Kategorie-Archiv: Hessisches Staatstheater Wiesbaden

Auftakt der Internationalen Maifestspiele 2023 am 30. April im Hessischen Staatstheater Wiesbaden

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Am Sonntag den 30. April werden die Internationalen Maifestspiele 2023 offiziell eröffnet. Vorab findet im Foyer eine Podiumsdiskussion mit Amnesty International statt, gefolgt von der Doppelpremiere der beiden Janáček-Opern »Die Sache Makropulos« und »Aus einem Totenhaus«.
Der 1. Mai steht ganz im Zeichen der Jungen Maifestspiele und endet abends mit »Big Brecht«.

Am 30. April 2023 lädt die Landeshauptstadt Wiesbaden zur feierlichen Eröffnung der diesjährigen Internationalen Maifestspiele zwischen den beiden Premieren um 18.30 Uhr ins Foyer des Großen Hauses. Im Rahmen der Eröffnung überreichen die Freunde der Internationalen Maifestspiele (FIM) einen Spendenscheck an das Hessische Staatstheater Wiesbaden.
Bereits um 11.00 Uhr gibt es unter dem Motto »Flieg, Gedanke, auf goldenen Schwingen« eine Podiumsdiskussion mit Amnesty International zur Situation von politischen Gefangenen, denen die Internationalen Maifestspiele in diesem Jahr gewidmet sind. Podiumsteilnehmer sind: Michael C. J. Landgraf (Generalsekretär PEN Deutschland), Dr. Michael Rediske (Vorstandsmitglied von Reporter ohne Grenzen), Paula Zimmermann (Fachreferentin für Meinungs- und Versammlungsfreiheit, Amnesty International Deutschland) und Uwe Eric Laufenberg (Intendant des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden).

Am selben Tag feiern die beiden Janáček-Opern »Die Sache Makropulos« und »Aus einem Totenhaus« Premiere. Ausführliche Informationen dazu in unserer Premiereneinladung hier. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt: Den ganzen Tag über wird es im Foyer und den Kolonnaden Speisen und Getränke der Foyergastronomie geben.

Programm am 1. Mai 2023
»Big Brecht – Berliner Ensemble & Fine Arts Big Band«
Ein Big Band-Abend mit Songs von Bertolt Brecht und der Musik von Hanns Eisler und Kurt Weill. In deutscher Sprache.

Am 1. Mai 2023 um 19.30 im Großen Haus.
Wer weiß schon, wie beliebt Bertolt Brecht heute noch wäre, wenn es da nicht die Songs gäbe? Jene aus der »Dreigroschenoper« natürlich, in denen Soldaten auf Kanonen wohnen oder Haifische ihre Zähne im Gesicht tragen. Auch andere Stücke haben Ohrwürmer hervorgebracht, die meisten von Brechts wichtigsten Komponisten Kurt Weill und Hanns Eisler.
Nun kommen die bekannten und auch weniger bekannten Brecht-Songs noch einmal in einem neuartigen Gewand daher, im Big Band-Sound nämlich: »Big Brecht«, jawohl! Produziert an Brechts Stammhaus, dem Berliner Ensemble, mit den beiden Schauspielstars Constanze Becker und Tilo Nest, die dafür sorgen, dass auch die darstellerische Seite nicht zu kurz kommt. Und mit der 16-köpfigen Fine Arts Big Band ist fetter Sound garantiert!
Mit Constanze Becker, Tilo Nest Live-Musik Fine Arts Big Band Arrangements Stephan Genze, Ferdinand von Seebach.

»Eröffnungsfest der Jungen Maifestspiele«
Am 1. Mai 2023 von 13.00 Uhr bis 18.00 Uhr am Warmen Damm

Feiern Sie mit uns und der ganzen Familie den Start der Jungen Maifestspiele auf dem Warmen Damm mit Aktionen rund um die Welt des Theaters. Neben Spiel- und Bastelstationen für Groß und Klein erwarten Sie zwei kostenlose Aufführungen des Theaters »The100Hands« aus den Niederlanden, die Kunstkoffer, verzaubernde Walk-Acts und die eine oder andere Überraschung. Der Eintritt ist frei!

»Out of the Box 2.0 – The 100Hands«
Open Air Performance ab 6 Jahren. Ohne Sprache.
Am 1. Mai 2023 um 14.00 Uhr und 17.00 Uhr am Warmen Damm.

In einer Abfolge von athletischem Tanz, visuellem Stillleben und akrobatischem Einfallsreichtum streben die Tänzer:innen nach Freiheit und individueller Entfaltung. »Out of the Box 2.0« ist eine unbeschwerte Reflexion über Anpassung und Abstandhalten, vor allem aber eine Ode an die Kreativität, die sich im Eingeschränkt – Sein finden lässt. Während eine Person sich anstrengt, in die »Box« zu gelangen, will eine andere den kompletten Raum für sich, die nächste Person versucht wiederum, all die Begrenzungen loszuwerden. Das Publikum wird dazu eingeladen, an der Performance teilzunehmen, die innerhalb und »out of the box« stattfindet.

Konzept Jasper Džuki Jelen & Mojra Vogelnik Škerlj Choreografie Jasper Džuki Jelen Musik ArthurMusic Kostüme Esther Sloots Box-Design Menno Boerdam Box-Bau Jitze Wils Mit Bryan Atmopawiro, Alison Duarte, Myrthe Marchal, Nathalie Schmidt

»Body Rhythm Factory«
Konzert ab 5 Jahren. Ohne Sprache.
Am 1. Mai 2023 um 15.00 Uhr und um 18.00 Uhr im Kleinen Haus.
Weitere Vorstellung am 2. Mai 2023 um 10.00 Uhr.

Peter Stavrum und Sune Vraa Nielsen waren viele Jahre mit der international bekannten Percussion-Show »Stomp« auf Welttournee und gründeten zusammen mit Rune Thorsteinsson die »Body Rhythm Factory«. Zusammen haben die drei dänischen Musiker zahlreiche international prämierte Konzerte gegeben. Mit einem Instrumentarium aus alltäglichen Gegenständen, das sie mit Bodypercussion, Klavier und Schlagwerk kombinieren, erschaffen sie mit reißende Rhythmen, faszinierende Melodien und hinreißenden Slapstick-Einlagen ein mitreißendes -Konzert für die ganze Familie.
Mit Rune Thorsteinsson, Sune S. Vraa, Peter S. Nielsen

Weitere Informationen unter www.maifestspiele.de
Theaterkasse: Telefon 0611.132 325 | E-Mail: vorverkauf@staatstheater-wiesbaden.de | www.staatstheater-wiesbaden.de Abo-Büro: Telefon: 0611.132 340 | abonnement@staatstheater-wiesbaden.de Gruppenbüro: Telefon 0611.132 300 | gruppenticket@staatstheater-wiesbaden.de

Friedensnobelpreis-Träger 2022 diskutieren über Menschenrechte auf den Internationalen Maifestspielen Wiesbaden am 24.05.2023

logo-maifestspiele-2023Anstelle des ursprünglich mit Pussy Riot geplanten Konzertes  findet an den Internationalen Maifestspielen in Wiesbaden am 24. Mai 2023 ein hochkarätiges Podiumsgespräch statt mit Menschenrechtsorganisationen aus der Ukraine, Belarus und Russland;

Zudem gibt es  Besetzungsänderungen bei »Tristan und Isolde« und »Il trittico«

Neu im Programm der Internationalen Maifestspiele 2023 ist am 24. Mai 2023 ein Podiumsgespräch zur Menschenrechtssituation in Russland, Belarus und Ukraine im Foyer des Hessischen Staatstheaters um 19.30 Uhr.

