Kategorie-Archiv: Paläontologie

Das Grün um Edmond Vegetation zu Lebzeiten der Senckenberg-Dinosauriermumie rekonstruiert


Frankfurt, 06.09.2021. Senckenberg-Wissenschaftler Dieter Uhl hat gemeinsam mit Haytham El Afty von der Universität Tübingen Sedimentgestein aus der Körperhöhle der im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt ausgestellten Dinosauriermumie Edmontosaurus annectens untersucht. Anhand von Pollenanalysen konnten die Forscher die Vegetation zu Lebzeiten des Entenschnabel-Dinosauriers rekonstruieren. Die in der „Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften“ veröffentlichten Studie ist im Rahmen der Kooperationsausstellung „Edmonds Urzeitreich – eine Dinograbung in Frankfurt“, die noch bis 24. Oktober im Frankfurter Museum zu sehen ist, entstanden.

Seit mehr als 100 Jahren ist die Edmontosaurus-Mumie, genannt Edmond, im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt beheimatet. „Obwohl solche exzellent erhaltenen Mumien der Wissenschaft viele spannende und neue Erkenntnisse bringen können, wurde Edmond von der Forschung lange ignoriert“, erklärt Prof. Dr. Dieter Uhl vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt und fährt fort: „Im Rahmen der Kooperationsausstellung ‚Edmonds Urzeitreich‘ verfolgen nun 20 Wissenschaftler*innen aus acht Forschungsinstituten verschiedene Fragestellungen, um gemeinsam das Ökosystem der Dinosaurier von Wyoming von vor etwa 70 Millionen Jahren zu rekonstruieren.“

Nachdem vergangene Studien schon Aufschlüsse über den vermeintlichen Mageninhalt der Mumie, die Wanderungsbewegungen der in Herden lebenden Dinosaurier sowie über das Alter des umgebenden Gesteins aus der Lance-Formation in Wyoming geben konnten, haben Uhl und sein Kollege Haytham El Afty von der Mansoura Universität in Ägypten, der zur Zeit als Humboldt-Stipendiat an der Universität Tübingen forscht, nun die Pflanzenwelt zu Lebzeiten Edmonds rekonstruiert.

„Wir haben das Sediment aus der Körperhöhle des Dinosauriers einer palynologischen Analyse unterzogen. Da Edmond kurz nach seinem Tod abgelagert wurde und sein Kadaver nicht weit transportiert wurde, können wir davon ausgehen, dass die im Sediment eingeschlossenen und von uns untersuchten Pollen die Vegetation zu Lebzeiten des Dinosauriers wiederspiegeln“, so Uhl.
Die Pflanzenwelt im Maastrichtium, vor fast 70 Millionen Jahren, umfasste demnach Farne und andere Sporenpflanzen, aber auch Gymnospermen und Angiospermen. Die Forscher wiesen darüber hinaus vereinzelte Süßwasseralgen in den Ablagerungen nach. „Die Pollenanalyse zeigt, dass die Umgebung des Ablagerungsortes der Edmontosaurus-Mumie dicht mit einer relativ diversen Flora bewachsen war: Im Unterwuchs gab es verschiedene Farne, Bärlappgewächse, Moose und krautige Bedecktsamer, während die Kronenbereiche der Wälder von Koniferen, wie Kiefergewächsen, aber auch Sumpfzypressengewächsen gebildet wurden – ein Indiz für ein warm-humides Klima. Das Vorkommen von Algen deutet auf das Vorhandensein kleiner Tümpel-Bereiche zur Zeit der Ablagerung hin“, fasst der Frankfurter Geowissenschaftler die Ergebnisse zusammen.

In allen untersuchten Proben fanden die beiden Wissenschaftler zudem einen hohen Anteil von Holzkohlepartikeln, der für regelmäßige Vegetationsbrände zur Zeit der Ablagerung spricht. Uhl ergänzt: „Das ist auch nicht wirklich verwunderlich: Zur Zeit der Entstehung der Dinomumie herrschte ein recht warmes Klima mit durchschnittlichen Jahrestemperaturen von 25 Grad Celsius sowie mit ganzjährig relativ niedrigen Niederschlagsraten und einer kaum vorhandenen Saisonalität vor – kleine Funken müssen hier schon bei kleineren Trockenperioden ausgereicht haben, um Edmonds Umgebung lichterloh brennen zu lassen.“

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Eintauchen in den Lebensraum Korallenriff Das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt eröffnet am 15. Juli 2021 die neue Dauerausstellung „Korallenriff“

Langarmiger Federstern Dichrometra flagellata und Buschiger Federstern Comaster schlegelii. Federsterne sind nachtaktiv. Tagsüber leben sie mit eingerollten Armen in Höhlen und Spalten und bewegen sich erst in der Dämmerung an strömungsreiche Standorte, um Plankton zu filtrieren. Foto: Senckenberg/Tränkner
Langarmiger Federstern Dichrometra flagellata und Buschiger Federstern Comaster schlegelii. Federsterne sind nachtaktiv. Tagsüber leben sie mit eingerollten Armen in Höhlen und Spalten und bewegen sich erst in der Dämmerung an strömungsreiche Standorte, um Plankton zu filtrieren. Foto: Senckenberg/Tränkner

Korallenriffe zählen neben den tropischen Regenwäldern zu den artenreichsten und produktivsten Ökosystemen unserer Erde. Sie bedecken weniger als 0,1 Prozent des Ozeanbodens, beherbergen aber ein Drittel der im Meer lebenden Tierwelt. Diese Vielfalt an Organismen, die Bedrohung dieses gefährdeten Lebensraums sowie Möglichkeiten der Erholung des Ökosystems werden in der faszinierenden neuen Korallenriff-Ausstellung erlebbar. In einer sechs Meter breiten, drei Meter langen und bis zu 3,3 Meter hohen Lebensraumdarstellung sind rund 3.000 Individuen zu entdecken. Interviews mit Akteur*innen aus Europa und aus dem pazifischen Raum geben Einblicke in dortige Lebenswelten und in den Umgang mit dem Ökosystem Riff. Die neue Dauerausstellung ist im Rahmen des modularen Umbauprojekts „Neues Senckenberg Museum Frankfurt“ entstanden – in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) in Bremen und mit der Hochschule Trier.

Zentral in der Mitte des Raumes befindet sich das Hauptobjekt der Ausstellung – die Lebensraumdarstellung eines indonesischen Korallenriffs bei Tag und bei Nacht. Zu sehen sind Riff-Bewohner in Interaktion: von der Karettschildkröte mit Putzerfischen in einer Putzerstation, über Haie bei der Jagd bis hin zu einem Kokosnussoktopus in einer Muschel. Es werden auch symbiotische Beziehungen dargestellt, wie etwa das winzige Pygmäen-Seepferdchen, das in den Korallenfächern einer Weichkoralle, einer Gorgonie lebt. Neben dem Riff schwebt ein 1:1-Modell eines Riffmantas. Er scheint zum Sturzflug anzusetzen um sich das Plankton aus dem nährstoffreichen Wasser am Riffhang zu fangen.

Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, im Senckenberg-Direktorium zuständig für den Bereich Wissenschaft und Gesellschaft, nennt den neuen Ausstellungsraum einen „Meilenstein in der Entwicklung des neuen Frankfurter Museums“. „Die Ausstellung begrenzt sich nicht nur auf die Darstellung eines Lebensraums, sondern befasst sich auch mit gesellschaftfspolitischen Fragestellungen, wie der Gefährdung, aber auch möglichen Maßnahmen zur Rettung des kostbaren Ökosystems und tritt mit Akteur*innen in den Dialog, die rund um Korallenriffe leben und arbeiten“, fährt Böhning-Gaese fort. In Medienstationen kommen eine Fischerin und eine Unterwasserfilmerin sowie Forschende und ein Naturschützer aus Tahiti zu Wort. „Es war uns wichtig, diesen Lebensraum in all seinen Facetten darzustellen“, ergänzt Museumsdirektorin Dr. Brigitte Franzen. „Dazu gehören die tierische und die menschliche Lebenswelt als zwei untrennbare Sphären. Wir ermöglichen unseren Besucher*innen mitten in Frankfurt einen wichtigen und bedrohten Teil der Erde zu entdecken, der nicht so einfach zugänglich ist – wir laden ein, wortwörtlich in unseren Ausstellungsraum ‚einzutauchen‘, das Ökosystem Korallenriff zu erleben und die sozial-ökologischen Zusammenhänge zu verstehen“, so Franzen. „Die Ausstellung weist den Weg, wie wir das Neue Museum vestehen und weiterentwickeln werden.“

Neben dem Riff schwebt ein 1:1- Modell eines Riffmantas. Foto: Senckenberg/Tränkner
Neben dem Riff schwebt ein 1:1- Modell eines Riffmantas. Foto: Senckenberg/Tränkner

Kurator Philipe Havlik hebt die verschiedenen Ebenen hervor, auf denen sich Besucher*innen mit dem Korallenriff auseinandersetzen können: „Es ist möglich, die Lebensraumdarstellung wie ein großes Wimmelbild zu genießen und die vielen Geschichten zu entdecken, die wir mit unseren Objekten erzählen. Wer mag, kann das Wissen vertiefen und unseren Bestimmungsschlüssel oder Mediaguide zur Hand nehmen und einzelne Objekte identifizieren.“ Die Gestaltung des Raumes geht auf diese verschiedenen Ebenen ein: Bänke laden zum Verweilen ein, ein Beamer projiziert Fakten rund um das Ökosystem an die Decke, an einer interaktiven Station können Besucher*innen testen, was mit einem Riff geschieht, wenn sich die Wassertemperatur erhöht, Mediastationen ermöglichen Begegnungen mit Riff-Akteur*innen. Die Gestaltung des Raumes und die begleitenden digitalen Medien haben Studierende des Studiengangs „Intermediadesign“ von der Hochschule Trier unter der Leitung von Prof. Daniel Gilgen übernommen. „Ein tolles Kooperationsprojekt“ lobt Gilgen die Zusammenarbeit. „Hier haben unsere Studierenden die besondere Gelegenheit erhalten, ihre Ideen mit wissenschaftlicher Begleitung in die Praxis umzusetzen und sie in einer Dauerausstellung des Senckenberg Naturmuseums realisiert zu sehen“, fährt er fort.

Die Zoologische Präparatorin Hildegard Enting hat gemeinsam mit ihrem Team bestehend aus Kay Weber, Anna Frenkel, Sylva Scheer und Ute Raudonat über drei Jahre das Riff erarbeitet, Modelle gebaut, vorhandenes Material koloriert und aufgearbeitet. „Für uns war die enge Zusammenarbeit mit unseren Wissenschaftler*innen sehr wichtig“, erklärt Enting. „Wir haben uns bei den jeweiligen Expert*innen von Senckenberg und vom ZMT über die unterschiedlichen Arten informiert und mit ihnen unsere Modelle kritisch besprochen – zum Teil bis ins kleinste Detail, obwohl wir wissen, dass diese Feinheiten in der Ausstellung später kaum zu sehen sein werden. Wir hatten immer den Anspruch, dass die Objekte realistisch und auch aus Sicht der Forschenden korrekt sind“, erklärt Enting.

