Pflanzenillustrationen und Stadtinsekten – zwei Ausstellungen des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums ab 8.09.2023

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Das Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum zeigt die beiden Ausstellungen „Floralia: Merian – Schultz – Crespo“ vom 08. September bis 03.Dezember 2023 und „Stadtinsekten – Frankfurts kleine Helfer“ vom 29. September 2023 bis 01. Dezember 2024

Im September eröffnet das Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt gleich zwei Sonderausstellungen: Am 8. September startet mit „Floralia: Merian – Schultz – Crespo“ eine Ausstellung über das Wirken und Werk dreier außergewöhnlicher und naturwissenschaftlich engagierter Frankfurter Künstlerinnen.Gezeigt werden unter anderem mehrere Ausgaben des berühmten Raupenbuchs sowie eine Reihe von bisher noch nie ausgestellten Zeichnungen Maria Sibylla Merians, Gouachen aus der „Frankfurter Flora“ von Elisabeth Schultz und Werke aus der Serie „Rainflowers“ von Ulrike Crespo. Am29. September folgt die Eröffnung der Ausstellung „Stadtinsekten – Frankfurts kleine Helfer“, die die nützlichen Winzlinge und ihre Bedeutung im urbanen Raum aus der Nähe beleuchtet.

08.09. – 03.12.2023
Floralia: Merian – Schultz – Crespo
Drei außergewöhnliche Frankfurterinnen, drei Jahrhunderte, eine Leidenschaft: Die Künstlerinnen Maria Sibylla Merian (1647–1717), Elisabeth Schultz (1817–1898) und Ulrike Crespo (1950–2019) stehen für die Beobachtung der Pflanzenwelt (Flora) und ihre künstlerische Dokumentation. Die Analyse der Flora ist ein wichtiges Gebiet der Biodiversitätsforschung. Gleichzeitig sind Pflanzendarstellungen in der Kunst ein reizvolles Motiv. In Frankfurt haben es diese drei Künstlerinnen zur Meisterschaft der künstlerisch-wissenschaftlichen Auseinandersetzung und Bildgebung gebracht. Die Ausstellung zeigt ihre Werke in einem völlig neuen Zusammenhang und beleuchtet das Verhältnis von Wissenschaft und Kunst. Das Projekt wird gefördert durch die Crespo Foundation.

29.09.2023 – 01.12.2024

Eingewandert: Die Tigermücke  wird allmählich auch in Frankfurt heimisch. Modell im Senckenberg-Museum. © Foto Diether von Goddenthow
Eingewandert: Die Tigermücke wird allmählich auch in Frankfurt heimisch. Modell im Senckenberg-Museum. © Foto Diether von Goddenthow

Stadtinsekten – Frankfurts kleine Helfer
Da viele natürliche Lebensräume zunehmend verloren gehen, werden Städte wie Frankfurt Rückzugsorte für Insekten. Die Tiere übernehmen hier wichtige Funktionen, denn sie sind Bestäuber, Aasbeseitiger, natürliche Schädlingsbekämpfer und vieles mehr. Für eine intakte Natur und damit auch für den Menschen sind sie unersetzlich. Die Ausstellung lädt dazu ein, die faszinierenden kleinen Lebewesen in Frankfurt kennenzulernen und gemeinsam mit den Wissenschaftler*innen Senckenbergs zu erforschen. Sie ist Teil des Forschungsprojektes „SLInBio – Städtische Lebensstile und die Inwertsetzung von Biodiversität: Libellen, Heuschrecken, Hummeln und Co“.

Weitere Informationen finden Sie unter: museumfrankfurt.senckenberg.de

KLANGKUNST IN INDUSTRIEKULTUR 29. August bis 3. September 2023

klankunstindustriekultur-450Die Neuauflage „KlangKunst in Industriekultur“ macht 2023 wieder die Geschichte von fünf Orten der Industriekultur in Rhein-Main auf besondere Weise erlebbar: Das gemeinsame Projekt von Kulturfonds Frankfurt RheinMain und KulturRegion FrankfurtRheinMain, das seit 2014/15 in loser Folge stattfindet, präsentiert ortsbezogene Arbeiten von Klangkünstler/innen in Eltville, Hanau, Neu-Isenburg, Rödermark und Rüdesheim, die sich mit der lokalen industriellen Vergangenheit auseinandersetzen.

Orte und Künstler:

Eltville am Rhein l Kunstkeller des Weinguts Georg Müller Stiftung: 
Order Of Sound. The dissolution of everydays fiction
Virtual Reality Installation von Christos Voutichtis
26.08. – 03.09., Di – Fr 16 – 20 Uhr; Sa – So 12 – 16 Uhr
04.09. – 29.10., Mo – Fr 9 – 17 Uhr; Sa 12 – 16 Uhr
Eröffnung: 25.08., 17 Uhr
Adresse: Weingutshof Eberbacher Str. 7 – 9, 65347 Eltville am Rhein
Info: Elvira Mann-Winter, 0171 2882840, elvira.mann.winter@gmail.com
Haltestelle: Hattenheim Bahnhof

Hanau l Wasserwerk III: 
Flowing Water. Audio- und Videoinstallation von Echo Ho 
Di – Fr, 29.8. – 01.09., 14 – 17 Uhr
Sa./So., 02. und 03.09., 11 – 17 Uhr
So., 10.09., 11 – 17 Uhr
Eröffnung: 28.08., 17 Uhr
Adresse: Wasserwerk III, Burgallee 119A, 63454 Hanau-Wilhelmsbad
Info: www.hanau.de, Mailadresse: martin.hoppe@hanau.de
Haltestelle: Hanau-Wilhelmsbad

Neu-Isenburg l Bansamühle
Bansa(klang)park – unerhörte Klanglandschaften. Eine begehbare Klanginstallation von Lasse-Marc Riek
So – So, 27.08. – 03.09., 10 – 20 Uhr
Eröffnung: 27.08., 11 Uhr
Adresse: Bansastraße 29, 63263 Neu-Isenburg
Info: www.hugenottenhalle.de, Tel-Nr. 06102 747 416, johannes.novak@stadt-neu-isenburg.de
Haltestelle: Neu-Isenburg Stadtgrenze, P+R Stadtgrenze

Rödermark l Theater & Nedelmann
Hello, can you hear me? Das telekommunikative Erbe von Rödermark-Urberach
3D-Installation von Avan-Nomayo Ikponmwosa Osamuyime
Mi – Fr, 30.8. – 01.09., 16 – 18 Uhr, Sa – So, 02. und 03.09., 12 – 18 Uhr
Eröffnung: 29.08., 18 Uhr
Adresse: Ober-Rodener Straße 5a, 63322 Rödermark
Info: Oliver Nedelmann, 06074 4827616, post@theaterundnedelmann.de
Haltestelle: Rödermark-Urberach

Rüdesheim am Rhein l  Asbachhallen 
Mechanic Acusmatic. Ein akustisches Triptychon von Werner Cee 
28.8. – 03.09., Mo – Fr 14 – 19 Uhr; Sa, 14.00 – 20.00 Uhr; So, 12.00 – 19.00 Uhr
Eröffnung: 27.08., 18 Uhr
Adresse: Am Rottland 6, 65385 Rüdesheim am Rhein
Info: Annemarie Wendel, Tel-Nr. 0160/90539178, info@asbachgasse.de
Haltestelle: Rüdesheim (Rhein) Bahnhof

Site Sight Signs – Wasserkur für die Ohren 

26./27. August, 30. September, 1. Oktober 2023

Liquid Penguin Ensemble: WASSERKUR FÜR DIE OHREN 
Audiowalk-Performance

Das Liquid Penguin Ensemble erzählt uns von der alten Tradition der Wasserkur und greift sie mit modernem technischen Gerät wieder auf. Mit Richtmikrophon und Funkkopfhörern ausgestattet, führt es das Publikum als seine Kurgäste durch einen Parcours aus höchst abwechslungsreichen akustischen Wasseranwendungen für die Ohren. Die Gäste genießen unter fachkundiger Anleitung der Performer/innen die anregende Wirkung plaudernder Bäche, glucksender Quellen, rauschender Wogen, plätschernder Brunnen, prasselnden Regens, tropfender Hähne und prickelnden Champagners.

Mit Katharina Bihler (Konzeption, Performance) | Stefan Scheib (Konzeption, Soundgestaltung) | Sascha Ley (Performance, Gesang) | Krischan Kriesten (Lichtgestaltung)

Der Audiowalk »Wasserkur für die Ohren« des Ensembles Liquid Penguin findet statt im Rahmen des Projektes »Site Sight Signs« vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain und ist eine Kooperation der Städte Bad Schwalbach und Schlangenbad.

