Bundespräsident a. D. Joachim Gauck ist Inhaber der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur im Jahr 2020

Bundespräsident a. D. Joachim Gauck "Die demokratische Ordnung, einst Sehnsuchtsziel vieler Länder Europas und in der Welt, sie hat für manche ihre Attraktivität verloren. Nationalistisches, autoritäres und fundamentalistisches Denken hingegen hat an Boden gewonnen. Demokratie und Freiheit sehen sich von innen wie von außen unterschiedlich starken Gegenkräften ausgesetzt. All dies hat viele verstört und auch erschreckt und zu überraschenden Veränderungen in der politischen Landschaft einzelner Länder geführt." © Foto: Diether v Goddenthow
Bundespräsident a. D. Joachim Gauck: „Die demokratische Ordnung, einst Sehnsuchtsziel vieler Länder Europas und in der Welt, sie hat für manche ihre Attraktivität verloren. Nationalistisches, autoritäres und fundamentalistisches Denken hingegen hat an Boden gewonnen. Demokratie und Freiheit sehen sich von innen wie von außen unterschiedlich starken Gegenkräften ausgesetzt. All dies hat viele verstört und auch erschreckt und zu überraschenden Veränderungen in der politischen Landschaft einzelner Länder geführt.“ © Foto: Diether v Goddenthow

„Demokratie in Frage“: Im Mittelpunkt der 21. Johannes GutenbergStiftungsprofessur steht das Modell der westlichen liberalen Demokratie und seine Zukunft

(Mainz, 27. November 2019) Theologe, Politiker und Publizist: Bundespräsident a. D. Joachim Gauck ist der Inhaber der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur im Jahr 2020. Als Pastor leitete er 1989 die Friedensgebete; er war führendes Mitglied der Bürgerbewegung Neues Forum und 1990 Abgeordneter der ersten frei gewählten Volkskammer; ein Jahrzehnt war er Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Am 18. März 2012 wurde Joachim Gauck von der Bundesversammlung zum elften Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Seit 2017 ist er Ehrenvorsitzender der Vereinigung „Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V.“ Joachim Gauck ist eine Persönlichkeit, die durch ihre Leistungen um die Demokratie und das Eintreten für Toleranz, für Freiheit und für die Verantwortung, die Freiheit mit sich bringt, Deutschland und die gesellschaftlichen Debatten entscheidend mitgeprägt hat und mitprägt Zu den zahlreichen Ehrungen und Preisen, mit denen Joachim Gauck für sein Wirken auchinternational ausgezeichnet wurde, gehören der Leopold Lucas-Preis und der Open Society Prize (Budapest) und der Preis für Verständigung und Toleranz (2017), der Internationale Preis der Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung und der Gilel-Storch-Preis (Stockholm, 2018) und in diesem Jahr der Karl IV.-Preis (Prag) und der Jan Nowak-Jeziorański-Preis (Breslau). Zu den Schriften von Joachim Gauck zählen Freiheit: Ein Plädoyer (2012) sowie Toleranz: einfach schwer (2019).

© Foto: Diether v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

Die Vorlesungsreihe seiner Stiftungsprofessur im Sommersemester 2020 stellt Joachim Gauck unter den Titel „Demokratie in Frage“. Es ist die Frage nach der Zukunft des westlichen Modells der liberalen Demokratie: Hatte man mit dem Ende des Kalten Krieges erwartet, die westliche Ordnung von Demokratie, Freiheit und Marktwirtschaft werde sich weltweit durchsetzen, so weisen die Entwicklungen des frühen 21. Jahrhunderts in eine andere Richtung. Das Modell der liberalen Demokratie ist in die Krise geraten und wird von populistischen Bewegungen und autoritären Staats- und Regierungsformen bedrängt. Digitalisierung und Klimawandel stellen zudem die überkommenen repräsentativen Demokratien vor ganz neue, übergreifende Probleme. Daher fragt „Demokratie in Frage“, ob das westliche Modell der liberalen Demokratie auch im 21. Jahrhundert zukunftsfähig ist und wie es sich verändern muss. Joachim Gauck und renommierte Gäste werden diese Frage dienstagabends auf dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität verfolgen und diskutieren.