Prof. Dr. Angelika Brandt leitet die Abteilung Marine Zoologie bei Senckenberg und verweist darauf, dass 2021 die UN-Dekade für Ozeanforschung begonnen hat. „Das ist ein perfekter Zeitpunkt um nach den Ausstellungen Tiefsee und Meeresforschung nun auch unsere neue Riff-Ausstellung zu eröffnen“, erklärt Brandt. „So können wir das Bewusstsein dafür stärken, dass die Bedrohung der Korallenriffe durch Klimawandel, Versauerung der Ozeane, Überfischung, Habitatzerstörung, invasive Arten und Verschmutzung eine globale Herausforderung darstellt. Es ist die Aufgabe der Meereswissenschaften in Zusammenarbeit mit der Politik, Gesellschaft und Industrie die Transformation z. B. zu einem saubereren und gesundereren Ozean bis 2030 zu leisten“, so Brandt.

An der Schnittstelle von Ökosystem und Mensch, von Ökologie und Sozialwissenschaften forscht Dr. Sebastian Ferse vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) in Bremen. Das ZMT ist Wissenschaftspartner der Ausstellung und hat die Entstehung des neuen Themenraums beratend begleitet. Die Interaktion von Mensch und Korallenriff liegt im Fokus der Ausstellung und durchzieht alle begleitenden Medien. Sebastian Ferse untersucht die Bedrohung der Korallenriffe und erforscht die Möglichkeiten, sie zu restaurieren. Dabei sieht er einen globalen und einen lokalen Handlungsansatz: „Global muss es uns gelingen, die Politik zu einem schnelleren und konsequenteren Handeln in Sachen Klimapolitik zu bewegen“. Vor Ort erforscht Ferse aber auch die Möglichkeiten und Chancen des lokalen Riff-Managements: „Lokale Maßnahmen wie die Einrichtung von Meeresschutzgebieten vor Ort, der Schutz von Lebensräumen wie Seegraswiesen und Mangroven in Nachbarschaft der Riffe, aber auch das Fischereimanagement sind enorm wichtig – sie leisten einen spürbaren Beitrag zur Widerstandsfähigkeit von Korallenriffen“, so Ferse.

„Gemeinsam mit den sieben anderen Museen der Leibniz Gemeinschaft begreifen wir uns zunehmend als Orte des Dialogs, die Impulse setzen für eine gesellschaftliche Transformation“, erläutert Katrin Böhning-Gaese. „Der Senckenberg-Schwerpunkt liegt dabei auf dem Schutz und der Förderung der Biodiversität“, ergänzt sie. „Die Ausstellung Korallenriff leistet einen wichtigen Beitrag zu diesen Prozessen und sie wurde maßgeblich durch den Aktionsplan Leibniz Forschungsmuseen gefördert“, schließt Brigitte Franzen.

Öffnungszeiten /Eintrittspreise

Neue Dauerausstellung „Korallenriff“, ab 16. Juli 2021 im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt, Senckenberganlage 25, 60325 Frankfurt am Main. Kombitickets: 12 Euro für Erwachsene, 6 Euro für Kinder und Jugendliche (6 bis 15 Jahre) sowie 30 Euro für Familien (2 Erwachsene und bis zu 3 Kinder). Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 9 – 17 Uhr, Mi 9 – 20 Uhr, Sa, So und Feiertage 9 – 18 Uhr.

Informationen

Das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt wird 200 Jahre alt! Die Dauerausstellung Korallenriff ist die erste Ausstellung, die im Rahmen des Jubiläumsjahres eröffnet. Das Jahr steht unter dem Motto „Museum for Tomorrow“. Alle Informationen rund um das Jubiläumsjahr finden Sie unter: museumfrankfurt.senckenberg.de
Einen historischen Überblick zum Naturmuseum gibt es unter: www.museumfortomorrow.de

Edmonds Urzeitreich – die Dinograbung in Frankfurt geht weiter

Wenn am heutigen 26. Mai das Senckenberg Naturmuseum wieder öffnet, startet auch die 2. Grabungssaison in der Kooperationsausstellung „Edmonds Urzeitreich – eine Dinograbung in Frankfurt“  Edmonds Urzeitreich_Pavillon versteht sich als temporäre Grabungsstätte.   © Foto: Diether v. Goddenthow
Wenn am heutigen 26. Mai das Senckenberg Naturmuseum wieder öffnet, startet auch die 2. Grabungssaison in der Kooperationsausstellung „Edmonds Urzeitreich – eine Dinograbung in Frankfurt“ Edmonds Urzeitreich_Pavillon versteht sich als temporäre Grabungsstätte. © Foto: Diether v. Goddenthow

Wenn am heutigen 26. Mai das Senckenberg Naturmuseum wieder öffnet, startet auch die 2. Grabungssaison in der Kooperationsausstellung „Edmonds Urzeitreich – eine Dinograbung in Frankfurt“

Frankfurt, 25.05.2021. Am 26. Mai wird das Senckenberg Naturmuseum zu den geltenden Corona-Regeln wieder geöffnet und mit ihm die Ausstellung „Edmonds Urzeitreich – eine Dinograbung in Frankfurt“, die im vergangenen Jahr in Kooperation mit dem Wyoming Dinosaur Center Thermopolis, dem Frankfurter Kunstverein und National Geographic entstanden ist. Das Präparator*innen-Team rund um Zsófia Hajdu und Olaf Vogel setzt dann in einer zweiten Grabungssaison im korallenroten Pavillon auf dem Außengelände des Museums seine Arbeiten fort. Vor den Augen der Besucher*innen legte das Präparator*innen-Team während der ersten Saison in dem 20 Quadratmeter großen „Bonebed“ aus Wyoming knapp 1.000 Zahn- und Knochenfunde verschiedener Dinosaurierarten wie T. rex, Triceratops, Pectinodon und Edmontosaurus frei und bereitete sie für weitere wissenschaftliche Analysen vor. Während der Wintermonate bearbeiteten sie die Funde mit Mikroskop, Druckluftstichel und Sandstrahlgebläse in der Werkstatt und bestimmten und inventarisierten die Fossilien. Ab dem 26. Mai können Besucher*innen wieder live bei den Grabungsarbeiten dabei sein und mit den Senckenberg-Wissenschaftler*innen ins Gespräch kommen.

Das Team rund um Grabungsleiterin Zsófia Hajdu und um den geologischen Präparator Olaf Vogel hat in der ersten Grabungssaison etwa ein Viertel des Gesteinblocks abgetragen und durch akribisches Arbeiten schon zahlreiche fossile Zähne und Knochen von Edmontosaurus und vielen anderen Dinosauriern entdeckt. Ein Grabungs-Highlight sind Zähne von großen Raubdinosauriern, darunter ein acht Zentimeter großer T. rex-Zahn. Weitere Highlights sind zahlreiche Schädelknochen von Edmontosaurus. Neben Dinosaurier-Fossilien gab es auch viele andere Entdeckungen: Fossile Funde von Schildkröten, Krokodilen, Säugetieren und bislang noch unbestimmten Tieren und Pflanzen. Projektleiter Philipe Havlik ist begeistert: „Im gesamten Bonebed hatten wir etwa 1.000 Funde erwartet – schon jetzt zeichnet sich ab, dass es etwa vier mal so viele werden könnten, wie ursprünglich angenommen!“

Mit verschiedenen Untersuchungen an den Funden sollen wissenschaftliche Fragestellungen zu der Zeit von Edmond & Co geklärt werden. 20 Wissenschaftler*innen aus acht Forschungsinstituten verfolgen auch in der zweiten Grabungssaison verschiedene Methoden und Fragestellungen, um gemeinsam das Ökosystem der Dinosaurier von Wyoming von vor fast 70 Millionen Jahren zu rekonstruieren, es zu verstehen und die Bildung des Bonebeds zu klären. Dabei können die Wissenschaftler*innen auf zahlreiche Erkenntnisse aus der ersten Saison zurückgreifen. Erst kürzlich konnte am Senckenberg Institut Dresden das genaue Alter des Gesteins anhand von vulkanischen Mineralen bestimmt werden, an der Goethe Uni fanden Forscher*innen Hinweise darauf, dass Edmontosaurier große Wanderungen unternommen haben, und in den Präparationslaboren fanden sich Hinweise darauf, dass einige Dinosaurier schwere Knochenbrüche überlebt hatten.

Philipe Havlik zeigt im externen Grabungsmuseum auf dem Senckenberggelände seinen Lieblingsfund , einen 7 mm langen Saurierzahn. © Foto: Diether v. Goddenthow
Philipe Havlik zeigt im externen Grabungsmuseum auf dem Senckenberggelände seinen Lieblingsfund , einen 7 mm langen Saurierzahn. © Foto: Diether v. Goddenthow

Philipe Havlik ist sich sicher, dass sich auch in der zweiten Grabungssaison weitere Puzzleteile ergeben werden, die dazu beitragen, das Ökosystem von vor knapp 70 Millionen Jahren zu rekonstruieren. „Zudem hoffen wir, dass wir zahlreiche weitere Edmontosaurus-Funde aus dem Gesteinsblock bergen werden, die eine Antwort auf die Frage zulassen, ob es sich um eine ganze Herde handelt, die an dem Fundort in Wyoming verendet ist“, erklärt er. Neben den Edmontosaurus-Funden erwartet das Team weitere T. rex- und Säugetierfossilien.

Aktuelle Informationen rund um den Museumsbesuch:
Der Ticketkauf ist ausschließlich über den Online-Ticketshop möglich. Besucher*innen mit Anspruch auf ermäßigten oder kostenlosen Eintritt, etwa mit dem Kufti-Ticket der Stadt Frankfurt, der Museumsufercard oder Senckenberg-Mitglieder, registrieren sich ebenfalls vorab im Onlineshop und buchen einen Zeitslot. Das Museum bietet täglich zwei Zeitfenster an, die gebucht werden können: Mo / Di / MI / Do / Fr 9 bis 13 Uhr und 13 bis 17 Uhr, Mi zusätzlich 17 bis 20 Uhr, Sa / So 9 bis 13.30 Uhr und 13.30 bis 18 Uhr. Ein Ticketverkauf vor Ort im Museum ist aktuell nicht möglich. Um das Personal und die Besucher*innen zu schützen, gilt nach wie vor ein umfassendes Schutz- und Hygienekonzept. Das Museum darf unter Einhaltung der behördlichen Kontaktbeschränkung besucht werden und die Anzahl der Besuchenden wird begrenzt. Im Museum gilt die Abstandsregelung von mindestens 1,5 Metern und es besteht die Pflicht, durchgehend eine FFP2-Maske oder eine medizinische Gesichtsmaske zu tragen, die selbst mitzubringen ist. Gruppenbuchungen und Buchungen von Führungen sind leider aktuell nicht möglich. Der Museumsshop ist geöffnet.

Weitere Informationen unter: museumfrankfurt.senckenberg.de

„Edmonds Urzeitreich – Eine Dino-Grabung in Frankfurt“, 26. Mai bis 24. Oktober 2021 im Senckenberg Naturmuseum, Senckenberganlage 25, 60325 Frankfurt am Main. Die Kooperationsausstellung kann nur in Verbindung mit der Dauerausstellung besichtigt werden. Kombitickets: 12 Euro für Erwachsene, 6 Euro für Kinder und Jugendliche (6 bis 15 Jahre) sowie 30 Euro für Familien (2 Erwachsene und bis zu 3 Kinder). Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 9 – 17 Uhr, Mi 9 – 20 Uhr, Sa, So und Feiertage 9 – 18 Uhr.

