Kategorie-Archiv: Frankfurter Buchmesse

Am 15. Oktober eröffnet das Lesefest OPEN BOOKS 2019 mit dem Blauen Sofa zur Frankfurter Buchmesse

OPENBOOKS_LOGO_2019Eröffnung von OPEN BOOKS 2019 mit dem Blauen Sofa Joachim Gauck, Felicitas Hoppe, David Wagner und der am Vorabend gekürte Buchpreisträger 2019 sprechen am 15. Oktober über ihre jüngst erschienen Bücher. Die Veranstaltung ist bereits ausverkauft. Aufgrund des großen Erfolgs findet die Eröffnungsveranstaltung des Lesefests OPEN BOOKS mit dem Blauen Sofa am 15. Oktober 2019 erneut in der Deutschen Nationalbibliothek statt. Im Gespräch mit Luzia Braun, Sonja Vandenrath, Dorothea Westphal sowie Gert Scobel stellen die Gäste ihre aktuellen Publikationen vor. Auf dem Blauen Sofa nehmen in diesem Jahr Platz:

  • Joachim Gauck „Toleranz: einfach schwer“
  • Felicitas Hoppe „Grimms Märchen für Heldinnen von heute und morgen“
  • David Wagner „Der vergessliche Riese“ und
  • die Trägerin/ der Träger des Deutschen Buchpreises 2019

OPEN BOOKS, das große Lesefest der Stadt Frankfurt, findet in diesem Jahr zum elften Mal statt und ist ein Publikumsmagnet. Vom 15. bis 19. Oktober präsentieren über 240 Autorinnen und Autoren bei rund 160 Veranstaltungen ihre neuen Bücher an Veranstaltungsorten rund um den Frankfurter Römerberg, am BuchmessenWochenende lädt das Kinderprogramm zu 13 Veranstaltungen im Jungen Museum am Römerberg ein. 94 Verlagshäuser aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nutzen
die Möglichkeit, die Novitäten ihres Herbstprogramms bei OPEN BOOKS vorzustellen.
Neben den Veranstaltungen zu deutschsprachigen Belletristik, neuen Sachbüchern, Lyrik und Graphic Novels werden Lesungen internationaler Autorinnen und Autoren mit einem besonderen Schwerpunkt auf dem diesjährigen Gastland Norwegen stattfinden. Den Abschluss des Lesefests bildet die OPEN PARTY in guter Tradition im Literaturhaus Frankfurt.

Die Eröffnungsveranstaltung ist bereits ausverkauft, vereinzelte Restkarten (10/7 €) sind ggf. noch an der Abendkasse der Deutschen Nationalbibliothek ab 19.45 Uhr erhältlich. Die Veranstaltung kann auch über einen Livestream verfolgt werden, der unter folgendem Link zu finden ist: www.kultur-frankfurt.de/livestream. Das Blaue Sofa in Frankfurt wird veranstaltet von Bertelsmann, ZDF, Deutschlandfunk Kultur und 3sat gemeinsam mit dem Kulturamt Frankfurt am Main und der Deutschen Nationalbibliothek. Das Programm von OPEN BOOKS und Literatur im Römer ist hier zur finden: www.openbooks-frankfurt.de

Museum Angewandte Kunst wird zum House of Norway – Kunst, Design, Kunsthandwerk und Architektur des Ehrengastlandes der Frankfurter Buchmesse

Das Museum Angewandte Kunst Frankfurt wird vom 10.Oktober bis bis 26. Januar 2019 nach  Idee und Konzept von Prof. Matthias Wagner K, und Sabine Schirdewahn zum House of Norway  © Foto: Diether v Goddenthow
Das Museum Angewandte Kunst Frankfurt wird vom 10.Oktober bis bis 26. Januar 2019 nach Idee und Konzept von Prof. Matthias Wagner K, und Sabine Schirdewahn zum House of Norway © Foto: Diether v Goddenthow

Mit HOUSE OF NORWAY widmet das Museum Angewandte Kunst seine gesamte Ausstellungsfläche Norwegen, dem Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2019.
Die Ausstellung versammelt und mischt herausragende Positionen  aus Kunst, Design, Kunsthandwerk und Architektur, um Konstellationen entstehen zu lassen, die überraschen und zu einem neuen Sehen einladen.

Sie lässt sich wie eine Reise der besonderen Art lesen: mit erstmaligen und wiederkehrenden Begegnungen, Momenten des Erstaunens und Innehaltens, mit Neuentdeckungen dort, wo einem bereits etwas bekannt und vertraut erschien. Eine Reise durch ein Land, das von unterschiedlichen Landschaften, Klimazonen und Bevölkerungsdichten geprägt ist: Der Süden und Westen unterscheidet sich mit seinen Küstengebieten, Seenlandschaften und Wäldern entschieden von der Schneetundra der Finnmark im Norden oder den arktischen Gefilden im Nordosten; das Leben in Oslo und den anderen wenigen Großstädten ist ein anderes als das in den ländlichen Gebieten. Entsprechend unterschiedlich sind nicht nur die Lebenswirklichkeiten der Menschen an den jeweiligen Orten, sondern auch die Anregungen für künstlerisches und gestalterisches Schaffen.

Per Heimly Sápmi-Portraits von 1972 © Foto: Diether v Goddenthow
Per Heimly Sápmi-Portraits von 1972 © Foto: Diether v Goddenthow

Und so hält auch die Existenz einer indigenen Volksgruppe, deren Kulturraum, Sápmi, sich über Norwegen, Schweden, Finnland und Teile Russlands erstreckt, andere Themen für Künstler*innen und Gestalter*innen bereit, als die von tiefen Taleinschnitten und dunklen Wäldern bestimmten Landschaften in der Telemark – was wiederum zu anderen Ausdrucksformen und den Werken zugeschriebenen Bedeutungen führt.

Die offene thematische Präsentation vereint Werke von zeitgenössischen Künstler*innen wie Frank Ekeberg, Kari Steihaug oder Ingrid Torvund mit den noch nie zuvor ausgestellten lyrischen Text-Zeichnungen des weltweit bekannten Künstlers Edvard Munch. Einblicke in die Kunst und Kultur der Sámi geben ein Gastspiel des Sámi National Theatre Beaivváš ; hinzu kommen Werke der in Deutschland erstmals auf der documenta 14 in Kassel vertretenen samischen Künstler*innen Britta Marakatt-Labba, Máret Ánne Sara und Hans Ragnar Mathisen, aber auch die von Kunsthandwerkern wie Sune Enoksson oder Jørn Are Keskitalo. Begegnen wird man auch wichtigen norwegischen Gestalter*innen wie Regine Juhls, Torbjørn Kvasbø, Peter Opsvik, Grete Prytz Kittelsen und Tone Vigeland. Beispiele aus der Architektur, etwa von Sverre Fehn oder Peter Zumthor, aus dem Bereich des Social Design sowie zeitgenössische Impulse aus Mode und neuer nordischer Küche stehen für eine kreative Auseinandersetzung mit einer Welt im Wandel.

Nordisches Design - Kollektionen von Edda Gimnes.© Foto: Diether v Goddenthow
Nordisches Design – Kollektionen von Edda Gimnes.© Foto: Diether v Goddenthow

Neben Werken von 47 künstlerischen und gestalterischen Positionen, präsentiert die Ausstellung 24 auswählbare Kurzfilme aus Norwegen. Die Auswahl, kuratiert von Sabine Schirdewahn, macht mit ihren Themen die individuellen Reflexionen der Künstler*innen und Gestalter*innen in Beziehung zu den objektiven, sozialen, ökologischen und ökonomischen Rahmenbedingungen vorstellbar, die zum Entstehen ihrer Werke geführt haben könnten. Ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen, kulinarischen Veranstaltungen und ein Vermittlungsprogramm, bestehend aus Workshops und öffentlichen Führungen für Erwachsene, Kinder und Jugendliche, runden das Ausstellungsprogramm ab. Das Vermittlungsprogramm wird gefördert durch die Stiftung Polytechnische Gesellschaft.

Edvard Munch
Ein Highlight der Ausstellung bilden die zuvor noch nie einer Öffentlichkeit präsentierten Zeichnungen mit ihren lyrischen Prosatexten des Künstlers Edvard Munch aus der Sammlung des Munchmuseet in Oslo. Diese Textzeichnungen sind Teil einer mit festen Buchdeckeln zusammengehaltenen Sammlung von 81 Blättern mit handschriftlichen Notizen und Anmerkungen, Skizzen, Holzschnitten und Zeichnungen ohne Text. Sie sind vermutlich im Zeitraum von 1930 bis 1935 entstanden, die Datierungen einzelner grafischer Blätter und Zeichnungen ohne Text liegen in den 1890er Jahren. Da diese Sammlung erst vor zweieinhalb Jahren gesichtet wurde, steckt deren wissenschaftliche Aufarbeitung noch in den Anfängen. Gleichwohl deutet vieles darauf hin, dass dieses „Skizzenbuch“, das sich von allen anderen Skizzenbüchern Munchs unterscheidet, als Vorlage für ein von ih m geplantes Buch gedacht war, in dem er die verschiedenen bekannten literarischen und visuellen Versionen von Werken aus seiner Schaffenszeit zusammenfassen wollte.

