Mainzer Fastnachts-Kampagne 2016 am 11.11.15 eröffnet

Spalier der Schwellköpp vor dem Osteiner Hof am Schillerplatz während MCV-Vicepräsident Alexander Leber das Närrische Mainzer Grundgesetz verliest. © massow-picture
Spalier der Schwellköpp vor dem Osteiner Hof am Schillerplatz während MCV-Vicepräsident Alexander Leber das Närrische Mainzer Grundgesetz verliest. © massow-picture
Das Narrenvolk huldigt ihrem "König" © massow-picture
Das Narrenvolk huldigt ihrem „König“ © massow-picture

Pünktlich um 11.11 Uhr läuten am 11.11.2015 über 5000 Mainzer Narren auf dem Schillerplatz traditionell vor dem Osteiner Hof die fünfte Jahreszeit ein.

 

Narr-Marschall mit Kampfgenossen  © massow-picture
Narr-Marschall mit Kampfgenossen © massow-picture

Die Mainzer Garden, der Trommelchor und die Schwellköpp waren in einem Sternmarsch zum Schillerplatz marschiert und hatten  am Osteiner Hof Aufstellung genommen. Von dessen Balkon aus verkündete nach Abklingen des Narrhalla-Marsches MCV-Präsident Richard Wagner das Kampagnen-Motto 2016 „Ein echter Narr ist ohne Sprüch – rhoihessisch, herzlich, määnzerisch“ und begrüßte seine närrischen Untertanen. Diese huldigten ihm wiederholt  mit einem dreifach donnerndem Helau. Anschließend verlas Alexander Leber,

Feier-Kühe   © massow-picture
Feier-Kühe © massow-picture

Vizepräsident des Mainzer Carneval-Vereins (MCV), traditionell das Närrische Mainzer Grundgesetz, wobei das bunt kostümierte Narrenvolk nach jedem der 11 Artikel im Chor mit: „So sei es!“ goutierte. Oberbürgermeister Michael Ebling warb dafür, nicht nur mit den Gästen von nah und fern zu feiern, sondern auch die Flüchtlinge zum Mitfeiern einzuladen.

 

Großes Bühnenprogramm am Schillerplatz von 10 bis 17.00 Uhr

Großartige Stimmung mit den Mainzer Hofsängern   © massow-picture
Großartige Stimmung mit den Mainzer Hofsängern © massow-picture

Bis 17.00 Uhr sorgte ein großes Bühnenprogramm  mit Livemusik von Mainzer Fastnachtsgrößen, unter ihnen  Stimmungssänger Thomas Neger, Pit Rösch mit seiner Trommel, die Mainzer Hofsänger,  zum Mitsingen, Schunkeln und Tanzen für große Stimmung. Anschließend feierte die große Narrenschar feuchtfröhlich in den Altstadtkneipen „open end“ weiter.

Zugfinanzierung mit dem Verkauf von Närrischen Produkten

Zugplakettchen-Verkäuferinnen.    © massow-picture
Zugplakettchen-Verkäuferinnen. © massow-picture

Das Zugplakettchen, für 4,50 Euro zu erwerben, symbolisiert in diesem Jahr auf markante Weise eine typische Mainzer Lebensart „Weck, Worscht und Woi“. Mit dem erhofften Gesamtverkaufserlös von 100 000 Euro kann rund ein Viertel der Kosten des Rosenmontagszuges finanziert werden. Weitere Närrische Produkte, dessen Verkaufserlöse zu 100 Prozent in die Mitfinanzierung des Zuges fließen, sind eine goldene Pin zum Anstecken für 3,50 Euro, der 20 cm hohe Wirbelmond (ein „Muss“ bei Fastnachtsveranstaltungen) zu 9,50 Euro, die Spieluhr-Zugente (Narrhallamarsch) zum Kuscheln in limitierter Auflage für 18,11 Euro und erstmals die Schlüsselanhänger-Baby-Zugen(d)te für 7,90 Euro.

Musik-Theater-Labor am 22. November mit »Librettopapst« Prof. Dr. Albert Gier im Theater-Foyer Wiesbaden

Musik-Theater-Labor am 22. November mit »Librettopapst« Prof. Dr. Albert Gier
Vortrag über Bernd Alois Zimmermanns »Die Soldaten«

Am Sonntag, den 22. November 2015, um 15.00 Uhr im Foyer des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden wird der renommierte Librettospezialist Prof. Dr. Albert Gier einen Vortrag zur literarischen Vorlage und zum Libretto von Bernd Alois Zimmermanns »Die Soldaten« halten.
»Die Soldaten« wird in der Inszenierung von Vasily Barkhatov am 30. April 2016 die Internationalen Maifestspiele als Wiesbadener Erstaufführung eröffnen.

Dieses Jahrhundertwerk steht in der Folge und ist gleichzeitig der unbestrittene Höhepunkt der Entwicklung der Oper in Deutschland seit Carl Maria von Webers »Der Freischütz«. Eine gravierende Neuerung innerhalb dieser Gattung brachte Alban Bergs »Wozzeck«, dessen musikalische und dramaturgische Tendenzen Zimmermann weiterentwickelt.

Hier knüpft der Vortrag von Albert Gier an und fokussiert die Frage, warum solche speziellen Arten des Sprechtheaters wie sie in »Die Soldaten« von Jakob Michael Reinhold Lenz vorzufinden sind, ein so großes kompositorisches Interesse für das Musiktheater des 20. Jahrhunderts zeigen.

Der 1953 geborene Albert Gier promovierte 1967 an der Universität Bonn und habilitierte 1984 in Heidelberg, wo er an der dortigen Universität zum Professor für Romanische Philologie berufen wurde. 1987 wechselte Gier in gleicher Position an die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, bevor er 1988 einem Ruf an die Otto-Friedrich-Universität Bamberg folgte, wo er seitdem als Professor für Romanische Literaturwissenschaften unter anderem mit den Schwerpunkten auf Opern- und Operettenlibretti und Musik in der Literatur tätig ist.

