Kategorie-Archiv: Caligari Filmbühne

Exground: Zweites Festivalwochenende mit Länderfokus Chile, Highlights aus der deutschen Filmwelt, Internationalem Kurzfilm-Wettbewerb und vielen Gästen in Wiesbaden

© exground filmfest 36
© exground filmfest 36

Spannende Filmgespräche zu Werken aus aller Welt, persönliche Begegnungen zwischen internationalen Filmschaffenden und dem Publikum, die exground-Gong-Show, TALES FROM THE CRYPT: SALON EXOTIQUE und THE RETURN OF VIEWER’S DIGEST sowie die Lesung in Kooperation mit Amnesty International Wiesbaden in der Krypta der Marktkirche: Die erste Hälfte von exground filmfest zeigte bereits deutlich, wie wichtig und beliebt exground filmfest ist. Es leben die inspirierenden Kinobesuche, gemeinschaftlichen Filmerlebnisse und ein von gegenseitigem Interesse und Respekt geprägter Austausch vor Ort. Beste Voraussetzungen dafür, dass das Motto des diesjährigen Festivaltrailers auf fruchtbaren Boden fallen kann: SEE AND LISTEN von Martin Gessner – jenseits aller Länder- und sonstigen Grenzen. Überhaupt hat der Trailer dieses Jahr eine besonders große Weitreiche erreicht.
Nach sechs erfolgreichen Festivaltagen bewegt sich exground filmfest auf die Zielgerade zu – das zweite Festivalwochenende wartet mit besonderen Highlights und Gästen auf das Publikum.

Fokus Chile: Filme und Panel
Einige Filme aus dem Länderfokus Chile sind bereits im Beisein zahlreicher Filmgäste gezeigt worden, so MEETING POINT von Roberto Baeza, dessen Produzent und Schauspieler Alfredo García im Filmgespräch über die sehr bewegende Arbeit an dem Film berichtete. Die Produzenten des Films teilen das Schicksal ihrer Väter, die sich zu Militärdiktaturzeiten nach ihrer Verhaftung im Folterzentrum Villa Grimaldi kennenlernten und von denen der eine überlebte und der andere „verschwand“. Eine große und schwierige Aufgabe des kollektiven Erinnerns war auf der Leinwand in der Krypta der Marktkirche zu sehen.

Weitere Highlights aus der Reihe am Samstag, 25. November, sind OUTSIDER GIRLS von Alexandra Hyland, die vor Ort sein wird, zusammen mit den Produzenten Selva Gonzalez und Alberto Doveris. Wochen nach einer süßen Partynacht bemerkt Rafaela, dass sie schwanger ist. Da ein Kind gerade überhaupt nicht in ihr Leben passt und ein Schwangerschaftsabbruch in Chile in den meisten Fällen noch immer illegal ist, müssen sich Rafaela und ihre Freundin auf dem Schwarzmarkt nach Pillen umsehen. Damit sie sich diese überhaupt leisten können, nehmen sie unzählige Gelegenheitsjobs an; zudem wird ihre Freundschaft auf die Probe gestellt. Auch zum Vorfilm MANO SECA werden Filmgäste erwartet.

Ebenfalls am Samstag werden im Kurzfilmprogramm SHORTS FROM CHILE fünf herausfordernde Filme gezeigt, die unter die Haut gehen. In experimentierfreudigen Formsprachen widmen sie sich mit Lust an visueller Poesie und den ästhetischen Möglichkeiten verschiedener Materialien – etwa VHS, Super-8 und 16 mm – komplexen Themen wie Familienerinnerungen, Mutterschaft, Genderzuschreibungen, Gewalt und Tod. Das PANEL: CHILEAN CINEMA OF TODAY „Chile despertó! – Chile ist erwacht!“ wird der Fokus-Kurator Amos Borchert mit Gästen über aktuelle Themen und ästhetische Entscheidungen sprechen – ebenso wie über die Wechselwirkungen von Filmemachen und sozialen Veränderungen im Angesicht der gegenwärtigen Herausforderungen in der chilenischen Gesellschaft. Teilnehmen werden Roberto Doveris (Produzent und Filmemacher), Alexandra Hyland (Regisseurin OUTSIDER GIRLS), Felipe Huenchuñir (Regisseur THE FALLEN) und andere Gäste.

© exground filmfest 36
© exground filmfest 36

Internationaler Kurzfilm-Wettbewerb – Teil II, Deutscher Kurzfilm-Wettbewerb mit Preisverleihung und Konzert
Außerdem werden zwei Kurzfilmreihen am Freitag, 24. November, und Sonntag, 26. November, zu sehen sein: Internationaler Kurzfilm-Wettbewerb – Teil II und Deutscher Kurzfilm-Wettbewerb.
Zum 22. Mal präsentiert exground filmfest den Internationalen Kurzfilm-Wettbewerb, bei dem auch in diesem Jahr viele Gäste den Weg nach Wiesbaden gefunden haben. 16 Filme aus 16 Ländern treten gegeneinander um den Jurypreis an, der mit 2.000 EUR dotiert ist und vom exground-Freundeskreis gestiftet wird. Der zweite Teil wird am Freitagabend, 24. November, präsentiert.
Auch in diesem Jahr hat exground filmfest wieder zehn Filme für den Deutschen Kurzfilm-Wettbewerb ausgewählt. Bunt gemischt werden Spiel-, Dokumentarfilme und Animationen zu sehen sein. Auch haben die meisten der Regisseurinnen und Regisseure ihr Kommen zugesagt, sodass das Publikum die Chance hat, die Filmschaffenden im Gespräch nach dem jeweiligen Film sowie nach der Preisverleihung bei einem Getränk kennenzulernen. Zum Ausklang des Festivals spielt die chilenische Band BADECIMA im Kinosaal.

© exground filmfest 36
© exground filmfest 36

MADE IN GERMANY mit Langfilmdebüts
In der Reihe MADE IN GERMANY sind am Samstag, 25. November, die Regisseure Henning Beckhoff mit FOSSIL (2023) und Behrooz Karamizade mit LEERE NETZE (2023) in Wiesbaden zu Gast. Obwohl Debütfilme, haben sie bereits auf großen internationalen Festivals für Aufsehen gesorgt.

FOSSIL von Henning Beckhoff beschäftigt sich aktuellen Fragen rund um Klimawandel und Klimaaktivismus. Tagebauarbeiter Michael weigert sich beharrlich, den bevorstehenden Kohleausstieg zu akzeptieren. Er will keine Veränderung und keine blühenden Seenlandschaften. Die Arbeit im Tagebau ist für Michael mehr als nur ein Beruf, weshalb er versucht, seine Kolleginnen und Kollegen vom Protest gegen den schnellen Wandel zu überzeugen. Zunehmend gerät er in Isolation.
In eine Art Isolation gerät auch Amir, die Hauptfigur in Behrooz Karamizades erstem Langfilm LEERE NETZE. Amir liebt Narges, und Narges liebt Amir. Sie träumen davon, ein gemeinsames Leben aufzubauen; doch als er seinen Job verliert, rückt eine Heirat wegen des zu hohen Brautpreises in weite Ferne. In der Hoffnung, die Klassenunterschiede mit harter Arbeit überwinden zu können, heuert Amir bei einer Fischerei an der rauen Küste des Kaspischen Meeres an und verstrickt sich dort in kriminelle Machenschaften illegaler Kaviar-Wilderei. Zunehmend gerät Amir in einen gefährlichen Sog, der seine Träume zu verschlingen droht.

© exground filmfest 36
© exground filmfest 36

Das vollständige Programm des Festivals ist unter www.exground.com zu finden.

Exground filmfest 36 zeigt in Wiesbaden und Frankfurt noch bis zum 26.11.2023 außergewöhnliche Filme – Focusland Chile

mailingassets_27e404920da9107d4ad1cecfe5abdad07d8f7d08 0Am vergangenen Wochenende wurde exground filmfest sehr feierlich in Wiesbaden eröffnet: Samt vielen lokalen sowie internationalen Gästen startete das Festival am 17. November mit dem chilenischen Film 1976 von Manuela Martelli in der vollbesetzten Caligari FilmBühne in seine 36. Ausgabe, auch im Beisein des Generalkonsuls der Republik Chile, Francisco Mackenney Palamara.

Stellvertretend für die bereits anwesenden Filmschaffenden und Künstlerinnen begrüßte Andrea Wink, Mitglied des Kuratoren- und Organisationsteams, die Regisseurin des Eröffnungsfilms.

Regisseurin Manuela-Martelli von "1976" im-Film-Gespräch mit Andrea Wink, Exgroundmitbegründerin. © Foto: Diether von Goddenthow
Regisseurin Manuela-Martelli von „1976“ im-Film-Gespräch mit Andrea Wink, Exgroundmitbegründerin. © Foto: Diether von Goddenthow

Zudem dankte sie allen Beteiligten für ihre Unterstützung und betonte in ihrer Eröffnungsrede ihre Erleichterung über die vorerst verschobenen Kürzungen im Kulturetat der Stadt Wiesbaden, durch die die nächste Ausgabe des Festivals existenziell bedroht worden wäre. Andrea Wink appellierte an die Stadtverordneten, Wiesbadens vielfältige Kulturlandschaft weiterhin zu sichern, auch im Hinblick auf die Haushaltsberatungen für das Jahr 2025. Daran knüpfte auch die hessische Staatssekretärin für Wissenschaft und Kunst, Ayse Asar, in Vertretung für die Landesregierung in ihrer Ansprache an.

Bei der Einführung zum Film offenbarte Manuela Martelli dem Publikum die Frage, die sie schon beim Schreiben des Drehbuchs beschäftigte – nämlich, wie man sein normales Leben weiterführen kann, während vor der eigenen Haustür schreckliche Dinge passieren, die aktuelle Weltlage betonend. Im Nachgespräch mit Fokus-Kurator Amos Borchert wurden die vielfältigen Facetten des Films erörtert. 1976 bot den Gästen genug Gesprächsstoff auch noch nach der offiziellen Eröffnung und dem Empfang im Rathaus mit Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl und Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende.

Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain. © Foto: Diether von Goddenthow
Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain. © Foto: Diether von Goddenthow

Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, zeigte sich besonders erfreut über den Länderschwerpunkt Chile, weil das Filmschaffen des weit entfernten Landes sonst kaum in das Blickfeld der breiten Masse gerate und exground filmfest auch in diesem Jahr beweise, wie wichtig die künstlerische Auseinandersetzung mit den gesellschaftspolitischen Herausforderungen der Gegenwart sind, 50 Jahre nach dem Ende der Diktatur in Chile.

Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl © Foto: Diether von Goddenthow
Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl © Foto: Diether von Goddenthow

Kulturdezernent Dr. Hendrik Schmehl empfahl zur Eröffnung die Filme der youth days, die noch bis Mittwoch, 22. November, zu sehen sind und von der Jugendjury in den nächsten Tagen kritisch gesichtet werden, um im Anschluss einen Gewinner im Internationalen Jugendfilm-Wettbewerb zu bestimmen. Eine eigene Eröffnung feierten am vergangenen Samstag die youth days, zusammen mit einem sehr lebhaften und begeisterungsfähigen Jugendpublikum aus Wiesbaden und der Umgebung.

Erste Gewinner der Wiesbadener Wettbewerbe gekürt
Während die Jugendjury noch diskutiert und berät, sind erste Gewinner bei exground filmfest bereits gewürdigt worden: Zur youth-days-Eröffnung fand außerdem der Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb statt: Hendrik Schücke gewann mit seinem Kurzspielfilm EMILY den Hauptpreis und die 500 EUR Preisgeld des Wiesbadener Kinofestival e. V. Auf Platz zwei landete die Gruppe „Die Bananenbrote“ mit ihrem Film SNACKNAPPING; sie erhielten einen Einkaufsgutschein von 150 EUR vom Apple-Store ergo sum. Als weiterer Gewinner des Eröffnungswochenendes darf sich Moritz Göbel freuen, dessen Film KOPF IN DEN WOLKEN den von der Wiesbadener Firma LiveFrame Rental für Lichttechnik und Kamerabühne gestifteten Sachpreis im Wert von 1.000 EUR im Wiesbaden Special – Kurzfilm-Wettbewerb mit nach Hause nahm. Der Publikumspreis, vom Wiesbadener Kinofestival e. V. mit 500 EUR dotiert, ging an KT197 – EINE HEIMAT, EIN STADTEIL, EIN KLARENTHAL von Lennard Lüdemann, und wie von Andrea Wink bei der Preisverleihung formuliert: „in die Hood“ bei einem Kinosaal voller Klarenthaler.

