Das Naturhistorische Museum Mainz in neuem Glanz und mit weltweit einzigartigen Funden feiert am 28. u. 29.09.2019 die Wiedereröffnung

In der neuen Eingangshalle des Naturhistorischen Museums Mainz begrüsst das „Schreckens-Tier“, ein Hauerelefant. das Wappentier des nhm, den Besucher.   ©  Foto: Diether  v Goddenthow
In der neuen Eingangshalle des Naturhistorischen Museums Mainz begrüsst das „Schreckens-Tier“, ein Hauerelefant. das Wappentier des nhm, die Besucher. © Foto: Diether v Goddenthow

10 Millionen Jahre vor unserer Zeit, als noch der Ur-Rhein in einem breiten Tal langsam quer durch Rheinhessen floss und Galeriewälder die Ufer säumten, stapfte ein „Schreckens-Tier“ entlang der Ufer: der Hauer-Elefant, bei Fachleuten Deinotherium giganteum genannt. Der mit einer Schulterhöhe von 4,60 Meter hochgewachsene Rüssel tragende Deinotherium giganteum aus dem rheinland-pfälzischen Eppelsheim in der Nähe von Alzey ist weltweit einmalig. „Mammute findet man häufiger, aber so einen Deinotherium giganteum ganz selten“, so Museumsdirektor Dr. Bernd Herkner, beim heutigen Presse-Preview. Anhand der Knochenfunde hat nunmehr der spanische Paläokünstler Ramon López den riesigen Pflanzenfresser in einem aufwendigen Verfahren in Originalgröße so wunderbar rekonstruiert, dass Kultur- und Baudezernentin Marianne Grosse schwärmte: „Das ist nicht nur ein außergewöhnlich tolles Großtierpräparat, das ist ein Kunstwerk“. Der Deinotherium giganteum ist auch das Wappentier des Naturhistorischen Museums, und es ist ein enormer Gewinn, das „Wappentier“ erstmals nun ab dem 28. September 2019, wenn das Naturhistorische Museum Mainz nach umfangreicher Sanierung mit einem großen zweitägigen Fest wiedereröffnet wird, so lebensecht wiedersehen zu können.

Ein rheinhessischer Affe. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Ein rheinhessischer Affe. © Foto: Diether v Goddenthow

Bei den umfangreichen baulichen Sanierungsmaßnahmen wurden nicht nur Elektroanlage, Brandschutz und Barrierefreiheit auf den neuesten Stand gebracht, sondern auch der Eingangsbereich gänzlich verlegt und neu gestaltet. Man gelangt jetzt sofort in den früheren Lichthof und wird vom „Schreckens-Tier“ und weiteren Ur-Viechern, die einst durch Wälder und Steppen des heutigen Rheinland-Pfalz streiften begrüßt. Vor hier aus geht es in die verschiedenen Schauräume, die man aber auch chronologisch besichtigen kann, beginnend in den Räumen mit den ältesten Funden von vor 400 Millionen Jahren als Rheinland-Pfalz noch in Äquatornähe lag und endend mit dem Ausklingen der letzten Eiszeit vor 10 000 Jahren.
Durch den Einzug einer neuen Geschossdecke in den früheren Lichthof, der neuen Eingangshalle, konnte somit ein zusätzlicher Mehrzweckraum für Vorträge, Workshops und Events gewonnen werden. Der umfassend sanierte Trakt erscheint auf 600 qm in neuem Glanz.

Gezeigt wird in komplett überarbeiteter Präsentationsform der ungeheure Reichtum an Fossilien aus dieser Region. Das „Naturhistorische“ präsentiert dabei über 2.000 Originalobjekte, die in ästhetischer Weise und im Rahmen eines ansprechenden Ausstellungsdesigns präsentiert werden. Eindrucksvoll sind zugleich die vielen lebensgroßen Modelle der einstigen Tierwelt, die wie das mächtige Wappentier „Deinotherium von dem spanischen Paläokünstler Ramon López hergestellt wurden.
Gerade in der heutigen Zeit, in der junge Menschen in großer Zahl auf die Straße gehen, um auf den Klimawandel und den rasanten Biodiversitätsverlust in der Natur aufmerksam zu machen, sei es von besonderer Bedeutung, „sich mit unserem Planeten und seiner reichen Pflanzen- und Tierwelt auseinanderzusetzen“, betonte Marianne Grosse.

Kultur- und Baudezernentin Marianne Grosse und Museumsdirektor Dr. Bernd Herkner beim heutigen Presserundgang durch neue Naturhistorische Museum Mainz.   ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Kultur- und Baudezernentin Marianne Grosse und Museumsdirektor Dr. Bernd Herkner beim heutigen Presserundgang durch neue Naturhistorische Museum Mainz. © Foto: Diether v Goddenthow

Dazu bietet gerade das neue Naturhistorische Museum reichlich Möglichkeiten, denn das Haus nimmt seinen Bildungsauftrag ernst: mit über 700 betreuten Gruppen pro Jahr vermittelt das Museum mit seinen unterschiedlichen und altersgerechten Programmen naturkundliche Grundlagen, die bei jüngeren, aber auch gehobenen Altersstufen das Bewusstsein für den Wert der natürlichen Vielfalt und deren Bedeutung für den Menschen als Teil der Natur schärft.

