Kategorie-Archiv: Wiesbadener Museen

Jubiläen, Neuerwerbungen und ein Sensationsfund für das Museum Wiesbaden: Adolf Hölzel, Lesende

Museum Wiesbaden Hölzel Lesende Foto: Bernd Fickert
Museum Wiesbaden Hölzel Lesende Foto: Bernd Fickert

2022 war ein bewegtes Jahr für die Sammlungspräsentation des 20. Jahrhunderts im Wiesbadener Landesmuseum. Neben Sonderausstellungsprojekten zu großen Namen wie Frank Stella oder Ernst Wilhelm Nay, gibt es Neues in der Sammlung zu entdecken: Ankäufe und Schenkungen von Dietrich Helms, Ida Kerkovius und Winston Roeth. Ein besonderes Ereignis für die museale Sammlung ist die Wiederentdeckung eines verschollenen Glasfensters von Adolf Hölzel.

Das bislang im Werkverzeichnis als verschollen geführte, originale Glasfenster „Lesende“ (1926) des Stuttgarter Künstlers Adolf Hölzel, einer der Pioniere der abstrakten Kunst, ist für das Museum Wiesbaden ein Sensationsfund. Mit diesem bedeutenden Ankauf ist nach der Restitution des Hölzel-Gemäldes Prozession im Jahr 2020 an die Erben von Ernst und Gertrud Flersheim wieder ein spätes Werk des Künstlers in der Sammlung. Das vielteilige Glasfenster (über 650 Scheiben) wurde zunächst aufwendig restauriert. Das Werk verbindet – wegweisend erleuchtet durch den Einsatz sparsamer LED-Technik – die Jugendstilabteilung im ersten Stock mit dem Aufbruch der Moderne im Erdgeschoss des Museums Wiesbaden. Das Glasbild „Lesende“ ist eines von nur vier Fenstern, die Hölzel für zumeist industrielle Auftraggeber ausführte – 1918 in Hannover für den Festsaal der Firma Bahlsen, 1928/29 für das Rathaus in Stuttgart und 1932, erneut in Hannover, für den Konferenzsaal der Pelikan-Werke. 1926 beauftragte Dr. Willi Fulda in der Lausitz (Schlesien) das schmales Glasfenster „Lesende“ für die Bibliothek des von ihm geleiteten „Lauta“-Werks. Jetzt wird es nun im Museum Wiesbaden präsentiert, nachdem es über ein Kölner Auktionshaus aus Privatbesitz erworben werden konnte.

Ebenso hat sich in den Galerieräumen des Museums einiges getan: In den neu eingerichteten Jawlensky-Räumen findet man nicht nur Werke der mit dem Maler viele Jahre liierten Marianne von Werefkin, sondern auch seiner Weggefährtinnen Natalia Gontscharowa, Maria Marc, Gabriele Münter oder Ida Kerkovius. Von letzterer wird der erst seit 2021 in der Sammlung befindliche Bauhaus-Teppich Hommage à Kandinsky mit den geometrischen Abstrakten Köpfen Jawlenskys kombiniert. Schließlich wird der vor wenigen Wochen verstorbene und dem Museum Wiesbaden über drei Jahrzehnte sehr verbundene Objektkünstler, Maler und Zeichner Dietrich Helms (1933-2022) durch die erstmalige Präsentation eines seiner seltenen frühen Rauten-Bilder geehrt. Dieses ist 1956 unter dem Eindruck der kurz zuvor von ihm besuchten Lehrveranstaltung Ernst Wilhelm Nays in der Landeskunstschule Hamburg entstanden und wurde vom Künstler 2018 dem Museum Wiesbaden überlassen. Helms wird im Kontext des De Stijl-Künstlers Friedrich Vordemberge-Gildewart gezeigt, dessen schriftlichen Nachlass er nicht nur erforscht hat; er war auch daran beteiligt, dass dieser 1997 von der schweizerischen Stiftung Vordemberge-Gildewart dem Museum Wiesbaden in Gänze (inkl. der Briefwechsel mit so bedeutenden Künstlern wie Hans Arp, Theo van Doesburg oder Piet Mondrian) übergeben wurde.

Aus dem Bereich der Malerei der Gegenwart ist neben Eva Hesse, Ellsworth Kelly, Robert Mangold, Albert Oehlen, Andy Warhol und Gerhard Richter eine Arbeit des amerikanischen Malers Winston Roeth zu erwähnen, die der Künstler anlässlich seiner Ausstellung „Speed of Light“ 2020 dem Museum geschenkt hat. Eine Arbeit auf Holz, die im Pendant zur Farbmalerei von Otto Ritschl für einen besonderen Schwerpunkt des Hauses steht.

Museum Wiesbaden

„Die Römer kommen!“ – Römertag am Stadtmuseum Wiesbaden 2.10.2022

flyerausschnitt---roemertag-2-okt-2022Ein abwechslungsreiches und spannendes Kinder- und Familienprogramm bietet der „Römertag“ auf dem Dernschen Gelände am Sonntag, 2. Oktober, von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ins sam – Stadtmuseum am Markt ist an diesem Tag frei.

Im Rahmen des „Wiesbadener Jahr des Wassers“ beleuchtet das sam – Stadtmuseum am Markt die Tradition des Wiesbadener Badewesens. Die aktuelle Sonderausstellung „Wasser Macht Identität“ ist bis zum 29. Januar 2023 im historischen Marktkeller zu sehen. Schwerpunkte bilden die Anfänge zur Zeit der Römer sowie ihre Rezeption und Interpretation um 1900, als die sogenannte »Weltkurstadt« ihre zweite Blütezeit erlebte. Hier knüpft das umfangreiche Begleitprogramm an, das viele Highlights ergänzend zur Sonderausstellung für die Besuchenden bereithält. Das Stadtmuseum bietet mit dem „Römertag“ einen besonderen Familientag vor den Türen des Museums an, inklusive freiem Eintritt in das Museum und die Sonderausstellung.

Am „Römertag“ dreht sich alles um Handwerker und Verkaufsstände mit Utensilien und Kostbarkeiten aus der römischen Antike, die das römische Leben lebendig machen und Spaß für die ganze Familie versprechen. Durch verschiedene Angebote der Schausteller aus ganz Deutschland wird für große und kleine Besucher der Einblick in das facettenreiche Leben und vor allem in den Alltag der Römer ein spannendes Erlebnis.