Termine:

Samstag, 26. August 2023, Bad Schwalbach
14.00 und 16.30 Uhr | Treffpunkt Weinbrunnen im Kurpark

Sonntag, 27. August 2023, Schlangenbad
11.00 und 15.00 Uhr | Treffpunkt Lobby der Aeskulap-Therme

Samstag, 30. September 2023, Bad Schwalbach
14.00 und 16.30 Uhr | Treffpunkt Weinbrunnen im Kurpark

Sonntag, 1. Oktober 2023, Schlangenbad
11.00 und 15.00 Uhr | Treffpunkt Lobby der Aeskulap-Therme

Mehr Infos zu Site Sight Signs

Schirn Kunsthalle Frankfurt zeigt „MARTHA ROSLER IN ONE WAY OR ANOTHER“ noch bis 24. SEPTEMBER 2023

Martha Rosler. In one way or another, Ausstellungsansicht, © Schirn Kunsthalle Frankfurt 2023, © Foto Diether von Goddenthow
Martha Rosler. In one way or another, Ausstellungsansicht, © Schirn Kunsthalle Frankfurt 2023, © Foto Diether von Goddenthow

Mit der Radikalität ihrer künstlerischen Position beeinflusst Martha Rosler seit Jahrzehnten viele zeitgenössische Künstler. Die Schirn Kunsthalle Frankfurt widmet der US-amerikanischen Konzeptkünstlerin und Pionierin des kritischen Feminismus vom 6. Juli bis zum 24. September 2023 eine fokussierte Einzelausstellung. Roslers politisches Werk befasst sich mit Fragen von Macht, Gewalt und sozialer Ungerechtigkeit, mit Kriegsberichterstattung sowie mit gesellschaftlich verankerten Frauenbildern und deren Dekonstruktion. Für ihre gesellschaftskritischen Fotomontagen und Videos nutzt sie vielfältige Medien wie Fotografie, Text oder raumgreifende Installationen. Die Ausstellung der Schirn führt eine in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin getroffene Auswahl an zentralen Werken zusammen, die einen Überblick über Roslers Schaffen seit den 1960er-Jahren bieten. Zentral in dieser Werkauswahl sind Roslers ikonische Serien House Beautiful: Bringing the War Home und Body Beautiful, or Beauty Knows No Pain sowie ihr einflussreiches Werk The Bowery in two inadequate descriptive systems. Der konzentrierte Rundgang orientiert sich davon ausgehend an drei Themenfeldern: der Ikonografie des Krieges, der Bedeutung des patriarchalen Blickregimes für die Konstitution von Geschlecht sowie Roslers Beobachtung des Wandels in ihrem Umfeld.

Dr. Sebastian Baden, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt und Kurator der Ausstellung, erläutert: „Martha Rosler verbindet in ihrem Werk starke, emotional provozierende und gleichzeitig zum Nachdenken anregende Bilder und Texte. Ihre visuellen und textlichen Montagen sind dabei zugleich als Kommentar zu verstehen. Bewusst nähert Rosler sich mit einfachen gestalterischen Strategien der Ästhetik der Demonstration. Dies macht ihre Arbeit zu einem Medium des Protests, einem Werkzeug zur Aufklärung und zur Dokumentation des demokratischen Widerstands gegen Ungerechtigkeit. Ihr klarer, analytischer Blick sowie ihre poetische, dekonstruierende und kontinuierliche Bearbeitung aktueller gesellschaftlicher Fragen machen Martha Rosler als Künstlerin für unsere Gegenwart so relevant.“

Luise Leyer, Co-Kuratorin der Ausstellung, betont: „Martha Roslers Werk zählt zur ersten Generation feministischer Kunst der 1960er-Jahre. In vielen ihrer Arbeiten setzt sie sich mit dem menschlichen Körper und seiner Funktion als visuelle Projektionsfläche und politisches Subjekt auseinander. Mittels ihrer Kunst analysiert Rosler Körperpolitik in der Gesellschaft und in den Medien. Ihre Themen bearbeitet die Künstlerin konzeptuell, häufig in Serien und Montagen. In ihren Fotografien und Videos gilt Roslers Aufmerksamkeit vor allem der oft unsichtbaren CareArbeit, der Ausbeutung von migrantischer Arbeitskraft in der Landwirtschaft sowie der Friedensbewegung und anderen politischen Demonstrationen gegen Kriege rund um die Welt.“

WERKE IN DER AUSSTELLUNG

Installation in der Rotunde: Martha Rosler, "Theater of Drones", 2013, Detail, Installation aus zehn Plakaten, bedruckte PVC-Folie, Courtesy: The Artist, Galerie Nagel Draxler Berlin / Köln / München © Foto Diether von Goddenthow
Installation in der Rotunde: Martha Rosler, „Theater of Drones“, 2013, Detail, Installation aus zehn Plakaten, bedruckte PVC-Folie, Courtesy: The Artist, Galerie Nagel Draxler Berlin / Köln / München © Foto Diether von Goddenthow

Martha Roslers konsequentes Engagement für Frieden und gegen Krieg zeigte sich schon früh in ihrem Schaffen und prägt bis heute ihre eindringlichen Werke. In der Rotunde der Schirn ist die aus Bannern bestehende Installation Theater of Drones (2013) zu sehen, die mit Infografiken über den damals aktuellen Stand der modernen Kriegsführung und die Überwachung durch unbemannte Fluggeräte aufklärt. Rosler schuf diese Arbeit über „unmanned aerial vehicles“ (UAV) auf Einladung eines Fotofestivals in Charlottesville in Virginia, denn die Stadt war die erste Kommune in den Vereinigten Staaten, die den Einsatz von Drohnen – für militärische ebenso wie für nicht militärische Zwecke – in ihrem Luftraum untersagte.

Den Auftakt der Ausstellung bilden Werke, die verschiedene militärische Konflikte thematisieren. So etwa ihre Serie von Fotomontagen House Beautiful: Bringing the War Home, die im Zeitraum von etwa 1967 bis 1972 während des Vietnamkrieges entstand und fast 40 Jahre später – zwischen 2003 und 2008 – in Reaktion auf die US-Militärinterventionen in Afghanistan und im Irak eine Fortführung erfuhr. Die Künstlerin konzipierte die Arbeiten ursprünglich als Flugblätter für Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg und kombinierte Kriegsaufnahmen aus damaligen Nachrichtenquellen mit Bildern von Wohnlandschaften aus Einrichtungsmagazinen.

Die Installation OOPS! (Nobody loves a hegemon) (1999) behandelt den NATO-Einsatz im ehemaligen Jugoslawien. Ein Fallschirm trägt ein weiß lackiertes Ölfass, auf dem der Titel der Arbeit zu lesen ist, und von der Decke hängen zahlreiche, an kleine Fallschirme erinnernde Stoffservietten mit angebundene Coladosen herab. Ein Artikel der New York Times berichtet von der Unterbrechung der Stromversorgung mithilfe „coladosengroßer“ Sprengsätze, um die militärische Kommunikation zu stören. Der Titel der Installation bezieht sich auf die Bombardierung Belgrads mit vielen zivilen Opfern, darunter auch Frauen und Kinder in einem Reisebus. Auf einem Computer aus der damaligen Zeit und in ausliegenden Texten reproduziert Rosler serbische und albanische Websites mit Online-Propaganda, die als erste Cyber-Kampagne der Geschichte bezeichnet wird.

Die mehrteilige Arbeit It Lingers (1993) entstand kurz nach der militärischen Intervention der Vereinigten Staaten im Irak für die Ausstellung Krieg, die in Graz und somit in unmittelbarer Nähe zu den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien gezeigt wurde. Rosler verbindet Pressefotografien und weitere systematisch angeordnete Elemente aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs bis in die 1990er-Jahre zu einem Tableau von Bildern: Berichte von Gräueltaten während der als „Desert Storm“ bezeichneten US-Intervention im Irak; das Bild einer Militärparade; ein Filmstill aus dem Kriegsfilm Rambo; das Bild eines kriegsverherrlichenden Denkmals, das in einer Gießerei in Greenpoint, Brooklyn, gefertigt wurde; mittelalterliche Folterwerkzeuge in einer Ausstellung in Österreich; Fotos moderner Methoden der militärischen Informationsbeschaffung; Porträts von Adolf Hitler, gefunden auf einem Wiener Flohmarkt; die Zeichnung eines Studenten von Hitler in Uniform von einer Straße in Brooklyn, New York; das Foto eines schwer verletzten Kindes aus dem Bosnien-Krieg sowie von Frauen, die während einer Demonstration Bilder von Kriegsopfern in die Höhe halten; die ikonische Aufstellung der US-Flagge auf dem Gipfel des Suribachi auf Iwojima während des Zweiten Weltkriegs – und ihr erneutes Hissen für die Kamera. Den unteren Rand des Tableaus säumt eine Reihe kleiner Karten von Gebieten rund um den Erdball, in denen damals militärische Konflikte herrschten. Der Krieg ist ein andauernder Zustand, „it lingers“.

