Spanisches Königspaar und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnen die 74. Frankfurter Buchmesse

"Übersetzt zu werden ist, als würde eine fremde Sprache dich penetrieren. Es ist ein Vertrauensbeweis für meine Übersetzerinnen und Übersetzer, so wie es auch immer um Vertrauen geht, wenn man sich in die Arme einer oder eines neuen Geliebten wirft. Wenn zwei sich zum ersten Mal streicheln, verfügen sie noch über keinen gemeinsamen Code, nur den Willen, einander zu verstehen.", begann die spanische Ehrengast-Autorin Christina Morales, ihre Rede anlässlich der Vorschau-Pressekonferenz zur 74. Frankfurter Buchmesse- Hier im Bild mit dem Übersetzer /Dolmetscher Ferran Ferrando Melia beim anschließenden Interview in der Evangelischen Akademie Frankfurt. © Foto Diether von Goddenthow
„Übersetzt zu werden ist, als würde eine fremde Sprache dich penetrieren. Es ist ein Vertrauensbeweis für meine Übersetzerinnen und Übersetzer, so wie es auch immer um Vertrauen geht, wenn man sich in die Arme einer oder eines neuen Geliebten wirft. Wenn zwei sich zum ersten Mal streicheln, verfügen sie noch über keinen gemeinsamen Code, nur den Willen, einander zu verstehen.“, begann die spanische Ehrengast-Autorin Christina Morales, ihre Rede anlässlich der Vorschau-Pressekonferenz zur 74. Frankfurter Buchmesse- Hier im Bild mit dem Übersetzer /Dolmetscher Ferran Ferrando Melia beim anschließenden Interview in der Evangelischen Akademie Frankfurt. © Foto Diether von Goddenthow

Die Zahl der Voranmeldungen zur Frankfurter Buchmesse (19. bis 23. Oktober) sei im Vergleich zum Vorjahr bereits doppelt so hoch. Das sei mehr als wir uns gewünscht haben, gab Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, heute auf einer Pressekonferenz in der Evangelischen Akademie in Frankfurt bekannt. Auch hat sich die Zahl der Aussteller, die aus 85 Ländern erwartet werden, gegenüber 2021 erfreulicherweise auf 4000 erhöht. Vor allem seien die  größten Buchmärkte der Welt in diesem Jahr wieder vertreten, nämlich unter anderem Großbritannien, die Vereinigten Staaten, Italien und Frankreich. In diesem Jahr werden bereits die Hallen 3, 4 und 6 sowie das Forum und das Freigelände mit Agora und Frankfurt Pavilion wieder belegt sein. Die Halle 3, in der traditionell vornehmlich deutschsprachige Verlage ihre Titel präsentieren, sei  nahezu ausgebucht. Eine wesentliche Neuerung sei, dass die Buchmesse schon ab Freitag, 21. Oktober, ihre Tore  für das Privatpublikum öffne.

 Die Messe stehe für eine diverse Gesellschaft, für Pluralität und gegen jede Art von Diskriminierung. so Buchmesse-Direktor Juergen Boos, © Foto Diether von Goddenthow
Die Messe stehe für eine diverse Gesellschaft, für Pluralität und gegen jede Art von Diskriminierung. so Buchmesse-Direktor Juergen Boos, © Foto Diether von Goddenthow

Als eine besondere Wertschätzung der Arbeit der Buchmesse, einer der größten Kulturveranstaltungen der Welt, wertet Boos die Zusagen des Spanischen Königspaars. König Felipe VI und Königin Letizia, sowie des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, die 74. Frankfurter Buchmesse zu eröffnen.
Ebenfalls zu den Eröffnungsrednern werden gehören: die Vertreter des Landes Hessen, die Bürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main, Dr. Nargess Eskandari-Grünberg, die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs und die literarischen Festredner aus Spanien, Irene Vallejo und Antonio Muñoz Molina. Die Eröffnungsfeier findet am Dienstag, dem 18. Oktober 2022, mit geladenen Gästen statt und wird live gestreamt.

