Nach dem großen Publikumserfolg vor ausverkauftem Haus bei den Internationalen Maifestspielen 2015, ist die unverschämte Hommage an die schwedischen Popgötter »ABBA jetzt!« am 22. Oktober, um 19:30 Uhr endlich wieder am Hessischen Staatstheater Wiesbaden zu Gast.
Der Vorverkauf läuft!
ABBA hat alles, was eine Band zum Kult macht: Jede Menge Fans, jede Menge Hasser, jede Menge Ohrwürmer (die selbst die Hasser mitsingen können) und jede Menge Coverversionen. Auch Tilo Nest (Burgtheater Wien), Hanno Friedrich (sat1 »Sechserpack«) und Alexander Paeffgen (Pop-Akademie Mannheim) interpretieren die schwedischen Überhits und nähern sich dem musikalischen »Weltkulturerbe« aus verschiedenen Blickwinkeln der Musikgeschichte.
Mit Stimme und Piano begeben sie sich auf eine urkomische, unverschämt pietätlose und mit einigen handgreiflichen Überraschungen aufwartende Odyssee durch das Werk des skandinavischen Quartetts. Mit ihren Flamenco-, Heavy Metal- und HipHop-Versionen begeistern sie seit mehr als 15 Jahren ein internationales Publikum und beweisen, dass Benny und Björn nicht zwei Frauen, sondern eher der dritte Mann fehlte.
Regisseur und Schauspieler Tilo Nest inszenierte am Hessischen Staatstheater Wiesbaden den Publikumsrenner »Der ideale Ehemann« und »Puppenstube« in der Sparte Schauspiel. Ab 29. Oktober ist mit dem Musical »Shockheaded Peter« seine erste Regiearbeit im Großen Haus zu erleben.
Karten sind an der Theaterkasse im Großen Haus telefonisch unter 0611.132 325 oder auf www.staatstheater-wiesbaden.de erhältlich.
Aktivistin und Publizistin Margarita Tsomou gibt 14 Rednern zum Thema Stadtentwicklung in Wiesbaden ein Forum
Während der Wiesbaden Biennale, die noch bis 4.9.2016 stattfindet, errichtet die griechische Aktivistin und Publizistin Margarita Tsomou im Park am Warmen Damm, frei nach dem altgriechischen Vorbild der Agora, einen Marktplatz des kritischen Dialogs, der die Repräsentationsmechanismen unseres politischen Alltags hinterfragt. Am Donnerstag, dem 1.9. ab 15 Uhr, geht es ganz konkret um Wiesbaden. Unter dem Titel „Imagine Wiesbaden: Zukunft der Stadt“ findet ein partizipativer Battle der Ideen statt.
Stadtentwicklung in Wiesbaden ist in den letzten Jahren immer wieder Ausgangspunkt für hitzige Debatten und Kontroversen geworden: Wer darf mitgestalten, wenn urbane und kulturelle Räume im historischen Zentrum Wiesbadens neu definiert werden? Wem gehört die Stadt? Gemeinsam mit der Initiative „Haus der Stadtkultur im Alten Gericht“ lädt die Wiesbaden Biennale ein zum Battle der Ideen. Jede/r Redner*in bekommt 5 Minuten Redezeit in der Agora und stellt sich anschließend 3 Minuten lang den Fragen des Plenums: egal ob Künstler*in, Stadtverordnete*r, Beteiligungsmanager*in, Rentner*in, Hochschul-professor*in oder Jugendliche*r, die Regeln sind für alle gleich.
Besucherinnen und Besucher sind herzlich eingeladen mitzureden. Eintritt frei.
Beginn 15 Uhr
Dirk Vielmeyer (Projektmanagement & Zukunftsaktivismus), Theo Baumstark (CDU – Ortsvorsteher Wiesbaden-Nordost), Harmut Bohrer (Fraktionsvorsitzender Die Linke/Piraten), Manuel Gerullis (Meeting of Styles, Wall-Street-Meeting), Hans-Georg Heinscher (Gemeinwohl hat Vorfahrt), Dr. Jürgen Uffmann (GiB Gehweg-Reinigung in Bürgerhand), Dr. Thilo Tilemann (Präsident Partners. Wiesbaden-Istanbul/Fatih), Waltraud Keller (Stadtführerin), Margarethe Goldmann (Stadträtin a.D., Vorstand AK Stadtkultur), Prof. Dr. Lorenz Jarass (Hochschullehrer, Hochschule Rhein-Main), Hans Reitz Gründer (Multi-Unternehmer, Social-Business), Mario Bohrmann (Lilienjournal), Gordon Bonnet (IHK-Wiesbaden,Ltg. Standort&Kommunikation), Wolfgang Schliemann (Klangkünstler, Artist, Kooperative New Jazz)
Seit Beginn der Wiesbaden Biennale „This is not Europe“ inszeniert der niederländische Künstler Dries Verhoeven den spekulativen Verlust. Während des Avantgarde-Theater-Festivals hält er täglich um 17.45 Uhr in der St. Augustine’s Church in Wiesbaden, Frankfurter Straße 3, einen Trauergottesdienst mit anschließender Beerdigung für eine uns lieb gewonnene Idee oder einen gesellschaftlichen Wert ab.
