Landesmuseum Wiesbaden: Thomas Bayrles Jubiläumsausstellung „Seniorenfeier“, ab 4. März 2016

Humor sei eine seiner wichtigsten Zutaten: „Wenn das alles nur bierernst wäre, wäre es gar nicht mehr auszuhalten“, bekennt Thomas Bayrle (geboren 1937), der einstige „Schelm von Bergen-Enkheim“ und langjährige Professor an der Städelschule Frankfurt, der wie kaum ein anderer die Kunstszene im Rhein-Main-Gebiet entscheidend geprägt hat und bis heute prägt. Zeit seines Künstler-Lebens glänzt Bayrle mit ästhetischer Analyse, aber auch feinsinniger Kritik der uns umgebenden Bild- und Lebenswelt. Ins Zentrum seiner Betrachtung hat Bayrle stets die Menschen in der Massengesellschaft gerückt, ihr Getrennt- und Verbunden-Sein aufgezeigt.

Jubiläum insofern, weil hier vor Ort 1966 eine seiner ersten Museumsausstellungen, die „extra“-Ausstellung, stattfand, bei der ein ganzer Raum mit Thomas Bayrles Maschinen bestaunt werden konnten. Etliche Maschinen aus der damaligen Präsentation finden sich bei der Retrospektive ebenso wieder, wie begleitende Studien und Skizzen, sowie aktuelle Arbeiten der letzten Jahre sowie einige Werke seines Vaters Alf Bayrle aus dem Bestand des Landesmuseums. Die jetzige Jubiläums-Ausstellung wäre vergleichbar mit einem runden Geburtstag in einem Altenheim, so Bayrle augenzwinkernd. Daher „kamen wir auf den ‚naheliegenden‘ Titel Seniorenfeier“. Feierlicher Höhepunkt werde die große „Seniorenfeier-Feier“ am 25. Juni 2016 sein, zugleich Museums-Sommerfest und Finissage.

Bayrles Zeichnungen, Aquarelle, Maschinen, Collagen und Drucke sind mehrdimensionale Werke. Sie kennzeichnen bis heute eine Entwicklung, die durch viele Formen technisch und inhaltlich variiert wurde und von analogen Ausdrucksformen bis in die digitale Gegenwart reicht.

Dabei diente am Anfang unterschiedliches Bildmaterial aus Zeitungen und Magazinen, z. B. aus den „China im Bild“-Heften, als Vorlage für Zeichnungen, Montagen und Malereien; ab 1963 auch für die kinetischen Maschinen. Zitiert werden dabei Bilder, beispielsweise Rotchinas oder des Kennedy Besuchs in Berlin, in denen geordnete (Volks-) Massen den Einzelnen zu verschlingen drohen. Zumeist sind sie modular aufgebaut, bestehen aus kleinsten Teilen, Bildern oder Mustern, mit denen der Meister der Raster, Muster und Rhythmen neue Werke „pixelt“, „komponiert“ oder zu Bilder-Maschinen „zusammenbaut“.

Ausgangssujet seiner bewegten Werke und „Bilder-Maschinen“ sind der Einzelne und die Masse, insbesondere das Phänomen, dass es in unserer Welt nur Unikate gibt. Selbst Stempelbilder, die einander sehr glichen, wären niemals wirklich identisch. So sei auch jeder Mensch, selbst in der ihn scheinbar verschlingenden Massengesellschaft einzigartig, so wie alles auf der Welt und im Universum einzigartig sei. Jedes Samenkorn unterscheide sich vom anderen. Im Gegensatz zur Gleichschalterei im Vulgär-Kommunismus, sehe er stets die Individualnatur des Menschen, und sein Bedürfnis nach Freiräumen. Und dort wo die Freiheit beschnitten würde, heutzutage vielleicht äußerlich durch Überwachungskameras, müssten sich Menschen neue innere Freiräume schaffen (…).

Ein besonderer Schwerpunkt der Ausstellung liegt auch auf den Zeichnungen der 1960er- und 1970er-Jahre, an der sich Entwicklungslinien nachvollziehen lassen. Dabei ist unter anderem die Nähe vieler Motive zur Werbegrafik ersichtlich, eine implizite Kritik an der uns umgebenden Bild- und Lebenswelt.

