Boehringer-Ingelheim-Preis 2016 geht an zwei Mainzer Unimediziner für die Erforschung besserer Prothesenverankerung und zum Verständnis des Immunsystems.

Der Kaufmännische Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Dr. Elke Frank; der Ehrenvorsitzende des Vorstandes der Boehringer-Ingelheim-Stiftung, Otto Boehringer; die Vorstandsvorsitzende und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Babette Simon; der Medizinische Direktor Deutschland der Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG, Dr. Thor Voigt; die beiden Preisträger Dr. Andreas Baranowski und Dr. Georg Gasteiger; der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann; die Geschäftsführerin der Boehringer-Ingelheim-Stiftung, Dr. Claudia Walther und der stv. Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Manfred Beutel, bei der Verleihung des Boehringer-Ingelheim-Preis 2016 (von links nach rechts) Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Der Kaufmännische Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Dr. Elke Frank; der Ehrenvorsitzende des Vorstandes der Boehringer-Ingelheim-Stiftung, Otto Boehringer; die Vorstandsvorsitzende und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Babette Simon; der Medizinische Direktor Deutschland der Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG, Dr. Thor Voigt; die beiden Preisträger Dr. Andreas Baranowski und Dr. Georg Gasteiger; der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann; die Geschäftsführerin der Boehringer-Ingelheim-Stiftung, Dr. Claudia Walther und der stv. Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Manfred Beutel, bei der Verleihung des Boehringer-Ingelheim-Preis 2016 (von links nach rechts) Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

(Mainz, 26. Oktober 2016, ok, ka) Nicht nur Sportler und Autoren erhalten Medaillen und Preise, auch Mediziner und Wissenschaftler werden für ihre herausragenden Leistungen ausgezeichnet.  So geschehen  gestern Abend: Im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung würdigte die  Boehringer-Ingelheim-Stiftung den Unfallchirurgen und Orthopäden Dr. Andreas Baranowski und den Immunologen Dr. Georg Gasteiger für ihre Forschungen zur Verbesserung von Prothesenverankerungen sowie für ein besseres Verständnis angeborener lokaler Immunabwehrzellen mit dem Boehringer-Ingelheim-Preis 2016. Der mit insgesamt 30.000 Euro dotierte Preis ist der prestigeträchtigste der Universitätsmedzin Mainz und geht zu gleichen Teilen an die beiden erfolgreichen Nachwuchswissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz.

Andreas Baranowski fand heraus, dass bei Prothesen aus Titan, die mit dem knocheneigenen Eiweiß „Bone Sialoprotein“ beschichtet sind, knochenspezifische Gene aktiviert werden. Daraus können eine bessere Verankerung der Prothesen im Knochen und damit ein langfristig stabilerer Sitz resultieren (siehe Einzelheiten zur Arbeit unten!).

Georg Gasteiger konnte nachweisen, dass bestimmte Zellen des angeborenen Immunsystems, die sogenannten ILCs, an ihre jeweiligen Gewebe angepasste, lokale Abwehrzellen sind. Diese Erkenntnis ist ein bedeutender Schritt, um die Funktionsweise der Immunabwehr zu verstehen (siehe Einzelheiten zur Arbeit unten!).

„Beide Preisträger sind in Forschungsfeldern erfolgreich, die zu Forschungsschwerpunkten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) – Immuntherapie und Biomatics – gehören. Das lässt sich auch als Beleg dafür werten, dass Nachwuchswissenschaftler an der Universitätsmedizin Mainz hervorragende Forschungsbedingungen vorfinden, die sie zu Spitzenleistungen in ihrem jeweiligen Forschungsgebiet befähigen“, betont Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann, Wissenschaftlicher Vorstand und Dekan der Universitätsmedizin Mainz.

Otto Boehringer, Ehrenvorsitzender des Vorstandes der Boehringer-Ingelheim-Stiftung, ergänzt: „Es ist mir immer wieder eine Freude, hervorragenden Nachwuchswissenschaftlern im Namen der Boehringer-Ingelheim-Stiftung zu diesem Preis gratulieren zu dürfen. Es macht das, wofür wir uns als Stifter einsetzen, die Förderung exzellenter Forschung in den Lebenswissenschaften, auf eine sehr persönliche Weise sichtbar.“

In seiner Laudatio würdigte Univ.-Prof. Dr. Manfred Beutel, stv. Wissenschaftlicher Vorstand und Prodekan Forschung der Universitätsmedizin Mainz den besonderen Wert der neuen Erkenntnisse für die medizinischen Weiterentwicklungen in der Prothetik und der Immunologie.

Gemeinsam mit dem Medizinischen Direktor Deutschland bei Boehringer Ingelheim, Dr. Thor Voigt, und Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann überreichte Otto Boehringer den Boehringer-Ingelheim-Preis 2016 an die beiden Nachwuchswissenschaftler. Anschließend präsentierten die beiden Preisträger ihre Forschungsarbeiten (siehe unten). Sie bedankten sich für die erhaltenen Auszeichnungen, die sie jeweils „für ihr gesamtes Team entgegennahmen“.

Der Direktor des Instituts für Pathologie, Univ.-Prof. Dr. Wilfried Roth, sprach in seinem Festvortrag unter dem Titel „Moderne Pathologie: Von der Obduktion zur molekularen Diagnostik“ über die Herausforderungen der modernen Pathologie. Hierbei gab Roth einen interessanten historischen Abriss über die Entwicklung der Pathologie vom anatomisch-makroskopischen, über das mikroskopische bis hin zum molekularem, dem heutigen Zeitalter der Pathologie. So sei mit der Entwicklung der Molekularpathologie die Schlüsselstellung der Pathologie in der Medizin, etwa bei der molekularen Tumorbestimmung oder Entwicklung sogenannter Biomarker (personalisierter Medizin) ständig gewachsen.

Mit dem Boehringer-Ingelheim-Preis zeichnet die Boehringer-Ingelheim-Stiftung Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz für herausragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der theoretischen und klinischen Medizin aus. Der Preis ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert und wird seit 1969 jährlich vergeben.

Einzelheiten zur Arbeit von Dr. Andreas Baranowski (Jahrgang 1979)
Dr. Andreas Baranowski. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Dr. Andreas Baranowski. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Der Forschungsfokus von Dr. Andreas Baranowski vom Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie liegt auf der sogenannten bioaktiven Implantatbeschichtung.

Andreas Baranowski fand mit seiner Arbeit im Molekularen Forschungszentrum operativer Fächer heraus, dass, wenn das Prothesenmaterial Titan mit dem knocheneigenen Eiweiß „Bone Sialoprotein“ (BSP) beschichtet ist, bestimmte Gene in anhaftenden Knochenzellen aktiviert werden. Dies könnte die Verbindung zwischen Titan und Knochen stärken. So könnten künftig Titan-Prothesen entwickelt werden, die fester im Knochen verankert sind und damit länger stabil sitzen. Darüber hinaus beobachtete er bei seinen Versuchen eine tendenziell erhöhte Knochenzellwanderung hin zum Titan, und die Knochenzellen produzierten vermehrt knochenstärkende Kalksalze. „Unsere Erkenntnisse legen den Schluss nahe, dass sich eine mit dem knocheneigenen Eiweiß BSP vorbeschichtete Prothese im Knochen besser verankert und langfristig stabiler sitzt“, unterstreicht Dr. Andreas Baranowski. „Wenn sich das bewahrheitet, ließe sich möglicherweise künftig der aufwändige Austausch gelockerter Prothesen deutlich reduzieren“, ergänzt der Nachwuchswissenschaftler. Gegenwärtig müssen hierzulande jährlich bei etwa 35.000 Patienten gelockerte Prothesen gewechselt werden. Ein solcher Eingriff ist nicht ohne Risiko.

Je nach Patient werden heutzutage Prothesen verwendet, die entweder mittels Knochenzement im Knochen verankert werden oder bei denen die Verankerung durch Einwachsen des Knochens in die Oberfläche der Prothese erfolgt. Für Letztere, sogenannte zementfreie Prothesen, ist Titan als Material besonders gut geeignet: Es ist gut verträglich, ausreichend elastisch, stabil und lange haltbar. Für seine aktuelle Forschungsarbeit beschichtete Andreas Baranowski zunächst Titanscheiben mit BSP. Auf dem so beschichteten Prothesenmaterial siedelte er sodann menschliche Knochenzellen an. Unter dem Mikroskop konnte er deutlich erkennen, dass sich die Zellen vermehrten und auch mehr Kalksalz bildeten. Darüber hinaus konnte Baranowski mit molekularbiologischen Methoden zeigen, dass bestimmte knochenspezifische Gene aktiviert werden. Auch die Wanderung der Knochenzellen hin zum Titan konnte er nachverfolgen.

All diese Beobachtungen deuten darauf hin, dass sich mittels BSP-Beschichtung eine bessere Verbindung zwischen Titan und Knochen erzielen lässt. Und so bewertet Baranowski die bisherigen Ergebnisse auf Zellebene als aussichtsvoll: „Bereits jetzt führen wir an der Universitätsmedizin Mainz Folgeversuche an mit BSP-beschichteten, mittels 3D-Druck hergestellten Knochenersatzmaterialien durch.“

Originalpublikation:

Andreas Baranowski et al. “Surface Functionalization of Orthopedic Titanium Implants with Bone Sialoprotein” in PLOSONE. DOI: 10.1371/journal.pone.0153978 April 25, 2016

Einzelheiten zur Arbeit von Dr. Georg Gasteiger (Jahrgang 1976):
Dr. Georg Gasteiger. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Dr. Georg Gasteiger. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Dr. Georg Gasteiger, ehemals Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universitätsmedizin Mainz, erforscht eine erst vor Kurzem entdeckte Gruppe von Immunzellen, die sogenannten „Innate Lymphoid Cells“ (ILCs). Sie gelten als wichtige Akteure des angeborenen Immunsystems. ILCs nehmen zentrale Aufgaben bei der Abwehr von Infektionserregern im menschlichen Körper wahr – so schützen sie uns vor dem Eindringen von Krankheitserregern. Allerdings können ILCs auch Entzündungen verursachen und spielen bei Allergien und möglicherweise auch der Entstehung von Tumoren eine Rolle.

Gemeinsam mit Wissenschaftlern des Memorial Sloan-Kettering Cancer Centers in New York, USA, fand Georg Gasteiger Folgendes heraus: Im Gegensatz zu vielen anderen Zellen des Immunsystems patrouillieren ILCs nicht ständig auf der Suche nach Eindringlingen mit dem Blut durch den Körper. Stattdessen bilden sie vielmehr eine spezialisierte, lokale Einsatztruppe, welche sich strategisch zum Beispiel an den inneren und äußeren Grenzflächen des Körpers (z. B. Lunge, Darm und Haut) ansiedelt. Sie vermehren und erneuern sich vor Ort direkt in ihrem jeweiligen Gewebe. Erst bei chronischen Prozessen erfolgt Nachschub aus den im Knochenmark ansässigen Vorläuferzellen. Dies ist nach Ansicht der Wissenschaftler ein bedeutender Schritt, um die Funktionsweise der Immunabwehr an den inneren und äußeren Grenzflächen des Körpers (z. B. Lunge, Darm und Haut) zu verstehen. Zuvor war unklar, wo sich ILCs im Körper vermehren und erneuern und wann und wie sie in die peripheren Gewebe gelangen.

„Wir konnten nachweisen, dass ILCs als ‚sesshafte‘ Zellen fest zum jeweiligen Organ gehören und sich auch vor Ort vermehren. Wir vermuten deshalb, dass ILCs sehr spezifisch an die verschiedenen Gewebe und ihre Funktion dort angepasst sind“, erklärt Dr. Georg Gasteiger. „Überraschend war für uns insbesondere, dass ILCs sogar in Lymphknoten und der Milz, also in Organen, die kontinuierlich von Immunzellen durchwandert werden, sesshaft sind“, so der Immunologe.

Im Detail konnten Dr. Gasteiger und seine Forscherkollegen zeigen, dass bei einer akuten Infektion sich zusätzlich neue ILCs zunächst lokal bilden und vermehren. Die Ergebnisse deuten außerdem darauf hin, dass der Nachschub von ILCs aus den im Knochenmark ansässigen Vorläuferzellen erst erfolgt, wenn das Immunsystem länger gefordert wird. Dies ist zum Beispiel bei chronischen Entzündungen der Fall oder während einer längeren Heilungsphase einer Infektion.

„Es gibt also sowohl lokal sesshafte als auch über das Blut einwandernde ILCs in unseren Organen. Wir untersuchen, wie sich die ‚sesshaften‘ Zellen lokal regenerieren und wie sie von ihrer jeweiligen Umgebung geprägt werden. Des Weiteren wollen wir verstehen, welche Rolle der über das Blut rekrutierte Nachschub von ILCs bei Krankheitsprozessen genau spielt“, formuliert Gasteiger die nächsten Forschungsziele.