Mit großer Ernsthaftigkeit orientiert er sich dabei an christlichen Ritualen. Bisher wurden die „multikulturelle Gesellschaft“, „Mutter Natur“, das „Deutsche Schuldgefühl“ und gestern „unsere Privatsphäre“ zu Grabe getragen.
Überraschungsgast der heutigen Totenmesse war Trash-Ikone Gina Lisa Lohfink: 2005 Miss Frankfurt, 2006 Miss Darmstadt, 2008 Auftritt bei Germany’s next Topmodel, Model im Männermagazin Penthouse, TV-Rollen bei RTL und zuletzt ein medienwirksam inszenierter Prozess um ihre (angebliche) jahrelang zurückliegende Vergewaltigung, die ihr nicht nur Bild-Schlagzeilen und ein Bußgeld wegen falscher Vergewaltigungs-Verdächtigungen, sondern Beistand von Alt-Feministin und PorNo-Kämpferin Alice Schwarzer einbrachte: „Das Gerichts-Urteil sei skandalös“. Auch in diesem Fall gilt: Je uneindeutiger die Geschichte, umso weiter der Raum für Spekulationen. Dies macht Frau Lohfinks Auftritt als angeblich Trauernde über den Verlust ihrer Privatsphäre in Dries Verhoevens Begräbnisfeier zur Bestattung „unserer Privatsphäre“ besonders spannend.
Doch wo bleibt sie denn? Selbst als der Pfarrer (Schauspieler Ulrich Schmissat), seine weihrauchschwenkenden Messdiener und sechs schwarzgekleidete Träger, sargschulternd, gefolgt von zahlreichen Trauergästen feierlich in die Kirche einziehen, während der Chor von der Empore Gines Perez „De Prefundis“ anstimmt, fehlt von Frau Lohfink noch jede Spur. Niemand hat sie bisher gesehen. Ob sie denn überhaupt kommen wird? War ihre medienwirksame Ankündigung gar ein Fake, selbst Teil der Begräbnis-Performance?
Auch den gesamten der Begräbnisfeierlichkeiten blieb die „Haupttrauernde“ fern. Der Pfarrer begrüßte die Gemeinde mit den Worten: „heute gemeinsam den Verlust der Privatsphäre“ zu betrauern. RTL-Redakteurin Bettina von Schimmel oblag das Entzündung der Kerzen. Die Predigt begann und schließlich die Aufforderung des Pfarrers an die Trauergemeinde: „Brüder und Schwestern, bekennen wir jetzt unsere Sünden und überdenken wir unsere großen und kleinen Verfehlungen“. Die Trauergemeinde folgte ihm und bekannte eher brav als reuig ihre „große Schuld“, wohl selbst durch allzu sorglose multimedialer Internetnutzung mit zur Vernichtung „unserer Privatsphäre“ beigetragen zu haben:
„Ich bekenne den allwissenden Diensten, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe. Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken, durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld. Leichtfertig ließ ich mich bespitzeln, sorglos gab ich meine Browserdaten, meine Bankverbindung und mein Kaufverhalten preis. Was privat war, opferte ich der Illusion von Sicherheit.