Eine zweite Saison für Edmond – am 9. April 2021 gehen Ausstellung und Grabung weiter

 "Edmond" in der Sonderausstellung „Edmonds Urzeitreich – Eine Dinograbung in Frankfurt“ © Foto: Diether v. Goddenthow
„Edmond“ in der Sonderausstellung „Edmonds Urzeitreich – Eine Dinograbung in Frankfurt“ © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Kooperationsausstellung „Edmonds Urzeitreich – eine Dinograbung in Frankfurt“ endet wie geplant am 25. Oktober 2020. Am 9. April 2021 geht es in die zweite Runde!

Frankfurt, 05.10.2020. Ein 20- und ein 40-Fuß-Container wurden auf dem Seeweg von den USA nach Frankfurt verschifft – an Bord: „Edmonds Urzeitreich“, ein etwa 20 Quadratmeter großer Gesteinsblock voller Dinosaurier-Knochen. Unterstützt durch die Lipoid Stiftung als Hauptförderer setzt Senckenberg ein weltweit einmaliges Projekt um. Das aus der Lance-Formation in Wyoming geborgene „Bonebed“ wurde nach Frankfurt in das Senckeberg Naturmuseum transportiert und dort seit dem 5. Juni 2020 im Rahmen einer Kooperationsausstellung mit dem Wyoming Dinosaur Center Thermopolis, dem Frankfurter Kunstverein und mit National Geographic präsentiert. Vor den Augen der Besucher*innen legte das Präparator*innen-Team schon rund 500 Zahn- und Knochenfunde verschiedener Dinosaurierarten wie T. rex, Triceratops, Pectinodon und Edmontosaurus aus dem Gesteinsblock frei und bereiteten sie für weitere wissenschaftliche Analysen vor. Witterungsbedingt endet die Grabung am 25. Oktober 2020. Inzwischen steht eine Verlängerung fest: Die neue Grabungssaison startet am 9. April 2021.

Das Team rund um Grabungsleiterin Zsofia Hajdu und um den geologischen Präparator Olaf Vogel hat inzwischen große Teile des Bonebeds bearbeitet und schon zahlreiche fossile Zähne und Knochen von Edmontosaurus und vielen anderen Dinosauriern entdeckt. Nicht nur die Funde selbst, sondern auch die Lage der Fossilien in dem Bonebed verraten den beteiligten Wissenschaftler*innen der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Goethe-Universität Frankfurt vieles über das Ökosystem vor knapp 70 Millionen Jahren in Wyoming. Projektleiter Philipe Havlik erläutert: „Die geregelte Ausrichtung der Fossilien und die Sortierung der Knochen nach Größe innerhalb des Bonebeds deuten auf eine Bestätigung unserer These hin: Die Tiere verstarben in einem Flusslauf und ihre Knochen wurden anschließend eine kurze Strecke transportiert. Vermutlich sind daher alle Knochen etwa gleich alt und die zugehörigen Tiere lebten zur selben Zeit im selben Ökosystem.“

Temporäres Grabungsmuseum im Hof von Senckenber: Der dreißig Tonnen schwere Sedimentblock wurde im Außenbereich des Museums wieder zusammengefügt. Darin befinden sich unzählige einzelne Knochen, vor allem des Entenschnabeldinosauriers Edmontosaurus. Um die Funde einschätzen und die Umweltverhältnisse vor rund 70 Millionen Jahren rekonstruieren zu können, haben Wissenschaftler*innen der SGN und langjährige Kooperationspartner bereits Proben und Knochen aus dem Bonebed untersucht. Auch dies wird in der Ausstellung aufgegriffen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Temporäres Grabungsmuseum im Hof von Senckenberg: Der dreißig Tonnen schwere Sedimentblock wurde im Außenbereich des Museums wieder zusammengefügt. Darin befinden sich unzählige einzelne Knochen, vor allem des Entenschnabeldinosauriers Edmontosaurus. Um die Funde einschätzen und die Umweltverhältnisse vor rund 70 Millionen Jahren rekonstruieren zu können, haben Wissenschaftler*innen der SGN und langjährige Kooperationspartner bereits Proben und Knochen aus dem Bonebed untersucht. Auch dies wird in der Ausstellung aufgegriffen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Neben den zahlreichen Dinosaurier-Fossilien gibt es viele weitere Entdeckungen: Fossile Funde von Schildkröten, Krokodilen, Säugetieren und bislang noch unbestimmten Tieren und Pflanzen. Ein Grabungs-Highlight sind Zähne von großen Raubdinosauriern, darunter auch ein acht Zentimeter großer T. rex-Zahn. „Wir sind sehr glücklich, dass wir eine weitere Grabungssaison im nächsten Jahr starten können! Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass der Gesteinsblock auch nach Ende dieser Grabungssaison noch zahlreiche weitere – sicherlich auch überraschende – Funde bereit hält. Zudem wird die Ausstellung sehr gut von unseren Besucher*innen angenommen. An manchen Tagen kommt das Team kaum hinterher alle Fragen zu beantworten – besonders auffällig ist die Vielzahl von passionierten Dino-Fans, die Edmond und sein Co einen Besuch abstatten“, erzählt Havlik.

Während der Herbst- und Wintermonate werden Wissenschaftler*innen die bisherigen Funde in den Werkstätten und Laboren bearbeiten und erforschen. Einige der neuen Funde werden zudem im Museum ausgestellt.

„Edmonds Urzeitreich – Eine Dino-Grabung in Frankfurt“, 5. Juni bis 25. Oktober 2020 und ab 9. April 2021 wieder im Senckenberg Naturmuseum, Senckenberganlage 25, 60325 Frankfurt am Main. Die Kooperationsausstellung kann nur in Verbindung mit der Dauerausstellung besichtigt werden. Kombitickets: 10 Euro für Erwachsene, 5 Euro für Kinder und Jugendliche (6 bis 15 Jahre) sowie 25 Euro für Familien (2 Erwachsene und bis zu 3 Kinder). Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 9 – 17 Uhr, Mi 9 – 20 Uhr, Sa, So und Feiertage 9 – 18 Uhr.

Hauptförderer des Projekts: Lipoid Stiftung

Eine Kooperationsausstellung mit dem Frankfurter Kunstverein, National Geographic und dem Wyoming Dinosaur Center Thermopolis.

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Faszinierende Unterwasserwelt – Senckenberg eröffnet die Themenräume „Tiefsee“ und „Meeresforschung“

Ausstellungs-Impression. "Tiefsee und Meeresforschung" im Senckenberg-Naturmuseum. Im Vordergrund eine Langnasenchimäre (Rhinochimaera pacifica). Besonders charakteristisch ist die namensgebende lange Nase. In dieser befinden sich Sensoren zur Wahrnehmung von im Sand versteckter Beute mittels Elektrorezeption. Chimären jagen meist in Bodennähe. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungs-Impression. „Tiefsee und Meeresforschung“ im Senckenberg-Naturmuseum. Im Vordergrund eine Langnasenchimäre (Rhinochimaera pacifica). Besonders charakteristisch ist die namensgebende lange Nase. In dieser befinden sich Sensoren zur Wahrnehmung von im Sand versteckter Beute mittels Elektrorezeption. Chimären jagen meist in Bodennähe. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Bereiche der Ozeane, die tiefer als 1000 Meter sind und in ewiger Dunkelheit liegen, nehmen 60 Prozent der Erdoberfläche ein und sind weniger erforscht als die Oberfläche des Mondes. Erst vor rund 150 Jahren  begann man mit ihrer systematischen Erforschung. Die wichtigsten Entdeckungen und die dazu gehörige Meerestechnik  zeigt ab dem 4. September 2020 das Senckenberg-Naturmuseum Frankfurt in Kooperation mit dem Wissenschaftspartner GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel im Rahmen des Umbauprojektes Neues Museum in der interaktiven Dauerausstellung:„Tiefsee und Meeresforschung“ –  unter anderen mit 90 Originalen im Raum Tiefsee, darunter ein 2,5-fach verkleinertes Modell des im Original 5,2 Mio. teuren Tauchboots JAGO,  66 Modellen von Tieren und Geräten sowie 13 zum Teil international einzigartigen Präparaten von Tiefsee-Organismen mit Leuchtorganen.

"Tiefseeforschung ist wie Weltraumforschung nur im Nassen", entsprechend sind auch meerestechnische Gerätschaften bis hin zu Tauchrobotern und ein Taucher an von der Decke herabhängenden Seilen befestigt. © Foto: Diether v. Goddenthow
„Tiefseeforschung ist wie Weltraumforschung nur im Nassen“, entsprechend sind auch meerestechnische Gerätschaften bis hin zu Tauchrobotern und ein Taucher an von der Decke herabhängenden Seilen befestigt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die beiden neuen Themenräume, kuratiert von Dr. Thorolf Müller (Senckenberg) und Dr. Gerd Hoffmann-Wieck (GEOMAR), befinden sich im 2. Obergeschoss, welches zukünftig den „Lebensräumen der Erde“ mit den Großbereichen „Mensch, Erde, Kosmos und Zukunft“  gewidmet werden soll. Durch die voranschreitende modulare Modernisierung und Erneuerung des Senckenberg-Naturmuseums entsteht auf dieser Etage nach und nach ein Rundgang „entlang eines Höhengradienten, der in der ‚Tiefsee‘ beginnt und mit dem Hochgebirge endet. Als nächster Themenraum werden wir im Sommer 2021 der Raum ‚Korallenriff‘ eröffnen“, erläutert Senckenberg-Generaldirektor Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger bei einem Presse-Preview durch die neue Dauerausstellung.

Die Dauerausstellung Tiefsee und Meeresforschung gibt umfangreiche Einblicke anhand von zahlreichen Originalpräparaten aus der Sammlung Senckenberg sowie Spezialanfertigungen wie den Lebensraum "Schwarzer Raucher" hier im Bild. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Dauerausstellung Tiefsee und Meeresforschung gibt umfangreiche Einblicke anhand von zahlreichen Originalpräparaten aus der Sammlung Senckenberg sowie Spezialanfertigungen wie den Lebensraum „Schwarzer Raucher“ hier im Bild. © Foto: Diether v. Goddenthow

Wir möchten im Neuen Museum die Faszination einzelner Lebensräume vermitteln und für die Natur und für unsere Naturforschung begeistern “, unterstreicht Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Direktoriumsmitglied und zuständig für das Programm Wissenschaft und Gesellschaft. „Wir zeigen Systeme und Zusammenhänge – dazu gehört auch die Rolle des Menschen in einem Ökosystem. In der Tiefsee sprechen wir daher von Themen wie Vermüllung, Überfischung, Erwärmung und Versauerung der Meere sowie von dem Abbau von Rohstoffen“. „Bitte seien Sie ein wenig nachtsichtig, pardon, nachsichtig, denn dieser Text kommt direkt aus der Tiefsee, und da ist es ab 1000 Metern ganz dunkel“,  ähnlich  wie die Themenräume, insbesondere der Bereich „Meeresforschung“, bereitet  Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese die Presse auf das Eintauchen in die Meereswelt in den neuen Ausstellungsräumen vor. Sie selbst habe  ein  ganz besonderes Faibel für den Walfall.