© exground filmfest 36
© exground filmfest 36

Filmschaffende zu Gast in Wiesbaden und spannendes Programm bis zum 26.11.2023
Nachdem der Regisseur Kolja Malik seinen Film LASVEGAS aus der Reihe MADE IN GERMANY bereits am Samstag dem Wiesbadener Filmpublikum persönlich vorstellte, warten in den kommenden Tagen weitere besondere deutschsprachige Filme auf die Kinobesucherinnen und -besucher.

Am Mittwoch, 22. November, ist die Regisseurin Aylin Tezel mit ihrem Debütfilm FALLING INTO PLACE in Wiesbaden zu Gast. Anna Schoeppe, Geschäftsführerin von Hessen Film und Medien, hob am Freitag in ihrer Ansprache die Reihe besonders hervor, darunter das bereits mehrfach international preisgekrönte Drama LEERE NETZE von Behrooz Karamizade, der am Samstag, 25. November, vor Ort erwartet wird, um seinen Film persönlich vorzustellen. Auch Regisseurin Janin Halisch ist bei der Vorführung ihres Films SPRICH MIT MIR am Dienstag, 21. November, dabei und freut sich auf die Gespräche mit dem exground-Publikum.

Auch auf die Vorführung von IRDISCHE VERSE vom renommierten Regieduo Ali Asgari und Alireza Khatami in der Sektion WORLD CINEMA am Dienstag, 21. November, darf das Publikum sehr gespannt sein.

Im youth-days-Programm fiebert das Regieduo Sophia Sabella und Pablo Feldman den Publikumsfragen zu ihrem Familiendrama EDGE OF EVERYTHING am Mittwoch, 22. November, entgegen.

Am Mittwoch, 22. November, wäre auch die Deutschland-Premiere von DRUGSTORE JUNE in der Reihe AMERICAN INDEPENDENTS hervorzuheben.

Für die heutige Projektion von LANDEN in der Krypta der Marktkirche sind Regisseurin Vanessa Nica Mueller und Line-Produzentin Elisa Rosi extra nach Wiesbaden angereist, um mit dem Festivalpublikum über den Film zu sprechen, der auch im DEUTSCHEN LANGFILM-WETTBEWERB an den Start geht.

Des Weiteren sind am Donnerstag, 23. November, zahlreiche Regisseurinnen und Regisseure aus dem INTERNATIONALEN KURZFILM-WETTBEWERB – TEIL I vor Ort in der Caligari FilmBühne.

Infos zu Youth Days

Das umfangreiche Filmprogramm von exground filmfest 36 u. Youth Days befindet sich auf: https://exground.com/programm/timetable/

exground filmfest 36 mit Länderfocus eröffnet in der Caligari Filmbühne mit Film über den Lebenswahnsinn im Pinochet-Regime 1976

exground filmfest 36 bringt vom 17. bis 26. November 2023 wieder die Höhepunkte aus dem internationalen Filmschaffen in die hessische Landeshauptstadt. Rund 200 Kurz- und Langfilmproduktionen werden zu sehen sein, darunter zahlreiche Premieren. Im Fokus steht dieses Jahr Chile. Aus diesem Anlass wird das exground filmfest 36 am Freitag, dem 17. November 2023, mit dem chilenischen Spielfilm 1976 von Manuela Martelli eröffnet; als Gäste erwarten wir die Regisseurin Manuela Martelli und die Produzentin Alejandra García. Gestern Abend wurde es in der Caligari Filmbühne Wiesbaden eröffnet. © Foto: Diether von Goddenthow
exground filmfest 36 bringt vom 17. bis 26. November 2023 wieder die Höhepunkte aus dem internationalen Filmschaffen in die hessische Landeshauptstadt. Rund 200 Kurz- und Langfilmproduktionen werden zu sehen sein, darunter zahlreiche Premieren. Im Fokus steht dieses Jahr Chile. Aus diesem Anlass wird das exground filmfest 36 am Freitag, dem 17. November 2023, mit dem chilenischen Spielfilm 1976 von Manuela Martelli eröffnet; als Gäste erwarten wir die Regisseurin Manuela Martelli und die Produzentin Alejandra García. Gestern Abend wurde es in der Caligari Filmbühne Wiesbaden eröffnet. © Foto: Diether von Goddenthow

Mit Grußbotschaften von Ayse Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Stadtrat Dr. Hendrik Schmehl, Dezernent für Finanzen, Schule und Kultur Wiesbaden, Francisco Mackenney Palamara, Generalkonsul von Chile, Frankfurt am Main sowie von Anna Schoeppe, Geschäftsführerin von Hessen Film und Medien, und Dr. Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, eröffnete gestern Abend Festival-Mitbegründerin und -Leiterin Andrea Wink die 36. Auflage von exground filmfest in der Caligari Filmbühne Wiesbaden.

Zur Eröffnung wurde der Debüt-Film „1976“ Chile/Argentinien/Katar 2022) von Manuela Martelli, der Meisterin eines ruhigen, metaphernreichen Inszenierungsstils, gekleidet in opulente Bilder, getragen von atmosphärischer Musik und elegantem Schauspiel. Vor dem Hintergrund des sich 1973 an die Macht geputschten Pinochet-Regime wird der ganze Wahnsinn einer vordergründig krampfhaft aufrechterhaltenen Heile-Welt-Fassade gezeigt, hinter sich die lähmenden Ängste vor Verfolgung, Gewalt und Existenzverlust verbergen.
Der Film  wird wiederholt am 20.11.2023 in der „Pupille – Kino in der Uni Frankfurt am Main“, Mertonstr. 26-28,Telefon 069 79828976.

© Foto: Diether von Goddenthow
© Foto: Diether von Goddenthow

Als zweiten Film des Eröffnungsabends um 21.45 Uhr „Estland 2022″ von von Boris Guts gezeigt, ein sehenswerter politischer Thriller über die Proteste im August 2020 in Minsk. Der in einer einzigen Einstellung gedrehte Film erzählt die Geschichte des jungen Ehepaars Julia und Pavel, das in den Vorstädten der belarussischen Hauptstadt lebt. Sie haben gerade geheiratet, eine Wohnung auf Kredit gekauft und wollen ein Baby. Eines Nachts gehen sie aus zum Feiern, geraten mitten in die friedlichen Proteste gegen die manipulierten Wahlen – und sind mit brutaler Polizei, Gewalt und Folter konfrontiert. In nur 90 Minuten ändert sich ihr Leben komplett.

Beim  Empfang im Rathaus mit zahlreichen Gäste aus Chile, dem Focusland von exground filmfest 36, bot sich ein Forum zum Erfahrungsaustausch.

Heute eröffnen exground youth days

Am heutigen Samstag, 18.11.2023, startet um 15.00 Uhr in der Caligari-Filmbühne der Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb zur Eröffnung der exground youth days. Dabei werden Kurzfilme einheimischer Regietalente gezeigt. Das vom Wiesbadener Kinofestival e. V. gestiftete Preisgeld von 500 EUR geht an den Film, der vom Publikum am besten bewertet wird. Platz zwei im Wettbewerb ist dotiert mit einem Einkaufsgutschein vom Apple-Store ergo sum im Wert von 150 EUR.
Um 17:15 Uhr wird zur Premiere der LIGHT LIGHT LIGHT [VALOA VALOA VALOA] von Inari Niemi gezeigt. „1986 in einem Dorf in Südfinnland: Gerade ist das Kernkraftwerk von Tschernobyl explodiert, und Mimi zieht dorthin und erfüllt das Leben der 15-jährigen Mariia für einen Moment mit Licht. Nach 20 Jahren besucht die erwachsene Mariia das Haus ihrer Kindheit wieder, um ihre kranke Mutter zu pflegen, und erinnert sich an den Sommer ihrer ersten Liebe und die tragischen Ereignisse im darauffolgenden Herbst. Wird sie ihre Schuldgefühle loslassen können, die alles Licht zu verschlucken drohen? Ein beeindruckend intensiver Film in Rückblenden.“

Infos zu Youth Days

Das umfangreiche Filmprogramm von exground filmfest 36 u. Youth Days befindet sich auf: https://exground.com/programm/timetable/

Am Freitag, 17. November 2023 startet das Wiesbadener Filmfest exground 36

Am Freitag, den 17.November 2023 startet um 19.00 Uhr in der Filmbühne Caligari das Wiesbadener exground filmfest 36 mit dem Länder-Focus Chile. Dabei werden bis einschließlich 26. November 2023 gut 200 Kurz- und Langfilme in Wiesbadener Spielstätten sowie Kinos in Frankfurt am Main gezeigt. Aus fast 2.100 eingereichten Filmvorschlägen wählte das Kuratoren-Team die eindrucksvollsten Filme aus 57 Ländern. Außerdem wird der YouTube-Kanal von exground filmfest wieder mit festivalbegleitenden Inhalten bespielt. exground filmfest verleiht in insgesamt sechs Wettbewerben Geld- und Sachpreise von über 18.000 EUR.

Hier weitere Programm-Details und Ticket-Infos

Das 36. exground filmfest Wiesbaden ab 17.11.23 mit 200 Filmen aus 57 Ländern – Events und wertvollen Preisen

© exground filmfest
© exground filmfest

Am 17. November 2023 geht die 36. Ausgabe von exground filmfest Wiesbaden mit dem Länderfocus „Chile“ an den Start. Das Festivalteam mit Orga-Leiterin Andrea Wink, Gerald Pucher, Nadja Huhle, Brigitte Strubel-Mattes und Ulrike Hampl und vielen anderen haben auch  dieses Mal wieder ein großartiges Programm zusammenstellen können. Und das alles ehrenamtlich. Alle Besucher können sich freuen, vom 17. bis 26. November 2023 in Wiesbadener Spielstätten sowie in  Frankfurter Kinos rund 200 besondere und normalerweise nicht angebotene Kurz- und Langfilme anzuschauen, darüber miteinander ins Gespräch zu kommen und an zahlreichen Events des Rahmenprogramms teilnehmen zu können.

Aus fast 2.100 Film-Einreichungen  entschied sich das Kuratoren-Team für die eindrucksvollsten Filme aus 57 Ländern, die gezeigt werden. Außerdem wird der YouTube-Kanal von exground filmfest wieder mit festivalbegleitenden Inhalten bespielt. exground film-fest verleiht in insgesamt sechs Wettbewerben Geld- und Sachpreise von über 18.000 EUR.
„Wir sind froh, endlich wieder das Festival in Präsenz und ohne die Corona-Einschränkungen durchführen“, freute sich Andrea Wink beim heutigen Pressegespräch in der Filmbühne Caligari. Allerdings wird es kein Streaming-Angebot mehr geben, da dies viel zu aufwändig und kostenintensiv sei. Zudem freuten sich die exground-Fans auf persönliche Kontakte, die typische exground-Atmosphäre an verschiedenen Spielorten. Es würden auch über 180 Gäste, Filmemacher und Filmemacherinnen, Regisseure und Regisseurinnen erwartet, wobei der Anteil der weiblichen Regisseurinnen in diesem Jahr so hoch ist, wie noch nie bei Filmen, die bei exground gezeigt wurden.