Weiterführende Links:
https://www.joachim-gauck.de/gesellschaft-im-wandel/
http://www.bundespraesident.de/DE/DieBundespraesidenten/Joa chim-Gauck/Reden-undInterviews/reden-und-interviews-node.html
http://www.magazin.uni-mainz.de/9395_DEU_HTML.php

Biographische Daten
Joachim Gauck – Bundespräsident a. D.

Bundespräsident a. D. Joachim Gauck © Foto: Diether v Goddenthow
Bundespräsident a. D. Joachim Gauck © Foto: Diether v Goddenthow

Studium der Theologie
1965–1990 Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburg, Arbeit als Pastor, zeitweilig auch Jugendpastor und Leiter der Kirchentagsarbeit
1989 Mitinitiator des kirchlichen und öffentlichen Widerstands gegen die SED-Diktatur, Mitbegründer des Neuen Forums
1990 Abgeordneter von Bündnis 90 in der ersten frei gewählten Volkskammer
1990 Sonderbeauftragter der Bundesregierung für die personenbezogenen Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes
1991–2000 Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR
2001–2004 Deutsches Mitglied des Verwaltungsrates der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit mit Sitz in Wien
2003–2012 Bundesvorsitzender der Vereinigung „Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V.“
2012–2017 Elfter Präsident der Bundesrepublik Deutschland

Seit 2017 Ehrenvorsitzender der Vereinigung „Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V.“

Joachim Gauck ist unter anderem Ehrendoktor der Universitäten Augsburg, Jena, Kiel, Münster, Rostock, der Hebrew University of Jerusalem, der National University of Ireland/Galway, der Maastricht University, der Universität Łódź sowie der Université Paris-Sorbonne. Im Jahr 2018 hat er die Gastprofessur der Heinrich-Heine-Universität sowie die Mercator Professur der Universität Duisburg-Essen übernommen. Er ist Ehrenbürger von Berlin und seiner Heimatstadt Rostock.

Publikationen
Winter im Sommer – Frühling im Herbst: Erinnerungen. München, 2009
Freiheit: Ein Plädoyer. München, 2012
Nicht den Ängsten folgen, den Mut wählen: Denkstationen eines Bürgers. München, 2013
Toleranz: einfach schwer (in Zusammenarbeit mit Helga Hirsch). Freiburg im Breisgau, 2019

Informationen zur Stiftung „Johannes Gutenberg Stiftungsprofessur“
https://www.stiftung-jgsp.uni-mainz.de/
Die Vereinigung der Freunde der Universität Mainz hat die Stiftung „Johannes GutenbergStiftungsprofessur“ aus Anlass des 600. Geburtstags von Johannes Gutenberg im Jahr 2000 eingerichtet. Inhaber der Stiftungsprofessur waren der Kulturhistoriker und Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels Fritz Stern (2000), der führende Vertreter der Evolutionsbiologie und Pionier der Soziobiologie Bert Hölldobler (2001), der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (2002), der ehemalige Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung Wolfgang Frühwald (2003), der ehemalige Exekutiv-Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) Klaus Töpfer (2004), der Komponist und Dirigent Peter Ruzicka (2005), der Wiener Experimentalphysiker Anton Zeilinger (2006), der Immunologe Fritz Melchers (2007), der Literatur- und Sozialwissenschaftler Jan Philipp Reemtsma (2008), Karl Kardinal Lehmann (2009), die Neuropsychologin und Kognitionswissenschaftlerin Angela D. Friederici (2010), der Kunsthistoriker und Bildwissenschaftler Gottfried Boehm (2011), der Paläoanthropologe Friedemann Schrenk (2012), der Finanzwissenschaftler Gerold Krause-Junk (2013), der theoretische Physiker Christof Wetterich (2014), die Kulturwissenschaftler Aleida und Jan Assmann (2015), der Biopsychologe Onur Güntürkün (2016), der Informatiker Wolfgang Wahlster (2017), der Politikwissenschaftler Herfried Münkler (2018) sowie der Zellphysiologe Hanns Hatt (2019).