Seit Jahrzehnten hält Deutschlands bissigstes Satire-Magazin TITANIC von Frankfurt aus der Gesellschaft den Spiegel vor. Nun wurden zum Dank dafür gestern anlässlich des 40. die Macher und Sympathisanten von Oberbürgermeister Peter Feldmann in Beisein zahlreicher prominenter Gratulanten, u.a. Satireplakat-Künstler Prof. Klaus Staeck, würdig im Kaisersaal des Frankfurter Rathauses empfangen.
Während 52 Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation – von Karl dem Großen über Friedrich Barbarossa bis zu Franz II, die „Herren in Strumpfhosen“, wie Feldmann sie nannte, von den Wänden herab auf die endgültige bürgerliche Umarmung der TITANIC schauten, erinnerte der OB an die lange Geschichte der Satire in Frankfurt, allen voran an den Dichter und Freiheitskämpfer Friedrich Stoltze (1816 – 1891): „Wieso entstand hier die Pardon, später Titanic? Wieso ist die Satirikerdichte derart hoch? Wieso gibt es keinen logischeren Ort fürs Caricatura Museum? Es mag derselbe Grund sein, warum wir in Frankfurt das erste deutsche Parlament hatten, warum Figuren wie Friedrich Stoltze oder Georg Büchner hier wirkten“, so Peter Feldmann. Die Stadt ermögliche einen freien Blick auf die Welt. „Diese Freiheit war einst hart erkämpft, gerade die Freiheit des Wortes.“
Soviel satirehistorischem Pathos hatte der neue TITANIC-Chefredakteur Moritz Hürtgen nach seiner fulminant ungehörigen (Gegen-)Rede abschließend nur noch eins draufsetzen können: „Vergessen sie nie, was TITANIC für Frankfurt getan hat! Eines Tages werden wir Sie vielleicht um einen Gefallen bitten.“ Als Zeichen der Anerkennung erhielt Hürtgen den Schlüssel der Stadt.
Schließlich formierte sich die illustre Festgesellschaft am Römerberg vor dem Rathaus zu einer festlichen Parade über den Krönungsweg zum „Caricatura Museum für Komische Kunst“ und danach zum Mainufer, dem Zentrum der Jubiläumsfeierlichkeiten.
Weil sie vom „rechten“ Krönungsweg ein wenig abgekommen waren und unfreiwillig den Umweg über „Im Lämmchen“ nahmen, hatten die zuvor mit allerlei Titanic-Demo-Schildern und Satire-Werkzeugen ausgestatteten 200 Witzbolde und Witzboldinnen ihren Jubiläums-Ährenkranz mit Zonen-Gabys Gurken-Banane zunächst am Struwwelpeter-Museum und dann am Stolze-Brunnen „beigetragen“, bevor die gewesenen und aktuellen Tinanic-Redakteure zur feierlichen Ährenkranz-Niederlegung an Hans Traxlers Elchskulptur vor dem Caricatura Museum schreiten konnten.
Nach diesem ergreifenden Moment des Innehaltens formierte sich der Spaßlindwurm erneut und zog durch Saalgasse und Saalhof hinunter zur Bühne am Mainkai. Der Begrüßung durch Caricatura-Direktor Achim Frenz und der Festrede von Ex-Titanic-Chefredakteur Oliver Maria Schmitt wurde per Videobotschaft Martin Sonneborn, Vorsitzender „Die Partei“, Ex-Titanic-Chefredakteur und Mitglied des Europäischen Parlaments, mit seiner Botschaft dazu geschaltet.
Im Anschluss erfolgte im Caricatura Museum die Vernissage zur Ausstellung „DIE ENDGÜLTIGE TITEL-AUSSTELLUNG“ . Diese geht vom 3.Oktober 2019 bis 2. Februar 2020. Sie ist ein Muss für alle, die Spass an schwarzhumoriger Polit-Satire haben.
Caricatura Museum Frankfurt
Museum für Komische Kunst
Weckmarkt 17
60311 Frankfurt am Main
caricatura.museum@stadt-frankfurt.de
www.caricatura-museum.de