Nora Gomringer, eine der prägendsten Dichterinnen der jungen Generation, wird 44. Trägerin der Carl-Zuckmayer-Medaille. Ministerpräsidentin Malu Dreyer verleiht ihr die bundesweit beachtete Auszeichnung für ihre Verdienste um die deutsche Sprache am 18. Januar 2021 im Mainzer Staatstheater. „Die vielseitig begabte Künstlerin ist eine der großen Sprachartistinnen unserer Zeit. Phantasievoll, kreativ und sich immer wieder neu entdeckend, hat sie die Literaturszene der Gegenwart beeinflusst. In ihren Gedichten und Essays, im Poetry-Slam wie im lyrischen Experiment ist ihre unverwechselbare Stimme zu hören, die von großartigem Sprachvermögen zeugt“, begründete die Ministerpräsidentin ihre Entscheidung, die sie aufgrund von Vorschlägen einer Fachkommission getroffen hat.
Carl Zuckmayer hätte es gefallen, wie Nora Gomringer mühelos zwischen Tiefgang und Komik wechsle. In ihrem letzten Lyrik-Band „Gottesanbieterin“ veröffentlichte Nora Gomringer sogar ein Gedicht über Zuckmayer. „Vor einigen Jahren hatte sie gemeinsam mit ihrem Vater Prof. Eugen Gomringer eine Professur an der Universität Koblenz-Landau inne. Ich freue mich sehr darauf, wenn sie als Preisträgerin nach Rheinland-Pfalz zurückkehrt“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
Nora Gomringer, geboren 1980, hat die deutsche und schweizerische Staatsbürgerschaft. Sie lebt in Bamberg und leitet dort das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia. Als freie Schriftstellerin hat sie bereits eine Vielzahl von Lyrikbänden und zwei Essaybände veröffentlicht.
Nora Gomringer arbeitet in unterschiedlichen künstlerisch-literarischen Disziplinen. Nach vielen Jahren in der Poetry-Slam-Szene liegt ein Hauptaugenmerk von ihr auf Musik-Wort-Programmen.
Die Carl-Zuckmayer-Medaille wird vom Land Rheinland-Pfalz seit 1979 jährlich am 18. Januar, dem Todestag Carl Zuckmayers, an Persönlichkeiten vergeben, die sich um die deutsche Sprache in besonderer Weise verdient gemacht haben. Der Preisträger erhält eine vom Künstler Otto Kallenbach geschaffene Medaille sowie ein 30-Liter-Fass Nackenheimer Wein, dem Lieblingswein Carl Zuckmayers.
Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille sind:
Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012), Doris Dörrie (2013), Dieter Kühn (2014), Bruno Ganz (2015), Sven Regener (2016), Joachim Meyerhoff (2017), Yoko Tawada (2018), Robert Menasse (2019), Maren Kroymann (2020)
Witzig, pointiert und feministisch – Ministerpräsidentin Malu Dreyer würdigt künstlerisches Schaffen von Maren Kroymann
Für ihre Verdienste um die deutsche Sprache hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer die deutsche Schauspielerin, Kabarettistin und Sängerin Maren Kroymann mit der Carl-Zuckmayer-Medaille ausgezeichnet. Bei der Feierstunde im Mainzer Staatstheater würdigte die Ministerpräsidentin die Künstlerin und ihr Werk: „Maren Kroymann steht seit fast 40 Jahren auf der Bühne und jongliert in einer scheinbar großen Leichtigkeit mit der deutschen Sprache so, dass wir manchmal erst lachen und dann verstehen, dass es vielleicht auch zum Weinen wäre. In ihren Texten hat sie eine ganz eigene Sprache für sich gefunden. Elegant und sprachbewusst, ganz leise, aber gestochen präzise sind ihre Pointen“, so die Ministerpräsidentin.
Rund 750 Gäste aus Politik, Medien, Wirtschaft und Kultur sowie 120 Schülerinnen und Schüler aus Mainzer Schulen waren zur diesjährigen Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille ins Mainzer Staatstheater gekommen. Unter ihnen konnte die Ministerpräsidentin auch die früheren Preisträger Edgar Reitz und Robert Menasse begrüßen. Sie dankte der Laudatorin Cordula Stratmann, die, wie Maren Kroymann selbst, eine Vorreiterin als Frau im Bereich Kabarett und Comedy ist.
„Seit fast 40 Jahren ist unsere Preisträgerin das weibliche Gesicht des deutschen politischen Kabaretts. Als erste Frau im Fernsehen hatte sie mit ‚Nachtschwester Kroymann‘ bis 1997 ein eigenes Comedy TV-Format, das witzig, frech, kühn und intelligent war. Durch ihr Vorbild und auch ihr Engagement bei pro Quote für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Medienbranche hat sie vielen starken jungen Kabarettistinnen und Comedians den Weg auf die Bühne geebnet“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Maren Kroymann parodiere nicht nur, sondern sie beziehe in ihren Formaten wie im echten Leben Stellung zu wichtigen gesellschaftlichen Fragen, so die Ministerpräsidentin. Ihren Ruhm und die öffentliche Sichtbarkeit nutze sie, um sich für die Rechte homosexueller Menschen einzusetzen. „Ihre klare Haltung und ihre Bereitschaft, sich mit Nachdruck für Ideale einzusetzen, verbindet Maren Kroymann und den Namensträger des Preises“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Carl Zuckmayer habe sich durch seinen kritischen Geist ausgezeichnet, der den Opportunismus seiner Zeit feinzüngig und scharf karikierte. „Ihm war die Heuchelei und Manipulierbarkeit seiner Zeitgenossen zuwider. Weil er für das Nazi-Regime unbequem war, musste er aus Deutschland fliehen“, so die Ministerpräsidentin. Mehr denn je müsse heute deutlich gemacht werden, dass eine freie, kritische und künstlerische Meinungsäußerung ein hohes Gut sei, das gelebt und beschützt werden müsse. Auch dies sei ein Anliegen des Carl-Zuckmayer-Preises, einer der bedeutendsten kulturellen Auszeichnungen des Landes Rheinland-Pfalz.