(v.li.) Gerald Pucher, unter anderem  für  die Organisation von exground youth-days zuständig; Festivalmitbegründerin und Orga-Leiterin Andrea Wink, Dr. Julia Cloot, Kuratorin und stellvertretende Geschäftsführerin Kulturfonds Frankfurt RheinMain und Wiesbadener Stadtrat Dr. Hendrik Schmehl, Dezernent für Finanzen, Schule und Kultur © Foto Diether von Goddenthow
(v.li.) Gerald Pucher, unter anderem für die Organisation von exground youth-days zuständig; Festivalmitbegründerin und Orga-Leiterin Andrea Wink, Dr. Julia Cloot, Kuratorin und stellvertretende Geschäftsführerin Kulturfonds Frankfurt RheinMain und Wiesbadener Stadtrat Dr. Hendrik Schmehl, Dezernent für Finanzen, Schule und Kultur © Foto Diether von Goddenthow

Mit am Pressetisch freuen sich auch Dr. Julia Cloot, Kuratorin und stellvertretende Geschäftsführerin Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Stadtrat Dr. Hendrik Schmehl, Dezernent für Finanzen, Schule und Kultur und Gerald Pucher, unter anderem wieder für  die Organisation von exground youth-days zuständig, dass nun exground zum 36. Mal in Wiesbaden stattfinden kann, und für die Landeshauptstadt inzwischen zu einem unverzichtbaren Bestandteil aktiven  Kulturlebens mit internationaler Resonanz sei, wofür „uns viele Städte beneiden“. Trotz der geplanten krassen Einsparungen im Kultursektor in Wiesbaden von 20, eigentlich sogar 23 Prozent, will sich Axel Imholz Nachfolger  Stadtrat Dr. Hendrik Schmehl sehr dafür einsetzen, dass Projekte wie exground weiterhin gefördert werden können. Auch im Stadtrat herrsche große Sensibilität für den Wert kulturellen Lebens und die Folgen, würde hier der Rotstift zuerst angesetzt werden. Auch Dr. Julia Cloot ist sich sicher, dass der Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der insbesondere für die Förderung der Länderschwerpunkte und den Vernetzungsgedanken zuständig ist, weiterhin exground fördern wird.

Warum Chile?

36. exground filmfest wiesbaden mit Länderfokus Chile © exground filmfest
36. exground filmfest wiesbaden mit Länderfokus Chile © exground filmfest

Traditionell möchte das exground-filmfestival einen Beitrag dazu leisten, auch über den nationalen Tellerrand zu  schauen, und wählt jeweils einen Länderfokus. Im letzten Jahr war es beispielsweise Portugal. Und in diesem Jahr soll einmal der spezielle Blick nach Chile gerichtet werden, insbesondere auch wegen der besonderen politischen Situation des Landes. So haben die Proteste in Chile ab 2019 ihren Ursprung in eklatanten Missständen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Deswegen hat das Festivalteam es sich dieses Jahr zur Aufgabe gemacht, beim Länderfokus eine Filmauswahl zu treffen, die sich stark mit den Grundlagen dieser Schieflagen auseinandersetzt, seien es die patriarchalen Strukturen, die (neo-)koloniale Gewalt oder der nachwirkende Terror der Militärdiktatur, die erst 1990 zu Ende ging.

Erinnern und Sprechen sind dabei zentral, sowie der bewusste Blick auf die Werke einer jüngeren Generation. Und einige Filmschaffende werden ihre Arbeiten persönlich in Wiesbaden vorstellen. Dabei sind klassisch narrative Studentenprojekte ebenso vertreten wie unabhängig realisierte Experimentalfilme oder Debüts. Aber auch die Oscar-Einreichung Chiles THE SETTLERS (CL/AR/DK/FR/TW/GB 2023) und gefeierte Werke aus Berlin, Cannes und Rotterdam sind zu sehen. Die Ländersektion umfasst stilistisch und konzeptionell eigenwilliges, emotional bewegendes und gesellschaftlich relevantes Kino, ergänzt um ein äußerst vielseitiges Zusatzprogramm.

Länderstatistik. Rahmenprogramm und Spielorte
Unter den ausgewählten Filmen befinden sich 15 Welt-, sechs internationale, sieben Europa und 54 Deutschland-Premieren. Deutschland führt die Länderstatistik mit 54 Filmen an, während Frankreich auf Platz zwei liegt: 24 französische Filme und Koproduktionen sind im Programm zu finden. Chile ist mit 20 Filmen im diesjährigen Länderfokus präsent. Aber auch hierzulande oft kaum sichtbare Filmna¬tionen wie Kongo, Kamerun und Palästina sind vertreten.

Die exground-Xtras bieten Fachveranstaltungen, Kunstausstellungen sowie die beliebte exground-Gong-Show und das Filmquiz in der Krypta der Marktkirche. Dort präsentiert Bernd Brehmer in seinem Programm THE RETURN OF VIEWER’S DIGEST auch wieder komprimierte Höhepunkte der Filmgeschichte im Super-8-Format, Das Publikum ist hier sogar eingeladen, das Programm aus der reichhaltigen Filmsammlung mitzubestimmen.
Neben den Spielstätten in Wiesbaden — der Caligari FilmBühne, dem Murnau-Filmtheater, der Krypta in der Marktkirche sowie dem Nassauischen Kunstverein und dem Literaturhaus Villa Clementine —werden ausgewählte Filme des Länderfokus wieder in der Pupille — Kino in der Uni Frankfurt am Main und im Orfeos Erben, Frankfurt am Main, zu sehen sein.

Filmprogramm: Deutschland, Europa, USA und die Welt
Die Auswahl von exground filmfest gliedert sich in die Sektionen Made in Germany, American Independents, European Cinema, World Cinema sowie die youth-days.

2023 zeigt exground filmfest gleich sechs Oscar-Einreichungen: THE SETTLERS aus Chile, THE DE-LINQUENTS aus Argentinien, OMEN aus Belgien, OLFAS TÖCHTER aus Tunesien, INSHALLAH A BOY aus Jordanien und BYE BYE TIBERIAS aus Palästina, zu dem auch Filmgäste erwartet werden.

© exground filmfest
© exground filmfest

Wie in den vorigen drei Jahren wird das Publikum in der 36. Festivalausgabe über den Gewinnerfilm in der Reihe Made in Germany entscheiden. Aylin Tezel, die Regisseurin von FALLING INTO PLACE (Deutschland/Großbritannien 2023), der auf der Isle of Skye spielt, wird in Wiesbaden zu Gast sein, Das Regiedebüt Tezels erweist sich als einer der zärtlichsten Liebesfilme der vergangenen Jahre. Der Verein Wiesbadener Kinofestival e. V. richtet den Wettbewerb aus und stiftet den Preis DAS BRETT für den besten deutschen Film.

© exground filmfest
© exground filmfest

Hervorzuheben aus dem Programm ist auch der fesselnde Thriller ROXY (Deutschland/Belgien 2022) von Dito Tsintsadze mit einem herausragenden Devid Striesow in der Hauptrolle. Der Film handelt vom unauffälligen Taxifahrer Thomas Brenner, dessen Leben eine unerwartete Wendung nimmt, nachdem eine Gruppe russischer Männer mit einem Kampfhund in sein Taxi eingestiegen ist International angesiedelt ist auch das mehrfach preisgekrönte Drama LEERE NETZE (Deutschland/Iran 2023) von Regisseur Behrooz Karamizade, der eine starke Bildsprache nutzt, um die Ungleichheiten in der iranischen Gesellschaft zu zeichnen. Der junge Iraner Amir heuert bei einem Fischer an der rauen Küste des Kaspischen Meeres an, um das Geld für die Heirat mit sei¬ner großen Liebe Narges aufbringen zu können. Die so sehr ersehnte Heirat rückt in immer weitere Ferne, weil Amir in kriminelle Machenschaften verwickelt wird. Der deutsch-iranische Regisseur wird ebenfalls in Wiesbaden erwartet.

Neun Highlights großer Festivals finden sich in der Sektion European Cinema. In dieser Sektion ragt der Politthriller MINSK (Estland 2022) von Boris Guts heraus. Ein frischverheiratetes Paar gerät im August 2020 in den Tagen nach der manipulierten Präsidentschaftswahl in Belarus bei einem Abendspaziergang im Stadtzentrum von Minsk in die Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden sowie den vermummten und schwer bewaffneten Schlägern der Behörden, die ohne Vorwarnung auf alle einprügeln und auch Unbeteiligte festnehmen. In der bitterbösen Komödie UNDER THERAPY (Spanien 2023) von Gerardo Herrera sind drei unterschiedliche Paare zu einer ungewöhnlichen Gruppentherapiesitzung eingeladen. Die Psychologin selbst erscheint nicht. Auf dem Tisch liegen stattdessen nummerierte Umschläge mit Aufgaben, welche die Paare gemeinsam bearbeiten sollen.

© exground filmfest
© exground filmfest

Sieben Filme laufen in der Sektion American Independents.
In Nicholaus Goossens Komödie DRUGSTORE JUNE, die exground filmfest als internationale Premiere zeigt, wird die Apotheke in einer Kleinstadt ausgeraubt, und eine junge Frau, die noch bei ihren Eltern wohnt, will das Verbrechen selbst aufklären. Gleichzeitig versucht sie, über ihren Ex-Freund hinwegzukommen und endlich erwachsener zu werden. Der vielfach ausgezeichnete Film FANCY DANCE von Erica Tremblay mit Lily Gladstone in der Rolle als Jax ist eine Liebeserklärung an die indigenen Communities in den USA und deren Frauen. Jax, die sich seit dem Verschwinden ihrer Schwester um ihre Nichte Roki in einem Reservat in Oklahoma kümmert, sucht in jeder freien Minute nach der Vermissten und bereitet Roki auf ein Powwow (Fest der First Nations) vor. Getrieben von der Angst, das Sorgerecht für die Kleine zu verlieren, durchkämmen sie das Hinterland, um Rokis Mutter rechtzeitig zum Powwow zu finden. A GREAT PLACE TO CALL HOME von Marc Turtletaub spielt in einer Kleinstadt irgendwo in Pennsylvania, wo Milton (Sir Ben Kingsley) einen unaufgeregten Lebensabend zwischen Gartenarbeit, Gemeindetreffen und Gedächtnistraining verbringt. Als eines Nachts ein Ufo in seinem Blumenbeet landet, will niemand dem alten Mann glauben — nicht der Notruf, nicht der Kassierer im Supermarkt und schon gar nicht der Gemeinderat. Den extraterrestrischen Besucher mit einer Vorliebe für Äpfel bringt Milton trotzdem bei sich unter. Eine kluge und berührende Komödie über den späten Sinn im Leben und die Lust am Abenteuer.

© exground filmfest
© exground filmfest

Aktuelle Highlights der diesjährigen Festivalsaison aus aller Welt werden in der Sektion World Cinema präsentiert. In DIE IRDISCHEN VERSEN (Iran 2023) erzählt das iranische Regieduo Alireza Khatami und Ali Asgari mit scharfer Zunge und sarkastischem Witz von neun Menschen, die zum Opfer der banalen Bosheit der Beamten im Gottesstaat werden. LET THE DANCE BEGIN (Argentinien/Spanien 2023) von Marina Seresesky ist ein verrücktes Roadmovie aus Südamerika: Drei Silver-Ager begeben sich mit einem alten Lieferwagen auf die Suche nach einem gemeinsamen Geheimnis. Zu dem aufregenden Trip durch Argentinien gibt’s jede Menge Tango, denn vor 30 Jahren waren Car¬los und Margarita das berühmteste Tangopaar der Welt.

Wettbewerbe bei exground filmfest

In insgesamt sechs Wettbewerben vergibt exground filmfest Geld- und Sachpreise von über 18.000 EUR, unter anderem im Deutschen und Internationalen Kurzfilm-Wettbewerb (IVV) sowie dem Wiesbadener Kurzfilm-Wettbewerb. Die Jury des 22. IWs besteht aus dem chilenischen Filmemacher und Produzent Roberto Doveris, Martin Scheuring, Head of Short Films & Market Projects bei German Films in München, und Maria Weyer, stellvertretende Geschäftsführerin für den Bereich Medienpädagogik beim Medienzentrum Wiesbaden.

youth days
13 Lang- und Kurzfilme im Rahmen der 20. exground youth days

Für das junge Filmpublikum zeigt exground filmfest in der 20. Ausgabe der youth days in diesem Jahr 13 internationale Lang- und Kurzfilme, in denen die Lebensrealitäten junger Menschen im Fokus stehen. Jugendliche ab 12 Jahren können sich auf sieben aktuelle Filmproduktionen vom 18. bis 22. November freuen, die jeweils mit Vorfilmen in der Caligari FilmBühne präsentiert werden. Alle Filme werden in Deutsch bzw. mit deutschen Untertiteln gezeigt.

