Kategorie-Archiv: Hessisches Landesmuseum Wiesbaden

„Erdreich – Boden erforschen, Schätze entdecken“ – Sonderausstellung über die Grundlage unseres Lebens ab 13.Nov. 2016 im Museum Wiesbaden

hochmoorAm 13. November 2016 hat  das Museum Wiesbaden die Ausstellung „Erdreich – Boden erforschen, Schätze entdecken“ eröffnet. Auf 700 qm Ausstellungsfläche können Erwachsene und Kinder ab acht Jahren erleben, wie aufregend die Welt der Böden sein kann. Interaktiv und informativ zeigt die Ausstellung mit vielen Mitmachstationen, was im Boden unter unseren Füßen zu entdecken ist.

„Böden entstehen in tausenden von Jahren und stecken voller Leben“ sagt die Ausstellungskuratorin Susanne Kridlo. Diese sensiblen Naturkörper könne man nicht einfach so herstellen. „Boden ist ein kostbares Gut“. Der Boden hat viele wichtige Funktionen im Naturhaushalt, er sei die Basis der menschlichen Ernährung und noch dazu bewahrt er die Spuren der Menschheitsgeschichte. Mit der Ausstellung will die Biologin Einblicke in diese unbekannte Welt unter unseren Füßen geben und die Vielfalt von Böden sowie ihren Reichtum an Lebewesen und Ressourcen erlebbar machen.

Eine Ausstellung für Feldforscher, Bodenkundler und Schatzsucher

Modell der Bodenschichten und ihrer jeweiligen Bewohner. Foto: Diether v Goddenthow
Modell der Bodenschichten und ihrer jeweiligen Bewohner. Foto: Diether v Goddenthow

Für die Ausstellung hat Susanne Kridlo eine Mitmachausstellung nach Wiesbaden geholt. Sie hat sie mit vielen Leihgaben, Objekten aus der Museumssammlung und anschaulichen Informationen über den Boden erweitert. Zu den Highlights der Ausstellung gehören der Feldhamster und sein Bau genauso wie drei Nachbauten von verschiedenen Waldböden. Kinder können die Quadratmeter ablaufen, die man braucht, um einen Hamburger herzustellen. Erwachsene haben die Möglichkeit sich über darüber zu informieren, welchen Einfluss Boden auf den Geschmack von Wein hat.

In der Mitmachausstellung für Kinder: 5 interaktive Stationen 1 riesige Ausgrabungsinsel 1 Bodenzaubermaschine 5 Böden, die spannende Geschichten erzählen. Foto: Diether v Goddenthow
In der Mitmachausstellung für Kinder:
5 interaktive Stationen
1 riesige Ausgrabungsinsel
1 Bodenzaubermaschine
5 Böden, die spannende Geschichten erzählen. Foto: Diether v Goddenthow

An den Mitmachstationen begeben sich die Kinder auf Schatzsuche. Sie lernen die Tricks der Archäologen kennen, um dem Erdreich seine Geheimnisse und Schätze zu entlocken. Mit Schaufel und Pinsel legen sie auf der großen Ausgrabungsinsel Verborgenes frei. Und wenn sie die Bodenzaubermaschine ankurbeln, dann rauscht und rumpelt es. Wie unterschiedlich Böden sein können und was sich im Untergrund abspielt, das erzählen die Böden selbst. Der eine säuselt, der andere gibt eher brummelig seine Geheimnisse und Geschichten preis.

Die faszinierende Welt unter unseren Füßen

li. Ackerboden, locker aufgrund von  Fruchtwechseln. r. verdichteter Ackerboden. Foto: Diether v Goddenthow
li. Ackerboden, locker aufgrund von Fruchtwechseln. r. verdichteter Ackerboden. Foto: Diether v Goddenthow

Fotografien, Aquarelle und Zeichnungen zeigen, wie Wissenschaftler den Boden erkunden. Zu sehen sind die kleinsten Lebewesen, die Dimensionen der Wurzeln oder der vielschichtige Aufbau von Böden und ihrem Pflanzenbewuchs.
„Wir müssen Bodenschutz stärker als Zukunftsaufgabe begreifen“, sagt die Umweltstaatssekretärin Beatrix Tappeser. „Böden bilden heute und für die nachfolgenden Generationen eine unersetzbare Lebensgrundlage. Ohne gesunde Böden können wir uns nicht ernähren“, denn die Erzeugung von Nahrungsmitteln und nachwachsenden Rohstoffen sei ohne funktionsfähige Böden nicht denkbar. „Böden filtern und speichern Wasser. Sie binden Kohlenstoff und spielen über ihre Kühlungsfunktion eine zunehmend wichtige Rolle bei der Klimaanpassung. Böden sind die Schnittstelle für die elementaren Stoffkreisläufe im Naturhaushalt“.

Böden haben Einfluss auf den Charakter von Gemüse und Früchten, insbesondere des Weines. Foto: Diether v Goddenthow
Böden haben Einfluss auf den Charakter von Gemüse und Früchten, insbesondere des Weines. 4 Hessische Weinbergböden (Leihgeber: Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie) Foto: Diether v Goddenthow

Die Ausstellung Erdreich, so Tappeser, könne dieses Wissen und eine positive Einstellung zum Boden bereits an Kinder vermitteln. Für die integrierte Mitmachausstellung und deren Betreuung stellte das hessische Umweltministerium deshalb 100.000 Euro bereit.
Direktor Alexander Klar begeistert diese Engagement des Umweltministeriums: „Wir konnten damit nicht nur die gut gemachten Mitmachstationen übernehmen, das Museum finanziert mit diesem Beitrag eine Rundum-Betreuung der Ausstellung. Ein toller Service für unsere Besucher und insbesondere auch für Schulklassen“. So stehen in der Ausstellung „Erdreich-Experten“ bereit, um die Fragen der Besucher zu beantworten und Schulklassen in die Ausstellung einzuführen.

Die Bodenzaubermaschine, eine der vielen Mitmachstationen für Kinder. Foto: Varusschlacht im Osnabrücker Land — Museum und Park Kalkriese
Die Bodenzaubermaschine, eine der vielen Mitmachstationen für Kinder. Foto: Varusschlacht im Osnabrücker Land — Museum und Park Kalkriese

Diese Ausstellung eignet sich für alle Altersstufen und für Familien. Darüber hinaus stellt sie bei vielen Themen den Bezug zur Region her. Zahlreiche hessische Bodenprofile vom Taunus bis zum Odenwald zeigen die große Vielfalt der Böden. Aber auch die Sanierung der Böden von Altlasten ist ein Thema. „Böden sind sensible Naturkörper und vergessen nichts“, sagt Susanne Kridlo.

Davon zeugen auch Bilder der Luftbildarchäologie aus Region oder die Pflanzenreste aus früherer Besiedlungszeit regionaler Ausgrabungen.

Ein 100 mal vergrößerter Regenwurm-Kothaufen und dahinter ein Regenwurmprojektion empfängt die Besucher der Ausstellung Erdreich.Foto: Diether v Goddenthow
Ein 100 mal vergrößerter Regenwurm-Kothaufen und dahinter ein Regenwurmprojektion empfängt die Besucher der Ausstellung Erdreich.Foto: Diether v Goddenthow

An den Anfang der Ausstellung haben die Ausstellungsmacher einen Erdhaufen gesetzt, wie ihn Regenwürmer hinterlassen, nur 100mal so groß. Da Regenwürmer fruchtbaren Boden herstellen, indem sie mit ihrer Verdauungstätigkeit den Boden mit Nährstoffen anreichern, haben die Präparatoren des Museums das Modell einer Regenwurmlosung gebaut. In der Ausstellung auch der Kompostwurm gehegt: wenn man Glück hat, kann man ihn beim Bodenmachen zuschauen. Der Evolutionsbiologe Charles Darwin war es, der als erster die Bedeutung der Regenwürmer für den Boden erkannte. Außerdem beschrieb er, wie die Würmer die Spuren der Vergangenheit mit schützenden Erdschichten bedecken. So wie Darwin das Thema Boden und Archäologie verband, so tut dies auch diese Ausstellung.

Die Ausstellung entstand mit Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
Die Mitmachausstellung für Kinder entstand im Haus der Varusschlacht im Osnabrücker Land — Museum und Park Kalkriese.

r.Ausstellungskuratorin Dipl.-Biol. Susanne Kridlo und Umweltstaatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser (2.v.r.) während der Pressebesichtigung vor einem 5 m langen Wurzelpräparats des Lösslöwenzahns (Leihgeber: Landesmuseum Kärnten, Botanikzentrum) Foto: Diether v Goddenthow
r.Ausstellungskuratorin Dipl.-Biol. Susanne Kridlo und
Umweltstaatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser (2.v.r.) während der Pressebesichtigung vor einem 5 m langen Wurzelpräparats des Lösslöwenzahns (Leihgeber: Landesmuseum Kärnten, Botanikzentrum) Foto: Diether v Goddenthow

Umweltstaatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser über die Ausstellung: „Wir müssen Bodenschutz stärker als Zukunftsaufgabe begreifen. Böden bilden heute und für die nachfolgenden Generationen eine unersetzbare Lebensgrundlage. Ohne gesunde Böden können wir uns nicht ernähren.

22 unterschiedliche Spaten, dabei sind regionale Besonderheiten und historische Formen sowie Spaten aus Neuseeland und aus Ungarn (Leihgeber Prof. Dr. Klaus Mueller, Osnabrück) Foto: Diether v Goddenthow
22 unterschiedliche Spaten, dabei sind regionale Besonderheiten und historische Formen sowie Spaten aus Neuseeland und aus Ungarn (Leihgeber Prof. Dr. Klaus Mueller, Osnabrück) Foto: Diether v Goddenthow

Denn die Erzeugung von Nahrungsmitteln und nachwachsenden Rohstoffen ist ohne funktionsfähige Böden nicht denkbar. Böden filtern und speichern Wasser. Sie binden Kohlenstoff und spielen über ihrer Kühlungsfunktion eine zunehmend wichtige Rolle bei der Klimaanpassung. Böden sind die Schnittstelle für die elementaren Stoffkreisläufe im Naturhaushalt. Die Ausstellung Erdreich ist bestens geeignet, dieses Wissen und eine positive Einstellung zum Boden bereits an Kinder zu vermitteln. Für die integrierte Mitmachausstellung stellt das hessische Umweltministerium deshalb 100.000 Euro bereit.“

Ort:
Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden Fon 0611 ⁄335 2250, Fax 0611 ⁄335 2192 www.museum-wiesbaden.de
museum@museum-wiesbaden.de

Öffnungszeiten
Mo geschlossen Di, Do 10:00—20:00 Uhr Mi, Fr—So 10:00—17:00 Uhr
An Feiertagen 10:00—17:00 Uhr geöffnet.
Auch Ostermontag und Pfingstmontag geöffnet.

Eintritt
Sonderausstellung* 10,— Euro (7,— Euro) * Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen. Familienangebot: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre in Begleitung ihrer Eltern freier Eintritt. Weitere Ermäßigungen und Tarife für Gruppen unter www.museum-wiesbaden.de ⁄preise

Verkehrsanbindung
PKW und Reisebusse: A 66, Abfahrt Wiesbaden-Erbenheim, Richtung Stadtmitte, Parkhaus Rheinstraße Bahn: Zum Hbf Wiesbaden mit DB und S1, S8 und S9 aus Richtung Frankfurt und Mainz. Vom Hbf 10 min Fußweg zum Museum Linienbusse: Rheinstraße und Wilhelmstraße

Service
Schwellenfreier Zugang: Aufgrund von Baumaßnahmen verlegt. Bitte folgen Sie der Beschilderung am Haupteingang. Museumsshop: Fon 0611 ⁄ 335 2251

 

Führungen und Veranstaltungen zur Ausstellung
Führungstermine

Donnerstags um 18:00 Uhr und sonntags um 11:00 Uhr laden wir Sie zu öffentlichen Führungen durch die Naturhistorischen Sammlungen und die Sonderausstellung Erdreich – Boden erforschen, Schätze entdecken ein.
Die aktuellen Themen finden Sie im Veranstaltungskalender der Interseite.

Vorträge
Di 13 Dez 2016, 18:00 Uhr
Unter unseren Füßen — Biologische Vielfalt im Boden.

Mit Prof. Dr. Willy Xylander, Senckenberg, Görlitz
Di 10 Jan 2017, 18:00 Uhr
Feldhamster, es gibt sie noch – Forschung und Schutz im Rhein-Main-Gebiet

Mit Dipl. Biol. Tobias Erik Reiners, Senckenberg
Di 14 Feb 2017, 18:00 Uhr
Wie schmeckt Boden? Mit anschließender Verkostung

Mit Prof. Dr. Löhnertz, Geisenheim
Di 14 Mär 2017, 18:00 Uhr
Böden als Archive der Kulturgeschichte

Mit Prof. Dr. Heinrich Thiemeyer, Frankfurt am Main
Di 11 Apr 2017, 18:00 Uhr
Bodennutzung und Bodenschutz Mit Dr. Helmut Arnold, Wiesbaden

Exkursionen
Bodenexkursionen in Kooperation mit dem Regionalparkportal Weilbacher Kiesgruben anlässlich der Ausstellung „Drüber & Drunter — der Regionalpark einmal unterirdisch“ (ab 5. März 2017)
Sa 1 Apr 2017, 10:00 – 15:00 Uhr
„Boden on Tour“ — Eine geführte Boden-Exkursion mit dem Rad.
Vom Treffpunkt Museum Wiesbaden zum Regionalparkportal Weilbacher Kiesgruben. Um Anmeldung wird gebeten: Fon 0611 ⁄ 335 2240
So 9 Apr 2017, 14:00 – 16:00 Uhr

„Bohrprobe — Mit dem Experten in der Kiesgrube unterwegs“.
Eine sinn- und lehrreiche Exkursion für Jung und Alt. Regionalparkportal und Naturschutzhaus Weilbacher Kiesgruben. Frankfurter Straße 76, 65439 Flörsheim am Main
Film
In Kooperation mit dem Umweltamt und Kulturamt Wiesbaden im Rahmen der Natur- und Umweltfilmreihe „Atlantis update“.
Mi 7 Dez 2016, 20:00 Uhr

Die Caligari FilmBühne zeigt den Film 1ha 43a von Monika Pirch.
Im Anschluss diskutieren die Filmemacherin Monika Pirch und der Bodenexperte und Landwirt Dr. Ralf Schaab mit der Ausstellungskuratorin Susanne Kridlo.
Angebote für Kinder und Familien
Sa 19 Nov 2016, 11:00 – 13:30 Uhr

Museumswerkstatt für Kinder:
„Leben im Verborgenen“ – Gestalterisches Arbeiten zur Ausstellung
Erdreich
Sa 14 Jan 2017, 11:00 – 13:30 Uhr
Museumswerkstatt für Kinder:
„Leben im Verborgenen“ – Wir gestalten Bodenquerschnitte mit selbst hergestellten Erdfarben
So 22 Jan 2017, 10:30 – 13:00 Uhr
Natur unter die Lupe genommen:
Was tut sich unter meinen Füßen – Experimente zur Bodenkunde
So 19 Feb 2017, 10:30 – 13:00 Uhr
Natur unter die Lupe genommen:
Was tut sich unter meinen Füßen – Experimente zur Bodenkunde 2
So 19 Feb 2017, 11:00 – 14:00 Uhr
Offenes Atelier für Kinder und Familien
So 19 Mär 2017, 10:30 – 13:00 Uhr
Natur unter die Lupe genommen:
Was tut sich unter meinen Füßen – Experimente zur Bodenkunde 3
So 19 Mär 2017, 11:00 – 14:00 Uhr
Offenes Atelier für Kinder und Familien
Sa 25 Mär 2017, 11:00 – 13:30 Uhr

Museumswerkstatt für Kinder:
„Ringli, der Regenwurm, erklärt“ – Erkundungen in der Ausstellung Erdreich – Boden erforschen, Schätze entdecken

Angebote für Gruppen
Auch Schulklassen und Gruppen ohne Führungswunsch werden gebeten, sich anzumelden, damit die Erdreich-Experten an den Mitmachstationen als Begleitung zur Verfügung stehen können.
Schul- und Kindergartengruppen (ohne Führung)
Eintritt: 2,— Euro ⁄ Kind, 2 Betreuer frei
Dauer: mind . 60 Minuten (davon 45 Minuten Mitmachstationen)

Führung
Dauer: 90 Minuten (45 Minuten Führung + 45 Minuten Mitmachstationen)
Kosten für Schulund Kindergartengruppen:
45 ,— Euro zzgl . 2 ,— Euro Eintritt ⁄ Kind , 2 Betreuer freier

Eintritt
Kosten für Privatgruppen: 70,— Euro zzgl . Eintritt
Führung mit Workshop
Dauer: 135 Minuten (3 Schulstunden)

Kosten für Schulund Kindergartengruppen:
90,— Euro zzgl. 2,— Euro Eintritt ⁄ Kind, 2 Betreuer freier Eintritt Kosten für Privatgruppen: 150,—
Alle Themen der Führungen und Workshops unter www.museumwiesbaden.de⁄edu

Buchung ⁄ Anmeldung
Anmeldung für Schulund Kindergartengruppen: Fon 0611 ⁄ 335 2185
oder bildungundvermittlung@museumwiesbaden.de
Anmeldung für Privatgruppen: Fon 0611 ⁄ 335 2240 oder
fuehrungen@museumwiesbaden.de

Ort:
Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden Fon 0611 ⁄335 2250, Fax 0611 ⁄335 2192 www.museum-wiesbaden.de
museum@museum-wiesbaden.de

Museum Wiesbaden setzt mit der Ausstellung „Caravaggios Erben – Barock in Neapel“ neue Maßstäbe – Hessenmetropole wird bis 12.02.17 zum „Rhein-Neapel“

Ausschnitt aus: Massima Stanzione (1585 - 1656) Susanna und die beiden Alten  Öl auf Leinwand, Städel Museum, Frankfurt am Main.
Ausschnitt aus: Massima Stanzione (1585 – 1656) Susanna und die beiden Alten
Öl auf Leinwand, Städel Museum, Frankfurt am Main.