„Als Künstlerin ist sie in vielen Bereichen Vorreiterin, nicht nur als erste Kabarettistin mit einer eigenen Sendung und eine der wenigen Schauspielerinnen jenseits der 50, die nicht vom Bildschirm verschwindet, sondern neue Sendeplätze bekommt. In den letzten Jahren hat ihre Karriere unglaublich rasant Fahrt aufgenommen und sie wird, so kann man es schon sagen, am laufenden Band mit den wichtigsten Kunstpreisen geehrt, die es in der Branche gibt“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Ihre Sprache sei scharf wie ein Skalpell und es gelinge ihr, die sprachlichen Strategien derer zu durchschauen, die Diskurse von Ungleichheit und Spaltung verfestigen, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer weiter. „Sie deckt dadurch gesellschaftliche Widersprüche, Ungerechtigkeiten und Heuchelei auf.“ Als ein gelungenes Beispiel nannte sie ein Stück ihres aktuellen Formats, in dem eine Frau und ein Rollstuhlfahrer um einen Vorstandsposten konkurrieren. „Klarer „Gleichstand – zwei Kandidaten mit Behinderung“ sage der Chef in der Satire, im wahren Leben mag das so manche Frau schon genau so empfunden haben“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
Für die Preisträgerin bzw. den Preisträger gibt es traditionell eine Medaille aus Bronze, die von dem Künstler Otto Kallenbach gestaltet wurde.
Zur Auszeichnung gehört außerdem ein Fass des von Zuckmayer geschätzten Nackenheimer Riesling-Weines. Die Verleihung findet jährlich am Todestag des großen rheinhessischen Dramatikers statt.
Die Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille seit 1979 sind:
Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012), Doris Dörrie (2013), Dieter Kühn (2014) und Bruno Ganz (2015), Sven Regener (2016), Joachim Meyerhoff (2017), Dr. Yoko Tawada (2018), Robert Menasse (2019)
Der Jury unter Leitung von Staatsminister Prof. Dr. Konrad Wolf gehörten an:
Dr. Robert Menasse (Preisträger 2019), Professor Dr. Lothar Bluhm (Universität Koblenz-Landau), Monika Böss (stellvertretende Landesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftsteller), Silke Müller (Buchhändlerin), Petra Gerster (Moderatorin und Autorin), Professorin Dr. Dagmar von Hoff (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz), Günter Beck (Präsident der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft Mainz e.V.), Melanie Mohr (Staatskanzlei), Markus Müller (Intendant des Staatstheaters Mainz), Petra Plättner (Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz), Professorin Dr. Andrea Geier (Universität Trier), Denis Scheck (Literaturkritiker), Susanne Schmaltz (Journalistin) und Dr. Joachim Unseld (Verleger, Frankfurter Verlagsanstalt).
Es war wohl die spektakulärste Preisverleihung seit es den Carl-Zuckmayer-Preis gibt: Denn bis zuletzt war es gar nicht sicher, ob der österreichische Schriftsteller Robert Menasse, der wegen falscher Zitate mit Recht in die öffentliche Kritik geraten war, seinen Preis tatsächlich erhalten würde. Angegriffen wurde der Autor, weil er in seinem in Brüssel spielenden Roman „Die Hauptstadt“ und offenbar auch in Interviews dem verstorbenen Politiker und ersten Präsidenten der Europäischen Kommission Walter Hallstein frei erfundene Zitate in den Mund gelegt hatte, um noch stärker für ein vereintes Europa zu werben.
Für Ministerpräsidentin Malu Dreyer war es deswegen eine schwierige Entscheidung. Erst nach ausführlicher Beratung mit der Vergabe-Kommission unter Leitung von Staatsminister Prof. Dr. Konrad Wolf und aufgrund der glaubhaften Entschuldigung von Robert Menasse, habe man sich für die Beibehaltung der geplanten Preisverleihung entschieden.
So konnte dann doch noch Ministerpräsidentin Malu Dreyer termingerecht am 18.1.2019 die Carl-Zuckmayer-Medaille 2019 während einer Feierstunde an Robert Menasse für seine Verdienste um die deutsche Sprache überreichen. Zunächst sprach die Ministerpräsidenten die gegenwärtige Debatte um Menasses Fake-Zitate an: „Der heutige Preisträger hat unmissverständlich erklärt, dass es ein Fehler war, in öffentlichen Äußerungen und nicht-fiktionalen Texten einer historischen Person Zitate zuzuschreiben, die diese wörtlich so nicht gesagt hat. Robert Menasse hat eingeräumt, nicht zwischen der künstlerischen Freiheit im Roman und den Spielregeln des politischen Diskurses unterschieden zu haben. Das haben Historiker und Journalisten zu Recht kritisiert. Und dafür hat er sich entschuldigt. Wenn jemand bereit ist, einen Fehler einzusehen und diesen auch einzugestehen, so bin ich bereit, das anzuerkennen“, so die Ministerpräsidentin. Argumente, um die in der öffentlichen Arena gerungen werde, müssten selbstverständlich dem Anspruch von Überprüfbarkeit und Wahrhaftigkeit standhalten. „Selbstverständlich sei es für das Gelingen einer demokratischen Debatte unerlässlich, Gewissheiten von Annahmen und Fakten von Meinungen zu trennen, so die Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Aber auch umgekehrt gelte: „Wer einen Roman über die Gegenwart als ein politisches Enthüllungsbuch liest, schlägt die Einladung der Literatur aus, sich auf ein ‚So könnte es sein‘ oder ‚So könnte es gewesen sein‘ einzulassen. Und natürlich ist jedem Versuch zu widersprechen, der darauf zielt, die künstlerische Freiheit einzuschränken, weil die Romanwelt der eigenen Position entgegensteht. Ich würde mir wünschen, dass wir nach dem heutigen Abend wieder den Blick frei bekommen dafür, dass Robert Menasse uns wachrütteln will, in den gegenwärtigen Entwicklungen kein unabänderliches Schicksal zu sehen“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
Robert Menasse sei ein Meister der Sprache, einer, der mit einem ganz eigenen Ton die Gegenwart erzähle und reflektiere. Er schaue genau hin, benenne und spitze zu, pointiert und provoziert. An Hegel, Marx, Lukácz und Adorno dialektisch geschult, durchleuchte er in seinen rund dreißig Büchern mit Scharfsinn und Witz die Zustände und Abgründe menschlicher Verhältnisse und Seelen. Menasses Sprache sei poetisch verknappt, lakonisch, manchmal beißend ironisch – aber ohne dabei die Grenze zum Zynismus zu überschreiten. Denn Robert Menasse sei einer, dem die Welt nicht gleichgültig sei, der sich nicht verächtlich abwende, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer in ihrer Rede. Der Roman „Die Hauptstadt“ sei eine Liebeserklärung an Europa: ein elegant geschriebener, zum Teil scharf satirischer und pointiert reflektierender Roman.
Gut 750 Gäste aus Politik, Medien, Wirtschaft und Kultur sowie 150 Schülerinnen und Schüler aus Mainzer Schulen waren zur Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille ins Mainzer Staatstheater gekommen. Unter ihnen konnte die Ministerpräsidentin auch die früheren Preisträger Dr. Yoko Tawada und Hans-Werner Kilz begrüßen.
