Kategorie-Archiv: Hessisches Landesmuseum Wiesbaden

Richard Serras gefährliche „Blei-Kartenhäuser“ ab 17.März 2017 im Museum Wiesbaden

Dr. Jörg Daur, Kurator und stellvertretender Museumsdirektor führt durch die Ausstellung. Hier vor der Skulptur House of Cards (Kartenhaus). Sie ist eine der wichtigsten Arbeiten von Richard Serra aus der Serie der Prop-Skulpturen. Sie zeigt exemplarisch Serras Prinzip des Aneinanderlehnens der einzelnen Bleiplatten ebenso wie das fragile Gebilde und die letztlich auch spielerische Aufstellung. Die Skulptur kann nur existieren, wenn alle vier tonnenschwere Bleiplatten zugleich aneinander lehnen. Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Jörg Daur, Kurator und stellvertretender Museumsdirektor führt durch die Ausstellung. Hier vor der Skulptur House of Cards (Kartenhaus). Sie ist eine der wichtigsten Arbeiten von Richard Serra aus der Serie der Prop-Skulpturen. Sie zeigt exemplarisch Serras Prinzip des Aneinanderlehnens der einzelnen Bleiplatten ebenso wie das fragile Gebilde und die letztlich auch spielerische Aufstellung. Die Skulptur kann nur existieren, wenn alle vier tonnenschwere Bleiplatten zugleich aneinander lehnen. Foto: Diether v. Goddenthow

Das Museum Wiesbaden zeigt vom 17. März bis 18. Juni 2017 in der Ausstellung „Richard Serra – Props, Films, Early Works“ frühe Werke des diesjährigen Alexej-von-Jawlensky-Preisträgers. 

Als der amerikanische Künstler Richard Serra in den frühen 1960er Jahren mit industriellen Werkstoffen wie Gummi und Blei experimentierte und mit seinen tonnenschweren Installationen, den sogenannten Prop Pieces (gestützte Stücke), „die“ klassische Skulptur vom Sockel gestoßen hatte, sorgte er für viel Wirbel in der damaligen Kunstwelt. Erstmals hatte ein Künstler im avantgardistischen Zeitgeist von einst, kein Abbild der Wirklichkeit schaffen zu wollen, gewagt, industriell gefertigte Materialstücke skulptural auf dem realen Ausstellungsboden liegend zu inszenieren. Richard Serra wollte den Prozess zeigen, den Prozess variierender Herstellung, Bearbeitung, Aufstellung sowie den kommunikativen Prozess von Raumsituation, Installationsplatz und Blickwinkel des Betrachters. All diese mit der Materialität, Formgebung und Form einhergehenden prozessualen Faktoren zusammen sind die Skulptur.

Richard Serra, Shovel Plate Prop, 1969 Foto: Diether v. Goddenthow
Richard Serra, Shovel Plate Prop, 1969 Foto: Diether v. Goddenthow

Richard Serra wäre es fast lieber, so Museumsdirektor Dr. Alexander Klar, die Ausstellung würde nicht stattfinden, weil Serra in seiner euphorischen Jugend diese Dinge getan habe, und heute im reifen Alter wisse er, dass das mehr als nur ein Spiel mit Bleiplatten gewesen sei, dass es unter Umständen auch etwas Tödliches sein könne. Denn die Ausstellung sei nämlich gefährlich, so der Museumsdirektor bei der Pressevorbesichtigung: „Was Sie nachher sehen werden, sind lauter, ich sag’s mal, nur durch ihr Gewicht gesicherte Werke. Wir haben schon einige Mühen mit der Sicherheit gehabt. Es sind wahnsinnig schwere Dinge, die alle nicht zementiert sind, sondern, wenn man ordentlich an ihnen arbeitet, könnten die einen auf die Füße fallen. Das Gegeneinander von sehr, sehr schwer und scheinbar leicht, ist ein Reiz dieser Arbeit, aber gleichzeitig auch eine große Gefahr!“.

Richard Serra, Two Plate Prop, 1969. Foto: Diether v. Goddenthow
Richard Serra, Two Plate Prop, 1969. Foto: Diether v. Goddenthow

Doch das Museum Wiesbaden wagt es mit der Ausstellung Richard Serra – Props, Films, Early Works seine Besucher vom 17. März bis 18. Juni 2017 dieser „Gefahr“ von „tonnenschweren Bleiplatten“ und womöglich „platten Füße  auszusetzen. Mehr noch: Richard Serra ist der diesjährige Alexej-von-Jawlensky-Preisträger. Der Alexej-von-Jawlensky-Preis wird zu Ehren des berühmtesten Künstlers der Stadt im fünfjährigen Turnus von der Landeshauptstadt Wiesbaden gemeinsam mit Spielbank und Nassauischer Sparkasse vergeben. Damit ist dem Museum Wiesbaden wieder ein großer Clou gelunden: Denn Richard Serra, geboren 1939 in San Francisco/USA, zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Bildhauern und besetzt mit großer Konsequenz eine Position in der Kunst der letzten 50 Jahre, die heute bereits zu den Klassikern zählt. Er ist der sechste Preisträger nach Agnes Martin (1991), Robert Mangold (1996), Brice Marden (2004), Rebecca Horn (2007) und Ellsworth Kelly (2012). „Rein zufällig“ ergab sich auch der Ausstellungszeitrum. Denn so mancher international reisender Dokumenta-Besucher dürfte beim Namen „Richard Serra“ von Kassel einen Abstecher nach Wiesbaden einplanen und umgekehrt.

Die Ausstellung im Museum Wiesbaden konzentriert sich auf Serras frühe Arbeiten, die sogenannten „Props“ oder „Prop pieces“, sowie filmische Arbeiten aus den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren. Denn Richard Serras große Stahlarbeiten, die wir, so Kurator und stellvertretender Museumsleiter Dr. Jörg Daur, auch in Deutschland im öffentlichen Raum an vielen Orten haben, könnten schon ihrer Größe wegen gar nicht gezeigt werden. Ein Phänomen wäre, dass, wenn man in die Stahlschnecken, Stahlgewinde von Richard Serra hineinginge, tatsächlich ein Gefühl aufkomme, eine körperliche Erfahrung gemacht zu haben. Man fühle sich tatsächlich in gewisser Weise bedrängt, aber vielleicht auch aufgehoben in dieser Masse von Stahlmaterial, so Daur. Und das, was seine heutigen großen Stahlskulpturen suggerierten, dass man „bedrängt“ wird durch den Stahl, dass man sozusagen körperlich ja wirklich eintaucht in ein Raum der Installation, das ist auf der anderen Seite total ungefährlich, so der Kurator. Bei den großen Stahlarbeiten heute wäre „Gefahr“ überhaupt gar kein Thema, abgesehen davon , dass der Raum, der Boden, sie tragen müsse. Aber stünden die Stahlkolosse einmal, kann zwischen durchgangen werden, da passiere gar nichts.

Richard Serras frühe Arbeiten, wie sie jetzt in Wiesbaden gezeigt würden, seien anders, so Jörg Daur. Die frühen Arbeiten, diese Prop Pieces , bestehen aus Blei „und sie werden tatsächlich nur zusammengehalten von der Schwerkraft, von dem Gewicht des Bleis und ganz minimalen Berührungen der einzelnen Platten untereinander. Und da ist tatsächlich Gefahr drin. Das heißt: Da sieht es nicht nur gefährlich aus, sondern es ist gefährlich. Es ist tatsächlich so, dass Sie eben nicht zwischendurch gehen können“. Deswegen hat das Museum Wiesbaden die gefährlichsten Arbeiten vorsorglich durch entsprechende Absperrungen gesichert.

Richard Serra, V+5c Michael Heizer 1969 Foto: Diether v. Goddenthow
Richard Serra, V+5c Michael Heizer 1969 Foto: Diether v. Goddenthow

Bei beiden Werkgruppen steht die Handlung als künstlerische Aktion im Vordergrund. Das Stellen, Lehnen und letztlich auch Ausrichten der verwendeten Bleiplatten korrespondiert mit den einfachen Handlungen der filmischen Arbeiten. „Die Skulptur wird dabei eben nicht mehr auf dem Sockel präsentiert als ein Ding, sozusagen aus einer anderen Welt, die auch keine Geschichte und kein Bild mehr widergibt“, so Jörg Daur. Die Skulptur halte sich mit ihrem Material im gleichen Raum mit ihrem Betrachter auf. „Diese Skulptur ist noch gar nicht abgeschlossen, wenn ich aus dem Raum gehe, sondern  es spielt auch noch eine Rolle, was der Betrachter damit anfängt, oder: es geht auch darum, die Skulptur immer wieder neu aufzubauen. Das ist nämlich auch spannend. Seine Skulpturen, die Prop Pieces, die kommen ja nicht fertig gestellt, sondern die kommen als einzelne Platten, werden hier zusammengesetzt“, so Jörg Daur.

Es sei interessant, dass gar kein Künstler beim Aufbauprozess der „Prop Pieces “ dabei sein müsse. Es reiche ein Aufbauassistent. Ernst Fuchs beherrsche den Aufbau der Skulpturen seit 40 Jahren. Jede Skulptur habe ihre Form. Aber die Form bildet zuletzt eben immer wieder neuen Raum, das heißt: die Skulptur existiert eigentlich nicht in der Kiste, sondern sie wird im Raum wieder neu aufgestellt, und wird in Beziehung zu dem Raum gestellt. Ernst Fuchs war mit seinem Team und Spezialgerätschaft in Wiesbaden. Ohne ihn wäre es gar nicht möglich gewesen, diese tonnenschweren Bleiplatten entsprechend der Wiesbadener räumlichen Möglichkeiten zu Skulpturen zusammenzustellen.

Ganz wesentlich sei natürlich der Ansatz, den Richard Serra Ende der 60er Jahre verfolgt habe. Serra habe, so Jörg Daur, zum ersten Mal seine Verb-List, eine Liste von Verben, von „Tun-Wörtern“, aufgeschrieben wie: rollen, sägen, schneiden, reißen, wickeln, hängen, und damit eigentlich klar macht, dass all diese Tätigkeiten eigentlich schon gedanklich den Raum der Skulptur beinhalten, dass jede dieser Tätigkeiten die Skulptur hervorbringen kann. Schon das Reißen eines Blattes schafft Skulptur, dass Zerreißen von Blei natürlich umso mehr, und das Wickeln von Blei, das Schneiden von Stein. Das war erst konzeptuell gedacht.  Richard Serra sei jemand, so Jörg Daur,  der vom Konzept herkommt. Und die Konzeptkunst Ende der 60er ist wesentlich. Aber: bei ihm steht nicht nur das Konzept, sondern auch die Ausführung des Konzeptes, so Jörg Daur. Hinter jeder Skulptur stehe quasi ein Konzept, ein Ansatz, sozusagen eine Möglichkeit, etwas zu zeigen, wie in einem Baukasten, aber letztlich ist auch die Ausführung entscheidend. Deswegen müssen die Skulpturen auch immer wieder neu gestellt aufgebaut werden. Dabei folgen Handlungen.

Cutting Device: Base Plate Measume. Hier bleibt offen, ob das  abgeschnittene Material oder die daneben liegenden Schnittreste das  Kunstwerk sind. Foto: Diether v. Goddenthow
Cutting Device: Base Plate Measume. Hier bleibt offen, ob das abgeschnittene Material oder die daneben liegenden Schnittreste das Kunstwerk sind. Foto: Diether v. Goddenthow

Handlungen werden ausgeführt. Aus diesen Handlungen entsteht Skulptur. Die Skulptur entsteht eben nicht, um ein Bild zu machen, sondern um eigentlich all diese Handlungen zu illustrieren, so Jörg Daur. „Es wird eine Handlung ausgestellt, es wird ein Tun ausgestellt, oder ein Ergebnis dieses Tuns. Das geht dann nachher soweit, dass in seinen Skulpturen ganz wesentlich ist die industrielle Produktion.“, so der Kurator. Die Arbeiten selbst seien ja nicht im Atelier entstanden. Die Stahlplatten habe er ja nicht selbst im Atelier gehämmert, sondern das seien alles Dinge, die industriell produziert, vorproduziert seien. So sei auch Serras Film Stahlwerk / Steelmill zu verstehen, der die Produktion seiner Skulptur Berlin Block (for Charlie Chaplin) dokumentiere, vor allem aber auch die Arbeiter und deren Arbeitsbedingungen in der Henrichshütte in Hattingen.

Die Ästhetik der Arbeiten speist sich aus den physikalischen Parametern des Materials, dessen Oberfläche, dessen Gewicht und Stabilität. Die Anordnung folgt dabei unterschiedlichen Möglichkeiten balancierter Aufstellung. Einerseits fragil und temporär erscheinend – Serra selbst nennt eine der zentralen Arbeiten „House of Cards“ (Kartenhaus) – verbleiben die Konstellationen doch allein durch das Gewicht der Platten fixiert und unveränderlich.

Richard Serra, 2-2-1: To Dickie and Tina, 1969 Foto: Diether v. Goddenthow
Richard Serra, 2-2-1: To Dickie and Tina, 1969 Foto: Diether v. Goddenthow

Eine Auswahl von zwölf „Prop Pieces“, zeitgleich entstandene Arbeiten aus Gummi und weiteren Materialien sowie die frühen Filme des Künstlers werden in der Ausstellung einander gegenübergestellt. Die Ausstellung – konzipiert in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler – versammelt Werke u.a. aus dem Museum of Modern Art, New York, dem Whitney Museum of American Art, New York, der Tate, London, der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, dem Museum Abteiberg sowie der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.

Das Museum Wiesbaden zeigt seit über 25 Jahren in einem besonderen Schwerpunkt amerikanische Kunst von den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart, darunter die Werke von
Donald Judd, Eva Hesse, David Novros, Fred Sandback sowie der Jawlensky-Preisträger Agnes Martin, Robert Mangold, Brice Marden und Ellsworth Kelly. Mit den Arbeiten Richard Serras präsentiert das Museum Wiesbaden nun eine weitere herausragende Position der amerikanischen Gegenwartskunst.

 

Richard Serra Biografie
Geboren 1938 in San Francisco studierte er an der Universität von Kalifornien in Berkeley und Santa Barbara. Seit 1966 lebt er in New York. Erste Einzelausstellungen zeigten sein Werk bereits 1966 in der Galleria La Salita in Rom und 1969 im Leo Castelli Warehouse, New York. 1970 wurden seine Arbeiten im Pasadena Art Museum präsentiert. Richard Serra war Künstler der Documenta in Kassel (1972, 1977, 1982 und 1987) sowie der Biennale von Venedig (1984, 2001, 2013). Bereits zweimal (1986 und 2007) wurde er mit Einzelausstellungen im Museum of Modern Art, New York, geehrt. In Europa wurde sein Werk unter anderem im Stedelijk Museum, Amsterdam (1977), im Centre Pompidou, Paris (1984) und in der Fondation Beyeler, Riehen (2011) gezeigt. Seit 2005 prägen acht monumentale Arbeiten (The Matter of Time) das Guggenheim Museum in Bilbao. In Deutschland finden sich zahlreiche Arbeiten im öffentlichen Raum, in der Situation Kunst, Bochum, ist Richard Serra mit einem permanenten Werkkomplex vertreten.

Führungen und Veranstaltungen zur Ausstellung
Führung
Sa 18 März 15:00 Uhr
So 26 März 15:00 Uhr
Di 28 März 18:00 Uhr
So 2 April 15:00 Uhr
Di 4 April 18:00 Uhr
Sa 8 April 15:00 Uhr
Di 11 April 18:00 Uhr
Sa 15 April 15:00 Uhr
Mo 17 April 15:00 Uhr
Di 18 April 18:00 Uhr
Sa 22 April 15:00 Uhr
Di 25 April 18:00 Uhr
So 30 April 15:00 Uhr
Sa 6 Mai 15:00 Uhr
Sa 13 Mai 15:00 Uhr
Sa 20 Mai 15:00 Uhr
Sa 27 Mai 15:00 Uhr
Sa 3 Juni 15:00 Uhr
Sa 10 Juni 15:00 Uhr
Sa 17 Juni 15:00 Uhr

Vortrag
Do 4 Mai 19:00 Uhr
„Handfilme und Denkräume – Zum filmischen Werk von Richard Serra
Mit Maria Anna Tappeiner, Frankfurt am Main
Kunstpause
Mi 7 Juni 12:15 Uhr
Richard Serra
Kunst & Kuchen
Do 13 April 15:00 Uhr

Art after Work
Di 18 April 19:00 Uhr
„Federleicht“ – Richard Serra
60+
Di 25 April 15:00 Uhr

Angebote für Kinder und Familien
So 23 April 11:00 – 14:00 Uhr
Offenes Atelier für Kinder und Familien in der Ausstellung Richard Serra – Props, Films, Early Works
Sa 13 Mai 11:00 – 13:30 Uhr

Museumswerkstatt für Kinder: „Wie ein Kartenhaus“, Betrachtungen und Übungen in der Ausstellung Richard Serra – Props, Films, Early Works
Sa 3 Juni 11:00 – 14:00 Uhr

Offenes Atelier Spezial am eintrittsfreien Samstag zur Ausstellung Richard Serra – Props, Films, Early Works
Sa 10 Jun 11:00 – 13:30 Uhr
Museumswerkstatt für Kinder: „Wie ein Kartenhaus“, Betrachtungen und Übungen in der Ausstellung Richard Serra – Props, Films, Early Works

Museum Wiesbaden Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden Fon 0611 ⁄335 2250, Fax 0611 ⁄335 2192 www.museum-wiesbaden.de museum@museum-wiesbaden.de

Öffnungszeiten
Mo geschlossen Di, Do 10:00—20:00 Uhr Mi, Fr—So 10:00—17:00 Uhr An Feiertagen 10:00—17:00 Uhr geöffnet. Auch Ostermontag und Pfingstmontag geöffnet.

