Über 40 000 Nachtschwärmer bei der Nacht der Museen in Frankfurt am 6. Mai 2017

Die Nacht der Museen in Frankfurt und Offenbach lockte über 40 000 Nachtschwärmer bei Mond und Sternen, in und vor die Kulturtempel der Mainmetropole, die weltweit eines der dichtesten Kulturangebote pro Kopf hat. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Die Nacht der Museen in Frankfurt und Offenbach lockte über 40 000 Nachtschwärmer bei Mond und Sternen, in und vor die Kulturtempel der Mainmetropole, die weltweit eines der dichtesten Kulturangebote pro Kopf hat. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Nachtschwärmer erlebten mit der „Nacht der Museen in Frankfurt und Offenbach“ am 6.Mai 2017 eine der wohl stärksten  Kultur-Events überhaupt, die die Mainmetropole in diesem Jahr bislang zu bieten hatte. Das laue Sommerlüftchen hatte  nach kalten Tagen  mehr Besucher als je zuvor zur Nacht der Museen  „auf die Gass“ gelockt und die Frankfurter Innenstadt zum Tag werden lassen.

Stimmung am Römer mit Tanz-Performance Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Stimmung am Römer mit Tanz-Performance Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Die aus der ganzen Rhein-Main-Region angereisten Kulturinteressierten erlebten neben einem gigantischen Ausstellungsangebot der Museen und Kultureinrichtungen ein umfangreiches Kulturprogramm mit spannenden Performances, szenischen Lesungen und handgemachter Live-Musik. Unzählige Tische und Bänke luden zudem in der ganzen Stadt und rund um die Museen zum Verweilen im Freien ein.

Schiffchen fahren zum Null-Tarif mit dem Shuttle-Service. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Schiffchen fahren zum Null-Tarif mit dem Shuttle-Service. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Und war bereits die Anlegestelle für den Schiffs-Shuttle-Service gegen 21.00 Uhr total belagert, reichte gegen 23.00 Uhr  die Warte-Schlange gar bis zum Mainkai hinauf. Je später der Abend, um so voller wurde die Stadt.
Hätte  die „Nacht der Museen“ in Frankfurt und Offenbach auch bis morgens früh um fünf Uhr gedauert,  die 40 Museen und Kultur-Locations wären selbst auch bei einem ganz flüchtigen Besuch und ohne Warteschlangen nicht zu schaffen gewesen. Man musste wie aus einer wunderbaren Speisenkarte auswählen, mit dem Trost: Alles, was man in diesem Jahr nicht bis 1 Uhr morgens geschafft hatte, in der nächsten Nacht der Museen auf die Wunschliste zu setzen.
Ganz nebenbei bemerkt:  Mit einer MuseumsuferCard für 85 Euro kann man 12 Monate lang  über 34 Museen sooft man möchte mit allen Dauer- und Sonderausstellungen in Frankfurt und Umgebung besuchen, inklusive den Gebühren für das Museums-Uferfest und die Nacht der Museen.

„Die 18. NACHT DER MUSEEN lebt auch in diesem Jahr von der Vielfalt. Kulturerfahrene wie Neulinge hatten die einzigartige Möglichkeit, zur späten Stunde in einer ungezwungenen Atmosphäre neue Einblicke in das Kulturangebot der Stadt zu bekommen. Ein außergewöhnliches Programm und das wirklich einzigartige Museumsufer lockte tausende Nachtschwärmer aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet und darüber hinaus nach Frankfurt“, sagt Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig.

Am neuen Ausstellungshaus des Historischen Museums herrscht reger Betrieb. Noch wird findet der Innenausbau statt. Die Eröffnung ist im Oktober, eine Teileröffnung des neuen Innenhofes und Cafés jedoch schon am 21.Mai 2017.Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Am neuen Ausstellungshaus des Historischen Museums herrscht reger Betrieb. Noch wird findet der Innenausbau statt. Die Eröffnung ist im Oktober, eine Teileröffnung des neuen Innenhofes und Cafés jedoch schon am 21.Mai 2017.Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Wahre Publikumsmagnete  waren in diesem  Jahr die Schirn Kunsthalle mit der Ausstellung zu René Magritte und das Deutsche Filmmuseum, in dem die Besucher in ein Universum der symbolstarken Filmfarbe Rot eintauchten. Sie erzeugten staunende Blicke und angeregte Gespräche. Besonders beliebt waren auch die traditionellen Führungen durch die Fischergewölbe, den Kaisersaal, die Katakomben des Hauptbahnhofs und das Senckenberg Naturmuseum.