Ganz im Geiste der Zeit sind ein Großteil dieser Filme das Werk von Regisseurinnen. Eröffnet wird das Jugendfilmfestival mit LIGHT LIGHT LIGHT (FI 2023) der finnischen Regisseurin Inari Niemi, die das Publikum zur Zeit des AKW-Unglücks in Tschernobyl 1986 in ein südfinnisches Dorf mitnimmt – und das jähe Ende einer zarten Liebesgeschichte zwischen zwei Schülerinnen aus komplett unterschiedlichen Elternhäusern in Rückblenden erzählt.

© exground filmfest
© exground filmfest

Zu sehen bekommt das exground-Publikum auch EDGE OF EVERYTHING (US 2023) von Pablo Feldman und Sophia Sabella, die ihren Besuch in Wiesbaden schon angekündigt haben. Der Film handelt von der 14-jährigen Abby, die sich an der Grenze zwischen Kindheit und Erwachsensein befindet. Als ihre Mutter stirbt, ist sie gezwungen, bei ihrem Vater und dessen jüngerer Freundin einzuziehen. Abby fühlt sich alleingelassen und hat Mühe, ihren Verlust zu verarbeiten. Neue Freunde, Partys, Drogen und erste sexuelle Erfahrungen sollen ihr über die Trauer hinweghelfen.

© exground filmfest
© exground filmfest

In ebenso schwierigen Verhältnissen wachsen die beiden Schwestern in SISTERS (LE/IT 2023) von Linda Olte auf: Vater abwesend, Mutter im Gefängnis, Kinder im Waisenhaus. Eines Tages erfahren sie, dass eine amerikanische Familie sie adoptieren will. Während die jüngere Diana sogleich Feuer und Flamme ist, zögert die ältere Anastasia und versucht, mit der inzwischen freigelassenen Mutter eine neue Beziehung aufzubauen.

Ebenfalls von quasi abwesenden Eltern handelt THE FANTASTIC THREE (FR 2023) von Michaël Dichter. Der zwölfjährige Max stellt zusammen mit seinen Freunden Tom und Vivian eine verschworene familiäre Gemeinschaft dar. Seine wirkliche Familie ist dagegen chaotisch: Der Vater ist abwesend, die Mutter ist apathisch. Als Max’ großer Bruder mit Fußfessel aus dem Gefängnis zurückkehrt, bringt er auch seine Probleme mit. Max will ihm helfen und Geld beschaffen. Unweigerlich gerät er in einen inneren Zwiespalt und zieht seine Freunde mit in eine Spirale von Gewalt.

© exground filmfest
© exground filmfest

Außer Konkurrenz im Rahmen von „Kino macht Schule“ in Kooperation mit dem Medienzentrum Wiesbaden und donum vitae Regionalverbund für Wiesbaden und den Rheingau-Taunus-Kreis e.V. findet die Schulveranstaltung statt, bei der BESTIES (FR 2021) von Marion Desseigne-Ravel gezeigt wird. Der Film spielt im Sommer in einem Pariser Vorort. Nedjma zieht mit ihren Freundinnen durch die Straßen, die Gang ist wie ihre zweite Familie. Als sie Zina, die Neue in der Nachbarschaft, zum ersten Mal sieht, ist sie sofort verknallt, aber Zina gehört zur verfeindeten Clique. Nedjma ist hin und hergerissen: zwischen der Loyalität zu ihrer Gruppe und dem Begehren für Zina, das mit jeder Nacht, die sie heimlich zusammen verbringen, größer wird. Eine echte Perle des jungen queeren Kinos aus Frankreich.
Für die Vorführung von BESTIES am 22. November 2023 um 10.30 Uhr wenden sich interessierte Schulklassen bitte an das Medienzentrum Wiesbaden e. V. unter: kino@mdz-wi.de oder Telefon 0611 1665841.

Weitere Infos zu youth-days

Internationaler Jugendfilm-Wettbewerb

Die Filme konkurrieren auch in diesem Jahr im Wettbewerb um den besten Langfilm im Rahmen der youth days. Eine Jugendjury entscheidet, welche/-r der Regisseure oder Regisseurinnen das von der Landeshauptstadt Wiesbaden gestiftete Preisgeld von 2.500 EUR mit nach Hause nehmen darf. Zudem wird ein Publikumspreis vergeben, der von der Landeshauptstadt Wiesbaden mit 1.000 EUR dotiert ist.

Kurzfilme bei den exground youth days

Einen weiteren Preis von 500 EUR, gestiftet vom Wiesbadener Kinofestival e. V., vergibt die Wiesbadener Jugendjury für den besten Kurzfilm. Insgesamt sechs Kurzfilme aus Spanien, Kanada, den Niederlanden, Deutschland und Uruguay sind jeweils vor den Langfilmen zu sehen – darunter der Kurzspielfilm ECHO (ES 2023) von Meritxell A. Valls und der Dokumentarfilm OASIS (CA 2022) von Justine Martin, der sich mit den Themen Ausgrenzung und Coming of Age beschäftigt. Der Kurzspielfilm CAMOUFLAGE (NL 2022) von Bregt Verhagen behandelt die Themen Armut und Familie, die Animation IT’S NICE IN HERE (NL 2022) von Robert-Jonathan Koeyers befasst sich mit Polizeigewalt, Ausgrenzung und Racial Profiling. Die Kurzspielfilme BEFORE MADRID (UY 2022) von Ilén Juambeltz und Nicolás Botana und DISCONNECTED (DE 2023) von Daniel Schulte thematisieren erste sexuelle Erfahrungen, Trauer und Verlust.

Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb

Wiesbadener Regietalente zwischen 12 und 18 Jahren haben die Chance, ihre eigenen Werke zum ersten Mal auf einer großen Leinwand zu präsentieren. Der Wettbewerb um den besten Wiesbadener Jugendfilm mit sechs Beiträgen in diesem Jahr eröffnet am 18. November um 15 Uhr in der Caligari FilmBühne die exground youth days. Er ist mit Geld- und Sachpreisen von 650 EUR dotiert.

Im Rahmen der youth days konkurrieren die besten Filme für junges Publikum im Internationalen sowie im Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb. Die „exground-Gurke“ für den trashigsten Film wird ebenso wieder vergeben.

© exground filmfest
© exground filmfest

Alle Programm-Infos und Karten für das Programm von exground filmtest 36 sind ab sofort über www.exground.com erhältlich sowie in der Tourist-Info und an der Caligari-Kasse — und über die exground-filmfest-App.

6. Wiesbadener Psychiatrietag vom 2. bis 6. November im Rathaus

Am Samstag, 4. November, findet ab 11 Uhr im Wiesbadener Rathaus der 6. Wiesbadener Psychiatrietag statt. Die Veranstaltungsreihe, die bereits seit 2011 vom Sozialpsychiatrischer Dienst, der Koordinierungsstelle Gemeindepsychiatrie des Gesundheitsamtes, angeboten wird, steht in diesem Jahr unter dem Titel „Störungen“ und wird von Psychiatrie-Erfahrenen und dem Gemeindepsychiatrischen Verbund organisiert.

Für den Psychiatrietag konnten mehrere Psychiatrieerfahrene Menschen Wiesbadens für Vorträge gewonnen werden, die über sich, ihre Erkrankungen und ihre Lebenswege berichten. So bekommen die Zuhörerinnen und Zuhörer auch einen Eindruck, wie die Betroffenen selbst ihr Leben positiv gestalten, Stabilität zurückgewinnen und inzwischen andere Betroffene, auf den Wegen, mit ihrer Störung zu leben, professionell und im Rahmen von Freundschaften oder Netzwerken unterstützen.

Das Vortragsprogramm ist im Flyer anbei zu finden. Parallel zu den Vorträgen gibt es im Rathaus-Foyer ab 11 Uhr an verschiedenen Informationsständen Beratung und Hilfe durch Wiesbadener Institutionen der Gemeindepsychiatrie. In den Pausen der Vorträge wird die EVIM-Band „Ruhestörung“ spielen.

Unabhängig davon, ob die Besucherinnen und Besucher selbst an einer psychischen Erkrankung leiden oder nicht, wird der Psychiatrietag neue Erkenntnisse vermitteln, die vielfältige Hilfsangebote aufzeigen und die Möglichkeit geben, Anbieterinnen und Anbieter direkt vor Ort im Rathaus-Foyer kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen.

Begleitend läuft am Mittwoch, 1. November, um 20 Uhr der Film „Auf der Adamant“ im Caligari. Er erzählt von den Menschen einer Psychiatrischen Tagesklinik, die mit einem Schiff auf der Seine unterwegs sind.

Von Donnerstag, 2. November, bis Montag, 6. November, können Bürgerinnen und Bürger die begleitende Ausstellung im Foyer des Wiesbadener Rathauses mit Bildern von Psychiatrieerfahrene Menschen besuchen.

In Deutschland ist nahezu jeder dritte Mensch im Laufe seines Lebens von einer psychischen Störung betroffen. Dazu zählen beispielsweise Angststörungen, Depressionen oder eine Suchterkrankung. Der Begriff der „Störungen“ ist ausdrücklich positiv gemeint.

goEast Festival des mittel- und osteuropäischen Films ging mit großer Preisverleihung zu Ende.

Das diesjährige goEast-Festivalmotiv, das Sie auch auf 'dem Umschlag dieses Programmhefts wiederfinden, zeigt eine Szene aus der DDR im Jahr 1971: In der beliebten Disko im Ostberliner Alextreff" tanzen die Menschen, umarmen und unterhalten sich. Auch das soll es 2023 wieder bei goEast geben: Partys, Filmtalks und sogar eine Schifffahrt mit Lesungen, Begegnungen und Performances am 1. Mai,
Das diesjährige goEast-Festivalmotiv, das Sie auch auf ‚dem Umschlag dieses Programmhefts wiederfinden, zeigt eine Szene aus der DDR im Jahr 1971: In der beliebten Disko im Ostberliner Alextreff“ tanzen die Menschen, umarmen und unterhalten sich. Auch das soll es 2023 wieder bei goEast geben: Partys, Filmtalks und sogar eine Schifffahrt mit Lesungen, Begegnungen und Performances am 1. Mai,

Die 23. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films verwandelte die Landeshauptstadt Wiesbaden erneut in ein abwechslungsreiches Zentrum zum kulturellen Austausch in den Kinosälen und an vielen weiteren (unerwarteten) Orten in der gesamten Rhein-Main-Region. Die Preisverleihung in der Caligari FilmBühne bildete den Abschluss einer ereignisreichen und emotionalen Festivalwoche bei goEast. Nach sieben Tagen voller Filmkunst, Virtual Reality, Workshops, zahlreichen Diskussionen, Vorträgen, Filmgesprächen und Ausstellungen, bei der 110 Filme gezeigt wurden und mehr als 350 Gäste aus der internationalen Filmbranche Wiesbaden besuchten, wurden die Siegerfilme des Wettbewerbs, aus dem East-West Talent Lab und dem RheinMain Kurzfilmwettbewerb gekürt, und Preise im Gesamtwert von 27.500 Euro verliehen.

REMEMBER TO BLINK (Per arti, Litauen 2022) , Regie: Austėja Urbaitė, Produzentin: Živile Gallego gewinnt die mit 10.000 Euro dotierte Goldene Lilie bei der 23. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films in Wiesbaden. In diesem psychologischen Drama muss sich das französische Paar Jacqueline und Leon den Herausforderungen nach der Adoption eines Geschwisterpaares aus Litauen stellen. Als eine litauische Studentin als Eingewöhnungshilfe eingesetzt wird, entwickeln sich in der Familie tiefgehende Spannungen. Die internationale Jury unter dem Vorsitz von Rada Šešić begründete ihre Entscheidung wie folgt: „Dieser Film untersucht Adoption und Mutterschaft anhand der komplexen Machtdynamik zwischen zwei Frauen und der Vorstellungen von Ost und West und erinnert uns daran, dass die kolonialen Praktiken, die wir geerbt haben, oft wieder auftauchen und das heutige Leben beeinflussen.“.

Der Regisseur Titas Laucius gewann mit PARADE (Litauen, 2022) den Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie, der mit 7.500 Euro dotiert ist. Im Zentrum der schwarzen Komödie steht eine Blaskapelle und die sich überschlagende Ereignisse im Leben ihrer Leiterin. „Ein bemerkenswert selbstbewusstes Debüt mit einem feinen Gespür für die Komik gescheiterter Beziehungen und die institutionellen Regeln, die Menschen aneinander binden, und einer phänomenalen weiblichen Hauptdarstellerin, Rasa Samuolyte.“, so die Begründung der Jury.

