»Kraftwerk Block Beuys« vom 14. Februar bis 24. Mai 2020 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt

Joseph Beuys 1970 im Hessischen Landesmuseum, Foto: Barbara Klemm © VG Bild-Kunst, Bonn, 2019
Joseph Beuys 1970 im Hessischen Landesmuseum, Foto: Barbara Klemm © VG Bild-Kunst, Bonn, 2019

Im April 1970 installierte Joseph Beuys (1921-1986) mehr als 200 seiner Werke im Hessischen Landesmuseum Darmstadt. 2020 feiern wir das 50-jährige Jubiläum dieses weltweit größten erhaltenen Werkensembles. In sieben Räumen schuf Beuys ein faszinierendes Künstlermuseum im Museum. Es ist eine einzigartige Schule des Wahrnehmens, Entdeckens und Fragens.

Die Szenerie wirkt beiläufig. Viele fühlen sich an ein Atelier, dem Zentrum künstlerischer Produktion, erinnert. Als sei Beuys eben erst gegangen. Objekte sind offensichtlich nicht museal-wissenschaftlich, sondern intuitiv abgestellt. Das kleinteilige Schaulager wird zur herausfordernden, körperlichen Erfahrung. Beuys arrangierte seine Werke ohne Beschriftungen. Die Rätselhaftigkeit verstand er als Aufforderung zum intuitiven Weiterdenken. Erleben war ihm wichtiger als Erklären.

Im Anspruch war Beuys universell und verband Kunst, Wissenschaft und Spiritualität. Als Pionier einer politischen und umweltbewussten Kunst erscheint er aktueller denn je. Seine Werke nannte Beuys Vehikel oder auch Fahrzeug. Sie waren Transporter seiner Ideen. »Block Beuys« ist ein Lagerplatz im Sinne einer Batterie oder eines Energiespeichers. Werke tragen unter anderem Titel wie »Sender«, »Elektrode (Fett-Filz)«, »Batterie«, »Aggregat« oder »Fond«. Auch den Namen »Block Beuys« kann man als ein Kraftwerk verstehen.

Staatssekretärin Ayse Asar: »Der ‚Block Beuys‘, der weltweit größte Werkkomplex von Joseph Beuys im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, ist von außerordentlicher Bedeutung für das kulturelle Erbe des Landes Hessen. Zusammen mit den Beuys-Sammlungen in Kassel und Wiesbaden ist Hessen ein zentraler Standort für diesen Jahrhundertkünstler. Darauf können wir sehr stolz sein.«

Die Ausstellung »Kraftwerk Block Beuys« beleuchtet den Zusammenhang ausgewählter Werke und Beuys’ Aktionen. Filme, Fotos und Partituren bis in die 1970er-Jahre zeigen, wie er Objekte aus dem »Block Beuys« benutzte.

1963 veranstaltete Beuys als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf ein FESTUM FLUXORUM FLUXUS. 1964 geht ein Foto mit blutender Nase nach einem Tumult auf dem »Festival der neuen Kunst« an der Technischen Hochschule in Aachen durch die Presse. 1965 führt er in der Düsseldorfer Galerie Schmela vor, »wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt«. Es folgen 1966: »Infiltration Homogen für Konzertflügel, der größte Komponist der Gegenwart ist das Contergankind«, »Filz TV« und »MANRESA«. Die Ausstellung stellt dann »Hauptstrom FLUXUS« und »EURASIENSTAB«, beide 1967 und schließlich »Titus Andronicus / Iphigenie«, 1969, vor.

»Block Beuys« ist gleichzeitig Paradebeispiel der Geburt des bundesdeutschen Kunstmarktes von internationalem Rang: Der Darmstädter Industrielle Karl Ströher kaufte auf Vermittlung von Franz Dahlem und Heiner Friedrich 1967 alle Werke aus Joseph Beuys‘ Ausstellung im neuen Museum Mönchengladbach. Er sicherte sich den Zugriff auf weitere Arbeiten. Dafür verpflichtete er sich, alle Werke geschlossen öffentlich auszustellen.

1968 erwarb er die umfangreiche Pop-Art-Sammlung des New Yorker Versicherungsmaklers Leon Kraushar. Nach einer zweijährigen Ausstellungstournee übergab Ströher seine Sammlung als Dauerleihgabe und machte Darmstadt zum vielbeachteten Ort der Avantgarde. Drei Jahre nach Beuys’ Tod sicherte die Hessische Kulturstiftung 1989 mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder durch Ankauf den Bestand in Darmstadt.

Eva Claudia Scholtz Geschäftsführerin der Hessischen Kulturstiftung: »Joseph Beuys’ Werk hört nicht auf zu polarisieren, zu hinterfragen, zu aktivieren, uns zu bewegen. Und wir hören auch nicht auf: ‚Block Beuys‘, den die Hessische Kulturstiftung 1989 für Darmstadt erwarb und Beuys’ Ulysses-Zeichnungen 1996, 1993 ‚Das Rudel‘ für Kassel oder die Vitrine ‚Boxkampf für direkte Demokratie‘ 2018 für Frankfurt – uns bewegt Beuys. Die aktuelle Schau ‚Kraftwerk Block Beuys‘ stellt den Block als Energiespeicher und Aktivierungsmaschine aus. Ich freue mich, dass die Ausstellung im Landesmuseum Darmstadt die Aktualität von Joseph Beuys‘ Arbeit unterstreicht und ich hoffe, dass zahlreiche Besucher das herausfordernde Erlebnis ‚Block Beuys‘ wagen! Nicht zuletzt ist die Ausstellung ‚Kraftwerk Block Beuys‘ zum 50. Jahr der Einrichtung des ‚Blocks‘ durch Beuys selbst ein verheißungsvoller Auftakt für den 100. Geburtstag des Künstlers im nächsten Jahr.«

Zum Jubiläum erinnern Zeitdokumente an Historie, Entstehung und Veränderungen dieses singulären Werkes. Als prominente Leihgabe wird »kleines Kraftwerk«, das 1984 bis 1987 in Raum 3 des »Block Beuys« zu finden war, wieder im HLMD zu sehen sein.

Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1
64283 Darmstadt