Einmal im Jahr lädt das Museum Wiesbaden alle Bürger von 1 bis 99 Jahren ein, gemeinsam in seinen Atelierräumen zu malen, zeichnen, kritzeln, schreiben und drucken – jeder so, wie er es mag. Einfach vorbeikommen. Alle kreativen Angebote sind kostenfrei, dank einer großzügigen Spende des Lions Club e.V. anlässlich dessen 60-jährigen Jubiläums.
Der international renommierte Bildhauer Stephan Balkenhol hat sich das Material Holz zu Eigen gemacht und öffnet im Museum Wiesbaden ein Zeitfenster der besonderen Art. Seine Figuren, Abbilder des zeitgenössischen Menschen, treten eigens für die Sonderausstellung „Zeitfenster: Stephan Balkenhol trifft Alte Meister“ (10.11.2023-02.06.2024) in den Dialog mit den Kunstwerken der Gemäldesammlung Alte Meister des Museums Wiesbaden. Fast 50 Skulpturen wurden in Raumbildern vom Künstler inszeniert und Gäste sind dazu eingeladen, die Konfrontation zwischen Alt und Neu zu erfahren und Teil der Begegnungen von Gemälde und Skulptur zu werden.
„Wir freuen uns sehr, dass Stephan Balkenhol, der bedeutendste figurative Bildhauer in Deutschland der Gegenwart, unsere Einladung angenommen hat, mit seinen Skulpturen die Alten Meister zu besuchen“, unterstreicht Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden. „In diesem einzigartigen Kontext entwickelt Balkenhol ein so ästhetisch bezauberndes wie intellektuell funkensprühendes Treffen über die Jahrhunderte hinweg. Wir sind glücklich, dass wir den bedeutendsten deutschen figurativen Bildhauer unserer Zeit zum ersten Mal im Museum Wiesbaden präsentieren können.“
Das Museum Wiesbaden legt in seiner Präsentation der Alten Meister seit 2013 den Fokus auf unterschiedliche Themenschwerpunkte: Sakrale Kunst, Porträtkunst, Landschaft oder das Goldene Zeitalter. Höhepunkte sind das „Walsdorfer Kruzifix“ aus dem 12. Jahrhundert oder „Die Falschspieler“ von Gerard van Honthorst. Auch die Zusammenarbeit mit lebenden Künstlerinnen und Künstlern nimmt dabei einen hohen Stellenwert ein. So begrüßt die raumgreifende Installation Grapheme von Robert Seidel die Gäste beim Eintritt in den Sammlungsbereich und mit der Ausstellung Zeitfenster begibt sich ein Teil von Stephan Balkenhols (*1957) „Kunstfamilie“ auf einem Museumsbesuch. Dabei entsteht ein ungezwungener Dialog zwischen aktueller Gegenwartskunst und deren künstlerischen Vorläufern. Die Besucher:innen kommen in das so entstandene Raumbild hinzu und werden selbst Teil der gemeinsamen Kunstbetrachtung. Tradierte Betrachterverhältnisse werden aufgebrochen, in Bewegung versetzt und vereinen alle Beteiligten.
„Vor zehn Jahren wurde der Sammlungsbereich der Alten Meister neugestaltet und in Themenräume gegliedert. Wir freuen uns, dieses Jubiläum nun mit Stephan Balkenhol feiern zu dürfen“, freut sich Dr. Peter Forster, Kustos Sammlungen 12. bis 19. Jh.
Stephan Balkenhol begann 1969/70 mit ersten künstlerischen Arbeiten und studierte an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste. Er besuchte die Bildhauerklasse des abstrakten Bildhauers Ulrich Rückriem und beschäftigte sich vermehrt mit menschlichen Köpfen aus Ton und schließlich aus Holz. Nach dem Studium entstanden die ersten hölzernen Menschenfiguren. Seit 1983 gab es über 100 Einzelausstellungen in renommierten Galerien und internationalen Museen und für den öffentlichen Raum realisierte er zahlreiche Skulpturen. Von 1992 bis 2023 war Stephan Balkenhol Professor für Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe.
Balkenhols künstlerisches Schaffen ist tief verwurzelt in der europäischen Kunstgeschichte und deren humanistischen Anspruch. Bisweilen greift Balkenhol direkt auf diesen kulturellen Fundus zurück, überträgt ihn in seinen ihm ganz eigenen Stil und schenkt den Betrachter:innen, wie beispielsweise bei der Venus von Milo, eine moderne zeitgemäße Variation der Göttin. Auf höchst lebendige Art und Weise repräsentieren seine Figuren unseren Alltag und schaffen somit eine große Nähe zu uns selbst.
Die Ausstellung „Zeitfenster: Stephan Balkenhol trifft Alte Meister“ (10.11.2023 – 02.06.2024) befindet sich in den Themenräumen der Dauerausstellung der Alten Meister. Dem Künstler ist es gelungen, ein Experiment mit Perspektivwechseln und Begegnungen zu inszenieren: „Meine künstlerische Arbeit ist eine Auseinandersetzung mit dem Menschsein und der Welt, in der wir Menschen verhaftet sind. Dazu gehört auch die Historie. Nur mit Geschichtsbewusstsein lassen sich Gegenwart und Zukunft bewältigen. Stellvertretend für den Ausstellungsbesucher stehen meine Figuren in einer Gemäldegalerie, betrachten Kunst und Geschichte und versuchen sich dadurch selbst zu verorten“, so Stephan Balkenhol.
Die Ausstellung lädt die Besucher zu Begegnungen mit der „Familie Balkenhol“ auf ihrem Besuch bei den Alten Meistern dazu ein, die Raumbilder mit ihrer Konfrontation von Altem und Neuem zu erfahren. Im Vortragssaal des Museums werden zudem Videos über Stephan Balkenhols Arbeit in seinem Atelier gezeigt.
Die Edition „Waage / Justitia“ von Stephan Balkenhol ist über die Ausstellungslaufzeit im Museum Wiesbaden erhältlich. Die Erlöse kommen anteilig der Finanzierung des Ausstellungskataloges zu Gute.
Die Ausstellung wird umrahmt von einem vielseitigen Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm. Ein Ausstellungskatalog erscheint Februar 2024.
Die Ausstellung wird gefördert durch die Freunde des Museums Wiesbaden e.V.
Das Museum Wiesbaden erhält eine große Zustiftung zur „Jugendstilsammlung Schenkung F. W. Neess“ mit bedeutenden Werken von Künstlern wie Heinrich Vogeler, Josef Urban oder Adolf Loos die bislang als Leihgaben in der Dauerausstellung zu sehen waren. Anlass dafür ist der Geburtstag der Mäzenin und Stifterin Danielle Neess.
„Ich möchte das Werk meines Mannes fortsetzten und die Sammlung Neess weiterhin unterstützen.“ Danielle Neess
Danielle Neess hat Geburtstag und teilt diesen Festtag mit dem Museum.