Der Pfarrer nahm salbungsvoll das Schuldbekenntnis seiner „aufrecht trauernden“ Gemeinde entgegen und huldigte in aller Namen den von uns ignorierten Warnern der gläsernen Gesellschaft: „Möge der Geist von George Orwell und Aldous Huxley sich unser erbarmen. Er lasse uns die Sünden nach und führe uns zum ewigen Leben.“
Schließlich werden die Nachteile des sozialen Exhibitionismus schmerzlich vor Augen geführt und folgerichtig gefragt, ob der Mensch nicht auch ein Recht auf Geheimnisse habe. Daraufhin bekennt die Trauergemeinde sehnsüchtig ihren Glauben an die – nun unwiederbringlich verloren gegangene -Privatsphäre: „(…) Ich glaube an die Rückkehr der vier Wände, die stille Kammer und das heimliche Gespräch, an die Auferstehung der Anoymität, So war helfe mir Edward Snowden, Von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen.“
Das „Abendmahl“ beendet die Begräbnisfeier „unserer Privatsphäre“. Aber nein, dann greift der Pfarrer doch noch einmal zum Mikro und kündet den Haupttrauergast, Gina Lisa Lohfink, an. Ein ein freudiges Raunen geht durch die Reihen als Deutschlands Antwort auf Pamela Anderson mit knappem Kleidchen über dünnen Beinchen und einem ausladenden schwarzen Hut und einer beinahe eben-solchen Sonnenbrille durch die Kirche zum Predigt-Pult schreitet. Sämtliche Augen. Objektive und Blitzlichter sind magisch-voyeuristisch auf die 29jährige mit großer Vergangenheit gerichtet. Ein „Foto-Shooting“ im wörtlichen Sinne bricht über sie herein. Dies scheint Frau Lohfink , gewöhnlich lustvoll im Medienrummel badend, sichtlich schmerzhaft lästig zu werden, was die Presseleute, die gerade eindrucksvolles Zeugnis ihrer hier die Privatsphäre verletzenden Arbeit ablegen, vorführt und zu Protagonisten einer Realsatire werden lässt.
Gina Lisa Lohfink kramt rasch ihr Notizzettelchen heraus. Ausgerechnet sie, die einst eher exhibitionistisch lustvoll ihre öffentlichen Entblößungen genossen hat, outet sich nun als schmerzhaft vom Verlust ihrer Privatsphäre Betroffene:
„Liebe Privatsphäre früher warst Du mir eigentlich nicht so wichtig, ich liebte es, wenn Fans mich erkannten, meine Autogramme wollten, oder ein Foto mit mir machen wollten, du warst nicht immer da, aber das war okay, es hat mich zu der Frau gemacht, die ich jetzt bin, aber an die seltenen Momente, wo du da warst, werde ich mich immer erinnern. Im Urlaub, und bei mir zuhause, da konnte ich herumlaufen, ohne mir Sorgen zu machen, über Klamotten, Make-up und Kameras. Die letzten Monate, liebe Privatsphäre, habe ich dich vermisst. Ich frage mich: Wieso bist Du nicht da für mich? Wieso? Ich sehne mich nach den Tagen, an denen ich von niemanden erkannt werde, wo mir niemand vor der Haustür auflauert, Momente, in denen ich über die Strasse gehen konnte, ohne komisch angeguckt zu werden, Momente, in denen niemand Lügen über mich verbreitet, einfach weinen, ohne dabei beobachtet zu werden, das habe ich vermisst. Danke liebe Privatsphäre, dass es dich gab, bei dir durfte ich immer ganz ich selbst sein, Ruhe in Frieden Amen.“
Natürlich tut sie allen leid, und niemand kann einschätzen, ob ihr Schmerz echt oder der Rolle der Begräbnis-Performance geschuldet ist.
Orgel und Chor erklingen zum Abschluss Begräbnisfeier. Es erfolgt der Auszug aus der Kirche. „Gemeindeschwestern“ verteilen an die Trauergäste Blumen. Dann setzt sich der lange Trauerzug in Bewegung: über die Frankfurter Strasse entlang an der Wilhelmstrasse in Richtung Schillerdenkmal. Dort erfährt „unsere Privatsphäre“ eine würdige Erdbestattung. Anschließend finden sich die Trauergäste im „Café hinter dem Friedhof“ bei Kaffee und einem Käsebrötchen zum „Leichenschmaus“ ein. ,
Übrigens morgen gegen 17.45 Uhr wird in der Kirche St. Augustine, Frankfurter Strasse 3, der „Wohlfahrtsstaat“ beerdigt.
Donnerstag 1.9. 15 Uhr Imagine Wiesbaden: Zukunft der Stadt Ein partizipativer Battle der Ideen
Was ist Wiesbaden – wer ist die Stadt? Stadtentwicklung in Wiesbaden ist in den letzten Jahren immer wieder Ausgangspunkt für hitzige Debatten und Kontroversen geworden: Wer darf mitgestalten, wenn urbane und kulturelle Räume im historischen Zentrum Wiesbadens neu definiert werden? Wem gehört die Stadt? Es ist eine Diskussion um gesellschaftliche Teilhabe, Bürgerbeteiligung und urbane Zukunftsvisionen.
Gemeinsam mit der Initiative „Haus der Stadtkultur im Alten Gericht“ lädt die Wiesbaden Biennale ein zum Battle der Ideen.
Jede/r Redner/in bekommt 5 Minuten Redezeit in der Agora und stellt sich anschließend 3 Minuten lang den Fragen des Plenums: egal ob Künstler/in, Stadtverordnete/r, Aktivist/in, Beteiligungsmanager/in, Journalist/in, Rentner/in, Hochschulprofessor/in oder Jugendliche/r, die Regeln sind für alle gleich.
