Wiesbadener Museum Reinhard Ernst (mre) eröffnet im Frühjahr 2023

Bauherr und die bauleitenden Architekten, haben den Zeitplan den aktuellen Umständen zur Eröffnung des Museums Reinhard Ernst (mre) an der Wiesbadener Wilhelmstrasse 1 angepasst und den Eröffnungstermin verschoben. © Foto Diether v. Goddenthow
Bauherr und die bauleitenden Architekten, haben den Zeitplan den aktuellen Umständen zur Eröffnung des Museums Reinhard Ernst (mre) an der Wiesbadener Wilhelmstrasse 1 angepasst und den Eröffnungstermin verschoben. © Foto Diether v. Goddenthow

Ursprünglich war die Eröffnung des neuen Wiesbadener Kunst-Museums Reinhard Ernst für den Herbst dieses Jahres geplant. Nun wurde aufgrund der aktuellen Situation mit Lieferengpässen und Personalausfällen in Handwerkerfirmen der Eröffnungstermin auf das Frühjahr 2023 gelegt.

So haben die zum Baubeginn nicht einschätzbaren Ereignisse wie die Corona-Jahre zu weltweiten Engpässen bei Baumaterialien geführt und etablierte Lieferketten in der ganzen Branche gesprengt, was immer wieder kreative Lösungen gefordert habe, aber sich in den letzten Monaten doch so stark potenziert habe, dass eine Verschiebung des Eröffnungstermins ins nächste Jahr unausweichlich wurde“, so Bauherr und Stifter Reinhard Ernst vergangene Woche bei einer Baubegehung. Zwar koste jeder Monat, den das Museum später als geplant öffne, der Stiftung 122.000 Euro. Doch es sei ohnehin nötig, dass „wir nach Fertigstellung des Gebäudes zunächst über mehrere Monate eine konstante Luftfeuchtigkeit und Temperatur einpegeln müssen, bevor die Kunstwerke ins Depot einziehen und in den Ausstellungsräumen aufgehängt werden können“. Aufgrund der Terminverschiebung „haben wir etwas Zeit gewonnen und können alles bestens vorbereiten“, was im Normalfall dann unter mehr Druck zwar ebenso gelungen wäre. Aber nunmehr verlaufe alles ein wenig entspannter, so Stifter Reinhard Ernst.

Stifter und Bauherr Reinhard Ernst, hier vor der Rückseite seines  Museums erläutert die Aufwendigkeit zur Anbringung der speziellen Bethel White-Granitplatten. © Foto Diether v. Goddenthow
Stifter und Bauherr Reinhard Ernst, hier vor der Rückseite seines Museums erläutert die Aufwendigkeit zur Anbringung der speziellen Bethel White-Granitplatten. © Foto Diether v. Goddenthow

Hinter dem noch eingerüsteten  Großbau zeigt sich das Reinhard Ernst Museum  zunehmend in seiner endgültigen Form und Farbe. Viel Arbeit bereitet noch die Anbringung der restlichen 65 x 135 cm großen Bethel White-Granitplatten an der Fassade. Man brauche pro Bohrung für die Befestigungsgalgen der Platten etwa 20 Minuten und pro Platte 5 Bohrungen. Wir haben speziell diesen hellen Granit für die Außenhaut gewählt. Die Platten seien gestockt worden, was sie schmutzabweisender mache und die winzigen funkelnden Kristalle im Stein besser freilege. Im Sonnenlicht leuchte durch das Aufrauen  die gesamte  Oberfläche kristalliner und heller. Da die Fugen sehr schmal seien und die Eckplatten aus vollem Stein geschnitten würden, verschmelze ab einem Sichtabstand von 30 Metern optisch die Fassade zu einer einzigen blütenweiß leuchtenden Fläche. Aus dem Betonklotz soll ja einer heller Granitklotz werden, so der Bauherr.