An der Universität Bamberg gründete Gier 1994 das »Dokumentationszentrum für Librettoforschung«, das sich der Sammlung von Primär- und Sekundärliteratur auf dem gesamten Gebiet der Libretto-, Opern- und Operettenforschung von den Anfängen bis zur Gegenwart mit den Länderschwerpunkten Italien und Frankreich und den Epochenschwerpunkten 17. und 18. Jahrhundert sowie dem zeitgenössischen Musiktheater widmet.
Seit 2003 ist das Dokumentationszentrum auch Mitveranstalter der so genannten »Bamberger Vorträge zum (Musik-)Theater«.

Darüber hinaus gehört Albert Gier seit 1996 dem wissenschaftlichen Beirat der »Deutschen Rossini-Gesellschaft« an und ist Mitglied und erster Vorsitzender der »Deutschen Sullivan-Gesellschaft«. Neben seinen eigenen Monografien mit dem bisherigen Hauptwerk »Das Libretto« ist er auch Herausgeber mehrerer Fachpublikationen und Autor zahlreicher Aufsätze und Rezensionen in verschiedenen Fachzeitschriften.

Musik-Theater-Labor
Sonntag, 22. November
15.00 Uhr
Foyer

Eintritt 10 Euro

Gespräch mit Arzt und Aktivist Michael Wilk über sein Wirken im Kriegsgebiet Nordsyrien am 13.Nov

draußen-nur-kaennchenAchtung: Der Gesprächs- und Informationsabend mit Michael Wilk beginnt am 13. November  schon um 17.00 Uhr und wie wie ausgedruckt um 19.00 Uhr.

Im Rahmen der stadtweiten Veranstaltungsreihe „Wir in Wiesbaden“ findet im Kinder- und Jugendzentrum Biebrich, wi&you, Amt für Soziale Arbeit, Bunsenstraße 6, am Freitag, 13. November, um 17 Uhr ein Gesprächs- und Informationsabend mit Michael Wilk statt. Michael Wilk ist Aktivist und Arzt, der mehrfach in der Region Rojava im Norden Syriens unterwegs war und von seinen Erlebnissen und Erfahrungen aus dem Kriegsgebiet berichtet.

Interessierte Jugendliche sind zum Zuhören und Mitdiskutieren rund um die Themen Kampf um Freiheit, die Auswüchse von ISIS, Krieg und das menschliche Leid eingeladen.

Weitere Informationen gibt es telefonisch unter 0611 319175 oder 0611 319176.

Ort:  Kinder- und Jugendzentrum Biebrich
Bildung – Kultur – Freizeit
Bunsenstraße 6
65203 Wiesbaden
Fon: 0611 31-9175
Fax: 0611 9749710
Mail: info@kijuzgala.de

„Die Wunderuhr – der Zauberwald“ im Rahmen des Musik-Festival „Cresc“ am 28. Nov im Caligari Wiesbaden

Die Wunderuhr  - Horloge magique arte. © caligari
Die Wunderuhr – Horloge magique arte. © caligari

Festival „Cresc … Biennale für Moderne Musik Frankfurt Rhein
Main“

Das Festival „Cresc … Biennale für Moderne Musik Frankfurt Rhein Main“ geht in seine dritte Auflage. Wieder bündeln renommierte Kulturinstitutionen der Rhein-Main-Region ihre Kräfte: Veranstalter sind das Ensemble Modern und das hr Sinfonieorchester. Erstmals gehört auch die Caligari Filmbühne Wiesbaden zu den Kooperationspartnern der hochklassigen Veranstaltungsreihe. Ermöglicht wird das viertägige Festival vom 26. bis 29. November durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain und weitere Projektpartner. Unter dem Motto „Images of Sound“ thematisiert das Festival in diesem Jahr das Wechselspiel zwischen Musik und Film und präsentiert am Samstag, 28. November, herausragende Filmkonzerte in der Caligari Filmbühne, Marktplatz 9.

Im Filmkonzert um 15 Uhr spielt das IEMA-Ensemble (Internationale Ensemble Modern Akademie) unter Leitung von Pablo Druker zu dem Animationsfilm „Die Wunderuhr – Der Zauberwald“ von Ladislas Starewich Live-Musik von Paul Dessau. Erzählt wird die märchenhafte Geschichte um den Uhrmacher Bombastus, dessen Zauberuhr von kleinen mechanischen Figuren
bevölkert wird. Diese erwachen um Mitternacht und entführen seine Enkelin Yolande in eine Wunderwelt, in der sie sich in den weißen Ritter verliebt und dabei allerlei Abenteuer erlebt. Das Konzert ist insbesondere geeignet für Schülerinnen und Schüler der 1. bis 5. Jahrgangsstufe. Um 19 Uhr führt das IEMA-Ensemble das Filmpoem „10“ von Telemach Wiesinger und Cornelius Schwehr auf. Der Fotograf und Avantgarde-Filmemacher Telemach Wiesinger bereiste mit seiner 16-mm Kamera die neun Partnerstädte Freiburgs und kombiniert die entstandenen Schwarzweißfilmaufnahmen mit Bildern aus dem Schwarzwald. Gebäude, Straßenzüge, Busse, Straßenbahnen lassen durch Montagetechniken und Mehrfachbelichtungen die Verwandtschaft der Städte ineinanderfließen. Die Musik von Cornelius Schwehr lässt in Kombination mit dem visuellen Geschehen ein spannendes Wechselspiel entstehen.

