Das 19. Festival des mittel- und osteuropäischen Films goEast mit glanzvoller Preisverleihung abgeschlossen

Goldenen Lilie – Hauptpreis

ACID (KISLOTA, Russland 2018, Regie: Alexander Gorchilin; Produktion: Sabina Eremeeva) ist der Gewinner des Hauptpreises der 19. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films in Wiesbaden – der mit 10.000 Euro dotierten Goldenen Lilie. Die fünfköpfige internationale Jury unter dem Vorsitz von Teona Strugar Mitevska begründete ihre Entscheidung damit, dass der meisterhafte Debütfilm die Energie und die Verzweiflung der Millennial-Generation spürbar mache. „Die Geschichte ist brillant geschrieben und konstruiert. Sie überzeugt von Anfang bis Ende in der Art, wie sie den Charakteren durch das urbane zeitgenössische Setting folgt“, betonte die Jury.

Der mit 10 000 Euro dotierte Hauptpreis, die "Goldene Lilie für den Besten Film" ging an  ACID (KISLOTA). v.l.n.r.:Teona Strugar Mitevska (Juryvorsitzende), Arina Shevtsova, Hauptdarstellerin Vanya, Heleen-Gerritsen, Festivalleiterin, Ellen-Harrington, Direktorin  des DFF, Deutsches Filminstitut Deutsches Filmmuseum.© Foto: Diether v. Goddenthow
Der mit 10 000 Euro dotierte Hauptpreis, die „Goldene Lilie für den Besten Film“, ging an ACID (KISLOTA). v.l.n.r.:Teona Strugar Mitevska (Juryvorsitzende), Arina Shevtsova, Hauptdarstellerin Vanya, Heleen-Gerritsen, Festivalleiterin, Ellen-Harrington, Direktorin des DFF, Deutsches Filminstitut Deutsches Filmmuseum.© Foto: Diether v. Goddenthow

Die Preisverleihung in der Caligari FilmBühne bildete den krönenden Abschluss von goEast. Nach einer Woche voller Kino, Virtual Reality, zahlreichen Diskussionen, Vorträgen und Ausstellungen, bei der 109 Filme gezeigt wurden und mehr als 200 Filmschaffende aus der internationalen Filmbranche zu Gast waren, wurden die Sieger des Wettbewerbs gekürt und Preise im Gesamtwert von 36.000 Euro verliehen.

Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie

Den Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie erhielt Adilkhan Yerzhanov für "DIE ZÄRTLICHE GLEICHGÜLTIGKEIT DER WELT" (l.n.r.:) Adilkhan Yerzhanov (Regisseur), Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden, Heleen-Gerritsen, Festivalleiterin. © Foto: Diether v. Goddenthow
Den Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie erhielt Adilkhan Yerzhanov für „DIE ZÄRTLICHE GLEICHGÜLTIGKEIT DER WELT“ (l.n.r.:) Adilkhan Yerzhanov (Regisseur), Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden, Heleen-Gerritsen, Festivalleiterin. © Foto: Diether v. Goddenthow

Adilkhan Yerzhanov gewann mit THE GENTLE INDIFFERENCE OF THE WORLD (LAZKOVOE BEZRAZLICHIE MIRA; Kasachstan, Frankreich 2018) den Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie, der mit 7.500 Euro dotiert ist. „Der Film, der in einer Welt voller Absurdität und Gleichgültigkeit spielt, ist ein visuell beeindruckendes und bewegendes Drama über Liebe, die Komplexität der menschlichen Bedingungen und Beziehungen, gewürzt mit einem staubtrockenden Humor. Das ist modernes und klassisches Kino in einem, was die Kraft des Regisseurs als Auteur unterstreicht“, so die Jury. Der Regisseur zeige sein künstlerisches Talent für Details: Einstellungen voller poetischer Schönheit, minimalistische, gleichzeitig stilisierte Innenräume, ruhige aber ausdrucksstarke Gesichter, reiche und farbenfrohe Landschaften, lobte die Jury.