Wiesbaden bot seinen römischen Bürgern und Reisenden neben Erholung durch die Badeanlagen auch Freizeitspaß und kulturelle Vielfalt. Wie in der Antike erleben die Besucherinnen und Besucher zu den Themen Körperpflege und Wellness, Kult und Medizin sowie dem Alltag und der Freizeitgestaltung besondere Attraktionen. Verkaufsstände mit Duftölen, Kosmetika, Salben und Schmuck laden zum Verweilen ein. Rund um das Thema der antiken Heilkunde und des Badewesens werden Behandlungsmaßnahmen der römischen Medizin erklärt und gezeigt, wie man Badeschuhe für die Thermen produzierte. Mit der Herstellung römischer Öllampen und der Vorführung von Münzprägung und Töpferkunst wird das traditionelle Handwerk dargestellt. Daran knüpft die Schola Romana mit einem speziellen Schreibkurs an. Zum Alltag und zur Freizeit gehört ein Stand zum Schminken, Kleiden und Frisieren, der zum Thema Schönheitspflege ebenso bereitsteht wie römische Spiele, eine Hands-on-Station und die Spurensuche am „Tatort Antike“ zur Erkundung von Glücksspiel, Falschspiel und Flüchen. Begleitend zum Trubel auf dem Marktplatz präsentiert ein Musikensemble römische Musik auf der Hydraulis – einer römischen Wasserorgel, die als originelles Musikinstrument in Kombination mit anderen antiken Instrumenten besonders hervorsticht.

Beteiligte:

  • Römische Hands on – Archäologischer Park Xanten
  • Schminken, Kleiden und Frisieren – Ars Replika
  • Antike Heilkunde und Badewesen – Familie Teske
  • Römische Spiele – Diltheyschule Wiesbaden
  • Tatort Antike: Glücksspiel – Falschspiel – Flüche – Katja Kurth, Xanten
  • Schreiben wie die Römer – Schola Romana
  • Römische Töpferkunst Töpferei XAN-TST – Repliken und Vorführungen
  • Herstellung römischer Öllampen – Bastilippo
  • Badeschuhe für Thermen – Meister Knieriem
  • Vorführung von Münzprägung – Markus Gruner
  • Römische Musik auf der Hydraulis – Römische Wasserorgel und andere antike Musikinstrumente – Justus Willberg & Team.

Wiesbadens Geschichte neu erzählt aus der Perspektive seiner Wasserverwendung zur Römer- und Kaiser-Zeit – ab 21.09.2022 im sam

Am 2.Oktober 2022 – Römertag am SAM Dern’sches Gelände

Im Rahmen des "Wiesbadener Jahrs des Wassers" 2022 beleuchtet die Sonderausstellung "Wasser Macht Identität" im sam - Stadtmuseum am Markt - die kulturhistorische Seite der Wiesbadener Badetradition. Schwerpunkte bilden ihre Anfänge zur Römerzeit sowie ihre Rezeption um 1900, als die sogenannte "Weltkurstadt" ihre zweite Blütezeit erlebte. Zu sehen ist die Ausstellung vom 21. September 2022 bis zum 29. Januar 2023. Es gibt ein umfangreiches Begleitprogrammm. © Foto Diether von Goddenthow
Im Rahmen des „Wiesbadener Jahrs des Wassers“ 2022 beleuchtet die Sonderausstellung „Wasser Macht Identität“ im sam – Stadtmuseum am Markt – die kulturhistorische Seite der Wiesbadener Badetradition. Schwerpunkte bilden ihre Anfänge zur Römerzeit sowie ihre Rezeption um 1900, als die sogenannte „Weltkurstadt“ ihre zweite Blütezeit erlebte. Zu sehen ist die Ausstellung vom 21. September 2022 bis zum 29. Januar 2023. Es gibt ein umfangreiches Begleitprogrammm. © Foto Diether von Goddenthow

Seinen heißen Quellen hat es Wiesbaden zu verdanken, die älteste  durchgehend  besiedelte Stadt Hessens zu sein. Und sie ist mit Aachen zusammen die älteste Bäderstadt Deutschlands. Anhand des Elements Wasser und seiner vielfältigen – insbesondere kurativen –  Verwendung  wird nun die Geschichte Wiesbadens zur Römer- und Kaiser-Zeit  neu erzählt in der wunderbaren Ausstellung WASSER MACHT IDENTITÄT vom 21.09.2022 – 29.01.2023 im sam – Stadtmuseum am Markt (Dern’sche Gelände).

„Die heißen Quellen haben unsere Stadt zu dem gemacht, was sie heute ist! So ist das Wiesbadener Jahr des Wassers für uns eine großartige Gelegenheit, zwei Aspekten näher auf den Grund zu gehen: der Badekultur in Wiesbaden zur Römerzeit und dem Umgang mit diesem Erbe um 1900.“, so Sabine Philipp M.A., Direktorin des Wiesbadener Stadtmuseums (sam) bei einem Presserundgang. Ihr und den beiden Kuratoren, Dr. Vera Klewitz (für die Badekultur um 1900) und Dr. Burger-Völlmecke (für die antike Badekultur) ist mit der Ausstellung „Wasser Macht Identität“  gelungen, zu den Themen neue Erkenntnisse zu präsentieren und diese anschaulich zu vermitteln. „95 Prozent der Objekte stammen aus unserer umfangreichen und bedeutenden Sammlung Nassauischer Altertümer sowie der Stadthistorischen Sammlung, wovon viele der Öffentlichkeit bisher unbekannt sein dürften“, so die Museumsdirektorin.  Bereichert wird die Ausstellung durch Leihgaben, vorwiegend aus der Kulturregion RheinMain, darunter medizinisches sensationelles Instrumentarium, etwa ein Vaginalspeculum aus dem Römisch Germanischen Zentralmuseum Mainz (RGZM), wie es ähnlich  noch heute von Gynäkologen Verwendung findet.