„Die Wunderuhr – der Zauberwald“ läuft am Samstag, 28. November, 15 Uhr, in der Caligari Filmbühne. Der Puppentrickfilm von Ladislas Starewich wird in einem Live Filmkonzert mit dem IEMA-Ensemble zu neuem Leben erweckt. Erzählt wird die märchenhafte Geschichte um den Uhrmacher Bombastus, dessen Zauberuhr von kleinen mechanischen Figuren bevölkert wird. Diese erwachen um Mitternacht und entführen seine Enkelin Yolande in eine Wunderwelt, in der sie sich Hals über Kopf in den weißen Ritter verliebt und dabei allerlei Abenteuer erlebt. Die fantastische Filmwelt Starewitchs, die Trick- und Realfilmelemente kombiniert, gewinnt durch die freche und illustrative Musik Paul Dessaus zusätzlich an Dynamik. Der Eintritt kostet 10 Euro.

„10“ heißt das Werk des Avantgarde-Filmemacher Telemach Wiesinger, welches am 28.11. gegen 19.00 Uhr im Caligari gezeigt wird. © caligari
„10“ heißt das Werk des Avantgarde-Filmemacher Telemach Wiesinger, welches am 28.11. gegen 19.00 Uhr im Caligari gezeigt wird. © caligari

„10“ ist am Samstag, 28. November, 19 Uhr, im Caligari zu sehen. Der Freiburger Fotograf und Avantgarde-Filmemacher Telemach Wiesinger bereiste mit seiner 16-mm Kamera die neun Partnerstädte Freiburgs und kombiniert die entstandenen Schwarzweißfilmaufnahmen mit Bildern seiner Heimatstadt und dem Schwarzwald. Gebäude, Straßenzüge oder Fahrten mit Bus, Schlitten oder Straßenbahn lassen durch spezielle analoge Montagetechniken und Mehrfachbelichtungen die Verwandtschaft der Städte ineinanderfließen. Das bewusste Sehen und die ständige Reflektion der eigenen Wahrnehmung gehören auch zum Anliegen des Komponisten Cornelius Schwehr, dessen Musik in Kombination mit dem visuellen Geschehen ein spannendes Wechselspiel entstehen lässt. Der Eintritt kostet 12 Euro.

STATT NARRENKAPPE und KONFETTI: Vortrag und Martins-Führung am 11.11. im Dommuseum Mainz

Besonderes Programm am 11. November im Dommuseum mit Martins-Führung und Vortrag zur Glaubensvermittlung im Mittelalter

Während der Schillerplatz am kommenden Mittwoch von schunkelnden Närrinnen und Narren okkupiert sein wird, bietet das Mainzer Dommuseum an diesem Tag zwei besondere Veranstaltungen an: Von Knöchelchen und anderen Andenken – dem heiligen Martin auf der Spur heißt die öffentliche Führung für Kinder und Familien, die zum Namenstag des Bistumspatrons um 15 Uhr durch Dom und Museum geht.

Im Rahmen der Vortragsreihe zur Sonderausstellung spricht am Abend Prof. Dr. Dr. Johannes Schilling, Professor für Kirchen- und Dogmengeschichte und Direktor des Instituts für Kirchengeschichte der Theologischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, über seine Publikation zum Beichtbüchlein des Frankfurter Stadtpfarrers Johannes Lupi.Die nur noch in zwei Exemplaren (eines davon ist z.Zt. in der Sonderausstellung des Mainzer Dommuseums zu sehen) erhaltene Schrift wendet sich mit ihrer ebenso originellen wie lebensnahen Beichtanleitung an Klerus und Beichtkinder und zeigt exemplarisch, wie Wissen und Bildung als Grundvoraussetzung für den christlichen Glauben an der Schwelle zur Neuzeit vermittelt wurden.

Martinsführung um 15 Uhr, Kosten: 3 Euro/Kind. Dauer: 60 Min.

Vortrag Dr. Schilling um 18 Uhr, kostenlos, Spenden erwünscht. Bereits um 17 Uhr wird anhand des Originals eine Einführung in das Werk geben.

Übrigens: Wer erst gegen 17.00 bzw. 18.00 Uhr Dr. Schillings Vortrag hören möchte, hat zuvor genügend Zeit um ab 10.00 Uhr bzw. um 11,11 Uhr auf dem Schillerplatz am bunten „Narrenprogramm“ teilzunehmen.

Als am Rhein der Tourismus erfunden wurde – Landesmuseum Mainz eröffnete Sonderausstellung „Mittelrhein in Aquarellen“

Johann Christian Reinhart. Der Rhein, mit Blick auf Bingen, den Mäuseturm und Rüdesheim 1787. Bleistift, Feder in Braun, Apuarell Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum. Als Besonderheit hat Reinhart  die Geschichte Bingens von der Römerzeit bis in 18. Jahrhundert auf seinem Aquarell festgehalten.
Johann Christian Reinhart. Der Rhein, mit Blick auf Bingen, den Mäuseturm und Rüdesheim 1787. Bleistift, Feder in Braun, Apuarell Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum. Als Besonderheit hat Reinhart die Geschichte Bingens von der Römerzeit bis in 18. Jahrhundert auf seinem Aquarell festgehalten.

Am Sonntag, dem 8. November 2015 eröffneten Dr. Andrea Stockhammer, Direktorin des Landesmuseums Mainz GDKE und Kulturstaatssekretär Walter Schumacher, Regierungsbeauftragter für das UNESCO-Welterbe Rheinland-Pfalz die Sonderausstellung Mittelrhein in Aquarellen von Johann Christian Reinhart und Johann Casper Schneider im Rheinland-Pfälzischen Landesmuseum Mainz.