Mit der Eröffnung der fulminanten Ausstellung „Caravaggios Erben – Barock in Neapel“ am vergangenem Donnerstag lässt das Museum Wiesbaden das goldene Zeitalter des neapolitanischen Barocks wieder aufblühen und lässt die Hessische Metropole bis zum 12. Februar 2017 zum Rhein-Neapel neapolitanischer Barockmalerei des 17. Jahrhunderts avancieren. „In der Kunst des neapolitanischen Barocks spiegeln sich die Pracht, Raffinesse und Kultur der Mittelmeermetropole in packender Malerei. Gleichzeitig zeigt sie die Realität – Armut, Brutalität und Verfall in der Bevölkerung. Mit dem Heranwagen an eines der gewichtigsten Themen der Kunstgeschichte, den Barock, hat das Landesmuseum in Wiesbaden mit Unterstützung seiner italienischen und deutschen Freunde und Kooperationspartner eine Herkulesaufgabe gestemmt.“, brachte es Ingmar Jung, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, auf den Punkt.  Im Namen von Ministerpräsident Volker Bouffier, Schirmherr der Ausstellung, dankte er allen, die diese Ausstellung ermöglicht haben und insbesondere auch dem Kooperationspartner Museo di Capodimonte in Neapel.

Francesco Guarino (1612 - 1654) Die heilige Agathe (1640 - 1645) Öl auf Leinwand. Neapel Museo die Capodimonte Foto: Diether v. Goddenthow
Francesco Guarino (1612 – 1654)
Die heilige Agathe (1640 – 1645)
Öl auf Leinwand.
Neapel Museo die Capodimonte Foto: Diether v. Goddenthow

Den Ausgangspunkt der Ausstellung bilden die Gemälde Giordanos und Solimenas im Besitz des Hessischen Landesmuseums. Eine Besonderheit der Ausstellung besteht in der umfangreichen Einbeziehung von Handzeichnungen, die vom Esprit der neapolitanischen Meister zeugen und unmittelbare Einblicke in den Werkprozess erlauben.  Die Bilder stammen aus einer Phase, in der ein grundlegender Wandel in der Zeichenkunst erfolgte, nämlich die Zeichnung aus ihrer reinen Zweckgebundenheit, beispielsweise als  Vorzeichnung, heraus befreite und  zu einem eigenständigen, begehrten Kunst- und Sammlerobjekt wurde.

Caravaggios Erben - Barock in Neapel. Ausstellungsansicht Raum 16 mit den vier marmornen weiblichen Allegorien "Europa", "Asien", "Afrika", "Amerika". Museum Wiesbaden 2016. Foto: Diether v. Goddenthow
Caravaggios Erben – Barock in Neapel. Ausstellungsansicht Raum 16 mit den vier marmornen weiblichen Allegorien „Europa“, „Asien“, „Afrika“, „Amerika“. Museum Wiesbaden 2016. Foto: Diether v. Goddenthow

Ergänzt wird die Ausstellung mit wuchtigen weiblichen Marmorbüsten, Allegorien, die die vier, zu Cararvaggios Zeiten bekannten Erdteile: Europa, Asien, Afrika und Amerika symbolisieren. Sie waren einst als bauliche Zierde von „Palästen“ und  Parkanlagen recht beliebt.

Wer die Ausstellung besuchen möchte, sollte  genügend Zeit einplanen. Angesichts der Tiefe der Ausstellung empfiehlt sich die Teilnahme an einer fachkundigen Führung.  Die Ausstellung „Caravaggios Erben – Barock in Neapel“ ist vom 14. Oktober 2016 bis zum 12. Februar 2017 im Museum Wiesbaden zu sehen.

begleitband-cover-wZur Wiesbadener Ausstellung „Barock in Neapel“ ist im Hirmer-Verlag, München 2016, die umfangreiche Publikation „Caravaggios Erben – Barock in Neapel“ mit 576 Seiten und 650 Bildern erschienen.
Das Werk ist eine unverzichtbare Hilfe zur Vor- oder Nachbereitung der Ausstellung, eignet sich gut als Geschenk und ist ein Muss für alle, die beruflich oder studienmäßig mit der Epoche des Barocks zu tun haben.

Führungen und Veranstaltungen zur Ausstellung

Führungen
Sa 15 Oktober 15:00 Uhr
So 16 Oktober 15:00 Uhr
Di 18 Oktober 18:00 Uhr
Sa 22 Oktober 15:00 Uhr
So 23 Oktober 15:00 Uhr
Di 25 Oktober 18:00 Uhr
So 30 Oktober 15:00 Uhr
Di 1 November 18:00 Uhr
So 6 November 15:00 Uhr
Sa 12 November 15:00 Uhr
So 13 November 15:00 Uhr
Sa 19 November 15:00 Uhr
Di 22 November 18:00 Uhr
So 27 November 15:00 Uhr
Di 29 November 18:00 Uhr
Sa 3 Dezember 15:00 Uhr
Sa 10 Dezember 15:00 Uhr
Di 13 Dezember 18:00 Uhr
Sa 17 Dezember 15:00 Uhr
Di 20 Dezember 18:00 Uhr
Mo 26 Dezember 15:00 Uhr
Di 27 Dezember 18:00 Uhr

KunstPausen
Mi 19 Oktober 12:15 Uhr Artemesia Gentileschi
Mi 26 Oktober 12:15 Uhr Francesco Solimena
Mi 16 November 12:15 Uhr Mattia Preti
Mi 21 Dezember 12:15 Uhr Giovanni Battista Caracciolo

Vorträge
Di 25 Oktober 19:00 Uhr Caravaggio –Magier des Lichts Lesung mit Wilma-Maria Estelmann; Wiesbaden
Do 10 November 19:00 Uhr Kritzel und Kürzel: Formen des Flüchtigen im zeichnerischen Werk von Luca Giordano
Vortrag mit Dr. Heiko Damm, Mainz
Do 15 Dezember 19:00 Uhr
Künstler, Kirchen, Kardinäle: Künstlerkonkurrenz im barocken Neapel
Vortrag mit Prof. Dr. Elisabeth Oy-Marra

Konzert
Di 1 November 19:00 Uhr
Praesens spielt barocCover Sa 10 Dezember Uhr
Weihnachtskonzert in Kooperation mit dem Italienischen Kulturinstitut in Köln

Film
Sa 5 November 20:00 Uhr
Die Caligari FilmBühne zeigt im Rahmen der Ausstellung Caravaggios Erben – Barock in Neapel den Film Caravaggio von Derek Jarman
Do 19 Januar 2017 20:00 Uhr 1
Die Caligari FilmBühne zeigt im Rahmen der Ausstellung Caravaggios Erben – Barock in Neapel den Film Artemisia mit einer Begrüßung durch Dr. Peter Forster.

Kunst&Kuchen
Do 10 November 15:00 Uhr
Caravaggios Erben – Barock in Neapel
Do 8 Dezember 15:00 Uhr
Caravaggios Erben – Die Grafiken

60+
Di 15 November 15:00 Uhr
Art After Work
Di 15 November 19:00 Uhr
„Im hellen Schein“ – Caravaggios Erben

Vermittlungsangebote für Kinder und Familien
Sa 22 Oktober 11:00 – 13:30 Uhr
Museumswerkstatt für Kinder:
„Ereignisreich, dramatisch, wild“, Zeichnerische Annäherungen an Werke des Barock
So 20 November 11:00-14:00 Uhr
Offenes Atelier für Kinder und Familien

Vermittlungs- und Führungsangebote für Schulklassen

AB SEKUNDARSTUFE I
Interaktive Führung: Gemetzel, Blut und Heiliges Theater
Durch Methoden des kreativen Schreibens werden Zugänge zu den barocken Bildwelten ermöglicht. Die eigenständige Wahl eines Werkes und seiner Figuren ermöglicht das Formulieren von eigenen Fragestellungen seitens der Schülerinnen und Schüler. Botschaften und Themen dieser hoch dramatischen Epoche wie Leben und Tod, Armut und Reichtum, pralles Leben und schmerzhaftes Martyrium werden erarbeitet und im gemeinsamen Dialog erfahren.

Workshop: Drama, Liebe, Leidenschaft — Spiel dein Bild!
In Kooperation mit der Theaterwerkstatt im Hessischen Staatstheater Wiesbaden

Gemäß der barocken Vorstellung vom „Leben als Theater“ war das gemeinsame Ziel von Malerei und Theater, die Betrachter wie die Zuschauer davon zu überzeugen, dass das Dargestellte vor ihren Augen Wirklichkeit wird. Szenisches Theaterspiel zu ausgewählten Bildern der Ausstellung Caravaggios Erben mit Priska Janssens (Theaterpädagogin).
Mittels des japanischen Erzähltheaters (Kamishibai) werden Bilder lebendig. Zeichnungen führen zu Handlungen, eine Geschichte entsteht.
DO 10:00—12:30 oder nach Vereinbarung

Führung mit Workshop: … und ständig Mord und Totschlag!

Nach einem Ausstellungsrundgang und Zeichnen vor den Originalen werden die für den Barock typischen, theatralen Bildkompositionen entschlüsselt. Mit Requisiten und in Kleingruppen wird im Atelier eine barocke Bildkomposition entwickelt, die Positionen der Personen werden eingenommen und fotografisch als nachgestelltes Barockbild festgehalten.

Führung: Artemisia Gentileschi und ihre Geschichte
Ausgehend von dem Werk Judith und Holofernes wird die Biografie der Künstlerin und ihre Rolle in der Entwicklung der Malerei des Barocks beleuchtet und nachvollziehbar.

Interaktive Führung: Frisuren, Schmuck und schöne Kleider
Die Ausstellung umfasst neben 100 malerischen Arbeiten eine Vielzahl herausragender und qualitativ hochwertiger Zeichnungen
und Drucke. Diese sind beeindruckende Beispiele zur Auseinandersetzung mit dem Medium der Zeichnung und darüber hinaus ebenso mit Aspekten der Kleidung im Zeitalter des Barocks. Genaues zeichnerisches Erforschen von Details und des Umgangs mit Licht und Schatten in der Kunst des Barocks werden erkundet und dadurch anschaulich.

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden
Fon 0611 ⁄335 2250, Fax 0611 ⁄335 2192
www.museum-wiesbaden.de
museum@museum-wiesbaden.de

Öffnungszeiten
Mo geschlossen Di, Do 10:00—20:00 Uhr Mi, Fr—So 10:00—17:00 Uhr An Feiertagen 10:00—17:00 Uhr geöffnet. Auch Ostermontag und Pfingstmontag geöffnet.

Eintritt Sonderausstellung* 10,— Euro (7,— Euro) * Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen. Familienangebot: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre in Begleitung ihrer Eltern freier Eintritt. Weitere Ermäßigungen und Tarife für Gruppen unter www.museum-wiesbaden.de ⁄preise

Verkehrsanbindung PKW und Reisebusse:
A 66, Abfahrt Wiesbaden-Erbenheim, Richtung Stadtmitte, Parkhaus Rheinstraße Bahn: Zum Hbf Wiesbaden mit DB und S1, S8 und S9 aus Richtung Frankfurt und Mainz. Vom Hbf 10 min Fußweg zum Museum Linienbusse: Rheinstraße und Wilhelmstraße

Service
Schwellenfreier Zugang links des Haupteingangs. Ausleihbare Rollstühle, Buggies und Sitzhocker im Foyer. Museumsshop: Fon 0611 ⁄ 335 2251

Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum
für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2
65185 Wiesbaden
Fon 0611 ⁄ 335 2250
Fax 0611 ⁄ 335 2192

Weitere Informationen:  Caravaggios Erben – Barock in Neapel

„Caravaggios Erben – Barock in Neapel“- Museum Wiesbaden gelingt einzigartige Gesamtschau neapolitanischer Barockmalerei

Ausschnitt aus: Massima Stanzione (1585 - 1656) Susanna und die beiden Alten  Öl auf Leinwand, Städel Museum, Frankfurt am Main.
Ausschnitt aus: Massima Stanzione (1585 – 1656) Susanna und die beiden Alten
Öl auf Leinwand, Städel Museum, Frankfurt am Main. Collage: atelier-goddenthow

Wiesbaden. Das Museum Wiesbaden präsentiert vom 14. Oktober 2016 bis 12. Februar 2017 die Ausstellung Caravaggios Erben – Barock in Neapel. Zum ersten Male trägt ein deutsches Museum die großen Werke der neapolitanischen Barockmalerei umfassend zusammen und  stellt das Museum Wiesbaden in eine Reihe mit der National Gallery London und dem Metropolitan Museum New York, die beinahe zeitgleich die Ausstellungen „Beyond Caravaggio“ bzw. „Valentin de Boulogne – Beyond Caravaggio” zeigen.   Ausgangspunkt der Ausstellung sind die Gemälde von Luca Giordano und Francesco Solimena im Sammlungsbestand des Museum Wiesbaden. Insgesamt über 200 Exponate, darunter 100 überwiegend großformatige Ölgemälde sowie 100 Zeichnungen von 50 Künstlern und ebenso vielen Leihgebern, entführen ins Neapel des 17. Jahrhunderts.

Caspar van Wittel bzw. Gaspare Vanvitellig (1652-1736)  Posillipo mit dem Palazzo Donn'Anna um 1700 - 1702 Foto: Diether v. Goddenthow
Caspar van Wittel bzw. Gaspare Vanvitellig (1652-1736)
Posillipo mit dem Palazzo Donn’Anna um 1700 – 1702 Foto: Diether v. Goddenthow

Die über 300 000 Einwohner zählende Hafenmetropole, vom Spanischen Vizekönig regiert, war ein multikultureller Meltingpoint der sozialen wie künstlerischen Gegensätze, Naturkatastrophen, Prachtbauten, Slums und Hungersnöte. Vor diesem Hintergrund und dem religiösem Zeitgeist sind die Werke einzuordnen, nämlich der protestantischen Bilderfeindlichkeit, empathische Bilderwelten mit überwältigenden, für den „wahren“ Glauben einnehmende Motive, gegenüber zu stellen.

Die neuartigen Werke  waren nicht mehr so steril, sondern lebendig. Sie erzählten Geschichten, zogen die Menschen unmittelbar ins Geschehen hinein, ins bildhaft inszenierte „Heilige Theater“. Das war so gewollt. Denn zu diesem Zweck entstanden viele Werke. Sie waren häufig Funktionskunst, und die Künstler wussten darum. Sie lebten davon.
Das Neue der neapolitanischen Barockkunst war einmal die neue Lichtgebung mit indirektem Licht, welches eine völlig andere und neuartige Atmosphäre im Bildraum selbst hervorhebt. Die neapolitanische Barock-Kunst „spielte“ – wie im Barock überhaupt – mit dem Seelenleben des Menschen. Sie zielte auf seine Einfühlsamkeit und wollte diese im christlichen Sinne schärfen, nämlich die Bereitschaft und Fähigkeit des Betrachters trainieren, Emotionen, Motive, Leiden, Freude, Not, Schmerz, Hingabe, Hoffnung usw. zu erkennen und nachzuempfinden. Die neapolitanische Barockkunst  war – neudeutsch ausgedrückt – eine empathische Kunst. Sie sollte stimulieren und eigene Emotionen zulassen. In einem breiteren Kontext verstanden, sollte die barocke Malerei im Zusammenwirken mit der Architektur, Stuckatur, Bildhauerei, Wand- und Deckenmalerei  Gläubigen ein all umfassendes, körperlich fühlbares Glaubenserlebnis ermöglichen, das sie schlichtweg überwältigte, welches sie suggestibel machte und in ihrem Glauben, dass es da eine Kraft gäbe, die stärker ist als sie, bestärkte.

In Neapel wurde sozusagen der Barock  erfunden. Sein Anfang markiert die  Ankunft von Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio (1571-1610) in Neapel im Herbst 1606.  Der Meister des Frühbarock, einst bevorzugter Maler der römischen Kardinäle war wegen eines Todschlags  in Ungnade gefallen und in das spanisch regierte Neapel geflohen.  Innerhalb kurzer Zeit avancierte Caravaggio  in der Vesuv-Stadt zum bewunderten Vorbild für mehrere Generationen neapolitanischer Künstler.  Seine neuartigen Bild-Illumination, eine  Hell-Dunkel-Malerei als gestalterisches Element der Bild-Szenen und provokante, den Betrachter direkt involvierende Bildwirklichkeiten gaben die entscheidenden Anstöße, um in Verbindung mit weiteren Einflüssen, etwa des Spaniers Jusepe Ribera (1591-1652), eine Schule neapolitanischer Barockmalerei von europäischem Rang zu entwickeln. Was  barockmalerisch  im  Neapel des 17. Jahrhunderts daraus wurde, zeigt die fulminante Ausstellung „Caravaggios Erben – Barock in Neapel“ ab 14.Oktober 2016 im Landesmuseum Wiesbaden, wodurch die Hessenmetropole bis zum 12. Februar 2017   zum „Rhein-Neapel“ der Barockkunst des 17. Jahrhunderts avanciert.