Die Ausstellungsmacher (vli.:) Dr Burger Völlmecke, Kurator Sammlung Nassauischer Altertümer | Archäologie Vor- und Frühgeschichte bis Mittelalter;-Sabine-Philipp M.A. Direktorin sam, -Dr Vera Klewitz-Kuratorin Sammlung Nassauischer Altertümer | Sammlungen Kunsthandwerk & Grafik Mittelalter bis heute (©)-Diether von Goddenthow
Die Ausstellungsmacher (vli.:) Dr Burger Völlmecke, Kurator Sammlung Nassauischer Altertümer | Archäologie Vor- und Frühgeschichte bis Mittelalter;-Sabine-Philipp M.A. Direktorin sam, -Dr Vera Klewitz-Kuratorin Sammlung Nassauischer Altertümer | Sammlungen Kunsthandwerk & Grafik Mittelalter bis heute (©)-Diether von Goddenthow

Spektakulär ist auch Dr. Burger-Völlmeckes zufällige Entdeckung von Resten der baulichen Ausstattung aus den römischen Kranzplatz-Termen in Kisten der Sammlung Nassauischer Altertümer, darunter Fragmente einer Deckenverkleidung aus edlem Carrara-Marmor. Bislang war man davon ausgegangen, dass es von den römischen Kranzplatzthermen, deren gewaltige Fundamentreste beim Aushub für den Bau des Palasthotels (um 1903) entdeckt worden waren, keine physischen Überreste mehr vorhanden seien. Dieser Irrtum ist jetzt widerlegt und eröffnet auch hier neue Perspektiven wissenschaftlicher Betrachtung. Die Ausstellung steckt voll solch historischer Überraschungen.

Teil 1 „Wasser Macht Identität im römischen Wiesbaden“

wasser-macht-identitaet---zur-roemerzeitDer Zeitbogen wird  ab 6 /15 n. Chr. gespannt, also ab der Zeit kurz nach Ankunft römischer Truppen am Rhein, wodurch auch die  rechtsrheinische Region um die alte Keltensiedlung Wiesbaden insbesondere aufgrund ihrer heißen Quellen einen rasanten Aufstieg erfuhr. Diese Entwicklung bis zur Spätantike  veranschaulicht  Teil 1 der Ausstellung in den vier Schwerpunkten: Wasser für das Seelenheil – Religion und Kult, Wasser für Roms Städte – Meisterwerke der Infrastruktur, Wassertechnik, Wasser für den Leib – Wellness und Heilung.
Die heißen Quellen von Wiesbaden wurden schon bald für ausgedehnte Badeanlagen genutzt. Sie standen am Schützenhof, am Adlerterrain sowie am Kochbrunnen, deren heilsame Wirkung bis nach Rom bekannt war. Zu Ihnen gehörte auch das Angebot medizinischer Dienste, von denen das hochentwickele chirurgische und medizinische Besteck berichtet. Grabsteine von Soldaten und Zivilsten hingegen belegen deren Herkunft aus weit entfernten Gegenden des Römischen Reiches. Durch sie war das Leben im römischen Heilkurort Wiesbaden von vielen verschiedenen Kulturen und Religionen geprägt, die anhand von Fundmaterial rekonstruiert werden können. Reste von Wasserleitungen und Verteilerbecken bezeugen darüber hinaus das hochentwickelte Wissen römischer Ingenieure.

Teil 2 „Wasser Macht Identität in Wiesbaden um 1900

wasser-macht-identitaet---zur-roemerzeit-u-kaierzeit„Ende des 19. Jahrhunderts baute Wiesbaden sein System zur Ver- und Entsorgung von Wasser aus und investierte dabei zugleich in ihre Kuranlagen. Dabei besann sie sich auf ihre römischen Traditionen“, erläutert Dr. Vera Klewitz zur Einführung des Rundgangs durch Teil 2 der Ausstellung. Dieser Teil stünde in einem interessanten Spannungsbogen von Zerstörung, Interpretation und Rekonstruktion des römischen Erbes zu einer zweiten Blütezeit der Wiesbadener Badekultur um 1900, so die Kuratorin. Dabei wird aufgezeigt, welche Bedeutung Wiesbaden seiner römischen (Bade‐)Tradition beimaß, wie sich dies im öffentlichen Bewusstsein und schließlich im Stadtbild ausdrückte. So wurde Wilhelm II. bei seinen Besuchen in Wiesbaden mit dem Schriftzug »SALVE IMPERATOR« willkommen geheißen. Die römische »Heidenmauer« wurde zeittypisch instandgesetzt, erhielt jedoch ein neues »Römertor« zugunsten des Verkehrs. Antike Thermenanlagen wurden entdeckt, jedoch mit einem Hotel bzw. einer neuen Thermenanlage überbaut: dem Kaiser‐Friedrich‐Bad.

Besondere Themenschwerpunkte sind:  Alt weicht neu – das „Palasthotel“ und das „Römertor“ sowie „Baden im Luxus – das Baden im Kaiser Friedrich Bad“ und  „Trinken und Wandeln – Die Kochbrunnen-Anlage“ vor dem Hintergrund eines Zeitgeistes, als  die Menschen vom Wiesbadener Quellwasser des Kochbrunnens Heilung erwarteten – sei es durch innere oder äußere Anwendungen, so Dr. Vera Klewitz. Nachdem um 1890 der wetterfeste Trink- und Wandelgang nach Plänen des Architekten Wilhelm Christian Boglers errichtet worden war, wurde das Kochbrunnenwasser von uniformierten „Kochbrunnenmädchen“ der illustren Badegesellschaft gereicht. In der Ausstellung werden Pläne und Grundrisse gezeigt, und neben Bildern auch Geräte badeärztliche Verfahren präsentiert, wie sie damals als fortschrittlich galten, etwa der  „Blauen Heinrich“ zur Tuberkulose-Eindämmung.

Kuratorin Dr. Vera Klewitz erläutert die Funktion des Blauen Heinrich zur Eindämmung der Tuberkulose Ende des 19. Jahrhunderts. Foto (©)-Diether von Goddenthow
Kuratorin Dr. Vera Klewitz erläutert die Funktion des Blauen Heinrich zur Eindämmung der Tuberkulose Ende des 19. Jahrhunderts. Foto (©)-Diether von Goddenthow

Nur wenige Jahre nach der Entdeckung des Tuberkulose stellte der Kronberger Lungenfacharzt Peter Dettweiler 1889 beim 8. Kongress für Innere Medizin in Wiesbaden die vom ihm entwickelte „Taschenflasche für Hustende“, vor erläutert Dr. Vera Klewitz. In dieses blaue Fläschchen konnte der hoch infektiöse Auswurf hineingespuckt und unter dem Klappdeckel isoliert werden, statt wie bis dahin üblich als Ansteckungsquelle auf dem Trottoir zu landen. Der Fuß des Fläschchens war abschraubbar, so dass es  sich  mit Wasser oder einer Desinfektionslösung durchspülen und wieder  reinigen ließ.

