Kategorie-Archiv: Baukultur

„Wohnen für alle“-Finalisten gestern im Deutschen Architektur Museum Frankfurt präsentiert

logo-wohnen-f.alleDas Dezernat für Planen und Wohnen der Stadt Frankfurt am Main und das Deutsche Architekturmuseum hatten gemeinsam mit der ABG FRANKFURT HOLDING GmbH – Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Frankfurt am Main den Preis »Wohnen für Alle: Neues Frankfurt 2018« für aktuell realisierte, bezahlbare und gute Wohnbauprojekte in Europa ausgelobt.

Partner des Preises sind die Bundesstiftung Baukultur, der Deutsche Städtetag sowie die Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen. Unterstützt wird der Preis von der BPD Immobilienentwicklung GmbH.

In PHASE 1 CALL FOR PROJECTS konnten Architekturbüros aus ganz Europa konnten bis zum 16. Februar 2018 ihre realisierten Beispiele des bezahlbaren Wohnungsbaus aus den letzten vier Jahren einreichen. Vorbildliche Lösungen sollten hervorgehoben werden. Alle Projekte werden jetzt in einer Ausstellung und einem Katalog dokumentiert. 107 Architekturbüros aus ganz Europa folgten dem Call for Projects und reichten insgesamt 131 Projekte ein. Eine internationale Jury prämierte aus den Einreichungen dieser Phase 1 nun bis zu 10 Preisträger. Die Preisträger wurden mit einem Preis der Stadt Frankfurt am Main ausgezeichnet und qualifizieren sich automatisch zur Teilnahme an »Phase 2«.

Die 10 Preistrager der Phase 1, haben sich in für PHASE 2 BAUEN 1:1 für ein Konzeptverfahren qualifiziert, in dem sie für ein Projektareal im Frankfurter Hilgenfeld ein bauliches Konzept für bezahlbaren Wohnungsbau entwarfen. Aus diesen Beiträgen wählte die Jury bis zu 3 herausragende Arbeiten aus, die anschließend auf dem Grundstück ab Ende 2019 /Anfang 2020 1:1 realisiert werden.

HILGENFELD

Gemeinsam mit Mike Josef, Dezernent für Planen und Wohnen der Stadt Frankfurt erläutern Dr. Marcu Gwechenberger (links) und Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums, die Bauperspektiven auf dem Projektareal im Frankfurter Hilgenfeld. © Foto: Diether v. Goddenthow
Gemeinsam mit Mike Josef, Dezernent für Planen und Wohnen der Stadt Frankfurt erläutern Dr. Marcu Gwechenberger (links) und Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums, die Bauperspektiven auf dem Projektareal im Frankfurter Hilgenfeld. © Foto: Diether v. Goddenthow

Das Hilgenfeld liegt im Frankfurter Norden mit Blick in das Niddatal – angrenzend an den Stadtteil Frankfurter Berg. Im Osten wird das Baufeld durch die Homburger Landstraße, im Süden durch die Trasse der Main-Weser-Bahn begrenzt. Über die S-Bahn-Station Frankfurter Berg besteht eine sehr gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Der Bebauungsplanentwurf für das gesamte Areal wird auf Grundlage eines städtebaulichen Ideenwettbewerbs aus dem Jahr 2016 entwickelt. Den 1. Preis für die städtebauliche Gestaltung erhielt das Büro Thomas Schüler Architekten Stadtplaner, Düsseldorf zusammen mit Faktorgrün Landschaftsarchitekten, Freiburg. Auf dem 17,2 Hektar großen Areal werden zukünftig in mehr als 850 Wohnungen mehr als 2.000 Menschen ein neues Zuhause finden. Eine Mischung unterschiedlicher zeitgenössischer Wohnkonzepte soll dabei die Grundlage für ein lebendiges Miteinander schaffen. Der vom Deutschen Architekturmuseum zusammen mit der Stadt Frankfurt und der AGB Frankfurt Holding ausgelobte Preis WOHNEN FÜR ALLE will dazu einen ersten innovativen Beitrag liefern.

Ausstellung – WOHNEN FÜR ALLE – DAS NEUE FRANKFURT
vom 18. Mai bis 9. September 2018

Über 100 Architekten aus dem In- und Ausland sind der Einladung gefolgt und haben insgesamt 131 realisierte Projekte dazu eingereicht. Sie zeigen die Vielfältigkeit, Kreativität und Qualität des aktuellen Wohnungsbaus für Alle – in Deutschland wie in den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien; in Österreich, der Schweiz, Slowenien, Italien, Spanien und der Türkei wie in Norwegen, Finnland und Polen. Ihre Entwürfe sind jetzt zu sehen im Deutschen Architektur Museum Frankfurt  © Foto: Diether v. Goddenthow
Über 100 Architekten aus dem In- und Ausland sind der Einladung gefolgt und haben insgesamt 131 realisierte Projekte dazu eingereicht. Sie zeigen die Vielfältigkeit, Kreativität und Qualität des aktuellen Wohnungsbaus für Alle – in Deutschland wie in den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien; in Österreich, der Schweiz, Slowenien, Italien, Spanien und der Türkei wie in Norwegen, Finnland und Polen. Ihre Entwürfe sind jetzt zu sehen im Deutschen Architektur Museum Frankfurt © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Planungs-Entwürfe der 10 Preisträger sowie alle weiteren rund 120 Projekt-Entwürfe der – zum Teil international tätigen –  Architektur-Büros können ab heute im Rahmen der Ausstellung WOHNEN FÜR ALLE DAS NEUE FRANKFURT 2018 PRÄSENTATION DES WETTBEWERBS FÜR BEZAHLBARES UND GUTES WOHNEN im Deutschen Architekturmuseum (DAM), Frankfurt a. M. bis zum 9. September besichtigt werden.

Flyer Wohnen für Alle

Frankfurt hat wieder ein Herz – die neue Frankfurter Altstadt ist eröffnet

Das  Herz von Frankfurt schlägt wieder: Die teilrekonstruierte Kernstadt vom Krönungsweg aus geblickt auf das Häuserensemble am Hühnermarkt mit Stoltzebrunnen kurz vor dem offiziellen Zerschneiden des Bandes. Foto: Diether v. Goddenthow
Das Herz von Frankfurt schlägt wieder: Die teilrekonstruierte Kernstadt vom Krönungsweg aus geblickt auf das Häuserensemble am Hühnermarkt mit Stoltzebrunnen kurz vor dem offiziellen Zerschneiden des Bandes. Foto: Diether v. Goddenthow

Bei herrlichstem Kaiserwetter und dem Geburtstag von Altoberbürgermeisterin Petra Roth, die erheblichen Anteil daran hatte, dass es überhaupt zu einer Teilrekonstruktion der Frankfurter Altstadt kam, eröffnete Oberbürgermeister Peter Feldmann gemeinsam mit viel Frankfurter Prominenz heute die neue Frankfurter Altstadt samt neuem Zugang zum Kunstverein.

Michael Guntersdorf, Geschäftsführer der DomRömer, Mike Josef Planungsdezernent der Stadt Frankfurt, Oberbürgermeister Peter Feldmann,  Petra Roth, Oberbürgermeisterin a.D., Stephan Siegler, Stadtverordnetenvorsteher. Foto: Diether v. Goddenthow
Michael Guntersdorf, Geschäftsführer der DomRömer, Mike Josef Planungsdezernent der Stadt Frankfurt, Oberbürgermeister Peter Feldmann, Petra Roth, Oberbürgermeisterin a.D., Stephan Siegler, Stadtverordnetenvorsteher. Foto: Diether v. Goddenthow

Die mit dem Wiederaufbau der Frankfurter Altstadt beauftragte DomRömer GmbH konnte anschließend nach und nach die Bauzäune rund um das städtebauliche Jahrhundertprojekt im Herzen der Mainmetropole beseitigen , so dass  gegen 14 Uhr auch die Frankfurter  ihre teilrekonstruierte  Altstadt, das wiederbelebte Herz von Frankfurt, in  Augenschein nehmen konnten.

