Zeitgemäß wohnen in historischen Fachwerkgebäuden – Spatenstich für energieeffizientes Musterhaus im Freilichtmuseum Hessenpark

Aus den Balken des Hauses aus Radheim entsteht bis 2019 ein energieeffizientes Musterhaus im Hessenpark. Foto: Eva Otto
Aus den Balken des Hauses aus Radheim entsteht bis 2019 ein energieeffizientes Musterhaus im Hessenpark. Foto: Eva Otto

Neu-Anspach, den 6. November 2017. Kann man in einem historischen Fachwerkhaus wohnen und den modernen Lebensstandard des 21. Jahrhunderts genießen? Die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte und das Freilichtmuseum Hessenpark zeigen, dass dies möglich ist. Mit dem Projekt „Kompetenzzentrum für Klimaschutz in Fachwerkstädten“ wollen sie Beratung, Information und nachahmenswerte Beispiele für Energieeffizienz und Ressourcenschonung in Fachwerkstädten anbieten. Zum einen sollen dafür in den Städten Bleicherode (Thüringen), Hannoversch Münden (Niedersachsen), Schiltach (Baden-Württemberg) und Wolfhagen (Hessen) energetische Sanierungen von Fachwerkhäusern modellhaft dargestellt werden, die Immobilieneigentümern und Fachwerkinteressierten als Orientierung für eigene Maßnahmen dienen können. Zum anderen entsteht im Freilichtmuseum Hessenpark ein Musterhaus für zeitgemäßes und energieeffizientes Wohnen, das aktuelle bauphysikalische Standards berücksichtigt und eine hohe Wohnqualität bieten soll.

Für dieses Musterhaus fand heute der symbolische erste Spatenstich statt. Diesen führten Prof. Manfred Gerner, Projektinitiator und Präsident der Arbeitsgemeinschaft, und Hessenpark-Museumsleiter Jens Scheller gemeinsam aus. Das Haus wird in der Museumssaison 2018 zur Schaubaustelle, auf der die Besucher den Fortgang der Aufbauarbeiten verfolgen können. Die Fertigstellung des Gebäudes ist für Herbst 2019 geplant. „Entstehen soll ein Fachwerkhaus, in dem auch im kommenden Jahrzehnt jeder von uns gerne leben würde“, erläutert Manfred Gerner. „Durch die Qualität der handwerklichen Wiederherstellung und die Einbeziehung zeitgenössischer Architekturelemente setzt das Musterhaus Maßstäbe und liefert Ideen für den möglichen Umgang mit diesem historischen Konstruktionstyp“, ergänzt Jens Scheller.

So schön und ausgereift die Fachwerkbauweise auch ist, gibt es folgende Probleme: unzureichend gedämmte Gebäudehüllen, kaum vorhandene Horizontalsperren gegen aufsteigende Feuchtigkeit, niedrige Raumhöhen, kleine Grundrisszuschnitte sowie geringe Wind- und Schlagregendichtigkeit der Fachwerkfassade durch Fugen und Risse. Hier setzt das Projekt an und zeigt, wie die praktische, kostenbewusste und sachgerechte Wiederherstellung des Fachwerkgerüsts und der Ausbau des Hauses nach neuesten Erkenntnissen und den Ansprüchen an heutiges Wohnen funktionieren kann. Neben der Energieeffizienz ist die Baustoffwahl nach ökologischen und nachhaltigen Kriterien erklärtes Demonstrationsziel des Musterhauses.

Bauherren, Handwerker, Planer und alle anderen Betrachter des Gebäudes dürfen sich auf kreative Lösungen und stimmige Konzepte freuen. Für einzelne Bauteile sollen nach der Fertigstellung unterschiedliche Varianten gezeigt, verglichen und in ihrer Wirkung bewertet werden. Grundlage für das Gebäude ist ein Haus aus dem südhessischen Radheim, das 1979 ins Freilichtmuseum Hessenpark kam. Es verfügt über zwei Stockwerke und hat eine Wohnfläche von circa 86 Quadratmeter. Eventuell wird diese Fläche noch um einen modernen Glasanbau erweitert.

Ziel des Projekts „Kompetenzzentrum für Klimaschutz in Fachwerkstädten“ ist, die bisher geringe Rate energetischer Sanierung von Fachwerkgebäuden in Deutschland zu steigern und Fachwerkstädte insgesamt zu modernisieren. In Deutschland gibt es rund 2,4 Millionen Fachwerkhäuser, viele davon unter Denkmalschutz. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert. Die Projektkosten betragen insgesamt rund 350.000 Euro für die gesamte Laufzeit. Die Maßnahmen, die im Laufe der rund dreijährigen Projektphase entwickelt werden, sollen sich sowohl an Hauseigentümer als auch an Kommunen, Planer und ausführende Unternehmen richten.

Der gemeinnützige Verein „Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte (ADF)“ wurde 1975 gegründet und ist ein bundesweiter Zusammenschluss von rund 130 durch Fachwerk geprägte Städte. Die ADF stellt sich seit 2009 im Rahmen der Fachwerktriennalen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik dem Themenfeld Klimaschutz und unterstützt Kommunen bei der Vorbereitung und Durchführung von Klimaschutzinitiativen.

Das Freilichtmuseum Hessenpark zeigt auf 65 Hektar den historischen Wandel der Lebens- und Arbeitsbedingungen auf dem Land und in Kleinstädten durch Sonder- und Dauerausstellungen, Vorführhandwerk, Theateraufführungen und Themenrundgänge. Im Umgang mit über 100 wiedererrichteten historischen Wohnhäusern, landwirtschaftlichen Gebäuden und Werkstätten entwickelt sich das Museum zu einem Zentrum für Fachwerksanierung und traditionelle Baustoffe.

Ansprechpartner:

Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte e.V.
Gregor Jungheim
Leiter der Geschäftsstelle
Propstei Johannesberg, 36041 Fulda
Telefon: 0661 9426332
E-Mail: gregor.jungheim@fachwerk-arge.de
www.fachwerk-arge.de

Freilichtmuseum Hessenpark
Elke Ungeheuer
Assistentin der Geschäftsführung | Ehrenamt und Fördermittel
stellv. Projektleiterin „Kompetenzzentrum für Klimaschutz in Fachwerkstädten“
Laubweg 5, 61267 Neu-Anspach
Telefon: 06081/588-202
E-Mail: elke.ungeheuer@hessenpark.de
www.hessenpark.de