WE WILL NOT FADE AWAY (Ukraine, Frankreich, Polen, 2023) der Regisseurin Alisa Kovalenko wurde mit dem zum zweiten Mal von der Central and Eastern European Online Library ausgelobten CEEOL Preis für den besten Dokumentarfilm, der mit 4.000 Euro dotiert ist, ausgezeichnet. Der Coming-of-Age-in-War Dokumentarfilm beschäftigt sich mit einer Gruppe in Donbass aufwachsender Jugendliche, die von einer Reise in den Himalaya träumen. „Dieser Dokumentarfilm bringt die lebendigen Träume und Ambitionen von Teenagern aus einer Kleinstadt auf die Leinwand, die in einem brutalen Umfeld enttäuschter Hoffnungen und gefangener Leben gefangen sind, und zeigt eine bemerkenswerte Fähigkeit, sich auf ihre Geschichten und Hoffnungen einzulassen, sie zu verstehen und sie uns nahe zu bringen.“, so die Begründung der Jury.

Mit einer lobenden Erwähnung wurde THIS IS WHAT I REMEMBER (Kirgisistan, Japan, Niederlande, Frankreich, 2022) von Aktan Arym Kubat preisgekrönt. Das Gesellschaftsporträt eines Gastarbeiters, der sein Gedächtnis verloren hat, in einer postsowjetischen Realität. „Ein scheinbar stiller und doch bildgewaltiger Film, der von innen herausbrüllt und von der Macht der Liebe im göttlichen Sinne handelt, um schwindende soziale Werte und traditionelle Wurzeln wiederzubeleben, mit einem ausgeprägten Gespür für die sich zuspitzende Umweltkrise und wunderbaren Hauptdarstellern, sowohl dem Regisseur als auch seinem Sohn.“, begründete die Jury.

Der Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI in der Kategorie Spielfilm ging ebenfalls an REMEMBER TO BLINK (Litauen, 2022) der Regisseurin Austėja Urbaitė mit folgender Jurybegründung: „für die sorgfältige und intensive Art, ein heikles Thema wie die Erfüllung des weiblichen Wunsches nach Mutterschaft und Familie zu beschreiben. Der Film behandelt auf dramatische Weise die Konfrontation zwischen den Kulturen und die Probleme internationaler Kinderadoptionen.“.

In der Kategorie Dokumentarfilm zeichnete die FIPRESCI-Jury, deren Mitglieder Davide Magnisi, Živa Emeršič und Tina Waldeck waren, MOTHERLAND (Mutterland, Schweden, Ukraine, Norwegen, 2022) des Regieduos Alexander Mihalkovich und Hanna Badziaka aus. Die Begründung der Jury lautete: „für die mutige Enthüllung der Gewalt und Korruption in der belarusischen Armee durch die Geschichte von Müttern, die versuchen, die Schuldigen vor Gericht zu bringen. Ungeachtet des Scheiterns ihrer Versuche vermittelt der Film eine starke Botschaft über die Kraft der Menschlichkeit und des Widerstands.“

Die lobende Erwähnung beim vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain geförderte RheinMain Kurzfilmpreis geht an ARALKUM (Uzbekistan, 2022) von Daniel Asadi Faezi und Mila Zhluktenko. „Eine poetische Reise ins Land des ausgetrockneten Lebens, die uns an die grausamen Konsequenzen menschlicher Gier erinnert. Mit starken ästhetischen Bildern gelingt den Filmemacher:innen eine bewegende Warnung vor der endgültigen Zerstörung der Natur.“, so die Jury.

Der RheinMain Kurzfilmpreis geht an NO NATION WITHOUT CULTURE (KEINE NATION OHNE KULTUR, Tschetschenien, 2022) von Vladlena Sandu. „Mit klaren und präzisen Bildern bringt die Regisseurin beeindruckende Beobachtungen aus einer Stadt, die man fast vergessen hat, in die Welt – und macht damit die Zerstörung der Seele einer Kultur sichtbar. Ein hochaktueller Schrei aus einer zum Schweigen gebrachten Gesellschaft.“, so die Jury.

Im East-West Talent Lab, das mit Unterstützung von Renovabis und Goethe Institut durchgeführt wurde, fand das Project Market Pitch vor einer dreiköpfigen Jury statt. Die Jury: „wir sind begeistert von der Energie ihres Projekts und freuen uns, dies ankündigen zu können: Der Pitch the Doc Award geht an ASHES TO ASHES, DUST TO SIDE CHICKS (Kasachstan) von Intizor Otaniyozaova. „Angeregt durch Beyonce begibt sich die Regisseurin auf die Suche nach dem Mosaik ihrer Abstammung, um sich selbst und ihre Stimme wiederzufinden. Die Entdeckungen, die sie auf ihrer Reise macht, werden ihr eigenes Wachstum beeinflussen.“, so die Jury.

THE SIGH OF MEMORY (Kirgisistan) von Gulzat Egemberdieva wird mit dem mit 3.500 Euro dotierten Renovabis Forschungstipendium ausgezeichnet. “Damit möchten wir eine Filmemacherin unterstützen, die noch ganz am Anfang ihres neuesten Films steht. Wir freuen uns sehr auf Gulzat Egemberdieva, die die Geschichte des Opiumhandels in Zentralasien von der frühen Sowjetzeit bis heute nachzeichnet.“. Der Seufzer der Erinnerung erzählt aus einer einzigartigen Perspektive und mit einem außergewöhnlichen Zugang und wendet sich der Vergangenheit zu, um zu verstehen, wie dieses Problem noch immer in der Gegenwart nachhallt.

Die Wahl des goEast Medienpartners 3sat, der seit Beginn des Festivals in jedem Jahr den Ankauf für einen Spielfilm des Wettbewerbs anbietet, fiel 2023 auf JANUARY (Janvāris, Lettland, Litauen, Polen, 2022) mit der Begründung: „Die Stärke von Viesturs Kairišs‘ Film liegt in seiner unaufdringlichen Vielschichtigkeit. Er weitet sich von der unsicheren Suche eines jungen Mannes nach seiner Bestimmung in seinen Beziehungen wie in seinen künstlerischen Ambitionen zu einer kraftvollen, ausdrucksstarken Beschreibung des lettischen Kampfes für die Unabhängigkeit 1991. Privates Verhalten (zwischen Opportunismus und Protest), moralische Integrität und politische Aktion werden in ihrer Verschränkung, aber auch in ihren Widersprüchen deutlich, und beleuchten damit in der Tradition von Krzysztof Kieślowski subtil ein Stück weit die Gegenwart, ohne allerdings einfache Antworten zu geben. Formal spielt der Film geschickt mit verschiedenen analogen Bildformaten und Archivmaterial und erinnert eindrucksvoll an die Bedeutung von lettischen Filmemachern wie Juris Podnieks und Andris Slapinš und ihren Anteil als Künstler im Kampf um Unabhängigkeit und Demokratie. Der Film soll zum goEast Festival 2024 bei 3sat seine TV-Premiere feiern.

Die 23. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films fand vom 26. April bis 02. Mai in Wiesbaden statt. Zu den Höhepunkten gehörten neben einem abwechslungsreichen Wettbewerb und intensiven Begegnungen im Kino die Besuche international gefeierter Filmemacher:innen wie Radu Jude, und das Porträt Jasmila Žbanićs inklusive ihrer Anwesenheit beim Festival. Das Symposium, das unter dem Titel „Decolonizing the (Post)- Soviet Screen“ lief, erfreute sich einer sehr regen Teilnahme von Gästen aus dem In- und Ausland. Mit dem Cinema Archipelago, einem Rahmenprogramm, das über die klassische Kinoerfahrung hinausgeht, betrat das Festival, gefördert vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain, zum zweiten Mal einen außerfilmischen Boden und ermöglichte u.a. eine erfolgreiche Ausstellung namens ILLUSTRATORS_NATIVE und Diskussionsrunden, die indigenen Aktivismus in ehemaligen Sowjetrepubliken thematisierten.

Alle Preisträger:innen noch einmal im Überblick:

1.Goldene Lilie für den Besten Film
REMEMBER TO BLINK (PER ARTI, LITAUEN, 2022, Regie: Austėja Urbaitė, Produzent: Živile Gallego

2. Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie
PARADE (PARADAS, Litauen, 2022) Regie: Titus Laucius

3. CEEOL Preis für den besten Dokumentarfilm
WE WILL NOT FADE AWAY (MY NE ZGASNIEMO, Ukraine, Frankreich, Polen, 2023, Regie: Alisa Kovalenko

4. Lobende Erwähnung der internationalen Jury
THIS IS WHAT I REMEMBER (ESIMDE, Kirgisistan, Japan, Niederlande, Frankreich, 2022), Regie: Aktan Arym Kubat

5. Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI (Spielfilm)
REMEMBER TO BLINK (PER ARTI, Litauen, 2022), Regie: Austėja Urbaitė

6. Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI (Dokumentarfilm)
MOTHERLAND (MUTTERLAND, Schweden, Ukraine, Norwegen, 2022), Regie: Aleksander Mihalkovich, Hanna Badziaka

7. Lobende Erwähnung RheinMain Kurzfilmpreis
ARALKUM (Uzbekistan, 2022), Regie: Daniel Asadi Faezi und Mila Zhluktenko

9. . Pitch the Doc-Award
ASHES TO ASHES, DUST TO SIDE CHICKS, Kazakhstan, Regie: Intizor Otaniyozaova

RheinMain Kurzfilmpreis

NO NATION WITHOUT CULTURE, Tschetschenien, 2022, Regie: Vladlena Sandu

10. Renovabis-Recherchestipendium

THE SIGH OF MEMORY, Kirgisistan, Regie: Gulzat Egemberdieva

11 3sat-Ankauf

JANUARY (Janvāris, Lettland, Litauen, Polen, 2022), Regie: Viesturs Kairišs‘s your new text block with first paragraph.

Weitere Infos über https://www.filmfestival-goeast.de/

Die 23. Ausgabe von goEast ¬Festival des mittel- und osteuropäischen Films – in der Caligari Filmbühne eröffnet

Unter anderem mit diesem spannenden Kurzfilmbeitrag It's a date, machte Festivalleiterin Heleen Gerritsen Appetit auf das riesige Film-Programm (110 Beiträge, darunter 16 Wettbewerbsfilme) der 23. Ausgabe von goEast.
Unter anderem mit diesem spannenden Kurzfilmbeitrag It’s a date, machte Festivalleiterin Heleen Gerritsen Appetit auf das riesige Film-Programm (110 Beiträge, darunter 16 Wettbewerbsfilme) der 23. Ausgabe von goEast.

Endlich wieder ohne Maske konnten nach drei kargen Corona-Jahren gestern Abend Ellen M. Harringston, Direktorin des Deutschen Filminstituts (DFF) und Festivalleiterin Heleen Gerritsen gemeinsam mit HMWK-Staatssekretärin Ayse Asar, Kulturfonds-Frankfurt-RheinMain Geschäftsführerin Karin Wolf und Wiesbadens Kulturdezernent Axel Imholz die 23. Ausgabe von goEast ¬Festival des mittel- und osteuropäischen Films – in der Caligari Filmbühne Wiesbaden eröffnen.

Endlich wieder die legendäre drangvolle Enge herrschte gestern Abend bei der Eröffnung der 23. goEast-Ausgabe in der Filmbühne Caligari. © Foto Diether von Goddenthow
Endlich wieder die legendäre drangvolle Enge herrschte gestern Abend bei der Eröffnung der 23. goEast-Ausgabe in der Filmbühne Caligari. © Foto Diether von Goddenthow

Ellen M. Harringston, Direktorin des Deutschen Filminstituts (DFF), betonte in ihrem Grußwort, dass das Programm in diesem Jahr doch sehr durch die durch Russlands Angriffskrieg dramatisch veränderte kulturelle Landschaft in Russland selbst und in den Nachbarländern, die sich zu Recht Sorgen um ihre eigene Sicherheit und weitere Unabhängigkeit machen, geprägt sei.