Die Teilnehmenden sind Mitglieder der Menschenrechtsorganisationen aus der Ukraine, Belarus und Russland, die 2022 gemeinsam mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurden:

Das »Center for Civil Liberties« aus der Ukraine, vertreten von Nataliia Yashchuk »Viasna« aus Belarus,vertreten durch Anastasia Vasilchuk »Memorial« aus Russland mit Sergei Davidis und Elena Zhemkova

Das ursprünglich mit Pussy Riot geplante Konzert findet nicht statt.

Die gemeinsam mit Amnesty International angesetzte Podiumsdiskussion am 30. April »Flieg, Gedanke, auf goldenen Schwingen« findet um 11 Uhr im Foyer statt. Der Eintritt zu beiden Veranstaltungen ist frei.

Bei zwei Opernvorstellungen gibt es zudem folgende Besetzungsänderungen: Bei »Tristan und Isolde« am 28. Mai singt Magdalena Anna Hoffmann die Isolde, nachdem Anja Harteros alle ihre Auftritte für die kommenden Monate abgesagt hat – mit besonderem Bedauern auch bei den Internationalen Maifestspielen.

Bei »Il trittico« am 8. Mai singt Aluda Todua anstatt Daniel Luis de Vicente den Michele in »Der Mantel«, die Rolle des Gianni Schicci im gleichnamigen Einakter wird von Giorgio Surian übernommen.

Mehr Informationen finden Sie unter https://www.staatstheater-wiesbaden.de/internationale-maifestspiele/

Die Internationalen Maifestspiele 2023 in Wiesbaden für weltweite Meinungsfreiheit – über 680 Künstler – Kartenverkauf ab 17. Februar

TANZ. Koreanisches Nationalballett. KR Le Corsaire. Choreografie von Jungbin Song (basierend auf Marius Petipa) © Foto: Korean National Ballet
TANZ. Koreanisches Nationalballett. KR Le Corsaire. Choreografie von Jungbin Song (basierend auf Marius Petipa) © Foto: Korean National Ballet

„Flieg, Gedanke, auf den goldenen Schwingen“ aus Verdis berühmtem Gefangenen-Chor der Oper Nabucco ist Leitgedanke der Internationalen Maifestspiele 2023 Wiesbaden vom 30.April bis 31.Mai 2023, die allen politischen Gefangenen weltweit gewidmet sind. Kaum zuvor beteiligten sich mit 680 Künstlern aus aller Welt so viele Darsteller wie in diesem Jahr. Die Künstler kommen aus Australien, Dänemark, Griechenland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Südkorea, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Slowakei, Spanien, der Schweiz, Tschechien, der Ukraine, den USA und Deutschland. Vorgesehen sind 26 Gastspiele, sieben Produktionen des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, von denen drei Produktionen während der Internationalen Maifestspiele ihre Premiere feiern werden. Bei den Jungen Maifestspielen wird es insgesamt acht Produktionen und Lesungen zu erleben geben. Außerdem mischt die Freie Szene aus Wiesbaden mit und ist mit sechs Projekten vertreten.

Hoch her ging es bei der diesjährigen Theaterpressekonferenz zur Vorstellung des Programms der Internationalen Maifestspiele 2023 vom 30.4. bis 31.05. im neobarocken Foyer des Hessischen Staatstheaters. v.li.: Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, Uwe Eric Laufenberg, Intendant Hessisches Staatstheater Wiesbaden und Anastasia Pastuchov, Produktionsleiterin Internationale Maifestspiele & Wiesbaden Biennale © Foto Diether von Goddenthow
Hoch her ging es bei der diesjährigen Theaterpressekonferenz zur Vorstellung des Programms der Internationalen Maifestspiele 2023 vom 30.4. bis 31.05. im neobarocken Foyer des Hessischen Staatstheaters. v.li.: Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, Uwe Eric Laufenberg, Intendant Hessisches Staatstheater Wiesbaden und Anastasia Pastuchov, Produktionsleiterin Internationale Maifestspiele & Wiesbaden Biennale © Foto Diether von Goddenthow

Nie zuvor gab es aber auch im Vorfeld der Internationalen Maifestspiele Wiesbaden eine so heftige Debatte um die künstlerische Freiheit bei der Frage, ob die bereits im Herbst 2021 „gebuchte“ russische Sopranistin Anna Netrebko bei den Maifestspielen 2023 in Wiesbaden angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine am 24.2.2022 auftreten dürfe. Die Stadt Wiesbaden und das Land Hessen hatten sich gegen den Auftritt von Opernsängerin Anna Jurjewna Netrebko bei den Maifestspielen ausgesprochen. In einer gemeinsamen Erklärung von Stadt und Land vom 23. Januar 2023 heißt es dazu: „Der Künstlerische Leiter der Internationalen Maifestspiele widmet die Internationalen Maifestspiele 2023 denjenigen, die aufgrund ihrer Meinung im Gefängnis sitzen. Er erwähnt hierbei unter anderem den russischen Aktivisten Alexei Anatoljewitsch Nawalny. Das Land, in dem er im Gefängnis sitzt, führt derzeit einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Täglich sterben Menschen. Angesichts dieser Tatsachen, ist es unseren ukrainischen Freundinnen und Freunden nicht zu vermitteln, weshalb die Opernsängerin Anna Jurjewna Netrebko bei den Internationalen Maifestspielen auftreten soll. Dieses Verhalten ist höchst unsensibel. Netrebko steht auf einer Sanktionsliste der Ukraine und hat sich bis heute nicht von Putin und seinem Regime distanziert. Wir haben den Intendanten gebeten auf Frau Netrebko zu verzichten. Leider erfolglos.“

Intendant Laufenberg war und ist empört und antwortete: “Ich sehe mich nicht in der Lage, gegenüber Frau Netrebko, der persönlich keine Beteiligung an einem Angriffskrieg unterstellt werden kann, ein Auftrittsverbot zu verhängen“. In seinem öffentlichen Statement vom 31.Jaunur 2023 präzisiert Laufenberg sein Votum für die Freiheit der Kunst, die über politischer Sensibilität zu stehen habe: „Für uns würde das bedeuten, dass wir keinerlei russische Künstler mehr auftreten lassen könnten, keinerlei russische Musik mehr spielen (was wir mit Tschaikowskis Violinkonzert bei den IMF tun) und auch keine russischen Dichter mehr zu Wort kommen lassen dürften (was in unserer Eröffnungspremiere mit der Vertonung von Dostojewskis »Aus einem Totenhaus« passieren wird). Diese Forderung des ukrainischen Kulturministers, die russische Kultur aus unseren Spielplänen ganz zu entfernen, kann für uns in einem freien Land nicht hinnehmbar sein.“

Gerd-Uwe Mende, Wiesbadener Oberbürgermeister © Foto Diether von Goddenthow
Gerd-Uwe Mende, Wiesbadener Oberbürgermeister © Foto Diether von Goddenthow

Dieser Konflikt beherrschte auch die  Theater-Pressekonferenz  am 13. Februar. Da Intendant Laufenberg wie erwartet an seiner Position festhielt, bat Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, dass die Diskussionen um den Auftritt der russischen Sopranistin Anna Netrebko nicht den Blick auf das hervorragende Programm der Maifestspiele verstellen möge und versuchte eine Brücke zwischen den festgefahrenen Positionen zu bauen; „Den Widerspruch zwischen zwei unterschiedlichen Sphären, nämlich der künstlerischen Verantwortung des Intendanten auf der einen Seite, und der politischen Verantwortung des Magistrats auf der anderen Seite, den gilt es jetzt in gegenseitiger Wertschätzung und in gegenseitigem Respekt auszuhalten.
Mir ist wichtig, dass der Blick auf diese sehr relevante wirklich auch zu recht diskutierte Frage nicht den Blick versperren auf das großartige Programm, das wir in diesem Jahr geboten bekommen. Dass die Debatte nicht alles überlagert, auch das ist eine Frage der Wertschätzung, eine Frage der Wertschätzung gegenüber den Künstlerinnen und Künstlern, gegenüber den Ensembles, gegenüber allen Beteiligten, die zu diesen Maifestspielen etwas beitragen.“, sagte der Oberbürgermeister.