Martha Rosler, im Vordergrund Bodeninstallation: "B-52 in Baby’s Tears", 1972, Holz, Erde, Helixine Soleirolii, Courtesy: The Artist, Sammlung Generali Foundation, Dauerleihgabe an das Museum der Moderne Salzburg, © Generali Foundation, © Foto Diether von Goddenthow
Martha Rosler, im Vordergrund Bodeninstallation: „B-52 in Baby’s Tears“, 1972, Holz, Erde, Helixine Soleirolii, Courtesy: The Artist, Sammlung Generali Foundation, Dauerleihgabe an das Museum der Moderne Salzburg, © Generali Foundation, © Foto Diether von Goddenthow

Zwei in Holzkisten installierte Objekte markieren die Silhouetten von US-Kampfflugzeugen. In B52 in Baby’s Tears (1972) schnitt Rosler den Umriss der Boeing B-52 Stratofortress in ein Beet aus Bubiköpfen (Helxine soleirolii) hinein, die auf Englisch „baby’s tears“ (Kindertränen) heißen. Dieses Langstreckenflugzeug diente im Vietnamkrieg zum Abwerfen von Bomben. In Prototype (Sandbox B2) (2006) erscheint hingegen die Kontur des Tarnkappenbombers B-2 Spirit. Dieser wurde unter anderem im Irakkrieg eingesetzt und ist in der Lage, hoch entwickelte und dichte Luftabwehrsysteme zu umgehen. Er war durch konventionelle Techniken der Radarüberwachung nicht erfassbar und teilweise nur als Schatten über sandigem Terrain auszumachen.

Rosler hat zahlreiche Demonstrationen für Frieden und soziale Gerechtigkeit sowie Proteste gegen staatlich unterstützte Gewalt fotografiert. Die Schirn zeigt ältere und neuere Aufnahmen von Protestmärschen, so etwa vom 1. Mai 1981 in Mexiko City, auf denen gut gelaunt wirkende Gewerkschaftsmitglieder zu sehen sind, die Schilder mit Forderungen nach Gleichberechtigung und existenzsichernden Löhnen tragen. Fotografien aus Washington, D.C., zeigen den Marsch auf das Pentagon vom 3. Mai 1981, auf dem für Arbeitsplätze und gegen den Krieg in El Salvador protestiert wurde.

In The Restoration of High Culture in Chile (1977) erzählt Rosler von dem Besuch bei einer mexikanischen Musikerfamilie in Tijuana, in dessen Verlauf auch der kurz zuvor erfolgte Militärputsch vom 11. September 1973 gegen die gewählte sozialistische Regierung Chiles zum Thema wurde. Die Gastgeber*innen, eine wohlhabende Familie der oberen Mittelschicht, begrüßte die Rückkehr zur musikalischen „Hochkultur“ und freute sich über die Wiedereröffnung der „besten Konzerthalle Chiles“, was für die Künstlerin jedoch im Kontrast zu den Umständen des von den USA unterstützten Putsches stand. Die Arbeit beinhaltet Aufnahmen von Schallplattencovern in Originalgröße sowie Bilder von tropischen Fischen aus dem gemütlichen Wohnzimmer.

Die Rolle der Frau in der Gesellschaft und die damit verbundenen Stereotype bilden einen weiteren wesentlichen Schwerpunkt in Roslers Werk. So zeigt die Schirn etwa Fotomontagen aus der umfassenden Serie Body Beautiful, or Beauty Knows No Pain (um 1966–1972), die sich mit der Darstellung von Frauen vor allem in der Werbung kritisch auseinandersetzt. Die Künstlerin schnitt Bilder von Frauen aus verschiedenen Magazinen aus – von Heimwerkerzeitschriften bis hin zu pornografischen Blättern – und setzte sie in andere fotografische Kontexte. Mit diesen Werken platziert Rosler auf Frauen projizierte sentimentale oder an Gewalt grenzende Fantasien aus dem Unbewussten auf die Ebene des Bildes selbst.

In der Schirn ist auch das populäre Video Semiotics of the Kitchen (1975) zu sehen, das in den 1960er-Jahren beliebt gewordene Fernseh-Kochsendungen parodiert. Die weibliche Protagonistin steht in einer spärlich eingerichteten Küche, benennt simple Kochutensilien in alphabetischer Reihenfolge und führt dazu jeweils eine Bewegung aus, die dem Zweck des Objekts entspricht, wobei die Gesten ebenso aggressiv wie abrupt oder überraschend sind, in jedem Fall aber unproduktiv. Gegen Ende des Alphabets verzichtet die Frau darauf, die Küchengerätschaften in die Hand zu nehmen – vielmehr setzt sie den eigenen Körper als Signal für die verbliebenen Buchstaben ein, um deutlich zu machen, dass sie selbst Teil eines umfassenden Systems in den Dienst genommener Subjektivität ist, durch das, wie die Künstlerin schreibt, „das System selbst spricht“.

In zwei aufeinander bezogenen Super-8-Farbfilmen aus dem Jahr 1974 erkundet Rosler die Unsichtbarkeit häuslicher Arbeit. In Backyard Economy I ist eine Frau inmitten der in einem südkalifornischen Hinterhof im Wind flatternden Wäsche kaum auszumachen; wir sehen kurz einen Hund, einen Rasensprenger, eine alles überragende Palme. In dem dazugehörigen Film Backyard Economy II (Diane Germain Mowing) erscheinen Blumen und ein Kind, der Hund läuft über den Rasen, der Rasensprenger verspritzt weiter Wasser, doch im Mittelpunkt steht diesmal eine Frau. Die Kamera folgt ihr, während sie energisch Wäsche aufhängt und ebenso energisch den Rasen in geradlinigen Streifen mäht. Wie in einer Erweiterung oder Fortsetzung gibt die zweite Arbeit der sonst außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung verrichteten Hausarbeit ein Gesicht und vollzieht die Zyklen von Leben und Wachstum nach.

In den 1980er-Jahren begann Rosler, Flughäfen und mitunter auch Flugzeuge fotografisch zu dokumentieren, in denen sie sich während ihrer Reisen als Gastdozentin, zu Konferenzen oder Ausstellungen aufhielt. Flughäfen stehen für eine moderne, globalisierte Welt, verweisen zugleich aber auf nationale Grenzen. In In the Place of Public: Airport Series (1983–heute) fängt Roslers Kamera den seriellen Charakter der oftmals postmodernen Terminal-Architektur ein: die sichtbare technische Infrastruktur, Arbeitsplätze, Warteräume, Flugzeuge und Anzeigetafeln, dazwischen eingestreut Leuchtreklamen mit Bildern und Slogans einer idealisierten Konsumwelt.

Der Super-8-Film Flower Fields (Color Field Painting) (1974) wurde aus einem Auto heraus aufgenommen und zeigt Blumenfelder in einem prächtigen Spektrum satter Farben. Sie säumen den südkalifornischen Abschnitt des U.S. Interstate Highway 5, der von Mexiko über Kalifornien nach Norden führenden Hauptküstenstraße. Von dem am Straßenrand anhaltenden Auto zoomt die Kamera die sonst übersehenen Hilfskräfte heran, die in gebückter Haltung auf den Feldern arbeiten, bewegt sich dann weiter, vorbei an einem Kontrollpunkt der Border Patrol und in den stereotypen südkalifornischen Sonnenuntergang hinein, der durch die Silhouette der Palmen in der Dämmerung sichtbar wird. Das zentrale Thema des Films sind die Bedingungen, unter denen Migrant*innen harte landwirtschaftliche Arbeit verrichten. Der Untertitel hingegen ist ein Seitenhieb auf die einflussreiche Schule der abstrakten Farbfeldmalerei, die jede Berücksichtigung menschlicher Inhalte außen vor ließ.