Monika Uliarczyk kuratierte die Ausstellung und  hielt die Einführung . © massow-picture
Monika Uliarczyk kuratierte die Ausstellung und hielt die Einführung . © massow-picture

Monika Uliarczyk M.A. Wissenschaftliche Volontärin, Landesmuseum Mainz, GDKE, führte in ihrem Referat in die von ihr kuratierte Ausstellung ein. Noch lange bevor Joseph Mallord William Turner (1775 bis 1851) erstmals 1817 an den Rhein reiste, um sich mit dieser Landschaft künstlerisch auseinanderzusetzen und bis 1844 auf vermutlich elf Rhein-Reisen in 22 Skizzenbüchern und auf etwa 120 Aquarellen seine Rhein-Impressionen von Köln bis Mainz festhielt, hatte bereits 1787 Johann Christian Reinhart (Hof/Saale 1761–1847 Rom) zahlreiche Rhein-Aquarelle geschaffen, die später  zur Entstehung der kulturgeschichtlichen Epoche der „Rheinromantik“ mit beitrugen.

Jean Ursinus Panorama des Rheins Mainz bis Cöln, 6. Aufl. Mainz 1845   © Wissenschaftliche Stadtbibliothek foto: massow-picture
Jean Ursinus Panorama des Rheins Mainz bis Cöln, 6. Aufl. Mainz 1845 © Wissenschaftliche Stadtbibliothek foto: massow-picture

Prof. Dr. G. Ulrich Grossmann, Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums, unterstrich in seinem spontanen Grußwort den unschätzbaren Wert der  9 Reinhart-Aquarelle, eine Leihgabe des Germanischen Nationalmuseums. „In dieser Zeit“, so Grossmann, „wurde am Mittelrhein in  Deutschland quasi der moderne Tourismus erfunden“. Erste Karten-Panoramen vom Rheinverlauf mit all seinen Städten, Gebirgen, Burgen, Schiffsanlegern und Sehenswürdigkeiten entstanden. Ausgeklappt maßen sie mitunter bis zu 30 Meter bei einer Höhe von nur 15 Zentimetern. Besucher können Jean Ursinus  Rheinpanorama von Mainz bis Cöln, 6. Auflage Mainz 1845, bestaunen. Es zeigt eine detaillierte Abbildung des Flussverlaufs aus der Vogelperspektive mit Randbildern von den Sehenswürdigkeiten und allen Orten. Der  lange Reiseführer-Plan war gefaltet.  1828  gab der Koblenzer Verleger Baedeker einen der ersten Reiseführer, die  „Rheinreise von Mainz bis Cöln, Handbuch für Schnellreisende“ heraus.

Johann_Christian_Reinhard, © Landesmuseum Mainz
Johann_Christian_Reinhard, Am 5. Juli 1787 zeichnete Reinhart diese unkonventionelle Ansicht von Mainz. Die nebeneinander gereihten Schiffsmühlen bilden das Hauptmotiv, während die repräsentativen Bauten der Stadt an den Bildrand gedrängt sind. © Landesmuseum Mainz

Johann Christian Reinhart schuf seine Rheinansichten während einer Rheinreise mit Herzog Georg I. von Sachsen- Meiningen im Jahr 1787. Reinhart war bei ihm als Hofmaler angestellt.

Georg Schneider (Mainz 1759 bis 1843 Aschaffenburg). Blick von der linken Rheinseite in den Rheingau mit Johannisberg und Geisenheim, 1787.© Landesmuseum Mainz GDKE,
Georg Schneider (Mainz 1759 bis 1843 Aschaffenburg). Blick von der linken Rheinseite in den Rheingau mit Johannisberg und Geisenheim, 1787.© Landesmuseum Mainz GDKE,

Seine Aquarelle sind eine interessante Ergänzung zu seinen Graphiken und Gemälden und  den Werken Johann Caspar und Georg Schneiders sowie Christian Georg Schütz’ d. Ä., die ebenfalls zu sehen sind und aus eigenem Bestand des Landesmuseums stammen.

Und wäre Reinhard nicht 1789 nach Rom gegangen, hätte er, so eine Mutmaßung Walter Schumachers , womöglich hierzulande ähnliche Berühmtheit erlangen können wie einst Albrecht Dürer.

Johann Christian Reinhart. A Tivoli, 1794. Die Radierung zeigt Rom und seine Umgebung, wie das benachbarte Tivoli (eine unerschöpfliche Quelle gut verkäuflicher Darstellungen von italienischer Architektur). Reinharts Stil hat sich grundlegend geändert: Immer häufiger konstruierte er seine Werke in Manier idealtypischer Landschaftsdarstellungen und entfernt sich allmählich von wirklichkeitstreuen  Wiedergaben.
Johann Christian Reinhart. A Tivoli, 1794. Die Radierung zeigt Rom und seine Umgebung, wie das benachbarte Tivoli (eine unerschöpfliche Quelle gut verkäuflicher Darstellungen von italienischer Architektur). Reinharts Stil hat sich grundlegend geändert: Immer häufiger konstruierte er seine Werke in Manier idealtypischer Landschaftsdarstellungen und entfernt sich allmählich von wirklichkeitstreuen Wiedergaben.

