Kategorie-Archiv: Baukultur

„Mein Frankfurt-Modell“: frech, bunt, einzigartig! – Ein Muss für jeden Frankfurter! Ab Oktober im Historischen Museum Frankfurt!

Bahnhof, Kaiserstrasse, oberhalb der aus Banknoten gewickelte Messeturm, und die Messe auf einem Monopoli-Brett. Foto: Diether v. Goddenthow
Bahnhof, Kaiserstrasse, oberhalb der aus Banknoten gewickelte Messeturm, und die Messe auf einem Monopoli-Brett. Foto: Diether v. Goddenthow

Wenn Anfang Oktober 2017 das neue Ausstellungshaus des Historischen Stadtmuseums Frankfurt auf dem Römerberg seine Pforten öffnet, erwartet die Besucher im 1000 Quadratmeter großen Giebelgeschoss ein neues Museums-Highlight mit symbolischer Strahlkraft: „Mein Frankfurt Modell“. Geschaffen hat es der Rotterdamer Künstler Herrmann Helle! Auf zirka 80 Quadratmetern haben er und weitere Künstler und Modellbauer die Mainmetropole und ihre 46  Stadtteile en miniatur nach Vorgaben Frankfurter Bürger abgebildet.

Künstler und Modell-Bauer legen letzte Hand an das Museum, bevor es bis Oktober 2017 verpackt werden wird. Foto: Diether v. Goddenthow
Künstler und Modell-Bauer legen letzte Hand an das Museum, bevor es bis Oktober 2017 verpackt werden wird. Foto: Diether v. Goddenthow

Das Besondere daran:  Herrmann Helle verwendet zum Bau Gebrauchsgegenstände des Alltags und recycelte Materialien: Da steht ein halbierter Souvenir-Teller mit Rathausmotiv für den Römer. Gebrochene Glasblättchen im Wechsel mit buntpapierenen Zwischenlagen türmen sich zu Wolkenkratzern. Ein Telefonhörer, ohne den kein Banker auskommt,  gibt einen anderen Bankenturm. Ein Hartgummi-Dachs zeigt, wo die Börse sitzt. Der Messeturm ist aus alten Banknoten in die Höhe gewickelt.

Die visualisierte Geldentwertung durch die EZB-Zinspolitik dargestellt  durch geschredderte Banknoten. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Die visualisierte Geldentwertung durch die EZB-Zinspolitik dargestellt durch geschredderte Banknoten. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

An anderer Stelle reckt sich ein eckiges Plexiglasgebilde empor, gefüllt mit Schnipseln. Bei näherer Betrachtung entpuppen sich diese als geschredderte Banknoten und das Vieleck-Gebäude als Europäische Zentralbank. Ein Schelm, wer hierbei Böses denkt.
Fünf antik anmutende, mit dem Buchrücken zum Betrachter gestellte Goethebände bilden die Universität im I.G.-Farben-Haus ab. Und Plastikgestrüpp, aus dem Giraffen die Hälse recken, deuten auf den Zoo-Ort. Ausgusssiebe wirken wie ein Klärwerk  und geklöppelte Spießer-Deckchen von oben wie fantastische Parkanlagen.

Die Hufeisen gegeneinandergestellt symbolisieren die Schwierigkeiten und den Konflikt bei der Räumung der alten Galopprennbahn als Baugrundstück. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Die Hufeisen gegeneinandergestellt symbolisieren die Schwierigkeiten und den Konflikt bei der Räumung der alten Galopprennbahn als Baugrundstück. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Zwei entgegenstehende Hufeisen markieren die Galopp-Rennbahn, und eine Mausefalle in Preungesheim weist auf die dortige Justizvollzuganstalt. Den Frankfurter Grüngürtel zeigen gefärbte bunte Klobürsten und Besenborsten. Selbst der Flughafen lebt, und rote Halteseile durchziehen als Autobahnen mit kunstvoll gelegten Autobahnkreuzen die erstaunlich realistisch wirkende Anlage.

"Karls" Hirschkuh! Foto: Diether v. Goddenthow
„Karls“ Hirschkuh! Foto: Diether v. Goddenthow

Man kann stundenlang schauen, und wird immer wieder aufs Neue fündig, bis hin zur kleinen weißen Hirschkuh am Waldesrand, „die“ Karl dem Großen die Furt wies.

 

Eingeflossen ins Frankfurt-Model sind die  Antworten und Geschichten von 1166 befragten Frankfurtern aller Stadtteile.  Sound-Loops, Lichtinstallation und Minifilmstationen hauchen der bunten Anlage zusätzlich Leben ein. Diese dürfte zum Besuchermagnet und Ausgangspunkt für so manche heiße Diskussion und Frankfurt-Exkursion werden.

Erst im Oktober öffnet das neue Ausstellungshaus mit dem Modell Frankfurt

Die Wolfgang von Goethe-Universität im I.G. Farbenhaus. Foto: Diether v. Goddenthow
Die Wolfgang von Goethe-Universität im I.G. Farbenhaus. Foto: Diether v. Goddenthow

Aber noch müssen sich Interessenten gedulden. Denn bis zur Eröffnung im Oktober wird   „Mein Frankfurt Modell“ nach seiner Fertigstellung  in diesen Tagen zum Schutz beim weiteren Innenausbau staub- und blickdicht verpackt werden.

Geplant ist, dass Besucher über die Treppe ins Giebelgeschoss direkt auf „Mein Frankfurt-Modell“ stoßen. Die Idee dabei sei, so  Susanne Gesse, Projektleiterin und Kuratorin, dass das zweigeteilte Modell über einen begehbaren überdimensional breiten „Main“ erkundet werden könne. So sei zur Besichtigung auch genügend Raum für Rollstuhlfahrer und ganze Familien. Da die Main-Brücken nicht im Wege stehen, schweben diese einfach über den Köpfen der Besucher. „Unter sieben Brücken musst du gehn! …“

Intention und Konzept des Modell-Projektes

Römer mit Altstadt. Foto: Diether v. Goddenthow
Römer mit Altstadt. Foto: Diether v. Goddenthow

Das „Modell“ sei ein fester Bestandteil von „Frankfurt Jetzt“. „Wir haben 1000 Quadratmeter Platz für das Heute und das Morgen von Frankfurt. Die Idee ist ja, dass hier Frankfurter zusammenkommen, um miteinander über Frankfurt zu diskutieren. Eines der beiden feststehenden Exponate sei eben dieses Frankfurt-Modell, erläutert Susanne Gesse bei der  Pressebesichtigung. Das Frankfurt heute, das Frankfurt-Modell, zeige, wie Frankfurt gegenwärtig sei. In Kürze würde das Modell wahrscheinlich schon ein bisschen veraltet sein, da Frankfurt ständig baue und umbaue, und neue Häuser dazu kämen. Es sei daher geplant, am Modell weiterzubauen, es von Zeit zu Zeit zu aktualisieren, etwa auch, wenn die vier neuen projektierten Hochhäuser hinzu kämen. Das gegenwärtige Modell zeige eigentlich eher das „gefühlte Frankfurt“, so die Projektleiterin.

Da der Rotterdamer Künstler Hermann Helle Frankfurt nicht kannte, und das Projektteam „Frankfurt Jetzt“  nicht einfach nur Pläne und Karten schicken wollten, wurde beschlossen, die Frankfurter zuvor selbst darüber zu befragen, was sie aus  ihrem Stadtteil auf dem Modell wiederfinden möchten. Denn „Frankfurt jetzt“ sei, so Susanne Gesse, „das partizipativste Format von unserem Stadtmuseum“

vl. Franziska Mucha, Kuratorin für Digitale Museumspraxis, Susanne Gesse, Dr. Corinna Engel, Leiterin der MuseumskommunikationProjektleiterin und Kuratorin erörtern bei einem Pressegespräch Intention, Konzeption und Umsetzung des Frankfurt-Modells. Foto: Diether v. Goddenthow
vl. Franziska Mucha, Kuratorin für Digitale Museumspraxis, Susanne Gesse, Dr. Corinna Engel, Leiterin der MuseumskommunikationProjektleiterin und Kuratorin erörtern bei einem Pressegespräch Intention, Konzeption und Umsetzung des Frankfurt-Modells. Foto: Diether v. Goddenthow

Das Projektteam „Frankfurt jetzt“ habe, so Franziska Mucha, Kuratorin für Digitale Museumspraxis, 2015 eine Tour mit dem „mobilen Stadtlabor“ durch Frankfurt gemacht. Man sei mit einem dieser langen niederländischen Fahrräder, einem Lastrad, welches zu einem  mobilen Aktionstand umgebaut worden war, in allen Stadtteilen unterwegs gewesen. Das Team war ausgerüstet mit Karten und Fragebögen, und habe insgesamt 1166 Frankfurterinnen und Frankfurter befragt, auch online, um etwas über deren Lieblingsorte in Frankfurt, über Stadtteiltypisches und Alltagsleben zu erfahren, berichtet Franziska Mucha über die Vorbereitungsphase. „Uns war es wichtig, zu der gebauten Stadt diese Ebene des alltäglichen Erlebens und die Alltagsexperten auch sprechen zu lassen“, so Kuratorin Mucha. Nach Auswertung aller Fragebögen seien Stadtteil-Porträts entstanden, die jeweils auf einer Doppelseite in die Dokumentation „Sommertour 2015″ eingeflossen seien. Diese sei das „Briefing-Material“ für den Rotterdamer Künstler gewesen. Hermann Helle erhielt diese Infos mit dem Hinweis, dass das die Infos seien, die „uns die Frankfurter ans Herz gelegt haben, was die Stadt für sie bedeutet, positive und negative Aspekte“, sagt Kuratorin Mucha. Auf der Grundlage dieser Dokumentation und verschiedener Besuche in Frankfurt mit viel eigener Recherche habe Helle mit weiteren involvierten Künstlern und Modellbauern begonnen, „Mein Frankfurt-Modell“ zu bauen. Es sei also ein kollektiver Prozess gewesen, der die Bedeutung Frankfurts gesammelt hat und sichtbar macht, fügt Franziska Mucha hinzu.

