IHK-Preis für Rheinhessen 2018 in Mainz an akademischen Nachwuchs und Leistungsträger der Weiterbildung verliehen

Bei der Verleihung des IHK-Preises 2018 in Mainz (v.r.): Prof. Dr. Jakob Gerhard (in Vertretung des Preisträgers Dr. Benjamin Borie), Prof. Dr. Klaus Becker, Oliver Hartwich, Dr. Cecile Kornmann, Lena Wagner, Sebastian Löw, IHK-Präsident Dr. Engelbert J. Günster, IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz. Foto: Diether v. Goddenthow
Bei der Verleihung des IHK-Preises 2018 in Mainz (v.r.): Prof. Dr. Jakob Gerhard (in Vertretung des Preisträgers Dr. Benjamin Borie), Prof. Dr. Klaus Becker, Oliver Hartwich, Dr. Cecile Kornmann, Lena Wagner, Sebastian Löw, IHK-Präsident Dr. Engelbert J. Günster, IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz. Foto: Diether v. Goddenthow

Die Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen zeichnet eine junge Wissenschaftlerin und drei junge Wissenschaftler mit dem IHK-Preis 2018 aus. Die mit insgesamt 5.000 EUR dotierte Förderung des akademischen Nachwuchses vergab die Jury an den Physiker Dr. Benjamin Borie, den Ingenieur Sebastian Löw von der Technischen Hochschule (TH) Bingen und an die Wirtschaftswissenschaftler Oliver Hartwich und Dr. Cecile Kornmann. Für herausragende Leistungen in der beruflichen Weiterbildung erhielt die Personalfachkauffrau Lena Wagner den mit 2.500 EUR dotierten Sonderpreis „Beste der Besten“.

IHK-Präsident Dr. Engelbert Günster sagte anlässlich der Preisverleihung: „Die Innovationsfähigkeit der rheinhessischen Unternehmen ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für ihre Wettbewerbsfähigkeit. Gerade kleine und mittlere Unternehmen können kein umfangreiches Detailwissen in eigenen Forschungs- und Entwicklungs-Abteilungen vorhalten. Deshalb ist die Kooperation mit der angewandten Forschung für sie ein praktikabler Weg, um eigenes Know-how zu generieren und zu optimieren.“ Zudem schafft der Wissenstransfer nach den Worten Günsters eine weitere Chance für die Betriebe: „In Zeiten wachsenden Fachkräftemangels bietet sich die Gelegenheit, potenzielle Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden.“

Den Festvortrag anlässlich der Verleihung des IHK-Preises 2018 hielt Prof. Dr. Klaus Becker, Präsident der TH Bingen über den „Traum vom Fliegen“. Er beschrieb, dass kaum eine andere technische Entwicklung die Menschheit so fasziniert hat wie der Traum, sich in die Lüfte zu erheben. Doch es dauerte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, als Otto Lilienthal mit dem ersten Gleitflug den Bann brach. Damit begann eine rasante Erfolgsgeschichte: von todesmutigen Fliegern in stoffbespannten Holzkisten bis zu den heutigen modernen und sicheren Langstreckenflugzeugen. „Diese Entwicklung zeigt, wie schnell eine technologische Innovation zum selbstverständlichen Alltag wird“, erläuterte Professor Becker. „Und es zeigt auch, wie sich die einstige Euphorie und Begeisterung zu einer eher kritischen Haltung gewandelt hat.“ Obwohl nach wie vor hoch innovativ, werden Entwicklungen auf dem Gebiet der Luftfahrt kaum noch von der Öffentlichkeit wahrgenommen. Dieser Zyklus sei typisch für die Wahrnehmung des technischen Fortschritts auf vielen Gebieten, so Becker. Deshalb könne man davon ausgehen, dass auch die Digitalisierung und die Künstliche Intelligenz schnell zum Alltag werden. Nur wird dies sicherlich keine 120 Jahre dauern.