Aktuelle Kunst des Nordens

 Ingrid Torvund Ohne Titel. © Foto: Diether v Goddenthow
Ingrid Torvund Ohne Titel. © Foto: Diether v Goddenthow

Im Bereich der bildenden Künste zeigt die Ausstellung vor allem zeitgenössische Werke, in denen wie im Fall Munchs der persönliche Bezug zu und die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und Heimat im Mittelpunkt stehen. Hierzu zählt z.B. die Filmtrilogie Under Earth von Ingrid Torvund, die in Zusammenarbeit mit Jonas Mailand zwischen 2009 und 2019 entstanden ist. Die meisten Dreharbeiten fanden in Kviteseid in der Provinz Telemark statt, wo die Künstlerin aufgewachsen ist. Die dunklen Waldlandschaften der Telemark sind bekannt für ihre folkloristischen Erzählungen, bei denen heidnische und christliche Symbole Seite an Seite existieren: Drachen, Engel, Kreuze, Dämonen, Trolle und sprechende Tiere. Ihre Filme, Bilder und Skulpturen entführen in den Kosmos eines mystischen, rätselhaften Universums.

Máret Ánne Sara, einer zahlreicher samischer Künstlerinnen u.a. mit ihrer "Lassoinstallation" vertreten. © Foto: Diether v Goddenthow
Máret Ánne Sara, einer zahlreicher samischer Künstlerinnen u.a. mit ihrer „Lassoinstallation“ vertreten. © Foto: Diether v Goddenthow

Einen weiteren wichtigen Fokus der gezeigten zeitgenössischen Kunst bilden Werke von Künstler*innen, die der indigenen Volksgruppe der Sámi angehören. Die Künstler*innen, die spätestens seit ihrer Einladung zur documenta 14 in Athen und Kassel im Jahr 2017 weltweite Anerkennung erfahren, setzen sich in ihren Werken mit individuellen und kollektiven Erfahrungen mit Traditionen, Glaubensvorstellungen, Diskriminierung sowie Fremd -und Selbstbestimmung auseinander.

Britta Marakatt-Labba verweist mit der Stickarbeit Movement zusammen mit Skizzen und einer Videoadaption ihrer Arbeit Historien auf die Traditionen und Geschichte der Sámi in der norwegischen Finnmark.

Das Lasso als Symbol der Reduzierung von Rentierherden 

"Lasso"-Installation Gielastuvvon (deutsch: Gefangen) von Máret Ánne. © Foto: Diether v Goddenthow
„Lasso“-Installation Gielastuvvon (deutsch: Gefangen) von Máret Ánne. © Foto: Diether v Goddenthow

Die Installation Gielastuvvon (deutsch: Gefangen) von Máret Ánne Sara besteht aus Lassos, die üblicherweise von Rentierhirten eingesetzt werden. Im Ausstellungsraum hängen sie wie Galgen von der Decke. Die Künstlerin bezieht sich damit auf die jüngsten Reglementierungen der norwegischen Behörden in Bezug auf Weideflächen und die Größe von Rentierherden. Die Einschränkungen stellen eine Bedrohung der Existenzgrundlage vieler Sámi dar – insbesondere in Bezug auf die jüngere Generation.

Improvisierte temporäre Bauten

Temporäre Bauten.  © Foto: Diether v Goddenthow
Temporäre Bauten. © Foto: Diether v Goddenthow

Auch die Arbeiten von Joar Nango sind stark von seiner Heimatstadt Alta am Ende des Altafjords und seiner samischen Identität geprägt. Mit dem Kollektiv FFB untersucht er Gegensätze und Widersprüche in der zeitgenössischen Architektur, um sich mit Fragen indigener Identität zu beschäftigen. Dabei entstehen ortsspezifische Installationen an der Schnittstelle zwischen Kunst und Architektur – improvisierte temporäre Bauten, die auf die ehemals weitgehend nomadische Lebensweise der Sámi verweisen und als Bühnen für verschiedene Interventionen dienen. Neben Dokumentationen und Ausschnitten aus der Arbeit Meahccetrošša/Matatu, präsentiert die Ausstellung seinen Film Indigenuity Manifesto (2016). Der Film und das Wortspiel im Titel sind dem Erfindungsgeist indigener Kultur in Architektur, Gestaltung und Alltag gewidmet.

Nordisches Design

Nordisches Design für Möbel, Gebrauchsgegenstände, Bekleidung usw. © Foto: Diether v Goddenthow
Nordisches Design für Möbel, Gebrauchsgegenstände, Bekleidung usw. © Foto: Diether v Goddenthow

Auch die Auswahl von Designer*innen verweist auf vielfältige Weise auf die enge Beziehung zur abwechslungsreichen Landschaft und Geschichte Norwegens. Während die Entwürfe dänischer Gestalter wie Arne Jacobsen oder Hans J. Wegner sowie des Finnen Alvar Aalto nach dem zweiten Weltkrieg zu Gestaltungsikonen avancierten und bis heute für skandinavisches Design stehen, blieb das gleiche Maß an Erfolg bei norwegischen Entwürfen aus derselben Zeit aus. Gerade dieser Umstand eröffnet jedoch einer jüngeren Generation norwegischer Gestalter*innen ein offenes Gestaltungsfeld. Das zeigt sich an ihren Entwürfen an der Schnittstelle von Design, Handwerk und Kunst, die sich nicht auf formale Schlichtheit und Funktionalität reduzieren lassen, sondern deutlich machen, dass Gestaltung auch verspielt, humorvoll und laut sein darf.

Die hier getroffene Auswahl reicht von Möbelentwürfen der 1950er und 1960er Jahre von Hans Brattrud und Torbjørn Afdal und Birger Dahl bis hin zu Peter Opsviks skulpturalem Stuhl Globusgarten aus dem Jahr 1985 und dem 2019 für Fjordfiesta von Andreas Engesvik entworfenen Schreibtisch Alto. Man findet in der Ausstellung polychrome Glasskulpturen von Kjersti Johannessen neben den geometrischen Keramiken von Guri Sandvik oder die experimentelle Schuhmode Elisabeth Thorsens neben den expressiven und farbenfrohen Halsketten von Liv Blåvarp. Der von den kargen Vegetationsformen – Moosen und Flechten – in der Finnmark inspirierte Silberschmuck von Regine Juhls aus den 1970er Jahren wird den Schmuckarbeiten von Grete Prytz Kittelsen aus den späten 1950er J ahren gegenübergestellt. Die visuell ansprechenden Grafikprint-Kreationen der in London lebenden Modedesignerin Edda Gimnes werden kontrastiert mit einem schlichten Filzkleid von Marit Eken Kalager, das von Damenwollkleidern und nationalen Kostümen inspiriert ist, die sie an ihre Kindheit erinnern.

Traditionelles samisches Kunsthandwerk, Duodji

Samische Schamanentrommel. © Foto: Diether v Goddenthow
Samische Schamanentrommel. © Foto: Diether v Goddenthow

In der Ausstellung finden sich an verschiedenen Stellen Werke traditionellen samischen Kunsthandwerks, Duodji: Messer und Broschen, eine Schamanentrommel sowie hölzerne Trinkgefäße. Die nur minimalen gestalterischen Unterschiede zwischen historischen und zeitgenössischen Objekten verweisen auf ein ausgeprägtes Traditionsbewusstsein der Gestalter*innen, in der die Verwendung von natürlichen Materialien von zentraler Bedeutung ist.

Nordische Architektur

Maßstabgetreues, begehbares Modell eines Eck Ausschnitts von Sverre Fehns ikonischer Villa Norrköping (1963/64) © Foto: Diether v Goddenthow
Maßstabgetreues, begehbares Modell eines Eck Ausschnitts von Sverre Fehns ikonischer Villa Norrköping (1963/64) © Foto: Diether v Goddenthow

Völlig gegensätzliche Architekturauffassungen zeigen sich bei Sverre Fehn, dem samischen Architekten und Künstler Joar Nango sowie im Steilneset Memorial von Peter Zumthor und Louise Bourgeois. Mit dem einflussreichsten norwegischen Architekten des 20. Jahrhunderts, Sverre Fehn (1924–2009), begegnet man einem wichtigen Beispiel der norwegischen Architektur der Moderne. Der Pritzker-Preisträger ist u.a. für den nordischen Pavillon im Giardini des Biennale-Geländes in Venedig bekannt. Im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main können Besucher*innen in ein maßstabgetreues Modell eines Eck – Ausschnitts seiner ikonischen Villa Norrköping (1963/64) eintreten, dessen Raumanordnung sich auf die Villa La Rotonda von Andrea Palladio (1508–80) bezieht. Das heute noch bewohnte Familienhaus gibt dem nordischen Dualismus von Hell und Dunkel, Mitternachtssonne und Polarnacht eine architektonische Form: Während die Wohn- und Schlafbereiche in fensterlosen Backsteinkuben liegen, sind die verbindenden Ecken komplett verglast.

