Carl-Zuckmayer-Medaille 2018 an die deutsch-japanische Wortakrobatin Yoko Tawada verliehen

Ministerpräsidentin Malu Dreyer würdigt die Sprachkünstlerin Yoko Tawada mit der Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille 2018 an dessen Todestag  am 18. Januar  im Staatstheater Mainz © Foto: Heike v. Goddenthow
Ministerpräsidentin Malu Dreyer würdigt die Sprachkünstlerin Yoko Tawada mit der Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille 2018 an dessen Todestag am 18. Januar im Staatstheater Mainz © Foto: Heike v. Goddenthow

Für ihre Verdienste um die deutsche Sprache hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer die deutsch-japanische Schriftstellerin Yoko Tawada mit der Carl-Zuckmayer-Medaille ausgezeichnet. „Die neue Preisträgerin ist eine wahre Sprachkünstlerin, deren Erzählungen, Gedichte, Romane und Theaterstücke ein besonderer Lesegenuss sind. Ihr wunderbares Spiel mit Schrift- und Sprachbildern zeugt von einer großen Leidenschaft und einem besonderen Talent“, sagte die Ministerpräsidentin bei der Verleihung im Mainzer Staatstheater.

„Die neue Preisträgerin ist eine wahre Sprachkünstlerin, deren Erzählungen, Gedichte, Romane und Theaterstücke ein besonderer Lesegenuss". Malu Dreyer. © Foto: Diether  v. Goddenthow
„Die neue Preisträgerin ist eine wahre Sprachkünstlerin, deren Erzählungen, Gedichte, Romane und Theaterstücke ein besonderer Lesegenuss“. Malu Dreyer. © Foto: Diether v. Goddenthow

Yoko Tawada überschreite sprachliche Grenzen und mache deutlich, was Sprache für Fremdheit und Identität bedeutet. Auch ihre Abhandlungen über sprachtheoretische Fragen hätten eine höchst literarische Qualität. „Yoko Tawadas Werk lässt sich aber nicht auf ihre bi-kulturelle Erfahrung reduzieren. Sie bewegt sich vielmehr global in Sprachwelten und verbindet verschiedene kulturelle Einflüsse zu einem weltgewandten, poetischen Produkt“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Yoko Tawada (links) mit der Jazzpianistin Aki Takase. © Foto: Diether  v. Goddenthow
Yoko Tawada (links) mit der Jazzpianistin Aki Takase. © Foto: Diether v. Goddenthow

Carl Zuckmayer und die Preisträgerin verbinden ihre klare Haltung zum tagespolitischen Geschehen und ihre Bereitschaft, sich für Ideale einzusetzen. In Japan engagierte sich Tawada seit Jahren gegen Atomkraft und jede Form von Krieg und gewaltsamer Auseinandersetzung.

„In ihren Texten schafft sie es, durch höfliche Zurückhaltung Kritik messerscharf zu platzieren. Auch Carl Zuckmayer war ein Aufmüpfiger seiner Zeit, der in seinen Dramen meisterlich persiflierte“, sagte die Ministerpräsidentin.

Die Laudatio hielt Prof. Dr. Sigrid Weigel, ehem. Direktorin des Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin. © Foto: Diether  v. Goddenthow
Die Laudatio hielt Prof. Dr. Sigrid Weigel, ehem. Direktorin des Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die in Tokyo geborene Preisträgerin kam 1982 nach einem Studium der Russischen Literatur nach Deutschland. In Hamburg studierte sie Literaturwissenschaft und promovierte in Zürich bei Sigrid Weigel, die ihren weiteren Werdegang begleitet hat. Die Professorin hielt bei der Verleihung die Laudatio und gab dabei einen sehr fundierten, aber auch persönlichen Einblick in das Leben und Werk von Yoko Tawada. Die Autorin schreibt in Deutsch und Japanisch und wurde für ihr Werk bereits vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2016 mit dem Kleist-Preis. Seit 2012 ist Yoko Tawada Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz.