„Luftikus“ bereut und verspricht Besserung
In seiner Dankesrede befragt Robert Menasse Carl Zuckmayer in einem Traum: „Was soll ich armes Schwein in Mainz bloß sagen?“ Der Alte bleibt ihm eine direkte Antwort schuldig. Stattdessen hört Menasse Zuckmayer aus dessen Biografie „Als wär’s ein Stück von mir“, 2. Kapitel „Austreibung“, über den Beginn der Naziherrschaft am 12. März 1938 in Wien zitieren und findet sich schließlich in dessen Nazi-Dossiersammlung „Geheimreport“ wieder und träumte, „dass Zuckmayer auch über mich eine Akte anlegte“ mit folgendem Eintrag: „Luftikus steht wegen unkorrekten Zitierens schwer in der Kritik. Aber mit welchen Methoden? Letzthin wurde er von einem Kritiker sogar als Psychopath bezeichnet, weil Luftikus dem Kritiker zufolge geschrieben haben soll, dass er am liebsten bei strömenden Regen schwimmen geht. Tatsächlich aber hatte Luftikus geschrieben: ‚Es regnet seit Tagen. Aber morgen wird es wieder sonnig und warm – ideal, um schwimmen zu gehen.‘ Wenn man nun den ersten und den dritten Satz zitiert, ganz korrekt, wörtlich, nachweisbar mit Gänsefüßchen, und wenn man den mittleren Satz weglässt, dann hat man durch korrektes Zitieren eine Fälschung produziert, dann heißt es: ‚Er regnet seit Tagen, ideal um schwimmen zu gehen‘. Allerdings muss sich Luftikus auch selbst an der Nase nehmen: Er verdreht zwar den Sinn nicht, wenn er zitiert. Er verdreht niemandem das Wort im Munde, selbst, wenn er die Worte umdreht. Er beschädigt nicht den Ruf einer realen Persönlichkeit, die er zu seiner Erfindung macht. Aber wenn er zitiert, muss er doch wörtlich zitieren. Sinngemäß allein ist kein Zitat. Es darf nicht sein, dass ihn noch einmal der Pegasus, dieses alte Ross, gar so leicht durchgeht. Er hat es mir versprochen, und deshalb will ich ihn nun in die Kategorie ‚Guter Dichter, jetzt mit noch besserer Rezeptur‘ einreihen.“
Für den Preisträger gab es, wie traditionell üblich, eine Medaille aus Bronze, die von dem Künstler Otto Kallenbach gestaltet wurde. Zur Auszeichnung gehört außerdem ein Fass des von Zuckmayer geschätzten Nackenheimer Weines. Die Verleihung fand, wie jedes Jahr, am Todestag des großen rheinhessischen Dramatikers statt.
(Diether v. Goddenthow/ Rhein-Main.Eurokunst)
Die Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille seit 1979 sind:
Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012), Doris Dörrie (2013), Dieter Kühn (2014) und Bruno Ganz (2015), Sven Regener (2016), Joachim Meyerhoff (2017), Dr. Yoko Tawada (2018)
Der Kommission unter Leitung von Staatsminister Prof. Dr. Konrad Wolf gehörten an:
Dr. Yoko Tawada (Preisträgerin 2018), Professor Dr. Lothar Bluhm (Universität Koblenz-Landau), Monika Böss (stellvertretende Landesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftsteller), Eberhard Duchstein (Buchhändler), Petra Gerster (Moderatorin und Autorin), Professorin Dr. Dagmar von Hoff (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz), Reinhard Dietzen ( Carl-Zuckmayer-Gesellschaft Mainz e.V.), Melanie Mohr (Staatskanzlei), Markus Müller (Intendant des Staatstheaters Mainz), Petra Plättner (Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz), Professor Dr. Ulrich Port (Universität Trier), Denis Scheck (Literaturkritiker), Susanne Schmaltz (Journalistin) und Dr. Joachim Unseld (Verleger, Frankfurter Verlagsanstalt).
Für ihre Verdienste um die deutsche Sprache hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer die deutsch-japanische Schriftstellerin Yoko Tawada mit der Carl-Zuckmayer-Medaille ausgezeichnet. „Die neue Preisträgerin ist eine wahre Sprachkünstlerin, deren Erzählungen, Gedichte, Romane und Theaterstücke ein besonderer Lesegenuss sind. Ihr wunderbares Spiel mit Schrift- und Sprachbildern zeugt von einer großen Leidenschaft und einem besonderen Talent“, sagte die Ministerpräsidentin bei der Verleihung im Mainzer Staatstheater.
Yoko Tawada überschreite sprachliche Grenzen und mache deutlich, was Sprache für Fremdheit und Identität bedeutet. Auch ihre Abhandlungen über sprachtheoretische Fragen hätten eine höchst literarische Qualität. „Yoko Tawadas Werk lässt sich aber nicht auf ihre bi-kulturelle Erfahrung reduzieren. Sie bewegt sich vielmehr global in Sprachwelten und verbindet verschiedene kulturelle Einflüsse zu einem weltgewandten, poetischen Produkt“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
Carl Zuckmayer und die Preisträgerin verbinden ihre klare Haltung zum tagespolitischen Geschehen und ihre Bereitschaft, sich für Ideale einzusetzen. In Japan engagierte sich Tawada seit Jahren gegen Atomkraft und jede Form von Krieg und gewaltsamer Auseinandersetzung.
„In ihren Texten schafft sie es, durch höfliche Zurückhaltung Kritik messerscharf zu platzieren. Auch Carl Zuckmayer war ein Aufmüpfiger seiner Zeit, der in seinen Dramen meisterlich persiflierte“, sagte die Ministerpräsidentin.
Die in Tokyo geborene Preisträgerin kam 1982 nach einem Studium der Russischen Literatur nach Deutschland. In Hamburg studierte sie Literaturwissenschaft und promovierte in Zürich bei Sigrid Weigel, die ihren weiteren Werdegang begleitet hat. Die Professorin hielt bei der Verleihung die Laudatio und gab dabei einen sehr fundierten, aber auch persönlichen Einblick in das Leben und Werk von Yoko Tawada. Die Autorin schreibt in Deutsch und Japanisch und wurde für ihr Werk bereits vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2016 mit dem Kleist-Preis. Seit 2012 ist Yoko Tawada Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz.
Rund 750 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur, aber auch Schülerinnen und Schüler aus Mainzer Schulen waren zur diesjährigen Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille ins Mainzer Staatstheater gekommen. Für den Preisträger bzw. die Preisträgerin gibt es traditionell eine Medaille aus Bronze, die von dem Künstler Otto Kallenbach gestaltet wurde. Zur Auszeichnung gehört außerdem ein Fass des von Zuckmayer geschätzten Nackenheimer Weines. Die Verleihung findet immer am Todestag des großen rheinhessischen Dramatikers statt.