Seit 2019 darf das Museum Wiesbaden die einzigartige Jugendstil-Schenkung Ferdinand Wolfgang Neess sein eigen nennen. Dank der Sammlung konnte sich da Museum im In- und Ausland einen exzellenten Ruf im Jugendstil und Art Nouveau erarbeiten. Zum 6. Oktober, dem Geburtstag der Stifterin, gehen über 30 Positionen in den Besitz des Museums über, die sich bislang als Leihgaben dort befunden haben. Darunter so prominente Werke wie ein Stehpult aus Mahagoni von Josef Urban anlässlich des 60. Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph I. am 14. August 1908, der legendäre „Elefantenrüssel-Tisch“ von Adolf Loos, um 1900 oder die „Toilettengarnitur für eine Dame“ von Heinrich Vogeler von 1906. Zwei Gemälde, die „Ophelia“ von Friedrich Wilhelm Theodor Heyser und der „Tod und das Mädchen“ von Friedrich König, zählen zu den Publikumslieblingen und gehören nun zum Bestand des Hauses.
„Ich bin Frau Neess sehr dankbar für diese großzügige Schenkung, mit der die Werke dauerhaft der Öffentlichkeit übergeben werden,“ betont Museumsdirektor Dr. Andreas Henning. „Wir schätzen uns äußerst glücklich, dass wir durch das Engagement von Frau Neess auch über den Tod ihres Mannes hinaus die Jugendstilsammlung passgenau und auf höchstem Niveau erweitern können. Das Museum Wiesbaden gehört mit der Jugendstilsammlung F. W. Neess zu den internationalen Topadressen des Art Nouveau.“
Der deutsche Grafiker und Holzschneider HAP Grieshaber (1909—1981) gilt als „homme engagé“, der die Mittel des traditionellen Holzschnitts als Sprachrohr seiner sozialen wie politischen Ansichten und Forderungen nutzte. In einer Überblicksschau nähert sich das Museum Wiesbaden eben diesem Künstler zwischen Fragestellungen um die Revolution des Holzschnitts in Deutschland und den soziopolitischen Appellen, die HAP Grieshaber damit und darin formulierte
HAP Grieshaber revolutionierte die Technik des Holzschnitts im Deutschland der Nachkriegszeit. Seine großformatigen, abstrakten und zugleich figurativen Arbeiten thematisieren , die bis heute aktuellen Fragen – von Naturschutz bis hin zu sozialer Gerechtigkeit. Mit der Sonderausstellung „HAP Grieshaber — FORM|SPRACHE“ (22 Sep 23 — 21 Jan 24) präsentiert das Museum Wiesbaden mit rund 70 Grafiken Grieshabers umfassendes künstlerisches und ideelles Œuvre.
FORM und SPRACHE definieren das künstlerische Erbe des Holzschneiders HAP Grieshaber (*1909, Rot an der Rot—†1981, Eningen unter Achalm). Mit seinen großformatigen Holzschnitten gelang es dem renommierten Grafiker in der Mitte des 20. Jahrhunderts nicht nur den Holzschnitt ins Großformat zu überführen, auch re-etablierte er die Technik zu den für ihn prägenden Themen und Fragen des Nachkriegsdeutschlands.
HAP Grieshabers Werdegang ist gezeichnet von politischen Umbrüchen und Fragen nach Identität im historischen Kontext von zwei Weltkriegen, der Teilung Deutschlands und einer Sensibilisierung für Missstände auf internationaler Ebene. Die Folgen der Weltwirtschaftskrise führten zum frühzeitigen Ende seines Studiums an der Staatlichen Kunstgewerbeschule in Stuttgart. Unregelmäßige Auftragsarbeiten sicherten dem ausgebildeten Buchdrucker und Schriftsetzer zwischenzeitlich seinen Lebensunterhalt und ermöglichten ihm Reisen nach Ägypten und Griechenland. Nicht von einem Arbeitsverbot belegt, jedoch stark in seiner Tätigkeit eingeschränkt, agierte seine Kunst in Zeiten der nationalsozialistischen Meinungspolitik und Diktatur im Verborgenen – auch während seinem verpflichtenden Dienst als Funker und während der Kriegsgefangenschaft bis 1946. Sich ganz dem Miteinander widmend, sind Grieshabers Aktivitäten nach dem Krieg geprägt von regem Engagement im Deutschen Künstlerbund und neu gegründeten Kunstgruppierungen oder Lehrtätigkeiten an der progressiven Bernsteinschule in Sulz am Neckar sowie an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Es bewegten ihn Fragen nach dem Mehrwert und der Wertschätzung künstlerischer Arbeit – sowohl unter sozialen wie ökologischen Aspekten.
Sensibilisiert für Missstände internationaler Art und humanistische Belange im Spektrum von Fragen nach Identität bis zur Thematisierung von Umwelt- und Artenschutz, bieten seine Werke noch heute Reibungspunkte. Bereits 1972 prangert er beispielsweise im Schriftzug eines Holzschnitts mit „Umweltschutz Sache der Jugend“ die Betrachter an und verweist auf damalige Handlungsmissstände.
„Vor allem Grieshabers Spätwerk ist von den politischen wie sozialen Missständen und Umweltfragen seiner Zeit geprägt“, wie Kuratorin Jana Dennhard betont. „Aktivistische Aktionen der jüngsten Vergangenheit zeigen, dass diese Fragen bis heute nicht an Aktualität eingebüßt haben“.
Die Ausstellung „HAP Grieshaber— FORM|SPRACHE“ (22.09.2023–21.01.2024) widmet sich in drei großen Themenkomplexen dem Œuvre Grieshabers unter Fragestellungen nach soziokulturellen Hintergründen des Künstlers und seines Interessenkosmos‘, dem Holzschnitt als dessen präferierte Technik und Teil seines künstlerischen Selbstverständnisses. Ebenso liegt der Fokus auf den Apellen und Schwerpunkten, mit denen sich der engagierte Künstler Zeit seines Lebens beschäftigte. Die Ausstellung schlägt darin einerseits inhaltliche Brücken zu Kunstschaffenden und Personen der Kunstwelt, die bereits in der ständigen Sammlung des Museums Wiesbaden thematisiert werden. Dazu zählt beispielsweise die Mäzenin und Galeristin Hanna Bekker vom Rath, in deren Galerie HAP Grieshaber mehrfach ausstellte. Andererseits knüpft die Ausstellung an Fragestellungen um das Selbstverständnis künstlerischer Positionen in einem zunehmend globalen soziokulturellen Feld an. Sie lädt die Besucher ein, vor Ort gemeinsam den Meinungskosmos HAP Grieshabers zu erarbeiten und ihn und sich selbst unter aktuellen Inhalten neu zu befragen.
„Die Ausstellung wurde möglich durch die Generosität eines Sammlers, der uns seine Türen weit und vertrauensvoll öffnete,“ unterstreicht Dr. Andreas Henning, Direktor des Museum Wiesbaden. „Die herausragende Qualität der Werke wie auch die beeindrucke Vollständigkeit dieser Sammlung sind ein großes Glück. Wir sind sehr dankbar, dass wir dieses Glück nun mit der Öffentlichkeit teilen dürfen.“
Die Ausstellung wird umrahmt von einem vielseitigen Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm. Die von Grieshaber meinungsstark aufgegriffenen und verhandelten Themen und deren Aktualität nehmen wir zum Anlass um unsere Besuchenden direkt einzubeziehen. In zwei interaktiven Stationen in der Ausstellung können Besucher auf Entdeckungstour gehen und sich selbst zu den vom Künstler aufgegriffenen Statements und Themenfeldern befragen. Eine kostenfreie Media Tour mit weiteren Informationen zu ausgewählten Objekten begleitet in der MuWi-App die Schau.