Und jeder darf mitreden. Ein Nachmittag produktiver Streitkultur und aktiver Partizipation.
Ort
Das Open-Air-Parlaments (Agora) liegt neben dem Biennale-Festival-Zentrum am Warmen Damm.
Worum geht es? Das Alte Gericht
Objekt des Streites zwischen „Stadtkulturhaus-Befürwortern“ und „-Gegnern“ ist das 1875 im Neo-Renaissance-Stil als Justizzentrum errichtete „Alte Gericht“, welches bis 2009 das „Amts- und Landgericht“ in Wiesbaden beherbergte und aufgrund seiner einzigartigen Baulichkeit auch zahlreichen Filmemachern als Kulisse diente, unter anderem für beinahe 300 ZDF-Folgen „Ein Fall für Zwei“ mit Theo Gärtner.
Statt Zerstörung dieses einzigartigen Zeugnisses historischer Wiesbadener Baukultur als Stadt des Historismus, fordert die Initiative Haus der Stadtkultur und 6500 Unterzeichner einer Petition ein öffentlich zugängliches Haus der Stadtkultur und Stadtgeschichte* dort zu etablieren.
*Davon, dass das Alte Gericht vom imposanten Archivkeller bis hin zur obersten Etage den idealen Rahmen einer (multi-)kulturellen Nutzung bieten würde, kann sich jede/r selbst überzeugen bei einem Besuch im dort gastierenden „Haus der Europäischen Geschichte im Exil“. Dieses temporäre Museum hatte der niederländische Künstler Thomas Bellinck im Rahmen der Wiesbaden Biennale eingerichtet. Es hat noch bis zum 18.September 2016 geöffnet. Karten (5 Euro) können am besten an der Theaterkasse oder auch vor Ort erworben werden.
Zum Vorabstudium: Kleine Auswahl von Beiträgen zum Thema:
ERÖFFNUNGSPREMIERE DER SPIELZEIT 2016.2017 DER OPER »DIE FLEDERMAUS« Johann Strauß (1825 – 1899)
Premiere am 16. September 2016 um 19:30 Uhr im Großen Haus // die beiden nächsten Vorstellungstermine sind am 18. & 21. September jeweils um 19:30 Uhr
In der Eröffnungspremiere der Spielzeit 2016.2017 »Die Fledermaus« wird »heute show«-Comedian Lutz van der Horst sein Bühnendebüt geben: In der Rolle des Frosch mischt er das Personal der Operette auf. Als Eisenstein ist Peter Bording in einer seiner Paraderollen (u. a. auch an der Komischen Oper Berlin, Essen, Tokio) zu erleben. Netta Or ist Rosalinde (in dieser Partie u. a. auch an der Opéra National du Rhin, Straßburg). Als Falke debütieren zwei junge Sänger des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, Benjamin Russell (u. a. in »Boris Godunow« und »Die Soldaten«) und Alexander Knight (German-Australian Opera Grant-Gewinner 2016). Auch die Adele ist für Gloria Rehm (in Wiesbaden zuletzt Marie in »Die Soldaten« und Adina in »Der Liebestrank«), Stella An (Gretel, Despina in »Così fan tutte«) und Katharina Konradi (Morgana in »Alcina«, Nannetta in »Falstaff«) ein Rollendebüt. Romina Boscolo und Silvia Hauer alternieren als Prinz Orlofsky, Stephanos Tsirakoglou ist Gefängnisdirektor Frank, Erik Biegel Dr. Blind, Aaron Cawley und Richard Furman alternieren als Alfred.
Die Musikalische Leitung liegt bei Michael Helmrath (in Wiesbaden u. a. »Hänsel und Gretel«, ab 2016.2017 Generalmusikdirektor des Theaters Nordhausen) und Lynn Kao (»Der Graf von Luxemburg« und das Ballett »Weltenwanderer«).
Musikalische Leitung Michael Helmrath / Lynn Kao Inszenierung Gabriele Rech Bühne Dieter Richter Kostüme Susanne Füller Chor Albert Horne Licht Andreas FrankChoreografie Myriam Lifka Dramaturgie Katja Leclerc
Gabriel von Eisenstein Peter Bording Rosalinde Netta Or FroschLutz van der Horst Frank Stephanos Tsirakoglou Prinz Orlofsky Romina Boscolo / Silvia Hauer Alfred Aaron Cawley /Richard Furman Dr. Falke Benjamin Russell / Alexander Knight Dr. Blind Erik Biegel Adele Gloria Rehm / Stella An /Katharina Konradi Ida Felicitas Geipel
Am Samstag, den 3. September, ab 14.00 Uhr öffnet das Hessische Staatstheater Wiesbaden seine Türen für große und kleine Theaterfans. Außerdem findet am Samstag und Sonntag das letzte Festivalwochenende der Wiesbaden Biennale statt.