Uwe Eric Laufenberg, Intendant Hessisches Staatstheater Wiesbaden © Foto Diether von Goddenthow
Uwe Eric Laufenberg, Intendant Hessisches Staatstheater Wiesbaden © Foto Diether von Goddenthow

Intendant Uwe Eric Laufenberg stimmte in dem Punkt, den Dissens zwischen Politik und Kultur aushalten zu müssen, mit  Oberbürgermeister Mende überein.  Er blieb weiterhin empört über die Einmischung der Politik in die Freiheit der Kunst.  Er sprach von einer allgemeinen Hysterie, einer Moralhysterie, die um sich greife. „Frau Netrebko hat sich nichts zu schulden kommen lassen. Es gibt nichts, für was sie verurteilt worden ist“, so der Intendant. Die Kunst sei frei, und die ukrainischen Künstler selbst hätten  keinerlei Berührungsängste mit ihren russischen Kollegen, so der Intendant.

„Wir greifen nicht in die Kunstfreiheit ein, aber wir positionieren uns“, sagte Mende.

Das Theater sei, so Laufenberg, „ eines der letzten wirklich offenen Foren, auf dem Menschen sich wirklich ehrlich als Menschen jetzt und in diesem Moment begegnen. Auf dem Skandale passieren. Auf dem wütend direkt gegeneinander agiert wird. Ein Ort, wo gemeinsam gelacht und geweint werden kann. Ein Ort, wo wir uns noch treffen können. Im wahrsten Sinne. Wo immer Krieg ist, aber nur gespielt wird. Und wo immer Frieden und Einklang möglich ist. Theater ist ein Ort der wahren Menschlichkeit. Lasst uns da treffen!“, so der Intendant.

Impression von der Theaterpressekonferenz zur Vorstellung des Programms der Internationalen Maifestspiele 2023 vom 30.4. bis 31.05. im neobarocken Foyer des Hessischen Staatstheaters © Foto Diether von Goddenthow
Impression von der Theaterpressekonferenz zur Vorstellung des Programms der Internationalen Maifestspiele 2023 vom 30.4. bis 31.05. im neobarocken Foyer des Hessischen Staatstheaters © Foto Diether von Goddenthow

Die Internationalen Maifestspiele 2023 eröffnen mit dem Janáček-Doppel »Die Sache Makropulos« und »Aus einem Totenhaus« unter der Musikalischen Leitung von Johannes Klumpp und in der Inszenierung von Nicolas Brieger. Die beiden Opern behandeln das Leben und Sterben des modernen Menschen. »Die Sache Makropulos« ist eine kafkaeske Metapher über die Sehnsucht nach Unsterblichkeit. »Aus einem Totenhaus« erzählt aus einem russischen Gefangenenlager.

Ein weiteres Highlight am 5. und 7.Mai sind die beiden konzertanten Aufführungen von Giuseppe Verdis »Nabucco«, in denen die Opernsopranistin Anna Netrebko und der Opernbariton Željko Lučić ihr Rollendebüt geben werden. Diese Oper, in der der Gefangenenchor vom imperialistischen Babylon singen, ist allen politischen Gefangenen weltweit gewidmet. Aus diesem Grund wird Amnesty International die Veranstaltungen im Theater und an anderen Orten begleiten.
Die Musikalische Leitung hat Michael Güttler inne. Es spielt das Hessische Staatsorchester Wiesbaden und es singt der Opernchor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden sowie der Opernchor des Staatstheaters Darmstadt.

Trotz der Unterschiede der beiden Opern gehören sie zusammen, ergänzen sich. Gemeinsam schaffen sie ein existenzielles Bild des Lebens in der Moderne. Geprägt ist dieses Leben zum einen von der Suche nach Sinn in einer Welt, in der alles flüchtig geworden ist, und in der ldentitäten ständig wechseln. Zugleich ist das Gefangensein nicht nur ein Motiv der existenzialistischen Literatur, das Gefangenenlager ist auch wesentlicher ort der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Und angesichts aktueller Entwicklungen – man denke an polilische Ce[angene in Russland, China, Iran und weiteren Staaten – droht es auch zur conditio humana des 21.‘ Jahrhunderts zu werden.

„,Findet der Mensch einen Sinn,lebt er. Wird er ihm genommen, stirbt er. Das ist alles‘, berichtet ein Gulag-Überlebender in Viktor Funks dokumentarischem Roman »Wir verstehen nicht, was geschieht“. Und liest man die Berichte aus den Lagern – sei es zaristisches Katorga oder sowjetisches Gulag – so stellt sich aufgrund des Entsetzens, das einen angesichts der menschenunwürdigen Bedingungen ergreift, die Frage, was diese Menschen am Leben gehalten hat. Janäöek stellt seiner Oper „Aus einem Totenhaus“ ein Zitat voran, das Dostojewkis Vorlage entnommen ist: „ln jeder Kreatur ein Funke Gottes.“ Und nicht nur in diesem Motto ist ein utopisches Moment enthalten. Verbunden sind die Stücke auch durch das Theater im Theater: Emilia Marty ist Opernsängerin. Ihre Existenz besteht aus ständigen Rollenwechseln, im Leben wie auf der Bühne. Die Gefangenen in „Aus einem Totenhaus“ führen im Lager ein Theaterstück auf und finden eine Gegenwelt darin (…)“ (Programm-Vorschau, S. 18).

Programm auf einen Blick

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Auftakt-Podiumsdiskussion zur Meinungsfreiheit
Zum Auftakt der Maifestpiele ist am 30. April um 11 Uhr im Foyer des Hessischen Staatstheaters eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion geplant zum aktuellen Thema der „Meinungsfreiheit weltweit. Und wie sich Künstler und Künstlerinnen sich dafür einsetzen“. Anwesend dabei werden sind Vertreter von Amnesty, Reporter ohne Grenzen und dem PEN-Zentrum .

Oper / Konzert
Wie beschrieben, eröffnen die Internationalen Maifestspiele 2023 mit dem Janáček-Doppel »Die Sache Makropulos« und »Aus einem Totenhaus«. Ein weiteres Highlight sind am 5. und 7.Mai die beiden konzertanten Aufführungen von Giuseppe Verdis »Nabucco«.

Auch in diesem Jahr werden wieder Opernproduktionen des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden von den größten Komponisten verschiedener Epochen präsentiert: In den Hauptrollen von Richard Wagners »Tristan und Isolde« singen der Heldentenor Andreas Schager und Opernsopranistin Anja Harteros. Die Musikalische Leitung übernimmt Alexander Joel.
Eine weitere Produktion, die von Intendant Uwe Eric Laufenberg inszeniert wurde, ist Giacomo Puccinis »Il trittico« mit u.a. Olesya Golovneva, die zurzeit als Rusalka in Wiesbaden zu sehen ist, in drei Rollen. Die Musikalische Leitung der drei Szenen übernimmt Albert Horne. Ein Melodramma in drei Akten ist Giuseppe Verdis Meisterwerk »Rigoletto«. Die Sopranistin, Cristina Pasaroiu, die zuletzt in Wiesbaden in Verdis »Don Carlo« überzeugte, wird in dieser Inszenierung die Rolle der Gilda übernehmen. Außerdem singen Željko Lučić als Rigoletto und Piero Pretti als Herzog von Mantua. Will Humburg, der in der Spielzeit 2022.2023 bereits mit »Fidelio« einen großen Erfolg feierte, hat nun auch bei den Internationalen Maifestspielen 2023 einmal mehr die musikalische Leitung inne. Munter geht es in der Komödie von Richard Strauss’ »Der Rosenkavalier« zu. Hierbei handelt es sich um eine frühere Inszenierung von Nicolas Brieger und auch hier verantwortet Johannes Klumpp die musikalische Leitung. In den Hauptrollen singen Maria Bengtsson, Silvia Hauer, Timo Riihonen und Katharina Konradi.
Ein Gastspiel hat die Barockoper »Polifemo« von Nicola Antonio Porpora, die bereits bei den Salzburger Festspielen zu sehen war. Bei den Internationalen Maifestspielen 2023 sind nun die führenden Barocksänger:innen wie Julia Lezhneva und Max Emanuel Cenčić zu erleben.