Weiterführende Inhalte bietet der gleichnamige Ausstellungskatalog (HG: Jörg Daur und Jana Dennhard für das Museum Wiesbaden, Hirmer Verlag 2023, ISBN 978-3-7774-4216-7, 28,– Euro an der Museumskasse).
Do, 7 Dez 2023, 18:00
Der „politische“ Grieshaber: Aktuell wie eh und je Ein Gespräch mit Wolfgang Glockner (Freundeskreis HAP Grieshaber e. V.)
Weitere Informationen unter www.museum-wiesbaden.de/kalender
Eintritt
Ticketerwerb an der Tageskasse oder Buchung online:
https://tickets.museum-wiesbaden.de/
Sonderausstellung* 12,— Euro (9,— Euro ermäßigt)
* Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen.
Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.
Man muss schon sehr genau schauen können, und etwas üben, bis einem die leichte farbliche Verwandlung bei der Veränderung der Betrachtungsperspektive auffällt. Aber vielleicht waren gestern Abend bei der Vernissage die Lichtverhältnisse zur vollen Wahrnehmung des Interferenzfarben-Effekts nicht mehr ganz optimal. Denn Polarisationsfarben, wie Interferenz-Farben auch genannt werden, entstehen erst bei der Einwirkung von ausreichendem Tages- oder polychromatischem Glühlicht. Es ist eine komplizierte Materie, wobei das Licht ein wesentlicher Faktor für die Leuchtkraft des Bildes ist. Je nach Lichtquelle, Lichtstärke, Lichtwinkel und Tageszeit und Blickwinkel wirken Bilder anders, vergleichbar mit der laufenden regenbogenhaften Farbveränderung einer sich im Sonnenlichte drehenden Seifenblase. 30 Jahre beschäftigt sich Anton Kokl, nun schon mit den künstlerischen Eigenschaften der Interferenzfarbe.
Das Museum Wiesbaden widmet dem Mainzer Künstler vom 16. Juni bis zum 24. September 2023 eine Sonderausstellung in zwei Räumen und zeigt eine Werkauswahl aus den letzten 15 Jahren. Ob großformatige Malereien oder Gummidrucke auf Papier – immer spielen in den rund 20 Werken der Ausstellung Interferenzpigmente eine entscheidende Rolle. Kokls Kunst lädt die Besucher ein, sich vor den Arbeiten zu bewegen und in die Farberfahrung einzutauchen.
„Ich stieß in dem Moment auf die Interferenzfarbe (1993), als ich mich in der Ölmalerei mit ‚monochromischen‘ Farbflächen und Farbverläufen beschäftigte. Ich merkte sofort, dass das mit dem Interferenz-Bild in einem direkten Verhältnis abhängig vom Standortlicht und der Bewegung des Betrachters geschah.“ Anton Kokl
Anton Kokl wurde 1949 als Deutscher im ehemaligen Jugoslawien geboren. Im Alter von sieben Jahren siedelte er mit seiner Familie nach Deutschland über, wo er nach seinem Abitur in Speyer ab 1971 Bildende Kunst in Mainz studierte. Seit 1982 ist Kokl freischaffend in Mainz tätig, zudem nahm er Arbeits-aufenthalte in Paris und Rom wahr. Bei seiner Lehrtätigkeit als Leiter der Druckwerkstätten der Kunsthochschule Mainz konnte er sein fundiertes Wissen im Bereich des Hoch-, Tief-, Flach- und Durchdrucks an die Studierenden weitergeben. Dieses Wissen stand ihm auch bei der Weiterentwicklung seiner Malerei zur Verfügung und so ist der Einfluss des Druckgrafischen und eine gegenseitige Abhängigkeit von Malerei und Grafik in seinen Werken stets zu erkennen – mal subtil, mal offensichtlich.
„IF/Fliegendes Weiß“ ist eine Serie, die diese Verschränkung der Techniken verdeutlicht. Mit vollem Körpereinsatz trägt der Künstler weiße Tusche auf die schwarz grundierte Leinwand auf. Bis zu drei Meter hoch kann das Gewebe sein, das zunächst noch unaufgespannt an die Wand genagelt wird. Die Setzung der gestischen Pinselspuren erfolgt ohne Augenkontrolle – „vorbewusste Malbewegung“ nennt Kokl diese Art des künstlerischen Prozesses. Das für ihn Interessante sind dabei die sich ergebenden Formen bzw. Formreste, bestehend aus fließender Farbe und den sich allmählich entleerenden Pinselstrichen.
Als dritte Komponente, die die weißen Formen optisch fliegen lässt, kommt die Interferenzfarbe hinzu. Die schimmernden Farbpigmente werden im Siebdruckverfahren auf die Leinwand gebracht und scheinen sich zwischen die weiße Geste und den schwarzen Grund zu legen. Es entsteht eine „gläserne Atmosphäre“, die den Bildraum in die Tiefe hinein eröffnet. Je nach Standpunkt der Betrachtenden und Einfallswinkel sowie Intensität des Lichts verändert sich die Farbwahrnehmung jedes einzelnen Bildes.
Aus der Sphäre der Autolacke, Kunststoffe und Kosmetika hat Anton Kokl die Interferenzpigmente in die Kunstwelt überführt, um sie in unterschiedlichsten Verfahren für seine Kunst nutzbar zu machen. Er agiert hierbei nicht nur als Künstler, sondern auch als Forscher. Die kleinformatigeren Papierarbeiten der „Gum Print“-Serie entstehen in einem fototechnischen Verfahren und schaffen durch die besondere Verzahnung von Figur und Grund, Positiv und Negativ ein komplexes Wahrnehmungsangebot.
„Wenn man hauptsächlich autodidaktisch aufwächst und in die Materie des Bildermachens auf natürliche Weise hineingerät, spürt man keinen Unterschied zwischen Experiment und etwas anderem, alles ist eins. Noch heute wundere ich mich, wenn ehemalige Studienkollegen sagen, ich hätte ständig experimentiert. […] Für mich war ‚experimentieren‘ nicht eigentlich zielgerichtet, es war ein Spielen. Dieses Spielen bedeutet nichts anderes als ein kontinuierliches, geschmeidiges sich Erneuern, ein lebendig bleiben.“ Anton Kokl
Weiterführende Inhalte bietet der gleichnamige Ausstellungskatalog mit Texten von Prof. Dr. Gregor Wedekind, Lea Schäfer, Valerie Ucke und Dr. Andreas Henning (HG: Museum Wiesbaden, 2023, ISBN 978-3-89258-143-7, Preis: 22 Euro, Erscheinungsdatum: Juli 2023).
Künstlergespräch
Sa 1 Jul 23, 14:00 Uhr
Künstler im Gespräch
Lea Schäfer (Kuratorin des Museums Reinhard Ernst) spricht mit dem Künstler über seine Werke
Dialogführung
Do 24 Aug 2023, 17:30 Uhr
Kunst trifft Natur
Dialogführung zu den Interferenzfarben der Natur und im Werk des Künstlers Anton Kokl
Mit: Susanne Kridlo (Kuratorin Naturhistorische Abteilung), Valerie Ucke (Kuratorin Ausstellung) und Anton Kokl
Eintritt
Ticketerwerb an der Tageskasse oder Buchung online: https://tickets.museum-wiesbaden.de/
Dauerausstellung* 6,— Euro (4,— Euro ermäßigt) Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.