Themenraum Tiefsee

Der Riesenkalmar Architeuthis dux ist einer der sagenumwobensten Tiefsee-Bewohner. Erst 1854 lieferte der Fund eines RiesenkalmarSchnabels den Beweis seiner Existenz. In der Ausstellung ist ein Modell im Maßstab 1:1 zu bestaunen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Der Riesenkalmar Architeuthis dux ist einer der sagenumwobensten Tiefsee-Bewohner. Erst 1854 lieferte der Fund eines RiesenkalmarSchnabels den Beweis seiner Existenz. In der Ausstellung ist ein Modell im Maßstab 1:1 zu bestaunen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Wer in das Dunkel des Themenraums Tiefsee „eintaucht“ , den weichen Boden spürt und den von der Decke herabhängenden Tiefseeschwarm aus 1:1-Modellen wie den etwa 8 Meter langen Riesenkalmar oder Riemenfisch und all die zahlreichen exotisch bis gruselig anmutenden Tiefsee-Exponate aus Wand- und Standvitrinen entgegenleuchten sieht, wähnt sich fast schon selbst 1000 Meter und tiefer unterm Meeresspiegel. Besucher erwartet hier nicht nur ein ästhetisches anmutendes Erlebnis, sondern auch viele neue Einblicke und Erkenntnisse in die weitestgehend noch unbekannte Lebenswelt der Tiefsee. Erst 20 Prozent der Tiefsee-Organismen seien entdeckt und erst 7 Prozent des Meeresgrundes vermessen, so Dr. Gerd Hoffmann-Wieck. Neben zahlreichen Originalpräparaten aus den wissenschaftlichen Sammlungen Senckenbergs werden drei Lebensraumausschnitte der Tiefsee gezeigt: Black Smoker, Weichboden und Walfall. Sie stellen Hotspots der Biodiversität, bzw. temporäre Nahrungsquellen in der Tiefsee dar.

Walfall

Wenn tote Wale auf dem Meeresboden niedergehen, spricht man von „Walfällen“. In einem ansonsten nahrungsarmen Bereich stellen ihre sterblichen Überreste für eine Vielzahl dort lebender Organismen ein wahres Festmahl dar. Das international  einzigartige Walfall-Modell in der Ausstellung zeigt die vier Phasen der Zersetzung des Walkadavers. © Foto: Diether v. Goddenthow
Wenn tote Wale auf dem Meeresboden niedergehen, spricht man von „Walfällen“. In einem ansonsten nahrungsarmen Bereich stellen ihre sterblichen Überreste für eine Vielzahl dort lebender Organismen ein wahres Festmahl dar. Das international einzigartige Walfall-Modell in der Ausstellung zeigt die vier Phasen der Zersetzung des Walkadavers. © Foto: Diether v. Goddenthow

Ein Walfall, so Dr. Thorolf Müller, sei eine Nahrungs-Oase in der Tiefsee. Sinke der große tote Meeressäuger bis auf den Grund des ansonsten nahrungsarmen Meeres, gäbe es für die unterschiedlichsten Mitbewohner der Tiefsee Nahrung über Jahre. Der Verfall des Walkadavers erfolge in vier aufeinander folgenden Phasen, so der Kurator. Zuerst fressen Aasfresser das weiche Gewebe, in der zweiten Phase fressen Muscheln und andere Tiefseebewohner weiter. Im dritten Stadium zersetzen schwefelliebende Bakterien die Lipide in den Knochen, was Jahre bis Jahrzehnte dauern kann. Und im letzten Stadium – dem Riffstadium – besiedeln sesshafte Organismen die Knochenreste. Besonders spannend, um nur mal ein der zahlreich dargestellten Beispiele aus Phase 3 herauszupicken, ist die Rolle des „Knochenfresser-Wurms“.

Hier "nagt" der Zombiewurrn, ein Tier ohne Augen, Mund und Darm, sich zersetzend durch die Knochen des toten Meeressäugers. © Foto: Diether v. Goddenthow
Hier „nagt“ der Zombiewurrn, ein Tier ohne Augen, Mund und Darm, sich zersetzend durch die Knochen des toten Meeressäugers. © Foto: Diether v. Goddenthow

Auch „Zombie-Wurm“ genannt, zersetzt dieses Tier ohne Augen, Mund und Darm die Knochen von Wal-Kadavern. Kurios ist auch, dass aus einer Zombie-Larve, die unmittelbar auf dem Knochen siedelt, ein Weibchen wird. Landet jedoch die Larve  auf einem anderen Weibchen, erwächst hieraus ein Männchen. Es lebst im Weibchen.

 

 

Black Smoker – Chemosynthese

Auf bis zu 400 °C aufgeheiztes, mineralreiches Meerwasser steigt durch Risse aus dem Meeresboden empor. Die abkühlungsbedingt ausflockenden Mineralien formen diese typischen Black-Smoker-Gebilde. © Foto: Diether v. Goddenthow
Auf bis zu 400 °C aufgeheiztes, mineralreiches Meerwasser steigt durch Risse aus dem Meeresboden empor. Die abkühlungsbedingt ausflockenden Mineralien formen diese typischen Black-Smoker-Gebilde. © Foto: Diether v. Goddenthow

Aus einer gläsernen Großvitrine ein paar Schritte neben dem Wal-Fall schimmert im Dämmerlicht ein „Schwarze Raucher“. Diese „Black Smoker“ entstehen in Regionen mit vulkanischer Aktivität an Stellen, an denen durch das Erdinnere aufgeheiztes, mineralreiches Meerwasser mit bis zu 400 °C durch Risse aus dem Meeresboden austritt. Sobald das Wasser abkühlt, flocken die darin gelösten Mineralstoffe schnell aus und lagern sich Schicht für Schicht zu schornsteinähnlichen Strukturen ab. Schwarze Raucher sind Lebensräume, die ohne Sonnenlicht und Photosynthese funktionieren. Mikroorganismen nutzen an diesen Heißwasserquellen gelöste Schwefel- und Mineralstoffe als Energiequelle. Man nennt diesen Prozess Chemosynthese. Diese Mikroorganismen oder ihre Stoffwechselprodukte dienen wiederum Muscheln, Würmern, Krebsen und Fischen als Nahrung.

Weichböden der Tiefsee 

In den Weichböden der Tiefsee werden bis zu 10 Mio. unbekannte Arten vermutet.© Foto: Diether v. Goddenthow
In den Weichböden der Tiefsee werden bis zu 10 Mio. unbekannte Arten vermutet.© Foto: Diether v. Goddenthow

Da ein Großteil der Ozeanböden auf den ersten Blick leblosen Wüsten aus Schlick und Sedimenten gleicht, was aber weit gefehlt ist, wurde für die Ausstellung ein „Weicher Meeresboden“ nachgebaut. Weichböden sind von Borstenwürmern, Fischen, Muscheln und vielen anderen sehr kleinen bis zu mikroskopisch kleinen Lebewesen besiedelt, so Dr. Thorolf Müller. Bohrkernuntersuchungen zeigten, dass sich in den Weichböden der Tiefsee eine enorme Artenvielfalt verberge. Es werde vermutet, dass dort bis zu 10 Mio. unbekannte Arten leben könnten, wodurch die Artenvielfalt der Weichböden der in tropischen Riffen und Regenwältern in nichts nachstehe, so der Kurator.

Biolumineszieren – Eigenlichterzeugung 

Alarmqualle lebt in 1000 bis 4000 Metern Tiefe. Wird sie angegriffen sendet sie eine Reihe von kreisförmig pulisierenden Lichtblitzen aus, wodurch auch größere Raubtiere abgeschreckt werden. © Foto: Heike v. Goddenthow
Alarmqualle lebt in 1000 bis 4000 Metern Tiefe. Wird sie angegriffen sendet sie eine Reihe von kreisförmig pulisierenden Lichtblitzen aus, wodurch auch größere Raubtiere abgeschreckt werden. © Foto: Heike v. Goddenthow

Einen Neben-Raum weiter geht es um das Thema Biolumineszenz. Viele Tiefseebewohner können durch eine chemische Reaktion eigenes Licht erzeugen – sie biolumineszieren. Besucher können dies anschaulich nachvollziehen an acht Modellen von Tiefsee-Organismen wie etwa der Alarmquelle. Per Knopfdruck können diese zum Leuchten gebracht werden. Dabei sind Besucher von Geräuschen der Tiefsee umgeben, die mit Unterwasser-Mikrophonen von der amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) aufgezeichnet wurden.

Themenraum Meeresforschung

Impression aus dem Themenraum "Meeresforschung", unter anderem mit einem herabhängendem Tiefsee-Schleppnetz. Erst mit diesen Spezialnetzen war es überhaupt möglich Lebewesen aus mehreren 100 oder 1000 Metern Tiefe zu bergen. Zuvor kannte man nur Tiefsee-Tiere, die beispielsweise durch einen Tsunami vom Meeresgrund hochgespült wurden. © Foto: Diether v. Goddenthow
Impression aus dem Themenraum „Meeresforschung“, unter anderem mit einem herabhängendem Tiefsee-Schleppnetz. Erst mit diesen Spezialnetzen war es überhaupt möglich Lebewesen aus mehreren 100 oder 1000 Metern Tiefe zu bergen. Zuvor kannte man nur Tiefsee-Tiere, die beispielsweise durch einen Tsunami vom Meeresgrund hochgespült wurden. © Foto: Diether v. Goddenthow

Besonders Technik-Fans dürften im Raum „Meeresforschung“ auf ihre Kosten kommen. Gezeigt werden hier die wichtigsten Geräte und Techniken, deren es zur Erforschung der Meere und Tiefsee bedarf wie Netze, Bohrgeräte und Schlitten sowie Hightech-Geräte, die auf Forschungsschiffen eingesetzt werden. Geforscht und gemessen wird von der Oberfläche bis hinab zum Meeresboden. Viele Geräte hängen an Stahlseilen und Kabeln, einige navigieren selbstständig – so zum Beispiel das Autonome Unterwasser-Vehikel „ABYSS“ vom GEOMAR. Die designierte GEOMAR-Direktorin Prof. Dr. Katja Matthes nennt diese Tiefsee-Geräte die „Verlängerung der Arme und Augen der Forscher in der Tiefsee“ und spricht von einer „nassen NASA“, weil die Tiefsee-Messtechnik ähnlichen Extrembedingungen standhalten muss, wie die in der Raumfahrt.

Dr. Gerd Hoffmann-Wieck (GEOMAR) zeigt, wie die mit dem Schwerelot aus dem Meeresboden gestanzten Sedimentschichten geborgen werden und man aus ihnen lesen kann. © Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Gerd Hoffmann-Wieck (GEOMAR) zeigt, wie die mit dem Schwerelot aus dem Meeresboden gestanzten Sedimentschichten geborgen werden und man aus ihnen lesen kann. © Foto: Diether v. Goddenthow

Mit Schwereloten, so Dr. Gerd Hoffmann-Wieck (GEOMAR), die von einem Forschungsfisch herabgelassen werden und sich in den Meeresboden bohren, stanzen Meeresforscher Kerne mit Sedimentschichten heraus. Hieraus könne wie aus einem globalen Geschichtsbuch über die Zusammensetzung der einzelnen über Jahrmillionen abgelagerten Schichten anorganischen und organischen Materials gelesen werden.