Über ILCs:

Erst vor wenigen Jahren identifizierten Wissenschaftler diese weitere Gruppe von Zellen des angeborenen Immunsystems. Die so genannten Innate Lymphoid Cells (ILCs) bilden eine vielfältige Familie und zählen zu den wichtigsten Waffen des körpereigenen Immunsystems. Über die Bekämpfung von Krankheitserregern hinaus haben ILCs wichtige Funktionen bei der Organhomöostase, also der Aufrechterhaltung des balancierten Funktionszustandes lebenswichtiger Organe. Vorstufen der ILCs, sogenannte „precursors“, befinden sich im Knochenmark.

Originalpublikation: Gasteiger et al., „Tissue residency of innate lymphoid cells in lymphoid and non-lymphoid organs“ in Science. 2015 Oct 15. pii: aac9593. http://www.sciencemag.org/content/early/2015/10/14/science.aac9593

Gestaltete Sehnsucht. Reiseplakate um 1900

Ausschnitt aus: Albert Besnard und Robert Besnard, Lac D Annecy Talloires.
Ausschnitt aus: Albert Besnard und Robert Besnard, Lac D Annecy Talloires.

Ende des 19. Jahrhunderts ermöglichte es der Fortschritt in der Drucktechnik der Lithographie, farbige Plakate in hohen Auflagen und im großen Format zu drucken. Seit etwa 1870 eroberten farbige Bildplakate die Straßen Europas und Amerikas. Das HLMD besitzt mit etwa 1000 Werken eine umfangreiche, hervorragende Sammlung von Plakatkunst um 1900, die im HLMD zuletzt in den 1960er Jahren präsentiert wurde.

Um 1900 stand der Massentourismus noch am Anfang, der Wettstreit um Gäste hatte aber schon begonnen. So versuchten die Werbetreibenden das Besondere der jeweiligen Region ins rechte Bild zu rücken. Großflächig, in kräftigen Farben und schwungvollen Konturen werben Reiseplakate für den Urlaub in den Bergen mit Wandern oder Skifahren. Sie zeigen Männer und Frauen in Aktion mit wehenden Schals und geröteten Wangen. Kurbäder  locken mit ihren mondänen Hotelanlagen, jodhaltigem Wasser und gesunder Luft. Städte inszenieren ihre Wahrzeichen.

Moderne Fortbewegungsmittel und die Motorisierung werden Thema, etwa bei geselligen Radtouren, bequemen Zugfahrten oder dem schnellen Automobil. Bergbahnen und Rundflüge versprechen neue Perspektiven. Reiseveranstalter bieten Weltreisen in Luftschiffen oder auf Luxusdampfern. Reizvoll sind außerdem die historischen Details auf den Reklametafeln für Mode, Reiseutensilien, Wander- oder Ski-Ausrüstungen.

In der Ausstellung, die 88 Plakate umfasst, sind Pioniere der Plakatkunst vertreten, etwa  Alphonse Mucha, Lucian Bernhard, Edmund Edel, Ludwig Hohlwein, Carl Kunst, Julius Klinger. Einen Eindruck der Vielfalt erleben Sie im Spot zur Ausstellung, folgen Sie bitte dem link: https://www.youtube.com/watch?v=QIosi4RBOec

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Ernst Wasmuth-Verlag Tübingen/Berlin. Der  Museumspreis beträgt während der Ausstellung 15 Euro, der Buchhandelspreis 24 Euro (ISBN 978 3 8030 3385 7).

Veranstaltungsort:
Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1,
64283 Darmstadt

Laufzeit:
27. Oktober 2016 – 22. Januar 2017

Öffnungszeiten
Dienstag, Donnerstag, Freitag 10.00 – 18.00 Uhr
Mittwoch 10.00 – 20.00 Uhr
Samstag, Sonn- und Feiertag 11.00 – 17.00 Uhr
Montag, Heilig Abend und Silvester geschlossen

Ticket
Erwachsene 6, ermäßigt 4 Euro
Das Ticket berechtigt auch zum Besuch der Ständigen Sammlung. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben freien Eintritt.

Hessischer Film- und Kinopreis verliehen – Der „Hessen-Oskar“ geht an Margarita Broich, Heino Ferch und Klaus Maria Brandauer

Die Preisträger, Laudatoren und Mitwirkenden des Hessischen Film- und Kino-Preises 2016 .Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Die Preisträger, Laudatoren und Mitwirkenden des Hessischen Film- und Kino-Preises 2016 .Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Am i 21.Oktober 2016 wurde im Rahmen einer glamourösen Gala in der Alten Oper Frankfurt mit viel Prominenz aus Film, Funk, Politik und Wirtschaft der mit insgesamt 185 000 Euro dotierte Hessische Film- und Kinopreis des Landes Hessen in Form von Förderpreisen und Auszeichnungen für Filmemacher und Kinobetreiber verliehen.

Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Ausgezeichnet wurden RegisseurInnen und AutorInnen von hervorragenden Filmen und Drehbüchern mit Hessenbezug. Außerordentliche Leistungen und herausragendes kulturelles Engagement von gewerblichen und kommunalen Kinos wurden mit den Kino-Kulturpreisen honoriert.

Der Hessische Fernsehpreis, auch liebevoll „Hessen-Oskar“ genannt, wurde vom Hessischen Rundfunk in den Kategorien „Beste Schauspielerin“ und „Bester Schauspieler“  verliehen. Dieser Preis ist undotiert.

Klaus Maria Brandauer mit dem Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten im Arm. Im Hintergrund links Laudatorin Dunja Hayali.Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Klaus Maria Brandauer mit dem Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten im Arm. Im Hintergrund links Laudatorin Dunja Hayali.Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Den Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten, ebenfalls undotiert, erhielt Schauspieler Klaus Maria Brandauer für sein Lebenswerk. Der österreichische Darsteller kam    als „Mephisto“ zu Weltruhm, machte auch in Hollywood Karriere. Für seine Hauptrolle in „Jenseits von Afrika“ erhielt Brandauer den Golden Globe. Aber auch als Gegenspieler von Sean Connery in „James Bond  – Sag niemals nie“ bleibt er uns unvergessen.  Brandauer wurde mit 71 Jahren nochmals stolzer Vater.

Besonders sympathisch macht den  inzwischen 73jährigen Österreicher zudem seine authentische  Art ohne jegliche Starallüren. Geduldig gibt er Autogramme, lässt sich auf Selfies ablichten und hat, wenn’s sein muss, immer die richtigen Worte parat, fast immer: Denn dass er „Politiker hasse“, wie es gegen Ende seiner Dankesrede, einem Plädoyer für Europa, aus ihm herausplatzte, „war nicht geplant“ und „hat ihn selbst erschrocken“, so der Schauspieler später auf der Aftershow-Party.

Caterina Lermer und Simon Stadler erhielten den Preis zum besten Dokumentarfilm. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Caterina Lermer und Simon Stadler erhielten den Preis zum besten Dokumentarfilm. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Simon Stadler und Caterina Lermer erhielten großen Publikums-Applaus für ihren Preis zum besten Dokumentarfilm, dem 85-minütigen Streifen „Ghostland – The View of the Ju/’Hoansi“. Dieser zeigt auf eine einfühlsame wie urkomische Weise das mitunter kulturschockartige Erleben von vier Bewohnern der Kalahari (der Ju/’Hoansi-San, eine der ältesten Jäger- und Sammlerkulturen) bei ihrer Reise durch das für sie unvorstellbar moderne Europa.

Heino Ferch erhielt den Hessen-Oskar“  in der Kategorie bester Schauspieler. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Heino Ferch erhielt den Hessen-Oskar“ in der Kategorie bester Schauspieler. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Den „Hessen-Oskar“  in der Kategorie bester Schauspieler erhielt Heino Ferch für seine Rolle in der Krimikomödie „Allmen und die Libellen“. Hierin spielt der 53jährige den verarmten, dennoch weiterhin über seine Verhältnisse lebenden Privatier „Johann Friedrich von Allmen“, der schließlich in Verdacht gerät, den Antiquitätenhändler Tanner ermordet zu haben.
Etwas später geht  der mit 25.000 Euro dotierte Preis in der Kategorie bester Spielfilm an Regisseur Gordian Maugg für seine Produktion „Fritz Lang“, einem Schwarz-Weiß- Kinospielfilm über einen der größten Regisseure der Filmgeschichte und die Entstehung dessen Meisterwerks „Eine Stadt sucht einen Mörder“. Hierin spielt Heino Ferch auch die Hauptrolle: „Fritz Lang“. Allerdings ist er dabei mit seinen schwarzen zurückgegelten Haaren kaum wiedererkennbar.

Den Hessischen Fernsehpreis: Beste Schauspielerin erhielt Margarita Broich. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Den Hessischen Fernsehpreis: Beste Schauspielerin erhielt Margarita Broich. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Den Hessischen Fernsehpreis in der Kategorie bester Schauspielerin ging an Margarita Broich für den Tatort Wendehammer in Regie von Markus Imboden. Frankfurt wäre wohl ihre Glückstadt, so die 56jährige überschwenglich, denn hier habe sie ihren Mann kennengelernt, ihren Sohn zur Welt gebracht und wäre Tatortkommissarin geworden. Sie überlege, ob sie es  „hier“ nicht mal mit Lotto versuchen solle.

 

 

Jasmin Tabatabei, Schauspielerin und Sängerin. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Jasmin Tabatabei, Schauspielerin und Sängerin. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Musikalischer Stargast des Abends war Jasmin Tabatabei, die zwischen den „Verleihungsblöcken“ in Begleitung des David Klein-Quartetts für eine jazzige musikalische Umrahmung sorgte und besonders viel Applaus für ihr ironisches Lied über eine Mutter mit drei Kindern erhielt.

Die Preise wurden überreicht von Prominenten, unter ihnen die Journalistin und Fernsehmoderatorin Dunja Hayali und der Schauspieler Axel Milberg.

Diether v. Goddenthow (rhein-main.eurokunst)

Überblick über die Preise nach Preiskategorien  mit den Begründungen der Jury.
HESSISCHER FILMPREIS: SPIELFILM

Preisträger: FRITZ LANG
Regie: Gordian Maugg
Preisgeld: 25.000 Euro, Nominierungsgeld: 5.000 Euro
Spielfilm, schwarz-weiß, 104 Minuten, Deutschland 2015

Eine Produktion von Belle Epoque Films GmbH in Koproduktion mit Gordian Maugg Film- und Fernsehproduktionen in Zusammenarbeit mit dem ZDF und arte
Buch: Alexander Häusser, Gordian Maugg, Produzentin: Nicole Ringhut, Kamera: Lutz Reitemeier, Moritz Anton, Ton: Peter Schumacher, Schnitt: Florentine Bruck, Olivia Retzer, Musik: Tobias Wagner
Darsteller: Heino Ferch, Thomas Thieme, Samuel Finzi, Johanna Gastdorf, Lisa Charlotte Friedrich

Jurybegründung:
Ein Spielfilm über die Regielegende Fritz Lang – das ist in Anbetracht seines sagenhaften Talents und seiner durchaus dramatischen Lebensgeschichte während politisch und sozial sich drastisch verändernder Zeiten kein leichtes Unterfangen. Es braucht Mut und Erfahrung, sich dieses zuzutrauen.
Gordian Maugg („Der Olympische Sommer“) hat es sich zugetraut. Stets auf der Suche nach der perfekten filmischen Form, sieht er diese in der Verschmelzung von Schauspielszenen und fiktionalem sowie dokumentarischem Archivmaterial.
Geschickt verbindet er Biographisches mit narrativer Adaption der „Langschen Handschrift“. So entsteht ein ergreifendes Porträt über Fritz Lang mit Focus auf die ihn zeitlebens antreibenden Fragen nach dem Guten und dem Bösen, dem inneren Dämon eines Jeden und der Schuld.
Ausgehend von realen Personen und tatsächlichen Ereignissen ist der Film ein packendes historisches Zeitdokument das Gordian Maugg mit fiktionalen Szenen und emotionaler Dichte lebendig macht.
Auf der Suche nach einem passenden Stoff für seinen ersten Tonfilm „M“ reist der Star-Regisseur der 20er und 30er Jahre, verkörpert von Heino Ferch, von Berlin nach Düsseldorf, um dort die Ermittlungsmethoden eines angesehenen Kriminalrates im Fall des brutalen Serienmörders Kürten kennenzulernen. Er erhält die einmalige Gelegenheit, sich in einem Tête-à-Tête Einblick in die Psyche des Mörders zu verschaffen und gerät dabei selbst in einen Strudel persönlich unverarbeiteter Erinnerungen. Wie einst Fritz Langs Geschichten versetzt uns der Film in zutiefst irritierende menschliche Abgründe, auch vor dem Hintergrund des beginnenden Faschismus.
Dies wird filmtechnisch auf hohem Niveau und in Anlehnung an Langs Filme in atmosphärisch passender Schwarz-Weiß-Optik umgesetzt: Das Ergebnis ist eine ästhetisch gelungene Collage von fiktionalen Schauspielszenen und historischem Archivmaterial. Letztlich ist es der bemerkenswerte Schnitt, welcher neben der historisch anmutenden darstellerischen Leistung des Schauspielensembles diesen biographischen Essay erzählt.
Gordian Mauggs Film über Fritz Lang ist ein furioses Kunstwerk über einen großen, nicht unumstrittenen Künstler.
Deswegen zeichnet die Jury in der Kategorie Spielfilm „Fritz Lang“ mit dem Hessischen Spielfilmpreis 2016 aus.