Das Wiesbadener Museum lässt dank eines von Kommunikationsdesign-Studenten der Hochschule RheinMain entwickelten digitalen Anwender-Tools Jugendstil noch lebendiger werden. Dazu wurde im zweiten Obergeschoss des Museums der spannende Aktionsraum „Experiment und Ornament“ eröffnet.
„Wir zünden heute eine neue Vermittlungsstufe im Museum Wiesbaden dank einer wunderbaren Kooperation mit der Hochschule RheinMain“, freut sich Museums-Direktor Dr. Andreas Henning. Ihn begeistere besonders an diesem Projekt, dass die digitale Anwendung hier im Museum stattfindet. Die Besucher kommen also hierdurch auch mit den Jugendstil-Exponaten der wunderbaren epochalen Schenkung von Ferdinand Wolfgang Neess Jugendstil-Sammlung in Kontakt. Sie können sich faszinieren lassen, nunmehr ergänzt durch den „Jugendstilizer“, womit jeder Besucher selbst zum „Jugendstil-Artist“ werden kann.
Entwickelt haben den „Jugendstilizier“ die Studentinnen Julia Muthler , Alisa Sawchuk und Leah Stephan unter der Projektleitung von Jana Dennhard und Valerie Ucke, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am Museum. Ausgangspunkt war ein Seminar des Studiengangs Kommunikationsdesign von Prof. Jörg Waldschütz zu Beginn des Jahres 2022, welches in Kooperation mit dem Museum Wiesbaden zum Jahresthema „Belebung der Dauerausstellung im Museum Wiesbaden“ führte.
Mir war wichtig, so Dr. Peter Forster, Museums-Kustos für die Alten Meister und einer der international derzeit renommierteste Jugendstilexperte, fortzufahren in unserem Ansatz: ganz Wiesbaden einzubeziehen in die im Juni 2019 per Schenkung erworbene wichtigste, größte und zentralste Jugendstil-Privatsammlung Europas. „Wir wollten den Jugendstil nicht für uns haben, sondern alle Jugendstil-Geister, die in der Stadt hier präsent sind, wieder mit Leben erfüllen“. Das habe von Anfang an zu Kooperationen geführt. So sei in diesem Jahr bereits „Literatur entstanden, die sich mit dem Thema Jugendstil beschäftigt hat, wir haben einen eigenen Musikwettbewerb gehabt, in dem Musik entstanden ist.“ Das seien alles sehr griffige und sehr spannende Projekte gewesen, die die Jahrhundertwende mit der Gegenwart miteinander verknüpft haben und zu einer ständigen Aktualisierung, eine Verlebendigung der Dauerausstellung geführt haben.
Jugendstil ist letzte Weltsprache, um Kunst und Natur miteinander zu verbinden
„Der Jugendstil hat keine Patina“. Denn der Jugendstil „stellte Fragen um 1900, die heute aktuell sind wie damals, und zum Teil genauso wenig Antworten hat, wie einst, aber einen eigenen spannenden Kunststil entwickelte“, so Dr. Forster. „Der Jugendstil ist der letzte gemeinsame weltweite Aufschlag, in dem man versucht hat, Jugend und Natur, also aus dem Blick der Natur, mit Kunst als gemeinsame Weltsprache zu verbinden.“, erläutert Forster.
Die sei „etwas sehr, sehr Anspruchsvolles“, weswegen das Museum Wiesbaden immer wieder erfolgreich versucht habe, diesem Teilhabe-Anspruch der Wiesbadener und seiner Besucher gerecht zu werden, „in dem wir versuchen, das hier entsprechend zu bespielen“, was mit dem exorbitanten tollen digitalen Vermittlungstool einmal mehr großartig gelungen sei.
Denn „wir haben es versucht, den „Aktionsraum Experiment – Ornament“ im zweiten Obergeschoss so atmosphärisch spannend zu gestalten, „dass Sie, wenn Sie einmal da waren, immer ein wenig das Bedürfnis haben, sofort wiederzukommen“, schwärmt Forster.
Mit Recht: Den einmal begonnen, kann man fast nicht mehr aufhören, eigene Ornamente zu kreieren: Mit diesem digitalen Zeichentool mit Spiegelfunktion und Mustervorlagen bei Bedarf, hat man zahlreiche Möglichkeiten selbst Jugendstil-Ornamente zu entwickeln. Jeden gelingt dies, ggfs. mit Unterstützung angebotener Grundmuster, die Besucher modifizieren und weiterentwickeln können. Es kann unter verschiedenen Programmen gewählt werden. Gemalt wird mit den Fingern auf dem Touch-Screen. Selbstkreierte Kunstwerke können per QR-Code direkt aufs Handy gespeichert , über eine Share-Funktion in der Galerie im Aktionsraum gespeichert und/oder mit Freunden geteilt werden. Man kann die eigene Jugendstil-Kreation sich auch sofort gegen einen kleinen Obolus von 50 Cent am Museums-Shop ausdrucken lassen und mit nach Hause nehmen. Zudem kann das eigene Kunstwerk auf der Ausstellungswand hochgezoomt werden und auch die ungewöhnliche selbstgestaltete Kulisse für ein Künstler-Selfi bieten.
„Wir haben uns gefragt, welchen Stellenwert das Jugendstil-Ornament noch heute hat, und wie sich ein digitales Tool zur Vermittlung wie der ‚Jugendstilizer‘ logisch in den Kontext des Hauses einbinden lässt. Wir hoffen mit dem Aktionsraum neue Perspektiven auf die gestalterischen Mittel des Jugendstils zu eröffnen, und unsere Besucher zu eigener Kreativität zu animieren. Bis heute besitzt die Kunst der Jahrhundertwende ästhetische wie inhaltliche Aktualität“, schildern die Projektleiterinnen Jana Dennhard und Valerie Ucke, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am Museum Wiesbaden.
Weit mehr als „nur“ ästhetische Gestaltung
„Es freut mich sehr, dass unsere Kommunikationsdesignstudierenden mit ihrem Konzept für die Jugendstil-Sammlung im Museum Wiesbaden überzeugen konnten. Die anwendungsbezogene Lehre ist für uns und unsere Studierenden sehr relevant. Im Rahmen dieser fruchtbaren Zusammenarbeit haben die Studierenden für das Museum und dessen Besucherinnen und Besucher ein wunderbares digitales Vermittlungstool in Form des ‚Jugendstilizers‘ entwickelt“, so Prof. Dr. Eva Waller, Präsidentin der Hochschule RheinMain. Aber dieses Projekt bedeute eben weit mehr als „nur“ ästhetische Gestaltung oder ein ausgearbeitetes Konzept. Es bedeute „interdisziplinäre Praxisnähe“, mit Fragen der Raumgestaltung, der Besucher, der Ausstellungsplanung, der geeigneten Ansprache von Zielgruppen, und der museumsinternen Strategie. Und es seien hier noch Kommunikationsprozesse miteinander verbunden worden. „Das ist schon eine großer Herausforderung, unglaublich gewesen für Sie“, lobt die Hochschulpräsidentin.