Eintritt Sonderausstellung* 10,— Euro (7,— Euro) * Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen. Familienangebot: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre in Begleitung ihrer Eltern freier Eintritt. Weitere Ermäßigungen und Tarife für Gruppen unter www.museum-wiesbaden.de ⁄preise

Verkehrsanbindung PKW und Reisebusse: A 66, Abfahrt Wiesbaden-Erbenheim, Richtung Stadtmitte, Parkhaus Rheinstraße Bahn: Zum Hbf Wiesbaden mit DB und S1, S8 und S9 aus Richtung Frankfurt und Mainz. Vom Hbf 10 min Fußweg zum Museum Linienbusse: Rheinstraße und Wilhelmstraße Service Schwellenfreier Zugang: Aufgrund von Baumaßnahmen verlegt. Bitte folgen Sie der Beschilderung am Haupteingang. Museumsshop: Fon 0611 ⁄ 335 2251

Emil Nolde. Die Grotesken – Zu Gast im Museum Wiesbaden vom 30.April bis 9.Juli 2017

Emil Nolde. Begegnung am Strand. Gemälde 1920 © Nolde Stiftung Seebüll
Emil Nolde. Begegnung am Strand. Gemälde 1920 © Nolde Stiftung Seebüll

Eine Ausstellung der Internationalen Tage Ingelheim zu Gast im Museum Wiesbaden – vom 30. April bis 9. Juli 2017
Die Eröffnung findet statt am 29. April 2017, 17 Uhr
Mit dem künstlerischen Werk von Emil Nolde verbinden sich immer sofort Vorstellungen von stark farbigen Blumengärten, wild aufgeregten Meereslandschaften unter dramatischen Wolkenformationen oder intensive Eindrücke von der berühmten Reise in die Südsee unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg. Weitestgehend unbekannt ist eine andere Facette in Noldes umfangreichen Werk: Das Phantastische und das Groteske.

Mit dem künstlerischen Werk von Emil Nolde verbinden sich immer sofort Vorstellungen von stark farbigen Blumengärten, wild aufgeregten Meereslandschaften unter dramatischen Wolkenformationen oder intensive Eindrücke von der berühmten Reise in die Südsee unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg. Weitestgehend unbekannt ist eine andere Facette in Noldes umfangreichen Werk: Das Phantastische und das Groteske.

In Noldes vierbändigen Autobiografie und in Briefen finden sich vielfältige Hinweise und Erläuterungen, die deutlich machen, dass sein künstlerisches Werk entscheidend durch sein subjektives Verhältnis zum Phantastischen und Grotesken beeinflusst und geprägt ist. Bereits sein erstes Ölgemälde, die Bergriesen von 1895/96, und die Reihe der Bergpostkarten, in denen Nolde Schweizer Bergen groteske menschliche Physiognomien gibt, und die ihn als bildenden Künstler noch vor der Wende zum zwanzigsten Jahrhundert bekannt werden ließen, zeugen von Noldes intensivem Interesse am Phantastischen.

Von diesen Anfängen, denen 1905 die Mappe Grotesken mit Radierungen folgt, bis in die Jahre des Berufsverbots durch die Nationalsozialisten zieht sich in seinem Werk immer wieder die Abkehr von der Realität hin zu einer grotesken Gegenwelt.

Die Ausstellung, die in enger Kooperation mit der Nolde Stiftung Seebüll entsteht, umfasst 20 Gemälde sowie ca. 90 Werke auf Papier, die zum Teil noch nie öffentlich in einer Ausstellung gezeigt wurden.

Da 2017 das Alte Rathaus in Nieder-Ingelheim wegen einer Generalsanierung und Erweiterung für Ausstellungen nicht zur Verfügung steht, sind die Internationalen Tage in diesem Jahr zu Gast im Museum Wiesbaden. Nach der Präsentation im Museum Wiesbaden wird die Nolde-Ausstellung vom 23. Juli bis zum 15. Oktober 2017 im Buchheim Museum der Phantasie in Bernried am Starnberger See gezeigt.

Emil Nolde. Die Grotesken
30.04. – 09.07.2017

Museum Wiesbaden
Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden
Di/Do 10-20 Uhr, Mi 10-17 Uhr, Fr-So 10-17 Uhr, Mo geschlossen

 

Öffnungszeiten zum Endspurt von „Caravaggios Erben — Barock in Neapel“ täglich bis 20.00 Uhr geöffnet.

Raum 2 Neapels Caravagisten. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Raum 2 Neapels Caravagisten. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

In der letzten Woche verlängert das Museum Wiesbaden die Öffnungszeiten der Ausstellung Caravaggios Erben — Barock in Neapel. Die Schau ist von Dienstag, den 7. Februar bis einschließlich Sonntag, den 12. Februar jeden Tag von 10 – 20 Uhr geöffnet.

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum
für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2
65185 Wiesbaden

Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571-1610), Kopie, David mit dem Kopf des Goliath, 1.H.17.Jh., Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel, Gemäldegalerie Alte Meister. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571-1610), Kopie, David mit dem Kopf des Goliath, 1.H.17.Jh., Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel, Gemäldegalerie Alte Meister. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Die Sammlung Maria Sibylla Merian im Museum Wiesbaden 13 Jan – 9 Jul 2017

Imago und Raupen des Tagpfauenauges, (Aglais Io) frühe Forschungsobjekte von Maria Sibylla Merian. Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Imago und Raupen des Tagpfauenauges, (Aglais Io) frühe Forschungsobjekte von Maria Sibylla Merian. Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

Maria Sibylla Merian (1647–1717) gilt als eine der bedeutendsten Naturforscherinnen der Aufklärung und steht am Beginn unserer heutigen Naturwissenschaft. Ihr Werk hat bereits zu Lebenszeiten Aufmerksamkeit und Respekt hervorgerufen. Schon als Kind beschäftigte sie sich mit Tieren und Pflanzen, deren Organisation und Vorkommen. In idealer Weise konnte sie das eigene künstlerische Talent, gefördert von Vater und Stiefvater, zum Erkenntnisgewinn nutzen und gleichzeitig ein aufkommendes Naturinteresse in den gebildeten Kreisen bedienen. Fest verwurzelt in der Gesellschaft des 17. Jahrhunderts, ermöglichten ihr das Zeitalter der Entdeckungen große Entfaltungsmöglichkeiten. Auch den Beginn der Emanzipation des Bürgertums in der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main und im liberal gesinnten Amsterdam wusste sie nutzen.

Leben und Werk
Vor 300 Jahren endete ein erfülltes und spannendes Leben in Amsterdam. Geboren wurde Maria Sibylla Merian am zweiten April 1647 in der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main. Im dritten Lebensjahr verlor sie ihren Vater, den Publizisten und Drucker Matthäus Merian (1593—1650). Das Verlagshaus und die Druckerei wurden anschließend von dem Maler Jacob Marrel (1614—1681) fortgeführt. Von beiden übernahm Maria Sibylla besondere Talente. So gilt sie als Mitbegründerin moderner, aufgeklärter Wissenschaften, aber auch als bedeutende Künstlerin und Gestalterin. Schon als Kind beschäftigte sie sich mit Tieren und Pflanzen, deren Lebensweise und Klassifikation. In idealer Weise nutze sie das eigene künstlerische Talent, gefördert durch ihr Umfeld, zum Erkenntnisgewinn und veränderte so die Welt. Fest verwurzelt in der Gesellschaft und im Glauben des 17. Jahrhunderts, ermöglichten ihr das Zeitalter der Entdeckungen und der Beginn der Emanzipation große Entfaltungsmöglichkeiten, die sie auch zu nutzen wusste.

Die Ausstellung anlässlich des 300. Todesjahres im Museum Wiesbaden kann nur ungenügend das Leben und das vielfältige Werk von Maria Sibylla Merian vorstellen. Zahlreiche Biographien und wissenschaftliche Aufsätze stehen jedoch dafür zur Verfügung. In Wiesbaden können ihre originalen Tierpräparate aus Südamerika in Augenschein genommen werden, die aus konservatorischen Gründen nur selten die geschützten Depots
verlassen dürfen. Der größte Teil ihrer Studienaufzeichnungen zu den heimischen Insekten befindet sich heute in St. Petersburg. Dazu schufen die Präparatoren Malte Seehausen und Felix Richter neun Dioramen, die uns eigenes Forschen ermöglichen.

Die Metamorphose
Zu Zeiten Merians wurde allgemein angenommen, dass niedere Tiere durch Urzeugung (Abiogenese) aus unbelebter Materie entstünden. Erst 1668 gelang es Francesco Redi (1626—1697) in einem Experiment nachzuweisen, dass nur die Ablage von Eiern die Besiedlung eines Fleischstückes mit Fliegenmaden ermöglicht. Die Kenntnis über weitere Vorgänge der Umwandlung der Larvenform zum erwachsenen Tier war äußerst bescheiden. Zu den ersten Bearbeitern des Themas Metamorphose zählt der niederländische Maler und Entomologe Johannes Goedaert (1620—1668), der im Sinne der Aufklärung bereits darauf Wert legte, seine Forschungsobjekte selbst zu beobachten und nicht das vermeintliche Wissen anderer zu kopieren. Seine langjährigen Zuchten dokumentierte er auf 125 Tafeln, die auch Maria Sibylla Merian kannte (Schmidt-Loske, 2007). Merians Interesse an der Natur und im Besonderen an Insekten hatte sicherlich mit ihrem Umfeld zu tun. Geboren in einem liberalen und gebildeten Haus, befreit von finanziellen Nöten, konnte sie bereits als Kind im elterlichen Garten auf Entdeckungsreise gehen. Noch heute wird ein solches Interesse meist schon in der Kindheit erkennbar. Die vom Virus der Insektenkunde (Entomologie) Befallenen bleiben diesem Thema ein Leben lang treu.

Blick ins Baumweißling-Diorama. Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Blick ins Baumweißling-Diorama. Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

Schmetterlinge waren in Frankfurt am Main aber auch aus anderen Gründen ein bedeutendes Thema, da hier der europäische Seidenhandel sein Zentrum hatte. In der Region gab es einige Züchter und so entschied sich die dreizehnjährige Merian, den Seidenspinner zu erforschen. Im Gegensatz zu anderen Insekten hatte dieser keinen schlechten Ruf und konnte gefahrlos gezüchtet werden. Ihrem Studienbuch vertraute Merian zeitlebens ihre Ergebnisse an. Dabei gelangen ihr auch komplexe und höchst befremdliche Beobachtungen, wie die Entwicklung von Parasiten.
Die Metamorphose ist Grundthema der drei Bücher mit dem Titel „Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung“ (1679, 1683, 1717). Dabei bleibt es bis heute unklar, ob Merian die Metamorphose auch mit Insekten in Verbindung brachte, die im Gegensatz zu Schmetterlingen eine unvollständige (hemimetabole) Verwandlung durchlaufen. So sind beispielsweise die Jugendformen der Heuschrecken nur geringfügig
abweichend von den Erwachsenenstadien (Imagines). Es finden sich Hinweise darauf, dass die Entdeckung der Verwandlung der Schmetterlinge von Merian auch auf andere Tiergruppen übertragen wurde, die völlig andere „Metamorphosen“ durchlaufen. So vermutete sie beispielsweise, dass sich die Vogelspinne in einem Kokon verwandle und merkt an: „sie häuten sich von Zeit zu Zeit wie die Raupen, aber ich habe nie fliegende gefunden“.

Zur Ökologie
Die Beziehungen der Lebewesen untereinander und mit ihrer unbelebten Umwelt ist Studienobjekt der Ökologie. Die erste Definition stammt aus dem Jahr 1866 von Ernst Haeckel (1834—1919). Untergliedert wird diese heute in die Bereiche Populationsökologie, Ökosysteme und Lebensgemeinschaften. Letztere sind auch Themen von Maria Sibylla Merian. Insbesondere beschäftigte sich Merian eingehend mit den Wechselbeziehungen zwischen einer einzelnen Art und ihrer Umwelt. Biologische Systeme sind in den meisten Fällen hoch komplex und daher schwierig zu untersuchen. Dafür müssen Grundlagen geschaffen werden. Es fehlen bis heute einfachste Erkenntnisse, insbesondere zur Lebensweise und dem Lebenszyklus einzelner Arten — mögen sie uns noch so häufig begegnen. Zu Merians Zeiten existierte keinerlei Interesse daran, besonders wenn es sich um wirtschaftlich unbedeutende Organismen handelte. Erforschung und Zucht der Raupen setzte das Auffinden der verschiedenen Arten voraus. Daher erwuchs bei Merian die Erkenntnis, dass nicht beliebige Pflanzen die Nahrungsgrundlage der Raupen bilden, sondern in den meisten Fällen ein enges Verhältnis existiert. Die Raupen des Tagpfauenauges finden sich an den Brennnesseln, die des Wolfsmilchschwärmers am häufigsten an giftigen Wolfsmilchgewächsen und der Weidenbohrer an verschiedenen Laubgehölzen. Dieses Wissen vermehrte Merian in erheblichem Maße, auch wenn ihr mancher Fehler unterlief. Ihre Reise nach Surinam ermöglichte die Übertragung ihrer Kenntnisse auf tropische Lebensräume, deren Komplexität dort nochmals gesteigert in Erscheinung tritt. Merians Wissen wuchs an und im Laufe ihrer eigenen Forschung gelang es ihr sogar, Parasitismus zu beschreiben und dem Wechselspiel einzelner Arten zuzuordnen. Das von ihr erforschte Thema ist noch lange nicht abgeschlossen und erfordert weitere Generationen, die daraus geistigen und gelegentlich auch wirtschaftlichen Profit schlagen.

Die Sammlung im Museum Wiesbaden
Mit der Gründung des Naturhistorischen Museums gelangte eine der größten und ältesten Wirbellosen-Sammlungen nach Wiesbaden. Zu verdanken ist dies Johann Isaak von Gerning (1767—1837), Schriftsteller, Sammler und Diplomat. Sein Vater, der Händler und Frankfurter Bankier Johann Christian Gerning (1745—1802), hatte mehr als 40.000 Exemplare des 18. Jahrhunderts aus aller Welt zusammengetragen. Die Tiere sind in Glaskästchen montiert und mit reichlich Quecksilber vor schädigendem Fraß geschützt worden. Maria Sibylla Merians Tierpräparate gelangten laut Hüsgen (1790) durch Remigius von Klettenberg 1694—1766) und Johann Nikolaus Körner (1710—1773) in die Gerningsche Sammlung. Letzterer war Mitarbeiter von August Johann Rösel von Rosenhof (1705—1759), dem Naturforscher und Kupferstecher, der nicht nur das darstellerische Erbe Merians mit seinem Werk „Insecten-Belustigung“ antrat. Als Mitbegründer der Experimentalbiologie gelang es ihm ebenfalls nachzuweisen, dass Fliegen aus Eiern entstehen – und nicht, wie allgemein angenommen, spontan aus verrottendem Substrat. Nur sehr wenige Präparate wurden entsprechend ihrer Herkunft ausgewiesen und daher geriet das Wissen um Merians naturwissenschaftliche Sammlungen in Vergessenheit. Voraussetzung für eine Bearbeitung in unserer Zeit war die restauratorische Bearbeitung eines Großteiles der Sammlung Gerning. Frau Karin Müller widmete sich ehrenamtlich über fünf Jahre hinweg dieser Arbeit. Erst dadurch war es möglich, die Sammlung zu studieren. Dank der Initiative und Forschung von Joos van de Plas konnten erstmals einzelne Tiere Merian zugeordnet werden. Dabei ist festzuhalten, dass wir uns immer nur mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten nähern können, denn eindeutige Dokumente fehlen. Im Rahmen der Wiedereröffnung der Dauerausstellungen im Jahr 2013 erschien ein Katalog mit den

Ergebnissen von Frau van de Plas.
Die Sammlung Gerning war in ihrer Zeit in Europa gut bekannt, so dass zahlreiche Forscher an ihr arbeiteten. Neben Johann Christian Fabricius (1745—1808) und Johann Wolfgang von Goethe (1749—1832) gilt es besonders den Schmetterlingskundler Eugen Johann Christoph Esp er (1742—1810) zu benennen. In seinem reich illustrierten Werk „Die Schmetterlinge in Abbildungen nach der Natur mit Beschreibungen“ (1776—1807) stellt er zahlreiche Arten erstmals wissenschaftlich vor. Die genannten Exemplare befinden sich noch heute in der Wiesbadener Sammlung und zählen zu den bedeutendsten Naturobjekten.
Auch die Frankfurter Malerin Marie Eleonora Hochecker (1761—1834) illustrierte über 3000 Arten der Sammlung im Auftrag von Gerning. Dank dieser entstand in Paris das
Standardwerk „Papillons d‘Europe, peints d‘après nature“ von Jaques Louis Florentin Engramelle (1734—1814). In 350 Kupfertafeln gelang es erstmals, die Vielfalt europäischer Schmetterlinge darzustellen. Aus dem Nachlass Gernings befindet sich eine besonders prachtvolle Ausgabe des achtbändigen Werkes im Museum Wiesbaden.