In Videos und weiteren Medienarbeiten setzt sich Rosler regelmäßig mit Fragen des urbanen Lebens und des „Rechts auf Stadt“ auseinander, in denen auch ihre scharfe Kritik am Ge- und Missbrauch der Dokumentarfotografie aufscheint. The Bowery in two inadequate descriptive systems (1974/75) hinterfragt Paradigmen der amerikanischen Street Photography. Die Bowery, eine Straße in Lower Manhattan, in der sich einst Tanzlokale und Theater drängten, hatte sich im 20. Jahrhundert zu einem Ort entwickelt, an dem meist alkoholkranke, arbeits- und wohnsitzlose Männer die Tage auf der Straße und in Bars, die Nächte in billigen Hotels verbrachten. Rosler sah in dort entstandenen Aufnahmen von Dokumentar- und Individualfotograf*innen einen Verrat an den Menschen wie auch an dem Potenzial der Dokumentarfotografie, da die Fotografierenden sich mit der Veröffentlichung der Bilder über die Fotografierten zu erheben scheinen. Roslers eigene Arbeit über die Bowery besteht aus 24 rasterartig angeordneten Tafeln, die jeweils die Aufnahme einer menschenleer bleibenden Ladenfront sowie die Fotografie eines Blattes mit darauf getippten Wortgruppen zum Thema Rausch – darunter fantasievolle Metaphern, aber auch derber Slang – nebeneinanderstellen. Auf der letzten Tafel ist der Titel zu lesen: Er besagt, dass sich die Komplexität der betrachteten Situation weder durch Fotografie noch durch Sprache in angemessener Weise wiedergeben lässt und weist über einfache Lösungen weit hinaus.

In den 1980er-Jahren begann Rosler, ihr Brooklyner Viertel zu dokumentieren, das ihr seltsam stagnierend und in der postindustriellen Ära verhaftet erschien. Ihre Arbeit setzte sie später fort, als sich der Wandel im Zuge der Gentrifizierung beschleunigte. Die Schirn präsentiert die Werkserie The Greenpoint Project (2011), bestehend aus Fotos und kurzen Texten. Diese verorten die örtlichen Ladenbesitzer*innen, bei denen es sich fast ausschließlich um Immigrant*innen handelt, in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft. In Greenpoint: New Fronts (2015) sehen wir hingegen typische Ladenfronten neu entstandener Geschäfte, die sich in ihrem Erscheinungsbild deutlich von jenen des 20. Jahrhunderts unterscheiden, aber in gentrifizierten Stadtvierteln auf der ganzen Welt geläufig sind.

Biographisches

Martha Rosler wurde in Brooklyn, New York, geboren, wo sie heute lebt und arbeitet. Sie erwarb ihren Bachelorabschluss am Brooklyn College (1965) und ihren Master of Fine Arts an der University of California, San Diego (1974). Sie lehrte an verschiedenen Universitäten (in den USA, in Vancouver, Halifax, Frankfurt am Main, Stockholm und Kopenhagen), leitete Workshops und hielt viele Vorträge über Fotografie, Medien und kritische Theorie. Rosler ist Professorin Emerita an der Rutgers University, New Jersey. Sie hat zahlreiche Bücher und Essays veröffentlicht und wurde vielfach mit internationalen Preisen ausgezeichnet. Ihre Werke wurden international in zahlreichen Einzelausstellungen sowie in vielen bedeutenden Ausstellungen und Biennalen gezeigt.

KATALOG

katalog-marta-rosler-160Martha Rosler. In one way or another, herausgegeben von Sebastian Baden und Luise Leyer, mit Beiträgen von Sebastian Baden, Luise Leyer und Nicholas C. Morgan sowie einem Vorwort des Direktors der Schirn Kunsthalle Frankfurt Sebastian Baden, deutsch-englische Ausgabe, 144 Seiten, ca. 200 Abbildungen, 23 × 30 cm, Broschur, DCV Verlag, ISBN 978-3- 96912-124-5, 24 € (Schirn), 32 € (Buchhandel)

SCHIRN KUNST­HALLE FRANK­FURT am Main GmbH
Römer­berg
D-60311 Frank­furt am Main
Tel +49 69 299882-0
Fax +49 69 299882-240
­

Die Initiative Römisches Mainz (IRM) lädt am 20.07. zum Sommerfest ins Mainzer Landesmuseum – über sensationelle Funde u. Frauen in der Antike u. „den männlichen Blick“

Mit zwei hochinteressanten Vorträgen und viel Unterhaltung lädt die Initiative Römisches Mainz (IRM) zum diesjährigen Sommerfest am 20. Juli 2023 um 19 Uhr in den beschaulichen Innenhof des Landesmuseums Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE). Eröffnet wird das IRM-Sommerfest mit je einem Grußwort des rheinland-pfälzischen Innenministers Michael Ebling und der GDKE-Landesarchäologin der Außenstelle Mainz, Stephanie Metz.

Eigens aus Köln angereist wird Prof. Dr. Heinz Günter Horn, Provinzialrömischer Archäologe, über sensationelle Funde in einem Kölner Römergrab berichten und darüber, wie die Stadt Köln erkannte, daraus eine touristische Attraktion zu machen. Horn hat enge Beziehungen zu Mainzer Persönlichkeiten, so arbeitete er nicht nur mit dem ehemaligen Landesarchäologen Dr. Gerd Rupprecht zusammen, sondern war auch Lehrmeister der Generaldirektorin der GDKE, Dr. Heike Otto, wie auch der Generaldirektorin des LEIZA, Prof. Dr. Alexandra Busch.

„Frauen in der Antike und der männliche Blick
Der Schlussvortrag des IRM-Sommerfests beschäftigt sich mit „Frauen in der Antike und der männliche Blick“, ein Thema das lange tabuisiert war. „Der Begriff „the male gaze“ (der männliche Blick), der derzeit so viele Debatten beherrscht, wurde bereits 1975 entwickelt“, erklärt der IRM-Vorsitzende Prof. Christian Vahl, „inzwischen ist das Thema auch in der modernen Archäologie angekommen und man kann an diesem Beispiel tatsächlich unendlich viel über Rezeptionsästhetik lernen und vor allem darüber, dass manche Themen, die uns heute beschäftigen in der Antike bereits angelegt sind bis hin zu gelungenen und weniger gelungenen Lösungsansätzen.“

Während des Sommerfestes spielt das Trio Aeterna, die musikalische Band der Unsichtbaren Römergarde, dazu lädt die IRM alle interessierten Mainzer Bürgerinnen und Bürger zum Dialog ein, um die aktuellen Projekte der IRM näher kennenzulernen. Die Weine hat das Mainzer Weingut Fleischer zur Verfügung gestellt, unterstützt wird das Sommerfest vom Rotary Club Mainz. Es wird kein Eintritt erhoben, allerdings wird zur besseren Planung eine Anmeldung unter taberna@roemisches-mainz.de erbeten.

Hessischer Denkmalschutzpreis in mehreren Kategorien im Wert von insgesamt 32.500 Euro vergeben

© Christine Krienke/Landesamt für Denkmalpflege Hessen
© Christine Krienke/Landesamt für Denkmalpflege Hessen

Wiesbaden. Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn hat heute den Hessischen Denkmalschutzpreis 2023 überreicht. Die Auszeichnung ehrt Privatpersonen und Organisationen, die eine Leidenschaft teilen: Sie haben mit individuellen Lösungen, handwerklich-technischem Geschick und besonderem Einsatz Denkmäler instandgesetzt oder erforscht. Die Preisträgerinnen und Preisträger 2023 kommen aus Hattersheim (Main-Taunus-Kreis), Darmstadt, Fulda, Marburg, Limburg, Niederbrechen und Hünfelden-Kirberg (beide Kreis Limburg-Weilburg). Zudem ging der Ehrenamtspreis an Projekte in Bürgeln (Kreis Marburg-Biedenkopf), Bad Homburg und Dreieich (Landkreis Offenbach).

