Das Literaturforum im Mousonturm Frankfurt mit spannenden Jungautoren im Februar 2017

Der Februar 2017 beginnt im Hessischen Literaturforum im Mousonturm ganz klassisch mit drei jungen Autorinnen und Autoren. Fabian Hischmann, dessen Debüt 2014 für den Preis der Leipziger Messe nominiert war, liest aus seinem zweiten Roman Das Umgehen der Orte vor, während Isabelle Lehn und Shida Bazyar jeweils ihre Erstlinge im Gepäck haben. Und weiter geht’s mit der zweiten Ausgabe von Acting Out!, diesmal mit Nora Gomringer und dem Jazz-Schlagzeuger Philipp Scholz. Den Abschluss bildet eine Kooperation mit dem Philosophischen Kolloqium: Kritische Theorie. Jessica Nitsche und Nadine Werner stellen einen Sammelband von Texten des renommierten Benjamin-Forschers Burkhardt Lindner vor, der an der Goethe-Universität Frankfurt gelehrt und sich einen Namen gemacht hat.

Mittwoch, 8. Februar 2017, 20 Uhr:
Fabian Hischmann: Das Umgehen der Orte
Das Umgehen der Orte, der neue Roman von Fabian Hischmann, ist nicht weniger als ein Kaleidoskop aus Sehnsüchten, Verlusten und die Hoffnung darauf, dass doch irgendwann alles noch einmal anders werden kann in einem Leben: Samuel ist aufstrebender Jungautor und nach wenigen Seiten tot. Niklas ist schwul und Mitarbeiter in einer Seehundstation. Anne rebelliert zuerst gegen ihre Eltern und Jahre später gegen ihr Leben. Lisa ist dick und friert daher nie. Zwischendurch stirbt Matt Damon, und Nick Cave wird nach einem Segeltörn vermisst gemeldet.

Von 2004 bis 2020 erstreckt sich die Handlung des Romans, knapp ein Dutzend Figuren lernt man dabei in längeren und kürzeren Episoden kennen: Menschen, deren Wege sich im Verlauf des Romans immer wieder kreuzen werden zwischen Island und Australien, zwischen Hessen und dem Grund des Zürichsees. Eindrucksvoll stellt Fabian Hischmann unter Beweis, dass die Nominierung für den Preis der Leipziger Messe 2014 für sein Debüt kein Versehen war, sondern ein Versprechen.

Fabian Hischmann wurde 1983 in Donaueschingen geboren. Der Wahlberliner studierte Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim und Leipzig. Sein Romandebüt „Am Ende schmeißen wir mit Gold“ war 2014 für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.

Moderation: Björn Jager
Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (Vorverkauf)| 8,-/5,- (Abendkasse)

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Donnerstag, 16. Februar 2017, 20 Uhr:
Debütantenball mit Isabelle Lehn & Shida Bazyar

Albert ist ein junger Journalist, der sich in einer Kriegssimulation verloren hat und nun nicht mehr zwischen Realität und Fiktion unterscheiden kann. Behsad und Nahid sind überzeugte Kommunisten im Teheran der 1970er Jahre. Das sind die Startpunkte zweier beeindruckender Debüts, die 2016 erschienen sind. In radikaler Gegenwärtigkeit schildert Isabelle Lehn in Binde zwei Vögel zusammen die Geschichte eines Mannes, der sechs Wochen lang in einem Ausbildungscamp für Soldaten die Rolle eines afghanischen Cafébesitzers spielen musste und diese Rolle danach nicht mehr abstreifen kann. Shida Bazyar erzählt in Nachts ist es leise in Teheran über fast 40 Jahre und in verschiedenen Perspektiven von einer iranischen Familie, die nach der Machtübernahme der Mullahs nach Deutschland flüchtete. So unterschiedlich die beiden Romane auf den ersten Blick wirken, ist ihnen doch etwas gemein: Während der jüngeren Literatur oftmals ein Rückzug ins Innerliche vorgeworfen wird, positionieren sich Lehn und Bazyar dezidiert politisch. Während Isabelle Lehn der Frage nachspürt, in welchem Verhältnis Realität, Fiktion und Narrative in unserer Gegenwart zueinander stehen, steht bei Shida Bazyar neben dem Migrationsdiskurs noch ein ganz anderes Thema im Mittelpunkt: Was muss man aufgeben, wenn man für ein anderes Leben kämpfen will?
Isabelle Lehn, geboren 1979 in Bonn, wurde 2011 im Fach Rhetorik promoviert. Seit 2013 ist sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig in einem Forschungsprojekt tätig, das sich „Literarischen Schreibprozessen“ widmet. Ihrem Debütroman sind mehrere literarische Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien vorausgegangen.