Die neun Raupen-Dioramen
Zu Merians Zeiten waren konservierende Methoden zur Erhaltung und Präsentation biologischer Objekte kaum bekannt. Lediglich das Trocknen der Insekten wurde genutzt. Die Präparate müssen außerdem vor Schmutz und sie zerstörenden Insekten geschützt werden. Erst das folgende Jahrhundert nahm sich dieses Themas ausgiebiger an. Daher erstaunt es, dass die Insekten der letzten Sammeljahre von Merian erhalten geblieben sind. Es ist einem besonderen Glücksfall geschuldet, dass die in der Ausstellung erstmals präsentierten neun Raupen-Dioramen zu Beginn des 21. Jahrhunderts entstehen konnten. Unter Glasglocken geschützt, vereinen diese den Lebenszyklus europäischer Schmetterlinge, die bereits Merians Interesse weckten und ihre Studienbücher füllten. Grundlage bilden dabei die Kenntnisse des Biologen und Schmetterlingszüchters Matthias Sanetra, der bereits als Kind von solchen Tierdarstellungen träumte. Dem Präparator Detlev Gregorczyk ist es zu verdanken, dass die Raupen durch Gefriertrocknung im Vakuum ihre Lebendigkeit erhalten konnten. Drei der neun Pflanzen konservierte Sebastian Brandt für das Museum. Schließlich und endlich gelang es den beiden Museumspräparatoren Felix Richter und Malte Seehausen, weitere Pflanzenpräparate herzustellen und die Komponenten in einem zeitintensiven Akt zu vereinen. Präsentiert werden die Dioramen auf Cortenstahl-Tischen aus der Werkstatt von Siegf ried Huhle. So sind neun der von Maria Sibylla Merian beschriebenen und illustrierten Lebensgeschichten in dreidimensionaler Tiefe entstanden und können von den Besuchern erforscht werden.

Führungen und Veranstaltungen zur Ausstellung
Sa 4 Feb 14:00 – 16:30
Die Schauspielerin Kate Schaaf spielt Maria Sibylla Merian
60+
Maria Sibylla Merian
Angebote

Angebote für Kinder und Familien
Sa 25 Feb 2017, 11:00 – 13:30 Uhr
Museumswerkstatt für Kinder:
„„Die Schmetterlingsfrau“ – Der Naturforscherin und Künstlerin Maria Sibylla Merian auf der Spur

© atelier goddenthow
© atelier goddenthow

Ort:
Museum Wiesbaden Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden Fon 0611 ⁄335 2250, Fax 0611 ⁄335 2192 www.museum-wiesbaden.de museum@museum-wiesbaden.de

Öffnungszeiten Mo geschlossen Di, Do 10:00—20:00 Uhr Mi, Fr—So 10:00—17:00 Uhr An Feiertagen 10:00—17:00 Uhr geöffnet. Auch Ostermontag und Pfingstmontag geöffnet.

Eintritt
Sonderausstellung* 10,— Euro (7,— Euro) * Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen. Familienangebot: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre in Begleitung ihrer Eltern freier Eintritt. Weitere Ermäßigungen und Tarife für Gruppen unter www.museum-wiesbaden.de ⁄preise

Verkehrsanbindung
PKW und Reisebusse: A 66, Abfahrt Wiesbaden-Erbenheim, Richtung Stadtmitte, Parkhaus Rheinstraße Bahn: Zum Hbf Wiesbaden mit DB und S1, S8 und S9 aus Richtung Frankfurt und Mainz. Vom Hbf 10 min Fußweg zum Museum Linienbusse: Rheinstraße und Wilhelmstraße

Service
Schwellenfreier Zugang: Aufgrund von Baumaßnahmen verlegt. Bitte folgen Sie der Beschilderung am Haupteingang. Museumsshop: Fon 0611 ⁄ 335 2251

Veranstaltungs-Highlights im Museum Wiesbaden – Januar 2017

Alle Veranstaltungen des Monats Januar finden Sie im Veranstaltungskalender auf der Website

MordsLust
Oper und Malerei im Dialog
Do 12 Jan 2016, 19:00 Uhr
Eine Kooperation mit dem Hessischen Staatstheater Wiesbaden und der Hochschule für Musik Mainz

Abbildung: Artemisia Gentileschi, Judith und Holofernes, 1612 – 1613. Neapel, Museo di Capodimonte. Foto: © atelier goddenthow
Abbildung: Artemisia Gentileschi, Judith und Holofernes, 1612 – 1613. Neapel, Museo di Capodimonte. Foto: © atelier goddenthow

Das Bild „Judith und Holofernes“ von Artemisia Gentileschi (1593 – 1653) stellt die Schlüsselszene der Oper „La Giuditta“ von Alessandro Scarlatti (1660 – 1725) in dramatischer Weise dar. Wie klingt ein brutaler Mord? Wie verhalten sich malerische Aspekte des Bildes zu den musikalischen der Oper?
Wie spielt man eine solche Horrorszene als Sängerin?

In einem ungewöhnlichen Werkstattgespräch laden Dr. Peter Forster, Kurator der Ausstellung „Caravaggios Erben – Barock in Neapel“ sowie Mitglieder des Inszenierungsteams am Staatstheater Wiesbaden dazu ein, sich in die verschiedenen Blickwinkel und Rollen von Judith, Holofernes und der Amme Abra einzudenken und einzufühlen.
Mitwirkende junge Sängerinnen und Sänger der Hochschule für Musik Mainz bringen unter der musikalischen Leitung von Christian Rohrbach Kostproben aus der Oper zu Gehör.

12,– Euro (7,– Euro für Schüler und Studierende) für den Eintritt in die Sonderausstellung und das Werkstattgespräch.

Eröffnung
Maria Sibylla Merian
Eine Kabinettausstellung der Naturhistorischen Sammlungen
Fr 13 Jan 2017, 19:00 Uhr

Abbildung: Imago und Raupen des Tagpfauenauges (Aglais io), frühe Forschungsobjekte von Maria Sibylla Merian. Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Abbildung: Imago und Raupen des Tagpfauenauges (Aglais io), frühe Forschungsobjekte von Maria Sibylla Merian. Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

Bereits als Kind begann die Frankfurter Bürgerstochter Maria Sibylla Merian (1647—1717) im elterlichen Garten die Natur zu erforschen. Auf Basis ihrer Beobachtungen gelangen ihr Entdeckungen, die sie bereits zu Lebzeiten berühmt machten und heute noch faszinieren, darunter die Verwandlung der Raupen zu Schmetterlingen. Dank einer vielseitigen Ausbildung und einem großen künstlerischen und wissenschaftlichen Talent konnte Merian der Aufklärung Vorschub leisten und besonders der Biologie wichtige Impulse verleihen. Entomologie und Ökologie standen auch im Zentrum ihrer Forschungsreise nach Südamerika von 1699 bis 1701. Nach der Rückkehr schuf sie ein bis heute bekanntes und geachtetes Werk zur Metamorphose der Insekten. Die Kabinettausstellung der Naturhistorischen Sammlungen präsentiert daraus Tafeln mit den von Merian gesammelten und erworbenen Tieren, die seit 1829 in Wiesbaden kuratiert werden und heute zu den bedeutendsten Schätzen des Museums zählen.

Art after Work
Heiliges Theater – Caravaggios Erben
Di 17 Jan 2017, 19:00 Uhr
Mit Stefanie Blumenbecker M.A.

Abbildung: Massimo Stanzione (1585 – 1656) Der bethlehemitische Kindermord, 1630–1635 Graf Harrach’sche Familiensammlung, Schloss Rohrau, Österreich Foto: © Graf Harrach‘sche Familiensammlung, Schloss Rohrau, Österreich
Abbildung: Massimo Stanzione (1585 – 1656) Der bethlehemitische Kindermord, 1630–1635 Graf Harrach’sche Familiensammlung, Schloss Rohrau, Österreich
Foto: © Graf Harrach‘sche Familiensammlung, Schloss Rohrau, Österreich

Lassen Sie den Arbeitstag mit Ihren Kollegen bei einem besonderen Rundgang im Museum Wiesbaden ausklingen: Nach einer Führung durch die Sonderausstellung Caravaggios Erben – Barock in Neapel erwarten Sie Getränke und Knabbereien im Café Jawlensky.

12,– Euro inkl. Eintritt und Getränk
Anmeldung: Fon 0611 ⁄ 335 2240 oder fuehrungen@museum-wiesbaden.de

Abbildung: Massimo Stanzione (1585 – 1656) Der bethlehemitische Kindermord, 1630–1635 Graf Harrach’sche Familiensammlung, Schloss Rohrau, Österreich
Foto: © Graf Harrach‘sche Familiensammlung, Schloss Rohrau, Österreich

Museumswerkstatt für Kinder

Abbildung: Erdfarben in der Dauerausstellung Ästhetik der Natur. Foto: Museum Wiesbaden
Abbildung: Erdfarben in der Dauerausstellung Ästhetik der Natur. Foto: Museum Wiesbaden

Sa 7 Jan 2016, 11:00 – 13:30 Uhr
Sa 14 Jan 2016, 11:00 – 13:30 Uhr
Sa 21 Jan 2016, 11:00 – 13:30 Uhr
Sa 28 Jan 2016, 11:00 – 13:30 Uhr

Jeden Samstag steht in der Museumswerkstatt für Kinder ein besonderes Thema der Sammlungen von Kunst und Natur im Mittelpunkt. Nach einer gemeinsamen Besprechung vor den Originalen wird mit vielfältigen Materialien zu diesem Thema in der Museumswerkstatt gearbeitet.

Sa 7 Jan, 11:00 – 13:30 Uhr 
Museumswerkstatt für Kinder: „Engel, die Helfer Gottes“ – Zeichnen und Malen in der Ausstellung Caravaggios Erben – Barock in Neapel

Sa 14 Jan, 11:00 – 13:30 Uhr 
Museumswerkstatt für Kinder:  „Leben im Verborgenen“ – Wir gestalten Bodenquerschnitte mit selbst hergestellten Erdfarben

Sa 21 Jan, 11:00 – 13:30 Uhr 
Museumswerkstatt für Kinder: „Sag’s mit Farbe!“ – Malen mit Flüssigfarben, angeregt durch Werke des Expressionismus

Sa 28 Jan, 11:00 – 13:30 Uhr 
Museumswerkstatt für Kinder: „Tiere in der Kälte“ – Tiere der Arktis oder des Hochgebirges in Ton modellieren

Abbildung: Erdfarben in der Dauerausstellung Ästhetik der Natur. Foto: Museum Wiesbaden

Eintrittsfreier Samstag im Monat Januar:
7. Januar 2017

Freier Eintritt ins Museum Wiesbaden an jedem ersten Samstag im Monat. Ermöglicht in Kooperation mit den Freunden des Museums Wiesbaden.
Mehr Infos auf der Webseite des Museums.

Museum Wiesbaden: Konzert Neapolitanischer Barockmusik und Enthüllung der Neapolitanischen Weihnachtskrippe

Museum Wiesbaden Ausstellungsansicht: Caravaggios Erben Barock in Neapel 14 Okt 2016 — 12 Feb 2017 Foto: Diether v. Goddenthow © atelier goddenthow
Museum Wiesbaden Ausstellungsansicht: Caravaggios Erben
Barock in Neapel
14 Okt 2016 — 12 Feb 2017 Foto: Diether v. Goddenthow © atelier goddenthow

Anlässlich der Ausstellung Caravaggios Erben, Barock in Neapel (vom 14 Okt 2016  bis 12 Feb 2017) und den Beginn der Weihnachtszeit laden die Freunde des Museums Wiesbaden am Sonntag, 11 Dez 2016, um 11 Uhr im Museum Wiesbaden ein zum Konzert Neapolitanischer Barockmusik und zur Enthüllung der neapolitanischen Weihnachtskrippe

Im Rahmen der Ausstellung Caravaggios Erben – Barock in Neapel spielt das Duo Alterno um 11 Uhr ein Konzert Neapolitanischer Barockmusik. Im Anschluss wird die Neapolitanische Weihnachtskrippe enthüllt, die als Leihgabe des Italienischen Generalkonsulats bis zum Dreikönigstag im Museum Wiesbaden präsentiert wird.

Die Neapolitanische Krippe von Giuseppe und Marco Ferrigno ist Originalen des 18. Jahrhunderts nachempfunden. Die 40 Figuren bestehen aus bemalter Terracotta und Holz, ihre Kleider aus Seide und Brokat. Neben den traditionellen Krippenfiguren sind in dieser besonderen  Krippe vor allem Persönlichkeiten und Szenen dargestellt, die das damalige Neapel prägten, wie Hirten, Waschfrauen, Handwerker und Musiker.

Der Eintritt zum Konzert kostet 5 Euro, in Kombination mit dem Eintritt zur Ausstellung 10 Euro.

„Erdreich – Boden erforschen, Schätze entdecken“ – Sonderausstellung über die Grundlage unseres Lebens ab 13.Nov. 2016 im Museum Wiesbaden

hochmoorAm 13. November 2016 hat  das Museum Wiesbaden die Ausstellung „Erdreich – Boden erforschen, Schätze entdecken“ eröffnet. Auf 700 qm Ausstellungsfläche können Erwachsene und Kinder ab acht Jahren erleben, wie aufregend die Welt der Böden sein kann. Interaktiv und informativ zeigt die Ausstellung mit vielen Mitmachstationen, was im Boden unter unseren Füßen zu entdecken ist.

„Böden entstehen in tausenden von Jahren und stecken voller Leben“ sagt die Ausstellungskuratorin Susanne Kridlo. Diese sensiblen Naturkörper könne man nicht einfach so herstellen. „Boden ist ein kostbares Gut“. Der Boden hat viele wichtige Funktionen im Naturhaushalt, er sei die Basis der menschlichen Ernährung und noch dazu bewahrt er die Spuren der Menschheitsgeschichte. Mit der Ausstellung will die Biologin Einblicke in diese unbekannte Welt unter unseren Füßen geben und die Vielfalt von Böden sowie ihren Reichtum an Lebewesen und Ressourcen erlebbar machen.

Eine Ausstellung für Feldforscher, Bodenkundler und Schatzsucher

Modell der Bodenschichten und ihrer jeweiligen Bewohner. Foto: Diether v Goddenthow
Modell der Bodenschichten und ihrer jeweiligen Bewohner. Foto: Diether v Goddenthow

Für die Ausstellung hat Susanne Kridlo eine Mitmachausstellung nach Wiesbaden geholt. Sie hat sie mit vielen Leihgaben, Objekten aus der Museumssammlung und anschaulichen Informationen über den Boden erweitert. Zu den Highlights der Ausstellung gehören der Feldhamster und sein Bau genauso wie drei Nachbauten von verschiedenen Waldböden. Kinder können die Quadratmeter ablaufen, die man braucht, um einen Hamburger herzustellen. Erwachsene haben die Möglichkeit sich über darüber zu informieren, welchen Einfluss Boden auf den Geschmack von Wein hat.