Liste der Objekte

„Es ist nicht immer leicht, Historisches zu bewahren und gleichzeitig mit unseren heutigen Ansprüchen in Einklang zu bringen. Die Menschen, die wir heute mit unserem Denkmalschutzpreis ehren, widmen sich dieser Herausforderung mit Leidenschaft, Kreativität und Kompetenz. Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung!“, so Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Die Preisträgerinnen und Preisträger tragen vor Ort wesentlich dazu bei, unsere Kulturdenkmäler als identitätsstiftende Wahrzeichen der Region, Lernorte und Ausflugsziele zu erhalten. Dabei setzen sie auch ein Statement für das ressourcenschonende Wieder- und Weiterverwenden historischer Baumaterialien. Der Erhalt von bestehender Bausubstanz ist ein wichtiger Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften und verantwortungsbewussten Umgang mit unserer Umwelt. Dafür danke ich herzlich und wünsche weiterhin viel Schaffenskraft.“

Der Hessische Denkmalschutzpreis wurde 1986 vom Landesamt für Denkmalpflege in Hessen und der Lotto Hessen GmbH ins Leben gerufen. In diesem Jahr wurde er zum 38. Mal vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert; das Geld stiftet die LOTTO Hessen GmbH. Das Preisgeld für die Kategorie „Ehrenamtspreis“ in Höhe von 7.500 Euro stellt die Hessische Staatskanzlei.

Der erste Preis in der Kategorie „Öffentliches Bauen“ geht an die Stadt Hattersheim im Main-Taunus-Kreis für die Sanierung der Hattersheimer Stadthalle und ist undotiert. Das Schicksal des 1968 gebauten Gebäudes schien besiegelt, als es 2013 wegen fehlenden Brandschutzes geschlossen wurde. Die Stadt nahm sich aber der Restaurierung an und setzte die Halle instand. Herzstück der zentralen Rotunde ist eine Lichtkuppel, die nach Originalplänen mit brandschutztechnischen Ergänzungen gebaut wurde.

Den zweiten Preis in der Kategorie „Öffentliches Bauen“ bekommt die Stadt Darmstadt für die Sanierung des Großen Hauses Glückert. Es wurde von Joseph Maria Olbrich als Ausstellungshaus geplant, 1901 fertiggestellt und ist ein zentraler Bau der Welterbestätte Mathildenhöhe Darmstadt. Im Gegensatz zu vielen anderen Gebäuden der Künsterkolonie wurde es im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört und spielt bei der Vermittlung des Welterbes eine große Rolle. Schutz und Erhalt der Originalsubstanz waren deshalb bei der Instandsetzung besonders wichtig.

Den ersten Preis in der Kategorie „Privates Bauen“ teilen sich zwei Projekte: Achim Kramb bekommt ihn für die Renovierung des ehemaligen Gasthofes Goldener Löwe in Limburg. Seit dem Abschluss der Arbeiten wird das Gebäude wie schon vor 170 Jahren wieder als Gaststätte mit Ferienwohnungen genutzt. Der Preis ist mit 6.500 Euro dotiert. Ebenfalls den ersten Preis und 6.500 Euro erhalten Elke Klus und Lars Weuster für die Rettung des Schultheißen-Hauses in Niederbrechen (Landkreis Limburg-Weilburg). Geduldig trugen sie dicke Schichten von Tapeten, Putz und Holz ab und legten historisches Fachwerk frei, das sie in traditioneller Zimmermannstechnik mit Hölzern aus Zweitverwendung sanieren ließen.

Auch den zweiten Platz in der Kategorie „Privates Bauen“ gibt es zweimal. Sibylle Honka bekommt ein Preisgeld von 4.000 Euro für die Instandsetzung der Villa Paulustor 8 in Fulda – eine Herzensangelegenheit, denn der Erbauer war ihr Urgroßvater. Die Jury zeigte sich beeindruckt von den Recherchen der Eigentümerin zur Geschichte des Hauses und seiner bauzeitlichen Materialien. Ebenfalls den zweiten Preis und 4.000 Euro bekommen Veronika und Jörg Brühl: Seit 2018 setzen sie den Spechthof in Hünfelden-Kirberg (Kreis Limburg-Weilburg) instand. Mit der Maßnahme gelang es ihnen, den historischen Gesamteindruck des ehemaligen Sitzes eines niederadligen Ministerialen aus dem 16. Jahrhundert wiederherzustellen.

In der Kategorie „Industriedenkmalpflege“ wird Gunter Schneider ausgezeichnet und erhält 4.000 Euro Preisgeld für die Weiter- und Umnutzung des Lokschuppens in Marburg. Das Gebäude war seit seinem Betriebsende in den 1970er Jahren verfallen. Anhand eines 3D-Modell konnte Gunther Schneider das Tragverhalten der Mauer und der maroden Dachkonstruktion nachvollziehen; eine wichtige Grundlage für die Sanierung. Heute ist der Lokschuppen ein Veranstaltungszentrum, in dem neue Bauteile mit historischer Substanz harmonieren.

Der von der Hessischen Staatskanzlei gestiftete Ehrenamtspreis geht an den Kulturverein Alte Kirche Bürgeln e.V., Dr. Wilhelm Ott vom Verein zur Pflege historischer Grenzmale Hessen e.V. und die Genossenschaft Unser Oberhof eG. Der Kulturverein Alte Kirche Bürgeln hat die Sanierung des heruntergekommenen Gotteshauses in der Ortsmitte gestemmt und organisiert nun darin Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen. Dr. Wilhelm Ott dokumentiert historische Grenzsteine im Landkreis Offenbach und verknüpft auf www.steine-in-der-dreieich.de seine Passion für bearbeitete heimische Sandsteine mit dem Interesse am kulturhistorischen Erbe in seiner Heimat. Die Genossenschaft Unser Oberhof eG erhält den Preis für das inklusive Mehrgenerationenhaus Oberhof: Sie hat in der ehemaligen Staatsdomäne im Bad Homburger Stadtteil Ober-Erlenbach gemeinschaftlichen Wohnraum für Menschen aller Altersgruppen geschaffen.

„Die Bandbreite der Maßnahmen reicht von einem Fachwerkhaus in Niederbrechen als herausragendem Beispiel für die Wiederbelebung des historischen Ortskerns über den fast schon verloren geglaubten Gasthof zum Goldenen Löwen in Limburg, der nun wieder das Stadtbild ziert, bis hin zur Stadthalle in Hattersheim als einem wegweisenden Beispiel für den Umgang mit Kulturdenkmal der 1970er Jahre. Von der Qualität aller geleisteten Arbeiten haben wir uns im Rahmen einer zweitägigen Juryreise quer durch Hessen überzeugt. Alle Denkmaleigentümerinnen
und -eigentümer haben mit großer Sensibilität, viel Idealismus und bewundernswertem Engagement großartige Lösungen gefunden. Grundlegend war in allen Fällen die gelungene Zusammenarbeit mit Handwerksbetrieben vor Ort. Gemeinsam mit der Lotto Hessen GmbH und der Hessischen Staatskanzlei wollen wir auch in Zukunft Standards für den Umgang mit unserem historischen Erbe setzen“, so Prof. Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen.

Martin Blach, Geschäftsführer LOTTO Hessen GmbH, ergänzt: „Das kulturelle Erbe in Hessen zu erhalten, dafür steht seit 1986 der Hessische Denkmalschutzpreis, aber auch unsere Rubbelloslotterie. Denn sämtliche Erträge aus dem Verkauf der Rubbellose fließen in den hessischen Denkmalschutz – mehr als 80 Millionen Euro sind auf diese Weise bereits in den vergangenen Jahren zusammengekommen. Das macht uns stolz und motiviert uns zusätzlich, auch für die Zukunft mit unseren Produkten dazu beizutragen, dass die historische Bausubstanz vieler hessischer Dörfer und Städte wieder in neuem Glanz erstrahlen kann.“

Preisträgerinnen und Preisträger des Hessischen Denkmalschutzpreises 2023

 

Objekt Preis Preisgeld Preisträger/in
Kategorie „Öffentliches Bauen“
Stadthalle Hattersheim Hessischer Denkmalschutzpreis, erster Platz undotiert Magistrat der Stadt Hattersheim am Main
Großes Haus Glückert in Darmstadt Hessischer Denkmalschutzpreis,
zweiter Platz
undotiert Eigenbetrieb Kulturinstitute der Wissenschafts-stadt Darmstadt
Kategorie „Industriedenkmalpflege“
Lokschuppen in Marburg Hessischer Denkmalschutzpreis, 4.000 Euro Gunter Schneider
Kategorie „Privates Bauen“
Schultheißen-Haus in Niederbrechen Hessischer Denkmalschutzpreis, erster Platz 6.500 Euro Elke Klus und Lars Weuster
Goldener Löwe in Limburg an der Lahn Hessischer Denkmalschutzpreis, erster Platz 6.500 Euro Achim Kramb
Villa Paulustor 8 in Fulda Hessischer Denkmalschutzpreis, zweiter Platz 4.000 Euro Sibylle Honka
Spechthof in Hünfelden-Kirberg Hessischer Denkmalschutzpreis, zweiter Platz 4.000 Euro Veronika und Jörg Brühl
Ehrenamtspreis
Alte Kirche Bürgeln Ehrenamtspreis des Hessischen Denkmalschutz-preises 2.500 Euro Kulturverein Alte Kirche Bürgeln e.V
Digitale Darstellung historischer Grenzsteine auf eigener Website Ehrenamtspreis des Hessischen Denkmalschutz-preises 2.500 Euro Dr. Wilhelm Ott, Verein zur Pflege historischer Grenzmale Hessen e.V.
Inklusives Mehrgenerationenprojekt Oberhof Ehrenamtspreis des Hessischen Denkmalschutz-preises 2.500 Euro Genossenschaft Unser Oberhof eG

 

„Restitution als Chance – Der Jahreszeitenzyklus von Hans Thoma aus der Villa Ullmann“

Restitution als Chance, ThomaZyklus Villa Ullmann-2023 (C) HMF Stefanie K.
Restitution als Chance, ThomaZyklus Villa Ullmann-2023 (C) HMF Stefanie K.

