Kategorie-Archiv: Hessisches Landesmuseum Wiesbaden

Anton Kokl – Inner Colours. Museum Wiesbaden präsentiert eine Werkauswahl abstrakter Malerei unter Nutzung des Interferenzfarbens-Effekts

Das Museum Wiesbaden widmet dem Mainzer Künstler Anton Kokl vom 16. Juni bis zum 24. September 2023 die  Sonderausstellung Inner Colours in zwei Räumen und zeigt eine Werkauswahl aus den letzten 15 Jahren. Ob großformatige Malereien oder Gummidrucke auf Papier – immer spielen in den rund 20 Werken der Ausstellung Interferenzpigmente eine entscheidende Rolle. Kokls Kunst lädt die Besucher:innen ein, sich vor den Arbeiten zu bewegen und in die Farberfahrung einzutauchen. © Foto Diether von Goddenthow
Das Museum Wiesbaden widmet dem Mainzer Künstler Anton Kokl vom 16. Juni bis zum 24. September 2023 die Sonderausstellung Inner Colours in zwei Räumen und zeigt eine Werkauswahl aus den letzten 15 Jahren. Ob großformatige Malereien oder Gummidrucke auf Papier – immer spielen in den rund 20 Werken der Ausstellung Interferenzpigmente eine entscheidende Rolle. Kokls Kunst lädt die Besucher:innen ein, sich vor den Arbeiten zu bewegen und in die Farberfahrung einzutauchen. © Foto Diether von Goddenthow

Man muss schon sehr genau schauen können, und etwas üben, bis einem die leichte farbliche Verwandlung bei der Veränderung der Betrachtungsperspektive auffällt. Aber vielleicht waren gestern Abend bei der Vernissage die Lichtverhältnisse zur vollen Wahrnehmung des Interferenzfarben-Effekts nicht mehr ganz optimal. Denn Polarisationsfarben, wie Interferenz-Farben auch genannt werden, entstehen erst bei der Einwirkung von ausreichendem Tages- oder polychromatischem Glühlicht. Es ist eine komplizierte Materie, wobei das Licht ein wesentlicher Faktor für die Leuchtkraft des Bildes ist. Je nach Lichtquelle, Lichtstärke, Lichtwinkel und Tageszeit und Blickwinkel wirken Bilder anders, vergleichbar mit der laufenden regenbogenhaften Farbveränderung einer sich im Sonnenlichte drehenden Seifenblase. 30 Jahre beschäftigt sich Anton Kokl, nun schon mit den künstlerischen Eigenschaften der Interferenzfarbe.
Das Museum Wiesbaden widmet dem Mainzer Künstler vom 16. Juni bis zum 24. September 2023 eine Sonderausstellung in zwei Räumen und zeigt eine Werkauswahl aus den letzten 15 Jahren. Ob großformatige Malereien oder Gummidrucke auf Papier – immer spielen in den rund 20 Werken der Ausstellung Interferenzpigmente eine entscheidende Rolle. Kokls Kunst lädt die Besucher ein, sich vor den Arbeiten zu bewegen und in die Farberfahrung einzutauchen.

„Ich stieß in dem Moment auf die Interferenzfarbe (1993), als ich mich in der Ölmalerei mit ‚monochromischen‘ Farbflächen und Farbverläufen beschäftigte. Ich merkte sofort, dass das mit dem Interferenz-Bild in einem direkten Verhältnis abhängig vom Standortlicht und der Bewegung des Betrachters geschah.“ Anton Kokl

Anton Kokl wurde 1949 als Deutscher im ehemaligen Jugoslawien geboren. Im Alter von sieben Jahren siedelte er mit seiner Familie nach Deutschland über, wo er nach seinem Abitur in Speyer ab 1971 Bildende Kunst in Mainz studierte. Seit 1982 ist Kokl freischaffend in Mainz tätig, zudem nahm er Arbeits-aufenthalte in Paris und Rom wahr. Bei seiner Lehrtätigkeit als Leiter der Druckwerkstätten der Kunsthochschule Mainz konnte er sein fundiertes Wissen im Bereich des Hoch-, Tief-, Flach- und Durchdrucks an die Studierenden weitergeben. Dieses Wissen stand ihm auch bei der Weiterentwicklung seiner Malerei zur Verfügung und so ist der Einfluss des Druckgrafischen und eine gegenseitige Abhängigkeit von Malerei und Grafik in seinen Werken stets zu erkennen – mal subtil, mal offensichtlich.

30 Jahre beschäftigt sich Anton Kokl nun schon mit den künstlerischen Eigenschaften der Interferenzfarbe. Impression aus der Serie "Fliegendes Weiß". © Foto Diether von Goddenthow
30 Jahre beschäftigt sich Anton Kokl nun schon mit den künstlerischen Eigenschaften der Interferenzfarbe. Impression aus der Serie „Fliegendes Weiß“. © Foto Diether von Goddenthow

„IF/Fliegendes Weiß“ ist eine Serie, die diese Verschränkung der Techniken verdeutlicht. Mit vollem Körpereinsatz trägt der Künstler weiße Tusche auf die schwarz grundierte Leinwand auf. Bis zu drei Meter hoch kann das Gewebe sein, das zunächst noch unaufgespannt an die Wand genagelt wird. Die Setzung der gestischen Pinselspuren erfolgt ohne Augenkontrolle – „vorbewusste Malbewegung“ nennt Kokl diese Art des künstlerischen Prozesses. Das für ihn Interessante sind dabei die sich ergebenden Formen bzw. Formreste, bestehend aus fließender Farbe und den sich allmählich entleerenden Pinselstrichen.

Als dritte Komponente, die die weißen Formen optisch fliegen lässt, kommt die Interferenzfarbe hinzu. Die schimmernden Farbpigmente werden im Siebdruckverfahren auf die Leinwand gebracht und scheinen sich zwischen die weiße Geste und den schwarzen Grund zu legen. Es entsteht eine „gläserne Atmosphäre“, die den Bildraum in die Tiefe hinein eröffnet. Je nach Standpunkt der Betrachtenden und Einfallswinkel sowie Intensität des Lichts verändert sich die Farbwahrnehmung jedes einzelnen Bildes.
Aus der Sphäre der Autolacke, Kunststoffe und Kosmetika hat Anton Kokl die Interferenzpigmente in die Kunstwelt überführt, um sie in unterschiedlichsten Verfahren für seine Kunst nutzbar zu machen. Er agiert hierbei nicht nur als Künstler, sondern auch als Forscher. Die kleinformatigeren Papierarbeiten der „Gum Print“-Serie entstehen in einem fototechnischen Verfahren und schaffen durch die besondere Verzahnung von Figur und Grund, Positiv und Negativ ein komplexes Wahrnehmungsangebot.

„Wenn man hauptsächlich autodidaktisch aufwächst und in die Materie des Bildermachens auf natürliche Weise hineingerät, spürt man keinen Unterschied zwischen Experiment und etwas anderem, alles ist eins. Noch heute wundere ich mich, wenn ehemalige Studienkollegen sagen, ich hätte ständig experimentiert. […] Für mich war ‚experimentieren‘ nicht eigentlich zielgerichtet, es war ein Spielen. Dieses Spielen bedeutet nichts anderes als ein kontinuierliches, geschmeidiges sich Erneuern, ein lebendig bleiben.“ Anton Kokl

Impression der Sonderausstellung "Anton Kokl  Inner Colours" vom 16.06. bis 24.09.2023 © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Sonderausstellung „Anton Kokl Inner Colours“ vom 16.06. bis 24.09.2023 © Foto Diether von Goddenthow

Weiterführende Inhalte bietet der gleichnamige Ausstellungskatalog mit Texten von Prof. Dr. Gregor Wedekind, Lea Schäfer, Valerie Ucke und Dr. Andreas Henning (HG: Museum Wiesbaden, 2023, ISBN 978-3-89258-143-7, Preis: 22 Euro, Erscheinungsdatum: Juli 2023).

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2,
65185 Wiesbaden
https://museum-wiesbaden.de/

Begleitprogramm (Auswahl)

Künstlergespräch
Sa 1 Jul 23, 14:00 Uhr
Künstler im Gespräch
Lea Schäfer (Kuratorin des Museums Reinhard Ernst) spricht mit dem Künstler über seine Werke

Dialogführung
Do 24 Aug 2023, 17:30 Uhr
Kunst trifft Natur
Dialogführung zu den Interferenzfarben der Natur und im Werk des Künstlers Anton Kokl
Mit: Susanne Kridlo (Kuratorin Naturhistorische Abteilung), Valerie Ucke (Kuratorin Ausstellung) und Anton Kokl

Hr2 ist Kulturpartner der Ausstellung.
https://museum-wiesbaden.de/anton-kokl

Eintritt
Ticketerwerb an der Tageskasse oder Buchung online:
https://tickets.museum-wiesbaden.de/
Dauerausstellung* 6,— Euro (4,— Euro ermäßigt) Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

Jugendstil hat keine Patina – Gemeinsame Weltsprache von Kunst und Natur – Studierende der HSRM entwickeln ein digitales Vermittlungstool rund ums Ornament im Jugendstil

Das Museum Wiesbaden lädt ein, den Jugendstil aus neuen Perspektiven zu betrachten und zu erleben. Anhand einer reduzierten Auswahl von Objekten des alltäglichen Lebens thematisiert der Aktionsraum inhaltliche Gestaltungsthemen des Jugendstils. Linienführung, Typographie, Licht und Transparenz, Formensprache naturhistorischer Entdeckungen, zeitgenössische Adaptionen und Weiterentwicklungen der Kunst um die Jahrhundertwende werden an einzelnen Stationen näher beleuchtet. © Foto Diether von Goddenthow
Das Museum Wiesbaden lädt ein, den Jugendstil aus neuen Perspektiven zu betrachten und zu erleben. Anhand einer reduzierten Auswahl von Objekten des alltäglichen Lebens thematisiert der Aktionsraum inhaltliche Gestaltungsthemen des Jugendstils. Linienführung, Typographie, Licht und Transparenz, Formensprache naturhistorischer Entdeckungen, zeitgenössische Adaptionen und Weiterentwicklungen der Kunst um die Jahrhundertwende werden an einzelnen Stationen näher beleuchtet. © Foto Diether von Goddenthow

Das Wiesbadener Museum lässt dank eines von Kommunikationsdesign-Studenten der Hochschule RheinMain entwickelten digitalen Anwender-Tools Jugendstil noch lebendiger werden. Dazu wurde im zweiten Obergeschoss des Museums der spannende Aktionsraum „Experiment und Ornament“ eröffnet. 