In der Mitmachausstellung für Kinder: 5 interaktive Stationen 1 riesige Ausgrabungsinsel 1 Bodenzaubermaschine 5 Böden, die spannende Geschichten erzählen. Foto: Diether v Goddenthow
In der Mitmachausstellung für Kinder:
5 interaktive Stationen
1 riesige Ausgrabungsinsel
1 Bodenzaubermaschine
5 Böden, die spannende Geschichten erzählen. Foto: Diether v Goddenthow

An den Mitmachstationen begeben sich die Kinder auf Schatzsuche. Sie lernen die Tricks der Archäologen kennen, um dem Erdreich seine Geheimnisse und Schätze zu entlocken. Mit Schaufel und Pinsel legen sie auf der großen Ausgrabungsinsel Verborgenes frei. Und wenn sie die Bodenzaubermaschine ankurbeln, dann rauscht und rumpelt es. Wie unterschiedlich Böden sein können und was sich im Untergrund abspielt, das erzählen die Böden selbst. Der eine säuselt, der andere gibt eher brummelig seine Geheimnisse und Geschichten preis.

Die faszinierende Welt unter unseren Füßen

li. Ackerboden, locker aufgrund von  Fruchtwechseln. r. verdichteter Ackerboden. Foto: Diether v Goddenthow
li. Ackerboden, locker aufgrund von Fruchtwechseln. r. verdichteter Ackerboden. Foto: Diether v Goddenthow

Fotografien, Aquarelle und Zeichnungen zeigen, wie Wissenschaftler den Boden erkunden. Zu sehen sind die kleinsten Lebewesen, die Dimensionen der Wurzeln oder der vielschichtige Aufbau von Böden und ihrem Pflanzenbewuchs.
„Wir müssen Bodenschutz stärker als Zukunftsaufgabe begreifen“, sagt die Umweltstaatssekretärin Beatrix Tappeser. „Böden bilden heute und für die nachfolgenden Generationen eine unersetzbare Lebensgrundlage. Ohne gesunde Böden können wir uns nicht ernähren“, denn die Erzeugung von Nahrungsmitteln und nachwachsenden Rohstoffen sei ohne funktionsfähige Böden nicht denkbar. „Böden filtern und speichern Wasser. Sie binden Kohlenstoff und spielen über ihre Kühlungsfunktion eine zunehmend wichtige Rolle bei der Klimaanpassung. Böden sind die Schnittstelle für die elementaren Stoffkreisläufe im Naturhaushalt“.

Böden haben Einfluss auf den Charakter von Gemüse und Früchten, insbesondere des Weines. Foto: Diether v Goddenthow
Böden haben Einfluss auf den Charakter von Gemüse und Früchten, insbesondere des Weines. 4 Hessische Weinbergböden (Leihgeber: Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie) Foto: Diether v Goddenthow

Die Ausstellung Erdreich, so Tappeser, könne dieses Wissen und eine positive Einstellung zum Boden bereits an Kinder vermitteln. Für die integrierte Mitmachausstellung und deren Betreuung stellte das hessische Umweltministerium deshalb 100.000 Euro bereit.
Direktor Alexander Klar begeistert diese Engagement des Umweltministeriums: „Wir konnten damit nicht nur die gut gemachten Mitmachstationen übernehmen, das Museum finanziert mit diesem Beitrag eine Rundum-Betreuung der Ausstellung. Ein toller Service für unsere Besucher und insbesondere auch für Schulklassen“. So stehen in der Ausstellung „Erdreich-Experten“ bereit, um die Fragen der Besucher zu beantworten und Schulklassen in die Ausstellung einzuführen.

Die Bodenzaubermaschine, eine der vielen Mitmachstationen für Kinder. Foto: Varusschlacht im Osnabrücker Land — Museum und Park Kalkriese
Die Bodenzaubermaschine, eine der vielen Mitmachstationen für Kinder. Foto: Varusschlacht im Osnabrücker Land — Museum und Park Kalkriese

Diese Ausstellung eignet sich für alle Altersstufen und für Familien. Darüber hinaus stellt sie bei vielen Themen den Bezug zur Region her. Zahlreiche hessische Bodenprofile vom Taunus bis zum Odenwald zeigen die große Vielfalt der Böden. Aber auch die Sanierung der Böden von Altlasten ist ein Thema. „Böden sind sensible Naturkörper und vergessen nichts“, sagt Susanne Kridlo.

Davon zeugen auch Bilder der Luftbildarchäologie aus Region oder die Pflanzenreste aus früherer Besiedlungszeit regionaler Ausgrabungen.

Ein 100 mal vergrößerter Regenwurm-Kothaufen und dahinter ein Regenwurmprojektion empfängt die Besucher der Ausstellung Erdreich.Foto: Diether v Goddenthow
Ein 100 mal vergrößerter Regenwurm-Kothaufen und dahinter ein Regenwurmprojektion empfängt die Besucher der Ausstellung Erdreich.Foto: Diether v Goddenthow

An den Anfang der Ausstellung haben die Ausstellungsmacher einen Erdhaufen gesetzt, wie ihn Regenwürmer hinterlassen, nur 100mal so groß. Da Regenwürmer fruchtbaren Boden herstellen, indem sie mit ihrer Verdauungstätigkeit den Boden mit Nährstoffen anreichern, haben die Präparatoren des Museums das Modell einer Regenwurmlosung gebaut. In der Ausstellung auch der Kompostwurm gehegt: wenn man Glück hat, kann man ihn beim Bodenmachen zuschauen. Der Evolutionsbiologe Charles Darwin war es, der als erster die Bedeutung der Regenwürmer für den Boden erkannte. Außerdem beschrieb er, wie die Würmer die Spuren der Vergangenheit mit schützenden Erdschichten bedecken. So wie Darwin das Thema Boden und Archäologie verband, so tut dies auch diese Ausstellung.

Die Ausstellung entstand mit Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
Die Mitmachausstellung für Kinder entstand im Haus der Varusschlacht im Osnabrücker Land — Museum und Park Kalkriese.

r.Ausstellungskuratorin Dipl.-Biol. Susanne Kridlo und Umweltstaatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser (2.v.r.) während der Pressebesichtigung vor einem 5 m langen Wurzelpräparats des Lösslöwenzahns (Leihgeber: Landesmuseum Kärnten, Botanikzentrum) Foto: Diether v Goddenthow
r.Ausstellungskuratorin Dipl.-Biol. Susanne Kridlo und
Umweltstaatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser (2.v.r.) während der Pressebesichtigung vor einem 5 m langen Wurzelpräparats des Lösslöwenzahns (Leihgeber: Landesmuseum Kärnten, Botanikzentrum) Foto: Diether v Goddenthow

Umweltstaatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser über die Ausstellung: „Wir müssen Bodenschutz stärker als Zukunftsaufgabe begreifen. Böden bilden heute und für die nachfolgenden Generationen eine unersetzbare Lebensgrundlage. Ohne gesunde Böden können wir uns nicht ernähren.

22 unterschiedliche Spaten, dabei sind regionale Besonderheiten und historische Formen sowie Spaten aus Neuseeland und aus Ungarn (Leihgeber Prof. Dr. Klaus Mueller, Osnabrück) Foto: Diether v Goddenthow
22 unterschiedliche Spaten, dabei sind regionale Besonderheiten und historische Formen sowie Spaten aus Neuseeland und aus Ungarn (Leihgeber Prof. Dr. Klaus Mueller, Osnabrück) Foto: Diether v Goddenthow

Denn die Erzeugung von Nahrungsmitteln und nachwachsenden Rohstoffen ist ohne funktionsfähige Böden nicht denkbar. Böden filtern und speichern Wasser. Sie binden Kohlenstoff und spielen über ihrer Kühlungsfunktion eine zunehmend wichtige Rolle bei der Klimaanpassung. Böden sind die Schnittstelle für die elementaren Stoffkreisläufe im Naturhaushalt. Die Ausstellung Erdreich ist bestens geeignet, dieses Wissen und eine positive Einstellung zum Boden bereits an Kinder zu vermitteln. Für die integrierte Mitmachausstellung stellt das hessische Umweltministerium deshalb 100.000 Euro bereit.“

Ort:
Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden Fon 0611 ⁄335 2250, Fax 0611 ⁄335 2192 www.museum-wiesbaden.de
museum@museum-wiesbaden.de

Öffnungszeiten
Mo geschlossen Di, Do 10:00—20:00 Uhr Mi, Fr—So 10:00—17:00 Uhr
An Feiertagen 10:00—17:00 Uhr geöffnet.
Auch Ostermontag und Pfingstmontag geöffnet.

Eintritt
Sonderausstellung* 10,— Euro (7,— Euro) * Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen. Familienangebot: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre in Begleitung ihrer Eltern freier Eintritt. Weitere Ermäßigungen und Tarife für Gruppen unter www.museum-wiesbaden.de ⁄preise

Verkehrsanbindung
PKW und Reisebusse: A 66, Abfahrt Wiesbaden-Erbenheim, Richtung Stadtmitte, Parkhaus Rheinstraße Bahn: Zum Hbf Wiesbaden mit DB und S1, S8 und S9 aus Richtung Frankfurt und Mainz. Vom Hbf 10 min Fußweg zum Museum Linienbusse: Rheinstraße und Wilhelmstraße

Service
Schwellenfreier Zugang: Aufgrund von Baumaßnahmen verlegt. Bitte folgen Sie der Beschilderung am Haupteingang. Museumsshop: Fon 0611 ⁄ 335 2251

 

Führungen und Veranstaltungen zur Ausstellung
Führungstermine

Donnerstags um 18:00 Uhr und sonntags um 11:00 Uhr laden wir Sie zu öffentlichen Führungen durch die Naturhistorischen Sammlungen und die Sonderausstellung Erdreich – Boden erforschen, Schätze entdecken ein.
Die aktuellen Themen finden Sie im Veranstaltungskalender der Interseite.

Vorträge
Di 13 Dez 2016, 18:00 Uhr
Unter unseren Füßen — Biologische Vielfalt im Boden.

Mit Prof. Dr. Willy Xylander, Senckenberg, Görlitz
Di 10 Jan 2017, 18:00 Uhr
Feldhamster, es gibt sie noch – Forschung und Schutz im Rhein-Main-Gebiet

Mit Dipl. Biol. Tobias Erik Reiners, Senckenberg
Di 14 Feb 2017, 18:00 Uhr
Wie schmeckt Boden? Mit anschließender Verkostung

Mit Prof. Dr. Löhnertz, Geisenheim
Di 14 Mär 2017, 18:00 Uhr
Böden als Archive der Kulturgeschichte

Mit Prof. Dr. Heinrich Thiemeyer, Frankfurt am Main
Di 11 Apr 2017, 18:00 Uhr
Bodennutzung und Bodenschutz Mit Dr. Helmut Arnold, Wiesbaden

Exkursionen
Bodenexkursionen in Kooperation mit dem Regionalparkportal Weilbacher Kiesgruben anlässlich der Ausstellung „Drüber & Drunter — der Regionalpark einmal unterirdisch“ (ab 5. März 2017)
Sa 1 Apr 2017, 10:00 – 15:00 Uhr
„Boden on Tour“ — Eine geführte Boden-Exkursion mit dem Rad.
Vom Treffpunkt Museum Wiesbaden zum Regionalparkportal Weilbacher Kiesgruben. Um Anmeldung wird gebeten: Fon 0611 ⁄ 335 2240
So 9 Apr 2017, 14:00 – 16:00 Uhr

„Bohrprobe — Mit dem Experten in der Kiesgrube unterwegs“.
Eine sinn- und lehrreiche Exkursion für Jung und Alt. Regionalparkportal und Naturschutzhaus Weilbacher Kiesgruben. Frankfurter Straße 76, 65439 Flörsheim am Main
Film
In Kooperation mit dem Umweltamt und Kulturamt Wiesbaden im Rahmen der Natur- und Umweltfilmreihe „Atlantis update“.
Mi 7 Dez 2016, 20:00 Uhr

Die Caligari FilmBühne zeigt den Film 1ha 43a von Monika Pirch.
Im Anschluss diskutieren die Filmemacherin Monika Pirch und der Bodenexperte und Landwirt Dr. Ralf Schaab mit der Ausstellungskuratorin Susanne Kridlo.
Angebote für Kinder und Familien
Sa 19 Nov 2016, 11:00 – 13:30 Uhr

Museumswerkstatt für Kinder:
„Leben im Verborgenen“ – Gestalterisches Arbeiten zur Ausstellung
Erdreich
Sa 14 Jan 2017, 11:00 – 13:30 Uhr
Museumswerkstatt für Kinder:
„Leben im Verborgenen“ – Wir gestalten Bodenquerschnitte mit selbst hergestellten Erdfarben
So 22 Jan 2017, 10:30 – 13:00 Uhr
Natur unter die Lupe genommen:
Was tut sich unter meinen Füßen – Experimente zur Bodenkunde
So 19 Feb 2017, 10:30 – 13:00 Uhr
Natur unter die Lupe genommen:
Was tut sich unter meinen Füßen – Experimente zur Bodenkunde 2
So 19 Feb 2017, 11:00 – 14:00 Uhr
Offenes Atelier für Kinder und Familien
So 19 Mär 2017, 10:30 – 13:00 Uhr
Natur unter die Lupe genommen:
Was tut sich unter meinen Füßen – Experimente zur Bodenkunde 3
So 19 Mär 2017, 11:00 – 14:00 Uhr
Offenes Atelier für Kinder und Familien
Sa 25 Mär 2017, 11:00 – 13:30 Uhr

Museumswerkstatt für Kinder:
„Ringli, der Regenwurm, erklärt“ – Erkundungen in der Ausstellung Erdreich – Boden erforschen, Schätze entdecken

Angebote für Gruppen
Auch Schulklassen und Gruppen ohne Führungswunsch werden gebeten, sich anzumelden, damit die Erdreich-Experten an den Mitmachstationen als Begleitung zur Verfügung stehen können.
Schul- und Kindergartengruppen (ohne Führung)
Eintritt: 2,— Euro ⁄ Kind, 2 Betreuer frei
Dauer: mind . 60 Minuten (davon 45 Minuten Mitmachstationen)

Führung
Dauer: 90 Minuten (45 Minuten Führung + 45 Minuten Mitmachstationen)
Kosten für Schulund Kindergartengruppen:
45 ,— Euro zzgl . 2 ,— Euro Eintritt ⁄ Kind , 2 Betreuer freier

Eintritt
Kosten für Privatgruppen: 70,— Euro zzgl . Eintritt
Führung mit Workshop
Dauer: 135 Minuten (3 Schulstunden)

Kosten für Schulund Kindergartengruppen:
90,— Euro zzgl. 2,— Euro Eintritt ⁄ Kind, 2 Betreuer freier Eintritt Kosten für Privatgruppen: 150,—
Alle Themen der Führungen und Workshops unter www.museumwiesbaden.de⁄edu

Buchung ⁄ Anmeldung
Anmeldung für Schulund Kindergartengruppen: Fon 0611 ⁄ 335 2185
oder bildungundvermittlung@museumwiesbaden.de
Anmeldung für Privatgruppen: Fon 0611 ⁄ 335 2240 oder
fuehrungen@museumwiesbaden.de

Ort:
Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden Fon 0611 ⁄335 2250, Fax 0611 ⁄335 2192 www.museum-wiesbaden.de
museum@museum-wiesbaden.de

Museum Wiesbaden setzt mit der Ausstellung „Caravaggios Erben – Barock in Neapel“ neue Maßstäbe – Hessenmetropole wird bis 12.02.17 zum „Rhein-Neapel“

Ausschnitt aus: Massima Stanzione (1585 - 1656) Susanna und die beiden Alten  Öl auf Leinwand, Städel Museum, Frankfurt am Main.
Ausschnitt aus: Massima Stanzione (1585 – 1656) Susanna und die beiden Alten
Öl auf Leinwand, Städel Museum, Frankfurt am Main.

Mit der Eröffnung der fulminanten Ausstellung „Caravaggios Erben – Barock in Neapel“ am vergangenem Donnerstag lässt das Museum Wiesbaden das goldene Zeitalter des neapolitanischen Barocks wieder aufblühen und lässt die Hessische Metropole bis zum 12. Februar 2017 zum Rhein-Neapel neapolitanischer Barockmalerei des 17. Jahrhunderts avancieren. „In der Kunst des neapolitanischen Barocks spiegeln sich die Pracht, Raffinesse und Kultur der Mittelmeermetropole in packender Malerei. Gleichzeitig zeigt sie die Realität – Armut, Brutalität und Verfall in der Bevölkerung. Mit dem Heranwagen an eines der gewichtigsten Themen der Kunstgeschichte, den Barock, hat das Landesmuseum in Wiesbaden mit Unterstützung seiner italienischen und deutschen Freunde und Kooperationspartner eine Herkulesaufgabe gestemmt.“, brachte es Ingmar Jung, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, auf den Punkt.  Im Namen von Ministerpräsident Volker Bouffier, Schirmherr der Ausstellung, dankte er allen, die diese Ausstellung ermöglicht haben und insbesondere auch dem Kooperationspartner Museo di Capodimonte in Neapel.