Klärwerk Hoechst aus Ausguss-Sieben, im Hintergrund der Frankfurter Stadtteil.Foto: Diether v. Goddenthow
Klärwerk Hoechst aus Ausguss-Sieben, im Hintergrund der Frankfurter Stadtteil.Foto: Diether v. Goddenthow

Das Besondere an dem Modell sei, vertieft  Susanne Gesse,  dass es aus Fundstücken bestehe, aus Materialen die wir alle kennen. Wenn man das Modell anschaue, sehe man: „Ah, da ist ein Spitzer, da sind Dominosteine, Besenborsten, Pinsel, Rasierpinsel, Klobürsten“, so die Projektleiterin begeistert. Das Modell habe mehrere Ebenen, erklärt Susanne Gesse. Auf der einen Seite erkenne man tatsächlich relativ gut die Gebäude, die gebaut sind. Auf der anderen Seite könne man natürlich auch sehen, aus welchen Materialien es bestünde. Und das Dritte seien die vielen kleinen Geschichtchen, die hier drin steckten, führt die Projektleiterin aus.

Für die  Frankfurter, die sich wirklich auskennten, stecke hier eine ganze Menge drin. Es sei jedoch für Jeden etwas dabei. Mein Frankfurt-Modell sei eine Anlage, die man sich wahrscheinlich sehr, sehr lange angucken und dabei immer wieder etwas Neues entdecken könne, weswegen man immer wiederkäme. „Wir denken, dass wird eines der Highlights des Museums sein.“, so Susanne Gesse.

Das Modell sei ein „lebender Organismus“. Denn es werde einen Sound-Loop geben, eine endlose Tonschleife, die auch mit Lautsprechern im Modell ausgestrahlt würde. Die Besucher hörten dann in der Stadt bestimmte typische Geräusche, die an dem jeweiligen Ort wichtig seien, so Franziska Mucha. Außerdem sei eine Licht-Inszenierung vorgesehen, von außen über eine Beleuchtung. Aber auch im Modell drin wird es verschiedene Ecken geben, die beleuchtet seien, beispielsweise: das Stadion im Stadtwald, der Flughafen und andere Orte.

Integriert in das Modell wird es außerdem kleine Filmstationen geben, wodurch die Besucher auch etwas über die Unterwelt, über das „Untendrunter von Frankfurt“, erfahren können. Ob das jetzt in historischer Sicht sei, also in die Geschichte reingehe,  oder eben tatsächlich das Untendrunter sei, wäre unterschiedlich, so Franziska Mucha.

Nicht maßstabgetreu, aber exakt innerhalb der Stadtgrenzen

Letzte Arbeiten am Frankfurter Flughafen, der ebenfalls nicht maßstabgerecht ist, sondern nur angedeutet wird.  Foto: Diether v. Goddenthow
Letzte Arbeiten am Frankfurter Flughafen, der ebenfalls nicht maßstabgerecht ist, sondern nur angedeutet wird. Foto: Diether v. Goddenthow

Das Modell sei nicht wie eine Miniatur-Modellanlage oder das Altstadtmodell der Gebrüder Treuner im Historischen Museum in korrektem Maßstab. Es sei kein stadtplanerisch detailgenaues Modell, sondern ein künstlerisches mit Raum für Fantasie und Geschichten. Einige besondere Punkte wurden bewusst herausgehoben, nämlich jene, die den befragten Bewohnern der Stadtteile besonders wichtig erschienen, etwa das Grünesoße-Denkmal. Aber typographisch sei das Modell korrekt und orientiere sich exakt an den Stadtgrenzen.

Das Grüne-Soße-Denkmal. Foto: Diether v. Goddenthow
Das Grüne-Soße-Denkmal. Foto: Diether v. Goddenthow

„Wir wollten kein Modell, welches nur die Innenstadt mit den touristischen Attraktionen zeigt. Wir wollen eben das Frankfurt der Bewohnerinnen und Bewohner zeigen, in seiner ganzen Diversität, und dann kommt vielleicht nicht jedes Haus vor, aber man schafft es, die verschiedenen Zusammensetzungen der Stadtteile auch ganz gut zu erkennen“,  erläutert Franziska Mucha einen wichtigen Aspekt des Modell-Konzeptes.

 

In einem  ersten Schritt werden im Mai das neue Museums-Foyer und -Café eröffnet

Das neue Ausstellungshaus des Historischen Stadtmuseums Frankfurt auf dem Römerberg. Das Frankfurt-Modell ist großen Giebelgeschoss untergebracht.  Foto: Diether v. Goddenthow
Das neue Ausstellungshaus des Historischen Stadtmuseums Frankfurt auf dem Römerberg. Das Frankfurt-Modell ist großen Giebelgeschoss untergebracht. Foto: Diether v. Goddenthow

Zur Zeit bereiteten Vitrinen-Bauer und Restauratoren alles vor, damit ab April 2017 die über 8000 Objekte in das neue Ausstellungshaus transportiert und dann dort sicher in den Vitrinen platziert und bis zur Eröffnung verwahrt werden können, erläutert Dr. Corinna Engel, Leiterin der Museumskommunikation, den Stand des Innenausbaus bei der Pressebesichtigung.

Ende Mai 2017 wird bereits das neue Eingangsfoyer des Historischen Museums mit Café seine Türen öffnen. Dieser großzügige Empfangsbereich könne gleichzeitig viel mehr Besucher fassen, als es im Moment über das derzeitige Nadelöhr unten im Zollgebäude möglich ist, so Dr. Engel. Um ins neue Ausstellungshaus zu gelangen, gehen die Besucher später vom Eingangsbau ins Tiefgeschoss und unter dem Museumsplatz hindurch.

Zu diesem Zeitpunkt können Besucher  am weiteren Fertigstellungsprozess des Staufergartens teilnehmen und die archäologische Fundstelle besichtigen. Der Hafen wird gleichzeitig mit Eröffnung des Ausstellungshauses Anfang Oktober 2017 inklusive musealer Technik und Videoinstallation fix und fertig sein.

 

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Als Mainz nach dem Krieg dem Schicksal entkam, „Idealstadt der Zukunft“ zu werden – Trabantenstadt-Pläne jetzt im Landesmuseum Mainz

Professor Werner Durth (4.v.li.) erläutert und überreicht die französischen Wiederaufbaupläne für den Wiederaufbau von Mainz.
Professor Werner Durth (4.v.li.) erläutert und überreicht die französischen Pläne von 1945 /48 für den Wiederaufbau von Mainz.

Im Oktober dieses Jahres hielt Prof. Dr. Werner Durth von der TU Darmstadt im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) einen beeindruckenden Vortrag über den „Wiederaufbau der Nachkriegszeit in Mainz“ und stellte in diesem Rahmen auch die städtebauliche Konzeption des Architekten und Städteplaners Marcel Lods vor, ein Kollege des einflussreichen Le Corbusier. Als Mainz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zur französischen Besatzungszone erklärt wurde, beauftragte die Militärverwaltung den jungen Architekten, ein Konzept für den Wiederaufbau der Stadt zu erstellen. Unter der Forderung nach Entflechtung der städtischen Funktionsbereiche entwarf er Pläne, die unter anderem vorsahen, die Mainzer Neustadt niederzulegen und dort Scheibenhochhäuser als Wohnbauten zu errichten. Grundlage dieser Planungen waren detaillierte, in Schaubildern und Skizzen visualisierte Analysen.

Prof. Durth beschäftigt sich bereits seit Anfang der 1980er-Jahre mit dem Wiederaufbau in der deutschen Nachkriegszeit. Foto: Diether v. Goddenthow
Prof. Durth beschäftigt sich bereits seit Anfang der 1980er-Jahre mit dem Wiederaufbau in der deutschen Nachkriegszeit. Foto: Diether v. Goddenthow

Ein vollständig erhaltener Satz dieser historischen Dokumente war bislang im Besitz von Prof. Durth – ein Experte auf dem Gebiet des Wiederaufbaus. Nun hat er sich entschieden, die Pläne-Sammlung – bestehend aus rund 50 Skizzen, Studien und Darstellungen – dem Landesmuseum zu überlassen. Eine Auswahl der Pläne wird bis zum 8. Januar 2017 in der Ausstellung „Mainz – Ein Blick viele Ansichten“ präsentiert – ein Gemeinschaftsprojekt der Direktionen Landesdenkmalpflege und Landesmuseum Mainz.

Sehr gut zu erkennen: Mainz als sterile Trabantenstadt der Scheibenhochhäuser. Foto: Diether v. Goddenthow, © Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz.
Sehr gut zu erkennen: Mainz als sterile Trabantenstadt der Scheibenhochhäuser. Foto: Diether v. Goddenthow, © Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz.

„Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es darum, die Zerstörung der Stadt als städtebauliche Chance zu nutzen und eine moderne ´Stadt der Zukunft´ zu entwerfen. Mainz sollte die Hauptstadt dieser Besatzungszone werden“, so Werner Durth bei der Übergabe der Pläne am 13. Dezember im Landesmuseum.

Thomas Metz, Generaldirektor der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, zeigte sich hocherfreut darüber, dass die Pläne nun museal aufgearbeitet werden können. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier goddenthow
Thomas Metz, Generaldirektor der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, zeigte sich hocherfreut darüber, dass die Pläne nun museal aufgearbeitet werden können. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier goddenthow

Thomas Metz, Generaldirektor der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, zeigte sich hocherfreut darüber, dass die Pläne nun museal aufgearbeitet werden können: „Ich bin Prof. Durth überaus dankbar dafür, dass er der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz diese historisch wertvollen Zeugnisse überlassen hat. Bislang lagen uns zu dem Thema Wiederaufbau in der französischen Besatzungszeit nur wenige Materialien vor. Nun wird es endlich möglich, diesem wichtigen Aspekt in der Geschichte der Stadt Mainz eine sichtbare Plattform geben zu können“.

Blatt aus dem  pädagogischen Baulehrbuch von einst zum Neuaufbau von Mainz als Idealstadt der Zukunft. Links zu sehen in hell: die tolle Zukunft der neu erbauten Trabantenstadt. Rechts in dunkel: die rückschrittliche Enge der stinkenden, engen, Gründerzeitquartiere mit Pferdewagen usw.  Foto: Diether v. Goddenthow
Blatt aus dem pädagogischen Baulehrbuch von einst zum Neuaufbau von Mainz als Idealstadt der Zukunft. Links zu sehen in hell: die tolle Zukunft der neu erbauten Trabantenstadt. Rechts in dunkel: die rückschrittliche Enge der stinkenden, engen, Gründerzeitquartiere mit Pferdewagen usw. Foto: Diether v. Goddenthow

Die Stadt-Planung selbst war sozusagen als ein Akt volkspädagogischer Erziehung geplant,  so Professor Durth, „der die Deutschen wieder rückführen sollte an die westliche Zivilisation, an die Zivilisation der Weimarer Republik“. Durch den Neuaufbau sollte Mainz eine Idealstadt der Zukunft im Geiste der Charta von Athen 1933 /41 u. 43 werden, beispielsweise hinsichtlich der Erkenntnisse der Stadthygiene, der Trennung der Funktionen in die unterschiedlichen Bereiche: Arbeiten, Wohnen, Bildung, Verwaltung usw. In einer Art pädagogischem Bilder-Lehrbuch „Der Neuaufbau von Mainz als Idealstadt der Zukunft“ wurde in zeichnerischen Schwarz-Weiß-Gegenüberstellungen einerseits die Planungsmaximen der einzelnen Bereiche dargestellt und andererseits diese „Baustandards“ exemplarisch an der Stadt Mainz durchexerziert bis hin eben zu den Lichtungsstudien, Optimierung der Grundrisse, nach Belichtung und Belüftung. „In der Fachpresse“, so Durth, „findet man tatsächlich in diesen Jahren 1947 bis 1949 – man kann sagen  – flammende Berichte über die große Chance, die sich hier für Mainz auftut.“

Dieser Plan zeigt sehr anschaulich das Ausmaß des Neuaufbau von Mainz als Idealstadt der Zukunft. Mainz wäre eine schrecklich sterile Trabantenstadt ohne eigentliches Zentrum im traditionellen Sinne geworden. Foto: Diether v. Goddenthow,
Dieser Plan zeigt sehr anschaulich das Ausmaß des geplanten Neuaufbaus von Mainz als Idealstadt der Zukunft. Mainz wäre eine schrecklich sterile Trabantenstadt ohne eigentliches Zentrum im traditionellen Sinne geworden. Lediglich der Dombereich (li.) der sogenannte heilige Bezirk, wäre als Museums-„Insel“ erhalten geblieben.  Foto: Diether v. Goddenthow,

Eine Realisierung der französischen Pläne durch den damals  weltberühmten  Architekten Marcel Lods, einem Wegbegleiter Le Corbusiers, hätte den vollständigen Abriss der Neustadt und ihren Ersatz durch Scheibenhochhäuser bis zum Hartenberg bedeutet. Auch das Mainzer Bleichenviertel wäre komplett niedergelegt und der Verwaltung vorbehalten gewesen. Von der Altstadt wäre lediglich der Dombereich als „Museumsinsel“ geblieben, und selbst dieser historische Restbestand wäre durch neue Straßen durchschnitten worden. Die Industrie sollte in Gustavsburg angesiedelt werden. Einen architektonischen Eindruck entsprechender idealtypischer Wohnbebauung, wie sie ähnlich für Mainz geplant war,  vermitteln noch heute die  Grindelhochhäuser in Hamburg. Sie wurden vor 70 Jahren von den englischen Besatzern nach Abriss eines dortigen Gründerzeit-Viertels in fortschrittlicher standardisierter Stahl-Skelettbauweise und optimierten Wohnungsgrundrissen errichtet.

So kippten die Mainzer die ungeliebten französischen Wiederaufbaupläne 

Um überhaupt diese Pläne vorbereiten zu können, hatten die französischen Besatzer, so Durth, eine ganz strikte Regel,  nämlich, dass die Ausgebombten, die Evakuierten wie sie hießen, nicht zurückziehen durften. Die Besatzer wollten nicht, dass sie anfingen zu reparieren, sich einzurichten, Provisorien zu schaffen; denn dann wäre die Grundlage der Verfügung über die Häuser und Parzellen verloren gewesen und damit auch die „Idealstadt der Zukunft“. „Deswegen kam es in der Bevölkerung zu einer erheblichen, zu einer ganz starken Aversion gegen die französische Besatzungspolitik, ganz im Unterschied gegenüber der zu den Amerikanern im benachbarten Hessen, die eher die „Lassy-fair-Politik“ machten und die gerade den improvisierten Wiederaufbau vor Ort unterstützten. Die reglementierten nicht.
Es waren sehr unterschiedliche Politiken und Besatzungspolitiker unterschiedlichen Zuschnitts, so Durth. Und so kam es zu einem Aufstand der Bürger gegen diese Pläne, als sie ihnen schließlich ganz frei präsentiert wurden.  Der damalige Oberbürgermeister versuchte dann in der Form zu vermitteln, dass er einen Deutschen prominenten Planer einstellte, der sozusagen einen Gegenentwurf zu den französischen machte. Und damit war klar, welche Richtung eingeschlagen würde. Bei der Wiederherstellung der ursprünglichen Eigentumsverhältnisse war dann die französische Planung gestorben, da die Franzosen ja über den Grund und Boden hätten verfügen können müssen. Das heißt: Die flächenmäßige Enteignung war eine Voraussetzung für Mainz als Stadt der Zukunft gewesen.

Prof. Durth beschäftigt sich bereits seit Anfang der 1980er-Jahre mit dem Wiederaufbau in der deutschen Nachkriegszeit. Im Rahmen seiner Forschungen hat er mit vielen Stadtplanern und Architekten aus dieser Zeit gesprochen. So lernte er Professor Adolf Bayer kennen, der lange an der Hochschule Karlsruhe lehrte und einstmals als Mitarbeiter der Mainzer Stadtverwaltung  unter der Regie von Marcel Lods an den Wiederaufbauplänen mitgewirkt hatte. Er war noch im Besitz einiger Exemplare. Professor Bayer überließ Prof. Durth seinerzeit die Pläne, die dieser nun wiederum dem Landesmuseum überreichte.

Fachleuten und interessierten Laien sei Werner Durths Serie „Verdrängte Alternativen, (1) Mainz: Blockierte Moderne“  in ARCH+67, 1.03.1983, Seite(n) 46-49,  empfohlen. Diesen Beitrag gibt es gegen eine geringe Gebühr als Download im Verlag: http://www.archplus.net/home/archiv/ausgabe/46,67,1,0.html

 

Auswahlpräsentation der Pläne im Landesmuseum

Bis zum 8. Januar 2017 wird  eine Auswahl der Pläne in der Ausstellung „Mainz – Ein Blick viele Ansichten“ präsentiert. Diese entstand als Gemeinschaftsleistung der Direktionen Landesdenkmalpflege und Landesmuseum Mainz.

Ort:
Landesmuseum Mainz
Große Bleiche 49-51
55116 Mainz

DIE ERNEUERUNG DES WOHNENS – Europäischer Wohnungsbau 1945–1975 – Tagung im Architekturmuseum Frankfurt

erneuerung-d-wohnensDIE ERNEUERUNG DES WOHNENS – Europäischer Wohnungsbau 1945–1975

TAGUNG: 24. + 25. November 2016, Auditorium des DAM
AUSSTELLUNG: 24. November – 18. Dezember 2016, Galerie im EG

Der Großteil des Wohnbaubestands in Europa wurde zwischen 1945 und 1975 neu errichtet. Die Gründe hierfür liegen im Wiederaufbau Europas nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs und in der ökonomischen Boomphase ab den späten 1950er Jahren. Der öffentlichen Hand kommt in dieser kurzen historischen Phase eine besondere Rolle zu. So mussten der Staat oder staatlich geförderte Institutionen die große Wohnungsnot beseitigen und hatten gleichzeitig die einmalige Gelegenheit, ihre (wohn-)politischen Ideale zu verwirklichen.

