Terminübersicht Februar 2020 – Literaturhaus Villa Clementine Wiesbaden

Saša Stanišić, der Gewinner des Deutschen Buchpreises 2019 für sein Werk Herkunft und Kritiker über die Auszeichnung Peter Handkes mit dem Literaturnobelpreis 2019 konnte vom Literaturhaus-Team für eine Lesung am 13.02.2020 in der Villa Clementine Wiesbaden gewonnen werden. © Foto: Diether v Goddenthow
Saša Stanišić, der Gewinner des Deutschen Buchpreises 2019 für sein Werk Herkunft und Kritiker über die Auszeichnung Peter Handkes mit dem Literaturnobelpreis 2019 konnte vom Literaturhaus-Team für eine Lesung am 13.02.2020 in der Villa Clementine Wiesbaden gewonnen werden. © Foto: Diether v Goddenthow

Der Februar startet im Literaturhaus Villa Clementine passend zum von der Stadt Wiesbaden ausgerufenen Jugendstiljahr mit zwei besonderen Veranstaltungen: Katharina Adler, Theresia Enzensberger und Thomas Meinecke haben sich vom Frauenbild im Fin de Siècle inspirieren lassen und eigene, facettenreiche Kurztexte dazu verfasst. Beim Podiumsgespräch „Nonchalant im Literatursalon“ geht es ausgehend von der zunehmenden Fluidität der Geschlechtergrenzen Ende des 19. Jahrhunderts um Gender in den schönen Künsten vom Theater bis zur Literatur. Anna Bergmann und Anna Haas vom Badischen Staatstheater Karlsruhe, Literaturwissenschaftler und Autor Jan Wilm sowie die bekannte Autorin Marlene Streeruwitz bringen je zwei Beispiele mit, über die im Gespräch diskutiert und Brücken zur heutigen Zeit geschlagen werden.

Im Programm des Literaturhauses ist außerdem David Wagner zu Gast und liest aus seinem von Demenz handelnden Roman „Der vergessliche Riese“, für den er den Bayerischen Buchpreis 2019 erhalten hat. Norbert Scheuer liest aus seinem für den Deutschen Buchpreis nominierten Roman „Winterbienen“. Darin verkauft ein verzweifelter Imker Plätze in seinen Bienenstöcken, um Juden zur Flucht zu verhelfen. Ende des Monats tritt Buchpreisträger Saša Stanišić mit einer Einführungsveranstaltung und einer Vorlesung die Poetikdozentur: junge Autoren an.

So 02.02. | 16.00 Uhr
Im Kleide der Lulu?
„Vom weiblichen Dämon zur selbstbestimmten Frau der Gegenwart“
Katharina Adler, Theresia Enzensberger, Thomas Meinecke
Drei erzählerische Betrachtungen und Gespräche
Moderation: Beate Tröger (FAZ, SZ, DLF u.a.)

Ob Lulu oder Salomé, bis hin zur Maschinen-Maria in „Metropolis“: Die Kunst um 1900 reflektiert einen Frauentypus zwischen Kindfrau und aufreizender Femme fatale, der die Männer gewissenlos mit seiner scheinbar unschuldigen Anmut verführt.

Katharina Adler, Theresia Enzensberger und Thomas Meinecke haben sich von solchen Frauen- und Geschlechterbildern des Fin de Siècle inspirieren lassen und für das Literaturhaus Texte entwickelt, die Assoziationsräume schaffen und in der heutigen Zeit verankern.

Katharina Adlers Expertise zur Jahrhundertwende spiegelt sich besonders in ihrem Debütroman „Ida“ wider. Darin folgt sie ihrer Urgroßmutter, die als eine der bekanntesten Patientinnen Sigmund Freuds erfolgreich gegen dessen falsche Diagnose kämpft. Katharina Adler forscht nicht nur in der eigenen Familienhistorie, sondern unterfüttert ihren Roman mit einem fundiert recherchierten Zeitbild. Die Emanzipationsgeschichte einer jungen Frau am Bauhaus erzählt Theresie Enzensberger in ihrem Roman „Blaupause“. Sie kennt sich daher nur zu gut mit festgefahrenen Geschlechterbildern im beginnenden 20. Jahrhundert aus und wirft dabei ihren feministischen Blick auf eine männerdominierte Gesellschaft. Thomas Meinecke beschreibt sich selbst als „feministischer Autor“ und behandelt in seinem Werk Themen wie Gender, Weiblichkeit und Identität. So geht es in einem seiner bekanntesten Romane, „Selbst“, etwa um das schrillbunte Leben einer Mädchen-WG im Zerrspiegel des eigenen Geschlechts.