Preis des Auswärtigen Amtes für Kulturelle Vielfalt 

 Film HOME GAMES (DOMASHNI IGRI, Ukraine, Frankreich, Polen 2018, wurde mit dem Preis des Auswärtigen Amtes für Kulturelle Vielfalt ausgezeichnet. l.n.r.: ALISA KOVALENKO, Regisseurin, Heleen-Gerritsen, Festivalleiterin, Ayse-Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.© Foto: Diether v. Goddenthow
Film HOME GAMES (DOMASHNI IGRI, Ukraine, Frankreich, Polen 2018, wurde mit dem Preis des Auswärtigen Amtes für Kulturelle Vielfalt ausgezeichnet. l.n.r.: ALISA KOVALENKO, Regisseurin, Heleen-Gerritsen, Festivalleiterin, Ayse-Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.© Foto: Diether v. Goddenthow

Der Film HOME GAMES (DOMASHNI IGRI, Ukraine, Frankreich, Polen 2018, Regie: Alisa Kovalenko) wurde mit dem Preis des Auswärtigen Amtes für Kulturelle Vielfalt und einem Preisgeld von 4.000 Euro ausgezeichnet. Der Film über eine junge Ukrainerin, die mit Beharrlichkeit und Überzeugung den Traum einer professionellen Fußball-Karriere inmitten ihrer sozial prekären Familiensituation verfolgt, mache Hoffnung, betonte die Jury. „Dieser Film thematisiert die Idee neuer familiärer Strukturen in vielfacher Hinsicht und in verschiedenen Formen.“

Lobenden Erwähnung

Eine "Lobende Erwähnung" der Jury für den Film "Kalter November". Bild: Hauptdarsteller Fatmir Spahiu (r.) und ISMET SIJARINA, Regisseur, mit Festivalleiterin Heleen-Gerritsen,  © Foto: Diether v. Goddenthow
Eine „Lobende Erwähnung“ der Jury für den Film „Kalter November“. Bild: Hauptdarsteller Fatmir Spahiu (r.) und ISMET SIJARINA, Regisseur, mit Festivalleiterin Heleen-Gerritsen, © Foto: Diether v. Goddenthow

Mit einer lobenden Erwähnung bedachte die Jury COLD NOVEMBER (NËNTOR, FTOHTË, Kosovo, Albanien, Nordmazedonien 2018, Regie: Ismet Sijarina) dafür, dass der Film „auf mutige und ehrliche Weise die Geschichte eines nationalen Traumas durch die Augen einer ganz gewöhnlichen Person“ zeige. Der Film thematisiert den Krieg in Jugoslawien 1992 in Prishtina und erzählt vom (Über-)Leben in bösen Zeiten.

Heleen-Gerritsen, Festivalleiterin. © Foto: Diether v. Goddenthow
Heleen-Gerritsen, Festivalleiterin. © Foto: Diether v. Goddenthow

Festivalleiterin Heleen Gerritsen freute sich über einen erfolgreichen Jahrgang von goEast: „goEast 2019 wurde erneut von einer unglaublichen Genrevielfalt und von echtem Austausch geprägt: Bei den Filmgesprächen, im Kino, aber auch bei den Parties und bei der interdisziplinären Veranstaltungsreihe ,Paneuropäisches Picknick‘ trafen Filmschaffende und Künstler*innen aus Mittel- und Osteuropa und das Publikum aus Wiesbaden und Umgebung aufeinander. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, das Festival verstärkt in die Stadt hineinzutragen.“

Impression aus der Caligari-Filmbühne. © Foto: Diether v. Goddenthow
Impression aus der Caligari-Filmbühne. © Foto: Diether v. Goddenthow

Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI Spiel- und Dokumentar-Film

Der Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI in der Kategorie Spielfilm ging an THE GENTLE INDIFFERENCE OF THE WORLD (LAZKOVOE BEZRAZLICHIE MIRA; Kasachstan, Frankreich 2018, Regie: Adilkhan Yerzhanov) „für ein farbenfrohes Märchen, mit kamera-geleitetem Humor“, wie es in der Jurybegründung hieß. Der Film erzählt die bittersüße Geschichte einer kasachischen Familie als Mafia-Tragikomödie à la Camus.