Die Tagung »Die Erneuerung des Wohnens«thematisiert den geförderten europäischen Geschosswohnungsbau zwischen historisch gewachsenen Standards, Konventionen und Normen und der Suche nach neuen Wohnformen, innovativen technisch-konstruktiven Möglichkeiten sowie alternativen ästhetischen Idealen. Im Fokus steht die Frage, wie eine grundlegende Erneuerung des Wohnens und deren architektonische Umsetzung gelingen konnte. Diese Betrachtung ist vor dem Hintergrund gegenwärtig mangelnder öffentlicher – staatlicher wie kommunaler – Initiativen im Wohnungsbau in Deutschland von hoher Brisanz.

In einer begleitenden Ausstellung werden erstmals die Resultate des Forschungsseminars »Wohnen in Europa« von Studierenden der Architektur der TU Darmstadt vorgestellt. Gezeigt werden rund siebzig architektonisch herausragende und international wenig bekannte Geschosswohnbauten aus Brüssel, Zagreb, Köln, Oslo, Porto, Lyon und Athen. Im Vergleich der Projekte wird die Auseinandersetzung zwischen internationalen Idealen und partikularistischen Bestrebungen einzelner Städte und Architektengruppen sichtbar.

Veranstalter
Deutsches Architekturmuseum (DAM), Frankfurt am Main
Fachgebiet Entwerfen und Wohnungsbau, TU Darmstadt
Wüstenrot Stiftung

Referentinnen und Referenten
JASPER CEPL, Hochschule Anhalt, Dessau
IRINA DAVIDOVICI, ETH Zürich
PHILIPPE DUFIEUX, ENSAL Lyon
NUNO GRANDE, University of Coimbra
ANNE-KRISTINE KRONBORG, Oslo School of Architecture and Design
IIRENE LUND, Université libre de Bruxelles
KARIN ŠERMAN, University of Zagreb
PANAYOTIS TOURNIKIOTIS, NTUA Athen

Der Eintritt zur Tagung ist frei.
Bitte bestätigen Sie Ihre Teilnahme unter bildung.dam@stadt-frankfurt.de
Die Akkreditierung als Fortbildungsveranstaltung ist bei der Architektenkammer Hessen beantragt.

Forschungsprojekt und Konzeption
ELLI MOSAYEBI, Fachgebiet Entwerfen und Wohnungsbau, TU Darmstadt
MICHAEL KRAUS, Fachgebiet Entwerfen und Wohnungsbau, TU Darmstadt
PROGRAMM

Donnerstag, 24. November 2016

PANEL 1: SOZIALE WOHNUNGSBAU-INITIATIVEN

13.30–14.00 \ Beginn
14.00–14.30 \ Begrüßung
14.30–15.00 \ Einführung \ ELLI MOSAYEBI, Technische Universität Darmstadt

15.30–15.45 \ Kaffeepause

15.45–16.05 \ ANNE-KRISTINE KRONBORG, Oslo School of Architecture and Design »Three Rooms and a Kitchen: The Norwegian Welfare State, OBOS and the new Family Dwelling«
16.15–16.35 \ NUNO GRANDE, University of Coimbra »The SAAL Housing Process: a legacy of the 1974 Portuguese Revolution«

16.45–17.00 \ Kaffeepause

17.00–17.20 \ PHILIPPE DUFIEUX
École nationale supérieur d‘architecture de Lyon »Un demi-siècle de logements modernes: Lyon (1945–1975), De la Reconstruction aux Grands Ensembles HLM«
17.30–17.50 \ IRINA DAVIDOVICI, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich »Avant-garde in public office: Housing at the London County Council, 1950–1960«

18.00–19.00 \ Diskussion »The public client« \ Moderation: OLIVER ELSER, Kurator Deutsches Architekturmuseum

19.30–20.30 \ KEYNOTE

21.00 \ Empfang in der Mensa der Städelschule, Dürerstraße 10, 60596 Frankfurt am Main

Freitag, 25. November 2016

PANEL 2: ARCHITEKTONISCHE FALLSTUDIEN

10.00 \ Beginn
10.15–10.30 \ Einführung
10.30–10.50 \ JASPER CEPL, Anhalt University of Applied Sciences »Oswald Mathias Ungers and the ›City as a Work of Art‹: The ›Neue Stadt‹ in Cologne, 1961–64«
11.00–11.20 \ KARIN ŠERMAN University of Zagreb »Interpolation–Extrapolation: Drago Galic‘s Residential Buildings at Svacicev Square and Vukovarska Street and Their Two Paradigmatic Design Gestures«

11.30–11.45 \ Kaffeepause

11.45–12.05 \ IRENE LUND, Université libre de Bruxelles »La ›Cite Modèle‹ vs. ›Etrimo‹ – The Capital of Europe’s Housing Construction and the Struggle Between Public and Private Initiatives«
12.15–12.35 \ PANAYOTIS TOURNIKIOTIS, National Technical University of Athens »Nea Philadelphia, and the work of Aris Konstantinidis as the head of the Social Housing Organization, 1955–1957«
12.45–13.45 \ Diskussion »The private space« \ Moderation: ELLI MOSAYEBI, Technische Universität Darmstadt

13.45–14.30 \ Mittagessen und Tagungsende

Flyer zur Veranstaltung: dam_ek_wohnen_in_europa

Internationaler Hochhaus Preis 2016 für Wohnhochhaus ‚VIA 57 West‘ in New York

Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums (DAM) informiert beim Presserundgang am Modell die Besonderheiten und Planungshintergründes des Siegerhochhauses "VIA 57 West" in New York. „VIA 57 West“ wird zusammen mit allen 30 nominierten Wolkenkratzern vom 4. Januar 2016 bis zum  15. Januar im Rahmen der Ausstellung "Best Highrises 2016/17 - Internationaler Hochhauspreis“ im Architekturmuseum Frankfurt präsentiert. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums (DAM) informiert beim Presserundgang am Modell über die Besonderheiten und Planungshintergründes des Siegerhochhauses „VIA 57 West“ in New York. „VIA 57 West“ wird zusammen mit allen 30 nominierten Wolkenkratzern vom 4. Januar 2016 bis zum 15. Januar im Rahmen der Ausstellung „Best Highrises 2016/17 – Internationaler Hochhauspreis“ im Architekturmuseum Frankfurt präsentiert. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Das Wohnhochhaus ‘VIA 57 West‘ in New York gewinnt den mit 50.000 Euro dotierten Wettbewerb um das weltweit innovativste Hochhaus. Es hatte sich durchsetzen können gegenüber 1500 Hochhäusern, von denen 30  für den alle zwei Jahre ausgeschriebenen Internationalen Hochhaus-Preis 2016 nominiert waren. Eine besondere Anerkennung vergab die Jury des Internationalen Hochhauspreises 2016 zudem an das Housing & Development Board (HDB) von Singapur für seine Vorbildfunktion als öffentlicher Träger, der innovative, nachhaltige Hochhäuser für kommunale Wohnprojekte realisiert.
Im Rahmen eines Festaktes konnten die Gewinner, der Architekt Bjarke Ingels (BIG – Bjarke Ingels Group) und Bauherr Douglas Durst (The Durst Organization) den Preis gestern Abend in der Frankfurter Paulskirche entgegen nehmen. Die Auszeichnung überreichten Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main, Dr. Matthias Danne, Immobilien- und Finanzvorstand der DekaBank und Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums (DAM).

Das Siegergebäude „VIA 57 West“

VIA 57 WEST New York, USA. 142 Meter hoch, 35 Etagen, Fertigstellung Februar 2016. © Deutsches Architekturmuseum
VIA 57 WEST New York, USA. 142 Meter hoch, 35 Etagen, Fertigstellung Februar 2016. © Deutsches Architekturmuseum

Vor sechs Jahren hatte noch die New Yorker Stadtverwaltung Douglas Dursts Ansinnen kopfschüttelnd abgelehnt, ein Wohnhochhaus auf einer Industriebrache zwischen Elektrizitäts-Werk und übelriechender Müllaufbereitungsanlage im Westen vom Hudson River errichten zu wollen. Der mehrspurige „schwingende“ Joe DiMaggio Highway Richtung Bronx schnitt zudem das Grundstück zum Hudson hin ab. Die Ecke am westlichen Rand von Midtown, wo die 57. West beginnt, war seit Jahrzehnten als „Hell‘s Kitchen“ verschrien,  wo es heißer und schlimmer sei als in der Hölle. All dies schreckte Investor Douglas Durst, Vorsitzender und Mitglied der dritten, die Durst-Organisation leitenden Generation, nicht von der Wohnbau-Planung des 145 Meter x 55 Meter breiten Handtuchgrundstücks ab. Der Familienunternehmer Durst blieb dran und gewann 2010 den erst 36 Jahre jungen dänischen Shootingstar-Architekten Bjarke Ingels für seine Visionen. Ingels hatte Durst begeistert mit seinen innovativen Wohnkomplexen in Kopenhagen, dem VM House und den Mountain Dwellings, einen künstlichen Wohnhügel über Hochgaragen. Durst ließ darauf hin Ingels Varianten für das 8000 Quadratmeter große Grundstück „VIA 57 West“ erarbeiten. Er war begeistert von dessen Flexibilität im Umgang mit Einschränkungen und Problemen, von denen es mehr als genug gab. Um auch in New York vor Ort zu sein, eröffnet Bjarke Ingels (BIG) ein Zweitbüro in Chelsea, welches mittlerweile mit über 200 Mitarbeitern größer ist als sein Koppenhagener Büro mit 80 Mitarbeitern.