Im Mittelpunkt des neuen Museums steht die wechselhafte Erdgeschichte von Rheinland-Pfalz, das reich an Fossillagerstätten ist. Die exzellent erhaltenen Fossilien der Ausstellung belegen, dass sich vor etwa 400 Millionen Jahren in diesen Breitengraden – auch am Standort des Hauses – einst ein ausgedehnter Ozean befand. Mit dieser Zeitepoche beginnt auch der Rundgang durch die Erdgeschichte des Bundeslandes, die sich als sehr wechselhaft darstellte – das Meer verschwand, es wurde trocken, dann eroberte sich das Meer das Land zurück, es tummelten sich hier Haie und Seekühe. Mal war es tropisch heiß, mal sibirisch kalt. All diesen Wandel können die Besucher des Naturhistorischen Museums in einer erlebnisorientierten Weise inszeniert, hautnah erfahren.

Ein sensationeller  Fund aus Rheinland-Pfalz: die versteinerte Schwere eines Gliederfüsslers, der  mit  seinen 2,5 Meter  weltweit als einzigartig gilt.. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Ein sensationeller Fund aus Rheinland-Pfalz: die versteinerte Schere eines Gliederfüsslers, der mit seinen 2,5 Meter weltweit als einzigartig gilt.. © Foto: Diether v Goddenthow

Die neuen Ausstellungsräume beherbergen über 2.000 Originalfossilien, die allesamt aus Rheinland-Pfalz stammen, darunter einzigartige Stücke in der Welt. All dies ist beeindruckend und hoch ästhetisch in Szene gesetzt.
Rheinland-Pfalz sei weltweit für seine spektakulären Fossilienfundstätten bekannt – etwas durch den Ort Bundenbach im Hunsrück, der Weltrang genieße. Der Bundenbach-Schiefer, so Grosse, berge phänomenale Fossilien aus der erdgeschichtlichen Epoche des Devons und das Naturhistorische Museum verfügt über die bedeutendste Fossiliensammlung dieser Fundstelle.
In einem Diorama werde zudem die Entstehungsepoche lebendig gemacht. Als Schaufenster in eine der „Wilden Welten“ der Urzeit zeige es die Situation vor 400 Millionen Jahren und mache die damalige Unterwasserwelt mit all seinen Bewohnern erlebbar. Grosse: „Am neuen didaktischen Konzept gefällt mir besonders, dass in den einzelnen Ausstellungsbereichen die Arbeit der Paläontologen sichtbar und nachvollziehbar gemacht wird.“
Besonders aufschlussreich wird dies am Beispiel der Fossilfundstätte im rheinhessischen Eppelsheim erläutert. Dort führt das nhm schon seit vielen Jahren regelmäßig Grabungen in den Sedimenten des Ur-Rheins durch.

Die Rekonstruktion des weltweit einzigartigen  Gliederfüsslers mit seinen Scheren. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Die Rekonstruktion des weltweit einzigartigen Gliederfüsslers mit seinen Scheren. © Foto: Diether v Goddenthow

Alle neuen Ausstellungstücke sind von höchster Qualität und mit „viel Liebe und höchstem handwerklichen Geschick“, so Grosse, umgesetzt. Bis hierher war es jedoch ein langer Weg, der maßgeblich durch den langjährigen Direktor des Museums, Dr. Michael Schmitz, geebnet worden sei, betonte die Kulturdezernentin. Er habe den Umbau und die Neuausrichtung des Naturhistorischen Museums massiv vorangebracht. Ihr Dank galt zugleich dem neuen Museumsdirektor, Dr. Bernd Herkner, der das Projekt fortgeführt und ins Ziel gebracht habe. „Ich kenne Dr. Michael Schmitz schon sehr lange und teile seine wissenschaftliche Philosophie. So konnte ich gleich in dieses Projekt voll einsteigen und ganz dahinter stehen, da keine Fehler gemacht wurden. Ich hätte es genauso konzipiert,“ so Herkner, der zuvor Senckenberg-Museumsdirektor war und den Ruf aus Mainz erhielt. „Wir wollen in unseren neuen Ausstellungen zeigen, dass naturkundliche Sammlungen Datenbanken der Natur sind. Wir sind quasi die Verwalter der Biodiversität, die physische Objekte für die Forschung vorhalten – auch für spätere Generationen. Gerade in einer Zeit des rasant ansteigenden Biodiversitätsverlusts ist diese Aufgabe von großer Bedeutung.“

Seekühe schwammen vor 30 Millionen Jahren durchs subtropische artenreiche Binnenmeer, welches durchs Mainzer Becken flutete.©  Foto: Diether  v Goddenthow
Seekühe schwammen vor 30 Millionen Jahren durchs subtropische artenreiche Binnenmeer, welches durchs Mainzer Becken flutete.© Foto: Diether v Goddenthow

Breits im Jahr 2008 begann der mehrstufige bauliche Modernisierungsprozess, der in Folge von Brandschutzauflagen und zur Schaffung von Barrierefreiheit zwingend notwendig geworden war. Im Jahr 2014 folgten mit dem Bauabschnitt III die umfangreichsten baulichen Sanierungsmaßnahmen am Naturhistorischen Museum seit 1962. Dieser Bauabschnitt war von Beginn an eng verzahnt mit der Brandschutzsanierung und der Herstellung der Barrierefreiheit in der Anne-Frank-Realschule, mit der das Naturhistorische Museum diesen Gebäudekomplex teilt.