Neben dem Musiktheater bieten die Internationalen Maifestspiele 2023 auch wieder Konzerte verschiedenster Musikrichtungen. Highlights sind z.B. »Die Vier Jahreszeiten im Klimawandel« mit Stargast Harald Lesch und dem Merlin Ensemble Wien, »Sommernachtstraum« mit dem Freiburger Barockorchester und dem RIAS Kammerchor Berlin unter der Leitung von Pablo Heras-Casado und das »7. Sinfoniekonzert« mit Kompositionen von Mussorgski, Tschaikowski und Janáček mit Michael Barenboim an der Violine. Fans von tanzbaren Klängen kommen bei »Wildes Holz« und »Super Natural« auf ihre Kosten. Neu im Programm sind die »Pussy Riots«, die am 24. Mai mit ihrem Programm »Riot Days« auftreten. Dieses basiert auf dem gleichnamigen Buch der Frontsängerin Maria Alyokhina, in welchem sie über ihre Erfahrungen in russischen Gefängnissen reflektiert.

Schauspiel
Auch dieses Jahr ist das Berliner Ensemble mit gleich drei Schauspielproduktionen vertreten. Den Anfang machen am 1. Mai Tilo Nest, Constanze Becker und Fine Arts Big Band mit »Big Brecht«. Am 16. Mai zeigt das »BE« die Inszenierung »Der Theatermacher« in der Regie von Oliver Reese und der vielgelobten Stefanie Reinsperger in der Titelrolle. Am 18. Mai folgt das musikalische Schauspiel »It’s Britney, Bitch!« von Lena Brasch und mit Sina Martens. Auch Thorsten Lensing ist ein gern gesehener Gast bei den Internationalen Maifestspielen. In diesem Jahr ist seine Inszenierung »Verrückt nach Trost« mit Ursina Lardi und Devid Striesow zu sehen, die viele Zuschauer:innen bereits aus dem vorigen Jahr kennen.
Das Thalia Theater Hamburg kommt mit einem Klassiker des französischen Autoren Molière nach Wiesbaden. Leander Haußmann inszenierte die Komödie »Der Geizige«. Das Burgtheater Wien zeigt mit »Eurotrash« eine Romanadaption des gleichnamigen Bestsellers von Christian Kracht. Burgtheater-Ensemblemitglied Itay Tiran inszenierte.

Tanz / Performance
Hoher Besuch kommt in diesem Jahr im Bereich Tanz aus Südkorea, das Koreanische Nationalballett ist zu Gast in Wiesbaden und zeigt »Le Corsaire« als Neuinszenierung von Marius Petipas in der Choreografie von Jungbin Song. Damit ist eines der großen klassischen Ballette zu Gast in Wiesbaden.
Auch eine Eigenproduktion des Hessischen Staatsballett wird im Rahmen der Internationalen Maifestspiele ihre Uraufführung feiern. Unter dem gemeinsamen Titel »gerade NOW« kommt das Doppel »Midnight Raga« von Marco Goecke und »Of Prophets and Puppets« von Martin Harriague auf die Bühne.
Einen mitreißenden Tanzdoppelabend präsentiert das Ballet du Grand Théâtre de Genève mit »Faun« ihres weltbekannten Direktors und Chefchoreografen Sidi Larbi Cherkaoui und der Neukreation »VÏA« von Fouad Boussouf. Ein weiteres Highlight ist die Performance »Liebestod« der spanischen Künstlerin Angelica Liddell, in der es um den legendären Torero Juan Belmonte, aber auch ein Stück von Liddells eigener Biografie geht. Ein Abend der Extreme, der gemeinsam mit dem Mousonturm Frankfurt präsentiert wird.

Projektstipendien der Stadt Wiesbaden
Das Projektstipendium Internationale Maifestspiele wurde erneut ausgeschrieben, da sich die Zusammenarbeit des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden mit dem Kulturamt Wiesbaden zur Stärkung und Sichtbarmachung der Freien Szene bewährt hat. Um weitere inhaltliche Spielräume zu ermöglichen, wurde auf ein konkretes Motto verzichtet. Alternativ wurde ein neuer, dauerhafter Titel ergänzt: »Freiräume – Projektstipendium Internationale Maifestspiele«. Auf die Zuschauerinnen und Zuschauer warten spannende Projekte aus den Bereichen Theater, Tanz, Bildende Kunst, Performance und Musik.

Junge Maifestspiele
Auch die Jungen Maifestspiele haben wieder ein umfangreiches Programm mit Gästen aus den verschiedensten Ländern zu bieten. Der Auftakt für die Jungen Maifestspiele fällt dabei am 1. Mai zwischen 13.00 und 18.00 Uhr beim großen »Eröffnungsfest« für die ganze Familie. Im Rahmen der Internationalen Maifestspiele feiert das Partizipationsprojekt von Hannah Biedermann »Ein Fisch wird nur so groß wie sein Aquarium« am 13. Mai Premiere. Auch dabei sein werden das Theater Marabu mit ihrer Performance »SPLASH!« und Ayşe Bosse mit einer Lesung ihres Buches »Pembo«. Bei einer weiteren Lesung, auf die sich Theaterfans wie Bücherwürmer freuen können, stellt Deutschlands meistgespielter Gegenwartsdramatiker Roland Schimmelpfennig sein Buch »Die Biene im Kopf« vor. Außerdem richtet das Junge Staatstheater (JUST) die ASSITEJ-Werkstatt mit dem Titel »Zwischen Zurschaustellung & Empowerment« aus, bei der es um die Frage geht, wie man die Ansichten und Meinungen junger Menschen auf die Bühne bekommt, ohne dabei den Authentizitätsanspruch aus den Augen zu verlieren oder in Voyeurismus zu verfallen.

Bonus Tracks
Die IMF Extras sind in diesem Jahr den Ensemblemitgliedern des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, Lina Habicht und Felix Strüven, vorbehalten. Sie zeigen ein Programm aus szenischen Collagen und ein Live-Hörspiel.
In der FilmBühne Caligari werden in diesem Jahr, teilweise begleitend zu anderen Vorstellungen im Musiktheater und Schauspiel, eine Handvoll internationaler Filme gezeigt: so beispielsweise der Filmklassiker »Ein Sommernachtstraum« von Michael Hoffmann.

Die Durchführung der »Internationalen Maifestspiele« 2023 wird durch die Unterstützung der Landeshauptstadt Wiesbaden, des Landes Hessen, der NASPA, und des Förderkreises der Internationalen Maifestspiele e.V. sowie durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain ermöglicht.

Weitere Info:
Programm Internationale Maifestspiele 2013
issuu-Programm zum Durchblättern

Karten
Der Kartenvorverkauf für Mai startet am 17. Februar 2023 um 10 Uhr. Es wird nicht möglich sein, vorab eine Warteposition im Webshop einzunehmen.
Karten sind an der Theaterkasse, telefonisch unter 0611.132 325 oder online unter www.maifestspiele.de erhältlich.

