Günster: Wissenstransfer eröffnet rheinhessischen Unternehmen neue Chancen

IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz, Wirtschaftswissenschaftlerin Lara Zschau, Prof. Dr. Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), Wirtschaftswissenschaftler Fabian Baumann, Personalfachkauffrau Karin Stricker, Architekt Daniel Becker und IHK-Präsident Dr. Engelbert J. Günster (v.l.). Foto: IHK Rheinhessen/Stefan Sämmer
IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz, Wirtschaftswissenschaftlerin Lara Zschau, Prof. Dr. Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), Wirtschaftswissenschaftler Fabian Baumann, Personalfachkauffrau Karin Stricker, Architekt Daniel Becker und IHK-Präsident Dr. Engelbert J. Günster (v.l.). Foto: IHK Rheinhessen/Stefan Sämmer

Preis der IHK für Rheinhessen 2019: Akademischer Nachwuchs und Leistungsträger der Weiterbildung in Mainz ausgezeichnet

Die Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen zeichnet eine junge Wissenschaftlerin und drei junge Wissenschaftler mit dem IHK-Preis 2019 aus. Die mit insgesamt 5.000 EUR dotierte Förderung des akademischen Nachwuchses vergab die Jury an die Wirtschaftswissenschaftlerin Lara Zschau, den Architekten Daniel Becker, den Wirtschaftswissenschaftler Fabian Baumann und den Wirtschaftsingenieur Moritz Reckert. Für herausragende Leistungen in der beruflichen Weiterbildung erhielt die Personalfachkauffrau Karin Stricker den mit 2.500 EUR dotierten Sonderpreis „Beste der Besten“.

IHK-Präsident Dr. Engelbert Günster sagte anlässlich der Preisverleihung: „Die Innovationsfähigkeit der rheinhessischen Unternehmen ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für ihre Wettbewerbsfähigkeit. Gerade kleine und mittlere Unternehmen können kein umfangreiches Detailwissen in eigenen Forschungs- und Entwicklungs-Abteilungen vorhalten. Deshalb ist die Kooperation mit der angewandten Forschung für sie ein praktikabler Weg, um eigenes Know-how zu generieren und zu optimieren.“ Zudem schafft der Wissenstransfer nach den Worten Günsters eine weitere Chance für die Betriebe: „In Zeiten wachsenden Fachkräftemangels bietet sich die Gelegenheit, potenzielle Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden.“

Den Festvortrag anlässlich der Verleihung des IHK-Preises 2019 hielt Prof. Dr. Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz(JGU), über die Rolle der Universität in Wirtschaft und Gesellschaft. So stellt die JGU für die Landeshauptstadt Mainz einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Denn mit über 12.000 Beschäftigten (inklusive der Universitätsmedizin Mainz) ist die JGU größter Arbeitgeber der Stadt und wichtiger Auftraggeber für die Unternehmen in Mainz und der Region. Über diesen Standortfaktor hinaus erläuterte der Präsident, welche entscheidende Rolle die „Ressource Wissen“ heute als Impulsgeber für Wirtschaftswachstum und gesellschaftliche Entwicklung spielt. „Grundlagenforschung ist die Basis für die Innovationen von morgen und daher unverzichtbar für die langfristige wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes“, so der Präsident.

Der IHK-Preis wird zum 32. Mal verliehen. Er prämiert hervorragende wissenschaftliche Arbeiten, die an einer Hochschule des IHK-Dienstleistungsbereiches Rheinhessen erstellt wurden. Sie sollen eine praktikable, möglichst direkte Umsetzung oder Anwendung in der Unternehmenspraxis erwarten lassen und im Gesamtinteresse der gewerblichen Wirtschaft liegen. Zugleich soll der akademische Nachwuchs einen Ansporn zur Leistung erhalten. Ergänzt wird der Förderpreis seit dem Jubiläum zum 200-jährigen Bestehen der Kammer im Jahr 1998 durch den Sonderpreis „Beste/-r der Besten“ für herausragende Absolventen der beruflichen Fortbildung.