 

HESSISCHER FILMPREIS: DOKUMENTARFILM

Preisträger: GHOSTLAND – THE VIEW OF THE JU/‘HOANSI
Regie: Simon Stadler, Catenia Lermer
Preisgeld: 15.000 Euro, Nominierungsgeld: 5.000 Euro
Dokumentarfilm, Farbe, 85 Minuten, Deutschland 2016

Eine Produktion von Cameleon Film
Buch: ohne, Produzent: Simon Stadler, Kamera: Simon Stadler, Ton: Catenia Lermer, Schnitt: Andre Broecher, Markus Frohnhöfer. Musik: Matthias Raue
Mitwirkende: Ju/’Hoansi (San) aus Namibia

Jurybegründung:
Unter den Einreichungen für den Hessischen Filmpreis waren einzelne Filme, die Fragen wie „Was ist Heimat?“ und „Wo will ich leben?“ zu beantworten versuchen.
„Ghostland – the view of the Ju/‘Hoansi“ von Simon Stadler und Catenia Lermer widmet sich diesem Thema auf eine erfrischend originelle Art und Weise. Der Zuschauer wird von vier Bewohnern der Kalahari, die Ju/’Hoansi-San, eine der ältesten Jäger- und Sammlerkulturen, mit auf eine Reise nach Europa, eine für sie unbekannte, moderne Welt, genommen.
Das spürbar lebendige Wesen der Hauptdarsteller, die hier von der Touristenattraktion selbst zum Touristen werden, sowie ihre forschergleiche Neugier finden dabei schnell die Aufmerksamkeit der Zuschauer und lassen sie bis zum Ende nicht mehr los.
Sie halten ihm mit ihrer berührenden Authentizität einen Spiegel vor, ohne dass der Film belehrend sein will.
Die in Frankfurt lebenden Regisseure reisten für ihren Dokumentarfilm ohne großes Budget und als Teil eines dreiköpfigen Teams in die afrikanische Wüste. Simon Stadler, der als Regisseur auch für die Kamera verantwortlich zeichnete, liefert unverfälschte, schöne Bilder vom Leben der Ju/‘Hoansi in der Kalahari-Wüste, ihren Eindrücken und Erfahrungen in der modernen Welt und von ihren Gedanken und Gefühlen, die sie in Interviewsequenzen schildern. Die Erkenntnis der Ju/’Hoansi-San, dass das Leben in der Heimat immer noch am schönsten ist, hat auf den Zuschauer eine nachhaltige Wirkung und regt zur Reflektion an.
Deswegen zeichnet die Jury in der Kategorie Dokumentarfilm „Ghostland – the view of the Ju/‘Hoansi“ mit dem Hessischen Dokumentarfilmpreis 2016 aus.

HESSISCHER FILMPREIS: KURZFILM

Preisträger: SHIPS PASSING IN THE NIGHT
Regie: Elisabeth Zwimpfer
Preisgeld: 5.000 Euro
Kurzfilm, Animationsfilm, Farbe, 12 Minuten, Deutschland 2015

Buch, Produzentin, Animation, Schnitt: Elisabeth Zwimpfer, Ton: Tobias Böhm, Christian Wittmoser, Musik: Kanté Manfila & Balla Kalla, Julia Kotowski
Stimmen: Napo Oubo-Gbati, Maike Koller, Girmay Asefaw, Gaetano Maruccia, Edgard Sueyem, Freweini Yauhannes, Helen Alem, Habtom Gebremichal, Nadim Natour u.a.

Jurybegründung:
„Like Ships Passing in the Night“ ist eine englische Redewendung, die eine kurze, zufällige, vielleicht nie mehr wiederkehrende Begegnung zweier Menschen symbolisiert.
Der Kurz-Animationsfilm „Ships Passing in the Night“ der jungen Filmemacherin Elisabeth Zwimpfer erzählt diese Geschichte und bereichert sie um die Komponenten Angst, Flucht, Willkür und Zuneigung (Liebe): Der Fischer Pombalo flüchtet von Afrika über das Meer, als seine Netze leer bleiben und trifft an der europäischen Küste auf Maleika, die dort Strandgut sammelt. Sie sind wie Schiffe, die sich kurz begegnen und wieder in der Weite verlieren.
Grundlage für diesen poetischen Kurzfilm sind Zeichnungen afrikanischer Flüchtlinge, die die Regisseurin während ihrer Recherche befragt hatte. Diese Zeichnungen verwandelte sie in eine ausdrucksvolle und papierschnittartige Zeichentricktechnik und verzichtete dabei bewusst auf einen zeitgenössischen und gefälligen Grafikstil. Ihre Bildsprache ist roh und kantig, Flächen bestehen aus erdigen Farbtönen und Texturen, die durchgehend vereinfacht und sehr strukturiert bleiben.
Der sehr direkte Ton, das Voicing, die Hintergrundgeräusche und die melodische Musik verstärken die ästhetische Atmosphäre.
Gerade diese Ästhetik in Kombination mit dem aktuellen Thema, macht den Kurzfilm in der Wirkung so direkt und ehrlich – und einzigartig.
Deswegen zeichnet die Jury in der Kategorie Kurzfilm „Ships passing in the Night“ mit dem Hessischen Kurzfilmpreis 2016 aus.

HESSISCHER HOCHSCHULFILMPREIS

Preisträger: NÄCHSTENLIEBE
Regie: Simon Pilarski
Preisgeld: 7.500 Euro
Spielfilm, Farbe, 22 Minuten, Deutschland 2015

Buch, Produktion, Schnitt, Szenenbild: Simon Pilarski, Herstellungsleitung: Johannes Höffler, Kamera: Nico Nonne, Ton: Peter Lange, Musik: Sergios Roth
Darsteller: Rainer Wagner, Oskar Keymer, Alexander Bettendorf, Christoph Stein, Johannes Schedl, Frederic Heidorn, Christian Stotz, Michael Altmann, Ute Ehrenfels, Sana Guillera

Jurybegründung:
„An den Kindern deines Volkes sollst du dich nicht rächen und ihnen nichts nachtragen. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Lev 19,18)
So wird das Gebot „Nächstenliebe“ in der Tora beschrieben, das Simon Pilarski, Absolvent des Fachbereichs Filmproduktion der Hochschule Darmstadt, zum Gegenstand seines Abschlussfilms macht. Dabei zeigt er, dass die Nächstenliebe bisweilen missverstanden und im schlimmsten Falle auch missbraucht wird.
Sein 22-minütiger Kurzfilm setzt im Jahre 1889 ein. Der junge Müllerssohn Lukas, dessen strenger Vater ihm seinen sehnlichsten Wunsch, nur einen Tag lang das Dorf zu verlassen, verbietet, vertraut sich dem Pfarrer an. Von ihm erfährt er von einem geheimen Kloster in den Bergen. Jahre später macht sich Lukas, nun ein junger Mann, mit drei Gefährten auf den Weg dorthin. Schnell erkennen sie, dass dies ein Ort voller Tücken und Gefahren ist und Lukas ist gezwungen, sich einem furchtbaren Dämon zu stellen. Selbst als erwachsener Mann wird er diesen nicht los.
Der junge Regisseur, der 1990 in Wiesbaden geboren wurde, widmet sich dem Thema Kindesmissbrauch in der Kirche mit kleinen, kurzen, zum Teil abstrakten Andeutungen, ohne den eigentlichen Akt darzustellen. Dies verleiht dem Kurzfilm spannende Momente, die durch gut gewählte Schauplätze, eine insgesamt dunkle und kalte Atmosphäre sowie durch sehr professionellen Schnitt unterstützt werden. Die Vielschichtigkeit des Themas wird in den drei Erzählebenen des Plots aufgegriffen, wobei ihm auch hier die filmtechnischen Übergänge und die inhaltliche Verknüpfung trotz Mehrfachbesetzung des Protagonisten sehr gut gelingen. Schließlich verleiht Simon Pilarski seinem Film mit auf die Szenen perfekt abgestimmter Musik die Krönung, so dass der Zuschauer bis unter die Haut ergriffen ist.
Deswegen zeichnet die Jury in der Kategorie Hochschulfilm „Nächstenliebe“ mit dem Hessischen Hochschulfilmpreis 2016 aus.

 

HESSISCHER DREHBUCHPREIS

Preisträger: HERR KLEE UND HERR FELD
Autor: Michel Bergmann
Preisgeld: 7.500 Euro

Jurybegründung:
Wenn man beim Lesen eines Drehbuchs den fertigen Film bereits vor Augen hat und sich freut die filmische Realisierung bald auf der Leinwand sehen zu können, dann ist es wohl ein sehr gelungenes Drehbuch. Dass der Autor Michel Bergmann das Schreiben beherrscht, ist unumstritten, und dass er mit seinem Drehbuch „Herr Klee und Herr Feld“ die Jury überzeugen konnte, liegt vielleicht auch daran, dass er schon mit seinem gleichnamigen Roman, der im Jahre 2013 erschien und seine Trilogie über jüdisches Leben in Deutschland beschließt, das Lesepublikum begeisterte. Was ist also das Geheimnis?
Es sind die liebenswerten Figuren und die vielen gegensätzlichen Motive, mit denen die Story gespickt ist und die der Autor mit seinem Talent für detaillierte Beobachtung schildert: Die beiden Hauptfiguren, ein emeritierter Professor der Sozialpsychologie und ein mittelloser Schauspieler, beide jenseits der Sechzig, verbringen ihren Lebensabend gemeinsam in einer Villa im Frankfurter Westend. Die unterschiedlichen Charaktere befinden sich quasi im Dauerzwist, der, als unverhofft eine junge, sympathische Frau in ihr Leben tritt, weiter angefeuert wird. Hier treffen nicht nur Jung und Alt aufeinander, sondern Araberin und Juden – das noble Frankfurter Viertel wird zum Schauplatz des Nahost-Konflikts. Die Dialoge zwischen den Protagonisten sind lebendig und unterhaltsam, wobei auch melancholische Momente, z. B. wenn den beiden Herren die Unaufhaltsamkeit des Alters bewusst wird, nicht fehlen.
Trotz aller Gegensätze verbringen die Figuren eine wundervolle Zeit, denn eines verbindet sie und lässt alle Grenzen vergessen: die Musik. Dass die konfliktbeladene Story am Ende mit einem glücklichen Ausgang aufwartet, dürfte das Arthouse-Publikum 40+ freuen, denn wer verlässt den Kinosaal nicht gerne mit einem Lächeln auf den Lippen und einem wohligen Gefühl im Bauch.
Michel Bergman, der selbst Jude ist und seine Jugend in Frankfurt verbracht hat, verarbeitet viel von seinen eigenen Erfahrungen und das merkt man der Story auch an. Mit viel Herzblut hat er ein formal wie inhaltlich hervorragendes Drehbuch abgeliefert und konnte die Jury auf ganzer Länge überzeugen. Nach dem Lesepublikum soll ihm ein begeistertes Filmpublikum beschert sein.
Deswegen zeichnet die Jury in der Kategorie Drehbuch „Herr Klee und Herr Feld“ mit dem Hessischen Drehbuchpreis 2016 aus.

