Unternehmen zum nachhaltigen Wirtschaften aufgefordert – IHK Frankfurt am Main hat Kompetenzzentrum Nachhaltigkeit eingerichtet

Nachhaltiges Wirtschaften ersetzt die Kurzfristigkeitsperspektive durch solides langfristiges ressourcenschonendes, sozial- und umweltverantwortliches Planen und Agieren. ( v.r.) Marlene Haas, Vizepräsidentin der IHK Frankfurt,Jens Scheller, Geschäftsführer des Freilichtmuseum Hessenpark GmbH,Matthias Gräßle, Hauptgeschäftsführer der IHK Frankfurt, Eva Marie Bergauer, Leiterin Kompetenzzentrum Nachhaltigkeit, IHK Frankfurt am Main. Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Nachhaltiges Wirtschaften ersetzt die Kurzfristigkeitsperspektive durch solides langfristiges ressourcenschonendes, sozial- und umweltverantwortliches Planen und Agieren. ( v.r.) Marlene Haas, Vizepräsidentin der IHK Frankfurt,Jens Scheller, Geschäftsführer des Freilichtmuseum Hessenpark GmbH,Matthias Gräßle, Hauptgeschäftsführer der IHK Frankfurt und Eva Marie Bergauer, Leiterin Kompetenzzentrum Nachhaltigkeit, IHK Frankfurt am Main stellten heute Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Nachhaltiges Wirtschaften“ vor und präsentierten das Positionspapier der IHK Frankfurt „Nachhaltiges Wirtschaften“. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Die IHK Frankfurt am Main hat die Mitgliedsunternehmen zum nachhaltigen Wirtschaften aufgefordert. „Nachhaltigkeit ist keine Modeerscheinung, sondern ein Konzept, unsere Art zu leben und zu wirtschaften zukunftsfähig zu machen,“ heißt es in einem Positionspapier, das die IHK-Vollversammlung verabschiedet hat.

Der Klimawandel, ein verändertes Verständnis von Wohlstand und dem Umgang mit natürlichen Ressourcen stellen neue Herausforderungen. Auch die Europäische Union verlangt von Unternehmen ab dem Geschäftsjahr 2017 eine Berichterstattung zur Nachhaltigkeit. Große kapitalmarktorientierte Unternehmen sowie Kreditinstitute und Versicherungen mit mehr als 500 Mitarbeitern sind direkt, kleine und mittlere Unternehmen über die Zulieferketten indirekt davon betroffen. Beispielsweise können Unternehmen darüber berichten, ob und wie sie sicherstellen, dass die Zulieferer grundlegend Menschenrechte einhalten oder inwieweit bereits Leistungsindikatoren wie etwa Umweltkennzahlen bestimmt wurden.

„Vor diesem Hintergrund haben wir in der IHK Frankfurt einen Prozess angestoßen, um die Aufgabenstellung des nachhaltigen Wirtschaftens für die Unternehmen in unserer Region zu übersetzen“, so Marlene Haas, Vizepräsidentin der IHK Frankfurt. In einer Arbeitsgruppe, in der Vertreter aller relevanten Branchen beteiligt waren, wurde ein Positionspapier „Nachhaltiges Wirtschaften“ entwickelt. Am 14. Dezember 2016 hat die IHK-Vollversammlung das Papier einstimmig angenommen. Nachhaltigkeit ist kein Selbstzweck. „Unter nachhaltigem Wirtschaften versteht die IHK Frankfurt am Main einen Prozess, in dem Unternehmen ihr Kerngeschäft wirtschaftlich erfolgreich, aber auch sozial und ökologisch verantwortlich, betreiben und dabei ihre gesamte Wertschöpfungskette im Blick haben“, ergänzt Haas.

In welcher Art und Weise Unternehmen ihre Aktivitäten nachhaltig ausrichten, hängt auch von der Größe sowie den Branchen und Märkten ab, in denen sie agieren. Die Leitfragen, die sich Unternehmen auf dem Weg des nachhaltigen Wirtschaftens zu stellen haben, sind: Was sind die wesentlichen Handlungsfelder, in denen ein Unternehmen Verantwortung übernehmen kann und will? Welche Anspruchsgruppen beeinflussen das unternehmerische Handeln? Warum ist das Unternehmen erfolgreich am Markt und welchen Beitrag wird mit dem Unternehmen am Markt für das Gemeinwohl getan.