Besucher sollten sich ein wenig Zeit nehmen für diese Ausstellung, die viele Überraschungen bereit hält und Wiesbadens Geschichte aus – kurativer – Wasseranwendung  neu erzählt.

(Diether von Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Weitere Informationen 
Informationen zum interessanten Begleitprogramm

Kuratoren-Führung durch die Sonderausstellung „Im Spannungsfeld der Kulturen“

Als Bekrönung reitet Jupiter über einen schlangenförmigen Giganten – Die Römische Jupiter-Gigantensäule von Wiesbaden-Schierstein, Symbol der Verschmelzung römischer und keltischer Religion, ist eines der Highlights der Ausstellung „Keltenland Hessen – Im Spannungsfeld der Kulturen“ ab 16.3.2022 im SAM © Foto Diether v. Goddenthow
Als Bekrönung reitet Jupiter über einen schlangenförmigen Giganten – Die Römische Jupiter-Gigantensäule von Wiesbaden-Schierstein, Symbol der Verschmelzung römischer und keltischer Religion, ist eines der Highlights der Ausstellung „Keltenland Hessen – Im Spannungsfeld der Kulturen“ ab 16.3.2022 im SAM © Foto Diether v. Goddenthow

Am Sonntag, 31. Juli, um 15 Uhr führt der Kurator Dr. Daniel Burger-Völlmecke durch die aktuelle Sonderausstellung des Stadtmuseums „Im Spannungsfeld der Kulturen“, die im Rahmen des KELTEN LAND HESSEN bis zum 31.Juli 2022 gezeigt wird. Der Eintritt in die Ausstellung und für die Führung frei.

Die Ausstellung ist Teil des ersten archäologischen Jahres in Hessen „Kelten Land Hessen – Archäologische Spuren im Herzen Europas“, bei der zahlreiche Forschungseinrichtungen und Museen neue Erkenntnisse über die Zeit der Kelten im heutigen Hessen präsentieren.

Um Anmeldung zur Führung wird gebeten unter info@stadtmuseum-wiesbaden.de oder unter Telefon (0611) 44750060.

Museum Reinhard Ernst veröffentlicht mitreißenden Kunst-Filmclip über Jawlensky-Preisträger 2022 der Stadt Wiesbaden

Wiesbaden, 8.6.22: Wellen, Netze, Bootsplanken, Gischt und immer wieder der Wal. Als Betrachter:in mittendrin. Mittendrin im Abenteuer Walfang. Mittendrin im Abenteuer Kunst. Mittendrin im Werk von Frank Stella. Zu Ehren des Jawlensky-Preisträgers 2022 hat das Museum Reinhard Ernst zwei großformatige Skulpturen aus Frank Stellas Moby-Dick-Serie filmisch zum Leben erweckt.

Rufe hallen über das Deck, Matrosen lassen die Boote zu Wasser, Wellen schlagen gegen den Schiffsrumpf, der Wal taucht auf, die Jagd beginnt… Die außergewöhnliche Kombination aus Reliefs von Frank Stella und dem spannenden Romantext von Herman Melville machen den Kurzfilm zu einem mitreißenden Erlebnis.

Das Museum Reinhard Ernst hat diesen Film als Zeichen der Wertschätzung für den Künstler erstellt und freut sich, diesen in Verbundenheit mit der Stadt Wiesbaden und dem Museum Wiesbaden zu veröffentlichen.

Wie berichtet, präsentiert das Museum Wiesbaden anlässlich der Jawlensky-Preisverleihung zu Ehren von Frank Stella ab 10. Juni eine große Sonderausstellung. Dort wird auch eine Leihgabe des Museums Reinhard Ernst zu sehen sein. Das Werk ist Teil der Moby-Dick-Serie, an der Frank Stella von 1986 bis 1997 arbeitete. Sie umfasst insgesamt 266 großformatige Skulpturen und Metallreliefs, eine Wandmalerei, Collagen und Druckgrafiken. Jedes Werk der Serie ist nach einem der 135 Kapitel des gleichnamigen Romans von Herman Melville benannt.

Die Idee zu dieser Serie entstand, als Stella mit seinen Söhnen Beluga‐Wale in einem großen Aquarium beobachtete und sich für gekurvte Wellen‐ und Walformen zu interessieren begann. Seine Beobachtungen veranlassten Stella zur Lektüre von Melvilles Roman: Ihn faszinierte die Geschichte von Kapitän Ahabs rachsüchtiger Jagd nach dem weißen Pottwal Moby-Dick, die ihn durch die Weltmeere treibt. Eine Metapher auch für Frank Stellas lebenslange künstlerische Motivation: „Ich suche eine Antwort auf die Frage, ob die Abstraktion geeigneter ist, dem Roman [Moby Dick] einen bildnerischen Ausdruck zu liefern, als jede noch so geschickte Illustration.“

Besonders ist diese gesamte Werkserie vor allem wegen ihrer Verschränkung von abstrakten und figurativen Formen in unterschiedlichen Materialien und Texturen. Die einzelnen Elemente der Geschichte (Wal, Welle, Netze, Bootsplanken, Gischt, etc.) sind alle in den Reliefs sichtbar, ohne dass vom Künstler ein zeitlicher Ablauf in ihnen festgeschrieben ist. Beim Versuch sie zu fassen und zu begreifen, entrinnen zugleich die Verweise auf den Roman. Diese Art der Betrachtung ist analog zur rastlosen Jagd zu sehen, in welcher der Wal sich mal durch seinen Blas am Horizont zu erkennen gibt, mal in greifbarer Nähe erscheint – und dann seinen Verfolgern doch immer wieder entkommt. Stella lädt durch die Kombination und Überlagerung von Formen dazu ein, mehr als nur eine Sache in einem Moment wahrzunehmen. Die legendäre Erzählung von der Jagd Kapitän Ahabs nach einem großen, aber schwer fassbaren Wal namens Moby-Dick kann als Stellas eigene Leidenschaft für das Wesen und die Zukunft der Abstraktion gelesen werden.