Architekt Bjarke Ingels (l.) mit Bauherrn Douglas Durst freuen sich  über ihren Preis. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Architekt Bjarke Ingels (l.) mit Bauherrn Douglas Durst freuen sich über ihren Preis. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Mit Hilfe Ingels intelligenter Planungsflexibilität gelang es Bauherrn und Architekt schließlich, die Stadtverwaltung unter Bürgermeister Bloomberg innerhalb von über eineinhalb Jahren doch von einer Wohnnutzung zu überzeugen. Erschwerend bei der Planung waren überdies komplizierte Eigentumsrechte. Das Grundstück gehört einer Eigentümergemeinschaft, weshalb der Erbpachtvertrag auf 99 Jahre begrenzt ist. Diese Konstellation sowie die Firmenphilosophie von Durst, keine Immobilien zu veräußern, mündeten folgerichtig in einer Bebauung mit Mietwohnungen.
Einige Vorgaben durch den Investor bezüglich der äußeren Form waren eindeutig: Das Gebäude sollte sich optisch deutlich von einem Bürohochhaus unterscheiden und gleichzeitig dem benachbarten Wohnturm (ebenfalls von Durst) nicht die Sicht auf den Hudson River verstellen. Dem begegneten die Architekten mit dem innovativen Konzept eines „Courtscraper“.

Im Modell erkennt man den parkartig angelegten, leicht ansteigenden  Innenhof. Dieser spiegelt im kleineren Maßstab genau die Proportionen des New Yorker Central Park. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Im Modell erkennt man den parkartig angelegten, leicht ansteigenden Innenhof. Dieser spiegelt im kleineren Maßstab genau die Proportionen des New Yorker Central Park. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Abgewandt von der nordöstlichen Bebauung orientiert sich der Hybrid aus amerikanischem Hochhaus und europäischer Blockrandbebauung zu einem begrünten Innenhof. Gleichzeitig gewährt er von in der Dachfläche integrierten Balkonen geschützte Aussichten auf den Hudson River im Westen. Somit bietet dieser skulpturale Prototyp 709 Wohnungen eine ruhige, geschützte Oase in der lauten Großstadt, ohne sich dabei vor ihr zu verschließen. Das Schaffen von solchen naturnahen Ruhezonen in immer dichter werdenden Metropolen ist eine der Herausforderungen in der Stadtplanung und immer häufiger Bestandteil zeitgemäßer Hochhausarchitektur.
Da fast jede Wohnung aufgrund der komplexen Gebäudegeometrie einzigartig ausfällt und sich nur wenige Typen wiederholen, mussten die Architekten bis zu 250 verschiedene Grundrisse entwickeln, dank digitaler Unterstützung ist das heute machbar. Das gesamte Stockwerk über dem gläsernen Sockelgeschoss ist den vielen Amenities gewidmet, die sich um einen parkartig angelegten, leicht ansteigenden Innenhof gruppieren und über einen Rundlauf erschlossen sind, mit einem Pool auf der Querseite, der mit einem Sonnendeck zum Hudson River aufwartet. Vorher gelangt man an besonderen Environments für Kleinkinder, Teenies und Twens vorbei – Letzteres eine Riesenlounge mit Probeküchen zum Kennenlernen der Singles. Außerdem im Angebot: Billardraum, Pokerraum, Golfsimulator, Waschsalon, Leseraum, Galerie, Kino- und Fernsehsaal, Hunderte Quadratmeter Fitnessgeräte und als Überraschung eine doppelgeschossige Basketballhalle.

Modell "432 Park-Avenue", mit Quadratmeterpreisen ab 50 000 Euro.  1 zu 15 (28 Meter Breite zu 426 Meter Höhe) Bleistiftproportionen. Architekturmuseum bis 15.01.16. Foto: Diether v. Goddenthow
Modell „432 Park-Avenue“, mit Quadratmeterpreisen ab 30 000 Euro. 28 Meter Breite zu 426 Meter Höhe;  1 zu 15 Bleistiftproportionen. Architekturmuseum bis 15.01.16. Foto: Diether v. Goddenthow

Im Gegenzug zu den himmelstrebenden Bleistiften in der Nähe mit ihren astronomischen Wohnungskaufpreisen von 30.000 bis 50.000 Euro pro Quadratmeter ist das VIA 57 West ein Mietshaus.
Der Entwurf dieses ikonenhaften Projekts geschieht vor dem Hintergrund eines stetig wachsenden Erfolgs von BIG in den Vereinigten Staaten. Während der sechsjährigen Planungszeit wuchs die New Yorker Dependance des dänischen Architekturbüros von sechs auf 200 Mitarbeiter.

 

 

Ökologische Aspekte/Nachhaltigkeit
Verwendung von recycelten und erneuerbaren sowie lokal erhältlichen Materialien mit niedrigen Anteilen an flüchtigen organischen Verbindungen (VOC); energieeffiziente Haustechnik; natürliche Belüftung; bedarfsgesteuerte Lüftungsanlage; gute natürliche Beleuchtung; hochleistende Isolierverglasung; Bewegungsmelder in den Gemeinschaftsbereichen und Verkehrswegen; Wasser sparende Armaturen; Hybridwärmepumpe; Regenwassersammlung zur Kühlung und Bewässerung; aufwendig begrünter Innenhof.

Aus der Jurybegründung

Prof. L. Messari-Becker, Jury-Sprecherin. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Prof. L. Messari-Becker, Jury-Sprecherin. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Die Jury wählte VIA 57 West aus, obwohl es kein typisches Hochhaus ist: „Es ist ein hohes Gebäude, aber ist es ein Hochhaus?“. Schließlich einigte sich die Jury darauf, dass dieses Anti-Hochhaus-Hochhaus durch die „Klarheit des Konzepts“ unsere Wahrnehmung der Stadt durch seine innovative Botschaft zu verändern vermag.
Das Projekt zeichnet sich durch seine Neuinterpretation des New Yorker Blocks aus. Als Wohngebäude mit Innenhof ist es in gewisser Weise ein privates Gebäude, das jedoch auch eine öffentliche Dimension bietet. Von den Einschränkungen des New Yorker Blocks und der New Yorker Bauordnungsbestimmungen ausgehend, bietet VIA 57 West das innovativste Form- und Raumkonzept. Das Rahmenwerk der Bauordnungsbestimmungen ist für gewöhnlich sehr einschränkend und wird als problematisch für das städtische Bauprogramm empfunden. Hier wurde gerade dieser problematische Umstand genutzt, um etwas Positives zu schaffen. Das ist einfach brillant.
Ferner wendet sich das Projekt nicht an die oberen oder unteren Einkommens-schichten, sondern an die Mitte, die das Gewebe darstellt, aus dem weltweit Städte gemacht werden.

Ausstellung BEST HIGHRISES 2016/17 – INTERNATIONALER HOCHHAUS PREIS 2016
Alle 30 nominierten Hochhäuser aus 14 Ländern werden mit viel Hintergrundinformationen präaentiert, die Finanlisten mit Modellen.  Führungen: Jeweils samstags und sonntags, 16 Uhr, mit Yorck Förster. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Alle 30 nominierten Hochhäuser aus 14 Ländern werden mit viel Hintergrundinformationen präsentiert, die Finanlisten werden mit Modellen gezeigt. Führungen: Jeweils samstags und sonntags, 16 Uhr, mit Yorck Förster. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

4. November 2016 – 15. Januar 2017
im Deutschen Architekturmuseum (DAM), 3. Obergeschoss
Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt am Main
Öffnungszeiten: Di, Do—So 11.00 — 18.00 \ Mi 11.00 — 20.00 \ Mo geschlossen

Führungen: Jeweils samstags und sonntags, 16 Uhr, mit Yorck Förster.
Insgesamt 30 Hochhäuser aus 14 Ländern, die binnen der letzten zwei Jahre weltweit gebaut wurden, hat das Deutsche Architekturmuseum (DAM) im Wettbewerb für den Internationalen Hochhaus Preis (IHP) nominiert. Im dritten Obergeschoss präsentiert das DAM in der Ausstellung „Best Highrises 2016/17“ alle nominierten Projekte und zeigt dabei das Spektrum und die aktuellen Tendenzen des zeitgenössischen Hochhausbaus auf.
Der Gewinner 2016, das Wohnhochhaus VIA 57 West in New York von BIG-Bjarke Ingels Group, wird zusammen mit den vier weiteren Finalisten-Projekten ausführlich auf eigenen Ausstellungsplattformen dokumentiert.
Zwei der Finalisten 2016 kommen ebenfalls aus New York, die zwei weiteren aus Singapur: Four World Trade Center (New York/USA) von Maki & Associates, Tokio/Japan; 432 Park Avenue (New York/USA) von Viñoly, New York/USA; SkyHabitat (Singapur) von Safdie Architects, Boston/USA und SkyVille@Dawson (Singapur) von WOHA Architects, Singapur.