Auf Tauchfahrt mit Tiefsee-Roboters „BEMBEL“ 

6000 Meter können Besucher mit dem Tauchroboter "Bembel Frankfurt 11.000" virtuell abtauchen. Am Steuer Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, die hier den Journalisten das faszinierende Simulations-Abenteuer erläutert und vorführt. © Foto: Diether v. Goddenthow
6000 Meter können Besucher mit dem Tauchroboter „Bembel Frankfurt 11.000″ virtuell abtauchen. Am Steuer Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, die hier den Journalisten das faszinierende Simulations-Abenteuer erläutert und vorführt. © Foto: Diether v. Goddenthow

In der interaktiv gestalteten Ausstellung können Besucher selbst zu Piloten des Tiefsee-Roboters „BEMBEL“ werden und sich auf eine virtuelle Tauchfahrt bis in eine Tiefe von 6000 Metern zur Unterwassererkundung begeben. Mit „BEMBEL Frankfurt 11.000“ präsentieren die Ausstellungsmacher ein interaktives U-Boot-als mögliche Zukunft einer bemannten Tiefsee-Unterwasser- Erkundung.  Da bemannte Tauchfahrten in die Tiefsee sehr teuer, aufwendig und gefährlich sind, setzen Tiefseeforscher meist unbemanntes Gerät ein.

Tiefsee ist größter Lebensraum der Erde – Begleitbuch
SB_83_Tiefsee_MIT_U1-240x270Die Tiefsee ist der größte zusammenhängende Lebensraum der Erde, jedoch gehört sie zu den am wenigstens erforschten Regionen. Über 90 Prozent der Tiefsee sind komplett unbekanntes Gebiet. Nur 0,0001 % wurden von Menschen gesehen und intensiv erforscht. Je nach Definition, beginnt die Tiefsee  bei 200 Metern Meerestiefe. Sie ist durchschnittlich 3,8 km tief, wobei die tiefste Region, der Mariannengraben,  mit 11 km tiefer ist als der Mount Everest hoch ist. Inzwischen weiß man, dass trotz der ab 1000 Metern  ewig herrschenden Finsternis, lähmenden Kälte, enormem Druck und ständigen Nahrungsknappheit vielfältiges Leben in der Tiefsee existiert. Alles darüber finden Sie im von Thorolf Müller und Gerd Hoffmann-Wieck herausgegebenen Begleitbuch zur Ausstellung: Tiefsee – Vielfalt in der Dunkelheit“ , Frankfurt 2020)

Sponsoren
Der Raum Tiefsee wurde ermöglicht durch die Unterstützung der Familie Orenstein. Der Raum Meeresforschung durch die Unterstützung der DZ BANK Stiftung und der Mitglieder der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. „Die DZ BANK Stiftung hat sich der Förderung von Bildung, Forschung und Lehre verschrieben. Mit der Unterstützung des Themenraums Meeresforschung würdigen wir die Verdienste der Naturwissenschaften in diesem Bereich und freuen uns, die faszinierende Diversität der Tiefsee weiter zu ergründen“, so Dr. Cornelius Riese, Co-Vorstandsvorsitzender der DZ BANK.

Besuch unter Einhaltung der Hygiene-Bedingungen
Wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie musste die ursprünglich für den 15. Mai geplante Eröffnung der Themenräume „Tiefsee“ und „Meeresforschung“ auf den 3. September 2020 verschoben werden. Sie kann nun unter Berücksichtigung geltender Sicherheitsmaßnahmen eröffnet werden. Nach aktuell geltenden Regelungen sind zunächst maximal 20 Personen in den Räumen zugelassen. Ein Besuch der neuen Ausstellungsräume ist daher nur nach vorheriger Anmeldung unter museumfrankfurt.senckenberg.de möglich. Hier können einzelne Zeitslots für den Besuch der neuen Räume gebucht werden. In der Ausstellung gilt die Abstandsregelung von 1,5 Metern und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist Pflicht. Vor Besuch des Museums empfehlen wir, die aktuellen Regelungen auf unserer Webseite nachzulesen: museumfrankfurt.senckenberg.de

(Dokumentation Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Wissenschaftspartner GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.

Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel ist eine der weltweit führenden Einrichtungen auf dem Gebiet der Meeresforschung. Aufgabe des Instituts ist die Untersuchung der chemischen, physikalischen, biologischen und geologischen Prozesse im Ozean und ihre Wechselwirkung mit dem Meeresboden und der Atmosphäre. Mit dieser Bandbreite deckt das GEOMAR ein in Deutschland einzigartiges Spektrum ab.

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de

Neu im Senckenberg: Sommernacht und Streifzug durchs Museum Führungen für Familien und Kleingruppen wieder buchbar

Die Urzeitgiganten Diplodocus und Iguanodon im Sauriersaal des Senckenberg Naturmuseums. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Urzeitgiganten Diplodocus und Iguanodon im Sauriersaal des Senckenberg Naturmuseums. © Foto: Diether v. Goddenthow

Das  Senckenberg Naturmuseum Frankfurt meldet, dass ab Montag, dem 15. Juni 2020, Familien und Kleingruppen  wieder Führungen buchen und Streifzüge  durchs Museum erleben können. Im kleinen Kreis von bis zu sechs beziehungsweise acht Personen erkunden die Teilnehmer*innen Dinos, Mammuts, Wale oder das eigene Lieblingsexponat auf besondere Art und Weise. Angeboten werden zwei Formate, bei denen bestimmt keine individuellen Wünsche und Fragen offenbleiben. Die Führung „Streifzug durch das Museum“ kann individuell für Termine unter der Woche per E-Mail gebucht werde. Wer die Ausstellungsstücke einmal nachts nach Museumsschluss entdecken möchte, hat mit der Führung „Sommernacht im Senckenberg“ immer freitags abends zu festen Terminen und Zeiten hierzu Gelegenheit. Alle Abend-Termine sind im Kalender auf der Museums-Homepage ersichtlich und können per E-Mail gebucht werden. Besucher*innen, die das Museum auf eigene Faust an Wochenenden und Feiertagen erkunden möchten, sind gebeten sich über den Homepage-Kalender vorab anzumelden. Dadurch sichern sich Besucher*innen trotz begrenzter Kapazitäten ihren Einlass.
(https://museumfrankfurt.senckenberg.de/de/kalender/)

Selbstverständlich finden alle Führungen unter Einhaltung der auch sonst im Museum geltenden Hygiene- & Abstandshinweise statt.

„Streifzug durch das Museum“
Führung für Familien und Kleingruppen während der Öffnungszeit
(Montag bis Freitag, keine Termine am Wochenende oder an Feiertagen)
Bei den geführten Streifzügen durch das Museum erfahren Kinder und Erwachsene wissenswerte, unterhaltsame, lustige und vielleicht auch überraschende Geschichten, Anekdoten und Hintergründe zu ausgewählten Exponaten. Wie entsteht ein Fossil und wie fühlen sich echte Dino-Knochen an? Warum erstickt die Anakonda nicht, wenn sie ein Wasserschwein am Stück verschlingt? Bei dieser Führung gibt es Außergewöhnliches für Groß und Klein zu entdecken. Gerne gehen unsere Museums-Guides auf individuelle Fragen und Wünsche ein.
Dauer: 50 min; Kosten: 30,- € zzgl. Eintritt, maximale Gruppengröße: 6 Personen.
Termine auf Anfrage, Mo-Fr während der Öffnungszeit, Start immer zur vollen Stunde möglich.
Terminwünsche und Rückfragen unter Angabe einer Rückrufnummer an bildung@senckenberg.de .

„Sommernacht im Senckenberg“ 

Mit der Taschenlampe nachts durch das dunkle Museum.Foto: Michael Frank
Mit der Taschenlampe nachts durch das dunkle Museum.Foto: Michael Frank

Führung für Familien und Kleingruppen nach der Öffnungszeit
Wer schon immer einmal nachts das Museum erkunden wollte, hat jetzt Gelegenheit dazu. Besucher*innen verbringen bei dieser Führung eine „Sommernacht-Stunde“ im Senckenberg nach Museumsschluss. Bei einer spannenden Tour durch die dunklen Ausstellungshallen und -räume begegnen sie gemeinsam mit einem Museums-Guide den Giganten der Urzeit, Walen und Elefanten, seltenen Vögeln und ausgestorbenen oder bedrohten Säugetieren. Taschenlampe nicht vergessen!
Dauer: 50 min; Kosten: 65,- € (pauschal für 1-4 Personen), jede weitere Person 15,-€, maximale Gruppengröße: 8 Personen.
Freitags jeweils um 19:00 Uhr, 20:15 Uhr und 21:30 Uhr. Anmeldung erforderlich.
Alle Termine im Kalender auf unserer Homepage unter: https://museumfrankfurt.senckenberg.de/de/kalender/
Terminwünsche und Rückfragen unter Angabe einer Rückrufnummer an bildung@senckenberg.de.

Alle Informationen zu den Angeboten finden Sie auch unter:
https://museumfrankfurt.senckenberg.de/de/bildungsangebote/fuehrungen-fuer-familien-kleingruppen

Edmonds Urzeitreich – Eine Dinograbung in Frankfurt Kooperationsausstellung im Senckenberg Naturmuseum vom 4. Juni bis 25. Oktober 2020

Edmonds Urzeitreich_Pavillon als temporäre Grabungsstätte neben dem Senckenberg-Naturmuseum. Besucher können hier den Archäologen über die Schultern schauen und live beim Freilegen von Fundstücken dabei sein. Sobald es "Corona" zulässt, ist geplant, dass Besucher in einem zweiten Pavillonbereich  auch selbst nach Fossilien graben können. © Foto: Diether v. Goddenthow
Edmonds Urzeitreich_Pavillon als temporäre Grabungsstätte neben dem Senckenberg-Naturmuseum. Besucher können hier den Archäologen über die Schultern schauen und live beim Freilegen von Fundstücken dabei sein. Sobald es „Corona“ zulässt, ist geplant, dass Besucher in einem zweiten Pavillonbereich auch selbst nach Fossilien graben können. © Foto: Diether v. Goddenthow

Ein 20- und ein 40-Fuß-Container wurden auf dem Seeweg von den USA nach Frankfurt verschifft – an Bord: „Edmonds Urzeitreich“, ein etwa 20 Quadratmeter großer Gesteinsblock voller Dinosaurier-Knochen. Unterstützt durch die Lipoid Stiftung als Hauptförderer setzt Senckenberg so ein weltweit einmaliges Projekt um. Das aus der Lance-Formation in Wyoming geborgene „Bonebed“, reich an Knochen von Edmontosaurus und weiteren Fossilien, wurde nach Frankfurt transportiert und wird dort ab dem 4. Juni 2020 im Rahmen einer Kooperationsausstellung mit dem Wyoming Dinosaur Center Thermopolis, dem Frankfurter Kunstverein und mit National Geographic im Senckenberg Naturmuseum präsentiert. Vor den Augen der Besucher*innen legen Präparator*innen die Fossilien aus dem Gesteinsblock frei und bereiten sie für weitere wissenschaftliche Analysen vor.