HESSISCHER KINOKULTURPREIS

HESSISCHER KINOKULTURPREIS FÜR GEWERBLICHES KINO

Kino Traumstern, Lich
Preisgeld: 10.000 €

Capitol Kino Witzenhausen, Witzenhausen
Preisgeld: 10.000 €

Mal Seh’n Kino, Frankfurt
Preisgeld: 10.000 €

Lichtspielhaus Lauterbach, Lauterbach
Preisgeld: 10.000 €

Orfeo‘s Erben, Frankfurt
Preisgeld: 8.000 €

Filmladen Kassel, Kassel
Preisgeld: 6.000 €

BALI-Kinos, Kassel
Preisgeld: 6.000 €

Harmonie & Cinema Kinos, Frankfurt
Preisgeld: 3.000 €

Kult Kinobar, Bad Soden am Taunus
Preisgeld: 3.000 €

Programmkino rex, Darmstadt
Preisgeld: 3.000 €

KuKi Kino, Schlüchtern
Preisgeld: 3.000 €

Kammer-Palette-Atelier, Marburg
Preisgeld: 3.000 €

Jurybegründung Hessischer Kinokulturpreis für gewerbliche Kinos: Das KINO TRAUMSTERN in Lich, das CAPITOL KINO in Witzenhausen, das LICHTSPIELHAUS in Lauterbach und das MAL SEH’N in Frankfurt haben mit ihren prallen Programmen die Jury überzeugt und erhalten einen Spitzenpreis. Alle vier Kinos leisten unabhängig von ihrem Umfeld bemerkenswerte Arbeit und beweisen Mut zum Neuen. Die Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten, die sie einfallsreich nutzen. Filme können früher disponiert werden, Originalfassungen können problemlos an »OmU«-Tagen laufen. Trotzdem halten sie analoge Projektoren für Festivals oder Klassiker vor. Das MAL SEH’N Kino in Frankfurt zeigt regelmäßig Filme in Originalsprache mit oder ohne Untertitel. Dies ist nach wie vor eine Besonderheit und unbedingt unterstützenswert. Ergänzend zeigen sie nun auch Filme mit Audiodeskription. Das KINO TRAUMSTERN versteht es sein internationales Programm mit ansprechenden Zusatzveranstaltungen und Filmgästen zu bereichern. Es gibt thematisch programmierte Vorfilme und von Kindern animierte Trickfilme, um nur einige der tollen Programmideen zu nennen. Das CAPITOL KINO in Witzenhausen hatte über 250 verschiedene Filme im Programm und platziert ebenso wie das LICHTSPIELHAUS Lauterbach ganz selbstverständlich und erfolgreich Filmkunst neben Mainstream. Beide Kinos zeichnen sich durch ein hohes persönliches Engagement der Betreiber aus und wurden im vergangenen Jahr mit einem Besucheranstieg belohnt. Die Jury ist begeistert von den vielen tollen Ideen und der liebevollen Programmgestaltung. Die Kooperationen der Kinos sind bemerkenswert und bringen neuen Austausch und Input. Dieses leidenschaftliche und beständige Engagement der Kinobetreiberinnen und Kinobetreiber ist für das Publikum spürbar und wird auch in der Presse positiv wahrgenommen.

HESSISCHER KINOKULTURPREIS FÜR NICHT GEWERBLICHES KINO

Kommunales Kino Weiterstadt, Weiterstadt
Preisgeld: 4.000 €

Filmforum Höchst, Frankfurt
Preisgeld: 3.000 €

Kino des Deutschen Filmmuseums
, Frankfurt
Preisgeld: 3.000 €

Traumakino, Marburg
Preisgeld: 3.000 €

Caligari Filmbühne, Wiesbaden
Preisgeld: 2.000 €

Murnau-Filmtheater, Wiesbaden
Preisgeld: 2.000 €

Pupille – Kino in der Uni, Frankfurt
Preisgeld: 2.000 €

Kommunales Kino
, Eschborn
Preisgeld: 1.000 €

Jurybegründung Hessischer Kinokulturpreis für nicht gewerbliche Kinos und Kinoinitiativen: Seit 1974 ist das kommunale Kino Weiterstadt das einzige Kino vor Ort und schafft es seit Jahrzehnten ein breit gefächertes Publikum von jung bis alt zu erreichen und zu begeistern. Die fein abgestimmte Gestaltung des Programms erfolgt im Kollektiv. Dabei setzen die Kinomacherinnen und Kinomacher neben aktuellen Arthousefilmen auch auf Kurzfilme, Klassiker und Dokumentarfilme. Kinder und Jugendliche binden sie auf bemerkenswerte Art und Weise in die Programmgestaltung ein. Auch Filmreihen, Festivals und Sonderveranstaltungen mit Gästen stehen auf dem Programm oft in aufwendigen Programmheften präsentiert, manchmal sogar mehrsprachig. Das findet die Jury rundum ausgezeichnet, so dass es hier, neben der hervorragenden Arbeit der anderen nicht gewerblichen Kinos- und Kinoinitiativen einmal besonders herausgehoben werden soll.

Die Jury zu den Hessischen Kinokulturpreisen:
Die hessische Kinolandschaft ist geprägt von Vielfalt: In den urbanen Zentren finden sich Studenteninitiativen, kollektiv betriebene Kinoinitiativen, klassische Arthousecenter, Programmkinos, Filmmuseen oder kommunale Kinos. Insbesondere die Landeshauptstadt wartet mit zwei großartigen Playern auf, die sich wunderbar ergänzen. Auf dem Land schaffen es Kinos in Lauterbach, Lich oder Schlüchtern mit ihren Programmen ein wahrer Kulturmagnet zu sein und das Herzstück ihres Ortes. Während in den Städten die Kinos sich Herausforderungen wie der Konkurrenz durch andere Freizeit- und Kultureinrichtungen stellen, kämpfen die Landkinos erstaunlich erfolgreich mit einem vermeintlichen Standortnachteil. Sie beweisen mit großem Einfallsreichtum und Mut zu Neuem und Anderem, dass es möglich ist mit aufregenden Ideen, Besucher ins Kino zu locken. Engagierte Kinomacher und Kinomacherinnen machen sich erfolgreich Gedanken ihr Publikum zu finden und setzen dabei auch oft auf Kooperationen und die Einbindung von Gastspielen. Die Jury hatte viel Freude beim Lesen der Programme, die ein großes und interessantes Spektrum bei den gewerblichen, als auch bei den nicht gewerblichen Kinos aufzeigten. Insgesamt vergibt die Jury in diesem Jahr zwölf Kinokulturpreise für gewerbliche Kinos und acht Kinokulturpreise für nicht gewerbliche Kinos und Kinoinitiativen. Dabei zeichnet die Jury ein nicht gewerbliches Kino mit einem Spitzenpreis aus, das durch regelmäßige Neuformierung und herausragende Arbeit im Kollektiv über mehrere Generationen hinweg funktioniert. Anders als in den Vorjahren werden in der Kategorie „Gewerbliche Kinos“ vier Kinos innerhalb einer Spitzenpreisgruppe ausgezeichnet, die alle die besonderen Herausforderungen des Kinobetriebs auf bemerkenswerte Art und Weise bewältigen.

HESSISCHER FERNSEHPREIS: BESTE SCHAUSPIELERIN – Bester Schauspieler
(ohne Preisgelder)

HESSISCHER FERNSEHPREIS: BESTE SCHAUSPIELERIN

Preisträgerin: MARGARITA BROICH
Preisgeld: undotiert
Ausgezeichnet für ihre Rollen in
TATORT: WENDEHAMMER, Regie: Markus Imboden, 90 Minuten, Deutschland 2016
AUFBRUCH, Regie: Hermine Huntgeburth, 90 Minuten, Deutschland 2015

Jurybegründung:
Margarita Broich ist ein Phänomen. Eine Verwandlungskünstlerin, die keine komplizierten Frisurenkreationen braucht, um eine andere zu werden. Als verhärmt proletarisch-katholische Mutter in ‚Aufbruch‘ kriecht ihr der Mief der frühen 1960er Jahre förmlich aus allen Poren. Sie spricht mit vollem Mund und in vollem rheinischen Dialekt, den sie sich geradezu einverleibt hat.
Und dann leuchtet sie als Tatort-Kommissarin Anna Janneke, tanzt verführerisch und feminin, ist charmant und selbstbewusst und trickst selbst einen Zehnjährigen mit einem überraschenden Torschuss aus. Immer ist da diese umwerfende Körperlichkeit, mit der sie aus jeder Figur einen Solitär formt, der in keine Schublade passt.

HESSISCHER FERNSEHPREIS: BESTER SCHAUSPIELER

Preisträger: HEINO FERCH
Preisgeld: undotiert
Ausgezeichnet für seine Rolle in ALLMEN UND DIE LIBELLEN
Regie: Thomas Berger, 88 Minuten, Deutschland 2016

Jurybegründung:
Johann Friedrich von Allmen ist ein abgebrannter Lebemann, sympathischer Snob, Frauenheld, stets charmant, der selbstsicher und cool auch mit den größten Gefahren umgeht. Heino Ferch verkörpert diesen Allmen mit einer solchen stilistischen Sicherheit und erkennbaren Spielfreude, dass man ihm vom ersten Moment an gebannt und lustvoll bei jeder Schurkerei folgt und stets auf seiner Seite ist. Wartet man anfangs noch auf den Moment, in dem die Figur kippt und ihre Maske ablegt, so freut man sich im weiteren Verlauf des Filmes, dass dieser Moment ausbleibt. Heino Ferch spielt mit Grandezza und zeigt mit jeder Geste, jedem Blick, dass Stil keine Frage von Reichtum ist, sondern allein von der Haltung abhängt.
An der Seite des kongenialen Samuel Finzi gelingt es Heino Ferch, eine Figur von internationalem Format zu schaffen, die ein kleines bisschen über dem Boden zu schweben scheint und aus Haltung allerbeste Unterhaltung macht.

EHRENPREIS DES HESSISCHEN MINISTERPRÄSIDENTEN
(ohne Preisgeld)

Preisträger: KLAUS MARIA BRANDAUER
Preisgeld: undotiert

Ministerpräsident Volker Bouffier zu seiner Entscheidung:

„Klaus Maria Brandauer ist einer der herausragenden deutschsprachigen Theater- und Filmschauspieler der letzten 35 Jahre. Er nennt eine erstaunliche schauspielerische Vielfalt sein eigen, die er mit einer einnehmenden Präsenz verknüpft, mit der er sein internationales Publikum begeistert. Bereits ein Gigant an seiner künstlerischen Heimat, dem Wiener Burgtheater, drückt er mit „Mephisto“ über Nacht auch dem Kino seinen Stempel auf und bringt so Nicht-Theatergänger in den Genuß seiner überwältigenden Kunst. Große internationale Rollen folgen, doch Brandauer zieht es immer wieder zum Theater – als Schauspieler aber auch als Regisseur. Nicht zu vergessen seine Inszenierungen von Berthold Brechts „Dreigroschenoper“ oder Richard Wagners Oper „Lohengrin“. Klaus Maria Brandauer hat ein Gesamtkunstwerk geschaffen, vor dem ich mich zutiefst verneige.

Mit großem Erfolg ist The Arts gestartet – Neue Messeheimat der digitalen Kultur und Kreativ-Industrie

THE ARTS+ ist Messe, Konferenz und Treffpunkt der Kultur- und Kreativindustrie und hat erstmals vom 19.-23. Oktober 2016 während der Frankfurter Buchmesse stattgefunden. Bild: am Stand des Taschen-Verlag. der das größte Buch der Buchmesse "David Hockney Sumo" mit 35 kg präsentierte. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
THE ARTS+ ist Messe, Konferenz und Treffpunkt der Kultur- und Kreativindustrie und hat erstmals vom 19.-23. Oktober 2016 während der Frankfurter Buchmesse stattgefunden. Bild: am Stand des Taschen-Verlag. der das größte Buch der Buchmesse „David Hockney Sumo“ mit 35 kg präsentierte. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

 

Die erste Messe für digitale kulturelle Inhalte THE ARTS+ hat erstmalig auf der Frankfurter Buchmesse stattgefunden und mit großem Erfolg abgeschlossen. Fünf Tage „Messe in der Messe“ und eine hochkarätig besetzte internationale Konferenz bildeten den Rahmen für die Premiere. Die Kooperation zwischen der Frankfurter Buchmesse und der Medienunternehmerin Christiane zu Salm konnte bereits im ersten Jahr 51 Aussteller und Partner gewinnen, darunter namhafte Firmen wie das Google Cultural Institute, der TASCHEN Verlag, SKY ARTS, das Van Gogh Museum, Kodak PixPro, Steinway oder Europeana. Aber auch junge Unternehmen wie Refrakt aus Berlin oder Culture Tech Montreal präsentierten im eigens gestalteten Areal ihre Ideen für digitales Business mit kreativen Inhalten.

The Arts+ Partner Kodak.
The Arts+ Partner Kodak.

„Mit THE ARTS+ ist es gelungen, den vielen neugierigen Besuchern einen ersten Einblick in die digitale Kunst- und Kulturwelt von Morgen zu geben“, freut sich Christiane zu Salm, Co-Founder von THE ARTS+.