Diether v. Goddenthow (Rhein-Main.Eurokunst)

Prominente Leihgeber und Schirmherren
Caravaggios Erben - Barock in Neapel. Ausstellungsansicht Museum Wiesbaden 2016. Foto: Diether v. Goddenthow
Caravaggios Erben – Barock in Neapel. Ausstellungsansicht Museum Wiesbaden 2016. Foto: Diether v. Goddenthow

Prominente Leihgeber sind der Louvre in Paris, die Galerie der Uffizien in Florenz, das Kunsthistorische Museum in Wien und historischen Privatsammlungen, wie die Graf Harrach’sche Familiensammlung von Schloss Rohrau in Österreich. Hervorgehoben sei an dieser Stelle die Kooperation des Museums Wiesbaden mit dem Museo di Capodimonte in Neapel, das mit der Leihgabe von 18 Werken höchster Qualität aus seiner ständigen Sammlung die Ausstellung maßgeblich unterstützt.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier sowie der Schirmherrschaft der Botschaft der Italienischen Republik in Berlin. Sie wird maßgeblich unterstützt vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain und der Art Mentor Foundation Lucerne.

Begleitband zur Ausstellung

begleitband-cover-wZur Ausstellung erscheint eine umfangreiche Publikation gleichen Namens, nämlich „Caravaggios Erben – Barock in Neapel“, Hirmer-Verlag, München 2016, 576 reich bebilderte Seiten, Museumspreis während der Ausstellung 45,00 Euro, danach 58,00 Euro. Dieser wärmstens zu empfehlende Begleitband zur Ausstellung, ein Kompendium der neapolitanischen Barockmalerei und Zeitgeschichte des 17. Jahrhunderts,  entstand  in Kooperation mit dem Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft, Abteilung Kunstgeschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und wurde von der Ernst-von-Siemens-Stiftung umfangreich unterstützt. Mehr …

Ein Rundgang durch die Ausstellung
Caravaggios Erben - Barock in Neapel. Ausstellungsansicht Museum Wiesbaden 2016. Dr. Peter Forster (Mitte), Kustos der Alten Meister und Kurator der auf seine Anregung zurückgehenden  Barock-Ausstellung, erläutert mit Rebecca Krämer (r.hinten), Ko-Kuratorin, Massimos Stanziones Werk "Der bethlehemsche Kindermord (1630-1635). Foto: Diether v. Goddenthow
Caravaggios Erben – Barock in Neapel. Ausstellungsansicht Museum Wiesbaden 2016. Dr. Peter Forster (Mitte), Kustos der Alten Meister und Kurator der auf seine Anregung zurückgehenden Barock-Ausstellung, erläutert mit Rebecca Krämer (r.hinten), Ko-Kuratorin, Massimos Stanziones Werk „Der bethlehemsche Kindermord (1630-1635). Foto: Diether v. Goddenthow

Neapel in Wiesbaden
Der epochale Beitrag Neapels zur europäischen Kunstgeschichte des Barock erfährt im Museum Wiesbaden in dieser Breite zum ersten Male in einem deutschen Museum eine groß angelegte Würdigung. Mit Leihgaben, unter anderem aus dem Pariser Louvre, dem Kunsthistorischen Museum in Wien und dem Kooperationspartner Museo di Capodimonte in Neapel, aber auch bedeutenden historischen Privatsammlungen, lässt das Museum Wiesbaden für vier Monate dieses goldene Zeitalter der italienischen Malerei in der Hessischen Landeshauptstadt wieder aufblühen.

Michelangelo Merisi da Caravaggio – seine Erben und Antipoden
Als Caravaggio im Oktober 1606 nach Neapel kam, war er in der Hafenstadt längst kein Unbekannter mehr. Sein in Rom erarbeiteter Ruhm eilte ihm weit voraus und während seines ersten Aufenthaltes von Oktober 1606 bis etwa Juni 1607 beeindruckte er zahlreiche in Neapel ansässige Künstler. Sie nahmen Caravaggios gut sichtbare Werke in der Stadt zum Ausgangspunkt einer radikalen Neuorientierung. Seine Malerei beeindruckte aufgrund ihrer lebensnah wirkenden Figuren, des dramatischen Helldunkels sowie seiner neuartigen Interpretationen althergebrachter Bildthemen.

Parthenope – Neapolis – Napoli: Widersprüche einer Metropole
Zur Zeit der Ankunft Caravaggios war die unter spanischer Herrschaft stehende Stadt mit ihren 300.000 Einwohnern die zweitgrößte Metropole Europas. Doch die wechselnden Vizekönige investierten kaum, es regierte weiterhin der alte Adel und das stetig wachsende Proletariat litt unter Hungersnöten. Naturkatastrophen wie der verheerende Vesuvausbruch im Jahr 1631 oder die nur 25 Jahre später wütende Pest, die mehr als die Hälfte der Bevölkerung tötete, waren prägende Einschnitte bevor um 1735 unter dem Bourbonen Karl VII. Neapel schließlich zu einem kulturellen Zentrum aufstieg.

Neapels Caravaggisten

Matthias Stomer (um 1600 - nach 1652). Das Abendmahl in Emmaus um 1633-1635 Öl auf Leinwand. Neapel, Museo die Capodimonte. Foto: Diether v. Goddenthow
Matthias Stomer (um 1600 – nach 1652). Das Abendmahl in Emmaus um 1633-1635
Öl auf Leinwand. Neapel, Museo die Capodimonte. Foto: Diether v. Goddenthow

Caravaggio fand in ganz Europa eine große Anhängerschaft unter den Künstlern, die gern als Caravaggisten bezeichnet werden. Es waren vor allem in Rom tätige Künstler, die seinen Stil in ihre Heimatregionen transferierten, wie die beiden ‚Utrechter Caravaggisten‘ Gerard van Honthorst und Matthias Stomer. In Neapel konnten sie den neuen Stil von Caravaggios Werken, von denen die meisten für jedermann zugänglich waren, intensiv studieren. Mit der Hell-Dunkel-Modellierung seiner Gemälde und der naturalistischen Behandlung von Figuren, die er häufig nah an den Bildvordergrund heranrückte, wurden althergebrachte Themen zu einem neuartigen Seherlebnis.

Die zunehmend erstarrte Künstlichkeit der spätmanieristischen Malweise schien nicht mehr zeitgemäß. Im Zuge der katholischen Reformen war nunmehr eine Malerei gefragt, die durch eine neue Orientierung an der Natur imstande sein sollte, Empathie zu erzeugen. Die ältere Generation der Maler um Fabrizio Santafede, Carlo Sellitto oder Paolo Finoglio schaute hierzu zwar auch auf Caravaggio aber vor allem noch nach florentinischen Vorbildern. Jüngere Maler, wie zudem Giovanni Battista Carracciolo, setzten sich hingegen ausschließlich mit Caravaggio auseinander. Carracciolos Anna Selbdritt belegt deutlich die Auseinandersetzung mit Caravaggios Reformen sowie der neuartigen Behandlung der Thematik, die ganz auf die Interaktion von Mutter, Großmutter und Kind ausgelegt ist, in besonderem Maße.

Jusepe de Ribera – Ein Spanier macht Schule
Der aus Játiva bei Valencia stammende Jusepe de Ribera war bereits 1615 in Rom mit der Malweise Caravaggios in Berührung gekommen und hatte sich intensiv mit ihr auseinandergesetzt. Als Ribera sich im darauffolgenden Jahr in Neapel niederließ und eine Werkstatt gründete, erwarb er rasch die Gunst der Vizekönige. Hier entwickelte er den Naturalismus Caravaggios nun auf einzigartige Weise weiter. Seine Gemälde scheinen genauso von der Drastik der Darstellung inspiriert wie von der impliziten Gewalt der Malerei des späten Caravaggio. Allerdings gibt Ribera dessen typische glatte Oberflächen zugunsten einer pastosen Malweise auf, die es ihm insbesondere in der Darstellung alter Körper erlaubt, die Falten der Haut nahezu haptisch wiederzugeben.

Seine Nachfolger, wie der sogenannte ‚Meister der Verkündigung an die Hirten‘ oder Aniello Falcone, orientierten sich später an Riberas zunehmendem Naturalismus mit seinen laut Bernardo de’ Dominici „ungeheuren Farbmischungen“, den „tremendo impasto del colore.“ Falcone lehnte sich in den 1630er Jahren stark an Ribera an. Vor allem sind es die Schüler auf seinem Gemälde Die Lehrerin, die sein Interesse an der Darstellung von Stoffen und an dem wie zufällig eingefangenen Moment zeigen. Der erst sehr viel später aktive Luca Giordano beweist wiederum, dass auch er im Stil Riberas malen konnte: Er nutzt diesen Stil für das Thema der Philosophen.

Bernardo Cavallino und Mattia Preti: eine neue Künstlergeneration
Mit Bernardo Cavallino und Mattia Preti werden zwei Künstler gegenübergestellt, die auf individuelle Weise zeigen, dass auch die auf Ribera folgende Künstlergeneration wieder neue Wege suchte. Cavallino, der möglicherweise von Massimo Stanzione ausgebildet wurde, vereint sehr verschiedene Anregungen in seinen ausdrucksstarken Gemälden, die er für einen ausgesuchten Kreis gebildeter Sammler malte. Deutlich ist zu erkennen, dass es ihm nunmehr um eine Aufhellung der Farbigkeit ging, die er indes mit naturalistischen Details zu verbinden wusste. Dabei fällt auf, dass er neben Ribera auch Gemälde von Nicolas Poussin, Anthonis van Dyck, Diego Velazquez und der Venezianer gekannt und studiert haben muss.

Mattia Preti (1613 - 1699) Heiliger Sebastian um 1656 Öl auf Leinwand  Neapel, Museo di Capodimonte, Foto: Diether v. Goddenthow
Mattia Preti (1613 – 1699)
Heiliger Sebastian um 1656
Öl auf Leinwand
Neapel, Museo di Capodimonte, Foto: Diether v. Goddenthow

Der nur wenig ältere Mattia Preti kam im Jahr 1653 als bereits erfahrener Künstler nach Neapel. Der in Taverna bei Catanzaro in Kalabrien geborene Maler war in seiner Jugend über Neapel nach Rom gereist, wo er den Caravaggio-Vertreter Caracciolo traf, der ihn zunächst prägen sollte. Das Gemälde Die Berufung des heiligen Matthäus zeigt, wie sehr er sich mit Caravaggio beschäftigte, denn die Szene malte er in enger Auseinandersetzung mit dem gleichnamigen Gemälde Caravaggios in der Contarelli-Kapelle von San Luigi de’ Francesi in Rom. In Gemälden wie dem Fest des Herodes und der Königin von Saba zeigt Preti, dass er sich in den folgenden Jahren von anderen Meistern wie Peter Paul Rubens und Nicholas Poussin inspirieren ließ und es ihm – ähnlich wie Bernardo Cavallino – um eine Aufhellung seiner Farbpalette ging.

Campania Felix

Guiseppe Recco (Werkstatt) Fischstilleben in weiter Landschaft. Öl auf Leinwand. Museum Wiesbaden. Foto: Diether v. Goddenthow
Guiseppe Recco (Werkstatt) Fischstilleben in weiter Landschaft. Öl auf Leinwand. Museum Wiesbaden. Foto: Diether v. Goddenthow

Neapel ist für seine Stillleben-Maler, wie Paolo Porpora, Giovanni Battista und Giuseppe Recco oder Giovan Battista Ruoppolo berühmt. Die Gemälde inszenieren eine Überfülle an Früchten und Blumen, zuweilen auch an Tieren und Marktszenen, die auf die legendäre Fruchtbarkeit der Landschaft am Golf von Neapel verweisen. Bereits das antike Kampanien wurde als glückliche Landschaft, als Campania felix, beschrieben, ein Topos, auf den man sich auch im 17. Jahrhundert berief. Wiederum war es Caravaggio, der in Stillleben wie dem Mailänder Früchtekorb (Pinacoteca di Brera) und dem Jungen mit Früchtekorb der Galleria Borghese in Rom die bildtheoretischen Dimensionen der noch jungen Gattung auslotete. Der Maler Aniello Falcone hat sich daran ein Beispiel genommen und ist mit seinem einfach gekleideten Jungen mit der Blumenvase mit Caravaggio in den Wettstreit getreten.

Der melancholische Blick: Salvator Rosa und Johan Heinrich Schönfeld
Salvator Rosa wurde 1615 in Arenella bei Neapel geboren und bei Francesco Fracanzano und Aniello Falcone ausgebildet. Er verließ die Stadt früh und verbrachte den Großteil seines Lebens in Florenz und Rom. Dennoch ist er der vielleicht bekannteste unter den neapolitanischen Künstlern des 17. Jahrhunderts. Er schuf neben Landschaftsbildern, die keine lieblichen Ausblicke inszenieren, sondern den Fokus auf eine unwegsame, wilde Natur legen, auch Gemälde mit magischen Szenen. Letztere waren bei zeitgenössischen Sammlern sehr beliebt und begründen eine Ästhetik des „bello orribile“, des „schrecklich Schönen“. Die Landschaften Rosas wurden später insbesondere in der deutschen Romantik rezipiert.

Bereits im 17. Jahrhundert hat sich der aus Biberach an der Riß stammende Maler Johann Heinrich Schönfeld sehr von Salvator Rosa anregen lassen, wie das Gemälde Der melancholische Demokrit zeigt. Hier setzt er sich eng mit Rosas Demokrit (Statens Musem for Kunst, Kopenhagen) auseinander. Schönfeld ging 1633 nach Italien. Zunächst lebte er in Rom, bis er sich schließlich gegen Ende der 1630er-Jahre für ein Jahrzehnt in Neapel nieder ließ. Die Triumphszenen von Venus und David verweisen auf sein intensives Antikenstudium und auf die Kenntnis einer reichen, auf Petrarca fußenden Bildtradition von Mantegna (1431–1506) bis Antionio Tempesta (1555–1630). Schönfeld inszeniert beide Szenen jedoch wie im Traum und thematisiert damit die unwiederbringlich vergangene Zeit, also Endlichkeit und Vergänglichkeit.

Caravaggios Erben - Barock in Neapel. Ausstellungsansicht Museum Wiesbaden 2016. Foto: Diether v. Goddenthow
Caravaggios Erben – Barock in Neapel. Ausstellungsansicht Museum Wiesbaden 2016. Foto: Diether v. Goddenthow

Die Autonomie der neapolitanischen Zeichnung
„Die neapolitanischen Maler sind aus Gewohnheit nicht sehr zugetan, viel Zeit auf das Zeichnen zu verwenden, sondern vorzeitig Pinsel und Farbe zur Hand zu nehmen und, wie sie sagen, zu malen.“ [Passeri 1934, S. 386, 397].
Der römische Maler und Sammler Giovanni Battista Passeri (ca. 1610–1679), ein Schüler Domenichinos, war der festen Überzeugung, dass die Zeichenkunst Grundlage aller bildenden Künste sei. Er vertrat die Ansicht, dass die neapolitanischen Künstler nicht viel zur Entwicklung der hochgeschätzten Zeichenkunst beigetragen hätten. Hinzu kommt, dass der Bestand an erhaltenen Zeichnungen mehrheitlich von Künstlern stammt, die vornehmlich außerhalb von Neapel wirkten, wie beispielsweise Salvator Rosa, dessen Nachlass fast komplett an die schwedische Königin Christina (1626–1689) verkauft wurde. (vgl. Kompositionsstudie, Leipzig).
Mit der Ankunft von Jusepe de Ribera in Neapel begann ein grundlegender Wandel in der Zeichenkunst. Er vereinte die Errungenschaften Caravaggios wie dem schonungslosen Naturalismus mit einem ausgeprägten Sinn für Rhythmus und Bewegung. Ribera betrieb eine große Werkstatt, wo er seine Fertigkeiten an Schüler wie Aniello Falcone oder Salvator Rosa weitergeben konnte. Falcone entwickelte die Arbeit nach dem lebendigen Modell, vorzugsweise in Rötel umgesetzt. Rosa verknüpft seine Zeichnungen selten mit Gemälden, sondern entwickelte sie als eigenständige Kunstwerke. Diese Autonomie ist die große Errungenschaft in der neapolitanischen Zeichenkunst und katapultierte sie aus der Zweckgebundenheit heraus zu einem begehrten Kunst- und Sammlerobjekt.

Geschundene Heilige und der Kampf gegen die Häresie
In Neapel war und ist die Heiligenverehrung ein wichtiger Bestandteil des Glaubens. Hierfür spielte die Vergegenwärtigung der Heiligen eine wichtige Rolle. Sie wurden häufig mit ihren Wundern dargestellt– wie im Gemälde von Massimo Stanzione, das den besonders in Spanien (und seinen Kolonien) verehrten Diego von Alcalá (um 1400–1463) aus dem Orden der Franziskanerminoriten zeigt. Als bildwürdig galt jedoch nicht nur das Leben der Heiligen, sondern auch ihre Todesarten, waren diese doch Zeugnis ihrer überdurchschnittlichen Glaubenskraft.