Philipe Havlik zeigt im externen Grabungsmuseum auf dem Senckenberggelände seinen Lieblingsfund , einen 7 mm langen Saurierzahn. © Foto: Diether v. Goddenthow
Philipe Havlik zeigt im externen Grabungsmuseum auf dem Senckenberggelände seinen Lieblingsfund , einen 7 mm langen Saurierzahn. © Foto: Diether v. Goddenthow

„Unsere Idee war es nie, besonders spektakuläre Einzelobjekte zu finden und nach Frankfurt zu bringen“, erklärt Philipe Havlik die Grundidee des Projekts. „Vielmehr haben wir uns zum Ziel gemacht, erstmalig eine Fundstätte ‚am Stück’ ins Museum zu transportieren und sie erst dort freizupräparieren – um so unseren Besucher*innen die Erfahrung paläontologischer Geländearbeit näher zu bringen und gleichzeitig die modernsten Methoden geowissenschaftlicher Forschung an dem Projekt erläutern zu können“, fährt Havlik fort. Anfang des Jahres wurden daher 30 Tonnen Sediment in 16 Blöcken nach Frankfurt transportiert – auf ihrem Weg von Wyoming legten sie 2.800 Kilometer an Land und 6.200 Kilometer auf dem Wasser zurück. Insgesamt 100 Personen aus unterschiedlichsten Fachdisziplinen sind an dem einzigartigen Projekt beteiligt.

Original-Grabungsstätte in Wyoming Foto ©National-Geographic Janosch Boerckel
Original-Grabungsstätte in Wyoming Foto ©National-Geographic Janosch Boerckel

Mit der Kooperationsausstellung rückt ein wertvolles Objekt der Senckenberg-Dauerausstellung in den Fokus der Betrachtung und wird neu inszeniert: die Edmontosaurus-Mumie, genannt Edmond. Das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt beheimatet seit mehr als 100 Jahren das für die Wissenschaft bedeutende Fossil, das – wie auch das Bonebed – aus der Lance-Formation in Wyoming stammt und wegen seines nahezu vollständigen Skeletts und der Hauterhaltung ein wichtiges Zeugnis für das Aussehen der Dinosaurier ist.

Mit verschiedenen Untersuchungen an den Funden sollen wissenschaftliche Fragestellungen zu der Zeit von Edmond & Co geklärt werden: Wie sah das Ökosystem der Dinosaurier von Wyoming in der späten Kreidezeit, vor knapp 70 Millionen Jahren, aus, als die CO2-Konzentration in der Atmosphäre deutlich höher war als heutzutage? Wie lebten und starben die riesigen Tiere, wer fraß wen und welche Herausforderungen mussten sie in ihrem tagtäglichen Überlebenskampf bewältigen, bis das Zeitalter der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren mit einem Schlag endete? 15 Wissenschaftler*innen aus acht Forschungsinstituten verfolgen verschiedene Methoden und Fragestellungen – von der Herkunft kleiner Bernsteine im Sediment, über die Untersuchung von Holzkohle hin zur Geochemie des Zahnschmelzes – um gemeinsam das Ökosystem vor fast 70 Millionen Jahren zu rekonstruieren, es zu verstehen und die Bildung des Bonebeds zu klären.

Prof. Dr. Andreas Mulch, Direktor des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums in Frankfurt vor Edmonds Urzeitreich_Pavillon © Foto: Diether v. Goddenthow
Prof. Dr. Andreas Mulch, Direktor des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums in Frankfurt vor Edmonds Urzeitreich_Pavillon © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Präparation im Forschungsinstitut ermöglicht anders als bei der Arbeit im Gelände das Präparieren unter Laborbedingungen – mit Druckstichel und 3D-Scanner. Die Paläontologin Zsofia Hajdu wird im Laufe der Ausstellung die Funde im Dialog mit den Besucher*innen freilegen und für wissenschaftliche Untersuchungen vorbereiten. Bis zu 1.000 Fundstücke werden in den Gesteinsblöcken vermutet. Darunter auch winzige Bernsteine oder einzelne Zähne, die durch die ungewöhnliche Grabungssituation analysiert werden können. „Zähne sind oftmals ein sehr gutes Archiv für Informationen aus der Vergangenheit“, erläutert Prof. Dr. Andreas Mulch, Direktor des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums in Frankfurt. Gemeinsam mit Kolleg*innen der Goethe-Universität untersucht er die chemische Zusammensetzung des Zahnschmelzes der Edmontosauruszähne. Über Isotopenanalysen erlangen die Forschenden Informationen über Umweltbedingungen und Ernährungsgewohnheiten des Entenschnabeldinosauriers.

Prof. Franziska Nori, Direktorin des Frankfurter Kunstvereins. © Foto: Diether v. Goddenthow
Prof. Franziska Nori, Direktorin des Frankfurter Kunstvereins. © Foto: Diether v. Goddenthow

Der Frankfurter Kunstverein ist Kooperationspartner der Ausstellung und hat das Offenbacher Künstlerkollektiv YRD.Works eingeladen, den Präsentationsraum zu entwerfen, in dem Wissenschaft erlebbar wird. „Der temporäre Ausstellungsraum setzt ein unfertiges Exponat ins Zentrum, das seinem ursprünglichen Umfeld entnommen wurde“, erläutert Prof. Franziska Nori, Direktorin des Frankfurter Kunstvereins, das künstlerische Konzept. „Entstanden ist ein Raum um Rohmaterial – um ein 30 Tonnen schweres Grabungsfeld aus Wyoming. Es ist nicht das fertige Exponat, das in einer inszenierten Form präsentiert wird, es ist der Prozess wissenschaftlicher Arbeit, es sind die Forscher*innen und deren Arbeitsweise, deren Instrumente und deren Können“, fährt sie fort.

Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Leiterin des Programms „Wissenschaft & Gesellschaft“ bei Senckenberg. © Foto: Diether v. Goddenthow
Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Leiterin des Programms „Wissenschaft & Gesellschaft“ bei Senckenberg. © Foto: Diether v. Goddenthow

„Mit unserem einzigartigen Edmond-Projekt möchten wir unseren Besucher*innen vermitteln, wie wissenschaftliches Arbeiten und das Zusammenspiel unterschiedlicher Disziplinen funktioniert“, ergänzt Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Leiterin des Programms „Wissenschaft & Gesellschaft“ bei Senckenberg. „Die letzte Zeit hat uns vor Augen geführt, wie bedeutend wissenschaftliche Expertise für das gesellschaftliche Leben und für die Bewältigung von Krisen ist“, so Böhning-Gaese. Sie dankt der Lipoid-Stiftung, die als Hauptförderer das Projekt ermöglicht hat. Bereits zum zweiten Mal unterstützt die Stiftung ein Senckenberg-Projekt und verfolgt so weiter den Ansatz, paläontologische Wissenschaft erlebbar zu machen.

Ausstellungsansichten Edmond  © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungsansichten Edmond © Foto: Diether v. Goddenthow

Wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie musste die ursprünglich für den 4. April geplante Eröffnung der Kooperationsausstellung „Edmonds Urzeitreich – Eine Dinograbung in Frankfurt“ auf den 4. Juni 2020 verschoben werden. Sie kann nun unter Berücksichtigung geltender Sicherheitsmaßnahmen eröffnet werden. Nach aktuell geltenden Regelungen sind zunächst maximal 18 Personen im Ausstellungs-Pavillon zugelassen. Es kann daher zu Wartezeiten kommen. In der Ausstellung gilt die Abstandsregelung von 1,5 Metern und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist – wie im gesamten Museum – Pflicht. Interaktive Ausstellungselemente wie eine Selfie-Station, ein Klopfplatz für Kinder und ein Picknick-Bereich dürfen aktuell noch nicht in Betrieb genommen werden. Sobald sich die Bestimmungen ändern, informiert das Museum auf der Webseite darüber:
museumfrankfurt.senckenberg.de

Ausstellungsimpression Edmond  © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungsimpression Edmond © Foto: Diether v. Goddenthow

„Edmonds Urzeitreich – Eine Dino-Grabung in Frankfurt“, 4. Juni bis 25. Oktober 2020 im Senckenberg Naturmuseum, Senckenberganlage 25, 60325 Frankfurt am Main. Die Kooperationsausstellung kann nur in Verbindung mit der Dauerausstellung besichtigt werden. Kombitickets: 10 Euro für Erwachsene, 5 Euro für Kinder und Jugendliche (6 bis 15 Jahre) sowie 25 Euro für Familien (2 Erwachsene und bis zu 3 Kinder). Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 9 – 17 Uhr, Mi 9 – 20 Uhr, Sa, So und Feiertage 9 – 18 Uhr.

Edmond  © Foto: Diether v. Goddenthow
Edmond © Foto: Diether v. Goddenthow

National Geographic hat das Projekt seit Beginn der Grabung in Wyoming begleitet und stellt auf der Projektseite „Edmonds Urzeitreich“ mit Text, Foto und Bewegtbild die beteiligten Wissenschaftler*innen, die verschiedenen Forschungsmethoden, Details zur Grabung, zur Reise und zur Ausstellung vor: www.nationalgeographic.de/edmonds-urzeitreich

und https://museumfrankfurt.senckenberg.de/de/ausstellung/vorschau/edmonds-urzeitreich/

Erstmals nach 150 Jahren geht das Darmstädter Mastodon als Leihgabe zur großen Humboldt-Ausstellung nach USA auf Reisen

Mit »Peale‘s Mastodon« besitzt das Hessische Landesmuseum Darmstadt eine der Inkunabeln der Paläontologie und der Kunstgeschichte. Es ist das erste museal montierte Skelett eines fossilen Elefanten in Nordamerika. Im Rahmen der Kooperation zwischen dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt und dem Smithsonian American Art Museum in Washington DC wird »Peale‘s Mastodon« im Januar 2020 nach über 150 Jahren erstmals als Leihgabe in die USA zurückkehren. Hier wird es das Schlüsselwerk einer Ausstellung über Alexander von Humboldt sein, der dem berühmten Skelett bei seiner Amerikareise 1804 in Philadelphia einen Besuch abstattete. © Foto: Diether v Goddenthow
Mit »Peale‘s Mastodon« besitzt das Hessische Landesmuseum Darmstadt eine der Inkunabeln der Paläontologie und der Kunstgeschichte. Es ist das erste museal montierte Skelett eines fossilen Elefanten in Nordamerika. Im Rahmen der Kooperation zwischen dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt und dem Smithsonian American Art Museum in Washington DC wird »Peale‘s Mastodon« im Januar 2020 nach über 150 Jahren erstmals als Leihgabe in die USA zurückkehren. Hier wird es das Schlüsselwerk einer Ausstellung über Alexander von Humboldt sein, der dem berühmten Skelett bei seiner Amerikareise 1804 in Philadelphia einen Besuch abstattete. © Foto: Diether v Goddenthow

Der Knochenfund eines fossilen Elefanten am Hudson River vor über 200 Jahren ,  „Peale’s Mastodon“ genannt nach seinem Entdecker Willson Peal , war eine Sensation der Paläontologiegeschichte.   1801  war er das erste museal montierte Skelett eines ausgestorbenen Großtiers  in Nordamerika und so bedeutend, dass der amerikanische Präsident Thomas Jefferson die Ausgrabung als nationale Angelegenheit betrachtete.

v.l. Mario Drobek, Präparator, Daniel Sehl, Schlossermeister und Schlosser Rybarczyk haben den Schädel an einen Hubstapler zur Montage an den Rumpf in 3 Meter Höhe befestigt, © Foto: Diether v Goddenthow
v.l. Mario Drobek, Präparator, Daniel Sehl, Schlossermeister und Schlosser Rybarczyk haben den Schädel an einen Hubstapler zur Montage an den Rumpf in 3 Meter Höhe befestigt, © Foto: Diether v Goddenthow

1804 hatte der Natur- und Südamerika-Erforscher Alexander von Humboldt „Peale’s Mastodon“ besucht und der jungen amerikanischen Archäologie den Rücken gestärkt, da  er  die krude These europäischer Wissenschaftler von der angeblich degenerierten amerikanischen Fauna mit dem Fund von Großknochen als widerlegt betrachtete. Nicht nur aus diesem Grund wird Alexander von Humboldt noch bis heute  in den USA außerordentlich geschätzt. Anlässlich dessen 250. Geburtstages im vergangenen Jahr organisiert ihm zu Ehren das Smithsonian American Art Museum in Washington DC (SAAM) ab Mitte Februar  die Ausstellung „ Alexander von Humboldt and the United States“ mit „Peale’s Mastodon“ als  Highlight.