Eröffnete wurde der Festakt tänzerisch von Zachary Chant mit der Anfangsszene aus der tanzmainz-Produktion „Fall Seven Times“ von Guy Nader und Maria Campos. Vorlage für die Tanzakrobatik mit dem Titel „Eine ewige Baustelle“ ist ein Auszug aus Yoko Tawadas Werk „Ein ungeladener Gast“ .
Das folgende filmische Porträt „Eine Begegnung mit Yoko Tawada“ von Kulturredakteur Alexander Wasner zeigte ein wenig über Leben, Arbeit, Intentionen und Werk der Autorin. Die Schauspielerin Andrea Quierbach vom Staatstheater Mainz las einen Auszug aus Yoko Tawadas Werk „Das Fremde aus der Dose“.
Im Anschluss an Preisverleihung und Laudatio dankte Yoko Tawada und Jazzpianistin Aki Takase mit einer faszinierenden Performance, die in die wunderbare Wortakrobatik der deutsch-japanischen Schriftstellerin einführte.
Die Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille seit 1979 sind:
Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012), Doris Dörrie (2013), Dieter Kühn (2014) und Bruno Ganz (2015), Sven Regener (2016), Joachim Meyerhoff (2017).
Der Kommission unter Leitung von Staatsminister Prof. Dr. Konrad Wolf gehörten an:
Joachim Meyerhoff (Preisträger 2017), Professor Dr. Lothar Bluhm (Universität Koblenz-Landau), Monika Böss (stellvertretende Landesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftsteller), Eberhard Duchstein (Buchhändler), Petra Gerster (Moderatorin und Autorin), Professorin Dr. Dagmar von Hoff (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz), Peter Krawietz (Präsident der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft Mainz e.V.), Melanie Mohr (Staatskanzlei), Markus Müller (Intendant des Staatstheaters Mainz), Petra Plättner (Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz), Professor Dr. Ulrich Port (Universität Trier), Denis Scheck (Literaturkritiker), Susanne Schmaltz (Journalistin) und Dr. Joachim Unseld (Verleger, Frankfurter Verlagsanstalt).
Zum Abschluss der Reformationsfeierlichkeiten „500 Jahre Reformation“ gab es in Mainz vor dem Theaterplatz von 11.30 bis 14.30 Uhr eine große Luther-Tafel. Bei Kürbissuppe, Fleischwurst (gesponsert von der prämierten Metzgerei Riechardt), Luther-Bier und Katharina-von-Bora-Wein wurde bei herrlichem Herbstwetter gemeinsam an großen langen Tischen geschmaust, getrunken und geklönt. Es gab Spiele und Maltische mit Anleitung für Kinder, eine Thesentafel „Wie stellst Du Dir Deine Kirche vor?“.
Ein weiteres Highlight war den Luther-Motivwagen vom diesjährigen Mainzer Rosenmontagszug. Hierauf: Martin-Luther-Skulptur, Lutherbibel und Kandelaber in Übergröße und der Evangelische Posaunen-Chor.
Die Stimmung war bestens, selbst dann noch, als doch ein wenig zu früh der Proviant zur Neige ging. Die Veranstalter hatten zwar mit viel Zuspruch gerechnet, nicht aber mit der doppelten Anzahl von Leuten. „Glaube geht halt auch durch den Magen!?“.
Selbst Carl Zuckmayer wäre wohl entzückt gewesen über den bewegten Abend der Auszeichnung des Schauspielers und Autors Joachim Meyerhoff durch Ministerpräsidentin Malu Dreyer am 18. Januar 2017 im Mainzer Staatstheater mit der Carl-Zuckmayer-Medaille, bestehend aus Bronze-Medaille, Urkunde und 30 Liter Wein aus Nackenheim, dem Geburtsort Zuckmayers.
Malu Dreyer würdigte den diesjährigen Preisträger als „einen der begabtesten Schauspieler unserer Zeit“, der ein wunderbarer Erzähler sei und mit seinen autobiographischen Romanen sein Publikum begeistere. Meyerhoff sei ein Fantasiebündel, ein Querdenker und habe einen Überschuss von Energie, was sehr intensiv, manchmal anstrengend, aber immer toll sei, so die Ministerpräsidentin, die aber auch einen Schlenker in Meyerhoffs Vergangenheit machte, als sie auf eines von Meyerhoffs Hauptschreibmotive, nämlich seinen Verlust von geliebten Menschen, abhob: „Dass das Leben von einen Tag auf den anderen anders aussehen kann, erfährt Joachim Meyerhoff als 17jähriger. Er hält sich bei seiner Gastfamilie in Wyoming auf, als ihn die Nachricht erreicht, dass sein mittlerer Bruder bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt ist. Später stirbt der geliebte Vater an Krebs, und in kurzer Folge sterben dann auch seine innig geliebten Großeltern, der Philosophie-Professor Herrmann Krings und seine Frau Inge“. Sie war Schauspielerin. Diese und weitere Verlusterlebnisse waren mit ein Antrieb für Joachim Meyerhoff, seine Stücke „Alle Toten fliegen hoch“ in einer inzwischen bald vierbändigen Reihe niederzuschreiben. Alle bisher im Kiepenheuer und Witsch Verlag erschienenen Werke „Alle Toten fliegen hoch“, 2011, „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“, Teil 2, 2013 und „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“, Teil 3 2015, sind Bestseller.
Wie Zuckmayer habe auch Meyerhoff eine Art des Erzählens gefunden, die uns mit viel Witz und Ironie zum Lachen und zum Nachdenken zugleich bringe und die von Menschenliebe getragen sei, ohne sentimental zu werden, begründete die Ministerpräsidentin ihre Entscheidung für den Preisträger, die sie aufgrund von Vorschlägen einer hochkarätigen Fachkommission getroffen hat. Mit der Carl Zuckmayer Medaille werden Verdienste um die deutsche Sprache geehrt. Sie ist die höchste kulturelle Auszeichnung der Ministerpräsidentin und wird in Erinnerung an den großen rheinhessischen Schriftsteller und Dramatiker Carl Zuckmayer verliehen.