35 Häuser – davon 15 Rekonstruktionen und 20 Neubauten – sind auf den historischen Parzellen der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Altstadt entstanden. Straßenzüge wie der bekannte Krönungsweg zwischen Dom und Römer oder die Gasse „Hinter dem Lämmchen“ können seit Mittwoch, 9. Mai, von den Bürgern auf eigene Faust erkundet werden. Zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Medien feierten gemeinsam mit Oberbürgermeister Peter Feldmann und Planungsdezernent Mike Josef diesen wichtigen Schritt auf dem Weg zur neuen Frankfurter Altstadt.
„Mit der Altstadt geben wir der Stadt ein Stück Herz und Seele zurück“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann. „Die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt können sich nun das neue Quartier aneignen, ein Stück Frankfurter Geschichte erleben. Neben Stadtreparatur ist es mit der neuen Altstadt gelungen, wesentliche Momente der Frankfurter Stadtgeschichte in die heutige Zeit zu transportieren. Die Stadt wird so ein lebendiges Viertel gewinnen, das vor allem für die Frankfurterinnen und Frankfurter Anziehungspunkt sein wird.“

Rund um den Hühnermarkt. Bürger nehmen ihre neue Alterstadt, das Herz von Frankfurt, in Besitz. Foto: Diether v. Goddenthow
Rund um den Hühnermarkt. Bürger nehmen ihre neue Alterstadt, das Herz von Frankfurt, in Besitz. Foto: Diether v. Goddenthow

Ab Mitte Mai beziehen die ersten Bewohner ihr neues Zuhause. Parallel beginnt der Innenausbau der Ladenflächen in den Erdgeschossen. Über 20 Geschäfte, darunter eine Apotheke, ein Metzger, ein Blumenladen, ein Juwelier und mehrere gastronomische Angebote bereichern künftig das neue Stadtviertel. Im Laufe des Sommers werden die Arbeiten an den Geschäften abgeschlossen sein. Im August öffnet der Archäologische Garten. Vom 28. bis zum 30. September feiert Frankfurt mit einem Fest die neue Altstadt.

Quasi in einem Aufwasch wurde der neue Zugang von der Altstadt zum Frankfurter Kunstverein, einen der ältesten Kunstvereine Deutschlands überhaupt, ebenfalls eröffnet. v.l.Oberbürgermeister Peter Feldmann, Luminita Sabau, Freie Kuratorin, Fransiska Nori, Leiterin des Frankfurter Kunstvereins und Mike Josef Planungsdezernent der Stadt Frankfurt. Foto: Diether v. Goddenthow
Quasi in einem Aufwasch wurde der neue Zugang von der Altstadt zum Frankfurter Kunstverein, einen der ältesten Kunstvereine Deutschlands überhaupt, ebenfalls eröffnet. v.l. Oberbürgermeister Peter Feldmann, Luminita Sabau, Freie Kuratorin, Fransiska Nori, Leiterin des Frankfurter Kunstvereins und Mike Josef Planungsdezernent der Stadt Frankfurt. Foto: Diether v. Goddenthow

„Heute ist ein besonderer Tag für uns alle“, erklärte Michael Guntersdorf, Geschäftsführer der DomRömer GmbH. „Wir haben sehr lange auf diesen Moment hingearbeitet. Mein Dank geht an alle, die uns auf diesem Weg konstruktiv begleitet haben. Die Altstadt ist ein Viertel für die Bürgerinnen und Bürger. Die Vielfalt der alten und neuen Gebäude, das handwerkliche Detail und die neu entstandenen Blickachsen haben bereits in den vergangenen Monaten viele Frankfurter begeistert. Wir freuen uns auf die vielen Menschen, die in den kommenden Tagen und Wochen ‚ihre‘ Altstadt wieder in Besitz nehmen. Frankfurt verfügt über eine reichhaltige Geschichte, die hier, an dieser Stelle, begonnen hat. Der Archäologische Garten mit den Funden aus der Römer- und Karolingerzeit, die unterschiedlichen Bau- und Architekturstile, die man an den Häusern ablesen kann – all das fügt sich in der Altstadt zu einem erlebbaren Stück Geschichte zusammen.“

Der Blick vom Krönungsweg über den Römer auf die Banken-Skyline der Finanzmetropole. Foto: Diether v. Goddenthow
Der Blick vom Krönungsweg über den Römer auf die Banken-Skyline der Finanzmetropole. Foto: Diether v. Goddenthow

FAHR RAD! Die Rückeroberung der Stadt – ab 21.April im Deutschen Architektur Museum Frankfurt

logo-fahr-radGut gestaltete öffentliche Räume sind eine wichtige Aufgabe für Stadtplanung und Landschaftsarchitektur. Als dritter Akteur auf dieser begrenzten Fläche kommt die Verkehrsplanung hinzu. Der Radverkehr spielt in all diesen Bereichen eine zentrale, verbindende Rolle, er kann der Schlüssel zum Erfolg werden. Um die Lebensqualität zu erhalten und weiter zu verbessern, braucht es in einer zunehmend dicht bebauten und intensiv genutzten Stadt mehr Raum auf Straßen und Plätzen, mehr Grün- und Freiflächen. FAHR RAD! zeigt, wie eine Stadtentwicklung aussehen kann, die in Zukunft noch mehr Menschen auf das Rad lockt – und wirbt mit Projekten aus aller Welt für diese sanfte Rückeroberung der Stadt. In den Fokus gerückt werden Städte wie Kopenhagen, New York, Karlsruhe und Oslo. Sie zeigen auf, wie der Weg zu einer nachhaltigen und sozialen Stadt auch über die Planungen für eine fahrradgerechte Stadt führen kann.

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Begleitend zur Ausstellung wurden Ideenskizzen für die Schweizer Straße in Frankfurt am Main von Architekten, Stadtplanern und Landschaftsarchitekten gezeigt. Diese Straße verbindet die beiden Standorte des DAM: das Museum mit seinem Archiv und der Bibliothek (21. April – 13. Mai 2018, Galerie im Erdgeschoss).

Zur Ausstellung erscheint der Katalog „Fahr Rad! Die Rückeroberung der Stadt“.

Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2020.

Kuratoren der Ausstellung sind Annette Becker, Stefanie Lampe und Lessano Negussie.

FAHR RAD! Die Rückeroberung der Stadt
AUSSTELLUNG: 21. April – 2. September 2018, EG
AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG: Fr, 20. April 2018, 19 Uhr

 

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

DEUTSCHES ARCHITEKTURMUSEUM (DAM)
Schaumainkai 43
60596 Frankfurt am Main
www.dam-online.de

Auf den Spuren von Kaisern und Königen – Oberbürgermeister Peter Feldmann führte Bürger über den Krönungsweg

Altstadt Uebersicht. Die teilrekonstruierte Altstadt befindet sich rechts im Bild: Angeschnitten der Hühnermarkt, davon führt links vorbei ein Teilstück des Krönungsweges in Richtung Frankfurter Römer. © Stadt Frankfurt, Foto: Niklas Heinz
Altstadt Uebersicht. Die teilrekonstruierte Altstadt befindet sich rechts im Bild: Angeschnitten der Hühnermarkt rechts unten, davon führt links vorbei ein Teilstück des Krönungsweges in Richtung Frankfurter Römer. © Stadt Frankfurt, Foto: Niklas Heinz

(kus) Gespannt sind zahlreiche Bürger am Freitag, 9. Februar, Oberbürgermeister Peter Feldmann auf dem Krönungsweg in der neuen Frankfurter Altstadt gefolgt. Die Führungen mit dem Oberbürgermeister, zu dem sich Interessierte vorab anmelden konnten, gewährten vielen Frankfurtern und Gästen aus dem Umland einen besonderen Einblick in die Altstadt vor der Eröffnung im September.

Rund 2000 Personen hatten sich für die Führung mit begrenzter Teilnehmerzahl gemeldet. „Die zahlreichen Anmeldungen zeigen, dass die Menschen dieser Stadt die neue Altstadt wollen. Das freut mich sehr“, sagte Oberbürgermeister Feldmann. Auf den Spuren von Kaisern und Königen führte er die Gäste über den historischen Krönungsweg und verdeutlichte wie sehr Stadt- und Handelsgeschichte Frankfurts miteinander verwoben sind. Der Krönungsweg war die Hauptstraße der Altstadt.

Was in der neuen Altstadt zu sehen sein wird und welche Geschichten die einzelnen Bauwerke erzählen, berichtete der Oberbürgermeister den Besuchern: „Dinge, die in alten Archiven und Lagern gefunden wurden, sind wieder eingebaut worden.“ Die Goldene Waage sei ein Beispiel dafür, was man erreichen könne, wenn man als Flüchtling nach Frankfurt kommt. Das Haus ließ der niederländische Zuckerbäcker und Gewürzhändler Abraham van Hamel errichten. Van Hamel und seine Familie waren als Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden nach Frankfurt gekommen. Die Geschichte der Familie und das Haus zeigten, was in Frankfurt für ehrgeizige Menschen möglich war. „Wenn Menschen aus anderen Ländern kommen, dann bringen sie Wissen, Erfahrung und Kompetenzen mit. Die Familie van Hameln ist dafür ein gutes Beispiel“, sagte Feldmann.