Aus den Halswirbeln ragt der lange Stahlzapfen, auf den der Schädel geschoben und später verschraubt wird. Daniel Sehl gibt Kommandos, nach denen Eric Milson den Schädel mit dem Hubstapler millimeterweise zum Einpassen bewegt. © Foto: Diether v Goddenthow
Aus den Halswirbeln ragt der lange Stahlzapfen, auf den der Schädel geschoben und später verschraubt wird. Daniel Sehl, der schon zahlreiche technische Probleme für das Landesmuseum gelöst hat,  gibt Kommandos, nach denen Eric Milson den Schädel per Hubstapler millimeterweise in die passende Position bringt.  © Foto: Diether v Goddenthow

Nachdem um 1850 über abenteuerliche Wege das Groß-Skelett nach Darmstadt kam, ist das  Hessische Landesmuseum Darmstadt Besitzer des weltweit bekannten Skeletts, Darmstädtern auch als „Heiner“ bekannt. Im Rahmen einer Kooperation mit dem SAAM wird das Landesmuseum Darmstadt Anfang Februar 2020 Heiner, das Darmstädter Mastodon, als Leihgabe zur großen Humboldt-Ausstellung im SAAM nach USA auf Reisen schicken.

Anlässlich dieser Ausleihzusage musste das Darmstädter Mastodon zuvor demontiert, gereinigt und generalüberholt werden. Es erhielt zudem ein neues Stahlstecksystem, damit der fossile Elefant gerade und in festerer Haltung als bisher stehen kann. Bei einem Pressegespräch am gestrigen Donnerstag fand eine erste Generalprobe der Montage statt. Diese wird solange wiederholt und eingeübt, bis alle Teile später am Ausstellungs-Ort reibungslos zusammengefügt werden können.

Am Unterkiefer werden mit leicht getönter Wachskreide noch letzte Risse verfüllt. © Foto: Diether v Goddenthow
Am Unterkiefer werden mit leicht getönter Wachskreide noch letzte Risse verfüllt. © Foto: Diether v Goddenthow

Noch sind die Restaurierungsarbeiten nicht ganz abgeschlossen, sagte der leitende Paläontologe Oliver Sandrock, der mit den Präparatoren Mario Drobek und Mascha Siemund sowie denSchlossermeistern Eric Milson und Rybarczyk  am 10. Februar 2020 „Heiner“ in die USA begleiten wird, zunächst mit dem Flieger nach New York. Anschließend werden die Spezialkisten im großen Truck nach Washington gebracht.

Endlich sitzt der Schädel, an dem noch Unterkiefer und die beiden Stoßzähne fehlen. Mario Drobek, Präparator des Hessischen Landesmuseums hat gerade die vierte Haltemutter verschraubt. © Foto: Diether v Goddenthow
Endlich sitzt der Schädel, an dem noch Unterkiefer und die beiden Stoßzähne nach befestigt werden müssen. Mario Drobek hat gerade die vierte Schraube in die  Stahlzapfenverbindung verschraubt. © Foto: Diether v Goddenthow

Taschenlampenführung: Nachts im Naturhistorischen Museum – 10.000 Besucher/in nach Wiedereröffnung des Naturhistorischen Museums Mainz

In der neuen Eingangshalle des Naturhistorischen Museums Mainz begrüsst das „Schreckens-Tier“, ein Hauerelefant. das Wappentier des nhm, den Besucher.   ©  Foto: Diether  v Goddenthow
In der neuen Eingangshalle des Naturhistorischen Museums Mainz begrüsst das „Schreckens-Tier“, ein Hauerelefant. das Wappentier des nhm, den Besucher. © Foto: Diether v Goddenthow

Nach elfmonatiger Schließung wurde das Naturhistorische Museum Mainz (nhm) nach umfangreichen Sanierungsarbeiten am Samstag/Sonntag, 28./29. September 2019 mit einem großen Bürgerfest und bunten Programm im neuen Ausstellungsdesign vorgestellt. Das beliebte Haus konnte sich in der kurzen Zeit, die seither vergangen ist, über einen Mangel an Besucher/innen nicht beklagen. Das Interesse ist so immens, dass das Team um Museumsdirektor Dr. Bernd Herkner und seine Stellvertreterin Nicole Fischer am heutigen Freitag, 11. Oktober 2019, bereits den 10.000 Besucher im Haus mit einer kleinen Überraschung begrüßen konnten. Das runderneuerte und erweiterte Naturhistorische Museum Main hatte Ende September mit neuen Ausstellungsbereichen sowie frischen Pädagogikräumen wiedereröffnet.

Besonders Kinder und Jugendlich können sich darauf freuen, auch mit der Taschenlampe die neue Ausstellung erkunden zu können: Abends im Kegel des Taschenlampenlichts begeben sich die Gäste auf eine Zeitreise, die vor 400 Jahren beginnt und dann durch die wechselhafte Erdgeschichte der Region führt. Die Führung geleitet durch Wüsten, tropische Wälder und eiszeitliche Kältesteppen, die Teilnehmer /innen tauchen ab in urzeitliche Meere.
In der geheimnisvollen Atmosphäre des dunklen Museum sind im Taschenlampenschein die beindruckenden und teils bizarren Bewohner dieser urzeitlichen Lebensräume zu entdecken. Elefanten und Nashörner an Orten, wo heute Wein gedeiht. Seekühe und riesige Haie im Rhein. Dies und noch mehr erwartet die Gäste auf dieser spannenden Reise durch die Zeit.

Führungen: 17.00 und 18.00 Uhr.
Preise: Erwachsene 8,00 Euro, Kinder 6,00 Euro

Führungsdaten: jeweils am Freitag, 8.11., 15.11., 22.11., 29.11., 6.12.2019 sowie im kommenden Jahr am
10.1.2020, 17.1.2020, 24.1.2020

Anmeldungen sind dringend erforderlich unter:
Museumspädagogik Naturhistorisches Museum Mainz
Telefon: 06131-122913
Email: Martina.Kracht@stadt.mainz.de

Ort:
Naturhistorisches Museum Mainz
Reichklarastraße 10
55116 Mainz

Öffnungszeiten
Montag: geschlossen
Dienstag: 10 bis 17 Uhr
Mittwoch: 10 bis 17 Uhr
Donnerstag: 10 bis 17 Uhr
Freitag: 10 bis 17 Uhr
Samstag: 10 bis 18 Uhr
Sonntag: 10 bis 18 Uhr

Feiertage: 10 bis 18 Uhr
(auch montags)

Montag geschlossen

Das Naturhistorische Museum Mainz in neuem Glanz und mit weltweit einzigartigen Funden feiert am 28. u. 29.09.2019 die Wiedereröffnung

In der neuen Eingangshalle des Naturhistorischen Museums Mainz begrüsst das „Schreckens-Tier“, ein Hauerelefant. das Wappentier des nhm, den Besucher.   ©  Foto: Diether  v Goddenthow
In der neuen Eingangshalle des Naturhistorischen Museums Mainz begrüsst das „Schreckens-Tier“, ein Hauerelefant. das Wappentier des nhm, die Besucher. © Foto: Diether v Goddenthow

10 Millionen Jahre vor unserer Zeit, als noch der Ur-Rhein in einem breiten Tal langsam quer durch Rheinhessen floss und Galeriewälder die Ufer säumten, stapfte ein „Schreckens-Tier“ entlang der Ufer: der Hauer-Elefant, bei Fachleuten Deinotherium giganteum genannt. Der mit einer Schulterhöhe von 4,60 Meter hochgewachsene Rüssel tragende Deinotherium giganteum aus dem rheinland-pfälzischen Eppelsheim in der Nähe von Alzey ist weltweit einmalig. „Mammute findet man häufiger, aber so einen Deinotherium giganteum ganz selten“, so Museumsdirektor Dr. Bernd Herkner, beim heutigen Presse-Preview. Anhand der Knochenfunde hat nunmehr der spanische Paläokünstler Ramon López den riesigen Pflanzenfresser in einem aufwendigen Verfahren in Originalgröße so wunderbar rekonstruiert, dass Kultur- und Baudezernentin Marianne Grosse schwärmte: „Das ist nicht nur ein außergewöhnlich tolles Großtierpräparat, das ist ein Kunstwerk“. Der Deinotherium giganteum ist auch das Wappentier des Naturhistorischen Museums, und es ist ein enormer Gewinn, das „Wappentier“ erstmals nun ab dem 28. September 2019, wenn das Naturhistorische Museum Mainz nach umfangreicher Sanierung mit einem großen zweitägigen Fest wiedereröffnet wird, so lebensecht wiedersehen zu können.

Ein rheinhessischer Affe. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Ein rheinhessischer Affe. © Foto: Diether v Goddenthow

Bei den umfangreichen baulichen Sanierungsmaßnahmen wurden nicht nur Elektroanlage, Brandschutz und Barrierefreiheit auf den neuesten Stand gebracht, sondern auch der Eingangsbereich gänzlich verlegt und neu gestaltet. Man gelangt jetzt sofort in den früheren Lichthof und wird vom „Schreckens-Tier“ und weiteren Ur-Viechern, die einst durch Wälder und Steppen des heutigen Rheinland-Pfalz streiften begrüßt. Vor hier aus geht es in die verschiedenen Schauräume, die man aber auch chronologisch besichtigen kann, beginnend in den Räumen mit den ältesten Funden von vor 400 Millionen Jahren als Rheinland-Pfalz noch in Äquatornähe lag und endend mit dem Ausklingen der letzten Eiszeit vor 10 000 Jahren.
Durch den Einzug einer neuen Geschossdecke in den früheren Lichthof, der neuen Eingangshalle, konnte somit ein zusätzlicher Mehrzweckraum für Vorträge, Workshops und Events gewonnen werden. Der umfassend sanierte Trakt erscheint auf 600 qm in neuem Glanz.