Frankfurt, 13.07.2023. Ein Zyklus von sieben Jahreszeitenbildern von Hans Thoma (1839 – 1924) aus der Frankfurter Villa Ullmann in der Guiolletstraße 34 war in der NS-Zeit 1938 verfolgungsbedingt verkauft worden, aber erst 1954 auf den Kunstmarkt gelangt. Bereits 1957 hatte das HMF eins dieser aus dem Zusammenhang gelösten Gemälde erworben. Jetzt kann es den fast vollständigen Zyklus in seiner Sammlung präsentieren. Damit wird zugleich die Geschichte einer jüdischen Familie und ihrer Vertreibung aus Frankfurt erzählt.

Die neue Ausstellung im HMF zeigt, dass Provenienz-Forschung und Restitution kein Risiko oder gar Bestandsgefährdung für Museen darstellen, sondern auch neue Chancen eröffnen können. Gemäß Washingtoner Konferenz von 1998 haben Museen die Pflicht, die ursprünglichen Eigentumsverhältnisse ihrer Bestände zu klären: Somit steht rechtmäßiger Besitz über reiner Bestandswahrung. Dabei können Recherche-Ergebnisse zu neuen Erkenntnissen über historische Kontexte führen, zuweilen sogar zur Zusammenführung von Objektkonvoluten. Von einem solchen Fall berichtet das Historische Museum Frankfurt (HMF), wo dank gründlicher Forschung, offenem und respektvollem Aushandeln sowie großzügiger Förderung sechs zusammengehörende Bilder in einer öffentlichen Museumssammlung vereint werden konnten.

Dokumentiert ist diese Geschichte in dem zeitgleich erscheinenden Katalog „Kabinettstück“: Jan Gerchow (Hg.), „Restitution als Chance – Der Jahreszeitenzyklus von Hans Thoma aus der Villa Ullmann“, 37 Seiten, 5 €, ISBN 978-3-89282-081-9

Historisches Museum Frankfurt
Saalhof 1, 60311 Frankfurt am Main
Tel. +49 69 212-35599
info@historisches-museum-frankfurt.de
www.historisches-museum-frankfurt.de

225 Jahre IHK für Rheinhessen – Zweitälteste IHK in Deutschland lädt unter dem Motto „Zukunft braucht Geschichte“ ein zur digitalen Zeitreise

Zukunft braucht Geschichte – unter dieser Überschrift feiert die Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen in diesem Jahr ihr 225-jähriges Bestehen. „Unternehmerisches Engagement hat in Rheinhessen eine lange Tradition“, sagt IHK-Präsident Peter Hähner. „Dafür möchte ich den Unternehmerinnen und Unternehmern in unserer Region meinen herzlichen Dank aussprechen.“ So ist die IHK für Rheinhessen die zweitälteste Industrie- und Handelskammer in ganz Deutschland. Gegründet wurde sie am 28. Januar 1798 von der französischen Stadtbehörde in Mainz, um die Wirtschaft in einer schweren Krise zu stärken. In ihrem Jubiläumsjahr lädt die IHK ein zur digitalen Zeitreise unter www.ihk.de/rheinhessen/ihk225 und zeigt in einem eigenen Jubiläumsfilm Menschen mit einer besonderen Verbindung zur IHK – von der Auszubildenden bis zur Ministerpräsidentin. Ebenso macht die IHK das Jubiläum zum Teil ihrer unterschiedlichen Veranstaltungen, bis hin zur konstituierenden Sitzung ihres neu gewählten Ehrenamts, der IHK-Vollversammlung, im Dezember.

„Unsere Wirtschaftsregion und die IHK haben sich in den vergangenen zwei Jahrhunderten enorm gewandelt“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz. „Unser Kern ist geblieben: die Selbstverwaltung der Wirtschaft, die getragen wird vom starken Engagement der Unternehmerinnen und Unternehmer in unserer Region.“ Derzeit sind gut 2.000 Menschen ehrenamtlich bei der IHK für Rheinhessen im Einsatz, davon allein fast 1.300 als Prüferinnen und Prüfer in der Aus- und Weiterbildung. Dazu gehören auch die Unternehmerinnen und Unternehmer der IHK-Vollversammlung, die in diesem Jahr neu gewählt wird. Seit Gründung der IHK standen 25 Unternehmerpersönlichkeiten aus Rheinhessen als Präsident an ihrer Spitze, der erste war Heinrich von Mappes, Inhaber der Mainzer Weinhandelsfirma „Gebr. Heinrich und Konrad Mappes“. Der derzeitige Präsident Peter Hähner ist Regionalvorstand der Landesbank Baden-Württemberg LBBW und wurde 2021 gewählt.

Über 225 Jahre hinweg haben die Unternehmen in Rheinhessen immer wieder neue Akzente für die IHK-Arbeit gesetzt. „In den Anfangsjahren standen das Ankurbeln des Handels im Vordergrund – und die Verantwortung, der Regierung die Ansichten der Wirtschaft zum Ausbau des Handels mitzuteilen“, erläutert IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz. „Inzwischen bieten wir vielfältige Dienstleistungen und Programme an, etwa um Fachkräfte aus- und weiterzubilden, Gründerinnen und Gründer zu unterstützen, die Digitalisierung voranzutreiben und die Nachhaltigkeit in der Wirtschaft zu fördern.“

Geblieben sind Schwerpunkte wie die Förderung der Wirtschaft insgesamt, der Einsatz für die Infrastruktur am Standort sowie für die Ehrbaren Kaufleute, die Verantwortung für das eigene Unternehmen, Gesellschaft und Umwelt übernehmen. Für die Zukunft stehen das Sichern von Fachkräften, die Digitalisierung, Energiewende und Klimaschutz auf der Agenda. „Wir sehen, dass eine starke Interessenvertretung, eine enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Institutionen sowie eine konsequente Förderung von Innovation und Nachhaltigkeit essenziell sind, um die Wirtschaft in Rheinhessen voranzubringen“, stellt IHK-Präsident Peter Hähner fest. „Wir sollten auch weiter den Mut haben, neue Wege zu gehen und Veränderungen aktiv anzugehen.“

Robert Gernhardt Preis 2023 geht an Ulrike Almut Sandig und Leona Stahlmann Roman und Erzählung im Entstehen mit hessischem Literaturpreis ausgezeichnet

Wiesbaden. Ulrike Almut Sandig und Leona Stahlmann erhalten den Robert Gernhardt Preis 2023. Diese Entscheidung der Jury hat Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn heute bekannt gegeben. Den Preis loben das Land Hessen und die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank) gemeinsam aus. Die Preisträgerinnen teilen sich das von der WIBank gestiftete Preisgeld in Höhe von 24.000 Euro.