Das Hexenmahnmal

Fotografien von Ken Schluchtman dokumentieren eindrucksvoll das Steilneset Memorial (2011) des Schweizer Architekten Peter Zumthor. Das Hexenmahnmal steht für einen aktuellen Zugang zur Architektur und verdeutlicht abermals das Wechselspiel zwischen Form, Geschichte und Landschaft. Das Monument befindet sich im äußersten Nordosten Norwegens am Rand des Inselortes Vardø in der Barentsee und ist den 91 Opfern  der Hexenverbrennungen im 17. Jahrhundert gewidmet. Die Gedenkstätte besteht aus zwei Gebäudeteilen: Eine 125 Meter lange Holz- und Segeltuch Konstruktion, die an die Form eines traditionellen norwegischen Fischtrockengestells erinnert und ein 10 x 10 m großer quadratischer Pavillon, der etwas abgerückt steht.

Louise Bourgeois Hexenmahnmal.  © Foto: Diether v Goddenthow
Louise Bourgeois Hexenmahnmal. © Foto: Diether v Goddenthow

In dem Pavillon des Mahnmals befindet sich die letzte große öffentliche Arbeit der französisch-US-amerikanischen Bildhauerin Louise Bourgeois aus dem Jahr 2010: ein von einem runden, fast 1 Mete r hohen Betonzylinder umschlossener eiserner Stuhl, aus dessen Sitz permanent fünf Gasflammen züngeln. Sieben ovale Spiegel an fünf Meter hohen Stahlmasten bilden einen Kreis um die Feuerstelle, wie Richter um das Opfer.

JOHAN TURI – Sámi National Theatre Beaivváš

Das Sámi National Theatre Beaivváš (SNTB) aus Kautokeino bei der Probe. Die Aufführungen finden statt im 3 OG des Museum Angewandte Kunst. © Foto: Diether v Goddenthow
Das Sámi National Theatre Beaivváš (SNTB) aus Kautokeino bei der Probe. Die Aufführungen finden statt im 3 OG des Museum Angewandte Kunst. © Foto: Diether v Goddenthow

Zu den Highlights des Ausstellungsprogramms gehört ein mehrwöchiges Gastspiel des Sámi National Theatre Beaivváš (SNTB) aus Kautokeino. In einer eigens dafür konzipierten Bühnenlandschaft innerhalb der Ausstellung werden sie vom 12. Oktober bis 9. November insgesamt 24 Aufführungen des Stückes JOHAN TURI in samischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln darbieten. Das Theaterstück hatte in Oslo 2017 seine Weltpremiere und wird nun erstmals außerhalb von Norwegen zu sehen sein. Außerhalb der Aufführungstermine, kann man die Bühnenarchitektur begehen. Sie wird rundherum ergänzt durch Fotografien des samischen Fotografen Per Heimly, der über Jahre hinweg die ältere Generation von samischen Einwohner*innen in der Finnmark in ihren traditionellen Trachten porträtiert hat.

Möbel für Zuhause und den öffentlichen Raum Im Foyer des Museums befindet sich während der gesamten Laufzeit der Ausstellung ein Concept Store der Möbelplattform Northern, die sich auf aktuelle und neu in Szene gesetzte Entwürfe aus Skandinavien spezialisiert hat. In Frankfurt präsentieren Sie eine Auswahl an norwegischen Designobjekten und Büchern. Zwar kann man die Stücke nicht direkt in dem Store kaufen, aber QR-Codes leiten auf eine Online-Plattform, wo die Stücke direkt nach Hause bestellt werden können. Der Bereich des Social Designs wird mit großzügigen Leihgaben von Vestre abgerundet. Die Außenmöbel, die für den urbanen öffentlichen Raum geschaffen wurden, laden im Foyer und rund um das Museum zum Verweilen ein.

Plakat- und Mediengestaltung

© Museum Angewandte Kunst
© Museum Angewandte Kunst

Die begleitenden Printmedien zur Ausstellung wurden zusammen mit Student*innen der Hochschule für Gestaltung in Offenbach entwickelt. Die Illustrationen haben die Studierenden inspiriert von Werken aus der Ausstellung entworfen. Die gewählte Typografie Viksjø von Designer Frode Helland soll hier besondere Erwähnung finden, weil die einzelnen Buchstaben von dem brutalistischen Y-förmigen Regierungsbau des Architekten Erling Viksjø in Oslo abgeleitet wurden. Das Gebäude war eines von zwei Angriffszielen der zusammenhängenden terroristischen Anschläge des norwegischen Rechtsextremisten Anders Behring Breivik gegen norwegische Regierungsangestellte in Oslo und gegen Jugendliche in einem Feriencamp auf der norwegischen Insel Utøya am 22. Juli 2011, denen 77 Menschen zum Opfer fielen. Der nachfolgende drohende Abriss des Gebäudes im Jahr 2014 veranlasste den Designer Frode Helland zur Entwickelung der Schrift, die versucht ethische Prinzipien brutalistischer Architektur in Schriftformen zu übersetzen. Die Erlöse der Lizenzgebühren kommen einer Initiative zur Erhaltung des Viksjø-Gebäudes zu.

HOUSE OF NORWAY – eine Ausstellung mit Werken von:

Torbjørn Afdal, Heidi Bjørgan, Liv Blåvarp, Inger Blix Kvammen, Hans Brattrud, Birger Dahl, FFB (Joar Nango, Eystein Talleraas, Håvard Arnhoff), Frank Ekeberg, Marit Eken Kalager, Andreas Engesvik, Sune Enoksson, Nikolaus Fankki, Sverre Fehn, Svein Flygari Johansen, Edda Gimnes, Sidsel Hanum, Per Heimly, Kjersti Johannessen, Willy Johansson, Regine Juhls, Jørn Are Keskitalo, Torbjørn Kvasbø, Petteri Laiti, Matt Lambert, Håvard Lars en, Jonas Mailand, Britta Marakatt-Labba, Kari Mølstad, Edvard Munch, Peter Opsvik, Synnøve Persen, Grete Prytz Kittelsen, Hans Ragnar Mathisen (KEVISELIE), Johan Rist, Sámi National Theatre Beaivváš (SNTB), Guri Sandvik, Máret Ánne Sara, Ken Schluchtmann (Peter Zumthor, Louise Bourgeois), Martin Solem, Kari Steihaug, Elisabeth Thorsen, Ingrid Torvund, Manuel Vadillo Benitez, Paolo Venini, Tone Vigeland und Jan Eric Wold Skevik.

Ort:
House of Norway vom 10.Oktober bis bis 26. Januar 2019
Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt

Information
T +49 69 212 31286
F +49 69 212 30703
info.angewandte-kunst@stadt-frankfurt.de
www.museumangewandtekunst.de

Öffnungszeiten
Di, Do-So 10-18 Uhr, Mi 10-20 Uhr

Eintritt
12 Euro, ermäßigt 6 Euro
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie Studierende der Goethe-Universität Frankfurt, der Städelschule und der HfG Offenbach frei

Verleihung Deutscher Cartoonpreis 2019 am Buchmessen-Samstag, 19.10.2019 im Frankfurt Pavillon

Auf Grundlage den Buches "Beste Bilder 10"  wählte die Jury aus 279 Cartoons von 77 Künstler/innen die drei Gewinner des Deutschen Cartoonpreises 2019 aus. Unbedingte Kaufempfehlung!  © Foto: Diether v Goddenthow
Auf Grundlage den Buches „Beste Bilder 10″ wählte die Jury aus 279 Cartoons von 77 Künstler/innen die drei Gewinner des Deutschen Cartoonpreises 2019 aus. Unbedingte Kaufempfehlung! © Foto: Diether v Goddenthow

Termin der Preisverleihung: Messe-Samstag, 19. Oktober 2019, 12.00 Uhr, Frankfurt Pavilion.

Am Samstag, 19. Oktober 2019, vergeben der Lappan Verlag und die Frankfurter Buchmesse den Deutschen Cartoonpreis 2019. Die Verleihung findet um 12.00 Uhr im Frankfurt Pavilion statt – moderiert von Piero Masztalerz, einem erfolgreichen Cartoonisten und Träger des Deutschen Cartoonpreises 2011. Im Anschluss an die Preisverleihung findet eine Signierstunde der drei Gewinner in der Signierbox Agora statt.

Mehr als 3000 Cartoons von 238 Zeichnerinnen und Zeichnern wurden in diesem Jahr eingereicht. Aus den Einsendungen trafen die Herausgeber der Reihe BESTE BILDER – Cartoons des Jahres eine Auswahl von 77 Künstlerinnen und Künstlern mit 279 Cartoons für das Buch BESTE BILDER 10. Auf Grundlage dieses Buches wählt die Jury die drei Gewinner des Deutschen Cartoonpreises 2019.