Francesco Guarino (1612 - 1654) Die heilige Agathe (1640 - 1645) Öl auf Leinwand. Neapel Museo die Capodimonte Foto: Diether v. Goddenthow
Francesco Guarino (1612 – 1654)
Die heilige Agathe (1640 – 1645)
Öl auf Leinwand.
Neapel Museo die Capodimonte Foto: Diether v. Goddenthow

Den Ausgangspunkt der Ausstellung bilden die Gemälde Giordanos und Solimenas im Besitz des Hessischen Landesmuseums. Eine Besonderheit der Ausstellung besteht in der umfangreichen Einbeziehung von Handzeichnungen, die vom Esprit der neapolitanischen Meister zeugen und unmittelbare Einblicke in den Werkprozess erlauben.  Die Bilder stammen aus einer Phase, in der ein grundlegender Wandel in der Zeichenkunst erfolgte, nämlich die Zeichnung aus ihrer reinen Zweckgebundenheit, beispielsweise als  Vorzeichnung, heraus befreite und  zu einem eigenständigen, begehrten Kunst- und Sammlerobjekt wurde.

Caravaggios Erben - Barock in Neapel. Ausstellungsansicht Raum 16 mit den vier marmornen weiblichen Allegorien "Europa", "Asien", "Afrika", "Amerika". Museum Wiesbaden 2016. Foto: Diether v. Goddenthow
Caravaggios Erben – Barock in Neapel. Ausstellungsansicht Raum 16 mit den vier marmornen weiblichen Allegorien „Europa“, „Asien“, „Afrika“, „Amerika“. Museum Wiesbaden 2016. Foto: Diether v. Goddenthow

Ergänzt wird die Ausstellung mit wuchtigen weiblichen Marmorbüsten, Allegorien, die die vier, zu Cararvaggios Zeiten bekannten Erdteile: Europa, Asien, Afrika und Amerika symbolisieren. Sie waren einst als bauliche Zierde von „Palästen“ und  Parkanlagen recht beliebt.

Wer die Ausstellung besuchen möchte, sollte  genügend Zeit einplanen. Angesichts der Tiefe der Ausstellung empfiehlt sich die Teilnahme an einer fachkundigen Führung.  Die Ausstellung „Caravaggios Erben – Barock in Neapel“ ist vom 14. Oktober 2016 bis zum 12. Februar 2017 im Museum Wiesbaden zu sehen.

begleitband-cover-wZur Wiesbadener Ausstellung „Barock in Neapel“ ist im Hirmer-Verlag, München 2016, die umfangreiche Publikation „Caravaggios Erben – Barock in Neapel“ mit 576 Seiten und 650 Bildern erschienen.
Das Werk ist eine unverzichtbare Hilfe zur Vor- oder Nachbereitung der Ausstellung, eignet sich gut als Geschenk und ist ein Muss für alle, die beruflich oder studienmäßig mit der Epoche des Barocks zu tun haben.

Führungen und Veranstaltungen zur Ausstellung

Führungen
Sa 15 Oktober 15:00 Uhr
So 16 Oktober 15:00 Uhr
Di 18 Oktober 18:00 Uhr
Sa 22 Oktober 15:00 Uhr
So 23 Oktober 15:00 Uhr
Di 25 Oktober 18:00 Uhr
So 30 Oktober 15:00 Uhr
Di 1 November 18:00 Uhr
So 6 November 15:00 Uhr
Sa 12 November 15:00 Uhr
So 13 November 15:00 Uhr
Sa 19 November 15:00 Uhr
Di 22 November 18:00 Uhr
So 27 November 15:00 Uhr
Di 29 November 18:00 Uhr
Sa 3 Dezember 15:00 Uhr
Sa 10 Dezember 15:00 Uhr
Di 13 Dezember 18:00 Uhr
Sa 17 Dezember 15:00 Uhr
Di 20 Dezember 18:00 Uhr
Mo 26 Dezember 15:00 Uhr
Di 27 Dezember 18:00 Uhr

KunstPausen
Mi 19 Oktober 12:15 Uhr Artemesia Gentileschi
Mi 26 Oktober 12:15 Uhr Francesco Solimena
Mi 16 November 12:15 Uhr Mattia Preti
Mi 21 Dezember 12:15 Uhr Giovanni Battista Caracciolo

Vorträge
Di 25 Oktober 19:00 Uhr Caravaggio –Magier des Lichts Lesung mit Wilma-Maria Estelmann; Wiesbaden
Do 10 November 19:00 Uhr Kritzel und Kürzel: Formen des Flüchtigen im zeichnerischen Werk von Luca Giordano
Vortrag mit Dr. Heiko Damm, Mainz
Do 15 Dezember 19:00 Uhr
Künstler, Kirchen, Kardinäle: Künstlerkonkurrenz im barocken Neapel
Vortrag mit Prof. Dr. Elisabeth Oy-Marra

Konzert
Di 1 November 19:00 Uhr
Praesens spielt barocCover Sa 10 Dezember Uhr
Weihnachtskonzert in Kooperation mit dem Italienischen Kulturinstitut in Köln

Film
Sa 5 November 20:00 Uhr
Die Caligari FilmBühne zeigt im Rahmen der Ausstellung Caravaggios Erben – Barock in Neapel den Film Caravaggio von Derek Jarman
Do 19 Januar 2017 20:00 Uhr 1
Die Caligari FilmBühne zeigt im Rahmen der Ausstellung Caravaggios Erben – Barock in Neapel den Film Artemisia mit einer Begrüßung durch Dr. Peter Forster.

Kunst&Kuchen
Do 10 November 15:00 Uhr
Caravaggios Erben – Barock in Neapel
Do 8 Dezember 15:00 Uhr
Caravaggios Erben – Die Grafiken

60+
Di 15 November 15:00 Uhr
Art After Work
Di 15 November 19:00 Uhr
„Im hellen Schein“ – Caravaggios Erben

Vermittlungsangebote für Kinder und Familien
Sa 22 Oktober 11:00 – 13:30 Uhr
Museumswerkstatt für Kinder:
„Ereignisreich, dramatisch, wild“, Zeichnerische Annäherungen an Werke des Barock
So 20 November 11:00-14:00 Uhr
Offenes Atelier für Kinder und Familien

Vermittlungs- und Führungsangebote für Schulklassen

AB SEKUNDARSTUFE I
Interaktive Führung: Gemetzel, Blut und Heiliges Theater
Durch Methoden des kreativen Schreibens werden Zugänge zu den barocken Bildwelten ermöglicht. Die eigenständige Wahl eines Werkes und seiner Figuren ermöglicht das Formulieren von eigenen Fragestellungen seitens der Schülerinnen und Schüler. Botschaften und Themen dieser hoch dramatischen Epoche wie Leben und Tod, Armut und Reichtum, pralles Leben und schmerzhaftes Martyrium werden erarbeitet und im gemeinsamen Dialog erfahren.

Workshop: Drama, Liebe, Leidenschaft — Spiel dein Bild!
In Kooperation mit der Theaterwerkstatt im Hessischen Staatstheater Wiesbaden

Gemäß der barocken Vorstellung vom „Leben als Theater“ war das gemeinsame Ziel von Malerei und Theater, die Betrachter wie die Zuschauer davon zu überzeugen, dass das Dargestellte vor ihren Augen Wirklichkeit wird. Szenisches Theaterspiel zu ausgewählten Bildern der Ausstellung Caravaggios Erben mit Priska Janssens (Theaterpädagogin).
Mittels des japanischen Erzähltheaters (Kamishibai) werden Bilder lebendig. Zeichnungen führen zu Handlungen, eine Geschichte entsteht.
DO 10:00—12:30 oder nach Vereinbarung

Führung mit Workshop: … und ständig Mord und Totschlag!

Nach einem Ausstellungsrundgang und Zeichnen vor den Originalen werden die für den Barock typischen, theatralen Bildkompositionen entschlüsselt. Mit Requisiten und in Kleingruppen wird im Atelier eine barocke Bildkomposition entwickelt, die Positionen der Personen werden eingenommen und fotografisch als nachgestelltes Barockbild festgehalten.

Führung: Artemisia Gentileschi und ihre Geschichte
Ausgehend von dem Werk Judith und Holofernes wird die Biografie der Künstlerin und ihre Rolle in der Entwicklung der Malerei des Barocks beleuchtet und nachvollziehbar.

Interaktive Führung: Frisuren, Schmuck und schöne Kleider
Die Ausstellung umfasst neben 100 malerischen Arbeiten eine Vielzahl herausragender und qualitativ hochwertiger Zeichnungen
und Drucke. Diese sind beeindruckende Beispiele zur Auseinandersetzung mit dem Medium der Zeichnung und darüber hinaus ebenso mit Aspekten der Kleidung im Zeitalter des Barocks. Genaues zeichnerisches Erforschen von Details und des Umgangs mit Licht und Schatten in der Kunst des Barocks werden erkundet und dadurch anschaulich.

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden
Fon 0611 ⁄335 2250, Fax 0611 ⁄335 2192
www.museum-wiesbaden.de
museum@museum-wiesbaden.de

Öffnungszeiten
Mo geschlossen Di, Do 10:00—20:00 Uhr Mi, Fr—So 10:00—17:00 Uhr An Feiertagen 10:00—17:00 Uhr geöffnet. Auch Ostermontag und Pfingstmontag geöffnet.

Eintritt Sonderausstellung* 10,— Euro (7,— Euro) * Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen. Familienangebot: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre in Begleitung ihrer Eltern freier Eintritt. Weitere Ermäßigungen und Tarife für Gruppen unter www.museum-wiesbaden.de ⁄preise

Verkehrsanbindung PKW und Reisebusse:
A 66, Abfahrt Wiesbaden-Erbenheim, Richtung Stadtmitte, Parkhaus Rheinstraße Bahn: Zum Hbf Wiesbaden mit DB und S1, S8 und S9 aus Richtung Frankfurt und Mainz. Vom Hbf 10 min Fußweg zum Museum Linienbusse: Rheinstraße und Wilhelmstraße

Service
Schwellenfreier Zugang links des Haupteingangs. Ausleihbare Rollstühle, Buggies und Sitzhocker im Foyer. Museumsshop: Fon 0611 ⁄ 335 2251

Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum
für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2
65185 Wiesbaden
Fon 0611 ⁄ 335 2250
Fax 0611 ⁄ 335 2192

Weitere Informationen:  Caravaggios Erben – Barock in Neapel

„Caravaggios Erben – Barock in Neapel“- Museum Wiesbaden gelingt einzigartige Gesamtschau neapolitanischer Barockmalerei

Ausschnitt aus: Massima Stanzione (1585 - 1656) Susanna und die beiden Alten  Öl auf Leinwand, Städel Museum, Frankfurt am Main.
Ausschnitt aus: Massima Stanzione (1585 – 1656) Susanna und die beiden Alten
Öl auf Leinwand, Städel Museum, Frankfurt am Main. Collage: atelier-goddenthow

Wiesbaden. Das Museum Wiesbaden präsentiert vom 14. Oktober 2016 bis 12. Februar 2017 die Ausstellung Caravaggios Erben – Barock in Neapel. Zum ersten Male trägt ein deutsches Museum die großen Werke der neapolitanischen Barockmalerei umfassend zusammen und  stellt das Museum Wiesbaden in eine Reihe mit der National Gallery London und dem Metropolitan Museum New York, die beinahe zeitgleich die Ausstellungen „Beyond Caravaggio“ bzw. „Valentin de Boulogne – Beyond Caravaggio” zeigen.   Ausgangspunkt der Ausstellung sind die Gemälde von Luca Giordano und Francesco Solimena im Sammlungsbestand des Museum Wiesbaden. Insgesamt über 200 Exponate, darunter 100 überwiegend großformatige Ölgemälde sowie 100 Zeichnungen von 50 Künstlern und ebenso vielen Leihgebern, entführen ins Neapel des 17. Jahrhunderts.

Caspar van Wittel bzw. Gaspare Vanvitellig (1652-1736)  Posillipo mit dem Palazzo Donn'Anna um 1700 - 1702 Foto: Diether v. Goddenthow
Caspar van Wittel bzw. Gaspare Vanvitellig (1652-1736)
Posillipo mit dem Palazzo Donn’Anna um 1700 – 1702 Foto: Diether v. Goddenthow

Die über 300 000 Einwohner zählende Hafenmetropole, vom Spanischen Vizekönig regiert, war ein multikultureller Meltingpoint der sozialen wie künstlerischen Gegensätze, Naturkatastrophen, Prachtbauten, Slums und Hungersnöte. Vor diesem Hintergrund und dem religiösem Zeitgeist sind die Werke einzuordnen, nämlich der protestantischen Bilderfeindlichkeit, empathische Bilderwelten mit überwältigenden, für den „wahren“ Glauben einnehmende Motive, gegenüber zu stellen.

Die neuartigen Werke  waren nicht mehr so steril, sondern lebendig. Sie erzählten Geschichten, zogen die Menschen unmittelbar ins Geschehen hinein, ins bildhaft inszenierte „Heilige Theater“. Das war so gewollt. Denn zu diesem Zweck entstanden viele Werke. Sie waren häufig Funktionskunst, und die Künstler wussten darum. Sie lebten davon.
Das Neue der neapolitanischen Barockkunst war einmal die neue Lichtgebung mit indirektem Licht, welches eine völlig andere und neuartige Atmosphäre im Bildraum selbst hervorhebt. Die neapolitanische Barock-Kunst „spielte“ – wie im Barock überhaupt – mit dem Seelenleben des Menschen. Sie zielte auf seine Einfühlsamkeit und wollte diese im christlichen Sinne schärfen, nämlich die Bereitschaft und Fähigkeit des Betrachters trainieren, Emotionen, Motive, Leiden, Freude, Not, Schmerz, Hingabe, Hoffnung usw. zu erkennen und nachzuempfinden. Die neapolitanische Barockkunst  war – neudeutsch ausgedrückt – eine empathische Kunst. Sie sollte stimulieren und eigene Emotionen zulassen. In einem breiteren Kontext verstanden, sollte die barocke Malerei im Zusammenwirken mit der Architektur, Stuckatur, Bildhauerei, Wand- und Deckenmalerei  Gläubigen ein all umfassendes, körperlich fühlbares Glaubenserlebnis ermöglichen, das sie schlichtweg überwältigte, welches sie suggestibel machte und in ihrem Glauben, dass es da eine Kraft gäbe, die stärker ist als sie, bestärkte.

In Neapel wurde sozusagen der Barock  erfunden. Sein Anfang markiert die  Ankunft von Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio (1571-1610) in Neapel im Herbst 1606.  Der Meister des Frühbarock, einst bevorzugter Maler der römischen Kardinäle war wegen eines Todschlags  in Ungnade gefallen und in das spanisch regierte Neapel geflohen.  Innerhalb kurzer Zeit avancierte Caravaggio  in der Vesuv-Stadt zum bewunderten Vorbild für mehrere Generationen neapolitanischer Künstler.  Seine neuartigen Bild-Illumination, eine  Hell-Dunkel-Malerei als gestalterisches Element der Bild-Szenen und provokante, den Betrachter direkt involvierende Bildwirklichkeiten gaben die entscheidenden Anstöße, um in Verbindung mit weiteren Einflüssen, etwa des Spaniers Jusepe Ribera (1591-1652), eine Schule neapolitanischer Barockmalerei von europäischem Rang zu entwickeln. Was  barockmalerisch  im  Neapel des 17. Jahrhunderts daraus wurde, zeigt die fulminante Ausstellung „Caravaggios Erben – Barock in Neapel“ ab 14.Oktober 2016 im Landesmuseum Wiesbaden, wodurch die Hessenmetropole bis zum 12. Februar 2017   zum „Rhein-Neapel“ der Barockkunst des 17. Jahrhunderts avanciert.

Diether v. Goddenthow (Rhein-Main.Eurokunst)

Prominente Leihgeber und Schirmherren
Caravaggios Erben - Barock in Neapel. Ausstellungsansicht Museum Wiesbaden 2016. Foto: Diether v. Goddenthow
Caravaggios Erben – Barock in Neapel. Ausstellungsansicht Museum Wiesbaden 2016. Foto: Diether v. Goddenthow

Prominente Leihgeber sind der Louvre in Paris, die Galerie der Uffizien in Florenz, das Kunsthistorische Museum in Wien und historischen Privatsammlungen, wie die Graf Harrach’sche Familiensammlung von Schloss Rohrau in Österreich. Hervorgehoben sei an dieser Stelle die Kooperation des Museums Wiesbaden mit dem Museo di Capodimonte in Neapel, das mit der Leihgabe von 18 Werken höchster Qualität aus seiner ständigen Sammlung die Ausstellung maßgeblich unterstützt.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier sowie der Schirmherrschaft der Botschaft der Italienischen Republik in Berlin. Sie wird maßgeblich unterstützt vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain und der Art Mentor Foundation Lucerne.