„Freunde des Museums Wiesbaden e.V.“ und Sponsoren ermöglichten das Projekt
“ Wir sind überzeugt, dass der Aktionsraum ‚Experiment Ornament‘ unsere Museumsgäste dazu inspiriert, sich auf Entdeckungstouren durch unsere herausragende Jugendstil-Sammlung zu begeben. Sehr herzlich danken wir den Studierenden der Hochschule RheinMain wie auch dem Verein der „Freunde des Museums Wiesbaden e.V.“, vertreten durch Vorstandsmitglied Klaus Niemann. Die Freunde des Museums haben es sich zur Aufgabe gemacht, Kooperationen mit Wiesbadener Hochschulen anzustoßen, um junge Menschen für das Museum zu begeistern.“ Eine solche Kontaktaufnahme durch die „Museumsfreunde“ mit zahlreichen Folgeterminen in der Hochschule RheinMain und im Museum Wiesbaden stand auch am Anfang der Zusammenarbeit, die im Ergebnis den ‚Jugendstilizer‘ entstehen ließ.
Die Realisierung des Aktionsraums ‚Experiment Ornament‘ wurde ermöglicht durch die großzügige Unterstützung der R + V Versicherung, Herrn Prof. em. Olaf Leu, das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst sowie die Freunde des Museum Wiesbaden e.V.
Eintritt Dauerausstellungen
Ticketerwerb an der Tageskasse oder Buchung online: https://tickets.museum-wiesbaden.de/
Dauerausstellung* 6,- Euro (4,- Euro ermäßigt) Freier Eintritt für junge Menschen unter 18 Jahren
Diese Ausstellung „Weltflucht und Moderne“ ist im Grunde ein großes Finale, das Finale einer mehrjährigen Forschungsarbeit der staatlichen Kunstsammlungen in Dresden zu Oskar Zwintscher, die sowohl das Œuvre wie auch die Maltechnik von Zwintscher erforscht haben, schwärmt Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden. Das Museum Wiesbaden sei froh und sehr dankbar für diese Kooperation mit der Kunstsammlung Dresden. Zuerst wurde die Zwintscher-Schau mit Gemälden, Zeichnungen und Karikaturen des großen sächsischen Malers und Zeichners am Albertinum in Dresden gezeigt. Kuratiert von Dr. Peter Forster und Valerie Ucke, werden in Wiesbaden vom 2. März bis 23. Juli 2023 in einem anderen Kontext nun 80 Arbeiten aus den unterschiedlichen Gattungen des Jugendstils präsentiert, darunter allein knapp 60 Zwintscher-Bilder seines facettenreichen Werkes, darunter Porträts von prominenten Mitgliedern der Gesellschaft der Jahrhundertwende oder von Zwintschers Muse und Ehefrau Adele. Die Schau spannt mit ikonischen Porträts, brillanten Zeichnungen und Karikaturen, Beispielen angewandter Kunst bis hin zu idyllischen Landschaften den Bogen vom Jugendstil über den Symbolismus bis hin zum Vorgriff auf die Neue Sachlichkeit.
Der Hauptteil der präsentierten Werke sind Dresdener Leihgaben, zudem etliche Bilder von privaten Sammlern, wodurch eine solch einzigartige Dichte seiner Bilder in „Weltflucht und Moderne“ erreicht werden konnte. Diese steht zudem in Bezügen zu den hauseigenden Sammlungen „Alter Meister“ und der „Jugendstil-Sammlung von F.W. Neess“, wodurch eine noch weitere Tiefe erreicht wird.
Die Achse Dresden Wiesbaden sei historisch erprobt, so Henning. Bereits 1899, nachdem die erste Zwintscher-Ausstellung in Dresden stattfand, machte die spätere Wanderausstellung auch Station in Wiesbaden. 1909 gab es eine zweite Ausstellung, bei der das Museum Wiesbaden, seinen ersten Zwintscher, ein Proträt von Dr. Ferdinand Gregori angekauft hat.
Das Porträt Gregoris, einem Hofschauspieler am Burgtheater in Wien und früherer Leiter der dortigen Akademie für Musik und darstellende Kunst, geriet in Folge der Ausstellungen im damaligen progressiven Kunstsalon Banger und dem Wiesbadener Rathaus nach dem Einzug in die Museumssammlung in Vergessenheit. Das Bild bildet den Schlusspunkt der Ausstellung, bewusst auch als Überleitung zur sich anschließenden Kabinett-Ausstellung von Karl Otto Hy, einem Wiesbadener Chronisten.
Oskar Zwintscher gilt in der Kunstwelt als eine der ganz großen künstlerischen Wiederentdeckungen unserer Zeit. Auch im Museum Wiesbaden, so müsse man bekennen, sei Zwintscher in Vergessenheit geraten, und erst durch die epochale Schenkung der umfangreichen Jugendstilsammlung von Ferdinand Wolfgang Neess wieder zum Vorschein gekommen. Denn in Neess Sammlung befanden sich auch zwei Zwintscher-Gemälde, die 2019 seit der Eröffnung der Jugendstil-Dauerausstellung dort entsprechend präsentiert werden.
Zwintscher sei ein unglaublich facettenreicher faszinierender Künstler, der in verschiedenen Gattungen gearbeitet hat. Er sei sowohl maltechnisch als auch vom malerischen Können her ein herausragender Künstler. Peter Forster hat jahrelang Zwintschers Arbeit erforscht, und setzt sie nun gemeinsam mit Valerie Ucke in „Weltflucht und Moderne“ wunderbar in Szene.
Der Künstler Oskar Zwintscher sei so gut, dass es eigentlich keiner großen Worte bedürfe, um diesen Künstler auch nur annähernd zu verbalisieren und zu übersetzen, um ihm tatsächlich gerecht zu werden, unterstreicht Peter Forster, der seinem Anspruch, als Kunsthistoriker zu glauben, Antworten im Sinne des Künstlers liefern zu können, im Fall Oskar Zwintscher aufgegeben habe. Denn „in dem Fall habe ich Oskar Zintscher selbst als Frage empfunden“, und „ich kann mir nicht vorstellen, dass er selbst, trotz etlicher Versuche seine Kunst zu erklären, diese tatsächlich auf den Punkt gebracht hätte, so der Kurator, der sich unter anderem auf einen Brieffund „Oskar Zwintschers an einen Wiesbadener Kritiker“ bezieht, und sich trotz positiver Kritik derart missverstanden fühlte, dass er den Kritiker nach Dresden einlud, damit er verstehe, worum es ihm ginge.
Oskar Zwintscher (1870, Leipzig–1916, Loschwitz) studierte Kunstgewerbe in Leipzig und Malerei an der Kunstakademie in Dresden. Einen Namen machte er sich als Porträtmaler, Werbegrafiker und Karikaturist für Zeitschriften wie „Meggendorfers humoristische Blätter“ oder „PAN“. 1898 zeichnete die Schokoladenfabrik Stollwerck Zwintscher für die Gestaltung berühmter Sammelbilder aus. Wiesbaden zählte schon 1899 zu den Stationen seiner Ausstellungstournee. Zwintscher stand der Reformbewegung nahe und pflegte Kontakt zu den Künstlervereinigungen der Jahrhundertwende u.a. der Künstlerkolonie in Worpswede, der Berliner Bohème oder der Münchner Secession. 1904 erhielt der Maler eine Professur an der Dresdener Kunstakademie, während renommierte Museen seine Kunst erwarben. 1909 wurden seine Arbeiten bereits zum zweiten Mal im Wiesbadener Rathaus ausgestellt. In diesem Jahr kaufte das Museum Wiesbaden ein Porträt des Schauspielers Ferdinand Gregori an. Heute befinden sich drei seiner Gemälde und eine Papierarbeit in der musealen Sammlung. Zwintscher verstarb bereits 1916 und das Ausstellungsprojekt Weltflucht und Moderne ist das Ergebnis jüngster Forschungsprojekte in Dresden.