Oberbürgermeister Peter Feldmann, einst Gegner des Projektes bekannte, dass er inzwischen froh sei, dass sich die Bürger mit ihrer Forderung nach einer Teilrekonstruktion durchgesetzt haben. Mittlerweile haben sich die Tourismusanfragen mehr als verdoppelt, Die neue Frankfurter Altstadt wird der touristische Anziehungspunkt. Im Haus zur Goldenen Waage wird auch das Historische Museum zwei Museums-Etagen einrichten. © Stadt Frankfurt. Foto: Heike Lyding
Oberbürgermeister Peter Feldmann, einst Gegner des Altstadt-Rekonstruktions-Projektes, bekannte schon im vergangenen Jahr bei einem Presserundgang, dass er inzwischen froh sei, dass sich die Bürger mit ihrer Forderung nach einer Teilrekonstruktion durchgesetzt hätten. Mittlerweile haben sich die Tourismusanfragen  in Frankfurt mehr als verdoppelt, Die neue Frankfurter Altstadt wird der touristische Anziehungspunkt. Im Haus zur Goldenen Waage wird auch das Historische Museum zwei Museums-Etagen einrichten. © Stadt Frankfurt. Foto: Heike Lyding

Die Goldene Waage beeindruckte auch Wiltraut Lopez-Sanchez, die an der Führung mit dem Oberbürgermeister teilnahm. Besonders die Schmiedekunst an dem Gebäude sei sehr beeindruckend, sagte die gelernte Bautechnikerin. Für Lopze-Sanchez, die 1949 in Höchst geboren und aufgewachsen ist, war dies die zweite Altstadtführung: „Ich hatte heute die Gelegenheit den Fortschritt der Bauarbeiten hautnah zu sehen. Ich bin begeistert. Die handwerkliche Kunst ist großartig. Toll, dass es noch Handwerker gibt, die das so großartig rekonstruieren. Vor allem die Schieferarbeiten an den Dächern und den Dachgaupen gefallen mir sehr gut.“ Es koste zwar viel Geld, das alles wieder aufzubauen, aber es sei auch für künftige Generationen eine wunderbare Gelegenheit zu sehen, wie einst die Altstadt aussah. Die 69-jährige kennt die Frankfurter Altstadt von alten Postkarten und von Bildern ihres Vater Friedrich Möbius – er hat die Altstadt gerne gemalt. „Die Bilder habe ich noch daheim.“

Weit über 5000 Besucher kamen am Freitag bis in den späten Nachmittag, um den Krönungsweg mit einer Führung von der DomRömer GmbH oder auf eigene Faust zu erkunden.

Das Werk möge auch bei Verantwortlichen die „Bedeutung für das Mainzer Stadtbild“ schärfen – Buchpräsentation Mainzer Barock

Der Erthaler Hof in Mainz, Sitz der Generaldirektion Kulturelles Erbe, ist einer der zahlreichen bedeutenden Mainzer Adelshöfe. © Foto: Diether v. Goddenthow
Der Erthaler Hof in Mainz, Sitz der Generaldirektion Kulturelles Erbe, ist einer der zahlreichen bedeutenden Mainzer Adelshöfe. © Foto: Diether v. Goddenthow

Mainzer Barock – Ein vergessenes Erbe? Buchvorstellung und Vortrag im Erthaler Hof

Wer in diesen Tagen durch Mainz spaziert, dem fallen eine Reihe von markanten Bauten auf, die vor kurzem restauriert wurden, an denen gerade Baumaßnahmen laufen oder über deren Zukunft noch diskutiert wird. Zu ihnen gehören der Domwestturm, die Ignazkirche, das Kurfürstliche Schloss, das Deutschhaus, das Haus zum Römischen Kaiser am Gutenbergmuseum, der Osteiner Hof am Schillerplatz und der Eltzer Hof im Geviert des ehem. kurfürstlichen Marstalls.

Sie alle stehen beispielhaft für den Mainzer Barock, der von vielen Besuchern der Stadt oft nur am Rande wahrgenommen wird. Dabei hat die ehemalige kurfürstliche Haupt- und Residenzstadt mit ihren Pfarr- und Klosterkirchen und den zahlreichen Adelshöfen zahlreiche bedeutende Werke dieser Zeit zu bieten und das trotz der großen Zerstörungen bei der Belagerung 1793 und während des Zweiten Weltkrieges.

Nun haben gestern die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz und die Katholische Akademie des Bistums Mainz ihr gemeinsam mit hochkarätigen Beiträgern herausgegebenes Buch  Mainzer Barock – Ein vergessenes Erbe? Zur Prägung und Ausprägung der barocken Kunst im Mainzer Raum, erschienen im Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 2017,  272 Seiten, Euro 39,95 im Barocksaal des Erthaler Hofs der Öffentlichkeit vorgestellt.

Dr. Stefanie Hahn
Dr. Stefanie Hahn

Dr. Stefanie Hahn, Kulturbeauftragte im Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz für das Kulturelle Erbe, Denkmalpflege, Burgen, Schlösser und viele mehr, sagte, dass man für die Buchvorstellung „Mainzer Barock – Eine vergessenes Erbe“, kaum hätte „ein stimmigeres Ambiente finden können, als diesen Festsaal im Erthaler Hof“. Dieser sei nicht nur architektonisch bedeutend, sondern gehöre auch zu den wenigen im zweiten Weltkrieg nicht zerstörten Adelshöfen in Mainz. Er wäre in den 270 Jahren seit seiner Erbauung ein wichtiger Zeuge historischer Entwicklungen und Ereignisse in Mainz. Wer jedoch mehr über dieses bauhistorische Juwel, in dem die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz ihren Sitz hat, erfahren möchte, müsse das Buch kaufen. Im dritten Kapitel widmet sich Dr. Georg Peter Karn, Direktion Landesdenkmalpflege der GDKE, in seinem bemerkenswerten Buchbeitrag „Mainzer Adelshöfe – Beobachtungen zum Profanbau in der kurfürstlichen Residenz“ der Geschichte und stadtbildprägenden Wirkung der Adelshöfe.

Die Herausgeber behandelten eine Epoche, die zwar im Mainzer Stadtbild an vielen Stellen sehr prominent gegenwärtig sei, im öffentlichen Bewusstsein aber deutlich weniger präsent vertreten wäre, so Dr. Hahn weiter. Und es wäre „den Bauten und ihrer Bedeutung für das Mainzer Stadtbild zu wünschen, dass dieser Band an dieser Wahrnehmung etwas ändern könnte“, schrieb die Kulturbeauftragte den Mainzern Bauplanern  ins Stammbuch.

Das Buch sei dabei kein Reiseführer, mit dem man die Barocke Stadt Mainz durchwandere. Es zeige vielmehr in den 8 Beiträgen dieser Fachleute ganz unterschiedliche Perspektiven und Darstellungen auf, mit den man sich gemeinsam den Orten nähern könne.

„Dieser Band weist damit auch auf die große kulturgeschichtliche Tradition von Rheinland-Pfalz hin, dessen Landeswappen die Erinnerung an die Kurfürstentümer Trier, Mainz und Pfalz wachhält“, so Thomas Metz, Generaldirektor der GDKE.

Impression aus dem original erhaltenen Barock-Saal im Erthaler Hof.© Foto: Diether v. Goddenthow
Impression aus dem original erhaltenen Barock-Saal im Erthaler Hof.© Foto: Diether v. Goddenthow

Die neue Publikation basiert auf einer Tagung, die 2014 von der Akademie des Bistums Mainz, Erbacher Hof, und der GDKE in Mainz im Haus am Dom veranstaltet wurde und die charakteristische Beispiele aus den Bereichen Architektur, Skulptur und Malerei untersucht und dabei die Frage nach dem typisch „Mainzischen“ verfolgte. „Da es damals so viele Nachfragen gab und das Thema auf breites Interesse stieß, haben wir uns entschlossen, die Beiträge in gedruckter Form zugänglich zu machen und damit die Diskussion über den Mainzer Barock weiter voranzutreiben“, erläuterte Dr. Georg Peter Kran, der parallel zu seinem Beitrag über Mainzer Adelshöfe gemeinsam mit Dr. Meinrad v. Engelberg von der TU Darmstadt und Dr. Felicitas Jansons, Leiterin der Akademie des Bistums Mainz, das Werk redaktionell betreut hat.