Hochinteressante Einblicke gewährt das Modell von Housing & Development Board von Singapur. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Hochinteressante Einblicke gewährt das Modell von Housing & Development Board von Singapur. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Eine besondere Anerkennung geht an das Housing & Development Board von Singapore für dessen Bestrebungen zur Förderung der „Hyperverdichtung“. Das Housing & Development Board fungiert hier als Auftraggeber von innovativen Projekten wie SkyVille@Dawson von WOHA Architects, SkyTerrace@Dawson von SCDA Architects und The Pinnacle@Duxton von ARC Studio Architecture + Urbanism, einem Finalisten des Internationalen Hochhaus Preises 2012.
In der Ausstellung werden Tragwerkskonstruktionen und technische Details anhand von Plänen dargestellt. Die Fassaden und Innenräume sind auf zahlreichen Fotografien abgebildet, einzelne Bauten werden durch Architekten- und Bauherreninterviews ergänzt. Modelle der Finalisten-Wolkenkratzer ermöglichen dem Besucher, die Gebäude als Ganzes zu erfassen. In kurzen Texten werden die wesentlichen Aspekte jedes Gebäudes sowie die ökologischen Kriterien dargelegt.

Katalog zur Ausstellung
highrises16-coverEin begleitender Katalog ist im jovis Verlag unter dem Titel: „Best Highrises 2016/ 17. The International Highrise Award / Internationaler Hochhaus Preis 2016″ erschienen. Der von Peter Körner und Peter Cachola Schmal herausgegebene Band dokumentiert alle 30 Projekte ausführlich und versammelt Beiträge von Brigitte Shim und Peter Cachola Schmal.
Deutsch-Englisch, 128 Seiten, zahlr. farb. Abb., Zeichn., 21 x 27 cm, jovis Verlag, ISBN 978-3-86859-431-7; Preis: 29,95 Euro

Zum Hochhauspreis:

Alle zwei Jahre
Der Internationale Hochhaus Preis wird seit 2004 alle zwei Jahre von der Stadt Frankfurt am Main ausgelobt. Initiiert wurde der IHP 2003 gemeinsam von der Stadt Frankfurt, dem Deutschen Architekturmuseum und der DekaBank. Finanziert wird er vom Deutschen Architekturmuseum und der DekaBank. Im Jahr 2016 wird er zum siebten Mal verliehen. Die Kriterien für die Auszeichnung sind, dass das Gebäude Nachhaltigkeit, äußere Form und innere Raumqualitäten wie auch soziale Aspekte zu einem vorbildlichen Entwurf verbindet. Der IHP richtet sich an Architekten und Bauherrn, deren Gebäude mindestens 100 Meter hoch sind und in den vergangenen zwei Jahren fertiggestellt wurden.
Statuette Internationaler Hochhaus Preis 2016

Der international gefragte Fotokünstler Thomas Demand entwarf im Auftrag der DekaBank die Preisstatuette. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Der international gefragte Fotokünstler Thomas Demand entwarf im Auftrag der
DekaBank die Preisstatuette. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Das Wahrzeichen des Internationalen Hochhaus Preises wird seit 2004 alle zwei Jahre vom Künstler Thomas Demand neu angefertigt und dem jeweiligen Gewinner überreicht. Die Statuette besteht aus hauchdünnen Titanschichten, die mit Hilfe einer Elektronenstrahl-Schmelztechnologie (EBM) in nahezu beliebiger Geometrie übereinander geschichtet werden. Das Verfahren, das vor allem zur Herstellung medizinischer Implantate sowie in der Raumfahrt- und Automobilindustrie angewendet wird, gilt derzeit als die innovativste Fertigungstechnik im Bereich des Rapid Manufacturing.
Werke von Thomas Demand sind aktuell in Museen in Washington, San Francisco, Baden-Baden, London, New York, Istanbul und Wien zu sehen.

Partner Internationaler Hochhaus Preis 2016
(v.l.n.r.): Björn Korschinowski, Leiter Unternehmenskommunikation DEKA-Bank, Peter Cachola Schmal, Direktor Architekturmuseum, Prof. L. Messari-Becker, Jury-Sprecherin, Mr. Fong Chun Wah, Architekt des Housing & Development Board, Singapur, Dr. Ina Hartwig, Sozialdezernentin, Dr. Matthias Danne Finanz- und Immobilienvorstand der DekaBank Deutsche Girozentrale, Bjarke Ingels, Architekt VIA 57 West, Douglas Durst, Bauherr.  Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
(v.l.n.r.): Björn Korschinowski, Leiter Unternehmenskommunikation DEKA-Bank, Peter Cachola Schmal, Direktor Architekturmuseum, Prof. L. Messari-Becker, Jury-Sprecherin, Mr. Fong Chun Wah, Architekt des Housing & Development Board, Singapur, Dr. Ina Hartwig, Sozialdezernentin, Dr. Matthias Danne Finanz- und Immobilienvorstand der DekaBank Deutsche Girozentrale, Bjarke Ingels, Architekt VIA 57 West, Douglas Durst, Bauherr. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Stadt Frankfurt am Main
Frankfurt am Main ist die dynamische Finanz- und Kulturstadt mit der imposantesten Skyline Deutschlands. Dank ihrer exzellenten Infrastruktur ist Frankfurt als Zentrum der Region FrankfurtRheinMain nicht nur sehr gut erreichbar, sondern auch sehr gut vernetzt. Mit ihren rund 60.000 Unternehmen, 650.000 Arbeitsplätzen, 248 Quadratkilometern Fläche und 700.000 Einwohnern aus 180 Nationen gilt Frankfurt als dynamische und vielseitige Metropole mit kurzen Wegen. Unweit der Hochhäuser liegen bekannte Sehenswürdigkeiten wie der Kaiserdom und die Paulskirche, die Wiege der deutschen Demokratie, oder auch das Museumsufer Frankfurt. Dieses ist das Herzstück der durch sieben Brücken verbundenen Frankfurter Museumslandschaft und beeindruckt durch eine gelungene Synthese aus attraktiven Kultur-Highlights und kontrastreicher Stadtplanung. Als markantes Ziel für Gäste aus aller Welt ziehen die Institutionen des Museumsufers Frankfurt alljährlich mehr als zwei Millionen Besucherinnen und Besucher an. Auch die Bühnen sind großartige Botschafter für die Kulturstadt Frankfurt und begeistern das Fachpublikum mit ihrer künstlerischen Arbeit international. Frankfurt schlägt eine gekonnte Brücke zwischen den Spuren der Vergangenheit und zeitgenössischer Architektur und damit zwischen Tradition und Moderne – Frankfurt steht für eine bemerkenswerte Kontinuität auf höchstem Niveau.

Deutsches Architekturmuseum (DAM), Frankfurt am Main
Das Deutsche Architekturmuseum befindet sich in einer Gründerzeitvilla am Frankfurter Museumsufer. Der renommierte Architekt Oswald Mathias Ungers baute die Villa 1979 bis 1984 zum ersten Architekturmuseum in Deutschland um. Im Mittelpunkt von Ungers weißer Museumsarchitektur steht eine kubische Konstruktion – das „Haus im Haus“ ist eine Metapher für die Architektur. Das DAM versteht sich als Ausstellungshalle und Diskussionsforum für aktuelle Fragen der Architektur. Wechselausstellungen behandeln vielfältige Themen der Architektur und des Städtebaus des 20./21. Jahrhunderts. Die Dauerausstellung „Von der Urhütte zum Wolkenkratzer“ veranschaulicht anhand von 25 Modellpanoramen die Entwicklungsgeschichte der Architektur.

DekaBank Deutsche Girozentrale, Frankfurt am Main
Die DekaBank ist das Wertpapierhaus der Sparkassen, gemeinsam mit ihren Tochtergesellschaften bildet sie die Deka-Gruppe. Mit Total Assets in Höhe von rund 245 Mrd. Euro (per 30.06.2016) sowie über vier Millionen betreuten Depots ist sie einer der größten Wertpapierdienstleister in Deutschland. Sie eröffnet privaten und institutionellen Anlegern Zugang zu einer breiten Palette an Anlageprodukten und Dienstleistungen. Die DekaBank ist fest verankert in der Sparkassen-Finanzgruppe und richtet ihr Angebotsportfolio ganz nach den Anforderungen ihrer Eigentümer und Vertriebspartner im Wertpapiergeschäft aus.
Das Geschäftsfeld Immobilien bündelt die weltweite Immobilienkompetenz der Deka-Gruppe. Die Kapitalanlagegesellschaften Deka Immobilien Investment GmbH und WestInvest Gesellschaft für Investmentfonds mbH managen und betreuen gemeinsam mit der Servicegesellschaft Deka Immobilien GmbH ein Immobilienvermögen von rund 28 Mrd. Euro (per 30.06.2016). Das Immobilienfinanzierungsgeschäft der DekaBank stellt mit einem Neugeschäftsvolumen von rund 2,5 Mrd. Euro jährlich die zweite wesentliche Säule des Geschäftsfelds dar.

Deutsches Architekturmuseum DAM
Schaumainkai 43
60596 Frankfurt am Main

Plätze in Deutschland 1950 und heute – eine Gegenüberstellung am 6. Oktober 2016 im Institut Français Mainz

© Institut Français
© Institut Français

Am 6. Oktober 2016 findet im Institut Français Mainz die Eröffnung der Ausstellung „Plätze in Deutschland 1950 und heute – eine Gegenüberstellung“ statt.

