Literatur-Highlights Februar 2017 – Literaturhaus Villa Clementine Wiesbaden

© atelier goddenthow
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Im Februar werden zwei für den Deutschen Buchpreis 2016 nominierte Romane im Literaturhaus Villa Clementine in Wiesbaden vorgestellt: Katja Lange-Müller liest aus „Drehtür“ und Arnold Stadler aus „Rauschzeit“. Außerdem findet ein Lesungskonzert im Rahmen der Reihe „Musik und Literatur“ statt. Gegen Ende des Monats ist Teresa Präauer mit ihrem Roman „Oh Schimmi“ im Literaturhaus zu Gast. Auszüge daraus wurden bereits beim Bachmannwettbewerb gefeiert.

Die  Veranstaltungen im einzelnen:

Katja Lange-Müller liest aus „Drehtür“ Mi 01.02. | 19.30 Uhr

In „Drehtür“ erzählt Katja Lange-Müller in verschiedenen Episoden in ihrem gewohnt lakonischen Ton vom Helfen und dem, was davon übrigbleibt. Zwischen Komik und Tragik entfaltet sich ein raffiniert konstruierter Roman über ein hochaktuelles Thema. Im Zentrum steht Asta Arnold, eine Frau voller Lebensweisheit, die nach 22 Jahren im Dienst internationaler Hilfsorganisationen am Münchner Flughafen gestrandet ist. Da steht sie nun an einer Drehtür am Flughafen und weiß nicht, wohin mit sich selbst. Denn wohlgefühlt hat sie sich nur, wenn sie sich um andere kümmern konnte. Und wer könnte sie, die ausgemusterte Krankenschwester, jetzt noch brauchen? Während Asta über sich nachdenkt, beobachtet sie ihre Umgebung und meint, Menschen wiederzuerkennen, denen sie im Laufe ihres Lebens begegnet ist: den Koch der nordkoreanischen Botschaft, ihre Kollegin Tamara, ihren Exfreund Kurt und viele andere mehr. Mit jeder Zigarette taucht Asta tiefer in ihre Vergangenheit ein.
Katja Lange-Müller wurde 1951 in Berlin-Lichtenberg geboren. Sie absolvierte eine Schriftsetzerlehre und arbeitete einige Jahre bei der Berliner Zeitung. Anschließend war sie als pflegerische Hilfskraft unter anderem auf geschlossenen psychiatrischen Frauenstationen der Berliner Charité tätig. Von 1979 bis 1982 studierte sie am Institut für Literatur Johannes R. Becher in Leipzig. Darauf folgte ein Studienaufenthalt in der Mongolischen Volksrepublik. 1984 siedelte sie nach Westberlin über. Zu ihren Werken zählen „Böse Schafe“, „Die Letzten“ und der Erzählband „Die Enten, die Frauen und die Wahrheit“. Sie erhielt zahlreiche Preise, darunter den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis und den Kleist-Preis. „Drehtür“ stand auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2016. 1991 war sie Gastgeberin der Wiesbadener Literaturtage.

Mi 01.02. | 19.30 Uhr
Autorenlesung
Moderation: Marita Hübinger (ZDF)
€ 8 / 7 zzgl. VVG. Kartenvorverkauf: Tourist Information Wiesbaden, Marktplatz 1, Tel.: 06 11 – 17 29 930; TicketBox in der Wiesbadener Galeria Kaufhof, Kirchgasse 28, Tel.: 06 11 – 30 48 08 oder online unter www.wiesbaden.de/literaturhaus; Abendkasse: € 12 / 11
Veranstalter und Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden

Arnold Stadler aus „Rauschzeit“ Do 02.02. | 19.30 Uhr

Arnold Stadler beschreibt in „Rauschzeit“ die Geschichte eines Paares und stellt dabei mit leichter Hand tiefgründige Fragen nach dem Leben und der Liebe: Seit 15 Jahren sind Alain und Mausi verheiratet und nicht nur ihr Leben, auch die Liebe ist in die Jahre gekommen. Es ist ein Tag im Juni 2004, als überraschend die gemeinsame Freundin Elfi stirbt. Zusammen lebten sie in Freiburg in einer Wohngemeinschaft mit Justus, Inge, Toby und Babette. Elfi war eine lebenslustige und sterbenstraurige Fotografin, deren einziges Sujet die Männer waren, auch Alain. 1983 hat man gemeinsam einen Sommer der Liebe und Freiheit an der französischen Atlantikküste verbracht, den keiner von ihnen vergessen hat. Aber was hat die Zeit seitdem aus ihnen gemacht? Justus und Inge sind Spießer geworden, Norbert ist an Aids gestorben, Toby spurlos verschwunden. Jetzt, mehr als zwanzig Jahre nach dem Sommer von 1983, begegnet Alain in Köln seiner großen Liebe Babette wieder, und Mausi verliebt sich in Berlin in einen blonden Dänen. Und beide merken: Was Glück ist, weiß man immer erst später.
Arnold Stadler wurde 1954 in Meßkirch geboren. Er studierte katholische Theologie in München, Rom und Freiburg, anschließend Literaturwissenschaft in Freiburg, Bonn und Köln. Er lebt seit dem Jahr 2000 in Sallahn/Wendland und vom ersten Tag an in seinem Elternhaus, einem Bauernhof aus dem 18. Jahrhundert, in Rast über Meßkirch. Arnold Stadler erhielt zahlreiche bedeutende Literaturpreise, darunter der Georg-Büchner-Preis und der Kleist-Preis. Zuletzt erschienen „Komm, gehen wir“, „Salvatore“, „Einmal auf der Welt. Und dann so“ und „New York machen wir das nächste Mal“.

