„Dem ungelesenen Buche“ und „Wovon wir träumen“: Neue Kunstwerke auf dem Campus reflektieren den Standort

Präsident der JGU, Prof. Dr. Georg Krausch begrüßt vor der Universitätsbibliothek die Künstlerinnen und Freunde und Förderer der JGU zur kleinen feierlichen Übergabe der beiden neuen Kunstwerke: der Büchersessel von Liesel Metten und den großformatigen Fassaden-Print des Gemäldes "Wovon wir träumen" von Silvia Willkens, jeweils gestiftet von Prof. Dr. Elisabeth Gateff. © Foto: Diether v. Goddenthow
Präsident der JGU, Prof. Dr. Georg Krausch begrüßt vor der Universitätsbibliothek die Künstlerinnen und Freunde und Förderer der JGU zur kleinen feierlichen Übergabe der beiden neuen Kunstwerke: der Büchersessel von Liesel Metten und den großformatigen Fassaden-Druck des Gemäldes „Wovon wir träumen“ von Silvia Willkens, jeweils gestiftet von Prof. Dr. Elisabeth Gateff. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Stifterinnen Elisabeth Gateff und Heidrun Feine prägen mit den Kunstwerken von Liesel Metten und Silvia Willkens das Erscheinungsbild des Campus

Auf dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz finden sich mehr als 50 Kunstwerke. Sie verleihen dem Campus mit seinen verschiedenen Quartieren ein architektonisch-städtebauliches Profil. Sie geben damit Orientierung und stärken die Identifikation der Nutzerinnen und Nutzer mit den Gebäuden und Plätzen. Zwei neue Kunstwerke exponieren jetzt die Standorte Universitätsbibliothek Mainz und Georg Forster-Gebäude: der Büchersessel von Liesel Metten und großformatige Fassaden-Print des Gemäldes „Wovon wir träumen“ von Silvia Willkens, jeweils gestiftet von Prof. Dr. Elisabeth Gateff. Das Originalgemälde aus dem Jahr 2016, das dem Print zugrunde liegt, wurde der JGU durch Heidrun Feine ebenfalls gestiftet und ist in der Universitätsbibliothek Mainz zu sehen. „Wir danken den Künstlerinnen und Stifterinnen sehr für diese herausragenden Arbeiten, die sich nicht nur in ihrer Ästhetik in den jeweiligen Raum einpassen und so zu einem ansprechenden Erscheinungsbild des Campus beitragen“, erklärt der Präsident der JGU, Prof. Dr. Georg Krausch. „Die beiden Kunstwerke, weit mehr als Dekor, reflektieren vor allem auch den Standort und seine Funktion. Indem sie die intellektuellen Dimensionen ihrer Umgebung visualisieren, befördern die Werke die intellektuelle Auseinandersetzung und tragen auch auf diese Weise dem Selbstverständnis und Anspruch von Universität Rechnung.“

„Dem ungelesenen Buche“ einen Sessel

Büchersessel "Dem ungelesenen Buche" © Foto: Diether v. Goddenthow
Büchersessel „Dem ungelesenen Buche“ © Foto: Diether v. Goddenthow

Dem Büchersessel liegt die Idee der Künstlerin Liesel Metten zugrunde, dass jedes Buch bewahrt werden müsse – wenn nicht in einer Bibliothek, dann doch als gemeinschaftsstiftendes Kunstprojekt. Vierhundert weggeworfene Bücher aus Altpapiertonnen wurden von den 130 Schülerinnen und Schülern der Liesel-Metten-Schule in Nieder-Olm eingegipst und angestrichen. Aus den verschiedenen Ideen zur Verwendung der konservierten Bücher wurde der Büchersessel ausgewählt und als Bronzeabguss verwirklicht. Platziert vor der Zentralbibliothek der Mainzer Universitätsbibliothek, verweist das Kunstwerk auf die über 3,5 Millionen gedruckten Medien im Bestand der Universitätsbibliothek Mainz und ebenso auf eine große Zahl an verfügbaren E-Books. Zugleich ist der Büchersessel zur Mitte des Campus ausgerichtet. Wer darin Platz nimmt, blickt hinüber zu dem Ort, der für den Bibliotheksneubau vorgesehen ist. In diesem Neubau soll der Büchersessel nach Fertigstellung der neuen Universitätsbibliothek dauerhaft seinen Platz finden.