Statement des Wiesbadener Staatstheaters zu den Internationalen Maifestspielen 2023

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Nun sind Teile des Programms der Internationalen Maifestspiele 2023 zwischen die russischen und ukrainischen Kultur-Fronten geraten, was bedauerlicherweise zu Absagen der ukrainischen Nationalphilharmonie und des Taras-Schewtschenko-Theaters Charkiw geführt hat. Hierzu lässt das Hessische Staatstheater folgendes verlauten:
„Die Internationalen Maifestspiele Wiesbaden (IMF) erreichte gestern durch die Agentur Andreas Richter ein Brief des Generalintendanten des Nationalen Operntheaters der Ukraine Petro Chupryna sowie ein an die Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth gerichtetes Schreiben des ukrainischen Kulturministers Oleksandr Tkachenko.

Die Agentur Andreas Richter, die sowohl die Ukrainische Nationalphilharmonie als auch Teodor Currentzis’ musicAeterna in Europa vertritt, hatte dem Chefdirigenten Mykola Diadiura und der Nationalphilharmonie frühzeitig mitgeteilt, dass in einem anderen Konzert auch Anna Netrebko im Rahmen der IMF auftreten werde. Die Künstler hat das nicht davon abgehalten, unsere Einladung anzunehmen.

Die vorläufigen Absagen, die uns nun sowohl seitens der Ukrainischen Nationalphilharmonie als auch seitens des Taras-Schewtschenko-Theater Charkiw erreichten, sind ganz offensichtlich politisch motiviert bzw. von der Politik auferlegt. Dies wird nicht zuletzt aus dem Schreiben des Kulturministers Oleksandr Tkachenko an Claudia Roth offenbar. Tkachenko stellt in diesem Schreiben klar, dass die ukrainische Seite weder die Zusammenarbeit mit Personen tolerieren werde, die die russische Kultur repräsentierten, noch überhaupt Veranstaltungen, in denen russische Kultur zur Darstellung käme (»the Ukrainian side does not tolerate any kind of collaboration with the aggressor state nor participation in any cultural event together with anyone representing Russian culture, nor being part of any event promoting russian culture.«).

Für uns würde das bedeuten, dass wir keinerlei russische Künstler mehr auftreten lassen könnten, keinerlei russische Musik mehr spielen (was wir mit Tschaikowskis Violinkonzert bei den IMF tun) und auch keine russischen Dichter mehr zu Wort kommen lassen dürften (was in unserer Eröffnungspremiere mit der Vertonung von Dostojewskis »Aus einem Totenhaus« passieren wird). Diese Forderung des ukrainischen Kulturministers, die russische Kultur aus unseren Spielplänen ganz zu entfernen, kann für uns in einem freien Land nicht hinnehmbar sein.

Auch halten wir es für falsch, dass ukrainische Künstler, die uns mehrfach beteuert haben, dass sie bei den Internationalen Maifestspielen 2023 auftreten möchten, von staatlicher Seite daran gehindert werden.

Wenn wir von ukrainischen Staatsbeamten aufgefordert werden, dass wir uns zwischen zwei Kulturen entscheiden sollten (»der Kultur des Aggressors und der Kultur eines demokratischen Staates«), so wird hier eine falsche Alternative aufgemacht. Wir haben uns klar gegen den Angriffskrieg von Putin und auch gegen das gesamte Handeln des Putin-Regimes gestellt. Das kann aber keine Verurteilung aller russischen Menschen und aller russischen Kultur bedeuten. Kultur lebt immer von menschlichen Werten, die über den Nationen stehen. So ist die ukrainische Theatertruppe mit dem französischen Stück »Caligula« von Albert Camus eingeladen und das ukrainische Orchester mit einem Werk des Italieners Giuseppe Verdi. Dass es dazu auf staatliches Geheiß in Wiesbaden vermutlich nicht kommen wird, ist kein gutes Zeichen für eine Kultur, die Kriege und Unrecht überwinden will. Die Internationalen Maifestspiele Wiesbaden sind international. Sie entscheiden sich nicht für oder gegen eine nationale Kultur. Sie entscheiden sich für die eine Kultur, die alle verbinden sollte.“

Hessisches Staatstheater Wiesbaden

Wiesbadener Internationale Maifestspiele 2023

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Anna Netrebko wird am 5. und 7. Mai 2023 bei den Internationalen Maifestspielen in der Landeshauptstadt Wiesbaden ihr Debüt als Abigaille in Giuseppe Verdis Oper »Nabucco« geben. Die Titelfigur verkörpert Željko Lučić, am Pult steht Michael Güttler, der gerade sein Debüt an der Mailänder Scala gibt, die weiteren Partien singen Ioan Hotea, Young Doo Park und Silvia Hauer.

Wir in der westlichen Welt, die wir gerade erleben, wie unsere Freiheit in der Ukraine leider auch mit Waffen und Menschenleben verteidigt werden muss, dürfen nie Künstler und Menschen ausschließen, die zu uns gehören und die wir für den Kampf gegen Unrechtsregimes, wie das von Vladimir Putin, dringend auf unserer Seite brauchen. In unserem gemeinsamen Kampf gegen Unrecht und Willkür sollten uns alle russischen Menschen ebenso selbstverständlich willkommen sein wie auch alle ukrainischen Menschen und diejenigen aller anderen Nationen.

Die Internationalen Maifestspiele 2023 werden eröffnet mit Janáčeks »Die Sache Makropulos« und »Aus einem Totenhaus«. Auch zwei ukrainische Produktionen werden im Rahmen der Festspiele zu Gast in Wiesbaden sein: am 9. Mai das Taras-Schewtschenko-Theater aus Charkiw mit Camus‘ Schauspiel »Caligula« sowie am 24. Mai das Ukrainische Nationalorchester mit Verdis »Requiem«.

Die Wiesbadener Maifestspiele sind allen politischen Gefangenen in dieser Welt gewidmet, stellvertretend seien genannt: Marina Kalesnikowa, Sergej Tischanowski und Roman Protasewitsch (Belarus), Alexej Nawalny, Ilja Jaschin und Wladimir Kara-Mursa (Russland), Joshua Wong (Hongkong/China), Osman Kavala (Türkei), Nazi Fateme Habibi und Nahid Taghvi (Iran).

Wir sollten Unrecht und Willkür nie einen Platz geben.

Der Vorverkauf für diese und alle weiteren Vorstellungen der Internationalen Maifestspiele beginnt am 17. Februar 2023 um 10.00 Uhr.

Weitere Informationen unter www.maifestspiele.de

Theaterkasse: Telefon 0611.132 325 | E-Mail: vorverkauf@staatstheater-wiesbaden.de | www.staatstheater-wiesbaden.de Abo-Büro: Telefon: 0611.132 340 | abonnement@staatstheater-wiesbaden.de Gruppenbüro: Telefon 0611.132 300 | gruppenticket@staatstheater-wiesbaden.de

Dorothea Hartmann und Beate Heine werden als Doppelspitze die neuen Intendantinnen des Staatstheaters Wiesbaden

Am 15. November 2022 haben die hessische Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn und Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende die künftigen Intendantinnen des Hessischen Staatstheaters Dorothea Hartmann und Beate Heine bekannt gegeben.  Sie werden künftig als Doppelspitze fungieren. Der Wechsel erfolgt zum Beginn der Spielzeit 2024/2025, wenn die Intendanz von Uwe-Eric Laufenberg endet. Dorothea Hartmann und Beate Heine werden das Haus dann als künstlerische Doppelspitze leiten, gemeinsam mit dem Geschäftsführenden Direktor Holger von Berg. Sie sollen zunächst einen Fünf-Jahres-Vertrag erhalten.