In zwei Programmen auf der Bühne des Großen Hauses sind interessierte Besucherinnen und Besucher eingeladen, sich mit Ausschnitten aus aktuellen und kommenden Produktionen der Sparten Oper und Schauspiel mit den jeweiligen Ensembles, dem Chor und Orchester ein Bild des Programms der beginnenden Spielzeit zu machen.
Das Schauspielensemble tritt außerdem, moderiert von Jens Jekewitz vom Poetry Slam Mainz / Wiesbaden, zum »Sängerkrieg Spezial« in einem »Spielzeit-Slam« an. Das Ballett lädt zum offenen Training in den Ballettsaal ein. Die Dekorationswerkstätten gewähren Einblicke in ihre Arbeit. Im »Asyl des müden Europäers« der Wiesbaden Biennale an der Wilhelmstrasse zeigen Maskenbilderinnen und Maskenbildner ihr Können. Mit einer Kostümversteigerung, Improtheater, Thomas Kreimeyers »Kabarett der rote Stuhl«, künstlerischen Darbietungen im Foyer, musikalischen Beiträgen der Orchesterakademie und Infoständen in den Kolonnaden wird darüber hinaus ein reichhaltiges Programm geboten.
Für die jüngsten Besucherinnen und Besucher richtet das JUST eine Lesehöhle ein, Musikerinnen und Musiker des Hessischen Staatsorchesters spielen Kinderkonzerte und in den Kolonnaden gibt es eine Luftballonaktion, Bastelspaß mit dem Kunstkoffer und Kinderschminken. Für das leibliche Wohl sorgt die Gastronomie der Wiesbaden Biennale im Festivalzentrum auf dem Warmen Damm sowie die Operngastronomie.
Auf dem Programm der Wiesbaden Biennale steht u. a. ein »Hip Hop battle« bei freiem Eintritt und eine Versteigerung der selbstgebauten Biennale-Möbel. Die Vorstellungen des Festivals an diesem Tag im Theatergebäude sind im Großen Haus »Imitation of Life«, »Krieg und Frieden« im Kleinen Haus sowie »Footnotes« im Studio. Das komplette Programm der Wiesbaden Biennale aller Spielstätten ist unter www.wiesbaden-biennale.de einsehbar.
Ab 14.00 Uhr gewährt die Theaterkasse am Tag des Theaterfestes 50 Prozent Rabatt auf den regulären Kartenpreis auf viele attraktive und ausgewählte Vorstellungen.
Außerdem beginnt zeitgleich ab 14.00 Uhr der Vorverkauf für die Familienvorstellungen des diesjährigen Weihnachtsstücks »Der Zauberer von Oz«.
Wer sich beim Theaterfest für den Abschluss eines Abonnements entscheidet, nimmt automatisch an der Verlosung um eine von insgesamt fünf exklusiven Theatertaschen teil, die aus Werbebannerplane des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden handgefertigt wurden. Jede Tasche ist ein Unikat.
Theaterfest Samstag, 3. September 2016 Ab 14.00 Uhr in den Kolonnaden & an verschiedenen Orten des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Performanceprojekt auf Wiesbaden Biennale mit Gina Lisa Lohfink
Gina Lisa Lohfink konnte kurzfristig als Darstellerin für Dries Verhoevens „Beerdigung der Privatsphäre“, am Montag, 29.8., gewonnen werden
Seit dem Beginn der Wiesbaden Biennale, die noch bis 4.9.2016 statt findet, inszeniert der niederländische Künstler Dries Verhoven den spekulativen Verlust. Während des Festivals hält er täglich um 17.45 Uhr in der St. Augustine’s Church in Wiesbaden einen Trauergottesdienst mit anschließender Beerdigung für eine uns lieb gewonnene Idee oder einen gesellschaftlichen Wert ab. Mit großer Ernsthaftigkeit orientiert er sich dabei an christlichen Ritualen. Bisher wurden die multikulturelle Gesellschaft, Mutter Natur und das Deutsche Schuldgefühl zu Grabe getragen.