„Der Büchersessel ist frei zugänglich und lädt Studierende, Lehrende, Beschäftigte und Gäste zu seiner Benutzung ein – am besten lesend, denkend, schreibend“, erklärt der Vizepräsident für Studium und Lehre der JGU, Prof. Dr. Stephan Jolie. „Der Betrachter wird aufgefordert, den Platz mit seinen eigenen Vorstellungen zu füllen, mit seiner eigenen Beziehung zum Geschriebenen – oder noch Ungeschriebenen. Der Sessel lädt ebenso dazu ein, auf den vielen Büchern zu ruhen, Zwerg auf den Schultern von Riesen zu sein. Er regt aber auch dazu an, das Riesen-Bücherpolster durch eigene Arbeit, durch kritisches Denken und Schreiben wachsen zu lassen. Deshalb ist er gerade nicht denjenigen Büchern gewidmet, die vielgelesen und vielbeachtet sind, sondern eben ‚Dem ungelesenen Buche‘: Ungelesen, weil es noch gar nicht geschrieben ist, weil es vergessen ist, vielleicht verloren oder schlicht, weil es zu der Menge von Literatur gehört, die jede und jeder von uns sich zur Lektüre vorgenommen hat, ohne doch bislang dazu gekommen zu sein.“

Für die Fotografen hat die Künstlerin  Liesel Metten auf "ihrem" Büchersessel Platz genommen, begleitet von. Prof. Georg Krausch (li). rechts die Stifterin Prof. Dr. Elisabeth Gateff mit JGU-Vizepräsident Prof. Dr. Stephan Jolie. © Foto: Diether v. Goddenthow
Für die Fotografen hat die Künstlerin Liesel Metten auf „ihrem“ Büchersessel Platz genommen, begleitet von. Prof. Georg Krausch (li). rechts die Stifterin Prof. Dr. Elisabeth Gateff mit JGU-Vizepräsident Prof. Dr. Stephan Jolie. © Foto: Diether v. Goddenthow

Liesel Metten und Prof. Dr. Elisabeth Gateff – die Künstlerin und die Stifterin des Büchersessels
Der Büchersessel stammt von der rheinhessischen Bildhauerin und Malerin Liesel Metten. Ihr Werk umfasst Skulpturen aus Bronze, Gips, Kork, Styropor und Papier. Sie wurde mit zahlreichen Kunstpreisen und 2016 mit dem Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet.

Die Stifterin des Büchersessels, Prof. Dr. Elisabeth Gateff, tritt seit Jahren als großzügige Förderin der Mainzer Universität in Erscheinung. So hat die emeritierte Professorin der JGU mit einer großen Privatspende im Jahr 2008 den Bau der Grünen Schule im Botanischen Garten auf den Weg gebracht. Auch stiftete sie dem Botanischen Garten schon einmal bedeutende Werke regionaler Künstler, darunter die Frauenfigur „Elisabeth II“ von Reinhold Petermann, „Tanzpartie“ von Eberhard Linke oder die Bärengruppe von Anne-Marie Kuprat. Darüber hinaus setzt sie sich nachhaltig für die Verschönerung des Campus ein. Mit ihrem großen Projekt, den Campus zu begrünen und mit Kunst zu schmücken, prägt sie das Erscheinungsbild der JGU und steigert die Attraktivität des Gutenberg-Campus.

