Kategorie-Archiv: Parkanlagen

Frühlingsbaden in der Palmengartengalerie – 8. Bis 25. Februar 2024

). Die Schneeglöckchen lugen schon seit Wochen aus den Wiesen, hier und da gesellt sich das strahlende Gelb der ersten Narzissen dazu. Während sich der Frühling draußen langsam ankündigt, hat er sich in der Frühlingsschau des Palmengartens bereits zu voller Blütenpracht entfaltet. Vom 8. bis 25. Februar können Besucher:innen dort durch eine wunderschöne Frühlingslandschaft spazieren.© Foto Diether von Goddenthow
). Die Schneeglöckchen lugen schon seit Wochen aus den Wiesen, hier und da gesellt sich das strahlende Gelb der ersten Narzissen dazu. Während sich der Frühling draußen langsam ankündigt, hat er sich in der Frühlingsschau des Palmengartens bereits zu voller Blütenpracht entfaltet. Vom 8. bis 25. Februar können Besucher:innen dort durch eine wunderschöne Frühlingslandschaft spazieren.© Foto Diether von Goddenthow

Einen ersten Vorgeschmack auf den Lenz gibt die soeben eröffnete Frühlingsschau in der Galerie am Palmenhaus vom 8. bis 25. Februar 2024.

Umweltdezernentin Rosemarie Heilig. Es sei ihre letzte Eröffnung der Frühlingsschau. © Foto Diether von Goddenthow
Umweltdezernentin Rosemarie Heilig. Es sei ihre letzte Eröffnung der Frühlingsschau. © Foto Diether von Goddenthow

Es sei ihre letzte Frühlingsschau, die sie eröffnen dürfe, so Rosemarie Heilig, scheidende Frankfurter Dezernentin für Klima, Umwelt und Frauen,  bei der Pressevorstellung. „Mir tut es gut, hier zu sein, weil die Frühlingsschau einem einfach doch auch nochmal vor Augen führt, dass es noch etwas anderes gibt, als all die negativen Schlagzeilen“, so Heilig. Die Pflanzen wirkten stark auf unsere Seele, „machen bessere Gefühle und helfen uns runterzukommen“ und zeigten „es gibt auch Schöneres in der Welt“.

Bereits der geballte Duft von Narzissen, Hyazinthen, Tulpen und Forsythien betören die Besucher, sobald sie die wunderbar, liebevoll vom Freiland- und Galerieteam unter Leitung von Gärtnermeister Dominik Heukemes bepflanzten farbenprächtigen Beet-Inseln beim Betreten Palmengartengalerie. Die Augen wissen dann gar nicht, wohin sie zuerst schauen sollen, um die ganze Farbenpracht aufzunehmen. Diese Frühblüher machen mit einem was.

Gärtnermeister Dominik Heukemes hat das kleine Frühlingsparadies mit seinen Leuten geschaffen. © Foto Diether von Goddenthow
Gärtnermeister Dominik Heukemes hat das kleine Frühlingsparadies mit seinen Leuten geschaffen. © Foto Diether von Goddenthow

„Es ist uns selbst auch eine Freude, so etwas Schönes hier aufbauen zu können, zu dürfen. Und ich glaube bei diesem ganzen Regen, der ja für die Natur so wichtig ist, aber nicht gerade die Laune hebt, ist diese Farbexplosion, haben tatsächlich einfach Balsam für die Seele“, spricht der Gärtnermeister für sein ganzes Team.

Natürlich sei das Ganze schon ein riesiger Aufwand, der bereits ein Jahr zuvor beginne, etwa zu schauen, welche Farben und Pflanzen besonders schön seien, welche vielleicht weniger. Und entsprechend würde die Auswahl der Blumenzwiebeln für’s kommende Jahr getroffen. Die Blumenzwiebeln werden bei winterlichen Temperaturen im Kühlhaus der Palmengarten-Gärtnerei gelagert, später getopft und mit Verdunklungsfolie abgedeckt. Erst Anfang Januar wird die Folie wieder entfernt und die Temperatur in den Gewächshäusern langsam erhöht, damit die Frühblüher pünktlich austreiben. Um die Blumenschau aufzubauen, brauchen die Gärtner etwa zweieinhalb Wochen. Insgesamt 45 000 bis 50 000 Zwiebeln! Die seien aber „nicht alle hier unten“, weil man natürlich immer einen so ganz kleinen Puffer an etwas später gekeimten Narzissen, Tulpen usw. benötige. Denn wenn in der Ausstellung einzelne Blumen verblüht sein, würden diese – morgens bevor die Besucher kommen – ausgetauscht. Es sei in unserem Interesse, „dass die Ausstellung von Anfang bis Ende ästhetisch schön bleibt“ und die Besucher auch gegen Ende noch sicher sein könnten, dass alles so schön blüht wie am ersten Tag. „Deswegen tricksen wir da so ein bisschen nach“, so Heukemes.

In Kürze werden auch die bislang kühl gehaltenen Tulpen aufblühen und die florale Gesamtkonzeption vervollkommnen. © Foto Diether von Goddenthow
In Kürze werden auch die bislang kühl gehaltenen Tulpen aufblühen und die florale Gesamtkonzeption vervollkommnen. © Foto Diether von Goddenthow

Alle Pflanzen die jetzt in der Galerie so schön blühen, werden anschließend im Freiland des Palmengartens wieder ausgepflanzt, so dass sie im nächsten Jahr dort draußen blühen, Narzissen im März, Tulpen so ab April usw.

Auch im Außenbereich des Palmengarten blüht es schon ein wenig

Bereits jetzt entfalten beispielsweise Schnee-Glöckchen und Winterlinge, demnächst auch Krokusse, Primeln usw. im gesamten Palmengarten-Außenbereich ihre ganze Pracht. Besonders schön aus die Winterlinge-Kolonie gleich unter den noch kahlen großen Hängebuchen gleich nach dem Haupteingang rechter Hand.