Für die Beerdigungszeremonie am kommenden Montag, dem 29.8., konnte der Künstler kurzfristig Model und Reality TV-Protagonistin Gina Lisa Lohfink gewinnen. Am Montag wird „die Privatsphäre“ beerdigt. Gina Lisa Lohfink wird die Trauerrede in der Kirche halten und als Familienmitglied „der Verstorbenen“ fungieren. „I am glad that Mrs Lohfink will take part in the funeral. I cannot imagine anyone better to bring across the pro’s and cons of living a transparant life“, sagt Dries Verhoven.
Zur Beerdigung der„Privatsphäre“ist die Presse herzlich eingeladen. Beginn 17.45 Uhr, St. Augustine’s Church, Frankfurter Str. 3, Wiesbaden.
Am Donnerstag-Abend eröffnete bei bestem Sommerwetter Intendant Eric Laufenberg am Warmen Damm das Wiesbadener Theater-Festival Biennale. Grußworte sprachen unter anderem Ruth Wagner, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst a.D. und Rose-Lore Scholz, Kultdezernentin der Landeshauptstadt Wiesbaden. Einen ersten Überblick über Entstehung, die bisherige gewaltige Vorbereitungsarbeit und weitere Station der Wiesbadener Theater-Biennale gaben Kuratorin Maria Magdalena Ludewig und Kurator Martin Hammer.
Das Open-Air-Festival-Zentrum mit seinen von Studenten im Geiste und nach den Entwürfen Enzo Maris hergestellten Weichholzbänken, Tischen und Stühlen ist offen für alle Interessenten und lädt zum Verweilen, Diskutieren und ab Mittag auch zu leckeren Gerichten ein. Links und rechts ist es umrahmt von Streetfood– und Getränke-Containern und überspannt mit einer Schrift- Girlande von Rainer Casper mit dem widersprüchlichen und nachts leuchtenden Biennale-Motto „This is not Europe“.
Altes Gericht wird pikanterweise zum „Haus der Geschichte im Exil“
Bereits ab Mittag hatte der belgische Künstler Thomas Bellinck eingeladen ins „Haus der Europäischen Geschichte im Exil“. Dabei handelt es sich um ein skurriles Museum im Jahr 2060, welches Bellinck und seine Helfer seit Monaten im leerstehenden Alten Gericht, in der Gerichtsstrasse, auf vier Etagen eingerichtet hatten. Es gibt einen fiktiven Rückblick auf den Untergangs der Europäischen Union . Besucher können, quasi aus der Zukunft zurückblickend, das dunkle Gebäude voller merkwürdiger Exponate, Schrifttafeln und angestaubter Landkarten durchstreifen und auf unsere Gegenwart schauen. 13 bizarre Museumsstationen erörtern Entwicklung und Untergang der Europäischen Union der offenen Grenzen, des freien Geistes, gemeinsamer Währung und eines gemeinsamen Parlaments. Pikanterweise ist wurde „Haus der Europäischen Geschichte im Exil“ im Alten Gericht untergebracht, dessen Zukunft selbst ungewiss und derzeit eher vom eigenen baulichen Untergang geprägt ist, was die apokalyptische Atmosphäre zusätzlich verdichtet. Thomas Bellincks Ausstellung ist über die Dauer des Biennale-Festivals hinausgehend noch bis zum 18. September 2016 täglich zwischen 11 und 18 Uhr geöffnet. Karten erhalten Sie an der Theaterkasse oder vor Ort.
Totenfeier und Erdbestattung der multikulturellen Gesellschaft – Mit Schwarzem Humor für mehr Menschlichkeit
Ganz in der Nähe des Festivals-Zentrum, in der zur „Kirche der Beerdigung“ umfunktionierten Anglikanischen Kirche, hatte Dries Verhoeven die multikulturelle Gesellschaft im Rahmen eines Beerdigungs-Happenings zu Grabe getragen. Die Gäste flanierten am Sarg eines aufgebahrten Jünglings mit offenstehenden Augen vorbei, bevor sie auf den Kirchenbänken Platz nehmen konnten. Zuletzt war die Kirche bis auf den letzten Sitz- und Stehplatz gefüllt, als der Trauerzug einzog mit Messdienern und „Pfarrer“ Dries Verhoeven an der Spitze, gefolgt von den Sargträgern und einer aus Statisten bestehenden Trauergesellschaft. Ganz in Tradition zahlreich zusammengefügter christlicher Rituale verlief die Trauerfeier mit Predigt, Lesung, Kerzen, Kreuz, Weihrauch, Chor und Orgel, bevor der Trauermarsch retour aus der Kirche erfolgte über die Frankfurter Strasse entlang der Wilhelmstrasse bis zu einem ausgehobenen Grab oberhalb des Schillerdenkmals am Theater, wo die Tote, die „multikulturelle Gesellschaft“ ihre letzte Ruhestätte fand.