In seiner Wahlheimat Rom, wo Reinhart im Zentrum der klassizistisch ausgerichteten deutschen Künstlerschaft (deutschen Kolonie) stand, hatte er seinen Stil stark verändert: Stand sein Frühwerk noch stilistisch dem »Sturm und Drang« nahe, wurde Johann Christian Reinhart in Rom zu einem der wichtigsten Repräsentanten der heroischen Landschaftsmalerei. Diese wurde durch die idealistische Dichtung Friedrich Schillers und die Kunsttheorie Carl Ludwig Fernows geprägt.

vl.Prof. Dr. G. Ulrich Grossmann, Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums, im Gespräch mit Dr. Andrea Stockhammer, Direktorin des Landesmuseums Mainz GDKE, und Kulturstaatssekretär Walter Schumacher, Regierungsbeauftragter für das UNESCO-Welterbe Rheinland-Pfalz.© massow-picture
vl.Prof. Dr. G. Ulrich Grossmann, Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums, im Gespräch mit Dr. Andrea Stockhammer, Direktorin des Landesmuseums Mainz GDKE, und Kulturstaatssekretär Walter Schumacher, Regierungsbeauftragter für das UNESCO-Welterbe Rheinland-Pfalz.© massow-picture

Im Zentrum der Kabinettausstellung  des Landesmuseums stehen neun erst in den letzten Jahren wieder vollständig zu einer Einheit zusammengeführten Aquarelle des klassizistischen Landschaftsmalers, Zeichners und Radierers Johann Christian Reinhart als Leihgabe aus der Graphischen Sammlung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Darunter befindet sich auch eine Ansicht von Mainz.
Reinhart schuf diese Blätter während einer Rheinreise mit Herzog Georg I. von Sachsen- Meiningen im Jahr 1787.

Ausgebildet wurde Reinhart bei Adam Friedrich Oeser in Leipzig von 1779 bis 1782. Dem Studium folgte ab 1783 der Unterricht bei dem Landschaftsmaler Johann Christian Klengel in Dresden.

Seine Aquarelle, die den Flussabschnitt von Mainz bis St. Goar umfassen, sind topographisch exakte Ansichten, die mit ihrer schnellen und spontanen Führung von Feder und Pinsel vom »Sturm und Drang« geprägt sind. Sie sind frühe Dokumente der künstlerischen und touristischen Entdeckung des Mittelrheintals. Das Mittelrheintal gehört zu den attraktivsten Reisezielen Europas. Der prominenteste Abschnitt dieses Flusslaufs zwischen Bingen, Rüdesheim und Koblenz wurde 2002 von der UNESCO als Welterbe Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal anerkannt. „Der Mittelrhein zieht schon seit über 200 Jahren zahlreiche Besucher in seinen Bann. Ich freue mich sehr darüber, dass das Landesmuseum mit den wunderbaren Zeichnungen von Johann Christian Reinhart den Blick auf dieses einzigartige Ensemble aus Flusslauf, weinbepflanzten Hängen und historischen Burgen und Schlössern lenkt“, so der Regierungsbeauftragte für das UNESCO-Welterbe in Rheinland-Pfalz, Kulturstaatssekretär Walter Schumacher bei der Ausstellungs-Eröffnung.

Die Ausstellung ist bis 10. Januar in der Graphischen Sammlung des Landesmuseums zu sehen.

Diether v. Goddenthow (Rhein-Main.Eurokunst)

Landesmuseum Mainz,
Große Bleiche 49-51.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz

SWRlive: Sascha Bendiks & Schroeder Annäherung an Tom Waits am 12.Nov im Foyer

© SWRlive
© SWRlive

Donnerstag, 12.11. 19 Uhr
Konzert im Foyer
Sascha Bendiks & Schroeder: W.A.I.T.S.
Waltzes And Innocent Trash Songs

Unter dem Titel „Waltzes And Innocent Trash Songs“ (W.A.I.T.S.) zelebrieren Sascha Bendiks & Schroeder eine Annäherung an Tom Waits. Keine souveränen Coversongs – nein, die Zwei-Mann-Band kämpft um jedes Lied. Gelegentlich mit deutschem Text, auf jeden Fall mit neuen Interpretationen oder mit Stücken, die gar nicht von Tom Waits sind, die er nur vergessen hatte, selbst zu komponieren. Die künstlerische Freiheit, die sich Bendiks & Schroeder nehmen, ist eigentlich eine Frechheit – und doch voller Verständnis für den Sound des Sängers, Komponisten und Autors Tom Waits, eine wunderbare Hommage auf ihn. Es entstehen eigene kleine Perlen mit knarzigen Songs, theatralischen Bildern und viel Humor.

SWRlive! im Foyer des SWR Funkhauses Mainz,
Am Fort Gonsenheim 139,
55122 Mainz.
Einlass: 1 Stunde vor Veranstaltungsbeginn; Eintritt frei;
Infotelefon: 06131/929-32244; swrlive@swr.de; www.swr.de/swrlive

Draußen nur Kännchen – 6. Nov bis 20. Dez 15 – Veranstaltungsreihe von „Wir in Wiesbaden“

draußen-nur-kaennchenAm 6.November wurde in dem bis zur Treppe hinauf voll besetzten Auditorium der Mauritius-Mediathek (Wiesbadener Stadtbibliothek) das diesjährige umfangreiche Kulturprogramm der Organisation „Wir in Wiesbaden“ unter dem Motto „Draußen nur Kännchen“ in Beisein von Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Nickel, Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz, Bürgermeister Arno Goßman und zahlreichen Akteuren der Veranstaltungsreihe eröffnet.

Bis zum 20.Dezember können über 50 Veranstaltungen besucht werden, die sich über die Medien Filme, Diskussionen, Ausstellungen, Lesungen, Kulinarische Abende, Konzerte und Workshops mit unseren Vorurteilen, mit unseren „festgefahrenen Bildern“ und wie wir sie vielleicht auflösen können, beschäftigen wollen. Daher auch das zunächst etwas mißverständliche Motto „Draußen nur Kännchen“, welches symbolhaft für festgefahrenes, unflexibles Verhalten steht, welches jeder von uns – selbst wenn er es vermeiden möchte – mehr oder weniger unbewusst immer wieder an den Tag legt. Jeder hat das schon mal erlebt, dass er im Außenbereich eines Café deswegen keine einzelne Tasse Kaffee bekommt, weil der Wirt eben verordnet hat, dass „Draußen nur Kännchen“ serviert werden sollen, und er oftmals unfähig ist, von seinem „Grundsatz“ abzurücken, selbst, wenn draußen gar kein großer Betrieb herrscht. Und genauso ergeht es uns allen auch immer wieder, selbst, wenn wir uns für noch so liberal und aufgeklärt wähnen.