Beim Lesen habe man manchmal das Gefühl, „jetzt müsstest du eigentlich wegschauen, um der Scham zu entkommen, um den anderen nicht zu nahe zu treten, das hätte schiefgehen können“, so die Ministerpräsidentin. Doch Joachim Meyerhoff sei es gelungen, und darin zeige sich seine literarische Meisterschaft, „die Figuren vor der Lächerlichkeit zu bewahren, weil am Ende die Menschen, die er beschreibt, nicht nur von ihrer Eigenart, sondern auch von ihrer Liebenswürdigkeit ganz deutlich werden“, so die Ministerpräsidentin. Joachim Meyerhoff gehe es in seinen Darbietungen und Werken um die Wertschätzung jedes und jeder Einzelnen in ihrer Individualität. „Keine Schubladen nach Herkunft, nach Rolle, nach Geschlecht, nach Status, die jemandem einen Platz in der gesellschaftlichen Ordnung zuweisen. Das beeindruckt mich zutiefst“, sagte die Ministerpräsidentin. „Meyerhoffs Spiel und seine Romane sind für mich das Plädoyer, die Freiheitsräume für Verwandlungen zu bewahren. Damit jeder und jede eine Chance hat, sich zu entfalten.“ Seine mit so viel Herz und Witz erzählten Geschichten machten Lust auf mehr, „eigentlich machen sie geradezu süchtig. Wir erwarten also sehnsüchtig auf die Fortsetzung auf der Bühne und im Buch“, schloss die Ministerpräsidentin.
Szene aus „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“
Aus „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ spielten Mitglieder des Schauspielensembles des Staatstheater Mainz brillant kroteske Szenen eines ersten Tages in der Münchener Falckenberg-Schauspielschule mit der Aufgabe, eine beliebige Textstelle aus Fontanes „Effi Briest“ in Rollen von Eule, Affe, Elefant und Nilpferd zum Besten zu geben. Der Saal brüllte vor Lachen.
„Betrachtungen eines Freundes“ von Dr. Johannes Janssen
Gleichsam emotional berührt war das Publikum nachfolgend von Dr. Johannes Janssens Laudatio auf seinen engen Freund seit Kindertagen Joki, die, wie schon der Titel „Die Betrachtungen eines Freundes“ signalisierte, als sehr persönliche Retrospektive über eine übliche Lobrede weit hinausreichte. Den Verlust von geliebten Menschen ist eine Erfahrung, die Meyerhoff schon sehr früh und immer wieder machen musste. Durch diese Zeit begleitet hatte ihn Janssen, mittlerweile Kunsthistoriker und Leiter des Bad Homburger Museums Sinclair-Haus. Dieser hatte schon früh erkannt, welche Talente in dem großgewachsenen und immer irgendwie unruhigen Joachim Meyerhoff schlummern. Janssen ist sicher, dass die Lebenslücken einen großen Anteil an seiner künstlerichen Entwicklung haben, sagt er in seiner Laudatio: „Damals hat mich schon beeindruckt, dass diese Lücke nicht nur entsetzlich war und ein Ohnmachtszustand, sondern, dass du sehr früh begriffen hast, dass du konstruktiv, kreativ und vital auf diese Lücke reagieren kannst“, und dass diese Lücke auch neue Freiräume eröffnet hätte, fügte er hinzu. Er habe begriffen, „dass alles was du tust, damit zu tun hat, dass Du dich weigerst, dass Erinnerung klein wird, dass Du dich weigerst, dass das im Leben irgendwo verschwindet, dass die ganze Arbeit darauf hingerichtet ist, dass die Sachen groß bleiben, dass man sie behauptet, dass man souverän mit ihnen umgeht“, sagte Janssen, der vor allem über Meyerhoffs großes Talent, insbesondere zu konzentriertem Arbeiten und temporärem Expertentum, und über seinen unbändigen Drang nach Freiheit, um sich immer wieder neue Räume zu erobern, bewundernd erstaunt war. Da Meyerhoff eine erste kleine Rolle in Kassel als „Razman“ in Schillers Räuber zu „limitiert“ erschien, habe er diese durch eine lebende Ratte auf der Schulter dramaturgisch zum „Ratsman“ aufwertend zu erweitern versucht. Das sei beim Regisseur gar nicht gut angekommen. Schließlich habe sich der in der gemeinsamen WG in einer Duschwanne untergebrachte Nager nach und nach durch zwei als Behausung gedachte Hemingway-Schuber gefressen.
Janssen gelangt es immer wieder mit tiefgründigem Witz seine „Liebeserklärung“ an seinen Freund zu pointieren, dessen Wahrhaftigkeit er abschließend ganz besonders hervorhob.
„Der Fish, der vile Freinde hatte“ statt einer Dankesrede
Der so humoristisch, bisweilen seelisch entblößte, geehrte Joachim Meyerhoff rächte sich daraufhin für die Freundes-Worte und für die Preisverleihung als Dank mit der Lesung seines literarischen Erstlings: „Der Fish, der vile Freinde hatte“.
Projiziert auf Bühnen-Großleinwand, konnten die über 800 geladenen Gäste im aufgeschlagenen linierten Schulheft des achtjährigen Joachim Meyerhoff visuell der mit voller selbstironischer Hingabe vorgetragenen frühdichterischen Lesung folgen. Auf 10 Seiten hatte Meyerhoff einst in krakeligem Deutsch nach Gehör seine Geschichte von Tom verfasst, einem Jungen seines Alters, der sich einen „Goldvish“ wünschte, und als stolzer Besitzer eines Akwariums unfreiwillig zum „Goldfish“-Züchter avancierte. Das Publikum bog sich vor Lachen.
Hätte man seinen Lehrern damals erzählt, so Meyerhoff, dass er eines Tages für die Verdienste um die deutsche Sprache ausgezeichnet würde, hätte dies wohl niemand glauben wollen. Wo die Lust hergekommen sei, überhaupt irgendwann etwas zu schreiben, könne tatsächlich auch mit diesen Verlusten zu tun haben, wenn man Menschen verliere, die man so liebt – und irgendwann Antworten suche und brauche, vermutet der Preisträger.
(Diether v. Goddenthow – Rhein-Main.Erokunst)
Übrigens: Das filmische Porträt des Preisträgers von Kulturredakteur Alexander Wasner und weitere Begegnungen rund um die Carl-Zuckmeyer-Medaille sind am Samstag, 21. Januar 2017, 18.45 h, in der SWR-Sendung „landart“ zu sehen.
Wunderbar unterhaltsam, kurzweilig und mit Brechtbezug entführte das Theater RambaZamba die Zuschauer im vollbesetzten kleinen Haus des Mainzer Staatstheaters am 22. September 2016 bei der Premiere von „Der gute Menschen von Downtown“ die Zuschauer in andere Welten. Hauptakteure waren Menschen mit Downsyndrom, die hier gemeinsam mit Profi-Schauspielern, unter ihnen Eva Mattes, eine zweistündige Meisterleistung an Schauspiel- und Tanzkunst, Konzentration und Authentizität vorführten, die ihresgleichen sucht.