Auch im Museum für Kommunikation war die Hölle los. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Auch im Museum für Kommunikation war die Hölle los. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Großen Andrang herrschte auch im Museum für Kommunikation, wo die Besucher zwischen Poetry Slam, dem Quizklassiker Ruck Zuck mit Showmaster Roberto Cappelluti und 90er-Jahre-Hits ein Wiedersehen mit dem schrillen Kultjahrzehnt feierten. Ein Krimierlebnis mit Gänsehaut bescherte den Zuschauern das hr2-RadioLive-Theater mit „Der Hund der Baskervilles“ im Historischen Museum.

Für einen weiteren Höhepunkt der NACHT sorgte die Performance von antagon theaterAKTion, die den Römerberg in eine feurige Theaterkulisse verwandelte.

Mit der Performance "Dundu" erwachte eine 2,80 hohe Lichtpuppe zum Leben, hier in der Nähe des Museum für Kommunikation.  Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Mit der Performance „Dundu“ erwachte eine 2,80 hohe Lichtpuppe zum Leben, hier in der Nähe des Museum für Kommunikation. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Der sanfte Riese Dundu bezauberte die Zauschauer   mit seinen Auftritten am Museumsufers, im Metzlerpark und auf dem Dach des Skyline Plazas.

Jörg Sasse, in der Sonderausstellung "Fotografien werden Bilder. Die Becher-Klasse"Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Jörg Sasse, in der Sonderausstellung „Fotografien werden Bilder. Die Becher-Klasse“Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Das Städel-Museum war als eines der Publikumsmagnete wieder stark belagert. Während man sich draußen  traf und  die Würstchen brutzelten, schoben sich im Innenbereich die „Massen“ durch die aktuellen Sonderausstellungen „Fotografien werden Bilder. Die Becher-Klasse“ u. „In die dritte Dimension, Raumkonzepte auf Papier vom Bauhaus bis zur Gegenwart“. Besonders hoch im Kurs standen die großen Sammlungsbereiche des Hauses aus allen Epochen der Malerei, insbesondere die gegenständliche Malerei; denn „da sieht man wenigstens, was der Malter gemalt hat,“  rief ein Junge begeistert. Wer mochte, konnte sich einer fachkundigen Familienführung oder Führung durch die Sonderausstellungen oder Highlights des Hauses anschließen, am Städel-Dialog teilnehmen oder sich über Kunst und Religion informieren.

Mit gemischten Gefühlen betrachten die jungen Damen Max Liebermanns Beitrag zum Geschlechterkampf: Mit siegreicher Geste streckt die alttestamentarische Figur Delila Simsons Locken als Trophäe ihren Verbündeten entgegen. In ihrem Schoss zusammengesunken liegt der Mann, dem sie mit dem Haar seine unbezwingbare Kraft genommen hat. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Mit gemischten Gefühlen betrachten die jungen Damen   Max Liebermanns „symbolistischen“ Beitrag zum Geschlechterkampf im 19. Jahrhundert: Mit siegreicher Geste streckt die alttestamentarische Figur Delila Simsons Locken als Trophäe ihren Verbündeten entgegen. In ihrem Schoss zusammengesunken liegt der Mann, dem sie mit dem Haar  seine unbezwingbare Kraft genommen hat. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

 