Sensationell ist Thomas Bayrles raumhohe Sars-Installation, die vom Kleinsten, symbolisch als Virus in der Blutbahn bis zu den Sternenbahnen der Milchstrasse des Universums, zum Größten reiche. Sie verdeutliche die Struktur des Alles-im-Fluss- und Miteinander-Verbunden-Seins, ähnlich wie seine Autobahnen als Metaphern für unsere bedingte Verbundenheit im ewigen Zusammenfluss ohne Anfang und Ende stünden.

Die Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler.

Ort:
Hessisches Landesmuseum Wiesbaden
Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden
www.museum-wiesbaden.de

Führungen und Veranstaltungen zur Ausstellung

Öffentliche Führungen
Führungen
So 6 Mär 15:00 Uhr
Sa 12 Mär 15:00 Uhr
So 20 Mär 15:00 Uhr
So 27 Mär 15:00 Uhr
So 3 Apr 15:00 Uhr
So 17 Apr 15:00 Uhr
So 24 Apr 15:00 Uhr
Do 5 Mai 15:00 Uhr
Di 10 Mai 18:00 Uhr
Sa 14 Mai 15:00 Uhr
Di 7 Jun 18:00 Uhr
Sa 11 Jun 15:00 Uhr
Di 21 Juni 15:00 Uhr
Sa 25 Jun 15:00 Uhr
So 26 Jun 15:00 Uhr

Kunstpause
Mi 9 Mär 12:15 Uhr Thomas Bayrle
Mi 27 Apr 12:15 Uhr Bayrles Mao
Mi 18 Mai 12:15 Uhr Thomas Bayrle — SARS
Mi 25 Mai 12:15 Uhr Alf Bayrle

Art after Work
Di 19 April 19:00 Uhr „Kulturrevolution“, Thomas Bayrle — Seniorenfeier
60+
Di 15 März 15:00 Uhr

Kunst & Religion
Di 5 Apr 18:30 Uhr „Ferngesteuert“, Thomas Bayrle, „Mao und die Gymnasiasten“, 1965

Kunst & Kuchen
Do 14 Apr 15:00 Uhr
Sommerfest „Seniorenfeier-Feier“
Finissage der Ausstellung Thomas Bayrle — Seniorenfeier mit großem Sommerfest im Hof
25 Juni 17:00 Uhr

Vermittlungsangebote für Kinder und Familien

Offenes Atelier für Kinder und Familien in der Ausstellung
Thomas Bayrle — Seniorenfeier
So 20 Mär 11:00—14:00 Uhr

Museumswerkstatt für Kinder: „Massen, Muster und Maschinen“, Druckwerkstatt zu Werken
von Thomas Bayrle
Sa 7 Mai 11:00—13:30 Uhr

Museumswerkstatt für Kinder: „Vervielfachte Formen“,
Künstlerisches Arbeiten zu Werken von Thomas Bayrle
Sa 11 Jun 11:00—13:30 Uhr

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum
für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden
Fon 0611 ⁄335 2250, Fax 0611 ⁄335 2192
www.museum-wiesbaden.de
museum@museum-wiesbaden.de

Öffnungszeiten
Mo geschlossen
Di, Do 10:00—20:00 Uhr
Mi, Fr—So 10:00—17:00 Uhr
An Feiertagen 10:00—17:00 Uhr geöffnet.
Auch Ostermontag und Pfingstmontag geöffnet.

Eintritt
Sonderausstellung* 10,— Euro (7,— Euro)
* Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen.
Familienangebot: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre in Begleitung ihrer Eltern freier Eintritt.
Freier Eintritt an jedem ersten Samstag im Monat in 2016.
Näheres unter: www.museum-wiesbaden.de ⁄preise

Verkehrsanbindung
PKW und Reisebusse: A 66, Abfahrt Wiesbaden-Erbenheim, Richtung Stadtmitte, Parkhaus
Rheinstraße
Bahn: Zum Hbf Wiesbaden mit DB und S1, S8 und S9 aus Richtung Frankfurt und Mainz.
Vom Hbf 10 min Fußweg zum Museum
Linienbusse: Rheinstraße und Wilhelmstraße

Service
Schwellenfreier Zugang links des Haupteingangs.
Ausleihbare Rollstühle, Buggies und Sitzhocker im Foyer.
Museumsshop: Fon 0611 ⁄ 335 2251