„Es ist uns wichtig, Unternehmen Mut zu machen, sich auf den Weg des nachhaltigen Wirtschaftens einzulassen. Dabei ist es ratsam, nicht alles gleichzeitig anzupacken, sondern Wesentliches zu identifizieren und damit anzufangen“, sagt Jens Scheller, Geschäftsführer des Freilichtmuseum Hessenpark GmbH, als Teilnehmer der Arbeitsgruppe Nachhaltiges Wirtschaften. „Nachhaltigkeit ist nicht nur eine abstrakte Sache, sondern muss auf jede spezifische unternehmerische Situation angepasst werden.“

Jens Scheller fasste  einige mögliche betriebliche „nachhaltige“ Handlungsfelder  unter den Begriffen Markt, Arbeit, Umwelt und Gemeinwesen beispielhaft aus dem Positionspapier „Nachhaltiges Wirtschaften“zusammen:
Im Handlungsfeld Markt könne nachhaltiges Wirtschaften beispielsweise bedeuten, verantwortlich und langfristig eine Lieferkette zu gestalten, beispielsweise „durch Selbstverpflichtungen im Umgang mit Lieferanten und Beachtung der Menschenrechte auch bei Zulieferern“, so Scheller. Weitere Punkte könnten sein: „Beachtung ausformulierter Umwelt- und Sozialstandards und Forderung der Beachtung gleicher Standards bei Zulieferern. Fortwährendes Hinterfragen und Anpassen des eigenen Geschäftsmodels gemessen am Beitrag, den das Unternehmen am Markt für das Gemeinwohl leistet“, sagte der Chef des Hessenparks. Im Handlungsfeld Arbeit könne sich nachhaltiges Wirtschaften darin zeigen, arbeitsrechtliche Gesundheits- und Sicherheitsbedingungen einzuhalten und vor allem auf Chancengleichheit, Gesundheit, Weiterbildung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Inklusion zu achten, erörterte Scheller weiter. Ein großes Handlungsfeld sei der ganze Umweltsektor: Zentrale Fragen könnten hier sein, wie stark die Unternehmensaktivitäten für die Umwelt relevant seien, welche Reduktionsziele sich Unternehmen vornehmen könnten und welche Maßnahmen zur Energie- und Ressourcen-Effizienz umgesetzt werden könnten, so Scheller.
Ein weites Feld nachhaltigen Handels eröffnete sich Unternehmen auch im Bereich „Gemeinwesen“. Der Fokus liege in diesem Fall hierauf, Unternehmen in das lokale Umfeld einzubinden. „Idealerweise“, so Scheller, „ist das lokale Engagement mit dem Kerngeschäft verbunden. Ein Beispiel dafür wäre ein Getränkehersteller, der sich für die Bildung der Kinder zum Thema Wasser engagiert oder sich an Standorten im Ausland für den Zugang der Menschen zu sauberem Wasser einsetzt“, sagte Jens Scheller.
Natürlich würden  Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen die Fragen, wo sie Verantwortung übernehmen könnten, unterschiedlich beantworten. „Beispielsweise wird ein Finanzdienstleister andere Handlungsfelder identifizieren als ein Bauunternehmen. Das Finanzinstitut befasst sich insbesondere damit, in welche Projekte und Unternehmen die Anlagegelder investiert werden. Beim Bauunternehmer geht es vorrangig um Themen der Beschaffung und Verarbeitung von Materialien.“, so der Geschäftsführer des Hessenparks. Er untermauerte einige genannte Ansätze des Positionspapiers mit gelungenen Beispielen und weiteren Nachhaltigkeits-Vorhaben des Freilichtmuseums Hessenpark.  

 

„Die Impulse aus dem Positionspapier werden wir breit in die Unternehmerschaft tragen“, sagt Matthias Gräßle, Hauptgeschäftsführer der IHK Frankfurt. Auch die IHK selbst werde sich in die Pflicht nehmen. Zur Bündelung der Aktivitäten rund um das Thema Nachhaltigkeit ist seit Beginn des Jahres in der IHK ein Kompetenzzentrum Nachhaltigkeit eingerichtet worden.

Das Positionspapier steht unter folgendem Link zum Download bereit:  www.frankfurt-main.ihk.de/NH