Die Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI für Dokumentar- und Spielfilm gingen an Andrei Kutsila (mitte rechts) für den Dokumentarfilm STRIP AND WAR, und an Adilkhan Yerzhanov für DIE ZÄRTLICHE GLEICHGÜLTIGKEIT DER WELT. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI für Dokumentar- und Spielfilm gingen an Andrei Kutsila (mitte rechts) für den Dokumentarfilm STRIP AND WAR, und an Adilkhan Yerzhanov für DIE ZÄRTLICHE GLEICHGÜLTIGKEIT DER WELT. © Foto: Diether v. Goddenthow

In der Kategorie Dokumentarfilm gewann STRIP AND WAR (Belarus, Polen 2019, Regie: Andrei Kutsila) den Preis der FIPRESCI. Die Jury zeichnete den Dokumentarfilm über einen Kriegsveteranen und dessen strippenden Enkelsohn aus, der bei goEast seine Weltpremiere feierte, und zwar „für die gelassene Darstellung einer möglichen Koexistenz verschiedener Werte und Generationen“.

Open Frame Award

Das  Künstler-Duo Alexey Furman and Sergiy Polezhaka mit Heleen-Gerritsen, Festivalleiterin und Stefan Mumme, Geschäftsführer der BHF Bank Stiftung.© Foto: Diether v. Goddenthow
Das Künstler-Duo Alexey Furman and Sergiy Polezhaka mit Heleen-Gerritsen, Festivalleiterin und Stefan Mumme, Geschäftsführer der BHF Bank Stiftung.© Foto: Diether v. Goddenthow

Das Künstler-Duo Alexey Furman and Sergiy Polezhaka wurde für AFTERMATH VR: EUROMAIDAN mit dem von der BHF Bank Stiftung für Virtual-Reality-Werke ausgelobten Open Frame Award ausgezeichnet, der mit einem Preisgeld von 5.000 Euro dotiert ist. In dem VR-Projekt schlüpft der Betrachter in die Rolle eines Demonstranten während der Proteste auf dem Maidanplatz in Kiew. Durch die Kombination aus kraftvollem immersivem Storytelling und dem interaktiven Poztenzial von VR mache das Werk den Betrachter zu einem aktiv Handelnden, der in das Geschehen eingreifen könne, erklärte die Jury. „Die VR-Erfahrung hinterlässt einen bleibenden Eindruck und konserviert Erinnerungen mit diesem einzigartigen journalistischen Format, das große gesellschaftliche Relevanz besitzt.“

Eine lobende Erwähnung sprach die Jury für TRAIL OF ANGELS von Kristina Buožytė für die herausragende Kreativität aus. „Die Herausforderung einer poetische Reise durch die Bilderwelt eines traditionellen Malers wurde respektvoll und intelligent gelöst“, so die Jury.

RheinMain Kurzfilmpreis

RheinMain Kurzfilmpreis. gestiftet vom  Kulturfonds Frankfurt RheinMain ging an Leon Lučev. Bild: Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer des Kulturfonds Frankfurt RheinMain (ganz rechts), Leon Lučev (mitte) mit der Festivalleiterin und der Jury,  © Foto: Diether v. Goddenthow
RheinMain Kurzfilmpreis. gestiftet vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain ging an Leon Lučev. Bild: Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer des Kulturfonds Frankfurt RheinMain (ganz rechts), Leon Lučev (mitte) mit Festivalleiterin und der Jury, © Foto: Diether v. Goddenthow

Erstmals wurde in diesem Jahr der vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain gestiftete RheinMain Kurzfilmpreis (2.500 Euro) vergeben. Die Jury aus Vertreter*innen von Kulturvereinen mit Osteuropa-Bezug aus dem Rhein-Main-Gebiet entschied sich für I CAN BARELY REMEMBER THE DAY (MALO SE SJEĆAM TOG DANA, Kroatien 2018) – das Regiedebüt des kroatischen Schauspielers Leon Lučev, und begründete ihre Entscheidung damit, dass der Film die gegensätzlichen Themen Tod und Leben, Trauer und Heiterkeit geschickt miteinander verwebe. „Was der Protagonist nicht aussprechen kann, entwickelt der Regisseur über Kameraführung, die Wahl seiner Stilmittel sowie die ausgezeichnete schauspielerische Leistung. Der Film berührt“, betonte die Jury.

