Kategorie-Archiv: Paläontologie

Meeresforscher und Clear-Watermitbegründer auf der Senckenberg-Night 2017 mit dem Senckenberg-Preis ausgezeichnet

Lichthof 1: Feiern mit Diplodokucus, Iguanodon, T-rex und weitern Dinos in der Senckenberg-Night 2017 Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Lichthof 1: Feiern mit Diplodokucus, Iguanodon, T-rex und weitern Dinos in der Senckenberg-Night 2017 Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Frankfurt, den 28.01.2017. Senckenberg startet mit einem Veranstaltungshighlight ins Jubiläumsjahr: Am Samstagabend wird zum dritten Mal der Senckenberg-Preis für herausragende Leistungen in der Naturforschung und besonderen persönlichen Einsatz für den Schutz und Erhalt unserer Natur verliehen. Den Senckenberg-Preis in der Kategorie Natur-Forschung erhält Prof. Dr. Craig R. Smith, Professor für Ozeanographie an der Universität von Hawaii auf Manoa. Sein Arbeitsschwerpunkt gilt der Artenvielfalt und der Erforschung von Störungsereignissen und menschlichen Eingriffen in Systemen am Meeresboden – wie beispielsweise Tiefseebergbau. Der Senckenberg-Preis in der Kategorie Natur-Engagement geht an den Musiker und ClearWater-Mitbegründer und -Botschafter Rea Garvey. Er setzt sich mit der Problematik von Ölbohrungen im Amazonasgebiet auseinander und unterstützt mit seinem Projekt davon betroffene Familien in Ecuador durch Sicherstellung der Versorgung mit sauberem Wasser.

Senckenberg-Night 2017 Foto: Heike v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Senckenberg-Night 2017 Foto: Heike v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Im Anschluss an die Preisverleihung findet zum neunten Mal die Senckenberg night statt. Dieses Jahr steht die Veranstaltung unter dem Motto „Blauer Planet“.

(v.r.) Senckenberg-Generaldirektor Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger im Gespräch mit TerraX-Wissenschaftsredakteur u. Moderator des Abends Dirk Steffen und Senckenberg-Präsidentin Dr. h. c. Beate Heraeus. Senckenberg-Night 2017 Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
(v.r. n. li.) Senckenberg-Generaldirektor Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger im Gespräch mit TerraX-Wissenschaftsredakteur u. Moderator des Abends Dirk Steffen und Senckenberg-Präsidentin Dr. h. c. Beate Heraeus. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

„Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung feiert in diesem Jahr ihr zweihundertjähriges Bestehen: 200 Jahre Senckenberg stehen dabei für zwei Jahrhunderte naturwissenschaftliche Spitzenforschung und Wissensvermittlung und auch für herausragendes bürgerschaftliches Engagement“, sagt der Generaldirektor der Gesellschaft Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger und fährt fort: „Im Jubiläumsjahr haben wir drei große Ziele: Wir möchten allen Senckenberg-Fans, unseren Besuchern, Förderern, Mitgliedern, Spendern und Sponsoren danken. Wir wollen unsere Forschung stärker in den Mittelpunkt rücken und schließlich noch mehr Freunde und Unterstützer für Senckenberg begeistern. Mit der Verleihung des Senckenberg-Preises vereint die Senckenberg night all dies in einer Veranstaltung.“

Ministerpräsident Volker Bouffier macht in seiner beeindruckenden Rede  den rund 400 Gästen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik klar, dass es bei der international aufgestellten Forschung von Senckenberg mit 10 Niederlassungen letztlich um nichts mehr oder weniger ginge, als um die Rettung der Welt. Foto: Heike v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Ministerpräsident Volker Bouffier macht in seiner beeindruckenden Rede den rund 400 Gästen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik klar, dass es bei der international aufgestellten Forschung von Senckenberg mit 10 Niederlassungen letztlich um nicht mehr oder weniger ginge, als um die Rettung der Welt. Foto: Heike v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Der Hessische Ministerpräsident und Schirmherr der Senckenberg night, Volker Bouffier, gratuliert: „Was sich 1817 aus der Idee von knapp drei Dutzend Frankfurter Bürgern entwickelte, ist heute eine der umfangreichsten Forschungssammlungen der Welt. Der Begriff Senckenberg steht für eine international hoch geschätzte Kapazität in den Naturwissenschaften. Das Land Hessen unterstützt die Senckenberg-Gesellschaft bei dieser Arbeit seit Jahren tatkräftig mit Förderprogrammen. Auch nach zwei Jahrhunderten ist die Neugier, die Umwelt zu erforschen, ungebrochen. Zwei Personen haben sich im vergangenen Jahr um den Schutz des größten Lebensraums der Erde verdient gemacht und die elementare Bedeutung des Wassers einer breiten Öffentlichkeit nähergebracht. Deshalb freut es mich, dass Prof. Dr. Craig Smith für seine Arbeit über die Folgen menschlicher Eingriffe am einzigartigen Ökosystem Ozean und der Musiker Res Garvey für sein herausragendes Engagement bei der Initiative für sauberes Trinkwasser ClearWater mit dem Senckenberg-Preis ausgezeichnet werden. Im Namen der´hessischen Landesregierung, aber auch ganz persönlich, gratuliere ich herzlich.“

 

Senckenberg-Preis in der Kategorie Natur-Forschung 2016

Mit dem Senckenberg-Preis in der Kategorie Natur-Forschung, dotiert mit 10.000 Euro, werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgezeichnet, die exzellente, international sichtbare Leistungen in der Naturforschung erbracht haben.