Jusepe de Ribera (1591.1652)  Das Martyrium des heiligen Andreas 1628. Budapepest, Museum der Bildenden Kunst. Foto: Diether v. Goddenthow
Jusepe de Ribera (1591.1652)
Das Martyrium des heiligen Andreas 1628.
Budapepest, Museum der Bildenden Kunst. Foto: Diether v. Goddenthow

Beispielhaft für Neapel ist die häufige Darstellung des Martyriums des heiligen Bartholomäus, ein Apostel Christi, der der Legende nach in Indien, Mesopotamien und Armenien gelehrt haben soll. Diese berichtet auch, dass Astyages, ein Bruder des armenischen Herrschers Polymios, den Befehl gab, Bartholomäus bei lebendigem Leibe die Haut abzuziehen. Andrea Vaccaro zeigt den Heiligen, wie er diese Strafe mit Gottes Hilfe erduldet. Der Maler setzt sich hier nicht zuletzt mit den zahlreichen Gemälden des gleichen Sujets von Ribera auseinander. Diese ähneln auch bei Paceco De Rosa sehr einer mythologischen Erzählung, nämlich der von der Schindung des Marsyas durch den Gott Apoll.
Wie sehr es in dieser Zeit auch um die Verbannung des Unglaubens und der Häresie ging, lässt sich noch heute drastisch in den Darstellungen des kämpferischen Erzengels Michael und Christus selbst erahnen, den Mattia Preti persönlich gegen den Satan kämpfen lässt.

Heilige Frauen - Frauenraum Foto: Diether v. Goddenthow
Heilige Frauen – Frauenraum Foto: Diether v. Goddenthow

Heilige Frauen als Vorbild
Neben den männlichen wurden viele weibliche Heilige verehrt. Interessant ist der deutlich andere Darstellungsmodus von Frauen. Nur selten werden ihre Taten dargestellt, dagegen spielen ihre Martyrien eine besondere Rolle bei ihrer Verehrung. Den Legenden zufolge ertrugen die heiligen Frauen diese häufig, um einer (ehelichen) Verbindung mit einem heidnischen Herrscher zu entgehen. Auf den Gemälden wird deutlich, wie sehr dabei die Bewahrung ihrer Keuschheit und Jungfräulichkeit im Vordergrund stand, der zuliebe sie teilweise brutale Verstümmelungen ihrer Körper hinnahmen, die auf den Bildern ihrer Schönheit aber scheinbar nichts anhaben konnten. Schon die Heldinnen der Antike, wie Lucretia, zogen den Tod dem häufig erzwungenen Verlust ihrer Keuschheit vor.

Francesco Guarino (1612 - 1654) Die heilige Agathe (1640 - 1645) Öl auf Leinwand. Neapel Museo die Capodimonte Foto: Diether v. Goddenthow
Francesco Guarino (1612 – 1654)
Die heilige Agathe (1640 – 1645)
Öl auf Leinwand.
Neapel Museo die Capodimonte Foto: Diether v. Goddenthow

Betrachtet man die schöne, von Francesco Guarino gemalte heilige Agathe, haben es heutige Betrachter schwer zu verstehen, dass der Blutfleck auf Höhe ihrer Brüste auf deren Amputation zurückgeht. Auch die so friedlich daliegende heilige Cäcilie schläft nicht, sondern wird auf dem Gemälde des gleichen Malers kurz nach ihrer Ermordung dargestellt. Hierauf weist nur das Blut hin, das von ihrem Hals bereits über den Steinblock zu Boden geronnen ist.

Zeichnungen als Fingerübung
„Das Malen von bozzetti oder macchie, wie wir sie nennen, ist die beste Art, ein Gemälde vorzubereiten. Früher, das heißt vor zwei Jahrhunderten, war es üblich, nach abgeschlossenen Zeichnungen Kartons zu machen, und zwar in den Gemälden entsprechender Größe, und sie wie diese auszumalen: eine Gewohnheit, die später von den heutigen Malern mit größerer Leichtigkeit auf kleinere bozzetti gebracht wurde, ohne solche Mühen auf sich zu nehmen: und so sind es heutzutage nur noch wenige Künstler, die vollständige Zeichnungen hervorbringen.“ [De Dominici 1742–1745, Bd. 2, S. 211.]
So lautete das Urteil des Historiographen der neapolitanischen Kunst, Bernardo De Dominici.
Anhand der Arbeiten zu Ganymed des Caravaggio-Lehrers Giuseppe Cesari lässt sich indes belegen, dass sehr wohl Zeichnungen zur Vorbereitung von Gemälden oder Fresken angefertigt wurden. Gleichwohl sind sie wie bei Luca Giordano oder Mattia Preti eher als Fingerübungen zu verstehen, die die Dynamik und Dramatik sowie die Plastizität eines endgültigen Werkes ausloten. Preti entwickelte einzelne Figuren, um sie, wie im Falle der Freskierungen der St. John’s Ko-Kathedrale auf Malta, in die entstehende Komposition zu übertragen. Giordano scheint, anders als Preti, nicht auf lebende Modelle zurückgegriffen zu haben und entwickelte vornehmlich Kompositionsstudien, von denen er in den fertigen Werken wiederum häufig abwich. Unter den Schülern Giordanos stechen Paolo de Matteis und Nicola Malinconico hervor. Gerade die imperiale Größe von Malinconicos Arbeit deutet über die Funktion einer reinen Skizze hinaus auf die Zeichnung als eigenständiges Kunstwerk hin.

Die Cappella del Tesoro im Dom: Zentrum der Volksfrömmigkeit und Seele Neapels
Die sogenannte Schatzkapelle des Doms ist dem Stadtpatron Neapels, dem heiligen Januarius, geweiht. Er wurde 305 n. Chr. bei Pozzuoli geköpft, weil er den Götzendienst verweigert hatte. Sein Blut wurde von einer frommen Frau in zwei Ampullen aufgesammelt, die noch heute in der Kapelle aufbewahrt und an bestimmten Festtagen in die Nähe der ebenfalls dort befindlichen Kopfreliquie gebracht werden. Verflüssigt sich das Blut dabei nicht, wird dies als Vorzeichen für drohende Katastrophen gewertet.
Das Stadtparlament beschloss 1527, Januarius zu Ehren eine reich ausgestattete Kapelle zu errichten, sollte er die Stadt von der damals wütenden Pestepidemie befreien. Im Jahr 1631 konnte hierzu Domenichino für sechs Altarbilder, vier Zwickel und vier Lünetten sowie für die Kuppel verpflichtet werden. Der Carracci-Schüler vertrat eine intellektuelle, auf der Zeichnung basierende Malerei, die ihm den Hass mancher neapolitanischer Künstler wie Ribera einbrachte. Aufgrund seiner legendären Langsamkeit verstarb Domenichino 1641, ohne die Kapelle ganz vollendet zu haben. Sein römischer Konkurrent Giovanni Lanfranco vollendete sie: er ließ die vorhandenen Kuppelfresken wieder abschlagen und malte ein himmlisches Paradies.

Die verheerenden Katastrophen des 17. Jahrhunderts wie der Vesuvausbruch von 1631 fanden ihren Niederschlag in der Kunst und wurden von Künstlern wie Mattia Preti und Carlo Coppola reflektiert. Keine zehn Jahre nach der blutigen Zerschlagung des vom Fischer Masaniello angezettelten Aufstandes wütete 1656 die Pest in Neapel. Ihr fielen fast die Hälfte der Einwohner, darunter auch viele Künstler, zum Opfer.

Getümmel und Gemetzel
Schlachtengemälde fußen im 17. Jahrhundert auf einer langen Bildtradition, die auf die Frührenaissance zurückgeht. Maßgeblich für die Komposition waren Vorbilder wie Leonardo, Raffael und Pierin del Vaga, sowie Poussin und Rubens. Beliebte Bildthemen waren zumeist konkrete, literarisch überlieferte Schlachten wie die Amazonenschlacht oder auch biblische Schlachten. Unter diesen ragt die im alttestamentarischen Buch Josua (10. 12–13) erzählte Schlacht der Israeliten gegen die Amoriter vor Gibeon heraus. Unter der Führung König Josuas konnte die Einnahme der mit den Israeliten verbündeten Stadt Gibeon verhindert werden. Mit Gottes Hilfe gelang es Josua, den Lauf von Sonne und Mond anzuhalten, um die Feinde Israels verfolgen und schließlich vernichten zu können. Giacomo del Pò lässt Josua als Heeresführer aus dem Schlachtengetümmel herausragen und mit seinem Schwert auf die Sonne zeigen. Die Episode hatte im 17. Jahrhundert nicht nur erbaulichen Charakter. Vielmehr wurde sie als biblischer Beweis dafür angesehen, dass sich die Sonne um die Erde drehe und nicht umgekehrt, wie dies Galileo Galilei richtig propagiert hatte.
Luca Giordanos Amazonenschlacht rekurriert auf die sagenumwobene kriegerische Kraft der Amazonen und setzt sich mit Rubens berühmtem Bild auseinander. In einem weiteren Gemälde wird die der Legende zufolge aus Syrien stammende Semiramis ebenfalls als Feldherrin gezeigt. Beide Gemälde stammen vermutlich aus einem Zyklus, der von Marie-Louise von Orléans (1662–1698), der Gemahlin Karls II, bei Luca Giordano bestellt worden und für Spanien bestimmt war.

Luca Giordano: Schnellmaler mit vielen Gesichtern
Luca Giordano stieg zum führenden Repräsentanten der neapolitanischen Barockmalerei auf. Sein hohes Maltempo trug ihm den Beinamen „Luca fa presto“ (Luca mach schnell) ein, sein OEuvre ist aufgrund dieser sprichwörtlichen Produktivität nur schwer zu überschauen und der Anteil der zahlreichen Schüler und Mitarbeiter sehr schwer zu bestimmen.
Er vermochte sich bestens in die Personalstile (maniere) anderer Künstler einzufühlen und sie ebenso täuschend nachzuahmen wie frei zu paraphrasieren oder zu kombinieren. So zeigt der Heilige Sebastian (Prag, Nationalgalerie), dass sich der junge Luca Kompositionen und Darstellungsmittel seines zeitweiligen Lehrers Ribera virtuos zu Eigen gemacht hat. Dagegen wird in Christus und die Ehebrecherin (Bremen, Kunsthalle) die Referenz auf venezianische Vorbilder besonders deutlich, zudem verraten das spannungsgeladene Helldunkel und die ökonomisch gemalte Architekturkulisse auch seine Kenntnis von Pretis Halbfigurenkompositionen der 1650er Jahre. In Tarquinius und Lucretia (Neapel, Capodimonte) ein ebenso dramatisches wie betont sinnlich inszeniertes Kabinettstück, hat der Maler seinem Biographen zufolge seine Ehefrau Margherita Dardi posieren lassen.
Giordano öffnete der heimischen Schule einen neuen Horizont, indem er vielfältigste Anregungen anderer Kunstzentren aufgriff und höchst eigenständig verarbeitete. Auf seinen Reisen nach Rom, Venedig, Florenz und schließlich auch Madrid trat er nicht zuletzt in einen regen Austausch mit den dortigen Sammlern. Seine Gemälde waren europaweit gefragt und durch seinen Erfolg am spanischen Königshof stand seinem Schaffen tatsächlich ein ganzes Weltreich offen.

Francesco Solimena – Malerfürst unter Fürsten
Nach dem Tod Giordanos 1705 stieg Francesco Solimena zum führenden Maler Neapels auf. Seine Werke wurden an den Höfen von Madrid, Turin und Wien ebenso geschätzt wie von deutschen, französischen und englischen Sammlern. Dabei hat Solimena Neapel kaum verlassen, er verzichtete auf strapaziöse Reisen und konzentrierte sich von seiner Heimatstadt aus auf den Versand von Leinwandgemälden, wobei er die Auftragsbedingungen mit seinen Patronen schriftlich oder über Mittelsmänner verhandelte. Er galt als kapriziöser Geschäftspartner, der nicht nur exorbitante Preise für seine Werke verlangte, sondern diese auch erst nach langer Zeit und auf zusätzliche Ermunterung durch Geschenke oder Gefälligkeiten hin fertigstellte – wenn er denn überhaupt lieferte.
Solimenas Bildsprache steht unter dem Vorzeichen der vornehmen Eleganz und der würdevollen Affektkontrolle. Seine Werke zeichnen sich durch wunderbare Figurengruppen voller Erhabenheit und die Erlesenheit verschiedener und schöner Farben aus. Gezielt erarbeitete sich Solimena eine Bildsprache, die dem zeitgenössischen Kunstgeschmack, insbesondere den Vorstellungen aristokratischer Auftraggeber, perfekt entsprach. Während der fast drei Jahrzehnte andauernden österreichischen Vizeregentschaft entstammten die wichtigsten Auftraggeber für Solimena dem Wiener Hofadel. So wurde der bereits 77-jährige Solimena nach dem Ende des Vizeregnums im Jahr 1734 vom neuen König Karl III. von Bourbon sofort mit einem großen Repräsentationsgemälde betraut. Im Königreich Neapel konnte sich der Meister einen Status als autonomer „Fürst unter allen lebenden Malern“ erarbeiten.

Solimena und die Werkstätten in Neapel
Francesco Solimenas Kompositionen waren so erfolgreich, dass er zusammen mit seiner Werkstatt noch Jahrzehnte später Repliken herstellte. Dazu zählt auch Der Abschied der Rebekka, eine Komposition, die in mehreren Zeichnungen und Varianten überliefert ist. Zwei Fassungen gehen hier auf ein verlorenes größeres Original zurück, das Solimena für die venezianische Familie Baglioni geschaffen hatte, während die Variante aus Ajaccio als Entwurf zu eben jenem Gemälde aus Venedig anzusehen ist. Das Gemälde nahm eine herausragende Stellung innerhalb der Sammlung ein und wurde auf 500 Dukaten geschätzt. Das bemerkenswerte Format der Leinwand und die hohe Zahl an wiederzugebenden Motiven und Details erforderte die Hilfe eines Schülers.
Mit Francesco Solimena vollzog sich in der Tradition neapolitanischer Zeichenkunst abermals eine entscheidende Wende. Er hatte zunächst in der Werkstatt Francesco de Marias gearbeitet, der die Freiheiten von Preti und Giordano leidenschaftlich ablehnte. Solimena bevorzugte folglich einen akribisch vorbereiteten Kompositionsprozess von Zeichnungen, Modellen und Ölskizzen und wiederholte auch einzelne, einmal sorgfältig ausgearbeitete Figuren in unterschiedlichen Kompositionszusammenhängen mehrfach. Seine höchst systematische Arbeitsweise gab er in Form einer strukturierten und disziplinierten Ausbildung an seiner eigens begründeten ‚Academia‘ an zahlreiche Schüler weiter.