„Wir zünden heute eine neue Vermittlungsstufe im Museum Wiesbaden dank einer wunderbaren Kooperation mit der Hochschule RheinMain“, freut sich Museums-Direktor Dr. Andreas Henning. Ihn begeistere besonders an diesem Projekt, dass die digitale Anwendung hier im Museum stattfindet. Die Besucher kommen  also hierdurch auch mit den Jugendstil-Exponaten der wunderbaren epochalen Schenkung von Ferdinand Wolfgang Neess Jugendstil-Sammlung  in Kontakt. Sie  können sich faszinieren lassen, nunmehr ergänzt durch den „Jugendstilizer“, womit jeder Besucher selbst zum „Jugendstil-Artist“ werden kann.

Eingebettet in den neuen Aktionsraum 'Experiment Ornament' wird das digitale Tool 'Jugendstilizer' als Herzstück der Präsentation spielerisch und partizipativ dazu beitragen, Wissen über die Inspirationsquellen und Formensprache von Ornamenten sowie ihrer Verwendung zu vermitteln - und vor allem dazu einladen, selbst aktiv zu werden. © Foto Diether von Goddenthow
Eingebettet in den neuen Aktionsraum ‚Experiment Ornament‘ wird das digitale Tool ‚Jugendstilizer‘ als Herzstück der Präsentation spielerisch und partizipativ dazu beitragen, Wissen über die Inspirationsquellen und Formensprache von Ornamenten sowie ihrer Verwendung zu vermitteln – und vor allem dazu einladen, selbst aktiv zu werden. © Foto Diether von Goddenthow

Entwickelt haben den „Jugendstilizier“ die Studentinnen Julia Muthler , Alisa Sawchuk und Leah Stephan unter der Projektleitung von Jana Dennhard und Valerie Ucke, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am Museum.  Ausgangspunkt war ein  Seminar des Studiengangs Kommunikationsdesign von Prof. Jörg Waldschütz zu Beginn des Jahres 2022, welches in Kooperation mit dem Museum Wiesbaden zum Jahresthema  „Belebung der Dauerausstellung im Museum Wiesbaden“ führte.

Bei der Projekt-Präsentation im Aktionsraum "Experiment und Ornament" Hintere Reihe von links. Prof. Dr. Eva Waller, Präsidentin der Hochschule RheinMain, Prof. Jörg Waldschütz, des Fachbereichs Kommunikationsdesign der Hochschule RheinMain, Klaus Niemann, Vorsitzender des Vereins „Freunde des Museums e.V.“, Dr. Peter Forster, Kustos für die Alten Meister, Museum Wiesbaden, Dr. Andreas Henning, Direktor Museum Wiesbaden. Vordere Reihe von links: Ko-Projektleiterin Jana Dennhard, die Kommunikationsdesign-Studentinnen Julia Muthler, Alisa Sawchuk, Leah Stephan sowie Ko-Projektleiterin Valerie Ucke.
Bei der Projekt-Präsentation im Aktionsraum „Experiment und Ornament“ Hintere Reihe von links. Prof. Dr. Eva Waller, Präsidentin der Hochschule RheinMain, Prof. Jörg Waldschütz, des Fachbereichs Kommunikationsdesign der Hochschule RheinMain, Klaus Niemann, Vorsitzender des Vereins „Freunde des Museums e.V.“, Dr. Peter Forster, Kustos für die Alten Meister, Museum Wiesbaden, Dr. Andreas Henning, Direktor Museum Wiesbaden. Vordere Reihe von links: Ko-Projektleiterin Jana Dennhard, die Kommunikationsdesign-Studentinnen Julia Muthler, Alisa Sawchuk, Leah Stephan sowie Ko-Projektleiterin Valerie Ucke.

Mir war wichtig, so Dr. Peter Forster, Museums-Kustos für die Alten Meister und einer der international derzeit renommierteste Jugendstilexperte,  fortzufahren in unserem Ansatz: ganz Wiesbaden einzubeziehen in die im Juni 2019 per Schenkung erworbene wichtigste, größte und zentralste Jugendstil-Privatsammlung Europas. „Wir wollten den Jugendstil nicht für uns haben, sondern alle Jugendstil-Geister, die in der Stadt hier präsent sind, wieder mit Leben erfüllen“. Das habe von Anfang an zu Kooperationen geführt. So sei in diesem Jahr bereits „Literatur entstanden, die sich mit dem Thema Jugendstil beschäftigt hat, wir haben einen eigenen Musikwettbewerb gehabt, in dem Musik entstanden ist.“ Das seien alles sehr griffige und sehr spannende Projekte gewesen, die die Jahrhundertwende mit der Gegenwart miteinander verknüpft haben und zu einer ständigen Aktualisierung, eine Verlebendigung der Dauerausstellung geführt haben.

Jugendstil ist letzte  Weltsprache, um Kunst und Natur miteinander zu verbinden

„Der Jugendstil ist der letzte gemeinsame weltweite Aufschlag, in dem man versucht hat, Jugend und Natur, also aus dem Blick der Natur, mit Kunst als gemeinsame Weltsprache zu verbinden.“ Jugendstilexperte Dr. Peter Forster Kustos Alte Meister Museum Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow
„Der Jugendstil ist der letzte gemeinsame weltweite Aufschlag, in dem man versucht hat, Jugend und Natur, also aus dem Blick der Natur, mit Kunst als gemeinsame Weltsprache zu verbinden.“ Jugendstilexperte Dr. Peter Forster Kustos Alte Meister Museum Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow

„Der Jugendstil hat keine Patina“. Denn der Jugendstil „stellte Fragen um 1900, die heute aktuell sind wie damals, und zum Teil genauso wenig Antworten hat, wie einst, aber einen eigenen spannenden Kunststil entwickelte“, so Dr. Forster.  „Der Jugendstil ist der letzte gemeinsame weltweite Aufschlag, in dem man versucht hat, Jugend und Natur, also aus dem Blick der Natur, mit Kunst als gemeinsame Weltsprache zu verbinden.“, erläutert Forster.
Die sei „etwas sehr, sehr Anspruchsvolles“, weswegen das Museum Wiesbaden immer wieder erfolgreich versucht habe, diesem Teilhabe-Anspruch der Wiesbadener und seiner Besucher gerecht zu werden, „in dem wir versuchen, das hier entsprechend zu bespielen“, was mit dem exorbitanten tollen digitalen Vermittlungstool einmal mehr großartig gelungen sei.
Denn „wir haben es versucht, den „Aktionsraum Experiment – Ornament“ im zweiten Obergeschoss so atmosphärisch spannend zu gestalten, „dass Sie, wenn Sie einmal da waren, immer ein wenig das Bedürfnis haben, sofort wiederzukommen“, schwärmt Forster.

Impression am Jugendstilizer. (v.li.) Klaus H. Niemann, Vorstand "Freundes des Museums", Dr. Andreas Henning, Direktor Museum Wiesbaden, Besucherin, u Kommunikationsdesign-Studentin Julia Muthler  © Foto Diether von Goddenthow
Impression am Jugendstilizer. (v.li.) Klaus H. Niemann, Vorstand „Freundes des Museums“, Dr. Andreas Henning, Direktor Museum Wiesbaden, Besucherin, u Kommunikationsdesign-Studentin Julia Muthler © Foto Diether von Goddenthow

Mit Recht: Den einmal begonnen, kann man fast nicht mehr aufhören, eigene Ornamente  zu kreieren: Mit diesem digitalen Zeichentool mit Spiegelfunktion und Mustervorlagen bei Bedarf, hat man zahlreiche Möglichkeiten selbst Jugendstil-Ornamente zu entwickeln. Jeden gelingt dies, ggfs. mit Unterstützung angebotener Grundmuster, die Besucher modifizieren und weiterentwickeln können. Es kann unter verschiedenen Programmen gewählt werden. Gemalt wird mit den Fingern auf dem Touch-Screen. Selbstkreierte Kunstwerke können per QR-Code direkt aufs Handy gespeichert , über eine Share-Funktion in der  Galerie im Aktionsraum gespeichert und/oder  mit Freunden geteilt werden. Man kann die eigene Jugendstil-Kreation sich auch sofort gegen einen kleinen Obolus von 50 Cent am Museums-Shop  ausdrucken lassen und mit nach Hause nehmen. Zudem kann das eigene Kunstwerk auf der Ausstellungswand hochgezoomt werden und auch die ungewöhnliche selbstgestaltete Kulisse  für ein Künstler-Selfi bieten.