(v.l.) Ozeanograph Prof. Dr. Craig R. Smith mit dem „Senckenberg-Preis für Natur-Forschung“, Senckenberg-Generaldirektor Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger und Moderator Dirk Steffen bei der Preisübergabe. Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
(v.l.) Ozeanograph Prof. Dr. Craig R. Smith hält den „Senckenberg-Preis für Natur-Forschung“ in Händen; Senckenberg-Generaldirektor Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger und Moderator Dirk Steffen bei der Preisübergabe. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Der Preisträger Prof. Dr. Craig R. Smith ist seit 1995 Professor für Ozeanographie an der Universität von Hawaii auf Manoa. Er beendete 1983 seine Promotion in Biologischer Ozeanographie am Scripps-Institut für Ozeanographie. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Ozeanographie und die Benthosökologie, wobei sein primäres Interesse der Biodiversität und der Rolle von Störungsereignissen und menschlichen Eingriffen (z. B. Tiefseebergbau) in benthischen Lebensräumen, also Systemen am Meeresboden gilt. Diese untersuchte er in unterschiedlichen Ökosystemen in der Antarktis, in Mangroven, Tiefseegräben, an kalten Rauchern, Kontinentalhängen und auf Tiefseeebenen. Aufgrund seiner Forschung wurde die Bedeutung von Walkadavern für eine artenreiche Fauna in der Tiefsee bekannt – an diesen sogenannten „Whale falls“ arbeitet Smith seit über 30 Jahren. Der Ozeanograph war Fahrtleiter von über 50 Meeresexpeditionen vom Äquator bis in die Antarktis, hat an mehr als 100 Tauchgängen von bemannten und unbemannten Unterwasserfahrzeugen teilgenommen und ist einer der Projektleiter von „CeDAMar“ – einer „Volkszählung“ in den Tiefseebecken.

Prof. Dr. Antje Boetius,  leitende Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie und Professorin an der Universität Bremen, Trägerin des Leibniz-Preises. erläutert in ihrer Laudatio, dass die toten Wale am Meeresboden bis zu 2000 Jahre Lebensquelle für ein ganzes sich um den Walkadaver herum bildenden Ökosystems sein können. Foto: Heike v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Prof. Dr. Antje Boetius, leitende Wissenschaftlerin
am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie und Professorin an der
Universität Bremen,  Foto: Heike v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Die Laudatio hält Prof. Dr. Antje Boetius, leitende Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie und Professorin an der Universität Bremen. Sie begleitete vor 28 Jahren als Studentin über ein Jahr lang Professor Craig R. Smith auf seinen Meeresexpeditionen und bei unzähligen Tauchgängen und hat an mehr als 40 Expeditionen teilgenommen. In ihrer Laudatio zeigt die Leibniz-Preisträgerin unter anderem noch einmal die Wichtigkeit der Erhaltung der weltweiten Walbestände auf.  So können tote Wale am Meeresboden bis zu 2000 Jahre lang Lebensquelle für ein ganzes sich um den öligen Wal-Kadaver herum bildendes Ökosystem sein.

Senckenberg-Preis in der Kategorie Natur-Engagement 2016

Der Senckenberg-Preis in der Kategorie Natur-Engagement, ebenfalls mit 10.000 Euro ausgelobt, wird an Personen vergeben, die sich durch ein herausragendes privates Engagement für den Erhalt der Natur, Naturbildung und eine nachhaltige Nutzung von Naturressourcen verdient gemacht haben.

Der Preisträger Rea Garvey (m.) ist Sänger und Songwriter mit irischen Wurzeln sowie ClearWater-Mitbegründer und -Botschafter, dankt  Senckenberg-Präsidentin Dr. h. c. Beate Heraeus  und Dirk Steffen für den Preis. Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Der Preisträger Rea Garvey (m.) ist Sänger und Songwriter mit irischen
Wurzeln sowie ClearWater-Mitbegründer und -Botschafter, dankt Senckenberg-Präsidentin Dr. h. c. Beate Heraeus und Dirk Steffen für den Preis. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Der Preisträger Rea Garvey ist Sänger und Songwriter mit irischen Wurzeln sowie ClearWater-Mitbegründer und -Botschafter. Er ist seit vielen Jahren äußerst erfolgreich, verkaufte Millionen CDs und absolvierte unzählige Auftritte. 2011 traf er Mitch Anderson in Berlin und wurde erstmals auf die Trinkwasserproblematik in Ecuador aufmerksam.
Jahrzehntelang wurde im Nordosten Ecuadors Erdöl gefördert; Flüsse und Böden wurden dabei durch die Ausbeutung verunreinigt, verseucht und unfruchtbar gemacht. Nach seinem ersten Besuch in dem südamerikanischen Land wurde Rea Garvey klar, dass er die Lebensbedingungen der Einwohner im Amazonasgebiet verbessern möchte. Er gründete daraufhin gemeinsam mit Mitch Anderson ClearWater und ist seitdem als ClearWater-Botschafter engagiert. Ziel des Projekts ist es, über 2000 Familien von Ur-Einwohnern und Bauern nachhaltig mit sauberem Wasser zu versorgen.