Der Film vermittelt eine Kostprobe zu dieser fantastischen Kunst. Nach der Eröffnung des Museums Reinhard Ernst Ende April/Anfang März können hier weitere Arbeiten von Frank Stella betrachtet werden.

Museum Reinhard Ernst
Wilhelmstraße1
65185 Wiesbaden

https://www.ernst-stiftung.de/

Wiesbadener Museum Reinhard Ernst (mre) eröffnet im Frühjahr 2023

Bauherr und die bauleitenden Architekten, haben den Zeitplan den aktuellen Umständen zur Eröffnung des Museums Reinhard Ernst (mre) an der Wiesbadener Wilhelmstrasse 1 angepasst und den Eröffnungstermin verschoben. © Foto Diether v. Goddenthow
Bauherr und die bauleitenden Architekten, haben den Zeitplan den aktuellen Umständen zur Eröffnung des Museums Reinhard Ernst (mre) an der Wiesbadener Wilhelmstrasse 1 angepasst und den Eröffnungstermin verschoben. © Foto Diether v. Goddenthow

Ursprünglich war die Eröffnung des neuen Wiesbadener Kunst-Museums Reinhard Ernst für den Herbst dieses Jahres geplant. Nun wurde aufgrund der aktuellen Situation mit Lieferengpässen und Personalausfällen in Handwerkerfirmen der Eröffnungstermin auf das Frühjahr 2023 gelegt.

So haben die zum Baubeginn nicht einschätzbaren Ereignisse wie die Corona-Jahre zu weltweiten Engpässen bei Baumaterialien geführt und etablierte Lieferketten in der ganzen Branche gesprengt, was immer wieder kreative Lösungen gefordert habe, aber sich in den letzten Monaten doch so stark potenziert habe, dass eine Verschiebung des Eröffnungstermins ins nächste Jahr unausweichlich wurde“, so Bauherr und Stifter Reinhard Ernst vergangene Woche bei einer Baubegehung. Zwar koste jeder Monat, den das Museum später als geplant öffne, der Stiftung 122.000 Euro. Doch es sei ohnehin nötig, dass „wir nach Fertigstellung des Gebäudes zunächst über mehrere Monate eine konstante Luftfeuchtigkeit und Temperatur einpegeln müssen, bevor die Kunstwerke ins Depot einziehen und in den Ausstellungsräumen aufgehängt werden können“. Aufgrund der Terminverschiebung „haben wir etwas Zeit gewonnen und können alles bestens vorbereiten“, was im Normalfall dann unter mehr Druck zwar ebenso gelungen wäre. Aber nunmehr verlaufe alles ein wenig entspannter, so Stifter Reinhard Ernst.

Stifter und Bauherr Reinhard Ernst, hier vor der Rückseite seines  Museums erläutert die Aufwendigkeit zur Anbringung der speziellen Bethel White-Granitplatten. © Foto Diether v. Goddenthow
Stifter und Bauherr Reinhard Ernst, hier vor der Rückseite seines Museums erläutert die Aufwendigkeit zur Anbringung der speziellen Bethel White-Granitplatten. © Foto Diether v. Goddenthow

Hinter dem noch eingerüsteten  Großbau zeigt sich das Reinhard Ernst Museum  zunehmend in seiner endgültigen Form und Farbe. Viel Arbeit bereitet noch die Anbringung der restlichen 65 x 135 cm großen Bethel White-Granitplatten an der Fassade. Man brauche pro Bohrung für die Befestigungsgalgen der Platten etwa 20 Minuten und pro Platte 5 Bohrungen. Wir haben speziell diesen hellen Granit für die Außenhaut gewählt. Die Platten seien gestockt worden, was sie schmutzabweisender mache und die winzigen funkelnden Kristalle im Stein besser freilege. Im Sonnenlicht leuchte durch das Aufrauen  die gesamte  Oberfläche kristalliner und heller. Da die Fugen sehr schmal seien und die Eckplatten aus vollem Stein geschnitten würden, verschmelze ab einem Sichtabstand von 30 Metern optisch die Fassade zu einer einzigen blütenweiß leuchtenden Fläche. Aus dem Betonklotz soll ja einer heller Granitklotz werden, so der Bauherr.

Rund um den Lichthof (links) können die Menschen ohne Eintritt zu bezahlen, flanieren. © Foto Diether v. Goddenthow
Rund um den Lichthof (links) können die Menschen ohne Eintritt zu bezahlen, flanieren. © Foto Diether v. Goddenthow

Im Haus selbst hat der Innenausbau schon begonnen. Restliche Estriche werden noch gegossen und  alles für die Verlegung der Parkett-Fußböden vorbereitet.  Decken werden abgehängt und die Wände mit großen Holzpanelen verblendet. Hinter den vorgesetzten Holzpanelen  verbergen sich Hochleistungs-Klima- und Lüftungsanlagen sowie die Versorgungsleitungen und mitunter auch auch hochwertige Veranstaltungstechnik. Beispielsweise werden im großen Veranstaltungsraum sämtliche Lautsprecher im Wandbereich versteckt und mit akustischen Deckensegeln für eine besondere Akustik verstärkt werden. „Wir möchten, dass auch in der letzten Reihe die Tonqualität genauso gut ist wie ganz vorne“, so der Bauherr. Der Saal wird doppelstöckig  und  rund 9 Meter hoch sein. Er bietet auf über 300 qm Platz für 250 Reihensitzplätze oder 120 Tisch-Sitzplätze. Er soll für Events vermietet werden: vom Abi-Ball über Firmenfeiern und Familienfesten bis hin zu Konzert- und Vortragsveranstaltungen. Einnahmen hieraus  sollen  helfen, das einkalkulierte monatliche Defizit des Museumsbetriebs ein wenig zu verringern.

Die Reinhard-Ernst-Stiftung trage ja nicht „nur“ die reinen Baukosten von derzeit gut 62 Millionen Euro zuzüglich 5 Millionen Euro für den Innenausbau, sondern auch die Unterhalts- und Betriebskosten des Museums für nächsten 99 Jahre.