Ende 2018 konnten die Maßnahmen abgeschlossen werden, wodurch das Naturhistorische Museum nun über eine moderne Gebäudeinfrastruktur verfügt: Der Brandschutz entspricht den gesetzlichen Anforderungen, die Elektrik ist vollständig modernisiert, alle Bereiche sind nun barrierefrei zugänglich.

Dies alles geht natürlich nicht zum Nulltarif. Das gesamte Bauprojekt, einschließlich der Baumaßnahmen an der Anne-Frank-Realschule wurde von der Landeshauptstadt Mainz mit rund 8 Millionen Euro finanziert.

Nach der Beendigung der Sanierungsmaßnahmen konnte auch mit der Umsetzung des neuen Ausstellungskonzepts begonnen werden. Bis zum Zeitpunkt der Beendigung der Baumaßnahmen fanden alle Arbeiten der verschiedenen Bauabschnitte bei laufendem Museumsbetrieb statt – eine große Herausforderung für das Team.

Mit Beginn der sukzessiven Umsetzung des neuen Ausstellungskonzepts wurde allerdings ab November 2018 die Schließung des Hauses notwendig. Grosse dankte alle Beteiligten:
„Das gesamte Team des Naturhistorischen Museums, jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter hat hier Großartiges geleistet. Die Landeshauptstadt Mainz ist um eine neue Attraktion reicher.“

Wiederöffnung für kleine und große Gäste mit buntem Rahmenprogramm am Wochenende

nhm-flaggenDas Wochenende steht ganz im Zeichen der Neueröffnung unter dem Motto „Wir sind wieder da!“ – dann öffnet das Haus für kleine und große Besucherinnen und Besucher von nah und fern wieder die Türen: Am Samstag/Sonntag, 28./29. September 2019 lädt das Museum alle Gäste bei freiem Eintritt in und an das Museum, um sich das „Naturhistorische“ zurück zu erobern – mit Street Food, Schnupper-Führungen, Eröffnungsquiz und zahlreichen weitere Veranstaltungspunkten (Flyer mit Programm ist angefügt).

Programm zur Wiedereröffnung

Freitag, 27. September ab 19 Uhr
Festliche Beleuchtung des Museums ab 19 Uhr

Samstag, 28. September 10 bis 21 Uhr
Tag der jungen Erwachsenen/urban active

• 11 Uhr
Erste öffentliche Führung
mit Kulturdezernentin Marianne Grosse
und Museumsdirektor Dr. Bernd Herkner
• Im Anschluss ab 11.30 Uhr alle 30 Minuten bis 20 Uhr
Schnupper-Führungen durch das Team des Museums:
Dr. Bernd Herkner/Marius Müller/Lina Barth/
Martina Kracht

Essen und Trinken auf dem
Street Food Markt vor dem Museum
11.30 Uhr bis 21 Uhr
mit n’Eis, Spinnlers Schwenkbraterei & Bier, Kumpir
u. Burger, Cocktails, Wein von Die Mainzer Winzer e.V.
Weingut Martina und Jörg Eckert

• Musik 18 bis 21 Uhr: La Route du bonheur
• Ganztags: Forscherwerkstatt geöffnet
• Eröffnungsquiz der Sparkasse Mainz
• Festliche Beleuchtung des Museums von aussen
ab 19 Uhr

Sonntag, 29. September 10 Uhr bis 18 Uhr
Tag der Familien/ familiy & friends

Ganztags
Themenstationen laden zum Mitmachen ein:
• Urzeit Tiere gießen
• Handabdrücke gießen
• Mammut basteln
• Steinzeitketten basteln
• Buttons gestalten
• Bienen basteln
• Eröffnungsquiz der Sparkasse Mainz
• Forscherwerkstatt geöffnet

Essen und Trinken auf dem
Street Food Markt vor dem Museum
11.30 Uhr bis 18 Uhr
mit n’Eis, Spinnlers Schwenkbraterei & Bier,
Kumpir u. Burger, Cocktails, Wein von Die Mainzer
Winzer e.V. Weingut Martina und Jörg Eckert

• Musik 12 bis 16 Uhr: La Route du bonheur
• Das AZ-Monster Kruschel lädt ein unter dem
Motto: „Im Museum werdet ihr monsterschlau…“
• Schnupper-Führungen durch das Team des
Museums: Martina Kracht
von 11 bis 17 Uhr zur vollen Stunde

Naturhistorisches Museum Mainz
Landessammlung für Naturkunde RLP
Reichklarastr. 1
55116 Mainz
Fon: 06131/122646
Fax: 06131/122975
Mail ans nhm mainz