Prof. Dr. Martin Visbeck, leitender Wissenschaftler in physikalischer Ozeanographie am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel.Foto: Heike v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Prof. Dr. Martin Visbeck, Foto: Heike v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Die Laudatio hält Prof. Dr. Martin Visbeck, leitender Wissenschaftler in physikalischer Ozeanographie am Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. „Richman, Poorman, Everybody pays“ zitiert Visbeck Rea Garvey Song als Einstieg seiner Würdigung des ClearWater-Projektes. Letztlich bezahlen wir alle für die Umweltzerstörung wie sie alltäglich auf der ganzen Welt ungestört voranschreitet.

Senckenberg-Präsidentin Dr. h. c. Beate Heraeus übt ihr Amt ehrenamtlich aus, so wie auch alle Helfer die Senckenberg-Night weitestgehend ehrenamtlich organisiert haben. Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Senckenberg-Präsidentin Dr. h. c. Beate Heraeus übt ihr Amt ehrenamtlich aus, so wie auch alle Helfer die Senckenberg-Night weitestgehend ehrenamtlich organisiert haben. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Die Senckenberg-Präsidentin und Initiatorin der Senckenberg night, Dr. h. c. Beate Heraeus, resümiert: „Prof. Dr. Craig R. Smith und Rea Garvey sind zwei starke Persönlichkeiten, die ihr Wissen über Natur mit ihrer Begeisterung dafür verbinden und authentisch verkörpern. Sie ziehen daraus ihre Konsequenzen, einer als Wissenschaftler, der andere als Bürger und machen damit auf ihre Weise eine breite Öffentlichkeit darauf aufmerksam, sorgsam mit unserem Planeten umzugehen. Mit der Auszeichnung von Persönlichkeiten wie Craig Smith und Rea Garvey will der Senckenberg Preis viele Menschen dafür sensibilisieren, wie wichtig die Erforschung und der Erhalt unserer Natur und ihrer Vielfalt ist.“

 Lichthof 2, Dinieren und Plaudern unter Mamut-Zähnen im   "Waal- und Elefanten-Saal" Foto: Heike v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Lichthof 2, Dinieren und Plaudern unter Mamut-Zähnen im „Waal- und Elefanten-Saal“ Foto: Heike v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Offizieller Partner der Preisverleihung sowie der anschließenden Senckenberg night ist zum dritten Mal die BMW-Niederlassung Frankfurt, die das Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro zur Verfügung stellt, um das kulturelle und gesellschaftliche Leben der Stadt Frankfurt zu fördern.
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Senckenberganlage 25
60325 Frankfurt
Telefon: +49 69 7542 0
Fax: +49 69 746238

Vorwärts in die Urzeit! Diplodocus lebt! Urzeit-Brille versetzt Besucher des Senckenberg-Naturmuseums in die Welt der Dinos

Der Sauriersaal im Senckenberg-Museum durch die VR-Brille betrachtet. Ein Demo-Bild von  Alexander Oster.
Der Sauriersaal im Senckenberg-Museum durch die VR-Brille betrachtet. Ein Demo-Bild von Alexander Oster.

„Ich wäre beinahe mal über’s Geländer gestürzt, “ erinnert sich der Dionsaurier-Experte und Museumsleiter des Frankfurter Senckenberg Naturmuseums Dr. Bernd Herkner an sein erstes Mal: an seine erste virtuelle Begegnung mit Diplodocus, dem riesigen Langhalssaurier aus dem großen Sauriersaal.

Mit der 3D-Brille vorwärts in die Urzeit! Foto: Diether v Goddenthow © atelier-goddenthow
Mit der 3D-Brille vorwärts in die Urzeit! Foto: Diether v Goddenthow © atelier-goddenthow

Hier im Frankfurter Senckenberg-Naturmuseum, wo Deutschlands beliebteste und größte Sauriersammlung zu Hause ist, können Besucher vom 16.Dezember 2016 an mit Hilfe einer Virtual-Reality-Brille auf Zeitreise gehen und beobachten, wie Diplodocus zum Leben erweckt wirkt. Der Sauriersaal verwandelt sich mit Hilfe der 3D-Brille in eine urzeitliche Landschaft. Diplodocus erhält eine neue Haut, bewegt sich erst leicht, dann geht er plötzlich auf Futtersuche, kommt gefährlich nah an den Zuschauer heran, nur, das da kein Meter hoher Sicherheitszaun wie in Jurrasic Park ist, sondern lediglich das niedrige Balkongeländer, über das der Langhalssaurier seinen Kopf so nah heranreckt, bis man ihm Aug-in-Aug gegenübersteht. Alles wirkt so verdammt echt – vergessen, dass Diplodocus ja Pflanzenfresser ist. Und wer nicht reflexartig fliehen und womöglich „einen Sturz übers Geländer“ riskieren möchte, greift vielleicht, wie wir bei der Pressevorführung versucht waren, nach dem Fotoapparat, um Jurazeit-Erinnerungen von vor 150 Millionen Jahren mitzubringen.
Etwas Übung ist im Umgang mit der 3D-Animation erforderlich, die mit 30 Bildern pro Sekunde perfekte Urzeit-Illusionen liefert, Urwaldriesen im Sauriersaal wachsen und Diplodocus longus neugierig umherstapfen lässt. Da bei erstmaliger Nutzung womöglich leichte Schwindelgefühe aufkommen können, und man potentiellen Geländerstürzen vorbeugen möchte, sollen Besucher die Urzeit-Brille nur im Sitzen nutzen dürfen.