Noch vor dem Erscheinungstermin am 31. Oktober 2019 wird BESTE BILDER 10 auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert. Eine Auswahl der Cartoons ist in einer Freiluftausstellung auf der Agora der Frankfurter Buchmesse zu sehen.

Mit dem Preis, der Freiluftausstellung und der Publikation BESTE BILDER 10 präsentieren die Frankfurter Buchmesse und der Lappan Verlag den Cartoon als Kunstform einem breiten Publikum. Darüber hinaus zeigt die Caricatura – Galerie für komische Kunst die Ausstellung BESTE BILDER – Die Cartoons des Jahres ab dem 23. November 2019 in Kassel.

Seit 2006 wird der Deutsche Cartoonpreis jährlich im Rahmen der Frankfurter Buchmesse an etablierte und neue Cartoon-Talente verliehen.

Die Jury des Deutschen Cartoonpreises
Hendrik Hellige (Director Business Development Visual Culture & Kinder- u. Jugendbuch der Frankfurter Buchmesse)
Antje Haubner (Programm Lappan Verlag)
Dieter Schwalm (Programm Lappan Verlag)
Martin Sonntag (Leiter der Caricatura in Kassel)
Wolfgang Kleinert (Chef der Berliner Cartoonfabrik)
Rolf Dieckmann (ehemaliger Humorchef beim STERN)

Der Deutsche Cartoonpreis 2019 ist dotiert mit
3.000 EUR für den 1. Preis
2.000 EUR für den 2. Preis
1.000 EUR für den 3. Preis

Die Frankfurter Antiquariatsmesse ist als „Rare Books & Fine Art Frankfurt“ zurück auf der Frankfurter Buchmesse

Georg Wilhelm Stein: Theoretische Anleitung zur Geburtshilfe. Im Verlage bey Johann Jacob Cramer, 1783 © Foto: Diether v Goddenthow
Georg Wilhelm Stein: Theoretische Anleitung zur Geburtshilfe. Im Verlage bey Johann Jacob Cramer, 1783 © Foto: Diether v Goddenthow

Die Frankfurter Antiquariatsmesse ist als „Rare Books & Fine Art Frankfurt“ zurück auf der Frankfurter Buchmesse. Hier stellen 30 Antiquariate, Verleger und Galeristen aus Deutschland, Großbritannien, Italien, den Niederlanden und der Schweiz aus: von Artefakten beginnend bei der frühen europäischen Buchkultur bis hin zur zeitgenössischen Kunst. Das Spektrum wurde in den letzten Jahren um Druckobjekte aus dem 20. Jahrhundert erweitert und lockt in Halle 4.1 N 17 auch Sammel-Neulinge mit Exemplaren zum Einstiegspreis. Eine repräsentative Auswahl hochwertiger Verkaufsobjekte ist im gemeinsamen Messekatalog aufgeführt.

Die Antikmesse begeistert nicht nur passionierte Sammler: Mit ungewöhnlichen Zeitdokumenten wie dem Ausstellungskatalog „Die Gebrauchswohnung“ von Bauhausgründer Walter Gropius oder dem offiziellen Bericht vom Untergang der Titanic zieht sie auch Kunst-Laien an.

Vielfältiges Angebot
Neben wertvollen Büchern und Graphiken aus Technik, Medizin, Naturwissenschaft, Okkultismus und Reisen bieten die Aussteller Erstausgaben klassischer Literatur und Werken der Romantik an. Das Highlight der Kinder- und Jugendliteratur ist eine Struwwelpeter-Sammlung.

Moderner Kunstdruck und Massenmedien
Aus dem letzten Jahrhundert werden seltene Erstausgaben, Widmungsexemplare und Autographen von Autoren der letzten 100 Jahre, sowie gedruckte Zeugnisse künstlerischer und politscher Bewegungen des letzten Jahrhunderts präsentiert.

Nachwuchs und Nachhaltigkeit
Im Außenbereich der Ausstellung befindet sich die Antiquarian Corner. Hier werden ausschließlich Bücher bis 50 Euro angeboten um das Antiquitätensammeln auch Neulingen nahzubringen. Um Plastikmüll zu vermeiden können die erstandenen Kostbarkeiten dieses Jahr in bedruckten Leinenbeuteln transportiert werden.
Messekatalog – Print und Online
Der reich illustrierte Katalog kann online unter www.abooks.de eingesehen und kostenlos als PDF heruntergeladen werden. Auf 248 Seiten sind dort die Ausstellungsobjekte der Frankfurter Antikmesse abgedruckt sowie ein Gemeinschaftskatalog der Antiquariate. Die gedruckte Version ist gegen eine Schutzgebühr von 5 Euro beim Veranstalter erhältlich.

Zeitgenössische Fotografie aus Norwegen zum Wesen und Wirken des Lichts im FOTOGRAFIE FORUM FRANKFURT

Ausstellungs-Impression. © Foto: Diether v Goddenthow
Ausstellungs-Impression. © Foto: Diether v Goddenthow

Im Rahmen des diesjährigen Ehrengastes Norwegen auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse zeigt das Fotografie Forum
Frankfurt (FFF) vom 3.Oktober 2019 bis 12. Januar 2019 zeitgenössische Fotografie aus Norwegen zum Wesen und Wirken des Lichtes.
Gezeigt werden Arbeiten unter dem Titel ETHEREAL. PHOTOGRAPHIC ART FROM NORWAY von A K Dolven, Dag Alveng und Linn Pedersen.

Mit Fotografie, Video und Installation widmen sich die beiden Künstlerinnen und der Künstler extremen Lichtqualitäten, die die mystische Atmosphäre ihres Heimatlandes Norwegen und ihr eigenes Lebensgefühl prägen.

Dag Alveng (*1953) porträtiert Menschen und sommerliche Landschaften; stets mit im Bild, das Hochsommerlicht. Irritierend zeitlos sind A K Dolvens (*1953) surreale Video-Reflexionen des Polarlichts. Mit einer begehbaren Camera Obscura führt Linn Pedersen (*1982) das Auge des Betrachters dem Lichtstrahl entgegen – und schafft frische Perspektiven auf ihre eigenen Licht-Bilder.

FOTOGRAFIE FORUM FRANKFURT
BRAUBACHSTR. 30-32
60311 FRANKFURT
http://www.fffrankfurt.org

Öffnungszeiten: Di–So 11-18 Uhr, MI 11–20 Uhr, Mo geschlossen

Prof. Susanne Schröter präsentiert am 16.10.2019 im Historischen Museum ihr Buch zum politischen Islam

politischer-Islam-schroeterSusanne Schröter, Professorin an der Goethe-Universität und Mitglied des Forschungsverbundes Normative Ordnungen, spricht am 16. Oktober im Historischen Museum über ihre jetzt erschienene Publikation.

FRANKFURT. Die Mehrheit der Deutschen glaubt, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Sie verbinden diese Religion vor allem mit dem Terror im Namen eines unbarmherzigen Gottes, der Unterdrückung von Frauen und Minderheiten sowie einer Ablehnung westlicher Werte. Für solche Assoziationen gibt es nachvollziehbare Gründe, sie resultieren aus dem Erstarken des politischen Islam. Seine Erforschung gehört zu den Schwerpunkten von Susanne Schröter, Professorin für Ethnologie und Mitglied des Forschungsverbundes Normative Ordnungen an der Goethe-Universität. Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich willkommen bei der Vorstellung ihres Buches

„Politischer Islam – Stresstest für Deutschland“
am Mittwoch, dem 16. Oktober 2019, um 18.30 Uhr
im Historischen Museum Frankfurt,
Saalhof 1, Römerberg, 60311 Frankfurt am Main.

Der Eintritt ist frei. Veranstaltet wird die Buchpräsentation vom Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität. Die Begrüßung übernimmt Rebecca Caroline Schmidt, Geschäftsführerin des geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungsverbundes. Moderiert wird die öffentliche Veranstaltung von Jürgen Kaube, Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Der politische Islam stellt eine Sonderform des Islam dar und sollte nicht als charakteristisch für diese Weltreligion insgesamt gesehen werden, die auch in Deutschland eine Vielzahl von Facetten besitzt. Gleichwohl übt gerade der politische Islam durch machtbewusstes und strategisch geschicktes Agieren seiner Funktionäre großen gesellschaftlichen Einfluss aus und dominiert zunehmend die staatliche Islampolitik sowie den öffentlichen Dialog. Vielen Menschen fehlt jedoch das Wissen über die Ursprünge und die Ausprägungen des politischen Islam, um Konfliktsituationen richtig einzuschätzen sowie angemessen argumentieren und handeln zu können. Das vorliegende Buch will diese Lücke mit einem fundierten und verständlichen Überblick schließen.