Abend Ellen M. Harringston, Direktorin des Deutschen Filminstituts (DFF) © Foto Diether von Goddenthow
Abend Ellen M. Harringston, Direktorin des Deutschen Filminstituts (DFF) © Foto Diether von Goddenthow

Die neuen Herausforderungen seien „bereits beim letztjährigen goEast Festival auf dramatische Weise deutlich geworden, und das Festival reagierte darauf mit schnellen und prägnanten Programmbeiträgen, die einen wichtigen Dialog innerhalb der Gemeinschaft ermöglichten. Diese Faktoren und die Notwendigkeit, flexibel zu bleiben, haben die Planung des diesjährigen goEast Festivals und insbesondere des Symposiums beeinflusst, das sich aus einer neuen Perspektive mit dem Kino der Nachfolgestaaten der Sowjetunion beschäftigen wird“.

Festivalleiterin Heleen Gerritsen © Foto Diether von Goddenthow
Festivalleiterin Heleen Gerritsen © Foto Diether von Goddenthow

Festivalleiterin Heleen Gerritsen dankte ihrem ganzen Team und gab einen komprimierten spannenden Überblick über das Programm der nächsten Tage des goEast-Festivals 2023. Das Programm beinhalte erstaunlich viele Animationsfilme – psychedelische Klassiker aus Ungarn und Estland sowie zeitgenössische animierte Dokumentarfilme aus Tschechien und Lettland. „Unser beeindruckender Eröffnungsfilm AURORA’S SUNRISE verwendet Animationen, um verloren gegangene Stellen aus einem Hollywood Film sowie Erinnerungen aus der Vergangenheit zu rekonstruieren“.
Insbesondere werde man dem ukrainischen Kino der Vergangenheit und Gegenwart einen besonders großen Platz einräumen. Unter dem Titel „Decolonizing the (Post-)Soviet Screen” wird es zudem eine ganz Reihe Vorträge, Diskussionen und ein umfangreiches Filmprogramm mit internationaler Beteiligung geben. Die Festivalleiterin präsentierte etliche Kurz-Filmausschnitte, die Lust auf mehr machen, unter anderem den atemberaubenden Streifen „It’s a date“. Es ist eine rasend-lebensgefährliche  Fahrt  durch’s leergefegte abendliche Kiew zum Date symbolisiert  die Stimmung, und eine Besinnung zum Wesentlichen in diesen Zeiten.

Staatssekretärin Ayse Asar © Foto Diether von Goddenthow
Staatssekretärin Ayse Asar © Foto Diether von Goddenthow

Ayse Asar, Staatssekretärin des Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst unterstrich, dass „ wir die verbindende und integrierende Kraft des Films und der Kunst“ nach wie vor brauchen. „Der entsetzliche Überfall Putins auf die Ukraine hat sich gejährt und noch immer erhalten wir schmerzvolle Nachrichten über diesen Angriff auf die Freiheit in Europa.“ Umso wichtiger sei es, „sich mit der Kultur und der Geschichte unserer osteuropäischen Nachbarn auseinanderzusetzen. Das goEast Festival spielt für diesen Austausch eine zentrale Rolle. Ich freue mich, Sie zur 23. Ausgabe begrüßen zu dürfen!“

Karin Wolf , Geschäftsführerin Kulturfonds Frankfurt RheinMain. © Foto Diether von Goddenthow
Karin Wolf , Geschäftsführerin Kulturfonds Frankfurt RheinMain. © Foto Diether von Goddenthow

Auch Karin Wolff, Geschäftsführerin Kulturfonds Frankfurt RheinMain, unterstrich, dass sich das goEast Filmfestival zum 23. Mal „als Ort des Austauschs zwischen den umfangreichen mittel- und osteuropäischen Identitäten und Kulturen sowie allen Menschen in Deutschland und Westeuropa“ entpuppt. Solch eine Plattform sei gerade in Zeiten des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine nötig, „die allen Besucherinnen und Besuchern die Gelegenheit für Begegnungen und intensive Dialoge gibt“ So forme ein reflektierter Umgang mit einer umfassenden mittel- und osteuropäischen Filmlandschaft den Mittelpunkt des goEast-Festivalprogramms. Im Hinblick auf diese besondere Festivaledition wünschte Wollf allen Kinobegeisterten „eine unvergessliche Zeit voller interessanter Diskussionen, lehrreicher Gespräche sowie inspirierender Filmvorführungen.“

Wiesbadens Kulturdezernent Axel Imholz, hört leider auf. © Foto Diether von Goddenthow
Wiesbadens Kulturdezernent Axel Imholz, hört leider auf. © Foto Diether von Goddenthow

Der scheidende Wiesbadener Kulturdezernent Axel Imholz dankte Festivalleiterin Heleen Gerritsen und dem gesamten goEast-Team für all die Jahre vertrauensvoller Zusammenarbeit „für dieses anspruchsvolle und sehenswerte Programm“. Als Fan von Zeichentrickfilmen freue er sich besonders, dass „gleich mehrere Pioniere des Animationsfilms“ dabei seien, darunter „Der Gründer des Pannónia Filmstúdiós, Gyula Macskássy sowie Sándor Reisenbüchler, dessen experimentell-philosophisches Werk sich zwischen Science-Fiction und Psychedelika bewege. Außerdem Elbert Tuganov, der Gründer des Nukufilm-Studios für Stop-MotionFilme sowie Rein Raamat, einer der erfolgreichsten estnischen Animationsfilmregisseure“, so Imholz, dessen Weggehen nicht nur die vielen „Imholz-Fans“ sehr bedauerten.

Intensiver Austausch beim anschließenden FilmEmpfang mit den osteuropäischen Gästen im Museum Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow
Intensiver Austausch beim anschließenden FilmEmpfang mit den osteuropäischen Gästen im Museum Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow

Alle Infos und das gesamte Programm unter goEast 2023

23. Festival des mittel- und osteuropäischen Films goEast vom 26.4. bis 2. Mai 2023 – mit 110 Filmen, Filmtalks, Workshop, Partys usw.

Das diesjährige goEast-Festivalmotiv, das Sie auch auf 'dem Umschlag dieses Programmhefts wiederfinden, zeigt eine Szene aus der DDR im Jahr 1971: In der beliebten Disko im Ostberliner Alextreff" tanzen die Menschen, umarmen und unterhalten sich. Auch das soll es 2023 wieder bei goEast geben: Partys, Filmtalks und sogar eine Schifffahrt mit Lesungen, Begegnungen und Performances am 1. Mai,
Das diesjährige goEast-Festivalmotiv, das Sie auch auf ‚dem Umschlag dieses Programmhefts wiederfinden, zeigt eine Szene aus der DDR im Jahr 1971: In der beliebten Disko im Ostberliner Alextreff“ tanzen die Menschen, umarmen und unterhalten sich. Auch das soll es 2023 wieder bei goEast geben: Partys, Filmtalks und sogar eine Schifffahrt mit Lesungen, Begegnungen und Performances am 1. Mai,

Nach drei Corona-Jahren findet vom 26.4. bis 2. Mai 2023 die 23. Ausgabe von goEast ¬Festival des mittel- und osteuropäischen Films –  endlich wieder in gewohnter Präsenz statt: in der Caligari Filmbühne, im Murnau Filmtheater, Kulturzentrum Schlachthof und Apollo-Kinocenter, zudem in Spielstätten in Darmstadt, Mainz und Gießen.  Festivial Center sind das Museum Wiesbaden und zum ersten Mal auch das Alte Gericht für Filmtalks und mit Filmbar im Clubhouse.

Trotz des Ukraine-Krieges mit all seinen Folgen für den Kultursektor gelang es dem goEast-Team ein spannendes Programm mit 110 Filmen aus 18 osteuropäischen Ländern zusammenzustellen. In diesen Zeiten war es besonders aufwändig  für das goEast-Team, benötigte Einreisepapiere sowie die oftmals komplizierten Flugverbindungen für Gäste und Filmschaffende aus den osteuropäischen Ländern zu organisieren.

Umso mehr freut sich das goEast-Team, dass bereits über 350 Filmgäste ihr Kommen nach Wiesbaden zugesagt haben. Eine besondere Ehre dabei ist der Besuch der bosnischen Regisseurin Jasmila Žbanić, welcher das diesjährige Porträt gewidmet ist. Sie wird bei Filmgesprächen und in einem ausführlichen Werkstattgespräch über ihre umfangreiches Schaffen Auskunft geben.

Heleen Gerritsen, Festivalleiterin von goEast seit 2017. © Foto Diether von Goddenthow
Heleen Gerritsen, Festivalleiterin von goEast seit 2017. © Foto Diether von Goddenthow

Heleen Gerritsen, Festivalleiterin von goEast seit 2017, erklärte auf er heutigen Pressekonferenz „Die 23. Ausgabe von goEast startet mit einem starken Wettbewerb und einer Auswahl an besonderen Filmgästen. Osteuropa auf Augenhöhe – das ist seit der 1. Festivalausgabe das Motto von goEast. Es gilt, nicht nur ÜBER Osteuropa, sondern MIT Osteuropa zu reden. In Zeiten von Krieg und kulturellen Missverständnissen sind Dialogforen wie das unsere wichtiger denn je.“

So wird das Festival neben der Präsentation seltener und hierzulande praktisch nie gezeigter Filmkunst mit zahlreichen Premieren, vor allem auch eine Woche sein mit intensiven Begegnungen, mit Austausch und weiteren kulturellen Highlights. Und goEast wird  ein Ort sein, an dem erneut die Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zum Ausdruck gebracht werden wird.

Anna Schoeppe, Geschäftsführerin von HessenFilm. © Foto Diether von Goddenthow
Anna Schoeppe, Geschäftsführerin von HessenFilm. © Foto Diether von Goddenthow

Anna Schoeppe, Geschäftsführerin von HessenFilm, ist voller Vorfreude auf goEast: „Als feste Größe im hessischen Kulturkalender bringt das goEast Festival aktuelles Kino aus Mittel- und Osteuropa in das Rhein-Main-Gebiet. goEast versteht Film dabei auch als Medium, das den kulturellen Dialog und Austausch fördert: zwischen Filmschaffenden und Publikum und zwischen Nachwuchsregisseur:innen aus Ost und West. Ich freue mich auf ein Programm, das die Vielfalt der mittel- und osteuropäischen Kultur in Wiesbaden erlebbar macht!“

Im goEast Wettbewerb konkurrieren 16 aktuelle Spiel- und Dokumentarfilme untereinander um die von einer internationalen Jury verliehenen drei Hauptpreise des Festivals. Im Einzelnen sind das die mit 10.000 Euro dotierte „Goldene Lilie“, der mit 7.500 Euro dotierte Preis für die Beste Regie der Landeshauptstadt Wiesbaden und der neu ausgelobte und mit 4.000 Euro dotierte CEEOL-Preis für den besten Dokumentarfilm. Darüber hinaus vergibt die Internationale Filmkritik FIPRESCI mit einer eigenen Jury zwei Preise.

Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Festivalleiterin Heleen Gerritsen, Anna Schöppe, Geschäftsführerin der HessenFilm& Medien GmbH und Axel Imholz. Kulturdezernent der Stadt Wiesbaden gewährten bei der Pressekonferenz in der Caligari-Filmbühne Wiesbaden Einblicke in das Festivalprogramm. Während Axel Imholz sehr vom Animationsprogramm und dem armenischen Eröffnungsfilm AURORA'S SUNRISE angetan ist, empfahl Anna Schoeppe u.a. den Film PARADE herzlichst, der am 28. April um 19:00 Uhr in der Caligari FilmBühne laufen wird. © Foto Diether von Goddenthow
Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Festivalleiterin Heleen Gerritsen, Anna Schöppe, Geschäftsführerin der HessenFilm& Medien GmbH und Axel Imholz. Kulturdezernent der Stadt Wiesbaden gewährten bei der Pressekonferenz in der Caligari-Filmbühne Wiesbaden Einblicke in das Festivalprogramm. Während Axel Imholz sehr vom Animationsprogramm und dem armenischen Eröffnungsfilm AURORA’S SUNRISE angetan ist, empfahl Anna Schoeppe u.a. den Film PARADE herzlichst, der am 28. April um 19:00 Uhr in der Caligari FilmBühne laufen wird. © Foto Diether von Goddenthow

In der Matinee ist Slowenien mit der Regisseurin Maja Weiss und ihrem Mystery-Film HÜTER DER GRENZE (2002) zu Gast. Ein Film, der seiner Zeit weit voraus war — feministisch, mysteriös, queer und anti-nationalistisch.