Das Entwicklerteam: Museumsleiter Dr. Bernd Herkner ist der Dino-Experte. Alexander Oster (r.) hatte die Idee und ist Virtual-Reality-Fachmann. Foto: Diether v Goddenthow © atelier-goddenthow
Das Entwicklerteam: Museumsleiter Dr. Bernd Herkner ist der Dino-Experte. Alexander Oster (r.) hatte die Idee und ist Virtual-Reality-Fachmann. Foto: Diether v Goddenthow © atelier-goddenthow

Zu verdanken ist die perfekte Animation dem Studenten Alexander Oster. Er hatte Dr. Bernd Herkner vor gut einem Jahr gefragt, ob er für seine Abschlussarbeit am Fachbereich „zeitbasierte Medien“ der Hochschule Mainz, Saurier dreidimensional zum Laufen bringen dürfe. Damit rannte er bei Museumsleiter und Dino-Experte Herkner offene Türen ein, dessen Spezialgebiet die Fortbewegung von ausgestorbenen Tieren ist. „Es hat genau gepasst“, so Herkner, „er hat die Idee und ich die wissenschaftliche Kompetenz dazu gehabt. Uns ist die wissenschaftlich möglichst korrekte Wiedergabe wichtig, zum Beispiel was die Fortbewegung und den Körperbau des Dinosauriers angeht. Das haben wir zusammen mit der Hochschule so gut wie möglich umgesetzt und das Ergebnis kann sich sehen lassen!“

Alexander Oster hilft beim korrekten Anlegen und Starten der Brille. Geschaut wird vom kleinen Balkon im 1. Stock aus auf den Sauriersaal. Foto: Diether v Goddenthow © atelier-goddenthow
Alexander Oster hilft beim korrekten Anlegen und Starten der Brille. Geschaut wird vom kleinen Balkon im 1. Stock aus auf den Sauriersaal. Foto: Diether v Goddenthow © atelier-goddenthow

Für Saurierfan Alexander Oster erfüllte sich zugleich ein Kindheitstraum. Er hatte erkannt, dass sich mit virtueller Realität nicht nur gut spielen, sondern auch lernen lasse: „Man kann Menschen von einem Moment zum anderen in andere Welten oder Zeiten katapultieren“, so Oster. Das sei für ein Museum geradezu ideal.

Die ersten Produkte seien schon sehr weitreichend gewesen, so dass für das Senckenberg-Naturmuseum bereits absehbar wurde, Virtual Reality künfig dauerhaft einzusetzen. „Die Virtual-Reality-Geschichte, die wir jetzt hier zum ersten Mal anbieten, wird nur der Anfang sein“, ist sich Herkner sicher. Das Senckenberg-Naturmuseum, welches zurzeit von 6000 auf 10 000 Quadratmeter erweitert wird, will die neuen multimedialen Möglichkeiten des Virtual Reality verstärkt nutzen, um die Originale, „die wir ausstellen, sinnvoll zu ergänzen, so Herkner. Virtual Reality solle nicht in Konkurrenz stehen mit den Ausstellungs-Objekten, sondern diese erlebbarer und edukativ nutzbarer machen. Im Vergleich zu Home-3D-Geschichten, kann die 3D-Diplodocus-Simulation nur vor dem Hintergrund des Original-Sauriersaals im Museum selbst gezeigt werden.

Ab dem 16.Dezember 2016 können Besucher mit der Urzeitbrille täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr auf Zeitreise in die Saurier-Epoche gehen. „Wir wollen auch noch Flugsaurier integrieren, aber nicht jenen, dessen Skelett neben dem des Diplodocus hängt, da er nicht aus der Jurazeit stammt. Denn wenn wir da Saurier aus einer ganz anderen Zeit herumlaufen lassen, merken das die Kinder sofort“, erläutert der Museumsleiter.

Einen Vorgeschmack auf die dauerhafte virtuelle Anwendung präsentiert der namhafte Spielehersteller Crytek das Virtual-Reality-Spiel „Back to Dinosaur Island“ .Foto: Diether v Goddenthow © atelier-goddenthow
Einen Vorgeschmack auf die dauerhafte virtuelle Anwendung präsentiert der namhafte Spielehersteller Crytek das Virtual-Reality-Spiel „Back to Dinosaur Island“ .Foto: Diether v Goddenthow © atelier-goddenthow

Um die Kids nicht bis Dezember allzu sehr auf die Folter zu spannen, bietet das Senckenberg-Naturmuseum gemeinsam mit dem namhaften Frankfurter Spielehersteller Cryteck ab Freitag, dem 11.November 2016, einen Monat lang das Virtual-Reality-Spiel „Back to Dinosaur Island“.

Aus der Animation: Schaut Vater T-Rex hat sein  Baby zum Fressen gern! Foto: Diether v Goddenthow © atelier-goddenthow
Aus der Animation: Vater T-Rex hat sein Baby zum Fressen gern! Foto: Diether v Goddenthow © atelier-goddenthow

Besucher können, ebenfalls mit Hilfe einer 3D-Brille, aus der Perspektive eines gerade aus seinem Ei geschlüpften Baby-Sauriers die urzeitliche Welt erblicken.  Zwar sind diese Darstellungen wissenschaftlich nicht ganz exakt, aber mit Gruselgarantie und in exzellenter 360-Grad-Bildqualität. Hintergrund der Zusammenarbeit und der Museums-Demo „Back to Dinosaur Island“, sei die Entwicklung des Spiels „Robinson: The Journey“, ein VR-Action-Abenteuer, das für Playstation VR im Handel erhältlich wäre.