Begleitband zur Ausstellung

begleitband-cover-wZur Ausstellung erscheint eine umfangreiche Publikation gleichen Namens, nämlich „Caravaggios Erben – Barock in Neapel“, Hirmer-Verlag, München 2016, 576 reich bebilderte Seiten, Museumspreis während der Ausstellung 45,00 Euro, danach 58,00 Euro. Dieser wärmstens zu empfehlende Begleitband zur Ausstellung, ein Kompendium der neapolitanischen Barockmalerei und Zeitgeschichte des 17. Jahrhunderts,  entstand  in Kooperation mit dem Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft, Abteilung Kunstgeschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und wurde von der Ernst-von-Siemens-Stiftung umfangreich unterstützt. Mehr …

Ein Rundgang durch die Ausstellung
Caravaggios Erben - Barock in Neapel. Ausstellungsansicht Museum Wiesbaden 2016. Dr. Peter Forster (Mitte), Kustos der Alten Meister und Kurator der auf seine Anregung zurückgehenden  Barock-Ausstellung, erläutert mit Rebecca Krämer (r.hinten), Ko-Kuratorin, Massimos Stanziones Werk "Der bethlehemsche Kindermord (1630-1635). Foto: Diether v. Goddenthow
Caravaggios Erben – Barock in Neapel. Ausstellungsansicht Museum Wiesbaden 2016. Dr. Peter Forster (Mitte), Kustos der Alten Meister und Kurator der auf seine Anregung zurückgehenden Barock-Ausstellung, erläutert mit Rebecca Krämer (r.hinten), Ko-Kuratorin, Massimos Stanziones Werk „Der bethlehemsche Kindermord (1630-1635). Foto: Diether v. Goddenthow

Neapel in Wiesbaden
Der epochale Beitrag Neapels zur europäischen Kunstgeschichte des Barock erfährt im Museum Wiesbaden in dieser Breite zum ersten Male in einem deutschen Museum eine groß angelegte Würdigung. Mit Leihgaben, unter anderem aus dem Pariser Louvre, dem Kunsthistorischen Museum in Wien und dem Kooperationspartner Museo di Capodimonte in Neapel, aber auch bedeutenden historischen Privatsammlungen, lässt das Museum Wiesbaden für vier Monate dieses goldene Zeitalter der italienischen Malerei in der Hessischen Landeshauptstadt wieder aufblühen.

Michelangelo Merisi da Caravaggio – seine Erben und Antipoden
Als Caravaggio im Oktober 1606 nach Neapel kam, war er in der Hafenstadt längst kein Unbekannter mehr. Sein in Rom erarbeiteter Ruhm eilte ihm weit voraus und während seines ersten Aufenthaltes von Oktober 1606 bis etwa Juni 1607 beeindruckte er zahlreiche in Neapel ansässige Künstler. Sie nahmen Caravaggios gut sichtbare Werke in der Stadt zum Ausgangspunkt einer radikalen Neuorientierung. Seine Malerei beeindruckte aufgrund ihrer lebensnah wirkenden Figuren, des dramatischen Helldunkels sowie seiner neuartigen Interpretationen althergebrachter Bildthemen.

Parthenope – Neapolis – Napoli: Widersprüche einer Metropole
Zur Zeit der Ankunft Caravaggios war die unter spanischer Herrschaft stehende Stadt mit ihren 300.000 Einwohnern die zweitgrößte Metropole Europas. Doch die wechselnden Vizekönige investierten kaum, es regierte weiterhin der alte Adel und das stetig wachsende Proletariat litt unter Hungersnöten. Naturkatastrophen wie der verheerende Vesuvausbruch im Jahr 1631 oder die nur 25 Jahre später wütende Pest, die mehr als die Hälfte der Bevölkerung tötete, waren prägende Einschnitte bevor um 1735 unter dem Bourbonen Karl VII. Neapel schließlich zu einem kulturellen Zentrum aufstieg.

Neapels Caravaggisten

Matthias Stomer (um 1600 - nach 1652). Das Abendmahl in Emmaus um 1633-1635 Öl auf Leinwand. Neapel, Museo die Capodimonte. Foto: Diether v. Goddenthow
Matthias Stomer (um 1600 – nach 1652). Das Abendmahl in Emmaus um 1633-1635
Öl auf Leinwand. Neapel, Museo die Capodimonte. Foto: Diether v. Goddenthow

Caravaggio fand in ganz Europa eine große Anhängerschaft unter den Künstlern, die gern als Caravaggisten bezeichnet werden. Es waren vor allem in Rom tätige Künstler, die seinen Stil in ihre Heimatregionen transferierten, wie die beiden ‚Utrechter Caravaggisten‘ Gerard van Honthorst und Matthias Stomer. In Neapel konnten sie den neuen Stil von Caravaggios Werken, von denen die meisten für jedermann zugänglich waren, intensiv studieren. Mit der Hell-Dunkel-Modellierung seiner Gemälde und der naturalistischen Behandlung von Figuren, die er häufig nah an den Bildvordergrund heranrückte, wurden althergebrachte Themen zu einem neuartigen Seherlebnis.

Die zunehmend erstarrte Künstlichkeit der spätmanieristischen Malweise schien nicht mehr zeitgemäß. Im Zuge der katholischen Reformen war nunmehr eine Malerei gefragt, die durch eine neue Orientierung an der Natur imstande sein sollte, Empathie zu erzeugen. Die ältere Generation der Maler um Fabrizio Santafede, Carlo Sellitto oder Paolo Finoglio schaute hierzu zwar auch auf Caravaggio aber vor allem noch nach florentinischen Vorbildern. Jüngere Maler, wie zudem Giovanni Battista Carracciolo, setzten sich hingegen ausschließlich mit Caravaggio auseinander. Carracciolos Anna Selbdritt belegt deutlich die Auseinandersetzung mit Caravaggios Reformen sowie der neuartigen Behandlung der Thematik, die ganz auf die Interaktion von Mutter, Großmutter und Kind ausgelegt ist, in besonderem Maße.

Jusepe de Ribera – Ein Spanier macht Schule
Der aus Játiva bei Valencia stammende Jusepe de Ribera war bereits 1615 in Rom mit der Malweise Caravaggios in Berührung gekommen und hatte sich intensiv mit ihr auseinandergesetzt. Als Ribera sich im darauffolgenden Jahr in Neapel niederließ und eine Werkstatt gründete, erwarb er rasch die Gunst der Vizekönige. Hier entwickelte er den Naturalismus Caravaggios nun auf einzigartige Weise weiter. Seine Gemälde scheinen genauso von der Drastik der Darstellung inspiriert wie von der impliziten Gewalt der Malerei des späten Caravaggio. Allerdings gibt Ribera dessen typische glatte Oberflächen zugunsten einer pastosen Malweise auf, die es ihm insbesondere in der Darstellung alter Körper erlaubt, die Falten der Haut nahezu haptisch wiederzugeben.

Seine Nachfolger, wie der sogenannte ‚Meister der Verkündigung an die Hirten‘ oder Aniello Falcone, orientierten sich später an Riberas zunehmendem Naturalismus mit seinen laut Bernardo de’ Dominici „ungeheuren Farbmischungen“, den „tremendo impasto del colore.“ Falcone lehnte sich in den 1630er Jahren stark an Ribera an. Vor allem sind es die Schüler auf seinem Gemälde Die Lehrerin, die sein Interesse an der Darstellung von Stoffen und an dem wie zufällig eingefangenen Moment zeigen. Der erst sehr viel später aktive Luca Giordano beweist wiederum, dass auch er im Stil Riberas malen konnte: Er nutzt diesen Stil für das Thema der Philosophen.

Bernardo Cavallino und Mattia Preti: eine neue Künstlergeneration
Mit Bernardo Cavallino und Mattia Preti werden zwei Künstler gegenübergestellt, die auf individuelle Weise zeigen, dass auch die auf Ribera folgende Künstlergeneration wieder neue Wege suchte. Cavallino, der möglicherweise von Massimo Stanzione ausgebildet wurde, vereint sehr verschiedene Anregungen in seinen ausdrucksstarken Gemälden, die er für einen ausgesuchten Kreis gebildeter Sammler malte. Deutlich ist zu erkennen, dass es ihm nunmehr um eine Aufhellung der Farbigkeit ging, die er indes mit naturalistischen Details zu verbinden wusste. Dabei fällt auf, dass er neben Ribera auch Gemälde von Nicolas Poussin, Anthonis van Dyck, Diego Velazquez und der Venezianer gekannt und studiert haben muss.

Mattia Preti (1613 - 1699) Heiliger Sebastian um 1656 Öl auf Leinwand  Neapel, Museo di Capodimonte, Foto: Diether v. Goddenthow
Mattia Preti (1613 – 1699)
Heiliger Sebastian um 1656
Öl auf Leinwand
Neapel, Museo di Capodimonte, Foto: Diether v. Goddenthow

Der nur wenig ältere Mattia Preti kam im Jahr 1653 als bereits erfahrener Künstler nach Neapel. Der in Taverna bei Catanzaro in Kalabrien geborene Maler war in seiner Jugend über Neapel nach Rom gereist, wo er den Caravaggio-Vertreter Caracciolo traf, der ihn zunächst prägen sollte. Das Gemälde Die Berufung des heiligen Matthäus zeigt, wie sehr er sich mit Caravaggio beschäftigte, denn die Szene malte er in enger Auseinandersetzung mit dem gleichnamigen Gemälde Caravaggios in der Contarelli-Kapelle von San Luigi de’ Francesi in Rom. In Gemälden wie dem Fest des Herodes und der Königin von Saba zeigt Preti, dass er sich in den folgenden Jahren von anderen Meistern wie Peter Paul Rubens und Nicholas Poussin inspirieren ließ und es ihm – ähnlich wie Bernardo Cavallino – um eine Aufhellung seiner Farbpalette ging.

Campania Felix

Guiseppe Recco (Werkstatt) Fischstilleben in weiter Landschaft. Öl auf Leinwand. Museum Wiesbaden. Foto: Diether v. Goddenthow
Guiseppe Recco (Werkstatt) Fischstilleben in weiter Landschaft. Öl auf Leinwand. Museum Wiesbaden. Foto: Diether v. Goddenthow

Neapel ist für seine Stillleben-Maler, wie Paolo Porpora, Giovanni Battista und Giuseppe Recco oder Giovan Battista Ruoppolo berühmt. Die Gemälde inszenieren eine Überfülle an Früchten und Blumen, zuweilen auch an Tieren und Marktszenen, die auf die legendäre Fruchtbarkeit der Landschaft am Golf von Neapel verweisen. Bereits das antike Kampanien wurde als glückliche Landschaft, als Campania felix, beschrieben, ein Topos, auf den man sich auch im 17. Jahrhundert berief. Wiederum war es Caravaggio, der in Stillleben wie dem Mailänder Früchtekorb (Pinacoteca di Brera) und dem Jungen mit Früchtekorb der Galleria Borghese in Rom die bildtheoretischen Dimensionen der noch jungen Gattung auslotete. Der Maler Aniello Falcone hat sich daran ein Beispiel genommen und ist mit seinem einfach gekleideten Jungen mit der Blumenvase mit Caravaggio in den Wettstreit getreten.

Der melancholische Blick: Salvator Rosa und Johan Heinrich Schönfeld
Salvator Rosa wurde 1615 in Arenella bei Neapel geboren und bei Francesco Fracanzano und Aniello Falcone ausgebildet. Er verließ die Stadt früh und verbrachte den Großteil seines Lebens in Florenz und Rom. Dennoch ist er der vielleicht bekannteste unter den neapolitanischen Künstlern des 17. Jahrhunderts. Er schuf neben Landschaftsbildern, die keine lieblichen Ausblicke inszenieren, sondern den Fokus auf eine unwegsame, wilde Natur legen, auch Gemälde mit magischen Szenen. Letztere waren bei zeitgenössischen Sammlern sehr beliebt und begründen eine Ästhetik des „bello orribile“, des „schrecklich Schönen“. Die Landschaften Rosas wurden später insbesondere in der deutschen Romantik rezipiert.

Bereits im 17. Jahrhundert hat sich der aus Biberach an der Riß stammende Maler Johann Heinrich Schönfeld sehr von Salvator Rosa anregen lassen, wie das Gemälde Der melancholische Demokrit zeigt. Hier setzt er sich eng mit Rosas Demokrit (Statens Musem for Kunst, Kopenhagen) auseinander. Schönfeld ging 1633 nach Italien. Zunächst lebte er in Rom, bis er sich schließlich gegen Ende der 1630er-Jahre für ein Jahrzehnt in Neapel nieder ließ. Die Triumphszenen von Venus und David verweisen auf sein intensives Antikenstudium und auf die Kenntnis einer reichen, auf Petrarca fußenden Bildtradition von Mantegna (1431–1506) bis Antionio Tempesta (1555–1630). Schönfeld inszeniert beide Szenen jedoch wie im Traum und thematisiert damit die unwiederbringlich vergangene Zeit, also Endlichkeit und Vergänglichkeit.

Caravaggios Erben - Barock in Neapel. Ausstellungsansicht Museum Wiesbaden 2016. Foto: Diether v. Goddenthow
Caravaggios Erben – Barock in Neapel. Ausstellungsansicht Museum Wiesbaden 2016. Foto: Diether v. Goddenthow

Die Autonomie der neapolitanischen Zeichnung
„Die neapolitanischen Maler sind aus Gewohnheit nicht sehr zugetan, viel Zeit auf das Zeichnen zu verwenden, sondern vorzeitig Pinsel und Farbe zur Hand zu nehmen und, wie sie sagen, zu malen.“ [Passeri 1934, S. 386, 397].
Der römische Maler und Sammler Giovanni Battista Passeri (ca. 1610–1679), ein Schüler Domenichinos, war der festen Überzeugung, dass die Zeichenkunst Grundlage aller bildenden Künste sei. Er vertrat die Ansicht, dass die neapolitanischen Künstler nicht viel zur Entwicklung der hochgeschätzten Zeichenkunst beigetragen hätten. Hinzu kommt, dass der Bestand an erhaltenen Zeichnungen mehrheitlich von Künstlern stammt, die vornehmlich außerhalb von Neapel wirkten, wie beispielsweise Salvator Rosa, dessen Nachlass fast komplett an die schwedische Königin Christina (1626–1689) verkauft wurde. (vgl. Kompositionsstudie, Leipzig).
Mit der Ankunft von Jusepe de Ribera in Neapel begann ein grundlegender Wandel in der Zeichenkunst. Er vereinte die Errungenschaften Caravaggios wie dem schonungslosen Naturalismus mit einem ausgeprägten Sinn für Rhythmus und Bewegung. Ribera betrieb eine große Werkstatt, wo er seine Fertigkeiten an Schüler wie Aniello Falcone oder Salvator Rosa weitergeben konnte. Falcone entwickelte die Arbeit nach dem lebendigen Modell, vorzugsweise in Rötel umgesetzt. Rosa verknüpft seine Zeichnungen selten mit Gemälden, sondern entwickelte sie als eigenständige Kunstwerke. Diese Autonomie ist die große Errungenschaft in der neapolitanischen Zeichenkunst und katapultierte sie aus der Zweckgebundenheit heraus zu einem begehrten Kunst- und Sammlerobjekt.

Geschundene Heilige und der Kampf gegen die Häresie
In Neapel war und ist die Heiligenverehrung ein wichtiger Bestandteil des Glaubens. Hierfür spielte die Vergegenwärtigung der Heiligen eine wichtige Rolle. Sie wurden häufig mit ihren Wundern dargestellt– wie im Gemälde von Massimo Stanzione, das den besonders in Spanien (und seinen Kolonien) verehrten Diego von Alcalá (um 1400–1463) aus dem Orden der Franziskanerminoriten zeigt. Als bildwürdig galt jedoch nicht nur das Leben der Heiligen, sondern auch ihre Todesarten, waren diese doch Zeugnis ihrer überdurchschnittlichen Glaubenskraft.