Susanne Schröter, ist Professorin für Ethnologie kolonialer und postkolonialer Ordnungen an der Goethe-Universität, Mitglied des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und Gründungsdirektorin des „Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam“ (FFGI) am Exzellenzcluster. Zu ihren Forschungsgebieten gehören Islamismus und Dschihadismus, progressiver und liberaler Islam sowie Frauenbewegungen in der islamischen Welt. Sie ist Mitglied der „Hessischen Integrationskonferenz“ und des „Hessischen Präventionsnetzwerk gegen Salafismus“. Zu ihren jüngsten Publikationen zählen: „Religiöse Rechtfertigungen des Dschihadismus“, in: Schellhöh, Jennifer u.a., Hg.: Großerzählungen des Extremen. Neue Rechte, Populismus, Islamismus, War on Terror (Bielefeld: Transcript 2018) und „Islamischer Fundamentalismus“, in: Zentralrat der Juden in Deutschland, Hg.: Jüdische Bildungslandschaften (Berlin: Hentrich & Hentrich 2018).

Infos

Hinweis: Bereits am Montag, 14. Oktober, 19.00 Uhr, wird Prof. Susanne Schröter ihr Buch „Politischer Islam – Stresstest für Deutschland“ im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität (Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg vor der Höhe) im Gespräch mit dem Journalisten Meinhard Schmidt-Degenhard vorstellen. Anmeldungen unter service@freiheit.org.

Frankfurt Cosplay auf der ganzen Frankfurter Buchmesse – Workshops für Posing und Feenflügel, Herr-der-Ringe-Event, Itasha Autos, Cosplay Stage, DCM-Finale u.v.m.

Archivbild Cosplay 2018. © Foto: Diether v Goddenthow
Archivbild Cosplay 2018. © Foto: Diether v Goddenthow

2019 gibt es Cosplay auf der ganzen Frankfurter Buchmesse: Dank des neuen, internationalen Frankfurt Cosplay-Konzepts findet das Thema am Messe-Wochenende erstmals innerhalb klassischer Buchmesse-Areale statt. Die neuen Orte sind die Hallen 3 und 4 sowie die Agora und der Ehrengast-Pavillon. Die Cosplay Aktivitäten finden in thematisch passender Nachbarschaft statt, z.B. neben asiatischen Verlagen in der Halle 4.0.

Besondere Attraktionen sind der vielfältige Händlerbereich, eine Artist Alley mit u.a. taiwanesischen Künstlern, ein Maid- und Host-Café, eine Ausstellung von Itasha Autos im Manga-Design, ein Bühnenprogramm mit internationalen Cosplay Stars sowie natürlich das Finale der Deutsche Cosplay Meisterschaft (Messesonntag, 20. Oktober um 13.30 Uhr, Congress Center, Saal Harmonie, Ebene 2). Im Saal Harmonie findet auch das Herr-der-Ringe-Event „Tolkien-Nachmittag auf der Frankfurter Buchmesse 2019“ mit Timmo Niesner und Manuel Straube, den deutschen Stimmen von Frodo Beutlin und Bilbo Beutlin, statt (Messe-Samstag, 19. Oktober 2019, 14.00-15.30 Uhr). Im Ehrengast-Pavillon (Forum, Ebene 1) werden am Wochenende Fantasy Fiction Lesungen, Graphic Novel Talks sowie ein Comic Battle mit norwegischen Künstlern präsentiert. In den Workshop Areas (Halle 4.2, Räume Brillanz und Devise) lernen Interessierte u.a. das professionelle Posing in Cosplay-Kostümen, Tipps für das Erlernen der japanischen Sprache oder das Basteln stabiler Feen-Flügel. Auf der neuen Cosplay Stage (Halle 4.0, G 91) finden diverse Contests um Retro-Games, Popmusik und Animes statt. Und nach einer erfolgreichen Cosplay-Schnitzeljagd erwarten die Teilnehmer 50 Gewinne. Selfie-Wände sowie ein Airstreamer von Nintendo mit neuen Spielen und Super Mario auf der Event Area der Agora runden das Angebot ab.

Archivbild Cosplay 2018. © Foto: Diether v Goddenthow
Archivbild Cosplay 2018. © Foto: Diether v Goddenthow

„Mit Frankfurt Cosplay heben wir das Thema Cosplay auf ein neues Level. Diese bunte Community, die so leidenschaftlich für das kreative Ausleben von Stories steht, durchdringt jetzt am Wochenende die gesamte Frankfurter Buchmesse. Dabei bieten unsere neuen Angebote nicht nur den Cosplayern selbst sondern auch dem gesamten Publikum zahlreiche Attraktionen.“, so Frank Pauli, Director Business Development Consumer, Frankfurter Buchmesse.

Zur Umsetzung des vielfältigen Bühnen- und Workshop-Programms arbeitet die Frankfurter Buchmesse mit drei Vereinen aus der Cosplay Community zusammen:

LAWSMAN e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, in dem sich Cosplayer deutschlandweit für unheilbar kranke, behinderte und benachteiligte Kinder einsetzen. Website: lawsmanev.de

CosDay e.V. ist ein gemeinnütziger Verein rund um die Themen japanische Zeichen– und Animationskünste sowie Cosplay. Zweck ist die Völkerverständigung zwischen den verschiedenen Kulturen. CosDay ist Veranstalter des »CosDay²« im NordWestZentrum Frankfurt.
Website: verein.cosday.de/der-verein

Wie.MAI.KAI e.V. ist ein gemeinnütziger Verein für japanische Populärkultur. Dabei liegt der Fokus auf Anime, Manga und Cosplay. Ihr Ziel ist es, Fans und interessierten Personen eine Möglichkeit zu bieten, sich über die Kultur Japans zu informieren und auszutauschen.
Website: wiemaikai.de

„Wir, LAWSMAN, CosDay und Wie.MAI.KAI freuen uns enorm dieses Jahr als Vereine der Cosplay-Szene unseren Beitrag leisten zu können um Frankfurt Cosplay auf der #FBM19 unvergesslich zu machen und zu helfen eine neue Ära einzuläuten. Seid dabei!“, so Jens Siol von LAWSMAN.

Website mit Programm: buchmesse.de/cosplay

Über 700 Literaturfans beim Shortlist-Abend im Schauspiel Frankfurt

(v.li.:) Raphaela Edelbauer, Norbert Scheuer, Tonio Schachinger, Jackie Thomae, Saša Stanišić und Miku Sophie Kühmel ©  Foto: Diether  v Goddenthow
(v.li.:) Raphaela Edelbauer, Norbert Scheuer, Tonio Schachinger, Jackie Thomae, Saša Stanišić und Miku Sophie Kühmel © Foto: Diether v Goddenthow

Mit über 700 Besuchern war der 11. Shortlist-Abend am 29.09.2019 im Vorfeld des Deutschen Buchpreises im Oktober ein großer Erfolg. Eingeladen hatten das Kulturamt Frankfurt am Main, das Literaturhaus Frankfurt und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels.

Ausverkauft: Das Schauspiel Frankfurt ist am Shortlist-Abend bis auf den letzten Platz besetzt. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Ausverkauft: Das Schauspiel Frankfurt ist am Shortlist-Abend bis auf den letzten Platz besetzt. © Foto: Diether v Goddenthow

Bereits kurz nach Bekanntgabe des Termins sei der „Shortlist-Abend“  ausverkauft gewesen, verriet Sonja Vandenrath, Leiterin des städtischen Literaturreferats bei ihrer Begrüßung. Das zeige, dass die große Wirkung, die der deutsche Buchpreis entfalte, ungebrochen sei, ebenso die Kontinuität des Interesses an aktueller deutschsprachiger Literatur, so Vandenrath.

Sonja Vandenrath, Leiterin des städtischen Literaturreferats ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Sonja Vandenrath, Leiterin des städtischen Literaturreferats © Foto: Diether v Goddenthow

Die Jury habe sechs Titel – darunter drei Debüts jüngerer Autor/innen – aus der Flut der Neuerscheinungen ausgewählt, um sie dem Publikum besonders anzuempfehlen. In diesem Jahr sind das überwiegend Romane, „in denen dezidiert die aktuellen Ausverhandlungsprozesse unserer gesellschaftlichen Miseren zählen“, beispielsweise Themen wie: Landleben, Herkunft, Beziehungen usw., die auch insbesondere Leser /innen unter 30 ansprächen.

Benno Henning von Lange vom Frankfurter Literaturhaus, erläuterte, dass zwei wichtige Menschen, die sonst jedes Jahre an der Veranstaltung beteiligt sind, fehlten, da sie der Jury des Deutschen Buchpreises angehören: Hauke Hückstädt, Leiter des Literaturhauses, und Alf Mentzer, Leiter der Literaturredaktion von hr2-kultur und Moderator vieler Shortlist-Veranstaltungen. Denn die letzte Entscheidung, wer den Deutschen Buchpreis am 14. Oktober, am Montag vor der Buchmesse, im Kaisersaal des Frankfurter Römers erhalte, sei noch nicht gefallen. Die Autoren der Shortlist erhalten ein Preisgeld von jeweils 2.500 Euro, der Deutsche Buchpreis ist mit 25.000 Euro dotiert.