Stärkung für die nächste Biennale-Auftaktveranstaltung „Sculping Fear“ im Malsaal
Nach diesem fulminantem Trauer-Happening, „ich wusste mitunter nicht, ob es echt oder Fiktion war“ (Dame beim Leichenschmaus), hatte die offizielle Festivals-Eröffnungsfeier im Festivalzentrum für viele wohl beinahe schon „Erlösungscharakter“. Hier konnte man an der wohl an diesem Abend längsten Sekttheke Wiesbadens ein wenig auftanken, um sich für die anschließende Biennale-Eröffnungsveranstaltung „Sculpting Fear“ gegen 21 Uhr im Malsaal zu wappnen.
Sculpting Fear – bis dass uns der Boden unter den Füßen wegweht?
Julian Hetzels Auftakt-Performance auf der Wiesbadener Biennale 2016-geriet für manch einen Premiere-Gast zur Nervenprobe.-
Mit „Sculpting Fear“ von Julian Hetzel, war die Biennale Wiesbaden zwischen Schauspiel und Performance, Musik und Bühnenkulisse in die „Erkundung der Europäischen Union“ gestartet. Wenngleich von den Schauspielern hervorragend umgesetzt, konnte sich mir der tiefere Sinn dieser von monotoner elektronischer Dauer-Klangkulisse begleiteten Apokalypse nicht wirklich erschließen. Ging es eher darum, die in Europa umgehende Angst aufzuzeigen, die besorgte Bürger zunehmend auf die Strasse treibt, radikale Positionen aufblühen und Gewalt heraufbeschwören lässt, wie es in einem Begleittext heißt. Oder will die Bühnenperformance „Sculpting Fear“ eher auf den psychologischen Aspekt des selbstzerstörend wirkenden Systems ungebremsten Burnouts hinweisen?
Das Szenario: Die Zuschauer sehen zunächst drei Büro-Menschen, die minutenlang Bürostühle vor sich hin- und her-rollen, zeitweise sich darin gegenseitig über die Bühne schieben, um schließlich wieder – jeder für sich allein – seinen „Roll-Stuhl“ zu bugsieren. Das dauert alles recht lange, bis sich auf einmal der Raum verdunkelt. Heftige detonationsähnliche Geräusche ertönen. Die Protagonisten sind aus ihren Brürostühlen gekippt. Als allmählich das Licht hochgedimmt wird, liegen die drei Protagonisten neben oder unter ihren Bürostühlen begraben da wie tot. Nebelschwaden wabern und geben der Szenerie beinahe wagnerische Dramatik, wäre da nur nicht dieser entsetzliche, tinnitusähnliche Dauerklang. –
In diesem Moment übernehmen Staubsaugerroboter den Dialog. Robbi 1 eine sagt: „Dieser Job saugt mich einfach aus!“ Daraufhin Robbi 2: „Klingt so, als würdest du zu viel arbeiten?“ (…) „Ich denke, du brauchst mal frische Luft!“ Robbi 1: „Ich glaube ich bin voll“ Robbi 2: „Zeit, dein System zu reinigen.“ Das Roboter-Zwiegespräch erstickt jäh, als ein, an einen Tatort-Reiniger erinnernder Katastrophen-Müllmann die Bühne betritt und die Robbis abschaltet, bevor er mit seiner Entsorgungsarbeit beginnt.
In orangene Ganzkörper-Schutzmontur gehüllt, beginnt der „Tatort-Müllwerker“ die nieder gestreckten erschlafften Büro-Kadaver mit einer geschickt an sie gelegten Kadaver-Stange zu entsorgen. Als nun die letzte „Leiche“ dran ist bei der „Entsorgung“, und doch noch ein Lebenszeichen von sich gibt, wird klar, die Drei sind noch nicht wirklich tot!“.
Schließlich schaffen sie es noch einmal, sich zu reaktivieren, symbolisch mit der Bereitung eines Kaffees am Kaffeeautomat unterstrichen.. Dieser Akt zog sich überlang hin, da das Publikum dreimal hintereinander die laut simulierten Vorgänge des Kaffeeaufbrühens-(Bohnen malen, Wasser hochkochen und einschießen, Milch schäumen etc.) miterleben durfte.
Die Bürostuhl-Performance wiederholt sich, so wie auch, wer von Burnout gefährdet ist, immer wieder von neuem versucht, ins Hamsterrad zu steigen.
