Caricatura Frankfurt und Kassel erhalten Hessischen Kulturpreis 2020

© Foto Diether v. Goddenthow
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Ministerpräsident Volker Bouffier und Wissenschaftsministerin Angela Dorn: „Mit zahlreichen Ausstellungen geben die Institutionen den Künstlerinnen und Künstlern und somit der Vielfalt der Karikatur eine Bühne, die ihresgleichen sucht“

Wiesbaden. Der Hessische Kulturpreis 2020 geht an das Caricatura Museum Frankfurt, Museum für Komische Kunst und die Caricatura Galerie für Komische Kunst in Kassel. Mit dem Preis wird das Engagement der beiden Institutionen rund um das Genre der Karikatur gewürdigt. „Das verdienstvolle Wirken hat eine Strahlkraft, die weit über die hessischen Landesgrenzen hinausgeht“, begründeten Ministerpräsident Volker Bouffier und die Hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn die Entscheidung des Kuratoriums für die Preisträger.

Die Caricatura ist mit dem Caricatura Museum Frankfurt, der Galerie für Komische Kunst in Kassel, der Sommerakademie für Komische Kunst und der Caricatura Agentur die zentrale Netzwerkinstitution für Komische Kunst im deutschsprachigen Raum. Seit 2007 veranstaltet die Caricatura Galerie in Kassel zusammen mit mehreren Partnern jährlich die Sommerakademie für Komische Kunst. Das bundesweit einzigartige Projekt widmet sich der Aus- und Weiterbildung von Talenten aus dem Bereich der satirischen Bildkunst und hat eine ganze Generation von Zeichnerinnen und Zeichnern erfolgreich ausgebildet. Die Caricatura sei eine „Talentschmiede für die satirische Bildkunst“ und bringe sehr erfolgreich junge Talente hervor, so Bouffier.

„Mit zahlreichen Ausstellungen in Deutschland, Europa und auch auf anderen Kontinenten geben das Caricatura Museum Frankfurt, Museum für Komische Kunst und die Caricatura Galerie für Komische Kunst in Kassel den Künstlerinnen und Künstlern und somit der Vielfalt der Karikatur und der Komik eine Bühne und eine Plattform, die ihresgleichen sucht. Sie zeigen somit, dass man sich ernsten Themen auch auf humorvolle Weise nähern kann“, unterstrichen Ministerpräsident Bouffier und Wissenschaftsministerin Angela Dorn.

Gerade in den vergangenen Jahren habe die Karikatur jedoch auch Auseinandersetzungen, Gewalt und Terror gegenübergestanden, weil Satire und Sarkasmus aus religiösen oder kulturellen Gründen nicht erkannt, missinterpretiert oder als entehrend wahrgenommen worden seien. „Dabei ist gerade die Karikatur eines der Sinnbilder der Meinungsfreiheit, um der Welt, der Politik und der Gesellschaft fehlerhaftes Handeln und vermeintliche Schwächen auf künstlerische Weise aufzuzeigen“, betonte Bouffier. „Karikaturen besitzen eine hohe Ausdruckskraft, um Themen auf den Punkt zu bringen und den Diskurs anzuregen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur politischen Meinungs- und Willensbildung. Ihren Stellenwert als kulturelles Gut anzuerkennen ist in einer Zeit, wo sie andernorts mit Terror und Gewalt bekämpft werden, daher wichtiger denn je. Die Wertigkeit dieses bedeutenden Genres soll daher durch die Verleihung des Hessischen Kulturpreises an das Caricatura Museum Frankfurt, Museum für Komische Kunst und die Caricatura Galerie für Komische Kunst in Kassel anerkannt und öffentlich gewürdigt werden“, so Bouffier und Dorn. Aufgrund der Corona-Pandemie wird die Verleihung des Preises zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.

Museumsleiter Achim Frenz (li.) im Interview mit Komiker, Comiczeichner, Musiker und Schauspieler Otto Waalkes und Bernd Eilert, Schriftsteller, (Otto-)Gagschreiber und Mitglied zur Neuen Frankfurter Schule anlässlich "Otto Die Ausstellung" im Caricatura Frankfurt, April 2014. © Archivbild: Diether v. Goddenthow
Museumsleiter Achim Frenz (li.) im Interview mit Komiker, Comiczeichner, Musiker und Schauspieler Otto Waalkes und Bernd Eilert, Schriftsteller, (Otto-)Gagschreiber und Mitglied zur Neuen Frankfurter Schule anlässlich Otto Die Ausstellung“ im Caricatura Frankfurt, April 2018. © Archivbild: Diether v. Goddenthow