Jusepe de Ribera (1591.1652)  Das Martyrium des heiligen Andreas 1628. Budapepest, Museum der Bildenden Kunst. Foto: Diether v. Goddenthow
Jusepe de Ribera (1591.1652)
Das Martyrium des heiligen Andreas 1628.
Budapepest, Museum der Bildenden Kunst. Foto: Diether v. Goddenthow

Beispielhaft für Neapel ist die häufige Darstellung des Martyriums des heiligen Bartholomäus, ein Apostel Christi, der der Legende nach in Indien, Mesopotamien und Armenien gelehrt haben soll. Diese berichtet auch, dass Astyages, ein Bruder des armenischen Herrschers Polymios, den Befehl gab, Bartholomäus bei lebendigem Leibe die Haut abzuziehen. Andrea Vaccaro zeigt den Heiligen, wie er diese Strafe mit Gottes Hilfe erduldet. Der Maler setzt sich hier nicht zuletzt mit den zahlreichen Gemälden des gleichen Sujets von Ribera auseinander. Diese ähneln auch bei Paceco De Rosa sehr einer mythologischen Erzählung, nämlich der von der Schindung des Marsyas durch den Gott Apoll.
Wie sehr es in dieser Zeit auch um die Verbannung des Unglaubens und der Häresie ging, lässt sich noch heute drastisch in den Darstellungen des kämpferischen Erzengels Michael und Christus selbst erahnen, den Mattia Preti persönlich gegen den Satan kämpfen lässt.

Heilige Frauen - Frauenraum Foto: Diether v. Goddenthow
Heilige Frauen – Frauenraum Foto: Diether v. Goddenthow

Heilige Frauen als Vorbild
Neben den männlichen wurden viele weibliche Heilige verehrt. Interessant ist der deutlich andere Darstellungsmodus von Frauen. Nur selten werden ihre Taten dargestellt, dagegen spielen ihre Martyrien eine besondere Rolle bei ihrer Verehrung. Den Legenden zufolge ertrugen die heiligen Frauen diese häufig, um einer (ehelichen) Verbindung mit einem heidnischen Herrscher zu entgehen. Auf den Gemälden wird deutlich, wie sehr dabei die Bewahrung ihrer Keuschheit und Jungfräulichkeit im Vordergrund stand, der zuliebe sie teilweise brutale Verstümmelungen ihrer Körper hinnahmen, die auf den Bildern ihrer Schönheit aber scheinbar nichts anhaben konnten. Schon die Heldinnen der Antike, wie Lucretia, zogen den Tod dem häufig erzwungenen Verlust ihrer Keuschheit vor.

Francesco Guarino (1612 - 1654) Die heilige Agathe (1640 - 1645) Öl auf Leinwand. Neapel Museo die Capodimonte Foto: Diether v. Goddenthow
Francesco Guarino (1612 – 1654)
Die heilige Agathe (1640 – 1645)
Öl auf Leinwand.
Neapel Museo die Capodimonte Foto: Diether v. Goddenthow

Betrachtet man die schöne, von Francesco Guarino gemalte heilige Agathe, haben es heutige Betrachter schwer zu verstehen, dass der Blutfleck auf Höhe ihrer Brüste auf deren Amputation zurückgeht. Auch die so friedlich daliegende heilige Cäcilie schläft nicht, sondern wird auf dem Gemälde des gleichen Malers kurz nach ihrer Ermordung dargestellt. Hierauf weist nur das Blut hin, das von ihrem Hals bereits über den Steinblock zu Boden geronnen ist.

Zeichnungen als Fingerübung
„Das Malen von bozzetti oder macchie, wie wir sie nennen, ist die beste Art, ein Gemälde vorzubereiten. Früher, das heißt vor zwei Jahrhunderten, war es üblich, nach abgeschlossenen Zeichnungen Kartons zu machen, und zwar in den Gemälden entsprechender Größe, und sie wie diese auszumalen: eine Gewohnheit, die später von den heutigen Malern mit größerer Leichtigkeit auf kleinere bozzetti gebracht wurde, ohne solche Mühen auf sich zu nehmen: und so sind es heutzutage nur noch wenige Künstler, die vollständige Zeichnungen hervorbringen.“ [De Dominici 1742–1745, Bd. 2, S. 211.]
So lautete das Urteil des Historiographen der neapolitanischen Kunst, Bernardo De Dominici.
Anhand der Arbeiten zu Ganymed des Caravaggio-Lehrers Giuseppe Cesari lässt sich indes belegen, dass sehr wohl Zeichnungen zur Vorbereitung von Gemälden oder Fresken angefertigt wurden. Gleichwohl sind sie wie bei Luca Giordano oder Mattia Preti eher als Fingerübungen zu verstehen, die die Dynamik und Dramatik sowie die Plastizität eines endgültigen Werkes ausloten. Preti entwickelte einzelne Figuren, um sie, wie im Falle der Freskierungen der St. John’s Ko-Kathedrale auf Malta, in die entstehende Komposition zu übertragen. Giordano scheint, anders als Preti, nicht auf lebende Modelle zurückgegriffen zu haben und entwickelte vornehmlich Kompositionsstudien, von denen er in den fertigen Werken wiederum häufig abwich. Unter den Schülern Giordanos stechen Paolo de Matteis und Nicola Malinconico hervor. Gerade die imperiale Größe von Malinconicos Arbeit deutet über die Funktion einer reinen Skizze hinaus auf die Zeichnung als eigenständiges Kunstwerk hin.

Die Cappella del Tesoro im Dom: Zentrum der Volksfrömmigkeit und Seele Neapels
Die sogenannte Schatzkapelle des Doms ist dem Stadtpatron Neapels, dem heiligen Januarius, geweiht. Er wurde 305 n. Chr. bei Pozzuoli geköpft, weil er den Götzendienst verweigert hatte. Sein Blut wurde von einer frommen Frau in zwei Ampullen aufgesammelt, die noch heute in der Kapelle aufbewahrt und an bestimmten Festtagen in die Nähe der ebenfalls dort befindlichen Kopfreliquie gebracht werden. Verflüssigt sich das Blut dabei nicht, wird dies als Vorzeichen für drohende Katastrophen gewertet.
Das Stadtparlament beschloss 1527, Januarius zu Ehren eine reich ausgestattete Kapelle zu errichten, sollte er die Stadt von der damals wütenden Pestepidemie befreien. Im Jahr 1631 konnte hierzu Domenichino für sechs Altarbilder, vier Zwickel und vier Lünetten sowie für die Kuppel verpflichtet werden. Der Carracci-Schüler vertrat eine intellektuelle, auf der Zeichnung basierende Malerei, die ihm den Hass mancher neapolitanischer Künstler wie Ribera einbrachte. Aufgrund seiner legendären Langsamkeit verstarb Domenichino 1641, ohne die Kapelle ganz vollendet zu haben. Sein römischer Konkurrent Giovanni Lanfranco vollendete sie: er ließ die vorhandenen Kuppelfresken wieder abschlagen und malte ein himmlisches Paradies.

Die verheerenden Katastrophen des 17. Jahrhunderts wie der Vesuvausbruch von 1631 fanden ihren Niederschlag in der Kunst und wurden von Künstlern wie Mattia Preti und Carlo Coppola reflektiert. Keine zehn Jahre nach der blutigen Zerschlagung des vom Fischer Masaniello angezettelten Aufstandes wütete 1656 die Pest in Neapel. Ihr fielen fast die Hälfte der Einwohner, darunter auch viele Künstler, zum Opfer.

Getümmel und Gemetzel
Schlachtengemälde fußen im 17. Jahrhundert auf einer langen Bildtradition, die auf die Frührenaissance zurückgeht. Maßgeblich für die Komposition waren Vorbilder wie Leonardo, Raffael und Pierin del Vaga, sowie Poussin und Rubens. Beliebte Bildthemen waren zumeist konkrete, literarisch überlieferte Schlachten wie die Amazonenschlacht oder auch biblische Schlachten. Unter diesen ragt die im alttestamentarischen Buch Josua (10. 12–13) erzählte Schlacht der Israeliten gegen die Amoriter vor Gibeon heraus. Unter der Führung König Josuas konnte die Einnahme der mit den Israeliten verbündeten Stadt Gibeon verhindert werden. Mit Gottes Hilfe gelang es Josua, den Lauf von Sonne und Mond anzuhalten, um die Feinde Israels verfolgen und schließlich vernichten zu können. Giacomo del Pò lässt Josua als Heeresführer aus dem Schlachtengetümmel herausragen und mit seinem Schwert auf die Sonne zeigen. Die Episode hatte im 17. Jahrhundert nicht nur erbaulichen Charakter. Vielmehr wurde sie als biblischer Beweis dafür angesehen, dass sich die Sonne um die Erde drehe und nicht umgekehrt, wie dies Galileo Galilei richtig propagiert hatte.
Luca Giordanos Amazonenschlacht rekurriert auf die sagenumwobene kriegerische Kraft der Amazonen und setzt sich mit Rubens berühmtem Bild auseinander. In einem weiteren Gemälde wird die der Legende zufolge aus Syrien stammende Semiramis ebenfalls als Feldherrin gezeigt. Beide Gemälde stammen vermutlich aus einem Zyklus, der von Marie-Louise von Orléans (1662–1698), der Gemahlin Karls II, bei Luca Giordano bestellt worden und für Spanien bestimmt war.

Luca Giordano: Schnellmaler mit vielen Gesichtern
Luca Giordano stieg zum führenden Repräsentanten der neapolitanischen Barockmalerei auf. Sein hohes Maltempo trug ihm den Beinamen „Luca fa presto“ (Luca mach schnell) ein, sein OEuvre ist aufgrund dieser sprichwörtlichen Produktivität nur schwer zu überschauen und der Anteil der zahlreichen Schüler und Mitarbeiter sehr schwer zu bestimmen.
Er vermochte sich bestens in die Personalstile (maniere) anderer Künstler einzufühlen und sie ebenso täuschend nachzuahmen wie frei zu paraphrasieren oder zu kombinieren. So zeigt der Heilige Sebastian (Prag, Nationalgalerie), dass sich der junge Luca Kompositionen und Darstellungsmittel seines zeitweiligen Lehrers Ribera virtuos zu Eigen gemacht hat. Dagegen wird in Christus und die Ehebrecherin (Bremen, Kunsthalle) die Referenz auf venezianische Vorbilder besonders deutlich, zudem verraten das spannungsgeladene Helldunkel und die ökonomisch gemalte Architekturkulisse auch seine Kenntnis von Pretis Halbfigurenkompositionen der 1650er Jahre. In Tarquinius und Lucretia (Neapel, Capodimonte) ein ebenso dramatisches wie betont sinnlich inszeniertes Kabinettstück, hat der Maler seinem Biographen zufolge seine Ehefrau Margherita Dardi posieren lassen.
Giordano öffnete der heimischen Schule einen neuen Horizont, indem er vielfältigste Anregungen anderer Kunstzentren aufgriff und höchst eigenständig verarbeitete. Auf seinen Reisen nach Rom, Venedig, Florenz und schließlich auch Madrid trat er nicht zuletzt in einen regen Austausch mit den dortigen Sammlern. Seine Gemälde waren europaweit gefragt und durch seinen Erfolg am spanischen Königshof stand seinem Schaffen tatsächlich ein ganzes Weltreich offen.

Francesco Solimena – Malerfürst unter Fürsten
Nach dem Tod Giordanos 1705 stieg Francesco Solimena zum führenden Maler Neapels auf. Seine Werke wurden an den Höfen von Madrid, Turin und Wien ebenso geschätzt wie von deutschen, französischen und englischen Sammlern. Dabei hat Solimena Neapel kaum verlassen, er verzichtete auf strapaziöse Reisen und konzentrierte sich von seiner Heimatstadt aus auf den Versand von Leinwandgemälden, wobei er die Auftragsbedingungen mit seinen Patronen schriftlich oder über Mittelsmänner verhandelte. Er galt als kapriziöser Geschäftspartner, der nicht nur exorbitante Preise für seine Werke verlangte, sondern diese auch erst nach langer Zeit und auf zusätzliche Ermunterung durch Geschenke oder Gefälligkeiten hin fertigstellte – wenn er denn überhaupt lieferte.
Solimenas Bildsprache steht unter dem Vorzeichen der vornehmen Eleganz und der würdevollen Affektkontrolle. Seine Werke zeichnen sich durch wunderbare Figurengruppen voller Erhabenheit und die Erlesenheit verschiedener und schöner Farben aus. Gezielt erarbeitete sich Solimena eine Bildsprache, die dem zeitgenössischen Kunstgeschmack, insbesondere den Vorstellungen aristokratischer Auftraggeber, perfekt entsprach. Während der fast drei Jahrzehnte andauernden österreichischen Vizeregentschaft entstammten die wichtigsten Auftraggeber für Solimena dem Wiener Hofadel. So wurde der bereits 77-jährige Solimena nach dem Ende des Vizeregnums im Jahr 1734 vom neuen König Karl III. von Bourbon sofort mit einem großen Repräsentationsgemälde betraut. Im Königreich Neapel konnte sich der Meister einen Status als autonomer „Fürst unter allen lebenden Malern“ erarbeiten.

Solimena und die Werkstätten in Neapel
Francesco Solimenas Kompositionen waren so erfolgreich, dass er zusammen mit seiner Werkstatt noch Jahrzehnte später Repliken herstellte. Dazu zählt auch Der Abschied der Rebekka, eine Komposition, die in mehreren Zeichnungen und Varianten überliefert ist. Zwei Fassungen gehen hier auf ein verlorenes größeres Original zurück, das Solimena für die venezianische Familie Baglioni geschaffen hatte, während die Variante aus Ajaccio als Entwurf zu eben jenem Gemälde aus Venedig anzusehen ist. Das Gemälde nahm eine herausragende Stellung innerhalb der Sammlung ein und wurde auf 500 Dukaten geschätzt. Das bemerkenswerte Format der Leinwand und die hohe Zahl an wiederzugebenden Motiven und Details erforderte die Hilfe eines Schülers.
Mit Francesco Solimena vollzog sich in der Tradition neapolitanischer Zeichenkunst abermals eine entscheidende Wende. Er hatte zunächst in der Werkstatt Francesco de Marias gearbeitet, der die Freiheiten von Preti und Giordano leidenschaftlich ablehnte. Solimena bevorzugte folglich einen akribisch vorbereiteten Kompositionsprozess von Zeichnungen, Modellen und Ölskizzen und wiederholte auch einzelne, einmal sorgfältig ausgearbeitete Figuren in unterschiedlichen Kompositionszusammenhängen mehrfach. Seine höchst systematische Arbeitsweise gab er in Form einer strukturierten und disziplinierten Ausbildung an seiner eigens begründeten ‚Academia‘ an zahlreiche Schüler weiter.