„Ich gratuliere Ulrike Almut Sandig und Leona Stahlmann herzlich zum Robert Gernhardt Preis 2023 und wünsche ihnen, dass die Auszeichnung ihnen dabei hilft, die im Entstehen begriffenen Texte zu vollenden“, erklärt Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Beide Frauen präsentieren uns den weiblichen Blick auf die Herausforderungen unserer Zeit, von der Klimakrise bis zur gesellschaftlichen Spaltung – unglaublich facettenreich, experimentell und überraschend: Ulrike Almut Sandig, in Dresden geboren, führt uns auf die andere Seite des Eisernen Vorhangs, in die Zeit, als er längst Löcher hatte; spannend ist zudem, wie sie Poesie und Klangperformance miteinander verknüpft. Leona Stahlmann verwebt in ihren Texten Sprache, Handlung und philosophische Gedanken zu Gesamtkunstwerken, die uns aufgewühlt zurücklassen.“

„Der Robert Gernhardt Preis wird 2023 zum 15. Mal verliehen. Mich erfüllt die Auszeichnung jedes Jahr aufs Neue mit Dankbarkeit und Vorfreude. Dankbar bin ich dafür, dass die WIBank mit ihrem Preisgeld einen Beitrag zu kreativen Schaffensprozessen und kultureller Vielfalt leisten kann. Anlass für meine Vorfreude sind die großartigen Exposés, die auch in diesem Jahr auf einen intensiven Lesegenuss der finalisierten Werke hindeuten. Ich gratuliere den Gewinnerinnen von Herzen und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg“, sagt Dr. Michael Reckhard, Mitglied der WIBank-Geschäftsleitung.

Ulrike Almut Sandig wird für ihr Romanprojekt „Die Düne“ ausgezeichnet. Darin erzählt sie von einer Familie in einer postsowjetischen Großstadt, in der nichts für immer verschwindet – auch nicht die Angst. In einer leichten, zwanglos wirkenden Sprache, so die Jury, entwickele Sandig mit großem Können spannende Charaktere und eine phantastisch-unheimliche Atmosphäre. Sandig, Jahrgang 1979, wuchs in Dresden auf und lebt in Berlin. Sie verfasst Lyrik, Prosa und Hörspiele und brachte ihren ersten Roman „Monster wie wir“, der in den späten Jahren der DDR spielt, 2020 heraus. Gemeinsam mit dem ukrainischen Dichter und Musiker Grigory Semenchuk betreibt sie das Bandprojekt Landschaft und arbeitet an Nachdichtungen aus dem Ukrainischen. Ihre Bücher erscheinen seit 2010 im Frankfurter Schöffling-Verlag.

Leona Stahlmann erhält den Preis für ihre Erzählung „Siebeninselsommer“. Das Projekt widmet sich der Beziehung zwischen einer Mutter und einer Tochter, die in unterschiedlichen Welten und sozialen Verhältnissen leben. Zwischen einem Haus an einem bayerischen See und einer Tankstelle im Norden von Island entsteht eine Spannung, die weit über das Persönliche hinausgeht. „Leona Stahlmann zeigt in einer ruhigen Sprache, wie festgefügte Verhältnisse ins Wanken geraten“, lobt die Jury. Leona Stahlmann, Jahrgang 1988, ist in Fulda geboren und aufgewachsen. Sie lebt als freie Schriftstellerin und Drehbuchautorin am Staffelsee. Ihre Arbeit wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, zuletzt mit einer Nominierung für den Ingeborg Bachmann-Preis 2022.

Um den Robert Gernhardt Preis 2023 konnten sich Autorinnen und Autoren bewerben, die aktuell an einem größeren literarischen Projekt arbeiten und einen Bezug zu Hessen im Lebenslauf oder im geplanten literarischen Projekt haben. Der Preis wird am 14. September 2023 in Frankfurt verliehen. Informationen zum Preis finden Sie unter  http://www.robert-gernhardt-preis.de

Demokratie braucht verlässliche Daten – Statistisches Bundesamt wird 75 und Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung 50 Jahre alt

Markus Richter, Staatssekretär im Bundesinnenministerium, gratuliert Dr. Ruth Brand,  Präsidentin des Bundesamts (r.) und BiB-Präsidentin Prof. Dr. Katharina Spieß (li) zu den Jubiläen des Statistischen Bundesamtes (75 Jahre) und des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (50 Jahre)  Foto Diether von Goddenthow
Markus Richter, Staatssekretär im Bundesinnenministerium, gratuliert Dr. Ruth Brand, Präsidentin des Bundesamts (r.) und BiB-Präsidentin Prof. Dr. Katharina Spieß (li) zu den Jubiläen des Statistischen Bundesamtes (75 Jahre) und des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (50 Jahre) Foto Diether von Goddenthow

WIESBADEN – Am 5. Juli 2023 feierten zwei mit Wiesbaden untrennbare verbundene Behörden gemeinsam ihre Jubiläen: Das 1948 in Wiesbaden gegründete Statistische Bundesamt beging den 75. Jahrestag seiner Gründung, das 1973 ebenfalls in Wiesbaden gegründete Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) seinen 50. Gründungstag.

Der Festakt fand im Rahmen einer mehrtägigen Fachtagung im Rhein-Main CongressCenter (RMCC) in Wiesbaden statt. Mittlerweile liefere das Statistische Bundesamt (Statis) jährlich rund 400 Statistiken auf der Grundlage exakter Daten zu nahezu allen Lebensbereichen. Dies geschehe fachlich unabhängig, objektiv und neutral, sagte Ruth Brand, die Präsidentin des Bundesamts. Das Statis liefere damit Daten als Fundament für Entscheidungen von Politik und Verwaltung. „Unsere Daten sind die bestmögliche Annäherung an die Realität – und damit eine wichtige Grundlage für einen wissensbasierten Diskurs und ein wirksames Mittel gegen Desinformation“, sagte Brand. Dabei beantworteten die Statistiken der Behörde nicht nur Fragen zu Bevölkerungszahl, Zuwanderung und Konjunktur. Sie stellten beispielsweise auch fest, wie viele Kühe in Deutschland leben oder ob in einem Jahr mehr Kirschen oder Äpfel geerntet werden. Damit werde auch „ein besonderer Dienst an der Gesellschaft geleistet“, so Brand.

Dr. Markus Richter, Staatssekretär und Beauftragter für Informationstechnik der Bundesregierten, gratulierte in Vertretung von Bundesinnenministerin Nacy Faeser, die kurzfristig ihre Teilnahme absagen musste: „Ich gratuliere dem Statistischen Bundesamt und dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung sehr herzlich zu ihren runden Geburtstagen. Ihre Statistiken und Studien leisten einen unschätzbaren Beitrag für die Demokratie in Deutschland. Politik braucht verlässliche, objektive und zuverlässige Daten. In Zeiten von Fake News und Desinformation gilt das umso mehr. Bei allen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen sind wir auf verlässliche Fakten angewiesen. Genau hierfür genießen beide Behörden hohes Ansehen und eine sehr große Glaubwürdigkeit. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gilt mein herzlicher Dank für ihre hervorragende Arbeit.“

Das Statistische Bundesamt erfüllt seit 75 Jahren eine wichtige Funktion als objektiver, neutraler und fachlich unabhängiger Informationsanbieter. Mit inzwischen rund 400 Bundesstatistiken stellt das Statistische Bundesamt ein umfangreiches, aktuelles und qualitativ hochwertiges Datenangebot für Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zur Verfügung.

Präsidentin des Statistischen Bundesamtes Dr. Ruth Brand: „Amtliche, nach wissenschaftlichen Methoden erhobene Statistiken sprechen eine klare Sprache. Unsere Daten sind die bestmögliche Annäherung an die Realität – und damit eine wichtige Grundlage für einen wissensbasierten Diskurs und ein wirksames Mittel gegen Desinformation.“

Gerd-Uwe Mende, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Wiesbaden, überreicht Plaketten der Stadt Wiesbaden an  Dr. Ruth Brand,  Präsidentin des Bundesamts (r.) und BiB-Präsidentin Prof. Dr. Katharina Spieß (li) zu den Jubiläen des Statistischen Bundesamtes (75 Jahre) und des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (50 Jahre)  Foto Diether von Goddenthow
Gerd-Uwe Mende, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Wiesbaden, überreicht Plaketten der Stadt Wiesbaden an Dr. Ruth Brand, Präsidentin des Bundesamts (r.) und BiB-Präsidentin Prof. Dr. Katharina Spieß (li) zu den Jubiläen des Statistischen Bundesamtes (75 Jahre) und des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (50 Jahre) Foto Diether von Goddenthow

Mit seinem umfassenden Datenangebot ist das Statistische Bundesamt die erste Anlaufstelle in Deutschland für statistische Informationen zur Bevölkerung, zur Wirtschaft oder zur Umwelt. Die Informationen aus der amtlichen Statistik sind die Grundlage für viele Entscheidungen in Politik und Wirtschaft. Sie sind zugleich ein wichtiger Bezugspunkt für die demokratische Willensbildung.

Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) ist seit 50 Jahren ein hochgeachteter Informationsanbieter und Impulsgeber für Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit. Die international vernetzte Ressortforschungseinrichtung liefert fundierte wissenschaftliche Analysen und bereitet komplexe Sachverhalte zielgruppengerecht und verständlich auf.