IHK prämiert Spitzenleistungen an Hochschulen und in der Weiterbildung

Die Träger des „IHK-Preis 2019“
IHK-Preis 2019, dotiert mit 1.750 EUR

Preisträger: Lara Zschau
Thema: „The ,New Groupthink´ and Idea Generation: An investigation of hybrid brainstorming as key to introverts´ enhanced contribution to ideation“, Master-Arbeit am Fachbereich Wirtschaft der Hochschule Mainz. Betreuer: Prof. Dr. Oliver Mauroner, Note: 1,0.
Für Unternehmen wird es immer wichtiger, sich durch Innovationen im Wettbewerb zu behaupten. Basis derartiger Innovationen sind zunächst Ideen, die häufig von den eigenen Mitarbeitern stammen. Im betrieblichen Alltag haben sich zur Ideenfindung bestimmte gruppendynamische Methoden etabliert, wie z.B. das klassische Brainstorming. Die wissenschaftliche Forschung zeigt allerdings, dass introvertierte Menschen sich in Gruppen häufig schwer tun, auf Ideen zu kommen und ihre Ideen zu äußern. Lara Zschau hat anhand eines Experiments gezeigt, dass die Methode des sogenannten „hybriden Brainstormings“ dazu führen kann, dass Introvertierte mehr Ideen erzeugen als auf die klassische Weise.
Lara Zschau (*1991) hat zunächst an der ESB Business School, Hochschule Reutlingen, ihren Bachelor abgelegt, danach an der Hochschule Mainz den Master International Business erworben. Dabei absolvierte sie Auslandssemester in Schweden und Argentinien. Dafür wurde sie auch als Baden-Württemberg-Stipendiatin gefördert. Neben ihren Studien hat die gebürtige Darmstädterin berufspraktische Erfahrung gesammelt bei der Lufthansa, der Deutschen Bahn oder der CPC Unternehmensmanagement AG. Heute ist sie Consultant für das Gebiet Human Ressources Transformation bei einer Unternehmensberatung in Frankfurt/Main.

IHK-Preis 2019, dotiert mit 1.750 EUR
Preisträger: Daniel Becker
Thema: „Die andere Expansion – Städtebauliche Reparaturmaßnahmen als Mittel der Quartiersstärkung (Band I und Band II)“, Master-Arbeit am Fachbereich Technik, Studiengang Architektur, der Hochschule Mainz. Betreuer: Prof. Dipl. Ing. Michael Spies, Note: 1,0.
In Bezug auf den Wohnungsmarkt am Mittelrhein ist der Begriff „Expansion“ ein Fremdwort. Die bauliche Enge, sowie die schlechte Infrastruktur im Tal sind ein Grund für die seit Jahren abnehmende Bevölkerungszahl und den damit einhergehenden zunehmenden Leerständen. Ein Trend, den die Hochschule Mainz schon in einer 2012 veröffentlichten Pilotstudie für Oberwesel darlegte. Entgegen den damaligen Auswertungen gibt es sechs Jahre später erste Anzeichen, dass sich die Situation in der Kernstadt von Oberwesel verändert hat. Eine Rolle spielen neue Wohnformen wie Mehrgenerationenwohnen oder gemeinschaftliche Wohnformen, die sowohl der älter werdenden Generation als auch jungen Familien attraktive Möglichkeiten zum Verbleib in den Ortskernen bieten. Die Notwendigkeit zur Anpassung, Stabilisierung und zum geordneten Rück- und Weiterbau wird Aufgabe der Kommunalentwicklung in den nächsten Jahren werden.
Daniel Becker (*1989) hat nach der Ausbildung zum Steinmetz auch die Meisterprüfung in diesem Beruf in Koblenz und Freiburg abgelegt, wobei er als bester Jungmeister der Handwerkskammer Freiburg abschloss. Es folgte das Studium der Architektur, erst mit Bachelor-Abschluss, dann zum Master. Berufserfahrung erwarb er sich im Steinmetz- und Bildhauerhandwerk im heimatlichen Oberwesel, wechselte dann als Angestellter in den elterlichen Straßenbau- und Sanitärtechnikbetrieb. Während des Studiums absolvierte er Praktika in Architekturbüros. Heute ist er angestellt beim Landesbetrieb Liegenschafts- Baubetreuung in Mainz.