Shida Bazyar wurde 1988 in Hermeskeil geboren. Sie studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim und lebt in Berlin. Dort betreut sie junge Menschen, die ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvieren. „Nachts ist es leise in Teheran“ ist ihr erster Roman. Er wurde kürzlich mit dem Ulla-Hahn-Autorenpreis 2016 ausgezeichnet.

Moderation: Björn Jager
Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (Vorverkauf)| 8,-/5,- (Abendkasse)

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Dienstag, 21. Februar 2017, 19.30 Uhr:
Acting Out!
Nora Gomringer & Philipp Scholz: Peng Peng Peng!
Philipp Scholz lauscht. Nora Gomringer atmet ein, Scholz holt aus, Gomringer setzt an, Scholz trommelt, Gomringer spricht und PENG PENG PENG. Es entsteht alte Magie in neuem Gewand: Jazz & Rezitation. Die Mixtur: das Wort und der Takt, gleichermaßen Humor und Tiefsinn, ein Mikrofon, ein Schlagzeug und zwei begnadete Künstler: Nora Gomringer rezitiert eigene Texte sowie Zeilen aus der gesamten Weltliteratur – von Dorothy Parker zur experimentellen Literatur des 20. Jahrhunderts und großen Klassikern. Der Jazz-Drummer Philipp Scholz gibt den Takt an, begleitet Gomringers wilden Wortritt, leitet, stört die Sprecherin und pointiert sie. Gemeinsam sorgen sie auf der Bühne für einen fatallyrischen Knall der Extraklasse.

Präsentiert von Deutschlandradio Kultur und Das Magazin. Mit freundlicher Unterstützung der Dr. Marschner Stiftung, der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und Pro Helvetia.
Nora Gomringer, geboren 1980, leitet das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg. Sie schreibt Lyrik, Opernlibretti und Kolumnen. Live auf der Bühne kombiniert sie auf experimentelle Weise Text und Sound miteinander. Ihr Werk wurde zahlreich ausgezeichnet, so auch 2015 in Klagenfurt mit dem Bachmannpreis.

Philipp Scholz, Jahrgang 1990, studierte Jazzschlagzeug in Leipzig. In wechselnden Formationen ist er deutschlandweit und international unterwegs. 2014 gewann er den Jungen Münchner Jazzpreis. Gemeinsam mit Nora Gomringer wird er 2018 die Poetikprofessur der Universität Klagenfurt übernehmen.

Ort: Studio 1 im Mousonturm
Eintritt: 10,-/5,-*
*Vorverkauf erfolgt über www.mousonturm.de

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Dienstag, 28. Februar 2017, 20 Uhr:
„…eine Lektüre, die auf eigene Rechung vorgenommen wird.“
Burkhardt Lindners Studien zu Walter Benjamin
In Kooperation mit dem Philosophischen Kolloquium: Kritische Theorie

Burkhardt Lindner (1943-2015) ist eine Schlüsselfigur der Benjamin-Forschung. Im Zuge der Studentenbewegung gehörte er zu den Pionieren, die Benjamin wiederentdeckt haben. Über vier Jahrzehnte hinweg hat Lindner ihn originell erforscht, ohne sich von den Moden der Benjamin-Rezeption leiten zu lassen. Als Professor an der Goethe-Universität prägte er Generationen Studierender und begeisterte zahlreiche Nachwuchswissenschaftler/innen für Benjamin. Lindner las mit Neugier, Genauigkeit und Offenheit: „Es gibt zum Beispiel einen Eintrag, den zitiere ich gern. Da steht nur, diesmal sogar ohne Quelle: Lyon ist für seinen dichten Nebel bekannt. So – was ist das? Wofür braucht er den dicken Nebel von Lyon für das Paris-Buch? [lacht] Aber irgendwas ist da dran. Wir können es nicht von vornherein herausfinden, aber wir spüren: Da ist was.“ (Lindner im Interview mit Alexander Kluge) Der Band Burkhardt Lindner: Studien zu Benjamin versammelt eine Auswahl seiner wichtigsten Texte zu Benjamin.

Im Gespräch mit Andreas Becker, Felix Lenz, Anja Nowak und Timo Skrandies stellen die Herausgeberinnen Jessica Nitsche und Nadine Werner den Band vor und diskutieren Lindners Thesen mit besonderem Blick auf das ‚Paris-Buch‘, Benjamins unabgeschlossene Passagen-Arbeit.

Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (Vorverkauf)| 8,-/5,- (Abendkasse)

Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.
Waldschmidtstraße 4
60316 Frankfurt am Main