Benno Henning von Lange, Frankfurter Literaturhaus.©  Foto: Diether  v Goddenthow
Benno Henning von Lange, Frankfurter Literaturhaus.© Foto: Diether v Goddenthow

Die Shortlist sei gewissermaßen ein Konzentrat dessen, wie unterschiedlich, wie neu und vielfältig Gegenwartsliteratur sein könne. Die Titel stünden funkelnd und strahlend für die vielen. Sie seien eigenständige Ausdrücke unserer Lebenswirklichkeiten- und –möglichkeiten, unserer Träume, Schwierigkeiten und Wünsche und unseres Verdrängten, sagte von Lange. Das mache diesen Abend immer wieder so ungemein interessant und die Vielfalt, Gesellschaftliches und Literarisches begreiflich und hörbar.

Das flüssige Land von Raphaela Edelbauer

Maike Albath, freie Kritikerin (rechts) im Interview mit Raphaela Edelbauer über ihren Debütroman Das flüssige Land.©  Foto: Diether  v Goddenthow
Maike Albath, freie Kritikerin (rechts) im Interview mit Raphaela Edelbauer über ihren Debütroman Das flüssige Land.© Foto: Diether v Goddenthow

Als erste Kandidatin interviewte Maike Albath, freie Kritikerin, Raphaela Edelbauer über ihren Debütroman Das flüssige Land, erschienen bei Klett-Cotta. Die Autorin liebt es mit Idyllen, historischen Hintergründen, physikalischen Theorien á la Blockuniversum, und mythischen Vorstellung wie „Traumzeit“ usw. zu spielen. Sie könne sich damit diese Zeitlosigkeit und Überrealitäten zurechtschustern, beispielsweise eine kafkaeske Topografie, mit dem Ort namens „Groß-Einland“, der auf keiner Karte verzeichnet ist und aus dem keine Straße herausführt, ein beispielloses Labyrinth, in dem die Geschichte der Wiener Pysikerin Ruth spielt, die nach dem Unfalltod ihrer Eltern vor ein nahezu unlösbares Paradox gestellt wurde. Denn ihre Eltern haben verfügt, im Ort ihrer Kindheit begraben zu werden, doch Groß-Einland verbirgt sich beharrlich vor den Blicken Fremder. Als Ruth endlich dort eintrifft, macht sie eine erstaunliche Entdeckung. Unter dem Ort erstreckt sich ein riesiger Hohlraum, ein Loch, der das Leben der Bewohner von Groß-Einland auf merkwürdige Weise zu bestimmen scheint. Überall finden sich versteckte Hinweise auf das Loch und seine wechselhafte Historie, doch keiner will darüber sprechen. Nicht einmal, als klar ist, dass die Statik des gesamten Ortes bedroht ist. Vielleicht wird das Schweigen von einer immer noch einflussreichen alten Gräfin der Gemeinde gesteuert? Und welche Rolle spielt eigentlich Ruths eigene Familiengeschichte? Je stärker sie in die Verwicklungen Groß-Einlands zur Zeit des Nationalsozialismus dringt, desto vehementer bekommt Ruth den Widerstand der Bewohner zu spüren. Doch sie gräbt tiefer und ahnt bald, dass die geheimnisvollen Strukturen im Ort ohne die Geschichte des Loches nicht zu entschlüsseln sind.

Raphaela Edelbauer ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Raphaela Edelbauer © Foto: Diether v Goddenthow

Kommentar der Jury: „Das flüssige Land“ ist ein ebenso eindrückliches wie fantas¬tisches Debüt – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Dieser Roman führt in eine kafkaeske Topografie, in einen Ort namens Groß-Einland, der auf keiner Karte verzeichnet ist und aus dem keine Straße herausführt. Er wird von einem gigantischen, sich ständig ausdehnenden Abgrund unterhöhlt – was dazu führt, dass in dieser Welt alles ins Rutschen gerät: Gebäude, Menschen, aber auch jedes Raum- und Zeitbewusstsein. Raphaela Edelbauer schafft eine Art Super-Metapher, die auf virtuose Weise die phy¬sikalische, die psychische, die historische und auch die sprachliche Welt in ihren Abgründigkeiten verbindet. Das ist unheimlich, das ist spannend, das ist aberwitzig und kaum zu fassen – eben einfach fantastische Literatur.

Biografie:
Raphaela Edelbauer, geboren 1990 in Wien, wuchs im nieder¬österreichischen Hinterbrühl auf. Sie studierte Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst, war Jahresstipendiatin des Deutschen Literaturfonds und wurde für ihr Werk „Entdecker. Eine Poetik“ mit dem Hauptpreis der Rauriser Literaturtage 2018 ausgezeichnet. Beim Bachmannpreis in Klagenfurt gewann sie 2018 den Publikumspreis.

 

Winterbienen von Norbert Scheuer

Norbert-Scheuer. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Norbert-Scheuer. © Foto: Diether v Goddenthow

Das zweite Gespräch führte der Kritiker Christoph Schröder mit Norbert Scheuer über dessen achten, in der Eifel spielenden Roman Winterbienen, erschienen im C. H. Beck Verlag. Kall in der Eifel sei ein Ort ohne Café, nur mit einem Supermarkt in dem sich die alten Männer des Ortes immer träfen. Und eines Tages hätten ihm diese Grauköpfe eine Aktentasche mit Unterlagen eines Imkers aus dem Jahre 1944/45 übergeben. Doch etwas aus dem Stoff zu machen, habe die Notiz des Imkers ausgelöst: „Die Bienen fliegen aus, und die Feindflugzeuge kommen“. Ich hatte plötzlich ein Bild vor Augen, und das bin ich nicht mehr losgeworden, da musste ich der Sache nachgehen. Der Roman spielt in einem kleinen Bergarbeiter Ort nahe Belgien. Im Krieg verdingten sich dort zahlreiche Eifler Bauern als Fluchthelfer. Gegen Bezahlung von 200 /300 Reichsmark halfen sie jüdischen Flüchtlingen über die Grenze. Es ist die Zeit, in der amerikanische Bomber bereits über diese Gegend kreisen. Der Hauptprotagonist, der wegen seiner Epilepsie nicht wehrtaugliche Egidius Arimond, gerät in höchste Gefahr. Er bringt nicht nur als Fluchthelfer jüdische Flüchtlinge in präparierten Bienenstöcken über die Grenze, er verstrickt sich auch in Frauengeschichten. Und nur seinem als Jagdflieger-Pilot hochdekoriertem Bruder verdankt er es, dass ihn die Nazis in Ruhe lassen. Mit großer Intensität erzählt Norbert Scheuer in „Winterbienen“ einfühlsam, präzise und spannend von einer Welt, die geprägt ist von Zerstörung und dem Wunsch nach einer friedlichen Zukunft.

Kritiker Christoph Schröder mit Norbert Scheuer  bei der Lesung aus Winterbienen.©  Foto: Diether  v Goddenthow
Kritiker Christoph Schröder mit Norbert Scheuer bei der Lesung aus Winterbienen.© Foto: Diether v Goddenthow

Kommentar der Jury: „Ein autobiographischer Roman über die Frage unserer Zeit, eine Selbstbefragung in Fragmenten und Arabesken: über Geschenk und Bürde der Herkunft, über das Finden einer neuen Spra¬che, mit einem Kern, „hart wie der einer Pflaume“, und über das Werden eines Schriftstellers. Auf verschlungenen Wegen führt „Herkunft“ uns nach Višegrad, Bosnien, in das Dorf der Großeltern und nach Heidelberg, wo der Halbwüchsige als Kriegsflüchtling landete. Verschmitzt und behände bleibt der Erzähler stets auf der Hut vor sich selber, mit Klugheit, Humor und Sprachwitz, ohne „Zugehörigkeitskitsch“ und Opferpa¬thos. Sein berückendes Vergnügen am Erzählen macht die bleischweren Themen federleicht – Wundbehandlung mit den Mitteln der Literatur.“

Biografie:
Norbert Scheuer, geboren 1951, lebt als freier Schriftsteller in der Eifel. Er erhielt zahlreiche Literaturpreise und veröffentlichte zuletzt die Romane „Die Sprache der Vögel“ (2015), der für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert war, und „Am Grund des Univer¬sums“ (2017). Sein Roman „Überm Rauschen“ (2009) stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises und war 2010 „Buch für die Stadt Köln“.