Im Symposium soll insbesondere die sich verändernde Filmlandschaft in Mittel- und Osteuropa reflektiert und unter dem Motto „Decolonizing the (Post-)Soviet Screen“ der Blick erstmals auf die Kolonialisierung Osteuropas und Unterdrückung indigener Völker durch Russland gerichtet werden- Dabei wird insbesondere dem ukrainischen Kino der Vergangenheit und Gegenwart ein großer Platz eingeräumt werden. Im Rahmenprogramm treffen sich Filmschaffende, Künstler und Künstlerinnen und Anti-Kriegsaktivisten aus indigenen Bewegungen des post-sowjetischen Raums.

Der Krieg in der Ukraine und die vielen, auch in Deutschland heftig geführten Diskussionen über den Umgang mit russischer Kultur, machen das Thema aktuell und die Debatte notwendig. In weiteren Sektionen wie den Anarcho Shorts oder der RheinMain Kurzfilmrolle werden Kurzfilme verschiedener Genres gezeigt. in der Archivpräsentation, die dieses Jahr der Slovenska Kinoteka aus Ljubljana gewidmet ist, ist FAREWELL UNTIL THE NEXT WAR von Živojin Pavlović (Jugoslawien, 1980) zu sehen.
In der Matinee am Sonntag, 30. April, in der Caligari FilmBühne wird GUARDIAN OF THE FRONTIER (Frankreich, Slowenien, Deutschland, 2002) von Maja Weiss vorgeführt. Zu Gast mit einem Filmprogramm ist auch das tschechische Institute of Documentary Film (IDF), das seit 2001 kreative Dokumentarfilme aus Mittel- und Osteuropa unterstützt – hier kann das Genre „AniDoc – animierte Dokumentarfilme – erkundet werden. Begleitend dazu gibt es einen Workshop für junge Menschen von dem Prager Duo Nazlı Kaya und Tomáš Doruška in der Wiesbadener Medienwerkstatt, wo Teilnehmer:innen selbst mit dem animierten Dokumentarfilmgenre experimentieren können.

Eine neue Generation von Filmschaffenden wird sich im Fast-West Talent Lab mit Expertinnen und Gleichgesinnten austauschen. Besonders freut das goEast-Team, dass in diesem Jahr gleich zwei ehemalige Teilnehmerinnen einen Platz im goEast Wettbewerb ergatterten: MOTHERILAND (Belarus) und FLOTACIJA (Serbien) haben ihre Reise beide im Wiesbadener Lab begonnen.

Daran, dass jeder Krieg irgendwann ein Ende nimmt, und dann eine lange Nachkriegszeit mit Wiederaufbau und Aufarbeitung folgt, soll das Oeuvre der bosnischen Star-Regisseurin Jasmila Zbanic erinnern, die in diesem Jahr im Mittelpunkt der Porträt-Sektion steht. In Bosnien und Herzegowina geht das Leben weiter, Filme helfen bei der Verarbeitung von Traumata. Jasmila Zhanic setzt sich in ihrer Heimat zudem auch aktiv für Frauenrechte ein.
Das Festival-Programm beinhaltet im 23. Festivaljahr erstaunlich viele Animationsfilme ¬psychedelische Klassiker aus Ungarn und Estland stehen neben zeitgenössischen animierten Dokumentarfilmen aus Tschechien und Lettland. Auch der beeindruckende Eröffnungsfilm AURORA’S SUNRISE verwendet Animation, um verloren gegangene Stellen aus einem Hollywood-Film sowie Erinnerungen aus der Vergangenheit zu rekonstruieren,

Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow
Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow

Für Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden und Zeichentrickfilm-Liebhaber, hat das goEast Filmfestival aktuell besondere Relevanz: „Der Angriff Russlands, das unermessliche Leid und die Zerstörung in der Ukraine, all das ist Tag für Tag noch immer gegenwärtig. Ein Festival wie goEast, das nicht nur eine filmische, sondern auch eine Gesprächsplattform für Filmemacherinnen/Filmemacher und Besucherinnen/Besucher aus Ost und West bietet, bleibt daher mehr denn unglaublich wertvoll“, so Kulturdezernent Axel Imholz.

Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain. © Foto Diether von Goddenthow
Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain. © Foto Diether von Goddenthow

Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der schon zum zweiten Mal das innovative Rahmenprogramm „Cinema Archipelago“ fördert, sieht die Aufgabe des Programms in der Stärkung von Solidarität und Verständnis: „Das Rahmenprogramm ‚Cinema Archipelago‘ des goEast Filmfestivals geht nach einem erfolgreichen Start in die zweite Runde. Das Filmfestival, das vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum ausgerichtet wird, nimmt neue mediale Ausdrucksformen in den Fokus und steht zugleich auch weiterhin unter dem Einfluss des andauernden russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Kunstschaffende aus Ungarn, Ukraine, Lettland, Weißrussland und vielen weiteren mittel- und osteuropäischen Nationen, die beim diesjährigen Festival zu Gast sein werden, wollen in ganz unterschiedlichen Sparten aufzeigen, wie angespannt das aktuelle Verhältnis zwischen ihrer jeweiligen und der russischen Kultur ist und welch‘ große Individualität in ihrer eigenen Kulturszene steckt. Besucherinnen und Besucher dürfen sich auf ein facettenreiches Programm aus klassischen und neuen Formaten freuen. Wir freuen uns sehr auf das Festival und wünschen viel Erfolg!“

Die Website des Festivals trägt bereits ihr neues Gewand, auch das komplette Programm ist online zu finden. Am 26. April wird goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films zum 23. Mal feierlich eröffnet – mit dem Eröffnungsfilm AURORA’S SUNRISE (Aurora – Star wider Willen, Armenien, Deutschland, Litauen, 2022) der armenischen Regisseurin Inna Sahakyanin in der Caligari FilmBühne.

Das komplette goEast-Programm mit Programm-Heft, Katalog, Timetable, goEast Fokus sowie Symposiumflyer unter https://www.filmfestival-goeast.de/

Tickets der Veranstaltungen können über die goEast-Webseite https://www.filmfestival-goeast.de/ erworben werden. Über den Reiter „Filmsuche 2023″ oder „Cinema Archipelago“ gelangt man ganz einfach zu den gewünschten Veranstaltungen.

SPIELSTÄTTEN WIESBADEN

Festivalzentrum Museum Wiesbaden
Friedrich-Ebert-Allee 2
65185 Wiesbaden

Altes Gericht (hier finden die Filmtalks jeweils um 22.00 h im Clubhouse statt)
Gerichtsstraße 2
65185 Wiesbaden

Caligari FilmBühne
Marktplatz 9
65183 Wiesbaden

Murnau-Filmtheater
Murnaustraße 6
65189 Wiesbaden

Apollo-Kinocenter
Moritzstraße 6
65185 Wiesbaden

Ostkiosk
Friedrich-Ebert-Allee 2
65185 Wiesbaden

Kulturzentrum Schlachthof
Murnaustraße 1
65189 Wiesbaden

WEITERE SPIELSTÄTTEN
Kino Palatin
Hintere Bleiche 6 – 8
55116 Mainz

Programmkino Rex
Wilhelminenstraße 9
64283 Darmstadt

Kinocenter
Bahnhofstraße 34
35390 Gießen

 

23. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films steht vor der Tür – vom 26. April bis 2. Mai 2023

goEast2023-logo-450Wiesbaden/Frankfurt, 04 April 2023. Nur noch drei Wochen bleiben bis zum Beginn der 23. Ausgabe des vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum veranstalteten goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films (26. April bis 02. Mai) in Wiesbaden und der umliegenden Region. Ein Teil des Programms wird in Zusammenarbeit mit dem VoD-Anbieter Filmwerte auch online zur Verfügung stehen.

Der goEast Eröffnungsfilm – AURORA’S SUNRISE
Die 23. Ausgabe von goEast eröffnet mit dem Film AURORA’S SUNRISE (Aurora – Star wider Willen, Armenien, Deutschland, Litauen 2022). Die Spurensuche von Regisseurin Inna Sahakyan führt uns in die 1910er Jahre zurück, als der grauenhafte Genozid an dem armenischen Volk verübt wurde. Die junge Armenierin Arshaluys Mardigian überlebte den Völkermord und schaffte die Überfahrt in die USA, wo sie ihre Autobiografie veröffentlichte. Das Buch wurde 1919 in Hollywood aufgegriffen, und unter dem Titel AUCTION OF SOULS verfilmt. Der Stummfilm erzählt den Überlebenskampf Arshaluys Mardigians und sie selbst spielt die Hauptrolle. Der Film war ein Box Office Hit, von dem leider nur Bruchstücke erhalten sind. Inna Sahakyan kombiniert dieses Archivmaterial mit Animationen, rekonstruiert die Geschichte und gedenkt den grauenhaften Ereignissen des Genozids am armenischen Volk, ein nach wie vor relevantes Thema.

Filme von Frauen über Frauen, Dramen, Dokumentarfilme,

Der goEast Eröffnungsfilm – AURORA’S SUNRISE (C) AURORA'S SUNRISE, INNA SAHAKYAN, 2022
Der goEast Eröffnungsfilm – AURORA’S SUNRISE (C) AURORA’S SUNRISE, INNA SAHAKYAN, 2022

Komödien und Porträts aus dem Osten und Mitte Europas – die ganze Vielfalt im goEast Wettbewerb
Das Herzstück des Festivals, der Wettbewerb, umfasst ein großes Programm und bietet dem breiten Publikum aus Wiesbaden und der Region die Chance, Höhepunkte des aktuellen mittel- und osteuropäischen Films näher kennenzulernen. Eine fünfköpfige internationale Jury vergibt drei Preise im Wert von insgesamt 21.500 Euro und die Jury der FIPRESCI vergibt zwei Preise der Internationalen Filmkritik. Besonders begehrt ist die mit 10.000 Euro dotierte „Goldene Lilie“ als Hauptpreis des Wettbewerbs von goEast. Die Landeshauptstadt Wiesbaden vergibt den Preis für die Beste Regie, der mit 7.500 Euro dotiert ist.

Nachdem bereits der Eröffnungsfilm ein Frauenschicksal von Frauenhand zeichnet, geht der Wettbewerb mit NOT A THING (Veszélyes lehet a fagyi, Ungarn, 2022) unter der Regie von Fanni Szilágyi los. Adèl und Evá sind eineiige Zwillinge, die sich in konträren Lebenssituationen befinden. Das angespannte geschwisterliche Verhältnis spitzt sich dramatisch zu. Das feministische Science-Fiction-Drama ORDINARY FAILURES (Běžná selhání, Tschechien, Ungarn, Italien, Slowakei, 2022) von Cristina Groșan bringt die Schicksale von drei Frauen kurz vor dem Ende der Welt zusammen. Bei REMEMBER TO BLINK (Per arti, Litauen, 2022) von Austėja Urbaitė handelt es sich um ein psychologisches Drama. Ein französisches Ehepaar beschließt vor der Adoption eines Geschwisterpaares aus Litauen, die litauische Studentin Gabriele einzustellen, um zu dolmetschen und die Eingewöhnung der Kinder zu unterstützen. Daraus entwickelt sich ein spannendes, psychologisch tiefgründiges Drama. Dramatisch und turbulent geht es auch in THE BEHEADING OF ST. JOHN THE BAPTIST (Usekovanje, Serbien, 2022) von Siniša Cvetić zu. Wo treffen UFOs, Paralleluniversen, Alkoholkonsum, Generationskonflikte und Drogen aufeinander? Bei einem Abendessen mit der ganzen Familie während der Pandemie im Elternhaus. Ein gesellschaftskritisches Drama ist auch Marko Šantićs WAKE ME (Zbudi me, Slowenien, Kroatien, Serbien, 2022). Nach einem Unfall leidet Rok unter einem temporären Gedächtnisverlust und erkennt selbst seine Freundin Rina nicht wieder. Nur an seine Heimatstadt und an sein ehemaliges Zuhause kann er sich erinnern. Nach einem wenig herzlichen Empfang dort setzt Rok langsam seine Vergangenheit wieder zusammen und erinnert sich an seinen xenophoben Freundeskreis, an Manipulation und Gewalt.