„Wir haben uns gefragt, welchen Stellenwert das Jugendstil-Ornament noch heute hat, und wie sich ein digitales Tool zur Vermittlung wie der ‚Jugendstilizer‘ logisch in den Kontext des Hauses einbinden lässt. Wir hoffen mit dem Aktionsraum neue Perspektiven auf die gestalterischen Mittel des Jugendstils zu eröffnen, und unsere Besucher zu eigener Kreativität zu animieren. Bis heute besitzt die Kunst der Jahrhundertwende ästhetische wie inhaltliche Aktualität“, schildern die Projektleiterinnen Jana Dennhard und Valerie Ucke, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am Museum Wiesbaden.

Weit mehr als „nur“ ästhetische Gestaltung

Ein neues digitales Vermittlungstool im Museum Wiesbaden führt ab April junge Besucher an die Kunst des Jugendstils heran und nimmt das Ornament als ihr zentrales Gestaltungselement in den Fokus. Gemeinsam mit dem Team des Museums Wiesbaden haben Studierende des Studiengangs Kommunikationsdesign der Hochschule RheinMain (HSRM) den 'Jugendstilizer' entwickelt, eine interaktive und kreative Anwendung, die es den Nutzern ermöglicht, eigene Ornamente zu kreieren und mit der Welt zu teilen. Ein eigens für den 'Jugendstilizer' geschaffener Aktionsraum gibt mit Beispielen Angewandter Kunst weiterführende Einblicke. Jula Muthler, eine der drei Erfinder-Studentinnen, erläutert Prof. Dr. jur. Eva Waller, Präsidentin der Hochschule RheinMain, die Funktion des Jugendstilizers. © Foto Diether von Goddenthow
Ein neues digitales Vermittlungstool im Museum Wiesbaden führt ab April junge Besucher an die Kunst des Jugendstils heran und nimmt das Ornament als ihr zentrales Gestaltungselement in den Fokus. Gemeinsam mit dem Team des Museums Wiesbaden haben Studierende des Studiengangs Kommunikationsdesign der Hochschule RheinMain (HSRM) den ‚Jugendstilizer‘ entwickelt, eine interaktive und kreative Anwendung, die es den Nutzern ermöglicht, eigene Ornamente zu kreieren und mit der Welt zu teilen. Ein eigens für den ‚Jugendstilizer‘ geschaffener Aktionsraum gibt mit Beispielen Angewandter Kunst weiterführende Einblicke. Jula Muthler, eine der drei Erfinder-Studentinnen, erläutert Prof. Dr. jur. Eva Waller, Präsidentin der Hochschule RheinMain, die Funktion des Jugendstilizers. © Foto Diether von Goddenthow

„Es freut mich sehr, dass unsere Kommunikationsdesignstudierenden mit ihrem Konzept für die Jugendstil-Sammlung im Museum Wiesbaden überzeugen konnten. Die anwendungsbezogene Lehre ist für uns und unsere Studierenden sehr relevant. Im Rahmen dieser fruchtbaren Zusammenarbeit haben die Studierenden für das Museum und dessen Besucherinnen und Besucher ein wunderbares digitales Vermittlungstool in Form des ‚Jugendstilizers‘ entwickelt“, so Prof. Dr. Eva Waller, Präsidentin der Hochschule RheinMain. Aber dieses Projekt bedeute eben weit mehr als „nur“ ästhetische Gestaltung oder ein ausgearbeitetes Konzept. Es bedeute „interdisziplinäre Praxisnähe“, mit Fragen der Raumgestaltung, der Besucher, der Ausstellungsplanung, der geeigneten Ansprache von Zielgruppen, und der museumsinternen Strategie. Und es seien hier noch Kommunikationsprozesse miteinander verbunden worden. „Das ist schon eine großer Herausforderung, unglaublich gewesen für Sie“, lobt die Hochschulpräsidentin.

„Freunde des Museums Wiesbaden e.V.“ und Sponsoren ermöglichten das Projekt

Die im Aktionsraum "Experiment und Ornamente" gezeigten Jugendstil-Exponate machen Lust auf mehr, auf eine Entdeckungstour durch die große Welt des Jugendstils dank  der "Jugendstil-Schenkung Ferdinant Wolfgang Neess".  © Foto Diether von Goddenthow
Die im Aktionsraum „Experiment und Ornamente“ gezeigten Jugendstil-Exponate machen Lust auf mehr, auf eine Entdeckungstour durch die große Welt des Jugendstils dank der „Jugendstil-Schenkung Ferdinant Wolfgang Neess“. © Foto Diether von Goddenthow

“ Wir sind überzeugt, dass der Aktionsraum ‚Experiment Ornament‘ unsere Museumsgäste dazu inspiriert, sich auf Entdeckungstouren durch unsere herausragende Jugendstil-Sammlung zu begeben. Sehr herzlich danken wir den Studierenden der Hochschule RheinMain wie auch dem Verein der „Freunde des Museums Wiesbaden e.V.“, vertreten durch Vorstandsmitglied Klaus Niemann. Die Freunde des Museums haben es sich  zur Aufgabe gemacht,  Kooperationen mit Wiesbadener Hochschulen anzustoßen, um junge Menschen für das Museum zu begeistern.“ Eine solche Kontaktaufnahme durch die „Museumsfreunde“ mit zahlreichen Folgeterminen in der Hochschule RheinMain und im Museum Wiesbaden stand auch am Anfang der Zusammenarbeit, die im Ergebnis den  ‚Jugendstilizer‘ entstehen ließ.

Die Realisierung des Aktionsraums ‚Experiment Ornament‘ wurde ermöglicht durch die großzügige Unterstützung der R + V Versicherung, Herrn Prof. em. Olaf Leu, das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst sowie die Freunde des Museum Wiesbaden e.V.

(Diether v. Goddenthow /RheinMain.Eurokunst)

foyer-museum-wiesbaden-(c)-diether-von-goddetnhowMuseum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2,
65185 Wiesbaden
https://museum-wiesbaden.de/

Eintritt Dauerausstellungen
Ticketerwerb an der Tageskasse oder Buchung online:
https://tickets.museum-wiesbaden.de/
Dauerausstellung* 6,- Euro (4,- Euro ermäßigt) Freier Eintritt für junge Menschen unter 18 Jahren

Tipp: Kostenfreier Eintritt bei der „Kurzen Nacht der Museen und Galerien“ am ersten April, sowie an jedem ersten Samstag im Monat.

Öffnungszeiten
Mo geschlossen
Di, Do 11-19 Uhr
Mi, Fr 11-17 Uhr
Sa, So, Feiertage 11-18 Uhr

„Weltflucht und Moderne“ – Wiesbadener Museum entdeckt einen der profiliertesten Jungendstilkünstler Oskar Zwintscher neu

Weltflucht und Moderne: Museum Wiesbaden präsentiert Dresdener Größe des Jugendstils - Oskar Zwintscher. Eine großangelegte Ausstellung im Museum Wiesbaden holt das facettenreiche Werk des Künstlers vom 3. März bis zum 23. Juli 2023 nach 114 Jahren nach Wiesbaden zurück. Bild: Hauptsaal der Ausstellung unter anderem das kolossale Gemälde von OSKAR ZWINTSCHER, Begegnung, 1915, Öl auf Leinwand, 200 × 200 cm, Leihgabe der Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Albertinum. Mitte links Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden, neben ihm Kurator Dr. Peter Forster, Kustos Sammlungen 12. bis 19. Jh., Museum Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow
Weltflucht und Moderne: Museum Wiesbaden präsentiert Dresdener Größe des Jugendstils – Oskar Zwintscher. Eine großangelegte Ausstellung im Museum Wiesbaden holt das facettenreiche Werk des Künstlers vom 3. März bis zum 23. Juli 2023 nach 114 Jahren nach Wiesbaden zurück.
Bild: Hauptsaal der Ausstellung unter anderem das kolossale Gemälde von OSKAR ZWINTSCHER, Begegnung, 1915, Öl auf Leinwand, 200 × 200 cm, Leihgabe der Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Albertinum. Mitte links Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden, neben ihm Kurator Dr. Peter Forster, Kustos Sammlungen 12. bis 19. Jh., Museum Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow

Diese Ausstellung „Weltflucht und Moderne“ ist im Grunde ein großes Finale, das Finale einer mehrjährigen Forschungsarbeit der staatlichen Kunstsammlungen in Dresden zu Oskar Zwintscher, die sowohl das Œuvre wie auch die Maltechnik von Zwintscher erforscht haben, schwärmt Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden. Das Museum Wiesbaden sei froh und sehr dankbar für diese Kooperation mit der Kunstsammlung Dresden. Zuerst wurde die Zwintscher-Schau mit Gemälden, Zeichnungen und Karikaturen des großen sächsischen Malers und Zeichners am Albertinum in Dresden gezeigt. Kuratiert von Dr. Peter Forster und Valerie Ucke, werden in Wiesbaden vom 2. März  bis 23. Juli 2023 in einem anderen Kontext nun 80 Arbeiten aus den unterschiedlichen Gattungen des Jugendstils präsentiert, darunter allein knapp 60 Zwintscher-Bilder seines facettenreichen Werkes, darunter Porträts von prominenten Mitgliedern der Gesellschaft der Jahrhundertwende oder von Zwintschers Muse und Ehefrau Adele. Die Schau spannt mit ikonischen Porträts, brillanten Zeichnungen und Karikaturen, Beispielen angewandter Kunst bis hin zu idyllischen Landschaften den Bogen vom Jugendstil über den Symbolismus bis hin zum Vorgriff auf die Neue Sachlichkeit.