Kintsugi von Miku Sophie Kühmel

Anna Engel, Redakteurin von hr2-kultur  mit Miku Sophie Kühmel über ihr Romandebüt Kintsugi. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Anna Engel, Redakteurin von hr2-kultur mit Miku Sophie Kühmel über ihr Romandebüt Kintsugi. © Foto: Diether v Goddenthow

Die jüngste Shortlist-Autorin des Abends, Miku Sophie Kühmel, befragte Anna Engel, Redakteurin von hr2-kultur zu ihrem Romandebüt Kintsugi, erschienen bei S. Fischer. In ihrem Roman geht es vielmehr um die Beziehung zwischen den Menschen und weniger um die Person im Einzelnen. Es geht um die Beziehung von vier Menschen, die in einem Haus am See, weit ab vom Trubel des Alltags, ein ruhiges Wochenende planen. Doch bald stellt sich heraus, dass ruhig nur die See bleibt. Reik und Max, die ihre junge Liebe endlich mal richtig feiern wollen, haben nur noch den ältesten Freund Tonio und seine Tochter Pega eingeladen, die so alt ist wie die Beziehung von Max und Reik. Doch bald zeigen sich Risse, und die Liebe in all ihren Facetten. Über den Trost, den wir im Unvollkommenen finden. Und darüber, dass es weitergeht. Wie immer geht es weiter, wobei Kintsugi eine Metapher sei, wie man mit Scherben umgehen könne. Denn Kintsugi sei eine japanische Technik, Scherben zu kitten, indem man der Klebemasse Goldstaub beimengt, und somit die „Nähte“ herausstelle. Beim Schreiben seien der Autorin die Personen sehr nahe gekommen, und sie glaube, dass sie all ihre Neurosen gut auf die Personen verteilt habe.

Miku Sophie Kühmel  © Foto: Diether  v.Goddenthow
Miku Sophie Kühmel © Foto: Diether v.Goddenthow

Kommentar der Jury: „Kintsugi“ ist ein psychologisches Kammerstück, ein Ensembleroman auf märkischem Sand. Vier Menschen, drei Männer und eine junge Frau kommen für ein Wochenende auf einem Land¬haus zusammen. Und sie erzählen jeweils mit eigener Stimme und Perspektive. Das Liebespaar Max und Reik, der bisexuelle Tonio und Pega verhalten sich zueinander wie jene Porzellanscherben, die durch die japanische Kunsthandwerkstechnik Kintsugi mit Gold in ihren Zusammenhalt gekittet werden: belebende Risse und Schönheit des Makels. Ein äußerst gegenwärtiger Roman von hohem Lesevergnügen, der nach heutigen Liebes- und Lebenskonzepten fragt, nach Elternschaft, Sexualität, Erfolg, Karriere und Bindungen.

Biografie: Miku Sophie Kühmel, geboren 1992 in Gotha und dort aufgewachsen. In Berlin und New York studierte sie Literatur, unter anderem bei Roger Willemsen und Daniel Kehlmann. Heute ist sie als Autorin und Podcast-Produzentin rund um das gesprochene und geschriebene Wort tätig. Seit 2013 erscheint ihre Kurzprosa regelmäßig in Zeitschriften und Anthologien. 2018 stand ihr Manuskript „Fellwechsel“ auf der Shortlist für den Blogbuster- Romanpreis. „Kintsugi“ ist ihr erster Roman.

Nicht wie ihr von Tonio Schachinger

Tonio-Schachinger. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Tonio-Schachinger. © Foto: Diether v Goddenthow

Mit dem ersten Satz aus Tonio Schachinger Buch „Wer keinen Bugatti hat, kann sich gar nicht vorstellen, wie angenehm Ivo gerade sitzt.“ beginnt Christoph Schröder das Interview mit Jungautor  über sein Romandebüt Nicht wie ihr, erschienen im Verlag Kremayr & Scheriau. Vor dem Hintergrund seines Romans wühlt der Autor dabei im abgrundtiefen Morast des Profi-Fußballs, in dem Vereine inzwischen  zu mächtigen Konzernen geworden sind,  Fußballer einander nicht grün, und selbst in der Kreis-Liga untereinander häufig nur noch hinter vorgehaltener Hand sprechen, da nichts nach draußen dringen soll. Schachinger bedient sich mehrerer Sprachebenen, um die rotzige Sprache der Spieler von der witzigen Wiener Milieusprache und der originellen literarischen Sprache abzugrenzen. Die Hauptfigur Ivo, Fußballprofi, wusste immer schon, dass er besonders ist. Die Leser werden in Ivos narzisstische Gedankenwelt mitgenommen und von ihr gefesselt wie abgestoßen. Besonders cool, besonders talentiert, besonders attraktiv. Alle wussten es, seine Familie, seine Jugendtrainer, seine Freunde im Käfig. Jetzt ist er einer der bestbezahlten Fußballer der Welt. Er verdient 100.000 Euro in der Woche, fährt einen Bugatti, hat eine Ehefrau und zwei Kinder, die er über alles liebt. Doch als seine Jugendliebe Mirna ins Spiel kommt, gerät das sichere Gerüst ins Wanken. Wie koordiniert man eine Affäre, wenn man eigentlich keine Freizeit hat? Lässt Ivos Leistung auf dem Spielfeld nach? Und was macht eigentlich seine Frau, während er nicht da ist?

Kommentar der Jury: Das einzige, das Ivo immer gut konnte, war Fußballspielen und nun spielt er, der in Wien immer nur einer der vielen „Jugos“ war, in Everton, verdient 100.000 Euro die Woche, ist mit einer schönen Frau verheiratet, hat zwei entzückende Kinder und teilt mit uns seine Sicht auf die Welt: liebenswert und überheblich, naiv und berechnend, charmant und bitterböse. Doch „Nicht wie ihr“ ist viel mehr als ein Roman über die Welt des Spitzensports: Zugehörigkeit, Migration, die ständige Angst vor dem Abstieg, Männlichkeitsideale und nicht zuletzt Liebe werden hier zwi¬schen Fußballrasen, Umkleidekabinen, Luxushäusern und teuren Autos völlig unverkrampft verhandelt. Begeisternd ist zudem die Boxkraft des Tons und die Stilsicherheit des Autors, sein Gespür für Milieus, Jargons, Stimmungen, Tragikomik.

Biografie:
Tonio Schachinger, geboren 1992 in New Delhi, aufgewachsen in Nicaragua und Wien, studiert Germanistik an der Universität Wien und Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst Wien. „Nicht wie ihr“ ist sein erster Roman.

Herkunft von Saša Stanišić

Saša Stanišić ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Saša Stanišić © Foto: Diether v Goddenthow

Als vorletzter im Shortlist-Reigen stellt sich Saša Stanišić den Fragen Maike Albaths zu seinem im Luchterhand Literaturverlag erschienenem Werk Herkunft. In seiner Familie gelte er als „Wortquerulantentum“. Entstanden sei der Roman während eines Gesprächs mit seiner zunehmend an Demenz erkrankten Großmutter über Drachen, vor allem aus der Legende des Heiligen Georgs, womit sie zunehmend ihre Gedächtnislücken füllte. Herkunft sei ein Abschied von seiner dementen Großmutter: Während er Erinnerungen sammelte, verliert sie ihre Herkunft, „weil Herkunft für mich viel zu tun hat mit dem, das nicht mehr zu haben ist.“ Herkunft ist ein Buch über meine Heimaten, in der Erinnerung und der Erfindung, so der Autor. Es sei ein Buch über Sprache, Schwarzarbeit, über die Stafette der Jugend und viele Sommer, etwa den Sommer, als sein Großvater seiner Großmutter beim Tanzen derart auf den Fuß trat, dass der Autor beinahe nie geboren worden wäre. Es sei der Sommer, als er fast ertrank und an dem Angela Merkel die Grenzen öffnen ließ,  und der dem Sommer ähnlich war, als er über viele Grenzen nach Deutschland floh. In Herkunft sprechen die Toten und die Schlangen, und meine Großtante Zagorka macht sich in die Sowjetunion auf, um Kosmonautin zu werden, so der Autor.

Herkunft verwendet Stanišić als Metapher für Vergänglichkeit. Und so zählen in seinem Werk dazu ein Flößer, ein Bremser, eine Marxismus-Professorin, die Marx vergessen hat, oder ein bosnischer Polizist, der gern bestochen werden möchte, aber auch ein  Wehrmachtssoldat, der Milch mag oder eine Grundschule für drei Schüler, ein Nationalismus, ein Yugo, ein Tito, ein Eichendorff, selbst ein Saša Stanišić.

Kommentar der Jury: Ein autobiographischer Roman über die Frage unserer Zeit, eine Selbstbefragung in Fragmenten und Arabesken: über Geschenk und Bürde der Herkunft, über das Finden einer neuen Spra¬che, mit einem Kern, „hart wie der einer Pflaume“, und über das Werden eines Schriftstellers. Auf verschlungenen Wegen führt „Herkunft“ uns nach Višegrad, Bosnien, in das Dorf der Großeltern und nach Heidelberg, wo der Halbwüchsige als Kriegsflüchtling landete. Verschmitzt und behände bleibt der Erzähler stets auf der Hut vor sich selber, mit Klugheit, Humor und Sprachwitz, ohne „Zugehörigkeitskitsch“ und Opferpa¬thos. Sein berückendes Vergnügen am Erzählen macht die bleischweren Themen federleicht – Wundbehandlung mit den Mitteln der Literatur.