„Übersetzen“ zieht sich wie ein roter Faden durch die Buchmesse
Mit der Kampagne „Translate. Transfer. Transform.“ richtet die Frankfurter Buchmesse das Scheinwerferlicht auf das Übersetzen, eine Tätigkeit, die im Verborgenen stattfindet, ohne die Verständigung jedoch unmöglich wäre. „Das Verstehen ist der erste Schritt zur Verständigung“, so Boos. „Ohne Übersetzung kein Verstehen, und ohne Verstehen keine Verständigung“. Auch die Adaption von literarischen Stoffen sei eine Form des medialen Transfers. So zieht sich das Thema Übersetzen wie ein roter Faden durch alle Bereiche der Frankfurter Buchmesse: Im Literary Agents & Scouts Centre (LitAg) wird mit Übersetzungsrechten gehandelt, im Zentrum eines jeden Gastlandauftrittes steht ein großes Übersetzungsförderungsprogramm. Gemeinsam mit dem Verband der Übersetzer*innen VdÜ wird im Internationalen Zentrum für Übersetzung (Halle 4.0) ein abwechslungsreiches Programm angeboten: Hier wird für mehr Sichtbarkeit von Lektor*innen und Übersetzer*innen gestritten oder über die Rezeption von arabischer Literatur in Europa diskutiert. Es geht um Übersetzung für blinde Menschen und um die Herausforderung, umgangssprachliche Wendungen in ein eine andere Sprache zu übertragen, etwa bei Comics. Des Weiteren geht es u.a. um Themen wie Sensitivity Reading und postkoloniales Übersetzen.

Ehrengastland Spanien
„Ein boomender Buchmarkt, lebendige Sprachenvielfalt und vielschichtige Literaturen: 31 Jahre nach dem ersten Gastlandauftritt lädt Spanien erneut dazu ein, den kulturellen Reichtum des drittgrößten europäischen Landes kennenzulernen. Und es gibt viel zu entdecken: Die Delegation aus Spanien umfasst rund 200 Autoren und Autorinnen, Übersetzer und Übersetzerinnen und Kreative – ausgewiesene Experten und Expertinnen für die Gegenwartsliteraturen des Landes. Unter dem Motto „Creatividad desbordante – Überbordende Kreativität“ wird der Ehrengast-Pavillon Raum für Begegnungen bieten: Er ist als lebendiges Wörterbuch konzipiert, das Worte, Sprachen und Geschichten verbindet. Ich bin sehr gespannt auf die Präsentation und freue mich, dass das spanische Königspaar und unser Bundespräsident die Frankfurter Buchmesse aus diesem Anlass besuchen“, sagte Juergen Boos. Mit Javier Cercas, Daniel Gascón, Elvira Lindo, José Carlos Llop, Rosa Montero, Arturo Pérez Reverte, Elvira Sastre, Manuel Vilas und der auch bei der heutigen Pressekonferenz in Frankfurt anwesenden Schriftstellerin Cristina Morales sind renommierte literarische Stimmen aus Spanien auf der Buchmesse vertreten.

Auch ein Statement gegen Ukraine-Krieg und für die Freiheit
Von einer Zeitenwende ist in diesem Jahr häufig die Rede – angesichts des verheerenden und völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, der Millionen Menschen in die Flucht zwingt und zahllose Opfer fordert. Unter dem Motto „Was können sie uns anhaben, solange wir einander hören“ bestimmen ukrainische Stimmen und Themen am Messefreitag und -samstag (21.-22. Oktober 2022) das Programm im Frankfurt Pavilion auf der Agora.
Serhij Zhadan, Katja Petrowskaja, Kateryna Mishchenko, Nataliya Gumeniuk, Peter Pomerantsev, Aliona Karavai, Andrej Kurkow, Karl Schlögel und viele mehr: Schriftsteller*innen, Kulturschaffende und Wissenschaftler aus der Ukraine und aller Welt diskutieren über Kultur, Politik, Medien, die Situation der Frauen und Fluchterfahrungen in Zeiten des Krieges. So spricht die ukrainisch-deutsche Schriftstellerin Katja Petrowskaja über die Wahrnehmung der Ukraine in Europa. Die Verlegerin Kateryna Mishchenko teilt ihre Erfahrungen als Frau im Krieg und auf der Flucht. Die ukrainische Galeristin Aliona Karavai setzt sich mit der gegenwärtigen Kulturpolitik auseinander. Andrei Kurkow und Ljubov Jakymchuk thematisieren den Angriff auf plurale Identitäten in der Ukraine. Und der ukrainische Schriftsteller, Lyriker, Übersetzer und Friedenspreisträger Serhij Zhadan trägt Gedichte vor. Das Programm wird von der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Goethe-Institut Ukraine und der Frankfurter Buchmesse in Zusammenarbeit mit dem Ukrainian Book Institute kuratiert und richtet sich an alle Messebesucher*innen.

Alle Veranstaltungen sind in Kürze unter www.buchmesse.de/kalender abrufbar.