Winterlinge gehören zu den ersten Frühlingsvorboten. Sie blühen, solange die Bäume noch kein Laub haben und Schatten werfen. © Foto Diether von Goddenthow
Winterlinge gehören zu den ersten Frühlingsvorboten. Sie blühen, solange die Bäume noch kein Laub haben und Schatten werfen. © Foto Diether von Goddenthow

Winterlinge zählen zu den Frühblühern und sind sogenannte Geophyten, erklärt Dr. Hilke Steinecke, Biologin und Kustodin Wissenschaftsvermittlung am Palmengarten. Dazu zählten Pflanzen mit unterirdischen Überdauerungsorganen, beim Winterling seien es Knollen, bei Schneeglöckchen, Narzissen, Tulpen usw. die . Zwiebeln. Die Winterlinge, hier unter der Buche, seien in den letzten Tagen rausgekommen. „Ab Mitte Januar ungefähr kann man sie unter Bäumen schon entdecken, und in den letzten paar Tagen sind die echt explodiert“, freut sich Dr. Steinecke. Je nach Witterung blühen sie noch so zwei Wochen oder länger.

Man solle möglichst Frühblüher-Sorten mit gefüllten Blüten nehmen, so Dr. Hilke Steinecke. Obwohl sie schön aussähen, brächten sie nichts für Insekten. Bei den anderen Blüten kommen die Insekten besser an den Nektar, ihre Nahrung heran. Ideal wären  Winterlinge zu setzen, da sie Nektartüten enthielten, ideal für die frühen  Insekten. © Foto Diether von Goddenthow
Man solle möglichst Frühblüher-Sorten mit gefüllten Blüten nehmen, so Dr. Hilke Steinecke. Obwohl sie schön aussähen, brächten sie nichts für Insekten. Bei den anderen Blüten kommen die Insekten besser an den Nektar, ihre Nahrung, heran. Ideal wären Winterlinge zu setzen, da sie Nektartüten enthielten, ideal für die frühen Insekten. © Foto Diether von Goddenthow

Spannend sei, dass die Blühten des zu den Hahnenfußgewächsen zählenden Winterlingen über Nektartüten verfügen. „Da ist Nektar drin, und das ist natürlich eine ganz wichtige Nahrungsquelle, gerade für die ersten Insekten“, so Dr. Steinecke. Die wegen der allgemeinen Erwärmung auch immer zeitiger herauskommenden Insekten fänden ja momentan in der Natur noch gar nichts, „da blüht ja noch gar nicht viel“, und da seien die Insekten in den Gärten, wenn jetzt dort Winterlinge, Schneeglöckchen usw. blühten, eigentlich besser aufgehoben“, erläutert die Biologin. , wenn jetzt hier Schneeglöckchen, Winterlinge usw. blühen, da finden die echt mehr. Deswegen: Man sollte wirklich in den Gärten ganz viele Frühjahrsblüher sollte man stetzen. Ist nicht nur schön, ist auch wichtig für die frühen Insekten halt.

Die Frühlingsschau in der Galerie am Palmenhaus lädt zum Frühlingsbaden ein. Sie läuft bis zum 25. Februar. Der Garten hat in dieser Zeit täglich von 9 bis 16 Uhr geöffnet. Weitere Informationen auf palmengarten.de

Palmengarten eröffnet Sonderausstellung „Orchideen – Evolution und Perfektion“ vom 28. September bis 28. Januar 2024

Es gibt  über 28 000 Orchideen-Arten, die in fünf Unterfamilien und 705 Gattungen eingeteilt werden, darunter Wildarten und Züchtungen, Zier- und Nutz-Orchideen. Einen wunderbaren Überblick über diese riesige Pflanzenfamilie gibt die Ausstellung "Orchideen - Evolution und Perfektion" im Palmengarten vom 28.09.2023. Im Bild eine Juwelenorchidee. Diese Orchidee wächst im Gegensatz zu vielen tropischen Orchideen nicht als Aufsitzpflanze, sondern direkt auf dem Boden. © Foto Diether von Goddenthow
Es gibt über 28 000 Orchideen-Arten, die in fünf Unterfamilien und 705 Gattungen eingeteilt werden, darunter Wildarten und Züchtungen, Zier- und Nutz-Orchideen. Einen wunderbaren Überblick über diese riesige Pflanzenfamilie gibt die Ausstellung „Orchideen – Evolution und Perfektion“ im Palmengarten vom 28.09.2023. Im Bild eine Juwelenorchidee. Diese Orchidee wächst im Gegensatz zu vielen tropischen Orchideen nicht als Aufsitzpflanze, sondern direkt auf dem Boden. © Foto Diether von Goddenthow

ffm. Orchideen sind wahre Verführungskünstlerinnen, wunderschön und raffiniert zugleich. Sie sind so vielfältig wie kaum eine andere Pflanzenfamilie und kommen auf allen Kontinenten vor, außer der Antarktis. Im 19. Jahrhundert versetzten sie wohlhabende Sammlerinnen und Sammler in ein regelrechtes Orchideenfieber und bis heute sind besondere Arten heiß begehrt. Heutzutage allerdings schrumpfen die natürlichen Lebensräume der Orchideen zusehends. Viele Orchideen sind mittlerweile akut vom Aussterben bedroht.

Auch die Geschichte des Palmengartens begann vor rund 152 Jahren unter anderen mit einer beachtlichen Orchideensammlung; 1975 fand im Palmengarten sogar die Weltorchideenkonferenz statt. Von Donnerstag, 28. September, bis zum 28. Januar 2024 widmet sich der Palmengarten daher in der Ausstellung „Orchideen – Evolution und Perfektion“ den faszinierenden Schönheiten – ihrer Blütenökologie, Kulturgeschichte und Nutzung ebenso wie ihrem Schutz.

Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (li.) und Dr. Hilke Steinecke, Biologin und Kustodin im Palmengarten,  beim Presserundgang vor einer Vitrine mit Orchideen und Orchideen-Ornamenten auf Weinflaschen und anderen Gebrauchsgegenständen. © Foto Diether von Goddenthow
Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (li.) und Dr. Hilke Steinecke, Biologin und Kustodin im Palmengarten, beim Presserundgang vor einer Vitrine mit Orchideen und Orchideen-Ornamenten auf Weinflaschen und anderen Gebrauchsgegenständen. © Foto Diether von Goddenthow

„Egal, durch welche Stadt man läuft – ob durch Frankfurt oder anderswo – an den Fenstern der Wohnungen wird wahrscheinlich keine andere Pflanze so häufig zu sehen sein wie Orchideen. Dabei begegnen wir oft den immer gleichen, leicht zu vermehrenden Orchideenarten wie Phalaenopsis und Dendrobium“, sagt Klima- und Umweltdezernentin Rosemarie Heilig. „Die Ausstellung im Palmengarten zeigt uns, wie viel mehr es über sie noch zu entdecken gibt – von seltenen tropischen Arten bis zu vermeintlich unscheinbaren Orchideen direkt vor unserer Haustür. Diese Vielfalt zu bewahren und Lebensräume für Orchideen zu schützen, sollte uns am Herzen liegen.“

Blütentricks und Pflegetipps

Palmengarten-Direktorin Katja Heubach. © Foto Heike von Goddenthow
Palmengarten-Direktorin Katja Heubach. © Foto Heike von Goddenthow

An insgesamt sieben Stationen stellt die Ausstellung unterschiedliche Schwerpunkte vor. Ein Fokus liegt dabei auf dem aktuellen Leitthema des Palmengartens: Blüten- und Bestäuberökologie. „An Orchideen lässt sich großartig das Zusammenspiel zwischen Blüten und ihren Besuchern zeigen“, erklärt Palmengarten-Direktorin Katja Heubach. „Die meisten von ihnen sind an ganz bestimmte Bestäuber angepasst, die sie mit Nektar oder verführerischen Düften anlocken. Manchmal führen sie die Blütenbesucher aber auch gekonnt in die Irre.“

Die Ausstellung zeigt, welche Tricks und Täuschungsmanöver Orchideen dabei nutzen. Weitere Stationen geben Einblicke in das Orchideenlabor des Palmengartens, die erfolgreiche Orchideenpflege zu Hause und die Orchideenbilder der Frankfurter Künstlerin Elisabeth Schultz (1817–1898).

Auch für die passende Bepflanzung ist gesorgt: Rund um die pastellfarbenen Ausstellungswände hat das Galerieteam des Palmengartens üppiges Grün arrangiert, vor dem die auf Podesten präsentierten Orchideen aus der Sammlung und Gärtnerei des Palmengartens wunderbar zur Geltung kommen.

Die Vanille ist eine Nutz-Orchidee

Dr. Hilke Steinecke, neben ihr die Vanilla planifolia. Die Kletterpflanze bildet in den Achseln ihrer dickfleischigen Blätter gelblich-weiße Blüten. Sie blühen einzeln auf, sind nur für kurze Zeit am Vormittag geöffnet und werden von verschiedenen Bienen (u.a. der Prachtbiene) bestäubt. Diese kommt aber auf Madagaskar, wohin die Vanille aus Südamerika hin gebracht wurde, nicht vor, so dass sie in den dortigen Plantagen per Hand bestäubt werden muss. © Foto Heike von Goddenthow
Dr. Hilke Steinecke, neben ihr die Vanilla planifolia. Die Kletterpflanze bildet in den Achseln ihrer dickfleischigen Blätter gelblich-weiße Blüten. Sie blühen einzeln auf, sind nur für kurze Zeit am Vormittag geöffnet und werden von verschiedenen Bienen (u.a. der Prachtbiene) bestäubt. Diese kommt aber auf Madagaskar, wohin die Vanille aus Südamerika hin gebracht wurde, nicht vor, so dass sie in den dortigen Plantagen per Hand bestäubt werden muss. © Foto Heike von Goddenthow

Große  bebilderte Infowände informieren im Detail, etwa über die wohl wichtigste Nutz-Orchidee, die Vanille, von der  120 Arten bekannt sind. Sie wachsen auf dem Boden oder sind Kletter- oder Aufsitzpflanzen.   Gezeigt wird eine „Vanilla planifolia“, eine Kletterpflanze, die in den Achseln ihrer dickfleischigen Blätter gelbliche weiße Blüten bildet. „Diese blühen einzeln nur für kurze Zeit am Vormittag auf und werden in den meisten Fällen von ganz unterschiedlichen Tiergruppen  bestäubt“, so  Dr. Hilke Steinecke, Biologin und Kustodin im Palmengarten. Es habe sich, so Steinecke, über Jahrmillionen eine Koevolution zwischen den Orichdeen und ihren oft artspezifisch ganz speziellen Bestäubern entwickelt. Manche Orchideen, etwa die Vanille, könne nur von einem Bestäuber, einer nur in Südamerika vorkommenden Bienenart, bestäubt werden. Da diese aber  auf Madagaskar, dem Land der Vanille-Plantagen,  nicht vorkäme,  müssten die Vanille-Pflanzen dort einzeln von Menschenhand bestäubt werden. Das habe die die echte Vanille sehr verteuert. Die Produktion von Vanille aus der Orchidee reiche  bei Weitem nicht, um den vielen Vanilleprodukten ihr Aroma zu verleihen. Der größte Teil des Vanillearomas sei synthetisch oder mithilfe von Bakterien aus anderen natürlichen Rohstoffen hergestellt, so Dr. Steinecke.

Vanille-Rezepte und Siesmayers Spanische Vanille-Torte

Siesmayers leckere Spanische-Vanille-Torte wird für die Dauer der Ausstellung im Cafè Siesmayer angeboten. © Foto Heike von Goddenthow
Siesmayers leckere Spanische-Vanille-Torte wird für die Dauer der Ausstellung im Cafè Siesmayer angeboten. © Foto Heike von Goddenthow

Zudem finden Besucher etliche Vanille-Rezepte zum Mitnehmen, etwa wie man Vanillezucker selbst herstellen kann, Apfelklöße mit Vanillezucker und Zimt hinkriegt oder wie man Siesmayers Spanische Vanille – Himbeer-Souce herstellt. Einen kleine Kostprobe hiervon konnten Journalisten  in  Siesmayers Spanischer-Vanille-Torte  schon mal vorab probieren. Sehr zu empfehlen!   Siesmayers Spanische Vanille-Torte kann während der gesamten Ausstellung im Caféhaus Siesmayer, Palmengartenstraße 11, bestellt werden.