Die emeritierte Professorin Dr. Elisabeth Gateff der JGU  hat unter anderem mit einer großen Privatspende im Jahr 2008 den Bau der Grünen Schule im Botanischen Garten auf den Weg gebracht und möchte das Erscheinungsbild und die ästhetische Attraktivität der JGU steigern  mit ihrem großen Projekt, den Campus zu begrünen und mit Kunst zu schmücken, © Foto: Diether v. Goddenthow
Die emeritierte Professorin Dr. Elisabeth Gateff der JGU hat unter anderem mit einer großen Privatspende im Jahr 2008 den Bau der Grünen Schule im Botanischen Garten auf den Weg gebracht und möchte das Erscheinungsbild und die ästhetische Attraktivität der JGU steigern mit ihrem großen Projekt, den Campus zu begrünen und mit Kunst zu schmücken, © Foto: Diether v. Goddenthow

Elisabeth Gateff wurde 1932 in Sofia geboren. Ihr Interesse an Pflanzen und Gärten reicht bis in ihre Kindheit zurück, als ihr Vater den damals königlichen botanischen Garten von Sofia leitete. Nach dem Studium in München lebte und forschte sie zunächst in den USA und leistete wichtige Beiträge zur Erforschung der Krebsentstehung bei Fruchtfliegen. Von 1983 bis 1997 hatte Gateff den Lehrstuhl für Genetik an der JGU inne. Für ihre Forschung, mit der sie nachwies, dass Krebs eine genetische Grundlage hat, erhielt sie mehrere renommierte Preise. Elisabeth Gateff lebt in Mainz.

Gemälde und Fassaden-Print „Wovon wir träumen“

Im September 2019 installierte die Künstlerin Silvia Willkens an der Fassade des Georg Forster-Gebäudes den 2,50 x 7,00 Meter großen Print mit dem Titel „Wovon wir träumen“. Es ist das Ergebnis einer weiteren Initiative und Stiftung von Elisabeth Gateff, die nach mehr als einem Jahr Vorbereitung realisiert werden konnte. Auf der großformatigen Arbeit präsentiert sich eine Gruppe von fünf jungen Menschen. Kompositorisch in Segmente eingeteilt, entspricht die Darstellung der Idee, dass sich jeder in seiner eigenen Welt und doch gleichzeitig immer in einer Gemeinschaft befindet. Wie in einer Collage sind sie scheinbar zufällig zusammengewürfelt. Jeder von ihnen verfolgt einen eigenen Traum und hat seine ganz individuellen Erwartungen an die Zukunft. Und dennoch gibt es Überschneidungen mit den anderen, dort wo das Persönliche auf das Gemeinsame trifft – in der Kommunikation, im Austausch der Ideen, in gemeinsamen Projekten, in einer bewussten Verortung in der Gesellschaft.

Silvia Willkens versteht ihre Arbeiten als "kollektive Porträts": Es sind Menschenbilder, die uns immer diffus erinnern. Sie sind das Ergebnis einer Zusammenschau von Persönlichkeiten aus unterschiedlichsten Zeiten und Kulturen, wie sie uns in der Kunst überliefert werden. "Jedes Gesicht beheimatet ein eigenes Universum", erklärt die Künstlerin. "Jeder Blick ist eine persönliche Reise in den Raum." © Foto: Diether v. Goddenthow
Silvia Willkens versteht ihre Arbeiten als „kollektive Porträts“: Es sind Menschenbilder, die uns immer diffus erinnern. Sie sind das Ergebnis einer Zusammenschau von Persönlichkeiten aus unterschiedlichsten Zeiten und Kulturen, wie sie uns in der Kunst überliefert werden. „Jedes Gesicht beheimatet ein eigenes Universum“, erklärt die Künstlerin. „Jeder Blick ist eine persönliche Reise in den Raum.“ © Foto: Diether v. Goddenthow

Als Protagonisten der Welt, in der wir leben, sind die Figuren ohne besondere Attribute und betont schlicht gestaltet. Der Blick ist entscheidend. Sie sind eine Metapher für die immer gleiche Herausforderung, den Einzelnen mit der Gemeinschaft in Einklang zu bringen – und unerschrocken den persönlichen Traum in den Ring der Gesellschaft zu werfen. Silvia Willkens versteht ihre Arbeiten als „kollektive Porträts“: Es sind Menschenbilder, die uns immer diffus erinnern. Sie sind das Ergebnis einer Zusammenschau von Persönlichkeiten aus unterschiedlichsten Zeiten und Kulturen, wie sie uns in der Kunst überliefert werden. „Jedes Gesicht beheimatet ein eigenes Universum“, erklärt die Künstlerin. „Jeder Blick ist eine persönliche Reise in den Raum.“