Diether v. Goddenthow (Rhein-Main.Eurokunst)

Ort und weitere Informationen:
Senckenberg Naturmuseum
Senckenberganlage 25
60325 Frankfurt
Telefon: +49 69 7542 0
Fax: +49 69 746238
E-Mail: info@senckenberg.de

Ziemlich beste Freunde. Die Sammlungen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zu Gast in Mainzer Museen

dinoEröffnung der zweiten Station im Naturhistorischen Museum Mainz am 19. Mai 2016

Bereits Ende März wurde im Landesmuseum Mainz mit großem Erfolg die Ausstellungsreihe „Ziemlich beste Freunde. Die Sammlungen der Johannes GutenbergUniversität Mainz zu Gast in Mainzer Museen“ eröffnet. Nun machen sich weitere Objekte aus den vielfältigen Beständen der Universität auf den Weg in die Stadt – diesmal mit dem Ziel: Naturhistorisches Museum. Hier wird am 19. Mai 2016 die zweite Station der Ausstellungsreihe eröffnet.

Die Ausstellung „Ziemlich beste Freunde“ bringt ungewöhnliche Exponate aus den Sammlungen der Universität und des Naturhistorischen Museums Mainz in einen Dialog. Neben Museumspräparaten von Urpferden werden kulturhistorische Objekte wie der Gipsabguss eines antiken Pferdekopfs vom Parthenon-Tempel in Athen aus den Klassisch-Archäologischen Sammlungen der JGU gezeigt. Foto/©: Thomas Hartmann, JGU)
Die Ausstellung „Ziemlich beste Freunde“ bringt ungewöhnliche Exponate aus den
Sammlungen der Universität und des Naturhistorischen Museums Mainz in einen Dialog.
Neben Museumspräparaten von Urpferden werden kulturhistorische Objekte wie der
Gipsabguss eines antiken Pferdekopfs vom Parthenon-Tempel in Athen aus den
Klassisch-Archäologischen Sammlungen der JGU gezeigt.
Foto/©: Thomas Hartmann, JGU)

Zur Ausstellungseröffnung werden die Dezernentin für Bauen, Denkmalpflege und Kultur der Landeshauptstadt Mainz, Marianne Grosse, der Vize-Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), Prof. Dr. Wolfgang Hofmeister, sowie der Direktor des Naturhistorischen Museums, Dr. Michael Schmitz, sprechen. Die Zentrale Sammlungskoordinatorin der Universität, Dr. Vera Hierholzer, zugleich Kuratorin und Organisatorin der Ausstellungsreihe, gibt eine kurze Einführung in die Ausstellung. Im Anschluss haben die Eröffnungsgäste die Möglichkeit, die Ausstellung bei einem Rundgang gemeinsam mit den Betreuerinnen und Betreuern der Sammlungen an der JGU und den Mitarbeiterinnen des Landesmuseums zu besichtigen. Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich zur Ausstellungseröffnung am Donnerstag, 19. Mai 2016, um 17:00 Uhr ins Naturhistorische Museum, Reichklarastr. 1, 55116 Mainz eingeladen. Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Wie im Landesmuseum mischen sich Exponate aus den über 30 Sammlungen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz auch im Naturhistorischen Museum in die dortige Schausammlung. Wie eine Spur ziehen sie sich durch alle Räume der ständigen Ausstellung, markiert durch leuchtend rote Exponat-Schilder und auffällige eigene Vitrinen. Es kommt zu ungewöhnlichen Begegnungen zwischen biologischen Präparaten und kulturhistorischen Objekten. Urpferdchen treffen auf antike Pferdedarstellungen und der heimische Fuchs wird zum Comic-Held. Die ungewohnten Zusammenstellungen laden die Besucherinnen und Besucher ein, die vielfältigen Beziehungen von Tier und Mensch aus Terminhinweis Universitätssammlungen Kontakt: Kathrin Voigt Kommunikation und Presse Tel. 06131 39-27008 kathrin.voigt@uni-mainz.de Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) 55099 Mainz www.uni-mainz.de neuen Blickwinkeln zu betrachten und übergreifende Sichtweisen zu entwickeln. So bereichern sich die Objekte aus Museum und Universität gegenseitig – wie dies beste Freunde eben tun.

Die Ausstellungsstation im Landesmuseum Mainz in unmittelbarer Nachbarschaft zum Naturhistorischen Museum Mainz ist weiterhin zu sehen – noch bis zum 12. Juni 2016.

Am 1. Juli 2016 eröffnet dann die letzte Station im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum.

Weitere Informationen finden Sie unter http://www.sammlungen.uni-mainz.de/1458.php

Öffnungszeiten des Naturhistorischen Museums: Di 10-20 Uhr, Mi 10-14 Uhr, Do-So 10-17 Uhr.

Ausstellung Fische und Marine Reptilien neu gestaltet – 240 Mio. Jahre alte Pflasterzahnechse feiert 100. Ausgrabungsgeburtstag im Senckenberg-Naturmuseum

Eines der spektakulärsten Stücke des Senckenberg-Naturmuseums, die Pflasterzahnechse Placodos gigas feiert punktgenau ihren 100. Grabungsgeburtstag mit der Wiedereröffnung des modernisierten Ausstellungsbereichs "Fische und Marine Reptilien". Hier huldigt eine erste Gratulantin der Urzeitechse ganz begeistert. © massow-picture
Eines der spektakulärsten Stücke des Senckenberg-Naturmuseums, die Pflasterzahnechse Placodos gigas feiert punktgenau ihren 100. Grabungsgeburtstag mit der Wiedereröffnung des modernisierten Ausstellungsbereichs „Fische und Marine Reptilien“. Hier huldigt eine erste Gratulantin der Urzeitechse ganz begeistert. Bei dem Placodus gigas handelt es sich um eine ungepanzerte Pflasterzahnechse. Die gepanzerten Pflasterzahnechsen sehen großen Schildkröten ähnlich, siehe weiter unten!. © massow-picture