Stadträume sind Ausdruck unserer Kultur. Sie haben Einfluss auf die Lebensqualität, prägen unser tägliches Leben und tragen zur Innen- und Außenwahrnehmung einer Stadt bei. Hierbei kommt Plätzen eine besondere Bedeutung zu – sie sind weit mehr als unbebaute Stellen in der Stadt. Seit Jahrhunderten spielen sie eine wichtige Rolle als Treffpunkt der Stadtbewohner, sind Handelsräume und repräsentative stadträumliche Zentren, an denen bedeutende Bauwerke liegen (mehr)

Zur Vernissage am 6. Oktober 2016 wird der Architekt und Ausstellungsentwickler Prof. Christoph Mäckler (Direktor Deutsches Institut für Stadtbaukunst) eine Einführung in die Ausstellung geben. Anschließend werden Prof. Mäckler und Prof. Dr. Detlef Kurth (Hochschule für Technik, Stuttgart) die Inhalte unter der Moderation von Thomas Metz (Generaldirektor Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz) diskutieren.

Datum: Donnerstag, 6. Oktober 2016
Uhrzeit: 18.30 Uhr
Ort: Institut Français Mainz, Salon

Eintritt frei.

Ausstellungsdauer: 6. Oktober – 7. November 2016

Die Ausstellung des Deutschen Instituts für Stadtbaukunst an der TU Dortmund in Zusammenarbeit mit Dr. Rolf-E. Breuer zeigt das Institut Français Mainz in Kooperation mit dem Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz.

50 Jahre MAG – Festakt im Museum für Antike Schiffahrt vor über 250 Gästen

Die russisch-deutsche SandArt-Künstlerin Natalya Netselya faszinierte die über 250 Jubiläumsgäste mit ihrer aus Sand hingezauberten, auf Großleinwand projizierten  Restrospektive "50 Jahre MAG-Firmengeschichte" . Die Abbildung zeigt das Abschluss-Bild. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture
Die russisch-deutsche SandArt-Künstlerin Natalya Netselya faszinierte die über 250 Jubiläumsgäste mit ihrer aus Sand hingezauberten, auf Großleinwand projizierten Restrospektive „50 Jahre MAG-Firmengeschichte“ . Die Abbildung zeigt das Abschluss-Bild, an das die Künstlerin (Handschatten rechts unten) noch letzte Hand anlegt. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-Picture

Mit einem Festakt im Museum für Antike Schiffahrt feierte die Mainzer Aufbaugesellschaft mbH (MAG) am 12. September 2016 ihren 50. Geburtstag. Rund 250 Gäste aus Politik, Finanzen und der Immobilienbranche, darunter Mitarbeiter und ehemalige Weggefährten der MAG, erlebten ein abwechslungsreiches Programm.

Der Mainzer Bürgermeister Günter Beck, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens, lobte die positive Entwicklung der Mainzer Aufbaugesellschaft: „Die MAG steht gut da, die Auftragsbücher sind mit Projektgeschäften gut gefüllt und es gibt sehr gute Zukunftsperspektiven auch in Richtung Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main.“ Demnach hat die MAG, laut Beck, in den letzten fünf Jahren ihre Eigenkapitalquote von 15 auf rund 30 Prozent verdoppelt und im gleichen Zeitraum summiert ein Jahresergebnis von ca. 8 Millionen Euro erwirtschaftet, im Schnitt 1,6 Millionen Euro pro Jahr. Damit leiste die MAG zugleich einen wichtigen Konsolidierungsbeitrag in Millionenhöhe zum städtischen Haushalt.

Foto:  Agentur Bonewitz
Foto: Agentur Bonewitz

In seinem Grußwort erinnerte er an die Krisenjahre um 2010 und erklärte, wie das Mainzer Unternehmen den Weg zurück in die Erfolgsspur meisterte. Dazu gehörte auch der Einstieg der Epple Holding als Gesellschafter der MAG im Jahr 2011 und damit verbunden ein stärkeres Engagement im Wohnungsbau. Aktuelle Beispiele sind das Torhaus am Winterhafen, das Gartenquartier in der Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße oder der Hopfengarten in der Mainzer Altstadt.

In einem Videobeitrag zum 50-jährigen Jubiläum wurde die wechselvolle Geschichte der MAG aufgezeigt, die mit dem Bau des Hilton-Hotels 1966 begann. In den vergangenen 50 Jahren hat die MAG teils spektakuläre Bauten in Mainz realisiert, darunter das Museum für Antike Schiffahrt, das Hyatt-Hotel, das „Kleine Haus“ des Staatstheaters, die Römerpassage, die neue Synagoge, die Erweiterung der Rheingoldhalle um den Gutenbergsaal, aber auch Unternehmensgebäude für SAT 1 und ZDF Enterprises oder das Gleisbergzentrum. „Nicht nur rückblickend betrachtet, auch aktuell prägen die Bauten der MAG und das Engagement der MAG die Stadt Mainz“, so Oberbürgermeister Michael Ebling, der ergänzte: „Bemerkenswert bleibt immer, Projekte, die die MAG anpackt, die haben auch den Stempel der jeweiligen Zeit und ich glaube, es tut der Stadt gut, dass sie auch eine zeitgenössische Architektur zeigen kann.“

In einem Impulsvortrag hob Eric Menges, Geschäftsführer der FrankfurtRheinMain GmbH, anschließend die zunehmende Bedeutung der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main hervor: „Frankfurt-Rhein-Main ist weltweit einer der Hotspots der Globalisierung. Diese Chance müssen wir nutzen.“ Erst im vergangenen Jahr hatte der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling gemeinsam mit Landräten und Oberbürgermeistern, u.a. der Städte Frankfurt, Wiesbaden, Offenbach und Aschaffenburg, eine Resolution zur Zukunft der Metropolregion als Erstunterzeichner verabschiedet. Die Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main gehört demnach zu den boomenden Regionen Europas. Von diesem Wachstum will auch die MAG profitieren, die sich in den vergangenen Jahren strategisch neu aufgestellt hat und neben ihrem Engagement in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt auch Projektgeschäfte in der Metropolregion generieren möchte. So hat sich die MAG bereits eine Kaufoption über ein 11.500 m² großes Grundstück in Darmstadt gesichert.

Die kleine Talkrunde thematisierte vor den Gästen abschließend die zukunftsweisende Bedeutung der Metropolregion FrankfurtRheinMain für Mainz und die MAG.  (vl.) Eric Menges, Geschäftsführer der FrankfurtRheinMain, Günter Beck, Bürgermeister und MAG-Aufsichtsratsvorsitzender GmbH,Marianne Grosse, Baudezernentin, Moderator, Günter Jertz, Hauptgeschäftsführer IHK Rheinhessen, Martin Dörnemann, Geschäftsführer der MAG. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture
Die kleine Talkrunde thematisierte vor den Gästen abschließend die zukunftsweisende Bedeutung der Metropolregion FrankfurtRheinMain für Mainz und die MAG. (vl.) Eric Menges, Geschäftsführer der FrankfurtRheinMain, Günter Beck, Bürgermeister und MAG-Aufsichtsratsvorsitzender GmbH,Marianne Grosse, Baudezernentin, Moderator, Günter Jertz, Hauptgeschäftsführer IHK Rheinhessen, Martin Dörnemann, Geschäftsführer der MAG. Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture

Resümee zum Jubiläum von Martin Dörnemann, Geschäftsführer der MAG: „Die damalige Gründung der Mainzer Aufbaugesellschaft war ein visionäres Modell, das sich in den letzten 50 Jahren sehr gut bewährt hat und bei dem die Gesellschafter auf unterschiedliche Weise vom Geschäftsmodell der MAG profitiert haben und so hat die MAG auch heute noch mehr Zukunftsperspektive denn je zuvor.“

Kurzer Rückblick auf die Gründung der MAG

Am 12. September 1966 wurde der Gesellschaftsvertrag zwischen der Stadt Mainz und den Gründer-Banken – Stadtsparkasse Mainz, Union Treuhand GmbH und Mittelrheinische Bank AG & Co. – unterschrieben und beurkundet. Dadurch wurde zugleich eines der ersten Public-Private-Partnership-Modelle in Deutschland aus der Taufe gehoben. Als erste Geschäftsführer wurden Hans Sommer (Finanzdirektor und späterer Bürgermeister der Stadt) und Karl Roth (Leiter des Amtes für Wirtschafts- und Verkehrsförderung der Stadt Mainz) berufen. Sie verfügten über ein Stammkapital von 2,4 Millionen DM.

Die Gründung der MAG war letztlich dem Engagement des damaligen Oberbürgermeisters Jockel Fuchs zu verdanken, der die Richt- und Leitlinien für die Durchführung eines Hotelprojekts festlegte und die Verhandlungen darüber selbst in die Hand nahm. „Das war bundesweit eine Sensation, als bekannt wurde, dass eine internationale Hotelkette wie Hilton International nach Mainz kommt“, erinnert sich der Bankier und einer der Gründerväter, Wolfgang Strutz.

Die Stadtspitze rund um Jockel Fuchs erhoffte sich durch die Hotelansiedlung des Hilton und den Bau der Rheingoldhalle, künftig als Tagungs- und Kongressstadt im Konzert der Großen mitspielen zu können. Am 27. Mai 1966 wurde der Vertrag zwischen Hilton und der Stadt Mainz unterschrieben, wenige Monate später die MAG gegründet, die nicht nur den Hotelbau finanzierte und realisierte, sondern auch zugleich das Gebäude mit einem umfangreichen Vertragswerk an die Hilton International Company verpachtete. Damit war Mainz Ende der 1960er Jahre eine von 14 Städten in Europa, die ein Hilton-Hotel präsentieren konnten, unter ihnen London, Athen, Berlin, Paris, Madrid und Rom.