„Virtual und Augmented Reality in Museen oder Copyright im digitalen Kunstmarkt ­– die Vielfalt der vergangenen fünf Tage zeigt deutlich die kommenden Chancen und Herausforderungen von digitalen kulturellen Inhalten“, so Holger Volland, Co-Founder von THE ARTS+ und Vice President der Buchmesse. „Wir sind sehr zufrieden mit dem ersten Aufschlag und werden die Messe jetzt zügig weiterentwickeln.“

The Artis + Mal- und Gestaltungswettbewerb am Stand Arts-Lab. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
The Arts + Mal- und Gestaltungswettbewerb am Stand Arts-Lab. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

“Wir hatten fünf sehr erfolgreiche Tage bei THE ARTS+. Wir haben Kollegen getroffen, haben unsere App präsentiert und konnten zeigen, was das Museum bietet, sowohl an Büchern als auch an digitalen Publikationen. Am Wochenende kam unser Direktor Axel Rüger hinzu und hat einem interessierten Publikum die verschiedenen Aspekte der digitalen Kulturvermittlung und die Forschung unseres Museums erklärt. Es war eine rundum tolle Erfahrung,“ fasst Suzanne Bogmann vom Van Gogh Museum Amsterdam die Tage bei THE ARTS+ zusammen.

Die digitale Kultur- und Kreativindustrie hat ihren Marktplatz. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow gefunden. Veranstaltungsbühne von TheArts.
Die digitale Kultur- und Kreativindustrie hat ihren Marktplatz. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow gefunden. Veranstaltungsbühne von TheArts.

Insgesamt standen 150 internationale Sprecher auf drei Bühnen. Die Auftaktkonferenz am Messemittwoch war mit 240 Teilnehmern ausverkauft. Über den Tag diskutierten u.a. Star-Choreographin Sasha Waltz, Edward Budd (Deutsche Bank), Giorgia Abeltino (Google Cultural Institute), Kunstsammlerin Julia Stoschek, Dieter Gorny (Bundesverband Musikindustrie), Jeff Jarvis (Autor „What would Google do?“) und Jens Nymand Christensen (European Commission) Themen wie Blockchain, Virtual Reality und Copyright.

Künstlerlegende David Hockney präsentiert auf dem Taschen-Stand seinen Sammelband digital gemalter Bilder. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow gefunden. Veranstaltungsbühne von TheArts.
Künstlerlegende David Hockney präsentiert auf dem Taschen-Stand seinen Sammelband digital gemalter Bilder. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow gefunden. Veranstaltungsbühne von TheArts.

Künstlerlegende David Hockney stellte einem begeisterten Publikum digitale Maltechniken und sein Lebenswerk anhand eines TASCHEN SUMO Bandes vor.

 

 

 

Bas Korsten aus Amsterdam zeigte „The Next Rembrandt“, ein 3D gedrucktes Portrait, das von einer künstlichen Intelligenz gemalt wurde, die aus 300 digitalisierten Originalwerken von Rembrandt gelernt hatte.

Solche digitalen Werkzeuge werfen nicht nur die Frage nach Originalität und Urheber auf, die angewandten Technologien ermöglichen auch neue Formen der Restaurierung, des Publishing und der Kunstvermittlung.

OPEN BOOKS und ‚Literatur im Römer‘ auch 2016 große Publikumsmagneten

openbooksLesefest zur Buchmesse verwandelt den Römerberg in ein pulsierendes Zentrum der Lesekultur
(kus) OPEN BOOKS und Literatur im Römer haben auch zur Buchmesse 2016 die wichtigsten Neuerscheinungen des Herbstes vorgestellt. Nach einem furiosen Auftakt mit dem frisch gekürten Buchpreisträger Bodo Kirchhoff ging am Samstagabend mit der langen Lyriknacht „Teil der Bewegung“ und der OPEN PARTY das vom Kulturamt der Stadt Frankfurt veranstaltete Lesefest erfolgreich zu Ende. Die neue Angebote wie das „Büro der überflüssigen Worte“ von Dirk Hülstrunk und die „Slow-Reading-Room“ fanden beim Publikum großen Anklang.

Insgesamt fanden über 130 Veranstaltungen mit mehr als 180 Mitwirkenden statt. Bereits Wochen vorher war die Eröffnungsveranstaltung im Chagallsaal des Schauspiel Frankfurt mit dem „Blauen Sofa“ ausverkauft – dort nahmen in diesem Jahr unter anderem der Buchpreisträger Bodo Kirchhoff, die Büchnerpreisträgerin 2013 Sybille Lewitscharoff und der designierte Büchnerpreisträger 2016 Marcel Beyer Platz. Aus den Gastländern Flandern/Niederlande war Connie Palmen zu Gast.

An den Folgetagen lockte das vielseitige Programm mit den interessantesten Neuerscheinungen des Herbstes zahlreiche Besucherinnen und Besucher in die zehn Veranstaltungsorte rund um den Römer. Die deutschsprachige Belletristik wurde im Frankfurter Kunstverein und in diesem Jahr zum zweiten Mal im Ratskeller und den Römerhallen vorgestellt. Das Sachbuch hatte sein Zentrum im Haus am Dom und die internationale Literatur in der Nikolaikirche. Trotz der Vielzahl an parallel laufenden Lesungen waren alle sehr gut besucht. Bis auf den letzten Platz belegt waren etwa die Lesungen von Sibylle Lewitscharoff, Leon de Winter, Barbara Vincken und Harald Weltzer sowie das Gespräch zwischen Herfried und Marina Münkler.

Auch vor den Römerhallen, dem traditionsreichen Veranstaltungsort von „Literatur im Römer“, wartete das literaturinteressierte Publikum am Buchmessen-Mittwoch und Buchmessen-Donnerstag bereits eine Stunde, um die 16 besten Romane des Herbstes in kurzen Gesprächen und Lesungen präsentiert zu bekommen.

Besonderen Zulaufs erfreute sich der in diesem Jahr erstmalig eingerichtete „Slow Reading Room“, in dem die Lesefest-Besucher sich in gemütlichem Ambiente in Ruhe zum Lesen der vorgestellten Bücher zurückziehen konnten. Beim „Büro der Überflüssigen Worte“ tauschte Soundpoet Dirk Hülstrunk den Wortmüll hunderter Besucher gegen Ersatzwörter. Auch der neue Comic-Schwerpunkt an zwei Tagen in der Heussenstamm-Galerie wurde vom Publikum begeistert angenommen.

Insgesamt kamen zum städtischen Lesefest OPEN BOOKS und zu „Literatur im Römer“ rund 12.000 Menschen. Die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, Dr. Ina Hartwig, hebt die Vielfalt der angebotenen Lesungen als besondere Stärke der beiden Formate hervor: „Die Buch- und Literaturstadt Frankfurt lebt. Literatur im Römer und das Lesefest OPEN BOOKS sind ein wunderbares Angebot der Stadt an seine Bürgerinnen und Bürger, die neuen Herbsttitel aus erster Hand kennenzulernen. Die Autorinnen und Autoren verlassen die Messe, um sich ihren Lesern im Herzen der Stadt zu präsentieren. Dass die Veranstaltungen bei OPEN BOOKS auch weiterhin eintrittsfrei sind, ist mir besonders wichtig. “ Die Leiterin von OPEN BOOKS, Dr. Sonja Vandenrath, ergänzt: „Auch Autoren schätzen das Angebot sehr, ihre neuesten Bücher bei OPEN BOOKS vorstellen zu können. Sie erleben ein interessiertes und aufmerksames Publikum, das dank einer Werbeaktion für OPEN BOOKS in der Goethe-Universität auch immer studentischer wird.“

Mit über 277.000 Besuchern ging am Sonntag die 68. Frankfurter Buchmesse zu Ende

68. Frankfurter Buchmesse zog vor allem auch viele junge Besucher an. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
68. Frankfurter Buchmesse zog vor allem auch viele junge Besucher an. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Vom Dazugehören und vom Teilen: Debatten um kulturelle Identitäten sowie geistiges Eigentum bestimmen die Themen der 68. Frankfurter Buchmesse.

Frankfurt, 23.10.2016 – Was die eigene kulturelle Identität ausmacht und wie ein Zugehörigkeitsgefühl über Grenzen hinweg entstehen kann, zeigte auf der Frankfurter Buchmesse 2016 nicht nur die Präsentation des Ehrengastes Flandern & die Niederlande.

Bei der Eröffnung des Ehrengast-Pavillons Flandern und Niederlande lassen sich König Philippe von Belgien (r.) u. Frau Paola u. König Willem der Niederlande (li.) die Live-Produktion eines Kunstmagazins erläutern.  Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Bei der Eröffnung des Ehrengast-Pavillons Flandern und Niederlande lassen sich König Philippe von Belgien (r.) u. Frau Paola u. König Willem der Niederlande (li.) die Live-Produktion eines Kunstmagazins erläutern. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Die Idee, dass Akzeptanz durch das Übereinanderlegen unterschiedlicher Positionen entsteht, zog sich als roter Faden durch zahlreiche politische Diskussionen. Aber auch die Frage, wie ein zukunftweisender Umgang mit geistigem Eigentum aussieht, beschäftigte die Buch- und Medienbranche in Frankfurt.

 

Künstlerlegende David Hockney präsentiert auf dem Taschen-Stand seinen Sammelband digital gemalter Bilder. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow gefunden. Veranstaltungsbühne von TheArts.
Künstlerlegende David Hockney präsentiert bei Taschen, einem Arts-Partner, das mit 35 kg größte Buch der Buch-Messe.  Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Mit THE ARTS+, einem neuen Schwerpunkt für die Creative Industries, der  Kommentierung der politischen Weltlage sowie mit viel Prominenz aus Politik, Literatur und Kunst ist die Frankfurter Buchmesse 2016 heute zu Ende gegangen. Insbesondere mit THE ARTS+ gelang es, neue Kundengruppen aus den angrenzenden Medienbranchen nach Frankfurt zu holen, Diskussionen anzustoßen und neue Geschäftsmodelle zu erschließen. „Die Frankfurter Buchmesse ist seit jeher der weltweit wichtigste Handelsplatz für geistiges Eigentum, wie das deutliche Wachstum des Literary Agents & Scouts Centre (LitAg) beweist. Mit zahlreichen prominenten Ausstellern, Sprechern und Besuchern war das neue ARTS+-Areal von der ersten Minute so lebhaft und dynamisch, wie wir es uns erhofft hatten. Und es untermauert die Relevanz von Intellectual Property für die weltweite Medienindustrie“, sagt Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse.

Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Daneben war die Frankfurter Buchmesse geprägt von politischen Appellen und Diskussionen, welche die derzeitigen gesellschaftlichen Spannungen weltweit widerspiegelten. Im Zentrum stand dabei die Verteidigung der Freiheit des Wortes: „Wir haben von dieser Frankfurter Buchmesse einen  Ruf für Freiheit und Demokratie in die Welt geschickt. So wie nie zuvor hat die Buch- und Medienbranche den Einsatz für Meinungsfreiheit zum Thema gemacht“, sagte der Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse.

Carolin Emcke auf der Pressekonferenz.  Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Carolin Emcke auf der Pressekonferenz. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Mit Carolin Emcke, Cees Nooteboom, Elif Shafak, Lamya Kaddor, Can Dündar, Herfried Münkler, David Hockney, Jeff Jarvis und Martin Schulz nutzten namhafte Autoren, zahlreiche Politiker und EU-Delegationen den weltweit größten Branchentreffpunkt für ihre Botschaften. „Der kulturelle Raum Europa muss gemeinsam verteidigt werden“, forderte der französische Premierminister Manuel Valls anlässlich der Pressekonferenz zum Ehrengastauftritt Frankreichs auf der Frankfurter Buchmesse 2017 am Messe-Donnerstag. Wie vielfältig sich der „kulturelle Raum Europa“ darstellt, und wie relevant der Austausch Europas mit der restlichen Welt ist, wurde an den vergangenen fünf Messetagen deutlich.

Und das war die Frankfurter Buchmesse 2016:

  • Positive Besucherbilanz Bis zum Ende des Tages erwartet die
    Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
    Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

    Messe insgesamt rund 277.000 Besucher. Dabei konnte während der Fachbesuchertage ein leichtes Plus von 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erzielt werden: Es kamen rund 142.300 Fachbesucher (2015: 140.474 Zählung am Messefreitag) auf das Messegelände. Für die Publikumstage weisen die vorläufigen Zahlen eine ähnliche Höhe wie 2015 (135.317) auf.