So großartig fantasievoll dargeboten, ginge die Handlungs-Inszenierung auch als außergewöhnliche Theater-Performance durch, nur mit dem vorteilhaften Unterschied, dass die Ramba-Zamba-Performance mich gepackt, fasziniert und innerlich mit neuen Impulsen erfüllt hat. Ich gebe zu: Ich bin kein Performance-Typ, insbesondere wenn es um „Da da“ geht, weil es mir in der Regel zu verkopft, zu abgehoben, zu inhaltsleer und ideenverlegen zugeht. Ganz anders gestern Abend mit der RamaZamba-Truppe:. „Der gute Mensch von Downtown“, angelehnt an Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“, war bei allen von Anfang bis zum Schluss aussagestark, symbolisch ausgefeilt, inhaltlich ergiebig aufgebaut, assoziationsstark und dramaturgisch sowie bühnenbildnerisch mit nur einem Bühnenbild, und all die verschiedenen Schauspieler-Talente integrierend, genial inszeniert. In allen Szenen faszinierte das Spiel und war als eigener und dem Publikum vorgehaltener Spiegel menschlicher Existenzweise in jeder Hinsicht entwaffnend.
Worum ging es? Es ging um nichts Geringeres, als um die Frage aller Fragen, nämlich, ob die Menschheit noch zu retten sei? Und wie schon der Programmtext ausführt, sind „Gott und Luzifer sich einig: Das wird nichts mehr, eine neue Sintflut muss her. Zwei Erzengel aber wollen drei „gute“ Menschen finden als Beweis, dass nicht alle verdorben sind. Auf der Erde allerdings, in Downtown, hat niemand etwas für die Engel inkognito übrig – alle sind mit ihrem Überlebenskampf beschäftigt. Nur drei junge Frauen mit Downsyndrom (Juliana Götze, Zora Schemm, Nele Winkler) erweisen ihnen Gastfreundschaft. Zum Dank schenken die Engel ihnen ein Teehaus. Aber es dauert nicht lange, bis die „guten“ Schwestern zu kaltherzigen Brüdern werden und sich selbst zu Hilfe kommen müssen.
Frei nach Bertolt Brechts Der gute Mensch von Sezuan inszeniert Gisela Höhne mit der Bühnenlegende und Tatort-Kommissarin Eva Mattes einen Abend, der wichtige Fragen stellt: Warum ist es so schwer, den Bedürftigen die Tür zu öffnen? Was ist Mitleid wert? Zählt das Gutsein überhaupt, wenn es eine Art Geburtsfehler ist? Ist ein gerechtes Leben in einer ungerechten Gesellschaft möglich?“
Die Moral von der Geschicht': „Den“ durch und durch „guten“ Menschen gibt es selbst in „Downtown“ nicht. Und was lernen wir daraus? Richtig! Auch Menschen mit Downsyndrom sind keine „Heiligen“. Sie haben wie jeder Mensch Wünsche und Begierden und sind vor Verlockungen genauso wenig gefeit. Und dies zu erkennen, ist meines Erachtens auch gut so, weil jedes Vorurteil, welches wir einreißen, uns alle einander näherbringt. „Der gute Mensch von Downtown“ hat dies auf eine sehr kreative, erheiternde Art ermöglicht und einige Vorurteile, wenigstens für Stunden, weggewischt.
Im Anschluss der Vorführung eröffneten Prof. Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz, Markus Müller, Intendant des Mainzer Staatstheaters gemeinsam mit Barbara Jesse, Vorsitzende der Lebenshilfe, Landesverband Rheinland-Pfalz, das Theater-Festival „GrenzenlosKultur Vol. 18“.
Do 22. September – Sa 1. Oktober 2016
Ort: Staatstheater Mainz, Gutenbergplatz 7 + Tritonplatz
www.grenzenloskultur.de
Ist Dada gaga oder wer gaga ist, Dada?
Theaterfestival Grenzenlos Kultur vol. 18 lädt vom 22. September bis 1. Oktober die Dada-Enkel ins Staatstheater Mainz
Das Theaterfestival Grenzenlos Kultur feiert vom 22. September bis 1. Oktober seine 18. Ausgabe und den 100. Geburtstag der Dada-Kunst. Rund 150 Künstler mit und ohne Behinderungen kommen aus England, Mosambik, Österreich, der Schweiz, Spanien, USA, Deutschland und anderen Ländern ins Staatstheater Mainz. Die 21 Veranstaltungen gehen von Theater, Tanz, Revue, Performance, Film bis zum Symposium. Am 17. September, fünf Tage vor Festival-Beginn, gestaltet das Festivalteam wieder das beliebte inklusive Kinder-Kulturfest „Kraut & Rüben“ im Rahmen des Theaterfestes.
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Programm
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KINDERFEST BEIM THEATERFEST
Sa 17. September 11-18 Uhr – Kleines Haus, Tritonplatz, Gutenbergplatz
Kraut und Rüben
Inklusives Kinder-Kultur-Fest für Kinder ab 3.
Grenzenlos Kultur präsentiert 6 Tage vor seinem Theaterfestival und zeitgleich mit dem Theaterfest ein inklusives Kinderfest. Mit Rolliparcours, Zirkus, Workshops, Musik, Kinderkino, Lesungen, Kindertheater, und zum Schluß Randale!
Eintritt frei
Aufführungen, Lesungen und Kinderkino mit Gebärdensprachdolmetscher*in
THEATER
Do 22.September um 19.30 – Kleines Haus
18.45 Uhr Einführung / 22 Uhr Empfang zur Festivaleröffnung
Fr 23. September um 19.30 – Kleines Haus
18.45 Uhr Einführung
Theater RambaZamba (Berlin)
Der gute Mensch von Downtown
Sehr frei nach Bertolt Brecht suchen zwei Erzengel drei gute Menschen. Mit Tatort-Komissarin Eva Matthes, einer Jazzband und schlagfertigen Spielern.
Tickets: 35 – 13,50 / 17,50 – 6,75 erm.
TANZ PERFORMANCE
Fr 23. September um 19.30 Uhr – U17
Michael Turinsky (Wien)
my body, your pleasure
Der Choreograf, von Geburt an behindert, entwickelt aus seinem Bewegungsrepertoire einen subversiven Mix zwischen Ausgeliefert-Sein und Lust-Forderung. Er schickt seine Tänzer auf einen Parcour aus Ghetto- und Fashion-Ästhetik, Wackelpudding und Holzpaletten.
Tickets: 14,50 / 7,25 ermäßigt
FILM
Fr 23. September um 22 Uhr – Kleines Haus
Die Menschliebe
Zwei Männer, zwei Geschichten über Behinderung und körperliche Wünsche. Ein Plädoyer für die Erlangung der Würde durch das Erwachsenwerden.
Eintritt mit Einlasskarten frei
TAGUNG
Sa 24. September 10-18 Uhr – Glashaus
So 25. September 10-15 Uhr – Glashaus
Grenzenlos Kultur, Staatstheater Mainz und TheaterRaumMainz präsentieren
Who Cares?
