Gemeinsam mit zahlreichen Gästen aus Wissenschaft, Forschung, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft hat die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung gestern in einem feierlichen Festakt ihr Forschungsgebäude Arthur-von Weinberg-Haus und Jügelhaus eingeweiht.
Damit feierte die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung nach etwa sieben Jahren Planungsbeginn und gut vier Jahren Baubeginn den Abschluss des bisher größten Bauprojekts in ihrer Geschichte: 22 Millionen Sammlungsobjekte wurden umgezogen, klimatisierte Sammlungsräume und Labore errichtet und moderne Arbeitsräume geschaffen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können nun in direkter Nachbarschaft zu ihren Sammlungen unter neuesten Standards arbeiten und forschen. In Anwesenheit von Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier wurden die neuen Forschungsgebäude feierlich eingeweiht. Dabei erklang erstmals wieder die 1947 erbaute Bach-Orgel im Festsaal, gespielt und begleitet von Musikern des Collegium Musicum der Goethe-Universität.
Es ist so gut wie geschafft – letzte Sammlungsstücke, das Modell eines Pottwal-Kalbs und einige Büros müssen bis zum Endes des Monats noch aus dem Standort Kuhwaldstraße in die neuen Forschungsgebäude umziehen. Dann ist das bislang größte Senckenberg-Umbauprojekt abgeschlossen.
„Ich bin sehr glücklich, an dem heutigen Festtag das Gelingen dieses großen Bauprojekts mit Ihnen feiern zu können, das für unser Frankfurter Institut, seine exzellente Forschung und herausragenden Sammlungen nun auch die erforderliche Infrastruktur zur Verfügung stellt“, freut sich Senckenberg-Generaldirektor Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger. „Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle dem Land Hessen und dem Bund, die diese riesige Umbaumaßnahme ermöglicht und finanziert haben“, fährt er fort. Die Umbaumaßnahmen haben die Forschungsbedingungen der WissenschaftlerInnen optimiert. „Durch die Unterbringung der verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen in einem Gebäudekomplex am Standort Frankfurt entstehen neue Synergien in der Erforschung des Systems Erde“, ergänzt Prof. Dr. Andreas Mulch, Direktor des Forschungsinstituts und Naturmuseums. „Die räumliche Nähe zum Museum ermöglicht zudem einen noch engeren Austausch zwischen Forschung und Vermittlung und unterstützt somit unser Ziel, die Bedeutung von Forschung für die Gesellschaft in unserem Museum deutlich präsenter zu machen“, so Mulch weiter.
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier gratulierte der Senckenberg Gesellschaft zu diesem erfolgreichen Umbauprojekt: „Ein lebendiges und funktionales Gebäude mitten in der Stadt, das seine bisherige Geschichte weitererzählt und gleichzeitig zukunftsfähige Forschungsarbeit auf höchstem Niveau ermöglicht – das war die Vision für das Jügelhaus, die hervorragend umgesetzt wurde. Mit rund 117 Millionen Euro haben der Bund und das Land Hessen viel Geld in die Hand genommen, damit die Senckenberg Gesellschaft auch in Zukunft die besten Rahmenbedingungen erhält, um ihre wichtige Forschung auf höchstem Niveau fortzusetzen. Die Landesregierung hat in den vergangenen Jahren bereits viel getan, um die Spitzenforschung zu stärken. Mit Erfolg: Hessen gehört zu den wissenschaftlich und wirtschaftlich starken Bundesländern Deutschlands.
Und dafür brauchen wir Forschungseinrichtungen wie Senckenberg, die mit ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen immer wieder den großen Bogen spannen, die auch mal den Finger in die Wunde legen und nicht müde werden, Probleme zu benennen und Lösungen aufzuzeigen.“
Auch Ministerialdirigent Wilfried Kraus schloss sich den Glückwünschen an und betonte von Seiten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung: „Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist eine der weltweit führenden Forschungsinstitutionen im Bereich der Erforschung der Natur und der biologischen Vielfalt. Der erfolgreiche Abschluss der umfassenden Umbaumaßnahmen wird dazu beitragen, diese Position zu festigen und auszubauen.“
Zu den Gratulanten des heutigen Tages gehörte ebenso Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft. Er würdigte an dem Bauprojekt besonders „das große Engagement für die – außerhalb der Leibniz-Gemeinschaft gelegentlich etwas stiefmütterlich behandelten – Sammlungen. Tatsächlich sind Sammlungen für Forschungsmuseen und Forschungseinrichtungen wie Senckenberg ein konstitutives Element. So ermöglichen die naturhistorischen Sammlungen als Archive den Blick zurück in die Entwicklung der Natur und des Menschen und damit auch den Blick in die Zukunft.“ Auch Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, beglückwünschte Senckenberg zu der Umwidmung der ehemaligen Universitätsgebäude in moderne Forschungsgebäude.
Das Umbauprojekt wurde nach Entwürfen von Architekt Peter Kulka realisiert und unter der Projektleitung von Gerd Mangel durchgeführt. Neben der Verbesserung der Forschungsinfrastruktur und dem Platzgewinn galt es, die Gebäude weitestgehend barrierefrei zu machen, sorgsam mit der Bausubstanz umzugehen und die Anforderungen des Denkmalschutzes zu
erfüllen. Durch die Erhaltung von Fassaden, bauzeitlichen Türen und Fenstern, Foyers, Treppenhäusern und Stuckdecken sowie einzelner ausgewählter Räume sollten die verschiedenen Zeitschichten des Gebäudes sichtbar gemacht werden – die Entstehungszeit des
Bautenensembles von 1907, die Eingriffe nach den Zerstörungen des Krieges Anfang der 1950er Jahre sowie die Überformung durch den Umbau und Anbau im Rahmen der jüngsten Baumaßnahmen. Denkmalgeschützte Räume wie der Parthenon-Saal mit der berühmten und jüngst sanierten Replik des Parthenon-Frieses, der Blaue Saal und der Senatssaal wurden saniert und gleichzeitig mit eingebauter Medientechnik zur Nutzung als Konferenzraum ertüchtigt.
Die Senckenberg-Präsidentin Dr. h. c. Beate Heraeus dankte allen Projekt-Beteiligten für das Gelingen des umfassenden Umbau-Projektes und machte den Vertretern von Bund und Land sowie dem Projektleiter und dem Architekten gemeinsam mit Volker Mosbrugger und Andreas Mulch ein besonderes Geschenk: Zukünftig sollen vier von Senckenberg neu entdeckte Arten ihren Namen tragen.