Ausstellungs-Impression Weltflucht und Moderne, Museum Wiesbaden vom 2.März bis 23. Juli 2023 © Foto Diether von Goddenthow
Ausstellungs-Impression Weltflucht und Moderne, Museum Wiesbaden vom 2.März bis 23. Juli 2023 © Foto Diether von Goddenthow

Der Hauptteil der präsentierten Werke sind Dresdener Leihgaben, zudem etliche Bilder von privaten Sammlern, wodurch eine solch einzigartige Dichte seiner Bilder in „Weltflucht und Moderne“ erreicht werden konnte. Diese steht zudem in Bezügen zu den hauseigenden Sammlungen „Alter Meister“ und der „Jugendstil-Sammlung von F.W. Neess“, wodurch eine noch weitere Tiefe erreicht wird.

Die Achse Dresden Wiesbaden sei historisch erprobt, so Henning. Bereits 1899, nachdem die erste Zwintscher-Ausstellung in Dresden stattfand, machte die spätere Wanderausstellung auch Station in Wiesbaden. 1909 gab es eine zweite Ausstellung, bei der das Museum Wiesbaden, seinen ersten Zwintscher, ein Proträt von  Dr. Ferdinand Gregori angekauft hat.

Oskar Zwintscher, Porträt Dr. Ferdinand Gregori, 1907 © Museum Wiesbaden. Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert
Oskar Zwintscher, Porträt Dr. Ferdinand Gregori, 1907 © Museum Wiesbaden. Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert

Das Porträt Gregoris, einem Hofschauspieler am Burgtheater in Wien und früherer Leiter der dortigen Akademie für Musik und darstellende Kunst, geriet in Folge der Ausstellungen im damaligen progressiven Kunstsalon Banger und dem Wiesbadener Rathaus nach dem Einzug in die Museumssammlung in Vergessenheit. Das Bild bildet den Schlusspunkt der Ausstellung, bewusst auch als Überleitung zur sich anschließenden Kabinett-Ausstellung von Karl Otto Hy, einem Wiesbadener Chronisten.

Oskar Zwintscher gilt in der Kunstwelt als eine der ganz großen künstlerischen Wiederentdeckungen unserer Zeit. Auch im Museum Wiesbaden, so müsse man bekennen, sei Zwintscher in Vergessenheit geraten, und erst durch die epochale Schenkung der umfangreichen Jugendstilsammlung von Ferdinand Wolfgang Neess wieder zum Vorschein gekommen. Denn in Neess Sammlung befanden sich auch zwei Zwintscher-Gemälde, die 2019 seit der Eröffnung der Jugendstil-Dauerausstellung dort entsprechend präsentiert werden.
Zwintscher sei ein unglaublich facettenreicher faszinierender Künstler, der in verschiedenen Gattungen gearbeitet hat. Er sei sowohl maltechnisch als auch vom malerischen Können her ein herausragender Künstler. Peter Forster hat jahrelang Zwintschers Arbeit erforscht, und setzt sie nun  gemeinsam mit Valerie Ucke in „Weltflucht und Moderne“ wunderbar in Szene.

Der Künstler Oskar Zwintscher sei so gut, dass es eigentlich keiner großen Worte bedürfe, um diesen Künstler auch nur annähernd zu verbalisieren und zu übersetzen, um ihm tatsächlich gerecht zu werden, unterstreicht Peter Forster, der seinem Anspruch, als Kunsthistoriker zu glauben, Antworten im Sinne des Künstlers liefern zu können, im Fall Oskar Zwintscher aufgegeben habe. Denn „in dem Fall habe ich Oskar Zintscher selbst als Frage empfunden“, und „ich kann mir nicht vorstellen, dass er selbst, trotz etlicher Versuche seine Kunst zu erklären, diese tatsächlich auf den Punkt gebracht hätte, so der Kurator, der sich unter anderem auf einen Brieffund „Oskar Zwintschers an einen Wiesbadener Kritiker“ bezieht, und sich trotz positiver Kritik derart missverstanden fühlte, dass er den Kritiker nach Dresden einlud, damit er verstehe, worum es ihm ginge.

Oskar Zwintscher zählt zu den großen künstlerischen Wiederentdeckungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und des Museums Wiesbaden, Kurartor Dr. Peter Forster ist ganz fasziniert von dem großartigen Künstler Oskar Zwintscher. Im Hintergrund unter anderem das Werk "Blicke auf Oskar Zwintschers Lehre an der Dresdner Kunstakademie" von Richard Müller.© Foto Diether von Goddenthow
Oskar Zwintscher zählt zu den großen künstlerischen Wiederentdeckungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und des Museums Wiesbaden, Kurartor Dr. Peter Forster ist ganz fasziniert von dem großartigen Künstler Oskar Zwintscher. Im Hintergrund unter anderem das Werk „Blicke auf Oskar Zwintschers Lehre an der Dresdner Kunstakademie“ von Richard Müller.© Foto Diether von Goddenthow

Oskar Zwintscher (1870, Leipzig–1916, Loschwitz) studierte Kunstgewerbe in Leipzig und Malerei an der Kunstakademie in Dresden. Einen Namen machte er sich als Porträtmaler, Werbegrafiker und Karikaturist für Zeitschriften wie „Meggendorfers humoristische Blätter“ oder „PAN“. 1898 zeichnete die Schokoladenfabrik Stollwerck Zwintscher für die Gestaltung berühmter Sammelbilder aus. Wiesbaden zählte schon 1899 zu den Stationen seiner Ausstellungstournee. Zwintscher stand der Reformbewegung nahe und pflegte Kontakt zu den Künstlervereinigungen der Jahrhundertwende u.a. der Künstlerkolonie in Worpswede, der Berliner Bohème oder der Münchner Secession. 1904 erhielt der Maler eine Professur an der Dresdener Kunstakademie, während renommierte Museen seine Kunst erwarben. 1909 wurden seine Arbeiten bereits zum zweiten Mal im Wiesbadener Rathaus ausgestellt. In diesem Jahr kaufte das Museum Wiesbaden ein Porträt des Schauspielers Ferdinand Gregori an. Heute befinden sich drei seiner Gemälde und eine Papierarbeit in der musealen Sammlung. Zwintscher verstarb bereits 1916 und das Ausstellungsprojekt Weltflucht und Moderne ist das Ergebnis jüngster Forschungsprojekte in Dresden.

Forschungen an den Neuzugängen aus der Jugendstilsammlung Ferdinand Wolfgang Neess, darunter das Bildnis mit gelben Narzissen, brachten das Porträt wieder ans Licht. Im Bildnis vollendet sich Zwintschers Meisterschaft — und sie verdeutlichen seine Qualitäten als Maler des Jugendstils und des Symbolismus. Porträts entwickelten sich nach und nach zum Kern von Zwintschers Werk. Er verstand es, durch Vereinfachungen in den Kompositionen die Aufmerksamkeit auf das Gesicht, und vor allem auf die Augen zu lenken. Bereits von seinen Zeitgenossen wurde Zwintschers Bildnissen eine gewisse Strenge und Kühle nachgesagt: „Was aber dieser an sich so herben Kunst ganz besonders starke und merkwürdige Reize leiht, ist, daß hinter ihrer Altmeisterlichkeit die ganze nervöse Psychologie unseres Zeitalters in einer ganz besonders empfänglichen Persönlichkeit hervorblickt.“ Lothar Brieger-Wasservogel, 1910

Der Maler ordnete seine Bilder in klaren Formen, häufig in vertikaler Linienbetonung und mit Bezug auf Ornamente. Neben repräsentativen Damenbildnissen, die auch großbürgerliche Salons zieren konnten, entstanden sehr private Bildnisse, in denen mitunter Spuren des Alters kaum idealisiert und ungeschönt dargestellt sind. Besonders häufig, insgesamt in 14 Porträts, ist seine Frau Adele als zentrale Quelle von Zwintschers Inspiration wiederzufinden.

Ebenfalls bekannt war der Maler für seine Nähe zur Natur, die in seinen Gemälden zum Ornament wird. Seine Modelle finden sich darin dynamisch eingebettet wieder. Die Beschäftigung mit der Landschaft nahm in Zwintschers Werk neben der Porträtkunst einen wichtigen Platz ein. In jungen Jahren begann er mit impressionistisch aufgelösten Szenen, experimentierte jedoch mehr und mehr mit der Betonung der Fläche und klaren Strukturen in seinen Landschaften. Besonders Frühlings- und Sommermotive — häufig in starken Hochformaten und leuchtenden Farben — stehen symbolisch für Aufbruch, hoffnungsvollen Beginn, Jugend und Wachstum.