Rund um den Lichthof (links) können die Menschen ohne Eintritt zu bezahlen, flanieren. © Foto Diether v. Goddenthow
Rund um den Lichthof (links) können die Menschen ohne Eintritt zu bezahlen, flanieren. © Foto Diether v. Goddenthow

Im Haus selbst hat der Innenausbau schon begonnen. Restliche Estriche werden noch gegossen und  alles für die Verlegung der Parkett-Fußböden vorbereitet.  Decken werden abgehängt und die Wände mit großen Holzpanelen verblendet. Hinter den vorgesetzten Holzpanelen  verbergen sich Hochleistungs-Klima- und Lüftungsanlagen sowie die Versorgungsleitungen und mitunter auch auch hochwertige Veranstaltungstechnik. Beispielsweise werden im großen Veranstaltungsraum sämtliche Lautsprecher im Wandbereich versteckt und mit akustischen Deckensegeln für eine besondere Akustik verstärkt werden. „Wir möchten, dass auch in der letzten Reihe die Tonqualität genauso gut ist wie ganz vorne“, so der Bauherr. Der Saal wird doppelstöckig  und  rund 9 Meter hoch sein. Er bietet auf über 300 qm Platz für 250 Reihensitzplätze oder 120 Tisch-Sitzplätze. Er soll für Events vermietet werden: vom Abi-Ball über Firmenfeiern und Familienfesten bis hin zu Konzert- und Vortragsveranstaltungen. Einnahmen hieraus  sollen  helfen, das einkalkulierte monatliche Defizit des Museumsbetriebs ein wenig zu verringern.

Die Reinhard-Ernst-Stiftung trage ja nicht „nur“ die reinen Baukosten von derzeit gut 62 Millionen Euro zuzüglich 5 Millionen Euro für den Innenausbau, sondern auch die Unterhalts- und Betriebskosten des Museums für nächsten 99 Jahre.

Da stimmt die Chemie: Dr. Oliver Kornhoff, Gründungsdirektor hat noch viel vor mit dem rem. Neben ihm Stifter Reinhard Ernst.- © Foto Diether v. Goddenthow
Da stimmt die Chemie: Dr. Oliver Kornhoff, Gründungsdirektor hat noch viel vor mit dem rem. Neben ihm Stifter Reinhard Ernst.- © Foto Diether v. Goddenthow

Das sei einmalig, dass ein Stifter das Gebäude und die laufenden Betriebskosten übernehme. Das habe aber auch den großen Vorteil, dass das Museum nicht von öffentlichen Fördergeldern abhängig sei und nicht in Konkurrenz zu anderen Häusern stehe, erklärt Gründungsdirektor Dr. Oliver Kornhoff. Seit 100 Tagen ist er im Amt und freut sich über das herzliche Willkommen in Wiesbaden: „Ich hatte den denkbar besten Start. Kornhoff möchte das Reinhard Ernst Museum zu dem internationalen Kompetenzzentrum für abstrakte Malerei und Kunst machen. Dazu bringt der gebürtige Kölner viel Erfahrung und Know-how mit ein. Er war seit 2009 Direktor am Arp Museums Bahnhof Rolandseck und von 2013 bis 2020 zudem künstlerischer Leiter des Künstlerhauses Schloss Balmoral in Bad Ems. Seine beruflichen Stationen führten ihn davor als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Staatlichen Kunsthalle nach Baden-Baden sowie als stellvertretender Leiter der Städtischen Galerie nach Bietigheim-Bissingen.

Kreativraum für Kinder

Noch sieht der künftige Kreativraum (links) so aus. Er soll mit einer von   Katharina Grosse gestalteten Glaswand zum Flanier-Gang hin (hier mit Blick in den Eingangsbereich) abgegrenzt werden. © Foto Diether v. Goddenthow
Noch sieht der künftige Kreativraum (links) so aus. Er soll mit einer von Katharina Grosse gestalteten Glaswand zum Flanier-Gang hin (hier mit Blick in den Eingangsbereich) abgegrenzt werden. © Foto Diether v. Goddenthow

Besonders am Herzen liegt Reinhard Ernst die Förderung der Kreativität von Kindern und jungen Menschen. Das sei sein Credo als Unternehmer: „wenn man von 100 Mitarbeitern 5 hat, die kreativ sind, hat man Glück“, so Ernst aus eigener Erfahrung. „Man kann Kreativität nicht lernen, aber man kann sie wecken bis zu einem gewissen Maß. Wenn uns das gelingt, dass wir Kinder an die Kunst heranführen, und auch noch an die Kreativität“ habe sich der Bau dieses Hauses bereits für ihn gelohnt.