Ein vielversprechendes Anschlussprojekt der MAG war der Bau des IBM-Gästehauses, 1969, das später als MAG-Hotel fungierte. In den Folgejahren baute die MAG unter anderem Hotels, Kindergärten, Gebäude für Berufsgenossenschaften, Parkhäuser, Bürgerhäuser, Sportstätten, Museen, Verwaltungsgebäude, Einkaufspassagen und Wohnquartiere.

Daten und Fakten zur MAG
Gegründet: 1966
Jährliches Projektvolumen: ca. 75 Millionen Euro
Gesellschafter, Stand 2016:
Landeshauptstadt Mainz – 43,32 %
Zentrale Beteiligungsgesellschaft der Stadt Mainz mbH – 6,58 %
Epple Holding – 24,9 %
Mainzer Volksbank – 9,9 %
Sparkasse Mainz – 9,9 %
FVH Frankfurter Vermögens Holding GmbH – 2,7 %
LBBW Landesbank Baden Württemberg – 2,7 %
Aufsichtsratsvorsitzender: Günter Beck, Bürgermeister und Finanzdezernent der Stadt Mainz
Geschäftsführer: Martin Dörnemann und Christian v. der Lühe
Mitarbeiter: ca. 50
Sitz des Unternehmens: Hechtsheimer Straße 37,55131 Mainz

»Von der Simulation zur Imagination« ,1. Juli 2016, 11.00 – 16.00 Uhr, Leibniz-Institut für Europäische Geschichte Mainz

Siegerentwurf DFZ Architekten GmbH, Hamburg
Siegerentwurf DFZ Architekten GmbH, Hamburg

Von der Simulation zur Imagination: Grenzen »historischer Authentizität«
Die Umbaupläne für das Mainzer Gutenberg-Museum stoßen auf große Kritik. Viele sehen das historische Stadtbild gefährdet. Doch wie sieht eine gelungene authentische Bebauung einer Innenstadt aus?

›Architektonische Rekonstruktion‹, ›Wissenschaftliches Plagiat‹ und ›Bildmanipulation‹ sind die Themenblöcke des hochkarätig besetzten Werkstatt-Gesprächs

»Von der Simulation zur Imagination«
1. Juli 2016, 11.00 – 16.00 Uhr
Leibniz-Institut für Europäische Geschichte
Alte Universitätsstraße 19, 55116 Mainz

Im Mittelpunkt stehen die Grenzen historischer Authentizität und die Strategien, mit denen Authentizität erzeugt wird – ein Vorgehen, welches insbesondere in den Fällen greifbar wird, in denen es umstritten wird. Plagiat, Bildmanipulation und architektonische Rekonstruktion lassen erkennen, dass Authentizität aufs engste mit Vorstellungen von Imagination, Verbesserung und Täuschung verbunden ist. Wo das eine anfängt und das andere aufhört, wird in politischen und gesellschaftlichen Kontexten unterschiedlich verstanden, die Grenzen sind kulturell bedingt, aber auch situativ und verhandelbar.

Ausgehend von aktuellen Fällen erörtern:

  • Gerhard Dannemann (Professor for English Law, British Economy and Politics, Humboldt Universität zu Berlin)
  • Matthias Kleiner (Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Berlin)
  • Elmar Theveßen (Stellvertretender Chefredakteur des ZDF, Mainz)
  • Karl N. Renner (Professor für Fernsehjournalismus, JGU Mainz)
  • Joachim Wendt (Geschäftsführer schneider+schumacher, Frankfurt a.M.)
  • Gabriele Dolff –Bonekämper (Prof. für Denkmalpflege, TU Berlin)

die elementaren Prozesse und Bedingungen für die gesellschaftliche Akzeptanz von Authentizität,
welche die heutige wissenschaftliche Forschung, die allgegenwärtige visuelle Kultur und die
Neugestaltung des öffentlichen Raums prägen.

Organisiert wird das Werkstatt-Gespräch vom Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, dem
Institut für Deutsche Sprache (Mannheim) und dem Leibniz-Forschungsverbund »Historische
Authentizität«. Das ausführliche Programm finden Sie unter www.ieg-mainz.de.

»Von der Simulation zur Imagination«
1. Juli 2016, 11.00 – 16.00 Uhr
Leibniz-Institut für Europäische Geschichte
Alte Universitätsstraße 19, 55116 Mainz

Ausstellung „Baukultur in Deutschland“ der Wüstenrot Stiftung in der IHK Wiesbaden eröffnet

Foto © massow-picture
Foto © massow-picture

Zu den hervorstechendsten Merkmalen Wiesbadens zählen die vielen Villen und Prachtbauten, die imposanten Gründerzeithäuser und die wunderbar angelegten Parks. Doch es sind nicht nur die historischen Baudenkmäler, die einen Standort formen – auch in der Gegenwart gibt es Ikonen der Baukunst. Prämierte Beispiele präsentiert die Ausstellung „Baukultur in Deutschland“, die am Donnerstag, 11. Februar, im 200 Jahre alten Erbprinzenpalais der IHK Wiesbaden eröffnet wurde. Die Wanderausstellung zeigt 14 ausgezeichnete Projekte und weitere bemerkenswerte Einsendungen des Gestaltungspreises „Baukultur in Deutschland“ der Wüstenrot Stiftung.

(vl.) Dr. Christian Gastl, Präsident der IHK Wiesbaden; Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung; Barbara Ettinger-Brinckmann, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer; Joachim E. Schielke, Vorsitzender des Vorstands der Wüstenrot-Stiftung; Prof. Dipl.-Ing. Michael Schumacher. Foto © massow-picture
(vl.) Dr. Christian Gastl, Präsident der IHK Wiesbaden; Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung; Barbara Ettinger-Brinckmann, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer; Joachim E. Schielke, Vorsitzender des Vorstands der Wüstenrot-Stiftung; Prof. Dipl.-Ing. Michael Schumacher. Foto © massow-picture

„Unser Anspruch als IHK mit eigener 150-jähriger Geschichte ist es, Tradition und Moderne zu verbinden. Wir wollen das Alte nicht konservieren, sondern wir wollen in Gedenken unserer Wurzeln Raum für Neues geben“, begrüßte IHK-Präsident Dr. Christian Gastl die gut 100 Gäste. „Wenn Sie die eindrucksvollen Projekte studieren, werden Sie erkennen, dass es nicht nur die historischen Baudenkmäler sind, die einen Standort formen – auch in der Gegenwart gibt es neue Ikonen der Baukunst“. In seiner Rede zur Ausstellungseröffnung ging der Hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir auf die gute Entwicklung des Architekturmarkts in Hessen ein: „Die Architektur-Branche ist Teil der Kultur- und Kreativwirtschaft. Ihr Anteil am Gesamtumsatz dieses Wirtschaftszweiges liegt in Hessen bei etwa 8 Prozent – im Bundesdurchschnitt sind es nur 6,3 Prozent.“ Die Branche erwirtschafte jährlich einen Umsatz in Höhe von gut einer Milliarde Euro. In Hessen sitzen rund 3.500 Architekturbüros, darunter auch zahlreiche von internationaler Bekanntheit. Al-Wazir betonte, dass Baukultur ein Element von Lebensqualität sei: „Wir wollen deswegen einen dauerhaften Dialog zwischen Fachleuten, Bauherren und Bürgern über Funktionalität und Schönheit, kulturelles Erbe und moderne Gestaltung, Kosten und Nachhaltig fördern, etwa mit der Landesinitiative ‚Baukultur in Hessen‘ oder dem Tag der Architektur.“

Der alle zwei Jahre bundesweit ausgeschriebene Gestaltungspreis „Baukultur in Deutschland“ der gemeinnützig tätigen Wüstenrot Stiftung versucht, anhand besonders gelungener Beispiele einen Beitrag zur Klärung der wichtigsten Kriterien und Merkmale von Baukultur zu leisten. Stiftungsvorsitzender Joachim E. Schielke erklärt: „Die Bedeutung von Baukultur wird leider oft unterschätzt. In einer globalen Welt ist Baukultur eine Visitenkarte für Städte und Unternehmen und schafft Identität und Lebensqualität. Der Gestaltungspreis verdeutlicht, dass Baukultur aus vielen unterschiedlichen, privaten, gewerblichen und öffentlichen Bauaufgaben entsteht.“

Für den aktuellen Wettbewerb gab es 615 Einsendungen aus dem gesamten Bundesgebiet. Die 14 Projekte wurden von einer hochkarätig besetzten Jury ausgezeichnet. Der mit 15.000 Euro dotierte Gestaltungspreis ging an die Architekten Lederer Ragnarsdóttir Oei (Stuttgart) für den Neubau des Hospitalhofes in Stuttgart. Damit würdigt die Jury ein vorbildhaftes Bauen im städtebaulichen Bestand sowie einen gelungenen Beitrag zur Stadtreparatur. Eine mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung erhielt die Schneider + Schumacher Planungsgesellschaft mbH aus Frankfurt am Main in Kooperation mit SPI Schüßler Plan Ingenieurgesellschaft mbH für den Neubau der Ölhafenbrücke in Raunheim. Ausgezeichnet wurde auch eine Arbeit des Wiesbadener Architekturbüros Kissler + Effgen für die Umgestaltung des Innenraums der Sankt Bartholomäus Kirche in Köln.

Weitere Informationen zu den Projekten finden sich unter: http://www.wuestenrot-stiftung.de/

Die Ausstellung im Foyer der IHK Wiesbaden, Wilhelmstraße 24-26, kann vom 12. Februar bis 10. März montags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr und freitags von 8 bis 16 Uhr besichtigt werden.