Rahmenprogramm

Während der Laufzeit der Ausstellung erwartet die Besucherinnen und Besucher ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Führungen und Vorträgen. Von Freitag, 27., bis Sonntag, 29. Oktober, findet außerdem ein Orchideen-Verkauf in Zusammenarbeit mit dem Verband Deutscher Orchideen-Betriebe statt. Weitere Informationen zu den einzelnen Programmpunkten finden sich online unter palmengarten.de.

Neu gestaltete Zeitschrift „Der PalmenGarten“ passend zum Thema

Wer die Inhalte der Ausstellung noch einmal in Ruhe Revue passieren lassen und noch tiefer in die Welt der Orchideen eintauchen möchte, kann in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Der PalmenGarten“ schmökern. Die traditionsreiche Publikation, die bereits seit 1948 unter ihrem jetzigen Namen erscheint, wurde in den vergangenen Monaten grundlegend überarbeitet und präsentiert sich jetzt in einem größeren Format mit modernem Layout. In der ersten Ausgabe im neuen Gewand dreht sich, passend zur Ausstellung, alles um Orchideen. Das Heft erscheint ab sofort einmal jährlich und ist für neun Euro an den Kassen des Palmengartens, im Palmengarten-Shop und über die Website des Palmengartens erhältlich.

„Unsere Zeitschrift spricht alle pflanzen- und gartenbegeisterten Menschen an“, sagt Heubach „Hobbygärtner werden darin ebenso auf interessante Inhalte stoßen wie erfahrene Botaniker und die regelmäßigen Gäste unserer beiden Gärten. Neu sind unsere Familienseiten, die wir extra für zukünftige Jungforscher entworfen haben.“

Als digitale Zugabe findet sich auf der Website des Palmengartens ab Oktober ein multimediales Dossier, in dem die Inhalte der gedruckten Zeitschrift in Texten, Bildern, Tonaufnahmen und Videos aufbereitet und um weitere attraktive Themen ergänzt wurden. Das Dossier und Informationen zur Zeitschrift können über palmengarten.de/de/mediathek abgerufen werden.

Alle Infos über: https://www.palmengarten.de/de/

Ausstellung zum 200. Todesjahres des Gartenkünstlers von Sckell, Schöpfer des Biebricher Schlossparks

"Der Schlosspark Biebrich und Friedrich Ludwig von Sckell"  Bild (v.li.): Die Kuratoren der Ausstellung Stella Junker und Eike Schwarz. Kirsten Worms, Direktorin Schlosser und Gärten Hessen.  © Foto Diether von Goddenthow
„Der Schlosspark Biebrich und Friedrich Ludwig von Sckell“ Bild (v.li.): Die Kuratoren der Ausstellung Stella Junker und Eike Schwarz. Kirsten Worms, Direktorin Schlosser und Gärten Hessen. © Foto Diether von Goddenthow

Am 24. Februar 1823 starb der Gartenkünstler, Stadtplaner und Vordenker Friedrich Ludwig von Sckell. Fürst Friedrich August von Nassau-Usingen (1738-1816) hatte nach Verwüstungen durch die Revolutionskriege begonnen, seinen von Maximilian von Welsch in den 1720er Jahren entworfenen barocken Garten  im Stile eines englischen Landschaftsgartens umzuwandeln und zu erweitern. Hierzu beauftragte er Ludwig von Sckell, damals bayerischer Hofgartenintendant und Schöpfer des Englischen Gartens in München.

Impression desBiebricher Schlossparks. © Foto Diether von Goddenthow
Impression desBiebricher Schlossparks. © Foto Diether von Goddenthow

Er befreitet den Biebricher barocken Park von seinem axialen Grundriss und der architekturähnlichen, symmetrischen Formenstrenge. Zudem führte er den Moosburg-Park mit dem Biebricher Schlosspark zu einer Einheit zusammen, veranlasste entsprechende Baum-, Strauch- und Hecken-Bepflanzungen, wodurch eine naturnah erscheinende (Kunst-)Landschaft heranwuchs, der man die Kunst ihrer Komposition nicht mehr ansehen durfte. Meist durch Anleitung aus der Ferne, mit Zuarbeit des Hofgärtners Johann Wilhelm Woltz und des Oberstallmeisters Friedrich Heinrich Freiherr von Dungern, realisierte Sckell ein sich schlängelndes, sanft ansteigendes Wiesental. Es erlaubt einen weiten Blick vom Schloss bis in das Taunus-Gebirge.

Prägend für von Sckell waren die englischen Gartenkünstler Lancelot Brown (1716 – 1776) und William Chambers (1723 – 1796). Neben den Gartenanlagen in Schwetzingen (Schwetzinger Schloss) und Umgebung wurde er vor allem mit der Gestaltung des Englischen Gartens in München berühmt. Der Schlossparkt in Biebrich ist seine letzte Gartenschöpfung. Als Auszeichnung für sein Wirken in München wurde von Sckell 1808 in den Adelsstand erhoben.

Ausstellungsimpression: "Der Schlosspark Biebrich und Friedrich Ludwig von Sckell" , ab 15. September 2023 im Schlossrestaurant. © Foto Diether von Goddenthow
Ausstellungsimpression: „Der Schlosspark Biebrich und Friedrich Ludwig von Sckell“ , ab 15. September 2023 im Schlossrestaurant. © Foto Diether von Goddenthow

1818 verfasste er in Form eines Lehrbuches seine „Beitraege zur bildenden Gartenkunst“. Dieses „Werkchen über bildende Gartenkunst …“ war nicht nur an seine jüngeren Kollegen, sondern auch an Liebhaber der Gartenkunst adressiert. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts galt es als Grundlagenwerk für die Lehre in den Gartenbauschulen.
Von Sckells Leitgedanke all seiner Gartengestaltungen lautete:
„Die Natur ist es, die den neuen Gärten zum Muster dient; ihre so manigfaltigen, unzähligen Bilder, die die schöne Erde zieren, schmücken nun auch unsere Gärten, aber ohne daß sie den allergeringsten Zwang einer ängstlichen Nachahmung fordern. Diese Bilder der Natur stellet nun die Kunst, im Einklange mit ihr, in mehreren zusammengesetzten Landschaften, in den Gärten auf, die eine mit Geschmack verbundene Haltung in ein Ganzes vereint. Dieses Ganze, bereichert im Zusammenflusse vieler ausländischer Bäume, Sträucher und Blumen und geziert mit den Werken der alten und neuen Baukunst, erhebt sich dann zu einem Garten, wo die Natur in ihrem festlichen Gewande erscheint.“