Das dokumentarische Gesellschaftsporträt MOTHERLAND (Mutterland, Schweden, Ukraine, Norwegen, 2022) unter der Regie von Alexander Mihalkovich und Hanna Badziaka aus Belarus wurde 2019 zum ersten Mal beim East-West Talent Lab gepitcht und gewann damals das Renovabis Recherchestipendium für Dokumentarfilme mit Menschenrechtebezug. Die Belarussin Svetlana glaubt nicht, dass ihr Sohn während seines Militärdienstes Suizid begannen hat, wie es offiziell heißt. Sie kämpft dafür, dass die Mörder ihres Sohnes zur Verantwortung gezogen werden und die brutalen Schikanen in der belarussischen Armee, denen ihr Sohn zum Opfer gefallen ist, enden. Wenig später beginnen die Proteste nach der Wiederwahl von Alexander Lukashenka und mit ihnen ihre brutale Niederschlagung durch die Staatsmacht. Im Coming-of-Age-in-War-Dokumentarfilm WE WILL NOT FADE AWAY (My ne zgasniemo, Ukraine, Frankreich, Polen, 2023) unter der Regie Alisa Kovalenkos wächst eine Gruppe Jugendlichen im Donbass auf. Der Lärm von Gewehrsalven gehört für die Freundesgruppe genauso zu ihrem Alltag wie die gewöhnliche Frage, was nach dem Schulabschluss folgt. Eine Frage mit einem besonders bitteren Beigeschmack, wenn die Perspektiven in der eigenen Heimat begrenzt sind und der Krieg vertraute Orte zerstört. Nicht zerstörbar sind ihre Hoffnungen und Träume. Alisa Kovalenko gewann mit ihrem Film HOME GAMES 2019 den Preis für kulturelle Vielfalt bei goEast.

Einen besonderen Platz im Wettbewerb haben zweizentralasiatische Filme. Gedächtnisverlust ist im Gesellschaftsporträt THIS IS WHAT I REMEMBER (Esimde, Kirgistan, Japan, Niederlande, Frankreich, 2022) des kirgisischen Altmeisters Aktan Arym Kubat Thema. Der vermisste Mann Zarlyk kehrt nach 20 Jahren Gastarbeit in Russland zurück nach Kirgisistan. Mit seiner Familie kann Zarlyk nichts anfangen, da er sein Gedächtnis verloren hat. Mit stoisch schweigender Miene macht er das, was ihm als einzige Erinnerung blieb – die Straßen des Dorfes von Müll zu befreien. Das Trauma der Gastarbeit, die gegensätzlichen Kräfte in einer postsowjetischen Dorfgemeinschaft und der Versuch, trotz aller Brüche wieder zueinanderzufinden, werden mit ruhiger Hand gezeichnet. Regisseur und goEast-Stammgast Adilkhan Yerzhanov nimmt uns mit seinem Rachewestern GOLIATH (Kasachstan, 2022) erneut mit nach Karatas: das Dorf im kasachischen Middle-of-Nowhere, wo bereits viele von Yerzhanovs vorherigen Filmen spielten. Dort herrscht der skrupellose Gangsterboss Poshaev. Yerzhanovs Neuerzählung des „David gegen Goliath“-Topos entfaltet sich bedächtig und mit Blick auf das Universelle.

Der Genrefilm ist nicht nur durch Adilkhan Yerzhanov, sondern auch durch den ukrainischen Film noir LA PALISIADA (Ukraine, 2023) von Philip Sotnychenko vertreten. Er erzählt die Geschichte von Aisel und Kiril, die Mitte der 1990er Jahre innerhalb starker patriarchalischer Strukturen aufwachsen. Die Väter, beides Polizisten, ermitteln in einem Mordfall. Doch um der Öffentlichkeit einen Täter präsentieren zu können, überschreiten die Ermittler das Gesetz. Der Verschwörungsthriller TRAIL OF THE BEAST (Trag divljači, Serbien, 2022) von Nenad Pavlović spielt 1979 in Belgrad. Der angehende Journalist Jugoslav Bucilo beginnt im Fall des als vermisst geltenden ehemaligen Studentenführers Aljoša Josić Nachforschungen anzustellen. Im Zuge dessen wird er in einen Mordfall verwickelt, in den nicht nur Aljoša, sondern auch sein Vater Blagoje – ein hoher Angestellter beim Geheimdienst, von Kultschauspieler Miki Manojlović verkörpert – verstrickt zu sein scheinen. Im Rahmen der diesjährigen Archivpräsentation zeigen wir in diesem Jahr auch einen Film von Nenad Pavlović‘ Vater Živojin FAREWELL UNTIL THE NEXT WAR (Nasvidenje v naslednji vojni, Jugoslawien, 1980). TRAIL OF THE BEAST ist auch eine Hommage an das Werk des Vaters.

Mit JANUARY (Janvāris, Lettland, Litauen, Polen, 2022) nimmt Regisseur Viesturs Kairišs das Publikum mit in das Baltikum im Jahr 1991, als die sowjetischen Spezialeinheiten im Einsatz sind und versuchen, das baltische Bestreben nach Unabhängigkeit zu unterdrücken. POLISH PRAYERS (Polnische Gebete, Schweiz, Polen, 2022), das Dokumentarfilmdebüt der Regisseurin Hanka Nobis, ist ein paradoxes Porträt. Vier Jahre lang begleitet sie Antek, der inmitten einer tiefreligiösen und konservativen Familie im heutigen Polen aufwächst. Katholizismus, Nationalismus und eine patriarchale Vorstellung von Männlichkeit bestimmen sein Leben. Aufgezeigt werden nicht nur die innere Zerrissenheit eines jungen Mannes, sondern auch die tiefe Spaltung der polnischen Gesellschaft. Der gewaltvolle Montagefilm MANIFESTO (Russland, 2022) von Angie Vinchito (ein Künstler:innenpseudonym, um die Identität des russischen Filmschaffenden zu schützen) zeigt Gewalt im Schulsystem und im Alltag im gegenwärtigen Russland, aus der Perspektive von Schulkindern und Jugendlichen. Der aus Youtube- und Handyvideos zusammengesetzte Film veranschaulicht eine systematische Brutalität gegen junge Menschen.

Der magisch-realistische FLOTACIJA (Serbien, 2023) feiert in Wiesbaden seine internationale Premiere. Im ostserbischen Majdanpek lässt Regieduo Alessandra Tatić und Eluned Zoë Aiano Magie und Wirtschaftskrise aufeinandertreffen. Auch FLOTACIJA begann seine Reise im Wiesbadener East-West Talent Lab.

Last but not least: In der brillanten Komödie PARADE (Paradas, Litauen, 2022) inszeniert Regisseur Titas Laucius ein gewieftes Match gegen das kirchliche Tribunal. Als Miglės Jugendblaskapelle für eine städtische Parade auserwählt wird, überschlagen sich im Leben der taffen Dirigentin die Ereignisse: ihre Tochter sorgt dafür, dass sich ein Junge mit der eigenen Trompete einen Zahn ausschlägt. Anschließend offenbart die Schülerin, dass sie sich statt der Musik lieber Capoeira widmen möchte. Zu guter Letzt informiert Miglės Ex-Mann die Familie noch über den Tod seiner Mutter, und bittet Miglė vor dem Gericht der katholischen Kirche, die Annullierung ihrer Ehe zu beantragen.

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Bioskop: Sehenswertes aus Mittel- und Osteuropa
Abseits des Wettbewerbsfiebers und Premierenzwangs stehen im Bioskop einzigartige Filmerlebnisse und Festivalhighlights auf dem Programm. Geboten wird ein weitgefächertes Spektrum aktueller mittel- und osteuropäischer Filmproduktionen in all ihrer künstlerischen wie inhaltlichen Breite – von diversen Genrefilmen bis hin zu experimentellen Werken. Im vielfach preisgekrönten MY LOVE AFFAIR WITH MARRIAGE (Lettland, USA, Luxemburg, 2022) erzählt Signe Baumane mit viel Humor und Gefühl in ihrem typischen Animationsstil persönlich und versöhnlich die Etappen der Emanzipation ihrer Protagonistin Zelma nach. Mit von der Partie ist Berlinale-Preisträger Radu Jude, ein altbekannter Gast bei goEast. Seine jüngsten Kurzfilme wurden nun erstmalig in einem CINEMA ALMANAC (Almanah Cinema: Șase filme scurte de Radu Jude, Rumänien, 2022) gesammelt, die sein breites Interesse an Themen- und Formenvielfalt widerspiegeln. THE HAMLET SYNDROME (Das Hamlet-Syndrom, Polen, Deutschland, 2022) von Elwira Niewiera und Piotr Rosołowski begleitet die Theaterproben von fünf jungen Ukrainer:innen, die ihre Kriegserfahrungen in einer Neuinterpretation von Shakespeares „Hamlet” verarbeiten. Das Regieduo gibt bei goEast auch eine öffentliche Masterclass über ihr filmisches Schaffen. Das Familienporträt FRAGILE MEMORY (Ukraine, 2022) des Regisseurs Igor Ivankov führt in die filmische Vergangenheit seines Großvaters Leonid Burlaka ein, der als Kameramann am Odessa Filmstudio tätig war. Während Igor anhand der in der Garage gefundenen Filmrollen das Gesamtwerk seines Großvaters entdeckt, verblasst dessen Gedächtnis aufgrund seiner Demenzerkrankung immer mehr. Die psychologische Weihnachtsgroteske THE UNCLE (Stric, Kroatien, Serbien, 2022) von David Kapac und Andrija Mardešić spielt in Jugoslawien der späten 1980er Jahre. In der Titelrolle als fieser Onkel zu sehen: Miki Manojlović. Außerdem dabei ist ein wahrer Altmeister des Filmschaffens, Jerzy Skolimowski, mit seiner mitreißenden Hommage EO (IO, Polen, Italien, 2022) an Robert Bressons Klassiker BALTHASAR aus dem Jahr 1966.

Kurzfilmliebhabende

Aber auch für Kurzfilmliebhabende gibt es ein wildes Programm auf der großen Leinwand zu sehen: die Anarcho Shorts. „Live, laugh, love” lautet das diesjährige Motto, unter dem die bunten, unkonventionellen Filme präsentiert werden.

 

Am Tag der Arbeit hat goEast ein traditionelles Rhein-Kreuzfahrtschiff gemietet und lädt herzlich zu einer Schifffahrt mit Festivalgästen ein. Während die idyllischen Landschaften des Rheingaus am Schiff vorbeiziehen, werden kurze Lesungen und Poesie-Performances für intellektuelle Stimulation sorgen. Ausgewählte Filmemacher:innen werden aus den Werken ihrer Lieblingsautor:innen lesen, mit Übersetzung. Der Wiesbadener Schriftsteller Alexander Pfeiffer übernimmt die Moderation. Am 1. Mai um 13:30 Uhr ab Anlegestelle: Rheingaustraße 148, 65203 Wiesbaden-Biebrich.

Nachgefeiert werden müssen diverse Partys, die im Laufe der letzten dreieinhalb turbulenten, von Corona geprägten Jahre ausgefallen sind. Partystart ist mit dem goEast-Partykeller und DJ Janeck am 28. April um 23:00 Uhr in der neuen Location im Alten Gericht. Estonian Funk Embassy lässt am Samstag, 29. April um 22:30 das Kulturzentrum Schlachthof beben. Anknüpfend an das ungarisch-estnisches Space-Age-Animationsfilmprogramm sind der „Ambassador of Funk“ aka Henrik Ehte und sein Kollege Ingvar „Indo“ Kassuk nach Wiesbaden entsandt, um das Publikum mit Funk-, Soul-, Disco- und Jazz-Aufnahmen estnischer Künstler:innen aus den 70er und 80er Jahren das Publikum in einer Trance zu versetzen. Die Abschlussparty am 02. Mai steigt um 23:00 Uhr im Alten Gericht mit einer bunten Mischung aus Gypsy, Klezmer-Melodien und moderner Elektro-Rhythmen.

Informationen: goEast2023