Biografie: Saša Stanišić, 1978 in Višegrad (Jugoslawien) geboren, lebt seit 1992 in Deutschland. Sein Debütroman „Wie der Soldat das Grammofon repariert“ wurde in 31 Sprachen übersetzt. Der Roman „Vor dem Fest“ war ein SPIEGEL-Bestseller und ist mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet worden. Für den Erzählungsband „Fallensteller“ erhielt er den Rheingau Literatur Preis sowie den Schubart-Literaturpreis. Saša Stanišić lebt und arbeitet in Hamburg.

Brüder von Jackie Thomaes 

Jackie-Thomae. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Jackie-Thomae. © Foto: Diether v Goddenthow

Anna Engel und Jackie Thomaes Gespräch über Brüder, erschienen im Hanser Berlin, beenden den Vorstellungsreigen der Shortlist-Autoren: Nach ihrem ersten Roman Momente der Klarheit (2014) wollte Thomae mal was über Männer machen. Unterschwellig geht es um die zentrale Frage, wie wir zu den Menschen werden, die wir sind. In ihrem Plot lebt einer der Hauptprotagonisten Mick, ein charmanter Hasardeur, ein Leben auf dem Beifahrersitz, frei von Verbindlichkeiten. Und er hat Glück – bis ihn die Frau verlässt, die er jahrelang betrogen hat. Gabriel, der seine Eltern nie gekannt hat, ist frei, aus sich zu machen, was er will: einen erfolgreichen Architekten, einen eingefleischten Londoner, einen Familienvater. Doch dann verliert er in einer banalen Situation die Nerven und steht plötzlich als Aggressor da – ein prominenter Mann, der tief fällt. Brüder erzählt von zwei deutschen Männern, geboren im gleichen Jahr, Kinder desselben Vaters, der ihnen nur seine dunkle Haut hinterlassen hat. Die Fragen, die sich ihnen stellen, sind dieselben. Ihre Leben könnte nicht unterschiedlicher sein.

Kommentar der Jury: „Brüder“ ist ein groß angelegter Roman, den man in einer amerikanischen Erzähltradition verorten kann, der aber mit seinem ungewöhnlichen Plot über zwei sehr konträre Brüder eines afrikanischen Vaters von deren Kindheit in der DDR in die weite Welt bis nach London, Paris und Südamerika führt. Völlig unaufgeregt werden Themen wie Hautfarbe, Erfolg, Liebe, die Frage nach dem richtigen Leben und vor allen Dingen die Bedeutung von Schicksal, Herkunft und Prägung verhandelt. Man liest in „Brüder“ eine sehr spannende Geschichte, aber Jackie Thomae gelingt es mit Leichtigkeit, geradezu nebenher existenzielle Fragen und Themen einzuflechten.
Biografie:
Jackie Thomae, 1972 in Halle an der Saale geboren, ist Journalistin und Fernsehautorin. 2015 erschien ihr Debütroman „Momente der Klarheit“. Sie lebt in Berlin.

Buchverkaufsstand der Buchhandlung "Land in Sicht" ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Buchverkaufsstand der Buchhandlung „Land in Sicht“ © Foto: Diether v Goddenthow

DAM Architectural Book Award 2019 für die zehn besten Architekturbücher verliehen

image002Die Frankfurter Buchmesse und das Deutsche Architekturmuseum (DAM) haben 2019 zum elften Mal den internationalen DAM Architectural Book Award vergeben. Der in seiner Art einmalige und inzwischen hoch angesehene Preis zeichnet die besten Architekturbücher eines Jahres aus. Dem gemeinsamen Aufruf sind 100 Architektur- und Kunstbuchverlage weltweit gefolgt. Eine Fachjury aus externen Experten sowie Vertretern des DAM hat nun aus 227 Einsendungen nach Kriterien wie Gestaltung, inhaltliche Konzeption, Material- und Verarbeitungsqualität, Grad an Innovation und Aktualität die zehn besten Architekturbücher des Jahres ausgewählt:

  •  Architektur der 1950er bis 1970er Jahre im Ruhrgebiet. Als die Zukunft gebaut wurde / Kettler, Dortmund
  • Baku. Oil and urbanism / Park Books, Zürich
  • Bovenbouw Architectuur. Living the Exotic Everyday / Flanders Architecture Institute,
    Antwerpen
  • Die Welt der Giedions. Sigfried Giedion und Carola Giedion-Welcker im Dialog /
    Scheidegger & Spiess, Zürich
  • Léon Stynen. A Life of Architecture 1899-1990 / Flanders Architecture Institute,
    Antwerpen
  • Lochergut – Ein Portrait / Quart Verlag, Luzern
  • Theodor & Otto Froebel. Gartenkultur in Zürich im 19. Jahrhundert / gta Verlag, Zürich
  • The Object of Zionism. The Architecture of Israel / Spector Books, Leipzig
  • Vom Baustoff zum Bauprodukt. Ausbaumaterialien in der Schweiz 1950-1970 /Hirmer Verlag, München
  • Veneč. Welcome to the Ideal / Gluschenkoizdat, Moskau

Der externen Fachjury gehörten in diesem Jahr an: Hendrik Hellige (Buchmesse Frankfurt), Michael Kraus (M Books Verlag), Friederike von Rauch (Fotografin), Florian Schlüter (Architekt, Vorstandsmitglied der Gesellschaft der Freunde des DAM), Adeline Seidel (Journalistin), David Voss (Designer)

Die internen Juroren waren: Peter Cachola Schmal (Direktor DAM), Annette Becker (Kuratorin DAM), Oliver Elser (Kurator DAM), Christina Budde (Kuratorin Architekturvermittlung DAM).

Das breite Spektrum der Themen und das hohe Niveau der Einsendungen hat die Jury vor eine große Herausforderung gestellt. Zum wiederholten Mal haben daher die Juroren entschieden, nicht nur zehn Preisträger zu bestimmen, sondern auch zehn weitere Einsendungen für die Shortlist des DAM Architectural Book Awards 2019 auszuwählen.

OPEN BOOKS – Autoren lesen „Zwischen Zeilen“ – Literatur aus Krisengebieten

OPENBOOKS_LOGO_2019Während der Buchmesse finden vom 16. bis 18. Oktober finden auch in der St. Katharinenkirche an der Frankfurter Hauptwache täglich Veranstaltungen statt u.a. mit Deniz Yücel, Nora Bossong, Janne Teller / Filmvorführung „Das Salz der Erde“ über Friedenspreisträger Sebastião Salgado

Ein Ausdruck des gegenseitigen Verstehens und ein Zeichen für Solidarität – bei der Lesungsreihe „Zwischen Zeilen – eine Stunde Schönheit“ lesen Autorinnen und Autoren die Werke ihrer Kolleginnen und Kollegen, in deren Heimatländern Krieg und Gewalt herrschen. Initiiert vom Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, finden die Lesungen vom 16. bis 18. Oktober 2019 in der St. Katharinenkirche an der Frankfurter Hauptwache statt. Sie gehören zum Programm des Lesefestes OPEN BOOKS.

Es lesen in diesem Jahr: Friedrich Ani, Nora Bossong, Jennifer Clement, Katharina Hacker, Jagoda Marinić, Terézia Mora, Martin Schult, Janne Teller, David Wagner, Frank Witzel und Deniz Yücel.

Programm:

Mittwoch, 16. Oktober 2019, 18.00 Uhr
Katharina Hacker liest Masande Ntshanga (Südafrika), Jagoda Marinić liest Juan Pablo Villalobos (Mexiko) und Frank Witzel liest Wsewolod Petrow (Russland).
Moderation: Martin Schult

Donnerstag,17. Oktober 2019, 18.00 Uhr
Nora Bossong liest Ketty Nivyabandi (Burundi), David Wagner liest Zang Di (China) und Leung Ping-kwan (Hongkong) und Deniz Yücel liest Selahattin Demirtaş (Türkei).
Moderation: Martin Schult

Freitag, 18. Oktober 2019, 18.00 Uhr
Friedrich Ani liest Yishai Sarid (Israel), Jennifer Clement liest Behrouz Boochani (Iran), Terézia Mora liest Rasha Abbas (Syrien) und Janne Teller liest aus „Imagine Africa 2060“.
Moderation: Martin Schult

Alle Veranstaltungen finden in der St. Katharinenkirche, An der Hauptwache, 60313 Frankfurt am Main, statt. Der Eintritt ist frei.

Anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2019 an Sebastião Salgado zeigen die Frankfurter E-Kinos am Freitag, 18. Oktober 2019, 20.00 Uhr den Dokumentarfilm „Das Salz der Erde“ über das Leben und Werk des Fotografen. Anschließend sprechen Pfarrer Olaf Lewerenz und Stephan Füssel, Professor für Buchwissenschaft der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, über den Film. Eintritt: 8 Euro.