Kuratorin Stella Junker erläutert hier unter anderem die Funktion des schlosseigenen  Eiskellers im späten 19. Jahrhundert. © Foto Diether von Goddenthow
Kuratorin Stella Junker erläutert hier unter anderem die Funktion des schlosseigenen Eiskellers im späten 19. Jahrhundert. © Foto Diether von Goddenthow

Anlässlich seines 200. Todesjahres würdigen  die „Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen“ und der „Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH)“ den großen Gartenkünstler von Sckell mit der Ausstellung „Der Schlosspark Biebrich und Friedrich Ludwig von Sckell“. Diese ist ab dem 15. September im Schlossrestaurant des Biebricher Schlosses zu sehen. Kuratiert haben die wunderbare Ausstellung Eike Schwarz und Stella Junker, Gartenhistorikerin. 24 Tafeln informieren über die Arbeit von Sckells, seine Auftraggeber und die Geschichte des Biebricher Schlossparks. Ebenso thematisiert werden die Prinzipien englischer Gartengestaltung und die aktuellen Herausforderungen der Gartendenkmalpflege.

Bei der heutigen Vernissage erklärte Kirsten Worms, Direktorin der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen (SG) zur Intention der Ausstellung: „Der besondere Stellenwert des Biebricher Schlossparks als Gartenkunstwerk ist bisher vorwiegend Fachleuten bekannt. Mit der Ausstellung möchten wir diese Leistung Sckells anhand der gezeigten Dokumente und Bilder erlebbar machen und so das Bewusstsein für die Bedeutung historischer Parkanlagen und einen behutsamen Umgang damit fördern“.
Thomas Platte, Direktor des Landesbetriebs Bau und Immobilien Hessen (LBIH), begrüßte die Gäste, darunter auch die Vorsitzende des Wiesbadener Reit- und Fahrvereins Kristina Dyckerhoff. Er sagte: „Auch zwei Jahrhunderte nach ihrer Entstehung bilden Sckells Gärten noch immer ein historisches Erbe von herausragendem Rang. Sie prägen bis heute den öffentlichen Raum vieler Städte. Sckells Landschaftsgärten tragen zur Lebensqualität vieler Menschen bei, auch hier in Wiesbaden-Biebrich“.

Wertvolle Biotope 
Zudem sind historische Gärten wie der Biebricher Schlosspark wegen ihres langen Bestehens über Jahrhunderte zu wertvollen Orten einer ausgeprägten biologischen Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt geworden. Die Baumbestände mit Strauch- und Krautschichten sowie die Pflanzengesellschaften ausgedehnter Wiesenflächen besitzen eine große Artenvielfalt. Dieser Pflanzenbestand dient wiederum der Tierwelt – Säugetieren, Vögeln und Insekten – als Unterschlupf und Nahrungsquelle, so Kurator Eike Schwarz abschließend über die zentrale  Rolle solcher Parks für Ökologie und Naturschutz.

Impression Blickachse im Biebricher Schlosspark bis in die Taunushöhen. © Foto Diether von Goddenthow
Impression Blickachse im Biebricher Schlosspark bis in die Taunushöhen. © Foto Diether von Goddenthow

Seit Jahren dient der Biebricher Schlosspark nicht nur vielen Biebrichern als Erholungs- und Freizeitort. Darüber hinaus bietet der Biebricher Schlosspark jährlich die einmalige Kulisse für das Internationale LONGINES PfingstTurnier Wiesbaden. Auch 2024 werden wieder Tausende Fans im Park entspannen, die Atmosphäre genießen und begeistert mitfiebern bei der Pferdenacht und wenn ihre Stars im Parcours, auf dem Dressurviereck und im Gelände ihr Können zeigen.

(Diether von Goddenthow/Rhein-Mein.Eurokunst)

Palmengarten: Barrierearmer Gartenhof mit mediterranem Flair

Auf der Rückseite der Villa Leonhardi entstand  ist ein beschaulicher Gartenhof, der auch für Menschen mit Rollstuhl oder Rollator leicht zu erreichen ist © Foto Diether von Goddenthow
Auf der Rückseite der Villa Leonhardi entstand ist ein beschaulicher Gartenhof, der auch für Menschen mit Rollstuhl oder Rollator leicht zu erreichen ist © Foto Diether von Goddenthow

ffm. Der Palmengarten ist um einen attraktiven und barrierearmen Aufenthaltsort reicher. Hinter der Villa Leonhardi, im einstigen Eingangsbereich an der Zeppelinallee, ist ein beschaulicher Gartenhof entstanden, der auch für Menschen mit Rollstuhl oder Rollator leicht zu erreichen ist. „Durch den Umbau wurde ein zuvor nicht genutzter und durch Zäune abgegrenzter Bereich in den Garten zurückgeholt. Das ist ein echter Gewinn für den Palmengarten und seine Besucher:innen“, freut sich Klima- und Umweltdezernentin Rosemarie Heilig. „Hier lässt es sich wunderbar verweilen und entspannen. Auch für kleinere Veranstaltungen bietet der neue Gartenhof mit seinem fast schon mediterranen Flair ein tolles Ambiente.“

Impression des Gartenhofes, rechts ist die neue schmucke Mauer, die vor allem auch Schallschutz bietet. © Foto Diether von Goddenthow
Impression des Gartenhofes, rechts ist die neue schmucke Mauer, die vor allem auch Schallschutz bietet. © Foto Diether von Goddenthow

Eine neue Einfriedung schirmt den Platz von der angrenzenden Straße ab. „Die Gartenmauer bietet sowohl einen optischen als auch einen akustischen Schutz vor dem Verkehr der Zeppelinallee“, erzählt Jörg Plaßmann, der die Abteilung „Freiland und Galerien“ im Palmengarten leitet und den Umbau maßgeblich begleitet hat. „Damit haben wir einen schönen Rückzugsort geschaffen.“ Gestalterisch fügt sich die Mauer gut in das klassische Gebäudeensemble ein. Sie wurde mit Pfeilern gegliedert und passend zum örtlichen Material mit Naturstein abgedeckt und im Sockelbereich verkleidet. Zur Straßenseite hin wurde die Mauer aufwändig mit Kletterpflanzen begrünt. Zwei Holztore fügen sich symmetrisch ein. Ermöglicht wurde der Entwurf der neuen Anlage aus der Hand des Schwalbacher Landschaftsarchitekten Bernd Waldvogel mit Mitteln der Stiftung Palmengarten und Botanischer Garten. Fachlich unterstützt wurde der Umbau durch das Grünflächenamt der Stadt Frankfurt.