„Die Galerie Neue Meister im Albertinum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden hat in einem mehrjährigen wissenschaftlichen Projekt die Maltechnik und das Œuvre Zwintschers grundlegend erforscht“, unterstreicht Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden. „Wir freuen uns sehr, dass wir dank der Kooperation mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden diesen Künstler, der uns insbesondere im Kontext der epochalen Schenkung der Jugendstilsammlung Ferdinand Wolfgang Neess so wichtig ist, jetzt hier im Rhein-Main-Gebiet vorstellen können. Die Ausstellung feiert die überragende malerische Qualität Zwintschers, zudem gibt sie faszinierende Einblicke in seine Maltechnik.“

„Die Ausstellung ‚Weltflucht und Moderne‘ über das Werk des Malers Oskar Zwintscher erlaubt einen umfassenden Blick in das vielverzweigte Wurzelwerk der Moderne zwischen Jugendstil, Symbolismus und Neuer Sachlichkeit. Das Museum Wiesbaden hat im Kontext seiner Jugendstil-Sammlung den in Dresden verorteten Maler Zwintscher für sich neu entdeckt und eine Brücke in die Staatliche Kunstsammlung Dresden geschlagen. Es ist eine besondere Bestätigung der Stiftungsarbeit, wenn unsere Förderungen solche neuen Bezüge und Forschungsfelder aufschließen, die das Museum Wiesbaden und seine Sammlung weiter vernetzen und differenzieren,“ betont Eva Claudia Scholtz, Geschäftsführerin der Hessischen Kulturstiftung.

„Weltflucht und Moderne“ vereint 80 Exponate, darunter Skulptur, Keramik, Plakatkunst, Zeichnungen und Gemälde in einem vielseitigen Rundgang. Im Fokus stehen die symbolistischen Porträtarbeiten des Malers, aber auch Landschaftsdarstellungen in der Manier des Jugendstils oder Beispiele angewandter Kunst geben Einblicke in sein facettenhaftes Œuvre. Innerhalb von Themenblöcken wie „Landschaften“, „Zwintschers künstlerischem Umfeld“, „Adele Zwintscher“ und „Portraits“ werden Zwintschers unterschiedliche Schaffensphasen vorgestellt. Unter den Exponaten befinden sich neben den berühmten Stollwerck-Sammelbildern auch eine Ikone aus dem Dresdener Sammlungsbestand, das Bildnis einer Dame mit Zigarette. Die Ausstellung wird umrahmt von einem vielseitigen Veranstaltungsprogramm. Eine kostenfreie Media Tour in der MuWi-App begleitet die Schau.

weltflucht-und-moderne-logoWeiterführende Inhalte bietet der gleichnamige Ausstellungskatalog (HG: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Andreas Dehmer & Birgit Dalbajewa, Sandstein Verlag 2022, ISBN 978-3-95498-681-1, 42,– Euro an der Museumskasse).

Museum Wiesbaden
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Friedrich-Ebert-Allee 2,
65185 Wiesbaden
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Frank Brabant entdeckt Karl Otto Hy. Museum Wiesbaden präsentiert in Kabinettausstellung den künstlerischen Chronisten Wiesbadens Hy u. weitere Depotschätze

Karl Otto Hy, Waldstraße in Wiesbaden, 1935 © Museum Wiesbaden, Foto: Museum Wiesbaden ⁄ Bernd Fickert
Karl Otto Hy, Waldstraße in Wiesbaden, 1935 © Museum Wiesbaden, Foto: Museum Wiesbaden ⁄ Bernd Fickert

In Folge eines Depotbesuches des Wiesbadener Mäzens Frank Brabant präsentiert eine Kabinett-ausstellung im Museum Wiesbaden den Wiesbadener Architekt, Dekorationsmaler und Werbegestalter Karl Otto Hy. Vom 17. Februar bis zum 25. Juni 2023 geben 18 Werke einen Überblick über das Schaffen des vielseitigen Künstlers, der in seinen neusachlichen Stadtansichten das noch vom Krieg unversehrten Wiesbaden der 1930er-Jahre in Öl, Aquarell und Bleistift festgehalten, dokumentiert und interpretiert hat. Der Wiesbadener Sammler Frank Brabant wurde anlässlich seines 85. Geburtstags eingeladen, in den Depots des Museums Wiesbaden auf Entdeckungsreise zu gehen. Aufgefallen ist ihm der unbekannte Karl Otto Hy (1904—1992), der zwischen 1920 und 1937 als Maler in Wiesbaden gewirkt hat.

„Für mich waren immer auch die in der Region ansässigen Künstler relevant. Natürlich Alexej von Jawlensky, der 20 Jahre hier gelebt hat von 1921 bis 1941. Aber neben diesem großen, weltweit bekannten Künstler gab es auch viele andere Maler, die es zu entdecken galt und gilt — wie Karl Otto Hy, einer der wohl unbekanntesten der hiesigen Künstlerschaft,“ schildert Frank Brabant.

Karlo Otto Hy Kriedricher Strasse (Wiesbaden) 1937. Öl auf Leinwand. © Foto Diether von Goddenthow
Karlo Otto Hy Kriedricher Strasse (Wiesbaden) 1937. Öl auf Leinwand. © Foto Diether von Goddenthow

Karl Otto Hy war Architekt, Dekorationsmaler und Werbegestalter. Er erhielt größere öffentliche Aufträge und war u.a. an der Ausgestaltung der Herbert-Anlage und Theaterkolonnaden beteiligt. Hy entwarf Werbeprodukte für die Firmen Albert, Dyckerhoff, Glyco und Kalle und bemalte für die Mainzer Aktien- und die Wiesbadener Germania-Brauerei sowie für das Hotel Schwarzer Bock und das Opelbad Hauswände mit großflächigen Werbebildern. Als Architekt begleitete er Bauprojekte im Wiesbadener Stadtgebiet, darunter die Bebauung des äußeren Rheingauviertels. Den Puls der Zeit hat Hy mit seinen neusachlichen Wiesbadener Stadtansichten getroffen — sie wirken klar und poetisch gleichermaßen und zeigen Straßenzüge, Plätze sowie Alltagsmomente. Trotz seines langen Lebens ist das Werk Hys überschaubar geblieben. Die meisten und wichtigsten Werke entstanden zwischen 1927 und 1937. Einen Einblick in das Schaffen des wiederentdeckten Künstlers ermöglicht die neue, in Kollaboration mit Kurator Dr. Roman Zieglgänsberger entstandene Kabinettausstellung „Frank Brabant entdeckt … Karl Otto Hy“.

„Im ersten Moment scheinen all diese Stadtansichten mit ihren rollerfahrenden Kindern, den schicken Hutläden oder der Trambahn entlang der Alleen unbedarft, fast naiv“, so Roman Zieglgänsberger, „aber je länger man schaut, macht sich durch die grauen Himmel, das Marionettenartige der Spaziergänger oder einfach durch eine zerknüllte Zeitung auf dem sonst blitzblank gekehrten Trottoir ganz nebenbei eine große Unheimlichkeit breit, die es verhindert, dass wir es uns zu gemütlich machen beim Betrachten der Bilder, die in einer Zeit entstanden sich, die man nicht mehr heraufbeschwört sehen möchte.“

Dr. Roman Zieglgänsberger, Kustos Klassische Moderne Museum Wiesbaden, erläutert Karl Otto Hys Bild und Symbolik "Hotel Vierjahreszeiten /Nassauer Hof (Wiesbaden). © Foto Diether von Goddenthow
Dr. Roman Zieglgänsberger, Kustos Klassische Moderne Museum Wiesbaden, erläutert Karl Otto Hys Bild und Symbolik „Hotel Vierjahreszeiten /Nassauer Hof (Wiesbaden). © Foto Diether von Goddenthow

Bei der Mehrzahl der Wiesbadener Stadtansichten nach 1933 meint man mit heutigem Wissen eine Atmosphäre ausmachen zu können, die bereits eingetretenes und noch bevorstehende Unheil vermittelt, so Zieglgänsberger. So lasse die Farbgebung die Szenerien in einer fortwährenden Dämmerung mit von Wolken verhangenen Himmelspartien erscheinen. Das wird besonders deutlich bei Karl Otto Hys Werk „Hotel Vierjahreszeiten /Nassauer Hof (Wiesbaden) von 1937, welches im Stil eines realistischen Symbolismus in seiner düsteren Ausstrahlung  bedrückend wirkt. Hy zeigt zwar die der Zeit geschuldeten roten Fahnen der NSDAP , diese jedoch windstill eingerollt, so dass deren politisches Emblem nicht zur Geltung kommt. Im Hintergrund ist hingegen an einem Gerüst noch der Schriftzug eines geschlossenen Modegeschäftes zu sehen, welches einst einem jüdischen Kaufmann gehört hatte.

Neben Werken aus der musealen Sammlung ergänzen Leihgaben, unter anderem von Frank Brabant, den Kabinettraum. Im Begleitheft zur Ausstellung finden sich ein einführender Essay zu Karl Otto Hy von Nikolas Werner Jacobs sowie ein Interview zwischen dem Sammler und Roman Zieglgänsberger (erhältlich für 3,– Euro an der Museumskasse). In der MuWi-App werden Interview-Auszüge des Malers bereitgestellt, in welchem er von Lothar Bembenek im Jahr 1981 aufgrund seiner Kontakte zu Widerstandskämpfern befragt wurde (Quelle: © Baruch Archiv – Archiv für jüdische Familienforschung / Rhein – Main – Nahe).