Der IHK-Preis wird zum 31. Mal verliehen. Er prämiert hervorragende wissenschaftliche Arbeiten, die an einer Hochschule des IHK-Dienstleistungsbereiches Rheinhessen erstellt wurden. Sie sollen eine praktikable, möglichst direkte Umsetzung oder Anwendung in der Unternehmenspraxis erwarten lassen und im Gesamtinteresse der gewerblichen Wirtschaft liegen. Zugleich soll der akademische Nachwuchs einen Ansporn zur Leistung erhalten. Ergänzt wird der Förderpreis seit dem Jubiläum zum 200-jährigen Bestehen der Kammer im Jahr 1998 durch den Sonderpreis „Beste/-r der Besten“ für herausragende Absolventen der beruflichen Fortbildung.

IHK prämiert Spitzenleistungen an Hochschulen und in der Weiterbildung

Die Träger des „IHK-Preis 2018“

IHK-Preis 2018, dotiert mit 2.000 EUR
Preisträger: Dr. Benjamin Borie
Thema: „The propagation und nucleation of magnetic domain walls in multi-turn counter sensor devices“, Dissertation am Fachbereich Physik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Mathias Kläui, Note: sehr gut.

In der zunehmend automatisierten Produktion auf dem Weg zur „Industrie 4.0“ spielt der Einsatz von Sensoren eine zentrale Rolle. Auch deshalb ist weltweit das Studium magnetischer Domänenwände von Sensoren und ihre kontrollierte Beeinflussung durch Felder und Ströme ein Top-Thema sowohl der Grundlagen- als auch der Industrieforschung. Die Dissertation ist in Zusammenarbeit mit der Firma Sensitec entstanden. Ein dabei von Benjamin Borie verbesserter Sensor ist in dem Mainzer Unternehmen bereits in Produktion gegangen. Darüber hinaus wurde ein erfolgversprechendes neues energiesparendes Sensorenkonzept entwickelt, das jetzt von Sensitec für die nächste Generation von Sensoren verfolgt wird.

Benjamin Borie hat seine Studien an der École d´Ingénieurs ECE Paris begonnen, wo er den „Master of Sciences and Engineering“ im Bereich Energie und Umwelt ablegte. Zeitgleich bestand er im August 2014 den „Master of Sciences, Technologies and Health“ im Bereich Nanowissenschaften und Nanoverfahren an der Université Paris Sud. Danach wechselte er zur Promotion nach Mainz. Heute leitet er ein Forschungs- und Entwicklungsteam in einem Pariser Unternehmen, das sich unter anderem mit der Suche von Defekten in Pipelines befasst.

IHK-Preis 2018, dotiert mit 1.500 EUR
Preisträger: Sebastian Löw
Thema: „Energieeffizienzsteigerungen von Heizungs- und Kälteanlagen im Verbund mit regenerativen Energien und Kraft-Wärme-Kopplung in einem Unternehmen der Lebensmittelindustrie“, Master-Thesis am Fachbereich Life Sciences and Engeneering der Technischen Hochschule Bingen. Betreuer: Prof. Dr. Ralf Simon, Note: 1,0.

Ziel der Masterthesis war die energetische Optimierung der Wärme- und Kälteversorgung eines historischen Verwaltungsgebäudes unter Einbindung einer Erd- sowie einer Luftwärmepumpe in die bestehende Dampfwärmeversorgung. Neben der Planung der Rohrleitungsinstallation und der Steuerungsplanung erfolgte die Effizienzbewertung verschiedener Betriebszustände der Wärmepumpenanlagen. Auf Grundlage dieser Betrachtungen wurde ein wirtschaftlicher Betrieb der Wärmepumpenanlage im Zusammenspiel mit der bestehenden Wärmeversorgung, hergestellt.

Der gebürtige Mainzer (*1991) hat zunächst den Bachelor-Grad in Energie- und Prozesstechnik an der Technischen Hochschule Bingen erworben und als Werksstudent der Sektkellerei Henkell die jetzt von der IHK prämierte Masterarbeit geschrieben. Das Wiesbadener Unternehmen war so überzeugt von der Leistung des Preisträgers, dass es ihn nur wenige Monate nach Abschluss seines Studiums als Abteilungsleiter der Versorgungstechnik einstellte.