Renovabis-Recherchestipendium

Das Projekt THE MOTHERS‘ CRUSADE (Belarus, Regie: Alexander Mihalkovich) gewann das in diesem Jahr erstmals ausgelobte Renovabis-Recherchestipendium (3.500 Euro) für dokumentarische Vorhaben zu den Themen Menschen- und Minderheitenrechte. Die Jury zeichnete die Geschichte über Frauen aus, die in Weißrussland gegen Missbrauch in einer mächtigen männlich dominierten Institution, dem Militär, kämpfen. „Durch die Perspektive einer Mutter erhalten wir damit Einblick in eine viel umfassendere Kultur der Gewalt“, so die Jurybegründung.

East-West Talent Lab

LANDING von Ksenia Ciuvaseva aus Moldawien wurde als bestes Projekt im Rahmen des East-West Talent Lab mit dem von Russian Standard Vodka gestifteten goEast Development Award in Höhe von 3.500 Euro bedacht. Es sei eine sehr persönliche Geschichte, die so große Themen wie Verlust, Abwesenheit und Liebe auslotet, betonte die Jury. „Sowohl die Filmemacherin als auch ihr Vater versuchen, Zeit und Raum durch Videobotschaften zu überwinden. Wir sind gespannt, wohin dieses Abenteuer beide führen wird.“

Abschlussfoto mit allen Gewinnern, Juroren, Mitarbeitern und Helfern des Festivals goEast zum Abschluss der Preisverleihung am 16. April 2019. © Foto: Diether v. Goddenthow
Abschlussfoto mit allen Gewinnern, Juroren, Mitarbeitern und Helfern des Festivals goEast zum Abschluss der Preisverleihung am 16. April 2019. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Wahl des goEast Medienpartners 3sat, der seit Beginn des Festivals in jedem Jahr den Ankauf für einen Film des Programms anbietet, fiel 2019 auf den Wettbewerbsfilm MOMENTS (CHVILKY, Tschechische Republik, Slowakische Republik 2018) von Beata Parkanová. Der Film soll zum goEast Festival 2020 bei 3sat seine TV-Premiere feiern.

Die 19. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films fand vom 10. bis 16. April in Wiesbaden statt. Zu den Höhepunkten gehörten neben einem spannenden Wettbewerb die Besuche international gefeierter Filmemacher*innen wie Krzysztof Zanussi, Sergei Loznitsa und Jury-Präsidentin Teona Strugar Mitevska. Große Resonanz erfuhren auch das Symposium unter dem Titel „Konstruktionen des Anderen. Roma und das Kino Mittel- und Osteuropas“ sowie die interdisziplinäre Veranstaltungsreihe „Paneuropäisches Picknick“

Alle Preisträger*innen im Überblick:

 © Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Goldene Lilie für den Besten Film
ACID /KISLOTA, Russland 2018, Regie: Alexander Gorchilin; Produktion: Sabina Eremeeva

Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie
THE GENTLE INDIFFERENCE OF THE WORLD / LASKOVOE BEZRAZLICHIE MIRA, Kasachstan,
Frankreich 2018, Regie: Adilkhan Yerzhanov

Preis des Auswärtigen Amtes für Kulturelle Vielfalt
HOME GAMES / DOMASHNI IGRI, Ukraine, Frankreich, Polen 2018, Regie: Alisa Kovalenko

Lobende Erwähnung
COLD NOVEMBER / NËNTOR, FTOHTË, Kosovo, Albanien, Nordmazedonien 2018, Regie: Ismet
Sijarina

Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI (Spielfilm)
THE GENTLE INDIFFERENCE OF THE WORLD / LAZKOVOE BEZRAZLICHIE MIRA, Kasachstan,
Frankreich 2018, Regie: Adilkhan Yerzhanov

Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI (Dokumentarfilm)
STRIP AND WAR / Belarus, Polen 2019, Regie: Andrei Kutsila

Open Frame Award
AFTERMATH VR: EUROMAIDAN, Ukraine 2018, Regie: Alexey Furman and Sergiy Polezhaka

RheinMain Kurzfilmpreis
I CAN BARELY REMEMBER THE DAY / MALO SE SJEĆAM TOG DANA, Kroatien 2018, Regie: Leon
Lučev

Renovabis-Recherchestipendium
THE MOTHERS‘ CRUSADE, Belarus, Regie: Alexander Mihalkovich
goEast Development Award
LANDING, Moldawien, Regie: Ksenia Ciuvaseva

Siehe „goEast“