Typischerweise zeichnen sich viele Burnout-Kandidaten darin aus, ihre psychophysischen Belastungs-Grenzen solange zu ignorieren, bis die ganz große persönliche Katastrophe passiert, wie immer diese aussehen mag,
Auf der Bühne gipfelt der katastrophale Höhepunkt in selbstzerstörerischer Aggressivität: Als die „Burnoutler“ von ihrem zweiten Zusammenbruch noch desorientierter als beim ersten Mal wieder zu sich kommen und nichts mehr mit sich anzufangen wissen, beginnen sie, wie Borderliner mit Ritzen in seinen Unterarm, den Boden unter sich mit Händen und Schuhen zu malträtieren.
Die Darsteller rieben und bearbeiteten den sich als Styroporboden erweisenden Untergrund solange, bis er aufplatzte: erst ein wenig, dann zusehends. Immer mehr Styroporteile bröselten heraus. Sofort wurden diese von kleinen Windmaschinen weggeblasen. Dieses Szenario versinnbildlichte wunderbar die eisige (Gefühls-)Kälte, in der nur noch die Logik von Zerstörung einen gewissen Lustgewinn zu verschaffen scheint. Schließlich dem Zerstörungswahn verfallen, rissen die Darsteller bei vollem Körpereinsatz ganze Platten aus dem Boden, auf dem sie standen. Sie zertrümmerten diese, eine nach der anderen, unermüdlich und gründlich. Als der Rausch allmählich abebbte, erkannten sie fast zu spät, das Ausmaß und die Folgen ihrer blinden Zerstörungswut. In letzter Minute nun, versuchten sie zu retten, was noch vielleicht zu retten war. Sie versuchten die wegfliegenden restlichen Trümmerteile festzuhalten und sie mosaikartig zu einem notdürftigen Bodenersatz zusammenzulegen.
Nebelschaden, zuletzt eine alles umhüllende rote Wolke beendete den ergebnisoffenen, eher hoffnungslos anmutenden Aktionismus. Und die Botschaft?, vielleichit: „Hört auf, blindlinks zu funktionieren in einem System, das euch krank macht, bevor es euch der Boden unter den Füßen wegfliegt?
Nach Johann Wolfgang von Goethe & Heiner Müllers »Leben Gundlings«
Premiere am 10. September 2016 um 19:30 Uhr im Kleinen Haus // die beiden nächsten Vorstellungstermine sind am 16. & 18. September jeweils um 19:30 Uhr
Zum Spielzeit-Auftakt gibt das Schauspiel eine große Variation auf das Thema Freiheit: Den historischen Kontext bildet Brüssel Mitte des 16. Jahrhunderts. Graf Egmont, der unbekümmerte, freiheitsdurstige Titelheld, dessen Lebensprinzip Toleranz bei den Bürgern großen Anklang findet, ist eigentlich ein apolitischer Mensch. Er gerät in die Schlingen der Politik, als in der niederländischen Provinz ein Aufstand gegen die spanische Regentschaft zu toben beginnt und der Herzog von Alba, an der Spitze des Machtsystems, mit Härte zurückschlägt. Alba fürchtet Egmonts Einfluss beim Volk und sucht im politischen Kalkül Mittel gegen ihn. Egmont, dessen Macht konträr zu der des Herzogs von Alba hauptsächlich in seiner gewinnenden Persönlichkeit liegt, negiert die aufkeimende Gefahr, bis es zu spät ist. Er muss erkennen, dass sein geliebtes Volk für sein Leben nicht den Aufstand proben wird.
Die Kontroverse um die Dialektik von Herrschaft und Freiheit zwischen Egmont und Alba wird über Egmonts Tod hinaus von Albas jungem Sohn Ferdinand fortgeführt, der bezeichnenderweise ein aufrichtiger Verehrer Egmonts ist. Damit verwebt Goethe einmal mehr das Private mit dem Politischen und stellt den staatsmännischen Widerstreit nicht nur als einen innerhalb der Familie, sondern auch als einen der Generationen dar.
Regisseurin Johanna Wehner verschneidet den klassischen Goethe-Text mit Fragmenten aus Heiner Müllers »Leben Gundlings Friedrich von Preußen Lessings Schlaf Traum Schrei«, in dem ein bildreicher Bogen durch die Risse der deutschen Geschichte entworfen wird. So loten in ihrer Inszenierung alle Figuren mit ihren (Lebens-)Entscheidungen die Grenzen der jeweiligen Selbstbestimmung im Gemeinschaftsgefüge aus.
Regie Johanna Wehner Bühne Elisabeth Vogetseder Kostüme Ellen Hofmann
Musik Felix Johannes Lange Dramaturgie Anna-Sophia Güther
Mit Sólveig Arnarsdóttir, Evelyn M. Faber, Janning Kahnert, Uwe Kraus, Rainer Kühn, Ulrich Rechenbach, Janina Schauer, Daniel Sträßer / Michael Birnbaum