Forschungen an den Neuzugängen aus der Jugendstilsammlung Ferdinand Wolfgang Neess, darunter das Bildnis mit gelben Narzissen, brachten das Porträt wieder ans Licht. Im Bildnis vollendet sich Zwintschers Meisterschaft — und sie verdeutlichen seine Qualitäten als Maler des Jugendstils und des Symbolismus. Porträts entwickelten sich nach und nach zum Kern von Zwintschers Werk. Er verstand es, durch Vereinfachungen in den Kompositionen die Aufmerksamkeit auf das Gesicht, und vor allem auf die Augen zu lenken. Bereits von seinen Zeitgenossen wurde Zwintschers Bildnissen eine gewisse Strenge und Kühle nachgesagt: „Was aber dieser an sich so herben Kunst ganz besonders starke und merkwürdige Reize leiht, ist, daß hinter ihrer Altmeisterlichkeit die ganze nervöse Psychologie unseres Zeitalters in einer ganz besonders empfänglichen Persönlichkeit hervorblickt.“ Lothar Brieger-Wasservogel, 1910
Der Maler ordnete seine Bilder in klaren Formen, häufig in vertikaler Linienbetonung und mit Bezug auf Ornamente. Neben repräsentativen Damenbildnissen, die auch großbürgerliche Salons zieren konnten, entstanden sehr private Bildnisse, in denen mitunter Spuren des Alters kaum idealisiert und ungeschönt dargestellt sind. Besonders häufig, insgesamt in 14 Porträts, ist seine Frau Adele als zentrale Quelle von Zwintschers Inspiration wiederzufinden.
Ebenfalls bekannt war der Maler für seine Nähe zur Natur, die in seinen Gemälden zum Ornament wird. Seine Modelle finden sich darin dynamisch eingebettet wieder. Die Beschäftigung mit der Landschaft nahm in Zwintschers Werk neben der Porträtkunst einen wichtigen Platz ein. In jungen Jahren begann er mit impressionistisch aufgelösten Szenen, experimentierte jedoch mehr und mehr mit der Betonung der Fläche und klaren Strukturen in seinen Landschaften. Besonders Frühlings- und Sommermotive — häufig in starken Hochformaten und leuchtenden Farben — stehen symbolisch für Aufbruch, hoffnungsvollen Beginn, Jugend und Wachstum.
„Die Galerie Neue Meister im Albertinum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden hat in einem mehrjährigen wissenschaftlichen Projekt die Maltechnik und das Œuvre Zwintschers grundlegend erforscht“, unterstreicht Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden. „Wir freuen uns sehr, dass wir dank der Kooperation mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden diesen Künstler, der uns insbesondere im Kontext der epochalen Schenkung der Jugendstilsammlung Ferdinand Wolfgang Neess so wichtig ist, jetzt hier im Rhein-Main-Gebiet vorstellen können. Die Ausstellung feiert die überragende malerische Qualität Zwintschers, zudem gibt sie faszinierende Einblicke in seine Maltechnik.“
„Die Ausstellung ‚Weltflucht und Moderne‘ über das Werk des Malers Oskar Zwintscher erlaubt einen umfassenden Blick in das vielverzweigte Wurzelwerk der Moderne zwischen Jugendstil, Symbolismus und Neuer Sachlichkeit. Das Museum Wiesbaden hat im Kontext seiner Jugendstil-Sammlung den in Dresden verorteten Maler Zwintscher für sich neu entdeckt und eine Brücke in die Staatliche Kunstsammlung Dresden geschlagen. Es ist eine besondere Bestätigung der Stiftungsarbeit, wenn unsere Förderungen solche neuen Bezüge und Forschungsfelder aufschließen, die das Museum Wiesbaden und seine Sammlung weiter vernetzen und differenzieren,“ betont Eva Claudia Scholtz, Geschäftsführerin der Hessischen Kulturstiftung.
„Weltflucht und Moderne“ vereint 80 Exponate, darunter Skulptur, Keramik, Plakatkunst, Zeichnungen und Gemälde in einem vielseitigen Rundgang. Im Fokus stehen die symbolistischen Porträtarbeiten des Malers, aber auch Landschaftsdarstellungen in der Manier des Jugendstils oder Beispiele angewandter Kunst geben Einblicke in sein facettenhaftes Œuvre. Innerhalb von Themenblöcken wie „Landschaften“, „Zwintschers künstlerischem Umfeld“, „Adele Zwintscher“ und „Portraits“ werden Zwintschers unterschiedliche Schaffensphasen vorgestellt. Unter den Exponaten befinden sich neben den berühmten Stollwerck-Sammelbildern auch eine Ikone aus dem Dresdener Sammlungsbestand, das Bildnis einer Dame mit Zigarette. Die Ausstellung wird umrahmt von einem vielseitigen Veranstaltungsprogramm. Eine kostenfreie Media Tour in der MuWi-App begleitet die Schau.
Weiterführende Inhalte bietet der gleichnamige Ausstellungskatalog (HG: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Andreas Dehmer & Birgit Dalbajewa, Sandstein Verlag 2022, ISBN 978-3-95498-681-1, 42,– Euro an der Museumskasse).
In Folge eines Depotbesuches des Wiesbadener Mäzens Frank Brabant präsentiert eine Kabinett-ausstellung im Museum Wiesbaden den Wiesbadener Architekt, Dekorationsmaler und Werbegestalter Karl Otto Hy. Vom 17. Februar bis zum 25. Juni 2023 geben 18 Werke einen Überblick über das Schaffen des vielseitigen Künstlers, der in seinen neusachlichen Stadtansichten das noch vom Krieg unversehrten Wiesbaden der 1930er-Jahre in Öl, Aquarell und Bleistift festgehalten, dokumentiert und interpretiert hat. Der Wiesbadener Sammler Frank Brabant wurde anlässlich seines 85. Geburtstags eingeladen, in den Depots des Museums Wiesbaden auf Entdeckungsreise zu gehen. Aufgefallen ist ihm der unbekannte Karl Otto Hy (1904—1992), der zwischen 1920 und 1937 als Maler in Wiesbaden gewirkt hat.
„Für mich waren immer auch die in der Region ansässigen Künstler relevant. Natürlich Alexej von Jawlensky, der 20 Jahre hier gelebt hat von 1921 bis 1941. Aber neben diesem großen, weltweit bekannten Künstler gab es auch viele andere Maler, die es zu entdecken galt und gilt — wie Karl Otto Hy, einer der wohl unbekanntesten der hiesigen Künstlerschaft,“ schildert Frank Brabant.