Dr. Meinrad von Engelhard, TU Darmstadt, Herausgeber und Mit-Autor. © Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Meinrad von Engelberg, TU Darmstadt, Herausgeber und Mit-Autor. © Foto: Diether v. Goddenthow

Dr. Meinrad von Engelberg, Herausgeber und Autor des Einstiegbeitrags „Was ist Mainzer Barock? Überlegungen zur Charakteristik einer ‚Kunstlandschaft in 10 Thesen'“ gab in seinem Festvortrag einen grandiosen Überblick über den Mainzer Barock, wobei er unter anderem  aufzeigte, dass der Mainzer Diözesanverband, einmal der größte in ganz Europa und geistiges Zentrum war. Anders als beispielsweise in vielen anderen Städten mit bedeutendem barocken Erbe, welches häufig mit einem bestimmten Baumeister-Namen wie in Würzburg mit Balthasar Neumann, oder landestypischen barocken Stilrichtungen wie bayerischer Barock oder Florentiner Renaissance, assoziiert würde, ginge das in Mainz so nicht. Vielmehr hätten in Mainz viele der besten Baumeister gewirkt, so dass keiner besonders repräsentativ für den  Mainzer Barock sei.
Aber die Außenwahrnehmung  baugeschichtlicher Mainzer Stilepochen habe auch viel damit zu tun, dass es ja in Mainz noch ganz andere Identifikationsorte gäbe, so v. Engelberg. Das Mittelalter spiele eine ganz große Rolle, in letzter Zeit wieder verstärkt, etwa auch durch die Initiative, „das jüdische Erbe hier am Mittelrhein mit den Städten Mainz, Speyer und Worms jetzt unter einen besonderen UNESCO-Schutz zu stellen“ , was dieser historischen Phase natürlich einen besonderen Wert verliehen habe. Und  auch „die Ausgrabungen in der Johannes-Kirche, die hier ein ganz neues Interesse auch auf das Frühmittelalter gelenkt haben“, so von v. Engelberg.

Die andere Außenwahrnehmung von Mainz wäre „der Römerbezug, der ja für Mainz, auch für die Identifikation sehr wichtig ist, mit dem Römer-Museum, mit dem Drususstein usw.“, so dass es verständlich sei, dass eigentlich die Epochen in der öffentlichen Wahrnehmung nicht unbedingt der Barock sei, so v. Engelberg.

Ein weiterer Grund, warum das so sei, hänge auch damit zusammen, dass in Mainz die barocke Bausubstanz nicht erst im Bombenhagel des 2. Weltkrieges, sondern bekanntlich schon 1793  im Revolutionstruppenkampf zwischen Preußen und den Franzosen, die in der Stadt saßen, passiert sei, so v. Engelberg. Da sei in Mainz schon viel kaputtgegangen an Material, „aber auch sozusagen an kollektiver Substanz. Denn die Eliten, die das hier getragen und gebaut haben, die sowas hier wie den Erthaler Hof gebaut haben, dass war eben der Stifts-Adel, also diejenigen, die den geistlichen Kurstaat getragen haben“, erläuterte v. Engelberg. Und diese geistigen Eliten „waren auch mit der Revolution dann vertrieben, und aus der politischen Herrschaft ausgeschaltet“. Anders in Köln: dort sei die römisch-katholische Tradition praktisch völlig ungebrochen geblieben, trotz Preußen usw.“, veranschaulichte v. Engelberg eine seiner Thesen und gab zum Abschluss einen Kurzüberblick über alle acht wissenschaftlich fundierten – laienverständlich geschriebenen – Buchkapitel.

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Absolut empfehlenswert! Herausgeber: Generaldirektion Kulturelles Erbe, Katholische Akademie des Bistums Mainz. Mainzer Barock – Ein vergessenes Erbe? Zur Prägung und Ausprägung der barocken Kunst im Mainzer Raum, erschienen im Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 2017,  272 Seiten, Euro 39,95

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

 

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„SOS-Brutalismus“ – Die hohe Ästhetik des Hässlichen – weltweit erste Überblicksschau zur „Sichtbetonbauweise“ – Deutsches Architekturmuseum Frankfurt

Foto: Diether v. Goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow

Im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt bietet sich zum ersten Mal die Gelegenheit, die „Brutalistische Architektur der 1950er bis 1970er Jahre“ in einem weltweiten Überblick zu betrachten. Der Begriff Brutalismus bezieht sich nicht auf das Wort »brutal«, sondern auf béton brut, den französischen Ausdruck für Sichtbeton.
Zu sehen sind im gesamten Foyer-Bereich des Architekturmuseums Bild- und Texttafeln sowie zahlreiche – mitunter ungewöhnlich große – Modell-Bauten aus Japan, Brasilien, dem ehemaligen Jugoslawien, Israel und Grossbritannien, wo der New Brutalism von Alison und Peter Smithson erfunden wurde. Die Ausstellung richtet sich nicht nur an Studenten und Fachleute, sondern zeigt dem interessierten Laien und Kunstinteressenten das breite Spektrum dieses fast in Vergessenheit geratenen, auch bisweilen heftig umstrittenen und abgelehnten Baustils. Brutalistische Architektur zelebriert das Rohe, die nackte Konstruktion – und ist enorm fotogen, wird mittlerweile sogar wieder bejubelt auf Facebook und Instagram. Aber viele sehen darin nur brutale Betonmonster. Doch selbst wer dieser „Nackbetonbauweise“ ablehnend gegenübersteht, wird überrascht sein über die hohe Ästhetik des Hässlichen. Diese expressiven Bauten entstanden in einer Zeit gesellschaftlichen Aufbruchs und der Experimente. Heute droht etlichen – dieser, häufig sicherlich weniger  unter künstlerischen als vielmehr unter ökonomischen und bauindustriellen Profit-Aspekten errichteten – Gebäuden der Abriss. Die Rettungskampagne #SOSBrutalism mit einer Datenbank zu über 1000 Bauten erweitert die Ausstellung ins Internet, Kooperationspartner sind das BauNetz und das Magazin uncube.

Was ist Brutalismus?

Gipsmodelle expressiver "Nackt-"Betonbauten aus aller Welt.  Foto: Diether v. Goddenthow
Gipsmodelle expressiver Sicht-Betonbauten aus aller Welt. Foto: Diether v. Goddenthow

Der Begriff Brutalismus hat – wie oben erwähnt – ursprünglich nichts mit dem Wort »brutal« zu tun, sondern stammt vom französischen Wort brut für »direkt, roh, herb«. Die britischen Architekten Alison Smithson und Peter Smithson haben das Wort Brutalismus im Jahr 1953 als erste in einem Zeitungsartikel erwähnt. Ihre Schule in Hunstanton, eingeweiht 1954, gilt als das erste brutalistische Gebäude. Es ist nicht »brutal«, sondern eher brut im ursprünglichen Sinne: Alle Bauelemente, bis hin zu den Waschbecken, werden ungeschönt zum Einsatz gebracht. In dieser Haltung erkannte der britische Kritiker Reyner Banham eine neue »Ethik« in der Architektur.
Der frühe Brutalismus der Schule in Hunstanton wurde schon bald von einer neuen Bedeutung des Wortes Brutalismus überlagert. Vorreiter war der Architekt Le Corbusier. Er experimentierte mit sehr groben, sichtbaren Betonoberflächen, dem béton brut. Angespornt davon entwickelten Architekten in aller Welt Gebäude aus Sichtbeton. Aus der »neuen Ethik« wurde eine Ästhetik, ein Stil, eine Modewelle. Natürlich wirkten viele dieser Bauten durchaus auch brutal.
Wer lebt heute schon gern in einem solchen – seelenkälte verströmenden – Trabantenstadtbau, wenn er nicht unbedingt muss?

Allein in Frankfurt traf es seit 2010 drei stadtbildprägende Bauwerke: Historisches Museum, Technisches Rathaus und AfE-Turm. Wie man allein an der jahrelangen hitzigen Diskussion um den Abriss des Technischen Rathauses zur Teilrekonstruktion der Frankfurter Altstadt sieht, hat die Auseinandersetzung mitunter fast glaubensähnliche Züge.
Um den Brutalismus neu bewerten zu können, wurde mit der Ausstellung „SOS-Brutalismus“ eine weltweite Bestandsaufnahme gestartet.

Vier besondere Aspekte des Brutalismus

Beton – Eine kleine Werkstoffkunde
„Es kommt drauf an, was man draus macht.“
(Werbespruch des deutschen Betonmarketings seit den 1970er Jahren, um vom Negativ-Image des Baustoffs wegzukommen.)

Zur Betonherstellung werden im Wesentlichen drei Zutaten benötigt: Wasser, Zement sowie ein Gemisch aus Steinen und Sand. Nach dem Anmischen wird der Beton in eine Schalung gegossen. Er umfließt den Bewehrungsstahl, mit dem er nach dem Aushärten eine Einheit bildet. Daher spricht man auch von Stahlbeton. Wird der Beton »vor Ort«, also auf der Baustelle gegossen, ist von Ortbeton die Rede. Im Gegensatz dazu stehen Betonfertigteile, die in einer Fabrik hergestellt und auf die Baustelle geliefert werden. Nicht jeder Beton ist grau und rau, denn je nach Rezeptur ergeben sich unterschiedliche Färbungen. Die Oberflächenstruktur des Betons wird entweder von der Schalung oder durch die nachträgliche Bearbeitung bestimmt. Zwei Arten von Oberflächen finden sich besonders häufig bei brutalistischen Bauten:
– Brettergeschalter Beton, bei dem die Schalung aus Holzbrettern ihre Anordnung und Maserung als
Abdruck hinterlässt
– Gestockter Beton, der nach dem Entfernen der Schalung per Hand bearbeitet wird

Beton-Kirchen
Im Gegensatz zu den negativen Reaktionen, die viele andere brutalistische Bauten zum Zeitpunkt ihrer Entstehung ausgelöst haben, stießen die Kirchenbauten jener Jahre häufig auf positive
Resonanz. Ihre Kargheit ist oft als Kommentar zu den Konsumwellen der Wiederaufbaujahre zu verstehen. Bisweilen stehen sie auch in Kontrast zu den wenig anspruchsvollen Siedlungsbauten ihrer Nachbarschaft.

Frau Brutalist
Der Anteil von Architektinnen in der Ausstellung entspricht der Situation im Architekturberuf jener Jahre: Nur drei von einhundertzwanzig Bauten im Katalog SOS Brutalismus wurden von selbstständig tätigen Architektinnen geplant, die aus Island, Pakistan und Polen stammen. In Büropartnerschaften arbeiteten Frauen in führenden Positionen überproportional stark in Osteuropa und in Israel. Die Ausstellung »Frau Architekt« im 1. OG des DAM vertieft das Thema anhand von 22 Biographien.

Kampagnen
Seit einigen Jahren formieren sich weltweit immer häufiger Kampagnen, die sich für den Erhalt brutalistischer Bauten einsetzen. Viele Kampagnen nutzen Twitter, Facebook oder Instagram. Daher hat das DAM den Hashtag #SOSBrutalism eingeführt. Er dient als Erkennungszeichen, das aufgegriffen und weiterverbreitet werden kann, wann immer es darum geht, für den Erhalt brutalistischer Architektur zu kämpfen.
Während der Ausstellung läuft eine weitere Social-Media-Aktion: Die Besucher sind eingeladen Fotos von brutalistischen Funden in Frankfurt mit den Hashtags #Betonperle und #FFM zu markieren: Die besten Funde werden in der Ausstellung gezeigt. Den Anfang machen Fotos von Gregor Schwind, der auf Instagram als Gregor Zoyzoyla aktiv ist.

INTERNATIONALE BESTANDSAUFNAHME: 12 REGIONEN

Ausstellungs-Impression: SOS-Brutalismus. Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungs-Impression: SOS-Brutalismus. Foto: Diether v. Goddenthow

Nordamerika
Die Architekten der 1950er Jahre würden »zu viele Goldfischgläser und zu wenige Höhlen« bauen, beklagte sich der Architekt Paul Rudolph im Jahr 1954. Seine Architekturfakultät in Yale ist das betonhöhlenhafte Gegenmodell zur gläsernen Welt der anonymen Bürobauten. Der USamerikanische Brutalismus war vielen suspekt: Zu monumental, befand Reyner Banham. Die Studentenproteste der 1960er Jahre richteten sich nicht zuletzt gegen die in Beton gegossenen Strukturen der Hochschulen und der Gesellschaft insgesamt.

Lateinamerika
Das rasante Wachstum der Wirtschaft, der Städte und der Bevölkerung löste in Lateinamerika in den 1950er und 1960er Jahren einen Bauboom aus. Mit groben Betonoberflächen die Spuren der ungelernten Arbeiter zu zeigen wurde oft als politische Aussage verstanden. Rau gearbeitete Betonschalungen aus Holz standen bei vielen Bauten in auffälligem Kontrast zu gewagten, statisch anspruchsvollen Tragkonstruktionen.

Afrika
In den meisten Ländern Afrikas endete die Kolonialherrschaft in den 1950er und 1960er Jahren.
Vielerorts entstand eine symbolträchtige »Architektur der Unabhängigkeit« für wichtige staatliche Bauten. Je nach politischem System waren das Universitäten, Parlamente, Markthallen oder auch Luxushotels. Die Architekten kamen oft noch aus den ehemaligen Kolonialmächten, nur selten stammten sie aus den jeweiligen Ländern. Eine wichtige Rolle spielten aber auch Israel, die nordeuropäischen Länder ohne Kolonialvergangenheit und die neuen, kommunistischen Bündnispartner.

Südasien und Südostasien
Indien wurde im Jahr 1947 unabhängig. Le Corbusier erhielt den Auftrag, die Stadt Chandigarh zu planen. »[E]s ist ein Schlag auf den Kopf, es bringt einen zum Denken«, so verteidigte der erste Premierminister Jawaharlal Nehru die experimentellen Betonbauten. Die junge Generation von Le Corbusiers indischen Mitarbeitern entwickelte eigene, selbstbewusste Bauten, unter anderem für ein revolutionäres Milchprogramm mit zahlreichen neuen Molkereien. Die Neue Khmer-Architektur in Kambodscha war ein weiteres Zentrum für Experimente.

Ostasien
China ist eines der wenigen Länder, in denen der Brutalismus nie angekommen ist. Versuche einer skulpturalen Betonarchitektur hatten während der anti-individualistischen Kulturrevolution keine Chance. In Japan hingegen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg die Betonarchitektur mit traditionellen Handwerkstechniken verschmolzen. Holzbalken wurden dabei zu Betonträgern. In Südkorea und Taiwan fand dies kaum Verbreitung, weil aufgrund der Kriegserfahrungen starke antijapanische Tendenzen die Architektur beherrschten.

Russland, Zentralasien und Kaukasus
Der Tod Josef Stalins im Jahr 1953 brachte für die Architektur einen Kurswechsel: Unter seinem Nachfolger Nikita Chruschtschow entstanden einerseits die industriellen Plattenbau-Programme, aber in den vom Moskauer Einfluss weit entfernten Sowjetrepubliken zugleich immer mehr Freiräume für Experimente. Futuristische Formen wurden mit traditionellen Elementen verbunden.
Doch auch in Moskau wurden individuelle, gewagte Konstruktionen möglich.

Osteuropa
Ganz gleich, mit wie viel Nachdruck Ost und West ihre politischen Unterschiede kultivierten: In der Architektur gab es bemerkenswerte Ähnlichkeiten. Auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs entstanden skulpturale, monumentale Großbauten. Das blockfreie Jugoslawien bot besonders viele Experimente, um die regionalen Identitäten des Vielvölkerstaats zu stärken.

Le Corbusier: Unitré d`Habitation. Marsaille, Frankreich, 1947 - 1952.
Le Corbusier: Unitré d`Habitation. Marsaille, Frankreich, 1947 – 1952.

Westeuropa
Die Unité in Marseille und das Kloster La Tourette, beides Werke von Le Corbusier, wurden bereits, als sie noch im Bau waren, als Wendepunkte der Architektur erkannt: So grob wurde der Beton nie zuvor zelebriert, was kurz darauf sogar die Innenraumgestaltung beeinflusste. Auf den CIAMKongressen trat eine junge Architektengeneration auf und versuchte mit neuen Gemeinschaftsentwürfen den allzu technischen Funktionalismus zu überwinden.

Naher und Mittlerer Osten
Ölreichtum, strategische Lage (Herrschaft über den Suezkanal) und die Konflikte nach der Gründung Israels sorgen ab 1945 für viele Krisen in der Region. Die Architektur spielte für viele Staaten in dieser Zeit eine stabilisierende Rolle. Scheinbar unzerstörbare Betonbauten, errichtet von einheimischen Architekten, standen für neues Selbstbewusstsein. In Israel verwendeten junge Architekten den Brutalismus zur Abgrenzung von der weißen Bauhaus-Moderne der Einwanderergeneration.

Großbritannien
War der New Brutalism der Protest gegen den zu harmlosen Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, also ein »Zurück« zur radikalen Moderne? Oder sollte die Gängelung der Architekten durch Vorschriften, Vorfertigung und kostengünstige Standardlösungen abgewehrt werden? Nahmen die Brutalisten also eine Künstlerpose ein? Viele Bauten Großbritanniens sind höchst individuelle Monster, stets auf einem handwerklich hohen Niveau der Ausführung.

Australien und Ozeanien
In den ehemaligen Kolonien Neuseeland und Australien war wenigstens ein Semester in Großbritannien für alle Architekturstudenten unverzichtbar. Auf diesem Weg gelangten der Brutalismus und die Organisationsform großer, staatlicher Architekturbüros in die Region. Mit steilen Dächern und Betonlamellen wurden die Bauten an die extremen Klimabedingungen angepasst. Eine Besonderheit in der Region war die enge Zusammenarbeit mit Landschaftsarchitekten.

Deutschland
Der Begriff Brutalismus wurde zwar in Großbritannien geprägt, aber das Buch Brutalismus in der Architektur (1966) des Theoretikers Reyner Banham entstand auf Initiative des Stuttgarter Architekturprofessors Jürgen Joedicke im renommierten Karl Krämer-Verlag. Darin findet sich zwar nur ein Projekt aus Deutschland: das Privathaus von Oswald Mathias Ungers, dem Architekten des DAM. Aber auch in Deutschland entstanden unzählige brutalistische Bauten, in den 1970er Jahren sogar als Pop-Brutalismus, etwa beim Postamt Marburg.

Webseite / Hashtag
www.sosbrutalism.org / #SOSBrutalism
#SOSBrutalism wird unterstützt von uncube und BauNetz

Begleitkatalog:

SOS Brutalismus
Eine internationale Bestandsaufnahme
Hrsg.: Oliver Elser, Philip Kurz, Peter Cachola Schmal
Park Books, Zürich
Text: Deutsch
Gebunden mit broschiertem Beiheft, insgesamt 716 Seiten,
686 farbige und 411 sw Abbildungen, 22 x 27 cm
ISBN 978-3-03860-074-9
Im Museumsshop erhältlich für 59 EUR,
im Buchhandel erhältlich für 68 EUR.
Eine separate englischsprachige Ausgabe erscheint
zeitgleich unter dem Titel SOS Brutalism: A Global
Survey (ISBN 978-3-03860-075-6).

Ort:
DEUTSCHES ARCHITEKTURMUSEUM
Schaumainkai 43
60596 Frankfurt am Main
Tel 069-212 38844
Fax 069-212 37721
E-Mail info.dam@stadt-frankfurt.de
www.dam-online.de

OTTO BARTNING (1883-1959) ARCHITEKT EINER SOZIALEN MODERNE – Museum Künstlerkolonie Darmstadt

Otto Bartning: Frauenklinik in Darmstadt, Außenansicht, 1952-1954, Foto: Günter Senfft
Otto Bartning: Frauenklinik in Darmstadt, Außenansicht, 1952-1954, Foto: Günter Senfft

Architekt, Ideengeber und Organisator – Otto Bartning war eine außergewöhnlich vielschichtige Persönlichkeit. Als Protagonist der Moderne und maßgeblicher Impulsgeber des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg, auch als Berater der Stadt Berlin, vertrat er stets eine an menschlichen Bedürfnissen orientierte soziale Moderne. Seine Wohnungs- und Kirchenbauten im Kaiserreich zeigen beispielhaft die radikale Abkehr vom noch gängigen Historismus, ab 1918 ist er neben Walter Gropius und Bruno Taut im revolutionären „Arbeitsrat für Kunst“ einer der Protagonisten des Expressionismus in der Architektur. Mit seinem Entwurf der Sternkirche (1922) und der Stahlkirche (1928), einer innovativen Montagekirche aus Stahl, schuf er Leitbauten des modernen evangelischen Kirchenbaus. Neue Formen und Materialien zeichnen diese Kirchen aus, aber auch Bartnings Ziel, durch Sicht- und Raumbeziehungen einen sakralen Raum für die evangelische Gemeinschaft zu schaffen.

Einzigartig ist auch das Notkirchenprogramm, in dem ab 1946 seriell vorgefertigte Typenkirchen in 43 deutschen Städten entstanden. Als Gründungsmitglied der Akademie der Künste, 1954, und Mitbegründer des Deutschen Werkbunds nach 1945 bestimmte er programmatische Leitlinien der Architekturentwicklung mit. Durch seine Bauten, Reden und Schriften prägt er maßgeblich die Baukultur der jungen Bundesrepublik. Die Internationale Bauausstellung „Interbau 1957“ in Berlin bildet einen weiteren Höhepunkt seines Lebenswerks.

Jetzt zeigt das Museum Künstlerkolonie in Darmstadt vom 19. November 2017 bis 18. März 2018 das vielschichtige Oeuvre Bartnings und seine vielseitigen Aktivitäten  in einer umfassenden Retrospektive anhand von originalen Zeichnungen, Fotografien und Architekturmodellen sowie von 3D-Simulationen. Die Ausstellung zeigt, dass Bartnings Werk sowie seine programmatischen Argumente an Aktualität nichts verloren haben. Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt der Akademie der Künste, Berlin und der Wüstenrot Stiftung in Zusammenarbeit mit der Städtischen Galerie Karlsruhe, dem Institut Mathildenhöhe Darmstadt und der Technischen Universität Darmstadt. Kuratorin ist Dr. Sandra Wagner-Conzelmann, es erscheint eine ausstellungsbegleitende Publikation.

Ort:
Museum Künstlerkolonie
Westflügel und Bildhauerateliers
Olbrichweg 13 A
64287 Darmstadt
Weitere Infos;www.mathildenhoehe.eu/bartning

Zur Ausstellung im Einzelnen:

Otto Bartning, Flächentragwerk des Deutschen Reichspavillons für die Mailänder Messe, Berlin 1926, Foto: Otto-Bartning-Archiv TU Darmstadt, Fotograf unbekannt
Otto Bartning, Flächentragwerk des Deutschen Reichspavillons für die Mailänder Messe, Berlin 1926, Foto: Otto-Bartning-Archiv TU Darmstadt, Fotograf unbekannt

Die Ausstellung veranschaulicht anhand von Modellen, originalen Zeichnungen und Fotografien, wie der Architekt sich seit 1918 dem noch gängigen Historismus entsagte und sich einer innovativen, expressionistischen Architektur zuwandte. Die Ausstellung ist chronologisch aufgebaut und im Westflügel sowie in den Bildhauerateliers des Museum Künstlerkolonie zu sehen. Neben dem Frühwerk Bartnings präsentiert die Ausstellung im Westflügel des Museums fünf Modelle von sakralen Bauprojekten, die heute als Leitbauten der modernen Kirchenarchitektur verstanden werden. Dazu zählen sowohl der berühmte Entwurf der Sternkirche von 1922, die Stahlkirche in Köln (1928), die Rundkirche in Essen (1930) als auch die Fächerkirche in Berlin (1934). Die Entwürfe machen lebhaft sichtbar, wie Bartning mit neuen Formen und Materialien experimentierte und die Betonung von Sicht- und Raumbeziehungen in seinen Fokus rückte. Schon seit 1918 entwarf er als Mitglied im Arbeitsrat für Kunst Konzepte einer radikalen Studienreform von Architekten und Künstlern, auf die sich Walter Gropius später bei der Gründung des Bauhauses in Weimar stützte. 1919 veröffentlichte Bartning seine Programmschrift „Vom neuen Kirchbau“, die den evangelischen Kirchenbau maßgeblich beeinflusste und zur Grundlage für seine experimentellen Entwürfe für Sakralbauten wurde. Ein weiterer Fokus der Ausstellung liegt auf dem von Otto Bartning entwickelten Notkirchenprogramm für das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen. Durch die Verwüstungen des Krieges verfügten unzählige Gemeinden weder über Kirchen noch Gemeinderäume. Bartning entwickelte ein Konzept, bei welchem die Kirchenbauten sowohl kostengünstig als auch auf die jeweilige Situation flexibel anpassbar waren. Er entwarf vier Typen von Montagebauten aus seriell herstellbaren Holzkonstruktionen, mit denen die Gemeinden das überall verfügbare Trümmermaterial verbauen konnten. Pläne, Zeichnungen und Fotografien sowie eine eigens entwickelte App veranschaulichen im Museum Künstlerkolonie das Entstehen dieser Notkirchen, insbesondere den Bau der nahezu unverändert erhaltenen Matthäuskirche in Darmstadt.

Auch in seinen Sozial- und Siedlungsbauten standen für ihn stets die Funktionalität der Gebäude und eine menschenfreundliche Gestaltung im Sinne einer sozialen Moderne im Fokus. In der Weimarer Republik widmete er sich als Mitbegründer der Architektenvereinigung „Der Ring“ mit Hans Scharoun, Walter Gropius und Bruno Taut der Entwicklung von neuen Bautechniken und Grundrissen auch im Siedlungsbau. Nach 1945 trat Bartning für einen einfachen und am menschlichen Maß orientierten Wiederaufbau in Deutschland ein.

Auf Einladung der Stadt Darmstadt organisierte der Architekt 1951 das zweite Darmstädter Gespräch, auf dem interdisziplinär über das Thema „Mensch und Raum“ diskutiert wurde. Das Symposium gilt bis heute als erste gemeinsame Selbstverständigung von Architekten über die Zukunft ihres Metiers in der Nachkriegszeit. Hierfür fertigten die Architekten – unter den Teilnehmern Max Taut und Hans Scharoun – vorbildhafte Entwürfe von Sozialbauten an: die sogenannten Meisterbauten. Bartning selbst entwarf in diesem Kontext die bis ins Detail des Betriebsablaufs durchdachte und mit höchstem Komfort ausgestattete Frauenklinik in Darmstadt, deren Modell ebenfalls im Museum Künstlerkolonie ausgestellt ist.

Im selben Jahr des zweiten Darmstädter Gesprächs bezog Bartning eine Wohnung im von Joseph Maria Olbrich entworfenen Ernst Ludwig-Haus (1901) auf der Mathildenhöhe in Darmstadt, das er bis zu seinem Lebensende 1959 bewohnte. Bartnings Zeit in Darmstadt widmet das Institut Mathildenhöhe mit dem unteren Bildhaueratelier des Museums einen eigenen Raum.

In den 1950er Jahren wurde Otto Bartning, als Präsident des Bundes Deutscher Architekten und zweitem Vorsitzenden des Deutschen Werkbundes, zu einer Schlüsselfigur des Wiederaufbaus der jungen Bundesrepublik. Bei der Internationalen Bauausstellung Interbau 1957 in West-Berlin nahm er als Moderator und Organisator eine zentrale Rolle ein. Auf der Weltausstellung in Brüssel nur ein Jahr später, entwarf er mit dem Berliner Bildhauer Karl Hartung für die Abteilung „Heilen und Helfen“ im deutschen Pavillon einen Quellenraum mit Brunnen. Im Anschluss an die Expo wurde dieser in den Südhang vor dem Museum Künstlerkolonie Darmstadt eingelassen und ist dort bis heute zu sehen. In der Ausstellung wird erstmals das von Karl Hartung nahezu in Originalgröße ausgearbeitete Modell der Reliefwand der Brunnenanlage präsentiert.

Hauptleihgeber der Ausstellung ist das Otto-Bartning-Archiv der TU Darmstadt, das für die Ausstellung den gesamten privaten Nachlass des Architekten zur Verfügung stellte.

Ort:
Museum Künstlerkolonie
Westflügel und Bildhauerateliers
Olbrichweg 13 A
64287 Darmstadt
Weitere Infos;www.mathildenhoehe.eu/bartning

RAHMENPROGRAMM ZUR AUSSTELLUNG

KURATORENFÜHRUNG
CURATOR’S TOUR
Otto Bartning – Bauen für die Gemeinschaft / Building for the Community
mit / with Dr. Sandra Wagner-Conzelmann
30. Nov. 2017 / Nov. 30, 2017
25. Jan. 2018 / Jan. 25, 2018
8. Mrz. 2018 / Mar. 8, 2018
16 Uhr / 4 pm

FÜHRUNG DURCH OTTO BARTNINGS NOTKIRCHENBAU
GUIDED TOUR OF OTTO BARTNING’S MAKESHIFT CHURCH
Die Matthäuskirche in Darmstadt / St. Matthew Church in Darmstadt
Heimstättenweg 75, 64295 Darmstadt
8. Feb. 2018, 16 Uhr
Feb. 8, 2018, 4 pm

VERLEIHUNG DES OTTO-BARTNING-FÖRDERPREISES
CEREMONY OF THE OTTO BARTNING AWARD
Designhaus
Eugen-Bracht-Weg 6, 64287 Darmstadt
1. Dez. 2017 / Dec. 1, 2017
13 Uhr / 1 pm

ÖFFENTLICHE FÜHRUNG
PUBLIC TOUR
Jeden Sonntag um 15 Uhr / Every Sunday at 3 pm
GESAMTPROGRAMM DER AUSSTELLUNG
COMPLETE PROGRAM OF EVENTS
www.mathildenhoehe.eu/bartning

Ort:
Museum Künstlerkolonie
Westflügel und Bildhauerateliers
Olbrichweg 13 A
64287 Darmstadt
Weitere Infos;www.mathildenhoehe.eu/bartning

Teilrekonstruierte historische Frankfurter Altstadt lockt Tourismusplaner aus aller Welt – auch Wohnquartier

Hühnermarkt in der teilrekonstruierten Frankfurter Altstadt.  Foto: Diether v. Goddenthow
Hühnermarkt in der teilrekonstruierten Frankfurter Altstadt.
Foto: Diether v. Goddenthow

Er sei bekanntermaßen anfangs nicht gerade ein Befürworter der teilrekonstruierten Frankfurter Altstadt gewesen. Doch inzwischen fände er die  Entscheidung  richtig, dass die Altstadt, wenn auch nicht ganz stilecht, in dieser Form teilweise wieder aufgebaut wird,   verriet Oberbürgermeister Peter Feldmann schon  am 2. August 2017 beim ersten Pressegang über den historischen Krönungsweg Frankfurts teilrekonstruierter Altstadt. Und noch etwas hatte den Frankfurter Oberbürgermeister begeistert: Seit Baubeginn seien die Tourismusanfragen von Veranstaltern, insbesondere aus Fernost, nach Auskunft des städtischen Tourimus-Managers Thomas Feda ( Geschäftsführer der städtischen Tourismus- und Congress-GmbH) um 100 Prozent in die Höhe geschnellt.

 

Der wiederhergestellte Stolzebrunnen wurde wieder an seinem angestammten Platz aufgestellt. Hier bei der Enthüllung am 29.09.2017. Foto: Diether v. Goddenthow
Der wiederhergestellte Stolzebrunnen wurde wieder an seinem angestammten Platz aufgestellt. Hier bei der Enthüllung am 29.09.2017. Foto: Diether v. Goddenthow

Seither  besichtigen  immer mehr Tourismus-Experten aus aller Welt das bald fertiggestellte  Altstadt-Quartier mit 35 rekonstruierten historischen Gebäuden, Plätzen, Stolze-Brunnen und Krönungsweg zwischen Dom und Römer, wo einst das „Technische Rathaus“ im 70-er Jahre Look  Waschbetonplatten-Charme verbreitete.

Seit Wochen veranstaltet Thomas Feda mit Kollegen aus China, USA, Japan, England, Skandinavien und Italien „Sight Inspections“ im neuen touristischen Magnet Frankfurts.  Ziel sei es, und das wäre durchaus realistisch, dass jährlich zwei Millionen Touristen aus aller Welt die neue Altstadt Frankfurts besichtigten. Allein die Zahl der chinesischen Touristen habe sich innerhalb von zehn Jahren verfünffacht. Sie seien nach den USA die die zweitstärkste Gruppe. Überall in den chinesischen Zeitungen erschienen Berichte über die Frankfurter Altstadt.

Nicht nur Tourismus-Hotspot sondern auch Wohnquartier

Frankfurts teilrekonstruierte Altstadt, der neue Hotspot auf dem internationalen Tourimusmarkt, soll jedoch auch Wohnquartier sein. Der Innenausbau läuft, nachdem die Fassaden nahezu fertiggestellt sind. Immer klarer wird, wie das neue Viertel die Innenstadt mit seinen zahlreichen architektonischen und handwerklichen Details bereichern wird.

Einen ersten Einblick in die Altstadt-Wohnungen ermöglichte am Montag, 20. November, Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann während eines Pressetermins. „Die Perspektive verändert sich. Wir blicken heute nicht mehr vorrangig auf ein Bauprojekt, sondern auf ein eigenes Stadtviertel im Herzen unserer Mainmetropole, das zu den Top-Wohnstandorten in der Region zählen wird. Die Bewohner freuen sich schon auf ihr neues Zuhause.“

Peter Feldmann in einer der fertiggestellten Musterwohnungen mit Blick auf die rekonstruierte Altstadt mit Dom im Hintergrund. Foto: DomRoemer GmbH, Uwe Dettmar
Peter Feldmann in einer der fertiggestellten Musterwohnungen mit Blick auf die rekonstruierte Altstadt mit Dom im Hintergrund. Foto: DomRoemer GmbH, Uwe Dettmar

Wie sich das Leben in den 15 Rekonstruktionen und 20 Neubauten ab dem kommenden Jahr anfühlen wird, zeigte die Besichtigung von zwei Wohnungen am Montag sehr anschaulich. Am westlichen Eingang des neuen Viertels gelegen, bietet sich aus den Wohnungen des von Jordi & Keller Architekten entworfenen Neubaus Markt 40 „Zu den drei Römern“ eine wunderschöne Aussicht auf den Römer. Die Maisonettewohnung, die sich im ersten und zweiten Obergeschoss befindet, verfügt über eine Wohnfläche von 113 Quadratmetern und ist – wie alle Wohnungen des Viertels – mit Parkettfußboden und gefliesten Bädern ausgestattet. „Einige der Wohnungen wie hier im Haus Markt 40, sind nahezu vollständig fertig und warten bereits auf ihre neuen Bewohner“, sagte Feldmann. Schritt für Schritt würden die übrigen Wohnungen fertiggestellt, der geplanten Eröffnung der Altstadt im September 2018 stehe nichts im Wege.

Die zweite besichtigte Wohnung befindet sich direkt am Hühnermarkt, im Haus „Schlegel“ mit der Adresse Markt 26. Die von Hans Kollhoff entworfene und vom Büro Jourdan & Müller umgesetzte Rekonstruktion wurde als Ganzes verkauft und beherbergt neben einer Apotheke im Erdgeschoss zwei Maisonettewohnungen, die sich über das erste und zweite sowie das dritte und vierte Obergeschoss erstrecken. Feldmann führte die Teilnehmer ins Dachgeschoss des Hauses, das einen spektakulären Blick über die Dachlandschaft und auf den Dom ermöglicht.

„Die neue Frankfurter Altstadt wird mit ihrer Mischung aus Wohnungen, Geschäften, Cafés und Restaurants ein beliebter Treffpunkt für Bürger und Gäste unserer Stadt sein. Ich freue mich bereits sehr auf die Eröffnung im kommenden Herbst, wenn wir die Altstadt den Bürgerinnen und Bürgern offiziell übergeben können“, sagte der Oberbürgermeister.

 

Zeitgemäß wohnen in historischen Fachwerkgebäuden – Spatenstich für energieeffizientes Musterhaus im Freilichtmuseum Hessenpark

Aus den Balken des Hauses aus Radheim entsteht bis 2019 ein energieeffizientes Musterhaus im Hessenpark. Foto: Eva Otto
Aus den Balken des Hauses aus Radheim entsteht bis 2019 ein energieeffizientes Musterhaus im Hessenpark. Foto: Eva Otto

Neu-Anspach, den 6. November 2017. Kann man in einem historischen Fachwerkhaus wohnen und den modernen Lebensstandard des 21. Jahrhunderts genießen? Die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte und das Freilichtmuseum Hessenpark zeigen, dass dies möglich ist. Mit dem Projekt „Kompetenzzentrum für Klimaschutz in Fachwerkstädten“ wollen sie Beratung, Information und nachahmenswerte Beispiele für Energieeffizienz und Ressourcenschonung in Fachwerkstädten anbieten. Zum einen sollen dafür in den Städten Bleicherode (Thüringen), Hannoversch Münden (Niedersachsen), Schiltach (Baden-Württemberg) und Wolfhagen (Hessen) energetische Sanierungen von Fachwerkhäusern modellhaft dargestellt werden, die Immobilieneigentümern und Fachwerkinteressierten als Orientierung für eigene Maßnahmen dienen können. Zum anderen entsteht im Freilichtmuseum Hessenpark ein Musterhaus für zeitgemäßes und energieeffizientes Wohnen, das aktuelle bauphysikalische Standards berücksichtigt und eine hohe Wohnqualität bieten soll.

Für dieses Musterhaus fand heute der symbolische erste Spatenstich statt. Diesen führten Prof. Manfred Gerner, Projektinitiator und Präsident der Arbeitsgemeinschaft, und Hessenpark-Museumsleiter Jens Scheller gemeinsam aus. Das Haus wird in der Museumssaison 2018 zur Schaubaustelle, auf der die Besucher den Fortgang der Aufbauarbeiten verfolgen können. Die Fertigstellung des Gebäudes ist für Herbst 2019 geplant. „Entstehen soll ein Fachwerkhaus, in dem auch im kommenden Jahrzehnt jeder von uns gerne leben würde“, erläutert Manfred Gerner. „Durch die Qualität der handwerklichen Wiederherstellung und die Einbeziehung zeitgenössischer Architekturelemente setzt das Musterhaus Maßstäbe und liefert Ideen für den möglichen Umgang mit diesem historischen Konstruktionstyp“, ergänzt Jens Scheller.

So schön und ausgereift die Fachwerkbauweise auch ist, gibt es folgende Probleme: unzureichend gedämmte Gebäudehüllen, kaum vorhandene Horizontalsperren gegen aufsteigende Feuchtigkeit, niedrige Raumhöhen, kleine Grundrisszuschnitte sowie geringe Wind- und Schlagregendichtigkeit der Fachwerkfassade durch Fugen und Risse. Hier setzt das Projekt an und zeigt, wie die praktische, kostenbewusste und sachgerechte Wiederherstellung des Fachwerkgerüsts und der Ausbau des Hauses nach neuesten Erkenntnissen und den Ansprüchen an heutiges Wohnen funktionieren kann. Neben der Energieeffizienz ist die Baustoffwahl nach ökologischen und nachhaltigen Kriterien erklärtes Demonstrationsziel des Musterhauses.

Bauherren, Handwerker, Planer und alle anderen Betrachter des Gebäudes dürfen sich auf kreative Lösungen und stimmige Konzepte freuen. Für einzelne Bauteile sollen nach der Fertigstellung unterschiedliche Varianten gezeigt, verglichen und in ihrer Wirkung bewertet werden. Grundlage für das Gebäude ist ein Haus aus dem südhessischen Radheim, das 1979 ins Freilichtmuseum Hessenpark kam. Es verfügt über zwei Stockwerke und hat eine Wohnfläche von circa 86 Quadratmeter. Eventuell wird diese Fläche noch um einen modernen Glasanbau erweitert.

Ziel des Projekts „Kompetenzzentrum für Klimaschutz in Fachwerkstädten“ ist, die bisher geringe Rate energetischer Sanierung von Fachwerkgebäuden in Deutschland zu steigern und Fachwerkstädte insgesamt zu modernisieren. In Deutschland gibt es rund 2,4 Millionen Fachwerkhäuser, viele davon unter Denkmalschutz. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert. Die Projektkosten betragen insgesamt rund 350.000 Euro für die gesamte Laufzeit. Die Maßnahmen, die im Laufe der rund dreijährigen Projektphase entwickelt werden, sollen sich sowohl an Hauseigentümer als auch an Kommunen, Planer und ausführende Unternehmen richten.

Der gemeinnützige Verein „Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte (ADF)“ wurde 1975 gegründet und ist ein bundesweiter Zusammenschluss von rund 130 durch Fachwerk geprägte Städte. Die ADF stellt sich seit 2009 im Rahmen der Fachwerktriennalen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik dem Themenfeld Klimaschutz und unterstützt Kommunen bei der Vorbereitung und Durchführung von Klimaschutzinitiativen.

Das Freilichtmuseum Hessenpark zeigt auf 65 Hektar den historischen Wandel der Lebens- und Arbeitsbedingungen auf dem Land und in Kleinstädten durch Sonder- und Dauerausstellungen, Vorführhandwerk, Theateraufführungen und Themenrundgänge. Im Umgang mit über 100 wiedererrichteten historischen Wohnhäusern, landwirtschaftlichen Gebäuden und Werkstätten entwickelt sich das Museum zu einem Zentrum für Fachwerksanierung und traditionelle Baustoffe.

Ansprechpartner:

Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte e.V.
Gregor Jungheim
Leiter der Geschäftsstelle
Propstei Johannesberg, 36041 Fulda
Telefon: 0661 9426332
E-Mail: gregor.jungheim@fachwerk-arge.de
www.fachwerk-arge.de

Freilichtmuseum Hessenpark
Elke Ungeheuer
Assistentin der Geschäftsführung | Ehrenamt und Fördermittel
stellv. Projektleiterin „Kompetenzzentrum für Klimaschutz in Fachwerkstädten“
Laubweg 5, 61267 Neu-Anspach
Telefon: 06081/588-202
E-Mail: elke.ungeheuer@hessenpark.de
www.hessenpark.de

Wiederaufbau Frankfurter Goetheturm: Originalgetreu oder ganz neu? – Online-Bürgerabstimmung

Stadträtin Rosemarie Heilig und Stadtrat Jan Schneider fragen die Frankfurter nach ihrer Meinung

(kus) Die Resonanz der Frankfurter nach dem Brand des Goetheturms am 12. Oktober ist groß. Viele sind betroffen und wütend über die Zerstörung und wünschen sich den Wiederaufbau dieses Frankfurter Wahrzeichens.

Um die Vorstellungen der Bürger bei der Rekonstruktion berücksichtigen zu können, haben Umweltdezernentin Heilig und Baudezernent Schneider eine entsprechende Online-Umfrage initiiert. Unter http://www.frankfurt.de/Goetheturm können die Frankfurter ab sofort zwei Wochen lang abstimmen, ob sie eine möglichst originalgetreue Rekonstruktion aus Holz bevorzugen oder für eine neue Bauweise offen sind, die sich aus einem Architektenwettbewerb ergeben könnte.

Heilig und Schneider sagen: „Die Bürgerinnen und Bürger haben in den letzten Tagen eindrucksvoll gezeigt, welche Bedeutung der Goetheturm für sie hatte. Wir hoffen, dass sie sich nun auch rege an der Abstimmung beteiligen und werden das Ergebnis bei den weiteren Planungen berücksichtigen.“