Neues Heim zum 100sten Grabungsgeburtstag –
Ausstellungsbereich Fische und Marine Reptilien neu gestaltet

Auch die Plesiosaurier (griechisch plēsios „nahe, fast“; sauros „Echse“: Fast-Echsen) wurden ein wenig aufpoliert und feiern mit. Sie haben eine schlanke Form mit sehr kleinem Kopf und langem Hals. Foto: Sven Tränkner, Senckenberg
Auch die Plesiosaurier (griechisch plēsios „nahe, fast“; sauros „Echse“: Fast-Echsen) wurden ein wenig aufpoliert und feiern mit. Sie haben eine
schlanke Form mit sehr kleinem Kopf und
langem Hals. Foto: Sven Tränkner, Senckenberg

Frankfurt, den 22.10.2015. Eines der spektakulärsten Stücke des Senckenberg Naturmuseums feiert 100sten  Ausgrabungs-Jahrestag : die Pflasterzahnechse Placodus gigas. Der vor einem Jahrhundert entdeckte Meeressaurier ist als weltweit einziges Exemplar komplett erhalten. Anlässlich des Jubiläums wird der neu überarbeitete und um zahlreiche Stücke ergänzte Ausstellungsbereich „Fische und Marine Reptilien“ am 23. Oktober eröffnet. Zu den neuen Nachbarn von Placodus zählen unter anderem mehrere Skelette von Fischsauriern, Krokodilschädel und fossile Fische sowie Tintenfische. Zur Eröffnung dürfen Besucher, die an diesem Tag ihren eigenen Jahrestag – nämlich Geburtstag – feiern, kostenfrei in das Museum.

Erst als die bereits zur Schotterherstellung vorgeshenen zerschlagenen Teile  wieder in einem Gußverfahren zusammengefügt waren, konnte das Skelette dreidimensional herausgearbeitet werden. Hier betrachten den Fund (vl.) Philipe Havlik, Museumsentwicklung, Herrmann Schäfer, Designer, Dr. Bern Herkner, Museumsdirektor und Olaf Vogel, geowissenschaftlicher Präparator.© massow-picture
Erst als die bereits zur Schotterherstellung vorgeshenen zerschlagenen Teile wieder in einem Gußverfahren zusammengefügt waren, konnte das Skelette dreidimensional herausgearbeitet werden. Hier betrachten den Fund (vl.) Philipe Havlik, Museumsentwicklung, Herrmann Schäfer, Designer, Dr. Bern Herkner, Museumsdirektor und Olaf Vogel, geowissenschaftlicher Präparator.© massow-picture

Das oft unzutreffend verwendete Attribut „einzigartig“ hat Placodus gigas wahrlich verdient: Das 3 Meter lange, eigentümliche Reptil ist das weltweit einzige vollständig erhaltene Skelett dieser Art – ein Unikat. Entdeckt wurde das 240 Millionen Jahre alte Fossil in einem Steinbruch bei Steinsfurt nahe Heidelberg. „Auch die Fundgeschichte ist ungewöhnlich“, erklärt Dr. Bernd Herkner, Leiter der Abteilung Museum, und erläutert: „Die Pflasterzahnechse war in viele winzige Teile zerschlagen. Das Gestein sollte damals als Straßenschotter verwendet werden. Ein privater Sammler erkannte zufällig anhand einiger Bruchstücke den wertvollen Fund – ein Glücksfall!“ Der Mäzen Arthur von Gwinner kaufte vor 100 Jahren das Exponat für Senckenberg. Dort wurde das aus 330 Einzelknochen bestehende Fossil präpariert. Zuerst die Steinbrocken zusammengefügt, dann aus dem Stein das dreidimensionale Skelette herauspräpariert, eine Wahnsinnsarbeit.

Ihren Namen verdankt die Pflasterzahnechse den schwarzen, an Basaltpflastersteine erinnernden Backenzähne © massow-picture
Ihren Namen verdankt die Pflasterzahnechse den schwarzen, an Basaltpflastersteine erinnernden Backenzähne © massow-picture

Ihren Namen verdankt die Pflasterzahnechse ihrem ungewöhnlich aussehenden Gebiss: Mit den spatelförmigen Frontzähnen und den schwarzen, an Basalt-Pflastersteine erinnernden Backenzähnen konnte sie Muscheln abnagen und knacken (siehe Foto oben!).

 

Kraulen, Brust oder Rücken? Die Schwimmtechnik der urzeitlichen Meeressaurier wird grafisch verdeutlicht. Foto: Sven Tränkner, Senckenberg
Kraulen, Brust oder Rücken? Die Schwimmtechnik der urzeitlichen Meeressaurier wird grafisch verdeutlicht. Foto: Sven Tränkner, Senckenberg

Auch in direkter Nachbarschaft schlummern Schätze, denen T-Rex und Co. zu Unrecht häufig die Schau stehlen. Die Dichte der Originale ist im Meeressaurierraum besonders hoch: Der fünf Meter lange Raubfisch Xiphactinus weist als einziges Exemplar dieser Art ein fast vollständiges Schuppenkleid auf. Auch das Skelett einer Meeresschildkröte, die vor 30 Millionen Jahren in Flörsheim am Main lebte, ist weltweit einzigartig. Ein Fischsaurierweibchen aus der Zeit vor 183 Millionen Jahren beweist, dass diese Meeresreptilien einst lebendige Jungtiere zu Welt brachten: das Muttertier ist mit dem Embryo im Körper versteinert worden.