Die griechischen Sagengestalten Erechtheus und Eumolpos, die Kontrhenten im eleusinischen Krieg, faszinieren jeden Besucher im Skulpturen-Museum LIebieg-Haus. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Die griechischen Sagengestalten Erechtheus und Eumolpos, die Kontrhenten im eleusinischen Krieg, faszinieren jeden Besucher im Skulpturen-Museum LIebieg-Haus. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Das Liebieghaus Skulpturenmuseum punktete mit Tonworkshop, Familienführungen, Turmbesichtung und insbesondere mit der neuen, sensationellen Ausstellung „Eindeutig bis zweifelhaft, Skulpturen und ihre Geschichten“ sowie mit der Bestands-Sammlung. Selbst weniger große Skulpturen-Freak s sind spätestens überwältigt beim Anblick der gigantischen griechischen Kämpfer-Statuen Erechtheus und Eumolpos, die Gegner im von den Göttern angezettelten eleusinischen Krieg. Das Liebieghaus zählt mit über 3000 Werken international zu den wichtigsten Skulpturenmuseen und bietet einen Überblick über 5000 Jahre Geschichte

Fernab des Museumsufers, im 54. Stock des Main Towers, standen die Besucher Schlange, um den „Treadmill Runner“ durch Tempokommandos auf dem Laufband ordentlich zum Schwitzen zu bringen – die ungewöhnliche Performance in Interaktion mit den Besuchern fand mit himmlischen Ausblicken auf die nächtliche Frankfurter Skyline statt.

Am Boxring: Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig im Gespräch mit den Jazzstipendiaten 2016 „The WhereMe“ auf dem Teves-Gelände im Boxcamp Foto: © Alexander Paul Englert
Am Boxring: Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig im Gespräch mit den Jazzstipendiaten 2016 „The WhereMe“ auf dem Teves-Gelände im Boxcamp Foto: © Alexander Paul Englert

Eine Mischung aus Off-Szene und Stadtgeschichte bot das Programm im Frankfurter Gallus, dessen Vielseitigkeit und Lebendigkeit Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig bei einem Besuch des Stadtteils beeindruckte: „Das Gallus hat seinen ganz eigenen Charme, ist nicht glatt und geleckt, eher rau und kantig. Die Kunst und Kultur hat aus ihren Ecken und Nischen herausgefunden, spürbar für alle NACHT-Schwärmer, elektrisierend und bereichernd.“

Im Wartturm konnten die Besucher einen Blick in das sonst verschlossene Turminnere erhaschen, im Boxring begeisterten die jazzigen Eigenkompositionen von „The WhereMe?!“ mit melancholischen Klängen und mitreißenden Gitarrensoli und die Lesung von Kultautor Wladimir Kaminer im konfuzius franz/korrekt gipfelte in der schon legendären, ausgelassenen Russendisko.

In Offenbach überzeugten aufregende Ausstellungskonzepte zeitgenössischer Kunst, die Inszenierung des „Blauen Krans“ und Hafenführungen die Besucher. Die Stadt weihte in Anwesenheit von Offenbachs und Frankfurts Oberbürgermeistern und Kulturdezernenten klangvoll den Hafenplatz ein; zu einer Mischung aus Hip Hop und Songwriter-Pop von Akua Naru und Mine feierte und tanzte ein ausgelassenes Publikum in der Abenddämmerung.

Die Melodien der NACHT reichten von Gitarre und Gesang bei Kerzenschein im Dom über Jazz im Museum Angewandte Kunst bis zu Synthesizer-Sounds und den Tracks der Robert Johnson-DJs im Deutschen Architekturmuseum. Während aus dem Metzler-Saal die elektronischen Beats der DJs Maurice Walper und Alexander Antonakis ertönten, ließen Tanzfreudige auf dem Dach des Skyline Plazas die NACHT bis zum Morgengrauen stimmungsvoll ausklingen.

Zentrale Anlaufstelle der Nacht der Museen am Römer.  Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Zentrale Anlaufstelle der Nacht der Museen am Römer. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

„Junge Kunst mit Zukunft“ wurde im Rahmen der EY-Benefizauktion im Museum Angewandte Kunst versteigert: Die ausgewählten Werke junger Künstler der Frankfurter Städelschule und der Offenbacher Hochschule für Gestaltung (HfG) kamen unter den Hammer und wurden für eine Rekordsumme von insgesamt 101.900 € versteigert. Die höchste Summe erzielte das Werk „Zuflucht“ von Stefan Thürck mit 14.000 €; Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig versteigerte die erste Position für 3.800 €. Der Erlös geht an die Künstler und an die Fördervereine der Frankfurter und Offenbacher Kunsthochschulen.