Rund 750 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur, aber auch Schülerinnen und Schüler aus Mainzer Schulen waren zur diesjährigen Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille ins Mainzer Staatstheater gekommen. Für den Preisträger bzw. die Preisträgerin gibt es traditionell eine Medaille aus Bronze, die von dem Künstler Otto Kallenbach gestaltet wurde. Zur Auszeichnung gehört außerdem ein Fass des von Zuckmayer geschätzten Nackenheimer Weines. Die Verleihung findet immer am Todestag des großen rheinhessischen Dramatikers statt.

Zachary Chant tanzt eine "Eine ewige Baustelle", eine Metapher auf die Selbstsabotagen im Leben? © Foto: Heike v. Goddenthow
Zachary Chant tanzt eine „Eine ewige Baustelle“, eine Metapher auf die Selbstsabotagen im Leben? © Foto: Heike v. Goddenthow

Eröffnete wurde der Festakt tänzerisch von Zachary Chant mit der Anfangsszene aus der tanzmainz-Produktion „Fall Seven Times“ von Guy Nader und Maria Campos. Vorlage für die  Tanzakrobatik  mit dem Titel „Eine ewige Baustelle“ ist ein Auszug  aus  Yoko Tawadas Werk „Ein ungeladener Gast“ .

 

Andrea Quierbach liest aus Yoko Tawadas Werk "Das Fremde aus der Dose" © Foto: Diether  v. Goddenthow
Andrea Quierbach liest aus Yoko Tawadas Werk „Das Fremde aus der Dose“ © Foto: Diether v. Goddenthow

Das folgende filmische Porträt  „Eine Begegnung mit Yoko Tawada“ von Kulturredakteur Alexander Wasner zeigte ein wenig über Leben, Arbeit, Intentionen und Werk der  Autorin.  Die Schauspielerin Andrea Quierbach vom Staatstheater Mainz las einen Auszug aus Yoko Tawadas Werk „Das Fremde aus der Dose“.

 

Jazzpianistin Aki Takase  und Yoko Tawada danken   mit einer faszinierenden Performance, die in  die wunderbare Welt der Wortakrobatik der deutsch-japanischen Schriftstellerin einführte. © Foto: Heike v. Goddenthow
Jazzpianistin Aki Takase und Yoko Tawada danken mit einer faszinierenden Performance, die in die wunderbare Welt der Wortakrobatik der deutsch-japanischen Schriftstellerin einführte. © Foto: Heike v. Goddenthow

Im Anschluss an Preisverleihung und Laudatio dankte Yoko Tawada und  Jazzpianistin Aki Takase   mit einer faszinierenden Performance, die in  die wunderbare Wortakrobatik der deutsch-japanischen Schriftstellerin einführte.

Die Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille seit 1979 sind:

Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012), Doris Dörrie (2013), Dieter Kühn (2014) und Bruno Ganz (2015), Sven Regener (2016), Joachim Meyerhoff (2017).

Der Kommission unter Leitung von Staatsminister Prof. Dr. Konrad Wolf gehörten an:

Joachim Meyerhoff (Preisträger 2017), Professor Dr. Lothar Bluhm (Universität Koblenz-Landau), Monika Böss (stellvertretende Landesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftsteller), Eberhard Duchstein (Buchhändler), Petra Gerster (Moderatorin und Autorin), Professorin Dr. Dagmar von Hoff (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz), Peter Krawietz (Präsident der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft Mainz e.V.), Melanie Mohr (Staatskanzlei), Markus Müller (Intendant des Staatstheaters Mainz), Petra Plättner (Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz), Professor Dr. Ulrich Port (Universität Trier), Denis Scheck (Literaturkritiker), Susanne Schmaltz (Journalistin) und Dr. Joachim Unseld (Verleger, Frankfurter Verlagsanstalt).