Philipe Havlik, Zentrale Museumsentwicklung, erläuterte die Exponate in den Vitrinen, hier erklärt er den Unterschied zwischen einem 220 Millionen Jahre altem Schein-Krokodil und  einem 165 Millionen Jahre altem Meereskrokodil, deren Kopf auf den ersten Blick einander sehr ähneln. © massow-picture
Philipe Havlik, Zentrale Museumsentwicklung, erläuterte die Exponate in den Vitrinen, hier erklärt er den Unterschied zwischen einem 220 Millionen Jahre altem Schein-Krokodil und einem 165 Millionen Jahre altem Meereskrokodil, deren Kopf auf den ersten Blick einander sehr ähneln. © massow-picture

 

Hinzu kommen nach der Renovierung des Raumes weitere bisher noch nicht gezeigte Highlights: Ein Skelett des Fischsauriers Mixosaurus, die Schädel eines Meereskrokodils und eines Scheinkrokodils, ein Pflasterzahnsaurier aus der Trias von China, mehrere fossile Fische und Tintenfische und ein Schädel von Nothosaurus, der zu den größten seiner Art zählt.

Meereskrokodil,  © massow-picture
Meereskrokodil,
© massow-picture

Bei der Neugestaltung des Raumes wurde besonderes Augenmerk auf die Fortbewegungs-Mechanismen der unterschiedlichen Meeressaurier gelegt: während Mosa- und Ichthyosaurier sich durch eine schlängelnde Bewegung im Wasser fortbewegten, waren Plesiosaurier und Meeresschildkröten mit ihren großen Flossenpaddeln wahre „Unterwasserflieger“: Illustriert wird das auf Wandtafeln hinter dem jeweiligen Fossil.

Placodus gigas mit länglichem Körper. Fotoausschnitt  © Senckenberg, Tränkner (2)
Placodus gigas mit länglichem Körper. Fotoausschnitt © Senckenberg, Tränkner (2)

Während das „Geburtstagskind“, die Pflasterzahnechse Placodos gigas, ungepanzert war, spachtelförmige Frontzähne in Ober- und Unterkiefer und einen länglichen Rumpf besaß, der durch dicht stehende Rippen und Bauchrippen, sowie eine Kette rundlicher Hautverknöcherungen über den Wirbelfortsätzen versteift war, gab es eine zweite Gruppe Pflasterzahnechsen: Die vor rund 228 Millionen Jahre in den Meeren  lebende gepanzerte Cyamodontoidea.

Gepanzerte Pflasterstein-Echse. Sie sieht auf den ersten Blick einer Schildkröte ähnlich, Mit ihrem Basalt-Pflasterstein ähnlichen Zähnen, li, weidete sie vor 228 Millionen Jahren den Meeresgrund nach Muscheln und anderen Hartschalentieren ab, die sie zermalmte. © massow-picture
Gepanzerte Pflasterstein-Echse. Sie sieht auf den ersten Blick einer Schildkröte ähnlich, Mit ihrem Basalt-Pflasterstein ähnlichen Zähnen, li, weidete sie vor 228 Millionen Jahren den Meeresgrund nach Muscheln und anderen Hartschalentieren ab, die sie zermalmte. © massow-picture

„Der Rumpf der  Cyamodontoidea“, so Philipe Havlik, „ist gegenüber Placodos gigas kurz, breit und ähnlich wie bei Schildkröten von einem Panzer aus Knochenplatten umschlossen.“ Cyamodontoidea hatte praktisch keine Freßfeinde, da sie – allein von ihrem Panzer her – ungenießbar war. “ Namensgebend für die Pfalsterzahnechsen seien ihre schwarzen, an Basaltsteine erinnernden Backen- und Gaumenzähne, die eine dicke Schmelzschicht aufweisen, so Havlik. Man nennt sich auch „Nussknacker der Meere“, das sie dank ihrer kräftigen Kiefermuskulatur Muscheln und Brachiopoden aufknacken und zerquetschen konnten. Die Zähne der Pflasterzahnechsen wurden regelmäßig durch neue ersetzt, erfahren von einer der Tafeln. Dies wisse man, so Havlik, da immer wieder in den triassischen Meeresablagerungen Versteinerungen abgestoßener Zähne gefunden würden.

Originaler versteinerter Meeresboden, übersäht mit Muscheln- und anderen Schalen-/Krustentieren. Sie dienten dem "Nussknacker" der Meere als die Nahrung © massow-picture
Originaler versteinerter Meeresboden, übersäht mit Muscheln- und anderen Schalen-/Krustentieren. Sie dienten dem „Nussknacker“ der Meere als die Nahrung © massow-picture

Zur eigenen Nahrungsaufnahme weidete sie den Meeresboden nach Muscheln und anderen Schalentieren ab, die sie mit ihren basaltähnlichen Pflasterzähnen zermalmte. Ein bei Bauarbeiten gefundenes, zerbröseltes Stück versteinerter Meeresboden zu Zeiten Cyamodontoideas, hat Olaf Vogel wieder hergestellt und wird in der selben Vitrine wie Cyamodontoidea gezeigt.