  • Politische Buchmesse „Wir beobachten mit großer Sorge, dass banner-turkey-250pxdie Meinungs- und Publikationsfreiheit in zahlreichen europäischen und außereuropäischen Ländern akut bedroht ist. Dieses Thema betrifft unsere Branche weltweit, und die große Welle der Solidarität, die auf der Buchmesse sichtbar wurde – für Can Dündar, Asli Erdogan oder Raif Badawi – wird global wahrgenommen“, sagte Juergen Boos.
  • Intellectual Property Auf über 2.000 Quadratmetern
    The Arts -  Mal- und Gestaltungswettbewerb am Stand Arts-Lab. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
    The Arts – Mal- und Gestaltungswettbewerb am Stand Arts-Lab. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

    Ausstellungsfläche. konnten Besucher des neuen Areals THE ARTS+ Virtual Reality und 3D-Kunst erleben, einen Museums- oder Creative-Hub besuchen und sich über digitale Plattformen informieren. 150 Sprecher aus 16 Ländern diskutierten während der fünf Tage in zahlreichen Workshops, Labs und Präsentationen. Die Konferenz am Messe-Mittwoch war ausverkauft. „THE ARTS+ hatte eine starke europäische Dimension, mit zahlreichen Partnern wie Europeana und EU-Kulturkommission. Wir wollen diese Dimension verstärken und ein europäisches Netzwerk für Innovation in der Kreativwirtschaft fördern“, bilanziert Holger Volland, VP Business Development bei der Frankfurter Buchmesse.

  • Internationaler Rechtehandel Das Literary Agents and Scouts
    Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
    Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

    Centre (LitAg) der Frankfurter Buchmesse hat neue Rekorde aufgestellt. In diesem Jahr nutzten über 700 Literaturagenten aus 300 Agenturen das Rechtezentrum in Halle 6.3. Abgeschirmt vom allgemeinen Messetrubel fanden an 460 Tischen Gespräche und Rechteverhandlungen im Halbstundentakt statt. Etwa 50 Prozent der LitAg-Kunden kamen aus der englischsprachigen Welt. Deutschsprachige Agenturen machen 15 Prozent der anwesenden Rechtehändler aus.

  • Business Club Im dritten Jahr seines Bestehens hat sich der Business Club der Frankfurter Buchmesse als exklusives Arbeitszentrum und optimaler Ort zum Netzwerken etabliert: Über 3.400 Besucher aus 74 Ländern nutzten den Business Club in diesem Jahr. An fünf Tagen fanden 45 Veranstaltungen statt, unter den rund 150 eingeladenen Experten waren der CEO von Bonnier Books, Jacob Dalborg, Massimo Turchetta, CEO von Rizzoli Libri Trade (Mondadori Publishing Group), Claude de Saint Vincent, Geschäftsführer von Média Participations oder Gaby Wood, künstlerische Leiterin der Booker Prize Foundation.
  • Buchmesse in der Stadt und Publikumstage Erstmalig luden in diesem Jahr die Frankfurter Buchmesse und die Frankfurter Initiative für Gastronomie e.V. zur Booknight ins Bahnhofsviertel ein. Acht ausgewählte Clubs, Bars und Restaurants boten den Messegästen ein Programm aus Performances, Lesungen sowie kulinarischen Neuinterpretationen niederländischer Klassiker wie Bitterballen und Fritten.
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„Wir müssen uns nicht mögen!“ – Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2016 an Carolin Emcke

Konzentriert lauschen die prominenten Gäste in der Paulskirche Seyla Benhabibs Laudatio   (v.r.) Bundespräsident Joachim Gauck, Friedenspreisträgerin Carolin Emcke. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Konzentriert lauschen die prominenten Gäste in der Paulskirche Seyla Benhabibs Laudatio (v.r.) Bundespräsident Joachim Gauck, Friedenspreisträgerin Carolin Emcke. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Die deutsche Journalistin und Publizistin Carolin Emcke ist heute mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. Die Verleihung fand vor rund 1.000 geladenen Gästen in der Frankfurter Paulskirche statt, unter ihnen Bundespräsident Joachim Gauck. Die Laudatio hielt die Philosophin Seyla Benhabib.

Oberbürgermeister Peter Feldmann. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Oberbürgermeister Peter Feldmann. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Oberbürgermeister Peter Feldmann hatte bei seiner Begrüßung im Namen der Stadt Frankfurt unter anderem darauf hingewiesen, dass der Ort, an dem diese Auszeichnung alljährlich vergeben wird, die Wiege der Demokratie in Deutschland sei. Er hatte Carolin Emcke gratuliert und für ihr unermüdliches  Engagement gedankt, trotz oder wegen weltweiter Kriege und der wachsenden Zahl religiöser wie nationalistischer Fanatiker, die das gesellschaftliche Klima vergifteten, „unablässig an Aufklärung, Moral und Humanität“ zu appellieren. „Sie tun dies nicht mit dem Pathos des erhobenen Zeigefingers“, so Feldmann, „sondern schlicht und ergreifend dadurch, das Sie die Dinge zeigen und benennen, wie sie sind“.

Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

„Carolin Emcke macht uns klar, dass es einen Zusammenhang zwischen Gewalt und Sprache und Gewalt und Sprachlosigkeit gibt“, sagte Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins. „Sie schreibt das auf, was andere ihr erzählen und was sie selbst dabei empfindet, nämlich oft Angst, Wut und Hilflosigkeit. Ihre Reportagen und Briefe über ihre Reisen zu den Brennpunkten unserer Welt sind somit mehr als nüchterne Berichte. Sie rufen uns immer wieder und neu ins Gedächtnis, dass die Welt in Aufruhr ist, dass es an allen Ecken und Enden brennt. Auch der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels lebt von der Sprache und setzt mit den Reden seiner Preisträger Zeichen für Frieden und Verständigung.“
(Das vollständige Grußwort von Heinrich Riethmüller).

Professor Dr. Seyla-benhabib. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Professor Dr. Seyla-benhabib. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

In ihrer Laudatio stellte Seyla Benhabib Carolin Emckes Erzählkunst in den Mittelpunkt, die es ihr ermögliche, Dinge so zu benennen und zu erzählen, dass das Schweigen durchbrochen wird. „Als Erzählerin hat sie eine einmalige Mischung aus Reportage, philosophischer Reflektion und literarischer Komposition geschaffen, durch die sie ,moralisches Zeugnis‘ ablegen kann über menschliches Leid in gewaltsamen Konflikten, aber auch über andere Formen von Leid und Schweigen, die all jene verspüren, die anders sind, sei es sexuell, psychologisch, religiös oder ethnisch. Dadurch erlöst sie den Schmerz der Nicht-Sagbarkeit und bringt die Mauern des Schweigens und Leids zu Fall, hinter denen sich das Trauma des Unsäglichen auftürmt“, so Benhabib.
(Die vollständige Laudatio von Seyla Benhabib)

Wir müssen uns nicht mögen – aber in unserer Andersartigkeit respektieren.
Carolin Emcke auf der Pressekonferenz.  Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Carolin Emcke auf der Pressekonferenz. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Carolin Emcke rief in ihrer Dankesrede dazu auf, sich gemeinsam für eine freiheitliche und demokratische Gesellschaft einzusetzen. „Wir dürfen uns nicht wehrlos und sprachlos machen lassen. Wir können sprechen und handeln. Wir können die Verantwortung auf uns nehmen. Und das heißt: Wir können sprechend und handelnd eingreifen in diese sich zunehmend verrohende Welt“, so Emcke.

Dieser ausgrenzende Fanatismus“, so Emcke“ beschädigt nicht nur diejenigen, die er sich zum Opfern sucht, sondern alle, die in einer offenen, demokratischen Gesellschaft leben wollen. Das Dogma des Homogenen, Reinen, Völkischen verengt die Welt. Es schmälert den Raum, in dem wir einander denken und sehen können. Es macht manche sichtbar und andere unsichtbar. Es versieht die einen mit wertvollen Etiketten und Assoziationen und die anderen mit abwertenden. Es begrenzt die Phantasie, in der wir einander Möglichkeiten und Chancen zuschreiben. Mangelnde Vorstellungskraft und Empathie aber sind mächtige Widersacher von Freiheit und Gerechtigkeit.

Das ist eben das, was die Fanatiker und Populisten der Reinheit wollen: sie wollen uns die analytische Offenheit und Einfühlung in die Vielfalt nehmen. Sie wollen all die Gleichzeitigkeiten von Bezügen, die uns gehören und in die wir gehören, dieses Miteinander und Durcheinander aus Religionen, Herkünften, Praktiken und Gewohnheiten, Körperlichkeiten und Sexualitäten vereinheitlichen.“

Emcke gleißelt die Pathologie unserer Zeit, nämlich, dass Menschen „nach Begriffen und Hautfarben, nach Herkunft und Glauben, nach Sexualität und Körperlichkeiten“ klassifiziert und damit Ausgrenzung und Gewalt gegen sie gerechtfertigt würden.

Emcke hinterfragt auch die Bedeutung von „Zugehörigkeit“ : „Ist Zugehörigkeit also etwas, das aufscheint im Zusammensein mit anderen oder etwas, das aufscheint, wenn man als einziger aus einer Gemeinschaft herausfällt? „ und fragte dann: „Wem gehört also dieses An-gehöreneinem selbst oder den anderen? Gibt es das nur in einer Form oder in verschiedenen? Und vor allem: wieviele Kontexte und Verbindungen können für mich in diesem Sinne relevant und wichtig sein? Wieviele Schnittmengen gibt es von Kreisen, in denen ich passend bin und aus denen ich mich als Individuum zusammensetze?“

Aufgrund ihrer Homosexualität hat Carolin Emcke selbst erfahren, wie es sich anfühlen kann, als „nichtzugehörig“ eingestuft zu werden. So ahnte sie nicht, als sie sich das erste Mal in eine Frau verliebte, dass dies mit einer „Zugehörigkeit verbunden wäre“. Carolin Emcke war der Ansicht, „wie und wen ich liebe, sei eine individuelle Frage, eine, die vor allem mein Leben auszeichnete und für andere, Fremde oder gar den Staat, nicht von Belang. Jemanden zu lieben und zu begehren, das schien mir vornehmlich eine Handlung oder Praxis zu sein, keine Identität.

Es ist eine ausgesprochen merkwürdige Erfahrung, dass etwas so Persönliches für andere so wichtig sein soll, dass sie für sich beanspruchen, in unsere Leben einzugreifen und uns Rechte oder Würde absprechen wollen. Als sei die Art wie wir lieben für andere bedeutungsvoller als für uns selbst, als gehörten unsere Liebe und unsere Körper nicht uns, sondern denen, die sie ablehnen oder pathologisieren. Das birgt eine gewisse Ironie: Als definierte unsere Sexualität weniger unsere Zugehörigkeit als ihre. Manchmal scheint mir das bei der Beschäftigung der Islamfeinde mit dem Kopftuch ganz ähnlich. Als bedeutete ihnen das Kopftuch mehr als denen, die es tatsächlich selbstbestimmt und selbstverständlich tragen.“ so Emcke.

Es ist  die fremdbestimmende, entmündigende und einengende Übergriffigkeit  in die Freiheit des Lebens anderer, die Emcke geißelt, wer auch immer ihre Urheber sind,  privat wie auch öffentlich. Sie stellt dem Gleichschaltungswahn von „homogenen Volk“ oder „wahrer Religion„, „das Recht auf Verschiedenheit“ gegenüber. „Verschiedenheit ist kein Grund für Ausgrenzung, Ähnlichkeit  keine Voraussetzung für Grundrechte“ , so Carolin Emcke,:

Das bedeute, „dass wir uns nicht mögen müssen. Wir müssen einander nicht einmal verstehen in unseren Vorstellungen vom guten Leben. Wir können einander merkwürdig, sonderbar, altmodisch, neumodisch, spießig oder schrill finden.
Um es für Paulskirchen-Verhältnisse mal etwas salopp zu formulieren: ich bin Borussia Dortmund Fan. Ich habe, nun ja, etwas weniger Verständnis dafür, wie man Schalke Fan sein kann. Und doch käme ich nie auf die Idee, Schalke Fans das Recht auf Versammlungsfreiheit zu nehmen.“

Hardcover,  € (D) 20,00,  € (A) 20,60, ISBN: 978-3-10-397231-3
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Menschen sollen selbst wählen können, wie und mit wem sie leben oder glücklich werden und an was sie glauben oder nicht glauben wollen, solange sie das Anderssein anderer respektieren.

Aber das muss geübt werden: „Eine freie, säkulare, demokratische Gesellschaft ist etwas, das wir lernen müssen. Immer wieder. Im Zuhören aufeinander. Im Nachdenken über einander. Im gemeinsamen Sprechen und Handeln. Im wechselseitigen Respekt vor der Vielfalt der Zugehörigkeiten und individuellen Einzigartigkeiten. Und nicht zuletzt im gegenseitigen Zugestehen von Schwächen und im Verzeihen.“

Natürlich wäre das mühsam und konfliktreich, etwa wenn „die jeweiligen religiösen Bezüge und die säkulare Ordnung in eine gerechte Balance“ gebracht werden müssten.