Museumsleiter Achim Frenz: „Die Auszeichnung ehrt uns sehr. Die Ehrung würdigt einmal mehr die Auswirkung und den Einfluss unserer Arbeit auf Deutschland und Europa. Die Werke unserer Künstlerinnen und Künstler zeigen einen einzigartigen Blick auf die vergangenen wie aktuellen gesellschaftlichen und politischen Geschehnisse und lehren den Betrachtenden, Dinge kritisch zu hinterfragen.“ Das Caricatura Museum in Frankfurt sowie die Caricatura Galerie in Kassel sind mehr als nur Ausstellungsflächen für Werke komischer KünstlerInnen. Ihr Engagement findet auf weiteren Feldern statt. Zusammen mit dem Satiremagazin TITANIC veranstalten sie seit 2007 jährlich die Sommerakademie für Komische Kunst, ein bundesweit einzigartiges Projekt, das sich der Aus- und Weiterbildung von Talenten aus diesem Bereich widmet.

Darüber hinaus veranstaltet das Museum im Rahmen des Frankfurter Museumsuferfests seit 2009 das Festival der Komik und bietet der Komischen Kunst im wahrsten Sinne des Wortes eine Bühne. Neben diesem gesellschaftlichen Engagement bewahrt das Museum mit den Werken der Neuen Frankfurter Schule die satirische Tradition Deutschlands. Die Werke von F.W. Bernstein, Robert Gernhardt, Chlodwig Poth, F.K. Waechter und Hans Traxler werden den Besuchenden dauerhaft in wechselnden Hängungen zugänglich gemacht.
Beide Einrichtungen sind in Deutschland einmalig. Um die Menschen über die hessischen und deutschen Grenzen hinaus an den Bereichen Cartoon und Karikatur sowie Komische Zeichnung und Komische Malerei teilhaben zu lassen, organisiert die „Caricatura Agentur“ Wanderausstellungen, die weltweit gebucht werden können. Neben dem politisch und gesellschaftlich wichtigen Genre der Komischen Kunst ist dieses vielseitige Arbeiten und Engagement das, was das Museum und die Galerie so besonders macht.

Museumsleiter Achim Frenz sieht in seinem Schaffen einen klaren Bildungsauftrag und fordert diesen, mittelfristig auszubauen. Ein wissenschaftliches Arbeiten an Komischer Kunst in Form einer Akademie wäre nicht nur für Frankfurt eine Bereicherung. Die Auszeichnung mit dem Hessischen Kulturpreis könnte die Erreichbarkeit dieses Vorhabens in nähere Zukunft gerückt haben.

„Gerade in diesen schwierigen Zeiten möchte ich unterstreichen, dass die Kultur in unserem Land für die Hessischen Landesregierung einen hohen Stellenwert hat“, erklärte Bouffier abschließend. „Das Land Hessen hat Künstlerinnen und Künstlern, Festivals und Kultureinrichtungen schon bisher mit einem umfassenden Unterstützungspaket geholfen, die durch die Corona-Pandemie bedingten Einschränkungen zu überstehen. Auch jetzt setzen wir uns als Landesregierung auf allen Ebenen und Wegen dafür ein, dass die Bundesregierung die angekündigten Hilfen rasch und praxisgerecht umsetzt und die Kulturbranche, die erneut einen großen Anteil an der Last der Einschränkungen trägt, auch den entsprechenden Anteil an den Entschädigungen erhält. Wie bei unserem 50-Millionen-Euro-Paket aus dem Frühjahr werden wir anschließend prüfen, in welchen Bereichen noch Defizite bestehen und es gegebenenfalls weitere ergänzende Unterstützung des Landes braucht. Dazu stehen wir im Dialog mit den Betroffenen“, sagte Wissenschaftsministerin Dorn.

Über den Hessischen Kulturpreis

Der Hessische Kulturpreis wird seit 1982 jährlich für besondere Leistungen in Kunst, Wissenschaft und Kulturvermittlung vergeben. Er ist mit 45.000 Euro dotiert.
Im Kuratorium, dessen Vorsitz der Hessische Ministerpräsident innehat, sind neben der Hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, folgende Persönlichkeiten vertreten:

  • Dipl.-Ing. Jürgen Engel, Architekt, Frankfurt am Main
  • Prof. Susanne Pfeffer, Direktorin des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt
  • Michael Herrmann, Intendant Rheingau Musik-Festival
  • Bernd Leifeld, ehemaliger Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum Veranstaltungs GmbH
  • Michael Quast, Schauspieler, Kabarettist, Regisseur
  • Hans Sarkowicz, Leiter Ressort hr2 Kultur und Bildung
  • Dr. Gerhard Stadelmaier, ehem. Redakteur und Theaterkritiker im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
  • Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität Frankfurt am Main
  • Karin Wolff, Staatsministerin a.D., Geschäftsführerin Kulturfonds Rhein-Main

Bisherige Preisträger des Hessischen Kulturpreises sind unter anderem Regisseur Volker Schlöndorff (1987), Philosoph Jürgen Habermas (1999) oder Schriftsteller Florian Illies (2003). Im vergangenen Jahr ging der Preis an die Frankfurter Architekten Andrea Wandel und Wolfgang Lorch.