DEUTSCHE OPER BERLIN  Dorothea Hartmann  ©privat
DEUTSCHE OPER BERLIN
Dorothea Hartmann ©privat

„Mit Dorothea Hartmann und Beate Heine haben wir zwei starke Theaterfrauen für unser Staatstheater gewinnen können“, erklärt Kunstministerin Angela Dorn. „In ihren jeweiligen Fachgebieten sind sie in der Theaterlandschaft schon seit vielen Jahren hoch angesehen und bestens vernetzt. Jetzt können sie ihre jeweiligen Stärken in der Leitung eines großen Mehrspartenhauses in idealer Weise zusammenführen. Nicht nur ihr innovatives künstlerisches Konzept mit einer ausgeprägten zeitgenössischen Handschrift, einem Bekenntnis zum Ensembletheater und frischen Ideen für ein starkes Wirken in die Stadt haben uns überzeugt. Auch ihr Führungsmodell verspricht, eine gute Lösung für den Neustart und die Zukunft des Staatstheaters zu sein. Hessen hat mit der Doppelspitze am Landestheater Marburg eine Vorreiterrolle inne; wir haben damit gute Erfahrungen gesammelt. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und bin gespannt auf die neuen Impulse für das Theaterleben in Wiesbaden und ganz Hessen.“

Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und Kulturdezernent Axel Imholz, die Mitglieder der Findungskommission waren, sind mit der getroffenen Entscheidung sehr zufrieden: „Wir sind überzeugt, dass wir mit Dorothea Hartmann und Beate Heine ein hervorragendes Team für die Intendanz erhalten werden, dass nicht nur neue künstlerische Impulse setzen, sondern auch das Staatstheater noch stärker mit unserer Stadt verschränken werden.“

Dorothea Hartmann und Beate Heine erklären: „Wir freuen uns sehr, ab 2024 das kulturelle Leben in einer so spannenden und traditionsreichen Stadt wie Wiesbaden mitzuprägen. Als Zweierteam an der Spitze des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden stellen wir das Prinzip des Dialogs ins Zentrum unserer Intendanz: Theater als Ort der Kommunikation, für eine diverse Stadt und Region – und im Austausch mit der internationalen Szene.“

Dorothea Hartmann gehört seit 2012 zum Leitungsteam der Deutschen Oper Berlin, wo sie als Künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin der zweiten Spielstätte „Tischlerei“ eine der wichtigsten Plattformen für neue Formen und die Öffnung des Musiktheaters etabliert hat. Als Dramaturgin verbindet sie eine enge Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern der internationalen Opernszene wie Sir Donald Runnicles, Marc Albrecht, Alessandro de Marchi, Benedikt von Peter, Marie-Eve Signeyrole, Christof Loy oder Claus Guth. Ihre Theaterlaufbahn begann Dorothea Hartmann an den Häusern in Mannheim und Linz, ab 2006 war sie Opern- und Konzertdramaturgin an der Staatsoper Hannover. Regelmäßig unterrichtet sie seit zehn Jahren an den Musikhochschulen in Berlin, München und Leipzig. Dorothea Hartmann verfasste zahlreiche Libretti für Kinder- und Jugendstücke und ist in zahlreichen Gremien tätig, unter anderem als Jurorin für den Deutschen Theaterpreis Der Faust und als Kuratoriumsmitglied für das Kinder- und Jugendtheaterzentrum Deutschland. Sie ist seit 2016 im Vorstand der Dramaturgischen Gesellschaft und wurde 2021 in die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste gewählt.

Beate-Heine ©privat
Beate-Heine ©privat

Beate Heine, in Hamburg geboren, ist seit vielen Jahren in Leitungsfunktionen als Chefdramaturgin und Stellvertretende Intendantin an verschiedenen namhaften Staats- und Stadttheatern tätig – unter anderem am Thalia Theater Hamburg, am Staatstheater Dresden und am Schauspiel Köln. Aktuell ist sie Stellvertretende Intendantin am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Nach Beendigung ihres Studiums der Theaterwissenschaft, Germanistik und Romanistik in Berlin arbeitete sie zunächst als Journalistin und Autorin, bis sie als Dramaturgin an die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz gerufen wurde und später unter anderem an der Schaubühne am Lehniner Platz tätig war. Beate Heine verfügt über ein weitgefasstes Netzwerk in die deutschsprachige Theaterlandschaft und in die internationale europäische Theaterszene. Zuletzt war sie unter anderem Vorstandsmitglied des internationalen Theaternetzwerkes Union des Théâtres de L´Europe. Sie arbeitet interdisziplinär und spartenübergreifend mit überregional bekannten Regisseurinnen und Regisseuren und Künstlerinnen und Künstlern zusammen. Außerdem fördert sie junge Regie- sowie Autorinnen- und Autorentalente.

Dorothea Hartmann und Beate Heine haben sich in einem mehrstufigen Verfahren gegen rund 40 Mitbewerberinnen und -bewerber durchgesetzt. Unter den Bewerbungen gab es 15 Teambewerbungen. Zur Findungskommission unter dem Vorsitz von Kunstministerin Angela Dorn und Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende gehörten Brigitte Dethier (Vorsitzende der ASSITEJ Deutschland, vormals Intendantin des Jungen Ensemble Stuttgart), Prof. Hans-Jürgen Drescher (Präsident der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste), Isabel Ostermann (Operndirektorin des Staatstheaters Braunschweig), Prof. Ingo Diehl (Professor für Tanz an der Hochschule für Musik und Darstellende Künste Frankfurt und Präsident der Hessischen Theaterakademie), Ayse Asar (Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst), Dr. Dirk Engel (Abteilungsleiter für Kultur im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst), Axel Imholz (Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden), Jörg-Uwe Funk (Kulturamtsleiter, Landeshauptstadt Wiesbaden) und Jan-Sebastian Kittel (Referatsleiter Theater Musik, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst). Außerdem waren die Personalvertretung und die Gleichstellungsbeauftragte des Staatstheaters Wiesbaden eingebunden.

Mit Ludwig van Beethoven startet das Hessische Staatstheater Wiesbaden in die neue Theater-Saison

»1. Sinfoniekonzert«
Am Mittwoch, 21. September 2022, um 19.30 Uhr im Kurhaus
Einführung um 18.45 Uhr im Friedrich-von-Thiersch-Saal.

Ludwig van Beethoven
Ouvertüre Nr. 3 zur Oper »Leonore« op. 72
Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58
Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica«
Ist nach dem Beethoven-Jahr 2020 nicht mal genug mit Beethoven? Wir finden nicht und widmen das 1. Sinfoniekonzert passend zur ersten Opernpremiere der Spielzeit, »Fidelio«, diesem musikalischen Revolutionär. Gleich drei revolutionäre Stücke stehen in Wiesbaden auf dem Programm: In der Ouvertüre Nr. 3 zu »Leonore« kündigt ein Trompetensignal das Ende eines Unrechtsregimes an. Mit dem 4. Klavierkonzert erfand Beethoven die Gattung Klavierkonzert neu; die 3. Sinfonie »Eroica« ist ein Manifest für den Kampf um die Ideale von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Mit Claire Huangci ist eine international gefeierte Pianistin zu Gast. Neben Auftritten in Konzertsälen wie der Carnegie Hall New York, der Suntory Hall Tokyo und der Philharmonie de Paris hat sie eine Reihe preisgekrönter Alben veröffentlicht (Preis der deutschen Schallplattenkritik, Gramophone Editor’s Choice).