Schon zur Einweihung 1970 erhielt der von Wilhelm Schäfer gestaltete Raum einen Architekturpreis und steht stellvertretend für ein neues Bewusstsein der Ausstellungsarchitektur, bei der grafische Elemente die Objekte ergänzen. Die Neugestaltung  wurde vom  Sohn des legendären Raumdesigners Herrmann Schäfer in enger Abstimmung mit Museumsleiter Dr. Bernd Herkner so behutsam durchgeführt, dass die originale Konzeption trotz der zahlreichen Modernisierungen erhalten werden konnte.  Neben dem Einbau neuer Vitrinen wurde auf energiesparende und objektschonende LED Beleuchtung aufgerüstet.

(v.l.) Designer Herrmann Schäfer, Museumsdirektor Dr. Bernd Herkner und Olaf Vogel, geowissenschaftler Präparator. Da sämtliche Exponate zuzüglich 10 Neuzugänge von Olaf Vogel aufbereitet wurden, heißt Raum 6 bei Senckenberg unter Kollegen nur noch der "Vogelraum".
(v.l.) Designer Herrmann Schäfer, Museumsdirektor Dr. Bernd Herkner und Olaf Vogel, geowissenschaftler Präparator. Da sämtliche Exponate zuzüglich 10 Neuzugängen von Olaf Vogel aufbereitet wurden, heißt Raum 6  unter Senckenberg-Kollegen nur noch der „Vogelraum“.

Wie schon vor rund 100 Jahren der Mäzen Arthur von Gwinner unterstützen auch heute Freunde und Förderer das Senckenberg Naturmuseum und finanzierten den Umbau des Meeressaurierraumes: Die Frankfurt-Trust Investment Gesellschaft mbH sowie die Datz-Stiftung. „Das Senckenberg Naturmuseum hat das Glück, dass es auf eine starke Solidarität der Frankfurter und ihre Unterstützung zählen kann. Diese Beständigkeit finde ich bewundernswert und hoffe, dass wir so auch den bevorstehenden Umbau des Museums stemmen können“, sagt Museumsleiter Dr. Bernd Herkner.

auge-in-auge-mit-natur250Das Senckenberg Naturmuseum hat in diesen Tagen den wunderbaren Museumsführer Auge in Auge mit der Natur herausgebracht, der Jung und Alt einen raschen, kundigen Überblick der  Ausstellungsbereiche, der Forschung und Geschichte des Naturmuseums  gibt.

 

Gespendet werden kann unter https://die-welt-baut-ihr-museum.de.

Diether v. Goddenthow (Rhein-Main.Eurokunst)

Senckenberg
Forschungsinstitut und Naturmuseum
Senckenberganlage 25
60325 Frankfurt

Naturhistorisches Museum Mainz bietet Sonderschau: „Fährtenjäger – Neuigkeiten aus der Urzeit“

© Naturhistorisches Museum Mainz
© Naturhistorisches Museum Mainz

FÄHRTENJÄGER
Ausstellung vom 08.07.2015 – 06.03.2016 im Naturhistorischen Museum

(rap) – Vor 270 Millionen Jahren herrschte drückende Hitze in Rheinland-Pfalz. Wer lebte zu dieser Zeit in diesem Landstrich? Wie sahen diese Wesen aus, wie bewegten sie sich?

All dies lässt sich auf der Basis versteinerter Spuren aus der Urzeit rekonstruieren und erläutern. Gehen Sie mit dem Naturhistorischen Museum Mainz (NHM / Reichklarastraße 1, 55116 Mainz) auf Spurensuche und entdecken Sie fesselnde Geschichten aus einer lang zurückliegenden Vergangenheit.

© Naturhistorisches Museum Mainz
© Naturhistorisches Museum Mainz

Ein Dinosaurier nimmt schon vor dem Museum die Besucher in Empfang – in der Sonderausstellung „Fährtenjäger – Neuigkeiten aus der Urzeit“, die am Dienstag, 7. Juli 2015 um 18.00 Uhr vom Direktor des NHM, Dr. Michael Schmitz im Lichthof des Museums eröffnet wird, warten überraschende Einblicke.

Gehen Sie auf Spurensuche durch die Zeiten: Vergleichen Sie Spuren urzeitlicher Lebewesen mit den Abdrücken der in der Ausstellung gezeigten lebendigen Tiere und werden Sie zum „Fährtenjäger“. Auch der Mitinitiator der Sonderausstellung, Michael Steige, wird bei der Einführung in die Ausstellung das Wort ergreifen.

© Naturhistorisches Museum Mainz
© Naturhistorisches Museum Mainz

Regentropfen, die vor rund 270 Mio. Jahren in Rheinhessen fielen, haben sich genauso erhalten, wie die Fußabdrücke von Dinosauriern aus Norddeutschland oder Spuren unserer weit entfernten Vorfahren, die bereits vor 315 Mio. Jahren erstmals in Europa festes Land betraten.

Vielfältige spannende Geschichten aus lang vergangenen Zeiten sind in der Ausstellung zu sehen. Und wer gern einmal Dinosauriern oder einem lebenden Krokodil auf „Augenhöhe“ begegnen möchte, wird ebenfalls auf seine Kosten kommen.

Öffnungszeiten:

Di: 10 – 20 Uhr
Mi: 10 – 14 Uhr
Do-So: 10 – 17 Uhr
Mo: geschlossen!

Naturhistorisches Museum Mainz
Landessammlung für Naturkunde RLP
Reichklarastr. 1 und 10
55116 Mainz