„Aber warum sollte es auch einfach zugehen?“, fragt Emcke. „Wir können immer wieder anfangen.
Was es dazu braucht?
Nicht viel: etwas Haltung, etwas lachenden Mut und nicht zuletzt die Bereitschaft, die Blickrichtung zu ändern, damit es häufiger geschieht, dass wir alle sagen: Wow. So sieht es also aus dieser Perspektive aus.“, so die Friedenspreisträgerin.

(Den kompletten Text von Carolin Emckes Friedenspreisrede):

Begründung der Jury
Carolin Emcke mit Urkunde  Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Carolin Emcke mit Urkunde Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

„Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verleiht der Börsenverein im Jahr 2016 an
Carolin Emcke
und ehrt damit die Journalistin und Publizistin, die mit ihren Büchern, Artikeln und Reden einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Dialog und zum Frieden leistet.

Ihre Aufmerksamkeit gilt dabei besonders jenen Momenten, Situationen und Themen, in denen das Gespräch abzubrechen droht, ja nicht mehr möglich erscheint. Carolin Emcke setzt sich schwierigen Lebensbedingungen aus und beschreibt – vor allem in ihren Essays und ihren Berichten aus Kriegsgebieten – auf sehr persönliche und ungeschützte Weise, wie Gewalt, Hass und Sprachlosigkeit Menschen verändern können. Mit analytischer Empathie appelliert sie an das Vermögen aller Beteiligten, zu Verständi-gung und Austausch zurückzufinden.

Das Werk von Carolin Emcke wird somit Vorbild für gesellschaftliches Handeln in einer Zeit, in der politische, religiöse und kulturelle Konflikte den Dialog oft nicht mehr zulassen. Sie beweist, dass er möglich ist, und ihr Werk mahnt, dass wir uns dieser Aufgabe stellen müssen.“

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels:
Paulskirche. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Paulskirche. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Seit 1950 vergibt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Preisträger waren neben Amos Oz und Albert Schweitzer unter anderem Astrid Lindgren, Václav Havel, Jürgen Habermas, Susan Sontag, David Grossman, Liao Yiwu, Swetlana Alexijewitsch und im vergangenen Jahr Navid Kermani. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.

Weitere Informationen!

 

Deutscher Jugendliteraturpreis 2016 geht an flämisch-niederländisches Bilderbuch „Der Hund, den Nino nicht hatte“

Die Preisträger Anton Van Hertbrugge (Illustration), Edward van de Vendel (Text) und Rolf Erdorf (Übersetzung) ( v.l.n.r.). Foto: Mara Monetti
Die Preisträger Anton Van Hertbrugge (Illustration), Edward van de Vendel (Text) und Rolf Erdorf (Übersetzung) ( v.l.n.r.). Foto: Mara Monetti

Der niederländische Autor Edward van de Vendel, der flämische Illustrator Anton Van Hertbruggen und der deutsche Übersetzer Rolf Erdorf  haben auf der Frankfurter Buchmesse für die deutsche Ausgabe von „Der Hund, den Nino nicht hatte“ („Het hondje dat Nino niet had“) den Deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie „Bilderbuch“ erhalten. Dass dies ausgerechnet in dem Jahr passiert, wo Flandern und die Niederlande Ehrengast der Frankfurter Buchmesse sind, verleiht der ohnehin schon namhaften Auszeichnung zusätzlich etwas Besonderes.

Der Hund, den Nino nicht hatte von Edward van de Vendel und Anton Van Hertbruggen erzählt die Geschichte eines Jungen und seines imaginären Hundes. Das Buch, ursprünglich im Verlag De Eenhoorn erschienen, wurde von Rolf Erdorf ins Deutsche übersetzt und von Bohem Press herausgegeben.  Außer auf Deutsch wird es noch in einer englischen, französischen, dänischen, portugiesischen (Brasilien)  und koreanischen Übersetzung sowie in vereinfachtem Chinesisch erhältlich sein. Der Hund, den Nino nicht hatte  ist ein wahres Prachtstück. Mit diesem Erstling hat Van Hertbruggen bereits verschiedene Preise im In- und Ausland gewonnen, unter anderem als erster Flame eine Silbermedaille der Society of Illustrators (USA).

An Titeln aus Flandern und den Niederlanden waren außerdem nominiert: Der goldene Käfig (Carll Cneut, Anna Castagnoli und Ulrike Schimming, Bohem Press) in der Kategorie Bilderbuch sowie der Coming-of-Age-Roman Das hier ist kein Tagebuch (Erna Sassen und Rolf Erdorf, Freies Geistesleben) in den Kategorien Jugendbuch und Preis der Jugendjury.

jugendliteraturpreis16Der Deutsche Jugendliteraturpreis ist ein internationaler Preis für Kinder-und Jugendliteratur, mit dem nicht nur deutschsprachige, sondern auch ins Deutsche übersetzte Bücher ausgezeichnet werden können. Der Preis wird  seit 1956 auf der Frankfurter Buchmesse vergeben. Dadurch wird nicht nur die deutsche Presse- und Verlagslandschaft auf die Preisträger aufmerksam, sondern auch die der zahlreichen anderen dort vertreten Länder.

Die bisherigen niederländischsprachigen Preisträger waren: Do Van Ranst (2007), Dolf Verroen (2006), Guus Kuijer (2002, 1982), Ted van Lieshout (1999), Bart Moeyaert (1998), Ruud van der Rol und Rian Verhoeven (1994), Joke van Leeuwen (1988), Els Pelgrom (1986), An Rutgers van der Loeff (1977, 1959) und Miep Diekmann (1964).

Die niederländischsprachige Kinder- und Jugendliteratur erfreut sich in Deutschland großer Beliebtheit: Rund ein Drittel der insgesamt etwa 300 Titel, die im Vorfeld des flämisch-niederländischen Ehrengastauftrittes in deutscher Übersetzung erschienen sind, sind Kinder- und Jugendbücher.

Mehr über den Deutschen Jugendliteraturpreis erfahren Sie unter: http://www.djlp.jugendliteratur.org/

Sechzig Jahre Deutscher Jugendliteraturpreis 1956 – 2016
Übersicht der Jubiläumsveranstaltungen

Leipziger Buchmesse, Congress Center Leipzig, Saal 1
17. März 2016, 14.00 – 15.30 Uhr
Deutscher Jugendliteraturpreis 2016 – Nominierungsbekanntgabe
und im Anschluss Vergabe der Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendien

Internationale Kinderbuchmesse Bologna, Autoren-Café
5. April 2016, 15.00 – 16.00 Uhr
60 Jahre Deutscher Jugendliteraturpreis – 60 Jahre Weltoffenheit
Podiumsrunde im Rahmen des deuschen Gastlandauftritts mit den Trägern des Deutschen Jugendliteraturpreises Nadia Budde, Susan Kreller und Andreas Steinhöfel.
Moderation: Dr. Susanne Helene Becker

Literaturhaus Rostock
13. September 2016, 9.00 – 11.30 Uhr
Was ist los vor meiner Tür?
Kinderlesefest zur Jubiläumspublikation mit Bundesministerin Manuela Schwesig.
Workshopleitung: Birgit Mehrmann
Geschlossene Veranstaltung

Frankfurter Buchmesse, Congress Center Messe Frankfurt, Saal Harmonie
21. Oktober 2016, 17.30 – 19.00 Uhr
Deutscher Jugendliteraturpreis 2016 – Preisverleihung
Auszeichnung der Siegertitel der Kritiker- und der Jugendjury. Vergabe des Sonderpreises für das Autoren-Gesamtwerk.
Moderation: Vivian Perkovic

Katholische Akademie Hamburg
21. November 2016, 9.30 – 17.00 Uhr
Was ist los vor meiner Tür?
Fachtagung für Vermittler der Kinder- und Jugendliteratur

Ausgehend von der Jubiläumspublikation beschäftigt sich die Tagung mit dem Thema Fremdheit. Sie umfasst einen Vortrag von Dr. Susanne Helene Becker zu literarischen Begegnungen mit dem Anderen, ein Werkstattgespräch mit Aljoscha Blau sowie Workshops mit Birgit Mehrmann, Nina Kuhn und Aljoscha Blau.
Seminargebühr: 75 Euro

Internationale Jugendbibliothek München, Jella-Lepman-Saal
8. Dezember 2016, 19.00 – 21.00 Uhr
Was ist los vor meiner Tür?
Internationaler Autorenabend

Die Jubiläumspublikation umfasst Beiträge von 20 Autoren aus Deutschland und aller Welt. Mit Martin Baltscheit, Rose Lagercrantz und Iva Procházková präsentieren drei von ihnen ihre Texte und kommen ins Gespräch über das Aufeinandertreffen von Lebensweisen und Kulturen.
Moderation: Dr. Stephanie Jentgens

Else-Otten-Übersetzerpreis 2016 geht an Annette Wunschel

Gesprächsrunde mit den nominierten Annette Wunschel (m.) u. Rolf Erdorf  (r.) auf  "Theater-Bühne" im Pavillons des Ehrengastlandes Flandern & Niederlande.Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Gesprächsrunde mit den nominierten Annette Wunschel (m.) u. Rolf Erdorf (r.) auf „Theater-Bühne“ im Pavillons des Ehrengastlandes Flandern & Niederlande. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Am Samstag, dem 22. Oktober, wurde auf der Frankfurter Buchmesse im Pavillon des diesjährigen Ehrengasts Flandern & die Niederlande die Preisträgerin des Else-Otten-Übersetzerpreises 2016 bekanntgegeben. In diesem Jahr ging der Preis an Annette Wunschel für ihre Übersetzungen von Johan Huizinga. Die von der Flämischen und der Niederländischen Stiftung für Literatur alle zwei Jahre vergebene Auszeichnung ehrt die beste deutsche Übersetzung eines niederländischsprachigen Buches.

Aufgrund des flämisch-niederländischen Ehrengastauftritts waren diesmal, anders als in den Jahren zuvor, gleich drei Kandidaten für den Preis nominiert: Rolf Erdorf für seine Übersetzung von Zwarte zwaan von Gideon Samson, im Januar 2015 als Doppeltot im Gerstenberg-Verlag in Hildesheim erschienen, Ira Wilhelm für ihre Übersetzung von Oorlog en terpentijn von Stefan Hertmans, im August 2014 als Der Himmel meines Großvaters im Carl-Hanser-Verlag in Berlin erschienen, und Annette Wunschel für ihre Übersetzung von In de schaduwen van morgen en Geschonden wereld von Johan Huizinga, im Juni 2014 als Kultur- und zeitkritische Schriften im Wilhelm-Fink-Verlag in Paderborn erschienen.

Die Jury lobte Rolf Erdorf für seine Kreativität und den treffsicheren Sprachgebrauch, mit dem er Zwarte zwaan übersetzt hatte, und Ira Wilhelm für ihren reichen Wortschatz und ihren exzellenten Satzbau in der Übersetzung von Oorlog en terpentijn. „In einer idealen Übersetzerwelt“, so die Jury, „würden alle drei Nominierten einen Preis bekommen.“ Schließlich fiel die Wahl auf Annette Wunschel und ihre Huizinga-Übersetzungen, „weil dort Huizingas unverkennbar eigener Stil vollständig zur Geltung kommt. Kunstfertig versteht es Annette Wunschel, die Knetbarkeit der deutschen Sprache bis zum Äußersten auszukosten und mit treffsicherem Gespür immer wieder die richtigen übersetzerischen Entscheidungen zu treffen.“

(v.l.) Jan Peumans, Präsident des flämischen Regionalparlaments in Belgien, Annette Wunschel, Agnes Wolbert, Stellvertreterin des Präsidenten des Ständigen Parlamentsausschusses für Erziehung, Kultur und Wissenschaft der Zweiten Kammer des niederländischen Parlaments. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
(v.l.) Jan Peumans, Präsident des flämischen Regionalparlaments in Belgien, Annette Wunschel, Agnes Wolbert, Stellvertreterin des Präsidenten des Ständigen Parlamentsausschusses für Erziehung, Kultur und Wissenschaft der Zweiten Kammer des niederländischen Parlaments. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Der mit 5.000 € Else-Otten-Übersetzerpreis 2016 wurde von Herrn Jan Peumans, Präsident des flämischen Regionalparlaments in Belgien und Frau Agnes Wolbert, Stellvertreterin des Präsidenten des Ständigen Parlamentsausschusses für Erziehung, Kultur und Wissenschaft der Zweiten Kammer des niederländischen Parlaments übergeben.