IHK-Preis 2019, dotiert mit 1.000 EUR
Preisträger: Fabian Baumann
Thema: „Critical Analysis of Consumer Acceptance of Clean Meat – A Critical Comparison of Nutritionally Enhanced and Non-Enhanced Products“, Bachelor-Arbeit im Bereich Internationales Rechnungswesen und Controlling an der Hochschule Worms. Betreuer: Dipl.-Kfm. Gernot Keller, Note: 1,0.
Untersucht wurde die Akzeptanz der Verbraucher von „Clean Meat“. Darunter versteht man Fleisch, das in einem Nährmedium unter Verwendung tierischer Zellen gezüchtet wird. Die Methode erspart das Schlachten von Tieren. Im Zuge der Herstellung von „Clean Meat“ entstehen verbesserte Nährwerte, die gesundheitliche Vorteile beim Verzehr versprechen. Wie sich das im Urteil der Verbraucher niederschlägt, erhob Fabian Baumann in einer Umfrage unter zwei experimentelle Gruppen von Teilnehmern aus den USA. Die Ergebnisse zeigen, dass die Verbraucher Vorteile für die Gesundheit und für die Gesellschaft wahrnehmen. Aber sie empfinden eine Beeinträchtigung der sensorischen Eigenschaften, ganz besonders hinsichtlich des Geschmacks. Insgesamt erfährt Clean Meat eine hohe Akzeptanz unter den US-Verbrauchern.
Fabian Baumann (*1996) hat nach dem Abitur das Studium im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften – Studiengang International Management – an der Hochschule Worms aufgenommen. Dabei legte er auch ein Auslandssemester in Riga ein. Nebenher absolvierte er Praktika bei der Mannheimer Crowdsourcing-Plattform Stirvox, bei der Daimler AG in Germersheim und Stuttgart oder als Werkstudent bei Ampega Asset Management in Köln.

IHK-Preis 2019, dotiert mit 500 EUR
Preisträger: Moritz Reckert
Thema: „Energetische Betrachtung und Umbau einer raumlufttechnischen Anlage im pharmazeutischen Umfeld“, Master-Arbeit am Fachbereich Technik, Informatik und Wirtschaft der Technischen Hochschule Bingen. Betreuer: Prof. Dr.-Ing. Klaus Keine; Note 1,0.
Moritz Reckert führte beim Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim die energetische Betrachtung einer raumlufttechnischen Anlage (Lüftungsanlage) im pharmazeutischen Umfeld durch. Er ermittelte energetische Einsparpotentiale, indem er eine bestehende Anlage mit dem aktuellen Stand der Technik abglich. Dabei betrachtete und bewertete er detailliert vor allem die Gesichtspunkte der Wirtschaftlichkeit, den Einfluss auf den qualifizierten Zustand der Anlage und zeitliche Rahmenbedingungen. Der Umbau der Anlage nach diesen Gesichtspunkten wurde auf eine Frist von drei Tagen geplant und auch erfolgreich umgesetzt. Die angestrebten energetischen CO²-Einsparungen wurden nach Abschluss der Umbauarbeiten ausgewiesen. Weitere Umbaumaßnahmen gemäß der ermittelten Einsparpozentiale werden für längere Stillstandzeiten außerhalb des Rahmens der Masterarbeit geplant und umgesetzt.
Moritz Reckert (*1993), absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Mechatroniker bei Boehringer Ingelheim. Daran an schloss der gebürtige Mainzer ein Duales Studium im Fach Maschinenbau Produktionstechnik an der TH Bingen, das er mit dem Bachelor of Engineering abschloss. Es folgte das Studium im Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Maschinenbau. Seither arbeitet er als Project Ingeneer bei Boehringer Ingelheim.

Sonderpreis „Beste der Besten“, dotiert mit 2.500 EUR
In die Weiterbildungsprüfungen bei der IHK für Rheinhessen sind im vorigen Jahr 463 Absolventen gegangen. Das beste Gesamtergebnis mit 91,4 Punkten hat Karin Stricker in der
IHK-Weiterbildungsprüfung „Geprüfte Personalfachkauffrau“ erzielt.
Karin Stricker (*1988) hat nach der Ausbildung zur Steuerfachangestellten in diesem Beruf in ihrer Heimatstadt Worms, Hofheim und Alzey gearbeitet. 2015 wechselte Sie zur HDP Gesellschaft für ganzheitliche Datenverarbeitung mbH in Alzey. Hier legte sie zunächst die Ausbildereignungsprüfung ab und absolvierte die Weiterbildung zur IHK-Personalfachkauffrau als Jahrgangsbeste. Bei ihrem heutigen Arbeitgeber ist sie zwischenzeitlich von der Sachbearbeiterin zur Personalreferentin aufgestiegen und mit einem umfangreichen Aufgabengebiet betraut.