Kunst am Bau präge das Erscheinungsbild des Georg Forster-Gebäudes, betont der Dekan des dort beheimateten Fachbereichs 02 Sozialwissenschaften, Medien und Sport, Prof. Dr. Gregor Daschmann: „Wie die eindrucksvolle Glasfassade, bedruckt mit prägnanten Zitaten, lädt nun auch das großformatige Gemälde unsere Studierenden und Beschäftigten, aber auch Besucher und Passanten zum Verweilen und Nachdenken ein.“

Kunst am Bau präge das Erscheinungsbild des Georg Forster-Gebäudes, betont der Dekan des dort beheimateten Fachbereichs 02 Sozialwissenschaften, Medien und Sport, Prof. Dr. Gregor Daschmann.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Kunst am Bau präge das Erscheinungsbild des Georg Forster-Gebäudes, betont der Dekan des dort beheimateten Fachbereichs 02 Sozialwissenschaften, Medien und Sport, Prof. Dr. Gregor Daschmann. © Foto: Diether v. Goddenthow

Großprojekte im Öffentlichen Raum
Silvia Willkens arbeitet in den klassischen Disziplinen von Malerei und Zeichnung. Zudem hat sie mehrere Großprojekte im Öffentlichen Raum realisiert; darunter auch 2012 die Wandgestaltung „Ricercare“ am Institut für Anthropologie auf dem Universitätscampus. Diese Komposition, drei Meter hoch und ca. zehn Meter breit, versinnbildlicht den forschenden Menschen sowie den Menschen, der erforscht wird durch den Menschen.

Willkens studierte Kunsterziehung an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Kunstgeschichte an der Universität Stuttgart sowie Kunst an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Sie unternahm Studienreisen unter anderem in die USA und nach Afrika. Zahlreiche Aufenthalte und Kunstprojekte führten sie nach Italien. Ihre Arbeiten werden international ausgestellt mit Schwerpunkt in Asien und USA. Silvia Willkens lebt in Mainz.

Das Originalgemälde „Wovon wir träumen“ aus dem Jahr 2016, das dem Fassaden-Print zugrunde liegt, wurde der JGU durch Heidrun Feine ebenfalls gestiftet. Das 100 x 220 cm große Bildnis, Acryl/Leinwand, ist in der Universitätsbibliothek Mainz zu sehen. „Nachdem die Wandgestaltung am Georg Forster-Gebäude auf einem Bild von Silvia Willkens beruht, erschien es mir folgerichtig, das Original auch in der Universität zu beheimaten“, so Heidrun Feine. Der Direktor der Universitätsbibliothek Mainz, Dr. Michael Hansen, freut sich entsprechend über diese Stiftung: „Das eindrucksvolle Gemälde ist eine deutliche Aufwertung des Gruppenarbeitsraums und trägt zu einer angenehmen Lernumgebung für die Studierenden bei.“

Heidrun Feine, Jahrgang 1947, lebt im Ruhestand in Wiesbaden. Ihr Berufsleben hat sie in der Versicherungswirtschaft verbracht, viele Jahre als Ausbildungsleiterin. „Ich habe mich immer für Kunst interessiert und platziere gerne das eine oder andere Kunstwerk im ‚öffentlichen Raum‘, um es auf diesem Weg mit anderen zu teilen. Und nicht zuletzt will ich auch für Kunst und Künstlerinnen private Mittel einsetzen“, so die Stifterin. Auf die Arbeiten von Silvia Willkens ist Heidrun Feine 2018 aufmerksam geworden. Ihr gefallen die klare Strukturierung und die zeitlosen, von Humanität geprägten Menschenbilder. „Ich schätze Silvia Willkens als Künstlerin und als Mensch“, so Feine. „Schön, dass die JGU mir für diese Stiftung Gelegenheit bietet. Insoweit ist die Stiftung an die Universität auch ein Geschenk an mich selbst.“