€ 10 / erm. € 6 zzgl. VVG. Abendkasse: € 13 / erm. € 8
Veranstalter & Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden

Di 04.02. | 19.30 Uhr
Literaturforum
Leitung: Rita Thies
Das Literaturforum ist eine offene Veranstaltung, in der jeweils zwei Bücher aus dem Bereich der aktuellen Literatur und/oder der Literatur des 20. Jahrhunderts diskutiert werden. Nähere Infos zu den Titeln können vor den Veranstaltungen unter www.literatur-in-wiesbaden.de nachgelesen werden oder sind auf Nachfrage unter literaturforum.wiesbaden@online.de erhältlich.
Eintritt frei
Ort: Literaturhauscafé, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden
Veranstalter: Förderverein Wiesbadener Literaturhaus Villa Clementine e.V.

Mi 05.02. | 19.30 Uhr
David Wagner
„Der vergessliche Riese“
Autorenlesung
Moderation: Sandra Kegel (FAZ)

Die Gegenwart ist das Einzige, an dem sich der Vater festhalten kann. Für ihn existiert die Vergangenheit nur noch von einem grauen Schleier überzogen, die Zukunft ist jeden Tag aufs Neue ungewiss. Der Sohn erlebt die Demenz seines Vaters als Rollenwechsel, er muss sich nun um ihn kümmern, sich mit ihm beschäftigen und Trost spenden, wenn der Vater von seiner Verzweiflung übermannt wird. Für den Sohn bleibt der Vater zwar immer der Riese, jedoch ist er nun vergesslich geworden und bedarf selbst Betreuung und Beistand.

David Wagner, geboren 1971 in Andernach, ist der Verfasser zahlreicher Romane, Gedichte und prosaischer Hybridstücke. Für sein Werk wurde er vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Alfred-Döblin-Stipendium oder dem Kranichsteiner Literaturpreis. 2013 erhielt er für seinen Roman „Leben“ den Preis der Leipziger Buchmesse. Für seinen aktuellen Roman wurde ihm der Bayerische Buchpreis 2019 verliehen.

€ 8 / erm. € 5 zzgl. VVG. Abendkasse: € 11 / erm. € 8
Veranstalter & Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden

Do 06.02. | 19.30 Uhr
Nonchalant im Literatursalon: Gender in den schönen Künsten
Anna Bergmann, Anna Haas, Marlene Streeruwitz, Jan Wilm
Podiumsgespräch
Moderation: Beate Tröger (FAZ, SZ, DLF u.a.)
Geschlechterbilder sind in der Literatur des Fin de Siècle ein vorherrschendes Thema. Schnitzler, Mann oder später Woolf stellen animalische Liebe, Homosexualität und sogar Geschlechtertausch offen in ihren Werken zur Schau. Ab den 1990ern erleben Genderfragen wieder ein Revival und werden von Butler bis Jelinek heiß diskutiert. Doch welche Auswirkungen hat der immer fluider werdende Geschlechterbegriff auf die Rollenbilder unserer Gesellschaft? Wie wirkt sich dies auf Familienkonzepte oder Machtstrukturen aus – und wie reagiert die Kunst?

Über solche Fragen sprechen unter anderem der Frankfurter Autor, Übersetzer und Literaturwissenschaftler Jan Wilm und die Wiener Dramatikerin und Autorin Marlene Streeruwitz und stellen mit ihren mitgebrachten Referenzbeispielen binäre Kategorien auf den Kopf.
€ 10 / erm. € 6 zzgl. VVG. Abendkasse: € 13 / erm. € 8
Veranstalter & Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden

Di 11.02. | 10.30 Uhr
Anne Becker
„Die beste Bahn meines Lebens“
Schullesung
Moderation: Sarah Beicht
Themenreihe: „Besser als ihr – Konkurrenz und Rivalität“

Wenn Jan etwas gut kann, ist es schwimmen. Wie ein Fisch bewegt er sich im Wasser und wird von seinem Trainer für das nächste große Talent gehalten. Was er allerdings nicht gut kann, ist lesen und das versucht er in seiner neuen Klasse so gut es geht zu verbergen. Schnell freundet er sich mit dem Nachbarsmädchen Flo an, die Hühner hält und immer in bunten Kleidern herumläuft. Gemeinsam stellen sie sich dem Klassenfiesling Linus entgegen, der kein gutes Haar an Flo lässt. Als dieser dann von Jans Kampf mit den Buchstaben erfährt, müssen die Freunde fest zusammenhalten.