Karl Otto Hy war Architekt, Dekorationsmaler und Werbegestalter. Er erhielt größere öffentliche Aufträge und war u.a. an der Ausgestaltung der Herbert-Anlage und Theaterkolonnaden beteiligt. Hy entwarf Werbeprodukte für die Firmen Albert, Dyckerhoff, Glyco und Kalle und bemalte für die Mainzer Aktien- und die Wiesbadener Germania-Brauerei sowie für das Hotel Schwarzer Bock und das Opelbad Hauswände mit großflächigen Werbebildern. Als Architekt begleitete er Bauprojekte im Wiesbadener Stadtgebiet, darunter die Bebauung des äußeren Rheingauviertels. Den Puls der Zeit hat Hy mit seinen neusachlichen Wiesbadener Stadtansichten getroffen — sie wirken klar und poetisch gleichermaßen und zeigen Straßenzüge, Plätze sowie Alltagsmomente. Trotz seines langen Lebens ist das Werk Hys überschaubar geblieben. Die meisten und wichtigsten Werke entstanden zwischen 1927 und 1937. Einen Einblick in das Schaffen des wiederentdeckten Künstlers ermöglicht die neue, in Kollaboration mit Kurator Dr. Roman Zieglgänsberger entstandene Kabinettausstellung „Frank Brabant entdeckt … Karl Otto Hy“.
„Im ersten Moment scheinen all diese Stadtansichten mit ihren rollerfahrenden Kindern, den schicken Hutläden oder der Trambahn entlang der Alleen unbedarft, fast naiv“, so Roman Zieglgänsberger, „aber je länger man schaut, macht sich durch die grauen Himmel, das Marionettenartige der Spaziergänger oder einfach durch eine zerknüllte Zeitung auf dem sonst blitzblank gekehrten Trottoir ganz nebenbei eine große Unheimlichkeit breit, die es verhindert, dass wir es uns zu gemütlich machen beim Betrachten der Bilder, die in einer Zeit entstanden sich, die man nicht mehr heraufbeschwört sehen möchte.“
Bei der Mehrzahl der Wiesbadener Stadtansichten nach 1933 meint man mit heutigem Wissen eine Atmosphäre ausmachen zu können, die bereits eingetretenes und noch bevorstehende Unheil vermittelt, so Zieglgänsberger. So lasse die Farbgebung die Szenerien in einer fortwährenden Dämmerung mit von Wolken verhangenen Himmelspartien erscheinen. Das wird besonders deutlich bei Karl Otto Hys Werk „Hotel Vierjahreszeiten /Nassauer Hof (Wiesbaden) von 1937, welches im Stil eines realistischen Symbolismus in seiner düsteren Ausstrahlung bedrückend wirkt. Hy zeigt zwar die der Zeit geschuldeten roten Fahnen der NSDAP , diese jedoch windstill eingerollt, so dass deren politisches Emblem nicht zur Geltung kommt. Im Hintergrund ist hingegen an einem Gerüst noch der Schriftzug eines geschlossenen Modegeschäftes zu sehen, welches einst einem jüdischen Kaufmann gehört hatte.
Im November erwarten im Landesmuseum Wiesbaden die Besucher neben den Sammlungspräsentationen und dauerhaften Künstlerräumen vier Sonderausstellungsformate.
Die umfassende Ernst Wilhelm Nay — Retrospektive präsentiert einen der bedeutendsten Farbmaler des 20. Jahrhunderts und überzeugt die Besucher mit seinen kraftvollen, farbintensiven und dynamischen Bildern. Nay verbindet in seiner Malerei den figürlichen Expressionismus mit der gestischen Abstraktion der Nachkriegsmoderne.
Intervention Archipele — Krause/Schmidt/Toyoda in der Kunstsammlung stellt Arbeiten von drei zeitgenössischen Künstlern in einen Dialog — Masanori Toyoda, Jürgen Krause und Jan Schmidt präsentieren neue Arbeiten.
Besonders interessant ist auch die Studienausstellung Käfer — Kritze, kratze! in der Naturhistorischen Abteilung und auch die Sonderausstellung Vom Wert des Wassers — Alles im Fluss? mit ihren vielen Mitmachstationen für die ganze Familie.
Zudem bietet das Museum Wiesbaden am ersten Samstag im Monat, also am 5.11.2022, freien Eintritt und Führungen, Workshops und Spiele für Geflüchtete aus der Ukraine an. Ermöglicht haben das wieder die Freunde des Museums Wiesbaden e.V. mit ihrer Unterstützung.
Das Museum Wiesbaden, das Nay nach dem Zweiten Weltkrieg stark gefördert hat, präsentiert den wohl bedeutendsten Wegbereiter der Deutschen Moderne vom 16. September 2022 bis zum 5. Februar 2023 erstmals in seiner Museumsgeschichte in einer Einzelausstellung. Die Retrospektive zeigt mit ihren 100 Gemälden Arbeiten aus allen Schaffensphasen. Es werden nicht nur die berühmten späten Scheiben- und Augenbilder des Malers gezeigt, sondern mit seinen frühen Lofoten- und Frankreich-Bildern auch seine weniger bekannten figürlichen Anfänge. Ein besonderer Fokus liegt auf den in der Rhein-Main-Region entstandenen Hekate- und Fugalen Bilder. Nay lebte in Hofheim am Taunus zwischen 1945 und1951.Die Schau entstand in enger Kooperation mit der Hamburger Kunsthalle und wird anschließend das Museum Küppersmühle für Moderne Kunst nach Duisburg wandern
Ernst Wilhelm Nay (1902–1968) „war nicht nur ein Wegbegleiter des abstrakten deutschen Expressionismus, sondern er war derjenige, der ihn angeschoben hat“, so Dr. Roman Zieglgänsberger, Kurator der Ausstellung, beim Presserundgang. Nay zähle zu den bedeutendsten Künstlern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Malerei ist figürlich und abstrakt. Er sei „so etwas wie eine Brückenfigur, der den figürlichen Expressionismus der Vorkriegsmoderne überführt hat in die freie Malerei des abstrakten Expressionismus der Nachkriegs“, unterstreicht Museumsdirektor Dr. Andreas Henning. Nay sei sehr rasch zur Leitfigur der abstrakten Nachkriegskunst hier in Deutschland geworden. Er hat gewissermaßen die Nachkriegsmoderne zusammengebunden, und die deutsche Moderne zu einer internationalen Moderne gemacht. Um so mehr freut sich das Museum Wiesbaden, „dass wir anlässlich des 120. Geburtstag von E. Nays jetzt hier eine große Retrospektive eröffnen dürfen, so der Museumsdirektor.
