Grosse überreicht. Die Preisvergabe findet im Rahmen der 24. Minipressen-Messe statt, die vom Gutenberg-Museum organsiert wird und vom 29. Juni bis 2. Juli 2017 in der Rheingoldhalle stattfindet. Mit dem V.O. Stomps-Preis werden Qualität und persönliches Engagement im Bereich der Kleinverlagsszene honoriert. Diese Auszeichnung gilt nicht dem wirtschaftlichen Erfolg, sondern hervorragenden Leistungen, die unter den schwierigen Bedingungen für Kleinverleger besonderes Talent und Einfallsreichtum erkennen lassen.

Svato Zapletal veröffentlicht seit 40 Jahren Bücher von bedeutenden Autoren wie Franz Kafka, Kurt Tucholsky, Daniil Charms, Doris Dörrie und Hans Magnus Enzensberger. 2001 wurden seine Bücher im Gutenberg-Museum ausgestellt. Die Jury zeichnet mit dem 20. V.O. Stomps-Preis einen Verleger aus, der mit seinem buchkünstlerischen Werk eine beachtliche Kontinuität aufweist: Zur diesjährigen 24. Minipressen-Messe wird er sein 71. Buch vorlegen. Grafik, Gestaltung, Illustrationen stammen bei allen Büchern vom Verleger. Die Bücher und Drucke werden im Handsatz und in guter handwerklicher Qualität hergestellt, auf einer Andruckpresse gedruckt und zu erschwinglichen Preisen angeboten.

Der Kollektiv Tod Verlag, der den Förderpreis erhält, ist ein Kollektiv von Druckern, die hauptsächlich in Siebdruck und Holzdruck arbeiten. Seit etwa acht Jahren ist Kollektiv Tod mit seinen handgefertigten Kunstdruckbüchern regelmäßig auf Buchmessen von Paris bis Barcelona anzutreffen. Darüber hinaus gibt es immer wieder kleinere Ausstellungen und Street-Art-Projekte zu sehen. Die erste vom Kollektiv Tod produzierte Arbeit, der Friedrichshainer Totentanz, beschäftigte sich mit den langsam aussterbenden kollektiven Strukturen in der Berliner Hausbesetzerszene.

logominipresse-450Info: Auf der Internationalen Buchmesse der Kleinverlage und Handpressen zeigen 260 Aussteller die neuesten Ideen und Trends zum Thema Drucken und Verlegen von Literatur und Kunst. Während der Messetage gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm aus Poetry Slam, Lesungen, Workshops, Performances, Seminaren und Ausstellungen. Die Veranstalter rechnen auch in diesem Jahr wieder mit rund 10.000 Besuchern.
Informationen zur Messe auf www.minipresse.de

Stomps-Preis 2015 am Vorabend der Minipressenmesse Mainz verliehen

Stomps-Preis an vl.: Annette Köhn, (Kulturdezernentin Marianne Grosse Grußwortrednerin),  Bettina Haller, Birgit Reichert, Andrea Lange. © massow-picture
Stomps-Preis an vl.: Annette Köhn, (Kulturdezernentin Marianne Grosse Grußwortrednerin),
Bettina Haller, Birgit Reichert, Andrea Lange. © massow-picture

Am 3. Juni 2015, am Vorabend der Internationalen Minipressen-Messe, verlieh die Stadt Mainz in Andenken an den Verleger, Schriftsteller und Literaturförderer Victor Otto Stomps (1897 – 1970) den 19. Stomps-Preis. Dies geschah zum ersten Mal separat im Gutenberg-Museum. Denn die „Eröffnung der Minipressen-Messe“ sei „schon aufregend und Ereignis genug“, erklärte Marianne Grosse, Dezernentin für Bauen, Denkmalpflege und Kultur in Mainz. Das habe in den vorigen Malen mitunter ein wenig vom Stomppreis abgelenkt. Deswegen solle der Stomps-Preis ab diesem Jahr in einem würdigen Rahmen separat vom Aufbautrubel im Vortragssaal verliehen werden.

Der Förderpreis in Höhe von 1.500 Euro ging an Annette Köhn und ihren vor erst fünf Jahren gegründeten Jaja-Verlag Berlin. In ihrer Laudatio lobte Amelie Persson die Leistungen des erst vor fünf Jahren gegründeten Ein-Frau-Unternehmen, welches inzwischen eine weitere feste Miterarbeiterin, Praktikanten und etwa 60 Autoren habe und inzwischen in Berlin-Neukölln in der Tellstrasse mit seiner Musenstube zu einer Institution geworden sei. Bereits 50 Werke hätten hier das Licht der Welt erblickt, beispielsweise der von ihr selbst verfasste Comic über den Drachen Leto mit seinen Reiseerlebnissen in die Halong-Bucht in Vietnam. Annette Köhn war selbst dort. Inzwischen wurde ihr Comic ins Vietnamesische übersetzt.

Den Hauptpreis mit 3.500 Euro erhielt die Sonnenberg-Presse Chemnitz/Kemberg vertreten durch das Autorenkollektiv Andrea Lange, Bettina Haller und Birgit Reichert. Die Laudatio hielt der extra aus der Schweiz angereiste Rainer Stöckli, der die „eigenhändigen, stupend gestalteten Buchkorpora“ lobte und feststellte, „dass zu einer jeden leinengedeckelten oder schubergeschützten Textauswahl der Chemnitzer/Kemberger Buchgraphikerinnen sich die Textquellen befänden. Am Oeuvre des Verlages falle Parteinahme für ältere und zeitgenössische Belletristik sowie die bemerkenswerte Wahl der Formate auf.

Mit dem V.O. Stomps-Preis werden Qualität und persönliches Engagement im Bereich der Kleinver-lagsszene honoriert. Diese Auszeichnung gilt nicht dem wirtschaftlichen Erfolg, sondern solchen Leistungen, die unter den schwierigen Bedingungen kleinverlegerischen Arbeitens besonderes Talent und Einfallsreichtum erkennen lassen.
Bisherige V.O. Stomps-Preisträger sind die Verlage: Rainer Verlag (1978), Galerie Patio (1980), Edition Dieter Wagner (1984), Edition Fundamental (1987), Flugblatt-Presse (1989), Schierlings-presse (1991), Herbst-Presse Wien ( 1993), Herbstpresse Düsseldorf (1995), Edition Thanhäuser (1997), Hertenstein-Presse (1999), Mariannen-Presse (1999), Edition Atelier Bodoni (2001), Edition Dschamp (2003), Rixdorfer Druckwerkstatt (2005), Kunsthaus hinter den Zäunen (2007), Corvinus Presse (2009/Hauptpreis), Edition Thurnhof (2011/Hauptpreis), Katzengraben-Presse (2013/Hauptpreis), SchwarzHandPresse (Förderpreis/2013), und die Zeitschriften: Heft (1982), Dire (1987), Plages (1989), Entwerter/Oder (1991), Freibord (1993), Pips (1995), Das Gedicht (1997), miniature obscure (2001), Wespennest (2003), Herzattacke (2005), plumbum (2007), Buchmacherey H. Helserdeich (Förderpreis 2009) und der SuKuLTur-Verlag (Förderpreis 2011).

e-wald- Ausstellung im Gutenberg-Museum Mainz © massow-picture
e-wald- Ausstellung im Gutenberg-Museum Mainz © massow-picture

Christian Ewald, e-wald – Buchkunstwerke der Berliner Katzengraben-Presse, (2013) Seine originelle Ausstellung „e-wald“ ist noch bis 9. August im Gutenberg-Museum zu sehen.