Auch der Springbrunnen wurde renoviert und lädt zum entspannten Verweilen ein. © Foto Diether von Goddenthow
Auch der Springbrunnen wurde renoviert und lädt zum entspannten Verweilen ein. © Foto Diether von Goddenthow

Ein zentrales Anliegen war es, den Gartenhof barrierearm zu gestalten. Dafür wurden Zaun- und Drehtoranlagen entfernt und eigens ein neuer, breiterer Weg an der Nordseite der Villa angelegt, über den jetzt auch die rollstuhlgerechte Rampe auf der Westseite des Gebäudes zugänglich ist. Auch die Toilette hinter der Villa ist nun ohne große Umwege über die besser begeh- und befahrbaren Beläge erreichbar. Das bisherige schmale und schwergängige Ausgangsdrehkreuz wurde gegen ein breiteres Modell ausgetauscht, durch das nun auch Rollstühle und Kinderwagen passen. „In einer denkmalgeschützten Anlage ist es nicht immer einfach, bestehende Barrieren abzubauen“, sagt Palmengarten-Direktorin Dr. Katja Heubach. „Umso mehr freut es mich, dass dieser Bereich des Gartens endlich für alle unsere Besucher:innen zugänglich ist. Nach der barrierearmen Gestaltung des Sommer-Sukkulentengartens im Jahr 2021 haben wir mit der Umgestaltung der Außenanlagen der Villa Leonhardi nun einen weiteren Baustein im Rahmen unseres Leitbilds für einen inklusiven und barrierearmen Garten umgesetzt. Für die großzügige Unterstützung des barrierearmen Umbaus bedanken wir uns beim Hessischen Ministerium für Soziales und Integration sowie der Stabsstelle Inklusion der Stadt Frankfurt am Main.“

Grüner Salon in der Villa Leonhardi. Kann für Events gemietet werden, und bietet mit seinem Foyer einen direkten Ausgang zum neuen Gartenhof. © Foto Diether von Goddenthow
Grüner Salon in der Villa Leonhardi. Kann für Events gemietet werden, und bietet mit seinem Foyer einen direkten Ausgang zum neuen Gartenhof. © Foto Diether von Goddenthow

Zusätzlich aufgewertet wurde der Gartenhof durch eine neue Bepflanzung und bessere Beleuchtung. In der Mitte des Hofs plätschert der frisch sanierte Brunnen und lädt zum Verweilen ein. Durch den Umbau ergeben sich sowohl neue Blicke auf die umliegenden Gartenbereiche als auch neue Wegeverbindungen beidseits der Villa und rund um das benachbarte Quellbecken.
Palmengarten
Siesmayerstraße 61
60323 Frankfurt am Main

Öffnungszeiten
März bis Oktober 9–19 Uhr
November bis Februar 9–16 Uhr

Ob exotische oder einheimische Pflanzen - der Palmengarten lädt ein zum Natur- und Baum-Baden. © Foto Diether von Goddenthow
Ob exotische oder einheimische Pflanzen – der Palmengarten lädt ein zum Natur- und Baum-Baden. © Foto Diether von Goddenthow

Die faszinierenden Insektenwelten des Frankfurter Palmengartens erleben in einer Fotoausstellung von Dr. Hilke Steinecke

Die Fotoausstellung "Insektenwelt " wird gezeigt in der Villa Leonhardi im Frankfurter Palmengarten © Foto Diether von Goddenthow
Die Fotoausstellung „Insektenwelt “ wird gezeigt in der Villa Leonhardi im Frankfurter Palmengarten © Foto Diether von Goddenthow

In einer spannenden Fotoausstellung der Botanikerin und Kustodin Dr. Hilke Steinecke präsentiert der Frankfurter Palmengarten in den Räumen der Villa Leonhardi  seit dem 1. Oktober eine faszinierende Insektenwelt, die direkt vor den Haustüren der Mainmetropole existiert.

Dr. Hilke Steinecke hat 10 einzigartige Favoriten ihrer Insektenbeobachtungen im 26 Hektar großen Palmengarten und Botanischen Garten aus dem Sommer 2022 zusammengestellt und gibt hochinteressante Einblicke in die Mikro-Welt von Bienen, Wespen und Co., von „Insekten, die ich jetzt 2022 das erste Mal hier gesehen habe“, und ein „bisschen aufregend sind, die durch ihre bizarre Form auffallen oder beispielsweise in Beutesituationen ‚erwischt‘ wurden“, so Steinecke. Sie sei ganz begeistert, „wenn ich solche Motive finde wie Beute- oder Mordmotive. Denn, wenn es die Jäger auf den Gejagten gibt, ist ja das Ökosystem schon viel mehr vernetzt – das spricht dafür, dass es einfach viel lebendiger ist.“ Vom Stahlblauen Grillenjäger über den Königskerzen-Mönch bis zur Großen Lehmwespe tauchen im Palmengarten immer wieder zahlreiche spannende Sechsbeiner auf, die dort Nahrung und Schutz finden.

Die Ausstellung ist Teil von SLInBio

Diese Ausstellung sei als ein Teil des Forschungsrahmenprojektes ‚SLInBio – Städtische Lebensstile und die Inwertsetzung von Biodiversität‘ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert worden, sagt Patricia Germandi, Biologin und Leiterin Kommunikation und Veranstaltung. „Wir hatten schon andere Module, die wir dazu im Garten eröffnet haben, wie den ‚Insektenfreundlichen Goethegarten‘, und auch Teile von unserem Schmetterlingshaus“, so Germandi. Die Biologin unterstreicht, dass die aktuelle Ausstellung im Rahmen dieses Verbundprojektes neben einer kontinuierlichen fachlichen Bestandsaufnahme von Insekten und weiteren vielseitigen Publikumsformaten rund um unser aktuelles Leitthema ‚Blüten- und Bestäuberökologie‘ einen Beitrag dafür leiste.