Da stimmt die Chemie: Dr. Oliver Kornhoff, Gründungsdirektor hat noch viel vor mit dem rem. Neben ihm Stifter Reinhard Ernst.- © Foto Diether v. Goddenthow
Da stimmt die Chemie: Dr. Oliver Kornhoff, Gründungsdirektor hat noch viel vor mit dem mre. Neben ihm Stifter Reinhard Ernst.- © Foto Diether v. Goddenthow

Das sei einmalig, dass ein Stifter das Gebäude und die laufenden Betriebskosten übernehme. Das habe aber auch den großen Vorteil, dass das Museum nicht von öffentlichen Fördergeldern abhängig sei und nicht in Konkurrenz zu anderen Häusern stehe, erklärt Gründungsdirektor Dr. Oliver Kornhoff. Seit 100 Tagen ist er im Amt und freut sich über das herzliche Willkommen in Wiesbaden: „Ich hatte den denkbar besten Start. Kornhoff möchte das Reinhard Ernst Museum zu dem internationalen Kompetenzzentrum für abstrakte Malerei und Kunst machen. Dazu bringt der gebürtige Kölner viel Erfahrung und Know-how mit ein. Er war seit 2009 Direktor am Arp Museums Bahnhof Rolandseck und von 2013 bis 2020 zudem künstlerischer Leiter des Künstlerhauses Schloss Balmoral in Bad Ems. Seine beruflichen Stationen führten ihn davor als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Staatlichen Kunsthalle nach Baden-Baden sowie als stellvertretender Leiter der Städtischen Galerie nach Bietigheim-Bissingen.

Kreativraum für Kinder

Noch sieht der künftige Kreativraum (links) so aus. Er soll mit einer von   Katharina Grosse gestalteten Glaswand zum Flanier-Gang hin (hier mit Blick in den Eingangsbereich) abgegrenzt werden. © Foto Diether v. Goddenthow
Noch sieht der künftige Kreativraum (links) so aus. Er soll mit einer von Katharina Grosse gestalteten Glaswand zum Flanier-Gang hin (hier mit Blick in den Eingangsbereich) abgegrenzt werden. © Foto Diether v. Goddenthow

Besonders am Herzen liegt Reinhard Ernst die Förderung der Kreativität von Kindern und jungen Menschen. Das sei sein Credo als Unternehmer: „wenn man von 100 Mitarbeitern 5 hat, die kreativ sind, hat man Glück“, so Ernst aus eigener Erfahrung. „Man kann Kreativität nicht lernen, aber man kann sie wecken bis zu einem gewissen Maß. Wenn uns das gelingt, dass wir Kinder an die Kunst heranführen, und auch noch an die Kreativität“ habe sich der Bau dieses Hauses bereits für ihn gelohnt.

So wird es gleich im Erdgeschoss an zentraler Stelle einen großen Kreativraum für Kinder geben, der täglich von 8 bis 12 Uhr zur Verfügung stehen soll. „Wir wünschen uns natürlich, dass wir so viel Resonanz wie möglich bekommen, nicht nur aus Wiesbaden, sondern auch aus dem Rhein-Main-Gebiet“, so Ernst. Es werde für Kinder interessant werden, selbst ihre Arbeiten mit denen der im Haus ausgestellten Künstler zu vergleichen, sich an ihnen als Vorbilder zu orientieren. Es werde aber nicht auf Papier, sondern mit dem Tablett gemalt werden, so dass die eigenen Werke zuhause und in der Schule weiterverwendet werden könnten.

Zwischen Kreativraum und Flanierbereich vor dem Atrium wird eine Glaswand installiert, die von der international bekannten Künstlerin Katharina Grosse gestaltet wird. Sie arbeite bereits daran in der Taunussteiner Glasmanufaktur. Es ist ihre erste Arbeit in Glas. Die Muster auf Leinwänden seien „sehr sehr vielversprechend, sehr farbig, und wenn am Nachmittag dann die Sonne reinkommt und durch die Glaswand bis hierher scheint, dann werden Sie Bilder erleben, die einmalig sind, die wirklich sehr schön sind.“, freut sich  der Bauherr schon auf die Atmosphäre und betont: „Ich möchte irgendwo reinkommen, wo ich mich wie zuhause fühle. Ich möchte nicht irgendwo reinkommen, wo ich erschlagen werde beispielsweise von einer wunderschönen Treppe. Es gibt in München gute Beispiele. Das möchte ich eigentlich nicht. So sind wir bei der Planung dieses Hauses in allen Bereichen vorgegangen“, erklärt Ernst sein Konzept.

Ist das  Kunst oder Klimalüftung? Die hinter Holzpanelen verdeckten Belüftungsanlagen im ganzen Haus gehören zu den effektivsten. © Foto Diether v. Goddenthow
Ist das Kunst oder Klimalüftung? Die hinter Holzpanelen verdeckten Belüftungsanlagen im ganzen Haus gehören zu den effektivsten. © Foto Diether v. Goddenthow

Hierzu gehört auch, dass er möchte, dass die Besucher die verschiedenen Blickachsen des Museums erleben, was nur ginge, wenn sie nach oben gingen. „Deswegen möchten wir, dass die Leute die Treppen hochgehen, nicht mit dem Aufzug fahren. Natürlich kann man mit dem Aufzug fahren, wenn jemand schlecht laufen kann.“ Man werde am Ticketschalter gefragt, ober man laufen wolle oder ob man nicht laufen könne, „dann geben wir ihnen ein Ticket für den Aufzug!“ Aber lieber möchten man vom Konzept her, „dass die Leute die Treppen erleben und damit sehen, was in dem Museum überhaupt los ist. Denn wir haben hier Kunst. Aber wir betrachten das Gebäude selbst auch als Kunstwerk. Und so wollen wir es auch gestalten“, unterstreicht der Stifter die konzeptuelle Intention des Museums.