Künstlerliste der Ausstellung Caravaggios Erben Barock in Neapel

Giovanni Battista Beinaschi (1636-1688)
Agostino Beltrano (1607-1656)
Andrea Belvedere (um 1652-1732)
Domenico Giovanni Campiglia
Giovanni Battista Caracciolo, genannt Battistello (1578-1635)
Giuseppe Cesari, gen. Il Cavalier d’Arpino (1568-1640)
Carlo Coppola (tätig in Neapel um 1653-1665)
Belisario Corenzio (um 1558 – um 1646)
Francesco Curia (um 1560/65-1608)
Domenico Zampieri gen. Domenichino (1581 – 1641)
Aniello Falcone (1607-1656)
Baldassare Farina (1651-1700)
Paolo Domenico Finoglia (um 1590-1645)
Francesco Fracanzano (1612-1656)
Domenico Gargiulo, gen. Micco Spadaro (1609-um 1675)
Artemisia Gentileschi (1593-1653)
Luca Giordano (1634-1705)
Francesco Guarino (1612-1654)
Gerrit van Honthorst (1592-1656)
Giovanni Lanfranco (1582-1647)
Andrea di Leone (1610-1685)
Alessio de Marchis (1684-1752)
Nicola Malinconico (1663-1726/27)
Francesco di Maria (um 1623-1690)
Paolo de Matteis (1662-1728)
Meister der Verkündigung an die Hirten
The Metropolitan Master (tätig um 1650)
Francesco de Mura (1696-1782)
Filippo d’Angeli gen. Napoletano (um 1590-um 1639)
Teodoro Filippo di Liagno, genannt Filippo Napoletano (1589/91–1629/30)
Pietro Novelli (Il Monrealese) (1603-1647)
Giacomo del Po (1654-1726)
Paolo Porpora (1617-75)
Mattia Preti (1613-1699)
Giuseppe Recco (1634-1695)
Jusepe de Ribera (1591-1652)
Pacecco de Rosa (1607-1656)
Salvator Rosa (1615-1673)
Giuseppe Ruoppolo (um 1631-1710)
Fabrizio Santafede (um 1560-1635)
Johann Heinrich Schönfeld (1609-1684)
Francesco Solimena (1657-1747)
Massimo Stanzione (1585-1656)
Matthias Stomer (1600-nach 1652)
Andrea Vaccaro (1604-1670)
Lorenzo Vaccaro (1655-1706)
Gaspar van Wittel bzw. Gaspare Vanvitelli (1652/3-1736)
Bernardo Cavallino (1616-1656)
Filippo Vitale (1585-1650)
Simon Vouet (1590-1647)

Leihgeberliste

Leihgeberlist der Ausstellung Caravaggios Erben Barock in Neapel

Ajaccio, Palais Fesch-musèe des Beaux-Arts
Ariccia, Palazzo Chigi in Ariccia
Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Skulpturensammlung und Museum Byzantinische Kunst
Berlin, Bibliothek des KHI
Berlin, Gemäldegalerie
Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett
Bremen, Kunsthalle
Budapest, Museum der Bildenden Künste
Columbus, Ohio, Museum of Art
Darmstadt, Hessisches Landesmuseum
Dresden Staatliche Kunstsammlungen, Gemäldegalerie Alte Meister
Düsseldorf, Museum Kunstpalast, Graphische Sammlung
Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi
Florenz, Palazzo Pitti
Florenz, Uffizien
Frankfurt, Shiraz
Frankfurt, Städel Museum
Frankfurt, Städel Museum, Graphische Sammlung
Freising, Diözesan-Museum
Grenoble, Musée des Beaux-Arts
Hamburg, Kunsthalle, Kupferstichkabinett
Hannover, Landesmuseum
Karlsruhe, Kunsthalle
Kassel, Gemäldegalerie Alte Meister
Konstanz, Wessenberg-Galerie
Kopenhagen, Statens Museum for Kunst
Leipzig, Museum der Bildenden Künste Leipzig
Mainz, Landesmuseum
München, Bayrische Staatsgemäldesammlungen
München, Staatliche Graphische Sammlung
Napoli, Chiesa di Santa Maria delle Grazie a Caponapoli (in deposito al Museo di Capodimonte)
Neapel, Museo di Capodimonte
Neapel, Museo Nazionale di San Martino
New York, Federico Castelluccio Collection USA
Olmütz, Erzbistum
Olmütz, Kunstmuseum
Opocno Castle, National Heritage Institut
Opocbo/Dobris, Leihgabe aus der Sammlung der Fürsten von Colloredo-Mannsfeld,
Opocno/Dobris – Tschechien
Oslo, Nasjonalgallerit
Paris, Louvre
Paris, Louvre, Départment des Arts Graphiques
Prag, Nationalgalerie
Rohrau, Graf Harrach´sche Familiensammlung
Salzburg, Residenzgalerie
Stettin, Nationalmuseum
Stuttgart, Staatsgalerie
Stuttgart, Staatsgalerie, Graphische Sammlung
Warwickshire, Compton Verney
Wien, Akademie der Bildenden Künste
Wien, Graphische Sammlungen Albertina
Wien, Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie
Wiesbaden, Museum Wiesbaden
Windsor Castle, THE ROYAL COLLECTION / HM QUEEN ELIZABETH II
Worms, Kunsthaus Stiftung Heylshof

Führungen und Veranstaltungen zur Ausstellung

Führungen
Sa 15 Oktober 15:00 Uhr
So 16 Oktober 15:00 Uhr
Di 18 Oktober 18:00 Uhr
Sa 22 Oktober 15:00 Uhr
So 23 Oktober 15:00 Uhr
Di 25 Oktober 18:00 Uhr
So 30 Oktober 15:00 Uhr
Di 1 November 18:00 Uhr
So 6 November 15:00 Uhr
Sa 12 November 15:00 Uhr
So 13 November 15:00 Uhr
Sa 19 November 15:00 Uhr
Di 22 November 18:00 Uhr
So 27 November 15:00 Uhr
Di 29 November 18:00 Uhr
Sa 3 Dezember 15:00 Uhr
Sa 10 Dezember 15:00 Uhr
Di 13 Dezember 18:00 Uhr
Sa 17 Dezember 15:00 Uhr
Di 20 Dezember 18:00 Uhr
Mo 26 Dezember 15:00 Uhr
Di 27 Dezember 18:00 Uhr

KunstPausen
Mi 19 Oktober 12:15 Uhr Artemesia Gentileschi
Mi 26 Oktober 12:15 Uhr Francesco Solimena
Mi 16 November 12:15 Uhr Mattia Preti
Mi 21 Dezember 12:15 Uhr Giovanni Battista Caracciolo

Vorträge
Di 25 Oktober 19:00 Uhr Caravaggio –Magier des Lichts Lesung mit Wilma-Maria Estelmann; Wiesbaden
Do 10 November 19:00 Uhr Kritzel und Kürzel: Formen des Flüchtigen im zeichnerischen Werk von Luca Giordano
Vortrag mit Dr. Heiko Damm, Mainz
Do 15 Dezember 19:00 Uhr
Künstler, Kirchen, Kardinäle: Künstlerkonkurrenz im barocken Neapel
Vortrag mit Prof. Dr. Elisabeth Oy-Marra

Konzert
Di 1 November 19:00 Uhr
Praesens spielt barocCover Sa 10 Dezember Uhr
Weihnachtskonzert in Kooperation mit dem Italienischen Kulturinstitut in Köln

Film
Sa 5 November 20:00 Uhr
Die Caligari FilmBühne zeigt im Rahmen der Ausstellung Caravaggios Erben – Barock in Neapel den Film Caravaggio von Derek Jarman
Do 19 Januar 2017 20:00 Uhr 1
Die Caligari FilmBühne zeigt im Rahmen der Ausstellung Caravaggios Erben – Barock in Neapel den Film Artemisia mit einer Begrüßung durch Dr. Peter Forster.

Kunst&Kuchen
Do 10 November 15:00 Uhr
Caravaggios Erben – Barock in Neapel
Do 8 Dezember 15:00 Uhr
Caravaggios Erben – Die Grafiken

60+
Di 15 November 15:00 Uhr
Art After Work
Di 15 November 19:00 Uhr
„Im hellen Schein“ – Caravaggios Erben

Vermittlungsangebote für Kinder und Familien
Sa 22 Oktober 11:00 – 13:30 Uhr
Museumswerkstatt für Kinder:
„Ereignisreich, dramatisch, wild“, Zeichnerische Annäherungen an Werke des Barock
So 20 November 11:00-14:00 Uhr
Offenes Atelier für Kinder und Familien

Vermittlungs- und Führungsangebote für Schulklassen

AB SEKUNDARSTUFE I
Interaktive Führung: Gemetzel, Blut und Heiliges Theater
Durch Methoden des kreativen Schreibens werden Zugänge zu den barocken Bildwelten ermöglicht. Die eigenständige Wahl eines Werkes und seiner Figuren ermöglicht das Formulieren von eigenen Fragestellungen seitens der Schülerinnen und Schüler. Botschaften und Themen dieser hoch dramatischen Epoche wie Leben und Tod, Armut und Reichtum, pralles Leben und schmerzhaftes Martyrium werden erarbeitet und im gemeinsamen Dialog erfahren.

Workshop: Drama, Liebe, Leidenschaft — Spiel dein Bild!
In Kooperation mit der Theaterwerkstatt im Hessischen Staatstheater Wiesbaden

Gemäß der barocken Vorstellung vom „Leben als Theater“ war das gemeinsame Ziel von Malerei und Theater, die Betrachter wie die Zuschauer davon zu überzeugen, dass das Dargestellte vor ihren Augen Wirklichkeit wird. Szenisches Theaterspiel zu ausgewählten Bildern der Ausstellung Caravaggios Erben mit Priska Janssens (Theaterpädagogin).
Mittels des japanischen Erzähltheaters (Kamishibai) werden Bilder lebendig. Zeichnungen führen zu Handlungen, eine Geschichte entsteht.
DO 10:00—12:30 oder nach Vereinbarung

Führung mit Workshop: … und ständig Mord und Totschlag!

Nach einem Ausstellungsrundgang und Zeichnen vor den Originalen werden die für den Barock typischen, theatralen Bildkompositionen entschlüsselt. Mit Requisiten und in Kleingruppen wird im Atelier eine barocke Bildkomposition entwickelt, die Positionen der Personen werden eingenommen und fotografisch als nachgestelltes Barockbild festgehalten.

Führung: Artemisia Gentileschi und ihre Geschichte
Ausgehend von dem Werk Judith und Holofernes wird die Biografie der Künstlerin und ihre Rolle in der Entwicklung der Malerei des Barocks beleuchtet und nachvollziehbar.

Interaktive Führung: Frisuren, Schmuck und schöne Kleider
Die Ausstellung umfasst neben 100 malerischen Arbeiten eine Vielzahl herausragender und qualitativ hochwertiger Zeichnungen
und Drucke. Diese sind beeindruckende Beispiele zur Auseinandersetzung mit dem Medium der Zeichnung und darüber hinaus ebenso mit Aspekten der Kleidung im Zeitalter des Barocks. Genaues zeichnerisches Erforschen von Details und des Umgangs mit Licht und Schatten in der Kunst des Barocks werden erkundet und dadurch anschaulich.

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden
Fon 0611 ⁄335 2250, Fax 0611 ⁄335 2192
www.museum-wiesbaden.de
museum@museum-wiesbaden.de

Öffnungszeiten
Mo geschlossen Di, Do 10:00—20:00 Uhr Mi, Fr—So 10:00—17:00 Uhr An Feiertagen 10:00—17:00 Uhr geöffnet. Auch Ostermontag und Pfingstmontag geöffnet.

Eintritt Sonderausstellung* 10,— Euro (7,— Euro) * Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen. Familienangebot: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre in Begleitung ihrer Eltern freier Eintritt. Weitere Ermäßigungen und Tarife für Gruppen unter www.museum-wiesbaden.de ⁄preise

Verkehrsanbindung PKW und Reisebusse:
A 66, Abfahrt Wiesbaden-Erbenheim, Richtung Stadtmitte, Parkhaus Rheinstraße Bahn: Zum Hbf Wiesbaden mit DB und S1, S8 und S9 aus Richtung Frankfurt und Mainz. Vom Hbf 10 min Fußweg zum Museum Linienbusse: Rheinstraße und Wilhelmstraße

Service
Schwellenfreier Zugang links des Haupteingangs. Ausleihbare Rollstühle, Buggies und Sitzhocker im Foyer. Museumsshop: Fon 0611 ⁄ 335 2251

 

Museum Wiesbaden – Highlights im Oktober 2016

Landesmuseum Mainz Foto: Diether v. Goddenthow  © massow-picture
Landesmuseum Mainz Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture

Neben den Highlights im Monat Oktober 2016 finden Sie einen kompletten Überblick aller Veranstaltungen des Museums Wiesbaden im digitalen Veranstaltungskalender.

Vortrag:

Zwischen Europa und Asien – Libellen und Naturräume Georgiens
Di 11 Okt 2016, 18:00 Uhr
Mit Malte Seehausen, Wiesbaden

Abbildung: Die Elfen-Federlibelle (Platycnemis dealbata) erreicht in Georgien ihre nordwestliche Verbreitungsgrenze.  Foto: Malte Seehausen
Abbildung: Die Elfen-Federlibelle (Platycnemis dealbata) erreicht in Georgien ihre nordwestliche Verbreitungsgrenze.
Foto: Malte Seehausen

Über die bislang wenig erforschte Libellenfauna Georgiens spricht Malte Seehausen am 11. Oktober um 18:00 Uhr im Vortragssaal des Museums Wiesbaden. Die Kaukasus-Region bietet eine Vielfalt an verschiedenen Naturräumen, vom Hochgebirge zu subtropischen Regionen und der Halbwüste. So treffen in Georgien Libellen aus Mittel- und Nordeuropa auf mediterrane und asiatische Arten. In mehreren, vom Museum Wiesbaden unterstützten Exkursionen nach Georgien hat Seehausen Libellen in ihren dortigen Lebensräumen beobachtet und erfasst. Er berichtet in seinem reich bebilderten Vortrag über die spannende Diversität der Tiere und die vielfältige Natur Georgiens.

Der Eintritt zum Vortrag ist frei.

Sonderausstellung
Caravaggios Erben — Barock in Neapel
14 Okt 2016 — 12 Feb 2017
Eröffnung Do 13 Okt 2016, 19:00 Uhr

Abbildung: Artemisia Gentileschi, Judith und Holofernes, 1612—13, Museo di Capodimonte, Neapel.  Foto: Museo di Capodimonte
Abbildung: Artemisia Gentileschi, Judith und Holofernes, 1612—13, Museo di Capodimonte, Neapel.
Foto: Museo di Capodimonte

In der Kunst des neapolitanischen Barocks spiegeln sich die Pracht, Raffinesse und Kultur der Mittelmeermetropole in packender Malerei, deren zumeist monumentale Bilder zwischen emotionaler Sinnlichkeit und theatralischer Überwältigung pendeln.

Die Wiesbadener Ausstellung, deren Ausgangspunkt die Gemälde von Luca Giordano und Francesco Solimena im Sammlungsbestand sind, trägt zum ersten Male in einem deutschen Museum die großen Werke dieses goldenen Zeitalters der italienischen Malerei umfassend zusammen und zeigt den Verismus und die Kraft einer Malerei, in der auch die Erfahrung von Armut, Brutalität und Verfall ihren Niederschlag fanden.
Mehr zur Ausstellung

Nature after Work
„Überlebenskünstler“ — Von der Arktis bis in die Wüste
Di 18 Okt 2016, 19:00 Uhr
Mit Dipl.-Biol. Fritz Geller-Grimm

Abbildung: Die arabische Oryxantilope trotzt der Hitze der Wüste.  Foto: Bernd Fickert, Museum Wiesbaden
Abbildung: Die arabische Oryxantilope trotzt der Hitze der Wüste.
Foto: Bernd Fickert, Museum Wiesbaden

Lassen Sie den Arbeitstag mit einem besonderen Rundgang im Museum Wiesbaden ausklingen: Nach einer Führung durch die Naturhistorischen Sammlungen erwarten Sie Getränke und Knabbereien im Café Jawlensky.

Von flirrender Luft bis klirrender Kälte sind Wüsten extreme Lebensräume. Die große Trockenheit verlangt dem Leben alles ab und die Evolution hat wahre Überlebenskünstler hervorgebracht. Von der Oryx-Antilope in der heißen Sandwüste der Rub al-Chali bis zum Eisbär in der Arktis zeigen die Naturhistorischen Sammlungen zahlreiche Beispiele, mit einer kargen Umwelt umzugehen.
Kommen Sie mit auf eine faszinierende Reise von den kältesten zu den wärmsten Orten der Welt und lernen Sie einige dieser Überlebenskünstler kennen!

Mehr zur Ausstellung Natur

Vortrag
Caravaggio — Magier des Lichts
Di 25 Okt 2016, 19:00 Uhr
Lesung mit Wilma-Maria Estelmann

Abbildung: Kopie nach Caravaggio, David mit dem Haupt des Goliath, 1. Hälfte 17. Jahrhundert. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel, Gemäldegalerie Alte Meister
Abbildung: Kopie nach Caravaggio, David mit dem Haupt des Goliath, 1. Hälfte 17. Jahrhundert. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel, Gemäldegalerie Alte Meister

Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio, gilt als Rebell gegen den Stil der Renaissance und deren Suche nach dem schönen Ideal, als Überwinder des Manierismus und Hauptprotagonist des neapolitanischen Barock. Er war derjenige, der das Chiroscuro, die Hell-Dunkel-Malerei, als ein Gestaltungselement der Szenen einsetze. Der ‚Mythos Caravaggio‘ und das Goldene Zeitalter der italienischen Malerei stehen im Fokus der Betrachtungen der Literaturwissenschaftlerin Wilma-Maria Estelmann aus Wiesbaden.

Der Eintritt zur Lesung ist frei.

 

Eintrittsfreier Samstag im Monat Oktober:
2. Oktober 2016

Freier Eintritt ins Museum Wiesbaden an jedem ersten Samstag im Monat. Ermöglicht in Kooperation mit den Freunden des Museums Wiesbaden.
Mehr Infos auf der Webseite des Museums.

Übrigens: Zum freien Samstag präsentiert die Pralinen- und Schokoladenmanufaktur Kunder jeden Monat eine besondere Praline, die einem Werk oder einer Ausstellung im Museum Wiesbaden gewidmet ist. Im Oktober gibt es eine Alexej von Jawlensky-Praline, die „dem“ Maler des Museums Wiesbaden huldigt – das Haus beherbergt das weltweit größte Werkkonvolut des russischen Künstlers, der die letzten 20 Jahre seines Lebens in Wiesbaden verbrachte.
Zudem bieten die Filialen von Bäcker Dries, Rheingau an den freien Samstagen exklusiv das „Kulturbrot“ an.

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2,
65185 Wiesbaden
www.museum-wiesbaden.de

Walter Stöhrer – Black Man vom 15 Jul. bis 18 Sep. 2016 im Museum Wiesbaden

Vom 15. Juli bis 18. September 2016 präsentiert das Museum Wiesbaden die Ausstellung Walter Stöhrer – Black Man mit acht großformatigen Bildern aus dem Jahr 1977.