Ein Citizen-Science-Projekt zum Mitmachen 

Dazu habe man vor drei Jahren auch ein Bürgerwissenschafts-Projekt, ein sogenanntes Citizen-Science-Projekt, gestartet, das alle Interessierten einlädt, Teil des Forschungsprojekts zu werden, die Schönheit und Vielfalt der Insektenwelt zu beobachten, an Workshops und Führungen teilzunehmen und eigene Erkenntnisse und fotografische Beobachtungen auf die digitale Plattform https://www.inaturalist.org/projects/tiere-und-pilze-in-frankfurts-botanischen-garten einzustellen. Steineckes fotokünstlerischen Arbeiten können ermutigen, selbst in die Welt der Insekten einzutauchen, als Laienexperte oder auch als Fotograf. „Wir haben gesagt, wir wollen die wildlebenden Arten haben“, erläutert die leidenschaftliche Hobbyfotografin. Ein ähnliches Projekt habe man schon mal für wildlebende Tiere und Pilze gemacht. Man sei hier in Frankfurt ein Verbund aus quasi drei Botanischen Gärten der Stadt Frankfurt, wozu Wissenschaftsgarten, Botanischer Garten und Palmengarten gehörten. Seit drei Jahren gäbe es eine ganz Reihe verschiedenster Beobachter, die ihre Beobachtungen einstellen, „und ich bin da auch völlig begeistert, weil Fotografieren sowieso mein Hobby ist, und die Insekten auch“, schwärmt die Botanikerin. Geradezu sensationell sei, dass sie von drei Gärten jetzt ungefähr 1300 Insekten-Arten gefunden und dokumentiert haben, davon allein über 800 Insektenarten, zahlreiche eingeschleppt oder im Zuge der Klimaerwärumg eingewandert.

Ausstellungshighlights

"Das ist die Raupe vom Königskerzenmönch, das ist eigentlich ein relativ kleiner unscheinbarer braugrauer Schmetterling", Dr Hilke Steinecke bei der Presseführung. © Foto Diether von Goddenthow
„Das ist die Raupe vom Königskerzenmönch, das ist eigentlich ein relativ kleiner unscheinbarer braugrauer Schmetterling“, Dr Hilke Steinecke bei der Presseführung. © Foto Diether von Goddenthow

Den Ausstellungs-Rundgang startet Steinecke an der Makroaufnahme „Raupe vom Königskerzenmönch“, eigentlich ein relativ kleiner unscheinbarer braugrauer Schmetterling, so die Botanikerin, aber mit persönlichem Bezug. Denn es „war eigentlich das erste spannende Insekt, was wir im Goethegarten entdeckt haben“. Dieser im nordöstlichen Teil des Palmengartens anlässlich Goethes 250. Geburtstages 1999 angelegte Garten wurde erst kürzlich auch insektenfreundlich umgestaltet. Wir haben gleich fünf Raupen entdeckt, das war natürlich toll sei. Die Raupe ist ungefähr so lang, wie ein halber Finger dick. Die ist auf dem Bild schon kurz vor der Verpuppung, und dann kommt dann dieser Schmetterling raus, so Steinecke, schon als Grundschulkind so ein bisschen Faible für Raupen hatte, diese am Straßenrand gesammelt, großgezogen und geguckt habe, „was denn da rauskommt“. Für sie als Kind sei „das immer eine wahnsinnige Spannung gewesen“. Das Schlüpfen der Schmetterlinge können übrigens zurzeit auch Besucher des Blüten- und Schmetterlingshauses durch Blick in den „gläsernen Schlupfkasten“ im Palmengarten miterleben.

Dank Insektenwiese, Blütenbestäuber-Beet, Insektenhotel und weiterer nachhaltiger Bemühungen, etwa Anbau insektenbeliebter Pflanzen, habe man bereits „hier wieder ein breites Insektenleben“. Ganz beliebte Pflanzen für Insekten, die man verstärkt angepflanzt habe, seien zum Beispiel Mannstreu-Arten. Auf solch einer Edeldistel „ haben wir das erste Mal in diesem Jahr in größeren Mengen die große Lehm-Wespe gesehen“, so Steinecke. Man frage sich immer, wofür ihre wahnsinnige Wespentaille gut sei. Das habe bislang noch kein Wissenschaftler wirklich erklären können. Die Lehm-Wespe sei eine Gewinnerin vom Klimawandel. Denn die Lehm-Wespe mag es warm, war früher zunächst nur so im Oberrheingraben zu sehen, und wandere jetzt immer weiter nach Norden.

Das neue Insektenhotel beim Goethegarten des Frankfurter Palmengartens. © Foto Diether von Goddenthow
Das neue Insektenhotel beim Goethegarten des Frankfurter Palmengartens. © Foto Diether von Goddenthow

Auf demselben Lehm-Wespen-Bild im Hintergrund angeflogen kommt ein stahlblauer Grillenjäger aus Mexiko, der an eine Drohne erinnert, und sich von Heuschrecken /Grillen ernährt. „Den gibt es auffällig eigentlich auch erst seit ein paar Jahren hierzulande“, erläutert die Botanikerin. An anderer Stelle, zwei Räume weiter, sieht man die mexikanische Wespe in einer brutalen Jagdszene.

Was weniger bekannt ist, dass Fliegen auch als Bestäuber ganz wichtig seien, etwa die Gruppe der Schwebfliegen, im Unterschied zu den eher wahrgenommen Aasfliegen. Es gibt viele Schwebfliegen-Arten. Manche, etwa die Hornissenschwebfliege, tarnen sich wie stechende Bienen (Immen) schwarzgelb-geringelt. Die sehen auch von der Größe her fast echt aus wie eine Hornisse, sind aber völlig harmlos. Der Clou: Dank ihrer Tarnung dringt die  Hornissenschwebfliege unerkannt in Hornissennester ein. Sie tut den Hornissen und deren Brut aber nichts, sondern legt ihre Larven in deren „Nest“. Die Larven werden vom Hornissenstamm einfach mit ernährt, ähnlich wie ein Kuckucksei vom Wirtsvogel ausgebrütet wird.