So wird es gleich im Erdgeschoss an zentraler Stelle einen großen Kreativraum für Kinder geben, der täglich von 8 bis 12 Uhr zur Verfügung stehen soll. „Wir wünschen uns natürlich, dass wir so viel Resonanz wie möglich bekommen, nicht nur aus Wiesbaden, sondern auch aus dem Rhein-Main-Gebiet“, so Ernst. Es werde für Kinder interessant werden, selbst ihre Arbeiten mit denen der im Haus ausgestellten Künstler zu vergleichen, sich an ihnen als Vorbilder zu orientieren. Es werde aber nicht auf Papier, sondern mit dem Tablett gemalt werden, so dass die eigenen Werke zuhause und in der Schule weiterverwendet werden könnten.

Zwischen Kreativraum und Flanierbereich vor dem Atrium wird eine Glaswand installiert, die von der international bekannten Künstlerin Katharina Grosse gestaltet wird. Sie arbeite bereits daran in der Taunussteiner Glasmanufaktur. Es ist ihre erste Arbeit in Glas. Die Muster auf Leinwänden seien „sehr sehr vielversprechend, sehr farbig, und wenn am Nachmittag dann die Sonne reinkommt und durch die Glaswand bis hierher scheint, dann werden Sie Bilder erleben, die einmalig sind, die wirklich sehr schön sind.“, freut sich  der Bauherr schon auf die Atmosphäre und betont: „Ich möchte irgendwo reinkommen, wo ich mich wie zuhause fühle. Ich möchte nicht irgendwo reinkommen, wo ich erschlagen werde beispielsweise von einer wunderschönen Treppe. Es gibt in München gute Beispiele. Das möchte ich eigentlich nicht. So sind wir bei der Planung dieses Hauses in allen Bereichen vorgegangen“, erklärt Ernst sein Konzept.

Ist das  Kunst oder Klimalüftung? Die hinter Holzpanelen verdeckten Belüftungsanlagen im ganzen Haus gehören zu den effektivsten. © Foto Diether v. Goddenthow
Ist das Kunst oder Klimalüftung? Die hinter Holzpanelen verdeckten Belüftungsanlagen im ganzen Haus gehören zu den effektivsten. © Foto Diether v. Goddenthow

Hierzu gehört auch, dass er möchte, dass die Besucher die verschiedenen Blickachsen des Museums erleben, was nur ginge, wenn sie nach oben gingen. „Deswegen möchten wir, dass die Leute die Treppen hochgehen, nicht mit dem Aufzug fahren. Natürlich kann man mit dem Aufzug fahren, wenn jemand schlecht laufen kann.“ Man werde am Ticketschalter gefragt, ober man laufen wolle oder ob man nicht laufen könne, „dann geben wir ihnen ein Ticket für den Aufzug!“ Aber lieber möchten man vom Konzept her, „dass die Leute die Treppen erleben und damit sehen, was in dem Museum überhaupt los ist. Denn wir haben hier Kunst. Aber wir betrachten das Gebäude selbst auch als Kunstwerk. Und so wollen wir es auch gestalten“, unterstreicht der Stifter die konzeptuelle Intention des Museums.

Im Frühjahr 2023 wird das Reinhard Ernst Museum Wiesbaden mit rund 80 von 860 Gemälden starten und die erste Museumsschau weltweit überhaupt über Werk und die Arbeit des Architekten Fumihiko Maki präsentieren. Die Arbeiten kommen direkt aus Tokio und Berlin, wo im Mai 2022 im Aedes Architekturforum Maki zu seinem neuestem Museumsprojekt ausstellt – das des „Museums Reinhard Ernst“ in Wiesbaden. Es wird ein Museums-Bistro geben, ebenso einen Museums-Shop. All diese Räume gehören zum öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten im Erdgeschoss.

(Diether v. Goddenthow)

Weitere Informationen Museum Reinhard Ernst