Diese Veranstaltung „Draußen nur Kännchen“ ist ein wunderbarer Ansatz und kann uns helfen, vielleicht ein wenig flexibler im Denken zu werden und unser festgefahrenes Verhalten aufzulockern.

Programm „Draußen nur Kännchen“

11.11. in Mainz ab 10 Uhr Bühnenprogramm, um 11.11 Uhr Verkündung des Närrischen Grundgesetzes am Schillerplatz vor Osteiner Hof in Mainz

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Neuer Mond beim MCV als wiederkehrendes Symbol wird auf zahlreichen Närrischen Produkten erscheinen: Als Pin, auf dem Motto-Schal, auf dem Wirbler für die Sitzungsfastnacht und – wie hier zu sehen – als Logo beim Elften Elften und für die Rosenmondnacht. © MCV – (Rein-)Zeichnung von Klaus Willinski.

Es ist der fastnachtliche Count-down zum langersehnten Jahresereignis, wenn das närrischste Datum auf die närrischste Uhrzeit trifft: Am 11.11. um 11 Uhr 11 erklingt traditionell vom Balkon des Osteiner Hofs am Mainzer Schillerplatz ein dreifach donnerndes Helau zu den Klängen des Narrhallamarschs. Das Bühnenprogramm beginnt bereits ab 10 Uhr. So können sich die Narren und Narrhallesen bereits einschunkeln und sich von Stimmungssänger Thomas Neger langsam auf Betriebstemperatur bringen lassen, während die Schwellköpp weithin sichtbar einen Sternmarsch vor der MCV-Bühne vollführen.

Wenn dann schließlich auch die Fahnen am Fastnachtsbrunnen gehisst sind, wird um 11.11 Uhr MCV-Präsident Richard Wagner die Gäste samt Publikum begrüßen und Alexander Leber das Mikrofon überreichen, der in diesem Jahr das Närrische Grundgesetz verlesen wird.
Der neue Vizepräsident des MCV hat ein besonderes Jubiläum im Gepäck – 175 Jahre Fastnachtszeitung Narrhalla. Auch Oberbürgermeister Michael Ebling, bekennender Fastnachter und selbst jahrelang als Protokoller aktiv, wird die Narrenschar auf das besondere Ereignis einstimmen, bevor ein kunterbuntes Bühnenprogramm das närrische Publikum zum Mittanzen und Mitsingen animieren wird.

Angeleitet von Thomas Neger, der von der MCV-Bühne aus moderiert, werden zahlreiche Stimmungssänger und Fastnachtsgruppen bis in die Abendstunden aufspielen und für beste Stimmung sorgen, darunter die Mainzer Hofsänger, Pit Rösch, die Spaßmacher Company, die Dancing Devils, die Rheinmainzer und natürlich Thomas Neger und Die Humbas.

Wie jedes Jahr weist MCV-Präsident vorsorglich daraufhin: „Der 11.11. ist nicht der Anfang der Fastnachtskampagne, an diesem Tag wollen wir lediglich der Narrenzahl Elf huldigen.“ Gefeiert wird im und vor dem Osteiner Hof und rund um den Fastnachtsbrunnen. Nach getaner Narretei werden die närrischen Fahnen erstmal wieder eingepackt und die vierfarbbunte Narrenschar verabschiedet sich in die winterliche Adventszeit, bis dann am 1. Januar 2016 die Kampagne so richtig losgehen wird.

Närrische Produkte

Narrische Produkte, © massow-picture
Narrische Produkte, © massow-picture

Das Zugplakettchen, für 4,50 Euro zu erwerben, symbolisiert in diesem Jahr auf markante Weise eine typische Mainzer Lebensart „Weck, Worscht und Woi“.  Mit dem erhofften Gesamtverkaufserlös von 100 000 Euro kann rund ein Viertel der Kosten des Rosenmontagszuges finanziert werden. Weitere Närrische Produkte, dessen Verkaufserlöse zu 100 Prozent in die Mitfinanzierung des Zuges fließen, sind eine goldene Pin zum Anstecken für 3,50 Euro, der 20 cm hohe Wirbelmond (ein „Muss“ bei Fastnachtsveranstaltungen) zu 9,50 Euro, die Spieluhr-Zugente (Narrhallamarsch) zum Kuscheln in limitierter Auflage für 18,11 Euro und erstmals die Schlüsselanhänger-Baby-Zugen(d)te für 7,90  Euro.

Rainer Steppich, Marketing-Chef beim MCV-Geschäftsstelle, © massow-picture
Rainer Steppich, Marketing-Chef beim MCV-Geschäftsstelle, © massow-picture

Sehr praktisch und kuschelig ist der Mottoschal 2016 mit zwei Taschen zum Hände wärmen oder Aufbewahren von Bechern, Handy usw. kostet 15 Euro. Das Motto „Ein echter Narr ist ohne Sprüch – rhoihessisch, herzlich, määnzerisch“ ist über die gesamte Länge in den roten Schal eingewebt.