Gezeigt wird in komplett überarbeiteter Präsentationsform der ungeheure Reichtum an Fossilien aus dieser Region. Das „Naturhistorische“ präsentiert dabei über 2.000 Originalobjekte, die in ästhetischer Weise und im Rahmen eines ansprechenden Ausstellungsdesigns präsentiert werden. Eindrucksvoll sind zugleich die vielen lebensgroßen Modelle der einstigen Tierwelt, die wie das mächtige Wappentier „Deinotherium von dem spanischen Paläokünstler Ramon López hergestellt wurden.
Gerade in der heutigen Zeit, in der junge Menschen in großer Zahl auf die Straße gehen, um auf den Klimawandel und den rasanten Biodiversitätsverlust in der Natur aufmerksam zu machen, sei es von besonderer Bedeutung, „sich mit unserem Planeten und seiner reichen Pflanzen- und Tierwelt auseinanderzusetzen“, betonte Marianne Grosse.

Kultur- und Baudezernentin Marianne Grosse und Museumsdirektor Dr. Bernd Herkner beim heutigen Presserundgang durch neue Naturhistorische Museum Mainz.   ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Kultur- und Baudezernentin Marianne Grosse und Museumsdirektor Dr. Bernd Herkner beim heutigen Presserundgang durch neue Naturhistorische Museum Mainz. © Foto: Diether v Goddenthow

Dazu bietet gerade das neue Naturhistorische Museum reichlich Möglichkeiten, denn das Haus nimmt seinen Bildungsauftrag ernst: mit über 700 betreuten Gruppen pro Jahr vermittelt das Museum mit seinen unterschiedlichen und altersgerechten Programmen naturkundliche Grundlagen, die bei jüngeren, aber auch gehobenen Altersstufen das Bewusstsein für den Wert der natürlichen Vielfalt und deren Bedeutung für den Menschen als Teil der Natur schärft.

Im Mittelpunkt des neuen Museums steht die wechselhafte Erdgeschichte von Rheinland-Pfalz, das reich an Fossillagerstätten ist. Die exzellent erhaltenen Fossilien der Ausstellung belegen, dass sich vor etwa 400 Millionen Jahren in diesen Breitengraden – auch am Standort des Hauses – einst ein ausgedehnter Ozean befand. Mit dieser Zeitepoche beginnt auch der Rundgang durch die Erdgeschichte des Bundeslandes, die sich als sehr wechselhaft darstellte – das Meer verschwand, es wurde trocken, dann eroberte sich das Meer das Land zurück, es tummelten sich hier Haie und Seekühe. Mal war es tropisch heiß, mal sibirisch kalt. All diesen Wandel können die Besucher des Naturhistorischen Museums in einer erlebnisorientierten Weise inszeniert, hautnah erfahren.

Ein sensationeller  Fund aus Rheinland-Pfalz: die versteinerte Schwere eines Gliederfüsslers, der  mit  seinen 2,5 Meter  weltweit als einzigartig gilt.. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Ein sensationeller Fund aus Rheinland-Pfalz: die versteinerte Schere eines Gliederfüsslers, der mit seinen 2,5 Meter weltweit als einzigartig gilt.. © Foto: Diether v Goddenthow

Die neuen Ausstellungsräume beherbergen über 2.000 Originalfossilien, die allesamt aus Rheinland-Pfalz stammen, darunter einzigartige Stücke in der Welt. All dies ist beeindruckend und hoch ästhetisch in Szene gesetzt.
Rheinland-Pfalz sei weltweit für seine spektakulären Fossilienfundstätten bekannt – etwas durch den Ort Bundenbach im Hunsrück, der Weltrang genieße. Der Bundenbach-Schiefer, so Grosse, berge phänomenale Fossilien aus der erdgeschichtlichen Epoche des Devons und das Naturhistorische Museum verfügt über die bedeutendste Fossiliensammlung dieser Fundstelle.
In einem Diorama werde zudem die Entstehungsepoche lebendig gemacht. Als Schaufenster in eine der „Wilden Welten“ der Urzeit zeige es die Situation vor 400 Millionen Jahren und mache die damalige Unterwasserwelt mit all seinen Bewohnern erlebbar. Grosse: „Am neuen didaktischen Konzept gefällt mir besonders, dass in den einzelnen Ausstellungsbereichen die Arbeit der Paläontologen sichtbar und nachvollziehbar gemacht wird.“
Besonders aufschlussreich wird dies am Beispiel der Fossilfundstätte im rheinhessischen Eppelsheim erläutert. Dort führt das nhm schon seit vielen Jahren regelmäßig Grabungen in den Sedimenten des Ur-Rheins durch.

Die Rekonstruktion des weltweit einzigartigen  Gliederfüsslers mit seinen Scheren. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Die Rekonstruktion des weltweit einzigartigen Gliederfüsslers mit seinen Scheren. © Foto: Diether v Goddenthow

Alle neuen Ausstellungstücke sind von höchster Qualität und mit „viel Liebe und höchstem handwerklichen Geschick“, so Grosse, umgesetzt. Bis hierher war es jedoch ein langer Weg, der maßgeblich durch den langjährigen Direktor des Museums, Dr. Michael Schmitz, geebnet worden sei, betonte die Kulturdezernentin. Er habe den Umbau und die Neuausrichtung des Naturhistorischen Museums massiv vorangebracht. Ihr Dank galt zugleich dem neuen Museumsdirektor, Dr. Bernd Herkner, der das Projekt fortgeführt und ins Ziel gebracht habe. „Ich kenne Dr. Michael Schmitz schon sehr lange und teile seine wissenschaftliche Philosophie. So konnte ich gleich in dieses Projekt voll einsteigen und ganz dahinter stehen, da keine Fehler gemacht wurden. Ich hätte es genauso konzipiert,“ so Herkner, der zuvor Senckenberg-Museumsdirektor war und den Ruf aus Mainz erhielt. „Wir wollen in unseren neuen Ausstellungen zeigen, dass naturkundliche Sammlungen Datenbanken der Natur sind. Wir sind quasi die Verwalter der Biodiversität, die physische Objekte für die Forschung vorhalten – auch für spätere Generationen. Gerade in einer Zeit des rasant ansteigenden Biodiversitätsverlusts ist diese Aufgabe von großer Bedeutung.“

Seekühe schwammen vor 30 Millionen Jahren durchs subtropische artenreiche Binnenmeer, welches durchs Mainzer Becken flutete.©  Foto: Diether  v Goddenthow
Seekühe schwammen vor 30 Millionen Jahren durchs subtropische artenreiche Binnenmeer, welches durchs Mainzer Becken flutete.© Foto: Diether v Goddenthow

Breits im Jahr 2008 begann der mehrstufige bauliche Modernisierungsprozess, der in Folge von Brandschutzauflagen und zur Schaffung von Barrierefreiheit zwingend notwendig geworden war. Im Jahr 2014 folgten mit dem Bauabschnitt III die umfangreichsten baulichen Sanierungsmaßnahmen am Naturhistorischen Museum seit 1962. Dieser Bauabschnitt war von Beginn an eng verzahnt mit der Brandschutzsanierung und der Herstellung der Barrierefreiheit in der Anne-Frank-Realschule, mit der das Naturhistorische Museum diesen Gebäudekomplex teilt.

Ende 2018 konnten die Maßnahmen abgeschlossen werden, wodurch das Naturhistorische Museum nun über eine moderne Gebäudeinfrastruktur verfügt: Der Brandschutz entspricht den gesetzlichen Anforderungen, die Elektrik ist vollständig modernisiert, alle Bereiche sind nun barrierefrei zugänglich.

Dies alles geht natürlich nicht zum Nulltarif. Das gesamte Bauprojekt, einschließlich der Baumaßnahmen an der Anne-Frank-Realschule wurde von der Landeshauptstadt Mainz mit rund 8 Millionen Euro finanziert.

Nach der Beendigung der Sanierungsmaßnahmen konnte auch mit der Umsetzung des neuen Ausstellungskonzepts begonnen werden. Bis zum Zeitpunkt der Beendigung der Baumaßnahmen fanden alle Arbeiten der verschiedenen Bauabschnitte bei laufendem Museumsbetrieb statt – eine große Herausforderung für das Team.

Mit Beginn der sukzessiven Umsetzung des neuen Ausstellungskonzepts wurde allerdings ab November 2018 die Schließung des Hauses notwendig. Grosse dankte alle Beteiligten:
„Das gesamte Team des Naturhistorischen Museums, jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter hat hier Großartiges geleistet. Die Landeshauptstadt Mainz ist um eine neue Attraktion reicher.“

Wiederöffnung für kleine und große Gäste mit buntem Rahmenprogramm am Wochenende

nhm-flaggenDas Wochenende steht ganz im Zeichen der Neueröffnung unter dem Motto „Wir sind wieder da!“ – dann öffnet das Haus für kleine und große Besucherinnen und Besucher von nah und fern wieder die Türen: Am Samstag/Sonntag, 28./29. September 2019 lädt das Museum alle Gäste bei freiem Eintritt in und an das Museum, um sich das „Naturhistorische“ zurück zu erobern – mit Street Food, Schnupper-Führungen, Eröffnungsquiz und zahlreichen weitere Veranstaltungspunkten (Flyer mit Programm ist angefügt).

Programm zur Wiedereröffnung

Freitag, 27. September ab 19 Uhr
Festliche Beleuchtung des Museums ab 19 Uhr

Samstag, 28. September 10 bis 21 Uhr
Tag der jungen Erwachsenen/urban active

• 11 Uhr
Erste öffentliche Führung
mit Kulturdezernentin Marianne Grosse
und Museumsdirektor Dr. Bernd Herkner
• Im Anschluss ab 11.30 Uhr alle 30 Minuten bis 20 Uhr
Schnupper-Führungen durch das Team des Museums:
Dr. Bernd Herkner/Marius Müller/Lina Barth/
Martina Kracht

Essen und Trinken auf dem
Street Food Markt vor dem Museum
11.30 Uhr bis 21 Uhr
mit n’Eis, Spinnlers Schwenkbraterei & Bier, Kumpir
u. Burger, Cocktails, Wein von Die Mainzer Winzer e.V.
Weingut Martina und Jörg Eckert

• Musik 18 bis 21 Uhr: La Route du bonheur
• Ganztags: Forscherwerkstatt geöffnet
• Eröffnungsquiz der Sparkasse Mainz
• Festliche Beleuchtung des Museums von aussen
ab 19 Uhr

Sonntag, 29. September 10 Uhr bis 18 Uhr
Tag der Familien/ familiy & friends

Ganztags
Themenstationen laden zum Mitmachen ein:
• Urzeit Tiere gießen
• Handabdrücke gießen
• Mammut basteln
• Steinzeitketten basteln
• Buttons gestalten
• Bienen basteln
• Eröffnungsquiz der Sparkasse Mainz
• Forscherwerkstatt geöffnet

Essen und Trinken auf dem
Street Food Markt vor dem Museum
11.30 Uhr bis 18 Uhr
mit n’Eis, Spinnlers Schwenkbraterei & Bier,
Kumpir u. Burger, Cocktails, Wein von Die Mainzer
Winzer e.V. Weingut Martina und Jörg Eckert

• Musik 12 bis 16 Uhr: La Route du bonheur
• Das AZ-Monster Kruschel lädt ein unter dem
Motto: „Im Museum werdet ihr monsterschlau…“
• Schnupper-Führungen durch das Team des
Museums: Martina Kracht
von 11 bis 17 Uhr zur vollen Stunde

Naturhistorisches Museum Mainz
Landessammlung für Naturkunde RLP
Reichklarastr. 1
55116 Mainz
Fon: 06131/122646
Fax: 06131/122975
Mail ans nhm mainz