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2,
65185 Wiesbaden
https://museum-wiesbaden.de/

Farbe satt! Ernst Wilhelm Nay. Ein Maler kehrt zurück – November-Programm im Museum Wiesbaden am 5.11.22 freier Eintritt

© Foto: Diether von Goddenthow
© Foto: Diether von Goddenthow

Im November erwarten im Landesmuseum Wiesbaden die Besucher neben den Sammlungspräsentationen und dauerhaften Künstlerräumen vier Sonderausstellungsformate.

Die umfassende Ernst Wilhelm Nay — Retrospektive präsentiert einen der bedeutendsten Farbmaler des 20. Jahrhunderts und überzeugt die Besucher mit seinen kraftvollen, farbintensiven und dynamischen Bildern. Nay verbindet in seiner Malerei den figürlichen Expressionismus mit der gestischen Abstraktion der Nachkriegsmoderne.

Intervention Archipele — Krause/Schmidt/Toyoda in der Kunstsammlung stellt Arbeiten von drei zeitgenössischen Künstlern in einen Dialog — Masanori Toyoda, Jürgen Krause und Jan Schmidt präsentieren neue Arbeiten.

Besonders interessant ist auch die Studienausstellung Käfer — Kritze, kratze! in der Naturhistorischen Abteilung und auch die Sonderausstellung Vom Wert des Wassers — Alles im Fluss? mit ihren vielen Mitmachstationen für die ganze Familie.

Zudem bietet das Museum Wiesbaden am ersten Samstag im Monat, also am 5.11.2022, freien Eintritt und Führungen, Workshops und Spiele für Geflüchtete aus der Ukraine an. Ermöglicht haben das wieder die Freunde des Museums Wiesbaden e.V. mit ihrer Unterstützung.

Das komplette Programm findet man im Veranstaltungskalender
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Friedrich-Ebert-Allee 2,
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Wohin gehört der Mensch, zur Natur oder zur Kultur? Große Retrospektive des bedeutendsten Wegbereiter der Deutschen Moderne Ernst Wilhelm Nay im Museum Wiesbaden ab 16.09.2022

"Der frühe Nay und der späte Nay – Museum Wiesbaden zeigt Retrospektive desgefeierten Abstrakten Expressionisten" Dr. Roman Zieglgänsberger, Kurator der Ausstellung, erläutert Ernst Wilhelm Nays Werk "Tanz der Fischerinnen", 1950, im Ausstellungsraum 8, der die Werkgruppe "Fugale und Rhythmische Bilder" zeigt.  © Foto Heike von Goddenthow
„Der frühe Nay und der späte Nay – Museum Wiesbaden zeigt Retrospektive desgefeierten Abstrakten Expressionisten“ Dr. Roman Zieglgänsberger, Kurator der
Ausstellung, erläutert Ernst Wilhelm Nays Werk „Tanz der Fischerinnen“, 1950, im Ausstellungsraum 8, der die Werkgruppe „Fugale und Rhythmische Bilder“ zeigt. © Foto Heike von Goddenthow

Das Museum Wiesbaden, das Nay nach dem Zweiten Weltkrieg stark gefördert hat, präsentiert den wohl bedeutendsten  Wegbereiter der Deutschen Moderne  vom 16. September 2022 bis zum 5. Februar 2023 erstmals in seiner Museumsgeschichte in einer Einzelausstellung. Die Retrospektive zeigt mit ihren  100 Gemälden Arbeiten aus allen Schaffensphasen. Es werden nicht nur die berühmten späten Scheiben- und Augenbilder des Malers gezeigt, sondern mit seinen frühen Lofoten- und Frankreich-Bildern auch seine weniger bekannten figürlichen Anfänge. Ein besonderer Fokus liegt auf den in der Rhein-Main-Region entstandenen Hekate- und Fugalen Bilder. Nay lebte in Hofheim am Taunus zwischen 1945 und1951.Die Schau entstand in enger Kooperation mit der Hamburger Kunsthalle und wird anschließend das Museum Küppersmühle für Moderne Kunst nach Duisburg wandern

Ernst Wilhelm Nay (1902–1968) „war nicht nur ein Wegbegleiter des abstrakten deutschen Expressionismus, sondern er war derjenige, der ihn angeschoben hat“, so Dr. Roman Zieglgänsberger, Kurator der Ausstellung, beim Presserundgang.  Nay zähle zu den bedeutendsten Künstlern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Malerei ist figürlich und abstrakt. Er sei „so etwas wie eine Brückenfigur, der den figürlichen Expressionismus der Vorkriegsmoderne überführt hat in die freie Malerei des abstrakten Expressionismus der Nachkriegs“, unterstreicht Museumsdirektor Dr. Andreas Henning. Nay sei sehr rasch zur Leitfigur der abstrakten Nachkriegskunst hier in Deutschland geworden. Er hat gewissermaßen die Nachkriegsmoderne zusammengebunden, und die deutsche Moderne zu einer internationalen Moderne gemacht. Um so mehr freut sich das Museum Wiesbaden, „dass wir anlässlich des 120. Geburtstag von E. Nays jetzt hier eine große Retrospektive eröffnen dürfen, so der Museumsdirektor.

"Nay ist sehr rasch zur Leitfigur der abstrakten Nachkriegskunst hier in Deutschland geworden." Museumsdirektor Dr. Andreas Henning © Foto Diether von Goddenthow
„Nay ist sehr rasch zur Leitfigur der abstrakten Nachkriegskunst hier in Deutschland geworden.“ Museumsdirektor Dr. Andreas Henning © Foto Diether von Goddenthow

Ernst Wilhelm Nay (geb. Berlin 1902–1968 gest. Köln) kommt nach einer abgebrochenen Lehre im Buchhandel an die Berliner Hochschule für Bildende Künste in die Malklasse Karl Hofers, die er als Stipendiat 1928 erfolgreich absolviert. Nays frühe Arbeiten werden rasch von Museen angekauft, es folgen erste Ausstellungsbeteiligungen. Inspiriert von den Fischern an der Ostsee sowie durch zwei von Edvard Munch geförderte Aufenthalte auf den Lofoten entstehen ausdrucksstarke Dünen- und Fischerbilder. Zeitgleich erteilen ihm die Nationalsozialisten zeitweilig Ausstellungsverbot, auch werden zwei seiner Kunstwerke in der Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt. Nays Kriegsdienst führt den Maler nach Frankreich und nach Kriegsende, weil seine Atelierwohnung in Berlin zerstört worden war, in das Rhein-Main-Gebiet nach Hofheim im Taunus zu seiner Freundin und Förderin Hanna Bekker vom Rath. Mit seinen hier entstandenen Werken erzielt Nay national wie international – etwa auf den ersten drei documenta-Schauen (1955, 1959, 1964) und den Biennalen in Venedig (1948, 1950) und Sao Paolo (1955) große Erfolge. Fortan wird er im In- und Ausland als Ikone der deutschen Kunst nach 1945 wahrgenommen. Mit seiner eigenständigen Bildsprache überführt Nay die Epoche des figürlichen Expressionismus der Klassischen Moderne in die gestische Abstraktion der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In den Kanon der Kunstgeschichte ist er als intuitiv-emotionaler Farbmaler eingegangen, der in seinen dichten Bildern fortwährend den abstrakten Gesetzen hinter den Dingen nachspürte: „Malerei ist geistige Setzung der Farbe – geleitet und begleitet von einem System.“ (Ernst Wilhelm Nay, um 1967)

Seine malerische Entwicklung gliederte Nay selbst in nacheinander ablaufenden Werkphasen. Er sprach von den Lofoten- (1937/38), den Frankreich- (1942–44), den Hekate- (1945–1948), den Fugalen- (1949-51), den Rhythmischen- (1951–53) sowie von den Scheiben- (1954–62), Augen- (1963/64) und Späten Bildern (1965–68). Von all diesen Werkgruppen werden in der Sonderausstellung „Ernst Wilhelm Nay — Retrospektive“ Hauptwerke präsentiert: „Die prinzipielle Chronologie der Ausstellung wird an mehreren Stellen bewusst gebrochen, um deutlich zu machen“, so Dr. Roman Zieglgänsberger, Kurator der Ausstellung, „dass der frühe figürliche Nay vom späten abstrakten Nay nicht zu trennen ist, dass etwa über durchgehend vom Künstler gepflegte Bildmotive wie Schmetterlinge, Augen oder Gestirne das große Thema des Malers durchgehend erhalten bleibt: Den Menschen und sein Dasein mit seinen farbmächtigen Bildern im ewigen Fluss der Weltzeit zu verorten.“

Zur Ausstellung

Impression der Sonderausstellung: Der frühe Nay und der späte Nay – Museum Wiesbaden zeigt Retrospektive desgefeierten Abstrakten Expressionisten vom 16.09.2022 bis 5.02.2023. © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Sonderausstellung: Der frühe Nay und der späte Nay – Museum Wiesbaden zeigt Retrospektive desgefeierten Abstrakten Expressionisten vom 16.09.2022 bis 5.02.2023. © Foto Diether von Goddenthow

Die Retrospektive zeigt  mit ihren knapp 100 Gemälden Arbeiten aus allen Schaffensphasen in 12 Räumen sein Früh- und Spätwerk.  Es werden nicht nur die berühmten späten Scheiben- und Augenbilder des Malers gezeigt, sondern mit seinen frühen Lofoten- und Frankreich-Bildern auch seine weniger bekannten figürlichen Anfänge. Ein besonderer Fokus liegt auf den in der Rhein-Main-Region entstandenen Hekate- und Fugalen Bilder. Nay lebte in Hofheim am Taunus zwischen 1945 und 1951.