Das Hessische Staatsorchester Wiesbaden spielt unter der Leitung von Johannes Klumpp. Er stellt sich in diesem Konzert erstmals dem Wiesbadener Publikum vor und wird im Laufe dieser Spielzeit u. a. die Musikalische Leitung der Neuproduktionen »Die Lustige Witwe«, »Die Sache Makropulos« und »Aus einem Totenhaus« am Hessischen Staatstheater Wiesbaden übernehmen.
Das Hessische Staatsorchester Wiesbaden spielt unter der Leitung von Johannes Klumpp. Er stellt sich in diesem Konzert erstmals dem Wiesbadener Publikum vor und wird im Laufe dieser Spielzeit u. a. die Musikalische Leitung der Neuproduktionen »Die Lustige Witwe«, »Die Sache Makropulos« und »Aus einem Totenhaus« am Hessischen Staatstheater Wiesbaden übernehmen.

»Die ›Eroica‹ von Beethoven fasziniert mich in die tiefsten Tiefen. So stark und so zerbrechlich gleichzeitig. So düster und so hoffnungsvoll euphorisch. So idealistisch und so zutiefst real. Ein Kosmos Menschlichkeit. Was für ein Über-Werk!« – Johannes Klumpp.

Weitere Informationen unter www.staatstheater-wiesbaden.de
Theaterkasse: Telefon 0611.132 325 | E-Mail: vorverkauf@staatstheater-wiesbaden.de | www.staatstheater-wiesbaden.de
Abo-Büro: Telefon: 0611.132 340 | abonnement@staatstheater-wiesbaden.de Gruppenbüro: Telefon 0611.132 300 | gruppenticket@staatstheater-wiesbaden.de

Biennale Wiesbaden steht vor der Tür – Am 1. September 2022 eröffnet sie dieses Mal als „Festival der performativen Künste“

Ganz im woken Zeitgeist von Diversität drehen sich 11 Tage lang vom 1. bis 11.September 2022 die rund 50 Veranstaltungen und 17 internationalen transdisziplinären Produktionen der 3. Wiesbadener Biennale rund um geschlechterübergreifende, globale und de-kolonialisierte Kunstformen. Sie werden sozusagen dieses Mal anders als bei den ersten beiden im ganzen Stadtgebiet inszenierten Biennalen  hauptsächlich im Hessischen Staatstheater Wiesbaden stattfinden. Denn in der Wahrnehmung der Veranstalter handele es sich dabei um einen Bau aus der die kaiserliches imperiale und postkolonialistische Macht von einst repräsentiere.

Zu Gast auf dem Festival, dem „Fest der performativen Künste“ sind KünstlerInnen, FilmerInnen, ChoreographInnen, TänzerInnen und AktivistInnen u.a. aus Südafrika, Litauen, den USA, Südkorea, Ruanda, Bulgarien, Griechenland und der Schweiz, also bewusst  ausschließlich nichtdeutsche Künstler und Künstlerinnen.

Performative Kunst oder das  Auflösen der Kunstsparten

Laut Veranstalter gingen „die einst so streng geteilten Sparten Tanz, Musik, Bildende und Performative Kunst, heute im Theater fließend ineinander über. In den vergangenen Jahren haben Begriffe wie die ‚performative Wende‘, post-dramatisches- und neu: post-pandemisches Theater, den Diskurs geprägt.

Die 3. Ausgabe der jungen Wiesbaden Biennale beschäftigt sich in diesem Jahr mit geschlechterübergreifenden, globalen und de-kolonialisierten Kunstformen. Im Zentrum des Programms stehen transformative, fluide, grenzüberschreitende Theater-Formate, die sich mit der besonderen Rolle von Choreographie und Tanz in den Künsten, mit Performance sowie der Neudefinition des Körpers, mit Geschlecht, Identität und sexueller Orientierung, beschäftigen.“

Transformation – Auf der Suche nach neuen Theaterformen

Die Wiesbaden Biennale zeigt, gleich am Eröffnungswochenende in einer Europapremiere, die queere Americana Variety-Show von River L. Ramirez, eine Liebes-Geschichte in der Wüste während der Pandemie. Ebenfalls zur Eröffnung gastiert das chilenische, feministische Aktivisten Kollektiv LASTESIS, das mit seiner Performance im Netz weltweit bereits Hunderttausende von Fans begeistert hat und vom Time Magazine unter den 100 einflussreichten Menschen weltweit gelistet wird. In Deutschland ist Wiesbaden einer der wenigen Orte, wo die berühmte Performance live mit 60 Wiesbadenerinnen zu sehen ist. Weitere Deutschlandpremieren sind: Simon Senn, Be Arielle, eine semi-digitale Love Story und Nitisch Jain ‚Spoonfeed‘, ein sensorisches Abenteuer an der Schnittstelle zwischen immersiven Theater und Storytelling.
Tanz-Fans erwarten mit Spannung Tjaral Harrell (USA/Schweiz), der zur Eröffnung der Wiesbaden Biennale das legendäre ‚The Köln Concert‘ des jungen Keith Jarrett aus dem Jahr 1975 mit seinen meditativen und ekstatischen Klangzuständen, als Tanz-Performance wieder aufleben lässt. Harrells Performance-Arbeiten waren bereits im MoMA, im PS1, in der Fondation Cartier, auf der Art Basel sowie auf Festivals rund um die Welt zu sehen. Eigens für Wiesbaden entstand als Ko-Produktion u.a. mit dem Sommerfestival auf Kampnagel in Hamburg, Jeremy Nedd & Impilo Mapanstula, ‚How a fallen star lit up the purple sky‘. Das Stück interpretiert das ursprünglich weiss besetzte Genre des Westerns neu.

Weitere Kunst-Highlights:

documenta fifteen auf der Wiesbaden Biennale: The Nest Collective aus Kenia ist sowohl in Kassel als auch in Wiesbaden präsent. Schwarzes Empowerment wird hier zum multimedialen Kunst- und Bühnenereignis. Mit ‚Sun & Sea (Marina)‘ zeigt die Wiesbaden Biennale eine subversiv-hintergründige musikalische Opern-Performance, die u.a. bereits auf der 58. Biennale Venedig im Litauischen Pavillon zu sehen war und dort mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde. Die Komponistin Lina Lapelytė. die Librettistin Rugilė Barzdžiukaitė und die Regisseurin Vaiva Grainytė machen die Bühne zum Strand.

 

Die Tänzer Sayaka Kado und Ramon John erhielten den »Preis der Freunde des Hessischen Staatsballetts e.V.«

Als Ausdruck der besonderen Anerkennung und Wertschätzung der künstlerischen Leistungen der Ballettcompagnie hat der Verein der Freunde des Hessischen Staatsballetts entschieden, Sayako Kado und Ramon John des Hessischen Staatsballetts mit einem Preis zu ehren. Die Verleihung fand erstmalig am 16. Juli 2022 nach der letzten Ballettvorstellung »memento« statt. Der Preis ist ein Publikumspreis der Freunde des Hessischen Staatsballetts, ist mit jeweils 500€ dotiert und soll in Zukunft jährlich vergeben werden.

Über Sayaka Kado
Sayaka Kado ist seit 2017 Ensemblemitglied des Hessisches Staatsballetts und konnte bereits in vielen unterschiedlichen Rollen auf der Bühne bewundern werden, u.a. als Julie in »Liliom« und als Mutter in »Der Nussknacker«. Sie tanzte u.a. in »Sadeh 21«, in »Untitled Black« und in »memento«. In der Begründung für die Preisverleihung an Sayaka Kado wurde ihr technisch exzellentes und unverwechselbares Tanzvokabular hervorgehoben. Ihre Bewegungssprache gilt als anmutig, kraft- und ausdrucksvoll zugleich. Sayaka Kado tanze ihre jeweiligen Rollen hoch konzentriert und mit großer Hingabe. Der Zauber ihres Tanzes berühre und überzeuge das Publikum bei jedem Auftritt.