Im Frühjahr 2023 wird das Reinhard Ernst Museum Wiesbaden mit rund 80 von 860 Gemälden starten und die erste Museumsschau weltweit überhaupt über Werk und die Arbeit des Architekten Fumihiko Maki präsentieren. Die Arbeiten kommen direkt aus Tokio und Berlin, wo im Mai 2022 im Aedes Architekturforum Maki zu seinem neuestem Museumsprojekt ausstellt – das des „Museums Reinhard Ernst“ in Wiesbaden. Es wird ein Museums-Bistro geben, ebenso einen Museums-Shop. All diese Räume gehören zum öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten im Erdgeschoss.

(Diether v. Goddenthow)

Weitere Informationen Museum Reinhard Ernst

Gründungsdirektor Dr. Oliver Kornhoff startet seine Tätigkeit im bald eröffneten Wiesbadener Kunstmuseum Reinhard Ernst

Innenansicht des bald abgeschlossenen Rohbaus (Baustandsbericht vom 10.11.2021)
Innenansicht des bald abgeschlossenen Rohbaus (Baustandsbericht vom 10.11.2021)

Diese Woche startet der neue und erste Direktor des Museums Reinhard Ernst (mre) in Wiesbaden.
Das einzigartige Privatmuseum von Sammler Reinhard Ernst befindet sich zwar noch im Bau, doch die Eröffnung kommt mit großen Schritten näher und ist für Herbst 2022 vorgesehen.

Nicht nur Bauherr, Sammler und Stifter Reinhard Ernst freuten sich, dass der neue Direktor endlich in Wiesbaden jetzt durchstarten kann. Erwartet wurde er auch von einem bereits vor Ort agierenden kleinen Team. Dieses hat bereits in den letzten Monaten und Jahren viel Aufbauarbeit geleistet. Jetzt gilt es aber, die Sammlungen entsprechend zu strukturieren, die Werke zu hängen /zu stellen und das Museum fit zu machen für die zum September 2022 geplante Eröffnung und für den anschließenden laufenden Museumsbetrieb.
„Ich freue mich sehr, dass wir mit Dr. Oliver Kornhoff einen Museumsprofi für die künstlerische Leitung begrüßen dürfen und bin überzeugt, dass er das mre zu einem internationalen Ort für abstrakte Kunst entwickeln wird,“ erklärt Reinhard Ernst.
In seiner Antrittsrede unterstreicht Oliver Kornhoff das Privileg, ein solch museales Lebenswerk anvertraut bekommen zu haben und dankt Reinhard Ernst für die Wertschatzung und diese einmalige Chance. „Jetzt gilt es in die Sammlung einzutauchen und zu erarbeiten, wie sie am besten zur Geltung kommt.“ Und während er dies sagt, hat er schon die eine oder andere Ausstellungsidee im Kopf.
Viele organisatorische, kuratorische und bauliche Entscheidungen warten in den kommenden Monaten bis zur Eröffnung auf ihn. Aber, da sind sich Stifter und Bauherr sicher, bringt Oliver Kornhoff mit 12 Jahren Erfahrungen im international renommierten Arp Museum Bahnhof Rolandseck entsprechend großes Know-how beim Aufbau eines jungen Hauses wie dem mre mit.

Weitere Informationen

Erster Direktor des Museums Reinhard Ernst ist Dr. Oliver Kornhoff

Dr Oliver Kornhoff Foto:  Museum Reinhard Ernst gGmbH
Dr Oliver Kornhoff Foto: Museum Reinhard Ernst gGmbH

Wiesbaden, 7. Juli 2021: der Museumsbeirat hat getagt und Herrn Dr. Oliver Kornhoff zum ersten Direktor des Museums Reinhard Ernst gewählt. Herr Dr. Kornhoff wechselt zum 1. Dezember 2021 vom Arp Museum Bahnhof Rolandseck an die Wilhelmstraße 1 nach Wiesbaden.
„Zum Bau eines Museums gehört neben dem Gebäude und der Sammlung auch ein professionell funktionierendes Team mit einem top Direktor an der Spitze“, sagt Reinhard Ernst, Vorsitzender der Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung. Er freut sich sehr über die Zusage von Herrn Dr. Oliver Kornhoff als Gründungsdirektor, denn auch im Bewerbungsprozess hat die Corona-Pandemie das Reisen und gegenseitige Kennenlernen nicht unbedingt vereinfacht. Herr Dr. Oliver Kornhoff bringt langjährige Erfahrung in der Leitung eines Museums und fachliche Versiertheit mit.
Das Museum Reinhard Ernst, dessen Träger die Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung ist, ist ein Privatmuseum und wird eine international attraktive Adresse für abstrakte Kunst sein. Die voraussichtliche Eröffnung ist für Herbst 2022 geplant. Das „Kulturhaus für alle“, wie sich das Museum Reinhard Ernst versteht, beinhaltet neben der Sammlung und den WechselAusstellungsräumen, auch ein Bistro, ein Forum für Veranstaltungen, einen Kreativraum (u.a. für Schulklassen) sowie einen Museums-Shop.

Zur Person:
Dr. Oliver Kornhoff, geb. 1969, ist verheiratet und Vater eines Sohnes. Er studierte Kunstgeschichte, Geschichte, Klassische Archäologie und Völkerkunde in Köln sowie Florenz und promovierte in Freiburg über die Skulpturen der „Brücke“-Künstler Erich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner.
Der gebürtige Kölner ist seit 2009 Direktor am Arp Museums Bahnhof Rolandseck und war von 2013 bis 2020 zudem künstlerischer Leiter des Künstlerhauses Schloss Balmoral in Bad Ems. Seine beruflichen Stationen führten ihn davor als wissenschaftliche n Mitarbeiter der Staatlichen Kunsthalle nach Baden-Baden sowie als stellvertretende n Leiter der Städtischen Galerie nach Bietigheim-Bissingen.

Museum Reinhard Ernst für abstrakte Kunst zeigt „Abstraktion im Quadrat“ auf dem Noch-Bauzaun

Etage um Etage wächst der Bau in die Höhe und lässt die konkreten Formen des Gebäudes erkennen. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren, sodass mit der Fertigstellung des Rohbaus im Frühling 2021 gerechnet werden kann. © Foto Diether v. Goddenthow
Etage um Etage wächst der Bau in die Höhe und lässt die konkreten Formen des Gebäudes erkennen. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren, sodass mit der Fertigstellung des Rohbaus im Frühling 2021 gerechnet werden kann. © Foto Diether v. Goddenthow

Bislang konnte selbst „Corona“ die Verwirklichung der Vision des Stifter-Ehepaars Reinhard Sonja Ernst, ein Museum für abstrakte Kunst an der Wilhelmstraße 1 in Wiesbaden zu errichten, nicht bremsen. So wächst der Bau Etage um Etage in die Höhe und lässt bereits die konkreten Formen des späteren Sichtbeton-Gebäudes erkennen. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren, sodass mit der Fertigstellung des Rohbaus im Frühling 2021 gerechnet werden kann, wie es in einer Meldung heißt.