Über Körperkultur, Lust, Abhängigkeiten, Fürsorge, Selbstbestimmung, Grundeinkommmen und Teilhabegesetz
Teilnahmegebühr: 60 / 30 ermäßigt
PERFORMANCE
Sa 24. + So 25. September um 19.30 Uhr – U17
Jeremy Wade (D/USA)
Together Forever
Mit dem Versprechen ewiger Liebe im Gepäck, erforschen die fünf Gastgeber mit dem Publikum soziale und politische Bedingungen für eine liebevolle Gemeinschaft.
Tickets: 14,50 / 7,25 ermäßigt
TANZ
So 25. September um 18 Uhr – Kleines Haus
17.15 Uhr Einführung
Danza Mobile (Sevilla/Spanien)
+
Yugsamas Movement Collective (International)
Where is down
Wilde Gestalten in wallenden Kleidern, bunten Perücken und dicken Brillen auf der Suche nach ihrem selbst.
Tickets: 14,50 / 7,25 ermäßigt
ZWEI TANZ-STÜCKE
Mo 26. September um 18.30 Uhr – U17
Di 27. September um 19.30 Uhr – U17
Panaibra Gabriel Canda (Maputo/Mosambik)
Metamorphoses + Time and Spaces – The Marrabenta Solos
In „Metamorphoses“ erfinden die Künstler neue Körperformen, indem sie organische Körper und anorganische Materialien miteinander verbinden.
In „Time and Spaces“ macht Canda den Körper zum Gradmesser der gesellschaftlichen Umbrüche in Mosambik. Gitarrist Jorge Domingos begleitet das Stück mit Marrabenta Musik.
Tickets: 14,50 / 7,25 ermäßigt
DADAISTISCHE REVUE / Uraufführung
Mi 28. September um 19.30 – Kleines Haus
18.45 Uhr Einführung
Theater RambaZamba (Berlin)
Dada Diven
Hommage an den Geist der ersten Dadaisten. 100 Jahre nach Gründung geben die Dada-Enkelinnen Einblick in ihr Café Voltaire.
Tickets: 14,50 / 7,25 ermäßigt
THEATER, PERFORMANCE
Mi 28. September um 21 Uhr – U17
Theater Thikwa (Berlin)
+ TamS (München)
Hindernisse auf der Fahrbahn
Ernst Herbecks dichtete in der Landesnervenklinik Gugging. Mit seiner Poesie, feinem Humor und Live-Musik entsteht ein spielerisch musikalisch-poetisches Gewebe, das sanft den Riss in den Kulissen der Welt sichtbar macht.
Tickets: 14,50 / 7,25 ermäßigt
THEATRALER WALKACT / Uraufführung
Do 29. + Fr 30. September um 18.30 Uhr – Tritonplatz
Meine Damen und Herren (Hamburg)
Eine lange Strecke ist zu weit für mich
Dada-Prozession mit Querverbindungen zu fremden Welten. Kartons verwandeln sich in Vögel, Becher werden zum Telefon. Den Soundtrack liefern die Geräusche der Stadt.
Eintritt frei
MUSIKTHEATER
Do 29. September um 19.30 Uhr – Kleines Haus
18.30 Uhr Einführung
Thom Luz (Schweiz)
When I die
Rosemary Brown (1916–2001) bekam von toten Komponisten wie Beethoven und Liszt neue Werke diktiert. Ein fröhlicher Geisterabend mit Musik über die Vergänglichkeit.
Tickets: 35 – 13,50 / 17,50 – 6,75 erm.
THEATER, PERFORMANCE
Do 29.September um 21.15 Uhr – U17
Martin Clausen und Kollegen (D)
Come Together
Absurde Alltagsgespräche in Acrylpullovern.
Tickets: 14,50 / 7,25 ermäßigt
FIGURENTHEATER / KOMÖDIE
Fr 30. September um 19.30 Uhr- U17
Sa 1. Oktober um 19.30 Uhr – U17
Hijinx Theatre (Cardiff/England)
+ Blind Summit (London)
Meet Fred
Fred will ein normales Leben. Plötzlich merkt er, dass er anders ist. Er ist nämlich eine Puppe, und hat ganz viel britischem Humor.
Tickets: 14,50 / 7,25
DADA-PUPPEN-REQUIEM (Uraufführung)
Sa 1. Oktober – Kleines Haus
Das Helmi (Berlin)
Die letzte Lockerung
Mit Insassen von Schweizer Sanatorien und Typen wie Sylvester Stallone, Siddhartha, Vincent van Gogh und der Eselfamilie Grau geht es um Geburt, Liebe, Lust, Blut, Geld. Dazu wird gekocht, gezeichnet, geboxt, gebaut und gemalt.
Tickets: 14,50 / 7,25 ermäßigt
Staatstheater Mainz, Gutenbergplatz 7, 06131/2851222, kasse@staatstheater-mainz.de
Vorverkauf: Montag bis Freitag 10 – 19 Uhr, Samstag 10 -15 Uhr
Onlinetickets: www.staatstheater-mainz.com
Abendkasse: jeweils 1 Stunde vor Veranstaltungsbeginn
Die Eintritts-Karten gelten als Fahrkarte im Verkehrsverbund Mainz-Wiesbaden und im gesamten Tarifgebiet des RNN, am Tag der Vorstellung jeweils 3 Stunden vor und nach der Veranstaltung.
Theaterfestival Grenzenlos Kultur vol. 18 lädt vom 22. September bis 1. Oktober die Dada-Enkel ins Staatstheater Mainz
Das Theaterfestival Grenzenlos Kultur feiert vom 22. September bis 1. Oktober seine 18. Ausgabe und den 100. Geburtstag der Dada-Kunst. Rund 150 Künstler mit und ohne Behinderungen kommen aus England, Mosambik, Österreich, der Schweiz, Spanien, USA, Deutschland und anderen Ländern ins Staatstheater Mainz. Die 21 Veranstaltungen gehen von Theater, Tanz, Revue, Performance, Film bis zum Symposium. Am 17. September, fünf Tage vor Festival-Beginn, gestaltet das Festivalteam wieder das beliebte inklusive Kinder-Kulturfest „Kraut & Rüben“ im Rahmen des Theaterfestes.