Künstlerliste der Ausstellung Caravaggios Erben Barock in Neapel

Giovanni Battista Beinaschi (1636-1688)
Agostino Beltrano (1607-1656)
Andrea Belvedere (um 1652-1732)
Domenico Giovanni Campiglia
Giovanni Battista Caracciolo, genannt Battistello (1578-1635)
Giuseppe Cesari, gen. Il Cavalier d’Arpino (1568-1640)
Carlo Coppola (tätig in Neapel um 1653-1665)
Belisario Corenzio (um 1558 – um 1646)
Francesco Curia (um 1560/65-1608)
Domenico Zampieri gen. Domenichino (1581 – 1641)
Aniello Falcone (1607-1656)
Baldassare Farina (1651-1700)
Paolo Domenico Finoglia (um 1590-1645)
Francesco Fracanzano (1612-1656)
Domenico Gargiulo, gen. Micco Spadaro (1609-um 1675)
Artemisia Gentileschi (1593-1653)
Luca Giordano (1634-1705)
Francesco Guarino (1612-1654)
Gerrit van Honthorst (1592-1656)
Giovanni Lanfranco (1582-1647)
Andrea di Leone (1610-1685)
Alessio de Marchis (1684-1752)
Nicola Malinconico (1663-1726/27)
Francesco di Maria (um 1623-1690)
Paolo de Matteis (1662-1728)
Meister der Verkündigung an die Hirten
The Metropolitan Master (tätig um 1650)
Francesco de Mura (1696-1782)
Filippo d’Angeli gen. Napoletano (um 1590-um 1639)
Teodoro Filippo di Liagno, genannt Filippo Napoletano (1589/91–1629/30)
Pietro Novelli (Il Monrealese) (1603-1647)
Giacomo del Po (1654-1726)
Paolo Porpora (1617-75)
Mattia Preti (1613-1699)
Giuseppe Recco (1634-1695)
Jusepe de Ribera (1591-1652)
Pacecco de Rosa (1607-1656)
Salvator Rosa (1615-1673)
Giuseppe Ruoppolo (um 1631-1710)
Fabrizio Santafede (um 1560-1635)
Johann Heinrich Schönfeld (1609-1684)
Francesco Solimena (1657-1747)
Massimo Stanzione (1585-1656)
Matthias Stomer (1600-nach 1652)
Andrea Vaccaro (1604-1670)
Lorenzo Vaccaro (1655-1706)
Gaspar van Wittel bzw. Gaspare Vanvitelli (1652/3-1736)
Bernardo Cavallino (1616-1656)
Filippo Vitale (1585-1650)
Simon Vouet (1590-1647)

Leihgeberliste

Leihgeberlist der Ausstellung Caravaggios Erben Barock in Neapel

Ajaccio, Palais Fesch-musèe des Beaux-Arts
Ariccia, Palazzo Chigi in Ariccia
Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Skulpturensammlung und Museum Byzantinische Kunst
Berlin, Bibliothek des KHI
Berlin, Gemäldegalerie
Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett
Bremen, Kunsthalle
Budapest, Museum der Bildenden Künste
Columbus, Ohio, Museum of Art
Darmstadt, Hessisches Landesmuseum
Dresden Staatliche Kunstsammlungen, Gemäldegalerie Alte Meister
Düsseldorf, Museum Kunstpalast, Graphische Sammlung
Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi
Florenz, Palazzo Pitti
Florenz, Uffizien
Frankfurt, Shiraz
Frankfurt, Städel Museum
Frankfurt, Städel Museum, Graphische Sammlung
Freising, Diözesan-Museum
Grenoble, Musée des Beaux-Arts
Hamburg, Kunsthalle, Kupferstichkabinett
Hannover, Landesmuseum
Karlsruhe, Kunsthalle
Kassel, Gemäldegalerie Alte Meister
Konstanz, Wessenberg-Galerie
Kopenhagen, Statens Museum for Kunst
Leipzig, Museum der Bildenden Künste Leipzig
Mainz, Landesmuseum
München, Bayrische Staatsgemäldesammlungen
München, Staatliche Graphische Sammlung
Napoli, Chiesa di Santa Maria delle Grazie a Caponapoli (in deposito al Museo di Capodimonte)
Neapel, Museo di Capodimonte
Neapel, Museo Nazionale di San Martino
New York, Federico Castelluccio Collection USA
Olmütz, Erzbistum
Olmütz, Kunstmuseum
Opocno Castle, National Heritage Institut
Opocbo/Dobris, Leihgabe aus der Sammlung der Fürsten von Colloredo-Mannsfeld,
Opocno/Dobris – Tschechien
Oslo, Nasjonalgallerit
Paris, Louvre
Paris, Louvre, Départment des Arts Graphiques
Prag, Nationalgalerie
Rohrau, Graf Harrach´sche Familiensammlung
Salzburg, Residenzgalerie
Stettin, Nationalmuseum
Stuttgart, Staatsgalerie
Stuttgart, Staatsgalerie, Graphische Sammlung
Warwickshire, Compton Verney
Wien, Akademie der Bildenden Künste
Wien, Graphische Sammlungen Albertina
Wien, Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie
Wiesbaden, Museum Wiesbaden
Windsor Castle, THE ROYAL COLLECTION / HM QUEEN ELIZABETH II
Worms, Kunsthaus Stiftung Heylshof

Führungen und Veranstaltungen zur Ausstellung

Führungen
Sa 15 Oktober 15:00 Uhr
So 16 Oktober 15:00 Uhr
Di 18 Oktober 18:00 Uhr
Sa 22 Oktober 15:00 Uhr
So 23 Oktober 15:00 Uhr
Di 25 Oktober 18:00 Uhr
So 30 Oktober 15:00 Uhr
Di 1 November 18:00 Uhr
So 6 November 15:00 Uhr
Sa 12 November 15:00 Uhr
So 13 November 15:00 Uhr
Sa 19 November 15:00 Uhr
Di 22 November 18:00 Uhr
So 27 November 15:00 Uhr
Di 29 November 18:00 Uhr
Sa 3 Dezember 15:00 Uhr
Sa 10 Dezember 15:00 Uhr
Di 13 Dezember 18:00 Uhr
Sa 17 Dezember 15:00 Uhr
Di 20 Dezember 18:00 Uhr
Mo 26 Dezember 15:00 Uhr
Di 27 Dezember 18:00 Uhr

KunstPausen
Mi 19 Oktober 12:15 Uhr Artemesia Gentileschi
Mi 26 Oktober 12:15 Uhr Francesco Solimena
Mi 16 November 12:15 Uhr Mattia Preti
Mi 21 Dezember 12:15 Uhr Giovanni Battista Caracciolo

Vorträge
Di 25 Oktober 19:00 Uhr Caravaggio –Magier des Lichts Lesung mit Wilma-Maria Estelmann; Wiesbaden
Do 10 November 19:00 Uhr Kritzel und Kürzel: Formen des Flüchtigen im zeichnerischen Werk von Luca Giordano
Vortrag mit Dr. Heiko Damm, Mainz
Do 15 Dezember 19:00 Uhr
Künstler, Kirchen, Kardinäle: Künstlerkonkurrenz im barocken Neapel
Vortrag mit Prof. Dr. Elisabeth Oy-Marra

Konzert
Di 1 November 19:00 Uhr
Praesens spielt barocCover Sa 10 Dezember Uhr
Weihnachtskonzert in Kooperation mit dem Italienischen Kulturinstitut in Köln

Film
Sa 5 November 20:00 Uhr
Die Caligari FilmBühne zeigt im Rahmen der Ausstellung Caravaggios Erben – Barock in Neapel den Film Caravaggio von Derek Jarman
Do 19 Januar 2017 20:00 Uhr 1
Die Caligari FilmBühne zeigt im Rahmen der Ausstellung Caravaggios Erben – Barock in Neapel den Film Artemisia mit einer Begrüßung durch Dr. Peter Forster.

Kunst&Kuchen
Do 10 November 15:00 Uhr
Caravaggios Erben – Barock in Neapel
Do 8 Dezember 15:00 Uhr
Caravaggios Erben – Die Grafiken

60+
Di 15 November 15:00 Uhr
Art After Work
Di 15 November 19:00 Uhr
„Im hellen Schein“ – Caravaggios Erben

Vermittlungsangebote für Kinder und Familien
Sa 22 Oktober 11:00 – 13:30 Uhr
Museumswerkstatt für Kinder:
„Ereignisreich, dramatisch, wild“, Zeichnerische Annäherungen an Werke des Barock
So 20 November 11:00-14:00 Uhr
Offenes Atelier für Kinder und Familien

Vermittlungs- und Führungsangebote für Schulklassen

AB SEKUNDARSTUFE I
Interaktive Führung: Gemetzel, Blut und Heiliges Theater
Durch Methoden des kreativen Schreibens werden Zugänge zu den barocken Bildwelten ermöglicht. Die eigenständige Wahl eines Werkes und seiner Figuren ermöglicht das Formulieren von eigenen Fragestellungen seitens der Schülerinnen und Schüler. Botschaften und Themen dieser hoch dramatischen Epoche wie Leben und Tod, Armut und Reichtum, pralles Leben und schmerzhaftes Martyrium werden erarbeitet und im gemeinsamen Dialog erfahren.

Workshop: Drama, Liebe, Leidenschaft — Spiel dein Bild!
In Kooperation mit der Theaterwerkstatt im Hessischen Staatstheater Wiesbaden

Gemäß der barocken Vorstellung vom „Leben als Theater“ war das gemeinsame Ziel von Malerei und Theater, die Betrachter wie die Zuschauer davon zu überzeugen, dass das Dargestellte vor ihren Augen Wirklichkeit wird. Szenisches Theaterspiel zu ausgewählten Bildern der Ausstellung Caravaggios Erben mit Priska Janssens (Theaterpädagogin).
Mittels des japanischen Erzähltheaters (Kamishibai) werden Bilder lebendig. Zeichnungen führen zu Handlungen, eine Geschichte entsteht.
DO 10:00—12:30 oder nach Vereinbarung

Führung mit Workshop: … und ständig Mord und Totschlag!

Nach einem Ausstellungsrundgang und Zeichnen vor den Originalen werden die für den Barock typischen, theatralen Bildkompositionen entschlüsselt. Mit Requisiten und in Kleingruppen wird im Atelier eine barocke Bildkomposition entwickelt, die Positionen der Personen werden eingenommen und fotografisch als nachgestelltes Barockbild festgehalten.

Führung: Artemisia Gentileschi und ihre Geschichte
Ausgehend von dem Werk Judith und Holofernes wird die Biografie der Künstlerin und ihre Rolle in der Entwicklung der Malerei des Barocks beleuchtet und nachvollziehbar.

Interaktive Führung: Frisuren, Schmuck und schöne Kleider
Die Ausstellung umfasst neben 100 malerischen Arbeiten eine Vielzahl herausragender und qualitativ hochwertiger Zeichnungen
und Drucke. Diese sind beeindruckende Beispiele zur Auseinandersetzung mit dem Medium der Zeichnung und darüber hinaus ebenso mit Aspekten der Kleidung im Zeitalter des Barocks. Genaues zeichnerisches Erforschen von Details und des Umgangs mit Licht und Schatten in der Kunst des Barocks werden erkundet und dadurch anschaulich.

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden
Fon 0611 ⁄335 2250, Fax 0611 ⁄335 2192
www.museum-wiesbaden.de
museum@museum-wiesbaden.de

Öffnungszeiten
Mo geschlossen Di, Do 10:00—20:00 Uhr Mi, Fr—So 10:00—17:00 Uhr An Feiertagen 10:00—17:00 Uhr geöffnet. Auch Ostermontag und Pfingstmontag geöffnet.

Eintritt Sonderausstellung* 10,— Euro (7,— Euro) * Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen. Familienangebot: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre in Begleitung ihrer Eltern freier Eintritt. Weitere Ermäßigungen und Tarife für Gruppen unter www.museum-wiesbaden.de ⁄preise

Verkehrsanbindung PKW und Reisebusse:
A 66, Abfahrt Wiesbaden-Erbenheim, Richtung Stadtmitte, Parkhaus Rheinstraße Bahn: Zum Hbf Wiesbaden mit DB und S1, S8 und S9 aus Richtung Frankfurt und Mainz. Vom Hbf 10 min Fußweg zum Museum Linienbusse: Rheinstraße und Wilhelmstraße

Service
Schwellenfreier Zugang links des Haupteingangs. Ausleihbare Rollstühle, Buggies und Sitzhocker im Foyer. Museumsshop: Fon 0611 ⁄ 335 2251

 

Museum Wiesbaden – Highlights im Oktober 2016

Landesmuseum Mainz Foto: Diether v. Goddenthow  © massow-picture
Landesmuseum Mainz Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture

Neben den Highlights im Monat Oktober 2016 finden Sie einen kompletten Überblick aller Veranstaltungen des Museums Wiesbaden im digitalen Veranstaltungskalender.

Vortrag:

Zwischen Europa und Asien – Libellen und Naturräume Georgiens
Di 11 Okt 2016, 18:00 Uhr
Mit Malte Seehausen, Wiesbaden

Abbildung: Die Elfen-Federlibelle (Platycnemis dealbata) erreicht in Georgien ihre nordwestliche Verbreitungsgrenze.  Foto: Malte Seehausen
Abbildung: Die Elfen-Federlibelle (Platycnemis dealbata) erreicht in Georgien ihre nordwestliche Verbreitungsgrenze.
Foto: Malte Seehausen

Über die bislang wenig erforschte Libellenfauna Georgiens spricht Malte Seehausen am 11. Oktober um 18:00 Uhr im Vortragssaal des Museums Wiesbaden. Die Kaukasus-Region bietet eine Vielfalt an verschiedenen Naturräumen, vom Hochgebirge zu subtropischen Regionen und der Halbwüste. So treffen in Georgien Libellen aus Mittel- und Nordeuropa auf mediterrane und asiatische Arten. In mehreren, vom Museum Wiesbaden unterstützten Exkursionen nach Georgien hat Seehausen Libellen in ihren dortigen Lebensräumen beobachtet und erfasst. Er berichtet in seinem reich bebilderten Vortrag über die spannende Diversität der Tiere und die vielfältige Natur Georgiens.

Der Eintritt zum Vortrag ist frei.

Sonderausstellung
Caravaggios Erben — Barock in Neapel
14 Okt 2016 — 12 Feb 2017
Eröffnung Do 13 Okt 2016, 19:00 Uhr

Abbildung: Artemisia Gentileschi, Judith und Holofernes, 1612—13, Museo di Capodimonte, Neapel.  Foto: Museo di Capodimonte
Abbildung: Artemisia Gentileschi, Judith und Holofernes, 1612—13, Museo di Capodimonte, Neapel.
Foto: Museo di Capodimonte

In der Kunst des neapolitanischen Barocks spiegeln sich die Pracht, Raffinesse und Kultur der Mittelmeermetropole in packender Malerei, deren zumeist monumentale Bilder zwischen emotionaler Sinnlichkeit und theatralischer Überwältigung pendeln.

Die Wiesbadener Ausstellung, deren Ausgangspunkt die Gemälde von Luca Giordano und Francesco Solimena im Sammlungsbestand sind, trägt zum ersten Male in einem deutschen Museum die großen Werke dieses goldenen Zeitalters der italienischen Malerei umfassend zusammen und zeigt den Verismus und die Kraft einer Malerei, in der auch die Erfahrung von Armut, Brutalität und Verfall ihren Niederschlag fanden.
Mehr zur Ausstellung

Nature after Work
„Überlebenskünstler“ — Von der Arktis bis in die Wüste
Di 18 Okt 2016, 19:00 Uhr
Mit Dipl.-Biol. Fritz Geller-Grimm

Abbildung: Die arabische Oryxantilope trotzt der Hitze der Wüste.  Foto: Bernd Fickert, Museum Wiesbaden
Abbildung: Die arabische Oryxantilope trotzt der Hitze der Wüste.
Foto: Bernd Fickert, Museum Wiesbaden

Lassen Sie den Arbeitstag mit einem besonderen Rundgang im Museum Wiesbaden ausklingen: Nach einer Führung durch die Naturhistorischen Sammlungen erwarten Sie Getränke und Knabbereien im Café Jawlensky.

Von flirrender Luft bis klirrender Kälte sind Wüsten extreme Lebensräume. Die große Trockenheit verlangt dem Leben alles ab und die Evolution hat wahre Überlebenskünstler hervorgebracht. Von der Oryx-Antilope in der heißen Sandwüste der Rub al-Chali bis zum Eisbär in der Arktis zeigen die Naturhistorischen Sammlungen zahlreiche Beispiele, mit einer kargen Umwelt umzugehen.
Kommen Sie mit auf eine faszinierende Reise von den kältesten zu den wärmsten Orten der Welt und lernen Sie einige dieser Überlebenskünstler kennen!

Mehr zur Ausstellung Natur

Vortrag
Caravaggio — Magier des Lichts
Di 25 Okt 2016, 19:00 Uhr
Lesung mit Wilma-Maria Estelmann

Abbildung: Kopie nach Caravaggio, David mit dem Haupt des Goliath, 1. Hälfte 17. Jahrhundert. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel, Gemäldegalerie Alte Meister
Abbildung: Kopie nach Caravaggio, David mit dem Haupt des Goliath, 1. Hälfte 17. Jahrhundert. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel, Gemäldegalerie Alte Meister

Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio, gilt als Rebell gegen den Stil der Renaissance und deren Suche nach dem schönen Ideal, als Überwinder des Manierismus und Hauptprotagonist des neapolitanischen Barock. Er war derjenige, der das Chiroscuro, die Hell-Dunkel-Malerei, als ein Gestaltungselement der Szenen einsetze. Der ‚Mythos Caravaggio‘ und das Goldene Zeitalter der italienischen Malerei stehen im Fokus der Betrachtungen der Literaturwissenschaftlerin Wilma-Maria Estelmann aus Wiesbaden.

Der Eintritt zur Lesung ist frei.

 

Eintrittsfreier Samstag im Monat Oktober:
2. Oktober 2016

Freier Eintritt ins Museum Wiesbaden an jedem ersten Samstag im Monat. Ermöglicht in Kooperation mit den Freunden des Museums Wiesbaden.
Mehr Infos auf der Webseite des Museums.

Übrigens: Zum freien Samstag präsentiert die Pralinen- und Schokoladenmanufaktur Kunder jeden Monat eine besondere Praline, die einem Werk oder einer Ausstellung im Museum Wiesbaden gewidmet ist. Im Oktober gibt es eine Alexej von Jawlensky-Praline, die „dem“ Maler des Museums Wiesbaden huldigt – das Haus beherbergt das weltweit größte Werkkonvolut des russischen Künstlers, der die letzten 20 Jahre seines Lebens in Wiesbaden verbrachte.
Zudem bieten die Filialen von Bäcker Dries, Rheingau an den freien Samstagen exklusiv das „Kulturbrot“ an.

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2,
65185 Wiesbaden
www.museum-wiesbaden.de