Die Ausstellung sei eine Einladung zum Sehen, da sie nicht streng chronologisch Nay in seinen Werkgruppen zeige, sondern in jeder dieser präsentierten Werkgruppen auch jeweils  Frühwerke gehängt wurden, um  Zusammenhänge zwischen Früh- und Spätwerk entstehen zu lassen. Nays Werkserien sind vielseitig, tiefgründig und farbenreich: Sie erzählen von seiner Auseinandersetzung mit den Urkräften der Natur, rhythmischer Musik, der Antike und Religion oder den Naturwissenschaften.  Dabei war eine Frage für den Künstler ganz zentral: „Wohin gehört der Mensch, zur Natur oder zur Kultur? Bei Nay gehörte der Mensch zur Natur, war Natur“,  so Zieglgänsberger. Er zeigte die Menschen, etwa wie im Bild „Frau mit Tieren“ (1939), in seinen Bildern nackt, eben so, wie sie die Natur erschaffen hat.

Frühe Förderung durch das Museum Wiesbaden:
nay-banner-museum-wiesbadenNach dem Zweiten Weltkrieg ist es das Museum Wiesbaden, das Nay während seiner Hofheimer Jahre am stärksten in der Rhein-Main-Region fördert. Von Hofheim aus, wo der Künstler von 1945 bis 1951 lebte, machte er viele Ausflüge in die Landeshauptstadt, besuchte die Ausstellungen des Central Collecting Point (im Museum Wiesbaden) und nahm bald Kontakt zum hiesigen Direktor Clemens Weiler auf. Dieser erwarb während seiner Amtszeit ab 1949 nicht nur vier Gemälde („Leda“, „Pilgrim“, „Afrikanisch“ und „Menschen in den Lofoten“), sondern bereits 1951 auch die erste Farblithografie-Mappe des Künstlers. Als Dank für die vielen Ankäufe schenkte Nay dem Museum drei Gouachen, die der Fugalen-Werkphase zuzurechnen sind. Dieser eng geknüpften Beziehung Nays zu Weiler, die sich auch in der präsentierten Korrespondenz des Künstlers mit dem Museumsmann ablesen lässt, ist einer der zwölf Räume umfassenden Ausstellung gewidmet. Durch Hanna Bekker vom Rath, die Nay im Sommer 1945 ein Atelierhaus in Hofheim vermittelte, 1949 in ihrem Frankfurter Kunstkabinett präsentierte und deren Privatsammlung seit 1987 im Museum Wiesbaden bewahrt wird (inkl. mehrere Nay-Arbeiten), gibt es eine weitere enge Verbindung zwischen dem Künstler und dem Museum.

„Bei den vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen dem Künstler und unserem Haus ist es verwunderlich, dass es hier bislang keine Einzelausstellung zu Nay gegeben hat,“ sagt Museumsdirektor Dr. Andreas Henning. „Umso mehr freut es uns mit der Hamburger Kunsthalle, dem Museum Küppersmühle in Duisburg und der in Köln ansässigen Ernst Wilhelm Nay Stiftung gemeinsam diese uns sehr bewusste Lücke in unserer Ausstellungshistorie just in dem glücklichen Moment schließen zu können, in dem wir zwei wichtige Gemälde – ein Ostsee- und ein Scheiben-Bild – durch die Sammlung Jan und Friederike Baechle zu unserem reichen Nay-Bestand hinzugewonnen haben.“

Begleit-Katalog zur Ausstellung
Tiefgreifende und weiterführende Inhalte bietet der gleichnamige ausstellungsbegleitende Katalog (hrsg. v. Karin Schick, Sophia Colditz und Roman Zieglgänsberger, Wienand Verlag, ISBN 978-3-86832-646-8, 29,90,– Euro an der Museumskasse). Zwei Media Touren (für Erwachsenen sowie für Kinder und Jugendliche) in der kostenfreien Museum Wiesbaden App begleiten die Schau. Vor Ort können Mediaguides gegen eine Leihgebühr von 3,— Euro genutzt werden.

Eine Ausstellung der Hamburger Kunsthalle in Zusammenarbeit mit der Ernst Wilhelm Nay Stiftung, demMuseum Wiesbaden und dem Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg.
Laufzeit der Ausstellung: 16. September 2022 – 5. Februar 2023 www.museum-wiesbaden.de/nay

Eintritt
Ticketerwerb an der Tageskasse oder Buchung online:
https://tickets.museum-wiesbaden.de/
Sonderausstellung* 10,— Euro (7,— Euro ermäßigt)
* Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen.
Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

 

 

Museum Wiesbaden und Philipps-Universität Marburg arbeiten zusammen für die Kulturelle Bildung in Hessen

Vertragsunterzeichnung im Museum Wiesbaden mit Christian Kammler, Prof. Dr. Kati Hannken-Illjes, Dr. Andreas Henning, Astrid Lembcke-Thiel  (v.l.n.r.). Foto: Museum Wiesbaden / Brand
Vertragsunterzeichnung im Museum Wiesbaden mit Christian Kammler, Prof. Dr. Kati Hannken-Illjes, Dr. Andreas Henning, Astrid Lembcke-Thiel (v.l.n.r.). Foto: Museum Wiesbaden / Brand

Die Philipps Universität Marburg -Arbeitsstelle Kulturelle Bildung an Schulen (KuBiS) und das Museum Wiesbaden haben am Dienstag eine Vereinbarung über eine verbindliche Zusammenarbeit unterzeichnet. Dabei geht es den Kooperationspartnern darum, für die Zusammenarbeit von Schule und Kulturinstitution neue Perspektiven nachhaltiger Weiterentwicklung Kultureller Bildung in Hessen anzuregen. Das Hessische Landesmuseum Kunst und Natur erhält damit von der Philipps Universität das Prädikat „InnoLabMuseum“. Am 23. November 2022 startet die Zusammenarbeit mit einem ersten Entwicklungsvorhaben.

Welchen Wert hat die Kulturelle Bildung für unsere Gesellschaft? Die beiden kooperierenden Institutionen sind davon überzeugt, dass Kulturelle Bildung gerade in unsicheren Zeiten die Wahrnehmung des Gegenübers, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und notwendige gesellschaftliche Wertschätzung fördert. Aus dieser Motivation ist das Projekt „InnoLabMuseum“ entstanden. „An Kunst und Kultur sollen alle Menschen teilhaben können, denn so entstehen Ideen, Erfahrungen und Diskurse, die uns als Gesellschaft voranbringen“, erklärt Angela Dorn, Ministerin für Wissenschaft und Kunst. „Daher ist es eine wesentliche Aufgabe für uns, Zugangshürden abzubauen. Das funktioniert vor allem durch Kulturelle Bildung. Denn unabhängig von Alter, Geschlecht und Herkunft, unabhängig vom Elternhaus und dem eigenen Geldbeutel: Kultur ist für alle da.“

„Mit der Unterstützung des „Innolab-Museums“ wollen wir die Lust und Freude der Schülerinnen und Schüler am künstlerisch-kreativen Experimentieren und Forschen fördern. Gemeinsam mit ihren Lehrkräften und professionell begleitet durch das Landesmuseum Wiesbaden sowie der Philipps Universität Marburg bekommen sie Gelegenheit, andere Wege des Lernens zu Erproben und ihr kreatives Potenzial auszuschöpfen. Das Museum wird zu einem ganz besonderen Lernort,“ sagte Hessens Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz.

Das „InnoLabMuseum“ hat in diesem Kontext das Ziel, Kulturelle Bildung als Grundbestandteil von Bildung mit den jeweiligen Verantwortungen von Universität und Museum gemeinsam konzeptionell weiterzuentwickeln: „Dies“, so Christian Kammler, Leiter der Arbeitsstelle KuBiS, „benötigt allerdings mehr, als ein weiteres neues Vermittlungskonzeptmit Schüler:innen zu erproben. Wir sehen Kulturelle Bildung, wie einen Schlüssel, für eine sich in Aufruhr und Wandel befindliche Welt. Es braucht künstlerische Freiräume, um eigene Potentiale zu entdecken, die Welt anders zu begreifen und miteinander zu gestalten.“

So startet die Kooperation bereits im Herbst dieses Jahres in den Ateliers und Sammlungen des Museum Wiesbaden mit dem Modul „Künstlerische Erprobung“ des Weiterbildungsstudiengangs Kulturelle Bildung an Schulen der Philipps Universität. Mit renommierten Künstler:innen der Sparten Literatur, Bildende Kunst, Theater und Musik unter der Leitung von Prof. Dr. Frank Jebe wird das Museum für die Studierenden zum ästhetisch-forschenden Handlungsraum. In eigenen Gestaltungsprozessen der aus Schule und künstlerischen Feldern stammenden Weiterbildungsstudierenden wird die zentrale Frage nach „Kooperativität“ im beruflichen Alltag bearbeitet. Ziel ist es, zu neuen Erkenntnissen im institutionellen Miteinander zu gelangen und diese in die eigene berufliche Praxis zu übertragen. Das Museum bietet dafür den Erfahrungs- und Wirkungsraum. Das Projekt der Landeseinrichtungen kommt ohne zusätzliches Fördergeld aus.