Ernst Wilhelm Nay (geb. Berlin 1902–1968 gest. Köln) kommt nach einer abgebrochenen Lehre im Buchhandel an die Berliner Hochschule für Bildende Künste in die Malklasse Karl Hofers, die er als Stipendiat 1928 erfolgreich absolviert. Nays frühe Arbeiten werden rasch von Museen angekauft, es folgen erste Ausstellungsbeteiligungen. Inspiriert von den Fischern an der Ostsee sowie durch zwei von Edvard Munch geförderte Aufenthalte auf den Lofoten entstehen ausdrucksstarke Dünen- und Fischerbilder. Zeitgleich erteilen ihm die Nationalsozialisten zeitweilig Ausstellungsverbot, auch werden zwei seiner Kunstwerke in der Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt. Nays Kriegsdienst führt den Maler nach Frankreich und nach Kriegsende, weil seine Atelierwohnung in Berlin zerstört worden war, in das Rhein-Main-Gebiet nach Hofheim im Taunus zu seiner Freundin und Förderin Hanna Bekker vom Rath. Mit seinen hier entstandenen Werken erzielt Nay national wie international – etwa auf den ersten drei documenta-Schauen (1955, 1959, 1964) und den Biennalen in Venedig (1948, 1950) und Sao Paolo (1955) große Erfolge. Fortan wird er im In- und Ausland als Ikone der deutschen Kunst nach 1945 wahrgenommen. Mit seiner eigenständigen Bildsprache überführt Nay die Epoche des figürlichen Expressionismus der Klassischen Moderne in die gestische Abstraktion der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In den Kanon der Kunstgeschichte ist er als intuitiv-emotionaler Farbmaler eingegangen, der in seinen dichten Bildern fortwährend den abstrakten Gesetzen hinter den Dingen nachspürte: „Malerei ist geistige Setzung der Farbe – geleitet und begleitet von einem System.“ (Ernst Wilhelm Nay, um 1967)
Seine malerische Entwicklung gliederte Nay selbst in nacheinander ablaufenden Werkphasen. Er sprach von den Lofoten- (1937/38), den Frankreich- (1942–44), den Hekate- (1945–1948), den Fugalen- (1949-51), den Rhythmischen- (1951–53) sowie von den Scheiben- (1954–62), Augen- (1963/64) und Späten Bildern (1965–68). Von all diesen Werkgruppen werden in der Sonderausstellung „Ernst Wilhelm Nay — Retrospektive“ Hauptwerke präsentiert: „Die prinzipielle Chronologie der Ausstellung wird an mehreren Stellen bewusst gebrochen, um deutlich zu machen“, so Dr. Roman Zieglgänsberger, Kurator der Ausstellung, „dass der frühe figürliche Nay vom späten abstrakten Nay nicht zu trennen ist, dass etwa über durchgehend vom Künstler gepflegte Bildmotive wie Schmetterlinge, Augen oder Gestirne das große Thema des Malers durchgehend erhalten bleibt: Den Menschen und sein Dasein mit seinen farbmächtigen Bildern im ewigen Fluss der Weltzeit zu verorten.“
Zur Ausstellung
Die Retrospektive zeigt mit ihren knapp 100 Gemälden Arbeiten aus allen Schaffensphasen in 12 Räumen sein Früh- und Spätwerk. Es werden nicht nur die berühmten späten Scheiben- und Augenbilder des Malers gezeigt, sondern mit seinen frühen Lofoten- und Frankreich-Bildern auch seine weniger bekannten figürlichen Anfänge. Ein besonderer Fokus liegt auf den in der Rhein-Main-Region entstandenen Hekate- und Fugalen Bilder. Nay lebte in Hofheim am Taunus zwischen 1945 und 1951.
Die Ausstellung sei eine Einladung zum Sehen, da sie nicht streng chronologisch Nay in seinen Werkgruppen zeige, sondern in jeder dieser präsentierten Werkgruppen auch jeweils Frühwerke gehängt wurden, um Zusammenhänge zwischen Früh- und Spätwerk entstehen zu lassen. Nays Werkserien sind vielseitig, tiefgründig und farbenreich: Sie erzählen von seiner Auseinandersetzung mit den Urkräften der Natur, rhythmischer Musik, der Antike und Religion oder den Naturwissenschaften. Dabei war eine Frage für den Künstler ganz zentral: „Wohin gehört der Mensch, zur Natur oder zur Kultur? Bei Nay gehörte der Mensch zur Natur, war Natur“, so Zieglgänsberger. Er zeigte die Menschen, etwa wie im Bild „Frau mit Tieren“ (1939), in seinen Bildern nackt, eben so, wie sie die Natur erschaffen hat.
Frühe Förderung durch das Museum Wiesbaden: Nach dem Zweiten Weltkrieg ist es das Museum Wiesbaden, das Nay während seiner Hofheimer Jahre am stärksten in der Rhein-Main-Region fördert. Von Hofheim aus, wo der Künstler von 1945 bis 1951 lebte, machte er viele Ausflüge in die Landeshauptstadt, besuchte die Ausstellungen des Central Collecting Point (im Museum Wiesbaden) und nahm bald Kontakt zum hiesigen Direktor Clemens Weiler auf. Dieser erwarb während seiner Amtszeit ab 1949 nicht nur vier Gemälde („Leda“, „Pilgrim“, „Afrikanisch“ und „Menschen in den Lofoten“), sondern bereits 1951 auch die erste Farblithografie-Mappe des Künstlers. Als Dank für die vielen Ankäufe schenkte Nay dem Museum drei Gouachen, die der Fugalen-Werkphase zuzurechnen sind. Dieser eng geknüpften Beziehung Nays zu Weiler, die sich auch in der präsentierten Korrespondenz des Künstlers mit dem Museumsmann ablesen lässt, ist einer der zwölf Räume umfassenden Ausstellung gewidmet. Durch Hanna Bekker vom Rath, die Nay im Sommer 1945 ein Atelierhaus in Hofheim vermittelte, 1949 in ihrem Frankfurter Kunstkabinett präsentierte und deren Privatsammlung seit 1987 im Museum Wiesbaden bewahrt wird (inkl. mehrere Nay-Arbeiten), gibt es eine weitere enge Verbindung zwischen dem Künstler und dem Museum.
„Bei den vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen dem Künstler und unserem Haus ist es verwunderlich, dass es hier bislang keine Einzelausstellung zu Nay gegeben hat,“ sagt Museumsdirektor Dr. Andreas Henning. „Umso mehr freut es uns mit der Hamburger Kunsthalle, dem Museum Küppersmühle in Duisburg und der in Köln ansässigen Ernst Wilhelm Nay Stiftung gemeinsam diese uns sehr bewusste Lücke in unserer Ausstellungshistorie just in dem glücklichen Moment schließen zu können, in dem wir zwei wichtige Gemälde – ein Ostsee- und ein Scheiben-Bild – durch die Sammlung Jan und Friederike Baechle zu unserem reichen Nay-Bestand hinzugewonnen haben.“
Begleit-Katalog zur Ausstellung
Tiefgreifende und weiterführende Inhalte bietet der gleichnamige ausstellungsbegleitende Katalog (hrsg. v. Karin Schick, Sophia Colditz und Roman Zieglgänsberger, Wienand Verlag, ISBN 978-3-86832-646-8, 29,90,– Euro an der Museumskasse). Zwei Media Touren (für Erwachsenen sowie für Kinder und Jugendliche) in der kostenfreien Museum Wiesbaden App begleiten die Schau. Vor Ort können Mediaguides gegen eine Leihgebühr von 3,— Euro genutzt werden.
Eine Ausstellung der Hamburger Kunsthalle in Zusammenarbeit mit der Ernst Wilhelm Nay Stiftung, demMuseum Wiesbaden und dem Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg.
Laufzeit der Ausstellung: 16. September 2022 – 5. Februar 2023 www.museum-wiesbaden.de/nay
Eintritt
Ticketerwerb an der Tageskasse oder Buchung online:
https://tickets.museum-wiesbaden.de/
Sonderausstellung* 10,— Euro (7,— Euro ermäßigt)
* Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen.
Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.