Do 02.02. | 19.30 Uhr
Autorenlesung
Moderation: Christoph Schröder (SZ und Die ZEIT)
€ 8 / 7 zzgl. VVG. Kartenvorverkauf: Tourist Information Wiesbaden, Marktplatz 1, Tel.: 06 11 – 17 29 930; TicketBox in der Wiesbadener Galeria Kaufhof, Kirchgasse 28, Tel.: 06 11 – 30 48 08 oder online unter www.wiesbaden.de/literaturhaus; Abendkasse: € 12 / 11
Veranstalter und Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden

Lesungskonzert im Rahmen der Reihe „Musik und Literatur“ Fr 17.02. | 19.30 Uhr
Im Rahmen der Reihe „Musik und Literatur“ findet ein Lesungskonzert unter dem Titel „Antennen im Regen“ statt. 2015 erschien bei ECM Records „Eine Olive des Nichts“ – Klangbilder des Radioautors und Regisseurs Burkhard Reinartz. Gedichte der Lyriker Tomas Tranströmer, Adam Zagajewski und Philippe Jaccottet verbinden sich mit Geräuschen, Soundscapes und Musik des international renommierten ECM-Labels zu einer spannungsvollen Einheit von Wort und Musik. „Antennen im Regen“ sind das Live-Pendant der ECM-CD. Burkhard Reinartz spricht Gedichte unter anderem von Adam Zagajewski, John Burnside und Tomas Tranströmer. Seine Stimme reibt und ergänzt sich mit den Klängen des Duos „Merzouga“: Eva Pöpplein entwickelt filmmusikartige Klang-Landschaften am Keyboard und laptop, Janko Hanushevsky nutzt den Elektro-Bass als percussiv/melodischen Klanggenerator. So entsteht ein Hörraum, der jenseits traditioneller Lyrikvertonungen Poesie und Musik aus der Ecke des Dramatisch-Künstlichen ins Leben zurückholt.
Burkhard Reinartz lebt und arbeitet als freier Radioautor, Regisseur und Sprecher in Köln. Markenzeichen seines Schaffens ist die Einheit / Spannung von Wort und Musik sowie die Verbindung von dokumentarischen und fiktiven Elementen. In seine Tätigkeit fließt langjährige Praxis als Musiker, Fotograf und bildender Künstler ein.
Eva Pöpplein und Janko Hanushevsky arbeiten seit 2002 zusammen. Als Duo „Merzouga“ produzieren sie Hörspiele und Features, sowie radiophone Klangkunst. Zudem komponieren die beiden Musik für Hörspiel, Film, Theater und intermediale Installationen. Charakteristisch für ihre über die Jahre gewachsene Klangsprache ist die Verbindung von Klang und Geräusch sowie die künstlerische Arbeit mit Field-Recordings. Die beiden leben in Köln.
Fr 17.02. | 19.30 Uhr
Lesungskonzert
€ 8 / 7 zzgl. VVG. Kartenvorverkauf: Tourist Information Wiesbaden, Marktplatz 1, Tel.: 06 11 – 17 29 930; TicketBox in der Wiesbadener Galeria Kaufhof, Kirchgasse 28, Tel.: 06 11 – 30 48 08 oder online unter www.wiesbaden.de/literaturhaus; Abendkasse: € 12 / 11
Veranstalter und Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden

Geschlossene Veranstaltung für Schulklassen Di 21.02. | 10.30 Uhr
Jugendbuchautorin Anne C. Voorhoeve liest aus ihrem Roman „Kascha Nord-Nordost“
Im Rahmen des „Jungen Literaturhauses“ ist die bekannte Jugendbuchautorin Anne C. Voorhoeve mit ihrem Roman „Kascha Nord-Nordost“ zu Gast.
Kascha hat es nicht leicht: Mit ihrer Familie ist das zwölfjährige Sinti-Mädchen aus Süddeutschland an die See gezogen. Doch in dem kleinen Dorf in Norddeutschland scheint die Familie noch nicht richtig angekommen zu sein. Obwohl sie sich bemühen, stoßen sie überall auf Misstrauen und Ablehnung. Zu fremd scheinen sie und ihre Traditionen für die Dorfbewohner zu sein. Bald fängt auch Kascha an, sich in ihre eigene Welt aus Comics und Serien zurückzuziehen und den anderen Bewohnern – unter anderem ihrer Cousine Bettina aus dem Nachbarort – abweisend gegenüber zu treten. Auch innerhalb der Kernfamilie gibt es trotz starken Zusammenhalts einige Probleme: Kaschas ältere Schwester Zippi will mit ihrem Freund heimlich durchbrennen, Kaschas Großvater wird nicht mehr lange leben und stets hängt über allem der ungeklärte Mord, dem einige Familienmitglieder vor Jahren zum Opfer gefallen sind. Doch dann bricht einer der schlimmsten Schneestürme der siebziger Jahre aus. Wie viel Chaos der Schnee auch anrichtet, er hat auch etwas Gutes: Er begräbt die Vorurteile unter sich und macht für einige Zeit alle gleich, nämlich zu Menschen, die einander brauchen.
Anne C. Voorhoeve, geboren 1963, studierte Politikwissenschaft, Amerikanistik und Alte Geschichte. Ihr erstes Jugendbuch „Lilly unter den Linden“ erschien 2004, seither hat sie mit ihren preisgekrönten Romanen, u.a. „Liverpool Street“, „Einundzwanzigster Juli“ und „Nanking Road“ jüngste Geschichte für ihre Leser erlebbar gemacht. Sie lebt in Berlin.
Di 21.02. | 10.30 Uhr
Moderation: Falk Ruckes (Freier Journalist)
€ 2 – Geschlossene Veranstaltung für Schulklassen – Infos unter: 0611 – 31 57 46 Veranstalter: Literaturhaus und Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland e.V.
Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden

Teresa Präauer liest aus ihrem Roman „Oh Schimmi“ Mi 22.02. | 19.30 Uhr
„Oh Schimmi“ ist Teresa Präauers Buch zum enthusiastisch gefeierten Text beim Bachmannwettbewerb 2015. Es ist sowohl Liebesreigen als auch Taugenichtsgeschichte – gemacht aus den Elementen, Bildern und Codes des 21. Jahrhunderts. Ein extrem komisches Buch, das unbedingt laut gelesen werden sollte, weil hier Sprache performt und zeigt, dass Anbaggern oder Aufreißen noch immer eine sportliche Disziplin ist.
Jimmy – genannt Schimmi – heißt der etwas sonderbare Teenager, den Präauer zum Helden ihres Romans macht. Er lebt mit seiner Mutter in einem Hochhauskomplex an der Autobahn und gibt sein Geld für TV-Sexhotlinenummern aus. Meist ernährt er sich von Marshmallows und schmachtet mit einem Fernrohr eine Frau namens Ninni an. Doch was so kalauernd daherkommt, verbirgt auch eine tragische Geschichte, denn Schimmis Vater, seines Zeichens Rodeoreiter, verließ einst die Familie mit nichts als einem paradoxen Abschiedsbrief zur Erklärung. Ob das der Grund ist, warum sich Schimmi in seinem Leben so zum Affen macht, bleibt allerdings dahingestellt und muss auch gar nicht beantwortet werden in diesem assoziativen und einfallsreichen Sprachfeuerwerk.
Teresa Präauer, geboren 1979, ist Autorin und bildende Künstlerin und lebt in Wien. Sie studierte Malerei und Germanistik in Salzburg, Berlin und Wien. Ihr Roman „Für den Herrscher aus Übersee“ wurde zur Frankfurter Buchmesse 2012 mit dem aspekte-Literaturpreis für das beste deutschsprachige Prosadebüt ausgezeichnet. Im Herbst 2014 erschien der Künstlerroman „Johnny und Jean“, ausgezeichnet mit dem Droste-Literaturförderpreis und dem Förderpreis zum Hölderlinpreis 2015 und nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2015. Teresa Präauer schreibt regelmäßig für Zeitungen und Magazine zu Theater, Kunst, Literatur, Mode und Pop.
Mi 22.02. | 19.30 Uhr
Autorenlesung
Moderation: Shirin Sojitrawalla (DLF und taz)
€ 8 / 7 zzgl. VVG. Kartenvorverkauf: Tourist Information Wiesbaden, Marktplatz 1, Tel.: 06 11 – 17 29 930; TicketBox in der Wiesbadener Galeria Kaufhof, Kirchgasse 28, Tel.: 06 11 – 30 48 08 oder online unter www.wiesbaden.de/literaturhaus; Abendkasse: € 12 / 11
Veranstalter und Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden