Kategorie-Archiv: Bauhaus

Finale der Bauhaus-Ausstellung „bauhaus – form und reform“ im Landesmuseum Mainz am 19. Jan. 2020

Die Ausstellung beleuchtet, worauf Bauhaus aufgebaut hat und zeigt so auch ausgesuchte Objekte nach Entwürfen von Henry van de Velde, „Sezessions-Schreibtisch“, 1899. Heinrich Ludwig Rohde (1683–1755), Schreibsekretär; sowie andere Highlights der Handwerkskunst, bevor Besucher die allmähliche Vereinfachung der "Dinge des Alltags" erleben können. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Die Ausstellung beleuchtet, worauf Bauhaus aufgebaut hat und zeigt so auch ausgesuchte Objekte nach Entwürfen von Henry van de Velde, „Sezessions-Schreibtisch“, 1899. Heinrich Ludwig Rohde (1683–1755), Schreibsekretär; sowie andere Highlights der Handwerkskunst, bevor Besucher die allmähliche Vereinfachung der „Dinge des Alltags“ erleben können. © Foto: Diether v Goddenthow

Am 19. Januar endet die Sonderausstellung „bauhaus – form und reform“ im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE). Im Rahmen einer Finissage bietet sich den Besucherinnen und Besuchern zum letzten Mal die Gelegenheit, in die Welt dieser einflussreichen Bildungsstätte des 20. Jahrhunderts einzutauchen und der Bauhaus-Idee nachzuspüren. Zwischen 11 und 15 Uhr werden stündlich Kurzführungen durch die Ausstellung angeboten, der Eintritt am 19. Januar ist frei.

Mit der Ausstellung würdigt das Landesmuseum Mainz die Kunstschule, die im vergangenen Jahr ihr 100. Jubiläum feierte. Ziel der Sonderschau ist es, die Bauhaus-Idee anhand von Alltagsgegenständen nach Entwürfen von Bauhaus-Meistern und -Schülern vorzustellen. Die legendäre Kunstgewerbeschule prägte in nur 14 Jahren – nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten löste sie sich 1933 zur Wahrung ihrer Ideale selbst auf – mit ihrer stilbildenden und reduzierten Formensprache unser bis heute bestehendes Verständnis von Moderne in Architektur und Dingen des Alltags.

Die Ausstellung „bauhaus – form und reform“ präsentiert rund 150 Exponate aus verschiedenen Bauhauswerkstätten, darunter Hausrat, Möbel, Lampen sowie theoretische Schriften und Werbung aus der Zeit von 1900 bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auch die Vorgeschichte der Bauhaus-Idee ist Thema im Landesmuseum, sodass ein Bogen vom 18. Jh. bis in die Gegenwart geschlagen wird.
Viele Exponate stammen aus rheinland-pfälzischen Privatsammlungen mit dem Schwerpunkt Bauhaus. Zudem haben zahlreiche Museen Leihgaben zur Verfügung gestellt, ohne die eine Realisierung der Ausstellungsidee nicht möglich gewesen wäre. Hauptleihgeber ist die Sammlung Sebastian Jacobi aus Bad Ems, der 36 Objekte beigesteuert hat. Restexemplare des handlichen, aber großzügig illustrierten Begleitbuchs werden im Landesmuseum zu einem Sonderpreis angeboten.

Die Finissage findet am Sonntag, 19. Januar, ab 10 Uhr im Landesmuseum statt.

Landesmuseum Mainz,
Große Bleiche 49-51.

Köpfe der Zwanziger Jahre – Landesmuseum Mainz präsentiert ab 3. Dezember neue Studio-Ausstellung

Willi Geiger: Heinrich Mann, 1921, Radierung© GDKE Rheinland-Pfalz – Landesmuseum Mainz (Foto: Ursula Rudischer)
Willi Geiger: Heinrich Mann, 1921, Radierung© GDKE Rheinland-Pfalz – Landesmuseum Mainz (Foto: Ursula Rudischer)

Was haben das Mathegenie Albert Einstein, der Psychologe Sigmund Freud, der Schriftsteller Thomas Mann und der Komponist Richard Strauss gemeinsam? In jedem Fall zählen sie zu den berühmtesten Köpfen aus Kultur und Wissenschaft der vergangenen beiden Jahrhunderte. Für eine weitere Gemeinsamkeit sorgt nun das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz: In der Studio-Ausstellung „Köpfe der Zwanziger Jahre“ sind diese großen Persönlichkeiten zusammen mit weiteren berühmten Künstlern, Wissenschaftlern und Schriftstellern vertreten. Das Landesmuseum Mainz zeigt 24 Porträts, allesamt aus dem Bestand seiner Grafischen Sammlung.

Die Werke stammen aus drei Mappen, die zwischen 1920 und 1922 im Leipziger Verlag von Friedrich Dehne erschienen sind. Zu den Künstlern, die die Gesichter ihrer Zeitgenossen zu Papier brachten, zählen unter anderem Hermann Struck, der Mainzer Peter von Halm, ein anderer Altmeister der Radierung, oder damals jüngere Künstler wie Hans Meid und Ludwig Meidner. Ivo Hauptmann, der Sohn von Gerhart Hauptmann, zeigte, wie er seinen Vater sah, der Expressionist Ludwig Meidner setzte den seinerzeit hoch geschätzten Dichter Theodor Däubler ins Bild. In der Ausstellung werden zudem Porträts von Max Slevogt, Käthe Kollwitz oder Max Liebermann Selbstporträts dieser Künstler gegenüber gestellt.

Alle Blätter sind handwerkliche Meisterwerke der Radierung. Sie belegen die große stilistische Bandbreite der deutschen Kunst zu Beginn der 1920er Jahre. Die Dargestellten sind Geistesgrößen, die meist schon im Kaiserreich zu hohem Ansehen gelangt waren, und auch in der jungen Weimarer Republik weite Bereiche des kulturellen Lebens prägten – und meist bis heute in unserem Bewusstsein präsent sind.

Den Auftakt zu der Studio-Ausstellung „Köpfe der Zwanziger Jahre“ bildet eine Führung am Dienstag, 3. Dezember, um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Landesmuseum Mainz
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz
Große Bleiche 49 – 51
55116 Mainz

Originelles und Stylisches bei der „Modenschau 100 Jahre Bauhaus“ in der Handwerkskammer Wiesbaden

Bei der diesjährigen Modenschau im Meistersaal der Hendwerkskammer Wiesbaden haben die Modemacherinnen und Macher ihre Kreationen unter das Motto  „100 Jahre Bauhaus“ gestellt. Das Bild zeigt Entwürfe von Lara Melanie Renner, Atelier Lara Lara Couture, Wiesbaden.© Foto: Diether v Goddenthow
Bei der diesjährigen Modenschau im Meistersaal der Hendwerkskammer Wiesbaden haben die Modemacherinnen und Macher ihre Kreationen unter das Motto „100 Jahre Bauhaus“ gestellt. Das Bild zeigt Entwürfe von Lara Melanie Renner, Atelier Lara Lara Couture, Wiesbaden.© Foto: Diether v Goddenthow

Mit Bauhaus, der aus dem Werkbund 1919 in Weimar hervorgegangenen Kunst- und Werkschule, der späteren Hochschule für Gestaltung in Dessau, verbindet man eher neue gestalterische und handwerkliche Impulse in Kunst, Kunstgewerbe, Architektur, Design, Tanz und Theater. Wenige kämen wohl auf die Idee, auch Mode mit einem „Bauhaus-Stil“ zu assoziieren, dessen reduzierte vielfältige Formensprache mit klaren Linien und farbigen Flächen natürlich großen Einfluss auf die Bekleidungsmoden hatten. Deswegen stellten in diesem Jahr die Modemacherinnen und Modemacher ihre – bereits zum zehnten Mal stattfindende – Modenschau am 9.11.2019 im Meistersaal der Handwerkskammer Wiesbaden unter das Motto „Modenschau 100 Jahre Bauhaus“. Damit zeigten sie einmal mehr, wie auch in der Oberbekleidungs-, Schuh-, Schmuck-, Brillen-, Hut- und Tuch-Mode Walter Gropius Idee von der Verknüpfung von Kunst und Handwerk funktioniert. Nach der Begrüßung durch den neuen Handwerkspräsident Stefan Füll führte Moderator Jörg Brandmeyer kenntnisreich und pointiert durch die inspirierende Veranstaltung.

Modische Brillen von Optikermeister Rick Reimann aus Niedernhausen, der auch Hausbesuche tätigt.© Foto: Diether v Goddenthow
Modische Brillen von Optikermeister Rick Reimann aus Niedernhausen, der auch Hausbesuche tätigt.© Foto: Diether v Goddenthow

Dass ein perfektes Zusammenspiel von hervorragenden Gläsern und handwerklich gefertigten stylischen Gestellen zu gutem Sehen und Aussehen führen kann, zeigten die superpräsentierten „Sehhilfen“ von Optikermeister Rick Reimann aus Niedernhausen. Der Clou: Der Optikermeister macht –auch Hausbesuche, wozu er Sehtestgeräte und anderes Optiker-Equipment mitbringt. Das kommt insbesondere vielen älteren Menschen und Leuten mit wenig Zeit zugute.

Handgefertigte Schuhe vom Wiesbadener Schuhmachermeister Andreas Baumbach, hier im Gespräch mit Moderator Jörg Brandmeyer. © Foto: Diether v Goddenthow
Handgefertigte Schuhe vom Wiesbadener Schuhmachermeister Andreas Baumbach, hier im Gespräch mit Moderator Jörg Brandmeyer. © Foto: Diether v Goddenthow

Nicht nur im Stil der 20er Jahre, erfreuen sich heutzutage Maßschuhe wieder größerer Beliebtheit. Das läge nicht nur daran, dass seine Schuhe jeweils Unikate seien, so der Wiesbadener Schuhmachermeister Andreas Baumbach. Handgefertigte Schuhe, zunächst wegen der Herstellung der Leisten (hölzernes Prototyp-Fussmodell aus Holz) und da Handarbeit etwas teurer, wären mittelfristig wegen ihrer längeren Lebensdauer pro Jahr sogar oft preiswerter als industrielle Massenware.

Kreationen von Birgit Reimann tagtraum-tragen. © Foto: Diether v Goddenthow
Kreationen von Birgit Reimann tagtraum-tragen. © Foto: Diether v Goddenthow

Für individuelle, wandelbare, zeitlose sowie ausgefallene handgefertigte Mode bekannt ist die Wiesbadener Meisterin im Damen- und Herrenschneiderhandwerk Birgit Reimann von „tagtraum“. Sie interpretierte das Thema Bauhaus mal sportlich, mal elegant oder mittells türkis-rot-blauen Etuikleid , recht formenvielfältig, vor allem auch mit dem Spiel von Schwarze und Weiß, zweier Pole, die sich anziehen und abstoßen, so die Mode-Designerin. Ebenso bekannt, wie etabliert überzeugten die bauhaus-intendierten modischen Kreationen von Lara Melanie Renner.

Lara Melanie Renner im Gespräch mit Moderator Jörg Brandmeyer. © Foto: Diether v Goddenthow
Lara Melanie Renner im Gespräch mit Moderator Jörg Brandmeyer. © Foto: Diether v Goddenthow

Die Wiesbadener Meisterin im Damen- und Herren, nach zwei Jahren Laufstegpause mit dezent farbigen Kreationen dabei, feierte inzwischen mit ihrem eingeführten Label „Lara Loca Couture“ große Erfolge. Beispielsweise hatte sie für eine Werbekampagne von „Rotkäppchen“-Sekt 80 Maßkostüme anfertigen dürfen und für die Assistentin des „Goldene-Henne“-Moderators Kai Pflaume mehrmals die obligatorische goldene Robe erschaffen, dazwischen noch zwei Kinder geboren, und weiterhin ihre Stammkundschaft bedient.
Modeschneidermeisterin Carola Bartsch von „7th Heaven Brautmode“ überzeugte mit zahlreichen fantasievollen bis regenbogenfarbigen Entwürfen, darunter ein Hochzeits-Jumpsuit mit freiem Rücken sowie mit frechen weißen und blauen Latzhosen aus Tragetaschen für beide Geschlechter, hervorgegangen aus der Handwerksimage-Kampagne.

Schmuck aus Alltagsgegenständen "Made in Hanau". © Foto: Diether v Goddenthow
Schmuck aus Alltagsgegenständen „Made in Hanau“. © Foto: Diether v Goddenthow

Made in Hanau“, eine Ateliergemeinschaft von 9 Schmuckkünstlern, bei der Modenschau vertreten von Rosa Mauro und Claire Selby, präsentierten aus ihrem breiten Spektrum originellen Schmuck aus Alltagsgegenständen, vom Kreationen aus nachempfundenen Lockenwicklern bis hin zu einer Brosche aus Kaffeelöffeln.

Ausgefallene Hutmode kombiniert mit den passenden Schals dazu vom Bad Homburger Hutsalon und der Handweberei Siebörger aus Ober-Ramstadt. © Foto: Diether v Goddenthow
Ausgefallene Hutmode kombiniert mit den passenden Schals dazu vom Bad Homburger Hutsalon und der Handweberei Siebörger aus Ober-Ramstadt. © Foto: Diether v Goddenthow

Überzeugen konnten auch die der Bauhaus-Epoche angelehnten fantasievollen, extravaganten Hutkreationen von Karen Diaz-Fink des Bad Homburger Hutsalon in Kombination mit handgewebten gut abstimmten Schals von Anja Ritter der Ober-Ramstadter Handweberei Siebörger.

Bahr Krahn von Be Organic Naturkosmetik und Naturfriseure, Wiesbaden hatte die Models für ihrer Auftritt gestylt. Durch die Veranstaltung führte pointiert Jörg Brandmeyer.

Abschlussfoto mit allen beteiligten Ateliers, Models, Moderator und Präsident sowie Bernhard Mundschenk. © Foto: Diether v Goddenthow
Abschlussfoto mit allen beteiligten Ateliers, Models, Moderator und Präsident sowie HWK-Geschäftsführer Bernhard Mundschenk. © Foto: Diether v Goddenthow

Abschließend dankte Bernhard Mundschenk, Geschäftsführer der Handwerkskammer, allen Handwerkerinnen und Handwerkern für ihre hervorragenden Arbeiten und für ihr Engagement, diese Modenschau auf die Beine gestellt zu haben. Es seien sicherlich darunter auch Anregungen für Weihnachten dabei gewesen, so Mundschenk, der zugleich zur nächsten Veranstaltung, der „Weihnachtsbacken am 1. Dezember 2019 in den Meistersaal der Handwerkskammer Wiesbaden, Bierstadter Straße 45, einlud.

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Spiel mit Typografie im bauhaus.labor des Gutenberg-Museums Mainz

© Foto: Diether v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

Gutenberg-Museum präsentiert Projekt „Play Type“ in seinem bauhaus.labor im Innenhof – Eröffnung am Mittwoch, 23. Oktober, 19 Uhr

Mainz. Halbkreise, Dreiecke und andere komplexere geometrische Formen, ganz in schwarz: Aus diesen Grundelementen lassen sich neue Schriftformen bauen, die durch digitale Marker verändert werden können. Solche interaktiven Experimente mit Form und Schrift können Besucherinnen und Besucher an dem eigens installierten „TypoMontagetisch“ machen, wenn die Präsentation „Play Type“ von Anna Weirich zu sehen ist. Die Eröffnung „Play Type“ findet am Mittwoch, 23. Oktober, 19 Uhr, im „bauhaus.labor“ im Innenhof des Gutenberg-Museum, Liebfrauenplatz 5, statt.
Das Projekt „Play Type“ schließt an die Präsentation „OTF: Open Type Face“ von Jean Böhm an, konzipiert im Masterstudiengang „Gutenberg-Intermedia“ der Fachrichtung Kommunikationsdesign der Hochschule Mainz in Kooperation mit dem GutenbergMuseum. Die Präsentation entstand als drittes von insgesamt sieben Projekten im Zusammenhang mit der aktuellen Sonderausstellung des Gutenberg-Museums „ABC. Avantgarde – Bauhaus – Corporate Design“, die bis zum 2. Februar 2020 zu sehen ist. Die Präsentation „Play Type“ kann bis Mittwoch, 13. November 2019 besucht werden. Selbst Hand anlegen können Besucherinnen und Besucher am Wochenende 2. und 3. November. Jeweils ab 12 Uhr gibt die studentische Gestalterin Anna Weirich Erwachsenen und Kindern Impulse beim Experimentieren am Typo-Montagetisch.

Voranmeldung: workshop@play-type.de oder gutenberg-museum@stadt.mainz.de
Weltmuseum der Druckkunst,
Liebfrauenplatz 5,
55116 Mainz
www.gutenberg-museum.de

Modenschau 100 Jahre Bauhaus in der Wiesbadener Handwerkskammer am 9.11.2019

©  Handwerkskammer Wiesbaden
© Handwerkskammer Wiesbaden

Die Handwerkskammer Wiesbaden veranstaltet bereits zum zehnten Mal  eine Modenschau mit handwerklich gefertigter Mode und Modeaccessoires. In diesem Jahr hat haben die Modemacherinnen und Macher ihre Kreationen unter das Motto  „100 Jahre Bauhaus“ gestellt.

Zudem lädt die Handwerkskammer Wiesbaden herzlich ein, sich auch von den „Traumgestalten“ des Kreativwettbewerbs der Maßschneider-Innung-Rhein-Main bezaubern zu lassen.

Den Kreativwettbewerb bestreiten nicht nur  die Damen- und Herrenmaßschneider, sondern auch Schuhmacher, Gold- und Silberschmiede, Augenoptiker, Modisten, Feintäschner, Kürschner, Weber, Sticker und Friseure.

Die HWK Wiesbaden weist darauf hin,  dass nur 200 Sitzplätze zur Verfügung stehen. Der Anmeldeschluss zur Veranstaltung ist der 28. Oktober 2019.

Wann: 09.11.2019 um 16:00 Uhr bis 19:00 Uhr
Wo: Handwerkskammer Wiesbaden, Bierstadter Straße 45, 65189 Wiesbaden
Anmeldung

Ansprechpartnerin
Britt Fröse
Telefon 0611 136-158
Telefax 0611 136-8158

Als das Industrie-Design zur Massenproduktion erfunden wurde – Sonderausstellung „bauhaus – form und reform“ ab 15.09.2019 im Landesmuseum Mainz

Landesmuseum Mainz feiert 100 Jahre Bauhaus. ©  Foto: Diether  v Goddenthow Sonderausstellung „bauhaus – form und reform“ startet am 15. September.
Landesmuseum Mainz feiert 100 Jahre Bauhaus. © Foto: Diether v Goddenthow
Sonderausstellung „bauhaus – form und reform“ startet am 15. September.

Die Ausstellung „bauhaus – form und reform“, die am 15.09.2019 bis zum 19. Januar 2020 im Landesmuseum Mainz ihre Pforten öffnet, schließt eine wichtig Lücke: Denn erstmals wird anhand ausgewählter Gebrauchsgüter „Dinge des Alltags“ die Entwicklung von kunsthandwerklicher und handwerklicher Herstellung hin zur bauhaus-intendierten industriellen Fertigung und Massenproduktion gezeigt.

Wer „Bauhaus“ verstehen möchte, kommt an der Mainzer Ausstellung „bauhaus – form und reform – von der reformbewegung des kunstgewerbes zum wohnen mit ikonen“ nicht vorbei. Denn selten wird vor dem Hintergrund der vielfältigen handwerklichen Wurzeln so unideologisch dargestellt, was Bauhaus im Kern war und bewirkt hat, nämlich eine kollektiv angelegte Lebensstil- und Geschmacksumschulung zum schnörkellosen, effizienten Nützlichkeits-Design (Industrie-Design) mit Auswirkungen in alle Bereiche des Lebens, Wohnens und der Kunst. Erst diese extreme  Vereinfachung (Kreis, Quadrat und Pyramide), Normung und Standardisierung von Produkten und die Möglichkeit ihrer Zerlegung in Einzelteile erlaubte eine preiswertere Industrie- und Retorten-Produktion von Alltagsgegenständen bis hin zum Hausbau (Plattenbau). Die  handwerkliche und kunsthandwerkliche Herstellung von Produkten wurde zusehends abgelöst, der Prozess dauert an bis heute, wo wir gleichzeitig das Aussterben alter Handwerke beklagen. Ob diese Walter Gropius letztlich wirklich so gewollt hatte und ob es ihm tatsächlich gelungen war, „die Kunst von der Industrialisierung zu emanzipieren und das Kunsthandwerk wiederzubeleben“ muss jeder Besucher für sich selbst entscheiden.

Die Ausstellung beleuchtet, worauf Bauhaus aufgebaut hat und zeigt so auch ausgesuchte Objekte nach Entwürfen von Henry van de Velde, „Sezessions-Schreibtisch“, 1899. Heinrich Ludwig Rohde (1683–1755), Schreibsekretär; sowie andere Highlights der Handwerkskunst, bevor Besucher die allmähliche Vereinfachung der "Dinge des Alltags" erleben können. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Die Ausstellung beleuchtet, worauf Bauhaus aufgebaut hat und zeigt so auch ausgesuchte Objekte nach Entwürfen von Henry van de Velde, „Sezessions-Schreibtisch“, 1899. Heinrich Ludwig Rohde (1683–1755), Schreibsekretär; sowie andere Highlights der Handwerkskunst, bevor Besucher die allmähliche Vereinfachung der „Dinge des Alltags“ erleben können. © Foto: Diether v Goddenthow

Unabhängig dieser Frage entwickelte sich die 1919 von Walter Gropius als Kunstschule in Weimar gegründete Bildungsstätte zu einer der einflussreichsten Gestaltungs- und Umdenkungs-Schmieden des 20. Jahrhunderts weltweit. „Ohne das Bauhaus wäre unser Verständnis von moderner Architektur und modernem Design heute ein  anderes“, ist sich Thomas Metz, Generaldirektor der GDKE, sicher, „zugleich steht das Bauhaus als Bewegung auch im Zeichen des Weimarer Reformgedankens. Die Ausstellung berücksichtigt sowohl den handwerklich-künstlerischen Aspekt als auch die gesellschaftlichen Hintergründe gleichermaßen“.

Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseums Mainz, ergänzt: „Wir zeigen, dass das Bauhaus weitaus mehr ist als geradlinige Formen und zeitloses Design. Die Ausstellung nähert sich dem Phänomen und der Wirkung des Bauhauses unter kultur-, zeit- und sozialgeschichtlichen Gesichtspunkten – und betritt damit zugleich Neuland in der Vermittlung der Thematik“, so Heide.

Ziel der Ausstellung im Landesmuseum Mainz ist es, die Bauhaus-Idee anhand von Alltagsgegenständen nach Entwürfen von Bauhaus-Meistern und -Schülern vorzustellen. In nur 14 Jahren – nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten löste sie sich 1933 zur Wahrung ihrer Ideale selbst auf – erlangte die legendäre Kunstgewerbeschule mit ihrer stilbildenden und reduzierten Formensprache eine solch enorme Bedeutung, dass der Begriff Bauhaus bis heute häufig mit der Moderne in Architektur, Design und Alltagsdingen gleichgesetzt wird. Klare Linien, rechte Winkel, Verzicht auf Ornamente, Funktionalität und serielle Fertigung sind die wesentlichen Merkmale, die mit der Marke Bauhaus verbunden sind. Vor allem die Massenproduktion von Alltagsgegenständen, die mit der Anpassung der Formen an die industrielle Fertigung möglich wurde, greift einen wichtigen Reformgedanken der Weimarer Zeit auf: die Lebensumstände von Menschen in der Industriegesellschaft zu verbessern.

Ein Herzstück des Bauhauses war die Herstellung von prototypischen Gebrauchsgegenständen für die serienmäßige industrielle Massenproduktion, hier symbolisch zu betrachten an entwickelten Gießformen für Ton- und Prozellanwaren für die Geschirrerstellung. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Ein Herzstück des Bauhauses war die Herstellung von prototypischen Gebrauchsgegenständen für die serienmäßige industrielle Massenproduktion, hier symbolisch zu betrachten an entwickelten Gießformen für Ton- und Porzellanwaren für die Geschirrerstellung. © Foto: Diether v Goddenthow

Die Ausstellung „bauhaus – form und reform“ präsentiert rund 150 Exponate aus verschiedenen Bauhauswerkstätten, darunter Hausrat, Möbel, Lampen sowie theoretische Schriften und Werbung aus der Zeit von 1900 bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Sonderschau zeigt zunächst die Entwicklung zur Bauhaus-Idee ausgehend vom Gedankengut des Deutschen Werkbundes und stellt diverse Handwerksbetriebe aus dem Mainzer Raum und dem heutigen Rheinland-Pfalz vor, die bereits im späten 18. Jahrhundert begannen, auf Manufakturarbeit umzusteigen und zu Vorreitern der industriellen Massenproduktion wurden. In der Ausstellung lässt sich die Entwicklung der Bauhaus-Idee von den Vorläufern bis zu ihrer Realisierung und ihrer Nachwirkung bis in die Gegenwart nachvollziehen. Die Besucherinnen und Besucher können den Wandel vom Handwerk bis zum Industriedesign miterleben und mehr über die Reformbewegung des Kunstgewerbes erfahren, die seit 1900 auch zu einer Reform des gesellschaftlichen Zusammenlebens wurde. „Die Ausstellung bietet darüber hinaus zum ersten Mal Gelegenheit, nicht nur das führende Mainzer Handwerk zu thematisieren, sondern auch die Position der Mainzer Kunstgewerbeschule in der Reformbewegung darzustellen“, erläutert Dr. Eva Brachert, die die Ausstellung gemeinsam mit Gernot Frankhäuser und dem Privatsammler Sebastian Jacobi kuratiert hat.

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Werkstätten und Ateliers des Bauhauses – dort, wo sich alle Reformgedanken bündelten und Entwürfe für konkrete Massenprodukte entstanden sind. Die funktionale Gestaltung von Alltagsgegenständen aus Bereichen wie Tischlerei, Metallverarbeitung oder Keramikwerkstatt steht sinnbildlich für ein modernes, neues Leben nach dem Ersten Weltkrieg. Verschiedene prototypische Entwürfe aus den Bauhaus-Werkstätten wurden von unterschiedlichen industriellen Produzenten hergestellt und vermarktet. So zeigt die Ausstellung, dass sich die Bauhaus-Idee in einem zeitlosen Design ausdrückt, das alle Entwürfe miteinander verbindet. Dieses Design wird zum Ausdruck eines modernen Lebensstils, der in den 1920er-Jahren entsteht und sich heute als ein liberaler und weltoffener Stil fest in der modernen Gesellschaft etabliert hat.

Wunderbares zeitloses Bauhaus-Design. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Wunderbares zeitloses Bauhaus-Design. © Foto: Diether v Goddenthow

Rheinland-Pfälzische Privatsammlungen mit dem Schwerpunkt Bauhaus und zahlreiche Museen stellen Leihgaben zur Verfügung, ohne die eine Realisierung der Ausstellungsidee nicht möglich gewesen wäre. Hauptleihgeber der Ausstellung ist die Sammlung Sebastian Jacobi aus Bad Ems, der 36 Objekte aus dem Bauhaus-Umfeld beisteuert.
„bauhaus – form und reform. Von der Reformbewegung zum Wohnen mit Ikonen“ ist vom 15. September 2019 bis 19. Januar 2020 im Landesmuseum Mainz zu sehen.
Landesmuseum Mainz, Große Bleiche 49-51.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz – Wir machen Geschichte lebendig

 

Rahmenprogramm

Die Sonderausstellung „bauhaus – form und reform. von der reformbewegung zum wohnen mit ikonen“ wird begleitet von einem vielfältigen Rahmenprogramm – bestehend aus Führungen, Vorträgen, Fahrradtouren zu modernen Bauten in Mainz, Familienangeboten sowie After Work-Events wie einer Bauhaus-Filmnacht und Workshops mit Designern, Handwerkern und Künstlern.

führungen

Den Auftakt des Rahmenprogramms bildet eine öffentliche Führung durch die Sonderausstellung am 17. September um 18 Uhr, die nochmals am 5. und 26. November sowie am 10. und 17. Dezember und im neuen Jahr am 7. Januar angeboten wird (Kosten: Museumseintritt plus 2 Euro). Zudem vertiefen weitere Führungen einzelne Aspekte des Bauhauses: Am 19. Oktober steht um 17 Uhr das Thema „Dreimal klingeln zu Gast im Landesmuseum – eine Führung zum (bildungs)bürgerlichen bauhaus“ auf dem Programm (Eintritt frei; nähere Infos zu dem Format unter www.dreimalklingeln.de); Gernot Frankhäuser referiert am 10. November um 11 Uhr über „Neue Europäische Grafik – Die Bauhaus-Mappen“ und führt am 3. Dezember durch die Kabinettausstellung „Köpfe der 20er Jahre“. Darüber hinaus bietet das Landesmuseum Mainz Sammlerführungen für Familien und Erwachsene mit Sebastian Jacobi an (Die Termine: 19. Oktober, 30. November, 14. Dezember, 11. Januar 2020, jeweils um 15 Uhr (Kosten: Museumseintritt plus 2 Euro; Anmeldung unter anmeldung.muspaed@gdke.rlp.de). Spannende Einblicke versprechen zudem die Kuratorenführungen mit Dr. Eva Brachert am 27. Oktober und 24. November,

jeweils um 15 Uhr (Kosten: Museumseintritt plus 2 Euro; Anmeldung unter anmeldung.muspaed@gdke.rlp.de). Bei der Finissage am 19. Januar stehen ab 11 Uhr stündlich nochmals fünf Kurzführungen auf dem Programm (Eintritt frei).

vorträge

Das Rahmenprogramm hält auch drei spannende Vorträge bereit. Am 24. September spricht Dr. Benjamin Rux vom Lindenau-Museum um 18 Uhr über „Neue Europäische Grafik – Die bauhaus-Mappen“. Katharina Brellochs und Br. Stephan Oppermann OSB widmen sich am 15. Oktober um 18 Uhr dem bauhaus-Keramiker Theodor Bogler. Am 12. November ebenfalls um 18 Uhr beschäftigt sich Dr. Uta Schmitt aus Heidelberg mit dem Thema „Carl Flieger – vom Absolventen der Mainzer Kunstgewerbeschule zum bauhaus-Architekten“. Der Eintritt zu den drei Vorträgen ist frei.

fahrradtouren

Ein bisschen Bewegung gepaart mit kultureller Bildung versprechen die „fahrradtouren zu den bauten der moderne in mainz“ mit Dr. Frithjof Schwartz. Die Radler treffen sich am 21. September, 5. und 12. Oktober jeweils um 13 Uhr am Landesmuseum. Tickets gibt es über gaestefuehrung@mainzplus.com, telefonisch unter 06131-242827 oder im Landesmuseum. Alle Teilnehmer müssen ihr eigenen Fahrrad und einen Helm mitbringen. Der Besuch der Ausstellung ist im Preis inbegriffen.

familienprogramme

Selber gucken und selber machen lautet die Devise bei den drei Angeboten für Kinder und Familien. Am 22. September steht das beliebte Format „Kunst gucken – Die Kinderführung“ unter dem Motto „bauhaus für dich“ (Beginn: 15 Uhr). „bauhaus für alle“ heißt es am 6. Oktober beim Familiensonntag. Los geht es um 14.30 Uhr (Kosten: 1 Euro pro Person). Zudem hält das Familienprogramm noch die Veranstaltung „bauhaus für uns“ im Rahmen der Reihe „Offenes Atelier – die Mitmachwerkstatt“ am 9. November um 14 Uhr (Kosten: Museumseintritt plus 1 Euro) bereit.

after work – am ende der arbeitswoche ins museum

Abgerundet wird das Rahmenprogramm durch verschiedene Events am Ende einer Woche. Den Auftakt bildet die „film.ab.bauhaus“-Filmnacht am 20. September von 17 bis 22 Uhr. Bei Workshops mit Designern, Handwerkern und Künstlern können die Teilnehmer entdecken, wo das bauhaus in unserem Alltag auftaucht. Die Veranstaltung „mein bauhaus“ beginnt am 2. November um 17 Uhr. Spannende „blicke hinter die kulissen“ verspricht Filmemacher Utz Kastenholz, der am 29. November erläutert, wie er dem Phänomen Bauhaus in Rheinland-Pfalz auf die Spur kam. Im Rahmen der Veranstaltung wird es anschließend weihnachtlich, wenn der bauhaus-adventskalender-weihnachtsbaum mit Poesie und Prosa begrüßt wird. Beginn ist um 17 Uhr. Unter dem Motto „was bauhaus isst“ demonstriert Dr. Frithjof Schwartz am 10. Januar 2020 ab 17 Uhr an Toastern und anderen Haushaltsgeräten die Entwicklung des deutschen Ingenieurdesigns zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Beginn ist um 17 Uhr. An allen Abenden werden Kurzführungen durch die bauhaus-Ausstellung angeboten. Munkepunkes Bowlen- und Sektbar hat zu allen Terminen geöffnet. Es gilt der normale Museumseintritt, Getränke müssen extra bezahlt werden.

Anmeldung zu allen after work-Veranstaltungen unter anmeldung.muspaed@gdke.rlp.de

 

Katalog zur Ausstellung
unbedingt empfehlenswert zur Begleitung, Nacharbeit, aber auch zum Verschenken:

bauhaus – form und reform
von der reformbewegung zum wohnen mit ikonen
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.)
bearbeitet von Eva Brachert
192 Seiten, 154 Abbildungen
20 x 21 cm, gebunden
Erschienen im E.A. Seemann Henschel Verlag Leipzig
Museumsausgabe 25,00 Euro
ISBN: 978-3-86502-426-8

Walter Gropius gründete 1919 in Weimar die Hochschule für Kunst und Architektur, an der das Bauhaus-Design entstand. Der Katalog zur Sonderausstellung „bauhaus – form und reform“ zeigt, welche Vorläufer es gab und wie die Entwicklung der legendären Kunstgewerbeschule verlief. In der Publikation werden sowohl Alltagsgegenstände der bekannten deutschen Produktdesigner Wilhelm Wagenfeld und Marianne Brandt, als auch Objekte von Architekten und Designern wie dem Belgier Henry van de Velde oder dem Deutschen Egon Eiermann präsentiert.
Der Katalog enthält darüber hinaus Essays, die den Ursprung der Bauhaus-Idee skizzieren und weiterverfolgen bis zu den Wohn-Ikonen der Gegenwart. So werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Gestaltungsideen der vergangenen 100 Jahre in dem Bildband dargestellt, der auch als Begleitbuch in der Ausstellung gedacht ist.
Mit Objekten u. a. von: Alvar Aalto, Peter Behrens, Theodor Bogler, Marianne Brandt, Christian Dell, Erich Dieckmann, Egon Eiermann, Marguerite Friedlaender, Walter Gropius, Otto Lindig, Gerhard Marcks, Ludwig Mies van der Rohe, Oskar Schlemmer, Henry van de Velde, Wilhelm Wagenfeld.

Gutenberg-Museum Mainz lädt unter dem Motto „Drucken und Werben am Bauhaus“ zur Sonderausstellung „ABC. Avantgarde – Bauhaus – Corporate Design“ – ab 6.09.2019

Orientierungshilfen im Foyer helfen, die richtigen Wege zu den Ausstellungsbereichen "Musealer Teil" und "Werkstatt" zu finden. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Orientierungshilfen im Foyer helfen, die richtigen Wege zu den Ausstellungsbereichen „Musealer Teil“ und „Werkstatt“ zu finden. © Foto: Diether v Goddenthow

Seit 2010 hat das Gutenberg-Museum „die“ Typographie zum Schwerpunktthema erklärt und seine Ausstellungsthemen aufeinander aufgebaut, zuletzt mit der Ausstellung „Futura“. Bereits seit 2013 sei die jetzt gezeigte Sonderausstellung „ABC. Avantgarde – Bauhaus – Corporate Design“ über die Entwicklung der „Bauhaus-Typografie“ geplant. Typografie war schon immer der Schwerpunkt des Gutenberg-Museums. Ihr Namensgeber, Johannes Gutenberg, war immerhin der erste Type-Designer überhaupt, so Direktorin Dr. Annette Ludwig. Hinzu kommt, dass auch das Gutenberg-Museum das erste Museum überhaupt war, das bereits 1925 unter seinem ersten Direktor Aloys Ruppel,  Vorführwerkstätten einrichtete, ganz ähnlich wie es Walter Gropius 1919 in Weimar bei der Begründung der Bauhaus-Werkstätten tat. Denn seiner Überzeugung nach könne man Kunst nicht lehren,  Handwerk schon. Und Handwerk sei  die Basis künstlerischer Tätigkeiten.

Was lag für das Gutenberg-Museum näher, sich mit seiner Ausstellung zur Bauhaus-Typographie und Druck-Demonstration am nationalen Bauhaus-Jahr zum 100. Geburtstag von Bauhaus zu beteiligen?

„Drucken und Werben am Bauhaus“ lautet das Motto der Sonderausstellung „ABC. Avantgarde – Bauhaus – Corporate Design“, die das Gutenberg-Museum Mainz erarbeitet hat. Eröffnet wird die Sonderausstellung, die den zentralen Beitrag des Landes Rheinland-Pfalz zum Jubiläumsjahr darstellt, am Donnerstag, 5. September, 19 Uhr. Grußworte sprechen Prof. Dr. Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz und Friederike Zobel, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kulturstiftung des Bundes. Für den Festvortrag konnte Prof. Dr. Wulf Herzogenrath, Direktor der Sektion Bildende Kunst der Akademie der Künste Berlin gewonnen werden. Museumdirektorin Dr. Annette Ludwig führt als Kuratorin in die Ausstellung ein, Oberbürgermeister Michael Ebling, Kulturdezernentin Marianne Grosse und Wolfgang Thoener, Sammlungsleiter der Stiftung Bauhaus Dessau werden weitere Grußworte überbringen.

Ausstellungs-Impression. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Ausstellungs-Impression. © Foto: Diether v Goddenthow

Die Ausstellung, die aus mehreren Teilen besteht, fokussiert sich in einem ersten Teil im Untergeschoss des Ausstellungsgebäudes auf die künstlerische Druckwerkstatt in Weimar. Hier wird die Grafische Druckwerkstatt mit ihren Meistern wie Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky, Oskar Schlemmer, Johannes Itten und Paul Klee vorgestellt. Künstlerische, kunst- und designhistorisch bedeutende Exponate veranschaulichen die Entwicklung von den expressionistischen Anfängen in Weimar hin zur Neuen Typografie und Werbegestaltung in der von Herbert Bayer und Joost Schmidt geführten Dessauer „Abteilung für Druck und Reklame“.

Diese Entwicklung nach der Umsiedlung nach Dessau wird in einem zweiten Ausstellungsteil im Obergeschoss gezeigt. Auch die marktgerechte Produktion von Schriften am Beispiel der Schriftgießerei Berthold wird thematisiert.

Zwei weitere nicht-museale Bausteine erweitern die Sonderausstellung:

Mit einmaligen, hochvergrößerten Wandillustrationen und Original-Druckmaschinen hat das Gutenberg-Museum die Weimarer Werkstatt nachgebaut. Links auf dem Foto sind die Hände des ersten Werkstattleiters Lyonel Feiniger zu sehen. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Mit einmaligen, hochvergrößerten Wandillustrationen und Original-Druckmaschinen hat das Gutenberg-Museum die Weimarer Werkstatt nachgebaut. Links auf dem Foto sind die Hände des ersten Werkstattleiters Lyonel Feiniger zu sehen. © Foto: Diether v Goddenthow

Mit Hilfe historischer Maschinen und Werkzeuge demonstriert die eigens eingerichtete „bauhaus.werkstatt“ die frühen Arbeitsbedingungen der Bauhäusler in der Druckwerkstätte. In einem umfangreichen Workshop-Programm können die Besucher künstlerisch-handwerkliche Drucktechniken erproben sowie unter Anleitung von Experten wie z.B. Erik Spiekermann aus Berlin typografisch experimentieren. Auch das Zusammenspiel von alter Technik und heutigen Medien kann hier kreativ erlebt werden.

Im bauhaus.labor, dem eigens installierten Pavillon im Innenhof de Gutenberg-Museums, werden Präsentationen, die in Kooperation mit der Hochschule Mainz, Designlabor Gutenberg erarbeitet wurden, gezeigt.

Die Ausstellung „ABC“ wird großzügig gefördert im „Fonds Bauhaus heute“ der Kulturstiftung des Bundes und durch die großzügige Unterstützung des Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur des Landes Rheinland Pfalz ermöglicht.

Einladung zur Vernissage
Info-Faltblatt zur Ausstellung

„ABC. Avantgarde – Bauhaus – Corporate Design. Drucken und Werben am Bauhaus“
Ort:
Gutenberg-Museum
Liebfrauenplatz 5, Mainz.
Eröffnung am Donnerstag, 5. September,
19 Uhr, zu sehen bis 2. Februar 2020.

„Die Weiße Stadt“ Tel Aviv – Bauhaus-Ausstellung zum Internationalen Stil zur Eröffnung der Tarbut-Kulturtage in Wiesbadener Rathaus

Am Dienstag, 3. September, fand die Auftaktveranstaltung zur Tarbut-Reihe im Foyer des Rathauses statt. Bei dieser wurde auch die Ausstellung "Weltkulturerbe Tel Aviv – Denkmalpflege in der 'Weißen Stadt'" eröffnet, die bis zum 16. September dort zu sehen ist.©  Foto: Diether  v Goddenthow
Am Dienstag, 3. September, fand die Auftaktveranstaltung zur Tarbut-Reihe im Foyer des Rathauses statt. Bei dieser wurde auch die Ausstellung „Weltkulturerbe Tel Aviv – Denkmalpflege in der ‚Weißen Stadt'“ eröffnet, die bis zum 16. September dort zu sehen ist.© Foto: Diether v Goddenthow

Am 3. September 2019 eröffneten Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, Dr. Jacob Gutmark, Vorstandsmitglied der jüdischen Gemeinde Wiesbaden, und Hellmut Königshaus, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, mit der Auftakt-Vernissage der Ausstellung „Weltkulturerbe Tel Aviv – Denkmalpflege in der ‚Weißen Stadt'“ im Foyer des Wiesbadener Rathauses die Tarbut-Reihe „Zeit für jüdische Kultur“, die mit zahlreichen Veranstaltungen noch bis zum 15. Dezember 2019 geht. Die Veranstaltung wurde musikalisch vom Ensemble „diX & mit Lesungen von Christiane Nothofer“ begleitet.

Programmschwerpunkte sind u.a.:
die Ausstellung „Die Weiße Stadt“
Filmreihe im Caligari
Lesung
Tag der offenen Tür in der Synagoge
Zwischenfall in Vichy
Jewish Monkeys
Trio Cannelle
Chanson-Abend mit Youkalí
Asamblea Mediterranea – Musik der Sepharden – umfangreiche

Rathaus-Foyer: "Die Weiße Stadt" ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Rathaus-Foyer: „Die Weiße Stadt“ © Foto: Diether v Goddenthow

Weniger bekannt ist, dass in keiner Stadt der Welt so viele  Bauhaus-Bauten stehen wie in Tel Aviv,  der jungen israelischen Metropole, die, wörtlich übersetzt, „Frühlingshügel“ heißt. Das hat mit ihrer Geschichte als Zufluchts- und Sehnsuchtsort für die weltweit, insbesondere in Nazi-Deutschland, verfolgter Juden zu tun.  Nachdem die NAZIS 1933 Bauhaus geschlossen hatten und viele Bauhäusler, darunter auch zahlreiche renommierte Architekten jüdischer Abstammung, emigrieren mussten, verbreiteten sich die Bauhaus-Ideen weltweit. Allein in  Tel Aviv  errichteten sie in den 1920er- bis  1940er-Jahre  über 4000 Gebäude nach der Philosophie der Bauhaus-Bewegung: Ausgewogenheit statt Symmetrie. Form folgt Funktion. Lebensqualität statt Statusschnörkel. In Israel  verschmolzen die Einflüsse der Bauhaus-Architektur jedoch mit mediterranen Formen, was sich  vielleicht in einer  etwas größeren Leichtigkeit dortiger Wohn- und Wirtschaftsgebäude und der zum  Flanieren einladenden kleinen Boulevards in den Vierteln zeigt, ganz anders als die spätere mitteleuropäische (Nachkriegs)-Entwicklung mit gewaltigen Scheibenhochhäusern, brutalistischen Gebäudekomplexen und einfallslosen Schachtel-Bauweisen.

©  Foto: Diether  v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

Tel Aviv gilt deshalb als „Weiße Stadt am Mittelmeer“ als Unesco-Weltkulturerbe. Dabei sind die meisten der Bauhäuser längst grau statt weiß. Ihr Zustand ist oft schlecht.  Nach rund 80 Jahren sind die Häuser der „Weissen Stadt“ baufällig und es besteht ein Bedarf nach flächendeckender Sanierung. Der Putz bröckelt von den Fassaden und bei einigen wurden die ikonischen Balkone sogar mit Plastikwänden zu Wohnraum umfunktioniert.

Mittlerweile wurden etliche Gebäude der im Jahre 2003 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärten „Weißen Stadt“  saniert, mitunter aufgestockt, und so vor  Verfall bewahrt.
Die Ausstellung im Foyer des Rathauses  lädt die Besucher ein zu einem Stadtbummel durch die bereits restaurierten Tel Aviver Bauhäuser. Auf  Tafeln  wird eine Anzahl von Gebäuden farbig abgebildet in ihrem Zustand vor und nach der Sanierung. Sie werden knapp beschrieben, und wo möglich, auch etwas über ihre Nutzung heute gesagt.  Diese Ausstellung zeigt das enorme Potential welches die Hauptstadt der modernen Architektur am Mittelmeer birgt und lädt auch zur Diskussion der zum Teil gewagten Sanierungsprojekte ein.  Anhand dieser Ausstellung wird zudem einmal mehr gezeigt,  wie eng die deutsch-israelischen Bauhaus-Beziehungen bis heute sind.
Präsentiert wird sie mit Unterstützung des Sächsischen Staatsministeriums des Innern und der Kulturstiftung Leipzig.

Mathildenhöhe zeigt zum Bauhausjubilaeum: Künstlerhaus Meisterhaus Meisterbau vom 30.06 – 20.10.2019

© Institut Mathildenhöhe
© Institut Mathildenhöhe

Im Rahmen des 100-jährigen Bauhaus-Jubiläums präsentiert das Institut Mathildenhöhe vom 30. Juni – 20. Oktober 2019 die Sonderausstellung „Künstlerhaus Meisterhaus Meisterbau“ im Museum Künstlerkolonie, in der die Bedeutung der Mathildenhöhe für die Entstehung des Bauhauses und der Architektur nach 1945 aufgezeigt wird. Die Ausstellung der Künstlerkolonie Darmstadt auf der Mathildenhöhe im Jahr 1901 bildete die weltweit erste internationale Bauausstellung auf Dauer und beeinflusste zahlreiche Ausstellungen und städtebauliche Projekte. Vor allem Joseph Maria Olbrich und Peter Behrens setzten mit ihrer modernen und zukunfsorientierten Architektur sowie der allumfassenden Innenraumgestaltung neue Impulse, die in dem von ihnen mitgegründeten Werkbund und später vom Bauhaus weiterentwickelt worden sind. Nicht zufällig haben die Bauhaus-Direktoren Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe früh in ihrer berufl ichen Lau ahn für Behrens gearbeitet und dort dessen Zusammenführung von Handwerk, künstlerischer Gestaltung und industrieller Produktion kennengelernt. In der Nachkriegszeit bot die Künstlerkolonie Darmstadt den Ideenhorizont für den Wiederau au der Stadt als Designund Architekturzentrum, der in mehreren „Meisterbauten“ von führenden Architekten wie Max Taut, Otto Bartning und Ernst Neufert mündete.

ÖFFNUNGSZEITEN OPENING
Dienstag bis Sonntag 11 – 18 Uhr

EINTRITT
5 € / 3 € ermäßigt
3 € Führungen
Soweit nicht anders angegeben sind die
Veranstaltungen im Eintrittspreis inbegriffen.

Institut Mathildenhöhe
Olbrichweg 15
64287 Darmstadt
TELEFON +49 6151 132778
E-MAIL mathildenhoehe@darmstadt.de

ALLE TERMINE BIS 30. SEPTEMBER IM ÜBERBLICK

Mittwoch, 21. August 2019, 19 Uhr
VORTRAG
Das Architektenhaus – Eine Ausstellungspraxis
Vortrag: Dr. Lil Helle Thomas
Ort: Museum Künstlerkolonie, Olbrichweg 13 A, 64287 Darmstadt

Donnerstag, 22. August 2019, 16 Uhr
TEACHER’S AFTERNOON
Mit Sandra Bornemann-Quecke
Anmeldung: mathildenhoehe@darmstadt.de
T +49(0)6151 132808

Sonntag, 25. August 2019, 15 Uhr
Öffentliche Führung durch „Künstlerhaus – Meisterhaus – Meisterbau“
Museumseintritt zzgl. 3 €

Donnerstag, 29. August 2019, 16 Uhr
KURATORENFÜHRUNG
Mit Dr. Philipp Gutbrod

Sonntag, 1. September 2019, 15 Uhr
Öffentliche Führung durch „Künstlerhaus – Meisterhaus – Meisterbau“
Museumseintritt zzgl. 3 €

Sonntag, 1. September 2019, 15 Uhr
Kinderführung durch „Künstlerhaus – Meisterhaus – Meisterbau“
Museumseintritt zzgl. 3 €

Donnerstag, 5. September 2019, 16 Uhr
Englischsprachige Führung durch „Künstlerhaus – Meisterhaus –
Meisterbau“
Museumseintritt zzgl. 3 €

Sonntag, 8. September 2019, 15 Uhr
Öffentliche Führung durch „Künstlerhaus – Meisterhaus – Meisterbau“
Museumseintritt zzgl. 3 €

Donnerstag, 12. September 2019, 19 Uhr
VORTRAG
„Wie wohnen wir gesund und wirtschaftlich?“ – Das neue Wohnen und das
Bauhaus
Vortrag: Taymas Matboo
Ort: Museum Künstlerkolonie, Olbrichweg 13 A, 64287 Darmstadt

Sonntag, 15. September 2019, 15 Uhr
Öffentliche Führung durch „Künstlerhaus – Meisterhaus – Meisterbau“
Museumseintritt zzgl. 3 €

Donnerstag, 19. September 2019, 11 Uhr
ROUTE DER INDUSTRIEKULTUR JUNIOR
Kinderführung mit Workshop zur zukunftsorientierten Architektur und
Innengestaltung auf der Mathildenhöhe

Sonntag, 22. September 2019, 15 Uhr
Öffentliche Führung durch „Künstlerhaus – Meisterhaus – Meisterbau“
Museumseintritt zzgl. 3 €

Sonntag, 29. September 2019, 15 Uhr
Öffentliche Führung durch „Künstlerhaus – Meisterhaus – Meisterbau“
Museumseintritt zzgl. 3 €

Institut Mathildenhöhe
Olbrichweg 15
64287 Darmstadt
TELEFON +49 6151 132778
E-MAIL mathildenhoehe@darmstadt.de

Historisches Museum Frankfurt: „Wie wohnen die Leute?“ – Mit dem Stadtlabor durch die Ernst-May-Siedlungen

Die Besucher können  Wohnungen der Ernst-May-Häuser in ihren nachgebauten Originalgrundrissen erkunden und erhalten in jedem "Ausstellungshaus" komprimierte Informationen zum Wohnen, Leben, politischen Entwicklungen, Nachbarschaft usw., um sich die Zeit von der Entstehung bis heute individuell zu erschließen.  Hier: EFATE (Einfamilienhaus mit Dachterrasse ), von wo aus ein Rundgang durch die Ausstellung gestartet werden kann. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Besucher können Wohnungen der Ernst-May-Häuser in ihren nachgebauten Originalgrundrissen erkunden und erhalten in jedem „Ausstellungshaus“ komprimierte Informationen zum Wohnen, Leben, politischen Entwicklungen, Nachbarschaft usw., um sich die Zeit von der Entstehung bis heute individuell zu erschließen.
Hier: EFATE (Einfamilienhaus mit Dachterrasse ), von wo aus ein Rundgang durch die Ausstellung gestartet werden kann. © Foto: Diether v. Goddenthow

Neue Ausstellung im Historischen Museum Frankfurt
16. Mai bis 13. Oktober 2019
Frankfurt Jetzt!
Neues Ausstellungshaus, Ebene 3

„Wie wohnen die Leute?“ wurde am gestrigen Abend im Historischen Museum Frankfurt als letzte der drei großen Bauhaus-Ausstellungen 2019 eröffnet, die sich anlässlich 100 Jahre Bauhaus mit dem Frankfurter Stadtplaner Ernst May und seiner Zeit des Aufbruchs in die neue Moderne beschäftigen. Nach „Moderne am Main“ (19. Januar bis 14. April) im Museum Angewandte Kunst und „Neuer Mensch, neue Wohnung“ (23. März bis 18. August)  im  Deutsche Architekturmuseum zeigt das Historische Museum in seiner durch das hauseigene Stadtlabor partizipartiv entwickelten Ausstellung die Ergebnisse der „Umfrage“ wie die Leute heute in den in die Jahre gekommenen, zum Teil privatisierten, energetisch aufgerüsteten, teilweise sanierten oder entsprechend ihrer gewandelten Lebensbedürfnisse umgebauten (angepassten) Wohnungen leben.

Wie es in einer Pressemeldung des Hauses heißt, entstanden in Frankfurt zwischen 1925 und 1930  um die 15.000 neue Wohnungen. Dieses große Stadtplanungsprogramm war Teil des Neuen Frankfurt. Akteur*innen aus Kunst, Kultur, Politik, Architektur und Städtebau arbeiteten interdisziplinär zusammen, um eine moderne Großstadt zu gestalten.

Das Stadtlabor, die partizipative Ausstellungsreihe des Historischen Museums Frankfurt, konzentriert sich auf dieses städtebauliche Programm und fragt, wie das Leben heute in den Siedlungen des Neuen Frankfurt aussieht. Die Bewohner*innen kommen zu Wort und geben Einblicke in ihren Alltag. Die Ausstellung ist das Ergebnis eines partizipativen Prozesses, der im Frühling 2018 begann. In fünf Workshops wurden die Ausstellungsbeiträge und das Rahmenprogramm gemeinsam entwickelt. Dazu war das Stadtlabor-Team im Sommer 2018 in 19 Siedlungen und Wohnhausgruppen des Neuen Frankfurt zu Gast.

Die Ausstellungsarchitektur orientiert sich an den typisierten Wohnungsgrundrissen des Neuen Frankfurt. Sie vermitteln den Besucher*innen einen räumlichen Eindruck der standardisierten Wohnungen. Ausgestattet mit den Beiträgen der Stadtlaborant*innen und ergänzt mit Objekten aus der Sammlung des HMF, bieten sie die Präsentationsfläche für vier Themen. In jedem dieser vier Themenbereiche werden die grundlegenden Ideen der damaligen Akteure des Neuen Frankfurt für den Wohnungsbau vorgestellt. Die Beiträge der Stadtlaborant*innen zeigen auf, wie diese Ideen heute noch weiterleben. Die in diesem Spannungsfeld zwischen Gestern und Heute entstehenden Fragen regen die Ausstellungsbesucher*innen zu einem Gedankenspiel an: Was sollte bei der zukünftigen Stadtentwicklung bedacht werden? Wie wollen wir wohnen?

Tour durch die Ausstellung
1. Wohnen in der Siedlung
EFATE (Einfamilienhaus mit Dachterrasse )

Licht, Luft und Sonne versprach der moderne Städtebau den Bewohner*innen der Siedlungen. Historische Luftbilder und die Aquarelle von Hermann Treuner illustrieren diese drei Versprechen. Treuners Aquarelle vermitteln ebenfalls die von den Akteuren des Neuen Frankfurt gestaltete Farbgebung der Häuser. Ansichtskarten zeugen von einem regen Interesse an den Siedlungen, sie waren sowohl im Bau als auch nach ihrer Fertigstellung beliebte Fotomotive. Die Architektur des Neuen Frankfurt wird gerne als „zeitlos“ bezeichnet, doch die Zeit ging nicht spurlos an den Siedlungen vorüber. Bewohner*innen prägen das Erscheinungsbild der Siedlungen, indem sie diese immer wieder ihren Bedürfnissen und Vorstellungen anpassen. Dabei werden die Spannungsfelder zwischen Stadt und Natur, zwischen Denkmalschutz und Eigenbau, zwischen Miete und Eigentum sowie zwischen der Bedeutung des öffentlichen Nahverkehrs und der Auseinandersetzung mit dem eigenen Wohnumfeld sichtbar. Am Umbau der Frankfurter Küchen wird zudem deutlich, wie sich die Bewohner*innen die serielle Architektur angeeignet und sie für ihren Gebrauch verändert haben. 1947 kam es in der Siedlung Westhausen zudem zur Umbenennung von Straßen. Die Auseinandersetzungen mit dem Gebrauch der Siedlungen werfen Fragen auf: Wer entscheidet über den Bau und die Gestaltung von Neubaugebieten? Wie sollten sie in Zukunft aussehen? Eine partizipative Station ermöglicht es den Besucher*innen, ihre Forderungen einzubringen.

2. Nachbarschaft
MEFA (Mehrfamilienhaus) und KLEINGARTENLAUBE
Die Siedlungen sollten als Lebensräume für die Bewohner*innen dienen und waren mit allen für das alltägliche Leben notwendigen Einrichtungen ausgestattet. Neben Kindergärten und Einzelhandel entstanden auch Gärten und Spielplätze, ebenso Dachterrassen und Grünanlagen. Letztere waren als erweiterter Lebensraum für Einzelne sowie für die Gemeinschaft geplant und sollten die Verbindung zwischen privaten und öffentlichen Räumen herstellen. Die Gärten dienten als Erholungsfläche und zur Versorgung.
Bewohner*innen berichten vom gesellschaftlichen Wandel in den Siedlungen: Auf einem ehemaligen Kleingartengelände entstand ein Wildgarten als selbstorganisierter und betreuter Spielplatz. Ein weiterer Beitrag setzt sich mit dem Wohnen im Alter auseinander. Bewohner*innen der Henry und Emma Budge-Stiftung geben Einblicke in das Leben in der Seniorenanlage. Eine Kleingartenlaube gewährt Einblicke in die Nutzung der Gärten: Vom Selbstversorgungs- zum Wellnessgarten in Praunheim bis hin zu einem Handsähgerät, das ein stummer Zeuge des wirtschaftlichen Wandels in der Gärtnersiedlung Teller ist. Der Familienbetrieb, aus dem es stammt, befindet sich in Auflösung. Auch der ursprüngliche Zweck der Gärtnersiedlungen, eine stadtnahe Versorgung mit frischem Obst und Gemüse zu ermöglichen, scheint zunehmend verloren zu gehen. Wofür wollen wir Grünflächen und Gärten künftig nutzen? Als Anbaufläche zur Selbstversorgung? Als Treffpunkte für die Gemeinschaft, als Orte der Erholung? Oder dienen sie dem Ausgleich von CO2 Emissionen?

3. Bezahlbares Wohnen
MEFAGANG (Mehrfamilienhaus, Außengangtyp)
Wohnung für das Existenzminimum
Ernst May plante die Siedlungen in einer Zeit großer Wohnungslosigkeit. In möglichst kurzer Zeit musste neuer, bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden. Die Wohnungspolitik orientierte sich an der Gemeinnützigkeit. Wohnungsunternehmen sollten nicht primär profitorientiert handeln, die Miete sollte nicht mehr als ein Viertel des monatlichen Haushaltseinkommens betragen. Fragen zu bezahlbarem Wohnraum in Frankfurt am Main sind heute wieder von zentraler Bedeutung. Politik, Wissenschaft und Bürgerschaft suchen nach passenden Lösungen Ein Abstimmungskasten für den Mietentscheid und ein goldenes Haus aus Pappe – ein Negativpreis, mit dem Aktivitst*innen 2015 Mieterhöhungen kritisierten – zeigen die Forderungen nach mehr gemeinnützigem und bezahlbarem Wohnungsbau. Die Installation „Wir sind nie modern gewesen“ von Eleonora Herder und andpartnersincrime zeigt beginnende Verdrängungsprozesse auf. Dieser dritte Themenraum zeigt exemplarisch das Konzept des Wohnens auf kleinstem Raum und geht der Frage nach, wie viel Platz der Mensch zum Wohnen braucht.

4. Das neue (Um-)Bauen
ZWOFADOLEI (Zweifamilienhaus mit Doppelleitung)
Das Neue Frankfurt war ein großes Bauvorhaben, das nur mit einer äußerst rationalen und effizienten Planung umgesetzt werden konnte. Die Bautechnik wurde von handwerklicher Arbeit auf industrielle Massenproduktion umgestellt. Typisierte und standardisierte Bauelemente kamen zum Einsatz. Die Wohnungsgrundrisse wurden unter Berücksichtigung verschiedenster Ansprüche entworfen, die sich von beruflicher Schichtung, Kinderanzahl und anderen Kriterien ableiteten. Einige Siedlungen stehen heute unter Denkmalschutz, Bewohner*innen wünschten sich jedoch eine individuellere Gestaltung ihrer Wohnräume. In diesem vierten Raum ist das Spannungsfeld zwischen seriellem Wohnungsbau und dem Wunsch nach individueller Gestaltung zentral. Fotografien, Grafiken, Videos und Modelle zeigen die Nutzung und Aneignung durch ihre Bewohner*innen innerhalb der Häuser und an den Fassaden.
Eine Schlafzimmertür aus der Siedlung Römerstadt steht beispielhaft für die Aneignung der standardisierten Einrichtung. Das Originalbauteil wurde in den 1980er Jahren von den Kindern der Bewohner*innen mit Symbolen der Friedens- und Umweltbewegung beklebt. In der Ausstellung ist die Tür erst ab 18. Juni zu sehen – derzeit wird sie in einer anderen Ausstellung gezeigt.

Stadtlabor unterwegs & Stadtlaborant*innen
Das Stadtlabor unterwegs ist die partizipative Ausstellungsreihe des Historischen Museums Frankfurt seit 2010. Zentrales Anliegen dieses Formats ist die multiperspektivische Erkundung der Stadt und ihrer Lebenswelten. In enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Gruppen der Stadtgesellschaft entstehen Ausstellungen, die der Information, Reflexion und Diskussion von Themen dienen, die Frankfurter*innen bewegen. Die wichtigste Prämisse der Ausstellungsreihe ist die aktive Teilhabe der Stadtbevölkerung an ihrem Museum und die Integration unterschiedlicher, auch sehr individueller Perspektiven und Sichtweisen auf die Stadt, ihre Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Das Stadtlabor-Team arbeitet direkt und intensiv mit den Partizipierenden, um auch jene einzubeziehen, für die ein Museum nicht der erste Ansprechpartner oder Referenzort ist, wenn es um die Reflexion der eigenen Lebenswirklichkeit geht.

Stadtlaborant*innen der Ausstellung „Wie wohnen die Leute?“
Roswitha Väth, Sybille Fuchs (Klimawerkstatt Ginnheim), Initiative Historischer Stadtspaziergang, Jan Jacob Hofmann, Gabriele Klieber, Ulrich Zimmermann, Jens Gerber, Dieter Church, Gertraude Friedeborn, Eleonora Herder (andpartnersincrime), Daniel Ladnar, Lars Moritz, Esther Pilkington und Jörg Thums (irreality.tv), Lilly Lulay, Cäcilia Gernand, Laura J Gerlach, Mobile Albania, Hildegard Kammer, Studierende der Buch- und Medienpraxis (Maren Fritz, Lisa Veitenhansl, Miriam Schumm, Louisa Gröger, Silvia Claus, Alexandra Dehe, Paula Hauch, Katja Schaffer, Anna Speitel, Julia Breitmoser, Laura Genenz, Nele Mascher, Sonja Stöhr, Sandra Zaitsev, Juliane Zipper, Ronja Vogel, Max Seidel, Manuela Splittdorf, Stefan Katzenbach, Kevin-Lukas Velte, Ruth Manstetten, Sophie Ritscher, Isabel Schramm, Katharina Koch und Max Aigner), University of Applied Sciences Frankfurt (Julia Ackermann, Khaled Al Sharif, Matthias Büdinger, Hazal Demirtas, Miral Diab, Philip Dzewas, Julian Glunde, Laura Herzog, Ali Kazemi, Sebastian Kiel, Samantha Martinek, Nicklas Nordquist, Carolin Riffel, Donghwi Shin, Banu Yilmaz und Maren Harnack), Melanie Herber, Wildgarten – Abenteuerspielplatz, Steffen Kleebach, Bewohner*innen Henry und Emma Budge-Stiftung (Myke Findeklee, Ernst-Dietrich Haberland, Heide Lauterbach, Sofia Mann, Renate Rauch, Ute Karen Voigt), Anna Pekala, Kulturkreis Westhausen, BDA Frankfurt (Bund Deutscher Architekten), Harald Etzemüller, Karla Dillmann, Katrin Dillmann, Judith Rosenthal und Sophia Edschmid.

Zur Partizipation im Historischen Museum Frankfurt
Partizipation ist ein Leitgedanke des Historischen Museums Frankfurt. Das HMF entwickelte sich vom Fachmuseum für Geschichte zu einem Museum für die Stadtgesellschaft des 21. Jahrhunderts. Frankfurt ist eine hochgradig von Diversität geprägte Stadt. Wie können Menschen unterschiedlicher kultureller Prägung und Bildung angesprochen werden? Wie kann das Museum für alle Frankfurter*innen da sein, auch für die, deren Geschichte sich nicht nur hier, sondern in vielen Teilen der Welt abspielt? In „Frankfurt Jetzt!“ werden aktive Mitgestaltung und Teilhabe durch partizipative Angebote ermöglicht. Wie lässt sich eine Stadt erfassen? Was macht Frankfurt aus? Und wer ist ein*e Stadt-Expert*in? In „Frankfurt Jetzt!“ arbeitet das Museum auf der Grundlage einer geteilten Expertise und lädt alle 750.000 Frankfurt-Expert*innen ein, die Stadt der Gegenwart zu erfassen und zu beschreiben. In den partizipativen Prozess bringt das Museumsteam die kuratorische und organisatorische Expertise ein. Das Stadtlabor-Team strukturiert und moderiert den Prozess und berät die jeweiligen Co-Kurator*innen dabei, ihre Ideen professionell und ansprechend umzusetzen. Sie wiederum sind die Expert*innen für die Stadt und bringen ihr Wissen über die Stadt bzw. ihre Lebenswelt ein.
Die „Stadtlabor unterwegs-Ausstellungen“ sind das prominenteste partizipative Format des Museums. Seit 2011 sind insgesamt zwölf Ausstellungen entstanden. Die Ausstellung „Wie wohnen die Leute? – Mit dem Stadtlabor durch die Ernst-May-Siedlungen“ ist die 13. Stadtlabor-Ausstellung. Der Ausstellungsraum „Frankfurt Jetzt!“ auf Ebene 3 im neuen Ausstellungshaus bietet eine wandelbare Präsentationsfläche für die Ergebnisse und Erkenntnisse dieser partizipativen Prozesse.

Führungen durch die Ausstellung
Mi, 5.6., um 19 Uhr
Mit Pascal Heß
Mi, 19.6., um 19 Uhr
Mit Aleksandra Sajnikova
Mi, 3.7., um 19 Uhr
Mit Pascal Heß
Sa, 13.7., um 15 Uhr
Mit Roman Schumilow
Mi, 31.7., um 19 Uhr
Mit Pascal Heß
Sa, 10.8., um 15 Uhr
Mit Simone Arians
Mi, 14.8., um 19 Uhr
Mit Pascal Heß
Do, 29.8., um 14.30 Uhr

Stadtgespräch 65plus
Mit Pascal Heß
Treffpunkt: Kassenfoyer
Eintritt: 8€ / 4€ + 3€ Führungsgebühr
Dauer: 60 bis 90 Minuten
Für die Führung ist eine Anmeldung beim Besucherservice des HMF erforderlich:
Information und Anmeldung
Susanne Angetter
Mo – Fr 10.00 – 16.00 Uhr
Tel. +49 (0)69-212-35154
E-Mail: besucherservice@historisches-museum-frankfurt.de

Kuratorinnenführungen
Sa, 15.6., um 15 Uhr
Mit Katharina Böttger und Stadtlaborant*innen
Mi, 17.7., um 19 Uhr
Mit Katharina Böttger und Stadtlaborant*innen

Treffpunkt: Kassenfoyer
Eintritt: 8€ / 4€ + 6€ Führungsgebühr
Dauer: 60 bis 90 Minuten
Für die Führung ist eine Anmeldung beim Besucherservice des HMF erforderlich:
Information und Anmeldung
Susanne Angetter
Mo – Fr 10.00 – 16.00 Uhr
Tel. +49 (0)69-212-35154
E-Mail: besucherservice@historisches-museum-frankfurt.de

Finissage
So, 13. Oktober, 16:00 Uhr
Wie wohnen die Leute?
Mit dem Stadtlabor durch die Ernst-May-Siedlungen
Neue Ausstellung im Historischen Museum Frankfurt
16. Mai bis 13. Oktober 2019
Frankfurt Jetzt!
Ausstellungshaus, Ebene 3

Führungen und Rahmenprogramm
historisches-museum-frankfurt.de/stadtlabor/wie-wohnen-die-leute Besucherservice und Führungsanfragen
Mo – Fr 10 – 16 Uhr
Tel.: 069 212 35154, besucherservice@historisches-museum-frankfurt.de

Weitere Informationen
Historisches Museum Frankfurt
Saalhof 1, 60311 Frankfurt am Main
www.historisches-museum-frankfurt.de