Digitalisierung und Innovation in Forschung und Lehre – Vortragsabend der Reihe „Medizin: Faszination Forschung” am 21.03. Universitätsmedizin Mainz

Universitätsmedizin Hörsaal 505 Archiv-Bild. © Foto: atelier-Goddenthow
Universitätsmedizin Hörsaal 505 Archiv-Bild. © Foto: atelier-Goddenthow

(Mainz, 16. März 2018, br) Auch in der Medizin machen sich die rasanten technischen Entwicklungen der Digitalisierung inzwischen bemerkbar. Doch was bedeutet das für die Beteiligten und ihre Kompetenzen? Welches Innovationspotential birgt die Digitalisierung für die Medizin? Wo liegen die Chancen und Risiken? Welche strukturellen Investitionen und Änderungen der Gesundheitsstrukturen sind erforderlich? Diesen und anderen Fragen widmet sich der nächste Vortrag der Reihe „Medizin: Faszination Forschung“ am 21. März 2018. Der Referent des Abends ist PD Dr. Sebastian Kuhn, „IT-affiner“ Oberarzt und Lehrbeauftragter im Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie der Universitätsmedizin Mainz. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Digitalisierung in der Medizin und den Herausforderungen, denen Ärzte im Umgang mit immer neuen digitalen Techniken ausgesetzt sind. Die Veranstaltung wird moderiert von Prof. Dr. Peter Mildenberger, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für diagnostische und interventionelle Radiologie. Die Veranstaltung beginnt um 19.15 Uhr und findet im Hörsaal der Chirurgie der Universitätsmedizin Mainz statt (Geb. 505H, Langenbeckstraße 1, 55131 Mainz).

Eine digitale Welt scheint derzeit die Zukunftsvision für die Menschheit zu sein. Erklärtes Ziel vieler Länder – so auch der Bundesrepublik Deutschland – ist das „Aufrüsten“ für eine digitale Zukunft. Dabei spielt das Gesundheitswesen politisch und wirtschaftlich eine bedeutende Rolle.

Die rasanten technischen Entwicklungen der Digitalisierung haben inzwischen auch die Medizin erreicht – und zwar sowohl in der Krankenversorgung als auch in der Forschung. E-Health, also digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen, wird zu einem grundlegenden Wandel in der Gesundheitsversorgung und ihrer ethisch-rechtlichen Rahmenbedingungen führen.

Ärzte und Assistenzpersonal sind gleichermaßen wie Patienten von der Telemedizin, der digitalen Vernetzung, von Big-Data sowie von Dr. Watsons und Dr. Smartphones betroffen. Die bisherigen digitalen Werkzeuge wie beispielsweise Assistenzsysteme, die Patienten und Ärzte unterstützen, werden abgelöst von autonomen Programmen, die automatisiert Daten auswerten und daraus mit Algorithmen künstlicher Intelligenz Diagnosen, Prognosen, Risiken und Therapien ableiten. Ungeheure Datenmengen entstehen durch die Nutzung der Patienten von neuesten IT-Produkten. Dieses Datenmaterial kann, wenn die Medizin sich entsprechend positioniert, sinnvoll für Forschung und Patientenversorgung verwendet werden.

Für das Gesundheitssystem besteht also dringender Handlungsbedarf. Denn wenn zukünftig das Handy Diagnosen erstellt und die Therapie liefert, drängen sich wichtige Fragen auf. Zentrale Stichworte sind hier beispielsweise die ärztliche Verantwortung, Aufgaben, Arzt–Patienten-Beziehung, Patientenorientierung, Persönlichkeitsrechte, Risiken, Haftung, Datenhoheit und -schutz sowie Daten- und Softwarequalität. Anforderungen für digitale Systeme, Datenqualität und -verwendung sind zu definieren und Mitarbeiter im Gesundheitswesen entsprechend zu qualifizieren. Jetzt gilt es, Klarheit zu schaffen und Entscheidungen zu treffen.

In seinem Vortrag am 21. März stellt der Referent des Abends, Privatdozent Dr. Sebastian Kuhn, verschiedene Aspekte der Entwicklung neuer digitaler Systeme in der Medizin zur Diskussion. Darüber hinaus erläutert er die Chancen und das Innovationspotential der Digitalisierung sowie mit Blick auf laufende Forschungen deren Risiken. Er zeigt den sich daraus ergebenden Wandel des Arztberufes auf, und verdeutlicht, wie wichtig, ja zwingend notwendig es für jetzige und zukünftige Ärzte ist, entsprechende Kompetenzen zu erwerben. Des Weiteren thematisiert er erforderliche strukturelle Investitionen und Änderungen der Gesundheitsstrukturen. Um mit den digitalen Technologien Schritt zu halten, sollten Ärzte, so die eindeutige Auffassung des Redners, die digitale Medizin als ärztliche Aufgabe annehmen und diese im Interesse der Patienten gestalten.

PD Dr. Sebastian Kuhn kennt als langjähriger Oberarzt im Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie der Universitätsmedizin Mainz bestens die Belange der klinischen Medizin. Als „IT-affiner“ Arzt beschäftigt er sich außerdem seit vielen Jahren mit der Digitalisierung in der Medizin und den Herausforderungen, denen Ärzte, neben ihrer klinischen Arbeit, im Umgang mit immer neuen digitalen Techniken ausgesetzt sind. Er erlebt täglich, dass ohne Kenntnisse und Wissen die Gefahr besteht, dass die digitalen Systeme die Medizin zu überrollen drohen. Deshalb hat er als Lehrbeauftragter der Universitätsmedizin Mainz ein neues Lehrkonzept „Medizin im digitalen Zeitalter“ eingeführt, das mehrfach ausgezeichnet wurde.