Anne Becker arbeitet seit ihrem Studium hauptsächlich als Marktforscherin. „Die beste Bahn meines Lebens“ ist ihr Debüt und wurde vom Deutschlandfunk unter die „7 besten Bücher für junge Leser“ gewählt.

€ 2, geschlossene Veranstaltung für Schulklassen – Infos unter 0611 – 31 57 48
Veranstaltungsort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden
Veranstalter: Literaturhaus Villa Clementine & Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland e.V.

Mi 12.02. | 19.30 Uhr
Norbert Scheuer
„Winterbienen“

Norbert-Scheuer © Foto: Diether v Goddenthow
Norbert-Scheuer © Foto: Diether v Goddenthow

Autorenlesung
Moderation: Alexander Wasner (SWR)

Wenn die Luft erfüllt ist von Summen und Flügelschlag, dann kann das im Jahr 1944 zwei Dinge bedeuten: Entweder sind es Bienen oder Bomber. Norbert Scheuers hochgelobter Roman „Winterbienen“ setzt genau an dieser Stelle an und erzählt die Geschichte des wehruntauglichen Egidius Arimond, der sich als Epileptiker das Geld für seine teure Medizin verdienen muss. Kurzerhand funktioniert er seine Bienenstöcke um und verhilft darin Juden zur Flucht über die belgische Grenze. Norbert Scheuer behandelt dieses schwere Thema mit seiner gewohnt federleichten Sprache und versteht es einmal mehr, das fiktive Dörfchen Kall in der Eifel zum Zentrum seiner ganzen literarischen Erzählkraft werden zu lassen.

Norbert Scheuer, geboren 1951, lebt als freier Autor in der Eifel. Seine bisher acht Romane wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem stand sein Roman „Die Sprache der Vögel“ 2015 auf der Shortlist zum Preis der Leipziger Buchmesse. Die Romane „Überm Rauschen“ und nun auch „Winterbienen“ standen auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2009 beziehungsweise 2019. Zuletzt erhielt er 2019 für „Winterbienen“ den Wilhelm Raabe-Literaturpreis.

€ 8 / erm. € 5 zzgl. VVG. Abendkasse: € 11 / erm. € 8
Veranstalter & Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden

Do 13.02. | 12.15 Uhr
Saša Stanišić
„Ein Autor stellt sich vor“
21. Poetikdozentur: junge Autoren
Moderation: Prof. Dr. Michael May

Mit einer kraftvollen Rede nahm Saša Stanišić im Oktober 2019 den Deutschen Buchpreis für seinen Roman „Herkunft“ entgegen und bewies damit einmal mehr, dass er zu den wichtigsten Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur gehört. Als Poetikdozent der Hochschule RheinMain und der Landeshauptstadt Wiesbaden spricht er darüber, was Heimat, Herkunft und Identität für ihn bedeuten. Im Zentrum steht dabei stets seine schriftstellerische Arbeit, die er in zwei Vorlesungen in der Hochschul- und Landesbibliothek sowie zwei Autorenlesungen im Kulturforum Wiesbaden näher beleuchtet. Zuvor spricht er unter dem Motto „Ein Autor stellt sich vor“ über sein Schaffen und Wirken im Literaturbetrieb.

Saša Stanišić wurde 1978 in Višegrad (ehemaliges Jugoslawien, heute Bosnien und Herzegowina) geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Für seine Werke – unter anderem „Wie der Soldat das Grammofon repariert“ (2006) und „Vor dem Fest“ (2014) – wurde er vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Schubart-Literaturpreis der Stadt Aalen, dem Rheingau Literatur Preis sowie dem Preis der Leipziger Buchmesse im Jahr 2014.
Eintritt frei
Veranstaltungsort: Hochschule RheinMain, Campus Kurt-Schumacher-Ring 18, 65197 Wiesbaden
Veranstalter: Hochschule RheinMain und Kulturamt Wiesbaden.

Weitere Infos

 © Foto: Diether v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

Literaturhaus Villa Clementine
Frankfurter Str. 1
65185 Wiesbaden
literaturhaus@wiesbaden.de
www.wiesbaden.de/literaturhaus