Highlights des Tages für Samstag, 22. Oktober und Sonntag, 23. Oktober 2016

buchmesse-ffm2Frankfurt, 21.10.16 – Nele Neuhaus, Simon Beckett, Cecilia Ahern – Sie alle werden am Wochenende auf der Buchmesse erwartet. Am Wochenende sind besonders viele Autoren und prominente Gäste auf der Frankfurter Buchmesse zu Gast. Im LitCam Kulturstadion ist am Wochenende Fußball-Kulturfest, unter anderem mit WM-Sieger Peer Mertesacker. Dabei können sich die Messebesucher vor Ort mit der echten Meisterschale der Bundesliga fotografieren lassen. Der „LiBeraturpreis“ würdigt literarische Werke von Frauen aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Der „Beauty And The Book Award“, der auch am Samstag verliehen wird, zeichnet das vom Publikum erwählte, schönste Buch aus. Nachtschwärmer gehen am Samstagabend nach der Messe zur ersten Booknight im Bahnhofsviertel. Am Messe-Sonntag findet zum zehnten Mal die Deutsche Cosplaymeisterschaft statt – die Zuschauer erwarten wieder spektakuläre Kostüme und kreative Auftritte. Die feierliche GastRollen-Übergabe an Frankreich, den Ehrengast 2016, am Messesonntag rundet das Buchmessewochenende ab.

Im Folgenden finden Sie eine Auswahl an Highlights und Veranstaltungen am Wochenende. Eine Übersicht aller Veranstaltungen auf der Buchmesse können Sie unserem Online-Veranstaltungskalender entnehmen: www.buchmesse.de/veranstaltungskalender.

Samstag, 22. Oktober 2016
 
ganztägig

Virtual Reality Campus im THE ARTS+ Areal

THE ARTS+ Salon, Halle 4.1 / Q109, Messegelände
Am Messe-Wochenende wird der THE ARTS+ Salon zu einem wahrhaften Virtual Reality-Erlebnisort. In Kooperation mit dem Ersten Deutschen Fachverband für Virtual Reality (EDFVR) entsteht ein Bereich, in dem die Messebesucher Filme, VR-Games und –Kunstinstallationen erleben können.

 

ganztägig
Fußball-Kulturfest
Bühne LitCam Kulturstadion, Halle 3.1 / B34, Messegelände

Auf der Bühne des Kulturstadions wird durchgehend Programm geboten: Veranstaltungen zu Fußballbüchern, zur sozialen Verantwortung des Sports, zur Fußballgeschichte und Vieles mehr. Mit Peer Mertesacker (Fußball-WM-Sieger 2014), Horst Hrubesch (Trainer Fußball-Olympiateam 2016), Claudia Roth (Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages) und Hans-Joachim Watzke (Geschäftsführer Borussia Dortmund). Ein weiterer Stargast ist die Meisterschale: Als Offizieller Premium-Partner der Bundesliga liefert Hermes die begehrte Trophäe zur Frankfurter Buchmesse. Besucher können die Meisterschale hier aus nächster Nähe bestaunen und sich mit ihr fotografieren lassen – inklusive Fotoausdruck vor Ort.

9.30-15.00 Uhr
Herzenstage
Orbanism Space Halle 4.1 / D88, Messegelände

Zum ersten Mal werden die Herzenstage auch live stattfinden, und zwar auf der Frankfurter Buchmesse! Digital und direkt vor Ort werden die Veranstalter am Messe-Samstag über alles rund um die Themen Liebe, Romance und Liebesromane sprechen. Die Besucher erwarten zudem viele tolle Aktionen und Events. Mehr Informationen unter https://herzenstage.org/mitmachen.

12.00 – 13.00 Uhr
Schwarzwälder Abiturienten auf „Innovationswalz“
Hot Spot Education Stage, Halle 4.2 / C90, Messegelände

Drei Absolventen des Fürstenberg-Gymnasiums Donaueschingen stellen ihr ganz besonderes Backpacker-Projekt vor: Nachdem sie das Abitur in der Tasche haben, werden sie auf „Innovationswalz“ gehen. Ihr Ziel ist es dabei, Erfahrungen mit neuen Bildungstechnologien, wie z. B. dem Cyber-Classroom, in die Welt zu tragen und eine Diskussion über die Notwendigkeit von digitalen Lernmethoden anzustoßen.

13.00 – 14.00 Uhr
BRIGITTE LIVE mit Nele Neuhaus
Open Stage, Agora, Messegelände

Die Schriftstellerin Nele Neuhaus im Gespräch mit BRIGITTE-Chefredakteurin Brigitte Huber. Bei BRIGITTE LIVE präsentiert das Frauenmagazin starke Persönlichkeiten, die unsere Gesellschaft prägen, in einer einzigartigen Gesprächsatmosphäre.

14.00 – 14.30 Uhr
Meet the artist: Van Goghs literarisches Erbe
THE ARTS+ RUNWAY, Halle 4.1 / P53, Messegelände

Vincent van Gogh ist ein künstlerischer Megastar. Seine Briefe geben persönliche Einblicke in sein Leben und Schaffen – und erobern wie sein Genie die Welt. Wie es dem Van Gogh Museum gelungen ist, das Schrifterbe van Goghs global zugänglich zu machen, verrät Museums-Direktor Axel Rüger.

14.00 – 15.00 Uhr
Das beste Wirtschaftsbuch des Jahres
Börsenvereinsbühne, Halle 3.1 / H85, Messegelände

Das Handelsblatt präsentiert den Sieger des Deutschen Wirtschaftsbuchpreises 2016 und wirft einen Blick in die Schreibwerkstatt von Autoren. Unter anderem wird Frank Behrendt, der „Guru der Gelassenheit“, Ideen für den Nachfolger des Überraschungserfolgs Liebe dein Leben und nicht deinen Job (Gütersloher Verlagshaus) vorstellen.

15.30 – 16.00 Uhr
BRIGITTE LIVE mit Lamya Kaddor

Lesezelt, Agora, Messegelände
Islamwissenschaftlerin und Autorin Lamya Kaddor im Gespräch mit BRIGITTE-Chefredakteurin Brigitte Huber. Bei BRIGITTE LIVE präsentiert das Frauenmagazin starke Persönlichkeiten, die unsere Gesellschaft prägen, in einer einzigartigen Gesprächsatmosphäre.

16.30 – 17.30 Uhr
LiBeraturpreis 2016: Laksmi Pamuntjak
Weltempfang-Bühne, Halle 3.1 / L25, Messegelände

Der LiBeraturpreis ist der einzige deutsche Literaturpreis, der nur an Frauen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der Arabischen Welt verliehen wird. 2016 erhält ihn Laksmi Pamuntjak für ihren Roman Alle Farben Rot (Ullstein 2015, Übers. Martina Heinschke), ein kunstvoller Liebes- und Politroman, der die Leser in ein Land führt, dessen Wunden aus der Zeit blutiger Konflikte noch nicht geheilt sind.

16.45 – 18.00 Uhr
THE BEAUTY AND THE BOOK AWARD

Halle 4.1 / N 91, Messegelände
Die Frankfurter Buchmesse verleiht in Kooperation mit der Stiftung Buchkunst den THE BEAUTY AND THE BOOK AWARD. Der internationale Publikumspreis zeichnet das schönste Buch aus und wird in diesem Jahr zum dritten Mal vergeben.

Ab 18.00 Uhr
Booknight im Frankfurter Bahnhofsviertel
im Frankfurter Bahnhofsviertel

Die Frankfurter Buchmesse und die Frankfurter Initiative für Gastronomie laden ein zur ersten Booknight im Bahnhofsviertel. Neben der Abendveranstaltung in der Booklounge in der Bar AMP bieten ausgewählte Clubs und Restaurants am Samstagabend Programm für all jene, die nach dem Messetag noch nicht genug haben. Der diesjährige Ehrengast Flandern & die Niederlande ist dabei mit Neuinterpretationen niederländischer Klassiker vertreten – von Bitterballen bis Fritten. Außerdem geht es als „After-Fair-Event“ weiter mit Lesungen, Performances und DJs. Weitere Informationen sind im Online-Veranstaltungskalender der Buchmesse unter dem Stichwort „Booknight“ zu finden.

Sonntag, 23. Oktober 2016
 
ganztägig

Virtual Reality Campus im THE ARTS+ Areal
THE ARTS+ Salon, Halle 4.1 / Q109, Messegelände

Am Messe-Wochenende wird der THE ARTS+ Salon zu einem wahrhaften Virtual Reality-Erlebnisort. In Kooperation mit dem Ersten Deutschen Fachverband für Virtual Reality (EDFVR) entsteht ein Bereich, in dem die Messebesucher Filme, VR-Games und –Kunstinstallationen erleben können.

 
ganztägig
Fußball-Kulturfest

Bühne LitCam Kulturstadion, 3.1 / B34, Messegelände

Auf der Bühne des Kulturstadions wird durchgehend Programm geboten: Veranstaltungen zu Fußballbüchern, zur sozialen Verantwortung des Sports, zur Fußballgeschichte und Vieles mehr. Mit Peer Mertesacker (Fußball-WM-Sieger 2014), Horst Hrubesch (Trainer Fußball-Olympiateam 2016), Claudia Roth (Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages) und Hans-Joachim Watzke (Geschäftsführer Borussia Dortmund). Ein weiterer Stargast ist die Meisterschale: Als Offizieller Premium-Partner der Bundesliga liefert Hermes die begehrte Trophäe zur Frankfurter Buchmesse. Besucher können die Meisterschale hier aus nächster Nähe bestaunen und sich mit ihr fotografieren lassen – inklusive Fotoausdruck vor Ort.

10.45 Uhr
Verleihung Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2016
Paulskirche, Frankfurt

Die Philosophin Seyla Benhabib hält die Laudatio auf Carolin Emcke, die in diesem Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt wird. Die Verleihung findet während der Frankfurter Buchmesse am Sonntag, 23. Oktober 2016, um 10.45 Uhr in der Frankfurter Paulskirche statt. Nur mit Einladung.

12.00 – 12.30 Uhr
BRIGITTE LIVE mit Leon de Winter
Lesezelt, Agora, Messegelände

Schriftsteller Leon de Winter im Gespräch mit BRIGITTE-Chefredakteurin Brigitte Huber. Bei BRIGITTE LIVE präsentiert das Frauenmagazin starke Persönlichkeiten, die unsere Gesellschaft prägen, in einer einzigartigen Gesprächsatmosphäre.

 
13.30 – 17.00 Uhr
Finale der 10. Deutschen Cosplaymeisterschaft (DCM)

Congress Center (Ebene 2), Messegelände
Die Deutsche Cosplaymeisterschaft, gerade vom japanischen Außenminister offiziell für ihre Verdienste um die „Förderung des gegenseitigen Verständnisses zwischen Japan und Deutschland“ geehrt, feiert Jubiläum. 2016 findet Deutschlands größter Cosplaywettbewerb zum zehnten Mal statt. Die Zuschauer erwarten wieder spektakuläre Kostüme und kreative Auftritte. Die Deutsche Cosplaymeisterschaft wird von Animexx e.V. und der Frankfurter Buchmesse veranstaltet.

 
15.00 – 16.00 Uhr
World of Contradictions – Fashion Performance

THE ARTS+ RUNWAY, Halle 4.1 / P53, Messegelände
Unter dem Motto World of Contradictions präsentiert der Frankfurt StyleAward ein Defilee der Frankfurt StyleAward Collection. Der Fokus der exklusiven Fashion Performance liegt auf Kreationen, die sich an der Schnittstelle von Fashion, Kunst und Technologie bewegen. Unter anderem wird so genannte „Tech-Fashion“, die z. B. mit LEDs gestaltet wurde, präsentiert.

15.00 – 16.00 Uhr
Offene Gesellschaft und die Profiteure der Angst
Weltempfang Bühne, Halle 3.1 / L25, Messegelände

Die häufig populistisch geführten Diskussionen um die Zukunft Europas stellen den einheitlichen Zielgedanken der EU verstärkt in Frage. Wie kann man diese Kritik aufnehmen und in ein zukünftiges EU-Modell integrieren? Welche gesellschaftlichen, politischen und institutionellen Voraussetzungen muss es hierfür geben? Wie kann eine Transformation/Zukunft der EU aussehen? Mit: Prof. Harald Welzer (Deutschland) und Prof. Antoine Vauchez (Frankreich). Moderation: Dr. Alexander Roesler.

15.30 – 16.30 Uhr
Gastrollen-Übergabe: Flandern & die Niederlande 2016 – Frankreich 2017
Ehrengast-Pavillon, Forum, Ebene 1, Messegelände

Nach einem literarischen Gespräch mit dem flämischen Autor Stefan Hertmans und der französischen Schriftstellerin Marie N’Diaye wird die „GastRolle“, ein speziell für die Frankfurter Buchmesse entworfenes Kunstobjekt, an den Ehrengast 2017 Frankreich überreicht.

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