Walter Stöhrer ist in Karlsruhe als Schüler von HAP Grieshaber schon früh mit den abstrakten Expressionisten Cy Twombly und Jackson Pollock in Berührung gekommen. Die große Besonderheit an seinen eruptiven Farbbahnen, seiner sehr ehrlichen Malerei ist es aber, dass er einen überzeugenden eigenen und „figürlichen“ Weg — durchaus in seiner verletzenden Wildheit vergleichbar mit der von Willem de Kooning — eingeschlagen hat. Das furios Gestische und das konstant Figürliche, eher unvereinbar in der Kunst nach 1945, wird von Stöhrer mit großer malerischer Kraft zusammengebracht. Diese extreme Position findet im Jahr 1977 ihren Höhepunkt. Das Museum Wiesbaden besitzt mit dem Gemälde Black Man eine exemplarische Arbeit aus dieser Werkphase.

In der Ausstellung, konzipiert in enger Kooperation mit der Walter Stöhrer-Stiftung, sollen weitere Gemälde aus dem Jahr 1977 helfen, den „Schwarzen Mann“ zu entschlüsseln.

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum
für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2
65185 Wiesbaden

Fritz Erler Von der Scholle in den Krieg – Einmalige Ausstellung vom 10.06 bis 9.10.2016 im Museum Wiesbaden

Fritz Erler Weiblicher Akt" (1909/10). © massow-picture
Fritz Erler Weiblicher Akt“ (1909/10). © massow-picture

Neben sieben Gemälden aus den Jahren 1906 bis 1910 und einem Selbstbildnis von 1914 besitzt das Museum Wiesbaden fünf großformatige Kriegsbilder von Fritz Erler aus den Jahren 1915 bis 1917. Erler, der als Mitbegründer der Künstlergruppe „Die Scholle“ im Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg eine eigenständige Position zwischen Jugendstil und Impressionismus einnahm, war als Kriegsmaler ab 1914 sowohl an West- als auch an der Ostfront.

In einer Reihe Fritz Erlers kriegsverherrlichende Werke "Im Kampf" (1906), Soldaten (1916) und "Kämpfer vor Verdun" (1916). © massow-picture
In einer Reihe Fritz Erlers kriegsverherrlichende Werke „Im Kampf“ (1906), Soldaten (1916) und „Kämpfer vor Verdun“ (1916). © massow-picture

Als glühender Patriot erfand er auf monumentalen Leinwänden Gemälde, deren Bildsprache zum Vorbild der nationalsozialistischen Kriegspropaganda werden sollte. Drei der Gemälde, „Im Kampf“, „Kämpfer vor Verdun“ und „Soldaten“ wurden 1916 gemalt, im Jahr der heute sinnbildlich für das Massenmorden des ersten Weltkrieges stehenden Schlacht um Verdun. 100 Jahre nach diesem Symbol der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, zeigt das Museum Wiesbaden diese Bilder zum ersten Male nach einer zweiten Ausstellungs„karriere“, die sie während des Dritten Reiches hatten und möchte damit Licht auf eine Malerei werfen, die aus guten Gründen das Museumsdepot nicht wieder verlassen hat.

Erlers Bilder zeigen den Krieg aus einer Perspektive unkritischer Soldatenverherrlichung, einer Haltung, die ihn später zu einem Parteigänger des Nationalsozialismus und Porträtisten Adolf Hitlers werden ließ. Nachdem die Werke 1954 als Schenkung aus Privatbesitz an das Haus gelangt waren, wurden sie ins Depot des Museums verbracht und bis auf einen Ausflug in die Wiesbadener Wehrbereichsverwaltung von 1957 bis 1959 nicht wieder öffentlich gezeigt. Ein Jahrhundert nach ihrem Entstehen untersucht das Museum Wiesbaden diese fünf Gemälde in einer Ausstellung, die der Frage nach der damaligen wie heutigen Wirkung dieser Arbeiten nachgeht.

Roman Zieglgänsberger, einer der drei Kuratoren, erläutert anhand einer Fresken-Skizze Fritz  Erlers Verbindung zu Wiesbaden. © massow-picture
Roman Zieglgänsberger, einer der drei Kuratoren, erläutert anhand einer Fresken-Skizze Fritz Erlers Verbindung zu Wiesbaden. © massow-picture

In Gegenüberstellung der Kriegsbilder mit Arbeiten seines Vorkriegsoeuvres aus dem Bestand des Museums Wiesbaden, darunter den Kartons des Jahreszeitenzyklus für die von ihm 1907 durchgeführte Ausmalung des Muschelsaales des Wiesbadener Kurhauses, widmet sich die Ausstellung einem Maler, dessen Werk im Lichte seiner bildlich manifesten national-patriotischen Gesinnung eine Neubewertung herausfordert.

Warum zeigt das Museum Wiesbaden Fritz Erlers Kriegsbilder?

Alexander Klar erläutert die monumentalisierte Darstellung von Figuren an Erlers Werk "Der Kompanieführer" (17.4.1917) nach einem festen Kompositionsschema, welches er sich von Hodler angeeignet hatte. © massow-picture
Alexander Klar erläutert die monumentalisierte Darstellung von Figuren an Erlers Werk „Der Kompanieführer“ (17.4.1917) nach einem festen Kompositionsschema, welches er sich von Hodler angeeignet hatte. © massow-picture

„Zum einen, weil sie Teil unserer Sammlung sind und wir uns prinzipiell allen Bereichen unserer Sammlung forscherisch widmen wollen.“, so Dr. Alexander Klar, Museums-Direktor.  Die Bilder seien unleugbar vorhanden, „sie im Depot zu begraben, hieße für uns, unserer Aufgabe des Bewahrens, Forschens und Präsentierens nicht nachzukommen.“, so Klar und weiter: „Zum anderen hatten die Bilder eine unmittelbare Wirkung, sie wurden früh auf wichtigen Ausstellungen wie der großen Berliner Kunstausstellung von 1916 gezeigt und sind daher unschätzbare Zeugnisse einer Zeit, die wir nach wie vor erforschen müssen, um der Nachwelt den Abgrund dieser vier Jahre als lebendige Mahnung immer wieder vor Augen halten zu können. Dieses Buch und die Ausstellung, die es begleitet, sollen Forschung exemplifizieren, wie sie unserer Ansicht nach am Museum geleistet werden muss. Sicherlich wird dies keine erschöpfende Untersuchung der kriegsunterstützenden Bildästhetik des Ersten Weltkrieges sein, es soll aber einen Ausschnitt der Kunst dieser Zeit und Haltung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen. Uns überliefert ist die Kunstgeschichte durch die Brille der Avantgarde, es ist eine gefilterte Geschichte, die keinesfalls den allgemeinen Stand ihrer Zeit wiedergibt. Was während des Ersten Weltkrieges als Kunst rezipiert und verbreitet wurde, entspricht nicht dem, was ab 1918 in Ausstellungen gesehen wurde. Erler ist in seinem Erfolg während der Kriegsjahre ein hervorragendes Beispiel dafür, wie wenig uns die staatlich und gesellschaftlich goutierte bildende Kunst der Jahre 1914 bis 1918 präsent ist. In den fünf Kriegsbildern Fritz Erlers im Besitz des Museums Wiesbaden spiegeln sich deutsche Weltsicht und die Kulturpolitik dieser Jahre, aber auch das Zusammengehen des öffentlichen mit privatem Interesse und schließlich eine künstlerische Entwicklungslinie, die vom Jahr 1914 schnurgerade in den Nationalsozialismus führt. Fritz Erlers Bilder zeigen die Befindlichkeit des Deutschen Reiches und seiner Bevölkerung, seiner Politiker und Militärs, sie bebildern die vorherrschende Haltung, dass Deutschland von Feinden umzingelt, eingekreist, sei und sich nun in tapferem Stoizismus der Welt erwehre. Dass dies eine Haltung war, die diesen Krieg erst ermöglicht, die seine Durchführung unterstützt und die Schuld millionenfachen Sterbens auf sich geladen hat, sollen die Ausstellung und diese Publikation durch die eingehende Untersuchung der Ästhetik und des Geistes der fünf Kriegsbilder Erlers deutlich machen.“

Begleitband zur Ausstellung ist beinahe für die Durchdringung der Ausstellung und als Nachschlagewerk unverzichtbar:

begleitbuch-fritz-erlerHg. Alexander Klar für das Museum Wiesbaden
Mit Beiträgen der Kuratoren Peter Forster, Alexander Klar und Roman Zieglgänsberger

88 Seiten
54 farbige Abb., 10 s/w Abb.
20 x 25,5cm gebunden
Preise: während der Ausstellung  Museumspreis: 20, 00 Euro, Verlagspreis ca. EUR 24,80 (SFr 31,40)

 

Fritz Erler Biografie

 

Fritz Erler Selbstporträt, 1912, © Landesmuseum Wiesbaden Foto: Bernd Fickert
Fritz Erler Selbstporträt, 1912, © Landesmuseum Wiesbaden Foto: Bernd Fickert

1868
am 15. Dezember 1868 wird Fritz Erler als ältester Sohn von Friedrich Louis Erler und dessen Frau Ernestine Auguste Berta (geb. Mayer) in Frankenstein im Regierungsbezirk Breslau geboren.
1875
Umzug der Familie nach Strehlen, dort bis etwa 1884 Besuch des Gymnasiums.
1885
Erlers künstlerische Ausbildung unter Professor Albrecht Peter Bräuer an der Königlichen Kunst- und Gewerbeschule Breslau beginnt.
1887–1890
Studienreisen nach Rügen, an die Riviera, sowie Aufenthalte in Berlin und München.
1892
Umzug nach Paris, wo er an der Académie Julian bei Gabriel Ferrier, Benjamin Constant und Adolphe William Bouguereau sein Studium weiterführt. In Paris entstehen erste Entwürfe für Vasen und Glasfenster.
1895
Umzug nach München, wo er ab 1895 als freier Maler ein Atelier betreibt.
1896
Gründungsmitglied der Wochenzeitschrift Jugend, deren erstes Titelblatt er gestaltet. Es folgen Jahre der intensiven Arbeit an der Zeitschrift in denen er deren Erscheinungsbild entscheidend mitprägt.
1898
Komplette Ausschmückung des Musiksaals mit Gemälden und Möbeln in der Villa von Albert Neisser in Breslau.
1899
Erler ist Mitbegründer der Künstlervereinigung Scholle, zu deren offizieller Sprecher er
ernannt wird.
1900
Beitritt zum Cococello-Club.
1903
Mitglied des Deutschen Künstlerbundes.
1904
Gestaltung von vier Medaillons mit Weinallegorien für das Weinhaus Trabach in Berlin.
1906
Erler erhält den Auftrag, fünf Wandfelder im Muschelsaal des Wiesbadener Kurhauses zu gestalten, die er bis 1907 ausführt.
1912
Bau eines Atelierhauses in Holzhausen, welches 1965 bis auf den Grund nieder brennt.
1914/15
In dieser Zeit ist Erler als Kriegsmaler in der Region um Lille und in Flandern tätig. Zudem gestaltet er während der Kriegsjahre zahlreiche Plakate für Kriegsanleihen. 1915 wird er mit dem König-Ludwig-Kreuz für seine Verdienste im Kriege ausgezeichnet.
1922
Erler wird zum Ehrenmitglied der Münchener Akademie der Bildenden Künste ernannt. Fünfzehn Jahre zuvor war dieser Ernennung bereits die Verleihung des Professorentitels voran gegangen.
1928
Aufnahme in den Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst.
1937
Auftrag für einen monumentalen Mosaikzyklus
für die Kassenhalle der Reichshauptbank in Berlin.
1940
Todesjahr Erlers. Er ist auf dem Friedhof in Holzhausen beigesetzt.

Führungen und Veranstaltungen
© massow-picture
© massow-picture

Führung
Di 5 Jul 18:00 Uhr
Di 19 Jul 18:00 Uhr
Di 9 Aug 18:00 Uhr
Di 13 Sep 18:00 Uhr
Di 4 Okt 18:00 Uhr

KunstPause
Mi 21 Sep 12:15 Uhr

60+
Di 19 Jul 15:00 Uhr

Kunst&Kuchen
Do 9 Jun 15:00 Uhr

Ort:

landesmuseumwiesbaden1-800wMuseum Wiesbaden Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2,
65185 Wiesbaden
Fon 0611 ⁄335 2250, Fax 0611 ⁄335 2192
www.museum-wiesbaden.de
museum@museum-wiesbaden.de
Öffnungszeiten
Mo geschlossen Di, Do 10:00—20:00 Uhr
Mi, Fr—So 10:00—17:00 Uhr
An Feiertagen 10:00—17:00 Uhr geöffnet. Auch Ostermontag und Pfingstmontag geöffnet.

Eintritt Sonderausstellung* 10,— Euro (7,— Euro) * Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen. Familienangebot: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre in Begleitung ihrer Eltern freier Eintritt. Weitere Ermäßigungen und Tarife für Gruppen unter www.museum-wiesbaden.de ⁄preise

Verkehrsanbindung
PKW und Reisebusse: A 66, Abfahrt Wiesbaden-Erbenheim, Richtung Stadtmitte, Parkhaus Rheinstraße
Bahn: Zum Hbf Wiesbaden mit DB und S1, S8 und S9 aus Richtung Frankfurt und Mainz. Vom Hbf 10 min Fußweg zum Museum Linienbusse: Rheinstraße und Wilhelmstraße

Service
Auch während der Sanierungsmaßnamen an der Fassade sind Museum und Café weiterhin geöffnet. Derzeit wie gewohnt über den Haupteingang in der Friedrich-Ebert-Allee, ab dem 1. Juli 2016 vorübergehend über den Seiteneingang in der Viktoria-Luise-Straße.

„Eine fettige Angelegenheit!“ Die Materialien im „Block Beuys – eine Herausforderung an Restauratoren“

Block-Beuys © Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Block-Beuys © Hessisches Landesmuseum Darmstadt

Am Mittwoch, den 1. Juni 2016, laden wir Sie herzlich um 17.30 Uhr zu der Themenführung „Eine fettige Angelegenheit! Die Materialien im „Block Beuys – eine Herausforderung an Restauratoren“ ein.

Aus Fett, Wachs und Schokolade bestehen nicht nur Alltagsmaterialien und Genussmittel, sondern auch Kunstobjekte. Auch im Hessischen Landesmuseum Darmstadt können Sie solche Objekte im „Block Beuys“ von dem Künstler Joseph Beuys aus den 1960er Jahren entdecken.

Bei der Führung durch die Diplomrestauratorin Gesine Betz erfahren Sie näheres über die von Joseph Beuys verwendeten Materialien, ihre Herstellungsprozesse und Alterungseigenschaften. Zudem wird auf die Möglichkeiten und Grenzen der Konservierung und Restaurierung eingegangen.

Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1
64283 Darmstadt

August Macke zu Gast bei Jawlensky im Landesmuseum Wiesbaden ab 13. Mai 2016

© massow-picture
© massow-picture

Das August Macke-Haus in Bonn, wo der Künstler mit seiner Frau Elisabeth von 1911 bis zu seinem Tod 1914 lebte, schließt aufgrund von Baumaßnahmen ab April 2016 vorübergehend und schickt seine Werke auf Reisen. Die erste Station ist das Museum Wiesbaden, das die bedeutendste Sammlung weltweit von Alexej von Jawlensky (1864–1941) beherbergt.

August Macke (1887–1914) und Alexej von Jawlensky (1864–1941) zählen zu den bedeutendsten Pionieren der Moderne am Beginn des 20. Jahrhunderts. Ihre Wege kreuzten sich in München vor dem Ersten Weltkrieg. Jawlensky war 1909 Gründungsmitglied der Neuen Künstlervereinigung München, aus der zwei Jahre später die Künstlervereinigung Der Blaue Reiter hervorging. Macke wiederum war ein enger Freund von Franz Marc und als solcher von Beginn an am Blauen Reiter und dessen Almanach mitbeteiligt.

August Macke, Akt auf gesticktem Teppich, 1913 August Macke Haus, Bonn, Dauerleihgabe, © massow-picture
August Macke, Akt auf gesticktem Teppich, 1913 August Macke Haus, Bonn, Dauerleihgabe, © massow-picture

Macke und Jawlensky, die heute beide für ihre lebensbejahenden Farbkompositionen bekannt sind, hatten gemeinsame künstlerische Interessen, obwohl eine Generation Altersunterschied zwischen ihnen bestand. Beide schätzten die Lichtmalerei von Robert Delaunay und hatten zudem nicht nur eine ausgeprägte Vorliebe für das Ornament und das Exotische des japanischen Farbholzschnitts, sondern liebten auch die naive Bauernmalerei, die im oberbayerischen Voralpenland in jenen Jahren zu großer Blüte kam.

Blickt man auf ihr Werk, sind weitere grundsätzliche Übereinstimmungen zu bemerken: Beide Künstler beschäftigten sich zwischen 1910 und 1913 ausgiebig mit der Aktmalerei. Darüber hinaus hatten sie selten den Drang großformatig zu arbeiten. Einer der wesentlichen Aspekte ist aber wohl, dass Macke, wäre ihm ein längeres Leben vergönnt gewesen, wie Jawlensky auch künstlerisch wohl nie völlig abstrakt gearbeitet hätte. Macke zog sich 1911 mit seiner Frau Elisabeth vor allem wegen Kandinskys radikaler Hinwendung zur gegenstandslosen Malerei nach Bonn zurück, wo er
zum stilprägenden Künstler des sogenannten Rheinischen Expressionismus wurde.