Kaisermantel - ein typischer  Waldfalter.©  Dr. Hilke Benecke
Kaisermantel – ein typischer Waldfalter.© Dr. Hilke Benecke

Besonders eindrucksvoll zeigt Steineckes Makroaufnahme   die faszinierenden Flügelmaserungen des „Kaisermantels“. Der Edelfalter wurde schon immer mal auch im Botanischen Garten gesichtet. Bei dieser Art, übrigens Schmetterling des Jahres 2022, handelt es sich um einen typischen Waldfalter, den man auch häufiger im Wald im Taunus findet, so Steinecke.

Ein Ausstellungs-Highlight der brutaleren Art ist die Beute-Szene des zu Beginn schon erwähnten „Stahlblauen Grillenjägers“, einer Hornissenart, hier passend als Blickfang gegenüber der Kuchentheke gezeigt. In Makro-Vergrößerung kann man als Betrachter quasi miterleben, wie diese Hornisse ihre erbeutete Grille ein paarmal herumgedreht hat, um dabei deren Flügel und Kopf  abzuzwicken, damit sie sie schließlich besser davonschleppen kann. „Der Stahlblaue Grillenjäger ist 1960 das erste Mal aus Mexiko nach Europa, nach Südfrankreich, eingeschleppt worden. Damals war es im Norden ja noch viel, viel zu kalt, und erst in den letzten Jahren tauchen die vermehrt eben in Deutschland auf“, so Steinecke. Interessant sei, dass diese Wespenart zur Brutaufzucht keine Löcher in Böden, sondern in Hölzern bevorzuge. Noch  habe sie nicht das neue große Insektenhotel im Goethegarten entdeckt, sondern nutze das alte, was hinterm Kinder-Garten existiert. In  vorhandene Löcher transportiere die Wespe auch ihre Eier, dann stopft sie eine Grille rein, wovon sich die Brut ernährt und schließlich wird das Loch zugemacht mit alten Grashalmen.

Stahlblaue Grillenjäger, ursprünglich aus Mexiko, jetzt auch bei uns eingewandert. ©  Dr. Hilke Benecke
Stahlblaue Grillenjäger, ursprünglich aus Mexiko, jetzt auch bei uns eingewandert. © Dr. Hilke Benecke

Großartig ist auch das Motiv des „Apfelbaum-Glasflüglers“, einem tagaktiven Schmetterling, bei dem die Flügel durchsichtig sind. Die die Larven leben unter der Rinde von Apfelbäumen, wodurch der Falter  seinen Namen erhielt. In größeren Populationen können sie sogar zu Schädlingen werden, bei uns eher nicht, da er selten sei, so Steinecke. Sie musste viel Geduld aufbringen, bis sie solch einen Vertreter in dieser eindrucksvollen Beute-Pose erwischen konnte.

Eine Seltenheit ist auch die gelungene Ablichtung einer Gicht-Wespe, die so heißt, da sie äußerlich ein wenig einem Gichtfinger ähnelt. Auch dieses faszinierendes Insekt nutzt andere Tierchen für ihren Nachwuchs, aber viel brutaler als die Hornissen-Schwebfliege etwa, indem sie ihre Eier in andere Insekten über einen überlangen Legebohrer hineinspritzt. Der Wirt wird dabei von der Larve quasi allmählich von innen her aufgefressen. Der Legebohrer ist größer als der eigentliche Insektenkörper selbst. Und es ist praktisch kaum möglich, eine Gicht-Wespe in ganzer Länge und in ruhiger Pose vor die Linse zu bekommen. Dr. Hilke Steinecke gelang dies. Allein schon dieses Schnappschusses wegen lohnt,  die Ausstellung anzuschauen, einen Kaffee dabei zu trinken und anschließend  die schlüpfenden Falter und lebendige Schmetterlinge im  Blüten- und Schmetterlingshaus zu erleben, deren Flatter-Saison gerade begonnen hat.

Willkommen im Blüten- und Schmetterlingshaus.©  Foto: Diether von Goddenthow
Willkommen im Blüten- und Schmetterlingshaus.© Foto: Diether von Goddenthow

Der Palmengarten ist nicht nur Schaugarten, er nimmt auch immer wieder an Forschungsprojekten teil. In Initiativen wie iNaturalist, bei dem sich Teilnehmer aus aller Welt vernetzen und gemeinsam Naturbeobachtungen dokumentieren, oder SLInBio, einem durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Forschungsprojekt zur Unterstützung der Insektenvielfalt, zeigen Experten und Naturinteressierte Wege auf, wie die Wertschätzung für Insekten in der Stadtbevölkerung erhöht werden kann. Und hierzu gehört unter anderem, genau zu dokumentieren, welche Insekten in welcher Anzahl bei uns leben. Dabei entdecken die Naturinteressierten und Biologen immer wieder besondere Sechsbeiner und lichten sie ab, wie Kustodin Hilke Steinecke.

Weitere Infos zur Ausstellung sowie das vollständige Programm zum Familienwochenende gibt es unter palmengarten.de

Fasanerie: Lesespaß mit Fütterung am 19. Juli

Vorlesen und Tierfüttern für Kinder in der Fasanerie am 19.Juli 2015
Vorlesen und Tierfüttern für Kinder in der Fasanerie am 19.Juli 2015

„Fabelhafte Tiergeschichten“ hören Kinder ab drei Jahren am Sonntag, 19. Juli, von 10.30 bis 12 Uhr im Tier- und Pflanzenpark Fasanerie; Treffpunkt ist am Haupteingang.

Die Teilnahme an dem „tierischen“ Lesespaß mit anschließender Fütterung findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Natur-Erleben“ mit Barbara Matuschek statt und kostet fünf Euro.

Unter E-Mail bmatuschek@gmx.de oder per

Telefon (0611) 5990177 können sich Interessierte anmelden und Details erfragen.