IHK-Preis 2018, dotiert mit 750 EUR
Preisträger: Oliver Hartwich
Thema: „Predictive Analytics im Sport – Kritische Analyse der praktischen Anwendung von Vorhersagemodellen anhand der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2018″, Master-Thesis am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Worms. Betreuer: Dipl.-Kfm. Gernot Keller, Note: 1,0.

Die Thesis befasst sich mit der Frage, ob sich Fußballspiele mit mathematischen und statistischen Modellen vorhersagen lassen. Dabei werden ausgesuchte Spiele zunächst auf relevante Parameter reduziert wie externe Einflüsse oder die Stärke und Spielweise der Mannschaften. Anschließend werden aus diesen Daten mit Hilfe von Algorithmen Muster filtriert, die einen Zusammenhang zwischen den genannten Parametern und dem Endresultat des Spiels aufweisen. Somit kann das wahrscheinlichste Ergebnis für zukünftige Spiele vorhergesagt werden. „Predictive anlaytics“ bezeichnen mathematische Verfahren, mit denen sich mittels aktueller Daten und Daten aus der Vergangenheit das zukünftige Verhalten von Menschen mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit vorhersagen lässt. Was Oliver Hartwich auf Fußballspiele angewandt hat, ermöglicht auch Wirtschaftsunternehmen, Entwicklungen des Marktes frühzeitig zu erkennen und damit Entscheidungen effizient zu fällen.

Der gebürtige Wormser (*1992) hat zunächst an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg den Bachelor of Arts Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Banking erworben. Nach einem Übergangssemester an der Wiesbaden Business School und einem Auslandssemester an der Budapest Business School wechselte er an die Hochschule Worms, wo er das Studium mit dem Master of Arts International Management, Schwerpunkt Finance abschloss. Heute ist er Financial Specialist bei BASF in Ludwigshafen.

IHK-Preis 2018, dotiert mit 750 EUR
Preisträgerin: Dr. Cecile Kornmann
Thema: „Understanding and Managing (Abusive) Product Returns in Online Retailing“, Dissertation am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Frank Huber, Note: summa cum laude.

Trotz stetiger Verbesserung der allgemeinen Produktqualität verzeichnen Online-Händler stark steigende Retourenquoten. Viele Kunden verursachen Kosten, weil sie kulante Rückgabebedingungen missbrauchen. Händler benötigen daher dringend qualifizierte Empfehlungen, um ihre Retourenstrategie zu optimieren. Cecile Kornmann untersucht in ihrer Studie monetäre Methoden gegen betrügerische Rücksendungen – also beispielsweise Rücksendekosten oder Wiedereinlagerungsgebühren – und sie untersucht psychologische Methoden wie die Komplikation von Rückgabeprozessen.

Die gebürtige Frankfurterin (*1986) hat ihr Abitur als Jahrgangsbeste bestanden und nach einem Fernstudium zur Ernährungsberaterin auch den Bachelor of Science in Wirtschaftswissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz als Jahrgangsbeste abgelegt. Dort war sie auch unter den besten 2 Prozent aller Studierenden in Rheinland-Pfalz, als sie den Master of Science in Management bestand.

Sonderpreis „Beste der Besten“, dotiert mit 2.500 EUR
In die Weiterbildungsprüfungen bei der IHK für Rheinhessen sind im vorigen Jahr 374 Absolventen gegangen. Das beste Gesamtergebnis mit der Note „sehr gut“ hat Lena Wagner in der
IHK-Weiterbildungsprüfung „Geprüfte Personalfachkauffrau“ erzielt.

Lena Wagner (*1989) hat sich zunächst nach dem Abitur zur „Staatlich geprüften Assistentin für Hotelmanagement“ ausgebildet. Sie stieg dann ein in den Bereich Human Ressources und avancierte dort in verschiedenen Branchen in Hamburg, Eschborn und Mainz. Hier erwarb sie den Abschluss zur IHK-geprüften Personalfachkauffrau und ist heute Human Ressources Manager bei Fahrrad XXL Franz in Mainz und Griesheim.

IHK Rheinhessen