Astrid Lembcke-Thiel, Referentin Kulturelle Bildung am Museum Wiesbaden, freut sich über die bevorstehende Zusammenarbeit: „Die besondere Chance dieser Kooperation liegt für uns darin, unsere langjährigen Vermittlungserfahrungen anzubieten und die gewonnenen Erkenntnisse zu reflektieren und zu nutzen, um für alle Transferwissen zu generieren.“

Museum Wiesbaden

Museum Wiesbaden: Nassauischer Verein für Naturkunde e.V. (NVN) ermöglicht mit 10 000-Euro-Spende Kitas u. Schulen kostenfreie Führungen

Übergabe des Geldschecks mit Dr. Tilli Reinhardt, Dr. Helmut Arnold, Dr.Andreas Henning und Gabriele Knepper (v.l.n.r.) © Foto Diether von Goddenthow
Übergabe des Geldschecks mit Dr. Tilli Reinhardt, Dr. Helmut Arnold, Dr.Andreas Henning und Gabriele Knepper (v.l.n.r.) © Foto Diether von Goddenthow

Dank des Nassauischen Vereins für Naturkunde e.V. (NVN) gibt es seit April 2022 wieder kostenfreie Führungen und Workshops für Schulen und Kitas durch die Naturausstellungen im Museum Wiesbaden. Eine Spende von 10.000 Euro bringt jungen Menschen den außerschulischen Lernort Museum näher. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren erhalten freien Eintritt in das Museum Wiesbaden.

Vermittlungsarbeit ist eine der Kernaufgaben von Museen. Als Lernort, außerhalb des Klassenzimmers und der gewohnten Umgebung, schaffen Ausstellungsräume Plattformen zur Diskussion in unmittelbarer Begegnung mit dem Objekt. Ebenso bietet das umfangreiche, lehrplanorientierte Führungsangebot durch die Dauerausstellungen der Naturhistorischen Sammlungen des Museums Wiesbaden mit ihren Themenräumen Farbe, Form, Bewegung und Zeit vielseitige Gestaltungsmöglichkeiten für Wandertage oder Ausflüge.

Der Nassauische Verein für Naturkunde e.V. setzt sich schon seit langem für die pädagogische Arbeit des Landesmuseums Wiesbaden ein:
„Eines unserer Ziele ist es, die Naturwissenschaften und die Naturhistorischen Sammlungen des Museums Wiesbaden für jeden verständlich und erfahrbar zu machen und damit die naturkundliche Bildung sowie das Interesse für die Natur insgesamt zu fördern,“ sagt Dr. Helmut Arnold, Vorsitzender des Vereins. Mit einer Spende von 10.000 Euro werden 200 kostenfreie Führungen sowie Workshops für Schulen und Kitas finanziert. Die feierliche Übergabe des Geldschecks erfolgte im Zuge des Pressetermins.

„Wir sind dem Nassauischen Verein für Naturkunde sehr dankbar für die langjährige Unterstützung und Zusammenarbeit,“ sagt Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden. „Mit der großzügigen Spende fördert der Verein die Vermittlungsarbeit, ein Kernanliegen unseres Hauses. Durch die Führungen und Workshops können wir den Museumsbesuch für Schulen und Kitas zu einem besonders intensiven, vielschichtigen und nachhaltig wirkenden Erlebnis machen.“

Das Team der Bildung und Vermittlung des Museums begrüßt die Spende mit großer Dankbarkeit: „Wir freuen uns sehr, diese kostenfreien Angebote Kitas und Schulen anbieten zu können und bekommen sehr viel positive Resonanz. In kürzester Zeit waren die bis zu den Sommerferien verfügbaren Termine ausgebucht. Gerade nach den Einschränkungen durch die Coronazeit ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche das Museum als Ort der kultu-rellen Bildung erkunden und kennenlernen können und dabei finanzielle Unterstützung erhalten.“

Es besteht noch die Möglichkeit, sich für kostenfreie Führungen durch die aktuelle Sonderausstellung „Vom Wert des Wassers. Alles im Fluss?“ (bis 5. Februar 2023) oder – frei nach dem Motto Natur sehen! – für die Dauerausstellung „Ästhetik der Natur“ anzumelden. Buchung unter:
edu@museum-wiesbaden.de oder Tel.: 0611 / 335 21 85.
Weitere Informationen unter: www.museum-wiesbaden.de

Der Nassauische Verein für Naturkunde e.V. wurde 1829 gegründet. Seitdem engagieren sich seine Mitglieder für die naturkundliche Erforschung unserer Region und leisten Bildungsarbeit mit dem Schwerpunkt Naturkunde in Form von Vorträgen, Exkursionen und Publikationen. Neben einer eigenständigen Sammeltätigkeit naturkundlicher Objekte unterstützt der Verein ferner die naturhistorischen Sammlungen des Museums Wiesbaden als Satzungsauftrag.

Weitere Info: https://www.naturkunde-online.de/

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2,
65185 Wiesbaden
https://museum-wiesbaden.de/

Museum Wiesbaden mit „Wasser im Jugendstil“, „Frank Stella“ und anderen Highlights in den Sommerferien

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Mit den beiden Wasserausstellungen „Wasser im Jugendstil“ und „Vom Wert des Wassers“ sowie mit „Frank Stella“ bietet das Wiesbadener Museum neben seinen beliebten Dauerausstellungen ganz besondere Highlights insbesondere auch für die Sommerferien.

Zudem können „Nachzügler“ noch die letzte Gelegenheit nutzen, die verlängerte Sonderausstellung „Alles! 100 Jahre Jawlensky in Wiesbaden“ noch bis zum 14. August zu besuchen und einen Einblick in das Werk von Alexej von Jawlensky zu erhalten. Parallel zeigt die Ausstellung „Frank Stella — Alexej-von-Jawlensky-Preis 2022″ sowohl die frühen Arbeiten Stellas seit den 1960er Jahren als auch seine spektakulären neuen Werke aus der Salmon River Series, die 2021 entstanden sind.

Im Rahmen des Wiesbadener Jahres des Wassers laufen weiterhin die Ausstellungen Wasser im Jugendstil — Heilsbringer und Todesschlund und Vom Wert des Wassers — Alles Im Fluss?
Die neuen Intervention von Mieko Shiomi ist ebenso einen Besuch Wert! Mit ihr feiert das Museum Wiesbaden das 60-jährige Jubiläum der FLUXUS Bewegung.

Zudem bietet das Museum Wiesbaden freien Eintritt, Führungen und Workshops für Geflüchtete aus der Ukraine an.

Frank Stella
Alexej-von-Jawlensky-Preis 2022
10 Jun 2022 — 9 Okt 2022

Wasser im Jugendstil
Heilsbringer und Todesschlund
13 Mai 22 — 23 Okt 22

Vom Wert des Wassers
Alles im Fluss?
22 Apr 22 — 5 Feb 23

Alles!
100 Jahre Jawlensky in Wiesbaden
Nur noch bis 14 Aug 22

Doch die Käfer — Kritze, kratze!
Studienausstellung
15 Mai 22 — 6 Nov 22

Mieko Shiomi
Intervention
21 Jul 2022 — 25 Sep 2022

Weitere Infos zum kompletten Veranstaltungsprogramm

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2,
65185 Wiesbaden
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Studienausstellung „Doch die Käfer — Kritze, kratze!“ eröffnet am 15.Mai 2022 im Museum Wiesbaden

Abb.: Käfer-Diorama, Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Abb.: Käfer-Diorama, Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

Insbesondere in Zeiten massenhaften Insektensterbens, wovon auch insbesondere Käfer betroffen sind, gewinnen diese kleinen,  wunderbaren  „Krabbeltiere“  in der öffentlichen Diskussion als Schlüssel zur gesamten Natur stark an Bedeutung.

Die Studienausstellung „Doch die Käfer — Kritze, kratze!“, kuratiert von Diplom-Biologe Fritz Geller-Grimm, Leiter der Naturhistorischen Sammlungen im Museum Wiesbaden, nähert sich den sechsbeinigen Panzertieren mit dreidimensionalen Lebensbildern und bietet so Stoff für eigene Naturforschung. Jean-Henri Fabre und Ernst Jünger sind uns dabei literarische Helfer. Beide schufen ein neues Instrumentarium zum Verstehen dieser Vielfalt an Formen und Verhaltensweisen.
Und nicht nur Wilhelm Busch hat dem bekanntesten Käfer in Deutschland ein Denkmal gesetzt: „Jeder weiß, was so ein Maikäfer für ein Vogel sei …“. Es ist höchst interessant und lehrreich zugleich in die Welt der kleinen Krabbler im Museum einzutauchen und dabei allerhand Interessantes und Neues über sie zu erfahren.

Die Eröffnung der Ausstellung mit Begrüßung durch den Kurator Fritz Geller-Grimm am So 15 Mai 22, um 11 Uhr
Die Studienausstellung läuft bis zum 6 Nov 22

Rahmenprogramm: Vorträge über den Käfer

Di 13 Sep 22, 18:00
Schwarzfahrer mit Gift-Cocktail — Spannendes aus dem Reich der Ölkäfer
Mit Dr. Johannes Lückmann

Di 11 Okt 22, 18:00
Alkohol, Inzucht und Kinderarbeit — Neue Einblicke in das Leben heimischer Borkenkäfer
Mit Prof. Dr. Peter Biedermann

Infos zur Ausstellung: „Doch die Käfer — Kritze, kratze!“

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