Über Ramon John
Ramon John ist seit 2016 beim Hessischen Staatsballett engagiert. Für seine eindrucksvolle Interpretation des Wanderers in der Ballettproduktion »Die Winterreise« erhielt er 2018 den Deutschen Theaterpreis Der FAUST als bester Tänzer. Er bezauberte das Publikum als Elfenkönig Oberon im Sommernachtstraum und in »Liliom« in der Rolle des Bösewichts Fiscur.

Im »Der Nussknacker« tanzte Ramon den dubiosen Onkel Drosselmeyer, er stand in »Sadeh 21« und kürzlich im Doppelabend »What we are made of « in Darmstadt in beiden Stücken auf der Bühne. In »memento« am Abend der Preisverleihung begeisterte sein Auftritt das Publikum.

Aus der Begründung: Ramon John ist als äußerst charismatischer Tänzer und Ausnahmetalent ein würdiger Preisträger. Er verfügt neben einer exzellenten Technik über eine unverwechselbare Bewegungssprache und hohe Bühnenpräsenz. Seine Rolleninterpretation begeistert und bezaubert das Publikum regelhaft.

Wiesbaden Biennale 2022 versteht sich als ein interdisziplinäres Fest aller Künste – vom 1. bis 11. September im Hessischen Staatstheater

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Ganz im Woken Zeitgeist und mit „ausdrücklich keiner einzigen deutschen Produktion“ findet nach dreijähriger Pause die Wiesbaden Biennale 2022 zum Saison-Auftakt im Herbst, vom 1. – 11. September, im Hessischen Staatstheater statt. Mit Kilian Engels, dem langjährigen Leiter des Münchner Festivals „radikal jung“ und Chefdramaturg am Münchner Volkstheater, konnte ein renommierter neuer Festivalmacher verpflichtet werden, der die Wiesbaden Biennale im Umfeld so genannter neuer Realitäten und hochaktueller Diskurse ausrichtet: postnational, postkolonial, postdigital und postpandemisch.

In den 11 Festival-Tagen stehen über 50 Veranstaltungen, 17 internationale, transdisziplinäre Produktionen, darunter die Uraufführungen eines interaktiven Film-Screenings des kenianischen Kollektivs The Nest, das in diesem Jahr auch auf der documenta zu sehen ist, auf dem Programm. Es soll auch später in Kenia gezeigt werden. Ausgangs- und Bezugspunkt der Biennale ist das Hessische Staatstheater Wiesbaden, das mit seiner prunkvollen wilhelminischen Architektur, als Symbol für „ein in Stein gehauenes Statement für das weiße Patriarchat“ die Bühne bildet für einen Themen-Diskurs rund um DECOLONIZE und DIVERSITY. Geschlechterrollen? Schon lange nicht mehr verbindlich…

Das Hessische Staatstheater mit seiner prunkvollen wilhelminischen Architektur sei quasi ein in Stein gehauenes Statement für das weiße Patriarchat, für den weißen Mann,  für Militarismus, Kolonialismus und Imperialismus. Das sei der ideale Ort für ein Festival im historischen Zusammenhang, „um sozusagen ein stärkeres Bewusstsein für postkoloniale Themen zu schaffen“, so Biennale-Kurator Kilian Engels auf der Programm-Pressekonferenz. © Foto Diether v. Goddenthow
Das Hessische Staatstheater mit seiner prunkvollen wilhelminischen Architektur sei quasi ein in Stein gehauenes Statement für das weiße Patriarchat, für den weißen Mann, für Militarismus, Kolonialismus und Imperialismus. Das sei der ideale Ort für ein Festival im historischen Zusammenhang, „um sozusagen ein stärkeres Bewusstsein für postkoloniale Themen zu schaffen“, so Biennale-Kurator Kilian Engels auf der Programm-Pressekonferenz. © Foto Diether v. Goddenthow

Die Wiesbaden Biennale 2022 versteht sich als ein interdisziplinäres Fest aller Künste. Die Produktionen operieren dabei, so die Veranstalter, im Kontext sich überlagernder Diskurse wie wachsender Nationalismus, Rassismus und erstarkende imperialistische Politik und Kriegsführung, Afro- Feminismus, LGBTQ+, Diversität, Transgender, sexueller Fluidität, Black Lives Matter, #MeToo, Klimawandel und anderer aktueller Themen. Festivals wie die Wiesbaden Biennale erweiterten „unseren Horizont und geben den Blick frei auf die bestehende Diversität in Gesellschaft und Kultur. Wir leben in Zeiten, in denen unterschiedliche Kulturen und Identitäten eine bereichernde Rolle spielen.“, so die Veranstalter.  Eine offene und plurale Gesellschaft wird von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppierungen und aktuellen politischen Prozessen immer wieder anders formuliert. Die Wiesbaden Biennale gäbe dieser Pluralität Raum. Sie bringe Menschen miteinander ins Gespräch und fördere die Toleranz gegenüber anderen Lebensformen, Ansichten, sexueller Orientierung und Identitäten. Eine offene Gesellschaft erfordert Respekt voreinander und die Akzeptanz von Vielfalt. Dafür stehe das Programm der Wiesbaden Biennale 2022. Zu Gast sind Produktionen u.a. vom Schauspielhaus Zürich, HAU Hebbel am Ufer, Théâtre de la Ville de Paris, Festival d’ Automne, Charleroi danse, Internationalen Sommerfestival Kampnagel und dem Tanzquartier Wien.

Biennale-Kurator Kilian Engels: "Es ist nicht didaktisch gemeint, Man muss sich vielleicht Mühe geben, es zu erklären. Wir sind hier um Vielfalt und Unterschiede zu feiern, das ist das, was wir wollen." Es gibt ausschließlich ausländische Produktionen, die zumeist deutsch übertitelt werden.© Foto Diether v. Goddenthow
Biennale-Kurator Kilian Engels: „Es ist nicht didaktisch gemeint, Man muss sich vielleicht Mühe geben, es zu erklären. Wir sind hier um Vielfalt und Unterschiede zu feiern, das ist das, was wir wollen.“
Es gibt ausschließlich ausländische Produktionen, die zumeist deutsch übertitelt werden.© Foto Diether v. Goddenthow

Schwerpunkte bilden in diesem Jahr Tanz-, Performance- Film-, Video- und Kunst-Produktionen. Unter dem historischen Deckenfresko des Theater-Foyers, das nach Ansicht des Kurators „die patriarchalische Sicht des weißen Mannes auf die Frau als Objekt der Begierde feiere“, präsentiert Rébecca Chaillon ihre Performance „Whitewashing“, die das ambivalente Spannungsverhältnis der Schwarzen Frau in einer mehrheitlich weißen Gesellschaft schildert. Ein weiteres Highlight ist, die in diesem Jahr mit dem Silbernen Löwen ausgezeichnete Produktion des transmaskulinen Film- und Performance-Künstlers Samira Elagoz, sowie der Auftritt der feministischen, chilenischen Frauen-Aktivistengruppe LASTESIS, die weltweit Millionen von Followern in den sozialen Netzwerken hat und bei der Wiesbaden Biennale live in der Stadt auftreten wird.

Die neue Homepage mit dem kompletten Programm wird am 1. Juni online freigeschaltet unter www.wiesbaden-biennale.eu. Der Vorverkauf startet am 2. Juni. Karten können an der Theaterkasse des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden (nicht in den Theater Ferien vom 25.07.-28.08.) und durchgehend online erworben werden.

Die Wiesbaden Biennale bietet sicherlich  einmal mehr die Chance, zu vielen heißdiskutierten woken Fragen unserer Zeit  eine andere Perspektive  einzunehmen und live dabei zu sein. Es ist sei nicht pädagogisch gemeint, sondern rein künstlerisch, versichert der Kurator.  Es ist ein Festival des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, gefördert durch das Land Hessen, die Stadt Wiesbaden sowie den Kulturfonds Frankfurt RheinMain.