Für mehr Sicherheit: Mainzer Fastnachtsbecher

Da Glasscherben in der Mainzer Straßenfastnacht und auf dem Rosenmontagszug immer wieder zu gefährlichen Schnittverletzungen führen, herrscht an bestimmten Stellen ein Glasverbot. In dieser Kampagne wird es sogar auf die ganze Narrenmeile also zwischen Schillerplatz und Höfchen ausgedehnt. Auf Wunsch vieler Garden und Vereine, die mit Pferden am Rosenmontagszug teilnehmen, wurde auch in diesem Jahr das Glasverbot auf die Zugwagen und Zugteilnehmer ausgedehnt. Als ausschließliches Trinkgefäß bietet der MCV einen „Mainzer Fastnachtsbecher“ aus Kunststoff an, der als Kaufbecher für 2 Euro erhältlich ist. Die 2 Euro sind zugleich ein Brauchtumsbeitrag zur Finanzierung der Mainzer Straßenfastnacht. Man erwirbt ihn einmalig, tauscht ihn bei der nächsten Bestellung durch, erhält aber am Ende des Tages kein Pfand mehr zurück. „Auch hier kommen die Erlöse aus dem Verkauf zu 100 Prozent der Finanzierung des Rosenmontagszugs zugute“, so Richard Wagner. Viele werden dieses System zum Beispiel von Weinfesten kennen.

 Historische Bedeutung des Elften Elften

Hintergrund ist, dass es auch an Weihnachten bereits kurz nach dessen Fixierung im Jahr 354 eine vorangehende 40-tägige Fastenperiode gab, vor deren Beginn man wie vor Karneval ebenfalls die später verbotenen Fleischvorräte aufzuzehren pflegte (Gänseessen am 11.11., dem Martinstag). Die Zeit vom 12.11. bis 5.1. bleibt aber in Mainz weitgehend fastnachtsfrei, was sich aus der erwähnten vorweihnachtlichen Fastenzeit, der Rolle des Novembers als Trauermonat und dem besinnlichen Charakter des Advents erklärt. Soweit von einer „Vorverlagerung“ des Fastnachtsbeginns oder von einer „Kampagneneröffnung“ am 11.11. gesprochen wird, ist dies daher zumindest irreführend. Von seiner Entstehungsgeschichte her stellt der 11.11. vielmehr einen zweite, „kleine“ Fastnacht dar; 1823 bestimmte nämlich ein „Festordnendes Comité“ in Köln das närrische Datum zum Beginn der Vorbereitungen für einen von nun an geregelten Karnevalsumzug.

Woher kommt die Narrenzahl 11?

Am 11.11. um elf Uhr elf starten die Narren am Rhein ins neue närrische Jahr. In Mainz geschieht dies durch die Proklamation auf dem Balkon des Osteiner Hofs. Dann zeigen sich die Narren erstmals für kurze Zeit wieder in ihren bunten Uniformen und Kostümen. Das ist auch schon die erste Begegnung mit der Narrenzahl, die auch in Vereinswappen – wie etwa in dem des MCV – auftaucht.
Die Elf gilt als närrische, geheimnisvolle und nicht zufällige Zahl. Der 11. Tag im 11. Monat markierte schon immer den Auftakt zu einer Zeit, deren Höhepunkt die Woche vor Aschermittwoch ist. Denn der 11.11., an dem auch St. Martin gefeiert wird, liegt genau 40 Tage vor Winteranfang, der zeitlich fast mit Weihnachten zusammenfällt. Noch einmal 40 Tage trennen Weihnachten von Maria Lichtmess (markiert im Kalender den frühesten Fastnachtstermin), und rund weitere 40 Tage sind es dann bis Ostern. Ostern trennt wiederum 40 Tage von Christi Himmelfahrt, das einen neuen Jahresabschnitt einleitet. Die Zahl 40 findet sich auch im französischen Wort für die Fastnacht (carême) wieder, das aus „quarante“ abgeleitet wurde. Für die Stadt Mainz ist der 11.11. ebenfalls von besonderer Bedeutung, da der Heilige Martin Stadtpatron von Mainz ist. Weil die vorweihnachtliche Zeit jedoch der Besinnung gewidmet ist, beginnen die eigentlichen fastnachtlichen Aktivitäten erst am Tag nach dem Dreikönigsfest, am 7. Januar. Das Martinsfest ist sicherlich älter als die Fastnacht und die Narrenzahl 11, die aber schon im Mittelalter als magische Zahl bekannt war. Als Primzahl, die nur durch sich selbst oder eins teilbar ist, bildet sie zusammen mit der Zahl 13, die allgemein als Unglückszahl gilt, einen sogenannten Primzwilling.
Sprachlich entwickelte sich die Elf aus dem althochdeutschen „einlif“ – was „Eins darüber“ bedeutet, also eins über zehn. Wie viele Zahlen wurde die Elf im Mittelalter mit Hilfe des Glaubens gedeutet. Die Heilige Schrift war der Schlüssel, um zu sehen, was gut und böse ist – und gab damit auch den Zahlen ihre Wertung. Die Elf kennzeichnete alle Menschen, die außerhalb der Sittengesetze standen – alle, die die Zehn Gebote überschritten hatten.
Damit verwies die Elf allgemein auf die Sünde und die damit verbundenen Vorstellungen von Welt und Weltuntergang im Alten wie im Neuen Testament. Auf alten Kupferstichen und Gemälden des 16. und 17. Jahrhunderts mit Darstellung des Weltuntergangs oder des Jüngsten Gerichtes zeigen Uhren stets die elfte Stunde an. Erst Mathias Joseph De Noel gab unter dem Eindruck der Französischen Revolution bei der Reform der Kölner Fastnacht der Elf eine neue Deutung: Eins neben Eins als Zeichen der Eintracht unter den Jecken.

Bedeutung des 11.11.