Eine Liste der bisherigen Kulturpreisträgerinnen und -träger finden Sie hier: https://staatskanzlei.hessen.de/ueber-uns/orden-ehrenzeichen/auszeichnung-der-kultur .

Zu Caricatura

© Caricatura Museum Frankfurt Foto: Diether v. Goddenthow
© Caricatura Museum Frankfurt Foto: Diether v. Goddenthow

Basis der Caricatura-Tätigkeit ist das Wirken der „Neuen Frankfurter Schule“ rund um die Satiremagazine „Pardon“ und „Titanic“. Nationale und internationale Kooperationspartner sind unter anderem das Goethe-Institut, das Auswärtige Amt, die Deutsche Botschaft Paris, Lentos Linz, Premio della Satira Politica in Forte dei Marmi, Karikaturmuseen in Hannover, London, Warschau, Krems sowie eine Vielzahl weiterer Museen, Verbände und Institutionen.

Historie der Caricatura

Seit 1987 zeigt die Caricatura begleitend zur Weltkunstausstellung documenta Positionen der Komischen Kunst. Die Ausstellungen „CARICATURA I – VII“ definierten den Begriff der „Komischen Kunst » als Gattungsbegriff innerhalb der Bildenden Künste und haben Caricatura zu einer bundesweit wertvollen Kulturmarke gemacht.

Seit 1995 zeigt die „Caricatura – Galerie für Komische Kunst“ im Kultur-Bahnhof Kassel jährlich vier bis fünf große Ausstellungen. Sie war selbst federführend am Konzept zur Umwandlung des alten Kasseler Hauptbahnhofs in Deutschlands ersten Kultur-Bahnhof beteiligt.

Seit 1999 vermittelt und produziert die „Caricatura Agentur“ von Kassel aus Ausstellungen für Museen und Ausstellungshäuser. Bisher wurden mehr als 300 Ausstellungen in 120 Städten in Deutschland, in Europa und mit dem Goethe-Institut auch in Indien und Mittelamerika gezeigt.

Seit 2000 gibt es das Caricatura Museum Frankfurt, zunächst in den Räumen des Historischen Museums Frankfurt, seit 2008 mit eigenem Haus. Im historischen Leinwandhaus am Weckmarkt werden in der Dauerausstellung die Werke der
NFS-Zeichner F.W. Bernstein, Robert Gernhardt, Chlodwig Poth, Hans Traxler und F. K. Waechter gezeigt. Weitere namhafte Vertreterinnen und Vertreter der komischen Zeichnerei werden in Wechselausstellungen präsentiert. Seit 2008 veranstaltet das Caricatura Museum jährlich das Festival der Komik, ein dreitägiges Open-Air mit satirischen Bühnenkünstlerinnen und Bühnenkünstlern sowie Autorinnen und Autoren.

Die Sammlung des Caricatura Museum Frankfurt besteht aus mehr als 7.000 Originalen der Künstler F.W. Bernstein, Robert Gernhardt, Chlodwig Poth und Hans Traxler sowie über 4.000 Zeichnungen weiterer KarikaturistInnen, darunter Felix Mussil, Marie Marcks, Ernst Kahl und Ralf König. Die Sammlung wird ständig erweitert.

Seit 2007 veranstaltet die Caricatura Galerie in Kassel zusammen mit mehreren Partnern jährlich die Sommerakademie für Komische Kunst. Das bundesweit einzigartige Projekt widmet sich der Aus- und Weiterbildung von Talenten aus dem Bereich der satirischen Bildkunst und hat eine ganze Generation von Zeichnerinnen und Zeichnern erfolgreich ausgebildet. Seit 2020 forciert die Caricatura Galerie Kassel die Anbindung der Komischen Kunst an die akademische Ausbildung, beispielsweise mit einer Lehrtätigkeit an der Leibniz-Universität Hannover.

Foto: Diether v. Goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow

Die Caricatura ist in allen relevanten Jurys der satirischen Bildkunst vertreten, z.B. Deutscher Karikaturenpreis, Deutscher Cartoonpreis, Göttinger Elch und Karikaturenpreis der Bundesrechtsanwaltskammer.