August Macke, Elisabeth mit buntem Buch, 1910 August-Macke-Haus Bonn, Dauerleihgabe aus Privatbesitz © massow-picture
August Macke, Elisabeth mit buntem Buch, 1910 August-Macke-Haus Bonn, Dauerleihgabe aus Privatbesitz © massow-picture

Elisabeth Erdmann-Macke kannte den aus Russland stammenden, in Deutschland und der Schweiz lebenden, sowie durch Frankreich geprägten Jawlensky über ihren Mann August Macke schon seit den Münchner Vorkriegsjahren und traf ihn später zwischen den zwei Weltkriegen in Berlin wieder. Einfühlsam berichtete sie in ihren Memoiren über den Maler: „Jawlensky selbst war ein ungemein sympathischer Mann voll Güte und Zartheit, ein vollendeter Kavalier, früherer Offizier mit viel alter Tradition. Ich sehe ihn heute noch den Tee eingießen und seine Gäste betreuen und uns seine große Sammlung von alten Glasbildern zeigen […] Jawlensky sah ich achtzehn Jahre später wieder, als er aus Anlaß einer Ausstellung nach Berlin gekommen war. Inzwischen war er ein schwerkranker Mann geworden. Als ich zu ihm ging strahlten seine Augen, das Herz ging ihm auf in Erinnerung an vergangene glückliche Zeiten.“

In der Kabinettausstellung wird die künstlerische Vielseitigkeit August Mackes (1887–1914) – vom Gemälde und Aquarell zur Zeichnung und Druckgrafik – vor- und dem Werk des 23 Jahre älteren Jawlensky gegenübergestellt.

Laufzeit der Ausstellung: 13 Mai – 23 Okt 2016

Biografie August Macke

Am 3. September 1887 wird August Macke in Meschede geboren.

1900 Umzug der Familie Macke von Köln nach Bonn. Dort begegnet Macke 1903 erstmals seiner späteren Ehefrau Elisabeth Gerhardt.

1904–1906 Von seinem Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf ist Macke enttäuscht, die Freiheiten, die er sich wünscht, findet er hier nicht.

1905–1907 Erste Reisen nach Italien, Belgien, Holland, London und Paris.

1907–1908 In Berlin schließt er Freundschaft zu seinem Mäzen Bernhard Koehler und ist Schüler von Lovis Corinth.

1909 Im Oktober heiratet Macke Elisabeth Gerhardt. Auf ihrer Hochzeitsreise nach Paris begleiten sie Louis Moilliet. Hier inspirieren ihn die Werke der Impressionisten.

1910 Künstlerfreundschaft zu Franz Marc. Gemeinsam besuchen sie eine Matisse-Ausstellung in München. Die unmittelbare Darstellung von Licht durch die Farbe in den Bildern der Fauves erweitert Mackes Farbverständnis. Bekanntschaft mit Künstlern der Neuen Künstlervereinigung München, darunter Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin, deren „Rosafarbenen Salon“ er in Schwabing besucht.

1911–12 Einzug in sein Atelier in Bonn. Macke und Marc treffen in Murnau Wassily Kandinsky und Gabriele Münter, was seine Beteiligung an den Ausstellungen des Blauen Reiters zur Folge hat. Auch arbeitet er am gleichnamigen Almanach mit.

1912 Er ist Mitorganisator der Kölner Sonderbund-Ausstellung. In Paris begeistert er sich für Robert Delaunays Fensterbilder, die kurz zuvor auch Jawlensky beeindruckt haben.

1913 Delaunay und Guillaume Apollinaire besuchen Macke in Bonn. Im Herbst hält sich Macke am Thuner See in der Schweiz auf.

1914 Im Frühjahr Tunis-Reise mit Paul Klee und Moilliet. August Macke fällt am 26. September 1914 bei Perthes-les-Hurlus in der Champagne.

Biografie Alexej von Jawlensky

Alexej von Jawlensky, Dame mit Fächer 1909, Landesmuseum Weisbaden, © massow-picture
Alexej von Jawlensky, Dame mit Fächer 1909, Landesmuseum Weisbaden, © massow-picture

Alexej von Jawlensky wird 1864 in Torschok im russischen Gouvernement Twer geboren. Da sein Vater hochrangiger Truppenführer ist, ist für ihn zunächst eine Offizierslaufbahn vorgesehen.

1880–1896 Von Moskau wechselt Jawlensky nach St. Petersburg, weil er hier Militär- und Kunstakademie vereinen kann. Um 1892 lernt er über seinen Lehrer Ilya Repin Marianne von Werefkin kennen. Mit ihr und ihrer Haushaltshilfe Helene Nesnakomoff geht er 1896 nach München.

1896–1914 In München entwickelt sich Jawlensky durch seine intensive Auseinandersetzung mit den modernen französischen Tendenzen sehr bald von einem realistischen Künstler zu einem Expressionisten. Er ist wichtiges Mitglied der 1909 gegründeten Neuen Künstlervereinigung München, über die er August Macke kennenlernt, und gibt Wassily Kandinsky und Gabriele Münter in Murnau entscheidende Anregungen für deren Malerei.

1914–1921 Als russischer Staatsbürger muss Jawlensky aufgrund des Ersten Weltkriegs Deutschland innerhalb von 48 Stunden verlassen. In der Schweiz, wo sein heute weltberühmtes serielles Werk einsetzt, zieht er vom Genfer See über Zürich nach Ascona.

1921–1941 Nach der endgültigen Trennung von Werefkin zieht Jawlensky mit Helene und ihrem gemeinsamen Sohn Andreas nach Wiesbaden, wo sie schnell heimisch werden. Hier arbeitet er zunächst bis 1932 an der Serie Abstrakte Köpfe. Zwischen 1933 und 1937 malt er teilweise unter größten Schmerzen – er ist seit 1929 an Arthritis deformans erkrankt – über 1000 Meditationen, mit welchen er der Moderne die russische Ikone zurückgibt. Diese letzte Werkgruppe ist es, mit der Jawlensky amerikanische Künstler wie Mark Rothko, Barnett Newman oder Ellsworth Kelly nachhaltig inspiriert.

Führungen und Veranstaltungen zur Ausstellung

© massow-picture
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Führung
Mo 16 Mai 15:00
Sa 21 Mai 15:00
Sa 28 Mai 15:00
Di 31 Mai 18:00
So 5 Jun 15:00
Di 14 Jun 18:00
Sa 18 Jun 15:00
So 3 Jul 15:00
So 10 Jul 15:00
Sa 16 Jul 15:00
So 24 Jul 15:00
Sa 30 Jul 15:00
Sa 6 Aug 15:00
So 28 Aug 15:00

Vortrag
Di 24 Mai
August Macke und sein Haus
Dr. Klara Drenker-Nagels, Bonn
KunstPause

Mi 13 Jul 12:15
August Macke
Art after Work
Di 17 Mai 19:00
„Zu Besuch“, August Macke zu Gast bei Jawlensky
60+
Di 17 Mai 15:00

Kunst&Kuchen
Do 9 Jun 15:00

Vermittlungsangebote für Kinder und Familien
Di 17 Mai 15:00 – 17:30
Lehrerfortbildung „Macke und Jawlensky“
Sa 21 Mai 11:00 – 13:30

Museumswerkstatt für Kinder: „Lichtdurchflutet“, Malen mit Aquarellfarben, angeregt durch Werke von August Macke
So 19 Jun 11:00 – 14:00

Offenes Atelier für Kinder und Familien in der Ausstellung August Macke zu Gast bei Jawlensky

Führungsangebote für Schulklassen
Zwei Kollegen – eine Überzeugung!
In der Kabinettausstellung wird die künstlerische Vielseitigkeit August Mackes (1887-1914)- vom Gemälde und Aquarell bis zur Zeichnung und Druckgrafik- dem Werk des 23 Jahre älteren Jawlensky gegenüber gestellt. Verschiede Vermittlungsmethoden für Schülerinnen und Schüler eröffnen Zugänge zur Ausstellung und veranschaulichen die spannenden Ideen Mackes und Jawlenskys im Hinblick auf die Entwicklung ihrer jeweils eigenen Bildsprache.

A
Führung
Dauer: 1 Schulstunde, (45 Minuten)
Kosten: 45.- €
Inhalt: Dialogische Führung,

B
Interaktive Führung
Dauer: 2 Schulstunden, (90 Minuten)
Kosten: 75.- € inkl. Material (Zeichenmappe für jedes Kind und Zeichenmaterialien)
Inhalt: Dialogische Führung mit Hands on Material, angeleitetem Zeichnen, sowie zu gestaltender Zeichenmappe zum weiteren Notieren des durch das Zeichnen vertieften Wissenserwerbs.

C
Führung mit Workshop
Dauer: 3 Schulstunden, (135 Minuten)
Kosten: 90.- € inkl. Material
Inhalt: Dialogische Führung mit Hands on Material, angeleitetem Zeichnen,
Im Atelier: eigenständige kreative Umsetzung des Gesehenen mit Ölpastellkreiden auf Holzbrett (je nach Stand der Umbaumaßnahmen nur bedingt buchbar)

Ort:

landesmuseumwiesbaden1-800wMuseum Wiesbaden Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden Fon 0611 ⁄335 2250, Fax 0611 ⁄335 2192 www.museum-wiesbaden.de museum@museum-wiesbaden.de

Öffnungszeiten
Mo geschlossen Di, Do 10:00—20:00 Uhr Mi, Fr—So 10:00—17:00 Uhr An Feiertagen 10:00—17:00 Uhr geöffnet. Auch Ostermontag und Pfingstmontag geöffnet.

Eintritt
Sonderausstellung* 10,— Euro (7,— Euro) * Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen. Familienangebot: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre in Begleitung ihrer Eltern freier Eintritt. Weitere Ermäßigungen und Tarife für Gruppen unter www.museum-wiesbaden.de ⁄preise

Verkehrsanbindung
PKW und Reisebusse: A 66, Abfahrt Wiesbaden-Erbenheim, Richtung Stadtmitte, Parkhaus Rheinstraße Bahn: Zum Hbf Wiesbaden mit DB und S1, S8 und S9 aus Richtung Frankfurt und Mainz. Vom Hbf 10 min Fußweg zum Museum Linienbusse: Rheinstraße und Wilhelmstraße

Service
Auch während der Sanierungsmaßnamen an der Fassade sind Museum und Café weiterhin geöffnet. Derzeit wie gewohnt über den Haupteingang in der Friedrich-Ebert-Allee, ab dem 1. Juli 2016 vorübergehend über den Seiteneingang in der Viktoria-Luise-Straße.

Kurze Nacht der Galerien und Museen 2016 in Wiesbaden großer Erfolg trotz Regen

Großer Andrang an der Haltestelle des Oldtimer-Shuttle Service  am Museum Wiesbaden bei der Kurzen Nacht der Galerien Wiesbaden  Foto:© massow-picture
Großer Andrang herrschte an der Haltestelle des Oldtimer-Shuttle Service am Hessischen Landesmuseum Wiesbaden  Foto:Diether v. Goddenthow © massow-picture

 

Auch die 16. Kurze Nacht der Wiesbadener Galerien und Museen war am 16. April 2016 wieder ein großer Erfolg. Tausende Kunstinteressierte besuchten bis Mitternacht die insgesamt 21 Galerien und Museen in Wiesbaden und ließen sich mit den Oldtimern des Rollenden Museums an fünf im ganzen Stadtgebiet eingerichteten Haltestellen kutschieren, um die Ausstellungsorte zu besuchen.

Das Thalhaus, Galerie und private Kulturstätte für Theater, Konzerte und Tango-Argentino-Nächte, war in diesem Jahr  Auftakt-Ort und mit der Abschlussparty von 23.30 bis 2.00 Uhr Endpunkt  der Wiesbadener Kurzen Nacht der Galerien und Museen 2016.

thalhausHolger Hebenstreit, Theater-Chef des Hauses, begrüßte die zahlreichen Gäste, die ins Nerotal gepilgert waren. Er dankte „dass dieses Mal das Thalhaus mit den überschüssigen Gelder bedacht wird, um Anfang 2017 ein Ausstellungsprojekt zu machen, das in einer ganz besonderes engen inhaltlichen Beziehung zu einem Bühnenprojekt stehen wird.“ Mehr wollte der Chef des Hauses noch nicht verraten.

Die „überschüssigen“ Gelder sind der  Reinerlös des Abends aus den in zahlreichen Galerien angebotenen Weinverkostungen der Rheingauer VDP-Weingüter wie:  Wein- und Sektgut Barth, Hattenheim, Diefenhardt´sches Weingut, Eltville, Georg Müller Stiftung, Hattenheim, Weingut Hans Lang (Inh. U. Kaufmann), Hattenheim, Weingut Dr. Nägler, Rüdesheim, Weingut Balthasar Ress, Hattenheim, Weingutsverwaltung Schloss Vollrads, Winkel, Weingut Josef Spreitzer, Östrich-Winkel, Weingut Prinz von Hessen, Geisenheim, Weingut Joachim Flick, Flörsheim,
Weingut von Oetinger, Eltville, Weingut August Eser, Östrich-Winkel, Weingut Baron von Knyphausen, Erbach.

Engelbert Müller aus der Ausstellung "Jenseits der Sprache", noch bis zum 5. Juni 2016 in der Thalhaus-Galerie . Foto:© massow-picture
Engelbert Müller aus der Ausstellung „Jenseits der Sprache“, noch bis zum 5. Juni 2016 in der Thalhaus-Galerie . Foto:© massow-picture

In der Thalhausgalerie ist Engelbert Müller, „ein Maler aus der Pfalz, sehr profiliert, sehr stark“ mit seinen Bildern „Jenseits der Sprache“ noch bis zum 5.Juni 2016 zu sehen,  und „im Hintergrund hat die Gruppe Diskurs rechtzeitig heute zu den Kurzen Tagen wieder die Vitrinen mit sehr liebevollen künstlerischen Spielereien gestaltet“, betonte Hebenstreit.

Die Kurze Nacht sei Kult geworden, lobte  Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz, die den Eröffnungsreigen fortsetzte, insbesondere, „seit man mit den Oldtimern von Ort zu Ort fahren kann.“ Sie habe das  Glück gehabt, „eben mit dem Diplomat hergefahren worden zu sein“. Das sei immer so ein wenig Erinnerung, „aber auch Kunst, eine Autokunst“. 21 Galerien und Museen, darunter der Nassauische Kunstverein, Bellevue-Saal und das Kunsthaus, öffneten ihre Pforten. Sie alle zeigten zwischen 19.00 und 24.00 Uhr ein, „wie ich finde, sehr facettenreiches Programm“.

(vli.) Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz, Herbert Hebenstreit, Vorstand Thalhaus, Gerhard Witzel, Galerist, Organisator der Kurzen Nacht im Auftrag der Interessengemeinschaft Wiesbadener Galerien.Foto:© massow-picture
(vli.) Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz, Herbert Hebenstreit, Vorstand Thalhaus, Gerhard Witzel, Galerist, Organisator der Kurzen Nacht im Auftrag der Interessengemeinschaft Wiesbadener Galerien.Foto:© massow-picture

Erstaunt konstatierte die Kulturdezernentin, die bislang keine Kurze Nacht versäumt hatte, dass die Kurze Nacht „jetzt schon zum 16. Male stattfindet“ und man dabei leider merke, selbst auch immer ein bisschen älter geworden zu sein. Es sei schon Erstaunlich, was auch in diesem Jahr die Organisatoren und vielen Ehrenamtlichen wieder geleistet hätten, ohne die so eine Veranstaltung gar nicht möglich wäre. Die Kulturdezernentin dankte allen,  insbesondere auch dem Rollen Museum für den kostenfreien Shuttle-Service, dem  PoppJazzChor Wiesbaden für seine musikalische Begleitung  und den Sponsoren, die „an der Realisierung und kulinarischen Verfeinerung dieser erlebnisvollen Nacht wieder maßgeblich beteiligt“ seien.

Organisiert wird die Kurze Nacht der Galerien und Museen Wiesbaden von Erhard Witzel im Auftrag der IG Wiesbadener Galerien. Dafür hatten die Veranstalter im vergangenen Jahr den Kulturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden erhalten. Erhard Witzel, auf den wieder die organisatorische Hauptarbeit der Veranstaltung lastete, freute sich mit über „8000 Klicks allein am heutigen Tage deutlicher wahrgenommen zu werden“. Er bat um Verständnis, dass die Oldtimer nur an den fünf dafür vorgesehenen Haltestellen in der Stadt und nicht zwischendurch halten können.   „Wir haben letztes Jahr ziemlich Ärger bekommen, Anzeigen, weil die Autos gehalten haben, wo sie nicht durften“, so Witzel.

Die 36 Sängerinnen und Sängern des PopJazzChor Wiesbaden unter Leitung Clemens Schäfers eröffnen im Thalhaus die 16. Kurze Nacht der Galerien und Museen Wiesbaden.Foto:© massow-picture
Die 36 Sängerinnen und Sängern des PopJazzChor Wiesbaden unter Leitung Clemens Schäfers eröffnen im Thalhaus die 16. Kurze Nacht der Galerien und Museen Wiesbaden. Foto:© massow-picture

Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung von den 36 Sängerinnen und Sängern des PopJazzChor Wiesbaden unter Leitung Clemens Schäfers, der gegen 20.30 Uhr auch im Museum Wiesbaden und gegen 22.00 Uhr in der Kunsthalle der Stadt Wiesbaden auftrat.