Bereits im Frühjahr 2020 konnte das Team der Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung elf pädagogische Einrichtungen in Wiesbaden für das Projekt eines zur Bauzaungalerie umfunktionierten Bauzauns gewinnen. Hierbei handelt es sich um 114 Laufmeter Holzzaun, der die derzeitige Baustelle des Museum Reinhard Ernst einfasst, und als Freilichtgalerie bestehen bleiben und große, farbstarke Gemälde präsentieren soll. So entstand die Idee, diesen Bauzaun von jungen Menschen bespielen zu lassen und ihre Neugier auf Abstrakte Kunst zu wecken.

"Abstraktion im Quadrat", auf 114 Metern zur Bauzaungalerie umfunktionierten Bauzaun werden 76 abstrakte Kunstwerke von  Jugendlichen aus zehn Schulen und der Kulturwerkstatt im Jugendhilfezentrum Johannesstift gezeigt. © Foto Diether v. Goddenthow
„Abstraktion im Quadrat“, auf 114 Metern zur Bauzaungalerie umfunktionierten Bauzaun werden 76 abstrakte Kunstwerke von Jugendlichen aus zehn Schulen und der Kulturwerkstatt im Jugendhilfezentrum Johannesstift gezeigt. © Foto Diether v. Goddenthow

Die Stiftung stellte Malutensilien und Tafeln im Format 1 x 1 Meter zur Verfügung, formale Vorgabe war einzig das Thema „Abstraktion“. Im Sommer waren die Gemälde fertiggestellt. Unter verschärften Bedingungen (Masken, Abstand, limitierte Gästeliste, strenges Hygienekonzept) fand nun die Ausstellungseröffnung Mitte September 2020 statt. Neben den Künstlerinnen und Künstlern, ihren pädagogischen Betreuerinnen und Betreuern erschienen auch zahlreiche Presseschaffende sowie Vertreter der Landeshauptstadt Wiesbaden – Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, Kulturdezernent Axel Imholz und Kulturamtsleiter Jörg-Uwe Funk. Auch Elke Gruhn, Leiterin des benachbarten Nassauischen Kunstvereins, ließ sich dieses Ereignis nicht entgehen, wie es im neuesten Newsletter der Stiftung heißt.

Die 76 Kunstwerke, die in zehn Wiesbadener Schulen und der Kulturwerkstatt im Jugendhilfezentrum Johannesstift entstanden sind, können bis zum Frühjahr 2021 besichtigt werden. In ihrer Ursprünglichkeit und Farbigkeit stehen die Schüler-Werke manch professioneller Abstraktion in nichts nach! Ein Laie würde zumeist nicht unterscheiden können, ob Schüler oder berühmter Künstler.

Weitere Details hier!

Informationen: Museum Reinhard Ernst

„Fatal genial – Ludwig-Hohlwein (1874-1949)“ – SAM Stadtmuseum Wiesbaden ehrt Erfinder des künstlerischen Werbe-Plakats

sam - Stadtmuseum am Markt im historischen Marktkeller am Dern'schen Gelände. © Foto Diether v. Goddenthow
sam – Stadtmuseum am Markt im historischen Marktkeller am Dern’schen Gelände. © Foto Diether v. Goddenthow

Auch das sam – Stadtmuseum am Markt in Wiesbaden ist nach derzeitigem Kenntnisstand bis zum 10. Januar 2021 geschlossen. Bereits begonnene Ausstellungsvorhaben wurden nun trotzdem fertig gestellt.

Zur Wiedereröffnung im kommenden Jahr ist zum einen die Sonderausstellung „Fatal genial – Ludwig-Hohlwein (1874-1949)“ zu sehen. Zum anderen hat die Schatzkammer im Marktkeller eine gestalterische Veränderung erfahren und zeigt als erste Präsentation im neuen Gewand die Ausstellung „Bei Licht besehen – Geweihleuchter aus der Sammlung Nassauischer Altertümer“.

„Fatal genial – Ludwig-Hohlwein (1874-1949)“

hohlwein-olympia-plakat1936Ludwig Hohlwein, geboren am 27. Juli 1874 in Wiesbaden, gilt als einer der großen Erfinder des künstlerischen Werbe-Plakats in Deutschland und Modernisierer der
frisch entdeckten Reklame-Kunst. 1899 ließ er sich in München als Maler, Möbeldesigner und Plakatkünstler nieder. Hohlwein erlangte erste Berühmtheit durch
seine Tiergemälde auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1905 und avancierte vom Malerfürst zum Reklame-Gott. Er schuf zahlreiche Stil-Ikonen und prägte wie kein anderer Produktmarken renommierter Firmen. Zusammen revolutionierten sie die Werbegrafik und das Verpackungsdesign, wofür er bis heute berühmt ist. Schon vor 1933
stellte er seine Kunst jedoch auch in den Dienst faschistischer Propaganda. Seiner Geburtsstadt Wiesbaden blieb er zeitlebens durch Aufträge verbunden.

Mit dieser Ausstellung ehrt und beleuchtet das Stadtmuseum Wiesbaden erstmals die Entwicklung und internationale Bedeutung des Verpackungsdesigns dieses genialen Künstlers und wohl ersten Grafiker Ludwig Hohlwein- Mit seinen Werk schrieb er Marken- und Werbegeschichte. Mit zahlreichen Exponaten erinnert die Ausstellung an einen Mann, der vermutlich bis heute einer der prominentesten Söhne dieser Stadt geblieben ist – eine Künstlerpersönlichkeit des 20. Jahrhunderts, die viele Widersprüche in sich vereint.
Detaillierte Infos und Flyer über: Fatal genial – Ludwig-Hohlwein (1874-1949)

SAM – Stadtmuseum am Markt Wiesbaden