BiB-Direktorin Prof. Dr. C. Katharina Spieß: „Evidenzbasierte Politik ist in einer Welt voller Fake News zentral. Hier kommen wir unserer Aufgabe nach, Forschung nach höchsten wissenschaftlichen Standards zu betreiben und forschungsbasierte Beratung der Politik sowie der öffentlichen Verwaltung zu liefern.“

Das BiB informiert umfassend über aktuelle Entwicklungen in der großen Bandbreite bevölkerungswissenschaftlicher Themen und zeigt Handlungsbedarfe auf, beispielsweise mit Blick auf den demografischen Wandel und seine Gestaltungsmöglichkeiten, die Chancengleichheit für unterschiedlichste soziale Gruppen, gleichwertige Lebensverhältnisse in den Regionen Deutschlands oder Perspektiven auf die Entwicklung der Weltbevölkerung.

Musikalisch begleitet wurde die Jubiläumsveranstaltung vom Polizeiorchester München. © Foto Diether von Goddenthow
Musikalisch begleitet wurde die Jubiläumsveranstaltung vom Polizeiorchester München. © Foto Diether von Goddenthow

Das Statistische Bundesamt blickt in einem Online-Dossier auf die wichtigsten Meilensteine aus 75 Jahren amtlicher Statistik im Dienste der Demokratie und deren Bedeutung in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland: www.destatis.de/75Jahre

Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung hat den veränderten Forschungsbedarf seit seiner Gründung vor dem Hintergrund demografischer und gesellschaftlicher Entwicklungen in einer Publikation dargestellt.

Die Geschichte des Statistischen Bundesamtes

Die Gewinner des Landeswettbewerbs „Jugend malt“ mit dem Thema „Unser Universum“ im Hessischen Landtag ausgezeichnet

Aus der Ausstellung der prämierten Bilder "Jugend malt" zum Thema  „Unser Universum“  © Foto Diether von Goddenthow
Aus der Ausstellung der prämierten Bilder „Jugend malt“ zum Thema „Unser Universum“ © Foto Diether von Goddenthow

Wiesbaden. Gemeinsamen haben heute Landtagspräsidentin Astrid Wallmann und Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn die Gewinner des Landeskunstwettbewerbs „Jugend malt“ im Hessischen Landtag Wiesbaden ausgezeichnet.
Das Thema in diesem Jahr lautete „Unser Universum“. Aus mehr als 5.000 Bildern wählte die Jury 15 Hauptpreise, zwei Sonderpreise und kleinere Anerkennungspreise aus. Die Bilder werden in einer Ausstellung im RADOM auf der Wasserkuppe gezeigt und sind auf hessenlink.de/jugendmalt23 zu sehen.

„Auf den ersten Blick erscheint das Thema ,Unser Universum‘ eindeutig. Umso großartiger finde ich die vielen unterschiedlichen und fantasievollen Interpretationen“, so Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Manche haben ,Unser Universum‘ ganz wörtlich genommen, zeigen die Schönheit des Nachthimmels und den Sog schwarzer Löcher. Wir sehen aber auch selbst ausgedachte Universen mit Fabelwesen und Traumwelten. Ein Universum kann das sein, was uns umgibt und beschäftigt. So ruft eine Teilnehmerin mit ihrem Bild einer Aktivistengruppe dazu auf, unsere Umwelt zu schützen; andere präsentieren ihre Hobbys und Probleme, die sie beschäftigen. Und es gibt eine Schulklasse, die die ewige Frage nach außerirdischem Leben einmal andersherum stellt: Sie zeigen Außerirdische, die sich fragen, ob sie allein im All sind. Ich gratuliere allen Gewinnerinnen und Gewinnern herzlich und möchte alle Kreativen, die keinen Preis bekommen haben, ermutigen, das Zeichnen und Malen weiter zu verfolgen. Eure Gedanken, Eure Inspirationen zählen – haltet sie fest!“

Der Landeswettbewerb „Jugend malt“, den die Kinder-Akademie Fulda für das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst organisiert, fand in diesem Jahr zum 22. Mal statt. Die 15 Gewinnerinnen und Gewinner der Hauptpreise erhalten ein Preisgeld von je 250 Euro. Zwei Schulklassen aus Frankfurt und Bad Homburg, die Sonderpreise gewonnen haben, dürfen die Kinder-Akademie Fulda und die Mitmachausstellung „Expedition ins ewige Eis“ samt Begleitworkshop besuchen. Weitere 26 Kinder und Jugendliche freuen sich über einen Malkasten als kleine Anerkennung. Drei Jungs von der Käthe-Paulus-Schule, Mainhausen erhalten 200 Euro für ihre Gemeinschaftsarbeit. In diesem Jahr beteiligten sich 214 allgemeinbildende Schulen, fünf Jugendkunstschulen sowie 175 Einzelteilnehmerinnen und -teilnehmer am Wettbewerb.

Die Bilder sind in der Ausstellung „Jugend malt on Tour“ zu sehen. Vom 15. Juli bis zum 15. Oktober 2023 werden sie im RADOM/Wasserkuppe gezeigt.

Preisträgerinnen und Preisträger des Landeswettbewerbs „Jugend malt“ 2023:

Altersgruppe 6 – 8 Jahre
Tika Kaffo, Sturmiusschule, Fulda
Simon Grewe, Brüder-Grimm-Schule, Bebra
Alaa Nour Calik, Jugend-Musik- und Kunstschule, Maintal
Lotte Süß, Künzell
Marie Sommer, Musik- und Kunstschule, Büdingen

Altersgruppe 9 – 12 Jahre
Melina Lenz, Grundschule am Eulenturm, Allendorf
Philipp Schulten, Dreieich
Marie Schmitt, Eichenzell-Lütter
Linus Guwen Jia, Frankfurt/Main
Nika Dolgikh, Gustav-Heinemann-Schule, Hofgeismar

Altersgruppe 13 – 16 Jahre
Sua Nam, Frankfurt/Main
Nelli Streubel, Gymnasium Philippinum, Weilburg
Evelin Springer, Fulda
Taha Moolan, Groß-Zimmern
Florin Wronka, Wiesbaden

Sonderpreise
Klasse CE2 D der Lycée Français Victor Hugo, Frankfurt/Main (24 Kinder)
Klasse 6 d der Stiftung Maria-Ward-Schule, Bad Homburg v.d.H. – (28 Kinder)

Kleine Anerkennung für weitere Kinder und Jugendliche
Altersgruppe 6 – 8 Jahre
Luis Blatt, Messel
Jaemin Kim, Frankfurt/Main
Sophia Wingenter, Grundschule Mammolshain, Königstein i. Ts.
Viktoria Sultanov, Kunstschule der Kinder-Akademie Fulda
Kim Minkyeom, Königstein i. Ts.
Darya Zimmermann, Kunstschule der Kinder-Akademie Fulda
Nabil Kawauk, Brüder-Grimm-Schule, Bebra

Altersgruppe 9 – 12 Jahre
Linus Guwen Jia, Frankfurt/Main
Caja Weltzien, Frankfurt/Main
Marie Mattes, Weilburg
Andela Urukalo, Mathildenschule, Offenbach
Julie Baron und Emma Sophie Buchwald, Weilburg (Gemeinschaftsarbeit)

Altersgruppe 13 – 16 Jahre
Pia Conradi, Ernst-Ludwig-Schule, Bad Nauheim
Leonie Golnik, Fulda
Elisabeth Ortner, Taunusstein
Jiyeon Kim, Oberursel
Lia Chang, Ernst-Ludwig-Schule, Bad Nauheim
Noam Brede, Friedrichsgymnasium, Kassel
Leonie Arweiler, Gelnhausen
Jiyoo Choi, Schwalbach am Taunus
Lupita Warnecke, Kopernikusschule, Freigericht
Fadime-Naz Iri, Heinrich-von-Bibra-Schule, Fulda
Tom Gortner, Bertha-von-Suttner-Schule, Nidderau
Jessica Woller, Ernst-Ludwig-Schule, Bad Nauheim
Mia Sophie Koch, Albert-Schweizer-Schule, Kassel

Kleine Anerkennung in Höhe von 200 Euro für die Gemeinschaftsarbeit von
Florian Sprey, Yannick Jordan, Lennard Mühlig von der Käthe-Paulus-Schule in Mainhausen.

Galerie der prämierten Bilder, die zurzeit im Hessischen Landtag ausgestellt werden.