In diesem Jahr nahmen das erste Mal die neue Galerie „M“ in der Grabenstrasse und der temporäre Kunstraum der IG Wiesbadener Galerien in der Faulbrunnenstraße teil. Zudem waren wieder mit von der Partie: das Ausstellungshaus Spiegelgasse und die Kinder- und Kunstgalerie in der Dotzheimerstr. 99.

Nassauische Sparkasse 

(vli) Cornelia Saalfunk, Kuratorin, Rainer Pribbernow, Leiter der Naspa-Unternehmens-Komminikation, sowie die KünstlerInnen: Maria Anisimowa, Hayn Jin Kim, Rieke Köster, Marcello Spada beim Talk über die Werke  während der Vernissage .Foto:© massow-picture
(vli) Cornelia Saalfunk, Kuratorin, Rainer Pribbernow, Leiter der Naspa-Unternehmens-Komminikation, sowie die KünstlerInnen: Maria Anisimowa, Hayn Jin Kim, Rieke Köster, Marcello Spada beim Talk über die Werke während der Vernissage .Foto:© massow-picture

Während der Eröffnungsfeier im Thalhaus hatte die Nassauische Sparkasse zu einer Vernissage ihrer neuesten Ausstellung  „Künstlerräume und Wunderkammer“ in die Kundenhalle ihres Wiesbadener Stammhauses, Rheinstrasse 42 – 46, geladen. Zu sehen waren Rauminstallationen und Objekte von Maria Anisimowa, Hayn Jin Kim, Rieke Köster und Marcello Spada.

koester1-250Die vier Nachwuchskünstler, die an Akademien und Hochschulen in der Rhein-Main Region bildhauerische Grundlagen studieren, haben die Besprechungszonen der Kundenhalle in Kunstwerke verwandelt – einzigartig, inspirierend und dennoch weiterhin funktional.

Hessisches Landesmuseum Wiesbaden

Foto:© massow-picture
Foto:© massow-picture

Unter dem Motto „Nah dran – Begegnungen unter Nachbarn“ hatte das Museum Wiesbaden zur Kurzen Nacht 2016 mit seinen „Nachbarn“ kooperiert: So präsentierte die Oranienschule die Arbeiten der Kunstleistungskurse des Projektes „Nah dran“. Das Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden e.V. übernahm in der Wandelhalle die musikalische Gestaltung des Abends.

Sonderausstellung "Aus dem Neunzehnten"  "Von Schadow bis Schuch" hier: Arnold Böcklin 1827 - 1901 Venus Anadyomene (Grüne Venus) Foto:© massow-picture
Sonderausstellung „Aus dem Neunzehnten“ „Von Schadow bis Schuch“ hier: Arnold Böcklin 1827 – 1901 Venus Anadyomene (Grüne Venus) Foto:© massow-picture

 

Zudem war in diesem Jahr  auch der Eintritt in die Sonderausstellungen frei: Jäger und Sammler „Vom Ende einer Kultur“, Thomas Bayrle „Seniorenfeier“ sowie“Seniorenfeier“ „Von Schadow bis Schuch“. Auch im Café „Jawlensky“ herrschte durchgehend großer Betrieb.

 

 

 

 

Nassauischer Kunstverein

"My castle is your home",  kuratiert von Helga Schmidhuber.Foto:© massow-picture
„My castle is your home“, kuratiert von Helga Schmidhuber.Foto:© massow-picture

Ein großer Magnet in der Kurzen Nacht der Galerien Wiesbaden 2016 war auch in diesem Jahr wieder der Nassauische Kunstverein mit Food-V(eg)an vor der Tür und zahlreichen Ausstellungen unter anderem: „My castle is your home“, kuratiert von Helga Schmidhuber der Künstler:Carsten Fock, Dominik Halmer, Ann-Kristin Hamm, Tobias Hantmann, Simon Hemmer, Christine Moldrickx, Joshua Reiman, Patricia Reinhart, Holger Schmidhuber und Felix Schramm.

Foto:© massow-picture
Foto:© massow-picture

„NKVextra“ von Hans Op de Beeck und Night Time.

„Follow Fluxus“: Mehreen Murtaza / … how will you conduct yourself in the company of trees.

 

 

 

Stadtmuseum am Markt

Foto:© massow-picture
Foto:© massow-picture

Wasserschäden hatten die geplante Eröffnung des neuen vorläufigen Stadtmuseums am Markt vereitelt, so dass die Türen noch verschlossen bleiben mussten. Jetzt soll das Stadtmuseum am Markt definitiv im Spätersommer nach den großen Ferien eröffnet werden.

Galerie M

Foto:© massow-picture
Foto:© massow-picture

Über seine neu in der Wiesbadener Grabenstrasse gegründete Galerie „M“, genannt nach dem Künstler Helmut Mayer, bietet der Wenzel Mayer das umfangreiche Gemälde- und Skulpturen-Werk (rund 1600 Exponate) aus fünf Jahrzehnten an.

 

 

 

 

Galerie Haasner

Foto:© massow-picture
Foto:© massow-picture

Zum letzten Mal mit dabei war die Galerie Haasner in der Saalgasse, Eingang Nerostrasse. Nach ihrem 30jährigen Jubiläum im Sommer 2015 wird die Galerie Haasner in diesem Jahr zum Leid vieler Kunstfreunde ihre Türen schließen.

Der letzte Auftrieb!Foto:© massow-picture
Der letzte Auftrieb!Foto:© massow-picture

Während der ganzen Kurzen Nacht der Wiesbadener Galerien war die Haasner umringt von zahlreichen Freunden des Hauses und Interessenten, die auf ein großes vielfältiges Kunstangebot stießen.
Weingut Joachim Flick
Haasner
Saalgasse 38,
Eing.: Nerostraße

 

 

Galerie Wang

Foto:© massow-picture
Foto:© massow-picture

Drangvolle Enge herrschte zumeist auch in der Galerie Wang, in der Werke „Zwischen figurativer Malerei und abstraktem Expressionismus“ von Zhang Yeyun, Chun Jin-sook, Kimoto Keiko und Sybille Will gezeigt wurden.
WangHohmann
Nerostrasse 9

Cerny und Partner im Showroom Nerostrasse

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Sowohl in der Galerie Cerny und Partner in der Saalgasse wie auch im Showroom, dem früheren Magazin, ehemals Räumlichkeiten des frühen Frauenmuseums, zeigte die Galerie Arbeiten von Bernd Brach und Doris Tofall. Um zwei Positionen zu verbinden, zieht man eine Linie, die Kuratoren. Diese Verbindung stehe sowohl für den gelebten künstlerischen Diskurs zwischen Bernd Brach und Doris Tofall, als auch für den Bezug der Zeichnung zur Malerei.

Seit Bernd Brachs Studium, vor 40 Jahren an der Wiesbadener Freien Kunstschule, bei ehemaligen Lehrern des Bauhauses Dessau, entstehen kontinuierlich qualitätsvolle Zeichnungen, wohingegen bei Doris Tofall zeichnerische Elemente die Malerei durchziehen.

Rother & Winter

Foto:© massow-picture
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Foto:© massow-picture

In diesem Jahr hatte das Rollende Museum eine Haltestelle direkt an der Galerie Rother & Winter eingerichtet, was für zusätzlichen Auftrieb und Publikumsfrequenz in den Ausstellungsräumen sorgte.

 

 

 

Foto:© massow-picture
Foto:© massow-picture

Präsentiert wurden unter dem Leitgedanken „Farbwelten“ – Malerei“ Werke von Peter Reichenberger und Susanne Zuehlke.
Weinverkostung:
Georg Müller Stiftung
Rother-Winter
Taunusstr. 52

Kunstraum der IG Wiesbaden

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Foto:© massow-picture

Erstmals mit von der Partie bei der Kurzen Nacht der Wiesbadener Galerien ist der neue temporäre Kunstraum der Interessengemeinschaft Wiesbadener Galerien in Faulbrunnenstrasse mit Werken von Siegfried Kreitner Minimalkinetik.
Kunstraum der IG Wiesbaden,
Faulbrunnenstraße 5

Kunstschäfer

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Die Galerie Kunstschäfer zeigt „Fassaden“ des Ausnahmekünstler Boris Jacob. Boris Jacob, lesen wir auf einem Waschzettel, fokussiere in seinen Arbeiten die moderne, digitale, global vernetzte Welt und deren Auswirkungen auf uns Menschen. Er thematisiere das Dilemma des Individuums zwischen dem Zwang zur Selbstinszenierung und dem instinktiven Verlangen authentisch bleiben zu wollen.

Foto:© massow-picture
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Weinverkostung:
Weingut Baron Knyphausen
Kunst-Schaefer
Faulbrunnenstr. 11

 

 

Weitere Informationen über das Angebot der weiteren teilnehmenden Galerien und des Kunsthauses Wiesbaden finden Sie hier: Kurze Nacht der Museen.

Landesmuseum Wiesbaden: Thomas Bayrles Jubiläumsausstellung „Seniorenfeier“, ab 4. März 2016

Humor sei eine seiner wichtigsten Zutaten: „Wenn das alles nur bierernst wäre, wäre es gar nicht mehr auszuhalten“, bekennt Thomas Bayrle (geboren 1937), der einstige „Schelm von Bergen-Enkheim“ und langjährige Professor an der Städelschule Frankfurt, der wie kaum ein anderer die Kunstszene im Rhein-Main-Gebiet entscheidend geprägt hat und bis heute prägt. Zeit seines Künstler-Lebens glänzt Bayrle mit ästhetischer Analyse, aber auch feinsinniger Kritik der uns umgebenden Bild- und Lebenswelt. Ins Zentrum seiner Betrachtung hat Bayrle stets die Menschen in der Massengesellschaft gerückt, ihr Getrennt- und Verbunden-Sein aufgezeigt.

Jubiläum insofern, weil hier vor Ort 1966 eine seiner ersten Museumsausstellungen, die „extra“-Ausstellung, stattfand, bei der ein ganzer Raum mit Thomas Bayrles Maschinen bestaunt werden konnten. Etliche Maschinen aus der damaligen Präsentation finden sich bei der Retrospektive ebenso wieder, wie begleitende Studien und Skizzen, sowie aktuelle Arbeiten der letzten Jahre sowie einige Werke seines Vaters Alf Bayrle aus dem Bestand des Landesmuseums. Die jetzige Jubiläums-Ausstellung wäre vergleichbar mit einem runden Geburtstag in einem Altenheim, so Bayrle augenzwinkernd. Daher „kamen wir auf den ‚naheliegenden‘ Titel Seniorenfeier“. Feierlicher Höhepunkt werde die große „Seniorenfeier-Feier“ am 25. Juni 2016 sein, zugleich Museums-Sommerfest und Finissage.

Bayrles Zeichnungen, Aquarelle, Maschinen, Collagen und Drucke sind mehrdimensionale Werke. Sie kennzeichnen bis heute eine Entwicklung, die durch viele Formen technisch und inhaltlich variiert wurde und von analogen Ausdrucksformen bis in die digitale Gegenwart reicht.

Dabei diente am Anfang unterschiedliches Bildmaterial aus Zeitungen und Magazinen, z. B. aus den „China im Bild“-Heften, als Vorlage für Zeichnungen, Montagen und Malereien; ab 1963 auch für die kinetischen Maschinen. Zitiert werden dabei Bilder, beispielsweise Rotchinas oder des Kennedy Besuchs in Berlin, in denen geordnete (Volks-) Massen den Einzelnen zu verschlingen drohen. Zumeist sind sie modular aufgebaut, bestehen aus kleinsten Teilen, Bildern oder Mustern, mit denen der Meister der Raster, Muster und Rhythmen neue Werke „pixelt“, „komponiert“ oder zu Bilder-Maschinen „zusammenbaut“.

Ausgangssujet seiner bewegten Werke und „Bilder-Maschinen“ sind der Einzelne und die Masse, insbesondere das Phänomen, dass es in unserer Welt nur Unikate gibt. Selbst Stempelbilder, die einander sehr glichen, wären niemals wirklich identisch. So sei auch jeder Mensch, selbst in der ihn scheinbar verschlingenden Massengesellschaft einzigartig, so wie alles auf der Welt und im Universum einzigartig sei. Jedes Samenkorn unterscheide sich vom anderen. Im Gegensatz zur Gleichschalterei im Vulgär-Kommunismus, sehe er stets die Individualnatur des Menschen, und sein Bedürfnis nach Freiräumen. Und dort wo die Freiheit beschnitten würde, heutzutage vielleicht äußerlich durch Überwachungskameras, müssten sich Menschen neue innere Freiräume schaffen (…).

Ein besonderer Schwerpunkt der Ausstellung liegt auch auf den Zeichnungen der 1960er- und 1970er-Jahre, an der sich Entwicklungslinien nachvollziehen lassen. Dabei ist unter anderem die Nähe vieler Motive zur Werbegrafik ersichtlich, eine implizite Kritik an der uns umgebenden Bild- und Lebenswelt.

Sensationell ist Thomas Bayrles raumhohe Sars-Installation, die vom Kleinsten, symbolisch als Virus in der Blutbahn bis zu den Sternenbahnen der Milchstrasse des Universums, zum Größten reiche. Sie verdeutliche die Struktur des Alles-im-Fluss- und Miteinander-Verbunden-Seins, ähnlich wie seine Autobahnen als Metaphern für unsere bedingte Verbundenheit im ewigen Zusammenfluss ohne Anfang und Ende stünden.

Die Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler.

Ort:
Hessisches Landesmuseum Wiesbaden
Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden
www.museum-wiesbaden.de

Führungen und Veranstaltungen zur Ausstellung

Öffentliche Führungen
Führungen
So 6 Mär 15:00 Uhr
Sa 12 Mär 15:00 Uhr
So 20 Mär 15:00 Uhr
So 27 Mär 15:00 Uhr
So 3 Apr 15:00 Uhr
So 17 Apr 15:00 Uhr
So 24 Apr 15:00 Uhr
Do 5 Mai 15:00 Uhr
Di 10 Mai 18:00 Uhr
Sa 14 Mai 15:00 Uhr
Di 7 Jun 18:00 Uhr
Sa 11 Jun 15:00 Uhr
Di 21 Juni 15:00 Uhr
Sa 25 Jun 15:00 Uhr
So 26 Jun 15:00 Uhr

Kunstpause
Mi 9 Mär 12:15 Uhr Thomas Bayrle
Mi 27 Apr 12:15 Uhr Bayrles Mao
Mi 18 Mai 12:15 Uhr Thomas Bayrle — SARS
Mi 25 Mai 12:15 Uhr Alf Bayrle

Art after Work
Di 19 April 19:00 Uhr „Kulturrevolution“, Thomas Bayrle — Seniorenfeier
60+
Di 15 März 15:00 Uhr

Kunst & Religion
Di 5 Apr 18:30 Uhr „Ferngesteuert“, Thomas Bayrle, „Mao und die Gymnasiasten“, 1965

Kunst & Kuchen
Do 14 Apr 15:00 Uhr
Sommerfest „Seniorenfeier-Feier“
Finissage der Ausstellung Thomas Bayrle — Seniorenfeier mit großem Sommerfest im Hof
25 Juni 17:00 Uhr

Vermittlungsangebote für Kinder und Familien

Offenes Atelier für Kinder und Familien in der Ausstellung
Thomas Bayrle — Seniorenfeier
So 20 Mär 11:00—14:00 Uhr

Museumswerkstatt für Kinder: „Massen, Muster und Maschinen“, Druckwerkstatt zu Werken
von Thomas Bayrle
Sa 7 Mai 11:00—13:30 Uhr

Museumswerkstatt für Kinder: „Vervielfachte Formen“,
Künstlerisches Arbeiten zu Werken von Thomas Bayrle
Sa 11 Jun 11:00—13:30 Uhr

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum
für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden
Fon 0611 ⁄335 2250, Fax 0611 ⁄335 2192
www.museum-wiesbaden.de
museum@museum-wiesbaden.de

Öffnungszeiten
Mo geschlossen
Di, Do 10:00—20:00 Uhr
Mi, Fr—So 10:00—17:00 Uhr
An Feiertagen 10:00—17:00 Uhr geöffnet.
Auch Ostermontag und Pfingstmontag geöffnet.

Eintritt
Sonderausstellung* 10,— Euro (7,— Euro)
* Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen.
Familienangebot: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre in Begleitung ihrer Eltern freier Eintritt.
Freier Eintritt an jedem ersten Samstag im Monat in 2016.
Näheres unter: www.museum-wiesbaden.de ⁄preise

Verkehrsanbindung
PKW und Reisebusse: A 66, Abfahrt Wiesbaden-Erbenheim, Richtung Stadtmitte, Parkhaus
Rheinstraße
Bahn: Zum Hbf Wiesbaden mit DB und S1, S8 und S9 aus Richtung Frankfurt und Mainz.
Vom Hbf 10 min Fußweg zum Museum
Linienbusse: Rheinstraße und Wilhelmstraße

Service
Schwellenfreier Zugang links des Haupteingangs.
Ausleihbare Rollstühle, Buggies und Sitzhocker im Foyer.
Museumsshop: Fon 0611 ⁄ 335 2251