Carl-Zuckmayer-Medaille Ministerpräsidentin Malu Dreyer ehrt Nino Haratischwili – „Eine Stimme Osteuropas, die dringend gehört werden muss“

Ministerpräsidentin Malu Dreyer ehrt Nino Haratischwili mit der Carl Zuckmayer Medaille  © Foto Heike von Goddenthow
Ministerpräsidentin Malu Dreyer ehrt Nino Haratischwili mit der Carl Zuckmayer Medaille © Foto Heike von Goddenthow

Für ihre Verdienste um die deutsche Sprache hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer die deutsch-georgische Schriftstellerin Nino Haratischwili mit der Carl-Zuckmayer-Medaille 2023 ausgezeichnet. Die Ministerpräsidentin würdigte sie bei der Preisverleihung als sprachmächtige Autorin, die Haltung mit dem Mut zum großen Erzählen verbindet. „Aus ihrem Werk spricht ein tiefes Verbundensein mit den Menschen und ihrer Geschichte. In ihren Büchern und Theaterstücken entfaltet sich das ganze Panorama menschlicher Freude und menschlichen Leids. Dabei zeichnet sie auch das Kleine in den Tragödien des Lebens nach. Bildstark und schonungslos zeigt sie, wie Menschen leben und überleben“, sagte die Ministerpräsidentin bei der Feierstunde, für die das Mainzer Staatstheater den künstlerischen Rahmen gestaltet hatte. Rund 650 Gäste aus Politik, Medien, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur sowie 150 Schülerinnen und Schüler aus Mainzer Schulen nahmen an der Veranstaltung teil. Unter den Gästen waren auch die früheren Preisträger Rafik Schami und Thomas Brussig.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer dankte der ehemaligen georgischen Außenministerin Maia Panjikidze für ihre Laudatio auf die Preisträgerin. „Als Hochschulprofessorin und Germanistin hat sie das zuletzt erschienene Buch ‚Das mangelnde Licht‘ von Nino Haratischwili ins Georgische übersetzt. Sie ist aufs Engste mit dem Werk der Preisträgerin verbunden und lebt in der Hauptstadt von Georgien, wo die Preisträgerin aufgewachsen, die deutsche Sprache für sich entdeckt und ihre Anfänge im Theater gefunden hat, mit einer von ihr gegründeten deutsch-georgischen Gruppe“, so die Ministerpräsidentin.

Schriftstellerin Nino Haratischwili © Foto Diether von Goddenthow
Schriftstellerin Nino Haratischwili © Foto Diether von Goddenthow

Nino Haratischwili sei für sie eine Stimme Osteuropas, die dringend gehört werden müsse. Ihr Werk fordere dazu auf, die Perspektive osteuropäischer Länder wahrzunehmen und verstehen zu lernen. Sie erzähle von Freiheit als großer generationsübergreifender Geschichte der Staaten der ehemaligen Sowjetunion. „Mit ihren Romanen wie ‚Das achte Leben‘ entdecken wir das Suchen und Finden von Identität und Unabhängigkeit in den postsowjetischen Staaten“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Für alles finde die Preisträgerin Worte; für Macht in all seinen Färbungen. ‚Die Katze und der General‘ buchstabiere die schrecklichen Verbrechen während des Tschetschenienkriegs aus. „Wenn wir bei ihr von der brutalen Gewalt des Bürgerkriegs, vom Schlangestehen für Benzin und von täglichen Stromausfällen lesen, dann erscheinen ihre Romane erschreckend aktuell“, so die Ministerpräsidentin weiter. Sie zeigte sich vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs dankbar dafür, dass so viele Menschen in Rheinland-Pfalz geflüchteten Menschen aus der Ukraine ihre Herzen und Türen öffnen. „Wir sind ein Land mit einer langen Einwanderungsgeschichte und viel Integrationserfahrung. Schon Carl-Zuckmayer hat von der ‚Völkermühle Europas‘ geschrieben“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

In ihrem Werk finde Nino Haratischwili für Menschlichkeit eine eigene Sprache. Die Zuversicht im Hoffnungslosen, das Helle im Dunkeln, in ihren Geschichten gehe das Licht nie aus. Darin sei sie Carl Zuckmayer sehr ähnlich. Auch er schaue als optimistischer Menschenfreund schonungslos und liebevoll auf seine Heimat. „Ich freue mich sehr, dass ich Nino Haratischwili für ihre großen Geschichten voller Erzählkraft mit dem diesjährigen Zuckmayer-Preis auszeichnen darf“, so die Ministerpräsidentin.

Die Carl-Zuckmayer-Medaille wird vom Land Rheinland-Pfalz seit 1979 jährlich, am 18. Januar, dem Todestag Carl Zuckmayers, an Persönlichkeiten vergeben, die sich um die deutsche Sprache in besonderer Weise verdient gemacht haben.

Die Verdienste der Preisträger und Preisträgerinnen werden mit einer individuell gestalteten Kulturveranstaltung im Mainzer Staatstheater gewürdigt. Zu dem Preis gehört eine vom Künstler Otto Kallenbach geschaffene Medaille sowie ein 30-Liter-Fass mit Nackenheimer Riesling, dem Lieblingswein Carl Zuckmayers.

Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille sind:

Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012), Doris Dörrie (2013), Dieter Kühn (2014), Bruno Ganz (2015), Sven Regener (2016), Joachim Meyerhoff (2017), Yoko Tawada (2018), Robert Menasse (2019), Maren Kroymann (2020), Nora Gomringer (2021), Rafik Schami (2022)