Veranstalter ist die Lebenshilfe Kunst und Kultur mit Festivalleiter Andreas Meder. Partner ist seit 2015 das Staatstheater Mainz. Getreu dem diesjährigen Kultursommer-Motto „Der Sommer unseres Vergnügens!“ wünscht Intendant Markus Müller dem Publikum „ein lebhaftes und aufregendes Festival“. Ministerpräsidentin Malu Dreyer freut sich „Schirmherrin sein zu dürfen!“ und schreibt: „Das Festival ‚Grenzenlos Kultur‘ öffnet unser Blickfeld, hebt sich ab von Gewohntem und Gewöhnlichem und bietet die Möglichkeit ins Gespräch zu kommen.“
Grenzenlos Kultur bringt 2016 die Dada-Enkel auf die Bühne. Als Gründungsjahr von Dada gilt 1916. Da eröffnete der Pirmasenser Hugo Ball mit Emmy Hennings das legendäre Cabaret Voltaire in Zürich.
Mit „Der gute Mensch von Downtown“ eröffnet Theater RambaZamba das Festival. Gisela Höhnes Inszenierung mit Bühnenlegende und Tatort-Kommissarin Eva Mattes steht in der Dada-Tradition, die Verrücktheit der Welt mit Verrücktheit zu kontern. Sechs Tage später geben die RambaZamba „Dada Diven“ einen lustvollen Einblick in ihr Café Voltaire.
Bühnenmagier Thom Luz, erzählt in „When I die“ von einer Dame, der tote Komponisten neue Werke diktieren. Die Puppentruppe Das Helmi huldigt in „Die letzte Lockerung“ dem anarchistischen Geist des Dada. In „Meet Fred“ vom Hijinx Theatre muss sich die Puppe Fred in einer schwankenden Welt orientieren.
Die schwankenden Texte von Ernst Herbeck verwebt Ruth Geiersberger mit Theater Thikwa zu der musikalisch-poetischen Verrichtung „Hindernisse auf der Fahrbahn“. Verschoben und verschroben wirken die Alltagsgespräche, die Martin Clausen und Kollegen in „Come Together“ musikalisch in die Komik treiben.
Zum Tanzjahr 2016 zeigt Grenzenlos Kultur fünf Stücke. Panaibra Gabriel Canda löst in „Metamorphoses“ Zuschreibungen wie „behindert“ und „nicht behindert“ auf. In den „Marrabenta Solos“ macht Canda seinen Körper zum Gradmesser gesellschaftlicher Umbrüche in seiner Heimat Mosambik. Der Österreicher Michael Turinsky choreografiert in „my body, your pleasure“ den Tänzer*innen seine Spasmen auf den Leib. Die inklusive Compagnie Danza Mobile aus Spanien fragt in bunten kraftvollen Bildern „Where is down?“. Der US-Amerikaner Jeremy Wade untersucht mit dem Publikum in „Together Forever“ die Hilfs- und Fürsorgebereitschaft.
Das Festival dankt sowohl den Förderern Aktion Mensch und Kultursommer Rheinland-Pfalz als auch den vielen Helfern und Unterstützern, ohne die das Festival nicht stattfinden könnte.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer zeichnet Sven Regener mit Carl-Zuckmayer-Medaille aus
Der Schriftsteller, Musiker und Sänger Sven Regener erhält die Carl-Zuckmayer-Medaille 2016. „Sven Regener ist ein Allroundtalent, das mit seinen deutschsprachigen Songtexten und Romanen unglaublich viele Menschen erreicht. Seine Kunst ist erfrischend kompromisslos und deutlich“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Sie wird ihm die bundesweit beachtete Auszeichnung bei einem Festakt am 18. Januar 2016, dem Todestag des großen rheinhessischen Dichters, im Mainzer Staatstheater verleihen.
„Sven Regener hat es geschafft, dass die von ihm getexteten Lieder seiner Band Element of Crime in WG-Wohnküchen ebenso gehört werden wie in Häusern mit Designer-Ausstattung. Auch seine Bücher erreichen ein Millionenpublikum aus allen Gesellschaftsschichten, begründete die Ministerpräsidentin ihre Entscheidung, die sie aufgrund von Vorschlägen einer Kommission getroffen hat.
Während die Rock- und Pop-Songs von Element of Crime mit ihrer Melange aus melancholischen Melodien und einfallsreichen Texten die Zuhörerinnen und Zuhörer verzauberten, sei es in den Romanen der schnoddrig-norddeutsche Ton, der einen nicht mehr loslasse. „Sven Regeners Texte ziehen in den Bann. Wenn man angefangen hat, ihn zu lesen oder zu hören, will man immer mehr davon haben“, so die Ministerpräsidentin. So wie auch Carl Zuckmayer habe Sven Regener keinen intellektuellen Dünkel, der Mainstream war ihm stets egal. „Auch wenn Sven Regener sehr erfolgreich ist, hat er sich nicht verbiegen lassen. Seinem Stil ist er immer treu geblieben“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
Sven Regener wurde 1961 in Bremen geboren. Gemeinsam mit anderen gründete er 1985 die Band Element of Crime, die seither in nahezu unveränderter Besetzung knapp 20 CDs eingespielt und Kultstatus erlangt hat. 2001 gelang ihm mit seinem Debütroman Herr Lehmann über einen sympathischen Loser im Kreuzberg der Vorwende-Zeit ein Sensationserfolg. Mit seinen nachfolgenden Veröffentlichungen Neue Vahr Süd, Der kleine Bruder, Meine Jahre mit Hamburg-Heiner und Magical Mystery oder Die Rückkehr des Karl Schmidt konnte Regener an diesen Erfolg anknüpfen. Seine Bücher verkauften sich bislang mehr als drei Millionen Mal; Regener gehört damit zu den auflagenstärksten deutschsprachigen Autoren unserer Zeit.
Mit der Carl-Zuckmayer-Medaille ehrt das Land Rheinland-Pfalz seit 1979 Persönlichkeiten, die sich um die deutsche Sprache verdient gemacht haben. Der Preisträger bekommt die von dem Künstler Otto Kallenbach geschaffene Medaille sowie ein 30-Liter-Fass mit dem von Carl Zuckmayer geschätzten Nackenheimer Wein.
Der Jury unter Leitung von Kulturministerin Vera Reiß gehörten an:
Bruno Ganz (Preisträger 2015), Peter Krawietz (Präsident der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft Mainz e.V.), Professor Dr. Ulrich Port (Universität Trier), Professorin Dr. Dagmar von Hoff (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz), Professor Dr. Lothar Bluhm (Universität Koblenz-Landau), Monika Böss (stellvertretende Landesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftsteller), Denis Scheck (Literaturkritiker), Dr. Joachim Unseld (Verleger, Frankfurter Verlagsanstalt), Martina Zöllner (Journalistin und Autorin), Petra Gerster (Moderatorin und Autorin), Petra Plättner (Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz), Eberhard Duchstein (Buchhändler), und Ernst Schwall (Staatskanzlei).
Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille sind:
Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012), Doris Dörrie (2013), Dieter Kühn (2014) und Bruno Ganz (2015).