Für die zentrale Bedeutung der Zahl 11 scheint es mehrere Gründe zu geben: Ähnlich wie die Figur des Narren steht die 11 außerhalb der Normen, theologisch gesehen ist die Zahl um eins höher als bei den Zehn Geboten, unterschreitet aber um eins die Zahl der Jünger Jesu. Mit eins über zehn entzieht sich die Zahl elf der kirchlichen Ordnung. Die Elf galt als Zahl der Maßlosigkeit, als teuflische Zahl; sie kennzeichnete alle Menschen, die sich außerhalb der festgelegten Sittengesetze begeben hatten. Dr. Dieter Degreif, Schriftführer der Mainzer Prinzengarde, hat über den Ursprung der närrischen Zahl geforscht. Da man im Mittelalter in jedem Menschen einen Narren sah, der die Zehn Gebote übertrat, „war die Zahl Elf geradezu das Kennzeichen der Narren.“
Die Fastnachtszahl „11“ trat erstmalig 1842 in Erscheinung. Zu der ihr zugrunde liegenden Symbolik gibt es wie gesagt mehrere Interpretationsmöglichkeiten. Die närrische Zahl 11 tragen einige Garden noch heute auf ihren Mützen. Eine weitere Deutungsmöglichkeit ist der närrische Charakter der Zahl 11, die rückwärts gelesen, die gleiche Zahl ergibt und damit an die verkehrte Narrenwelt erinnern soll. Die Verbindung zum Patronatstag (Dom und Stadt) des St. Martin am 11.11. mit den wichtigen und volkshaften Märkten an diesem Tag (Ende des Wirtschaftsjahres, Pachttag, Stellenwechsel) könnte durchaus ebenfalls eine Rolle für die Narrenzahl spielen, ist jedoch unbewiesen.
Letztlich ist ein eindeutiger Herkunftsnachweis für die „Elf“- jedenfalls derzeit – nicht möglich. Im Kölner Karneval war und ist die „11“ ebenfalls häufig anzutreffen. Nach einem Bericht von 1826 konnten die Kölner aber schon seinerzeit weder Herkunft noch Bedeutung dieser Zahl erklären.

Närrisches Grundgesetz der Mainzer Fastnacht

Die Würde aller Narren ist ist unantastbar.© massow-picture
Die Würde aller Narren ist ist unantastbar.© massow-picture

Närrisches Grundgesetz der Mainzer Fastnacht:

Am 11. November um 11.11 Uhr  wird vom Balkon des Osteiner Hofs das närrische Grundgesetz verkündet und auf dem Schillerplatz spielen die Fastnachtsgarden im Takt des berühmten Narrhalla-Marsches das Ritzamban.

Präambel
Unsere goldige Mainzer Fastnacht soll für alle nachfolgenden Generationen und für alle vorausgegangenen Generationen als das schönste, größte und auch älteste Volksfest erhalten bleiben. Wer an Fastnacht Feste feiert, der darf auch feste arbeiten.

Artikel 1
Die Würde eines jeden Narren ist unantastbar. Jeder Mainzer Bürger ist zur Erhaltung der Narrenfreiheit aufgerufen. Alle, auch unsere Beamten, die Behörden und natürlich auch die Stadtverwaltung haben das närrische Treiben zu erdulden. Denn die Fastnachter lassen sich für ihre Narrheiten nicht bezahlen.

Artikel 2
Alle Narren sind gleich, ob Gardist oder Feldmarschall, ob Präsident oder Büttenschieber. Denn es ist ja nur ein Spiel, das zur 5. Jahreszeit aufgeführt wird. Doch auch bei einem Spiel hat jeder seine Pflichten. Es soll niemand wegen Humormangel benachteiligt oder wegen seiner Wichtigtuerei bevorzugt werden.

Artikel 3
Jeder Narr ist frei. Aber die Freiheit endet dort, wo des anderen Narren Freiheit beginnt. Die Narren wollen miteinander und nicht gegeneinander feiern.

Artikel 4
Jeder Narr und jede Närrin sollen ihre Fröhlichkeit nicht im Alkohol, sondern im gemeinsamen erleben finden. Gelobt sei jeder Narr, der auch im nüchternen Zustand närrisch ist. – Prost!

Artikel 5
Alle Gardisten, Büttenredner, Fahnenschwenker, Komiteeter, Schellkopfträger, Fastnachtssänger, Liederdichter, Ballettmädchen, Scheierborzeler und Schnorrer stehen unter dem Kommando des Prinzen Karneval im Namen von Gott Jokus. Hierüber wacht das kritische Mainzer Volk durch regen Besuch der Sitzungen, der Bälle, der närrischen Umzüge und der Straßenfastnacht.

Artikel 6
Alle geborenen und alle gelernten Mainzer sollen sich während der närrischen Tage kostümieren und närrisch geben, auf dass die Tradition erhalten bleibt. Die Narrenflagge, mit der wir unsere Fenster und Straßen schmücken, ist rot-weiß-blau-gelb.

Artikel 7
Die Fastnachtsvereine, ob Garden oder Korporationen müssen unsere Fastnacht gegen Mucker und Philister schützen und dafür sorgen, dass die Narren dem Volk auf´s Maul schauen und des Volkes Meinung kundtun.
Artikel 8
Das Nationalgericht ist „Weck – Worscht – Woi“. Denn Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Wir lassen uns auch das beste Essen nicht zweimal durch den Kopf gehen. Und wir trinken nicht mehr als unser Portemonnaie verträgt. – Gott Jokus ist unser Leber gnädig.
Artikel 9
Der närrische Gruß vom 1. Januar bis zum Aschermittwoch heißt „Helau“. Er ist möglichst oft und laut zu rufen oder zu singen.

Artikel 10
Von Neujahr bis zum Aschermittwoch können alle Mainzer/Innen zu närrischen Diensten verpflichtet werden. Wer den Einsatz an Konfettikanonen oder Holzgewehren aus Gewissensgründen verweigert, kann einen Ersatzdienst als Büttenredner oder Sänger leisten, soweit dies dem Volk zuzumuten ist.

Artikel 11
Wir wollen uns nicht zu ernst nehmen. Denn jeder von uns ist nur ein kleiner Teil unserer Fastnacht. Miteinander wollen wir fröhlich sein. Es lebe die Fastnacht.